Rollenspiel nach Fall der Barriere
Quests
[GM] Bruder und Schwester

13.12.2003 06:55#1
Isabell [GM] Bruder und Schwester


Wenn eine Seele zerbricht, dann ist sie normalerweise für immer gestorben, kann nie wieder zurückkehren. Doch manchmal passiert es, das aus bestimmten Gründen diese Seele wiedergeboren wird, allerdings mit einem Duplikat. Diese Seelen ähneln sich sehr und doch müssen sie sich niemals treffen. Es sind besondere Seelen, die auch besondere Kräfte in sich haben, diese Seelen sind das vollkommenste, was es gibt. Die Götter selbst haben sie geschaffen und je nachdem von welchem Gott entscheidet sich auch ihre Gesinnung. Die einen sind abgrundtief böse, die anderen strahlend gut. Aber auch wenn diese Seelen etwas Besonderes sind, sind sie erst mal nicht anders als andere. Man muss ihre ureigenen Kräfte wecken, sie verführen. Wenn erst mal ihre ganze Macht geweckt ist, sind sie nur schwer aufzuhalten. Sie kämpfen für den anderen, sie stehen ihm in guten und gerade in schlechten Zeiten bei, sie bauen einander auf und lernen von sich. Sie sind fast so wie kleine Kinder, kennen jedoch auch Schmerz und Leid. Warum diese Seelen erschaffen wurden, das weiß man nicht, nur können nur Menschen sie besitzen, keinem Tier ist das erlaubt. Die Seelen haben von Anfang an nur ein Ziel, sie wollen ihre Gebrochenheit wieder rückgängig machen und eine vollwertige Seele werden. Sie haben diese Zuneigung an sich, dass sie sich suchen, wenn sie sich nicht finden, doch auch Seelen dieser Art sind nicht übermächtig, manchmal ist auch schon alles zu spät. Aber trotzdem wissen sie, dass sie ihr Gegenstück finden müssen, sie sind wie:

Bruder und Schwester

Prolog



13.12.2003 07:02#2
Isabell ...................

Ein helles Licht führte sie durch einen schwarzen Tunnel, es war total dunkel und man konnte nichts erkennen, so total dunkel eine Finsternis war, doch das kleine, schwebende Licht, das führte sie, fast konnte man meinen es nahm sie bei der Hand, doch ihr Weg dauerte nun schon so lange, sie hatte das Gefühl, dass sie niemals ankommen würde. Doch als ob es nicht schon schlimm genug war, wusste sie nicht, ob sie wachen oder träumen sollte, ob das alles genau so unwirklich war, wie auch sonst alles. Wann hatte man schon das Gefühl, dass etwas war sein könnte. Vollkommen abgelenkt bemerkte sie nicht mehr, wo sie eigentlich hinlief und auf einmal wurde der ganze Raum durch ein unglaubliches Licht gefüllt. Sie befand sich in einem Raum, dieser Raum war niemand anderes als das Zimmer ihres Hauses, natürlich, sie lag in ihrem Bett, der arme Mann neben ihr, total fertig und mit den Nerven am Ende, sah es so aus, als ob er doch noch etwas Schlaf gefunden hätte, gestern hatte er doch sehr unruhig geschlafen, wenigstens war er wach, wach nach so langer Zeit, eine unendlich lange Zeit für sie, es war so unglaublich, sie wollte das alles nicht mehr mitmachen, hoffte bei allem auf der Welt, dass sich ihre Wege nun nie wieder trennen sollten, sie würde ihn nie wieder loslassen, nie wieder gehen lassen...

Dass sie jetzt wach war, davon war sie überzeugt, war doch alles total echt hier, doch in ihrer zweiten Ablenkung zu den vergangenen Tagen beim Anblick des schlafenden Mannes, bemerkte sie das Licht nicht, dass sich hier in ihrem Zimmer bildete, aus dem kleinen Lichtchen wurde ein Ball, der auf einmal explodierte, in einer gewaltigen Lichtexplosion geblendet, schien es, als ob ihre Augen blind würden, es war unglaublich, doch sie konnte nichts mehr sehen, sie war tatsächlich blind, doch das stimmte nicht ganz, denn sie sah zwar nur noch eine Sache, aber das war nicht die ewige Schwärze der Finsternis, sie sah nur das beißende Hell des Lichts.
Vor ihr schwebte etwas, sie spürte Flügelschläge, verdammt was war das? Eine Stimme, sie vernahm eine Stimme, eine unglaubliche Stimme, sie sprach mit einem hellen Klang, so hell, dass es kein Mensch sein konnte, doch ihre Stimme klang weich, sie war keinesfalls kalt oder tot, auch klang sie nicht nach Unheil, sie war so warm, dass Isabell sich am liebsten hineingelegt hätte, doch nun ließ sie davon ab, kauerte sich eng an sich selber, in dem sie die Knie anhob und den Kopf hinein legte und lauschte, was die Stimme zu sagen hatte.


13.12.2003 07:05#3
Isabell Isabell....fürchte dich nicht vor mir. Du brauchst keine Angst haben, niemand wird dir etwas tun. Du hast deine Aufgabe bestanden, egal was du zu denken magst, es lief alles nach unserer vollsten Zufriedenheit, die Erwartungen sind erfüllt, du hast gezeigt, dass deine Wahl die Richtige war. Dein Schicksal hat mir nichts anderes gesagt und deine Bestimmung wird genau so verlaufen, wie du es dir sicher schon gedacht hast.
Doch nun höre mir zu. Du hast dich dein ganzes Leben lang nach deinem Bruder gesehnt, nichts hat dich so sehr gebannt, als diese eine Frage. Deine Suche würde niemals von Erfolg gekrönt sein, denn einen Menschen zu finden, der noch so klein war, als du ihn das letzte Mal gesehen hast, das ist unmöglich. Du würdest weder sein Aussehen, noch seine Merkmale erkennen. Die Suche wäre vergeblich, aber es ist deine Bestimmung, dass du deinen Bruder nun findest wirst, ja, freue dich, es ist wirklich an der Zeit, endlich das zusammenzufügen, was zusammen gehört, ihr beide wart lange genug getrennt, zulange, doch hat das nun ein Ende. Dein Bruder weiß nichts von dir, gar nichts, du wirst ihn also erst überzeugen müssen, aber ob das gelingt, das liegt nur an dir, es sei dir gleich gesagt, es liegt geschrieben, dass du ihn finden wirst, aber ob er dich akzeptiert, dass kann niemand sagen, denn dein Bruder ist ein besonderer Mensch, er ist anders als die Menschen, die du kennst, er ist nämlich kein wirklicher Mensch, aber dir das zu erklären, dass ginge zu weit.
Diese Geschichte ist von einer großen Anzahl von Lug und Trug und von Verrat und Mißgunst gezeichnet, eigentlich darf ich gar nicht hier sein, ich riskiere alles, nur weil ich weiß, dass es das einzige ist, was die Zukunft verhindern kann, du musst ihn einfach finden, sonst ist alles aus. Diese ganzen Worte verwirren dich Mädchen nicht wahr? Ich weiß, es ist nicht leicht diese Worte zu verstehen, du wachst hier auf und erfährst von deinem Bruder, für den du alles geben würdest, sogar dein eigenes Leben. Ich habe es gespürt. Gehe nach Khorinis, dort gibt es ein Viertel, das nennt sich, Oberes Viertel, in ihm leben die reichen Menschen der Stadt und noch dazu ein paar hohe Beamte und Paladine, dein Weg wird dich in ein Haus führen, es ist ein ganz bestimmtes Haus, dort im Keller wirst du die Informationen finden, die du brauchst, danach liegt alles in deiner Hand, ob du deinen Bruder wiedersehen wirst, dass entscheidest du, ich habe dir das Schloss gezeigt, jetzt musst du nur noch den Schlüssel finden, kleine Isabell, ich wünsche dir viel Glück und pass auf dich auf, ich werde für dich und ihn beten. Sein Schicksal liegt nun in deinen Händen.



13.12.2003 07:10#4
Isabell Sofort wollte sie etwas sagen, doch nichts, gar nichts, es war nichts mehr da, aber sie hörte noch etwas, einen Flügelschlag? Ja einen Flügelschlag, wie von einem Vogel, aber doch irgendwie anders, irgendwie ganz anders, außerdem konnten Vögel doch nicht sprechen...

Sie wachte augenblicklich auf, ihre Augen weiteten sich zu einer gewissen Form, etwas großem, weitem, dann aber sah sie, dass sie nicht mehr an ihren Knien lehnte, dass sie nicht mehr wach war, das hieß, jetzt war sie ja wach, oder doch nicht? Sie erhob sich wieder, Oberkörper nach oben, Pergamo, er lag noch immer da, wie vorhin, total am Ende, schlafend...diese Situation, eine totale Kopie von eben, doch jetzt war kein Licht mehr da, nur die Finsternis der Nacht. Was war denn los? War sie jetzt wach, oder schlief sie immer noch? Eben glaubte sie schon wach zu sein, doch jetzt war sie sich wieder sicher....Sie zwickte sich ganz doll in den linken Oberarm, doch neben einem kurzen Zusammenzucken und einem kleinen Au passierte nichts, also war sie wach. Ein kleiner rötlicher Fleck bildete sich an der Stelle, doch Schmerzen waren nicht mehr da, wenn sie jetzt wach war, was war denn dann eben mit ihr los? Das hieß, dieses sprechende Licht war nur in einem Traum, also konnte sie es eigentlich nur geträumt haben, was heißen würde, das eigentlich nichts davon war sein konnte...

Ihr Bruder, hatte sie da wirklich von ihrem Bruder geredet? Wer war er nur und was trieb ihn an, wo konnte er nur sein? Die Gestalt hatte Khorinis gesagt, da würde er zu finden sein, oder zumindest Informationen, aber wenn das alles nur ein Traum war, dann konnte das auch totaler Schwachsinn sein, sie wusste es nicht. Total verwirrt stand sie auf, sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte, wenn das alles nur ein Traum war, dann begab sie sich in eine sehr sehr große Gefahr, denn einfach nach Khorinis aufbrechen, sie war unsicher...zweifelte. Dann aber wurden alle Zweifel durchbrochen und das nur wegen einer Feder...sie fand eine Feder auf dem Boden liegen, sie war sehr sehr lang, kein Tier, dass sie kannte, hatte so lange Federn, auch war sie rein weiß, absolut weiß, welche weißen Vögel konnten das sein? Egal, diese Feder war Beweis genug, dass es doch kein Traum war, auch wenn sie geträumt hatte, so musste es doch irgendwie die Wahrheit sein, der Entschluss war gefasst, es gab kein zurück mehr.

Nur Pergamo war da ein Stolperstein. Sie wusste nicht, ob sie ihn jetzt wecken sollte und fragen, ob er sie bei der Suche begleitet, oder doch nicht und alleine ziehen. Nun war sie so lange an seinem Bette geblieben, hatte gehofft, gefleht, geweint, jetzt endlich war er wach und sie wollte ihn ernsthaft verlassen? Das konnte nicht ihr Ernst sein, doch es war ihr Ernst, sie hatte einen wichtigen Menschen in ihrem Leben zurückgewonnen, vielleicht sogar der zweitwichtigste Mensch, denn es je gab und geben wird, doch ihr Bruder, sie wusste nicht warum, doch er war noch viel wichtiger, vielleicht lag es an der großen langen Geschichte, die sie verband, sie musste ihn finden, erst dann konnte sie sagen, dass ihr Leben einen Sinn hatte, dass sie etwas erreicht hatte, auf das sie stolz sein konnte. Die Entscheidung war gefallen, sie würde gehen und zwar alleine, sie spürte, wie es ihr Herz zerriss, doch war es der einzig mögliche Weg, Pergamo war ein guter Mensch, doch die Sache mit ihrem Bruder würde er nicht verstehen, es war zu emotional für sie, als das sie ihn an ihrer Seite wollte und so entschloss sie sich sogar den Pakt zu brechen, sein Versprechen selbst zu brechen, als er sagte, dass er sie niemals verlassen würde. Es musste geschehen, keinen Ausweg mehr...

Die Feder packte sie gut weg, eine Erinnerung an das alles und eine Sicherheit, dass sie das alles nicht nur geträumt hatte oder spann. Doch ganz ohne Abschied wollte sie nicht abhauen, es sollte keine Flucht sein und auch kein heimliches Gehen, sie wollte ihn wiedersehen, wenn das alles vorbei war, sie wollte ihm nicht für immer Lebewohl sagen, auch wenn sie nicht wusste, wie er auf ihr Fortgehen reagieren würde, sie könnte es gut verstehen, wenn er sauer wäre und nichts mehr von ihr wissen wollte, doch dieses Risiko war sie bereit einzugehen, ihr Bruder, er war ihre Erfüllung. Einen kleinen Brief würde sie schreiben, noch schnell schnappte sie sich ihre Sachen, die alte Rüstung als Torolothan, die sie nur wiederwillig anzog, die aber bei einer solchen Reise unabdingbar war, ihre Stiefel, ihre Lederbluse und die aus Stoff gleich mit, ihre Schafsfellhose und ihre Schwerter, den kleinen Goldbeutel, der inzwischen zu einer großen Summe angewachsen war, dank des vielen Jagens und dann hatte sie alles was sie brauchte.

Sie wollte schon gehen, da drehte sie sich noch mal um und gab Pergamo einen kurzen Kuss, er schmeckte bitter, bitter nach Abschied, einen Abschied, den sie verursachte. Es war nicht schön, aber es musste sein, da hatte sie ihn endlich wieder und brach jetzt nicht nur sich selber das Herz, aber es musste sein, es war wohl wirklich Schicksal...



13.12.2003 07:12#5
Isabell Unten war noch etwas Pergament, ihr Stift, mit dem sie das Gedicht kopiert hatte, sie würde es immer bei sich tragen und vielleicht würde es ihr ja noch einmal Kraft geben, doch nun war die Entscheidung gefallen und mit einer Träne im Auge fing sie dann an ihren Abschied aufzuschreiben, nur wenig fiel ihr in dem Moment ein, wie auch sonst, sollte sie etwa einen Roman schreiben, bei einer Sache, die ihr so schon das Herz brach, es half ja alles nichts, sie schrieb, immer weiter...

Mein kleiner Mondschein,
ich weiß, dass Du es nie verstehen wirst und auch nicht verstehen kannst, ich weiß, dass ich dir das Herz brechen werde, doch verfluche ich mich dafür selbst. Ich muss es dennoch tun, alleine, ganz alleine muss ich es tun. Ich muss jemanden finden, du weißt wen ich meine, diesen Weg muss ich alleine bestehen, bitte verzeihe mir, ich hoffe nur, dass wir uns jemals wiedersehen werden.
Isabell

Der Brief war bitter, ein bitterer Brief, er klang viel zu sehr nach einem ewigen Abschied, als ob sie die Hoffnung auf ein Wiedersehen schon aufgegeben hatte, doch wusste sie genau, wie gefährlich Khorinis war, letztes Mal war sie auch auf der Suche nach ihrem Bruder, als Kryliyx sie gefangen genommen hatte, wer weiß, wem sie diesmal in die Hände laufen würde. Das alles war so gemein, so unglaublich gemein von allen, nicht mal sie selber war nun mehr schuldfrei, hoffentlich würde er sie wenigstens etwas verstehen, sie nicht hassen, doch war selbst das in Kauf zu nehmen, ihr Bruder ging vor und nachdem Pergamo jetzt endlich wieder aufgewacht war und scheinbar kerngesund, zumindest nicht krank, gab es keinen Grund mehr hier noch zu bleiben, keinen für ihr Gewißen, für ihr Herz gab es hunderte.

Es war noch dunkel, noch stockfinster, doch das machte nichts, sie würde schon jemanden finden, sie hatte ja noch ein paar Freunde hier, sie kannte da einen Fischer, er hatte sie schon letztes Mal nach Khorinis gebracht, er würde sie sicher auch heute nicht enttäuschen und so war auch das Problem gelöst.
Alles saß, ihre Rüstung war eng am Körper, die beiden Schwerter lagen griffbereit in ihren Scheiden und auch sonst war alles wie vor einer bevorstehenden Jagd, doch diesmal war das Ziel kein Wild, sondern ein Mensch, eine Suche.
Die Träne fiel herunter, landete auf dem Stück Pergament, dass sie auf dem Tisch im Untergeschoss liegen ließ, es gab nichts mehr, Pergamo konnte mit dem Haus machen, was er wollte, den Schlüssel hatte er ja jetzt, mit dem zweiten schloss sie nun die Tür hinter sich ab, stand im Freien, sie wusste, jetzt war es zu spät, es gab kein zurück mehr. Die ganze Zeit flehte ihr Herz, dass sie sich doch umdrehen sollte, nicht jetzt gehen durfte, doch sie blieb eiskalt und verschwand, als das Haus mit dem Fürsten außer Sichtweite lag, war der Bann gebrochen, jetzt ging es nur noch um ihren Bruder, es gab kein Zurück mehr, nicht mehr jetzt, nie mehr...



13.12.2003 07:14#6
Isabell Schnell waren die Schritte gewesen, ihre Stiefel brachen den Boden und ließen die entscheidenden Stellen erzittern, sie rannte nun nur noch, so schnell es ging wollte sie hier weg. Die Hütte, in der der besagte Fischer leben sollte war schnell erreicht, sie klopfte eiligst und nach ein paar Minuten des unruhigen Wartens öffnete ihr die Frau des Fischers die Türe. Schnell hatte Isabell erklärt, worum es ging und bald schon kam der Mann an die Türe, angelockt von dem ganzen Lärm, den sie sicher machte.
Es brauchte nicht lange, da konnte sie auch den müden Mann überzeugen, der sicher lieber noch etwas geschlafen hätte, doch das konnte er noch oft genug, jetzt musste er ihr einen Gefallen tun, das war einfach so. Er zog sich noch schnell um, wollte schließlich nicht im Unterhemd zur See fahren, dann aber stand er voll angezogen bereit, noch kurz verabschiedete er sich von seiner Frau, die die Situation verstand und auch nichts dagegen hatte, würde ihr Mann doch sowieso bald wieder da sein, es würde nicht lange dauern, dann wäre er zurück, doch für sie war die Rückkehr sicher nicht ganz so bald, vielleicht würde sie auch nie mehr nach Drakia kommen, vielleicht würden sie die Informationen auch ganz woanders hinführen. In eine fremde Welt, oder eine Region, die sie noch gar nicht kannte.

Sie wusste es nicht, doch sie wollte es auch gar nicht unbedingt wissen, das wichtigste war es erst mal in Khorinis heil anzukommen, wenn das alles stimmte, was dieses Licht gesagt hatte, dann würde es alles andere als leicht werden an die Informationen ran zu kommen, denn schließlich war sie keine Diebin oder Einbrecherin, sie hatte mit diesem kriminellen Gewerbe noch nie etwas zu tun gehabt, doch sie konnte sich vorstellen, dass die Wachen sie nicht freiwillig die Häuser durchsuchen ließen, also würde wohl gar kein anderer Weg darein führen.

Endlich waren sie am Hafen, das Boot des Fischers war nicht sehr groß, es bot gerade mal Platz für maximal vier Personen, wobei dieser Platz wohl eher von Fischen als von Menschen genutzt würde, doch der strenge Geruch störte sie nicht, sie war nur froh, als es endlich hieß, Leinen los und sie ablegten, der Fischer legte sich gleich ordentlich in die Ruder, obwohl er gar nicht so kräftig aussah, doch hauptsache sie kamen bald in Khorinis an.
Mitten in den Sonnenaufgang fuhren sie nun, es war wirklich unglaublich schön so etwas mal wieder mitzuerleben, doch sie wusste, dass sie nicht lächeln konnte, sie blickte lange Zeit auf Drakia, versuchte ihr Haus zu finden, dort würde Pergamo sicher noch schlafen, was hatte sie ihm nur angetan, es gab für all das keine Entschuldigung, was sie getan hatte war egoistisch und bescheuert, doch wenn es doch keinen anderen Weg gab...



13.12.2003 07:25#7
Todesfürst ...................

Pergamo hatte einen Alptraum, er spürte förmlich, wie irgendetwas auseinander brach, hier stimmte was nicht, zwar waren keine Bilder in seinem Kopf zu sehen, doch die Schatten aus Schwarz und Finsternis bewegten sich, kein normales Bild, wenn man die Augen geschlossen hatte, nein, es war viel mehr, es war abstrakt und in seinem Kopf bildeten sich Formen zu den einzelnen Bildern. Was war nur hier los? Er fragte sich, wie er hierher gekommen war, doch er wusste eines sicher, er würde hier nicht sicher sein. Sein Herz schlug total kalt und irgendetwas musste passiert sein, denn es war so, als ob er irgendwie im Sterben lag, dass irgendjemand seine Kräfte aussaugte, wie ein durstiger Trinker. Es waren schreckliche Momente der Verzweiflung, in dieser Masse aus schwarzen Gestalten konnte er kaum gehen, eine Flucht war unmöglich, doch dann erkannte er ein Licht, dass ihn aufforderte zu folgen, mit wortlosen Worten, mit unbewegten Bewegungen und erst recht mit ungefühlten Gefühlen, doch er folgte dem Lichtball trotzdem.
Er bahnte eine Schneise zwischen die Schatten, sie schienen alle zu leben und wollten nach dem hilflosen Menschen greifen, doch in der Schneise war er sicher, niemand konnte ihm etwas tun, es war wie ein Leben, das geboren wurde. Er fühlte sich hier sicher, nicht so alleine wie noch eben, doch die Kälte blieb, niemand war in der Lage im Wärme zu schenken, nicht mal das Licht. Noch immer wusste er nicht, wo er hier war, konnte nur rätseln, doch bald schon sollte er eine Antwort auf all seine Fragen erhalten, wollte nämlich nicht mehr weitergehen und sah dann die Lichtkugel stehen bleiben, scheinbar waren sie an ihrem Zielort angekommen, doch wo waren sie hier?

Das Schwarz hatte sich geändert, es war nicht mehr ganz schwarz, es war eher schwarz mit immer mehr Aufhellungen, als ob an manchen Stellen Licht hineinströmen würde, doch das war noch alles nichts gegen das, was dann passierte. Die Lichtkugel, sie explodierte, schien ihn zerfetzen zu wollen, doch was heraus kam war kein Tod, keine ewige Finsternis, nein, unglaubliches Licht war die Folge von alldem. In diesem Licht badete er jetzt, wurde getränkt von all dem und er sah nichts mehr, doch war er nicht blind, das Licht hatte den ganzen Raum eingenommen, so als ob es ihn verschlingen wollte. Die Schatten waren alle besiegt, wie schön...doch was wollte das Licht von ihm, wieso hatte es ihn hierher geführt, wozu das alles?

Die Antwort kam in ein paar Geräuschen, die an einen Vogel erinnerten, Flügel schlugen, doch er war so geblendet, dass er nichts mehr sehen konnte, wer oder was da vor ihm stand. Eine tiefe Stimme erklang, die Stimme war sicher männlichen Ursprungs, doch wer war es, der da zu ihm sprach und was wollte er eigentlich von ihm? Er wollte jedes Wort verstehen, doch das war nicht schwer, hier in dieser absoluten Stille, er hatte etwas Angst, denn das alles war viel zu real für einen Traum, doch wollte er es jetzt wissen und hörte auf zu denken, konzentrierte sich nur auf die Worte von dem Lichtwesen, dass da vor ihm stand.


13.12.2003 07:27#8
Todesfürst Du brauchst keine Angst vor mir haben, es ist unbegründet. Doch ich habe dir was zu sagen, hör gut zu, denn ich sage es nur einmal. Die Zeit ist gekommen, in der sich zusammenfügt, was zusammen gehört, jemand wird dich erwarten, dein Weg wird eine letzte Probe darstellen, ob du wirklich würdig bist oder nicht. Er wird geplagt sein von allen Ängsten, von allen Gefahren. Aber vor allem von deinen Gefühlen. Es ist eine letzte Probe, wenn du diese bestehst, dann wird deine Mission weitergehen. Dann wird sich das Schicksal erfüllen. Du glaubst nicht daran nicht wahr? Das solltest du aber tun, denn es ist keine Unwahrheit und je eher du verstehst, wer du wirklich bist, je eher wirst du das bekommen, was du dir wünscht.
Höre nun deine letzte Prüfung.
Du wirst Drakia verlassen, dein Körper ist stark genug, du hast von deiner Reise keine Schäden genommen. Du wirst aufbrechen, Richtung Minental, dort mitten in den Bergen gibt es einen Berg, der heißt Schicksalsberg. Du erkennst ihn an einer ganz einfachen Tatsache, er ist der kleinste, liegt aber zwischen zwei größeren, wenn du seine Spitze erreicht hast, dann musst du vor einem Altar stehen. Alles weitere ist unwichtig, du wirst da oben eine Person treffen, danach hast du die Probe bestanden, das ist alles was du wissen musst und nun geh, mach dich auf den Weg, die Reise wird anstrengend werden. Viel Glück...


13.12.2003 07:31#9
Todesfürst Zuckend wie ein Blitz verschwand die Lichtgestalt und mit ihr verschwand auch augenblicklich das Licht, er stürzte wieder zurück, wurde von irgendwas angezogen, wie ein Strudel der Gezeiten verschwamm plötzlich alles um ihn herum, alles, wirklich alles wurde total weggezogen und in einer Sekunde war er schon wieder wach, seine Augen öffneten sich blitzartig und waren dann sofort wach, es war alles so einfach gewesen und doch so kompliziert. Was war das gerade? Jemand hatte zu ihm gesprochen, im Traum? Was sonst, wieder einer von unzähligen Träumen, wieder so ein Müll, er glaubte schon lange nicht mehr daran, in seinen Träumen spielten sich oft merkwürdige Sachen ab, die er selber nicht verstand, doch das heute, es war so unglaublich authentisch, er hätte niemals gedacht, dass er das geträumt hatte, doch dem war so, wieso war er sonst wieder in dem Zimmer, in dem er gestern aufgewacht war, nach all der langen Zeit, von der er gar nichts gespürt hatte, die ganze Zeit war er nun schon hier gelegen, in diesem Bett, neben Isabell...

Isabell? Wo war sie? Er drehte sich um, doch niemand lag mehr neben ihm im Bett, niemand hielt seine Hand. War sie kurz weg? Ja bestimmt war sie etwas früher aufgestanden und war jetzt unten oder draußen.

Isabell? Bist du da?

Keine Antwort. Nur Schweigen. Nur Stille. Nichts bewegte sich, gar nichts, doch noch war kein Anlass zur Beunruhigung, sie war eben in der Taverne essen oder wollte einfach mal raus, natürlich, was sonst. Wieso sollte er sich jetzt Sorgen machen, das war nicht sein Ding.
Er wälzte sich noch etwas in dem Bett umher, doch einschlafen konnte er nicht mehr, also beschloss er kurzerhand das mollig warme Bett zu verlassen und auch etwas essen zu gehen, er hatte einen wahnsinnigen Hunger. Als er aufstand, da fielen die ganzen Beobachtungen wie ein Kartenhaus zusammen, zuerst bemerkte er das Fenster, aus dem kleine Sonnenstrahlen in den dunklen Raum drangen. Wie in dem Traum...
Dann fand er noch eine Feder, zuerst dachte er, Isabell hat sie verloren, von irgendeinem Vogel, doch das konnte nicht sein, sie war viel zu groß, sie war rein weiß und sehr lang, das konnte kein bekannter Vogel sein. Und dann erinnerte er sich noch an das Flügelschlagen in seinem Traum. Welche Vögel sahen nur so aus und konnten sprechen?
Verwirrt wie er war zog er sich schnell die Stiefel und die Rüstung an, die er gestern abgelegt hatte, nachdem er damit fast drei Wochen geschlafen hatte, jetzt war er wieder ausgehfertig und adrett, aber die Freude hielt nicht lange, denn als er dann bemerkte, dass Isabells Rüstung fehlte, da schüttelte es ihm am Rücken. Dieses verdammte Ding stand bisher immer da, immer an dem Kleidungsständer, sie hätte ihre Rüstung nie angezogen, wenn es nicht etwas dringendes gewesen wäre, niemals hätte sie das getan. Ihm schwante nichts gutes, das konnte doch nichts gutes bedeuten, irgendetwas musste passiert sein, das alles, während er geschlafen hatte. Wie war das nur möglich...
Sofort eilte er die Treppen herunter, wollte schon zur Tür raus, hatte sie schon im Türgriff, da bemerkte er, dass etwas nicht stimmte, ein Zettel lag auf dem Tisch und augenblicklich stieg die Angst in ihm auf, er hoffte, dass es nicht das war, was er sich dachte. Er hatte eine Vermutung, eine düstere Ahnung, aber das durfte nicht das sein, was er dachte, es musste etwas ganz anders sein. Mit zitternden Händen und erstarrtem Gesicht nahm er dann den Zettel auf, die Handschrift war sehr gut lesbar und alleine die Unterschrift ließ ihn zusammensacken. Er musste sich setzen, nahm sich gedanklich einen Stuhl und las dann die wenigen Worte.

Mein kleiner Mondschein,
ich weiß, dass Du es nie verstehen wirst und auch nicht verstehen kannst, ich weiß, dass ich dir das Herz brechen werde, doch verfluche ich mich dafür selbst. Ich muss es dennoch tun, alleine, ganz alleine muss ich es tun. Ich muss jemanden finden, du weißt wen ich meine, diesen Weg muss ich alleine bestehen, bitte verzeihe mir, ich hoffe nur, dass wir uns jemals wiedersehen werden.
Er hatte es geahnt, jetzt war es real geworden, genau das hatte er in seinen ersten Gedanken erahnt, ein Abschiedsbrief von Isabell. Wie konnte sie ihm das nur antun? Doch hatte sie genau richtig vermutet, sein Herz war gebrochen, er konnte es nicht verhindern, es war geschehen, endgültig und ohne eine Chance. Wäre es auch passiert, wenn er ihr gestern noch gesagt hätte, was er schon vor seiner Ohmacht sagen wollte? Er wollte noch abwarten, fühlte sich noch so schwach, wollte es ihr nicht so sagen, weil er dachte, dass sie jetzt alle Zeit der Welt hatten, aber da hatte er sich geirrt, es war wohl doch zu spät.Sie schrieb weder, wo sie hingefahren war, noch warum. Sie wollte jemanden finden? Ihren Bruder, sie hatte ihn immer wieder beiläufig erwähnt, doch nie genaueres gesagt, wieso begab sie sich ausgerechnet jetzt auf die Suche? Wieso, warum, weshalb?
Fragen, nichts als Fragen, alle ohne Antwort zu bekommen. Er sackte zusammen, fiel mit dem Kopf auf den Tisch und ließ den Tränen freien Lauf, er konnte nicht mehr, das war alles schon lange viel zu viel, eine Grenze war schon lange überschritten, das konnte doch alles nicht wahr sein, wieso nur, wieso immer nur er.

Seine Tränen waren nicht zu stoppen, sie liefen über das grob beschliffene Holz, rannen in alle Kerbungen und Untiefen, brannten und schmerzten, doch das war ihm egal, alles war jetzt egal, es gab keinen Sinn mehr, der Sinn war verloren.


13.12.2003 07:57#10
Todesfürst "Weg, sie ist einfach weg. Was soll ich denn bloß ohne sie machen, was macht jetzt schon noch Sinn? Wenn ich jemals wieder Angst verspüren sollte, pure Angst, die sich mein Geist wirklich einbildet und mich erzittern lässt, dann ist es jetzt. Das ist alles so grausam, so unendlich grausam. Wer bestimmt sowas? War es wirklich das, was mich immer wieder erwartet? Ich...ich weiß es nicht, dieses Unvermögen. Antworten auf Fragen, die ich mir nie gestellt habe dringen an mein Ohr. Wieso jetzt? Konnte es nicht noch etwas warten. Ich wollte das alles noch viel länger genießen, für eine Ewigkeit, nur eine...Was soll ich jetzt nur tun? Wenn man keinen Sinn mehr in nichts sieht, dann hat es auch keinen Sinn hier zu bleiben. Diese Lichtgestalt sprach etwas von einem neuen Ziel, wenn ich mich jetzt dem widmen und Isabell vergessen würde...dann würde es nur noch schlimmer werden, aber wie sollte ich sonst weiterleben. Am liebsten wäre es mir, wenn dieser Moment hier sterben würde, wenn ich niemals hier herunter gekommen wäre. Aber hätte es was geändert? Wahrscheinlich nicht."
"Ach jetzt hör endlich auf zu heulen. Das ist ja nicht mitanzusehen."
"Was? Wer?... Rexx. Ach was weißt du denn schon, du bist nur ein blöder Schädel, ich erspare mir jetzt mal die Details. Verstehst du es denn nicht, oder kannst du es nicht verstehen? Wenn dir etwas wegbricht und wenn du Schmerzen hast, ohne dir etwas getan zu haben. Wenn dein Atem so schwerfällig wird, dass du meinst jeden Augenblick zu ersticken. Wenn alles wie gelähmt ist und nur das Weinen noch funktioniert. Wie solltest du sowas schon verstehen, du kannst nicht so fühlen, nicht so denken wie wir. Ich bin ratlos, nur salzige Tränen sind mir noch geblieben, erst Drakia, jetzt Isabell...ich...ich...bin alleine, für immer nicht wahr? Verdammte Götter, verdammte Zukunft. Wieso immer ich, wieso? Ich hasse euch, ich hasse euch so sehr, WIESO IMMER ICH?????"

"Du hast Recht Mensch, ich verstehe dich nicht, aber trotzdem, sollten wir nicht nach vorne schauen, nicht etwa dafür tun, dass dein Schmerz gelindert wird?"
"Rexx...du...wir sollten wirklich nach vorne schauen. Dennoch fühle ich mich dazu nicht fähig, aber ich werde das tun, was die Lichtgestalt sagte, wenn mein Schicksal, dieses Verdammte, wirklich da oben liegt, dann gehe ich dahin, zurück ins Minental, das, das ich so fürchte."

Langsam erhob sich der Körper aus seinem Grab, der Tisch war inzwischen nass seiner Tränen, spiegelte in einer komischen Farbe, doch das war ihm jetzt auch egal, er nahm das Pergamentstück an sich und verstaute es gut, alle Dokumente wurden gut verstaut, das war nun mal so. Er hatte noch andere Schmuckstücke in seiner Sammlung, doch war keines so schrecklich wie dieser kurze Brief. Abschiedsbrief.
Er erhob sich und war bereit zu gehen, doch noch einmal sah er sich hier gut um. Oben, da war nichts mehr, außer dem zweihundert Goldstückebeutel, sie wollte ihn gestern verstauen...er erkannte hier, wie schrecklich es war alleine zu sein. Es war ihm noch nie so bewusst gewesen, aber jetzt, jetzt war es still, totenstill. Niemand sagte etwas. Er war alleine. Er fasste noch einmal über das Bett, wie es so weich dalag. Machte es noch mal fein, legte alles ordentlich. Die Asche im Kamin wurde fein verteilt. Er roch den Duft der letzten Nacht, spürte die warmen Hände auf seiner Schulter. Und immer wieder kehrten die Tränen zurück, er konnte sie nicht stoppen.
Unten war alles so egal, hier waren sie fast nie gewesen und doch ließ er sich viel Zeit. Bis....ja bis er das Schloss zufallen ließ und mit seinem Messingduplikat verschloss. Einmal, zweimal.

Nein!Nein!Nein...

Verzweifelte Schreie waren in der Umgebung zu hören, er war auf die Knie gesunken, senkte seinen Kopf, wie vor seiner Hinrichtung, er wartete auf den Henker, der ihm sein Herz rauben sollte, nun war eh alles aus, was blieb war die Flucht nach vorne. Die Flucht in Arbeit. Das er schon wieder einen erheblichen Teil in die schwarze Hälfte gemacht hatte, das war ihm egal, sein Herz war tot, seine Gedanken verwirrt.

Langsam richtete er sich wieder auf, sein Schwert fuhr aus der Scheide und blickte ihm ins Gesicht. Es war ein Pakt, ein Blutpakt. Das war er vergessen hatte.
Zur Taverne, da sollte eine letzte Stärkung erfolgen, der Weg würde hart werden, das Minental war ein Grauen.



13.12.2003 08:30#11
Todesfürst Nach vorne blicken, tja das war wohl das einzige was ihm noch blieb, doch was würde er schon groß tun können, dieser komische Schicksalsberg, allein bei dem Namen bekam er schon wieder eine innere Wut, was würde er ihm schon bringen? Aber vielleicht war dieses auftauchen der Lichtgestalt ja kein Zufall. Vielleicht konnte er wirklich gar nichts gegen die großen Mächte unternehmen, er musste sich als einfacher Mensch wohl beugen, hatte keine Macht es zu ändern. Nun, wenn es so sein sollte. Komischerweise verfiel er nicht in absolute Trauer, nicht in irgendwelche Depressionen, er begab sich in eine Trance, er wollte es einfach nicht wahrhaben, das alles war sogar schlimmer als eine Depression, aber es half zumindest nicht mehr direkt daran zu denken. Da hatte er schließlich schon anderes mitgemacht. Wenigstens war sie in Sicherheit, egal wo sie auch war, man konnte ihr nichts tun, so war er sich sicher.

Hauptsache sie ist in Sicherheit. Ich wünsche ihr, dass sie den findet, den sie zu finden gedenkt.

Rexx war manchmal gar nicht so schlimm, wie er dachte, zwar fragte er sich noch immer, warum er ausgerechnet einen Schädel mit diesen Eigenschaften mit sich herum schleppte, obwohl es doch gar nicht zu seiner Art passte, aber er hatte sich schon längst bezahlt gemacht. Nun, er hatte gar keine andere Wahl als nach vorne zu schauen. Etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Sein Weg würde so sein, wie er es wollte und Isabell würde ihren Weg formen.

Draußen war es gar nicht mehr so kalt, seitdem er nicht mehr an das da Draußen dachte, seitdem spürte er nichts mehr. Aber jetzt, jetzt schüttelte er den Kopf, langsam überwand er seine Trauer. Es musste weitergehen, sicher würde er nie mehr so jemanden finden, doch wer weiß, manchmal führt das Schicksal auch wieder zusammen und bis dahin musste man eben weitermachen, weiterleben. Dieses komische Licht heute Morgen, es wäre sicher nicht einfach aufgetaucht, wenn es keinen besonderen Grund gehabt hätte. Diese Feder, dieses rein weiße Feder, sie hätte nicht daliegen können, wenn es nur ein Traum wie jeder andere war. Es war ein Zeichen und Zeichen galt es nachzugehen. Er wusste nicht, was ihn dazu antrieb ins Minental zurückzukehren, da, wo er nie wieder hin wollte, aber er sah es als richtig an, jetzt hatte er eh nichts mehr zu verlieren, was sollte ihm schon passieren.

Das einzige was ihn hätte erwarten können, das war der Tod, doch vor dem hatte er keine Angst mehr, er hasste diesen Spruch, er verabscheute diese Weisheit, er spukte auf diese Worte...und doch waren sie war.
Wenn man etwas hat, was einem wichtig ist, dann hat man auch Angst vorm Tod, da man es nicht verlieren will, doch wenn man nur sein eigenes Leben zu geben hat, dann brauch man auch keine Angst vor dem Tod zu haben.
Vielleicht waren sie gar nicht mal richtig, denn er fürchtete sich schon vor einem Ableben, da er nicht wusste, wo er dann hinkommen würde und auch fühlte er sich an einen Traum gebunden, er musste sich das Paradies erst verdienen und dafür hatte er noch viel zu wenig getan.

Die Taverne war menschenleer an diesem frühen Morgen, die ersten Sonnenstrahlen übergossen sich über das Dorf und er stand nun da, mit einem Gesicht das Bände sprach. Der Wirt merkte, dass sein Lächeln vergeblich war und doch bediente er seinen einzigen Gast. Am liebsten hätte er seine Trauer in Alkohol ertränkt, doch dieser sollte ihm nicht mehr über die Zunge kommen. Also beließ er es bei einem Wasser und bat den Wirt mit einer komischen, anderen Stimme ihm ein reichliches und sättigendes Frühstück zu geben und Essen für eine Woche einzupacken, er würde alles bezahlen, er würde Drakia verlassen, er würde ins Minental gehen.



13.12.2003 09:13#12
Isabell Das Wasser war total unruhig gewesen, gerade die ersten Minuten wollte das Boot kaum einen Meter vorrann kommen, als ob man sie hindern wollte zu gehen, doch selbst die Natur war nicht fähig sie aufzuhalten. Es war ihr immer wieder bewusst geworden, was sie da getan hatte und auch wenn sie es nicht als Flucht bezeichnen wollte, so war es das doch. Sie war feige gewesen, hätte ihn genauso gut fragen können, schlimmer als jetzt konnte es eh nicht kommen, doch jetzt war es zu spät, jetzt gab es kein zurück mehr. Sie hoffte nur, dass sich diese Entscheidung bezahlt machen würde, nicht auszudenken, wenn sie das Haus nicht finden oder das alles überhaupt nicht wahr war. Vor dieser Enttäuschung hatte sie Angst, große Angst. Aber wenn sie immer so denken würde, dann wäre es unmöglich ihn je zu finden. Es war ja auch keine Entscheidung gewesen, die sie mal eben so getroffen hätte, gestern Abend noch hätte sie geschworen endlich glücklich zu sein, nach der ganzen schwierigen Zeit und jetzt, jetzt waren nur wenige Stunden vergangen, wo das schon wieder das Gegenteil war. Aber die Entscheidung hatte sie diesmal selbst getätigt, diesmal war niemand anderes Schuld außer sie selbst.

Sie hatte versucht ihre Tränen zu unterdrücken, wollte nicht weinen und schon gar nicht vor diesem Fischer. Es gelang sogar, aber da wo einst Wärme war, war jetzt nur noch Kälte. Sie konnte sich nicht erinnern in der letzten Zeit so eine Kälte gespürt zu haben, vielleicht war sie ja grundsätzlich neu für sie. Aber mit dieser Kälte musste sie leben. Das Risiko das sie eingegangen war, das war wohl das größte was es einzusetzen gab, doch für ihren kleinen Bruder würde sie alles tun. Das letzte Mal hatte sie ihn gesehen, als er zweieinhalb Jahre alt war, er war noch ein kleiner Knirps und sie hielt sich immer vor Augen, wie sie doch gelacht hatte, als er mit seinen kleinen Beinen versuchte zu gehen. Sie war ja selber erst fünf, doch das hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt und nicht mal Kryliyx vermochte es zu löschen. Wenn sie ihn nie gesehen hätte, sondern vielleicht nur von seinem Dasein gewusst hätte, dann wäre die Entscheidung sicher anders ausgefallen. Aber so, so wusste sie für welchen Menschen sie das alles tat, für wen sie die ganzen Qualen auf sich nahm und sich selbst dafür peinigte.

Sie war sehr schweigsam, der Fischer gähnte ab und zu, er war noch immer müde, verständlich. Isabell war nicht müde, sie hatte soviel zu verarbeiten, hatte soviel Adrenalin im Blut, sie war hellwach und doch wollte sie lieber schweigen. Ein Gespräch hätte eh nichts gebracht, über was hätte sie sich schon unterhalten sollen? Im Gegenteil, das Meer sorgte noch zusätzlich für Geräusche. Die Wellen waren jetzt ruhiger geworden, doch trotzdem war es noch ganz schön gefährlich und immer wieder spürte sie kleine Prisen Meereswasser auf ihrer Haut, dass gegen die Außenwand schlug und dann perlte und sich versprühte und verspritzte. Es war ein komisches und auch angenehm kühlendes Gefühl. Genau wie die Luft, die wie immer sehr salzlastig war und deswegen ihre Nase reinigte.


13.12.2003 09:44#13
Todesfürst Nur kurz dauerte sein Aufenthalt in der Taverne, er aß gerade mal soviel er herunterschlingen konnte, mehrere Krüge Wasser wurden geleert, er machte sich fertig. Beim essen konnte er etwas vergessen, ein kleines bisschen sich auf andere Sachen konzentrieren. Er schaute in der Taverne auf eine Holzart, die die Wände zierte, auch wenn es banal war, so lenkte ihn der Geruch dieses Holzes doch ab, er wollte es unbedingt erriechen.
Der Wirt unterdessen packte alles mögliche ein, zuerst noch wollte er noch fragen, was denn passiert war, denn schließlich war er nicht blind. Selbst ein Vollidiot hätte bemerkt, dass etwas nicht stimmte, doch er wollte es so belassen, so wie es war. Es gab eben nur diesen einen Weg, er war das einzig mögliche, was anderes blieb ihm doch gar nicht mehr. Alles landete in einem großen Lederbeutel, den er ihm schenkte, vielleicht auch nur auslieh, wer weiß. Fleisch, Käse, frisches Brot, sogar etwas eingelegten Fisch, Äpfel und Wasserkrüge. Allerdings leere, er wollte sie selber füllen. Es dauerte nicht lange, da kamen die ersten Gäste, die ersten hungrigen Einwohner von Drakia. Er hatte hier nichts mehr verloren unter all den Menschen fühlte er sich wieder schlechter als eben noch in der Einsamkeit, er hatte Angst vor ihnen, irgendwie fürchtete er ihr Glück, ihren Alltag, ihr Leben...
Doch er wollte die Hoffnung nicht vollends aufgeben, er entschloss sich rasch einen Zettel zu schreiben, falls Isabell tatsächlich wieder kommen sollte, so würde sie das vorfinden, so hoffte er jedenfalls. Es war das einzige, was er tun konnte. Er nahm Pergamentblatt und Kohlestift und schrieb dann.
Liebste Isabell,

egal was dich dazu bewogen hat, ich werde es nie verstehen. Du weißt, ich kann das nicht verstehen. Doch so hoffe ich genau wie du, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden. Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Suche, auf das du mit deinem Bruder hierher zurückkehren magst. Ich werde dann allerdings nicht mehr da sein, ich bin auf der Suche nach mir selbst. Einen Berg mit dem verhassten Namen muss ich finden, mitten in der Region, die ich so fürchte, ich hoffe das alles zu überleben, doch sehe ich keinen Sinn mehr darin.

Ich danke dir für alles...

Mit Tränen in den Augen faltete er das Stück Pergament zusammen und gab es dem Wirt, mit der Bitte es nur Isabell persönlich auszuhändigen. Danach schritt er zur rettenden Türe, die ihn in die Freiheit entlassen sollte, als er die Worte des Wirtes in seinem Ohr vernahm, wie sie schon alt und gebrechlich klangen und doch mit einer Ehrlichkeit und einem mutbringenden Klang untermauert wurden.
Viel Glück mein Fürst. Was auch immer ihr tut...

Er drehte sich nicht mehr um, blieb nur für einen Moment stehen, schluckend spürte er wie es doch war etwas zu verlassen. Ein leises, fast weinendes Danke, danach war er verschwunden.

Draußen war es sehr hell geworden, die Sonne gab ihm heute die Ehre, diese verdammte Sonne, es war so, als ob Innos ihn von da oben anlächeln würde, doch das war nicht so, es konnte nicht sein, denn eigentlich musste er hämisch lachen. Was er vorhin sagte, das bereute er nicht mehr, auch wenn er Innos immer lieben würde, so hasste er ihn dafür, was man mit ihm getan hatte, denn wer sollte schon dafür verantwortlich sein? Etwas höheres wie ihn gab es nicht, also hätte er es doch auch verhindern können.

Verschwinde! Hast du nicht gehört? Verschwinden sollst du! Lass mich doch alleine. Ich brauche keine Sonne, meine Wunden werden so nicht geheilt, ich muss einfach weg hier....du bist ja immer noch da. Hab ich nicht gesagt, du sollst verschwinden? Hau ab, verdammt noch mal, lass mich in Ruhe, ich will dunkle Wolken, die zu mir passen und keine fremde Sonne. Sie kann mir nie die Wärme geben, die ich verloren habe, sie wird nie so strahlen, wie mein Herz für sie. Mach doch was du willst...

Das Licht ignorierend begab er sich Richtung Dorftor, das einzige hier. Auf dem Weg kam er an einen der Brunnen vorbei, in ihnen war klares Wasser und so füllte er seine Wasserflaschen damit. Bald schon war er beim Tor, die eine Wache schlief, die andere schaute angestrengt nach vorn. Er wollte nicht reden, es war ihm zuwieder...
Mit energischen Schritten durchschritt er das Tor, die beiden noch schnell aufmerksam machen, dass sie wussten, was sie hier machten, nur mit kräftigen Schritten, ohne Worte.

Als er Drakia verließ, als er das Tor durchschritten hatte, da brach ein weiteres Stück in ihm weg und er wurde noch ein Stückchen schwächer, doch er würde es überleben. Nun war er da, wo er hinwollte. Es konnte beginnen.


13.12.2003 11:53#14
Todesfürst Immer weiter entfernten sich die Stiefel und der Rest des Körpers, schon bald war das Dorf ein paar hundert Meter entfernt und sehr klein, obwohl er noch immer sehr gute Sicht hatte und deswegen noch ziemlich viel erkennen konnte. Er wollte aber eigentlich gar nicht mehr zurückblicken, das ein oder andere Mal vielleicht doch noch, aus reiner Wehmut, doch das würde vorbeigehen, genau wie der Schmerz. Ein Dorf konnte man vielleicht ersetzen, verarbeiten, aber eine Person, einen Menschen? Unwahrscheinlich, nein, das war unmöglich. Er erwartete heute sowieso noch nicht allzuviel. Hauptsache er fand einen warmen, vielleicht überdachten Schlafplatz. Komischerweise schien er zu wissen, in welcher Richtung dieser ominöse Schicksalsberg lag, jedenfalls ging er ganz bewusst in eine Richtung, naja, das Gebiet war ziemlich groß und er hatte nicht wirklich viel Ortskenntnis hier, also musste er sich ja irgendwie auf sein Glück verlassen.
Ein ziemlich heftiger Gegenwind war aufgezogen, vertrieb sogar Sonne und Wolken, ließ einen weißen Himmel zurück, doch nicht nur das, die paar Gräser die hier auf dem Boden des Ödlands wuchsen, sie wurden jetzt kräftig durcheinander gewirbelt und das ein oder andere Mal konnte man auch einen einsamen Strauch sehen, der sich aufmachte um gegen den Wind zu kämpfen, um ja nicht weggerissen zu werden. Hier war alles ein bisschen anders als sonst, er kannte das ja nur zu gut von seinen Jagdausflügen mit Isabell. Ja...da waren sie oft hier draußen. Er seufzte, doch es half ja nichts, dauernd nur daran denken konnte auch nicht auf Dauer die Lösung sein. Er ging weiter, immer etwas nach Nordosten. Ein paar Berge konnte man schon erkennen, aber sie waren noch Meilen entfernt, nur ein paar Schatten waren zusehen. Bis er da war, würden noch Tage vergehen und dann musste er ja auch noch sehen, ob das überhaupt die richtigen waren, wahrscheinlich waren es nur die ersten von dem Ring, der sich ums Minental zog.
Auf seinem ganzen Weg hin, hatte er sich das Schwert als Gehhilfe genommen. Er war noch immer schwach und noch längst nicht in der Form, in der er mal gewesen war. Diese ganze Reise und das tagelange Liegen hatten ihn sehr schlecht getan. Trotzdem musste er diese Reise machen, das Lichtwesen hatte ja selber davon gesprochen, dass er gesund war. Aber langsam merkte er, dass es nicht gut war das Schwert so zu mißbrauchen. Er wollte sich einen Gehstock suchen, doch das war in dieser Einöde gar nicht so einfach. Wo gab es hier schon mal Bäume.
Auf den Boden schauend, bemerkte er auch nicht, wie sich ihm etwas unheimlich schnell näherte, die ganze Zeit war er mit sich und Isabell und diesem Gehstock beschäftigt. Dann aber, ein paar Sekunden vor einem ziemlich schmerzhaften Aufprall, hörte er das Steineknirschen und drehte sich ruckartig um, wobei er das Schwert in die Höhe riss, was er eigentlich nur reflexartig gemacht hatte, was nun aber seine Rettung war. Ein schwarzes Fell wurde zurückgeschleudert, erhob sich aber wieder und ging erneut zum Angriff über, doch er wusste schon, was er zu tun hatte. Mit seinem im Wind wehenden Umhang konnte er das Vieh verwirren, so dass es geradezu ins Leere lief, genau in seine Falle, denn nun schnellte ein scharfes Schwert nach hinten und vernichtete einen winselnden Warg. Todesstoß, kurz und trocken in den Rücken. Etwas verwirrt sah er sich das tote Tier an. Er war weder außer Atem, noch hatte er Angst, er hatte irgendwie gar keine Gefühle für das Vieh, er sah nur seine Waffe an, wie sie blutig hinaus kam. Wie schwere, rote Tropfen hinunter auf den Boden fielen...langsam führte er das Schwert zu ihm heran, ließ es an seinem Mund stehen und streckte seine Zunge raus, doch bevor der erste Tropfen auf sie fiel, zuckte er zurück. Gerade noch rechtzeitig, doch wer weiß, ob er das nächste Mal auch wiederstehen konnte...angewiedert von sich selbst strich er das Blut mit dem Tuch ab und senkte sich zu dem Warg, er hatte ein schönes Fell, so weich, so warm. Aber er konnte es nicht tragen, leider. Er begnügte sich mit den Krallen und Zähnen, er war Jäger und ein Jäger nahm das, was er kriegen konnte, da war er eiskalt und berechenbar.

Aber auch etwas anderes ließ sich aus der Situation ziehen, hier war es verdammt gefährlich. Kein guter Platz für einen Ausflug. Doch er ging weiter, man würde schon sehen was man davon hatte ihn anzugreifen, er war eine wandelnde Gefahr, noch grausamer als es die erste Seele war, doch unter Vorbehalt, nur unter Vorbehalt...



13.12.2003 11:54#15
Isabell Sie hatte den Aufgang der Sonne die ganze Zeit mitbekommen, doch jetzt war sie schon wieder unter einem Wolkenband verschwunden, trotzdem blieb es sehr hell. Ihr war das nur Recht, wollte sie doch noch vor dem Einbruch der Nacht in Khorinis sein. Sie wusste genau, dass es nicht weit bis dahin war, gerade von Drakia aus musste das nicht sehr weit sein, doch sie würden schon noch rechtzeitig ankommen, sie verließ sich da ganz auf die kräftigen Arme des Fischers. Während ihre Augen noch in den Weiten des Meeres hingen, so war ihr Geist doch die ganze Zeit in der Vergangenheit. Sie tauchte regelrecht in sie ein, versuchte sich an alles zu erinnern, was sie noch wusste. Wenn sie erst mal in Khorinis war, musste sie genau wissen, was sie tun sollte. Das Lichtwesen hatte ja gesagt, dass er nichts von der Existenz ihrer wusste, also würde er sie auch nicht erkennen, wenn er denn überhaupt da war, in Khorinis. Aber hauptsache sie fand diese Informationen, das war wichtiger als alles andere. Sie war gut vorbereitet, Bilder aus der Vergangenheit, auch von ihrer ersten Suche die ja so grauenhaft geendet war, spukten in ihrem Kopf, sie hatte sich ganz auf ihren Bruder konzentriert. Viele Hoffnungen wurden oft schon erstickt, bevor sie überhaupt keimten, da sie wusste, dass diese Suche so gut wie unmöglich war, aber warum hätte man ihr soetwas sagen sollen, wenn es nicht stimmte. Vielleicht war es ja wirklich Schicksal, dass sie solange getrennt waren. Sie wusste ja nicht mal, wie er so was. In knapp sechzehn Jahren konnte eine Menge passieren. Doch bevor sie sich Gedanken über Details machte, sollte sie erst mal überhaupt was finden, die Gedanken an ein Scheitern, an eine Lüge, waren immer noch nicht verblaßt.

Mit kräftigen Zügen glitt die Nussschale durch das Wasser, immer in Küstennähe, damit sie zur Not nicht auf offenem Meer in Gefahr gerieten, doch das war ja alles normal, das wusste der Fischer auch. Ihr Blick ging trotz der schon irgendwie euphorischen Freude oft zurück, zurück nach Drakia. Sie wusste es...Vielleicht wussten es auch die Möwen, die über ihrem Haupte flogen, diese komischen, weiß gefiederten Viecher, die die Küste unsicher machten. Ja vielleicht wussten sie es ja auch. So frei wie sie waren, so frei wollte sie auch gerne sein. Immer nur von den Strömen der Luft treiben lassen, einfach nur schweben und sich in Sicherheit wiegen. Einfach nur weit hinausfliegen, mitten in die Sonne hinein, mitten in den Horizont. Von niemanden mehr abhängig sein und nicht dieses schwere Gefühl an die Erde gefesselt zu sein, sondern wirklich fliegen. Oder aber wie die Fische im Wasser aalen. Das wäre auch schön. Das ganze Wasser an der Haut spüren, jedes Stück, jede Pore. Einfach sich nur winden und in klare Gewässer schwimmen. Das Meer war so groß, so frei...Aber sie war nun mal ein Mensch, ein Mensch der an die Erde gefesselt war. Niemand würde das jemals ändern können, niemals...

Und als Mensch musste sie rationaler denken, sie musste sich in Gefängnisse des menschlichen Hirnes begeben, um wie ein Mensch zu handeln. Aber sie wollte das gar nicht, ihr gefielen diese abstrakten Vorstellungen, auch als Mensch wollte sie so sein, so verrückt.

Mit gesenktem Kopf blickte sie auf den Boden des Bootes und hoffte, dass sie ja bald ankamen, sie wollte wieder festen Boden unter den Füßen haben, nur um zu spüren, wie sich das anfühlte, so gehindert zu sein.
Langsam holte sie eines ihrer beiden Schwerter heraus, der Fischer erschrak kurz und legte die Ruder nieder, doch Isabell wollte ihn nicht angreifen, sie wollte nur ihr Schwert bewundern, es nur noch einmal genauestens inspizieren. Sie spürte, dass es gefährlich werden würde. Noch einmal würde sie sich nicht in Khorinis gefangen nehmen lassen. Egal ob in der Stadt oder außerhalb, egal ob von Menschen oder Dämonen. Sie würde entweder den Feind, oder sich selber töten, aber Gefangenschaft kam nicht in Frage, noch einmal hätte sie bestimmt kein Glück, dass sie jemand befreite. Sie wusste das und ihre Schwerter wussten das auch.



