06 Zirkel um Xardas

Seltsame Begebenheiten im Umfeld der Schwarzmagier

Kaum wage ich es, meine Nase in die Angelegenheiten des Kastells zu stecken. Allzu düster geben sich oftmals dessen Bewohner. Doch glaubt mir, werte Leser! Dahinter steckt oftmals gar nicht viel. Ich habe sogar das eine oder andere Mal erlebt, wie ein Schwarzmagier lachte. Jawohl! Ich traute meinen Ohren nicht und meinen Augen ebenso wenig, doch war es wahr. Zuerst glaubte ich, diese rhythmisch ausgestoßenen Töne und die verzerrten Münder wären der Auftakt zu einem ganz besonders verderblichem Zauber, den diese Leute gegen die Menschheit schleudern würden, aber umso verblüffter war ich, als ich erkennen mußte, daß es sich um ganz gewöhnliches Gelächter handelte. Ihr könnt Euch mein Erstaunen nicht ausmalen, als ich dessen Gewahr wurde und diese Wahrheit begriff. Also nahm ich mir, eingedenk dieser Erlebnisse ein Herz und wagte es wieder einmal, auf den Spuren dieser merkwürdigen Gesellen zu wandeln. Dies war nicht ganz einfach, denn sicher ist es mittlerweile allgemein bekannt: Gruppen widerlicher Echsenmenschen, die so nur durch verderbte Magie hervorgebracht werden können, haben sich auf der schönen Insel Argaan ausgebreitet. (Nun, sie wäre noch um einiges schöner, würde nicht dieser unselige Krieg herrschen, der hier und da einige erhaltenswerte Dinge zerstört hat.) auch auf die Gefahr hin, auf ewig von diesen düsteren Gesellen verflucht zu werden, wage ich es, die Wahrheit über die Ereignisse, an denen diese Magier beteiligt waren, in die Welt hinauszurufen!

Anders als viele von Ihnen, geschätzte Leser, es vermuten, liegt die Ursache der Echsenmenschen-Plage nicht an den Schwarzmagiern. Das dachte ich jedenfalls zuerst in meiner Einfalt. Für diese Vermutung liegen allerdings wahrlich genug Indizien vor, so daß sich niemand von Ihnen dafür entschuldigen muß, genauso zu denken. Unterlag ich doch selbst zuerst eben dieser Annahme. Aber ich muß zugeben, es gibt leider keinerlei Beweis, daß ein Anhänger des finsteren Beliar Schuld ist an diesen Monstern, die über die Insel streifen. Die naheliegendste Erklärung für ihre vermeintliche Unschuld dürfte sein, daß diese Zauberer einfach zu gerissen sind, als daß sich ihre Aktivitäten auf sie selbst zurückführen lassen. Die andere Erklärung, nämlich daß sie tatsächlich nichts damit zu tun haben, ist einfach zu absurd, als daß sie ernsthaft in Erwägung zu ziehen ist. Nachdem ich meine Verblüffung über diesen Umstand überwunden hatte, begann ich, nachzuforschen, was diese Gestalten in den letzten Zeiten so getrieben haben. Oftmals sind sie im Verborgenen unterwegs, geheim oder zumindest verdeckt, verleugnen ihre wahre Natur.

Aus dem Sumpf erreichen uns nicht nur Nachrichten von schweren Kämpfen gegen diese Echsenplage. Nein, dort hatten sich auch einige der schwarzgewandeten Gesellen hinbegeben, um ihren widerwärtigen Zaubern zu frönen. Jedenfalls ist dies die Meinung einiger wohlunterrichteter Individuen, die für gewöhnlich den Tag über das wohl bekannte und höchst ehrenwerte Gasthaus der Mama Hooqua besuchen, um sich dort mit der anspruchsvollen und Opfer fordernden Verkostung alkoholischer Getränke zu beschäftigen. Einige dieser vertrauenswürdigen Leute berichteten mir auf Nachfrage, was sich dort abgespielt habe: Nämlich ein unglaublicher Tumult, bei dem ein unbescholtener Bürger und Besucher des Gasthauses mit heruntergelassenen Hosen und auf dem Boden liegend hinterlassen wurde. Tische wurden umgeworfen und die Gäste sind schreiend ins Freie gerannt. Ob die Gaststube sich jemals von dieser Verunglimpfung ihres guten Rufes erholen kann? Natürlich kann dieser Aufruhr unter den Gästen auch an den zeitgleich in der Siedlung tobenden schweren Kämpfe gelegen haben. Kämpfe gegen die erwähnten Echsenmenschen, von denen diese äußerst seltsamen Schwarzmagier angeblich nichts mitbekommen haben wollen und stattdessen lieber unbescholtene Bürger verfluchten und sie sich ihrer Hosen entledigen ließen. Jawohl, wahrhaft hinterhältig. Perfide sogar! Daß die erwähnten Magier unmittelbar danach aus Schwarzwasser verschwanden und niemand sie mehr dort gesehen hat, bekräftigt nur die Richtigkeit meiner Vermutungen.

Zwei weitere Schwarzmagier sollen – und dafür darf ich leider nicht meine Quellen angeben, selbst wenn ich vor das hochnotpeinliche Gericht des Ordens zitiert werde – sich von Thorniara aus in Richtung Festland abgesetzt haben. Nagut, zumindest so lange, wie nicht die Folterwerkzeuge ausgepackt und mir gezeigt werden. Effiziente Geräte wie die Daumenschrauben, die Gaumenbirne, der stachelgespickte Stirnreif mit seinem gut funktionierenden Gewinde zum Zusammenziehen desselben oder die ganz ungemütliche Streckbank … Oh Gott … bei Innos … ich verrate ja alles, was ihr nur wollt, nur laßt mich nicht mehr an diese kalten, harten und umbarmherzigen, die Wahrheit herausfindenden Instrumente denken. Es war der Vormaat der Wellentänzerin, der mir dies alles in der Lahmen Möve bei einigen Humpen Paladiner gegen einige Münzen erzählte. Ja er, er allein, ich schwöre es. Wohin genau das Schiff, dessen entweder leichtgläubiger oder skrupelloser Kapitän sie aufnahm, auslief, ist mir leider unbekannt, aber es segelte gen Osten, entweder direkt nach Myrtana oder nach Varant. Ach nein, ich meinte Westen, Westen, ja nur nach Westen. Die Angst macht mich schon so fahrig, daß ich die Himmelsrichtungen verwechsle. Verzeiht mir. Man munkelte, einer der beiden Gestalten soll ein bekannter Verbrecher sein, aber darauf kann ich mir keinen Reim machen, denn ist nicht jeder Schwarzmagier ein Verbrecher. Nungut, vielleicht sind einige von ihnen nicht so bekannt wie andere, das mag schon sein. Doch was die beiden auf dem Festland suchen, weiß ich nicht. Wollen sie vielleicht Chaos und Verzweiflung sähen und die Ordnung Innos‘ umstürzen? Das wäre nur ein weiterer Beweis dafür, daß sie doch mit den Echsen unter einer Decke stecken.

(--Ein unerkannt bleiben wollender Dumak. Mist.)