13.12.2003 14:38#16
Isabell Lange waren sie nun schon auf offener See, schon seit den ersten Stunden im Morgen, vielleicht acht Stunden oder noch länger, bei dem Tempo mit dem sie fuhren müsste langsam mal Landmasse vor ihnen auftauchen, mal ganz abgesehen von dem Land, dass sowieso an ihrer Seite mitschwamm. Dann endlich war es soweit, sie bogen eine langgezogene Kurve um, direkt an einem Klippenausläufer vorbei, da sah sie die ersten Teile der Stadt. Sie war nicht euphorisch aufgesprungen oder hatte etwas gesagt, nein sie freute sich innerlich, packte die Griffe ihrer Schwerter noch mehr und grinste sich eins. Da vorne, da war also ihr Schicksal. Meine Güte, wie lange war sie schon nicht hier gewesen? So lange konnte es gar nicht sein, vielleicht ein paar Wochen? Nun ja, etwas mehr war es sicherlich, doch diese Stadt war ihr immer noch so fremd. Sie hatte sich auch neulich nicht lange in ihr aufgehalten. Obwohl dort so viele Menschen lebten, in der Stadt, die der Insel ihren Namen gab, war es doch nie eine wirkliche Stadt für sie gewesen, sondern nur ein guter Ort um sich mal kurz auszuruhen. Das dort ihr Bruder leben würde, das konnte sie sich aber ganz gut vorstellen, es war die größte Stadt, die sie so kannte, allerdings kannte sie nicht wirklich viele, um genau zu sein nur zwei, aber natürlich war sie auch ein bisschen informiert. Auch wenn kaum mehr Schiffe in die einst so florierende Stadt am Meer kommen, so war sie immer noch ein guter Platz um Arbeit zu bekommen, hier hatte man eigentlich für alles und jeden Verwendung, aber so wirklich wollte sie die Stadt nicht beurteilen, da sie ja wirklich kaum da war und nichts von dem Stadtleben mitbekam, vielleicht war es ja auch ganz anders als sie sich das so dachte. Drakia konnte man einfach nicht mit Khorinis vergleichen.

Wenige Minuten noch wartend, spürte sie den Wind, wie er ihre Haare nach hinten zog und wie die Mähne sich heute braun gefärbt hatte. Ein kräftiges Braun war es, schön, glänzend, aber ohne Schuppen. Morgen wäre es vielleicht schon wieder schwarz. Zum Glück merkte er nichts davon, vielleicht würden es auch die anderen nicht merken. Dieser Trank war wirklich etwas sehr nützliches, leider war es das einzig positive in der letzten Zeit. Doch sie motivierte sich selber, denn positiv war auch die Nachricht, dass sie jetzt überhaupt hier war, auch die Langweile war verflogen und sie hatte Drakia verlassen, doch der Preis für all das Gute war zu hoch...viel zu hoch.

Endlich kam das Boot an, krachend schlug es bedrohlich an die Steinmauer an und sie hatte erst Angst, dass das Boot Beschädigungen nahm, doch alles blieb ganz, solide drakianische Arbeit eben. Die Frau stieg auf die unteren Steinstufen, die dort in das Hafenbecken gehauen waren. Danach gab sie dem Fischer fünfzig Goldstücke, ein wahrhaft stolzer Preis, doch sie hatte ja das Gold. Um Gold ging es hier ganz sicher nicht. Mit einem stolzen Gang ging sie dann hinauf, bis sie das Hafenviertel im Blick hatte, sie war wieder hier, zurück in Khorinis, zurück im Hafen. Sie hatte den ersten Teil erfüllt, jetzt mussten die nächsten nur noch folgen. Das Lichtwesen hatte gemeint, dass sie ins Obere Viertel dieser Stadt musste, doch sie hatte keine Ahnung, was damit gemeint war. Aber die Menschen hier konnten ihr sicher weiterhelfen.



13.12.2003 17:11#17
Isabell Sie sah in eine dunkle Pfütze, in der sich ihr Gesicht wiederspiegelte, nur schwer waren die Konturen durch den Dreck zu erkennen, doch egal, es hatte hier wohl geregnet. Nun, die Menschen hier schien das nicht zu stören, sie gingen alle ihrer normalen Arbeit nach, sie sah die verschiedensten Typen. Ein paar saßen oder standen faul herum, ein alter Mann saß auf einer Bank und rauchte Pfeife, ein anderer, jüngerer einen Stengel. Sie sah auch kleine Gruppen, die sich wohl über alles mögliche unterhalten mussten, aber es gab auch Leute, die zu arbeiten schienen. An ihr vorbei kam ein junger Bursche, in der Hand einen Korb voller frischer Fische, es duftete nach Meer und nach Fisch und sie hatte richtig Appetit bekommen. Eine Gruppe aus drei Leuten arbeitete eifrig an einem Schrank, der wenig Prunk besaß, aber solide wirkte und an dem Ufer saßen zwei Männer mit Angelruten in der Hand. Dann war da noch dieser grimmige Typ, er hatte ein unrasiertes Gesicht und eine Raubvogelnase, dazu kamen die Raubvogelaugen. Mit einem grimmigen Blick stand er vor einer Kneipe und schien jeden Moment in die Luft zu gehen. Ein paar Mal blickte er zu ihr und schien sie geradezu auffressen zu wollen, oder zumindest wieder zurück ins Wasser werfen, aber daraus wurde erst mal nichts, denn er bewegte sich nicht von der Stelle. Zwischendurch kam auch mal ein Schmied mit einem kaputten Amboss vorbei und noch einmal kamen zwei junge Burschen mit zwei Brettern in der Hand. Isabell erkannte, wie ein paar vermummte Typen herumschlichen und in einem Hinterhaus verschwanden und wie zwei sehr junge Knaben irgendetwas austauschten.
Es war wirklich viel los in Khorinis, gerade hier im Hafenviertel, wo sich allerlei Gesindel herum trieb. Aber sie hatte nichts anderes von dieser Stadt erwartet, doch das Hafenviertel war nicht ihr Ziel, das war ein anderes. Sie entschied sich nach einiger Zeit der leblosen Starre für den alten, pfeiferauchenden Mann, der auf der Bank saß und Richtung Meer schaute. Als Isabell sich zu ihm setzte und auch eine Weile rausschaute, sah sie den Fischer wieder abreisen, nichts anderes hatte sie erwartet. Das hieß, sie musste jetzt einen anderen finden, für eine mögliche Rückkehr, aber daran wollte sie jetzt noch nicht denken. Der Fischer wirkte müde, seine Augen lagen tief in Augenhöhlen und sein Bart hatte eine weiße Farbe angenommen, dazu die noch immer stämmige Figur, so stellte sie sich einen echten Seebären vor, der aber nicht mehr zur See fuhr.

"Guten Tag. Könntet ihr mir eine Auskunft geben?"

"Wat soll es denn sein Kindchen?"

"Nun, ihr kennt euch doch hier aus oder? Ihr wohnt hier in Khorinis? Ich suche das Obere Viertel, könnt ihr mir sagen, wie ich dorthin gelangen kann?"
"Ins Obere Viertel? Oh oh, ney ney, da kommt man net so enfach rein. Da muss man schon einiges an Bestechungsgeld zahlen, oder man ist im Dienste des Königs, oder aber man hat einen besonderen Grund, warum sie euch durchlasse sollte. Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, dann sprecht mit den Händlern in der Unterstadt, es ist gleich neben dem zweiten Stadttor, wenn ihr hier die Straße hochgeht, oder aber über die Kaserne."

"Gut, danke und schönen Tag noch."

Hm, dass passte ihr gar nicht, sie ließen also wirklich niemanden rein. Sie hatte es sich fast schon gedacht. Nun, Bestechungsgeld hatte sie ja, tausend Goldstücke hatte sie gesammelt, die Hälfte hätte wohl auch gereicht, doch sie wusste, dass man Gold nicht so verschenken durfte, auch wenn es wichtigere Sachen gab, der Einbruch in das Haus wäre sicher nicht bezahlbar, also warum dann den Eintritt in das Viertel zahlen. Sie musste sich was einfallen lassen, doch zuerst einmal überhaupt das besagte finden.

Mit erhobenem Schritte ging sie den vom alten Mann beschriebenen Weg entlang und wählte dabei den direkten Wege durch diese enge Straße. Ein paar Betrunkene kamen ihr dabei entgegen, die eine Bierfahne hatten, die man schon einen Meter davor roch.

"Hal-lo hüb-sche Frau, hehehe, willst du nich mit mir kom-men? Das würde den Ab-end noch mehr ver-süßen, hehehe."

"Hey wieso su-dir, isch will auch..."

Isabell ignorierte diese "Angebote" und ging weiter, doch die Kerle ließen nicht locker. Es wäre ein leichtes gewesen sie hier zur Strecke zu bringen, doch sie durfte sich nicht die kleinste Auffälligkeit leisten, also konnte sie auch nicht um Hilfe schreien und so tun, als ob sie ein armes, wehrloses Mädchen wäre. Wahrscheinlich wäre es den meisten hier eh egal gewesen. Also musste ein kleiner aber feiner Trick her, sie lief einfach weg. Gut, der Trick war nicht sehr neu, doch dadurch das diese wandelnden Bierkrüge schon dicht waren, hatten sie eh keine Kraft mehr sie zu verfolgen.
Als sie dann endlich außer Sichtweite war, schnaufte sie kurz durch und ging dann weiter.

Sie kam recht bald zu einem Schmied, der eifrig war und dann sah sie auch eine Menge anderer Häuser, in denen wohl Händler waren. Das musste diese Unterstadt sein. Nun, dann musste sie ja jetzt nur noch das Obere Viertel finden und dann, tja, dann brauchte sie eine Idee. Eine gute Idee sollte es sein. Am besten eine sehr gute...



13.12.2003 21:43#18
Isabell Die Nacht hatte sich nun über Khorinis gesenkt, die meisten Einwohner waren in den Kneipen der Stadt, aus denen nun der Lärm der Trunkenen und der Nüchternen ins Freie drang. Sie war ganz alleine an der Mauer, niemand sah zu, es konnte losgehen.

In den letzten Stunden hatte sie sich alles genau angeschaut, das Obere Viertel war verdammt klein, wenn man es mal im Vergleich zur ganzen Stadt nahm. Allerdings war es, wie es der Name schon sagte, oberen, sprich höher gelegen. Vielleicht sollte das so eine Wirkung haben, dass die Reichen auf das gemeine Volk runterschauen konnten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es dort oben etwas besonderes gab. Es gab nur einen einzigen Zugang und dieser wurde rund um die Uhr von zwei sehr ordnungsbewussten Paladinen bewacht, an denen war kein Durchkommen. Wenn sie hier die richtigen Leute gekannt hätte, dann, ja dann hätte sie durchaus die Chance haben können, mal für ein paar Stunden rein zu können, doch dafür hatte sie jetzt keine Zeit, das ganze musste schnell gehen.
Wer weiß, wie lange diese Informationen noch da waren, sie hatte ja keine Ahnung, wie diese Informationen aussahen, vielleicht war es ja auch ein Mensch, der dort auf sie wartete, vielleicht sogar ihr Bruder selbst. Sie hätte das ganze lieber noch etwas länger geplant, doch es ging nicht, das ganze musste heute stattfinden. Sie hatte sich bei einem der Händler in der Unterstadt, sein Name war wohl Matteo, ein Seil gekauft, ein Seil ohne Enterhaken. Leider, es würde schwer werden, doch ein metallener Haken würde wohl auch zu sehr Krach verursachen, aber sie würde das schon hinkriegen. Danach hatte sie sich unauffällig verhalten. War auf dem Marktplatz geschlendert und hatte sich auf ein Gespräch mit einem jungen Händler eingelassen, der sich vielleicht Hoffnungen machte, allerdings sehr zuvorkommend war. So hatte sie sich noch ein bisschen die Stadt angeschaut, schließlich wollte man ja ein bisschen neues Wissen sammeln und altes Wissen aufpolieren.

Jetzt aber war es dunkel, stockdunkel, ein dickes Wolkenband hatte den Mond verdunkelt, die Sterne sowieso. Perfekt. Normalerweise brauchte sie das Mondlicht, aber ohne konnte sie in der absoluten Dunkelheit operieren. Sie war an der Mauer, die direkt zum Oberen Viertel führte, wenn man nicht durch das Tor kam, so musste man über die Mauer fliehen, das war der einfachste Weg. Das Licht der Fackeln auf dem Weg war noch perfekter, zwar konnte sie so die Konturen sehen, die sie sehen musste, um zielen zu können, aber sie selber blieb im Schatten der Mauer. Noch ein letztes Mal sah sie sich um, niemand zu sehen, als los...

Sie hatte das Seil zusammengeknotet, an einem Ende war nun eine Schlinge drin, mit dieser wollte sie den Balkenausläufer des Daches erwischen. Beim ersten Mal rutschte es nur knapp ab, beim zweiten Mal ging es gar ganz daneben. Gerade wollte sie zum dritten Mal ansetzen, da hörte sie Geräusche näher kommen, gerade noch rechtzeitig hatte sie das Seil am Gürtel verstaut, als ein Schatten um die Ecke bog, es war ein Mensch, von der Statur her ein Mann. Hatte er was gesehen? Isabell's Augen weiteten sich, Angstschweiß rann ihr über die Stirn, in ihrer Hand war der Dolch, den sie fast nie einsetzte, da sie mit Dolchen nicht so gut konnte wie mit Schwertern, aber das konnte sie nicht ziehen. Als der Mann näher kam, bemerkte sie einen strengen Geruch von Schnaps, war er betrunken? Isabell presste sich gegen die Mauer, gegen das schwärzeste Stück, dass es gab. Immer näher kamen die langsamen Schritte, klackend hallte es auf dem steinernen Boden. Auf einmal war er ganz nah, sie roch ihn deutlich, konnte sein Gesicht in dem Fackelschein erkennen. Häßlich, abgrundtief häßlich. Überall Pickel, überall Narben. Der absolut dichte Säufer war ein achtes Weltwunder, wie konnte er sich mit zwei Promillen noch auf den Beinen halten? Egal, er blieb stehen. Einen Meter vorihr blieb er stehen, schien abzuwarten. Eine Sekunde wurde länger...wurde zu einer Minute. Dann auf einmal kamen vergebene Pfeifgeräusche aus dem Mund, verbunden mit ekelhaften Rülpsern. Dann ging er weiter, irgendwohin in die nächste Taverne.

Puhhh, das war knapp........Ahhhhhh

Sie schrie kurz auf, nicht laut, eher leise und doch schrie sie, ein weiterer Schatten war um die Ecke getaucht, doch es war nur eine schwarze Katze.
Mensch Isabell, reiß dich verdammt noch mal zusammen, wir sind nicht zum Spaß hier.

Sie machte sich selber Mut, nahm nun wieder das Seil und visierte lange an, ließ sich von nichts ablenken, es musste jetzt einfach einharken. *Zack*. Das Seil flog durch die Luft und blieb an dem hervorstehenden Balken hängen, sie zog ein paar Mal, um sich zu vergewissern, doch es war fest. Perfekt. Kurz blickte sie sich um, doch es war alles ruhig, nur der Lärm der Tavernen war zu hören. Dann zog sie sich hoch, mit den Füßen an der Mauer und den Händen am Seil. Die Mauer war nur circa sechs Meter hoch, nicht wirklich anstrengend. Ein paar Kisten hätten vielleicht schon gereicht, doch niemand war so dumm und stellte hier Kisten ab.

Nach nur zwei Minuten hatte die gut trainierte Frau die Spitze der Mauer erreicht. Dort ließ sie das Seil los und hielt sich nur noch mit den Händen fest. Vorsichtig lugte ein Augenpaar hervor, zuckte sofort wieder zurück. Doch es war niemand zu sehen. Schnell ergriff sie ihre Chance und zog sich an der Mauer hoch, auf jender stehend zog sie das Seil ab, was sehr leicht ging und sah sich um. Einfach springen ging nicht. Kisten standen hier nirgends. So ein Mist. Aber dann, sie sah eine Art Verzierung aus Ranken an einem Haus. Sie musste verdammt vorsichtig sein, aber....
Sie sprang, direkt an die Hauswand, krallte sich an die Ranken und fand festen Halt. Schnell zog sie sich Meter um Meter nach unten, dann huschte sie hinter das Haus. Hier war es einfach nur perfekt. Der eine Durchgang war durch die Mauer versperrt, es war absolut finster und ein paar Kisten standen da. Sie kauerte sich hinter eine und schnaufte durch. Das schwierigste stand ja noch an, aber alleine das hatte sie schon alle Nerven gekostet.



13.12.2003 23:06#19
Isabell Sie hatte nur eine kurze Pause gemacht, dort hinter den Kisten war es zwar bequem, doch so würde sie leider nie das herausfinden, was sie eigentlich wollte. Außerdem blieben ihr nur noch wenige Stunden, wenn sie erst mal am Tageslicht hier war, dann hatte sie ein sehr großes Problem. Sie stand wieder auf und sah hinter der Hauswand vorbei. Niemand zu sehen, die Luft war rein. Sie hatte sich in ihren Kopf gebrannt, dass sie wie eine Diebin denken musste, wenn sie wie eine Diebin erfolgreich sein wollte. Eigentlich verstand sie ja selbst nicht, was sie da machte, aber es würde schon richtig sein. Es konnte nichts wichtigeres geben. Außerdem fragte sie niemanden um Erlaubnis, sie wollte ja nichts stehlen, nur etwas finden, etwas, was zu ihr gehörte.
Vorsichtig glitt sie an der Hauswand entlang, sie suchte den Schatten, immer wenn er da war, war sie schon in ihm. Der Mond war weiterhin unter dem Wolkenband verborgen und spendete kein zusätzliches Licht. Sie nur ein Problem, hier in diesem Viertel gab es vielleicht vierzig, fünfzig Häuser und eines davon musste ihres sein. Wie sollte sie das nur finden, das Lichtwesen hatte gesagt, sie würde zu dem Haus geführt werden. Sie blickte sich ratlos um, immer noch hatte sie nicht alles im Blick, musste weiter im Schatten der Hauswand ausharren. Dann aber vernahm sie ein Leuchten. Erst dachte sie, es wäre jemand mit einer Fackel, doch das Leuchten kam zu ihr, verdammt, es verriet sie und machte sie sichtbar, doch zum Glück war gerade keine Wache in Sichtweite. Das Licht war ein runder Ball, so ähnlich wie in dem Traum. Jetzt hätte nur noch gefehlt, dass die Kugel explodiert wäre, in einem Meer aus Licht, doch dies geschah nicht, die Kugel kehrte nur zurück zu dem Haus und leuchtete noch drei mal auf, danach verschwand es wieder.

Isabell rieb sich die Augen, hatte sie das nur geträumt, oder war es wirklich da? Sie wusste es nicht so genau. Doch da sie eh nichts zu verlieren hatte...Das Problem war nur, dass sie dazu den besser beleuchteten Platz überqueren musste, direkt an dem Brunnen vorbei. Am einen Ende standen zwei Wachen am Tor und am anderen standen zwei Wachen vor einem Haus. Auf einmal hörte sie etwas kommen. Schnell huschte sie zurück hinter das Haus, da wo die Kisten standen. Gerade noch rechtzeitig um der Wache auf Wachgang zu entkommen. Sie sah den Ritter, wie er mit einer schweren Rüstung ankam. Das Metall schepperte laut, doch war das egal. Sie ging wieder nach vorne, blickte um die Ecke. Der Ritter war geradewegs zu den drei Wachen gegangen und hatte mit ihnen ein Gespräch angefangen. Das war ihre Chance. Sie legte sich auf den Boden und zog sich langsam aber sicher von einer Straßenseite, zur anderen, es war so dunkel, dass man sie nur hätte erkennen können, wenn man sich ihr genähert hätte.
Bleib da vorne stehen, bleib da vorne stehen...

Sie versuchte sich zu beeilen, doch es war schwer auf dem Bauch zu robben. Dann auf einmal drehte sich der Ritter wieder um und kam verdammt schnell auf sie zu, doch gerade als sie dachte entdeckt zu werden, drehte er sich noch mal um, wahrscheinlich hatte er was vergessen. Das war ihre letzte Gelegenheit, sie rappelte sich auf und rannte nun auf beiden Beinen in die Gasse zwischen dem Haus und dem Nachbargrundstück. Wieder bot sich ihr ein perfektes Versteck und sie schnaufte wieder kurz auf.

Als sie den hinteren Teil des Hauses ergründete, stellte sie fest, dass es kein Ende gab, sondern eine steinerne Treppe zu einer Tür führte. Natürlich, das musste der Keller sein. Gebannt ging sie leise die Stufen hinab und hoffte um alles in der Welt, dass die Türe offen war, doch sie war es nicht. Aber das Schloss war alt, sehr alt. Uralt. Fast konnte man meinen, es wäre seit seiner letzten Verschließung nicht mehr geöffnet worden. Höchst mysteriös. Hatte der Hausbesitzer keine Verwendung dafür? Auch wenn es womöglich ihre Entdeckung zur Folge hatte, sie musste diesen Schritt riskieren. Sie musste das Schloss aufbrechen. Sie nahm ihren Dolch und fingerte etwas daran rum, doch jetzt zeigte sich, dass sie keine Diebin war, sie hatte keine Ahnung vom Schlösser knacken...es blieb nur rohe Gewalt, doch das würde einen ewig lauten Rums geben. Doch sie musste es riskieren. Sie nahm ein Tuch und legte es um das Schloss, fein eingewickelt zog sie eines ihrer Schwerter hinaus und ging einen Schritt nach hinten, was schon das Maximum war, denn hier gab es kaum Freiraum. Kurzentschlossen und ohne zu zögern schlug sie dann die Klinge auf das Schloss und hörte ein dumpfes Wummern, aber keinen hörbaren Klang, sie hatte den Schall gedämpft, perfekt, so würde ihre Anwesenheit noch etwas geheim bleiben. Doch was war mit dem Schloss? Sie nahm das Tuch vorsichtig ab und bemerkte, dass es voller kleiner Rostpartikel war. Die Kraft und der Wille ihres Schwerthiebs hatten es in die Einzelteile bersten lassen.

Sie steckte alles wieder weg und schob den Riegel hervor, mit einem Knarren öffnete sich die dicke, grob behauene Eichenholztür und gab Einblick auf ein dunkles Zimmer, in dem aber einige Öllampen waren. Auch eine Ersatzfackel war am Anfang der Tür, genau wie ein Feuerstein, es schien alles perfekt angerichtet zu sein. Sollte es vielleicht das falsche sein, oder war dies der Ort, an dem sie Informationen über ihren Bruder bekommen sollte? Sie entzündete das Feuer und schloss die Tür hinter sich, jetzt war sie hier, die Öllampen waren zwar alle voll, doch sie entzündete nur drei, die Fackel ließ sie aus und den Rest an Lampen ebenfalls. Sie musste sich hier erst mal zurechtfinden.


14.12.2003 02:19#20
Isabell Sie hatte den Raum nun gut genug kennengelernt, es war ein kleiner Raum, es gab einen kleinen Schreibtisch und einen Stuhl. Sie pustete den Staub von dem Stuhl um sich zu setzen, erstaunlicherweise hielten die vier Beine das Gewicht noch aus, nach all der Zeit. Sie stand wieder auf, sah sich weiter um, alte Kommoden standen hier herum, Staub lag auf ihnen, wie auf allem hier. Es war schon seit Monaten keiner mehr hier gewesen, vielleicht seit Jahren, so dick verstaubt war hier alles. Wollten die Besitzer nicht hier runter, oder gab es vielleicht gar keine Besitzer mehr? Und was hatte das alles mit ihrem Bruder zu tun? Isabell konnte keinen wirklichen Zusammenhang erkennen. Sie suchte dennoch weiter, fand das ein oder andere interessante Stück, doch alles nur auf privater Basis, so wirklich half es nichts. Dann jedoch kehrte sie noch einmal zu dem Schreibtisch zurück, setzte sich an ihn und öffnete die verschiedenen Schubladen. Hervor kamen dutzende Bücher und Manuskripte, alles voller Buchstaben und Zahlen, Bildern und Zeichnungen. Soviel geschrieben. So viel Pergament. Sie holte alles hervor was sie finden konnte und las, es mussten die Informationen sein, von denen die Rede war, was sonst konnte hier wichtig sein.

Vorsichtig nahm sie eines der Pergamentstücke und glättete es. Es war noch gut zu lesen und besaß eine einwandfreie myrthanische Schrift, wahrscheinlich in khorinischer Abwandlung. Dies war auch ihre Sprache und so fing sie eben an zu lesen, mal sehen, was man so fand.

Rezepte für Nahrungsverwertung der khorinischen Tiere

Scavenger und Moleratfleisch sind am beliebtesten und häufigsten. Man sollte sie aber generell braten, um in den vollen Genuss der knusprigen Haut zu kommen. Man kann sie mit allen Kräutern verfeinern und auch roh verspeisen. Echte Kenner machen daraus Ragout oder Suppen. Auch für Eintöpfe gut.
Warane sind schon seltener, doch ihr Fleisch ist eine Delikatesse, es ähnelt den Lurkern, ist aber roh ungenießbar, gebraten schmeckt es aber geradezu deliziös. Vom Verzehr von Blutfliegen wird generell abgeraten, genau wie von Orks, Feuerbestien (damit sind Warane gemeint) und Goblins. Ein giftiger oder grob ungenießbarer Geschmack ist nicht auszuschließen.

Weitere Behandlungen auf den folgenden Seiten.

Isabell legte das Manuskript aus den Händen und suchte die Teile, die dazu gehörten, das alles war nichts als ein Kochbuch, sowas konnte sie wahrlich nicht gebrauchen. Normalerweise las sie ja gerne mal was, aber sowas war echt nicht verwertbar, sie durfte nicht vergessen, dass sie noch immer im Oberen Viertel war und hier etwas wichiges suchte, also musste sie das richtige finden, wenn unter diesen ganzen Schreiben kein Hinweis war, dann war sie doch im falschen Haus. Also schnaptte sie sich noch eine lose Seite und las wieder.
Das Schwert - Lerne und lehre seinen Umgang

Wenn du ein Schwert in Händen hältst, dann wirst du seine Macht spüren. Dann wirst du wissen, dass es die Macht in sich trägt. Jedes Schwert ist anders, auch wenn manche gleich aussehen mögen, sind sie in ihrem Wesen noch lange nicht gleich. Ich habe viele Schwerter gesehen, doch das hat meine These nur unterstützt. Ein Schwert zu führen ist nicht leicht, doch wenn man es einmal gelernt hat, vergisst man es das ganze Leben nicht. Das wichtigste ist, dass man herausfindet, welche Gattung zu einem passt. Das ist sehr wichtig, deswegen sollte man auf jeden Fall seine Schwerter studieren. Wenn du einmal etwas beherrscht, dann ist es deine Pflicht etwas weiterzugeben. Also lerne und lehre, doch vergiß nicht, das Schwert ist immer der Meister und du bist nur der Schüler.

Na toll, dieser Text war ja ganz schön, doch er half ihr auch nicht weiter. Sie brauchte etwas über ihren Bruder und nicht über Essen oder Waffen. Doch sie gab nicht auf, wieder griff sie ihn ein Blatt und zog es hervor, mal sehen was da so drin stand.

Hoch Geehrter Johann.
Ich bitte dich meinen Sohn zu dir zu nehmen und ihn in der Kunst des Schwertes zu unterrichten, am liebsten würde ich es selber tun, aber du weißt ja, als Händler hat man es nicht leicht. Außerdem bist du eine Koryphäe auf dem Gebiet. Er ist zwar noch ziemlich jung, doch wird er sich sicher ganz prächtig machen. Du wirst sehen, er hat Talent. Ich würde mich freuen, wenn du mir bald eine Antwort schickst.

gez. Sargkreg

Isabell hatte den Brief erst aus der Hand legen wollen, doch dann sah sie ihn noch einmal genau an. Sie hätte schwören können...das es die Handschrift ihres Vaters war, aber dieser hieß nicht Sargkreg. Ihr Vater hieß Darran. Auch wenn sie nicht so viel über ihn wusste, so war sie sich doch sicher, dass er das nicht war, aber wer war dieser Sohn, von dem da die Rede war? Vielleicht ihr Bruder? Sie wusste es nicht, doch langsam bekam sie Hoffnung, sie musste weitermachen. Weiterlesen. Ein Weiteres Schriftstück. "Nützliches Händler Einmaleins", das landete gleich auf der Ablage, auch wenn sie langsam verstand, dass hier ein angesehener Händler wohnt oder gewohnt hatte. Wohl eher letzteres, denn sonst wäre es hier nicht so verstaubt gewesen, doch sie musste weiterhin auf der Hut sein. Ein weiteres Schriftzeug klang dann schon vielversprechender, entpuppte sich aber als Stammbaumvorlage, ohne Eintragung.
Jetzt reichte es ihr mit den blöden Manuskripten, sie nahm ein richtiges Buch zur Hand, vielleicht stand in diesen ja konkreteres drin. Und tatsächlich, gleich beim ersten Mal hatte sie Glück. Das Buch trug den Titel. Reisetagebuch von Großhändler Sargkreg
Das Buch war viel zu groß und zu dick, als das sie alles hätte lesen können, doch eigentlich reichte schon der Einband, um sie zum schlucken zu bringen.
...zur Sicherheit vor möglichen Feinden benutze ich den Namen "Darran" als Decknamen, wenn ich auf Reisen außerhalb Khorinis bin....

Darran. So hieß ihr Vater. Ein Zufall? Genauso zufällig, wie sie von einer Lichtgestalt hierher gelockt wurde? Nein, ganz sicher nicht, aber das würde ja bedeuten, dass ihr Vater nur einen Decknamen benutzte und eigentlich Sargkreg hieß. Das alleine reichte schon, um ihre Neugierde zu wecken, noch war es Neugierde, bald würde es etwas anderes sein. Sie schlug die ersten Seiten auf und erkannte Wörter, die sie nicht kannte, doch darunter waren zwei bekannte, Gorthar und...Drakia...sofort schlug sie die Seite auf, in der von Drakia die Rede war, etwas Ungeheuerliches musste sie dort lesen.

Kap.1/ 23. Tag des Wolfes.

Ich bin in Drakia angekommen, einem kleinen, verschlafenen Fischerdorf. Eigentlich gibt es hier nichts zu holen, aber ich versuche ein paar Fischer für mich zu gewinnen. Ich hörte auch, dass durch die nahe Angrenzung an das Minental seltene Tiertrophäen hier sein, wer weiß.

Kap. 2/ 26. Tag des Wolfes

Ich habe einige interessante Kontakte gemacht. Die Männer hier sind arbeitswillig und freundlich. Von den seltenen Tiertrophäen habe ich leider noch nichts mitbekommen, aber wer weiß, das kann sich ja noch ändern.
Kap. 3/ 30. Tag des Wolfes

Heute war ein seltsamer Tag, mein Drakiaaufenthalt neigt sich zum Ende, doch ich lernte heute eine Frau kennen. Sie war unglaublich, als ich sie in der Taverne erblickte hat es mich fast umgehauen, ich glaube sogar, man hat es mir angemerkt. Ich muss sie unbedingt kennen lernen.

Kap. 4/ 31. Tag des Wolfes

Sie heißt Lariel, ich habe sie heute kennengelernt. Dieses Gefühl ist nicht in die paar Worte zu faßen, die ich hier gerne niederschreiben würde, aber ich glaube fast, ich habe mich in sie verliebt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich werde meinen Aufenthalt noch ein wenig verlängern.

Ka. 5/ 20. Tag der Sonne

Dieser Aufenthalt hier dauert nun schon viel zu lange, doch ich bin nun schon so lange da. Meine Geschäfte sind mir nicht mehr wichtig. Wir beide genießen jeden Tag und haben alles andere hinter uns gelassen. Ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen....

Danach folgten noch viele solcher Eintragungen. Unteranderem auch die, dass Lariel schwanger wurde, doch den Text überflog Isabell, denn sie hatte schon eine düstere Vorahnung was da jetzt kommen würde. Sie konnte das alles nicht fassen, all das was sie las klang so unglaubwürdig, doch schien es war zu sein, stand es doch schwarz auf weiß.

Kap. 23/ 17. Tag der Sterne

Endlich, unser Kind ist auf der Welt, geboren in einer stürmischen Nacht mit Regen, Blitz und Donner. Es ist ein Mädchen, wir haben beschlossen sie Isabell Atem stockte bei dem Anblick der Zeilen, denn sie konnte das nicht glauben Isabell zu nennen. Lariel geht es gut, das ist das wichtigste. Jetzt haben wir das, was wir uns immer gewünscht haben.

Isabell blieb stehen. Sie brauchte Luft, irgendwie. Sie musste das alles verarbeiten. Dieser Sargkreg war also Darran, ihr Vater und ihre Mutter, Lariel, so hieß sie tatsächlich, sie spielte also diese Rolle. Doch was war mit ihrem Bruder? War er das zweite Kind von ihnen? Sie konnte das gar nicht alles sofort verarbeiten, doch sie las weiter, allerdings stand da kaum mehr was, das Buch endete mit zerfetzten Seiten, ein paar Stücke konnte sie noch entziffern.
Kap....10.........

Lariel.........verlassen.......Streit......zurück..nach
Khorinis.....Besuchen.......wegen
Isabell......Trauer.......schrecklich.......verzeih mir......

Das was sie entziffern konnte, das ließ darauf schließen, dass ihr Vater ihre Mutter verlassen hatte, doch besuchte er sie immer noch wegen ihr. Sie war ganz verwirrt, diese Kammer hatte verdammt viel Staub und ihr Gehirn brauchte Sauerstoff, sie ging nach draußen und öffnete kurz die Tür um Luft zu schnappen, danach ging sie wieder rein. Sie hatte schon viel zu viel erfahren, vorallem ihr Vater wurde in ein schiefes Bild gerückt, dabei hatte sie doch so eine gute Meinung von ihm. Aber vielleicht irrte sie ja auch, er war wirklich kein schlechter Mensch, so wie sie ihn kennen gelernt hatte. Aber was ihren Bruder anging, da wusste sie noch immer nicht Bescheid. Aber aufgrund des Tagebuchs konnte man darauf schließen, dass Lariel ihre Mutter und Sargkreg ihr Vater kein Kind mehr zusammen zeugten, dann wäre ihr Bruder also nur ihr Halbbruder. Aber sie hatte noch eine weitere Vermutung und diese wurde grauenhaft in dem zweiten dicken Buch bestätigt, es trug den Titel: Tagebuch von Großhändler Sargkreg und es hatte dieselben Aufbauten. Es war nicht schwer zu erahnen, was darin stehen musste und doch sollten sie Worte ihr Leben verändern. Da das meiste nur Erinnerungen an die ersten Schritte als Händler und an sein Leben waren, ließ sie vieles aus, bis sie die richtige Stelle fand.

Kap. 126/ 18. Tag der Schlange

Nun ist es schon so lange her, seit ich Lariel und die Kleine das letzte Mal gesehen habe. Ich wünschte mir nur, ich könnte öfter bei ihr sein. Das alles war nicht gewollt, wir wollten es beide nicht, doch trotzdem war unsere jugendhafte Liebe zu schwach. Ich muss mich mehr ablenken, mehr meinen Geschäften nachgehen.
Kap. 156/ 18. Tag des Wolfes

Lange habe ich nichts mehr geschrieben. Aus einem einfachen Grund. Mein Herz hatte sich wieder verfangen. Ich hatte mir gewünscht nie wieder zu lieben, da ich gedacht hatte, nie jemanden so wie Lariel lieben zu können, doch das alles war ein Irrglauben. Unser Zusammentreffen war eher zufällig auf einem Dorffest, mitten auf einer der Bauernhöfe. Sie heißt Leiana und nur eine einfache Frau aus dem Volk. Sie hat nichts, besitzt nichts und doch liebe ich sie. Ich habe es ihr gesagt und die letzten Tage waren einfach unvergesslich schön. Viele möchten mich für einen Bastard halten, der ich sicher auch bin, ich schäme mich selber für all das, doch ich lasse die beiden anderen nicht im Stich. Ich schicke ihnen regelmäßig Goldstücke und komme so oft es geht, es fehlt ihnen an nichts, auch wenn ich mich damit nicht von meiner Schuld befreien kann. Aber trotzdem liebe ich Leiana und daran wird sich auch nichts ändern.

Kap. 160/ 20. Tag des Wolfes

Leiana und ich haben beschlossen zusammen zu ziehen, in das Haus hier im Oberen Viertel von Khorinis, dort werden wir sicher glücklich, es ist besser als sich immer in der Stadt zu treffen, da ich wegen der Arbeit auch manchmal tagelang nicht rauskomme.

Und dann überflog sie schnell den Rest, der kein bisschen weniger faszinierend war, doch sie wollte es jetzt wissen, sie wollte jetzt wissen, was mit ihrem Bruder war und es stand alles da, alles haargenau hier drin, in diesem gottverdammten Buch.

Kap. 242/ 1. Tag des Mondes

Unser Kind, unser Kind ist da. Schon wieder in einer Nacht voller Regen, Blitz und Donner, doch hauptsache es ist da, Leiana hat mir einen Erbfolger geschenkt, beide sind wohlauf. Ein Junge, es ist ein prachtvoller Junge, er wird sicher mal ein großer Mann, doch bis dahin werde ich beten, beten das diesmal nichts schief läuft.

Kap. 245/ 3. Tag des Mondes

Leiana und ich haben uns darauf geeinigt, den Jungen Rociel zu nennen, so soll er von nun an heißen, für immer und ewig.

Kap. 301/ 27. Tag der Sonne

Der Junge entwickelt sich prachtvoll, es ist nichts ungewöhnliches an ihm. Meine Geschäfte gehen gut, obwohl der Einbruch im Exportbereich sehr spürbar ist. Trotzdem uns geht es gut und meine Liebe zu Leiana ist ungebrochen, wir lieben uns noch immer so sehr, fast zu sehr. Auch wenn sie nur eine einfache Frau ist, kann sie doch alles, was auch eine adlige oder reiche Frau könnte, aber wahrscheinlich ist es gerade die Bescheidenheit, ihre Begabung und ihr Talent, die sie zu etwas besonderen machen.

Kap. 321/ 22. Tag der Winde

Böse Selbstzweifel plagen mich, ich habe irgendwie das Gefühl, dass sich die Geschwister langsam mal sehen sollten. Er ist jetzt zweieinhalb Jahre alt, Isabell ist fünf. Außerdem habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen.
Kap. 334/ 30. Tag der Winde

Ich habe es gewagt, bin tatsächlich heimlich aus Khorinis gefahren, mit dem Kleinen, nach Drakia. Es war gefährlich, doch es ist alles gut gegangen. Die strahlenden Augen von Isabell waren die Mühe wert, aber ich glaube, sie hatte nicht verstanden, wer ihr neuer Spielpartner war, doch entweder Lariel oder ich würden es ihr erzählen. Irgendwann, wenn sie mal alt genug war. Lariel hat es akzeptiert, auch wenn ich weiß, dass ich ihr etwas genommen habe, so liebe ich sie selbst jetzt noch, obwohl es da Leiana gibt, die ich noch mehr liebe, aber ich habe sicher niemanden ausgenutzt, das ist eine Lüge.

Kap. 555/ 22. Tag des Wolfes

Rociel ist mittlerweile zehn Jahre alt. Er hat sich so hervorragend entwickelt, er nimmt Unterricht bei den größten Meistern seiner Zeit und lehrt sehr eifrig. Ich bin stolz auf ihn. Isabell hat sich auch prächtig entwickelt und steht ihrem jüngeren Bruder in nichts nach. Sie ist genau so geschickt wie er. Das Schreiben und Lesen bringe ich ihr bei meinen Ausflügen nach Drakia bei. Langsam weiß sie auch zu verstehen, erkennt mich als ihren Vater und selbst Lariel hat sich damit abgefunden, manchmal können wir jetzt sogar miteinander lachen und uns alles erzählen, ich bin froh über diese Wendungen.

Kap. 765/ 5. Tag der Nachtigall

Mein Sohn hat mittlerweile ein größeres Wissen als ich, auch an Kampfkraft ist er mir schon weit überlegen, ich denke das er den richtigen Weg geht. Er hat sich treu Innos verschworen, nichts anderes hatte ich von ihm erwartet. Heute ist er noch bei seinem Lehrer, aber morgen werde ich ihn zur Miliz schicken, dort wollte er schon immer hin, doch sie hatten ihn nicht genommen, da er noch zu jung war, aber jetzt. Isabell habe ich leider längere Zeit nicht gesehen, erst die Krankheit, dann der Sturm...aber bald werde ich das nachholen.
Hier endete das Buch, es ging nicht mehr weiter, obwohl noch Platz nach hinten war. Komisch, wirklich komisch, doch die Frau war sowieso bedient. Das alles war...war unglaublich, unfassbar. Sie hätte vor ein paar Tagen niemals mit soetwas gerechnet, es war einfach phänomenal. Ein weiteres Mal ging sie zur Türe und öffnete sie, ging diesmal aber leise raus und schloss sie wieder, dann lehnte sie sich gegen eine Wand und atmete die klare Luft ein, sie sollte ihr Gehirn mal etwas in Form bringen. Ihr Bruder hieß also Rociel....
Rociel, Rociel Rociel...Rociel Rociel Rociel. Hallo? Hallo? Hallo? Wo bist du? Wo bist du? Wo bist du? Den Namen, Namen Namen...hab ich schon mal gehört, gehört, gehört...ich bin mir ganz sicher, sicher sicher. Gehört, gehört, gehört. Wenn ich nur wüsste wo, wo, wo, wo, wo....

Es war wie ein Eche in ihrem Kopf, dieser Name, er kam ihr so vertraut vor. Hatte sie den Namen wirklich erst heute einmal gehört? Sie musste herausfinden, wie Sargkreg weiter hieß, erst dann brachte ihr das was. Wenn sie erst mal den Namen wusste, dann hätten sich ihre Chancen sehr viel weiter erhöht, denn dann könnte sie nach Rociel effektiv suchen. Unter diesem Buch war noch ein zweites. Es trug den Titel. Geschäftsurkunden Sie musste nicht mal groß blättern, schon das erste Blatt war der Familienstammbaum und dort stand ein Name, der sie nicht nur ins Wanken brachte, sondern der sie geradezu wahnsinnig machte. Der erste war schon schlimm, denn er lautete Fürst Sargkreg Pergamo Doch bevor sie zusammen brach, sah sie herab. Darunter waren zwei Pfeile. Einer führte zu ihr, zu ihrem Namen, das war ihr jetzt klar, doch der andere führte zu niemand geringerem als zu.

Fürst Rociel Pergamo

Jetzt brach sie auch wirklich zusammen, der Stuhl war keine Stütze mehr, sie fiel auf die Knie, auf allen Vieren versuchte sie sich vergeblich festzuhalten, doch es gab keinen Halt. Pergamo, dieser verdammte Idiot. Er war ihr Bruder? Das konnte doch alles nur ein böser Traum sein? Den Mann den sie liebte und den sie so schändlich verlassen hatte, er war ihr Bruder? Der Bruder, den sie seit Jahren suchte, für den sie ihr Leben aufs Spiel setzte, er war nun die ganze Zeit neben ihr gewesen, sie hatte ihren kleinen Bruder geküsst? Das war nicht wahr, nein das konnte nicht wahr sein.

Das ist nicht wahr! sprach sie mit energischer Stimme, doch sofort wechselte es.Das ist nicht wahr... in einem leisen, weinenden Ton. Sie war total fertig, sie konnte das alles nicht glauben. Doch trotzdem musste sie das tun und sie wusste es auch, doch wieso und wer hatte sie hierher geführt? In das Heimathaus ihres Vaters, in das Haus von Rociels Mutter und das Haus ihres Bruders höchst persönlich? Sie wollte es immer wissen, sie hatte sich mehr als zweiundzwanzig Jahre gequält und jetzt das.
Sie wollte über all das nachdenken, doch bevor sie ihren Gefühlen freien Lauf geleisten konnte, musste sie hier weg. Auch wenn es schwer war sich jetzt noch zu konzentrieren und überhaupt an etwas anderes zu denken, so tat sie es, sie musste hier weg, hier war sie nicht sicher. Sie musste aber alles an Geschreibsel mitnehmen, es war Familienbesitz. Es gehörte ihr und Rociel, außerdem brauchte sie es, denn sie hatte die Worte der Lichtgestalt noch genau im Kopf:

Dein Bruder weiß nichts von dir, gar nichts, du wirst ihn also erst überzeugen müssen, aber ob das gelingt, das liegt nur an dir, es sei dir gleich gesagt, es liegt geschrieben, dass du ihn finden wirst, aber ob er dich akzeptiert, dass kann niemand sagen

Sie packte alles in einen Lederbeutel, in dem ursprünglich Holzstücke waren, obwohl es hier keinen Kamin gab. Wenigstens passten da alle Manuskripte rein und auch die Bücher fanden ihren Platz. Sie schnürte den Beutel zu und machte sich auf alle Lampen zu löschen, dann schloss sie die Türe hinter sich und schlich sich aus dem Oberen Viertel. Sie machte es wie beim ersten Male, einfach einstudiert, ohne wirklichen Sinn dahinter stieg sie über die Mauer, direkt herüber. Danach verschwand sie zum Hafen, dort, auf ein paar Klippen abseits der Menschen blieb sie stehen, hier legte sie sich sanft auf ein paar Steine und sah in das tosende Meer, sie hatte mit allem gerechnet, doch nicht mir dem, das war einfach nicht normal. Sie wusste nicht, wie sie das einschätzen sollte, ob das wieder zu den berühmten Schicksalschlägen gehörte, doch irgendwie war sie auch froh. Die Last von zweiundzwanzig Jahren fiel von ihr ab.

Sie wollte noch viel mehr nachdenken, noch viel mehr lesen, doch in einem Meer aus salzigen Tränen schlief sie ein, sie hatte nicht mal mehr Kraft für das, nach all dem passierten war sie einfach nur fertig. Nur so verdammt am Ende, Schlaf würde ihr gut tun.



14.12.2003 09:46#21
Isabell Es war noch nicht sehr spät, als Isabell wieder geweckt wurde, eine riesige Welle musste gegen die Klippen gekracht sein, so dass sie nun einige Spritzer Wasser auf ihrer Wange verspürte, die sie instinktiv aufwachen ließen. Müde wand sie sich dort und öffnete langsam die Augen. Sie war für mehrere Momente wieder wie immer nur am gähnen, wusste nicht mehr, wo sie war oder was sie hier tat, doch es dauerte nicht lange, bis ihr Hirn wieder da war, wo es gestern Abend eingeschlafen war. Nachdem sie sich noch zusaätzlich geweckt hatte, kauerte sie sich gegen die Wand und sah auf den Lederbeutel, in dem noch immer alles war. Die Bücher, die Manuskripte, die Urkunden, all das. Sie musste schon wieder weinen, am frühen Morgen schon. War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Sie konnte das alles einfach nicht glauben, es kam ihr wie ein böser Traum vor. Wieso, wieso er? War das wirklich war? War dieser Mann der Junge, den sie noch in ihrer frühen Kindheit in Erinnerung hatte? Ein einziges Mal hatten sie sich gesehen, seitdem nie wieder. Genau wie es in dem Buch ihres Vaters stand. Sie wusste jetzt eine Menge mehr, man konnte fast sagen, in diesen paar Stunden hatte sich ihr gesamtes Wissen verdreifacht, das was ihr am wichtigsten war lag nun klar vor ihr. Sie versuchte das alles noch einmal zu verstehen, in einem logischen Zusammenhang zu bringen.

Also mein Vater hieß nicht Darran, sondern Sargkreg, er war ein reicher Händler aus Khorinis und wohnte hier im Oberen Viertel. Auf einer seiner Geschäftsreisen kam er nach Drakia. Dort hat er meine Mutter kennengelernt, Lariel. Aus der Beziehung der Beiden ging ich hervor, doch bald darauf zerstritten sich die beiden und trennten sich. Lariel zog mich in Drakia auf, während Sargkreg in Khorinis eine neue Liebe fand, die Leiana hieß. Mit dieser zeugte er meinen Bruder, Rociel. Nur einmal haben wir uns gesehen, doch er war zu klein, um sich das einzuprägen. Niemand hat ihm je gesagt, dass er eine Schwester hat, nur meine Mutter erzählte mir vor ihrem Tode noch von der Existenz eines Bruders....Niemals sprachen sie von Halbbruder, obwohl sie das ja eigentlich waren. Nur das Blut ihres Vaters verband sie. Aber auch ich hatte nie einen Halbbruder, auch ich hatte nur einen Bruder.
Und jetzt...jetzt erfahre ich, das mein Bruder Wochen lang mit mir reiste. Er konnte es nicht wissen, aber ich...wieso habe ich das nie gespürt? Da war dieses Gefühl, ich hatte mir gedacht ihn schon mal gesehen zu haben, doch war ich mir nie sicher und tat das als Irrsinn ab. So eine verrückte Welt. Ich weiß nicht so recht, aber irgendwie freut mich das. Zwar ist es ein Schock, denn das konnte ja schon fast kein Zufall mehr sein, aber trotzdem, Pergamo, wie er sich immer nannte, er war mir das Liebste, was ich mir vorstellen konnte. Wer weiß, was es sonst noch so Typen gab, aber er ist sicher der beste Bruder der Welt. Aber das Lichtwesen hat Recht, es wird nicht einfach sein, ihn zu überzeugen, meine Flucht...wer weiß, was er nun von mir hält, vielleicht hasst er mich sogar. Jetzt verstehe ich auch erst, was da alles zwischen uns passiert ist. Aber es ist mir egal, hauptsache ich kann ihn wieder als meinen Bruder in die Arme nehmen. Jetzt wo ich ihn endlich wieder habe, jetzt will ich ihn nie wieder alleine lassen. Genau wie ich es einem gewißen Fürst Pergamo versprochen hatte und er mir. Jetzt würde ich mein Versprechen halten und da es nun niemanden mehr gibt, den ich vermisse werde ich auch nie wieder fliehen müssen. Aber eines frage ich mich wirklich. Wieso benutzt er immer nur seinen Titel und seinen Familiennamen? Ich habe noch nie gehört, dass er den Namen Rociel nur erwähnte, noch nie. Der Sache werde ich auf den Grund gehen, aber jetzt muss ich so schnell wie möglich nach Drakia zurück, es gibt so viel zu erzählen und jede ungewiße Minute ist schlecht.

Das Mädchen erhob sich von ihrem steineren Untergrund und ging über einige Umwege zurück zum Hafenviertel. Dort war in den frühen Morgenstunden schon eine Menge los, aber da sie wirklich keine Zeit hatte hier groß zu diskutieren sah sie sich nur kurz um, bis sie fünf Fischer sah, die mit frischen Fisch wieder zurückkehrten, sie sah sich den kräftigsten aus, der auch etwas vertrauenswürdig wirkte und sprach ihn dann an.

"Hey ihr da! Bringt mich nach Drakia, schnell."

"Hrmmpppfff"

"Was ist, worauf wartet ihr noch, die Fische können doch sicher warten."
"Hrmmmpppff, verschwindet, ich hab jetzt keine Zeit, mit den Fischen verdiene ich mir meinen Lebensunterhalt."

"Na daran soll es nicht scheitern, ich gebe euch einhundert Goldstücke, wenn ihr mich nach Drakia jetzt auf der Stelle bringt."

"Ein...Einhundert Goldstücke? Soviel habt ihr doch nicht mal Mädchen, hört auf mich zu....ahhhhh, au, verdammt, was war das?"

"Eure Anzahlung, fünfzig Goldstücke, den Rest gibts in Drakia und jetzt schwingt euch ins Boot Fischer!"

"Schon gut, schon gut, eure Argumente sind überzeugend, wir fahren sofort los...einhundert Goldstücke, Wahnsinn..."

Der Fischer machte das Boot wieder los und dann legten sie ab, Isabell vertraute dem Kerl nicht so richtig, war deshalb wachsam, doch der Kerl sollte es sich zweimal überlegen sie in irgendeiner Weise nur schlecht anzusehen. Schließlich war das ein sehr nobles, fast schon verschwenderisches Angebot. Doch das Gold war ihr so egal, sie wollte endlich ihren Bruder wiedersehen, hoffentlich konnte sie bis dahin alles verarbeiten, was sie so erfahren hatte.



14.12.2003 11:42#22
Todesfürst Seine Haare wehten im Wind und sein Harpyienumhang spielte das Lied des Windes, alles wehte nach hinten, ein kräftiger Gegendwind hatte ihn erreicht, hinderte ihn effektiv vorrann zu kommen, seine Sicht war geschmälert, nur wenige Meter weit konnte er sehen. Das alles nur wegen diesem kleinen Sturm, der über das Land fegte. Pergamo hatte sich lange Zeit in einer kleinen Überdachung aus Steinen aufgehalten, es war kalt und er fror, doch seine Rüstung wärmte ihn, sie war für ihn da. Doch konnte sie ihn nur äußerlich wärmen, für seine Muskeln und seine Haut, doch in seinem Kerzen war eine eisige Kälte hereingebrochen. Er hatte es erst jetzt richtig verarbeitet, erst jetzt konnte er verstehen, was ihm da wiederfahren war. Es war dunkel, wirklich dunkel geworden. Er hatte verstanden, was geschehen war, wollte es in den ersten Stunden des gestrigen Morgens nicht wahrhaben. Isabell war fort, einfach so gegangen. Er hätte sogerne noch einmal in seinem Folianten nach ihren Gedicht gesucht, doch den hatte er in dem Haus in Drakia gelassen. Er hatte nicht viel geweint, nicht in der Quantität, er hatte kaum mehr Kraft dazu gehabt, doch eine einzige Träne reichte aus, um ihn schlafen zu lassen. Das Land zwischen der Küste und dem Minental, es war nun sein Aufenthaltsort gewesen, doch hier war es genauso wie in seinem Herzen. Es war sehr kalt und nicht gerade gemütlich.

Er nahm noch eine Moleratkeule aus seinem Proviant und ging dann, an ihr knabbernd, weiter. Er musste weiter. Eigentlich verstand er nicht so genau, warum er diesen Berg jetzt eigentlich aufsuchte, doch es war ein innerer Drang. Die Worte dieses Lichtwesens, sie klangen so überzeugend, so unnahbar, als ob sie alles entscheiden könnten. Er musste einfach zu diesem Berg, ob er nun wollte oder nicht. Außerdem war es ein Ziel, es wäre wohl katastrophal gewesen ohne Ziel durch's Leben zu wandern, jetzt nach all dem. Es war gut, dass er so auf eine gewisse Weise abschalten konnte. Doch Isabell spukte immer in seinen Gedanken herum, manchmal war sie für ein paar Stunden weg, doch dann kam sie wieder zurück. Manchmal musste er wirklich darüber lachen, denn er war doch so naiv anfangs zu glauben, dass er sie schon irgendwie vergessen könnte, doch diese ultimative Lüge wurde ihm schnell klar. Isabell war nicht zu vergessen, sie hatte sich nicht nur in seine Gedanken als gute Kämpferin, Jagdpartnerin und Freundin gebrannt, in seinem Herzen liebte er sie noch immer. Wie sollte er sie nur vergessen? Niemals, niemals...es wäre auch eine Untat es zu tun, auch wenn er so nie seinen Frieden finden würde.

Erst Vater und Mutter, dann die Freiheit, dann Khorinis, dann Isabell und demnächst das eigene Leben? Ich habe schon wieder etwas verloren. Wieso haben meine ganzen Taschen so viele Löcher, warum ist mein Herz nicht groß genug um sie festzuhalten? Ich sollte mich in Acht nehmen, ich darf nie mehr jemanden lieben, mich nie wieder mit jemanden gut und längerfristig verstehen, sonst verliere ich sie auch noch. Ich brauche neue Kleidung, ich brauche eine geflickte Hose, ein geflicktes Leben....



14.12.2003 14:11#23
Todesfürst Immernoch hatte es nicht aufgehört zu winden und zu stürmen, aber er gab nicht auf, ließ nicht locker. Der Wind wurde immer schwächer, langsam aber sicher schien er in diesem Duell zu gewinnen, zumindest hoffte er das, denn in einem echten Duell gegen eine Naturgewalt hatte er keine Chance. Um ihn herum waren felsige Öde und kleine Grassteppen, in so einem Gebiet war er noch nie gewesen, aber er war sowieso noch nie in dieser Gegend gewesen. So weit waren sie nie zum Jagen herausgegangen, es war viel zu weit von Drakia oder der nächstbesten Behausung entfernt. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass sich hier irgendein Mensch häuslich niederlassen würde, sowas schien ihm doch sehr unwahrscheinlich zu sein. Immer wieder blickte er in eine Weite, die zauberhaft war, denn sie hatte etwas besonderes an sich. In so einer Weite gab es keine Grenzen mehr, aber doch behagte es ihm ganz und gar nicht. Es war auch sehr einsam hier und auch sehr öde. Die Steppen waren zwar sehr weit, doch boten sie praktisch keine Abwechslung, wohin das Auge auch blickte, immer wieder dasselbe. Aber er wusste schon, die Wälder von Gorthar würden ihn schon erwarten. Er würde seinen Mentor mal wieder aufsuchen, es war wichtig, sie hatten sich schon Wochen nicht mehr gesehen, oder war es noch länger? Jedenfalls eine lange Zeit. Vielleicht konnte er ja seinen Schmerz lindern, der weise Innospriester hatte ihm schon einmal geholfen. Vielleicht würde er ihm ja erklären können, warum man immer wieder auf so eine brutale Weise zurückgeworfen wurde.
Er kam endlich an die Spitze des Hügels, jetzt befand er sich schon seit einer Stunde im Aufstieg, nur um diesen Hügel aus Sand, Steinen und Gräsern zu besteigen. Er wollte das tun, damit er mal einen besseren Überblick bekam, wo er eigentlich war. Er sah hinab in eine weitere riesige Steppe und auch einen Bach konnte er erkennen, das sollte sein nächstes Ziel erkennen. Mühevoll ging er wieder abwärts, was aber erheblich leichter war als aufzusteigen und vorallem schneller ging.

Seine Füße taten ihm jetzt schon weh, die Stiefel waren zwar robust, aber das Wahre waren sie wirklich nicht. Er würde unten am Bach eine kleine Pause machen, da würde er sich ein bisschen ausruhen. Auch hatte er Hunger, heute Morgen die Keule war wohl etwas wenig, aber er musste mit den Vorräten sparsam umgehen. Sie zu verschwenden war keine gute Idee, diese Seite des Tals kannte er noch gar nicht, er hatte keine Ahnung, wann er zu diesem Berg denn nun kommen sollte. Irgendwann wollte er sich doch mal neue Stiefel kaufen oder? Wann würde das wohl sein, er wollte es gar nicht wissen, denn er wusste, dass es noch eine Ewigkeit dauern würde.

Schicksalsberg...hm...komischer Name. Ich hasse diesen Namen, Schicksal. Immer wenn ich an Schicksal denken muss, dann denke ich an all das passierte und ich frage mich, ob es wirklich alles nur Schicksal war, dass sie alle gestorben oder weggegangen sind. Dieser Name klebt wie ein Fluch an mir, hoffentlich ist der Name des Berges kein weiteres böses Omen, ich will es nicht hoffen. Aber was sollte mir schon noch passieren, jetzt kann mir eh nichts mehr passieren.
Er ging weiter, bis er unten am Bach ankam. Dort blieb er erschöpft stehen und vernahm das Plätschern einer kleinen Quelle, die den Bach speiste. Er legte sich an die Quelle und zog seine Stiefel aus, das kühle Nass war eine Wohltat für seine Füße, so unglaublich schön....
Er nahm aus dem Beutel ein frisches Stück Brot, dass langsam gegessen werden musste, wenn es nicht hart werden sollte, danach noch etwas Wurst und machte sich dann darüber her. Nach einer Spülung mit einem Krug Wasser füllte er diesen mit dem klaren Bachwasser wieder auf und verstaute alles, eigentlich hätte er ja weitergehen müssen, doch irgendwie nickte er dann doch ein, es war so, als ob das Plätschern des Baches ihn einlullte.



14.12.2003 14:50#24
Isabell

Seit Stunden schon schipperten sie auf dem tosenden Meer, Isabell hatte etwas Sorge, denn der Wellengang war heute noch brutaler, fast konnte man meinen, dass es einen Sturm geben würde. Man konnte genau sehen, wie die Wellen an den Klippen zerschellten und wie sich immer wieder neue Wasserfontänen daraus bildeten, die Wellen die es bis zum Strand schafften, schwemmten den ohnehin schon kargen Sand geradezu weg. Zu allem Übel war da noch dieser Fischer, zwar leistete er gute Arbeit, sie kamen recht schnell vorrann, zumindest wenn man den Wellengang berücksichtigte, doch die schleimigen Augen gefielen ihr nicht. Sie konnte sich gar nicht so richtig auf die Umgebung konzentrieren, gar nicht das Meer und den Himmel genießen, denn sie musste die ganze Zeit auf den Typen achten. Scheinbar hatte er Gold gerochen und wollte jetzt noch mehr haben, aber daraus wurde nichts, sie würde schon aufpassen, dass da nichts passierte. Ihren Dolch jedenfalls hatte sie griffbereit und ihre Rüstung saß auch bestens, um jeden Angriff abzuwehren. Ach ja...ihre Rüstung...sie, sie hasste sie wirklich. Es gab nichts aus ihrem Besitz, den sie so sehr hasste wie diese Rüstung....
Plötzlich passierte etwas vollkommen unerwartetes und auch der schleimige Fischer schien davon große Augen zu kriegen. Isabell hatte ihren Gürtel abgelegt und dann einfach die Rüstung ausgezogen und sie ins Meer geworfen, einfach über Bord ins Meer geworfen.

*Platsch*

Mit einem Gurgeln wurde der Eisenpanzer in die Tiefe gezogen, sollte er doch da glücklich werden. Sie hatte ein für alle mal mit Torolothan abgerechnet. Nie wieder wollte sie durch dieses Schreckensgebilde daran erinnert werden, dass sie einst eine Gefangene war. Sie hatte jetzt keine Angst mehr, vor nichts und niemanden. Der Lernprozess in ihrem Hirn, die schrittweise Verarbeitung der Tatsachen, sie zeigten Wirkung. Isabell war so glücklich, wie schon lange nicht mehr, sie brauchte nichts und niemanden mehr, auch keine Rüstung aus Dämonenstahl. Sie hatte diese Rüstung einfach dem Meer geschenkt, auf dem Markt hätte sie für dieses edle Stück fünfhundert Goldstücke aufwärts bekommen, doch diese Rüstung sollte niemals mehr von einem Menschen getragen werden. Sie war zu grausam, als das sie das hätte riskieren können. Der Fischer hatte die ganze Zeit einen Schock erlitten, wieso sie einfach ihre Rüstung wegwarf, die doch eigentlich so gut aussah, er hätte sie bestimmt gerne genommen, aber das war nicht der Sinn der Sache. Sie konnte jetzt schon wieder richtig lächeln, atmete tief ein und aus und freute sich über diesen Schritt. Sicher brauchte sie eine Rüstung, ohne war die Welt einfach zu gefährlich, doch nicht diese, nicht diese verfluchte.

Und weiter ging die Fahrt, schon bald waren die letzten Bläßchen verschwunden und der Fischer legte sich wieder in die Ruder, Isabell behielt den Dolch trotzdem unter ihrem Blusenärmel, aber der Typ schien doch harmloser, als sie anfangs dachte, vielleicht war es einfach sein schleimiger Blick, der ihn so unsympathisch machte. Bald schon würde sie Drakia sehen, ja bald und dann wäre hoffentlich wieder alles gut. Doch sie musste sich erst mal ne gute Entschuldigung überlegen, bevor sie ihm sagte, was Sache war, aber sie würde damit nicht warten, auf irgendeinen richtigen Augenblick oder so einen Quatsch, denn wann war schon der richtige Augenblick um jemanden soetwas zu sagen. Diesen Augenblick gab es nicht, also half es auch nicht zu warten, sie musste es ihm sofort sagen.



14.12.2003 16:22#25
Todesfürst Im Schlafe hatte er einen Traum, es war ein schöner Traum, denn Isabell war in ihm, nicht mal hier ließ sie ihn in Ruhe, das würde doch nur wieder Trauer bringen. Doch in seinem Traum war er glücklich, wäre am liebsten nie wieder aufgewacht, doch er spürte auf einmal einen stechenden Schmerz auf dem Hals, der sich so einbrannte, dass er aufwachen musste. Es war das Amulett, es glühte förmlich, das konnte nur eines bedeuten, Gefahr war in der Nähe. Es war wirklich sehr nützlich, denn so konnte er immer schlafen wenn er wollte, ohne beunruhigt sein zu müssen, doch bot der Grund keinen Anlass zur Freude, er musste aufpassen.
Schnell schlugen die Augen auf, erst war er noch unsicher, doch dann erhob er sich mit einem Satz, stieß dabei schmerzhaft an einen Stein am Ufer an, schließlich hatte er seine Füße noch immer in dem eiskalten Bachwasser gehalten. Sie trockneten schnell auf dem Ödland während er sich umsah. Es war am Anfang noch keine Gefahr zu erkennen, doch dann hörte er sie kommen. Ein leises Trampeln war zu hören, es waren keine großen Tiere, aber sie kamen in Massen. Schnell zog er sich nun die Stiefel an und schnürrte sie eilig fest, diese Hektik, doch wozu? Er erwartete mit offenen Ohren die mögliche Gefahr und die kam augenblicklich über den Hügel gejagt, aus dem auch er kam. Es waren Wölfe, ein ganzes Rudel, sie schienen durstig an den Bach zu wollen, doch er störte da. Es war zu spät um zu fliehen, doch er wollte dieses Rudel weder angreifen noch töten, doch die scheinbar tollwütigen Tiere ließen ihm keine Wahl. Sofort nahmen sie ihn auf, visierten ihn und rochen seine Spur, ihre Beißerchen ausstreckend. An ihnen rann weißer Speichel heraus, wie eine klebrige Masse Honig fiel er zu Boden, das waren nicht die Wölfe, die er kannte. Normalerweise waren sie doch froh, wenn man sie in Ruhe ließ, auch wenn der Gedanke an Menschenfleisch für sie sicher nicht der schlechteste war.

Er konnte nicht verhindern, dass sie ihn angriffen, es waren zuviele, als das er sie hätte zählen können, er konnte nur sein Schwert ziehen und kämpfen. Ein Wolf nach dem anderen fiel unter seiner Klinge, sie durchbohrte die weiche Haut der Wölfe ohne Probleme, Blut spritzte und winselndes Flehen ertönte, doch er konnte das alles nicht hören, wollte es nicht wahrhaben.

Lauft doch weg. Ich will euch nicht töten, wieso muss das sein? Warum müssen wir immer kämpfen, gibt es denn wirklich keinen anderen Weg? Ihr habt mir doch gar nichts getan, warum sagt euch euer Instinkt, dass ihr mich töten müsst? Ich verstehe das alles nicht, warum tut ihr mir das nur an? Ihr macht mir das Leben nicht leicht, ist es doch eh schon so schwer. Glaubt ihr wirklich, ich kann euch nach diesem Blutbad noch in die Augen sehen? Glaubt ihr wirklich, ich kann noch einmal einen Wolf in die Augen sehen, ohne zu wissen, dass ich schon so viele von euch getötet habe? Ich hasse diesen Kreislauf. Gehört das vielleicht alles zu meinem Schicksal? Nun lauft doch schon, seht ihr denn nicht, dass es zu spät ist, die Toten können nicht mehr zurückkehren. Lauft doch endlich verdammt noch mal, lauft fort in die Weite und reißt Wild, lauft und vermehrt euch erneut, lauft und vergesst das alles hier. Bitte, ich halte das nicht mehr aus...
Hört auf! Lauft weg! Bitte...lauft weg...

Aus den Gedanken die er mitten im Kampf hatte, wurde ein Schrei, der die Erde erzittern ließ, anfangs war er voller Energie und mit einer Überzeugung, die nichts dergleichen kannte, dann jedoch wurde es ein Flehen, dann wurde es ein Winseln. Die Wölfe hatten es aber verstanden, er hatte es geschafft. Fünf Stück waren noch übrig, sie waren augenblicklich zur Ruhe gekommen und trotteten jetzt mit gesenktem Kopf wieder den Bach entlang, bis sie verschwunden waren sah er ihnen nach...
Um ihn herum lagen die Kadaver von sechs weiteren Wölfen, alle auf eine grausame Art und Weise gefallen. Wenigstens hatte sein Schwert kurzen Prozess gemacht, es war ein schneller Tod ohne Schmerz. Sein Schwert war blutgetränkt, alles Wolfsblut. Er wollte sie nicht töten und hatte es dennoch getan...tun müssen. Er hasste sich nur noch ein Stück mehr, doch war es egal, da es eh schon nicht mehr weiterging. Um ihn herum hatte sich ein Kreis aus Blut gebildet, die Erde war abschüssig und so rann das Blut Richtung Bach, wo es das Rinnsal rot zu färben versuchte.
Schon wieder war soviel Blut hier, er hatte es nicht mehr sehen wollen, doch es übte eine Macht auf ihn aus, als ob er davon besessen wäre. Wieder führte er sein Schwert zum Mund und streckte seine Zunge aus, er wartete, dass ein Tropfen falle, damit der Bann gebrochen wäre. Er hatte Durst, schrecklichen Durst...Aber er war schwach, er schaffte es wieder nicht das Blut zu trinken, er zuckte in dem Moment, wo der Tropfen fiel, mitten auf der Erde sich zerteilte und der Moment somit verpasst war. Verdammt, wann konnte er es endlich trinken, wann konnte er endlich wieder Blut trinken?
Angewieder von sich selbst, ertränkt in dem unmenschlichen Ekel, besaß er die Kälte den Tieren noch ihre Zähne und ihre Krallen abzunehmen, die genau in den Beutel kamen, wo auch schon die Wargtrophäen ein Ende gefunden hatten. Danach wusch er sein Schwert und steckte es weg, eher er in den Bach schaute und einen Blick riskierte.

Sein Gesicht war mit kleinen Blutspritzern überzogen, die er nun wegwischte, es war wie eine Reinigung, als das Wasser seine Haut berührte. Sein Gesicht hatte sich wirklich verändert, Isabell hatte Recht gehabt. Es war ein Stück besessener, nur von was? Dieser ganze Traum, hatte er etwa noch immer Nachwirkungen? Oder war es vielleicht nur seine schwarze Seele, die er nicht mehr kontrollieren konnte?
Nachdem er die "Reinigung" vollzogen hatte, fühlte er sich wieder ganz gut, er war wieder der Alte, wenn da nicht das Gefühl der Einsamkeit gewesen wäre.
Es half nichts, er musste seinen Weg fortsetzen, es führte kein Weg daran vorbei. Das Minental wartete und er ließ es nicht gerne warten...
Und so näherte er sich Schritt um Schritt dem Gebiet, vor dem er sich fürchtete, er hatte nicht vergessen, war seit seiner Flucht aus der Barriere kein einziges Mal mehr hier gewesen. Es war auch ein Weg mit der Konfrontation der Vergangenheit, ein Weg des Mutes, ein Weg der Stärke.



14.12.2003 17:02#26
Isabell Das Wetter hatte sich kein bisschen geändert, immer noch war die See stürmisch und in den letzten Minuten schwankte das Boot so sehr, dass man Angst haben musste zu kentern, doch diesmal blieb der Bootsführer gelassen und schien alles unter Kontrolle zu haben, na um so besser. Sie spürte, wie ihr Magen gegen dieses Auf und Ab rebellierte, doch sie konnte es nicht ändern, so ein bisschen schwerer Wellengang würde sie schon überleben. Sie hatte es inzwischen aufgegeben den Mann ständig zu beobachten, bei einer solchen Gefahr musste er seine ganze Konzentration auf das Boot lenken und würde es wohl kaum wagen irgendetwas zu tun, sie schaute lieber nach vorne, irgendwo hinter den Felsen musste bald Drakia auftauchen, lange genug unterwegs waren sie ja mittlerweile. Die Sicht hatte sich jedoch verschlechtert und man konnte nicht mehr weit sehen in dieser Suppe aus Wasserkondensation und Nebelschwärmen. Sie konnte nur warten und sich schon mal was überlegen. Sie hatte wirklich keine Ahnung wie sie reagieren würde, aber sie hatte eigentlich das Beste von ihrer Khorinisreise rausgeholt. Dafür, dass sie mit einer hohen Erwartung aber einem ebenso hohen Unbehagen anreiste, war das wirklich phänomenal. Sie war etwas mehr wie einen eineinhalb Tage weg gewesen, sie hatte da mit weit aus mehr gerechnet. Es hätten theoretisch auch mehrere Wochen sein können. Außerdem hatte sie alles erfahren, wirklich alles was sie wissen musste. Das alles ohne größere Probleme. Tja, es war alles glatt gelaufen...Zu glatt für ihren Geschmack, fast hätte man darauf ausrutschen können, da musste doch noch irgendwas nachkommen, so einfach konnte das doch bestimmt nicht sein. Sie hoffte das doch sehr, aber das natürliche Mißtrauen musste ja bei sowas geweckt werden, das war auch richtig so, denn sonst wäre man ja total gutgläubig.

Sie war auch ein wenig nervös über das Wiedersehen, hoffentlich ging es ihm nicht zu schlecht. Eigentlich hatte sie ja nichts anderes verdient, als ein paar deutliche Worte, doch sie wollte daran noch nicht denken, erst mal alles abwarten und schauen, was dabei rauskam. Vielleicht lief es ja auch wider ihrer Vorstellungen, wer wusste das schon. Sie wusste nur, dass da kommen konnte was wolle, sie jetzt nicht mehr auf der Suche war, das sie jetzt gefunden hatte. Diese Last war eine enorme Belastung und soviele Jahre schon trug sie sie ganz alleine. Seit ihrer Mutter etwas davon erzählte konnte sie nicht mehr loslassen. Damals war sie noch ein Kind, als sie starb, ihre geliebte Mutter. Auch ihren Vater hatte sie seit dem Tod nicht mehr gesehen, ob er überhaupt wusste, dass sie tot war? Hatte er sie vielleicht vergessen? Das musste sie unbedingt ihren Bruder fragen, er wusste bestimmt, wo seine Eltern jetzt waren, denn in dem Haus im Oberen Viertel wohnten sie bestimmt nicht mehr, zumindest glaubte sie das, denn es machte keinen Sinn, dass man jahrelang in dieser Kammer schreibt und dann auf einmal nicht mehr, obwohl man noch da war. Vielleicht mussten sie ja fliehen und er nicht. Naja, er würde es sicher wissen.

Auf einmal hörte sie ein paar Vögel. Waren das etwa Möwen? Ja sie waren es tatsächlich, sie drehte sich um, Drakia lag vor ihnen, sie waren da. Ihr Gesicht strahlte und am liebsten wäre sie aufgesprungen, doch sie ließ es bleiben, wollte keinen falschen Eindruck vor dem Fremden erwecken, doch bald schon würde sie bei ihm sein.

Das Boot legte ruhig am Pier an und Isabell sprang sofort aus dem Boot auf den Holzsteg hinauf, der Fischer wollte schon Beschwerde einlegen, doch sie hatte die Abmachung nicht vergessen. Sie gab ihm die fünfzig Goldstücke und damit waren sie quitt. Ein für alle mal, sie wollte diesen Typen nicht wiedersehen, doch das musste sie ja auch nicht. Jetzt lief sie den Steg herunter, direkt nach Drakia, direkt in ihr geliebtes Drakia, verdammt, jetzt wo sie so befreit war konnte sie mit Recht sagen, dass sie das Dorf vermisst hatte.


14.12.2003 18:09#27
Isabell Mit schnellen Schritten eilte sie durch die Stadt, befand sich alsbald auf der großen Straße und sah einige Menschen, die sich in der Dunkelheit aufmachten in der Taverne speisen zu gehen. Sie grüßte freundlich, denn sie hatte beste Laune heute. Sie konnte ja nicht ahnen, dass es die letzten Minuten von dieser waren.Am Brunen des Dorfes nahm sie ein paar Schlücke Wasser, das hatte sie dringend gebraucht, denn der salzige Wind und das Wasser hatten dafür gesorgt, dass sie einen großen Durst bekommen hatte, doch jetzt war dieser gestillt, sie war bereit.
Sie ging weiter zu ihrem Haus, es lag da wie sie es verlassen hatte und langsam wurde sie sehr nervös. Vor der Türe atmete sie noch einmal tief ein und aus und machte sich Mut, denn schließlich kam jetzt der unangenehme Teil, doch da musste sie durch, schließlich hatte sie es sich selbst eingebrockt, aber sie war sich sicher, dass sie Rociel überzeugen konnte, schließlich musste dieser sich sicher freuen, schließlich gewann man nicht jeden Tag eine Schwester. Sie nahm den Messingschlüssel, das Orginal, und öffnete die Türe, sie war verschlossen doch das war ja nicht ungewöhnlich. Als sie jedoch eintrat, da war es dunkel, der Kamin war aus und auch von oben drangen keine Geräusche. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen noch einmal persönlich nachzuschauen, doch das half nicht, auch oben war niemand mehr zu sehen, der Kamin war kalt. Komischerweise war das Bett gemacht, das musste Rociels Werk gewesen sein, denn sie konnte es schlecht gemacht haben, wenn sie ging als er noch geschlafen hatte.
Etwas ratlos und enttäuscht ging sie die Treppen herunter und ließ den Beutel mit den ganzen Schriftstücken in eine Ecke fallen, sie setzte sich auf einen Stuhl und legte die Hände auf den Tisch. Komisch, wo steckte der nur? Plötzlich kam ihr die Erleuchtung, er war bestimmt in der Taverne, das würde Sinn machen, aus Angst vor Gesindel hatte er natürlich trotzdem abgeschlossen und das Feuer brennen zu lassen, wenn niemand da war, war Brennholzverschwendung.Sie stand auf und ging zur Tür, die Beweise ließ sie erst mal daliegen, denn die brauchte sie ja nicht direkt, bei ihrem herüberschweifen über die Einrichtung fiel ihr etwas auf, der Zettel war weg, den, den sie geschrieben hatte. Hatte er ihn mitgenommen? Wahrscheinlich, was sonst. Aber jetzt wollte sie wirklich zur Taverne, es gab dort sicher eine Menge zu erzählen, hoffentlich war er nicht zu überrascht vor den ganzen Leuten sie wiederzusehen.

Isabell hatte wirklich noch immer die naive Hoffnung, dass sie ihn gleich wiedersehen würde, vielleicht war das auch gar nicht so unbegründet, man konnte ja nicht ahnen...es war wirklich keine lange Zeit gewesen, sie hatte in Rekordzeit ihre Aufgabe erfüllt, das alles war wirklich optimal gelaufen, doch sie konnte nicht erwarten, dass es so weiter ging und eigentlich tat sie das auch nicht.

Hinter sich abschließend ging sie schnell zur Taverne, draußen war es wirklich dunkel heute, fast so dunkel wie letzte Nacht, doch da war sie unter Einsatz ihrer Freiheit in ein gesperrtes Arial eingedrungen, heute konnte sie sich hier bewegen, wie sie wollte.

Bald schon war die Taverne erreicht, sie liebte diese Mobilität hier in Drakia, mit einer großen Erwartung trat sie ein in das gut besuchte, hell beleuchtete und angenehm warme Gasthaus.



14.12.2003 20:12#28
Isabell Sie blickte sich um. Zuerst natürlich an ihrem Stammtisch, dort wo sie immer saßen, niemals hätte er sich woanders hingesetzt, doch der Platz war leer, niemand saß dort. Alles andere war gut besucht, um den Tisch herum saßen mehrere Leute die beim Abendmahl saßen oder einfach nur einen kühlen Gerstensaft tranken, überall wurde geredet und es herrschte eine sehr ausgelassene, fast familiäre Stimmung, doch das alles kannte sie ja schon, es war nichts neues mehr, doch wo war Rociel? Sie konnte sich das nicht erklären, vollkommen verwirrt blieb sie am Eingang stehen, bis sie ein paar weitere Gäste rücksichtsvoll zur Seite drängten, da sie sonst nicht reingekommen wären. Überall waren ihre Augen gewesen und in ihrem Kopf arbeitete es wie wild, doch ihr mochte keine logische Antwort einfallen. Vielleicht lag das ja an den warmen Temperaturen hier, oder an dem ganzen Krach, den die Masse verursachte. Sie wusste es nicht, doch irgendwie war das doch vollkommen ausgeschlossen, am Hafen hatte sie ihn nicht gesehen, obwohl sie nicht so genau geschaut hatte, sie war ja gleich weggewesen, im Hause war er nicht und auch nicht in der Taverne. War er vielleicht bei Berne? Ja, das konnte es sein. Sie versuchte sich wirklich noch Mut zu machen, dabei war es ja nicht mal schlimm, wenn ein Mensch nicht da war, wo man ihn vermutete, sie hatten sich ja nicht verabredet, verständlicherweise. Doch ihre Hoffnungen und vorallem aber ihre gute Laune wurden mit einem Schlag zerstört, als der Wirt ihr ein Zeichen gab näher zu kommen. Was wollte er wohl? Isabell konnte sich nichts denken, sie wollte schließlich nicht unbedingt etwas essen und auch sonst. Wollte er vielleicht wegen des Jagdgeschäfts mit ihr sprechen. Sie wusste, dass es momentan nicht gerade gut lief, was einfach daran lag, dass sie nicht mehr rausgingen, es gab manchmal wichtigere Sachen als Gold oder Wild und das wollte sie auch dem Wirt klar machen, wenn es nötig sein sollte.

Doch der Wirt wollte nicht über das Jagen reden, im Gegenteil, er sagte sowieso kaum was, seine gedrückte, etwas geheimnisvolle Stimmung die sich auch in seiner Gesichtsmimik wiederspiegelte, ließ nichts gutes erahnen. Überhaupt hatte sie den Wirt erst ganz selten so gesehen, sonst war er doch immer gut drauf, war es etwas ernstes?

"Ich soll euch diesen Brief hier geben. Nehmt ihn. Er ist an euch persönlich, nur für euch."

"Ein Brief? Aber von wem ist er?"

"Von eurem Begleiter. Dem Fürsten. Unter uns gesagt, ich vermute, dass es nichts gutes ist, der Inhalt mein ich. Er wirkte sehr bedrückt als er ihn schrieb und bei mir hinterlegte, er hatte wohl geahnt, dass ihr wiederkommt."
"Ich...ich verstehe nicht..."

"Dann lest doch, ich weiß auch nicht mehr als ich euch gesagt habe, der Brief ist nicht versiegelt, doch ich habe genug Anstand ihn nicht geöffnet, bzw. gelesen zu haben."

"D-D-Danke..."

Isabell war von diesem Schriftzeug vollkommen verwirrt, was hatte das zu bedeuten. Wieso war Rociel traurig als er ihn schrieb? Sie verstand das alles nicht, doch sie wollte nicht weiter hier sein, nicht weiter den Blicken von den ganzen Leuten ausgesetzt sein. Sie ging wieder nach draußen, setzte sich auf die Bank, die schon immer vor der Taverne stand. Dort entfaltete sie langsam das Pergament und las die Worte ihres Bruders im Schein einer Laterne, die auch schon immer hier hing und den abendlichen Besucher weisen sollte.
Liebste Isabell,

egal was dich dazu bewogen hat, ich werde es nie verstehen. Du weißt, ich kann das nicht verstehen. Doch so hoffe ich genau wie du, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden. Ich wünsche dir viel Glück bei deiner Suche, auf das du mit deinem Bruder hierher zurückkehren magst. Ich werde dann allerdings nicht mehr da sein, ich bin auf der Suche nach mir selbst. Einen Berg mit dem verhassten Namen muss ich finden, mitten in der Region, die ich so fürchte, ich hoffe das alles zu überleben, doch sehe ich keinen Sinn mehr darin.

Ich danke dir für alles...

Mit zittrigen Händen und absolut finsterer Mine legte sie das Schriftstück auf ihren Schoß. Sie war geschockt, verflogen war die gute Laune. Sie konnte es nicht glauben. Hatte das Schicksal denn nie erbarmen, ging dieser verfluchte Weg denn immer so weiter, nie ein Ende habend? Sie hatte ja geahnt, dass da irgendwas nicht stimmte, es ging einfach alles zu glatt, aber das war natürlich ein Schlag ins Gesicht. Er war einfach weg, jetzt war sie so nah und wieder war er weg. Erst war sie geflohen und jetzt er. Sie verstand es nicht.
Wieso, wieso immer ich? Verdammtes Klagen, verdammtes Weinen, wieso muss ich immer nur das alles tun. Verdammtes Schicksal, verdammt seist du. Und du Lichtwesen, hattest du nicht gesagt, es kommt zusammen, was zusammen gehört? Was ist denn jetzt mit all dem? Ist jetzt wirklich alles vorbei, gibt es denn gar keine Hoffnung mehr? Nein, ich will das nicht glauben, ich darf es nicht. Ich bin soweit gekommen, so weit wie ich es mir nie hätte träumen lassen. Jetzt ist Schluss damit, diesen letzten Schritt werde ich auch noch gehen, schluss mit dem Jammern und Klagen, wenn ihr denkt, dass ich aufgebe, dann habt ihr euch geschnitten. Rociel ist gegangen, weil ich ihn verlassen habe, er ist gegangen, weil ich ihn enttäuscht habe, das alles nur um ihn zu finden. Und jetzt, jetzt werde ich ihn wiederfinden. Ich muss nur wissen, wo er hin will, die Beschreibung ist ja relativ ungenau, aber vielleicht...
Ich muss es wenigstens probieren.
Einen Berg mit dem Namen den er hasste? Welchen Namen hasste, oder verabscheute er? Ich glaube ich weiß es, er erwähnte öfters, dass er die Worte "Schicksal" und "Bestimmung" nicht hören konnte. Bestimmungsberg klingt nicht so normal, aber Schicksalsberg, ja das musste es sein, er suchte einen Schicksalsberg. Und die Region die er fürchtete, das konnte dann ja nur das Minental sein, denn da waren sie nie hingegangen und einmal war er auf eine meiner Fragen diesbezüglich ausgewichen, an der Küste schien er ja sein zu können. Also schließe ich daraus, dass er einen Irgendeinen Berg im Minental sucht, der so einen Namen trägt. Ich muss unbedingt hinterher. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät, ich kenne das Minental, es ist irre gefährlich, Orks lauern dort und anderes Viehzeugs.
Isabell wischte sich die nassen Augen trocken und faltete das Pergament zurück, jetzt verstand sie auch, warum alles leer und ordentlich war. Natürlich, wieso war sie da nicht gleich drauf gekommen. Doch jetzt hatte sie ein neues Ziel, zwar hätte sie dieses nicht gebraucht, doch wenn sie jetzt noch länger warten würde, dann wäre es auch zu spät. Sie hoffte nur, dass der Wirt doch noch mehr wusste, vielleicht half es ja irgendwie...



14.12.2003 21:28#29
Isabell Als sie die Taverne wieder betrat, schaute der Wirt gleich hoch, anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass Isabell noch einmal kam, doch jetzt war sie ja da. Sie musste unbedingt noch mehr erfahren, am liebsten wäre sie gleich sofort losgelaufen, doch sie wusste, dass das keinen Sinn hatte, also beschränkte sie sich darauf, morgen früh zu gehen, allerdings möglichst bei Sonnenaufgang. Wenn sie ihn noch erwischen wollte, dann musste sie sich beeilen, schließlich war er sicher eine Zeitlang weg, aber ausruhen musste er sich ja auch. Sie musste einfach schneller sein, doch gerade im Minental war das schwer, denn die Gefahren machten es nicht leicht sich dort einwandfrei zu bewegen. Aber sie würde es schaffen, irgendwie, da war sie sich sicher.

"Und? Ist es eine schlechte Nachricht?"

"Es geht. Die schlechten Nachrichten sehen anders aus, aber ein Grund zur Freude ist es auch nicht. Aber ihr müsst mir jetzt helfen. Es steht dort, dass er ins Minental will. Zu einem Berg, Schicksalsberg könnte er heißen. Wisst ihr, wo das ist?"

"Nein, aber wenn er ins Minental will, dann ist das sicher gefährlich. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es ein Drakiausläufer der großen Berge ist, denn sonst könnte er ja mit dem Schiff nach Khorinis und von da aus weiter, wäre zumindest schneller und es würde auch den Proviant erklären."
"Proviant?"

"Ja, er bat mich Proviant für eine Reise zusammen zu packen. Das habe ich getan, der Proviant reicht für etwa eine Woche."

"Ich brauche dasselbe bis Morgen früh! Natürlich werde ich es bezahlen."
"Nun, das dürfte kein Problem sein, ich habe genug hier. Die Fleischvorräte sind berstend voll. Dann werde ich gleich heute noch frischen Brotteig aufsetzen."
"Wisst ihr sonst noch irgendetwas, was mir weiterhelfen könnte? Wann ist er aufgebrochen?"

"Vor etwa fünfunddreissig Stunden."

"Hm, dann hat er knappe zwei Tage Vorsprung, ich muss ihn unbedingt einholen. In Ordnung, ich werde noch schnell etwas essen und dann morgen früh wiederkommen."
"Sehr wohl"

Sie setzte sich kurz und aß etwas, danach ging sie zurück zu ihrem Haus. Er war noch nicht uneinholbar und bei schlechtem Wetter da draußen ist er vielleicht kaum vorrann gekommen. Jedenfalls war es fast genau so schwer wie auch schon die eigentliche Suche. Das Minental war so groß und Berge gab es auch duzende, wie sollte sie ihn da nur finden? Doch sie blickte nach vorne, aufgeben konnte sie nicht mehr. Nicht jetzt, jetzt wo sie so nah dran war.

Im Hause selber zog sie es vor nicht im Bett zu schlafen, da sie es sich ja nicht zu bequem machen wollte, sie würde im Sessel schlafen. Das untere Kaminfeuer hatte sie schon entzündet und wartete jetzt eigentlich nur darauf, dass ihr langsam die Augen zufielen, denn desto schneller sie einschlafen würde, desto besser. Gerade der Verlust der Rüstung machte sich durchaus bemerkbar, es war einfach viel bequemer ohne das nervende Ding. Alles war so gut gelaufen, gestern, heute und dann das. Er war einfach weg, sofort nach erwachen weg. Was trieb ihn nur so schnell zu diesem Berg? Wenn er sich vor dem Minental fürchtete, warum ging er dann dorthin? Sie verstand das nicht, vielleicht konnte sie das auch nicht, aber er hatte sie sicher auch nicht verstanden, so stand es ja auch geschrieben. Trotzdem konnte sie zuversichtlich sein, sie ernährte sich noch immer von der Freude über ihren Bruder, die konnte nichts trüben und würde wohl auf ewig anhalten. Da konnte kommen was wolle, egal wie lange sie suchen müsste, jetzt wo sie wusste wer es wahr, hatte sie auch keine Angst mehr vor einer Suche und größer als die gesamte Welt konnte das Minental auch nicht sein.


14.12.2003 22:33#30
Todesfürst Die Sterne funkelten am Himmel, es war so schön, dass das Wolkenband für einen Moment aufriß und einen klaren Blick auf den Himmel gab. Schwarz wie alles war es, doch dazwischen blinkte es immer wieder auf. Es war wirklich sehr schön mit anzusehen. Er zählte diese Leuchtdinger am Himmel, wollte sie alle erfassen, natürlich nur aus Spaß, denn das war ein Ding der Unmöglichkeit. Am liebsten wäre er jetzt auch so ein Stern, irgendwo dort am Himmel, strahlend und Licht abgebend, das wäre schön gewesen. Diese Sterne dort waren ja alle recht schön, einige bildeten sogar Motive, die man mit viel Fantasie als etwas weltliches erkennen konnte, doch keiner war so schön, wie der hellleuchtende Polarstern und diesen vermisste er so sehr. Er wirkte sehr misanthropisch, aber eigentlich war es das gar nicht, das waren nur seine Gesichtszüge, eigentlich war er sehr alleine und traurig, denn das alles war so typisch, es ging wie immer alles schief. Auch wenn er wusste, dass es niemanden was half, wenn er hier im Selbstmitleid und in Vorwürfen ertrank, so konnte man es doch nicht von der Hand weisen. Erst dieser ganze Mist in diesem Berg, der dann aber doch noch gut geendet war und dann die schöne Zeit mit Isabell, doch währte es nur kurz. Erst dieser ominöse Zusammenbruch, von dem er immer noch nichts genaues wusste und dann das hier alles. Erst verließ ihn der Sinn des Lebens und dann das heute mit den Wölfen. Er wollte sie nicht töten und doch hatte er mit einem Streich sechs Seelen vernichtet. Ihm machte das immer noch zu schaffen, er konnte das nicht einfach abhaken und zum nächsten übergehen, er war darin vollkommen dran zugrunde gegangen.

Wenigstens konnte er jetzt mal wieder etwas zur Ruhe kommen, er konnte mal wieder etwas seine Füße schonen und auch sonst alle anderen Körperglieder, doch die Ruhe würde auch nicht ewig dauern. Morgen früh würde er schon wieder weiterlaufen. Wenigstens gab es keinen Zeitdruck, da er sich eh nicht beeilen musste, da Zeit sowieso keine Rolle mehr spielte. Er fragte sich viel, doch am meisten beschäftigte ihn wieder einmal die Zukunft. Vielleicht gab es diese ja wirklich nicht. Er hätte gerne die Meinung von seinem Mentor gehört, aber dieser war weit entfernt, viel zu weit um ihn hören zu können. Rexx war seit dem Gespräch in Drakia wieder sehr still gewesen, doch es war auch ganz gut so, der Schädel wusste, wann er zu Wort kommen sollte und wann nicht, er schien seine Worte genau zu streuen, als ob weniger mehr war. Andererseits hatte er es ihm auch verboten in der Nähe von Menschen zu sprechen, aber hier war ja kein Mensch.

Die Frage nach dem Warum war die zweithäufigste und auch darauf hatte er keine Antwort, er hatte eigentlich überhaupt keine Antwort, egal welche Frage er sich auch stellte, es kam irgendwie immer dasselbe dabei heraus. Irgendwie wusste er, dass die Antwort da draußen lag. Vielleicht würde er seine Antworten ja auf dem ominösen Schicksalsberg finden, er glaubte zwar nicht daran, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Warum das alles immer so kam und nur ihn und nicht andere Menschen betraf, das war schon ein Rätsel für ihn, andere Menschen hatten sicher auch nicht immer nur Glück, aber manchmal wirkte es doch so, als ob das meiste Pech einfach von Zeit zu Zeit über ihn drüber gegossen wird. Trotzdem gab er nicht auf, jetzt schon gar nicht, irgendwie musste man ja weiterleben, es half ja alles nichts. Wenigstens blieben ihm gewiße Ziele, die er noch erreichen wollte, seine heilige Mission war nur eines davon. Und irgendwann würde man sich auch wiedersehen, spätestens in Innos Reichen, da war er sich sicher und mit dieser Sicherheit schlief er auch ein.

Er lag mitten auf der halbkahlen Wiese des Ödlands, hier streunten des Nachts sicher viele Tiere herum, doch er machte sich keine Sorgen, wenn es wirklich Gefahr gab, dann würde man ihn schon wecken und ansonsten war dieses Plätzchen hier eigentlich recht schön, es ließ sich gut aushalten.



15.12.2003 18:16#31
Todesfürst Das Gebiet hatte sich verändert, es war noch zerklüfteter geworden, überall waren jetzt auch mal spitze Steine aus dem Boden tretend, fast konnte man meinen, sie wollten ihn erstechen, doch noch waren sie nur faustgroß und keine Gefahr für die Sohlen seiner Stiefel. Das Ödland hatte abgenommen, doch waren noch immer oft Grasbüschel zu sehen, sie wirkten alle sehr grau, hatten kein saftiges Grün mehr inne. Doch mal ganz davon abgesehen, dass er jetzt schwieriger vorrann kam, so hatte er noch weitere Probleme. Sein Arm hatte einen Krampf bekommen, irgendwann nach dem Kampf gegen die Wölfe musste es passiert sein, es tat nicht weh, verursachte keinen Schmerz, doch dafür war es schwer das Schwert zu halten, vielleicht war es momentan sogar unmöglich. Er ließ den Arm meistens nur hängen, das war annehmbar, doch wenn er ihn spannte, dann war das schon was anderes. Immer wieder fiel sein Schwert aus der Hand, er hatte es einige Male probiert, doch es klappte nicht. Er konnte nur darauf hoffen, dass sein Arm bald wieder gesunden würde, aber er war, was das anging, voller Hoffnung.

Er war heute nur ein paar Meilen vorrann gekommen, vielleicht drei oder vier. Obwohl er schon im Sonnenaufgang losging, so war es ihm doch nicht möglich viel gut zu machen. Doch er sah sein Ziel näher kommen, die Berge waren nun schon so nah, dass man fast denken musste, dass sie wirklich in der Nähe waren. Ganz so weit war es zwar noch nicht, doch er war voller Hoffnung in zwei, maximal drei Tagen an die ersten Ausläufer zu kommen und dann wollte er endlich hoch, dann wollte er endlich seinen Schicksalsberg besteigen. Egal was auch passierte, ein Schicksal hatte es ganz sicher, nur welches, dass musste man noch klären, aber er war da voller Hoffnung.
Anders bei Isabell, dort hatte er die Hoffnung nicht mehr hegen können, es war einfach beschlossene Sache, der Brief war ein Abschied, daran konnte er nichts ändern. Vielleicht hätte er herausfinden können, wohin sie gegangen war, doch selbst wenn, was hätte es gebracht? Es war alles viel zu groß. Das Minental, Gorthar, Khorinis. Und selbst wenn, sie wollte ihren Weg gehen, er hatte schon Verständnis dafür, ihr Bruder war ihr wichtiger, konnte er auch verstehen. Trotzdem hätte er sie nie alleine gehen lassen, wenn er das gewusst hätte. Das musste sie gewusst haben, aber er wäre doch auch mit ihr gegangen. Er verstand es einfach nicht, solange er sich den kopf zerbrach, solange kam dabei auch nichts bei raus. Es war ein Kreuz.

Die letzten Meter quälte er sich noch, gestern war es ein guter Schlafplatz, das Gras war weich, was man so gar nicht vermutet hätte und es hatte ihm gefallen dort zu schlafen. Gefahr für Leben mochte durchaus bestanden haben, doch nicht für ihn, für ihn war alles ruhig geblieben, nur ihm Traum musste er sich ein weiteres Mal quälen lassen. Es war nicht durchgängig, aber ab und zu tauchte Isabell immer wieder auf, sie ging so schnell wie sie kam, eine komische Andeutung auf das wirklich passierte. Doch ein Traum war nur ein Traum, auch wenn es in der Realität nicht besser aussah. Aber damit musste er eben leben er konnte nicht erwarten, dass es so bleiben würde. Er konnte nicht erwarten, dass sein Glück mit ihr anhalten würde, eine längere Zeit. Nein das konnte er nicht, oder etwa doch?
Er hatte sich schon überlegt aufzuhören, aber er machte weiter, der Tag war noch jung und seine Kräfte noch frisch, vielleicht war es ungesund sie so zu verschwenden, aber er hatte keine Lust noch ewig in dieser Einöde zu verbringen, er wollte endlich ankommen. Diese Berge waren vielleicht ein Schicksal werd, doch hatte er die Zeit nicht erfunden, er wollte den Berg so schnell wie möglich finden, diese Region machte ihm außerdem nicht gerade Mut, um es mal vorsichtig auszudrücken. Je näher er dem Minental kam, desto schlimmer wurde es, es war eine Reise in die Vergangenheit, eine Vergangenheit, von der er sich erhofft hatte sie vergessen zu haben.



15.12.2003 21:53#32
Isabell Die Nacht hatte sich über sie gesenkt, hatte sie in ihr schwarzes Kleid gehüllt, doch die Frau gab nicht auf, sie ging weiter, sie musste ihn einholen, da konnte sie sich keine zu großen Pausen leisten, musste den Schlaf auf ein Minimum reduzieren. Doch sie hatte schon wieder mehr als nur Hoffnung, hatte sogar größeres Vertrauen als je zuvor. Das alles baute auf einer Leiche, so makaber das auch war, die Leiche eines Warges. Sie hatte heute morgen nicht lange gewartet, hatte sich noch vor den Morgenstrahlen aufgemacht und beim Wirt ihren Proviant abgeholt, danach das Dorf verlassen und war in den ersten Sonnenstrahlen schon bei dem toten Tier. Sie hatte das Blut gespürt, es war noch nicht ganz kalt. Außerdem war der Kadaver noch nicht von fremden Tieren und Aasfressern befallen und die Würmer und Maden hatten sich erst wenig verbreitet. Es war irgendwie logisch, denn der Winter sorgte für einen kalten Boden und eine langsamere Verwesesung, doch das war es nicht alleine, es musste von ihm sein, denn das Tier war durch einen Schwerthieb getötet worden und hatte zudem weder Zähne noch Krallen. Rociel konnte das, sie wusste, dass er das konnte, hatte sie es doch selbst mehrere Male gesehen. Es war seine Spur, die er ihr so unbewusst hinterließ und so hoffte sie, würden noch mehrere solcher folgen, denn ansonsten würde es wohl sehr schwer werden. Aber selbst dann war sie noch nicht hoffnungslos.

Mit lebendigen Tieren hatte sie jedoch kein Problem, sie war nämlich noch keinem begegnet, hoffentlich würde das auch so bleiben. Sie hatte keine große Lust in dieser Verfassung zu kämpfen, da sie daran nun wirklich als letztes dachte, doch wenn es nicht anders möglich war, dann wäre sie gnadenlos, wenn irgendein Lebewesen, ob Mensch, Tier oder Dämon sie versuchen würde zu ihrem Bruder zu kommen, dann würde sie kein Erbarmen mehr kennen. Eigentlich kannte sie sowas gar nicht, doch sie hätte das durchgezogen.

Ihre Schritte waren schon den ganzen Tag in einem Ödland, das sie so noch nicht gesehen hatte. Früher, da war sie oft hier draußen, aber nie so weit weg vom Dorf und im Minental war sie auch nie gewesen, sie hatte nur von der Barriere gewusst, von den Gefangenen dort. Aber dieses Gebiet hier, das Drakia vom Minental trennte, das war ja sowas von eintönig. Immer war es dieses Grasland, es war eine weite Steppe, die Unendlichkeit gefiel ihr. Diese Weite, das war herrlich, doch wurde es nicht schön betont, man konnte ohne die Hügel und umliegenden kleinen Berge denken, dass es absolut dasselbe Bild war, dass es immer dasselbe blieb und es gar keine Abwechslung gab. Doch da musste sie durch, er war diesen Weg ja auch gegangen, außerdem war es eine neue Erfahrung, auch wenn es sicher nicht die wichtigste war, so lernte man auch mehr über die Welt kennen und irgendwann könnte ihr dieses Wissen vielleicht mal weiterhelfen.
Sie war noch nicht erschöpft, sie musste weitergehen, mit den Gedanken war sie immer bei ihm und das war auch ihr innerer Antrieb, doch sie hatte auch Angst vor einem Wiedersehen, da waren Angst und Freude eng beisammen, denn durch diese unerwartete Reaktion auf ihren Brief und den Weggang, damit hatte sie nicht gerechnet, sie hatte Angst vor einer möglichen Veränderung, vor einer Radikalisierung seiner Gefühlem, einem Kahlschlag ähnlich. Doch das würde sie frühestens herausfinden, wenn sie ihn finden würde. Es ging weiter.


15.12.2003 23:12#33
Isabell Sie schlug sich durch, es ging immer noch weiter, auch wenn sie kaum mehr was sah, immerzu stolperte sie, fiel fast hin, da sie die Steine und die Hügelanhebungen nicht mehr sehen konnte, doch trotzdem ließ sie nicht davon ab weiterzugehen. Ihre Füße taten ihr schon lange weh, so weh, dass sie taub waren und sich sicher einige Blasen daran bildeten, doch darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen, diesen Schmerz ertrug sie gerne, es war ihr Recht, wenn sie so nur näher an ihn heran kommen könnte. Sie wusste nicht, wie weit er nun schon vor ihr war, sie wusste auch nicht, in welchem Tempo er vorrann kam, sie wusste nur die ungefähre Richtung, wo er hin war, doch das half ihr nicht fiel, denn die Orientierung war in dieser weiten Steppe fast Null und jetzt wo es auch noch dunkel wurde, glich das alles fast schon einem Wahnsinn. Aber je länger sie ging, desto eher würde sie irgendwie ankommen, sie vertraute einfach auf ihr Glück, auch wenn sie mehr und mehr unsicher war. Die letzte Spur war der tote Warg, seit dem hatte sie nichts mehr gesehen. War sie etwa auf der falschen Fährte?

Isabell blieb nun doch stehen, sie wankte etwas und man merkte ihr an, dass sie kaputt war, sie musste sich nun unbedingt ausruhen, gegessen hatte sie auch schon lange nichts mehr. Als sie sich dann wirklich kurz ausruhte und hinsetzte, wurde sie auch schläfrig. Es war vorbei - für heute. Es hatte keinen Sinn mehr sich zu erheben, es hätte sowieso nichts gebracht. Wahrscheinlich würde es nur ein paar Meter weiter gehen, keine vernünftige Relation. Sie nahm ihren Beutel zur Hand und wickelte ihn auf. Ein paar Augenblicke später machte sie sich über das Brot und die Wurst her, sie aß so lange, bis sie satt war. Es machte ja keinen Sinn, Essen zu sparen. Das Brot würde nur hart werden und auch der Rest würde bei der Reise nicht gerade geschont, deshalb sollte man es lieber essen, solange es noch frisch war, der Hunger würde schon noch kommen, wer weiß wann sie den richtigen Berg finden würde.
Nach dem Essen legte sie alles weg und band den Beutel wieder zu, bis sie sich dann hinlegte und die Augen weit gen Himmel richtete, die Sterne wollte sie so gern sehen, doch sie waren verdeckt, verdeckt von einem dicken Wolkenband, schade drum.

Die Frau musste in diesen Momenten oft an Vergangenes denken, wenn sie nicht gehen konnte, wenn sie nicht die Berge näher kommen sah, wenn sie einfach nur da lag und versuchte zur Ruhe zu kommen, dann war es so. Das Positive konnte man ihr nicht mehr nehmen, dazu war es nicht nur unmöglich, sondern auch zu frisch. Aber die Sorge war größer, jeden Tag, jede Stunde. Sie hatte ihn verletzt, doch bereute sie die Entscheidung nicht, das sie es getan hatte, doch bereute sie es, ihn verletzt zu haben. Es tat ihr alles so leid, aber nachdem ihr ganzes Leben nur auf diese Suche fixiert war, da konnte sie nicht einfach davon ablassen oder noch etwas warten. Sie hatte sich einfach nicht getraut ihn zu fragen. Und jetzt, jetzt war das wohl der letzte Weg. Was hier geschehen würde, das würde alles entscheiden. Alles hing nun am seidenen Faden.

Mitten in Isabells Überlegung wurde es hell, doch diese Helligkeit war kein natürlicher Ursprung, es wurde immer heller und heller und als sie sich dann zur Seite drehte, erkannte sie ein fliegendes Wesen. Isabell erschrak, wollte erst eine Waffe ziehen, doch dann beruhigte sie sich, es war nur ein kleines Wesen, aber was war das? Eine schmetterlingsgleicher Gestalt? Aber bei genauem Hinsehen erkannte man die Formungen eines Menschen. Was war das?



"Du siehst traurig aus Mädchen. Stimmt etwas nicht?"

"Wer..wer bist du?"

"Ich bin eine Zauberfee, ich bin eine Traumfigur. Wahrscheinlich schläfst du schon, aber vielleicht bin ich ja wirklich da. Sagst du mir, was dich bedrückt?"
"Ich...ich habe Sorge um meinen Bruder. Ich suche ihn, hier in dieser Wildnis. Doch er ist vor mir losgereist und ich kenne mich nicht so gut aus. Ich glaube, ich könnte mich verlaufen. Es würde mich mehr als nur traurig machen, wenn ich ihn nicht finden könnte."

"Das ist wirklich traurig, aber vielleicht kann ich dich ja etwas aufheitern. Ich bin nämlich hier um dir einen Wunsch zu erfüllen."

"Einen Wunsch? Irgendwas?"

"Ja, irgendwas. Wünsche dir irgendwas und wenn es in meiner Macht steht, so werde ich es erfüllen. Aber wähle weise."

"Nun, wenn das wirklich war ist, dann brauche ich nicht lange überlegen. Ich möchte wissen, welchen Weg mein Bruder geht, damit ich weiß, wie ich gehen muss um ihn zu kriegen."

"Ein bescheidener Wunsch und somit sei er dir erfüllt. Ab sofort wird dich dein Instinkt so leiten, wie auch dein Bruder geht. Ich muss jetzt wieder gehen, aber trotzdem, ich wünsche dir viel Glück bei der Suche Mädchen, tschüss."
Die Fee verschwand wieder und ließ Dunkelheit zurück. Isabell glaubte erst, dass sie wirklich träumte, aber dann merkte sie, wie sie die ganze Zeit wach sein musste. Hatte diese Fee wirklich die Macht, so einen Wunsch zu erfüllen und war das jetzt wirklich real? Sie konnte es fast nicht glauben, doch irgendwie glaubte sie daran und sei es nur aus purer Hoffnung. Mit erneut gestärkter Hoffnung schlief sie nun wirklich real ein, doch hoffen musste sie in der letzten Zeit wirklich viel...



16.12.2003 15:01#34
Isabell Ein gewaltiger Wind fegte über das Land, ließ die dünnen Grashalme biegen und brechen, bahnte sich seinen Weg durch alles, in jede Ritze kam er hinein, doch Isabell hatte keine Probleme. Zwar war es schwieriger vorrann zu kommen als bei normalen Wetter, doch Rociel musste damit ja auch kämpfen, also gab es nicht wirklich viel zu verlieren, doch ganz am Boden, wo sie ja ging, da hielt es sich noch in Grenzen, sie musste nicht gerade kämpfen um sich nach Vorne zu bewegen, vielleicht war es ja auch Rückenwind, was ihr vielleicht noch einen Vorteil gebracht hätte. Wenigstens hatte sie gute Laune, sie hatte keinen Grund noch groß sorgenvoll zu sein. Es lag nicht an dieser Traumfee, auch wenn es schön gewesen wäre, wenn sie wirklich die Wahrheit sprach, es lag vielmehr daran, dass sie sich einfach freuen musste. Sie konnte das nicht beschreiben, doch sie wusste, dass sie sich freuen würde, egal ob sie ihn finden würde oder nicht. Auf jeden Fall wollte sie nicht mehr aus diesem Gebiet ohne ihn gehen, was hätte das schon für einen Sinn gemacht, alleine zu sein. Wieder alleine. Doch dann hätte es keine Hoffnung mehr gegeben, irgendwann jemanden zu finden. Es konnte niemand zweites geben. Sie hatte sich bis vor wenigen Tagen noch eingebildet, nun zwei Personen zu kennen, die sie unbedingt in ihrer Nähe haben wollte, die sie nie aus ihrem Leben lassen wollte. Das aus diesen zwei Personen, dem Fürsten und dem Phantom des Bruders, jetzt Rociel wurde, das machte die Sache nur noch komplizierter. Wenn sie ihn finden könnte, dann wäre es eine Wendung in das absolut Gute, in das so lange vermisste Glück. Wenn sie ihn aber nicht finden sollte, dann wäre das eine gegenteilige Wendung, eine Wendung in die Verzweiflung. Sie hatte wirklich genug gewartet, die siebzehn Jahre waren genug Zeit, seit denen sie getrennt waren, zwar hatte sie ihn jetzt ein paar Wochen um sich, doch nicht als Bruder, da war er nur ein Mann, den sie jedoch mehr als nur mochte. Ihr kleiner Bruder...
Noch einmal wollte sie nicht so lange von ihm getrennt sein, doch wenn sie ihn nicht finden konnte, dann würde es zwangsläufig so passieren. Er wusste schließlich nichts von einer Schwester und war hier sicher nicht aus Spaß. Niemand konnte sagen, ob er das alles hier überleben würde oder was ihm auf diesem Schicksalsberg erwartete. Ob er nach Drakia zurückkehren würde. Alles unbeantwortet, sie konnte es nicht wissen, sie konnte nur handeln. Aber trotzdem wäre sie glücklich, sie hatte ihre Entscheidung getroffen, sie würde dieses Gebiet im Glück verlassen, mit oder ohne ihm.

Ihre Füße lenkten sie auf eine magische Weise durch das Land, sie merkte nicht, wie sie immer wieder woanders hinwollte, dann aber doch in eine andere Richtung bog, es war fast so, als ob das nicht ihre Füße wären, doch war es eigentlich gar nicht so wichtig, hier in der Steppe gab es sowieso kaum etwas interessantes zu sehen. Doch mittlerweile tauchten verstärkt kleinere Hügel auf, die Landschaft schien sich sichtlich zu verändern. Vor einem dieser Hügel stand sie nun, wollte eigentlich in eine andere Richtung gehen, doch jetzt merkte sie das erste Mal, wie gravierend sie doch nicht mehr konnte. Ihr eigener Wille gehorchte ihr nicht und sie ging zwangsläufig über den ersten Hügel. Das Gras wehte schon sehr bedrohlich und auch Isabell hatte hier Mühe zu gehen, doch es sollte sich lohnen, denn als sie die Hügelspitze erreichte, sah sie einen Bach, ein Rinnsal, Wasser, aber was noch viel wichtiger war, sie sah wolfsgleiche Kreaturen, sie sahen aus, als ob sie schliefen. Isabell wurde mißtrauisch und zog ihre Schwerter, das ganze würde sie sich mal genauer anschauen, sie traute der Stille nicht. Das ganze sah anders aus, als es schien. Der erste Blick konnte trügen.

Und so war es auch, als sie näher kam merkte sie schnell, dass diese Wölfe nicht mehr lebten und auch das trieb ihr ein breites Lächeln aufs Gesicht. Es tat ihr schon um die Wölfe leid, als sie bei ihnen war kraulte sie sie noch ein bisschen, als ob sie noch lebten, da sie das Blut und den Verwesungszustand untersuchen musste, wie schon bei dem Warg. Sie hatte sofort an zwei Sachen gedacht, erstens an ihrem Bruder, was auch gut sein konnte, da die Wölfe wieder keine Zähne und keine Krallen besaßen und zweites an die Worte der Fee, die ja gesagt hatte, dass sie von nun an geleitet werde. War da vielleicht doch was Wahres dran?

Sie labte sich am Wasser, füllte ihre Krüge wieder auf und wusch sich das Gesicht und die Hände, danach kraulte sie noch mal die Wölfe und spürte auch, dass sie nicht normal waren, irgendwie anders. Es waren schließlich sechs Kadaver und Rociel hatte ihr vor Kurzem noch gesagt, dass er Wölfe gut leiden konnte. Mit nachdenklichem Blick ging sie dann weiter - ohne Pause, sie konnte sich das nicht leisten.



16.12.2003 17:24#35
Todesfürst Diese bescheuerte Steinlandschaft wollte gar kein Ende mehr nehmen, aber er konnte sich eigentlich nicht beklagen, denn nachdem er zwei Tage in einer weiten Steppe aus halbabgefressenen Gras umhergelatscht war und dabei bis auf die Wölfe keinen wirklichen Gefahren ausgesetzt war, konnte man nun wenigstens kaum mehr Gras sehen. Auch von einer Weite war nun nicht mehr so ganz die Rede, zwar war in dieser Einsamkeit, wo sich sicher kein Mensch außer er aufhielt, alles sehr ruhig und auch naturverbunden, was ja gar nicht so schlecht war, doch seine Füße schmerzten in letzter Zeit immer mehr, das viele Laufen machte den schon etwas älterlichen Stiefeln schwer zu schaffen. Doch er würde durchhalten, genau wie sein Arm, er war gestern kaum einsatzfähig, doch heute Morgen hatte er etwas trainiert und da tat es schon gar nicht mehr so weh, er konnte sich also wieder verteidigen. Und das war auch bitter nötig, hier in dieser Gegend, wo es von Gefahren nur so lauerte. Sein Weg stand aber vor einer entscheidenden Wendung, denn die Berge kamen immer näher, mittlerweile konnte er ihre Gigantomie schon riechen und auch sehen, ob sein Berg auch schon sichtbar war? Er wusste es nicht, die Angaben waren alle sehr vage, zwischen zwei großen Bergen sollte ein kleinerer liegen, das sollte der Schicksalsberg sein. Diese Beschreibung war so gut wie wertlos, denn das hätten auch mehrere Berge sein können, aber er wollte sich einfach mal auf eine Mischung zwischen Glück und Instinkt einlassen. Überhaupt war es sehr gut, dass er seine Ziele jetzt endlich sehen konnte, denn so war eine Einschätzung über die Weite möglich. Heute abend oder morgen Mittag sollte er eigentlich auf sie treffen, danach würde die Schwierigkeit erst beginnen. Aber bis dahin musste er noch diese Steinlandschaft hinter sich lassen, das war momenten primär.

Sein Magen knurrte ein wenig, er hatte seit heute Morgen nichts mehr gegessen und hatte schon wieder Hunger, obwohl er eigentlich ausreichend gegessen hatte. Aber wieso sollte er nichts essen, es gab ja genug und solange das noch der Fall war, sollte er auch noch Gebrauch von seinen Vorräten machen, denn bald würden sie sicher schwinden und dann sah es nicht mehr so toll aus. Aber was machte schon Essen, er brauchte nicht viel Nahrung um zu überleben, sein Körper hatte einen anderen Biorythmus als die meisten anderen, er hatte sich oft an Fasten gewöhnt, so dass er abgehärtet war.

Nach einer kurzen Pause, die mehr seinen Füßen, als seinem Magen gut tat, ging es schon wieder weiter. Er ahnte nicht, dass auf dieser felsigen Ebene noch jemand auf ihn lauerte. Es waren nur wenige Meter, die er noch gehen durfte, danach trat das Vieh in seinen Blickwinkel. Er war einfach aufgetaucht. Zuerst dachte Pergamo, dass es nur ein Mensch war, doch diese Figur war kein Mensch, er sah sie genau, als er näher an sie heran kam. Es war ein Ork und er hatte vor diesen Viechern noch mehr Angst als vor einem Mensch. Es war wohl nur ein Einzelgänger, vielleicht ein Späher von einer großen Gruppe, doch hier war er sicher alleine, man hätte die anderen sehen müssen. Pergamo war nicht mehr weiter gegangen, der Ork hatte ihn wohl zuerst gewittert, bevor er ihn gesehen hatte, doch sein vermeintliches Opfer schien nur ein Mensch zu sein. Die beiden Kontrahenten sahen sich in einer Entfernung von etwa dreissig Metern in die Augen, doch bei Pergamo mochte kein Hass entflammen, auch kein Feuer, wie es in dem Kampf gegen Kryliyx war. Er war so seltsam kalt, es war so, als ob er kein Herz mehr für's kämpfen hatte, als ob ihm etwas zum kämpfen fehlen würde, nichts desto trotz hatte er keine Angst, auch ohne Feuer würde er diese Mißgeburt erledigen.

Für einen Moment dachte Pergamo, dass der Ork weglaufen oder etwas anderes kluges machen würde, doch er hatte sich nicht geirrt, diese Orks waren dumm und häßlich zugleich, denn dieses Exemplar zog seine Waffe, die vielleicht dreimal so groß war wie sein Schwert und stürmte die Meter vorrann. Pergamo indes blieb ruhig, er hatte sowas schon viel zu oft gemacht, als das er es jetzt vergessen konnte, in den letzten Sekunden konzentrierte er sich mehr auf seine Verletzung, als auf den Ork. Die Erde zitterte, als er nur noch zehn Meter von ihm entfernt war, jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen, er zog sein Schwert Todesodem. Der Ork war einfach wiederwärtig, in seinen Augen war der Hass, den er nicht spürte, da war der Hass auf alle Menschen dieser Welt entfacht, aus seinem Mund traten die riesigen Zähne hervor und Speichel fiel im Rennen heraus, dazwischen waren die Kriegsschreie, die ihn wohl noch zusätzlich anstachelten. Einfach nur wiederwärtig. Eine Kreatur ohne Daseinsberechtigung, doch kein Tier hatte es verdient zu leben, wenn es ihn töten wollte, keines konnte Gnade erwarten, auch wenn er sie zu oft verschenkte.

Auf den letzten Metern holte der Ork aus und ließ seine Axt weit ausholen, eher er auf die zierliche Gestalt des Menschlings traf. Doch die Axt verfehlte ihr Ziel, es war klar, sie ging ins Leere weil sein Schwert zwischen ihnen lag, er hätte den Ork schon zweimal töten können, da er sich zuviele Fehler leistete, doch er wollte die unglaubliche Muskelkraft eines Orkes am eigenen Leibe spüren, er hatte die Viecher schon oft gesehen, hatte Bücher über sie gelesen und sie studiert, diese verdammten Orks, vor nicht allzu langer Zeit war er noch vor ihnen weggelaufen, doch jetzt war der Tag der Rache nah, mit diesem Ork würde er das Schicksal aller besiegeln, alle die ihn angreifen sollten und seinen Tod erwünschten. Der Schlag war heftig, seine Klinge hatte kurz gezittert, doch hielt sie dem Druck stand und sein Griff blieb locker leicht. Er war nicht mehr so verkrampft wie vorher, er hatte viel über die richtige Griffhaltung gelernt, jetzt war er bereit seinen Meister zu machen. Der Ork war ganz nah, sabberte ihm fast ins Gesicht, hatte für einen Moment aufgehört zu denken, doch dann fiel er zurück in seine Mordlust und wollte den zweiten Schlag ansetzen. Doch wieder blockte sein Schwert. Er hatte genug gesehen, für diesen Ork brauchte es kein Feuer, es brauchte nur etwas Geschick. Er wollte diesen Kampf jetzt beenden.
Er rannte weg von dem überraschten Ork, es sollte ruhig aussehen wie eine Flucht, doch der Ork würde eh schneller sein. Aber er hatte gezögert, er konnte sich zehn Meter herausrennen, dann rann der Ork los, direkt in seine Falle. Das Schwert war auf den Ork gerichtet, ruhig daliegend in seinem wieder schmerzenden Arm, doch Schmerz wurde durch das Adrenalin unterdrückt, er hatte nur noch eins im Sinn, den Tod dieser Kreatur. Wie sie da axtschwiegend kam, ohne eine Ahnung...
Er hatte das lange geübt, doch er war von sich selbst überzeugt, ansonsten hätte er das nie gemacht, doch wie sollte man sonst kämpfen, wenn man nicht selbst von sich überzeugt war? Er fiel mit dem Schwert, direkt unter dem Axthieb des Orks vorbei, er traf nur ins Leere, doch in seinem Rücken tauchte der Fürst auf, das Schwert war noch nach vorne gerichtet, doch durch eine Verlagerung fiel es nun direkt nach hinten. Mit dem Knacken eines Getreidekornes auf seinem rechten Backenzahn fiel auch das Schicksal des Orkes. Das Schwert bohrte sich erbarmungslos schnell in den Rücken und ließ nicht locker, die Waffe fiel aus der sofort gelähmten Hand, das Vieh sank und sank und sank. Bis es auf dem Boden krachte. Die ganze Zeit hatte er nur nach vorne geschaut, in den Sonnenuntergang, der mit seinem schönen Rot an fließendes Blut erinnerte. Er wollte den Anblick nicht sehen, er musste es nicht. Diesen Schlag konnte niemand überleben, er war riskant sicher, den richtigen Augenblick zu finden war schwer, doch er hatte gute Meister gehabt.

Ohne den toten Ork oder dessen Waffe noch eines Blickes zu würdigen, zog er das blutige Schwert aus dem toten Körper und zog ein Tuch. Während er noch das Schwert von Blut befreite ging er weiter, in den Abend hinein. Seine Augen waren nicht mehr so kalt, sie waren jetzt sehr abwesend, nicht mehr sehr achtend, aber er hatte es gespürt. In dem Moment, wo das Schwert gefallen war, da brannte kein Feuer in ihnen, da brannte eine Lust. Es hatte ihm gefallen. Er musste sich unter Kontrolle halten, noch war es nur eine kleine Flamme, aber sie durfte nie zu einem Flammenherd eskalieren. Nicht noch einmal...



16.12.2003 18:30#36
Isabell Er hatte sie bestimmt nicht freiwillig getötet. Wenn es irgendetwas anderes gewesen wäre, aber keine Wölfe. Er schien diese Tiere sehr gern zu haben, oh ja, das wusste sie noch zu gut. Und dann gleich sechs auf einen Streich. Dieses Massaker hatte er sicher nicht ohne guten Grund angerichtet. Nicht das man das falsch versteht, Isabell hätte das nichts ausgemacht, für sie waren alle Tiere gleich. Nicht das sie viel morden würde, aber wenn sie auf der Jagd war, dann wurde das erlegt, was als erstes in ihr Sichtfeld kam. So zart besaitet wie Rociel schien sie da nicht zu sein. Und doch lagen diese sechs Wölfe tot da. Sie hatten alle durch dasselbe Schwert ihren Tod bekommen und auch ihre Trophäen waren verschwunden. Nur das Fell hatte er drangelassen und natürlich das Fleisch. Aber darauf gab es natürlich eine einfache Antwort, denn dieses Gewicht konnte man verständlicherweise nicht mehr mitschleppen.
Aber was sie noch viel mehr anregte waren diese komischen Gedanken davor. Ihr Wille wurde durch irgendwas gebrochen. Sie wollte da nicht hingehen, sie wäre einen ganz anderen Weg gegangen und hätte die Wölfe nie gefunden, aber so wurde sie einfach dahingelegt. Mit sanfter Gewalt konnte man sagen, denn gespürt hatte sie von alldem nichts. Es war nur im Kopf dieses kurze Gefühl etwas anders machen, als man es eigentlich wollte. Aber es war ja eine gute Entscheidung, denn diese Fährte stammte zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit von Rociel, vielleicht neunundneunzig Prozent. Auch wenn dagegen sprach, dass es eine zu große Anzahl und eben Wölfe waren, aber dass es eine falsche Fährte sein könnte, vielleicht sogar eine Falle, daran glaubte sie nicht und dazu bestand auch kein Anlass. Wer sollte hier draußen schon sein? Niemand, es gab hier niemand. Diese Einöde war einfach zu eintönig und auch zu karg, als das hier hätte jemand leben können.
Aber sie konnte sich da nicht rausreden, für sie wirkte es wirklich so, als ob das ganze gestern Abend doch keine Einbildung war. Diese Fee musste wirklich existieren, denn auch jetzt spürte sie es wieder. Es waren nur kleine Abweichungen, doch sie machten sich bemerkbar, aber irgendwas hielt sie immer auf dem richtigen Weg. Wenn das wirklich wahr war, dann hatte sie einen großen Vorteil gewonnen. Sie war sich zwar nicht sicher, wie sie damit umgehen sollte, mit diesen seltsamen Gefühl, aber sie freute sich trotzdem. Irgendwie ließ sie sich da einfach mal drauf ein, es würde schon so sein. Es wunderte sie eh nichts mehr, nicht mehr im Negativen und auch nicht im Positiven, wobei ihr letzteres bei allen wundern noch am liebsten war.

Die Wolken waren vor einer Stunde noch so schön klar weiß, etwas aufgequillt aber das machte ja nichts, schön waren sie trotzdem. Aber jetzt wurden sie schwarz, komischerweise waren noch einzelne Rotausläufer eines Sonnenunterganges zu sehen, den sie gar nicht richtig bemerkt hatte. Doch so konnte sie die Form der Wolken immer noch erkennen. Der Wind war auch schwächer geworden, sie glaubte sogar Windstille spüren zu können. Tja und dann war da noch die Landschaft, sie veränderte sich langsam. Die ersten Hügel hatte sie überwunden und kam nun zu einer steinigen Region. Diese spitzen kleinen Steine die aus dem Boden ragten, wenn sie sich nicht ganz sicher gewesen wäre, dass es unmöglich war, dann hätte sie gemeint, dass Rociel über eben jene Steine gegangen war. Egal wie, sie folgte ihm, sie war nicht weit entfernt. Ein paar Stunden Rückstand, aber sie würde ihn schon noch kriegen, bevor es zu spät war.


16.12.2003 21:16#37
Todesfürst Er war die ganze Zeit davon gezeichnet gewesen, seine Augen wirkten wirklich abwesend, wie in einer anderen Welt, in einer anderen Zeit, was nur daran lag, dass er an den ganzen Kampf noch einmal dachte. Aber er konnte keinen Schmerz oder gar Reue empfinden, nicht für einen Ork. Jedes Tier wusste, dass er eine gute Seele hatte, wenn die Tiere ihm nichts tun wollten, dann war er meistens auch gewillt sie in Ruhe zu lassen, alleine schon weil er durch töten anderer nur schlimmer wurde und jeder vergossene Tropfen Blut ein Stück Trauer verursachte, aber ein Ork...Er spukte auf die Orks, er hasste sie. Früher hatte er sich oft gefragt, ob nicht die Menschen an all der Katastrophe Schuld waren und diesen sinnlosen Krieg für Nichts und wieder Nichts führten, aber inzwischen hatte er seine Meinung geändert. Den Orks denen er bis jetzt immer begegnet war, die wollten ihn entweder töten oder umbringen, was beides kaum ein Unterschied war. Und außerdem konnte man ja nicht mal etwas dagegen tun, man hatte nur zwei Möglichkeiten, entweder fliehen, wie er es in früheren Begegnungen oft getan hatte, oder kämpfen, was er heute zum ersten Mal erfolgreich getan hatte. Es war nur ein einzelner Ork, kein Verlust für diese Grünhäute, doch für ihn war es mehr als das, es war auch ein Zeichen für Innos, auf welcher Seite er stand. Er hatte nicht vor aktiv in den Krieg einzugreifen oder jetzt Jagd auf die Grünhäute zu machen, das wäre ein Fehler, denn dazu waren sie in ruppen viel zu stark. Aber er würde keinen Ork verschonen, der es wagen würde ihn anzugreifen.
Immer noch dachte er darüber nach, meistens über den Krieg und über seine Position in all dem, doch manchmal auch über seine Züge während des Kampfes, seine Taktik. Er war schon ein bisschen stolz darauf, was er alles gelernt hatte und wie er mit seinem Schwert verschmolzen war, doch wusste er genau, dass das nie für immer war. Man musste immer weiter machen. Außerdem war es auch riskant, er musste sich weiter verbessern, damit er überhaupt eine Chance hatte. Doch auf einmal wurden seine leblosen Augen wieder mit Leben behaucht, er schreckte auf, denn endlich passierte etwas, etwas ungewohntes. Ein Vogelgeräusch weckte ihn aus der Trance, sofort schaute er sich um, was es wohl war und er erblickte im Mondschein einen Vogel fliegen. Er landete genau vor ihm, seltsam, normalerweise hatten Vögel doch Angst vor Menschen? Trotzdem war der Vogel vor ihm gelandet und er blickte in die prachtvollen Augen eines Uhus. Seine Augen waren schön groß und die Pupillen waren gelblich gefärbt. Das Gefieder war sehr schön gefleckt und ein dickes Federkleid umgab ihn. Er liebte diese Vögel, mehr als alle anderen, er fragte sich, was ausgerechnet ein Uhu zu ihm trieb. Er ging auf die Knie um etwas näher an den Uhu zu kommen und diese flog nicht weg, selbst dann nicht, als er vorsichtig ihr Federkleid berührte. Er hatte diese prächtigen Tiere zwar schon das ein oder andere mal gesehen, aber berühren durfte er sie noch nie. Es war ein wunderbares Gefühl, wie dieser Uhu geschaffen war, ihr Federkleid war so zart wie sein Schattenläuferfell und fühlte sich sehr flauschig an, der Schnabel indes war ziemlich stabil. Diese Tiere waren einfach wundervoll. Der Uhu erhob sich wieder und flog in die Lüfte. Er schwang sich auf und flog wieder in die Nacht, doch er hatte das Gefühl, dass er noch mal zurückblickte und ihm zulächelte. Komisch, was Tiere doch manchmal ausmachten.

Er atmete kurz auf und ging dann weiter, die Berge warteten und er hatte noch kaum etwas erreicht, aber er hatte sich selbst bewiesen, dass auch die Orks ihn nicht aufhalten konnten, wie er es schon immer wusste, aufhalten konnte ihn niemand ohne ihn zu töten, die unbändige Seele in ihm kannte nur ein Ziel und das war momentan dieser Berg, er wusste selber nicht, ob er sich wirklich so viel davon versprach, wie er erhoffte, doch er glaubte dran denn ansonsten wäre ja alles sinnlos was er hier machte.



16.12.2003 22:22#38
Isabell Nun schmerzten ihre Füße auch schon seit Stunden, diese felsige Region war wirklich sehr anstrengend zu gehen und selbst die Stiefel konnten da nicht helfen. An den Sohlen zwickte und zwackte es und sie hätte alles für eine Pause gegeben, doch eine Pause war noch nicht in Sicht, noch musste sie weitergehen. Wenn sie ihn kriegen wollte, dann musste sie wirklich Qualen erleiden, sie musste früher aufstehen und später schlafen gehen als ihr Bruder, anders würde es nicht gehen. Doch diese Qualen würden sicher belohnt, aber das alles wusste sie doch, sie wusste es schon so lange und doch hämmerte sie sich die Sätze jeden Tag noch einmal in den Kopf. Immer und immer wieder. Was sollte sie schon anderes tun, sie war ja ganz alleine hier draußen und selbst die Tiere schienen sich vor ihr zu fürchten, oder aber nicht da zu sein, es schien fast so, dass diese karge Gegend kaum mehr Tiere bot, die wenigen waren eine Fährte, die Rociel schon erledigt hatte, ob freiwillig oder nicht, jedenfalls waren sie tot, nur das zählte, oder auch nicht...Die einzigen Begleiter die sie wirklich noch hatte waren die Winde und die Sonnen, die Kälte und die Wärme. In der Nacht war es oft kalt hier draußen und morgends stand sie immer zitternd auf, sie hatte ja kaum was zum zudecken. Aber da musste sie durch, es gab hier eben keine Kamine, keine Decken, keine schützenden Wände. Doch daran hatte sie sich schon länger gewöhnt und außerdem wollte sie es ja noch vor ein paar Tagen, weg aus Drakia, woanders hin...
Ihre Haare wehten im Wind, hinterließen eine schöne Mähne, heute waren sie wieder mehr braun als schwarz, aber so genau wusste sie das auch nicht, manchmal waren die Haare auch unterschiedlich, oben und unten. Aber zu exotisch wurde es dann doch nicht und sie nahm schon an, dass alle Haare diesen dunklen Braunton trugen. Aber eigentlich war es egal. Für wen sollte sie schon hier draußen schön sein, es gab doch sowieso niemanden, der sie sehen konnte. Nur der Mond war noch da, der schaute von da oben herab und konnte sie sehen. Doch das war auch schon alles.
Ein paar Meter wollte sie noch gehen, nur ein paar Meter...doch sie spürte, wie ihr jetzt jeder Schritt schwer fiel, wie es zu einem Alptraum wurde. Schmerzen durchzogen ihr Bein und da wusste sie, dass es besser wäre jetzt zu stoppen, ehe noch irgendeine Sehne oder ein Muskel rießen. Ihr Nachtlager war nicht sehr bequem, doch sie fand einen weiteren Hügel, wo es noch etwas Gras zwischen all den Steinen hier gab. Dort konnte man sich wenigstens hinlegen, ohne sich gleich den Rücken zu brechen. Mit letzter Kraft ging sie fort hin und ließ sich am Fuße des Hügels nieder. Hier war es gar nicht so schlecht, in einer Mulde kullerte sie sich ein und nahm keinen Wind mehr war. Ein idealer Windschutz schien das zu sein. Sie konnte wieder etwas lächeln, eigentlich war ihre Situation doch gar nicht so schlecht, wenn dann nur am Ende alles gut gehen würde, das wäre dann ein richtig perfekter Ausgang.
Aber etwas essen musste sie noch, am besten wieder das Brot, das nun schon nicht mehr ganz so weich war, sondern schon härter zu kauen war, zudem belegte sie die dünn geschnittenen Scheiben noch mit Käse und Wurst. Eigentlich hätte sie auch noch gerne eine Moleratkeule gegessen, doch das würde dann zu schwer im Magen liegen.

Auch heute schaute sie wieder nach oben, in den Himmel und heute konnte sie auch die Sterne sehen. Es war schön, vorallem sehr einschläfernd, denn während sie da sowieso schon sehr müde nach oben schaute, wurde sie noch immer müder. Noch schnell zog sie ihre Stiefel aus und massierte sich etwas die geschundenen Füßchen und dann schlief sie auch langsam ein. Eigentlich war heute ein guter Tag gewesen.



17.12.2003 14:37#39
Todesfürst Geschafft. Er hatte es geschafft. Endlich geschafft. Es war noch lange nicht auf dem Berg, er konnte ihn ja noch nicht einmal sehen und dennoch hatte er es geschafft. Enndlich hatte er die weite Steppe und das weite Ödland hinter sich gelassen, vor ihm lag nun eine Landschaft, die nicht mehr aus einzelnen Hügeln bestand, sondern große, mehrere hundert Meter hohe Berge beinhaltete. Es waren endlich die ersten Ausläufer der Berge um den Minentalring. Somit hatte er sein erstes Ziel souverän erreicht. Jetzt musste er nur noch genau so souverän den richtigen Berg finden, was gar nicht so einfach war. Bei seinen ersten Blicken konnte er nichts entdecken, was auf eine Lösung schließen ließ, doch trotzdem ging er mal weiter, vielleicht lag es ja auch an der Sichtweise. Er musste jetzt ziemlich anstrengend laufen, denn es ging brutal steil nach oben. Es war zwar nur ein erstes Stück und man konnte weiter oben schon wieder flachere Ebenen erkennen, doch erst mal stand ein ziemlich gemeiner Anstieg an. Da er aber noch frisch war und in der Nacht neue Kräfte getankt hatte, war dies kein großes Hinderniss, dass er nicht überwinden konnte. Er fühlte sich jetzt besser, jetzt wo er endlich in den Bergen war. Er wäre zwar lieber bei Gevatter Meer, doch auch die Berge waren schön. Sie hatten nur leider meist die ein oder andere Überraschung zu bieten, auf die man sich nicht vorbereiten konnte, aber das hatte das Meer ja auch.

Die Berge, gerade hier. Er mochte das Minental nicht, er konnte ganz offen sagen, dass er sich davor fürchtete. Es war keine Angst in diesem Sinne, dass er hier Panikattacken oder psychische Depressionen erleiden würde, aber die Zeit im Alten Lager und überhaupt in der Barriere, sie war schon ziemlich hart, gerade weil er damals noch sehr jung, wahrscheinlich zu jung war, aber alleine diese Tatsache hatte ihn auch irgendwie gerettet, denn ansonsten hätte er wie die anderen in den Minen arbeiten müssen und dies wäre dann doch ziemlich prägend gewesen, besonders die miserablen Bedingungen dort waren nicht schön. Weder zu sehen noch zu hören. Er war einfach schwach, schwach und dumm gewesen. Gerade deswegen grauste es ihm vor dem Ort, besonders nach dem Einfall der Orks war es nicht mal sicher, Orks gab es zwar schon früher, doch er hörte immer wieder, dass es noch schlimmer jetzt wäre. Er hätte diesen Besuch wirklich gerne für immer verschoben, doch es ging halt nicht anders, aber einen kleinen Trost hatte er, denn es sah nicht so aus, als ob er in das eigentliche Tal müsste, sondern dass er nur in den Ausläufern etwas suchte. Die Angst vor Orks gab es nicht, nur einen gewißen Respekt, denn in Gruppen waren diese Viecher tödlich für jeden, aber das hieß nicht, dass ein Mensch vor diesem Kreaturen Angst haben sollte.
Als er dann endlich diesen doch sehr steilen Aufgang hinter sich gebracht hatte, blickte er sich um, er sah auf eine schier endlose Steppe und ganz weit in der Ferne wäre irgendwo das Meer und Drakia. So aber sah er nichts, nach was es sich gelohnt hätte zu schauen, deshalb ging er weiter, er drehte sich wieder Richtung Minental. Jetzt hatte er erst mal eine ähnlich felsige Landschaft vor sich, hier gab es so gut wie gar keine Vegetation mehr, dafür war der Untergrund auch nicht mehr mit spitzen Steinchen, sondern mit glatten, manchmal rauen Steinen belegt. Der Regen hatte die meisten Flächen innerhalb von Jahrhunderten rein- und ausgewaschen. Man konnte schon jetzt die ersten Geologischen Entdeckungen machen, das alles war gleichsam gefährlich und faszinierend zugleich, doch die ganz großen Gefahren hielten sich noch zurück, aber er war sich sicher, dass sie ihn noch früh genug erreichen würden.



17.12.2003 15:15#40
Isabell Diese Steine wollten einfach kein Ende nehmen und es war zugegebenermaßen anstrengender als auf einfacher Steppe, als auf einfachem Boden zu gehen, doch Isabell konnte keine Schmerzen verspühren. Sie hatte immer noch einen wohl geformten Gesichtsausdruck und konnte immer noch ein Lächeln nicht verbergen. Natürlich war hier nicht alles gut gelaufen und unter der ganzen Ruhe und der ganzen Monotonie gab es auch keine Erfolge vorzuweisen, aber das war auch von vorherein klar gewesen. Sie war aber auf dem besten Wege und das wusste sie auch, sie kannte jetzt den Weg, zumindest glaubte sie daran, eine hundertprozentige Sicherheit gab es dafür natürlich nicht. Sie hatte die Hoffnung schon lange nicht mehr aufgeben wollen und außerdem spürte sie auf diesen Wegen, dass Rociel hier auch schon gegangen war, also gab es keinen Grund zur Sorge. Selbst die ganzen Bewohner des Minentals ließen sie bis jetzt in Ruhe, noch keine Angreifer, die sie hätte abwehren müssen. Es lief alles bestens. Zwar waren die Erfolge nicht sichtbar, doch das ganze war wie die olle Bauernweisheit. Erst muss man die Saat setzen und nach einer langen Zeit des Wartes bekam man dann den Lohn für seine Mühen, indem man die Früchte seiner Arbeit erntete. So war das auch hier, noch setzte sie nur Saaten, indem sie ihm folgte und nicht locker ließ, indem sie ihre Kräfte jeden Tag bis ans Maximum reizte und selbst darüber ging. Und der Lohn für ihre Mühen wäre dann ein Wiedersehen. Es war nur die Frage, ob diese Frucht nicht eine faule Frucht wäre, es könnte immerhin sein, dass sich in der einst so prachtvollen Frucht nun ein Wurm eingenistet hat und jetzt ist die Frage, wenn sich ein Wurm eingenistet hat, wieviel er schon weggefressen hatte. Im Klartext bedeutete das soviel wie, dass sie sich Sorgen machte. Nicht um das Ob, sondern um das Wie. Das sie ihn wiederfinden würde, das wünschte sie sich, doch hatte sie auch ein paar Befürchtungen, dass es nicht so gut verlaufen könnte.
Aber er musste doch einsehen, dass sie so handeln musste und ohne das sie so gehandelt hätte, hätte er ja auch nie alles über sich erfahren. Auf jeden Fall wollte sie Antworten, egal was er sagen würde, sie wollte auf jeden Fall Antworten über ihren Vater und über sein Leben. Sie wollte ihn näher kennenlernen, egal wie.

Das alles sorgte auch für eine ständige Unaufmerksamkeit, Isabell achtete nur wenig auf die Umgebung, ihre Augen brauchte sie fast gar nicht mehr, denn sie wurde gelenkt von den Füßen, aber natürlich taten die auch nichts, wenn sie die Augen verschlossen hatte. Es war so eine halbe-halbe Mischung. Anders war es nicht zu erklären, dass sie nicht sah, wie die Berge nun immer näher kamen. Noch war sie von ihnen ein gutes Stück, ein paar Meilen entfernt, aber ihr Ziel, dass eigentlich das ihres Bruders war, das rückte in Reichweite. Die felsigen Böden versuchte sie aber auch irgendwie zu verdrängen, denn es waren verdammt schlechte Wege. Es gab leider auch keine großen Ausweichmöglichkeiten, denn genau wie zuerst die weite Grassteppe war hier eine weite Steinebene, man konnte sich die Umgebung nicht aussuchen und das Grün im Boden wurde immer weniger, die Grasbüschel schwanden und bald schon würde es wohl gar keine geben.
Langsam gingen allerdings ihre Wasservorräte zuneige, denn von den sieben Wasserkrügen (die in etwa alle zwei Liter fassten), hatte sie schon drei verbraucht, obwohl sie am Bach aufgefüllt hatte. Also hatte sie nicht mehr ganz soviel Wasser, aber Wasser würde sie brauchen, mehr noch als Nahrung. Also hieß es nun sparen, aber ihr Bruder hatte auch nicht mehr Krüge dabei und wenn er das schaffen würde, dann würde sie das auch. Die Nahrung war zuviel, sie war viel zuviel und anfangs wollte sie noch was wegschmeißen, als sie bemerkte, wie viel der Wirt ihr hinein getan hatte, doch jetzt war sie dankbar für alles. Das ganz hielt jetzt noch bei großzügiger Auslegung eine Woche, nur das Brot wäre dann nicht mehr frisch. Aber man merkte jeden Tag, wie der Beutel auf dem Rücken leichter wurde.



17.12.2003 17:23#41
Todesfürst Hier bot sich ihm ein unglaubliches Landschaftsbild, es war schön hier zu sein, er hätte es nicht für möglich gehalten, dass es so schön hätte sein können. Die Winde hier oben machten ihm nichts aus, er genoss es sogar, wenn ihm etwas ins Gesicht bließ, etwas frisches, lebendes, Kraft versprühendes. Es war schön hier zu sein, denn im Gegensatz zum Meer wurde hier stille Kunst geboten, doch es war nicht nur Kunst, es war auch mehr als das. Man konnte es wahrlich spüren, diese Berge hatten etwas altehrwürdiges. Es war schön hier zu sein, denn hier oben war es total anders als im Flachland, man fühlte sich nicht mehr so allein, er baute eine enge Bindung mit den alten, leb- und seelenlosen Bergen auf. Es war so anders hier, als da unten. Es war nicht weniger gefährlich, oder gar leicht, aber es war eben anders. Vielleicht lag es an der veränderten Sicht. Sie blickte jetzt auf vieles, eigentlich war es alles dasselbe, doch die verschiedenen Formen des Steines formten Bilder in seinem Kopf, ließen ihn denken und regten ihn zu manch Fantasie an. Heute Mittag waren es noch die Wolken gewesen, doch jetzt baute er sich seine Begleiter aus Stein und Sand. Das schönste war ja sowieso, das man hier so alleine war, man konnte alles machen was man wollte. In der Stadt ging das nicht, das ging nur draußen, aber hier erst recht. Man konnte so leben und sich so verhalten, wie man das auch sonst gerne tun würde, musste keine unterbewussten Reaktion unterdrücken. Man lernte sich selber viel besser kennen.

Man darf das nicht falsch verstehen, es war immer noch sein oberstes Ziel, dass dieser Berg so schnell wie möglich erklommen wurde und das er so schnell es ging hier abhauen konnte, nichts desto trotz wollte er lernen. Er war hier noch nie gewesen, es war alles totales Neuland für ihn. Es faszinierte ihn wahnsinnig, als er gesehen hatte, wie das hier war, dass es auch hier soetwas wie Schönheit gab. Bei alledem wollte er eigentlich nur seine Schattenseite verbergen. Seine Schattenseite, die immer noch um Isabell trauerte. Sie wusste nicht wieso, denn eigentlich war sie weder tot noch krank, aber sie war fort, sie war außerdem innerlich verloren. Er hing zu sehr an ihr, mehr als an allen anderen. Die Trauer war ungewöhnlich heftig und auch lang. Normalerweise schluckte er Verluste einfach runter, er konnte das gut, denn seine Schmerzen und Qualen, sie waren hundert mal schlimmer als die von anderen. Nur hier gelang das nicht. Isabell blieb ihm im Halse stecken und ein Teil in ihm wehrte sich vergeblich dagegen, während ein anderer schon aufgegeben hatte.

Die Landschaft mochte seine andere Seite täuschen können. Es waren ja keine Illusionen, diese Facetten der Schönheit und des Glanzes waren ja wirklich vorhanden, man konnte sie sehen und sie spüren, aber dennoch konnten sie ihn nicht begeistern, nur einen Teil. Es war eine Flucht in etwas anderes, denn seine Belastung wäre zu groß gewesen. Die physische Belastung war in den letzten Tagen enorm gewesen. Die ganzen Meilen die er gelaufen war, die ganzen Kämpfe die er bestritten hatte und das dabei ausgestoßene Adrenalin, das alles schafften ihn doch sehr, zwar war er nach wie vor in guter, ja nicht zu sagen sehr guter konditioneller Verfassung, doch selbst ihn schaffte diese Belastung an die Grenze. Dazu noch die unglaubliche psychische Belastung durch Isabell, das hielt er nicht aus. Sein gesamter Kreislauf, was immer es auch war, hatte reagiert und ihn geteilt. Solange die Verarbeitung nicht in einem positiven Stadium wäre, könnte man ihn nicht mehr vereinen, nicht hier und nicht jetzt. Doch der Kreislauf hatte einen Fehler. Er konnte sie nie verarbeiten. Das war das Problem...



17.12.2003 19:24#42
Isabell Die Frau hatte langsam genug von diesem Boden, doch sie tröstete sich damit, dass Rociel auch darüber gehen musste. Die Nacht war ebenfalls herein gebrochen und machte ihr nun schwer zu schaffen, denn wenn es erst einmal richtig dunkel werden würde, dann würde sie nichts mehr sehen. Zum Glück hatte sie noch eine Fackel dabei, aber entzünden tat die sich auch nicht von alleine. Das Mondlicht war noch viel zu schwach, als das es wirklich hätte leuchten können, dabei war der Mond schon mehr als die Hälfte sichtbar. Nicht mehr lange und es wäre wieder ein neuer Vollmond gekommen. Sie schaute nun nicht mehr so oft geradeaus, sondern mehr zum Himmel und die logische Tatsache kam auch...
*Krach*

Sie war an irgendetwas hängen geblieben, konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel hin, zum Glück konnte sie die Arme voraus strecken, so passierte ihr nichts, nicht mal eine Schürfwunde an den Knien, sie hatte Glück gehabt. Die Kieselsteine und die Abdrücke hatten sich aber in ihre Hand gebohrt, die nun ein paar komische Formen besaß, doch das würde nicht lange halten. Aber über was war sie da gestolpert?

Sie drehte sich um und erschrak, ein Schrei glitt aus ihrem Munde und sie zuckte zurück. Das Licht war noch stark genug vorhanden, dass sie sehen konnte, dass da irgendetwas lag, dass Ähnlichkeit mit einem Menschen besaß. Zuerst dachte sie an Rociel, deswegen hatte sie auch so Angst gehabt, doch in ihrer Panik war sie noch in der Lage zu sehen, dass dieses menschähnliche Wesen größer als er war. Mindestens zwei Köpfe größer war es. Es hatte einen ekelhaften Gestank an sich und als sie über die Haut fühlte, merkte sie dickes Fell daran. Sie richtete sich wieder auf und betrachtete das tote Tier...erst jetzt bemerkte sie, dass es ein Ork war. Ja...so mussten diese Wesen aussehen, noch nie hatte sie eines aus der Nähe gesehen und jetzt hatte sie eines direkt vor der Nase. Der Ork war tot, keine Frage, sonst hätte sie jetzt ein Problem. Isabell betrachtete die mächtige Waffe des Wesens, eine Axt, blutig und schmutzig, aber drei mal so groß wie nur eines ihrer Schwerter. Was waren das nur für Wesen, doch noch viel wichtiger, wer hatte dieses mächtige Wesen bezwungen?
Es konnte...ja es musste Rociel gewesen sein, sein Weg war ihr Weg und wer sonst hätte es sein sollen, der hier draußen herum streunte. Auf der Suche nach einem "Schicksals" Berg. Jetzt erkannte sie auch die Wunde. Sie ging vom Rücken bis zum unteren Bauch, die Klinge hatte den ganzen wuchtigen Körper durchlaufen und dieser Körper war dicker und breiter als der eines Menschen. Wahnsinn...aber es musste er sein, sie erkannte den Schnitt gut...wie bei den Wölfen. Ja, sie konnte seine Klinge fast riechen.

Auch wenn es ihr schwer fiel, sie musste auch dieses Mal das Blut untersuchen. Sie fasste in die Rückenwunde und fühlte, dass das Blut noch warm war. Aber wie konnte das sein? Hatte der Ork diese spezielle Kraft...oder war ihr Bruder ganz in der Nähe? Hatte sie ihn eingeholt? Sie nahm ihre Hand wieder heraus und wischte sich das Blut an den Steinen ab, ein paar Grasbüschel halfen sehr, doch richtig wurde sie erst davon befreit, als sie eine klitzekleine Menge Wasser opferte. Danach betrachtete sie noch mal kurz den toten Ork und dann ging sie auch weiter, sie musste weiter, sie war ganz knapp hinter ihm, sie musste dran bleiben, es war noch nicht zu spät, ihre Qualen machten sich bezahlt.
Hoffentlich lieferst du weiter so gute Spuren Bruder



17.12.2003 20:32#43
Todesfürst

Eine Pause, nur eine kurze Pause...er wollte nur eine kurze Pause machen. Ein bisschen was essen und ein bisschen was entflammen, um genau zu sein seinen Feuerstein. Ohne ihn wäre er wohl aufgeschmissen, doch so hatte er zu jeder Zeit und in jedem Ort eine Fackel, eine Fackel die immer funktionierte, bei Regen, bei Sturm, bei Schnee. Es war ein ganz wichtiger Gegenstand in seinen Untensilien. Komisch, am Anfang hatte er den Stein noch belächelt, aber jetzt war das anders, jetzt konnte er gar nicht mehr ohne ihn. In dunklen Nächten oder einfach nur grundsätzlich bei Nacht war es wichtig Licht zu haben und am wichtigsten war dies wohl an gefährlichen Orten, wie es das Minental ganz ohne Zweifel war. Das Minental...
Er hatte sich hingesetzt, an eine glatte Steinmauer gelehnt, die Flamme brannte und leuchtete Meter für Fremde Augen, für ihn selber in einem Radius von fünf Metern, er konnte gut sehen, es reichte auf jeden Fall zum Essen. Doch er war anders, seine Gedanken hatten sich wohl doch zu sehr in die eine Richtung begeben. Verdammt, er hatte es so gehofft mit dem Schlaf zu verdrängen, aber jetzt kam es wieder in ihm hoch. Es war einfach nur grauenvoll. Er musste die ganze Zeit an sie denken. An ihr Lachen, an ihre Gesichtszüge. Alles war so real vor ihm, doch in seinen Tag, bzw. Nachtträumen konnte er sie nicht greifen, er konnte ihre zarte Haut nicht berühren, sie nicht spüren, ihre Wärme und ihre Aura, die ihm scheinbar von ganz alleine Kraft gegeben hatte. Ohne Worte, nur durch Inneres.

Er wollte schreien, er wollte nur schreien, dass die Erde erzitterte und die Welt erbebte, doch während er schrie drang kein Ton aus seinem Hals. Seine Stimmbänder durchschnitten, durchschnitten mit einer Klinge aus Vernunft und Selbsteinsicht, mit Weisheit und Mut, doch trotzdem konnte er nicht aufhören zu schreien. Seine Worte drangen nur an sein Ohr, doch für ihn waren sie real. Seine Schreie in die Nacht, sie wurden gefesselt mit einem Band, sie knebelten sein Verlangen, sie knebelten sein Begehren, sie knebelten seine Wünsche. Alles ließen sie zurück, doch er sah sie ganz deutlich, er sah sie vor sich. Es war so schön sie so zu sehen, so war sie noch viel realer, sie war echt. Für ihn war sie echt.
Salzige Tränen liefen herab von seiner Wange, er spürte wie sein Schmerz zunahm, wie er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte, doch das war ihm egal, er wollte leiden, er nahm es mit dem Gott der Schmerzen auf, wenn er nur Isabell sehen durfte. Den Kampf konnte er nicht gewinnen - der Gott - sein Wille für diese Frau war viel zu groß, als das ihn die Schmerzen aufhalten könnten.
Nur durch ein Geräusch wurde er gestört. Wieder riss ihn ein Vogel aus seinen Gedanken und wieder war es ein Uhu. Er war nicht gelandet, sondern nur über seinem Kopf geflogen, doch er hatte Erfolg, denn das Bild von Isabell verschwand, es löste sich auf. Er wollte sie festhalten, aber sie schafften es nicht. Wie auch hier, im realen Leben.
Er nahm den Rubin aus dem Allesbeutel, er hatte ihn Monate nicht benutzt, doch nun fiel eine seiner Tränen auf den Stein und zeigte ihm die Person. Es war Isabell die der kleine Stein zeigte. Doch er war jetzt nicht mehr am verzweifelten Schreien. Er küsste den Stein und umschloss ihn dann mit seiner Hand, danach ward er wieder in der Tasche verschwunden. Er aß sein Mahl zuende, alles reichlich, alles viel, danach ging er weiter, weiter nach oben, die Berge erwarteten ihn nun. Morgen würde er auch diese Ausläufer hinter sich haben. Morgen...morgen würde er den Schicksalsberg finden, er wusste es genau, morgen würde er ihn finden, er spürte es.

Die Fackel leuchtete mit ihrer maximalen Reichweite von einem Meter purem Magiefeuer und bannte in die Höh gehalten nun den doppelten Radius. Er konnte die Feinde erkennen, nur hoffte er, dass es keine gab. Der Tag war noch nicht zu Ende.



17.12.2003 21:39#44
Isabell Sie war nun schon sehr weit gegangen, das ganze war noch anstrengender gewesen als an den anderen Tagen, denn die ganze Zeit auf dem felsigen Untergrund zu laufen, die ganze Zeit einzuknicken und immer vorsichtig zu gehen, das kostete. Kostete Kraft. Kostete Nerven. Aber trotzdem, sie blieb absolut gelassen, innerlich war sie ausgeglichener denn je. Sie kämpfte kaum noch mit ihren Nerven, sondern wirklich mit ihrer Kraft, mit ihrer Physis. Dieser Kampf war ihr am liebsten, denn dan konnte sie endlich gewinnen. Gegen innere Nerven zu kämpfen war sinnlos für einen Menschen, aber gegen sich selbst konnte man gewinnen, man konntr Tricks anwenden um Prozesse hinaus zu ziehen und man konnte sich selbst einschätzen. Man bestimmte selber mit seinen eigenen Hirnwindungen die Grenze für sich persönlich, man wurde nirgenswo rein gezwungen. Diesen Kampf gewann sie zwar nie, aber wenn man davon absah, dass jeder Mensch einmal schlafen musste und irgendwann keine Energie mehr hatte und das ihre Schmerzen meistens viel früher anfingen, bevor sie dann endlich aufgab, dann war sie doch immer der Sieger. Es ging hier aber nicht um einen lockeren Wettstreit der eigenen Leistung, es ging hier nur darum das letzte aus sich heraus zu holen, nur damit die paar Meter pro Tag auch wirklich eingeholt wurden. Es waren immerhin drei Tage. Aber der Ork gab Isabell wirklich neue Hoffnung, diese drei Tage verkürzt und vielleicht bald eingestellt zu haben.

Sie ahnte, dass sie es nicht mehr lange machen würde, deshalb machte sie diesmal auch keine Pause, sondern nahm sie die saftige Scavengerkeule im gehen heraus. Sie wollte unbedingt noch etwas essen, besonders diese saftige Keule, doch direkt vorm einschlafen war das ungesund für die Verdauung. Magenschmerzen oder gar noch richtige Magenprobleme konnte sie sich echt nicht leisten, die kleinste Schwäche von ihr würde man hier gnadenlos ausnutzen, sie hatte schon zu kämpfen, dass sie keine Rüstung mehr zum Schutze hatte, doch nicht nur vor Angriffen, sondern auch vor der Kälte. Es war hier erstaunlich in Ordnung, es war so als ob ein Fön hier wehte, anders konnte sie sich die warmen Temperaturen nicht erklären, aber besonders in der Nacht wurde es bitter kalt und jeden Morgen hatte sie Frostsplitter auf der Haut. Es war sehr gefährlich, doch man ließ ihr leider keine Wahl.

Mitten im Essen wurde sie jedoch unterbrochen. Sie hörte ein paar komische Geräusche, die sie aufhorchen ließen, doch in der Finsternis der Nacht konnte man ja kaum was erkennen. Nur der fahle Schein ihrer Fackel sagte etwas über die Umgebung aus, denn diese hatte sie mittlerweile entzündet, doch weit konnte sie damit nicht sehen.
Auf einmal schossen zwei rote Augenpaare aus der Luft, es waren Vögel die bedrohlich an ihr vorbeigeflogen waren, im ersten Moment hatte sie an einen blitzschnellen Angriff gedacht, aber jetzt setzten die Vögel auf den Boden auf und sahen sie komisch an. Was waren denn das für welche? Sie sahen gar nicht so aus, so wie Falken oder Adler oder Spatzen. Sie hatten ein dickes Federkleid und ziemlich große Augen. Sie waren ihr ein bisschen unheimlich, aber nur ein bisschen...irgendwie hatten diese Vögel einen Anziehungskraft auf sie und das bestätigte sich auch, denn sie flogen auch nicht weg, sie konnte sie berühren. Doch als sie den zweiten Vogel über das Fell kraulen wollte, zuckte sie zurück. Was war das?

Mit komischen Wortlauten, die wie Uuuhhuuu klangen, flogen sie wieder weg, hatte sie sie erschreckt? Sie wusste nicht so genau, aber dieses Gefühl. Konnte das wirklich sein? Konnte es wirklich sein...sie hatte doch tatsächlich das Gefühl gehabt, dass Rociel dieses Fell berührt hatte. Das war doch unmöglich oder?...Eine bloße Einbildung...



17.12.2003 23:42#45
Todesfürst Schleppend keuchte er den zweiten Anstieg hinauf, eigentlich hätte er das gar nicht mehr machen sollen, gar nicht mehr machen müssen, doch er tat es dennoch. Er brauchte irgendetwas um sich abzulenken und da war ihm dieser zweite steile Aufstieg genau richtig. Zwar hätte er die Nacht auch an dem Fuße verbringen können, doch das war nichts, er wollte da heute noch hoch, nicht das er morgen früh gleich nach dem Aufstehen seine ganze Kraft verschwenden würde. Er fragte sich, wann endlich mal Schluss war, doch der sollte noch früh genug kommen. Doch bis dahin hieß es weiter keuchen und schnaufen. Der Himmel war heute mit Wolken dich verhängt, es lohnte sich nicht hinauf zu schauen, viel lieber blickte er da in die Flammensäule seiner interessanten Fackel. Dies alles faszinierte ihn, doch gleichzeitig ähnelte ihr Feuer auch dem Feuer aus den Augen Isabells, es war vielleicht doch keine so gute Idee diese Fackel die ganze Zeit anzustarren. Aber eigentlich hatte er sowieso keine Zeit so viele Blicke zu verschwenden, denn seine Hoffnung galt dem Ende des Anstieges, das nun endlich greifbar nahe war.

Oben angekommen stützte er sich auf die Knie und sah noch mal in den Himmel, hier oben war es wirklich außergewöhnlich schön, selbst den Mond konnte er schwach unter dem scheinbar dünnen Wolkenband erkennen. Er leuchtete etwas hindurch. Aber wer brauchte schon den Mond oder die Sterne? Bei der Frage kam er schnell darauf, dass das wieder reiner Blödsinn war, natürlich wurden sie gebraucht, er brauchte die Sterne so sehr und selbst der Mond war ihm wichtig...Fast hätte er sich wieder daran erinnert, wie Isabell und Er sich immer gegenseitig nannten, doch er hatte Glück, ließ nämlich diesmal selbst davon ab und widmete sich seinem Lager. Er hatte nicht viel aufzubauen, nämlich eigentlich nichts. Doch eine geeignete Schlafstelle wollte er sich trotzdem suchen.
Ein schöner glatter Felsen schien ideal für diese Aufgabe, er legte sich dort hin und kaute noch etwas auf einem hart gewordenen Stück Brot herum, dass langsam die gnadenlose Macht seines Speichels zu spüren bekam und langsam erweichte.
Er hatte aber keinen all zu großen Hunger, schließlich hatte er schon was zu sich genommen. Ein kleiner Schluck aus dem vierten Wasserkrug zum trinken, sowie ein kleiner zum ausspülen des Mundes, danach war er mit diesen lästigen Dingen soweit fertig, doch an Schlaf war noch lange nicht zu denken.
Er lag jetzt auf dem Rücken, hatte die Hände in den Nacken gefaltet und benutzte sie als mehr oder weniger weiche Unterlage, doch er war noch nicht müde. Er war nur bereit zu schlafen, doch wann ihn der Schlaf übermannte, das war nicht sein Problem. Viel mehr war diese ganze Suche sein Problem, er war jetzt auch bereit sich mit Isabell auseinanderzusetzen, da er jetzt in Sicherheit war. Im Schlaf war es ihm egal, für ihn zählte nur das Jetzt und das war sicher morgen wieder soweit in Ordnung, dass er weitergehen könnte. Er wäre gerne morgen früh einfach neben ihr aufgewacht und alles wäre wieder gut, aber wahrscheinlich war er einfach selber Schuld, er hatte einfach viel zu wenig gemacht. Er hätte es ihr lange schon sagen müssen, wenn sie es gewusst hätte, dann wäre ihre Entscheidung vielleicht nicht so ausgefallen, nicht so radikal. Er hatte oft Zeit und auch die passende Gelegenheit, doch hatte er es immer wieder aufgeschoben. Es war wohl eine Art Gegenschlag. Doch er dachte nicht nur über Isabell nach, sondern auch über das was er hier machte. Warum war er hier? Warum kehrte er nicht einfach um? Das alles was ihn hier hin trieb war die Verzweiflung und die Worte eines Lichtwesens, dass eine Feder hinterlassen hatte. Diese Feder, was konnte es sein..Er holte das kostbare Stück heraus und bemerkte, dass es wirklich zu keinem ihm bekannten Tier stammen konnte. Es war komisch. Er vertraute den Worten eines Etwas, das er nicht kannte und nicht mal sah. Wirklich seltsam...aber es war sowieso alles seltsam, da war dieses Stück auch nicht mehr mehr besonders als andere.

Er spürte, wie das alles Kraft kostete, er löste die Stiefel von den Füßen und schenkte beiden etwas Luft, dann aber zog er sie wieder an, denn warme Füße waren wichtig und die Nacht würde kalt werden. Aber was blieb ihm anderes übrig, er hatte keine Wahl als sich all dem hier zu stellen...



18.12.2003 07:54#46
Isabell Dunkle Schwaden zogen von dannen, der schwarze Nebel verzog sich, in ihrem Traume da sah sie wieder Licht zerteilen, sah das Wesen, wie es in Licht getränkt sie blendete. Sie mochte seine Stimme vernehmen. Es war eine helle Stimme, sie sprach weise und edel. Isabell fühlte sich wohl, ihr ganzer Körper war warm, wie in Wasser gebadet. Es war ein molliges Gefühl von Geborgenheit und von Kraft. Sie wollte nicht hier weggehen, doch irgendwie wollte sie doch, denn so alleine wollte sie nicht sein. Noch immer fragte sie sich, was sie hier eigentlich tat, doch die Antworten waren nicht mehr so klar, wie noch vor ein paar Tagen. Das Wesen zeigte auf einen entfernten Berg, eigentlich wäre es ihr unmöglich gewesen diesen zu sehen, doch durch das Licht getränkt wurde die Sicht unglaublich weit. Sie musste nun auch nicht mehr ihre Augen verschließen, sie konnte einfach nur sehen. Einfach nur den Berg des Schicksals vernehmen. Er lag tatsächlich zwischen zwei größeren Bergen, die ihn scheinbar abschotteten, doch das war Isabell egal, sie würde da schon hoch kommen. Es war ja nicht nur der Berg für das Schicksal von ihrem geliebten Bruder, sein Schicksal führte ihn ganz bewusst dahin, doch auch für Isabell entschied sich da oben eine Menge, der Berg hatte diesen Namen doch richtigerweise bekommen, denn da oben würden sich ihre Schicksale entscheiden.
Sie hoffte, dass sie genug Kraft hatte dies alles zu gewinnen, sie wollte unbedingt ihr Schicksal selber bestimmen. Sie wollte nicht nur ihren Bruder wiedersehen, sie wollte auch weiterhin mit ihm zusammen bleiben, wozu sonst sollte sie ihn wiederfinden, das wäre doch alles so sinnlos dann. Doch das Wesen beruhigte sie, es übte eine ungewöhnlich hohe Vertrauenskraft auf sie aus, eine Überzeugung machte sich da breit. Sie hatte sogar fast das Gefühl, dass sie eine Hand auf ihrer rechten Wange spüren konnte, doch das musste täuschen.
Dann sah sie noch mal zu dem hell erleuchteten Fels und dann...sie vernahm Rociel, sie konnte unglaublich sehen und sah ihn, sie wollte nach ihm rufen, obwohl das vergeblich gewesen wäre, sie konnte nicht, denn ihr Bild fror ein, als sie die ersten Worte aus der Kehle stoßen wollte, danach zerhaute es das Bild und schwarz regierte wieder, doch nur für Sekunden, dann wachte sie auf.
Mit einem etwas unwohlen Gefühl war sie da wieder in ihrer kleinen Schlafstätte aufgewacht, sie hatte Schmerzen an der Hüfte und logischerweise im Nacken. Doch sie wusste, sie war wieder wach und das eben war nur ein Traum. Eine komische Vorstellung, was sie da träumte, doch sie war sich ziemlich sicher, dass es kein richtiger Traum war. Das Lichtwesen hatte letztes Mal auch nur eine Traumvision gegeben und doch stimmte alles, was es gesagt hatte. Sie war sich sicher, das auch jetzt alles stimmte. Sie hatte zwar das Gesicht ihres Bruders nicht sehen können, doch es war er zweifelsohne. Sie wusste, dass er nur noch wenig Vorsprung hatte, das wollte das Bild sicher auch zeigen, das und die Tatsache, wo sie den Schicksalsberg finden könnte und wie er aussah. Sie musste weitermachen, denn da sie jetzt eh wach war...jede Minute war kostbar, sie durfte sie nicht verschenken.

Ich komme geliebter Bruder, ich folge dir wie ein schneller Schatten und ich reise mit dem Wind, nicht mehr lange und ich habe dich, hab Vertrauen zu dir, denk an alles Bruder. Der Wind wird diese Worte zu dir bringen.
Sie packte das wenige was sie hatte zusammen und nahm eine weitere Scavengerkeule aus dem Beutel, das war die letzte, doch gab es noch genug Alternativen. Mit ihrem provisorischem Frühstück brach sie dann auf, es war Zeit diese Felsen endlich zu verlassen, in die Berge vorzustoßen. Ihr Bruder war nicht mehr fern, sie konnte schon Spuren seines Geruches riechen, auch der Wind und die Kälte konnten daran nichts ändern, aber kalt war ihr wirklich, als sie in die ersten Sonnenstrahlen des ersten Sonnenaufgangs loszog...


18.12.2003 18:47#47
Todesfürst In der Tat war heute ein überaus guter Tag gewesen, ein Tag der nun endete, denn er stand vor etwas, dass er nur zu gut kannte und doch war es etwas, was er nicht unbedingt erwartet hätte, ein Problem...
Er ließ den Tag noch einmal Revue passieren und sah dabei auf einen bis hier hin perfekten Tag.

Er war heute sehr spät aufgewacht, doch das machte nichts, denn hier war sowieso nur Zeitverschwendung das Motto, alles was er hier machte war zeitlos, also war es ihm egal wann er aufwachte. Der Berg führte ihn in schöne Sonnenstrahlen hinein, Sonnenstrahlen die er verabscheute, die aber dennoch von den meisten als schön angesehen wurden. Sein Weg, er führte ihn weiter nach oben, doch ab und zu gab es auch steil abfallende Ecken und Wege, die ihn alles in allem auf einem gleichen Niveau beließen. Zumindest was die Höhe anging, doch dann fand er ihn.
Es war Mittag, die Sonne schien ihm ins Gesicht und ließ ihn staunen, er hatte seinen Mund weit aufgerissen und war baff. Der Berg, den er suchte, er lag nun vor ihm, er war es wahrhaftig. Seine Schönheit kannte keine Grenzen, obwohl es nur ein einfacher Berg war. Die zwei Berge die ihn umgaben mussten eine Höhe von zweitausend Metern besitzen, doch der Berg auf den er musste, der war vielleicht ein Viertel davon hoch. Dafür war er breit, oh ja er war sehr breit. Er ging genau zwischen den Beiden anderen und hatte drei Spitzen, sie waren alle mehr abgerundet als spitz, er wusste das er in die Mitte musste. Er hatte keine Ahnung warum, aber er kannte diesen Berg, er wusste alles über ihn, er war hier aber mit Sicherheit noch nie gewesen. Es wurde ihm alles eingehämmert. Komisch. Es hatte lange gebraucht bis er es verstanden hatte, doch dann akzeptierte er sein Schicksal, dass auf diesem Berge lag, auf dem Gipfel wohlgemerkt.
Doch bevor er aufbrach, um den Gipfel zu besteigen, hinterließ er noch etwas, eher unbewusst...
Er stand nämlich an einer Quelle, hier am Fuße des Berges war eine Quelle, sie sprudelte aus einem tiefen Fels und er war dankbar seine zu sechs Siebtel leeren Wassekrüge mit besten Gletscherwasser wieder auffüllen zu können. Doch als er losgehen wollte, da passierte es, unbewusst riss ein Stück seiner Samthose ab und blieb an einem spitzen Stein hängen, er hatte es nicht bemerkt....
Die ersten Meter waren kein Problem, doch die einbrechende Dunkelheit machte die Sicht schwer und wahrscheinlich würde er hier oben viel langsamer vorrann kommen als sonst. Fünfhundert Meter oder etwas mehr würde er besteigen müssen. Dabei war das alles andere als einfach, denn hier war kein einfaches Gehen mehr möglich, es gab Stellen an denen man klettern musste. Doch das alles war machbar, bis jetzt...

Sein Atem keuchte, er hatte die Fackel entzündet die ihm nun Licht spendete, doch war ihm kalt. Schon den ganzen Tag. Trotz Rüstung und Umhang frierte er, sein Atem wurde in der Luft sichtbar, er war zu warm. Aus seinem Körper wurde Wärme gezogen und er fragte sich, wie er die Nacht überleben sollte, doch das war nicht das Problem. Er stand vor einem Hindernis, das mehr als ungewohnt für einen baumlosen Berg und auch eine vegetationslose Umgebung war.
Glaubst du, du kannst mich aufhalten? Ich habe alles hinter mir gelassen, ich habe alles aus dem Weg geräumt. Diese Gegend, so trostlos und leblos sie auch ist, ihre Gefahren habe ich besiegt. Und jetzt bin ich hier, ich denke nicht, dass du mich aufhalten wirst.
Ich denke, es ist Zeit...

Er zog sein Schwert aus der Klinge und hielt es mit der rechten Hand, wobei die Fackel in die Linke wanderte, danach griff er das Hindernis an, es waren mehrere riesige Baumstämme, die ein Weiterkommen unmöglich machten. Sein Schwert ließ die zusammengewachsenen Stämme beben und schlug tiefe Kerben in ihr Fleisch, doch sie gaben nicht nach. Doch er hatte noch eine zweite Idee, die Flammensäule, er hielt sie in ihrer Vollkommenheit auf das Holz und entzündete es. Es hatte eine ganze Zeit nicht darauf reagiert, doch die geballte Macht des Feuers ließ sie lodern.
Er ging ein paar Schritte zurück und bemerkte, wie sich nun die Stämme lösten und einzeln an ihm vorbei nach unten kullerten, irgendwo schlugen sie auf und zerbarsten, es war ihm egal.

Mit einem gekonnten Zug ließ er das Schwert in sein Bett zurückfallen und fuhr sich dann durch sein stark gebeuteltes Haar. Es war nicht mehr schön, es hatte zu viel Schmutz abbekommen in der letzten Zeit. Er musste es dringend einmal waschen, doch zuerst einmal kümmerten ihn andere Dinge. Der Weg war geebnet, es musste weitergehen, irgendwie, die ersten hundert Meter mussten heute geschafft werden, vielleicht noch mehr. Das ganze musste trotz der Zeitlosigkeit enden, bald enden, er wurde noch wahnsinnig.



18.12.2003 20:23#48
Isabell Sie hatte schon lange die steinigen Gebiete verlassen, ihr Weg hatte sie zu den echten Bergen geführt. Sie war jetzt ganz nah dran, es würde nicht mehr lange dauern, es war an der Zeit, dass sie ihm endlich an den Fersen klebte. Sie war ganz froh über die Entwicklung ihrer Reise, bis jetzt lief alles nach Plan, jeder Tag war zwar ein verschenkter Tag ohne Glück, doch andererseits war auch jeder Tag ein positives Stück dahin. Die ganzen Tiere schienen sich zurückzuhalten, vielleicht war es auch gar nicht möglich für die Viecher hier zu leben, außer ein paar Vögel und den Kadavern hatte sie noch keine gesehen, es war so, als ob hier nichts leben konnte, zwischen all dem Gras, den Steinen und der Einöde. Selbst die Tiere schienen die Trostlosigkeit nicht zu ertragen, schon komisch. Vielleicht hatte sie sie ja auch nur übersehen, oder die Tiere sie, aber so war es ihr recht, kämpfen wollte sie einfach nicht, nicht jetzt. Nichts konnte sie mehr aufhalten, nur der Zufall vielleicht. Das ihre ganze Glückssträhne mit den Fährten jetzt aufhören würde und das sie sich verlaufen würde, doch daran glaubte sie schon lange nicht mehr. Genau wie es kein Zufall war, dass sie die ganzen Leichen und Kadaver gefunden hatte, so war es auch kein Zufall, dass diese Fee sie ansprach und ebenso, dass sie ihn wiederfinden würde.

Heute hatte sie allerdings ganz schöne Abstriche hinnehmen müssen, sie hatte viel zu viel gegessen, ihre Vorräte waren geschrumpft, doch sie verspürte den ganzen Tag ein Hungergefühl, es schien die Kälte hier oben zu sein, denn die Fettreserven, von denen sowieso kaum etwas da war und auch die grundlegenden Funktionen waren nach einer Überlastung des Körpers längst am Ende.Isabell hatte sich mächtig überschätzt und jetzt bekam sie die Quittung für ihren Raubbau am eigenen Körper. Sie ging hier oben ein viel zu hohes Pensum, schließlich wurde die Luft dünner und immer kälter. In der Nacht, wo sie grundlegende Energien wieder auftanken musste, wurde sie seit kurzem immer wieder von der Kälte heimgesucht und geschwächt. So konnte das nicht weitergehen, in der Nacht war es ein Überlebenskampf und am Tag auch, nur da ließ sie irgendetwas den Schmerz nicht spüren, den die Kälte auf der blanken Haut verursachte. Die Eiskristalle schienen ihr egal zu sein, sie ignorierte alles und obwohl sie bis auf eine Fackel nichts hatte, was wärmen konnte, so schien sie doch immer wieder gewärmt zu werden. Von irgendetwas gewärmt...Der Körper verlangte jetzt mehr Nahrung als vorläufigen Tribut, mehr Essen und die damit verbundenen Nährstoffe, sie sollten die lebenswichtige Energie erst mal sicher stellen, doch auf Dauer konnte das keine Lösung sein. Sie hatte jetzt noch Nahrung für vier Tage, wenn man es rational einteilte, vier Tage und dann war zappenduster. Vier Tage und dann würde der wahre Überlebenskampf beginnen. Davon aber wollte sie nichts wissen, sie nahm das gar nicht wahr, für Isabell gab es nur das Ziel und das Ziel hieß ohne Zweifel der Berg. Sie konnte ihn schon sehen, durch ihren Vision im Schlafe hatte sie eine genaue Karte im Kopf, die Lage des Berges war ihr nun klar. Es waren noch wenige Meter, am Fuße des Berges wollte sie heute übernachten, wenn es denn soweit ging. Aber morgen würde es spätestens klappen, aber eigentlich war es Wahnsinn, was sie da betrieb. Sie hatte noch Vorräte für vier Tage und bis dahin sollte sie den Berg bestiegen haben, auf dem Gipfel sein.
Ob das wirklich ging? Ob das machbar war? Sie wusste es nicht, doch sie hoffte es doch sehr. Aber die Hoffnung war ja das einzige, was ihr da noch blieb, welche Sicherheit hätte sie schon haben wollen...

Sie brauchte nun endlich nicht mehr über Fußprobleme klagen, die Zeit der unbequemen Steinchen war vorbei, nun waren es flache Steinebenen, sicher nicht von Menschenhand so geformt. Die Fackel brannte wieder und ließ sie das alles sehen, doch das war jetzt nicht primär wichtig, hauptsache die Meterzahlen würden sinken, sinken zum Berg hin, die Landschaft konnte man bewundern, wenn es hell war, dazu brauchte man nicht die wachsamen Augen der Nacht. Überhaupt musste sie mehr wachen, ihre Ablenkung war ungewöhnlich hoch...


18.12.2003 21:29#49
Todesfürst Der Wind wehte hier oben total unberechenbar, mal waren es richtig zügige Böen und mal war absolut nichts zu spüren, ab und an konnte man nur ein Säuseln bemerken, dass die Haare nicht anheben konnte, allerdings stark genug war, dass man es spüren konnte. Die Wege wurden wirklich immer kaputter, von den anfangs noch dicken glatten Felsen konnte man nur noch wenig sehen. Meistens waren diese an den Steinwänden, dass man sie jetzt nur noch erklettern konnte, doch noch war es nicht soweit und ehrlich gesagt hoffte er auch, nicht klettern zu müssen. Ihm fehlte dazu die komplette Ausrüstung, nicht einmal ein Seil hatte er, das war alles durchaus ungünstig, wenn man denn klettern wollte. Doch es waren nicht nur diese Sachen die ihn störten, es war auch das Gefühl zurück, er wusste nicht, ob man das ganze Heimweh nennen konnte, denn das einzige Heim was er je hatte wurde ihm schon längst genommen, doch er sehnte sich schon nach Drakia zurück. Es war komisch, dass er gerade in diesen Stunden daran dachte, doch wie sollte man das schon im Voraus wissen, was einem da so zufliegt? Die Gedanken an einen warmen Kamin und eine schöne Atmosphäre, das alles in einer kleinen Runde von Menschen, dazu noch ein warmer Krug heiße Milch und vielleicht noch etwas Gebäck...Überhaupt hatte er vollkommen vergessen, was doch für eine Zeit war. In ihrer myrthanischen Jahresrechnung war bald wieder ein Wechsel angesagt. Momentan mussten sie das Jahr des Krieges feiern und nun ja, daran würde sich bei Jahreswechsel auch nicht wirklich viel ändern. Eigentlich müsste das Feuer ja dem Licht Platz machen, aber die offiziellen Namen benutzten nur noch wenige, der Kalender war so kompliziert, dass nicht mal er ihn immer im Kopfe hatte. Nun denn, da wechselte das Jahr und er, er war in Gram. Das Schicksal hielt schon komiche Irrwege für ihn parat, wirklich komisch.

Irgendwie mochte er sich genau an die Zeit vor ein paar Jahren erinnern. Dafür unterbrach er sogar seinen Aufstieg zum Berg und setzte sich hin. Er dachte zurück an Zuhause, nicht an Drakia, sondern an Khorinis. Die verschmähte Stadt. Er war einst glücklich in ihr gewesen, glücklicher wie man es wohl nicht sein konnte. Zu dieser Jahreszeit duftete es immer sehr aus der Küche, aber auch das ganze Haus war festlich für den Jahreswechsel geschmückt. Es wurde immer noch von den Menschen als etwas besonderes angesehen, obwohl es doch absolut keine äußerlichen Veränderungen gab, die meisten Menschen würden eh nie in den Genuss kommen den myrthanischen Kalender zu verstehen. Trotzdem wurden diese Feiertage von allen gerne gesehen. Seine Mutter war zu der Zeit immer besonders schön gewesen, obwohl sie eigentlich jeden Tag schön war, so wirkte sie doch immer ausgelassener, fröhlicher. Sie backte zu dieser Jahreszeit Plätzchen, von denen es keine Duplikate gab, sie waren einmalig und ein paar Nachbarskinder schwärmten immer davon. Kein Wunder, benutzte sie auch Gewürze aus fernen Landen wie zum Beispiel diesen wunderbaren Zimt. Sein Vater ließ manchmal extra dafür welchen bringen, weil er wusste, wie sehr er ihn doch mochte. Trotzdem arbeitete er auch zu dieser Zeit, kam aber immer etwas früher. Die Zeit um den Jahreswechsel war immer die schönste, es gab manchmal sogar Schnee und man konnte sich die Schneekugeln herrlich um die Ohren werfen, obwohl er schon früher kalte Winterspaziergänge dem Herumtoben vorzog. Ja er erinnerte sich auch daran, wie seine Eltern zu dieser Zeit sehr glücklich waren. Vielleicht hatte er sein Denken von ihnen geerbt, vielleicht wollte er auch so sein, so glücklich. Aber es war viel passiert, gerade seit dem Tode der Zwei. Er würde es nie verstehen, warum ausgerechnet die beiden. Sie waren doch noch so jung. Ja es hatte sich etwas verändert, trotzdem war der Fürst für einen Moment wieder der kleine Junge gewesen, der kleine Junge den kein Wässerchen trüben konnte, der immer lachen konnte und der nie traurig war. Der kleine Junge, den es schon lange nicht mehr gab. Denn mit dem Tod kam auch der Schmerz, mit dem Schmerz die Veränderungen. Seit dem verlief sein Leben schief, seit dem sind die Welten vertauscht, aus dem reichen, jungen Edelmann, wurde ein abgefrackter Typ ohne Vertrauen und aus diesem wurde dank Innos wieder ein Mann mit Leben, doch welches Leben? Er hatte die Schattenseite in ihm und er spürte sie sogar. Er wollte das alles nicht und doch wusste er, dass nie mehr alles so sein konnte, wie es einmal war.
Es war alles kaputt...er würde diesen Menschen nie verstehen. Wenn er irgendwann mal die Wahl hatte, dann würde er ihn trotzdem nicht töten. Er hatte gelernt, dass es sinnlos war einen Menschen zu töten. Das brachte nur Leid und zeugte von Armut. Und obwohl sein Leben zerstört wurde, verspürte er keinen Mordwillen mehr. Innos hatte ihm viel gelehrt, seine Worte waren ein fester Halt. Er hatte ihm das Schwert geschenkt, das Schwert, dass ihn jetzt beschützte. Seine Stärke war sein Glaube. Ja...dieser Satz galt immer noch. Auch wenn er die Götter hasste, dafür dass er jetzt zu diesem Leben in Qualen verdammt schien, so glaubte er immer noch an das Gute, irgendwo hatte alles und jeder etwas Gutes. Irgendwo...selbst der Mörder seines Glückes...selbst der Mörder seiner Eltern...
Er stand wieder auf, ihm fiel erst jetzt auf, dass er geweint hatte, er hatte es tatsächlich verdrängt. Die Tränen zeugten von Schwäche und gleichzeitig von einer Stärke, die Leute die weinen verbieten, nie erfahren würden. Er musste weiter gehen, den kleinen Jungen gab es nicht mehr, er musste wieder er sein, er, das Nichts unter der Bedeutungslosigkeit.



18.12.2003 23:04#50
Isabell Sie schaffte es einfach nicht mehr. Sie war am Ende. Der peitschende Wind ließ sie nicht mehr aus seinen Fängen, bis zum Fuße des Berges wollte sie kommen, doch daraus wurde nichts mehr, es ging einfach nicht mehr. Ihre Knochen machten schlapp, ihr Geist war willig doch nicht das Fleisch in ihrem Körper. Immer öfters musste sie sich auf dem Boden stützen, doch sie schaffte es immer wieder hochzukommen, doch jetzt ging einfach nichts mehr. Sie fiel und konnte nicht mehr aufstehen, der Wind flog an ihrem Körper vorbei und ließ sie nicht mehr hochkommen, es war eine Qual für sie dort zu liegen, doch noch viel mehr quälte sie etwas anderes. Ihr Bruder, er verschwand langsam aus ihrem Kopf, aber auch aus ihrem Leben, sie wusste genau, was die Bilder sagen wollte, nicht er ging langsam von ihr, sondern viel mehr andersrum. Sie konnte es nicht ertragen, diese Bilder in ihrem Kopf, sie hoffte, dass es doch noch Hoffnung gab....
Hoffnung...bei diesem Wort wurde sie in eine andere Welt versetzt, eine Welt voller komischer Lichter, diese Welt zeigte, was Hoffnung wirklich war. Diese Hoffnung war vergebens, man würde sie nie lange aufrecht erhalten können, das war die vorherrschende Meinung. Sie hatten teilweise auch recht, Hoffnung war schwer, Hoffnung tat auch selber weh. Doch sie konnte es nicht aufgeben, selbst wenn sie gewollt hätte. Es war ein Drang, man konnte ihn nicht ablegen. Genau wie andere Menschen nie ihr Schwert oder ihre Rüstung oder ihre Kleidung ablegten, so konnte sie die Hoffnung niemals aufgeben, denn sie wusste, wenn sie das tun würde, dann wäre alles zu spät.
Es fiel ihr dennoch schwer, doch sie wusste ja jetzt endlich, wofür es sich eigentlich lohnt zu kämpfen, für was sie diesen ganzen Dreck auf sich nahm. Es war viel mehr eine Person und diese musste sie finden, sie durfte sie nicht im Stich lassen, nicht in Unwissenheit sterben lassen.

Ein Licht erstrahlte wieder, in letzter Zeit gab es viele Lichter, doch dieses war anders, es hatte etwas vollkommen anderes als sonst. Dieses Mal war es kein Traum und auch keine Vision, es war auch nicht dieses seltsame Lichtwesen, es war nur ihr eigener Wille, ihre eigene Aura, die da so hell leuchtete. Sie bäumte sich ein letztes Mal auf, der Wind wurde in einem Radius von fünf Metern von ihrem Körper entfernt, musste einen anderen Weg finden, in ihrem erkalteten Körper wurde es warm und sie fühlte sich wieder wohl. Wie konnte das sein? Es war nicht nur ihr Wille, es war auch ihre besondere Eigenschaft, die sie als eine der Schicksalspersonen in sich trug. Mit Zauberei hatte das nichts zu tun, doch mit erklärbarer Logik auch nicht. Sie hatte sich gegen den Willen aller gestellt, einfach so. Hatte sich gegen das natürliche Rad der Zeit gestellt, einfach so. Sie brauchte niemanden, der ihr sagte was sie tun sollte, sie wusste das selber gut genug.

Du brauchst....nicht weiter gegen mich zu kämpfen. Ich habe den Kampf doch schon längst verloren. Aber das weißt du doch. Wieso versuchst du mich immer wieder zu schwächen? Ist es dein Spaß, deine Pflicht? Oder ist das vielleicht ein Schicksal, von dem ich keine Ahnung habe? Wie dem auch sei, es ist sinnlos. Du brauchst nicht versuchen mich aufzuhalten, denn genau wie der Berg auch wird sich mir nichts in den Weg stellen, um mich aufzuhalten. Wir werden uns wiedersehen, egal was ihr auch tut. Wir werden uns wiedersehen Bruder, egal was sie uns antun.

Sie blieb noch lange in dem Licht getränkt, es ließ sie heute nicht mehr los, der Wind wurde noch viel stärker als zuvor, doch prallte er an der immer gleichbleibenden Mauer ab. Sie hielt diese weder mit Hilfe von Magie, noch war dies eine besondere Konzentration, es war einfach ihr Wille und ihre Kraft, die Hoffnung und auch ihr Schicksal. Das alles stand schon lange geschrieben, bevor sie überhaupt davon wussten, die Zukunft aufzuhalten war genau so sinnlos, wie die Vergangenheit zu verändern. Auch wenn es nur um dieses eine ging, so war es ein wichtiger Teil der großen Zukunft, sie wurde sogar von den Paten beobachtet, es war mehr als nur nebensächlich...irgendwann hatte sie körperlich keine Kräfte mehr und musste wirklich aufhören weiterzugehen, doch das machte nichts, die Wärme beschützte sie auch die eiskalte Nacht, mitten auf dem Boden, auf dem unbequemen Boden, sie hatte nichts zu befürchten, auch wenn die Lage extrem schlechter wurde.



18.12.2003 23:50#51
Todesfürst

Sein Weg ging weiter nach oben, immer weiter. Die ersten hundert Meter hatte er hier längst hinter sich, es war nur die Frage, ob sie auch nach oben schon abgearbeitet waren, oder ob es einfach nur unnötiger Weg war. Er hatte seine Tränen abgewischt, es war ein kurzer Schwenk, den er sich hier oben in der Einsamkeit leisten konnte, aber sonst würde er das nie tun. Für den Schutz vor dem Wind hatte er eine ebenso einfache wie effektive Sache - seinen Umhang. Zusätzlich zu dem Schattenläuferfell war es der perfekte Schutz vor der eisigen Kälte. Er hatte es sich fast so vorgestellt, hier auf einem Berg, das letzte Mal das er sowas gemacht hatte, das war in Gorthar und einige Mondjahre her. Aber jetzt musste er schon wieder auf einen Gipfel und dann auch gleich im Winter...es fehlte eigentlich nur noch Schnee, dann wäre das Winterchaos wirklich perfekt gewesen. Aber es war schon richtig so, ansonsten wäre es einfach kein richtiger Winter. Aber diese Kälte zog doch sehr an seiner Haut, sie zog sich eng zusammen und fröstelte, doch noch war es aushaltbar. Noch reichte eine Kombination aus Kleidung, aber wer weiß für wie lange noch...
Die Gedanken an das was hinter ihm lag waren heute schon fiel weniger gewesen, das alles bis jetzt, denn auf einmal blieb er unmittelbar stehen und schreckte zusammen. Sein Blick ging nach hinten, er suchte in der absoluten Dunkelheit mit einer schwachen Lichtflamme die Umgebung ab. Er suchte jemanden, jemanden, der ihm diese Worte an den Kopf geworfen haben musste. Er war sich sicher gerade Worte gehört zu haben, aber anscheinend war es doch nur ein Säuseln im Wind, das ihm in seiner Verlorenheit glauben machen wollte, das es Worte waren, aber das war ja unmöglich, hier konnte niemand sein, er war absolut alleine hier.
Er ging weiter, doch seine Schritte wurden langsamer, auch die Stiefel hatten keine Lust mehr zu gehen. Er war etwas stolz auf sie, denn dafür das sie so alt waren, hielten sie bisher perfekt. Es war noch nicht kalt gewesen. Trotzdem, seine Kleidung alleine war es nicht, die halten musste, es waren viel mehr auch er selber, das war sehr wichtig. Dieser Berg war keine Herausforderung, der Aufstieg schien bis jetzt ein Kinderspiel zu sein und selbst wenn es noch schwieriger werden würde, er hätte sich durchaus mehr erwartet. Es ging alles viel zu einfach. Er war doch eigentlich im Minental und doch war ihm erst ein Ork begegnet und dann noch die ganzen Hindernisse, sie waren so gut wie nicht vorhanden. Nein, er wusste das es nicht um den Weg ging, oder den Aufstieg, es war wohl doch mehr das, was ihn dann oben am Gipfel erwartern sollte, doch noch war er nicht da, noch konnte er nicht jubeln. Aber er bezweifelte, dass er überhaupt jubeln würde, es hab schließlich keinen Grund.

Er hörte jedoch auf den Rat seiner Stiefel und ließ sich jetzt nieder, er hatte es ja nicht übereilig und so konnte er noch etwas essen, bis auch er unter dem Schwarz der Nacht und dem magischen Feuer seiner Fackel einschlief. Heute war ein Tag, an dem ein großes Ziel erreicht wurde, ob man das morgen noch überbieten konnte...



19.12.2003 14:32#52
Isabell Mit mutigem Schritte kämpfte sich die Frau weiter nach vorne, immer Richtung Berg, sie hatte ihr Ziel direkt vorm Auge, es dürften nur noch Minuten sein, die sie brauchte um dort hin zu kommen. An den Fuße des Schicksalsberges. Sie hatte sich viele Gedanken gemacht, über sich, über ihren Bruder, über das alles hier. Aber jetzt war es wirklich und endgültig Zeit das alles abzuschließen. Sie hatte genug gedacht. Ich habe genug gedacht, sie hatte genug gezweifelt. Ich habe genug gezweifelt und sie hatte genug gehofft. Ich habe genug gehofft.
Es war nun endlich an der Zeit, dass dies alles endete. Selbst ein schreckliches Ende wäre mir lieber als ein solch zweifelndes. Ich möchte endlich Klarheit, endlich Wissen. Ich möchte endlich sehen und endlich wieder ein Ziel haben. Es ist egal wie, hauptsache das alles hört auf. Es ist immer das gleiche, es wurde immer dasselbe. Immer und immer wieder passieren Dinge, die nicht passieren durften, passierten Dinge, die nicht passieren konnten. Immer nur auf uns, nie auf andere. Aber es ist schon gut, schon gut. Bleibe ruhig mein Kleines, ich weiß doch, wie du darüber denkst. Ich weiß, ich muss stark sein, ich darf nicht aufgeben, aber weißt du, manchmal fällt mir das nicht mehr so leicht wie früher. Ich hoffe, dass ich nie mehr hoffen muss, dass ich endlich Gewißheit habe. Meine Hoffnung ist aufgebracht, die Hoffnung auf ein ganzes Leben geht langsam zuneige. Du weißt doch, dass es so ist. Lass uns jetzt das alles zu Ende bringen und nicht mehr an das denken, was in der Vergangenheit hierher passiert war. Lass uns nur noch nach vorne schauen, lass uns Zuversicht verströmen und einen Hauch von Glücke spüren. Lass uns gehen.

Ihre Schritte waren nun nicht mehr die gleichen, sie fürchtete sich nicht mehr, vor gar nichts, der Wind gestern hatte verloren und so würde auch alles verlieren, das durfte so nicht enden und so sollte es auch nicht enden. Sie konnte es nicht beschreiben, nicht in Worten malen, sondern nur selbst erfühlen. Vielleicht war es ja ein Gefühl aus den Willen, vielleicht auch nur eines der Glauben. Hauptsache sie konnte weitergehen. Sie war nun schon fast am Fuße des Berges, da führten sie ihre Stiefel an die Quelle. Wie konnte es anders sein, es war die Quelle, an der auch ihr Bruder war, es war die einzige Quelle in einem Umkreis von fünf Meilen. Isabell wäre fast daran vorbeigegangen, doch dann vernahm sie das Plätschern in ihren Ohren und machte eine kleine Pause. Sie hatte gelernt ihre Kräfte nun besser einzuteilen als zuvor.
Es dauerte nicht lange, da vernahm sie das schwarze Samtstück an dem spitzen Steine wehen. Es war nicht sonderlich schwer zu erkennen, hier in der grauen Steinödniss. Sie nahm es vorsichtig von dem spitzen Stein und fühlte nur kurz, sie wusste, dass es von Rociel war, denn es war ein weiteres Zeichen und durch den Zauber der Fee wurde sie hier her gelockt. Es hatte auch den Geruch seines Bruders und für einen Moment mochte sie herzhaft lachen. Er hatte es nicht bemerkt...
Aber dann wurde sie wieder ernster und fühlte ihre leeren Krüge auf, was auch bitter nötig war, danach nahm sie sich noch ein Stück hart gewordenes Brot und knabberte drauf herum, sie war am Fuße des Schicksalsberges. Irgendwo da oben wäre ihr Bruder, irgendwo da oben war ihr Schicksal...



19.12.2003 17:01#53
Todesfürst Hier oben war die Welt anders, wirklich absolut anders. Ein gutes hatte dieser Berg, er wusste jetzt genau, wie das Leben da unten so ablaufen musste, hier oben hatte man viel Zeit um nachzudenken. Eigentlich war es da unten gar nicht so schlecht, wie er sich immer einbildete, trotzdem machte es keinen besonderen Sinn zurückzukehren. Er lebte in einer falschen Zeit, auf einer falschen Insel, auf vielen falschen Inseln. Das Rad der Zeit musste stehengeblieben sein, als er zur Welt kam. Irgendwie, vielleicht auch nicht. Diese Welt da unten, es war nicht seine Welt, nicht so wie er sich es vorstellte zu leben, er hatte ganz andere Vorstellungen davon, doch was sollte er dagegen machen. Fliehen konnte er nur, wenn er sterben würde und das konnte er nicht, dafür war zu wenig passiert und das was passiert war, das war zu viel. Er wollte auch nicht sterben, auch wenn er keine Angst mehr davor hatte. Trotzdem war es sicher besser, wenn er sich nicht mehr so sehr in der Nähe von Menschen aufhalten würde, vielleicht könnte er ja zurück nach Gorthar gehen, dort in den Wäldern. Vielleicht gab es seine beiden Freunde ja noch, Prix und Ra. Mit ihnen jagen und im Wald leben, ganz in der Nähe der Bibliothek. Vielleicht. Doch vielleich sollte man auch ganz die Menschen weglassen, wirklich in eine Einsamkeit gehen. Ja, hier oben hatte man wirklich viel Zeit um nachzudenken, hier oben war die Luft klar, auch wenn einem ständig der Sauerstoff ausging. Irgendwie reinigte man sich hier selber, obwohl der Berg kein sonderlich hoher war.
Es war schon komisch...eigentlich hatte er mit dem Meer viel mehr zu tun, als mit den Bergen, er liebte das Meer eben und es liebte ihn, aber trotzdem. Erst das Grauen mit diesem Dämon, ein paar hundert Meter unter einem Berg und jetzt das hier, die Suche ein paar hundert Meter auf einem Berg. Es war irgendwie offensichtlich, das Berge immer irgendwelche Geheimnisse verbargen. Welches es wohl diesmal war? Das letzte Mal konnte man sagen war es ein gutes Ende, verbunden mit vielen Schmerzen, Schmerzen musste er bisher auch schon viele erfahren, doch ein gutes Ende...

Das Ende war zumindest nahe, morgen würde die Suche ein Ende haben, denn morgen würde er den Gipfel erreichen, er hatte es ja allen gesagt, es war kaum schwer bisher diesen Berg zu erklimmen. Es war steil ja, es war gefährlich ja, es war auch gemeiner Boden ja, dazu noch die ganze Kälte, die den Körper langsam auffraß und dann noch der Wind, das alles machte den Aufstieg zu einem Trip, den man fast Beliar zuschreiben könnte, doch Pergamo wusste, dass man mit geduldigen Schritten und konzentriertem Auge weit kommen konnte, so war es auch kein Wunder, dass er Meter um Meter vorrann kam. Manchmal musste er abbrechen und sich einen anderen Weg suchen, da zum Beispiel der Weg zu steil wurde oder er vor einer Steinwand stand, doch bis jetzt gab es immer noch einen Weg, ein Seil wäre zwar sehr beruhigend gewesen, doch war es nicht unbedingt notwendig. Zwischendurch machte er immer wieder kleine Pausen um mal durchzuschnaufen oder um einfach nur nach unten zu schauen und seine Gedanken schweifen zu lassen. Seine Essensrationen tastete er kaum an, nur mehr das Nötigste. Sein Körper hatte sich trotz der Kälte und den widrigen Umständen an das alles gewöhnt und benötigte auch weiterhin kaum Nahrung, obwohl er nicht wusste, woran das lag.


19.12.2003 17:42#54
Isabell Irgendwie musste er diesen Weg auch gegangen sein, doch weitere Spuren waren nicht mehr zu finden, aber sie hatte ja etwas, was sie an ihn erinnern würde, eigentlich brauchte es dazu keine Stücke aus Materie, doch trotzdem war sie dankbar für jedes Lebenszeichen. Es war komisch, da wusste sie nie ob er noch lebte und ob er überhaupt hier sei und irgendwie wurde das Netz aber immer enger, mal ein toter Tierkadaver, dann ein Stück von einer zerissenen Hose. Das ganze war wirklich komisch. Als würde man eine Suche veranstalten, etwas verstecken und mit kleinen Hinweisen die Suchenden anlocken. Aber sie wusste ja eh, dass er da oben warten würde. Sicher war der Weg auch für ihn nicht leicht, was er wohl darüber dachte? Ob er gesund war und auch so Schmerzen verspürte wie sie? Alles Fragen über Fragen, feststand eigentlich nur, dass er da oben auf sie wartete. Woher sie das wusste? Eigentlich wusste sie es nicht, im Gegenteil, aber sie hatte so eine Ahnung. Sie waren lang genug zusammen gewesen, sie hatte ihn gut beobachten können. Ihren Bruder von seiner Kindheit her zu beschreiben war schwierig, da sie ja wirklich nichts wusste, aber zumindest so konnte sie es. Er war ein Kämpfer, er hatte schon immer das Herz eines Kämpfers gehabt. Und er würde es auch hier haben. Es waren diese besonderen Auren, die man nicht sehen konnte und von denen Menschen auch nicht sprachen, da sie nicht wussten, dass sie überhaupt existieren. Rociel hatte diese Aura auf sie, auf seine Schwester. Sie spürte da immer einen Kampf in ihm, wem er jedoch galt blieb ihr verborgen. Es war nicht nur für heute und für morgen, es war für alle Ewigkeit so.
Dieser Berg, die Gefahr bestand nicht in seinem Aufstieg, die Gefahr bestand in seinem Kern. Der Name sagte alles und nichts, doch waren die Besucher gewarnt, bis hier hin und nicht weiter. So oder so, der Berg hatte kein Recht sie aufzuhalten. Wieso er ausgerechnet diesen Berg ausgewählt hatte und ihm dazu noch diesen Namen gab, das war ihr absolut unbegreiflich, er hätte doch auch in Drakia Frieden finden können, aber er musste raus aus dem Dorf, er musste alleine sein, das verstand sie schon.
Nun war sie schon eine ganz schöne Zeit hier, die ersten Veränderungen die sie hatte sehen können waren ganz klar der Untergrund, es wurde viel schwieriger zu laufen, nicht so wie in dem Gebiet der Steine, sondern anders, abschüssiges Geröll oder einfach nur Kluften und kleine Schluchten. Man musste sehr aufpassen, wohin man seine Füße lenkte. Doch das war nicht so wichtig, es gab immer noch so viele Alternativen, der Berg machte es sehr leicht, zu leicht. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass dieser Aufstieg gar nicht der wahre Grund war, dass die Gefahr nicht von dem Berg ausging, sondern von etwas anderem, von etwas mächtigerem. Dieser Berg hier, er hatte so etwas, so etwas unglaublich sanftes, nicht so wie der Berg von Kryliyx, diesem Wiederling. Die Gedanken an ihn fielen jetzt leicht, da sie voller Ekel und Abscheu waren, Angst spielte da keine Rolle mehr, sie brauchte keine Angst mehr haben. Nur noch vor einer Sache musste sie Angst haben.

Isabell stoppte nun ihre Schritte, auch sie hatte es wahrgenommen, die Sonne schien unter zu gehen und sendete noch einmal ihre letzten Strahlen auf die Erde, sie wollte diesen Sonnenuntergang als Pause nehmen, sie war nicht dumm, sie hatte von gestern sehr wohl Lehren gezogen. Sie machte jetzt mehr Pausen und ruhte sich ab und zu aus, wenn ihr schon die Ehre gemacht wurde nicht im Schlaf zu erfrieren, dann sollte sie ihre Gesundheit nicht einfach leichtfertig auf's Spiel setzen. Sie wusste, dass es nicht mehr weit war. Nicht mehr weit...ein paar Stunden. Noch einmal schlafen. Sie konnte den Gipfel schon sehen. Noch lag er unter Nebel, doch bald würde sie darüber stehen. Sie wusste, dass sie ihn nur da oben treffen konnte. Davor würde sie ihn nicht mehr kriegen.


19.12.2003 18:21#55
Todesfürst

Dieser wunderschöne Sonnenuntergang, er hatte etwas kraftvolles, etwas lebendiges, dieses Licht, dass da auf ihn herniederschien, das war wie ein Licht einer sterbenden Kugel, einer sterbenden Lichtkugel, einer sterbenden Flamme. Wie ein sterbendes Leben. Doch in der Dunkelheit der Nacht ließ es sich gut umherschleichen, da konnten krumme Typen ihrem Handwerk nachgehen. Ja, er würde den Tag nie vergessen, aber er musste mit ihm leben, er musste mit ihm leben, bis an sein Lebensende. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig. In dem Flammenball konnte er eines gut erkennen, es war fast oben, ihm fehlten jetzt nicht mehr fiel, hundert Meter noch, vielleicht fünfundsiebzig, dann hatte er es geschafft und dann wäre er endlich da, wo der Gipfel war, die Lichtgestalt, die ihn hierher gelockt hatte, sie hatte gesagt, dass er da oben eine Person treffen würde, die sein Schicksal wäre. Er war sehr gespannt, sogar neugierig, obwohl ihm das bisher immer fremd geblieben war und er auch versuchte es zu ignorieren, doch es war so.

Aber etwas weiteres fiel ihm auf, es gab da oben eine Höhle, einen Höhleneingang um genau zu sein, sie befand sich nur zwei Meter über ihm, auf dieser Ebene. Er kletterte diese kleine Distanz hoch und ersparte sich so den Umweg. Er wollte wissen, was das war, ob es nur ein kleines Erdloch oder tatsächlich etwas größeres war. Vielleicht irrte er sich ja auch und es war nur ein Schatten von der Sonne, aber er wollte das jetzt wissen. Die Wände hier waren ganz anders, zwar immer noch aus Stein, doch es befanden sie merkwürdige Zeichnungen daran. Als ob hier tatsächlich etwas leben würde. Die Zeichnungen waren tief eingekratzt, derjenige musste sehr gute Meißelwerkzeuge haben, oder aber...ja...das konnten auch Spuren von Krallen sein. Krallen? Aber dann musste es wirklich eine Höhle sein...und das war es auch, es war eine Höhle. Er stand nun vor ihrem Eingang. Seine Blicke hatten ihn nicht getäuscht, es waren tatsächliche keine Schattenbilder, die den Eingang dunkel erschienen ließen. Der Fürst überlegte nicht lange, zwar war es kein direkter Weg zum Gipfel, doch für die Erstürmung von eben jenem wollte er morgen topfit sein, doch dafür musste er auch etwas mehr schlafen. Da war diese Höhle perfekt, endlich mal wieder nicht im Freien schlafen, mal endlich nicht dem Wind ausgeliefert sein, das war was...

Doch die Gefahr...er hatte sie erkannt, seine Hand war beim Griff des Schwertes, er erwartete jemanden, doch er wusste nicht, was er erwartete. Die Ungewißheit spiegelte sich durch Schweiß in seinem Nacken und auf seiner Stirn nieder - seit Tagen war er nicht mehr so aufgeregt gewesen und seit Tagen hatte er durch die Kälte nicht mehr geschwitzt, es war kein Angstschweiß und auch kein Hitzeschweiß, es war Nervosität...irgendetwas war hier, er konnte es riechen...


19.12.2003 19:06#56
Isabell Noch immer sah sie verträumt in den nun schwarzen Himmel, dieses ganze Fest, dass bei einem Sonnenuntergang war, das war so schön...
Nebenbei hatte sie das angenehme noch mit dem nützlichen verbunden, sie hatte nämlich noch etwas gegessen. Nicht so viel wie gestern, sondern sehr bedacht, auf das es noch reichte, doch wenigstens etwas musste sie ja essen, es ging nicht anders. Trotz der häufigeren Pausen war sie doch noch zu schwach, sie konnte nicht ohne Essen auskommen. Ob Rociel seine Vorräte schon aufgebraucht hatte? Bestimmt nicht, sie glaubte das nicht, er aß sowieso zu wenig. Hoffentlich ging es ihm trotzdem gut. Aber in diesem Sonnenuntergang wurde ihr auch schon wieder sehr schwer um's Herz, sie wusste, dass hier oben nicht nur positive Sachen auf sie warteten, wenigstens war der Weg bisher ohne Kampf gegangen, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen. Doch das war nicht alles, sie musste sich schon ein bisschen vorbereiten, auch auf einen Kampf. Hier oben würde bald etwas passieren. Momentan befanden sie sich alle in der Stunde Null, in einem Neutrum, doch bald würde dieser Berg seinen Namen ausspielen, er würde das Rad des Schicksals drehen und herauskommen würde eine Entscheidung, nur für wen wäre diese Entscheidung? Sie wusste es nicht, sie wusste gar nichts mehr, sie fühlte das alles so leer war, auch eine gewiße Gleichgültigkeit machte sich da breit. Sie wollte das alles nicht mehr, sie brauchte es auch nicht mehr lange. Isabell wusste selber, das schon lange nichts mehr so war, wie es einst war. Die letzten Wochen waren einfach zu verrückt, sie passten nicht in ein eintöniges Leben, dazu waren sie einfach viel zu anders. Doch bald würde das alles ein Ende haben, schon sehr bald würde wieder alles normal sein, sie hätte nie gedacht, dass sie sich mal auf Normalität freuen würde, doch so war es nun.
Der Himmel war nun schwarz, es war noch viel zu früh um irgendetwas darunter erkennen zu können, viel wichtiger war es, dass sie sehen konnte, wie das Licht ihrer letzten Fackel brannte, wie es ihr den Weg leuchtete, auf dem Weg weiter nach vorne, weiter nach oben. Die Zeit würde nicht ewig so sein, irgendwann wäre selbst die Zeit wieder unendlich, irgendwann würden sie alle wieder unendlich. Unbewusst redete sie wie ihre Bestimmung, unbewusst dachte sie wie ihre Bestimmung. Es war seltsam, dass sich der Kreis hier so schloss. Es war auch seltsam, dass sie hier ihren Lohn für die erfolgreiche Probe ernten sollte und dann doch mit ihrer eigenen Bestimmung konfrontiert wurde. Diese Gedanken, sie waren unheimlich. Doch nicht nur sie, auch ihre Aura veränderte sich, man konnte sehen, wie der Geist ihrer Bestimmung in und aus ging, sie war nicht mehr die normale Isabell, sie hatte ihre Begleiterin nun immer bei sich. Anders aber als man denken konnte, kommunizierten sie in keinster Weise, aber sie stießen sich auch nicht ab, sie akzeptierten sich, denn eigentlich waren sie alle beide vom gleichen Kern.

Der Weg wurde nun sehr langsam, sie wollte nicht riskieren zu stürzen oder einen Fehltritt zu machen, sie musste aufpassen, am liebsten wäre sie ja jetzt irgendwo in einer Höhle, aber davon war hier weit und breit nichts zu sehen. Tja....wie denn auch...



19.12.2003 20:59#57
Todesfürst ..............
Es war hier verdammt dunkel, doch sein Feuerstein erhellt alles. Er war froh ihn dabei zu haben, denn ansonsten wäre er jetzt ziemlich aufgeschmissen. Die Höhle erinnerte ihn an nichts anderes als diesen Berg, auch da war er oft in diesen Gängen gewesen, es erinnerte ihn so stark daran, fast wären die alten Bilder wieder aufgetaucht, doch es war gut, dass dies nicht passierte, denn er musste aufmerksam sein, hier in der Höhle... - er wurde schon sehnsüchtig erwartet.
Die Luft stank erbärmlich nach Aas und nach Verwesung, nach toten Kadavern und verpesteter Luft, eine Spur des Todes begrüßte ihn sofort. Nur mit Mühe gelang es, frei atmen zu können, die ganze Höhle war innerhalb von zehn Metern nach dem Eingang verpestet. An den Wänden hingen Steine herab, man konnte wieder diese spitzen Steine erkennen. Ab und an gab es hier sogar grüne Pflanzen, sie wucherten aus dem Stein und glichen einem Wunder, wie sie hier überleben konnten. Doch die Antwort war simpel, denn er bekam einen Wassertropfen auf die Stirn, von oben fiel Wasser runter, wahrscheinlich war hier eine weitere Quelle, die der Berg versteckte. Doch es war nicht nur so schön, das Grauen kam näher. Der Geruch wurde intensiver.

Die ersten Knochen auf die er stieß, waren nur einzelne Oberarm und Unterarmknochen gewesen, noch nichts schlimmes, gar abstoßendes, doch natürlich gehörten zu diesen Knochen auch Körper und andere Körperteile. Wie anders hätte es sein können, dass er in dieser Höhle nicht alleine war. Natürlich nicht, es war wohl so gedacht, dass er hier hinein kam, selbst wenn nicht machte es keinen Unterschied.

Es war wirklich nicht weit, er war vielleicht ein paar Schritte, vielleicht ein paar Minuten gegangen, dann sah er, zu was diese Knochen gehörten. Es war ein Anblick, der ihm die Galle den Hals hochjagen ließ und der ihm beinahe Tränen in die Augen getrieben hätte. Es war ein riesiger Berg aus Knochen und Schädeln, der hier lag, es war sowas von ekelhaft und unmenschlich. Sicher, es gab auch Friedhöfe, in denen das nicht anders aussah, doch da gab es wenigstens einen Hauch von Würde. Hier allerdings, auf diesem blasphemischen Boden war nichts was an Würde erinnert hätte.
Da lagen menschliche Rippen, abgebrochen und in bizzare Formen gebogen, dann wieder Knochen aus Beinen und Armen, einfach wild in der Gegend herum geworfen, doch das schlimmste waren ja die Schädel. Es waren nicht nur Schädel von Tieren, auch eine beachtliche Anzahl von Menschen waren darunter. Um dem Fass die Krone aufzusetzen und um sich endlich zu zeigen, saß sein vermeintlicher Gegner auf diesem Haufen. Wie ein König hatte er sich diesen Knochenthron gebaut. Niemand anderes könnte dafür verantwortlich sein, nur diese abscheuliche Kreatur.
Sie hatte eine Größe von gut doppeltem Maße wie er es doch war, die Arme und Beine wirkten menschlich, waren aber viel zu muskelbepackt. Die Arme und die Füße waren überproportional groß, wobei die Hände mehr an ein Amphibienwesen als an einen Menschen erinnerten. Sie waren blutig und sie waren ekelhaft, wie alles hier. Doch auch bei dieser Kreatur war die Spitze das grausamste, der Kopf war seltsam entstellt, die Augen blitzten unnatürlich klein und dafür nahm der Mund fast das gesamte Gesicht ein. Aus dem Maul tropfte Blut, wohl eine eben beendete Mahlzeit, was auch immer. Der leichte Buckel auf der Schulter täuschte, denn bei richtiger Position sah das doch ganz anders aus.

Der Fürst wusste nicht genau, ob das Wesen sprechen konnte und ob es überhaupt sinnvoll war, sich mit so etwas anzulegen, doch seine Pflicht als Innosdiener gebot ihm, so etwas dreckiges wie diesem hier auszulöschen. Die Frage nach der Lust wurde früh gestillt, denn die Kreatur spukte nur etwas Blut in seine Richtung und griff dann an. Natürlich was sonst, gab es denn irgendwo auf dieser Welt blutrünstige Bestien, die ihn nicht angegriffen hätten? Wahrscheinlich nicht...er zog sein Schwert und mit einem Schrei glitt die scharfe Klinge aus ihrem Bett. Der Kampf konnte beginnen.



19.12.2003 21:51#58
Isabell Es lief besser als erwartet, das einzige Problem war der penetrante Rauch der Fackel, dieser im Gesicht war ziemlich nervig und sorgte für das ein oder andere Augenkneifen. Doch ansonsten war es heute in Ordnung, sie ließ sich viel Zeit bei einzelnen Schritten, sah sich immer erst den Boden an, bevor sie irgendwas tat. So dauerte zwar alles etwas länger, doch dafür war der Weg auch sicher. Das ein oder andere mal lief sie sich fest und musste umkehren, aber die Füße wussten immer wieder eine Alternative, natürlich wussten sie das, was sonst. Sie waren ja nicht mehr alleine, sein Weg war seit langem auch ihr Weg, hätte es geregnet und wäre der Boden mit Erde bedeckt, so wäre sie ganz sicher auf seine Fußspuren getroffen. Doch sie brauchte keine Spuren, sie wusste einfach, dass sie den richtigen Weg ging, es war nicht schwer zu beschreiben, es war einfach das Vertrauen in etwas, was nicht sein durfte. Alles das durfte nicht sein, also fiel es auch nicht schwer an etwas dergleichen zu glauben. Wieso sollte es keine Feen geben, wieso nicht? Es gab auch Monster und Menschen, die es nicht hätte geben dürfen, die sich jeglichem Verstand wiedersetzten, also warum nicht auch magische Wesen. Sie brauchte nicht mehr zu zweifeln, denn sie wusste es nur zu gut.

Diese Nacht war wieder einmal verdeckt, sie bewunderte die Natur immer mehr, wenn sie in den Städten und Dörfern lebten, dann bekam man das gar nicht mehr so richtig mit, was für ein komplexes Bauwerk die Natur doch war. Als sie jetzt die Tage hier draußen war, da konnte sie es gut sehen, da konnte sie das alles gut beobachten. Wie sich manche Prozesse und Abläufe doch immer wieder gleichmäßig abwechselten, Sonne und Mond, Licht und Dunkelheit. Wie sich aber auch manche Dinge nicht wiederholten, wie sie gleichblieben, oder aber absolut unnatürlich und ohne Regel wiederholt wurden. Die Bewölkung zum Beispiel, mal war der Himmel klar und man konnte die Sterne sehen, mal war er dicht verhängt und man konnte gar nichts sehen. Wirklich komisch. Ob das ein schlechtes Omen war? Sie hoffte doch nicht, sie wollte keine schlechten Omen vor ihrem letzten Tag in Einsamkeit. Vielleicht war morgen ja auch nur ein Übergangstag, vielleicht schaffte sie es ja gar nicht, oder aber Isabell würde morgen den Anfang der Einsamkeit neu schreiben. Dieses ganze Rätselraten war nichts für sie, sie mochte keine Fragen, auf die es grundsätzlich keine Antwort gab, vielleicht...stellte sie ja auch nur die falschen Fragen.

Es war alles möglich, doch alles auch unmöglich. Man konnte die richtige Antwort nicht erwarten, keine Reaktion von Rociel erkennen, sie konnte nicht mehr in die Zukunft sehen und konnte selbst ihn nicht spüren, sie wusste gar nichts und war schlecht geschaffen für morgen. Überhaupt war morgen kein guter Tag sich wiederzusehen, überhaupt war kein Tag gut sich wiederzusehen. Das alles wäre mit Angst verbunden. Sie hatte keine Ahnung, es wäre so schön gewesen, wenn ihre Begegnung wenigstens an einem klaren See stattgefunden hätte, dessen Wasser auf der Oberfläche glitzerte und der von Bäumen umgeben wäre, oder aber nur die Weite der Unendlichkeit. Aber dieser Berg. Sie hatte Angst, dass der Schicksalsberg ein Ende bereiten würde, für das es noch nicht mal einen Anfang gab. Vielleicht waren ihre Sorgen ja unbegründet, doch es war nicht leicht das alles zu verarbeiten, es fiel ihr sogar äußerst schwer in der Einsamkeit klare Gedanken zu schaffen, doch irgendwie würde es schon gelingen.


19.12.2003 23:11#59
Todesfürst Für einen Moment hatte er wirklich gedacht, dass er den ersten Schritt machen sollte, doch diese Kreatur schien sich genau so selbstsicher zu sein, wie alles andere, dass ein paar Meter größer war als er, mehr Muskelmasse besaß und dafür aber weniger Intelligenz. Er war vorbereitet, oh ja er war nur zu gut vorbereitet auf all das hier, natürlich war er das. Er hatte nie damit gerechnet, dass es einfach werden würde, noch immer hatte er nach dem Tod des Orkes Blut an seinen Fingern kleben, doch vorallem nach dem Tod der Wölfe. Es war schon ein Wunder, dass so lange nichts mehr passiert war. Wahrscheinlich war das der letzte Gegner vor dem Gipfel, dafür hatte er es aber ganz schön in sich. Es war mehr als nur ein einfacher Ork, diese Kreatur war wohl doch stärker einzuschätzen.

Mit einem gewaltigen Satz kam er nach vorne und schlug seine blutbefleckte Hand nach vorne, doch sie verfehlte ihr Ziel, dass darunter abgetaucht war. Der nächste Schlag dauerte eine Zeit lang, scheinbar hatte dieses Wesen wirklich Sehschwierigkeiten und riechen konnte es wohl auch nicht so gut, aber vielleicht hörte er ihn ja. Egal, er wollte erst mal abwarten und hielt sich zurück. Wieder stürmte eine Faust auf seinen zierlichen Körper zu, doch auch diesmal ging es vorbei, mitten in eine Steinwand. Normalerweise müsste sowas Schmerzen verursachen, doch dieses Vieh schien davon unbeeindruckt, Steinsplitter barsten und fielen hinunter aus dem ehemaligen Bett und die Kreatur holte gleich wieder aus. Er wusste nicht, wie das passieren konnte, es war ihm unerklärlich, doch er konnte nicht mehr ausweichen, war zu überrascht und unkonzentriert und fing sich einen Schlag ein. Die Wucht ließ ihn geradewegs gegen eine Wand krachen, zum Glück waren hier keine spitzen Steine drin. Trotzdem, der Aufprall war mehr als unglücklich und er schlug sich heftig an, wurde aber nicht ohnmächtig. Pergamo fiel hin, doch jetzt hatte er genug. Sein Amulett leuchtete auf, doch nicht das um den Hals, dass ihn immer vor Gefahr warnte, es war das Amulett, dass in die Klinge seines Schwertes eingefasst war. Nun, dann sollte sich das Wesen warm anziehen, denn die Macht der Sieben war - einmal geweckt - unvorstellbar. Die Macht war zu hoch für Wesen wie dieses. Einfache Dämonen.

Er rappelte sich wieder auf, benutzte das Schwert als Stütze und kam wieder auf beide Beine, dort war er noch etwas wacklig auf den Beinen, doch er schaffte es sich oben zu halten. Sein Schwert bebte, die Macht wuchs und wuchs und es war heiß darauf. Sein Schwert war nicht mehr ganz alleine, es wurde etwas beherrscht, doch noch immer blieb er die führende Hand. Die Kreatur nahm ihn wieder war und holte erneut aus, doch das war ein Fehler. Der Schatten hatte darauf gewartet, huschte unter der Pranke durch und lief auf den Körper zu, dort durchbohrte die Klinge den unteren Bauchbereich und zog augenblickblich wieder heraus.
Das Monster schrie auf, vom Schmerz gepeinigt geriet es in Rage, doch der Schatten hatte kein Erbarmen, geschickt huschte er in den Rücken und durchbohrte auch hier das Fleisch, das zäh wie irgendwelche Stoffe war und doch mit der Schärfe seines Schwertes geschnitten werden konnten. Die Kreatur schrie erneut und trampelte wild auf dem Boden, wobei der Knochenberg zusammenfiel und ein paar weitere Tote freilegte, doch noch war es nicht besiegt. Blut rann aus den zwei Wunden, schlimmer als anderes, doch nicht so schlimm wie schon gesehene Wunden, jetzt sollte endlich der Gnadenstoß folgen. Der Schatten entfernte sich ein paar Meter von dem Gegner, der seinen Widersacher auch wahrnahm und sich jetzt rächen wollte, doch genau das war sein Plan gewesen. Die Klinge versprühte die Macht der Sieben, er wusste, dass diese Klinge wie Wachs in seinen Händen war und wartete auf den Fausthieb des Wesens. Dieser kam auch, direkt und mit letzter Kraft auf das Gesicht des Gegners zu, doch dieser wich dieses Mal nicht aus, er holte auch aus und schlug zu...

Die Hand und ein Stück vom Arm fielen dumpf auf den steinernen Boden und die Gefahr war gebannt, doch diese Höhle gehörte jetzt ihm, er hatte keine Lust auf ungebetene Lärmbelästiger. Mit einem Ausfallschritt wirbelte er um die eigene Achse und sprang einen Schritt nach vorne, danach folgte die tödliche Kombination, die kein Wesen dieser Erde wiederstehen konnte, die aber auch bei einem wehrlosen Gegner witzlos war. Zuerst durchbohrte er die Seite mit einem Schlag in jene, im Drehen zog er das Schwert wieder raus und drehte sich weiter, in wilder Ekstase schlug er wild nach hinten, doch nicht wild, sondern tödlich zielend, eiskalt berechnend. Wieder bohrte sich ein spitzes Schwert in den Rücken der wehrlosen Kreatur, doch er hatte noch nicht genug, er wollte zum ersten Mal sein Werk auch vollendet wissen, diese Kombination wurde bisher immer nur mit zwei Schlägen angewannt, doch es war eine Dreierkombination. Endlich vollendete er sein Werk, fuhr nach hinten und hielt das Schwert fest in der Hand fest. Es war ein leichtes den Schädel zu spalten, oder besser gesagt den Kopf abzuschlagen. Ja, mit dieser Rasiermesserscharfen Klinge war es ein Kinderspiel.
Das sterbende Monster schrie noch einmal auf und ließ Blut aus den Öffnungen quellen, dann aber war zappenduster und der Körper fiel zu Boden, der Kopf kullerte noch etwas umher, dann blieb er stehen...ironischerweise an dem Knochenberg.
Nun, das war also geschafft.

Er wollte nicht hier bleiben, keine Sekunde, dieser Ort des Grauens war eine Katastrophe. Er eilte zurück zum Ausgang der Höhle und erst als er wieder frische Luft atmete blieb er stehen. Langsam beruhigte sich sein Puls wieder. Seine Herzfrequenz ging runter. Das blutige Schwert wurde mit Wasser und Tuch gereinigt und mit einem Gebet gegen die blasphemischen Kreaturen dieser Welt zurück in die Scheide gebettet. Langsam beruhigte sich auch die Aura des Amulettes wieder.
Mit dem restlichen Wasser aus dem Krug wusch er sich Hände und Gesicht. Danach sah er lange in den verdeckten Nachthimmel und atmete tief ein.
Erst als er sich wieder beruhigt und gereinigt fühlte, ging er zurück in die Höhle. Ja er ging wirklich zurück, doch er wollte nur eine Nacht bleiben und auch nur in der Nähe des Ausganges, denn die Luft sollte nach Luft riechen. Er lehnte sich an eine Wand, wo er sowohl die Tiefe der doch sehr kleinen Höhle als auch den Ausgang der nun schwarz war, sehen konnte.

Man, was für ein Kampf...seine Schulter schmerzte, der Aufprall gegen die Steinwand war schlimmer als gedacht, es tat wirklich weh. Aber hoffentlich war das morgen alles weg, er hoffte es doch, jetzt so kurz vorm Ziel durfte nichts mehr scheitern...



20.12.2003 10:22#60
Isabell Isabell war schon eine ganz schöne Zeit wach, heute Morgen hielt sie nichts mehr im Schlafe, sie wollte unbedingt vorrann kommen, um vielleicht heute Abend endlich auf dem Gipfel zu sein, doch dafür musste sie auch einiges auf sich nehmen. Ihre Haut war von dem Tau der Nacht ziemlich spröde und gefroren, doch wieder einmal war sie am nächsten Morgen aufgewacht. Die kleinen Eiskristalle waren wirklich erstaunlich, sie bohrten sich mit einem Schmerz in ihre Haut, bald würden sie ihr Werk vollendet haben, bald wären sie alle tot. Doch zuvor würden sie ihr einen schmerzhaften Tod bereiten. Das galt es zu verhindern, natürlich. Isabell war dennoch frohen Mutes, sie hatte sowieso nur noch zu gewinnen und nicht zu verlieren. Die letzten Tage hatten mehr gekostet, als alles zuvor, die Leichtigkeit wurde zerstört und die Strapazen traten ans Tageslicht, nicht nur heute, an diesem wunderschönen Morgen.
Die Sonne schien sehr blaß, es war eine typische Wintersonne, wie man sie schon hundert mal erlebt hatte, sie war schön und hell und sie untermauerte die Winterlandschaft hier oben. Der Tau und der Frost der Nacht, sie ließen die ganzen Felsen weiß glitzern, natürlich war kein Schnee gefallen, auch wenn sie das dem Berg gut zutraute. Isabell's Atem war in der Kälte auch wieder zu sehen, es waren nicht gerade erfreuliche Grade, doch das war klar, sie kamen ja immer höher und in der Höhe wurde es eben kalt. Sie verfluchte sich nur, dass sie nicht etwas wärmeres angezogen hatte, doch das war schon das wärmste, was sie hatte. Tja, damit musste sie eben leben. Zumindest hatte bis jetzt kein Feind die Tatsache ausgenutzt, dass sie ohne Rüstung durch das gefährliche Minental lief, doch hier auf dem Berg würde das auch nicht mehr vorkommen, hier könnte es nur noch große Überraschungen aber keine berechnenden Feinde wie die Orks mehr geben. Zumindest vor dem normalen Viehzeugs sollte sie hier sicher sein.
Isabell seufzte ein paar Mal, es waren nicht die Anstrengungen, es war der Gipfel, der immer näher kam. Sie wünschte sich nichts mehr als zu ihm hinauf zu kommen, doch andererseits hatte sie auch Angst davor, große Angst. Denn je weiter sie ihm entgegen kommen würde, desto eher würde auch eine Entscheidung fallen. Der Berg hatte nicht gelogen, es war eine Entscheidung über ihr Schicksal. Sie verstand das alles nicht. Es waren zuviele positive und negative Argumente vorhanden, als das sie wirklich entscheiden konnte, welches denn nun wirklich für sie mehr galt.

Wenn man die ganzen Ereignisse abschätzte, kam man zu folgendem Ergebniss. Vor der Reise nach Khorinis war Pergamo noch Pergamo und sie waren glücklich und hätten machen können, was sie wollten, doch ihren Bruder hätte sie nie gefunden, was ja ihr sehnlichster Wunsch gewesen war und auch immer gewesen wäre. Es wäre immer zwischen den beiden gestanden, egal was zwischen ihnen passiert wäre. Jetzt aber, jetzt wurde aus Fürst Pergamo Rociel, ihr Bruder. Sie wusste es nun, sie wusste alles und doch riskierte sie dabei nicht nur ihren Bruder, sondern auch den Mann zu verlieren, den sie liebte. Sie wusste nicht mehr so genau, ob die Gewißheit einer drohenden Einsamkeit gerecht geworden ist. Aber sie wusste auch, dass sie nicht anders handeln konnte. Genau wie sie jetzt keine falschen Irrwege gehen konnte, so war auch das alles bestimmt...

Isabell wollte sich zusammenreißen. Bald wäre der Moment gekommen und da sollte sie nicht so aufgelöst erscheinen. Aber im Moment wusste sie wirklich nicht mehr, was richtig und was falsch war. Nur an ihren Grundgedanken seit Antritt der Reise hielt sie immer noch fest, was sollte sie auch sonst tun. Sie wollte beide wiedersehen und sie wollte weder den einen Pergamo, noch den anderen Rociel verlieren. Die Erwartungen und Wünsche waren hoch, doch kann ein Mensch alleine von Tatsachen leben? Muss man ihm nicht ein paar Träume lassen? Sie träumte und manchmal konnten Träume ja auch in Erfüllung gehen, manchmal...


20.12.2003 11:01#61
Todesfürst Der Schatten erwachte in seiner Höhle, das hieß, jetzt war es seine. Doch er wollte sie nicht, er würde sie wieder der Natur übergeben, sollte sie doch machen was sie damit wollte. Eines stand fest, diese Kreatur würde nie wieder jemanden fressen. Vielleicht war es ja auch eine Kreatur der Natur, die wirklich nur fraß, wann sie Hunger hatte und die auch nicht nur tötete, doch für ihn hatte sie den Eindruck einer blutrünstigen Bestie gemacht. Außerdem war es nicht verwunderlich, denn sie hatte ihn angegriffen und wer ihn angriff der musste eben mit dem Tode rechnen. So war das nun mal. Er war eben ein besonnener Kämpfer, der kaum mal selbstzum Angriff überging, es sei denn es ging um die Jagd, aber selbst da hielt er sich immer gebührend zurück. Er hatte da so eine kleine Meinung, die nicht immer stimmte, die aber doch auf viele seiner Opfer und überhaupt auf viele Lebewesen zutraf. Diejenigen, die andere angriffen, die mussten immer damit rechnen selber zu sterben. Denn wenn der Verteidiger eines hatte, dann war es die Unterschätzung des Anderen. Aber so einfach war das natürlich auch nicht, denn in einem Kampf kam es nicht nur auf die Technik und die Taktik an, man musste auch mit Herz und mit Glauben kämpfen. Wenn er nicht mit seinem Glauben kämpfen würde und ihn so zu einer effektiven Waffe machen würde, dann wäre er ja gar nichts. Es wäre einfach sinnlos zu kämpfen. Außerdem brauchte man immer Ziele und solange man mit Ehre in der Brust kämpfte und auch die kleinsten Gegner und Feinde als Lebewesen würdigte, so konnte einem kaum etwas passieren. Sicher war es keine Garantie für die ewige Signiss im Kampf, doch man hatte so eine Menge Vorteile im Kampf gegen Gegner, die das nicht bzw. kaum respektierten...

In der Höhle hatte sich der Gestank schon wieder etwas gelegt, sicher roch es im hinteren Teil immer noch so grausam nach Tod und anderem, doch hier vorne beim Ausgang strömte frische, klare Bergluft herein.
Als er sich erhob und ein bisschen die Muskeln und Knochen mit leichtem Aufbautraining dehnte, sah er schon sehr früh die Sonne, doch als er dann endlich wieder ins Freie trat, konnte man sie noch deutlicher sehen. Es war eine blaße Sonne, aber wenigstens war Licht da, er konnte seinen Feuerstein nun wieder löschen, was er auch tat. Ohne Feuerlicht, dafür aber mit einem schönen, hellen Tag, ging es dann weiter. Anfangs noch etwas verkrampft, dann aber immer besser. Der Wind hier oben war wieder ziemlich stark, je näher er dem Gipfel kam, desto heftiger wurde er...

Ach ja...der Gipfel. Auch Pergamo seufzte zu dem Ende seiner Reise. Er hatte Angst da oben etwas zu finden und zu sehen, was er nicht finden oder sehen wollte. Nach alldem was passiert war, konnte er mal wieder etwas positives gebrauchen. Doch wenn dieser Berg wirklich sein Schicksal wiederspiegeln sollte, dann konnte es ja kaum toll sein. Dieser Gipfel, er war jetzt nur noch ein paar Stunden entfernt, die Ersteigung galt so gut wie sicher für den heutigen Tag, wenn nicht noch etwas gravierendes passieren sollte. Diese Überraschungen konnte er gar nicht leiden. Nicht wenn sie negativ waren, aber das konnte man sich ja nie aussuchen. Er hatte jetzt die ganze Zeit soviel Zeit zum nachdenken gehabt. Er konnte tagelang in der Einsamkeit nachdenken, in aller Ruhe, nur selten wurde er mal gestört.
Doch was dabei heraus kam war jämmerlich. Nichts. Er hätte sich so sehr eine Erleuchtung gewünscht, irgendeinen Pfad, den er bestreiten sollte, aber nichts. Er konnte weder verdrängen, noch neu öffnen. Er war wie vor seiner Abreise zerrissen und zerfetzt, er schwankte und er wankte. Die Zukunft war genau so ungewiß wie alles andere auch.

Nach ein paar Minuten morgendlichen Gehens machte er eine Pause und setzte sich ein paar Meter von der Höhle entfernt, um etwas zu essen. Das sollte erst mal das letzte Essen vor dem Gipfel sein, weswegen er es sich auch in Ruhe schmecken ließ. Nachdem er dann einen weiteren Wasserkrug aufgebraucht hatte, ging es weiter, das letzte Mal, das allerletzte Mal...



20.12.2003 12:54#62
Isabell Die ersten Stunden waren verstrichen und Isabell machte wieder eine kleine Pause, dem ganzen Geröll und Schutt war sie bisher ganz gut ausgewichen und hatte immer dort Halt gesucht, wo der Fels nicht brüchig, sondern einigermaßen stabil aussah. Sie hatte wahrlich Glück gehabt bisher, denn immer wieder lösten sich kleine Teilchen und schlitterten in einen gähnenden Abgrund, nicht immer war dieser Berg so sicher, manchmal gab es auch tiefe Löcher in denen die Steine kullerten. Ihre Schritte lösten den Fall ja auch manchmal aus, doch ihre Stiefel brauchten eben einen festen Halt.
Sie schaute ein wenig hinab von dem Berg. Es war wie immer schöne Sicht, weite Sicht. Man konnte allerdings kein Leben erkennen, wohin sie auch schaute war alles tot. Keine Vögel mehr, die durch die Luft flogen, keine herumtollenden Wesen, auch keine im Wind wehenden Bäume. Nur das karge Feld, Steine und Geröll, ab und zu größere Formation des Felsens, aber das war's auch schon. Man war hier wirklich absolut abgeschieden, abgeschieden von der Außenwelt und abgeschieden von Menschen und von Leben. Hier war man so allein, man war hier frei. Doch diese Freiheit bestand eigentlich nur aus einer Suche und ob sie hier wirklich frei sein wollte, das wusste sie auch nicht. Hier bedeutete einem Freiheit nicht so viel. Doch viel mehr war es ihr Herz, das weder hier noch woanders frei wäre. Ansonsten wären diese ganzen Strapazen und die ganze Reise ja umsonst gewesen.Wenigstens kam sie gut vorrann, sie hatte das Gefühl, dass sie heute Rückenwind hatte, keinen Gegendwind. Sie wurde wie eine Feder den Berg hochgetragen, es war schön immer höher zu kommen, nicht nur immer näher dem Gipfel, sondern auch immer näher dem Himmel.

Die fahle Sonne hatte gegen Mittag endgültig abgenommen. Jetzt erstreckte sich nur noch ein Wolkenband in reinem Weiß über das Land. Ob es in Drakia jetzt auch so aussehen würde? Jedenfalls war es so richtig unbedeutendes Wetter, man konnte nicht wirklich sagen, dass es trist war, aber es war auch nicht Freuden erfüllt. Das Licht war aber auch bitter nötig geworden, denn gestern Abend war ihre Fackel endgültig abgebrannt, hatte sozusagen alles gegeben, doch irgendwann war es dann dunkel und durch den verhangenen Himmel blieb es das auch. Wenn sie heute nicht zum Gipfel kam, dann musste sie bei Einbruch der Nacht aufgeben, denn hier oben wurde es gefährlich und sie wollte lieber kein Risiko eingehen. Das Licht war hier überlebenswichtig. Zwar war der Aufstieg ganz gut zu bewältigen, da es immer wieder Auswege gab und man nicht klettern musste, aber wenn man kein Licht mehr hatte, dann konnte man sich hier ziemlich schnell eine böse Überraschung einfangen. Ein einziger Fehltritt reichte schon aus und man konnte stürzen und wenn man hier einmal ins Rollen kam, dann würde es einem genau so ergehen wie den Steinen, sie fielen unaufhaltsam in die Tiefe.
Gedanken an so etwas verschwendete sie nicht, sie ging lieber weiter. Langsam war das alles geworden, doch dafür um so effektiver. Sie schaute sich jetzt die Wege schon im Voraus an und studierte Abkürzungen, sie wollte ihre Kräfte, die mittlerweile sehr angeschlagen waren, wirklich schonen. Die Pausen wie diese gerade wurden nun häufiger, was aber nicht nur an ihr lag. Die Luft hier oben war nun sehr schwer zu atmen, die Höhe war noch nicht sehr hoch, aber es reichte um spürbare Veränderungen zu bemerken. Jedenfalls sah sie ihr Ziel nun deutlich. Es lag nun schon in Sichtweite und selbst der Nebel, der den Gipfel umgab, schwand mit jedem Meter.
Sie schnaufte noch mal durch und zog sich weiter hinauf, die letzten Meter waren nun langsam erreicht.



20.12.2003 14:10#63
Todesfürst Man merkte dem Berg an, dass er sich gegen den ersten erfolreichen Kletterer nach Jahren wehren wollte, zwar war dies schon längst zu spät, doch dafür wurde es jetzt sichtbar schwieriger, gerade zum Ende hin war es noch einmal richtig gefährlich und zudem auch noch kalt. Fast konnte man meinen verschwor sich der Wind wieder gegen ihn, doch bis auf die Tatsache, dass sein Umhang wieder tanzte, passierte eh nichts. Manchmal musste er sich jedoch nun festhalten, an den Steinen geklammert und an eine Felswand gedrückt, wartete er bis der Wind wieder aufhörte so stürmisch zu wehen. Alles in allem war es aber normal, nichts wirklich außergewöhnliches. Es gab für alle Phänomene eine logische Erklärung und so auch für das. Nein, vor dem Wind und auch vor dem nun schwieriger werdenden Aufstieg hatte er keine Angst, seine Angst begründete sich auf das, was wohl unter dem Nebel war. Die Spitze, sie musste irgendwo unter dem Nebel liegen, es war mysteriös, das ausgerechnet dieser Teil verborgen lag. Da oben hätte alles sein können. Das und noch die Angst vor einer möglicherweise folgeschweren Begegnung machten ihm dann doch den Aufstieg nicht so leicht. Seine letzten Minuten waren angebrochen, die Hände waren inzwischen bläulich gefärbt, da sie dem peitschenden Wind hilflos ausgeliefert waren, doch trotzdem funktionierten sie noch einwandfrei. Sie griffen noch immer so exakt, wie auch noch heute morgen, der Lederbeutel war jetzt etwa zwei Drittel leichter geworden und es war wirklich alles optimal, um diesen Berg zu besteigen.
Nur auf den letzten Metern, da wurde es noch einmal richtig spannend, denn man konnte nicht mehr weitergehen, es war so, als ob es die Hälfte des Berges einfach weggespült hätte, die weitere Ebene musste man sich erklettern, auch die zunehmende Steile der Steinwände und der immer brüchigere Boden tragen dazu bei. Er kraxelte jetzt mit bloßen Händen hinauf, es waren keine hundert Meter mehr, bis zu dieser Stelle, wo der Nebel auftauchte, waren es vielleicht noch fünfzehn. Er hing jetzt ganz schön gefährlich über Sieg und Niederlage, wenn er jetzt loslassen und fallen würde, dann hätte er ein Problem sondergleichen. Doch er hatte hier einen Vorteil, die Steinwand war nicht steil nach außen, sondern steil nach innen, er konnte sich also das ein oder andere Mal abstützen und Kräfte sparen. Die Griffmöglichkeiten waren begrenzt und ohne Seil und zusätzliche Sicherungen war es auch nicht gerade einfach, doch es fanden sich doch immer wieder Stellen, die perfekten Halt gaben. Und so ging es immer weiter nach oben, manchmal brauchte er jetzt zwar für einen einzigen Meter zehn Minuten, doch lieber diese zehn Minuten wohl durchdacht als übereilte Reaktionen. Er durfte nicht vergessen, dass das alles kein Kinderspiel war. Doch er hielt sich wacker.

Nach ungefähr einer Stunde hatte er die Hälfte schon erreicht und es empfahl sich nun nicht mehr runter zu schauen, denn ansonsten würde er in eine Tiefe blicken, die seinem Magen und vorallem seinem Hirn nicht gut getan hätte, doch für den Fürsten war nicht der Blick zurück wichtig, er hatte nichts davon sich selber zu demoralisieren, er richtete seinen Blick nach vorne, denn nur der ehrgeizige würde es schaffen, zurückblicken konnte er, wenn er oben war. Es war eine alte Kletterregel, die er schon früh erlernt hatte und er hatte Erfahrungen, denn schließlich wusste er, wie es ist zu klettern. Die Höhle, in der er einen beträchtlichen Teil seines Vermögens aufbewahrte, sie lag auch auf einer Klippe, die man nur mit Klettern oder Abseilen erreichen konnte. Das war ein gutes Training gewesen, auch wenn es schon etliche Mondjahre her sein musste, in denen er bei ihr war.

Nur noch wenige Meter und dann hätte er es endlich geschafft, nur noch wenige Meter, er gab noch einmal alles was noch so da war, nach den Tagen der Entbehrung und der Einsamkeit, die Anstregungen sollten nun endlich belohnt werden und wenn diese Belohnung auch nur so aussah, dass er diesen verdammten Schicksalsberg bestieg. Auf den Gipfel, das war sein großes Ziel...


20.12.2003 16:10#64
Isabell Isabells Wege führten nun langsam zu einem Ende, der Gipfel kam immer näher und irgendwie wurde ihr Körper immun gegen die Außenwelt, es war die Freude, dass bald alles vorbei war. Irgendwie merkte sie gar nicht, dass sie sich heimlich, still und leise in einen Rausch begab. Aber wenn es denn half den Anstieg zu bewältigen war es ein gutes Zeichen, nicht immer mussten sie ja schlecht sein.Gedankenverloren ging sie die Felsen weiter, es war alles nicht so leicht, doch konnte sie es irgendwie schaffen, hauptsache sie kam vorrann. Immer weiter nach oben, immer dem Gipfel entgegen, auf das irgendwann die Bergesspitze erreicht wäre.
Stunde um Stunde ging sie nun schon, seit den frühen Morgenstunden, doch dann machte sie eine weitere Entdeckung. Zuerst dachte sie an ein Zeichen, wieder irgendetwas von Rociel, doch zuerst einmal war nur ein Schatten in dem Berg zu erkennen. Sie dachte sofort an eine Höhle und machte sich Hoffnung, dass sie dort vielleicht noch ihren Bruder erwischen konnte, oder zumindest etwas von ihm.
Die kleine Kraxelei hatte sie mit links geschafft, dann rannte sie zu besagter Bergöffnung und sah etwas aufgeregt hinein. Sie rief nach ihm, doch bekam sie auf ihr Hallo? dreimal keine Antwort. Hier war wohl niemand mehr. Doch vielleicht war ja noch jemand anders hier....

Isabell zog ihre beiden Schwerter aus der Scheide und ging weiter in die Höhle hinein, die Winde trieben einen ekelhaften Geruch aus Kadaver und Blut an ihre Nase. Irgendetwas verwesendes war hier. Sie hoffte nicht, dass es ihr Bruder war, doch da diese Vorstellung so abwegig war, musste sie zum Glück kein einziges Mal daran denken. Eigentlich gehörte es ja gar nicht zu ihrem Aufgaben, denn ihr Bruder musste auf dem Gipfel sein und nicht in dieser Höhle, trotzdem, angetrieben von Neugier und Erwartung ging sie weiter. Die Höhle schien nicht sehr groß zu sein, lag sie doch in einem Bereich des Berges, der auch nicht so groß war. Sie konnte gar nicht groß sein.
Die ersten Knochen über die sie stolperte, ließen sie an ein Raubtier erinnern, vielleicht auch irgendetwas echsenartiges. Doch der Geruch wurde nun immer intensiver, roch sogar penetrant. Es war wirklich Aas, dass hier liegen musste, diese ganzen Knochen, sie wurden immer mehr.

Dann erschrak sie kurz, hatte sie in der dunklen Höhle doch nicht den Kadaver gesehen, über den sie nun fast stolperte. Es war ein seltsames Vieh, bei näherer Betrachtung wirkte es fast wie ein Mensch, doch seine nach intakte Haut und sein noch frisches Blut ließen darauf schließen, dass es erst kürzlich verstorben war. Doch dann sah sie die Hände, wie sie noch voller Blut waren und erschrak bei dem Anblick, sie waren nicht wie Menschenhände, einerseits gut, andererseits...
Sie drehte das Vieh etwas und erkannte jetzt erst, dass kein Kopf mehr vorhanden war, angewieder ließ sie das Ding fallen und nahm Abstand, doch als sie schon gehen wollte, ging sie doch noch mal zurück. Sie suchte nach der Stelle und dann fand sie sie auch.

Die Einstichstelle, die Verletzung. Es stammt vom Schwerte Rociel's. Ich kann es jetzt sehen, ich kann es auch spüren. Das hieße ja, er muss hier gewesen sein. Aber wann? War es schon lange her? Hm...das Blut ist noch frisch. Ziemlich frisch. Es wirkt noch wärmer als bei dem Ork. Ist das jetzt Zufall oder? Ich muss weitergehen, scheinbar trennen uns nur noch wenige Stunden, doch zunächst einmal...

Auch Isabell war eine Jägerin, sie hatte schnell erkannt, dass dieses Vieh nicht wirklich normal war, es war eine Abart von irgendwas, doch das einzige was man davon noch nehmen konnte, war Blut, doch das wollte sie haben, trotz des Ekels war sie da eiskalt berechenbar.
Sie nahm einen der mittlerweile wieder leeren Wasserkrüge und öffnete seinen Korkverschluss, danach nahm sie ihren Dolch und suchte eine geeignete Stelle, das Wesen war schließlich schon ziemlich ausgeblutet. Sie entschied sich für den Oberarm, dort schien noch etwas zu sein, sie stach ihren Dolch hinein und zog ihn wieder heraus, danach presste sie das wenige Blut, das noch geblieben war, hinaus und das wiederholte sie so lange, bis sie den Krug zu einem Achtel voll hatte. Einen Viertelliter war das Maximum, was sie aus beiden Armen herausholen konnte. Danach verschloss sie den Krug wieder sorgsam und ging zurück ins Licht des Berges. Die Dunkelheit hatte sie ganz schön mitgenommen, denn es dauerte seine Zeit, bis sie wieder klar sehen konnte, dann aber ging sie schnurstraks weiter. Sie konnte den Gipfel schon sehen, irgendwo da oben. Sie musste da unbedingt hoch, heute noch....



20.12.2003 20:02#65
Todesfürst Mit ächzenden Geräusch und wild schnaufenden Atem kam er oben an, er hatte auch den Rest geschafft, zwar war es anstrengend, aber er hatte es geschafft. Nun konnte ihn nichts mehr aufhalten auf den Gipfel zu kommen, war er doch schon auf dem Gipfel. Jetzt endlich würde sich das Geheimnis dieses Berges offenbaren, nun endlich würde er erfahren, warum er hier hoch kommen sollte, jetzt erwartete er endlich klare Antworten. Doch zunächst war er liegen geblieben und hatte sich gebührend erholt, schließlich war das dann doch nicht so einfach und man machte es ja nicht alle Tage durch.
Während er so keuchend am Boden lag, bemerkte er gar nicht, wie sich die Sonne langsam zurückzog, wie sie wieder in einem schönen Sonnenuntergang unterging. Schon komisch, dass er so lange gebraucht hatte, waren wohl doch zuviele Pausen, doch vielleicht war es auch einfach nur ein langer Weg gewesen. Eigentlich war diese verschenkte Zeit egal, wozu sollte er sich jetzt noch darüber aufregen, schließlich war sie ja unwichtig, aber irgendwie wurmte ihn das jetzt.Nach ein paar Minuten hatte er sich jedoch wieder erholt und sah hinauf, es war ein schöner Sonnenuntergang gewesen, der Himmel war nun rot gefärbt, wie schön es doch aussah. Den ganzen Tag hatte er kaum nach oben geschaut, doch wenn er es einmal tat, dann war es ein fahles Weiß, was dort oben zu sehen war. Nun war der Himmel wie ausgewechselt, dieses Rot...es erinnerte ihn an einen Tod eines Menschen, wenn sich langsam der rote Lebenssaft aus seinem Körper verflüssigte und verzog. Vielleicht war das ja auch ein Omen für seinen Weg, wer weiß...
Der Nebel war immer noch hartnäckig, obwohl er ja eigentlich jetzt hindurch sehen müssen, gelang das nicht, doch er erhob sich wieder. Er hatte sich lange genug erholt, er musste weitermachen. In diesen Minuten war sein Geist absolut frei, er war an nichts mehr auf dieser Welt gebunden und er selber dachte an gar nichts mehr, er befand sich in seiner reinsten Form und war bereit alles anzunehmen, was dort oben auch war. Mit ein paar Schritten ging er in die Richtung, in die es nicht steil nach unten ging und schon nach zehn Schritten blieb er stehen und staunte. Er war verblüfft. Er war erstaunt. Er war baff. Was er da sah, das mochte seine Vorstellungskraft für einen Moment sprengen und danach ließ es sie zweifeln. Aber es war real, es war wirklich so...Vor ihm lagen Stufen. Echte Stufen. Stufen aus Stein. Stufen erschaffen von Menschenhand. Wie war das möglich? Wie konnten auf diesem abgeschiedenen Berg Stufen sein? War es vielleicht deshalb so, dass dieser Berg einen Namen trug, wusste die Lichtgestalt deshalb davon? War es ein Traum? Er zwickte sich in den Ärmel, nichts...Es war kein Traum, es waren wirklich echte Stufen.
Mit wackligen Beinen ging er sie hinauf, es waren nur wenig Stufen, vielleicht hundert, sie zu laufen war ein schönes Gefühl nach all dem Schotter. Doch er hatte Angst. Er hatte wirklich Angst. Er dachte, dass da oben kein Spiel von Menschen auf ihn wartete, doch durch die Stufen wurde es menschlich und immer wenn es menschlich wurde, wurde es bitter für ihn. Dem Menschen, der kein wirklicher Mensch war. Die Humanität besaß er, die Anatomie besaß er, doch nicht die Seele. Nicht das Leben eines Menschen.
Zwischenzeitlich hatte er noch seinen Feuerstein entzündet und war mit ihm nun unterwegs, gebunden an einen dicken Ast, den er die ganze Zeit bei sich getragen hatte. Da oben....

Achtundachtzig, neunundachtzig, neunzig, *puhhhh*, einundneunzig, zweiundneunzig, dreiundneunzig, vierundneunzig, *keuch*, fünfundneunzig, sechsundneunzig, siebenundneunzig,
achtundneunzig,....neunundneunzig..........den letzten Schritt. Bin ich bereit dafür? Ich muss es wagen, es ist doch egal, was mich hier oben erwartet, los jetzt, einhundert.

Mit dem letzten Schritt auf der letzten Stufe gab der Nebel nach und öffnete sich, er öffnete ein Mysterium...Pergamo's Beine zitterten, sein Kopf mochte beben und er hatte jetzt wirklich die Angst in seinen Augen stehen, doch als er diese wieder erhob, als er sich wieder von den Knien abstützte und hoch schaute, sah er nichts...das hieß...nicht ganz. Er blickte auf eine runde Form, der Berg hatte keine Spitze, sondern eine runde Endfläche. Sie war nicht groß, doch fanden auf ihr Sieben Steine Platz, Sieben große Steine, die mindestens fünf Meter hoch waren. Sie schirmten den Bereich ab, von dem er nicht kam, machten der ganzen Nord-, West- und Ostseite einen Strich bei der Besteigung. Nur von Süden konnte man die runde Fläche erreichen, nur wenn man die Treppen nahm. Doch das war nicht alles, eine Sache gab es hier noch, die nicht natürlich war. Die von Menschenhand geschaffen wurde.

Ein Altar. Ein grauer Steinaltar. Gehauen in den Stein, gehauen aus Stein. Ein simpler Altar. Pergamo ging zitternd zu ihm und sah ihn an. Der Alter hatte zwei ganz, ganz, ganz besondere Dinge, von denen er eine aber nicht deuten konnte. Das eine war, was auf ihm lag. Es war eine Harfe. Eine Harfe aus Holz. Sie war nicht gefroren, sondern einwandfrei. Sie sah sehr alt aus und hatte wunderschöne Verzierungen an ihrem Körper. Als er sie anfasste spürte er, wie warm sie doch war, doch als er sie dann wegnahm, sah er noch etwas Zweites.....
Sieben...nein...Sieben....neinnnnn. Sieben, es ist eine Sieben. Tatsächlich. Sieben Steine, sieben Zeichen......NEINNNNNNN. Sieben.
D-D-D-D-Di-Di-Di....Sieben....Amulette. Sieben soll mein Schicksal sein? Das ist alles?

In seiner Entrüstung vergaß er, wie die eigentlichen Worte des Lichtwesens waren, diese Zahl verfolgte ihn...Sieben...er fing an zu weinen. Leise fing er an zu weinen. Tränen kullerten ihn über die Wange und er benutzte den grauen Altar als sein Weinebett. Das alles war zuviel...viel zuviel...doch noch war es nicht mal Nacht...noch konnte er weinen, dabei eilten sie schon heran, besser gesagt ER eilte schon heran...



20.12.2003 20:30#66
Isabell Super. Klasse. Bravo. Mir bleibt aber auch nichts erspart. Dieser verdammte Mist. Mist, Mist, Mist. Dieser Berg ist doch echt nicht faßbar. Ich bin diesen ganzen Weg gegangen und jetzt das. Aber wenn du glaubst, dass ich schon aufgebe, dann hast du dich getäuscht, ich gebe nicht auf, niemals!

Isabell war sichtlich erregt, denn sie stand vor einer ziemlich steilen Wand, das war ja nicht das erste Mal, dass sowas vorkam, doch dieses Mal war es wirklich nicht mehr zu ändern. Sie hatte sich wirklich langsam ein Ende herbeigesehnt und jetzt stand sie vor einer Wand. Das durfte doch nicht wahr sein. Zu allem Überfluss ging auch noch die Sonne unter, gerade senkte sie sich am Horizont und würde sicher nicht extra für sie noch einmal hervorkommen. Sie hatte keine Fackel mehr, doch hätte sie in dieser Situation auch nichts genutzt. Sie brauchte jetzt beide Hände, sie hatte gar keine andere Wahl, entweder sie kletterte da jetzt hoch, oder die Reise wäre vorbei, dann allerdings ohne Ziel. Das konnte es schlecht sein, so durfte es einfach nicht enden. Auch wenn Isabell das Klettern hasste und auch wenn sie sich in Lebensgefahr begab in der einbrechenden Dunkelheit eine steile Felswand zu besteigen, sie musste es einfach riskieren, sie konnte sich dagegen nicht erwehren, sie spürte nur etwas warmes in ihr, eine innere Stimme, die ihr sagte, dass es das richtige war, wenn sie jetzt da hoch kraxeln würde. Außerdem blieb ihr gar nichts anderes übrig, denn ihre Füße waren noch immer von dem Zauber der Fee besessen, dass sie da regelrecht hochgezogen wurde. Also gut, packen wir es an, dachte sie sich und machte den ersten Schritt, sie wollte es diesem verfluchten Berg schon zeigen. Außerdem wartete da oben ihr Bruder, da war sie sich ganz, ganz sicher. Diesen einen Aufstieg noch, dieses letzte Stück und danach wäre es endlich geschafft. Sie spürte, dass danach nichts mehr kommen würde, keine Feinde mehr, keine weiteren Herausforderungen. Danach würde sich das Schicksal endlich entscheiden und auch eine Entscheidung fallen. Doch darüber konnte sie sich später Gedanken machen, außerdem hatte sie darüber schon lange genug nachgedacht.
Die ersten Meter waren sehr schwer, sie fand nicht oft Halt, musste immer wieder abbrechen und blickte oft nach hinten, was ihr schon nach ein paar Metern Schwindelzustände bescherte, doch langsam aber sicher bekam sie den richtigen Dreh heraus, das letzte Licht des Tages reichte gerade so aus, um ihr noch einen kleinen Anfängerkurs zu ermöglichen, aber bald wäre davon nichts mehr übrig, dann würde nur noch die absolute Finsternis bleiben und dann würde das ganze zu einer lebensgefährlichen Probe avancieren. Isabell aber hatte keine Angst vor dem Tod, denn sie wusste, dass sie nicht sterben konnte, nicht bevor sie ihrem Bruder noch einmal in die Augen gesehen hatte. Es waren solche Wünsche, die sie am Leben erhielten. einen unbrechbaren Willen und einen Lebensmut an den Tag legten. Sie war dazu noch sehr vorsichtig, doch sie hatte einen Feind - den Wind. Was heute und gestern noch positiv waren und ihr einen erheblichen Zeitgewinn verschafften, das wurde jetzt zu einer tödlichen Gefahr. Der Wind zerrte an ihr, doch trotzdem gewann sie nun jede Minute mehr Zentimeter, mal ging es leicht, mal schwer, aber es ging...noch.



21.12.2003 00:07#67
Todesfürst In seinen Tränen wurde er immer wütender, dies sollte also sein Schicksal sein, aber wie war das möglich? Das durfte doch alles nicht wahr sein, er war den Weg nur für die SIEBEN gegangen, sollte es etwa alles sein? Die Wut in ihm stieg hoch, es kam ihm wie tief aus der Galle, doch es betraf seinen ganzen Körper. Wie wild schlug er mit einer Hand auf den ewig gehärteten Felsen, bald schon schmerzte sie, doch das machte nichts, der Schmerz war eh schon so groß in seinem Herzen, was würde da schon ein bisschen physischer Schmerz ausmachen. Doch er wollte das nicht wahrhaben, mit einem geschickten Ruck rieß er sich los und stand wieder auf den nunmehr nicht mehr so wackligen Beinen, dafür aber mit nassem Gesicht und feuchten Augen, deren Tränen sich bei der Aktion wie feiner Regen über den ganzen Altar und seiner Umgebung verteilten.

Die Sieben...*schluchzt*.... sollen mein Schicksal sein? Ist das wirklich wahr? Ich erwarte eine Antwort...*schluchzt*, nun...*schluchzt* antwortet mir doch endlich. Ist es wirklich so, dass das der ganze Grund ist? *Schluchzt*, habe ich all diese Strapazen, dieses Leiden und diese Schmerzen auf mich genommen, nur dafür? Ist das...*schluchzt*...ist das wirklich mein Schicksal hier? Kann es das wirklich schon gewesen sein? Ich..., ich..., ich...kann nicht mehr. Seht ihr das denn nicht, verdammt...

Dann aber geschah etwas unglaubliches, zumindest für den normalen Menschenverstand schien es unglaublich, er selber war total aufgelöst und am Ende. Wenn dies wirklich alles gewesen wäre, dann hätte er wirklich keine Hoffnung mehr gehabt, doch auf einmal wurde das gesamte Gebiet erleuchtet, niemand würde es jemals gesehen haben, hier in dieser absoluten Einöde war niemand, der dieses Phänomen, das es war, sehen konnte. Wirklich, es war unbeschreiblich schön, diese Schönheit war nicht mehr menschlich und hatte dennoch etwas von ihr, genau das, was zu ihm passte. Wirklich so hell und so schön, es fühlte sich gut an, es war warm auf seiner Haut. Er fühlte sich auf einmal geborgen, in diesem Kreis der den gesamten Berg einnahm, oder zumindest einen Teil seiner oberen Hälfte. Irgendwann aber hörte es auch auf und er war erwartungsvoll, denn wie war das möglich, dass sich mitten in der Nacht ein heller, warmer Lichtkegel um ihn bildete?
Die Antwort kam und sie kam in einem alten Bekannten...

Mit gewaltigen Flügelschlagen landete das Wesen auf der Erde, duzende Federn flogen durch die Luft und Pergamo hatte seine Angst verloren, denn dieses fliegende Wesen hatte ihn schon hierher geschickt, dass es jetzt kein Traum mehr sein konnte, dass er jetzt Gewißheit hatte, dass er nicht einem Irrglauben aufgesessen war, dass er jetzt dieses wunderschöne Wesen noch einmal sehen durfte, das alles nahm ihm die Angst. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte er keine Angst mehr, als das Wesen ihm diese nahm, jetzt wollte er Antworten haben und dieses Wesen war extra dafür gekommen, nur um ihm jetzt die Wahrheit zu sagen.

"Ich grüße dich Auserwählter. Nun hast du es also geschafft. Du hast den Schicksalsberg erfolreich erklommen und hast alle Proben und Prüfungen der Vergangenheit abgelegt. Du fragst dich nun, wozu das alles. Du fragst dich vieles nicht wahr? Ich kann deine Angst immer noch spüren. Ich kann sehen, was du fühlst. Du fürchtest dich nicht mehr, aber in deinem tiefsten Inneren hast du Angst. Angst vor der Zukunft. Ich kenne dieses Gefühl zu gut..."
"Wer...wer bist du und wieso nennst du mich Auserwählter? Von welchen Prüfungen und von welchen Proben sprichst du? Ich verstehe das alles nicht und du hast Recht, es macht mir Angst..."

"Ich. Ich bin Pator, Abgesandter der Heiligen. Ich bin dein Beschützer. Und du, du bist der Auserwählte. Nur du bist dazu bestimmt das Siegel der Menschheit zu tragen. Du musst mir jetzt gut zuhören, denn diese Geschichte wird dir deine Antworten geben.
Du kannst dich sicherlich noch an deinen Vater erinnern nicht wahr? Er war ein guter Mann, doch das was du über ihn weißt, ist nicht die ganze Wahrheit. Ich möchte dir nur eines über ihn sagen. Dein Vater war kein reiner Mensch. Ich weiß, dass es für dich unglaublich klingen mag, aber dein Vater, er war ein Halbdämon. Er war von dämonischen Blute besessen, doch hatte er es unter Kontrolle. Nicht wie die Dämonen, die du kennst, er war von einem dieser Wesen besessen und konnte es aber dennoch aus seinem Körper verbannen, doch zurück blieb das dämonische Blut, dass er auch an dich weitergegeben hat. Dieser Umstand und noch einiges mehr führten dazu, die Auswahl auf dich zu lenken und jetzt hör mir gut zu Auserwählter. Du kennst die Geschichte der Sieben. Du hast sie gelesen und studiert. Du weißt, dass in jedem Amulett eine Seele gefangen ist und das nur alle sieben Amulette vereint den Schlüssel zum Fundort des Grals sein können. Diese Suche ist lange vergessen, die Amulette zerstreut gewesen. Doch nun bist du gekommen, du alleine besitzt das Recht, das Amulett der Menschen zu tragen. Du hast richtig gehört, der Menschen. Es gibt für mehrere Arten ein Amulett, für die Dämonen, für die Untoten, für die Pflanzen, für die Tiere, für die Geister, für die Menschen und das letzte, darüber reden wir später. Jedenfalls könnte niemand anderes der menschlichen Blutes ist, dein Amulett tragen.
Du verstehst die Bedeutung von dem ganzen nicht, du glaubst weiterhin nicht an deine Bestimmung, du weist dein Schicksal von dir. Du musst endlich daran glauben. Verstehst du denn nicht, wenn du nicht daran glaubst, dann ist der Kampf schon lange vorbei. Die Amulette sind wertlos und doch können sie in der Hand von bestimmten Personen zu einer tödlichen Waffe werden. Und der Gral...nicht auszudenken, wenn er wirklich einmal in falsche Hände geraten würde. Er ist mächtiger als du dir jemals vorstellen wirst. Ich bitte dich, nimm dein Schicksal an, glaube an deine Bestimmung, kämpfe, kämpfe im Namen Innos, kämpfe im Namen der Sieben, schließe endlich den Kreis, tritt ein und tritt dein Erbe an. Obwohl in deinem Körper zur Hälfte dämonisches Blut strömt, bist du immer noch ein Mensch und wirst es auch immer bleiben. Wir sind alle nur Zuschauer, aber es ist deine Entscheidung. Wendest du dich von uns ab, dann wird die Zukunft ungewiß. Auserwählter, bei Innos, überlege dir gut, was du tust, es ist nicht nur deine Zukunft, die davon abghängt. Dein Vater war auch im Bunde der Sieben, er hat von deinem Schicksal gewusst und doch konnte er seinen Tod nicht verhindern. Doch er legt sein Vertrauen in dich. Denk gut darüber nach. Du musst einfach dein Erbe annehmen, du musst endlich kämpfen."
"Pator...was erzählst du da? Mein Vater ein Halbdämon? In meinem Körper dämonisches Blut? Ich, der Auserwählte der Menschen? Das, das, das ist Wahnsinn...wieso sollte ich das glauben?"

"Dein Vater hat es geglaubt!"

"Mein Vater? Dann...dann...bei Innos, wenn mein Vater das geglaubt hat, dann bin ich bereit es auch zu glauben. Pator, du hast gesagt ich soll mein Erbe antreten. Du hast gesagt, ich soll in den Bund der Sieben eintreten. Du hast vollkommen Recht. Ich habe mich so lange dagegen gewehrt. Vielleicht kam deshalb alles so schrecklich. Aber nun...ich denke du hast mir die Augen geöffnet, ich kann meinem Schicksal nicht entfliehen. Ich habe es schon immer geahnt. Diese Andersheit. Ich bin also das Siegel ja? Gut...gut...ich nehme das Erbe an. Lass uns im Namen Innos die Siegel vereinen. Ich bin bereit dafür alles hinter mir zu lassen."

"Ich habe gehofft, dass du soetwas sagen würdest. Gut Auserwählter. Sehr gut. Dein Schicksal wird dich führen. Wenn du Informationen der weltlichen Art brauchst, dann gehe zu Tolban. Dein Mentor wird dir alles erklären, er weiß alles seit Beginn."

"Dann soll es so sein...ich werde wohl noch einsamer werden..."
"Ich habe dir doch etwas gesagt oder? Das du hier jemanden treffen wirst, eine Person."

"Ja, ich habe dich doch getroffen Pator."

"Nein...ich bin nicht diese Person. Ich bin der, der dir diese Nachricht überbringen musste, ich bin nur der, der dir endlich dein Schicksal klar machen musste. Wir werden uns sicher wiedersehen, aber ich bin es nicht, auf den du hier wartest. Ich nicht..."

"Aber...wer ist es dann?"

"Auf Wiedersehen Auserwählter. Tu mir einen Gefallen und bleib am Leben. Denk in Ruhe über alles nach. Aber verschließe nie wieder deine Augen vor den Sieben, NIE WIEDER!"

In einer gewaltigen Lichtexplosion verschwand Pator und nahm alles Licht mit sich. Es wurde wieder dunkel, stockfinster. Nur er und seine Fackel, zusammen neben dem grauen Altar, neben den sieben Steinen und der hölzernen Harfe.
"Nie wieder. Versprochen....das ist doch alles Wahnsinn. Aber in dem Wahnsinn lebe ich. Seit Jahren. Aber wenn nicht Pator die Person ist, wer dann? Bei Innos, das ist doch alles verrückt. Das ist wahnsinnig. Das ist irre. Ich habe nicht mal sein Gesicht gesehen und nicht mal seinen Körper. Ich habe gar nichts außer Licht gesehen. Aber das war kein Traum. Kein Traum...



21.12.2003 01:13#68
Isabell Es war unglaublich gewesen, was war das nur? Isabell hatte es nicht identifizieren können, aber vielleicht war das ja auch unmöglich gewesen, es schien einfaches Licht zu sein. Dieser Lichtkegel, er hatte den ganzen Gipfel und noch weite Teile danach eingenommen, irgendwas musste da oben vor sich gegangen sein, doch ihr konnte es nur Recht sein, egal was ihrem Bruder da oben wiederfuhr, hauptsache sie kam schneller zu ihm und das war der Fall gewesen. Ohne das Licht, als es dann endlich vollständig dunkel geworden war, hatte sie große Mühe, manchmal dachte sie schon, sie würde nie mehr den passenden halt finden. Doch als das Licht schien, da war sie super vorrann gekommen, sie hatte einen Meter nach dem anderen gewonnen und konnte auch wieder die Steine sehen, doch genau so schnell wie das Licht gekommen war, ging es auch wieder. Fünf Meter waren es noch, fünf Meter bis zum Ende, so war zumindest ihre Einschätzung von der Distanz bis zu der Stelle, wo sie während des Lichtscheines ein Ende voraus gesehen hatte. Na fünf erbärmliche Meter, zu gehen in ein paar Sekunden, hier zu klettern waren es fünf Kilometer. Sie hatte inzwischen alle ihre Kräfte verbraucht, wie sie sich überhaupt noch halten konnte, das war ein Rätsel, vielleicht war es der Adrenalinschub, vielleicht auch die Hormone, vielleicht gab es auch irgendwo noch Notreserven für solche Fälle, doch wer weiß. Essen konnte sie jedenfalls jetzt nicht mehr, dazu war es zu spät.Fünf Meter bis sie da war, sie schienen unendlich zu werden.
Isabell hatte jetzt noch mehr Erwartung, nachdem sie das da oben gesehen hatte, jedenfalls war es keine natürliche Sache, die da eben abgegangen war, das alles würde sie sehr interessieren, doch ihr einziges Ziel waren jetzt diese fünf Meter. Sie griff mit ihrer Hand immer wieder nach sicherem Halt, fischte dabei oft im Leeren und unter ihr bröckelten die Steine. Ihre Stiefel standen nur auf sehr dünnen Felsvorsprüngen, keine Sicherheit war hier gewährleistet. Isabell griff wieder an einen Fels, er hielt, doch als sie ihr Gewicht verlagern wollte, krachte der Stein polternd aus der Verankerung, Isabell war so erschroken, dass sie auch mit den Beinen Halt verlor...jetzt war alles aus...nein, noch nicht ganz, schon im Fallen hielt sich ihre andere Hand an irgendetwas fest. Sie konnte sich wieder auf die Felsvorsprünge retten. Das war knapp gewesen. Verdammt knapp. Sie atmete wild, ihr Atem glich glatt einem Keuchen. Das alles war so eine Katastrophe, was sie hier schon alles hinter sich gebracht hatten. Das alles war doch kein Leben, war doch kein Abenteuer. Dieser Kampf ums überleben. So ein Mist. Sie fluchte laut auf, dann aber veränderte sich Isabell wieder, sie wurde wieder zu dieser anderen, zu dieser kälteren Isabell. Ihre Augen kniffen sich zusammen, in ihren Augen brannte man Feinde und ihre Haare spitzten sich, ihr Gesicht verzog sich zu einem zähen Blick, der wie Honig verlief. Sie hatte genug von alledem. Fünf Meter. Noch fünf Meter.
Ihr Arm griff nach einem Stein und er hielt, es ging weiter, es wäre doch gelacht, wenn fünf Meter sie aufhalten könnten. Selbst der Tod konnte das nicht und dieser Berg sollte nicht ihr Grab werden, dieses Schicksal würde sie nicht akzeptieren. Nicht diese fünf Meter.
In der Ferne heulten Wölfe, doch es kam ihr so vor, als ob sie neben ihnen schreien würden. Diese ganze Minental würde nicht ihr Grab werden, niemals würde es das. Niemals. Nicht für sie und nicht für ihren Bruder. Sie würde das verhindern und wenn dieser Berg dabei draufgehen müsste. Man merkte es nun deutlich. Die kalte Isabell war in ihr erwacht. Doch war es in dieser Situation das beste. Noch fünf Meter...



21.12.2003 01:37#69
Todesfürst

Rociel's Hymne

Er weinte wieder. Langsam aber sicher gewannen die Tränen wieder die Überhand. Es tat gut wieder zu weinen. Es befreite ihn irgendwie. Er fühlte sich leichter und fast hätte er geglaubt zu fliegen. Um ihn herum lagen nun lauter dieser weißen Federn, doch diesmal waren sie flauschiger, hatten etwas warmes. Es waren die Zeichen von Pator und er wusste genau, wer Pator war. Doch hatte er sein Schicksal verkündet. Das war wirklich nicht zu fassen. Er hatte Recht, jetzt hatte er endlich die Antworten die er brauchte. Doch hätte er ihn gerne noch mehr gefragt. Doch dazu war es nun zu spät. Das alles würde eine sehr lange Zeit brauchen, bis er es verarbeiten konnte. Das er kein reiner Mensch war, dass er sich nicht mehr zu der Rasse zählen konnte, die er doch so liebte. Vielleicht würde er sie irgendwann wieder akzeptieren können, doch wer würde schon einen Menschen mit Dämonenblut akzeptieren, sie würden ihn als Beliarkind bezeichnen, sie würden ihn verachten und ihm all seine Rechte nehmen. Aber nein nicht doch...das würden sie sich gar nicht trauen. Einem Innosdiener soetwas an den Kopf zu werfen, darauf stand die Todesstrafe. Aber wieso machte er sich eigentlich Sorgen? Kein Mensch auf dieser Erde würde es jemals erfahren. Nur er musste nun mit der grausamen Bestätigung leben, das was er immer geahnt hatte wurde Realität. Und auch das andere war weder gut noch schlecht. Weder weiß noch schwarz. Das die SIEBEN seine Aufgabe wären, das war ihm schon klar gewesen, doch das sein Leben an die SIEBEN gebunden wäre, daran hatte er wirklich nicht geglaubt. Pator hatte vollkommen Recht, er glaubte nicht an Schicksal und Bestimmung. Bis heute. Da änderte sich das alles schlagartig, wirklich erstaunlich, wie sich das ändern konnte. Er glaubte nun an alles, was ihm dieses Wesen gesagt hatte, denn nichts in ihm konnten eine Lüge spüren und er war sich sicher, dass ein Wesen wie er die Wahrheit sprechen musste.
Ja, er glaubte nun daran ein Wesen zu sein. Kein Mensch mehr. Nur noch ein Wesen. Ja, er glaubte nun daran, dass er der menschliche Teil der SIEBEN war. Ja, er glaubte daran, dass es seine Bestimmung war den Weg Innos einzuschlagen und doch nie ein vollwertiger Diener seines Herrn zu werden. Ja, er glaubte daran, dass es sein Schicksal wäre, die SIEBEN zu vereinigen und den Gral zu finden, auf das nie mehr jemand die Welt damit bedrohen konnte. Er glaubte einfach an alles.

In seinen Tränen war er auch bereit zu akzeptieren, dass er diesen Weg alleine gehen musste. Auch wenn die Person noch nicht eingetroffen war, er glaubte nicht mehr daran, dass sie noch kommen sollte. Das alles hier hatte ihn so schwer gezeichnet, dass sein Körper noch immer bebte und das sein Herz wild schlug. Diesen Weg ganz alleine gehen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemals zu überleben. Doch es war so...wohl...Er hatte alles verloren, bis heute, bis Pator ihm sein Erbe überbrachte. Mit dem Blute seines Vaters und dem Herzen seiner Mutter würde er den Namen nicht weiter besudeln. Er würde noch härter an sich arbeiten, auf das sie stolz auf ihn wären, egal wo sie jetzt waren, irgendwo bei Pator nahm er an. Er würde sein Leben den SIEBEN widmen, auf das er sie eines Tages alle hätte.

Es war sicher nicht Zufall, dass in dieser Nacht die Wolken verhangen waren und es war sicher auch nicht Zufall, dass sie sich jetzt lichteten, dass sie nun einen Mond preisgaben, der voll war. Es herrschte Vollmond in dieser bitteren Nacht, eine Nacht die sein Leben veränderte. Die alles veränderte. Trotzdem wollte und konnte er sein Leben nicht vollständig vergessen, er wusste genau, dass vieles einfacher wäre, wenn er Isabell noch an seiner Seite wüsste. Doch das war vorbei, es war unmöglich.
Diese Harfe, dessen Bedeutung er noch immer nicht kannte...er nahm sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. Er konnte noch nie ein Instrument spielen, noch nie...und doch versuchte er sich dran, ein paar armselige Töne wollte er spielen, doch in dieser Nacht waren es nicht seine Finger, die da eine wunderschöne Melodie rausbrachten. Es waren die eines anderen. Sie spielten ein trauriges Lied und dabei ließen ihn die kullernden Tränen nicht los. Diese Nacht sollte unendlich sein, denn er wusste, dass er am nächsten Morgen nicht mehr der sein würde, den die Welt kannte, obwohl die Welt nicht mal sein altes Ego kannte....



21.12.2003 02:22#70
Isabell In ihren Augen sah man nun ihren Willen, sie würde auf jeden Fall hier hochkommen. Der Berg machte es ihr zwar nicht leicht, doch Isabell schaffte es, sie hatte nur noch zu gewinnen. Irgendetwas zog sie nach oben, es war ein innerer Drang nach da oben zu kommen, diese Nebeldecke zu durchbrechen, die jetzt zwar schwarz war, doch immer noch den Blick auf das eigentliche verbarg. Noch konnte sie nicht einmal daran denken, doch der Berg musste einsehen, dass es keinen Sinn mehr hatte. Noch ein letztes Mal wehte ein stürmischer Wind auf, presste sie mit aller Macht gegen die Steinwand, wollte sie nie wieder von hier weglassen, doch Isabell war nicht mehr aufzuhalten, nicht mehr jetzt und nicht in einer solchen Situation. Sie machte die letzte Handbewegung, die allerletzte mit letzter Kraft ausgeführte Handbewegung, sie griff nach oben. Erst schien es so, als ob ihre Finger ins leere greifen würden, doch dem war nicht so. Irgendwann griffen sie in einen Halt, klammerten sich dort fest. Dann endlich ließ sie auch die zweite los und griff nach dem Halt. Sie wusste es, jetzt war sie am Ende. Mit ihren Kräften und mit ihrer langen Reise. Sie war absolut am Ende...
Mit einem Kraftakt zog sie ihre müden Beine hoch, die sicher gerne jetzt geschlafen hätten und Isabell hätte das jetzt auch gerne, doch sie konnte nicht. Doch irgendwie kam sie nicht mehr hoch, es hielt sie irgendwas am Boden. Ihre Augen waren wieder wie immer, es war wieder die alte Isabell eingekehrt. Die kalte von eben war wohl nur den Aufstieg da, um auch sicher zu gewährleisten, dass sie auch ja ankommen würde. Das war gut. Denn jetzt brauchte es nur noch die Isabell, die es immer schon gegeben hatte.

Sie wusste, was jetzt passieren würde. Sie würde ihrem Bruder Rociel sehen, sie müsste ihm alles erzählen, was sie wusste. Danach konnte nur noch das Schicksal, dass diesem Berg seinen Namen gegeben hatte sagen, was passieren würde. Sie wollte es nicht länger hinauszögern, es musste sein. Wenn sie doch nur hochkommen würde. Der Wind pfiff noch immer in ihrem Ohr, doch jetzt war es ihr egal, jetzt konnte der Wind, Wind seien, soviel er mochte. Doch auf einmal verflog der Wind. Windstille. Nichts. Doch auf einmal drangen Töne an ihr Ohr. Es waren Töne einer Harfe. Sie wusste das ganz genau, denn sie selber hatte früher immer Harfe gespielt, es war ihr Grundstock als Bardin gewesen. Doch ihre Harfe war lange weg und doch hörte es sich so an, als ob es ihre wäre.
Das Spiel der Musik ließ sie doch aufstehen, jetzt war der Zauber gebrochen, sie konnte wieder gehen wie sie wollte.

Ich danke dir Fee, ich danke dir für deinen Zauber, ohne ihn wäre ich jetzt nicht hier. Danke für deine Hilfe.

Sie wusste nun, was sie zu tun hatte. Nach der Danksagung ging sie in die Richtung aus der die Melodie kam. Was sie erstaunte waren die Treppen. Echte Steintreppen aus Menschenhand. Sie war teilweise überrascht, doch hatte sie mit so etwas gerechnet. Dieser Berg hatte viele Geheimnise, eines davon war dieses. Sie ging die Treppen hoch, neue Kraft hatte sie gewonnen, solange die Melodie spielte. Die Treppenstufen führten immer höher, immer weiter hinauf, sie zählte nicht die Stufen, nur im Gedanken überlegte sie sich etwas, was aber zu nichts mehr führte. Doch vor der letzten Stufe blieb sie stehen, sie mündete direkt in dem Nebel, der den Gipfel umgab. Sie blieb stehen und sank auf die Knie. Sie wusste nicht, warum sie das tat, doch ihr Bruder und ihr Vater waren gläubige Diener Innos und auch wenn sie nie so richtig an die Götter glaubte, so richtete sie nun seit langem wieder ein Gebet an Innos.

Innos,
du weißt, dass ich nie eine treuergebene Dienerin von dir war. Ich kann einfach nicht beten, du weißt das. Ich hoffe dennoch, du verzeihst mir meine Sünden und hörst mich an. Wir haben alle Fehler gemacht, jeder von uns, wir haben alle Schmerzen erlitten und uns gequält. Doch bei allem was mir heilig ist, du weißt, dass ich meinen Bruder nicht auch noch verlieren darf. Es würde nicht gehen. Bitte, mach etwas. Diese Nacht darf nicht getrennt enden. Wir dürfen nicht getrennte Wege gehen. Es darf einfach nicht sein...

Sie erhob sich wieder und klopfte sich den Rock ab, danach fuhr sie sich ein, zweimal durch die Haare und schnaufte durch.

Ihr Schritt durch den Nebel, er war ein Schritt in eine andere Welt. Als sie wieder heraus trat, da sah sie zuerst einmal eine riesige Flammensäule, einen Meter in die Luft erhellte sie das ganze Gebiet. Dann sah sie sieben große Steine und in der Mitte einen grauen Altar, doch das was sie sehen wollte, das sah sie erst am Ende. Es war ihr Bruder, der in einer Ecke saß, die Hafe wie ein junger Gott spielte und dabei weinte, schrecklich weinte.
Auch ihr trieb es die Tränen ins Gesicht, sie hatte sich so sehr auf das Treffen gefreut und jetzt konnte sie nichts anderes tun außer weinen. Sie wollte so viel sagen, doch sie brachte kein Wort heraus.
Ihr Bruder sah ziemlich am Boden zerstört aus, er machte nicht das Gefühl, als das es ihm gut gehen würde. Beiläufig bemerkte sie auch noch die ganzen Federn. Woher diese wohl stammten, sie ähnelten der Feder, die sie am Bett gefunden hatte. Als alles begann...
Sie wollte ihren Bruder so gern in den Arm nehmen, doch sie war wie gelähmt. Zur Lähmung beitrug auch die Harfe, sie hatte das Stück sofort erkannt, sie hatte sich doch auf ihr Gehör verlassen können. Es war ihre Harfe auf der er da spielte. Es war wirklich falsch, aber es musste ihre sein...doch das war ihr jetzt egal, die Musik hingegen schien sie zu bezaubern. Doch das Lied war traurig. So traurig wie die beiden...



21.12.2003 02:50#71
Todesfürst Er spielte und spielte und doch waren das alles nicht seine Lieder. Sein Lied. Aber dann, dann mochte er aufhören zu spielen. Er spürte, dass die Person angekommen war, die er erwartete, besser gesagt sein Amulett glühte wieder und das machte sich an seinem Halse bemerkbar.
Er legte die Harfe vorsichtig zur Seite, denn sie war ein Stück, dass man besonderer Bedeutung beimessen musste, doch dann, dann erhob er seine Augen, wie ein Dämon blickte er langsam und doch abartig schnell hinauf, er wollte die Person sehen, auf die er gewartet hatte.

Was er dann sah, das verursachte im ersten Moment starke Kopfschmerzen bei ihm, danach fiel er kurzzeitig in einen wachen Trancezustand. Was er da für eine Sekunde gesehen hatte, das konnte nicht echt sein. Er hatte, er hatte...Isabell gesehen. Aber sie konnte unmöglich hier sein, völlig ausgeschlossen. Sie konnte überall sein, nur nicht hier. Es war vollkommen unreal.

Nach einiger Zeit wurde er wieder wach, er sah wieder klar. Hatte seine Gedanken geordnet. Es konnte nur Isabell sein. Niemand anderes, keine Täuschung, keine Illusion, keine andere Frau. Es war die Person, die er sich innerlich gewünscht hatte, es war die Person, die er liebte und nur wegen ihr war er auch so schrecklich deprimiert. Ohne sie zu leben und ohne sie seine Bestimmung anzutreten, es schien ihm nicht möglich und diese Person war jetzt hier.
Noch nie hatte er an einem Tag soviel geweint wie heute, er wusste gar nicht, woher er die ganzen Tränen nahm, doch auch diesmal musste er weinen, auch diesmal schossen neue, salzige Tränen hervor. Sie ließen ihn auch jetzt nicht alleine. Isabell sah wunderschön aus, genau wie er sie noch in Erinnerung hatte, es schien ihm wie eine Ewigkeit zu sein. Es war so lange her. Waren es Tage, waren es Wochen, waren es Mondjahre? Er wusste es nicht. Es war viel zu lange. Sein Herz schrie auf und schien zu explodieren, wie der Lichtkern eben, doch sein restlicher Körper war wirklich und vollständig gelähmt.
Nur das Flackern der Fackel erhellte sie noch, außerdem der Vollmond, der bedrohlich gespenstisch auf ihn niederschien. Er wusste nicht, was das sollte, gerade in dem Moment, wo er dabei war mit seiner Vergangenheit abzuschließen, da schickte man ihm die einzige Person, die das hätte verhindern können. Sie schauten sich lange an, viel zu lange, wieso sagte sie nichts? Er fürchtete sich vor allem, was jetzt kommen sollte, doch er musste es ertragen. Irgendwie stand er gerade neben sich, doch nicht nur das, er wusste es ganz genau, er stand auch auf einer Waage. Einer Waage zwischen Einsamkeit und Isabell. So einfach war es auch schon. Sollte er es ihr etwa jetzt sagen? Das er sie liebte und immer lieben würde? Jetzt? Nein...das war ja lächerlich, einen schlechteren Zeitpunkt konnte es ja gar nicht geben, aber trotzdem, irgendetwas musste er ja sagen.

"Es...es ist schön dich wiederzusehen. Du bist gesund? Wie bist du nur hier her gekommen, das ist doch alles wahnsinnig."



21.12.2003 03:09#72
Isabell Sie war die ganze Zeit wirklich nur dagestanden, das war wirklich ganz schön...dumm von ihr, sie wollte ihn eigentlich nur in den Arm nehmen und ihm alles erzählen, doch irgendetwas hinderte sie daran. Müde war sie auf keinen Fall, jetzt wo sie ihn nach der ganzen Zeit wiedersah, sie konnte es fast nicht glauben. Er hatte sich fast nicht vom äußerlichen verändert, er sah etwas fertig aus, aber das war sie auch, seine Sachen waren immer noch die gleichen und auch sonst blieb alles beim alten, doch sein Gesicht und sein damit verbundendes Inneres. Sie spürte, dass er eine Veränderung durchlebt hatte, irgendetwas musste mit ihm hier oben passiert sein, ob das was mit dem hellen Lichtkegel und den ganzen Federn zu tun hatte? Sie konnte darauf keine Antwort geben, doch genauso wenig konnte sie sich hier irgendwie etwas erklären. Sie mochte eigentlich nicht mehr so lange warten, eigentlich waren ihr alle Sachen egal in dem Moment, nur noch sie beide. Egal was passiert wäre. Hoffentlich wurden das Gebet erhört. Sie hoffte es so sehr, denn ansonsten wäre ihr Schicksal wohl besiegelt gewesen. Irgendwie versuchte sie bei ihrer Antwort zu lächeln, wollte irgendwie etwas Freude abgeben, doch das gelang wohl kaum, jedenfalls hatte sie in seinem Gesicht keine freudige Veränderung wahrnehmen können, überhaupt, das ganze wirkte so seltsam kühl. Sie hätte sich doch schon längst in die Arme fallen müssen. Wieso standen sie noch immer wie angewurzelt da?
Ja mir geht es den Umständen entsprechend gut. Die Reise war nicht leicht, es waren viele Entbehrungen notwendig, doch wenigstens wurde ich den ganzen Weg über von keinem einzigen Vieh angegriffen, auf alles was ich gestoßen bin waren schon getötete Kadaver. Du hast ganze Arbeit geleistet. Ich weiß auch nicht, wieso ich ausgerechnet hier bin, aber du bist hier, das ist alles was zählt. Es tut mir leid. Ich bitte dich, vergib mir. Ich hätte dich nicht einfach so sitzen lassen dürfen, aber dieses Lichtwesen, es hatte gesagt...ich musste meinen Bruder einfach suchen. Es bedeutete mir mehr als alles andere, aber du warst mir nie unwichtig. Jetzt weiß ich auch, warum das so war.

Wieder gingen die Töne langsam unter, wieder einmal beherrschte Ruhe den Gipfel. Sie ließ seine Augen nicht aus ihren Augen, sie konnte nicht anders als ihn anzuschauen. Sie wartete noch immer auf den erlösenden Augenblick, wann sollte es endlich soweit sein? Sie hatte solche Angst gehabt vor diesem Augenblick. Sie hatte sich immer gefragt, was passieren würde, ob er sie wegschicken oder begrüßen würde. Aber so etwas hatte sie nie vorausgesehen. Einfach in der Ungewißheit bleibend. Ohne zu wissen, was denn sei. Eigentlich hasste sie das, sie wollte eigentlich nie wieder in Ungewißheit sein, aber sie konnte nichts dagegen tun, ihn unter Druck setzen. Sie war ja nicht mal in der Lage zu schreien, wie sollte sie da schon ihren Bruder anschreien oder ihn auch nur drohen. Sie konnte nur auf Innos und auf die gute Seele ihres Bruders hoffen, aber vielleicht war es ja nicht mal nötig, vielleicht war ihr Fehler ja doch zu groß, als das es nur seine schlechte Hälfte erwischt hatte...


21.12.2003 03:28#73
Todesfürst Lichtwesen
Er erschrak als er das hörte. Sollte Isabell etwa an dem Morgen von Pator geweckt worden? Vor ihm? Nein, das war doch nicht möglich? Er wollte das nicht glauben, hätte es doch einiges verändert, doch auch die Worte von Isabell halfen nicht, um seine Wunde zu kitten, im Gegenteil, sie vergrößerten sie nur. Sie wollte ihm nicht weh tun? Das hatte sie aber. Sie wollte nun, dass er ihr vergab? Das konnte nicht ihr ernst sein...

Endlich löste sich seine Starre, sein Körper wurde aus dem Eis gewärmt, er zerfiel in tausend Stücke und unter der Eisschicht kam der wahre Pergamo zum Vorschein. Er ging die wenigen Schritte zu Isabell langsam und wohl kontrolliert, dann aber sah sie die Tränen in seinen Augen und verlor ihre Verkrampfung. Sie ließ sich nun schweben und auch er hatte die Eishülle verloren. Zärtlich umarmte er sie, erst in ihren Armen fühlte er sich wieder sicher. Es war ein Gefühl von Geborgenheit, es war ein Gefühl von Sicherheit. Durch sie konnte er alles vergessen machen, jetzt hier zu sein bedeutete ihm alles und noch viel mehr als das. Es mochte sein, dass er nicht mehr damit gerechnet hatte, doch das Isabell zu ihm zurückkehrte und dafür diesen Berg erklomm, das konnte nur heißen, dass er ihr nicht so egal war. Doch er fragte sich wirklich, ob es das war, ob das das Ende dieser langen Geschichte des Schicksalsberges war, ob nun wirklich alles in diesem guten Ende enden würde.
Er hatte erfahren, was er erfahren musste. Er hatte etwas ungeheuerliches über seinen Vater erfahren und etwas, dass sein Leben für immer verändern würde, seit ein paar Minuten tat es das schon. Jetzt hatte er seine Bestimmung und sein Schicksal angenommen, nun lag er in den Armen von Isabell und nun war alles gut...dachte er...denn natürlich war auch er vor Überraschungen nicht gefeit und jetzt schlug der Hammer wieder gnadenlos zu, natürlich, wie sollte es anders auch sein.

Natürlich vergebe ich dir, ich vergebe dir alles was du willst Isabell. Aber sag mir, hast du deinen Bruder denn gefunden? Er war es doch, weswegen du mich verlassen hast.

Wenn er gewusst hätte, was er mit dieser Frage ausgelöst hatte, dann hätte er es nie getan, doch jetzt war es viel zu spät, die Mühlen der Zeit mahlten schon, es war nicht mehr rückgängig zu machen, es war einfach zu spät, er hatte einen flüchtigen Fehler begangen und jetzt bekam er die Quittung, doch eigentlich war er ein Kavalier, denn mit dieser bescheuerten Frage machte er es Isabell einfach, denn sie hätte wohl nie einen Anfang gefunden, wie sie es ihm hätte beibringen sollen. So passte es doch herrlich zusammen. Für einen Moment waren sie wieder glücklich, doch das würde nicht mehr lange so bleiben.
Für einen Moment lang, da fühlte er sich wieder so wie zuvor, doch noch viel besser. Es war das schönste was es gab und er wollte es nie wieder zerstören, doch es war zu spät, es sollte nur ein kurzer Augenblick bleiben...


21.12.2003 03:49#74
Isabell Isabell waren tausend Tonnen Steine, von denen es hier ja genug gab, von Herzen gefallen, als sie endlich sah, wie ihr Bruder auf sie zukam und sie umarmte, seine Tränen zeigten ihr aber auch, was sie da angerichtet hatte und sie hoffte nur, dass seine Vergebung auch ernst gemeint war. Aber sie zweifelte daran nicht, genau so wenig wie an seiner Umarmung, endlich waren sie wieder vereint, nach so langer Zeit, es waren zwar nur ein paar Tage die Pergamo und Isabll trennten, doch es waren Jahrzehnte, die die Geschwister trennten. Sie war so glücklich, dass auch sie nun endlich weinen konnte, ihren Gefühlen freien Lauf lassen, doch damit war dieser Abend immer noch nicht beendet, diese Nacht wurde zu einer ewigen Nacht, denn dank seiner Frage konnte sie ihm jetzt endlich erzählen, was sie früher oder später sowieso machen müsste.
"Ja...*schluchzt*, ja ich habe ihn gefunden."

"Aber wieso zitterst du dann so? Stimmt etwas nicht? Ich meine es ist doch wunderbar, wenn du deinen Bruder wiedergefunden hast, du hast dir doch nichts sehnlicher gewünscht."

Isabell sah ihm in die Augen und dann wurden aus den kleinen Tränen richtig dicke Tropfen, sie fing richtig an zu heulen und presste ihren Kopf gegen seine Brust, sie spürte eine Hand über ihrem Kopf fahren, er wollte sie wohl trösten, obwohl er keine Ahnung hatte, warum sie eigentlich anfing zu heulen, aber das alles war einfach zuviel, es war einfach über sie gekommen, nach so vielen Jahren...

"Ja...*schluchzt*...ja, ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht als meinen Bruder wiederzusehen. Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dich wiederzusehen Bruder."

Dann herrschte Schweigen, nur noch ein kleines Schniefen von ihrer Nase war zu hören. Ihr Bruder hatte aufgehört zu atmen, als ob es ihm im Halse stecken geblieben wäre, dann aber ließ er langsam von seiner Umarmung ab und setzte sich auf einen Stein. Isabell konnte ihn gut verstehen, es musste ein Schock gewesen sein, doch dagegen konnte sie nichts tun, es wäre immer ein Schock gewesen, egal wann sie es ihm gesagt hätte.

Der Mond leuchtete nun noch intensiver als sonst, er erhellte den Gipfel nun alleine, die Fackel war vollkommen unnütz, aber wer brauchte schon Licht, alles was sie von ihm brauchte war eine Antwort. Aber diese kam nicht, er war wie in Hypnose und so entschloss sie sich ihm alles so zu erzählen, wie sie es wusste, wozu sie tief Luft holte und dann versuchte sachlich das zu erzählen, was sie wusste.

Du fragst dich sicher eine Menge. Ich versteh dich sehr gut Bruder. Ich werde dir nun alles erzählen, so wie es geschrieben steht.
Dein Vater, er war Händler, eine seiner Reisen trieb ihn in jungen Jahren nach Drakia, lange bevor er deine Mutter kennenlernte. Meine Mutter, sie hieß Lariel, ich möchte dir nicht die ganze Geschichte erzählen, dafür hast du noch genug Zeit, wenn wir wieder in Drakia sind. Jedenfalls zeugten die beiden ein Kind, mich. Doch dann ging die Bindung der beiden in die Brüche und dein Vater verließ meine Mutter. Nach genau zweieinhalb Jahren aber wurdest du geboren. Dein Vater hatte eine andere Frau kennegelernt, sie hieß Leiana. Nun, dadurch ergibt sich, dass wir nur Halbgeschwister sind, doch weder dein Vater noch ich sehen das so. Ich habe diese Unterlagen aus dem Hause deiner Eltern entwendet, ich war in Khorinis, im Oberen Viertel. Das Haus neben dem Brunnen. Nun Bruder...


21.12.2003 04:35#75
Todesfürst Als sie sagte, dass er ihr Bruder sein soll, brach eine Welt zusammen, sein Körper wurde zusammengesackt irgendwo abgelegt und sein Geist, er suchte nach einem Halt, einen Halt, denn es hier nicht mehr geben konnte. Als dann noch diese Erklärung folgte, da war er vollkommen am Ende. Alles was sie sagte stimmte insofern er das nachprüfen konnte. Seine Mutter, sie hieß tatsächlich Leiana und auch die Angabe von dem Haus stimmte. Es war alles richtig und doch glaubte er Isabell nicht. Wieso? Sein Vater würde niemals so etwas tun. Er hatte heute schon genug schlechtes gehört, erst sollte er Dämonenblut in sich haben und von einem dieser Viecher besessen sein und dann sollte er auch noch jemand sein, der zwei Kinder von zwei Frauen hatte, somit auch noch gegen die Regeln von Innos verstieß. Bei allem Respekt, Isabell konnte einfach nicht annehmen, dass er das glaubte. Es war unmöglich, es konnte einfach nicht sein. Mit leicht verdrehten Augen hatte sie ihn angeschaut, fast wollte man meinen, dass sie auch noch davon überzeugt war von dem was sie da redete. Doch nicht nur der Traum von ihrem guten Charakter zerplatzte, auch ein weiterer Traum löste sich auf. Er wollte sie zurückholen, doch sie kamen nicht mehr zurück, sie kamen einfach nicht mehr zurück....

Wie ein lebloses Ding saß er da, war weder fähig zu denken, noch zu handeln, aber irgendetwas musste er doch tun. Er dachte kurz nach, dachte an die schöne Zeit die sie miteinander verbracht hatten, doch er dachte auch an die Zeit, die er und seine Eltern verbracht hatten und das er es nie zulassen würde, wenn ihr guter Name in den Schmutz gezogen würde, doch das wurde er ja hier, das sein Vater so etwas getan haben sollte, das glaubte er nicht. Das war einfach unmöglich. Die Beweise die sie vorlieferte konnte sicher nicht jeder wissen, doch musste man dazu sicher nicht die Schwester sein, um daran zu kommen, da reichten ein paar gute Kontakte zum Statthalter von Khorinis. Auch wenn er damit einen folgenschweren Fehler beging, er hielt ihre Aussage für eine Lüge, warum sie es tat wusste er nicht, doch er wusste, dass es eine Lüge war.
Mit ernstem Blick und überhaupt keiner mitfühlenden Miene erhob er sich wieder und sah ein wenig in die Ferne, wobei er ihr den Rücken zukehrte, dann aber drehte er sich ruckartig um und sprach mit absolut konsequenter Stimme.
"Was du sagst ist eine Lüge. Ich bin nicht dein Bruder. Ich hatte nie Geschwister und außerdem würde man Vater das nie tun, wenn du wüsstest, wer mein Vater war. Ich bitte dich jetzt zu gehen, es ist besser, wenn wir uns nie wiedersehen."

"Aber...das...das"

"Meine Entscheidung steht!"



21.12.2003 04:47#76
Isabell Isabell war davon geschockt, sie hatte wirklich gedacht, dass es nun endlich vorbei wäre und dann passierte so etwas, ihr Bruder hatte sich einfach von ihr abgewandt und da sie auch keines der Blätter hier hatte, sondern alle in Drakia, konnte sie ihm auch nichts vorzeigen, aber wahrscheinlich hätte das seine Meinung auch nicht geändert. Das war ein Schlag ins Gesicht, sie hatte doch wirklich angenommen, dass sie hier als Geschwister runter gehen würden und jetzt das. Ihr Bruder akzeptierte sie nicht. Das durfte doch alles nicht wahr sein. So ging es also weiter, so sollte es also sein und man konnte nichts dagegen tun. Es noch einmal mit guten Worten zu versuchen, hatte wohl keinen Sinn. Von der Welt gepeinigt und nun ein weiteres Mal voll ins Herz getroffen drehte sie sich langsam um, doch in ihrem Abgang sprach sie noch ein letztes Wort, es war mehr Zufall als geplant, eigentlich hätte sie auch gar nichts mehr sagen müssen, doch dieses Wort, es sollte alles ändern, es sollte die ganze Welt auf den Kopf stellen.

Es tut mir leid, dass ich dir nie eine gute Schwester sein konnte Rociel...
Wenn sie geahnt hätte, was dieses Wort ausgelöst hat, wäre sie sicher nicht weitergelaufen, aber hinter ihrem Rücken verbog sich das Gesicht ihres Bruders, aus der eiskalten Miene von eben wurde etwas vollkommen anderes, er drehte vollkommen am Rad, hielt sich den Kopf und die Ohren zu und schien jeden Moment zu irgendetwas zu mutieren, das wohl dann doch kein Mensch gewesen wäre, doch irgendwie konnte er seine innere Zerißenheit nicht sofort stoppen.
Isabell hingegen ging weiter, langsam ging sie den Weg zurück, sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt machen sollte. Genau das war es, vor dem sie sich immer gefürchtet hatte. Jetzt wo sie beide verloren hatte, machte es keinen Sinn mehr noch irgendwo zu wandeln. Sie wollte mit ihm die Welt sehen und sich die Unendlichkeit zeigen lassen, sie wollte soviel tun und lassen, aber jetzt, mit der Tatsache ihn nicht wiederzusehen, da war alles so leer und irgendwie auch sinnlos. Jetzt hatte sie keine Zukunftspläne mehr, vielleicht konnte man sich diese wieder zurückarbeiten. Aber sie fragte sich, ob sie wirklich Lust darauf hatte, mehrere Jahre, vielleicht bis an ihr Lebensende mit der Gewissheit durch die Welt zu wandern, dass sie einen Bruder hatte, der nichts von ihr wissen wollte und von dem sie auch nichts wusste...



21.12.2003 05:03#77
Todesfürst Sein Kopf drohte zu platzen, lauter Stimmen hatten sich in ihm eingefunden, die jetzt so laut schrien, dass man Kopfschmerzen bekam. Es hatte sich alles geändert, eben noch hatte er sie eiskalt abserviert, so hart das auch klingen mag aber so war es eben. Und jetzt, jetzt war er wieder total Ende.Doch da er scheinbar nicht selber auf die rettende Idee kam, übernahm sein Amulett jetzt das denken für ihn, es leuchtete hell auf und brannte sich in seinen Hals, doch diesmal war keine Gefahr in Sicht, diesmal hatte sich das Amulett nur wegen Almira der Weisen gemeldet. Sie konnte das scheinbar nicht mitansehen, was da passierte.
Sein Amulett hatte ihm die nötige Aufmerksamkeit verschafft, jetzt bohrte es sich aber nicht mehr in seinen Hals, jetzt schwebte es vor seinem Körper, doch das bekam er gar nicht mehr mit, denn er hatte die Augen verschlossen und befand sich in diesem Lichtrausch. Sein Herz wurde an seinen Kopf geführt, besser gesagt er konnte nun endlich mal auf das hören, was ihm dieses verdammte Organ sagte und das war eindeutig.

Er war ein solcher Idiot gewesen. So tolpatschig und vorallem unsensibel konnte aber nur er sein, doch er hatte seinen Fehler nun eingesehen, natürlich sagte Isabell die Wahrheit, kein Mensch konnte seinen Namen wissen, diesen Namen kannten nicht mal seine engsten Freunde, nur seine Eltern wussten es. Wie konnte es sonst sein, dass sie es wusste. Außerdem hatte er es auch bei ihr schon gespürt. Es war heute ein Tag der Bestätigungen. Erst wurde er damit bestätigt, dass er kein normaler Mensch war, jedenfalls brauchte er sich jetzt keine Sorgen mehr machen, dass er so anders war und Isabell...schon bei ihren ersten näheren Begegnungen spürte er, dass er dieser Person schon lange vor ihrem Zusammentreffen in der Höhle begegnet war,jetzt hatte er sozusagen all seine Bestätigungen, doch Isabell, was hatte er ihr nur angetan. Genau wie sie ihm das Herz gebrochen hatte, so hatte er sich nun revanchiert, doch das lag nie in seiner Absicht. Er musste sie auf jeden Fall kriegen.

Endlich hörte er auf sein Herz, zum Glück war das jetzt endlich mal im Recht, sein Körper war auch nicht mehr gelähmt, er rannte, er rannte nur noch nach unten, weg von dem Gipfelplateau, nur noch zu den Treppen, zum Glück konnte er sie dort erkennen, sie ging sehr langsam, was für ein Glück, so konnte er sie noch einholen, nicht auszudenken, wenn sie schon beim Abstieg gewesen wäre. Wie ein Wirbelwind überholte er sie dann und blieb vor ihr stehen. Als ob er sich ihr entgegen stellen wollte, hielt er seine beiden Hände an ihre Schulter und sah sie mit tiefen Augen an. Es blitzte und funkelte, doch er konnte ganz klar die Enttäuschung und den Schmerz von ihr sehen. Das war sein Verschulden. Doch er wollte jetzt ein für alle mal hier ein Ende bereiten. Er hatte die letzten Wochen und Mondjahre genug damit verbracht, jetzt sollten diese ganzen Spinnenweben in denen sie sich verfangen hatten endlich verbrannt werden.
Von ihrer Schulter nahm er die Hände wieder weg, doch er blieb weiter vor ihr stehen und nahm ihre Hände. Danach sank er auf die Knie und küsste sie. Mit dem Gedanken, dass er eine Schwester hatte, hatte er sich noch gar nicht angefreundet, dafür war das viel zu kolossal, doch irgendwie schien er zu wissen, um was es ging.

Schwester. Du hattest Recht. Ich bin dein Bruder. Ich glaube dir, du wirst mich sicher nie belügen. Ich dachte mein ganzes Leben lang und das ist nicht gerade wenig, dass ich keine Geschwister habe, doch nun habe ich eine Schwester. Du bist meine Schwester Isabell. Ich bin so froh, dass ich dich endlich wiederhabe. Ich hoffe du nimmst meine Entschuldigung an, ich weiß nicht was mit mir los war, aber als ich den Namen gehört habe, da wusste ich, dass du meine Schwester bist. Diesen Namen, keiner weiß ihn, selbst ich habe versucht ihn zu verdrängen. Es war ein Schock ihn aus deinem Munde zu hören. Aber das ist jetzt egal, hauptsache wir sind nach solanger Zeit zusammen, ich frage mich, ob wir uns schon jemals vor dem Berg gesehen haben.



21.12.2003 05:23#78
Isabell Sie hatte damit nicht mehr gerechnet, nein wirklich nicht, es schien schon längst entschieden, ihre letzten Stunden hier in seiner Nähe schienen angebrochen und dann das. Sie wusste nicht, wem sie danken sollte, doch am ehesten wohl Innos, der ihr Gebet doch erhört haben musste, doch es war egal, sie war so überglücklich, dass sie es gar nicht fassen konnte. Sie brachte kein Wort mehr heraus, sie hatte nur gesehen, wie er da auf den Knien lag und beinahe um Vergebung winselte und sie sah aber auch, dass sie beide Fehler gemacht hatten. Niemand war perfekt, so war es auch hier. Sie konnten beide nicht ohne Tadel zurückgehen, doch sie gingen zurück, die paar Meter sollten dann doch noch fallen, warum sie zurückgingen wusste sie nicht, denn eigentlich brauchte sie nichts wirklich, was es nicht auf auf den Treppen gegeben hätte, doch es war trotzdem richtig.
Die Fackel brannte immer noch, das ganze war erstaunlich, doch kam es ihr irgendwie bekannt war, als ob sie es schon mal gesehen hatte, doch da konnte sie sich auch irren.
Sie waren nun endlich wieder das, was sie immer sein wollten, Geschwister die vereint waren und nie wieder die Abwesenheit des Anderen hinnehmen wollten. Sie waren so unerfahren und doch ruhte auf ihnen eine große Verantwortung, doch diese sahen sie heute nicht mehr, nicht mehr nach all dem passierten. Sie hatten sich an einen der Felsen gekauert, Isabell hatte sich sehr eng an ihn geschmiegt und er drückte sie fest ab sich, fast war es wieder so wie an dem Abend, als sie die ganze Zeit vor der Haustür lagen, doch es gab einen Unterschied, er wusste jetzt, dass es seine Schwester war, die da vor ihm lag und langsam begriff er auch, was das heißen würde. Geschwister zu sein, dass war etwas vollkommen anderes als man sich vorstellen konnte. So etwas hatte er sein ganzes Leben lang nicht gespürt und irgendwie fürchtete er sich auch davor, dass Isabell jetzt etwas anderes werden würde, als sie doch eigentlich war. Doch diese Angst wurde ihm genommen, denn seine Schwester blieb bei ihm, für immer und ewig, genau wie er auch. Das wollte er ihr morgen sagen und noch vieles mehr. Wenn er morgen aufwachen würde, dann wäre das ganze entweder ein Traum sein und er würde in seinem Bett in Drakia aufwachen, oder aber es war kein Traum und morgen würden seine grauen Zellen nen Kollaps kriegen. Durch Isabells Auftauchen und der ganzen Geschwistergeschichte, geriet die Findung seiner selbst im Bezug auf die Amulette etwas in den Hintergrund, doch darum konnte er sich auch später noch kümmern.

Irgendwie schienen sie gar nicht zu merken, was mit ihnen geschah, denn sie wurden fast zeitgleich in den Schlaf gewogen, ihre Wortlosigkeit und ihre ganzen Strapazen vom Tage zeigten jetzt Wirkung. Alles was sie von diesem Prozess aufgehalten hatte waren bestimmte Dinge, die man auch Schicksal nannte...
Und so hatte der Schicksalsberg einmal wieder das Schicksal eines fremden Menschen bestimmt und gezeigt. Es war nicht oft der Fall, dass es dran kam, doch wenigstens war es ein gutes Schicksal...bis jetzt. Denn ein Ende war noch lange nicht in Sicht.



21.12.2003 11:16#79
Todesfürst Schon mit den ersten Sonnenstrahlen blitzten seine Augen auf, sie fanden ja doch die ganze Nacht keinen Schlaf. Irgendwie war er wohl mal kurzzeitig eingenickt, doch richtig schlafen konnte er nie. Er war zwar vollkommen übermüdet, doch das machte jetzt nichts, den Schlafmangel spürte er nicht mehr. Er blickte lange in den Himmel, der seltsam dunkel war, als ob es regnen sollte, doch erst mal noch abwartete. Auch hatte er lange Isabell angeschaut, sie lagen noch so da wie gestern und waren wohl beide für einen Moment lang eingenickt, aber trotzdem.
Er konnte das jetzt erst beginnen zu realisieren, so richtig glauben mochte er es nicht. Da war er so lange davon ausgegangen, dass er wirklich keine Geschwister hatte und dann das. Nach so langen Jahren erfuhr er es aus heiterem Himmel.

Er musste das alles verarbeiten, irgendwie musste er es langsam verstehen, so schnell ging das nicht. Er löste sich langsam aus der Umarmung seiner Schwester und ließ sie so liegen wie sie jetzt noch da lag. Sie sollte ruhig noch etwas schlafen. Als kleine Decke löste er seinen Umhang und deckte sie damit zu, sie sollte schließlich nicht frieren. Dann aber entfernte er sich etwas von ihr. Das erste was er machte war die Fackel zu löschen. Die ganze Nacht war eine ein Meter hohe Flammensäule auf dem Gipfel, den Menschen hätten es als Naturphänomen bezeichnet, doch hier gab es ja gar keine Menschen, weit und breit keine, also brauchte er sich, was das anging, auch keine Sorgen machen.
Danach aber ging er etwas abseits des Gipfels, setzte sich an einen Abgrund, wo er in eine schwindelerregende Tiefe blickte, doch er sah nicht hinunter, er sah nach vorne. Er sah in das große Minental und er sah in die weite Welt, er sah die Natur und er sah die Freiheit hier draußen. Er nahm ein paar Steine und schmiss sie in den Abgrund, nur um sich irgendwie abzulenken, denn eigentlich war er jetzt sehr still und ruhig. Er musste über alles nachdenken.
Zuerst einmal wollte er sich mit den Worten von Pator beschäftigen. Er hatte ihm gesagt, dass er hier oben jemanden treffen würde und das war geschehen. Vielleicht war es ja sogar nötig gewesen, diese Trennung, denn wenn er wirklich ihr Bruder war, dann könnte er Isabell verstehen. Außerdem wäre er nie nach Khorinis mitgekommen und schon gar nicht in das Obere Viertel. Vielleicht wusste Pator ja davon. Das war abgehakt, er glaubte nicht daran, dass Pator ein falsches Spiel spielte, das war soweit alles korrekt gewesen.Dann der nächste Punkt. Pator sprach davon, dass sein Vater kein Mensch mehr war, sondern in seiner menschlichen Daseinsform kurzzeitig von einem Dämon der Beliar untergeben war, besessen war. Doch er konnte ihn besiegen und erfolgreich aus seinem Körper verbannen, seitdem floss aber dämonisches Blut in seinen Adern. Dieses Blut hat er an ihn weitergegen. Pergamo überlegte kurz. Aber wenn er das Blut an ihn weitergegeben hatte, dann musste ja auch Isabell...ja so musste es sein, Isabell war auch eine Halbdämonin. So oder so, es half nichts, er musste es ihr sagen und das möglichst bald. In was waren sie da nur hinein geraten....
Er seufzte, machte aber weiter in seinen Überlegungen, es verlief alles bestens bisher, er konnte das alles sachlich und in aller Ruhe aufarbeiten. Dann kam er zu dem Punkt, was Isabell ihm gesagt hatte, es war ohnehin der letzte, denn er aufarbeiten musste. Sie hatte ihm gesagt, dass sie Halbgeschwister waren, was stimmen würde wenn es diese zwei Frauen wirklich gegeben hatte. Leiana gab es auf jeden Fall, schließlich kannte er seine eigene Mutter, aber diese Lariel. Sie musste es auch geben. Egal wie er es drehte und wendete, er kam nur zu dem Ergebniss, dass er es entweder glauben musste oder nicht. Er konnte sich nie daran erinnern, dass er jemals eine Schwester getroffen hatte und auch seine Eltern hatten ihm nichts erzählt. Wieso hatten sie ihm gar nichts erzählt, nicht das kleinste bisschen?
Das ganze war seltsam, hätte sein Vater wirklich so gehandelt?Er wusste es nicht. Er wollte Isabell so gerne glauben, doch das ganze war doch so ungeheuerlich.

Ich meine, man bekommt doch nicht alle Jahre eine Schwester. Das ist doch verrückt, das kann man doch kaum die ganze Zeit geheim halten. Niemals hat man es mir gesagt und jetzt erfahr ich es nach so langer Zeit von ihrer eigenen Zunge. Wie soll ich das nur glauben? Ich brauche ein Zeichen...das ist es. Natürlich. Innos hat mir noch immer geholfen, wieso nicht jetzt auch? Wenn es wirklich mein Schicksal ist, dass ich hier meine Schwester getroffen habe, dann wird es auch mit den SIEBEN zu tun haben. Und dann muss er mir einfach helfen. Innos hilf mir bitte, noch ein letztes Mal. Ich brauche absolute Gewißheit und nur du kannst sie mir geben. Bitte, sag mir, ist das meine Schwester oder nicht?

Aus seinen Gedanken zurückkehrend wartete er hoffnungsvoll, doch nichts geschah. Gar nichts. Wie sollte er das deuten? Als Nein? Als Nichts? Er wusste es nicht, doch er wurde nur wieder verzweifelter. Als ob es nicht schon schwer genug wäre...er nahm einen weiteren Kieselstein und schmiss ihn nach unten, doch diesmal sollte er nicht unten ankommen. Er landete im Gefieder eines Uhus. Obwohl diese Tiere Nachttiere waren und bei Tageslicht eigentlich nie zu sehen waren, war dieser Vogel hier, doch nicht genug, er flog ganz nah an seinen Kopf und hielt sich dort in der Luft. Es war ein unheimlicher Anblick, doch Pergamo hatte sofort verstanden. Die letzte Sicherheit gab ihm das Berühren des Gefieders. Das war kein Uhu, nein er wusste genau, wer das war...
Danke. Ich danke dir. Schwester...so sei es......du kannst jetzt übrigens aus meinen Rücken hervor kommen Isabell. Du solltest viel mehr in das glückliche Gesicht deines Bruders blicken.



21.12.2003 11:46#80
Isabell Wie hatte er sie nur bemerkt? Sie war doch absolut still gewesen und hatte kaum ein Geräusch verursacht, selbst ihr Atem war so gut wie nie vorhanden und schon gar nicht erst zu hören. Komisch, sie war kurz nach seinem Weggang aufgewacht, hatte erst einmal Angst gehabt, dass sie nicht mehr bei ihm lag, doch dann spürte sie den Umhang, der sie wohl wärmen sollte, was sie wirklich gut gebrauchen konnte und dann sah sie ihn auch ein paar Meter entfernt. Er hatte wohl lange nachgedacht, über gestern. Naja, ihr fiel es ja auch nicht leicht, sie musste es auch erst akzeptieren, es verstehen, doch da war sie ihm wenigstens schon entliche Tage voraus und sie wusste ja auch schon seit Jahren, dass es da einen Bruder gab, er musste das jetzt alles auf einmal erfahren, jeder wäre da wohl anders, wäre verwirrt. Doch sie verzieh ihm alles, er konnte machen was er wollte, soviel Zeit haben wie er wollte, hauptsache er würde sie nicht mehr wegschicken, das war das schlimmste gestern. Vielleicht war es wirklich Rettung in letzter Sekunde, er wirkte wirklich ziemlich entschlossen, vielleicht war es wirklich nur Innos Segen.
Was er allerdings jetzt tat, das war ihr ein Rätsel, zuerst war da dieser wunderschöne Vogel und dann bedankte er sich bei ihm, er sprach mit dem Tier so, als ob es etwas menschliches für ihn wäre.

Tja, das alles passte irgendwie und der dunkle Himmel trug auch dazu bei, es war eine wirklich unheimliche Stimmung und man spürte, dass es noch immer weiterging, es war noch längst nicht vorbei gewesen. Es war noch alles so frisch, noch alles so offen. Es würde wohl auch nicht schneller gehen können, was hatte sie schon erwartet, sie hatte eigentlich gar nichts erwartet, sie hatte sich immer nur gewünscht ihren Bruder zu finden, dass es ausgerechnet Pergamo war, dagegen konnte man nichts machen, im Gegenteil, vielleicht war es auch das beste, was ihr je passieren würde. Das er sie endlich akzeptierte war das schönste, was man nach gestern erwarten konnte, sie hatte im Augenblick keine Wünsche mehr, was sollte sie sich schon noch wünschen. Das hieß...es gab da schon noch eine Sache. Aber das wollte sie erst mal abwartend betrachten.
Sie folgte der Anweisung ihres Bruders und trat einen Schritt näher an ihn, er drehte sich auch um und er wirkte jetzt wirklich gelöster, viel befreiter. Sie wusste nicht, welche Bedeutung dieser Vogel für ihn gehabt hatte, doch scheinbar brachte er ihn dazu endlich wieder zu lachen. Sie konnte gar nicht anders, sie musste mitlachen. Aber trotzdem mussten sie sich noch so viel erzählen, es waren noch viel zu viele Fragen offen, am besten sie taten es jetzt als wann anders, denn es hätte ja doch nichts gebracht es noch weiter vor sich her zu schieben.
Jetzt wo wir endlich wieder vereint sind, nach so vielen Jahren Bruder, jetzt lass uns reden. Es gibt so viel, wir werden es nie schaffen alles zu erfahren, uns fehlen schließlich knapp zwei Jahrzehnte. Aber wenn wir anfangen könnte es irgendwann ja soweit sein. Momentan möchte ich eigentlich nur eines wissen Bruder, wieso kennt die ganze Welt deinen Namen nicht?



21.12.2003 12:17#81
Todesfürst Er war eigentlich auch von der Idee angetan, musste er seiner Schwester doch sagen, wer ihr Vater wirklich war, doch ihre Frage eilte ihm da voraus und es war eine Frage, die ihn direkt ins Herz traf, unbewusst oder bewusst traf ihn Isabell genau dahin, wo es am meisten weh tat. In den Erinnerungen zum Tode seiner Eltern. Diese Erinnerungen waren so schmerzhaft, dass er immer wieder versuchte sie zu verdrängen aber es so sicher nie schaffen würde. Ja, er wusste schon was Isabell meinte, schließlich hatte nur dieser Name die beiden gerettet, ohne ihn wären sie wohl nie mehr Geschwister geworden, von daher war er ihm dankbar, auch hätte er ihn gerne wieder getragen, doch es war unmöglich, die Erinnerungen an ihn waren zu schwer. Ja den verfluchten Namen, wieso nur er...
"Weißt du Schwester...dieser Name ist mit einer langen Geschichte verbunden, einer sehr schmerzvollen Geschichte..."

"Bitte Bruder, erzähl sie mir. Wir müssen uns alles erzählen, auch wenn es weh tut."

"Du hast ja Recht. Also schön. Es war an dem verfluchten Tag, ich war bei meinem Meister, um mich meinem Waffentraining zu widmen...als ich wieder kam stand die Miliz vor meinem Haus. Es...es...sie..."

"Ruhig. Ganz ruhig. Komm, nimm meine Hand und erzähl mir, was passiert ist."
"...es war so schrecklich. Sie waren tot. Beide einfach tot. Du kommst nach Hause und denkst dir nichts dabei, doch sie waren beide tot. Nichts mehr zu machen. Zwei Banditen oder Diebe oder was auch immer für Dreckssäcke, sie hatten sie einfach abgemetzelt. Mein Vater war sofort tot, meine Mutter war weg. Aber man fand später ihre Leiche im Wald. Sie hatten sie schrecklich entstellt. Wenn ich heute noch dran denke, kann ich es nicht glauben. Wir waren so glücklich und in einer Sekunde verändert sich dein ganzes Leben...
Mein Namen habe ich seit diesem Tage nicht mehr gebraucht. Weder für mich noch für andere. Weißt du warum? Meine Mutter, Innos hab sie selig, sie sagte zu mir vor dieser Nacht.

Rociel, pass gut auf dich auf.

Vielleicht verstehst du es, aber ich konnte mit diesen Namen nicht mehr leben. Er erinnerte mich immer an sie. Der Tod von ihnen war das schlimmste, was ich wohl je erleben muss."

"Deine Eltern. Mein Vater. Sie sind also tot...ich habe es geahnt, aber jetzt ist es traurige Gewißheit. Oh nein...Rociel, du musst deinen Namen wieder annehmen. Er ist zu schön, als das er in Vergessenheit geraten sollte. Außerdem brauchst du jetzt nicht mehr zu leiden. Ich verstehe dich zu gut. Auch mir wurde meine Mutter genommen, als ich vierzehn war. Seitdem lebe ich alleine. Hör zu Bruder, wir müssen stark sein, nur wenn wir zusammen halten, können wir die Aufgaben bewältigen, die uns noch bevorstehen und nur zusammen können wir unsere Schmerzen besiegen. Denk doch mal an deine Eltern, glaubst du wirklich, dass sie es so gewollt hätten? Das wir beide die ganze Zeit zerstört werden, dass unsere Herzen nie glücklich sein können? Glaubst du, sie wollten uns nie mehr lachen sehen?"

"Nein sicher nicht...du hast ja Recht. Wir müssen endlich lernen zu leben, sie haben es so gewollt. Ihr Opfer war groß, wir sollten es nicht noch vergrößern. Du meinst also wirklich, ich soll mich dem Verfluchten wieder annehmen?"
"Hehehe...es ist dein Schicksal Rociel, du hast keine andere Wahl."
"Du hast Recht, ich habe keine andere Wahl. Nun gut.....
Mutter, du hast es gehört. Heute ist ein guter Tag für uns, wir werden uns wieder dem öffnen, dass du uns geschenkt hast. Ich hoffe du freust dich ein bisschen Mutter. Der Fluch ist endlich vorbei, meine Schwester hat mich davon befreit!
Aber es gibt da noch etwas, was ich dir unbedingt sagen muss. Das du bestimmt noch nicht aus Büchern kennst. Das dir mein...unser Vater erzählt hat."
"Ich bin zu allem bereit..."

"Das glaube ich kaum...machen wir es kurz und schmerzlos, obwohl das wohl sicher nicht klappt...unser Vater, er war ein Halbdämon, du hast dämonisches Blut in deinem Körper genau wie ich es habe..."

"Ähe....ähhh....hehehe...das soll ein Witz sein oder?"

"Ich hab dir doch gesagt, dass du es nicht glauben wirst. Aber ich erzähle keine Witze. Ich habe es von jemanden erfahren, dem man glauben kann, denn er hat mich hierher geschickt. Unser Vater wurde von einem Dämonen besessen. Er konnte ihn erfolgreich aus seinem Körper verbannen, doch sein Blut blieb dämonisch. Er hat es uns vererbt, zur Hälfte dämonisches und zur Hälfte menschliches Blut fließt in unseren Adern. Das ist doch Wahnsinn oder? Wir werden ab sofort ausgestoßen sein, niemand darf es je erfahren, das lasse ich nicht zu. Die Ehre der Familie Pergamo wird niemals besudelt. Niemand wird jemals erfahren, wer wir wirklich sind."



21.12.2003 13:52#82
Isabell Isabell taumelte etwas, sicher wäre sie gefallen, wenn nicht jetzt er ihre Hand halten würde. Hatte er da eben wirklich Dämonenblut gesagt? Sie kannte ihren Vater ganz gut, doch er hatte nie auch nur das kleinste Anzeichen von einem Dämonen gezeigt, das ganze klang auch so eher von jemanden, der in einer Taverne eine Geschichte erzählte und dafür viel Fantasie brauchte. Einfach nur unglaubwürdig. Doch es war wahr. Sie wusste das es wahr war. Er hätte es ihr nie gesagt, wenn es nicht so gewesen wäre, in seinen Augen schien auch nicht jeden Moment der Witz hervorzukommen und langsam begriff sie, was er da gerade gesagt hatte. Aber das ganze war ja eine mittelschwere Katastrophe. Wenn sie wirklich Dämonenblut in sich hatten, dann waren sie ja keine richtigen Menschen. Bisher hatte sie sich aber immer als Mensch gefühlt, nie etwas anderes wollte sie sein. So sollte es auch die Zukunft sein, sie wollte kein Dämon sein und auch gar nicht erst diese Ideologie verinnerlichen. Sie fragte sich, ob das wirklich möglich sein konnte, das Blut eines Dämons in sich zu tragen und auch noch zu vererben, aber auch Rociel wirkte nicht so, als ob er sich damit schon angefreundet hätte, vielleicht war das ja dieses helle Licht, vielleicht war es ja auch so eine Gestalt, wie sie am Bette gesehen hatte, sie konnte sich das eigentlich als einzige Erklärung vorstellen, alles andere wäre unlogisch gewesen, was sonst hätte eine solche Nachricht verbreiten können. Doch trotz des Unbehagens musste sie die Nachricht hinnehmen. Was für ein Schock. Dämonenblut...

"Nun, dann sind wir eben Dämonen, was macht das schon? Ich werde immer ein Mensch bleiben, so wie ich es immer war. Auch wenn es mir schwer fällt mit dieser Nachricht zu leben. Und du? Was meinst du?"

"Ich? Ich hab doch gar keine Ahnung. Ich weiß es ja erst seit ein paar Stunden. Unser Vater, er war unglaublich. Erst die Geschwister, jetzt die Dämonen. Ich frage mich, ob es noch ein Geheimnis gibt. Ich werde damit leben müssen, genau wie du. Aber ich habe schon immer geahnt, das etwas nicht mit mir stimmt, doch hätte ich nie an so etwas ungeheuerliches gedacht. Aber vielleicht können sie uns ja auch nützen."

"Du meinst...? Hm ich weiß nicht. Mit Dämonen will ich nichts am Hut haben. Du weißt warum. Ich weiß nicht ob Vater das gut finden würde."

"Aber warum denn nicht? Es ist nun mal da, wir können es niemals ändern. Wir können den Spieß umdrehen, aber ich möchte mich auch nicht verändern. Ich habe ja noch nicht mal eine Ahnung, in was sich das Blut überhaupt wiederspiegelt oder ob wir es nur in uns tragen. Wir dürfen auf jeden Fall nicht daran denken. Wir sind weiterhin Menschen und werden es auch immer bleiben. Wir sind vielleicht etwas anders, doch das muss ja niemand erfahren. Wir müssen unser Blut leugnen und für uns behalten."

"Man was ist jetzt alles passiert. Ich denke mal es reicht jetzt. Lass uns eine kurze Pause machen in Ordnung? Ich habe Hunger und noch etwas in meinem Proviantbeutel."

"Du hast Recht, es ist besser, wenn wir uns etwas ablenken lassen. Ich denke mal den Abstieg können wir vorerst mal vergessen. Ich hab eigentlich noch eine ganze Menge von dem Proviant aus Drakia, ich denke es reicht für die Rückreise."
"Hast du wieder nichts gegessen?"

"Kaum."

"Du musst mehr essen, gerade hier und auf solchen Reisen. Auch dein Körper brauch das Bruder."

"Ach Schwester, auch du wirst im Laufe der Zeit einsehen, dass ich einen anderen Nährstoffkreislauf habe als die anderen. Ich habe noch nie viel benötigt. Vielleicht führt es sich ja auch auf unser Blut zurück. Du bist schließlich auch viel zu mager und isst kaum was. Vielleicht haben wir hier schon das erste Merkmal entdeckt."

"Du hast Recht, vielleicht haben wir das, doch wir sollten nicht so viele Gedanken darüber verschwenden, lass unser Blut in Ruhe. Wir sollten jetzt nicht mehr davon reden."

"Ist gut Schwester."

Dann holte sie ihren Lederbeutel und gab die verbliebenen Lebensmittel frei, die sie nun mit ihrem Bruder mehr oder weniger lecker verspeiste. Hauptsache sie konnten mal für einen Moment abschalten. Das mit dem Blut, das machte sie ganz schön fertig, vielleicht war es noch immer die Überraschung, aber es war zumindest keine alltägliche Nachricht. Aber sie musste noch mit viel mehr rechnen und das wusste sie auch, jetzt endlich zerfiel das alles in sich zusammen und lauter Geheimnisse und versteckte Dinge kamen ans Tageslicht.


21.12.2003 15:11#83
Todesfürst Während ihrer Speise hatte sich der Himmel noch mehr verfinstert, es war eigentlich Tageslicht und doch wurde es wieder dunkel. Er zündete vorsichtshalber einmal die Fackel an, denn ihm war diese plötzliche Dunkelheit nicht geheuer. Seine Schwester hingegen ließ das alles kalt, sie schien mehr darauf bedacht etwas Ruhe zu finden. Er gönnte ihr diese Ruhe, denn es war sicher auch nicht einfach für sie, fast mochte er meinen nahm sie das alles noch mehr mit als ihn. Aber sie konnte das nicht so nach außen zeigen, schließlich war sie seine große Schwester. Er selber ließ sich selbst auch Zeit, soviel er brauchte sollte er auch bekommen, zwar hatte er alles verstanden und akzeptiert, doch bis es sich auch wirklich setzen würde und bis er wirklich verstehen könnte, was da los war und was sich hier alles in seinem Leben ändern sollte, musste noch eine lange Zeit vergehen. Es würden wohl Mondjahre dauern, aber diesen Weg war er bereit zu gehen.

Mittlerweile machte er sich auch wieder Gedanken über sein Schicksal, denn das war ja der eigentliche Grund, warum er auf diesen seltsamen Berg gestiegen war, er hatte vor nicht all zu langer Zeit noch damit gerechnet, das sein Schicksal in der Einsamkeit liegen würde und jetzt war es aber doch nicht so. Es war wie verhext, aber ob man dem jetzigen Frieden trauen konnte, das war wieder so eine Frage. Er hatte jedenfalls endgültig genug von Schicksalsspielen. Er schwörte sich nie wieder einen Schritt zu tun, das hier sollte die letzte Episode in diesem Kapitel sein. Er und Isabell, Bruder und Schwester für immer vereint, das war der letzte Schritt, nichts anderer mehr war möglich, nichts anderes sollte mehr kommen. Egal wer oder was da etwas dagegen hätte und selbst wenn es schon anders geschrieben wäre, dann würde er den Text wieder umschreiben, selbst wenn die Zeit schon gestellt wäre, dann würde er sie wieder verstellen. Es gab nichts, was man nicht schaffen konnte, man musste nur fest daran glauben. Sein Glaube war zum ersten Mal schwer erschüttert, als seine Eltern starben, dazwischen gab es immer mal wieder Krisen, doch keine war wirklich eine ernste Krise, jetzt aber war er endlich bereit, bereit für alles. Er war bereit sich auf den Stand des Glaubes vor dem Tode seiner Eltern zurückzubegeben, das was er sich nie zugetraut hatte.
Und außerdem hatte er Pator ein Versprechen gegeben.
Er hatte sein Schicksal und seine Bestimmung angenommen, dagegen wo er sich auch immer gewehrt hatte. Jetzt war er bereit sich auf all das einzulassen, doch er stellte Bedingungen und die waren gnadenlos. Pator wusste dies und er hatte ihn indirekt unterstützt, denn dadurch das er ihm offenbarte, dass er kein Mensch war und dadurch, dass das Schicksal Isabell und Rociel zusammen kommen ließ, dadurch schaufelten sie sich ihr eigenes Grab, denn ab sofort würde er zwar noch intensiver an seiner heiligen Mission arbeiten, doch als Ausgleich nahm er die Gottlosigkeit als Geschenk, er würde nichts mehr akzeptieren, egal ob von Beliar, Adanos oder auch Innos befohlen, sie sollten sich in Acht nehmen etwas gegen seinen Willen auszusprechen und sei es nur ein Schicksal...
Das Licht der Fackel war das einzige, was sie jetzt noch erhellte, es war wirklich unheimlich zu dieser Tageszeit Finsternis, doch diesmal schob sich kein Mond vor die Sonne, diesmal waren es pechschwarze Wolken. Im Licht der Fackel konnte er erkennen, wie Isabell langsam aber sicher wieder fertig wurde mit ihrem einsamen Denken und wie sie scheinbar etwas vor hatte.
"Diese Harfe hier, woher hast du sie?"

"Die Harfe? Sie lag auf dem grauen Altar. Wieso?"

"Es ist meine."

"Wie bitte?"

"Du hast schon richtig gehört, es ist meine. Ich kann es mir selbst nicht erklären, eigentlich müsste sie irgendwo in dem Berg sein. Kryliyx hatte sie mir wie meine Rüstung abgenommen. Und jetzt ist sie hier, gestern als ich ihre Töne hörte war ich mir sicher."

"Bist du wirklich sicher?"

"Ja natürlich. Sie sieht aus wie meine, sie riecht wie meine und sie spielt dieselben Töne wie meine. Außerdem ist ein "I" in ihren Schaft eingeritzt nicht wahr?"

"Hm...tatsächlich, da ist ein "I". Dann gehört die Harfe dir Schwester. Ich kann sowieso nichts damit anfangen. Ich bin ein miserabler Spieler..."
"Hm..."

Sie nahm das gute Stück an sich und ging wieder ein paar Schritte weg, wie er heute Morgen setzte sie sich nun auch auf eine Klippe und führte die Harfe langsam an ihren Schoss. Er hatte schon verstanden, sie wollte ein wenig spielen. Nun, sie konnte das sicher viel besser, so entschloss er sich den wundervollen Klängen, die seine Schwester dem Instrument da entlockte, zu lauschen. Von Harfenmusik wurde er immer so schrecklich müde...


21.12.2003 16:57#84
Isabell Isabell hatte nicht mehr damit gerechnet dieses Stück einmal wiederzusehen, es war ein Geschenk ihrer Mutter gewesen, ein Familienerbstück, sie dachte wirklich, dass Kryliyx es zerstört hatte, doch jetzt war es hier und sie konnte es wieder mit beiden Händen festhalten. Es war schön ihr geliebtes Instrument in den Händen zu halten, jetzt endlich konnte sie das tun, was sie schon seit einer halben Ewigkeit tun wollte, sie wollte endlich wieder Musik spielen. Die Töne der Harfe waren ihre allerliebste Musik und sie wollte ihrem Bruder jetzt auch etwas vorspielen, saß er doch voller Erwartung da. Sie hatte zwar schon lange nicht mehr gespielt, doch was man einmal gut konnte, das verlernte man nicht einfach so. Am Anfang da klangen die Töne noch etwas trocken, noch etwas kantig, doch mit der Zeit wurde sie immer besser und bald schon hörten ihre vier Ohren eine flüssige Melodie. Sie war diesmal nicht so traurig, wie das Lied von gestern, sie hatten etwas dunkles, aber auch etwas helles, sie hatten etwas armes, aber sie hatten auch etwas reiches. Es war ein Lied der Hoffnung. Sie wollte dieses Lied spielen, damit sie wieder an etwas glauben konnten, sie wollte dieses Lied spielen, damit sie wieder träumen konnten. Hoffnung brauchte sie jetzt nicht mehr, sie hatte all ihre Hoffnung in dieses Wiedersehen gelegt und dann war es auch gut, ewig an der Hoffnung nähren das ging auch nicht gut, deshalb wollte sie sich das lieber aufsparen, irgendwann in ein paar Jahren vielleicht wieder, doch so richtig hoffen brauchte sie nicht mehr, das kleine Hoffen hatte man doch eigentlich jeden Tag.

Die Melodie des Liedes ließ das ganze hier vergessen machen, diesen schwarze Himmel konnten sie getrost ignorieren, sie machten einfach das alles ungeschehen, man konnte in dem Lied fliegen und mit ihren Flügeln flogen sie weit weg, hinaus zum Meer, auf eine einsame Insel. Sie ließen die Dunkelheit hinter sich, ließen sich von den Wellen der Musik tragen. Sie brauchten das alles hier nicht mehr, nicht mehr sie. Es war vorbei, sie spürte es, es war nun endgültig vorbei. Niemand mehr würde ihn ihr wegnehmen. Es war endlich vorbei. Was sie auch taten, sie würden es als Geschwister machen. Sie waren wohl das ungewöhnlichste Geschwisterpaar, das es jemals geben würde, doch was sollten sie tun. Sie waren nicht daran Schuld, sie konnten nichts für ihr Blut, sie konnten nichts für ihr Leben. Aber irgendwie würden sie das schon alles meistern, was sonst. Irgendwo hin gehen, weg von dieser herzlosen Region, weg aus dem Minental. Irgendwohin wo es schön war, nicht wo es so grau war wie hier.
Ihre Finger bewegten sich jetzt wie selbst, als ob sie sich nun wieder dran gewohnt hatten, sofort waren die Griffe vertraut gewesen. Die Melodie mochte eine Zeit lang ewig dauern, doch dann setzte sie mit ein paar langen, hellen Tönen die Harfe ab und hörte auf zu spielen. Sie musste an all das denken, was bis hierher passiert war. Von dem Tag an, an dem sie alleine aus Drakia gegangen war. Es war schon genug Stoff um ein ganzes Buch damit zu füllen, aber das stand ihr nicht im Sinn, sie hatte da eine andere Idee. Mit der Harfe kehrte ihre Poesie wieder, endlich konnte sie wieder so denken wie er es auch konnte, lange war sie dazu nicht mehr fähig. Sie wusste nicht, ob sie auch das Talent wie Rociel hatte, doch sie waren sich in dem einig. Sie bat ihn kurz ein Pergamentblatt rauszuholen und mitzuschreiben, dass er davon überrascht war, dass konnte sie sich gut vorstellen, doch das er selbst mitsingen würde, das hätte sie nicht erwartet.



21.12.2003 17:42#85
Todesfürst Die schönen Klänge der Harfe wirkten wirklich sehr beruhigend auf ihn, wenn es keine Musik von Menschenhand gewesen wäre, dann hätte er fast gemeint, dass es Magie von Menschenhand war. Dieses freie Gefühl war sehr schön und scheinbar dachte Isabell genauso wie er darüber. Er mochte dabei die Augen schließen und sich einfach den Ort vorstellen, auf dem er am liebsten wäre und das war wohl das Tal, von dem er schon einmal geträumt hatte, wo man auf Regenbögen gehen und auf Wolken liegen konnte, wo man friedliche Tiere und immergrüne Wälder sehen konnte. Tja, so war seine Wunschvorstellung, doch irgendwann hörte Isabell auf zu spielen und schien nachdenklich zu werden. Er wollte seine Augen erst nicht öffnen, war er doch gerade so schön weggenickt, doch dann musste er es sogar tun, aber warum wollte sie jetzte Pergament und Schreibzeug? Das ganze benutzte man logischerweise nur, wenn man etwas aufschreiben wollte, aber was? Seine Schwester hatte irgendetwas vor, aber dann ahnte er schon was es war, denn sie hatte ihre Finger schon wieder bei der Harfe, aber er ahnte schon vor Beginn, dass das nicht gut gehen konnte. So langsam konnte man gar nicht singen, als das er das alles mitschreiben konnte, außerdem waren hier nicht gerade ideale Schreibunterlagen.

"Hey Schwesterherz, wenn du willst, dass ich dir etwas aufschreibe, dann solltest du jetzt aber nicht auf die Idee kommen mir was vor zu singen."
"Woher? Das sollte eigentlich ne Überraschung sein, du liebst die Poesie doch und jetzt wo ich meine Harfe wiederhab, wollte ich auch mal ein bisschen reimen, ich wollte dir den Weg hier her noch einmal erzählen."

"Wieso machen wir es nicht gemeinsam. Ja, ein Paarreim. Ich habe so etwas noch nie gemacht, aber vielleicht klappt es ja. Aufschreiben brauchen wir das nicht, wir haben es doch in unserem Herzen und wer weiß was dabei heraus kommt, was uns halt so einfällt."

"Du hast manchmal echt verrückte Ideen, weißt du das. Aber gut, versuchen wir's."

Und Isabell spielte langsam die Harfe, die Töne des Instrumentes durchdrangen die Luft wieder einmal und wurden von den sanften Winden hier oben in alle Himmelsrichtungen getragen. Die Melodie war nun vollkommen anders als die davor. Das eine klang eher freudig und erwartungsvoll, es war ein gutes Lied zur Einstimmung, vielleicht spielte sie ja auch das erste Mal seit Jahren wieder auf dieser Harfe, auf jeden Fall hatte sie zweifelsohne Talent. Das neue Lied das sie da jetzt einstimmte, das war aber zu Beginn richtig schlecht, doch es schien schwer für sie zu sein sich darauf zu konzentrieren, wohl dachte sie an den Fortgang, oder aber auch an den Weg, er hatte keine Ahnung um ehrlich zu sein. Er glaubte auch nicht wirklich an Logik in diesem Paargedicht, theoretisch könnten sie es auch total verhauen. Aber wer weiß, in einem Gedicht war alles erlaubt, maßlose Übertreibung, Vertuschung und Auslassung von Umständen. Ein Gedicht musste nur selten die objektive Wahrheit wiederspiegeln, ein Gedicht war einfach nur Kunst, oft eine brotlose auf jeden Fall, doch wenn man die Poesie beherrschte konnte man sich in Regionen reden und singen, sie man zuvor nicht erkannt hatte und die für die fantasielosen Menschen für immer verborgen bleiben würde.

Doch das Lied änderte seinen Klang, es wurde von Minute zu Minute besser und es machte immer mehr Spaß zuzuhören, es war ein langer Prolog von alldem was nun folgen sollte, doch diese Einleitung war wichtig, sollte sie doch nicht nur lange Zeit die einzige Kunst des reinem Melodiehörens sein, so sollte sie auch die Gefühle für diese Worte geben. Man konnte die Muse nicht locken oder ködern, mal kam sie, mal kam sie nicht, doch dieses Mal war es nicht die Muse, die ihn dazu inspirierte, es war viel mehr dieser wunderschöne Klang. Jetzt wurde es wirklich hörbar, dass diese Harfe ein Meisterstück der Schnitzkunst war und Isabell hatte für einen Moment ein Stück ihres Herzens in sie gelegt, um dieses perfekte Lied spielen zu können, doch es war kein schönes Lied, oh nein, es war verdammt bitter, gar melancholisch, doch so musste es auch sein, ein fröhliches Lied hätte hier nicht gepasst, auch kein mutbringendes Lied. Es musste so sein, wie es war und es war einfach nur perfekt.



21.12.2003 21:49#86
Isabell Isabell:

Durch Berg und Tal, durch Schlund und Schacht
Durch Tau und Wolken, Sturm und Nacht
Durch Höhle, Sumpf und Erdenkluft
Durch Feuer, Erde, See und Luft
Bin ich gegangen nur für dich
Die Zeit steht still und unendlich

Rociel:

Für mich? Für mich? Warum nur ich?
Verstehe deine Worte nich
Sie sausen durch mein Ohr wie Feuer
Das ganze ist mir nicht geheuer
Wie kann es sein, dass du für mich
Die Zeit gemacht gar unendlich?
Ich sehe deinen Körper hier
Doch endlich ist dein Geiste da
Zusammensein nur mit dir
Das wäre so schön, so wunderbar

Isabell:

Ach Brüderlein ich sehe tiefe Furcht in dir
Ein Gefühl als ob ich dich schon verlier
Doch fürchte dich nicht, ich bin immer dein
Will niemals mehr woanders sein
Will dir meine Wärme geben
Will mit dir nach Glücke streben
Will dich nie wieder verlassen
Und nie mehr unsre Trennung hassen

Rociel:

Deine Worte, sie klingen so wunderschön
Ich wünsche mir so sehr, ich könnte sie sehen
Sie spüren, sie riechen, sie fühlen auf meiner Haut
Doch kann ich nur hören, nur schallen sie laut
Bleibe bei mir Schwester, gehe nie mehr fort
Bitte geh nicht, nicht von diesem Ort
Verzweifeltes Unwissen sind schäumende Wogen
Sie haben mich mein ganzes Leben gelogen

Noch immer nagen die Zweifel hart

Isabell:

Pssst. Spricht nicht, spüre es so sanft, so zart.

Wie könnte ich dich nur einsam lassen?

Rociel:

Könntest du mich jemals hassen?

Isabell:

Nein und nun sprich nicht mehr solche Worte
Spreche nicht aus dieser düstren Sorte
Schau lieber weit hinaus, in des Horizontes Blick
Sei unbeholfen, sei natürlich, sei ungeschick
Lass dich treiben, lass uns siegen
Lass uns über Wolken fliegen
Egal was kommt egal was auch ist
Egal was versucht unsre Bindung zerfrisst
Egal was du auch immer vermisst
Ich wünsche, dass du mich nie vergisst...

Rociel:

Wie könnte ich jemals meine Schwester vergessen?
Sollen meine Tränen den Boden vernässen?

Isabell:

Ich weiß es nicht...

Rociel:

Aber ich, ich sehe das Licht!

Am Ende des Ganges, da scheint es so hell
Es blendet mich in seinem Scheine so grell

Siehst du es auch, kannst du es sehen?

Isabell:

Ja, es ist schnell, wie ein Hauch im Wehen.

Ich sehe nicht nur den hellen Kern
Ich sehe auch die Angst bleibt fern
Ich höre einen leisen Klang
Es ist schön, es ist Himmelsgesang
Ich rieche einen betörenden Duft
Er fliegt wie Samt durch die Luft
Ich fühle sie, von Scheitel bis Zeh
Ohne Schmerzen, es tut nicht weh

Aber Bruder, was ist dieses Licht?

Rociel:

Ach Schwesterherz, ich weiß es doch nicht

Ich sehe nur immer dieses Bildnis hier
Es schwebt wie eine Kugel vor mir
Doch ich glaube es ist irreal
Das Platzen, das wäre mir egal

Ich kann in ihn gehen, in den zeitlosen Raum

Isabell:

Ach Bruder, erzähl mir mehr von deinem Traum

Rociel:

Nun wenn du unbedingt willst hören
Dann musst du mir eine Sache schwören
Sieh nicht nur mit deinem Aug, höre nicht nur mit deinem OhrDu musst auch holen dein warmes Herz hervor

Isabell:

Ich schwöre dir mein Bruder, ich schwöre dir auch das

Rociel:

Dann erzähle ich dir, was ich geträumt im Gras.

Es ist eine wunderschöne Zeit
Das Land und das Leben sind weit
Es ist ein wunderschöner Tag
Das Böse liegt begraben in seinem Sarg
Es ist eine wunderschöne Nacht
Der Mond hat alle Lichter ausgemacht
Es ist so friedlich, es ist so still
Das war mein Weg, mein Ziel, mein Will
Es liegt die grüne Wiese dort
Das ist es, ich will nie mehr fort

Ich sehe dich, ich sehe mich
Und mein Herz sagt mir...



21.12.2003 23:42#87
Todesfürst Er wollte weitersprechen, doch es ging nicht. Es blieb ihm in der Kehle stecken, er wollte so gerne etwas sagen, doch es ging nicht. Es war so, als ob ihm die Stimmbänder durchgeschnitten wurden. Er hatte dieses Lied so genossen, diese Verse waren alle so perfekt abgestimmt, doch er hatte sich mitreißen lassen, für einen Moment lang war er Wachs in ihren Worten. Er war einfach mitgegangen und hatte nicht mehr auf seine Worte geachtet, er hatte die Wahrheit gesprochen, die aber niemals hätte fallen dürfen und jetzt wäre es fast zu spät gewesen, aber er konnte sich gerade noch rechzeitig losreißen. Isabell hatte die Hände von der Harfe genommen, das Lied war augenblicklich verstummt und sie sah ihn mit großen Kulleraugen an. Er konnte diesen Blick nicht erwiedern, er war noch immer gepackt von dem, was er gerade getan hatte, diese ganze Melodie war noch in ihm, noch immer sang er sie mit. Aber irgendwie war er ganz dankbar drum, auch wenn das nur der oberflächliche Rociel war, innerlich hatte er es sich so gewünscht und sein Herz schrie wieder auf. Selbst sein Amulett von Wesiphone glühte auf, doch das alles half nichts, aber er hatte nicht mehr die Kraft sich zu wehren, seine ganzen Schilde und Mauern waren jetzt schon am bröckeln, das Lied hatte sie zum beben gebracht, es fehlte nur noch ein kleiner Anstoß, dann wären sie endlich zerstört. Nur ein klitzekleiner Anstoß.
Und jetzt war sowieso alles anders als normal, natürlich bröckelte sie und wie auch schon das eine Wort, so brachen nun auch Isabells Worte seine Mauern, es war absolut vorhersehbar, schließlich waren sie hier auf dem Schicksalsberg und das alles stand schon lange geschrieben, ein jeder konnte es nachlesen in den großen Bibliotheken, die über die Vergangenheit, die Gegendwart und auch über die Zukunft berichteten. Das alles in einer dunklen Nacht, der ganze Tag war dunkel gewesen, seit heute Mittag hatte sich das Wetter nicht mehr verändert und doch war es jetzt eine natürliche Dunkelheit und keine künstliche mehr. Die Fackel war wirklich unglaublich, brannte Stunde um Stunde und ließ sie nicht im Stich. Es kam nicht von ungefähr, dass es ausgerechnet so war. Wenn er sich einen Tag hätte aussuchen müssen, dann hätte er sicher nicht diesen genommen, doch so wie es jetzt war, konnte er eigentlich sehr damit zufrieden sein.
"Was ist? Warum hast du nicht weitergesprochen Bruder?"

"Ich weiß es nicht."

"Doch du weißt es, ich sehe es doch in deinen Augen. Was sagt dir dein Herz? Sag es mir Bruder. Es ist doch egal was es ist und wenn schon, es kann uns doch egal sein."

"Mein Vater..."

"Unser Vater."

"Ja unser Vater. Er war ein Diener Innos. Und doch hatte er zwei Kinder mit zwei Frauen. Und es floss dämonisches Blut in seinem geheiligten Körper....was ich damit sagen will ist dies, es ist das einzige, was noch zwischen uns liegt, das allerletzte was uns spalten könnte. Es fällt mir sichtlich schwer das zu sagen, aber ich möchte unserem Vater in nichts nachstehen. Er war trotz seiner Verstöße ein Diener seines Gottes gewesen. Ich habe solange gezögert, weil ich nicht gegen die Gebote verstoßen wollte. Aber jetzt weiß ich, dass dieses Verbot kein göttliches Gebot ist. Denn Innos würde niemals soetwas verhindern wollen, das sind nur die Regeln seiner Priester. Ich habe mich entschieden und ich habe mich gegen dieses schwachsinnige Verbot entschieden...

"..."

"Isabell, ich liebe dich. Genau so als Schwester wie als Fremde auch. Ich werde dich immer lieben, als Bruder wie als Fremder auch. Es ist mir egal, was die Gebote sagen, es ist mir egal, was das Schicksal meint. Sollen es die Menschen doch wissen, was würden sie schon von einem Geschwisterpaar halten, dass nicht menschlich ist und sich liebte. Es ist mir sowas von gleichgültig. Ich habe dich schon seit unserer ersten Begegnung geliebt und vor dieser Reise hierher ist es mir auch klar geworden. Ich weiß jetzt auch, warum ich die Reise in diese fremde Welt überlebt habe. Nur weil ich dir noch mitteilen wollte, dass ich dich liebe. Vorher durfte ich einfach nicht sterben...Ich habe es getan, mein Herz ist nun offen gelegt und frei, das was mich immer belastet hatte ist nun von mir gewichen. Ich bin nun endlich von allen befreit und kann wieder einen Neuanfang auf dieser Welt wagen, jetzt liegt es an dir Schwester. Wie auch in unserem Lied....*schluchzt*...der Träumer erzählt von seinem Traum und die Wachende muss sich nun...*schluchzt* entscheiden."

Er hatte mitten in seinen Worten angefangen zu weinen, das Gewicht war zwar endlich weg, doch dafür hatte er jetzt Angst vor ihrer Entscheidung. Wenn das Schicksal im doch nur gnädig wäre, nur einmal, nur ein einziges Mal...


22.12.2003 00:41#88
Isabell Der Schicksalsberg war wirklich ein Berg voller Überraschungen, doch dieses mal waren es positive Überraschungen, die sie da erwarteten. Sie hatte es schon geahnt, wenn sie ehrlich war. Als er sein Herz erwähnte und dann ins Stocken gerat, da hatte sie nur daran denken können und doch hatte sie wieder gehofft, obwohl sie doch eigentlich gar nicht mehr hoffen wollte. Das er dabei dann aber an Innos dachte und die Gebote die seinen Dienern aufgelegt waren, das wunderte sie dann doch. Anfangs wusste sie nicht, was er eigentlich mit Verbot und Gebot meinte, aber sie hatte schon einmal davon gehört. Wie gesagt, eine so gläubige Frau war sie nicht, zwar war auch Innos ihr Gott, doch das waren eher Splitter, die ihr Vater hinterließ, so wirklich geglaubt hatte sie noch nie, doch nachdem ihr Gebet erhört worden war hatte sie dann doch ein anderes Bild von ihm. Dieses Verbot, es musste wohl darauf hinaus laufen, dass Geschwister sich nicht lieben durften, es war von den Priestern gesagt, dass es eine Sünde wäre, wenn Bruder und Schwester sich liebten, dass sie dann ihre Heiligkeit verlieren würden und zur Strafe Innos Gunst verloren und auch aus der Gemeinschaft ausgestoßen würden. Tja, das alles war ihr egal, selbst wenn sie nicht in einer solchen Situation gewesen wären, hätte sie so gehandelt. Es spielte keine Rolle, dass sie schon so viel erlebt hatten, dass sie dämonisches Blut in sich trugen oder das sie gut kämpfen konnten, selbst wenn sie einfache Bauern gewesen wären, hätte sie ihren Bruder geliebt.
Aber er weinte ja, wahrscheinlich die Angst vor ihren Worten. Nun das verstand sie schon, doch sie wollte ihn nicht länger warten lassen, als sie selber brauchte um das alles zu verstehen. Sie war ihm ja dankbar gewesen, so hatte sie es nicht sagen müssen, wahrscheinlich hätte sie sich doch nicht getraut, aber wenigstens konnte sie sich noch auf ihr Gefühl verlassen, dass ihr soetwas schon gesagt hatte.

Du brauchst nicht weinen Bruder. Es ist alles gut. Weißt du, du hast einfach den Mut gehabt es mir jetzt zu sagen, damit hast du es vielleicht erst ermöglicht, denn ich selber hätte dazu nicht den Mut gehabt denke ich. Aber ich liebe dich doch auch. Und wenn du dieses Gebot meinst, diese Unzucht, dann sage ich dir eines, wir brauchen niemanden der für uns Regeln aufstellt, wir brauchen niemanden, der uns wohl gesonnen ist. Wenn uns unser Weg in den Hass der Menschenarme treiben würde, dann sollte es doch so sein. Aber wären wir noch einzeln daran zugrunde gegangen, so können wir gemeinsam alles hinter uns lassen. Unsere Liebe ist stärker als alles andere und das weißt du auch, du hast sie doch schließlich gefunden nicht wahr? Rociel. Für mich geht heute ein Traum in Erfüllung, denn ich habe nun nicht nur meinen Bruder wiedergefunden, ich habe auch den Mann den ich liebe bei mir. Und das schönste ist, die beiden sind eine Person. Ich muss mich zwischem keinem entscheiden und es gibt niemanden, der mir das nehmen kann.
Das alles ist wohl der Ausgleich dafür, dass wir soviel erdulden mussten. Vielleicht ist man uns ja doch gnädig und wenn nicht, dann haben wir es uns einfach mit unserer Arbeit verdient. Bruderherz komm her und hör auf zu weinen, wir müssen nicht mehr weinen, du schaffst es noch, dass ich auch noch weinen muss. Aber es sind Freudentränen nicht wahr? Nicht wahr Rociel?


22.12.2003 01:27#89
Todesfürst ........................

Aus ihm sprudelte es geradezu heraus, seine ganze Gefühlswelt schien aufzugehen, er war einfach nur noch in ihren Händen gefesselt, vielleicht war es einfach zuviel, erst die Schwester und nun auch die erste Liebe und dann noch alles dieselbe Person, wie sie es schon sagte. Ihre Worte waren gefasst, es war schön zu sehen, dass endlich mal sie ihm Halt geben konnte und nicht andersrum. Aber er war jetzt nicht mehr in der Lage zu reden, er wollte nur bei ihr sein. Sein Körper, sowieso schon im sitzen, presste sich an ihren, sein Kopf suchte die Wärme ihres Herzes und so beugte er sich hinab, wodurch ihr Kopf auf seinem lag, eng angeschmiegt wie gestern aber doch total anders. Gestern waren sie Geschwister, doch heute waren sie Liebende. Doch trotz der netten Worte seiner Schwester mochte er nicht aufhören zu weinen, er schaffte es einfach nicht, es waren allerdings wirklich keine Tränen der Ungewißheit mehr, es waren Tränen von wahrer Freude und Erleichterung. Jetzt endlich hatten sie es geschafft. Eigentlich hatte sie schon alles gesagt, was er dachte und was er fühlte und doch war dieser Moment so schön, dass er am liebsten nie mehr losgelassen hätte. Langsam spürte er auch, wie die Tränen seiner Schwester auf sein Haar fielen, doch das machte ihm nichts aus, hauptsache das alles war kein Traum, denn dann hätte er endlich wieder etwas, für das es sich lohnte weiterzumachen, für das es sich überhaupt lohnte sein Schicksal und seine Bestimmung anzunehmen. Zugegeben, er hatte nun wieder Angst vorm Tod, doch diese Angst nahm er gerne auf sich, der Tod konnte sie nicht aufhalten, er war nun noch sein geringstes Problem. Er versuchte wenigstens ein bisschen Luft zu bekommen und etwas zu sagen, doch lange Zeit war es still auf dem Gipfel, lange Zeit hörte man nur noch das leise Weinen der beiden.

Du hast Recht Schwester, wir müssen nicht mehr weinen. Aber vorallem müssen wir uns nicht mehr fürchten. Jetzt wo wir absolut vereint sind, kann uns niemand mehr das nehmen, was wir schon haben. Jetzt endlich wollen wir unser Leben anfangen zu leben. Uns fehlt schließlich die ganze Zeit. Wir sind zwei gerade geborene Säuglinge. Wir befinden uns zwar in den Körpern von Erwachsenen Menschen, doch eigentlich ist unsere Zeit so kurz, dass wir wirklich gerade erst geboren sein könnten. Ich bin froh, dass es dich gibt.

Noch bevor sie antworten konnte, drehte er sich um und küsste sie, aber dieses Mal war es der erste wirkliche Kuss. Davor hatten sie sich immer in der Ungewißheit geküsst, wussten schließlich nichts vom anderen, aber nun küssten sie sich sowie als Geschwister, als auch als Paar. Doch für heute war es genug, ein Kuss musste genügen. Er fiel wieder zurück in die Position, in der er auch schon davor war und hielt sie weiter fest. Es war ein bisschen wie eine Angst vor einem möglichen Verlust, doch das war natürlich Unsinn. Sie wollten irgendwie etwas ewiges schaffen und wenn das heute schon nicht ging, dann würden sie in der Zukunft drauf aufbauen. Jetzt gab es nichts mehr, was sie noch irgendwie beunruhigen konnte. Sie waren nun da, wo sie sich seit Jahren hinwünschten. Im Paradies auf Erden. Jetzt mussten sie nur noch das andere finden, denn ihr erklärtes Ziel war es die Erde zu verlassen, ja sie wollten sie verlassen, doch bis dahin mussten sie erst noch ihren Bestimmungen folgen.
"Rociel?"

"Ja Schwester?"

"Ich bin auch froh, dass es dich gibt. Aber sag mir eines, wenn wir morgen aufwachen, dann wird das doch alles so bleiben oder, es wird kein Traum sein. Das ist jetzt wirklich das Ende ja?"

"Ob es das Ende ist weiß ich nicht, auf jeden Fall ist es das Ende unserer Leidesgeschichten. Auf jedem Fall werden wir dafür kämpfen, dass unser Traum nie zerplatzen wird. Wir werden ihn solange träumen, bis wir auch das nächste erreicht haben."

"Dann lass uns das tun."

Der Vollmond kam nun zum ersten Mal nach Stunden hervor, durchbrach die Wolkendecke kurzfristig und schien auf sie hernieder, sie störte das zusätzliche Licht nicht, hatten sie doch eh ihre Augen geschlossen und spürten nur noch. Die Tränen waren langsam aber sicher versiegt, doch auch sie würden irgendwann wieder zurückkommen, doch Freudentränen hatte er wirklich schon lange nicht mehr weinen können, es war schön mal wieder zu wissen, wie sich das anfühlte.
Epilog (Die Melodie der Geschwister)



22.12.2003 11:25#90
Isabell Was war denn eigentlich passiert? Isabell schien immer noch zu träumen, doch ihr Kopf war schon lange wach. Sie hatte sich immer noch da befunden, wo sie gestern irgendwann in der Nacht eingeschlafen war. Wirklich komisch, immer noch hatte sie das Gefühl des Kusses auf ihren Lippen, es brannte wie Feuer und hatte doch so etwas verletzliches. Überhaupt waren sie so schwach in ihrer Art, aber jetzt wo sie zusammen hielten, da hatte sie vor nichts und niemanden mehr Angst. Wieso sollten sie auch noch Angst haben müssen, ging das überhaupt noch, jetzt Angst haben? Sie fühlte sich irgendwie wie neugeboren, in einer neuen Welt erwacht. Um sie herum schien alles grau zu sein, doch in Rociels Nähe war eine Aura die sie alles vergessen ließ. War das der eine Wunsch des Lebens? Oder war das wirklich Schicksal, dass sie ausgerechnet auf dem Schicksalsberg eine Kehrtwendung von hundertachtzig Grad machte. Das alles brachte sie vollkommen in eine andere Bahn, die des Glückes, aber das reichte ihr noch lange nicht, sie wollte ewiges Glück. Ewiges Glück aber musste man sich verdienen und so war sie bereit dafür. Hauptsache es würde nie wieder brechen und nie wieder würde die Einsamkeit sie in Beschlag nehmen. Aber sie hatte da ein gutes Gefühl, denn schließlich musste da schon eine ganze Menge passieren, dass es soweit kommen würde, sie konnte wohl mit Recht sagen, dass es so gut wie unmöglich war.

Ihr Bruder war an diesem Morgen mal noch im Schlafe, nicht wie immer schon lange vor ihr wach, aber eigentlich glich sich das im Großen und Ganzen aus. Isabell jedenfalls konnte sich schon denken warum, er hatte gestern wohl ganz schön was durchmachen müssen. Aber natürlich galt ihm Achtung, den ersten Schritt zu machen war wohl immer das schwierigste, was es so gab, vorallem wenn man in letzter Zeit so viel erfuhren hatte. Sicher, das sie kein richtiger Mensch war, sondern zur Hälfte ein Dämon, das hätte sie sich nie vorgestellt und es machte ihr auch ein bisschen Angst, aber trotzdem, sie konnte sich während des Weges und während der letzten acht Jahre wenigstens darauf vorbereiten, dass sie einen Bruder hatte und wer er war. Tja, das war alles schon eine verrückte Welt, erst ging gar nichts und schien schon für immer verloren und dann auf einmal ging alles so schnell. Wirklich schön war das.

An diesem Morgen war auch alles total anders, sie hatte das Gefühl nun endlich das erreicht zu haben, nachdem sie sich seit ihrer Geburt oder seit sie denken konnte gesehnt hatte. Auch beschlichen sie jetzt wieder Ängste, die sie meinte zuvor nicht mehr erlebt zu haben, doch diese Ängste sollten sie nicht daran hindern so zu verbleiben, wie es jetzt war. Endlich waren sie nicht nur für immer im Geiste verbunden, auch ihre Körper waren nun beisammen und sie würden auch nie wieder anders sein. Egal welche Visionen sie noch einmal bekommen würde, nie wieder ohne ihn. Es war eine ewige Liebe, eine Liebe die es nicht erst seit gestern oder seit ein paar Wochen gab, diese Liebe schien schon seit Jahrhunderten so dazuliegen und nur auf den anderen Part zu warten, jetzt endlich hatte sie die Gelegenheit sich zu entfalten.

Langsam erhob sich die Frau, setzte Rociel vorsichtig auf den doch sehr harten Boden, aber wo war es hier schon nicht hart und ging ein paar Schritte, erst mal nur zum entspannen, denn sie waren beide in einer äußerst ungünstigen Lage eingeschlafen, das hatte ganz schön weh getan. Sie spürte nun einen kleinen Windhauch, es war wirklich schön ein bisschen frische Luft in die Nasenlöcher geblasen zu bekommen, aber auch sonst war dieser Morgen schön, die Sonne schien zwar nicht, was wohl ihren Bruder mehr freute als sie selbst, doch dafür war es nicht mehr so kalt, die Temperatur hatte drei, vier Grad zugenommen. Und außerdem war es nicht mehr dunkel, der Himmel war aufgeklart und war sogar stellenweiße blau, wie schön.

Dann betrachtete sie noch ihre Harfe, sie nahm sie in der Hand und spielte noch ein paar kleine, leise Töne. Diese Harfe bedeutete ihr so viel, sie war einer der fünft geliebtesten Sachen, was nur auf leblose Materie betitelt war. Auf dem ersten Platz kam ihre Rüstung, verloren, auf dem zweiten Platz ihre beiden Schwerter, die hatte sie zum Glück noch, danach schon die Harfe und dann noch das Haus an sich und die beiden Kamine. Alles hatte sie noch, nur die Rüstung, sie würde mit Sicherheit nicht wieder auftauchen. Sie war für immer zerstört. Dieser Bastard, er hatte nicht mal gewusst, was er da zerstört. Aber seine gerechte Strafe hatte er ja auch bekommen. Und genau so würden sie ab sofort mit allen Kreaturen umgehen, die sie verletzen wollten.

Durch das Harfengespiel schien sich ihr Bruder auch mal langsam zu bewegen und wach zu werden, eigentlich hätte er ja noch schlafen können, doch so war es sicher besser, irgendwann mussten sie ja auch mal den Abstieg wagen. Sie legte die Harfe vorsichtig weg und machte sich an den Vorräten ihres Bruders zu schaffen, ihr letztes Frühstück hier oben. Wenn sie jetzt eine Pfanne gehabt hätte, dann hätte sie das Fleisch ja noch mal erwärmen können, genug Feuer hatten sie ja, aber so mussten sie es eben schon kalt gebraten essen.Diese Fackel war wirklich seltsam, an ihr war ein roter Stein befestigt, der die ganze Zeit diese riesige Flammensäule ausspeite. Wo er diesen Zauberstein wohl her hatte?...



22.12.2003 12:20#91
Todesfürst Die Töne der Harfe hatten ihn geweckt, als er noch schlief und ein Gefühl der Wärme in sich spürte, doch er war ihnen nicht böse, waren sie doch auf jeden Fall eine schöne Alternative zum aufwachen. Er wollte so sehr jeden Morgen mit ihnen aufwachen, sagten sie ihm doch eindeutig, dass das alles kein Traum war. Nein, es war endlich mal kein Traum, keine Vision oder irgendwelche Hirngespinste, endlich konnte er sich sicher sein, dass sie wirklich zusammen waren. Nicht nur hier, sondern auch endlich auch im Geiste. Gestern war ein überaus guter Tag, trotz der ganzen Belastungen hatte er das einzig richtige getan. Irgendwann hätte er es ihr sowieso gesagt und gestern war es einfach soweit, er konnte sich schließlich nicht ewig drücken, er konnte nur hoffen, dass sich sein Gefühl nicht getäuscht hatte und das war dann ja auch nicht der Fall. Naja, jetzt war auf jeden Fall sein ganzes Leben auf dem Kopf gestellt, aber das machte ja nichts, es war eine schöne Veränderung. Eine Schwester hätte er sicher in seinen jungen Jahren gut gebrauchen können, doch auch jetzt verband sie mehr als nur das. Dadurch das in ihren Adern dasselbe Blut floss und dadurch das sie denselben Vater hatten, waren sie für immer verbunden, nicht nur im Blute auch im Geiste. Er hatte es ja schon immer geahnt, dass er diese Frau schon irgendwoher kannte, nun das war wohl doch kein Irrtum, wie konnte er sich auch jemals erlauben an seinen Gefühlen zu zweifeln, spiegelten sie doch immer wieder seine Wahrheit wieder. Aber nicht nur eine Schwester hatte er hinzugewonnen, was ja eigentlich schon für ein ganzes Leben genug der Überraschungen war, auch eine Frau die er liebte und die er auch immer lieben würde, das sie beide eine Person waren, darüber konnte er selber nur lachen, denn gerade aufgrund der prekären Lage war so eine Liebe schon im Vornherein zum scheitern verurteilt, doch sie würden das nie zulassen, denn sie waren stark genug um auch das alles zu überstehen.

Mit einem Lächeln stand er auf, bzw. er erhob sich, denn richtig gelegen hatte er ja nicht, das spürte er jetzt auch an all seinen Körperteilen, die mehr als null Muskeln hatten, naja, es war etwas verzwickt und verzwackt, aber das war's dann auch schon. Isabell hatte schon wieder beste Laune, das freute ihn sehr, aber nachdem er sich etwas klimatisiert hatte wusste er auch ungefähr, woher diese gute Laune stammen konnte, mal abgesehen von dem ganzen Drumherum um sie. Denn heute schien echt ein schöner Tag zu sein, Menschen die schöne Tage ausschließlich mit der Sonne und einem Sonnenschein in Verbindung brachten konnte er nicht wirklich mögen, denn für ihn war die Sonne ein Dorn im Auge, auch wenn er zu gut um ihre Bedeutung für sie alle wusste. Jedenfalls war dieses Wetter hier schon ziemlich gut, blauer Himmel, klare, frische Luft und dann merkte er auch noch, dass es gar nicht mal so kalt war. Richtig angenehm war es sogar. Nun, das war richtig klasse eigentlich.

Zur morgendlichen Begrüßung gab es noch einen Kuss, bevor sie sich dann an das Frühstück machten, heute würden sie den Gipfel verlassen, sie hatten hier nichts mehr verloren. Sie wollten endlich weg aus diesem öden Gebiet, sie wollten die schöne Welt sehen und er wollte zurück in die Wälder, dort wo es am schönsten war. Aber er wollte noch etwas tun, in seinem Kopf keimte ein kleiner, aber feiner Plan. Isabell hatte immer wieder von ihrer Rüstung geschwärmt und jetzt war sie weg, das war je bekannt, aber ihre alte aus Torolothan war auch weg. Sie hatte sie mit Sicherheit aus dem Hause mitgenommen, aber hier trug sie keine Rüstung mehr, das konnte also nur bedeuten, dass sie sie entweder weggeschmissen oder verkauft hatte. Eine mutige Entscheidung im Minental ohne Rüstung rumzulaufen, fast schon wieder bescheuert, doch er wollte sie deswegen nicht tadeln, er wollte ihr viel mehr einen Herzenswunsch erfüllen. Sie hatte je gesagt, dass sie die Rüstung auch selber machen könnte, sie bräuchte nur die passenden Utensilien.

Feuerwaranschuppen
Drachenschuppen
Schneewolffell

Das hörte sich zwar unmöglich an, doch es gab nichts, was in Gorthar unmöglich war, er hatte da nämlich schon eine Idee, die in ihm keimte. Wieso sollte es das alles nicht in Gorthar geben. Wenn es Schneewölfe noch gab, dann im hohen Gebirge, wo er einst mit der Abenteurergruppe war und Feuerwarane waren auch irgendwo aufzutreiben. Nur die Drachen machten ihm Sorgen, doch da kannte er eine Anlaufstelle, die seine letzte Hoffnung war, aber das konnte man alles sehen, jedenfalls war das so eine Idee.

Nach dem Essen, dass sie wie kleine Kinder vollbracht hatten und sich die ganze Zeit mit dem halbverfaulten Essen amüsierten, machte sich Isabell bereit zu gehen, doch Rociel wusste, dass es noch etwas hier oben zu tun gab, eine Sache die ihm sehr wichtig war. Es war eigentlich eine Farce, wenn man bedachte, dass er sich eigentlich von Blut fernhalten sollte, aber in diesem einen Fall verspürte er nicht unbedingt eine Lust, sondern viel mehr eine Pflicht, die ihn dazu antrieb, doch seine Gier war schon noch ein bisschen da.
"Isabell. Hol deinen Dolch."

"Was? Und wozu das bitte?"

"Um dir eine kleine aber feine Wunde am Unterarm zuzufügen."
"Was? Soll das jetzt dein verspäteter Witz sein. Wieso sollte ich mir freiwillig den Unterarm aufschlitzen?"

"Du bist nicht alleine. Auch ich werde es tun. Aber die Unheiligkeit soll ruhig noch verstärkt werden. Es ist eine rituelle Vollkommenheit. Ich habe erst jetzt erkannt, wozu dieser Altar dienen soll. Ich dachte erst, es war ein Präsentirteller für die Harfe, doch das ist es nicht. Er ist der Altar für das Ritual Schwester.



22.12.2003 12:59#92
Isabell Isabell war vollkommen verwirrt, wieso wollte er das unbedingt machen. Am Anfang dachte sie wirklich einen Scherz, es gab eben Leute, die sollten sich lieber nicht an Witzen versuchen, da sie nicht lustig waren, doch anstatt das gequälte Lachen ihres Bruders sah sie da nur einen Ernst, der wohl doch auf etwas anderes schließen ließ und dadurch wurde seine Rolle auch wieder gerade gebogen, denn im Ernst wirkte er doch sehr überzeugend. Sie hatte große Augen gemacht, als er seinen Dolch aus dem Stiefel gezogen hatte, dieser hatte mit seiner ungewöhnlichen Form schon vielen Viechern den Tod gebracht, wenn er sich in ihr Fleisch bohrte und mit den Haken hängen blieb, aber das er wirklich gewillt war ihn gegen sich selber einzusetzen...
Sie verstand immer noch nicht, erst seine letzten Worte von Unheiligkeit und Ritual ließen in ihr wenigstens eine Vermutung keimen. Wenn es das ist, was sie dachte, dann wäre es zumindest eine Überlegung wert. Dieser Altar sollte also mehr sein als das. Vielleicht hatte er ja Recht, vielleicht war es so, dass auch das zu ihrem Schicksal gehörte. Doch noch immer war sie sich nicht sicher, ihr gefiel der Gedanke nicht, dass sie sich selber verletzen sollte, auch wenn es nur eine kleine Wunde werden sollte.

"Bruder, was hast du vor? Von welchen Ritual sprichst du und wieso sollen wir uns gegenseitig Wunden zufügen, ich verstehe dich nicht..."

"Ach Schwester, es ist doch ganz einfach. Dieses Ritual dient dazu unser Blut zu verbinden. Wir sind zwar beide mit den gleichen Anlagen dank unseres Vaters ausgestattet, aber trotzdem sind wir nur Halbgeschwister. Indem wir unser Blut nun verbinden werden wir vollkommen rein. Unser Blut wird dieselbe Linie finden und die Unheiligkeit ist perfekt. Innos weiß selber, dass es kein Schlag gegen ihn ist, es ist nur ein Schlag gegen die Gebote der Menschen. Schwester, ich will dein Blut in meinem spüren, DAS ist das Ritual."

"Ich habe es mir gedacht...Rociel?"

"Isabell?"

"Du bekommst mein Blut!"

Sie zog ihren Dolch aus dem Gürtel und nahm seine Hand, zusammen gingen sie dann zu dem Altar, der nun bald schon seine Aufgabe annehmen würde. Noch ein letztes Mal sahen sie sich tief in die Augen, danach nahm Rociel seinen Dolch und führte sich eine fünf Zentimeter breite Wunde am Unterarm zu, aus der sofort der rote Saft hinaustrat. Auch Isabell nahm nun ihren Dolch, kurz zögerte sie, dann aber dachte sie daran, dass es das richtige war und schnitt sich an der selben Stelle. Ihre Wunde war etwas länger geworden, doch das spielte keine Rolle.
Das Blut tropfte nun auf den grauen Altar, färbte in dunkelrot, fast schwarz, jeden Moment rechnete man mit einer Reaktion, doch da passierte nichts, ganz einfach, weil da nichts passieren konnte. Sie warteten auf niemanden, auf nichts. Sie hatten sich nur kurz angeschaut und dann ihre Arme verbunden, auf das sich das Blut verteilte und das sich ihr Blut verband. Eigentlich war es egal, ob sie dieses Ritual durchführten oder nicht, denn verbunden waren sie sowieso schon so sehr, wie wohl kein anderer Mensch vor ihnen, doch so untermauerten sie noch einmal ihre Ansprüche. Das Blut von Rociel fühlte sich gut an, es war schönes, sauberes und starkes Blut, all das was sie von ihrem Bruder auch erwartete, es war warm auf ihrer Haut gewesen und hatte sich kein bisschen wiederwärtig angefühlt. Die anfängliche Scheu legte sie schnell ab, jetzt genoss sie es sogar sehr.



22.12.2003 14:12#93
Todesfürst Das Blut geriet in eine wilde Wallung, fast mochte man meinen es tanzte richtig. Rociel hatte sich vollkommen hingegeben, der Schnitt hatte zwar einen kurzzeitigen Schmerz verursacht, aber das nahm er billigend in Kauf, dieser Schmerz sollte schon sehr schnell verflogen sein. Erst tropfte es auf den Altar und gaben ihm eine unheimliche Färbung, doch sie sahen sich die ganze Zeit nur in die Augen, es war einfach nur ein herrliches Gefühl jetzt hier zu sein, das Glück der letzten Stunden wurde noch um ein weiteres Mal gesteigert, als sie dann ihre beiden Arme verbanden. Arm in Arm sozusagen. Doch nur um das Blut zu spüren, nur es auszutauschen. Eigentlich war es ein gefährliches Spiel was er hier trieb, denn er wusste genau das die Blutgier in ihm jederzeit wieder hochkommen konnte und das das nicht passieren durfte, doch er hatte sich unter Kontrolle, dennoch genoss er es sichtlich. Isabells Blut war einfach nur göttlich, es fühlte sich gut an, es war zart, sanft und doch so stark, nichts anderes hatte er von seiner Schwester erwartet. Nun unterlag auch er diesem Blute, es würde bald seinen ganzen Körper durchströmen, nicht nur diesen kleinen Teil seines linken Unterarmes, bald würde sein ganzer Körper seine Schwester spüren und das für immer und ewig. Es war nicht nur warm, es war regelrecht heiß, es brannte sich hinein und bald waren sie soweit, dass kein einziger Tropfen mehr auf den Boden fiel, sie waren so eng zusammen, dass sie die Perfektion erreicht hatten.

Nach ein paar Minuten weiterer wilder Gier und dem absoluten Höhepunkt der Gefühle endete das Ritual, ihre Arme waren nun blutleer und konnten sich nicht mehr binden, doch Sinn und Zweck wurde erfüllt, natürlich wurde es das. Nun floss ihr dämonisch-menschliches Blut in ihm und seines in ihr. Sie hatten nun endgültig den letzten Zweiflern die Hoffnung geraubt, dass sie sich jemals trennen konnten. Es war ihnen gar nicht mehr möglich, denn mit dem Blut des anderen wurden sie gleichzeitig verletzlicher.

Der Schatten hatte sich nach dem Ende des Rituals zwar von ihrem Arm gelöst, doch ihre Schultern hatte er zu sich gezogen. Er blickte in ein erschöpftes, aber glückliches Gesicht seiner besseren Hälfte, seinem einzig wahren Engel. Sie wirkte wirklich zufrieden, aber das Ritual hatte sichtlich Kraft gekostet, bei beiden. Es war nicht ohne Opfer gegangen und sie hatten mehr geopfert, als ihnen jetzt schon bewusst war, doch jetzt waren sie endlich da, wo nie ein Mensch zuvor hätte sein können.

Er streichelte ihr Gesicht und fuhr ihr durch ihr Haar, heute war es bräunlich gefärbt, aber er bemerkte den Unterschied zu gestern gar nicht, so sehr war er abgelenkt. Wenn sie jetzt gestorben wären, dann wäre es der schönste Tod für ihn gewesen, aber natürlich taten sie das nicht, er konnte ihr nur einen Kuss geben, denn sie zitternd empfing.

Woran er selbst dachte wusste er nicht mehr, es war etwas schönes gewesen, überhaupt konnte man nur sagen, dass sich ihre Seelen getroffen haben mussten, als ob sie einmal eine gewesen waren. Als ob die beiden gar nicht zwei waren, sondern nur eine....nichts wissend von den dunklen Geheimnissen, die in ihren Körpern brüteten und warteten...

Irgendwann musste er sich dann wohl erhoben haben, er ging dann einfach weiter und paar Schritte um den Altar herum und führte sie an der Hand zu den Klippen. Der tiefe Abgrund war schreckensbeladen, doch sie sahen nicht nach unten, sie wollten nie mehr nach unten sehen, nur noch nach vorne, den Blick voller Hoffnung. Hoffnung, die sie nicht wirklich brauchten, denn sie hatten sich, mehr brauchte es nicht. Er deutete eine Entfernung an und ließ seinen Gedanken freien Lauf, doch alles ohne Worte. Dann aber doch. Es musste sein.
Lass uns gehen Sternchen, wir haben hier oben nichts mehr verloren...


22.12.2003 17:24#94
Isabell Isabell hatte sich eng an ihn gekuschelt und sah lange in die weite Ferne, sie hatten so etwas noch nie gemacht, doch nun war wohl die Zeit, dass sie den ersten Schritt auf ihrer langen Reise tun mussten. Ihr Bruder schien genau zu wissen, wohin sie wollten, doch Isabell war vollkommen verwirrt, sie hatte sich noch nie Gedanken gemacht, was nach dieser Zeit sein sollte, hatte sie doch nie damit gerechnet, das alles so und nicht anders verläuft. Eigentlich wartete sie noch immer auf das Salz in der Wunde, auf den bösen Blick, der noch irgendetwas zerstörte, doch bis jetzt blieb alles so wie es war. Noch immer hatte sie sich nicht ganz von all dem erholt. Nach dem Ritual war sie wirklich schwächer geworden, ihre Kraft gerade im Oberkörper war geschwunden, doch das nahm sie mit einem Lächeln in Kauf. Sie hatte jetzt das Blut ihres Bruders in sich. Es war nicht wie ihres, aber auch nicht total anders. Komischerweise konnte sie es überhaupt spüren, sie merkte diese Veränderung tatsächlich. Dieses Blut...wieso sie das gemacht hatten hatte sie jetzt verstanden, dieses Ritual war eine zusätzliche Entlastung für sie, aber eine ungeheure Belastung für ihre Feinde. Die Macht in ihren Körpern stieg so nur noch weiter, denn sie hatten nicht nur Blut getauscht, sie hatten Dämonen- und Menschenblut getauscht, ein entscheidener Unterschied. Sie hatten auch dieselbe menschliche Blutgruppe, es war kein Zufall, es war alles schon längst bestimmt. Doch ihr Leben war nicht vollkommen niedergeschrieben, im Gegenteil. Wenn etwas eintraf, dann war es Bestimmung, doch wenn dies nicht geschah und das geschah häufiger als man denken konnte, dann war das eine Auflehnung gegen höhere Mächte, dann war das eine Freiheit, die man nicht erwarten musste, aber vorhersehen konnte.
Ihre Haare wehten im Wind, sie sah weit hinaus in die Ferne, sie sah auch ab und zu ihren Bruder an, der nur seine Mundwinkel erzog, seine Pupillen aber kein Stück änderte. Sie bauten langsam aber sicher das auf, was man wohl blindes Vertrauen nennen konnte. Sie brauchten keine Augen um sich zu sehen, sie konnten mit ihren Gefühlen sehen. Und doch gaben ihnen erst die Augen die Vollkommenheit in ihrer Liebe. Wie sie so da waren, wie sie so standen...es hatte wieder diesen Ausdruck. Es war ein verletzliches Bild aus Ewigkeit und Nichts. Sie waren in einer Perfektion gefangen, die jederzeit zerfallen konnte. In ihnen steckten mehr als nur zwei blasphemische Menschen, in ihnen steckten mehr als nur zwei inhumane Menschen. In ihnen steckte die Kraft des Schicksals, in ihnen steckte eine Bestimmung, die in ihrer Blüte nicht mehr aufzuhalten wäre, doch in ihnen steckte gleichzeitig auch die ewige Verletzlichkeit. Der menschliche Teil war noch ausgeprägter als bei anderen und so waren sie auch immer wieder den Gefahren ausgesetzt. Aber Isabell dachte sich, dass selbst diese Gefahren nicht groß genug sein konnten, denn konnte es irgendetwas geben, was sie trennen könnte? Es gab nichts und niemanden, der sie brechen könnte...nur der Tod. Er alleine war mächtig genug sie kurzzeitig leiden zu lassen, doch selbst er konnte ihre Liebe nicht ewig zerstören, denn die beiden waren eine, eine Seele die zerbrochen war und die ihren zweiten Teil wiedergefunden hatte, sie war wieder eins und konnte nun nie mehr zerstört werden. Selbst der Tod musste hier einsehen, dass es sinnlos war und so hatten sie schon ein Stück Unendlichkeit.
Ach Bruder, das ist alles so schön. Es ist der äußerste Teil meiner Vorstellungskraft, denn so etwas schönes kann es doch niemals wirklich geben. Du hast mir mal gesagt, du willst mir die Weite zeigen. Wo wollen wir hingehen, jetzt, wo der Schicksalsberg leise adieu sagt?



22.12.2003 17:53#95
Todesfürst "Adieu...du hast Recht, wir sind schon viel zu lange hier. Wir sollten nun endlich wieder gehen. Ja, ich habe dir einmal versprochen dir die Weite zu zeigen. Du unvergessliche Schönheit von Gorthar. Du wolltest da doch schon immer mal hin. Nun, wir werden da wegen drei Dingen hinreisen. Einerseits ist es der schönste Ort, an den wir nun wo wir endlich so sind, wie wir es uns schon immer gewünscht haben, hin könnten. Dort werden uns zwar zu Beginn ein paar Menschen erwarten, doch du wirst sehen, die Wälder von Gorthar sind ein Labsal für die Seele...und für uns. Dann werden wir da noch etwas suchen, von dem ich dir später mehr erzähle und dann...Schwester, ich muss dir noch etwas erzählen, aber du musst mir versprechen, dass du es niemals weitererzählen wirst. Viel mehr als mein Leben hängt davon ab."

"Ich hab's geahnt. Das konnte ja nicht so schön sein, jetzt kommt der Wehrmutstropfen. Aber natürlich werde ich es niemanden weitererzählen, wenn du es so wünscht Bruderherz."

"Also gut. Was ich dir jetzt erzähle, dass darf diesen Berg nie verlassen und du wirst in dem Moment, wo ich dich einweihe ein Teil dieser Geschichte. Normalerweise würde ich das nie tun, doch da du der einzige Mensch bist, dem ich bis in den Tod vertraue sollst du es wissen. Du sollst ruhig wissen, was ab und zu geschieht und warum nicht nur unser Blut mich manchmal anders wirken lässt.
Wo fange ich bloß an?...Hm..dieser Berg hier, er heißt Schicksalsberg richtig? Du glaubst, unser Schicksal lag darin hier zusammenzukommen. Das ist auch richtig. Doch das alles war nicht zufällig. Es war unsere Bestimmung. Du hast immer so viel davon geredet und du hattest Recht, es exestiert. Bis du ankamst hatte ich ein Gespräch mit einer Person, ich werde mich hüten auszusprechen, was ich glaube wer es war, doch sein Name ist Pator. Er offenbarte mir mein Schicksal und meine Bestimmung. Unser Vater hatte schon im Leben nur den einen Sinn, er wollte mich vorbereiten auf die Suche nach den SIEBEN. Auch du spielst darin eine große Rolle, aber frag mich nicht welche, ich weiß es nicht. Es ist jedenfalls nicht so, wie wir denken, wir sind nur Spielbälle von höheren Mächten und dabei kannst du das höhere bildlich nehmen. Wir müssen die SIEBEN finden und vereinen, das ist unsere einzige Aufgabe, unser einziger Sinn. Ein weiteres Geheimnis wird gelüftet. Die Bibliothek von Gorthar. Ich bin der einzige Mensch, der von ihrer Existenz weiß. Ich und mein Mentor, der Priester Tolban. Sie ist ein legendärer Ort Innos und wurde tief unter der Erde von Gorthar gebaut. Sie zu beschützen ist meine Aufgabe. Deswegen darf nie, niemals jemand was von ihrer Existenz wissen. Jetzt wo du es weißt...naja, du weißt was du zu tun hast. Es ist meine Lebensaufgabe Isabell und jetzt wo mein Kopf frei ist will ich sie mit dir angehen Isabell.

Das verwirrt dich alles nicht wahr? Es überfordert dich so etwas zu hören. Es tut mir leid Schwester, aber ich möchte dir so viel wie möglich erzählen. Du musst alles wissen und ich muss alles wissen. Ich möchte nicht, das irgendetwas zwischen uns steht und deswegen bin ich bereit dir auch Dinge anzuvertrauen, die ich nicht weitergeben darf. Ich hoffe du kannst damit umgehen."


22.12.2003 18:37#96
Isabell Ganz im Gegenteil Bruder. Was du sagst das fasziniert mich. Aber erzähl mir doch noch mehr. Was sind die SIEBEN und was dreht sich darum. Warum ist es deine Lebensaufgabe? Es tut mir leid, so viele Fragen, aber ich will alles wissen. Es macht mir keine Angst zu hören. Jetzt werde ich nie mehr vor irgendetwas Angst haben, nur um dich. Aber eines kann ich dir sagen, von mir wird nie jemand etwas darüber erfahren. Ich denke das kann ich dir versprechen. Doch nicht bei Innos, sondern bei unserer Liebe. Sie hat viel mehr Aussagekraft.

Isabell lehnte sich wieder an seine Schulter, war sie doch kurzzeitig etwas alleine gestanden, als sie das gesagt hatte. Sie hatte zwar keine wirkliche Ahnung...noch nicht. Jedenfalls wirkten seine Worte schon wieder so ernst, schon wieder so durchdringend. Manchmal dachte sie, er wäre selber Priester, seine Worte hätten sicher eine Menge Leute beeinflussen können und wie er immer von Innos sprach. Auch diese Aufgabe war voll von dem Gott. Sie erfuhr hier weiteres über sein Leben mit diesem Gott. Wenn ihr Bruder wirklich so an Innos glaubte, dann würde sie das auch tun. Er hatte ihr ja schließlich auch geholfen. Sie würde zwar nie mit einem solchen Enthusiasmus von ihm sprechen und an ihn glauben können, doch so war es zumindest ein weiterer Schritt näher zu ihm. Sie war ihm eigentlich nie richtig fern gewesen, von allen Göttern die sie kannte war er derjenige, dem sie ihr Vertrauen schenkte, doch das mehr wegen ihres Vaters Willen. Aber scheinbar war er doch mehr für manche Menschen.
"Also schön, wenn du wirklich wünscht dann werde ich dir mehr erzählen. Die Geschichte der SIEBEN ist nicht leicht zu erzählen, ich habe sie aus Büchern, aus Schriften, aus Erzählungen.

Die SIEBEN, sind Amulette, das ist das wichtigste was du wissen musst. In jedem Amulett ist die Seele eines Menschen gebannt. Die Menschen haben alle Namen und eine kleine Geschichte, das mag dich jetzt verwundern, aber es ist nicht so, wie es sich anhört, es ist viel schwieriger. Diese Menschen stellten sich, nein sie opferten sich. Es war eine dunkle Zeit, die Menschen standen hier, in diesen Breitengraden vor der vollkommenen Vernichtung. Die letzte Bastion war die Bibliothek von Gorthar, nicht die Stadt. Die Herzen der Helden wurden in die Amulette gepresst, doch ihre Seelen schufen die Gral von Thyrmenien. Er war die absolute Waffe, er zerstörte eine ganze Armee...doch leider auch die verbliebenen Kämpfer...Der Gral verschwand, die Amulette auch. Seit dem hat nie mehr ein menschliches Wesen den Gral zu Gesicht bekommen. Nur wer alle sieben Amulette vereint kann dies tun. Nun ist es wieder Zeit geworden. Unser Vater war der Vorbereiter, dass er dämonisches Blut hatte war kein Zufall. Pator sagte mir...das ich alleine bestimmt bin das Amulett der Menschen zu tragen, denn warum auch immer, es gibt verschiedene Gruppen, die die Amulette nun haben. Die Dämonen...die Untoten...die Tiere...die Pflanzen...die Geister...die Menschen und eines wollte er mir nicht verraten. Meine Aufgabe war es schon von Anfang an die SIEBEN zusammenzuführen und so den Gral zu finden. Es ist meine Bestimmung Schwester....

Puhhhh...ganz schön irre das alles. Weißt du, als ich das erste Mal auf die Bibliothek gestoßen bin, ich hatte ziemlich Angst und konnte das alles nicht glauben. Selbst Monate danach war ich fester Überzeugung davon, dass es nur ein Artefakt ist, irgendein alter Kelch, nichts
weiter...hehe...hehehe....hahahahahah. Irgendein alter Kelch, ich bin so ein Idiot gewesen. Ich habe meine Bestimmung verleugnet und mich gegen mein Schicksal gewehrt, doch jetzt bin ich bereit zu kämpfen. Zu kämpfen für meine Bestimmung!...."

"...."

"Und vorallem zu kämpfen für uns. Für uns beide Schwesterherz."
"Und hast du schon ein paar von den SIEBEN?"

"Ja, hier, das ist das Amulett von Wesiphone von Kozirus, sie wurde die Gütige genannt. Und das hier, hier auf meinem Schwert, es ist das Amulett von Almira, der Weisen. Sie sind nicht nur die Symbole der SIEBEN, sie stehen auch für Menschen und Dämonen, sowie für Güte und Wissen.
Ich weiß nicht, was ich darüber denken soll..."

"Ach Brüderchen, das ganze ist doch total klar."

"Ach ja?"

"Natürlich. Ich habe heute zum ersten Mal von diesen SIEBEN gehört, auch ein gewißer Gral von Thyrmenien sagt mir nichts, doch ist das alles total klar. Unsere Existenz, dein Gott. Ich denke du weißt, was das zu bedeuten hat."
"Meinst du...meinst du wirklich?"

"Natürlich. Ganz bestimmt sogar. Wir sind hier, weil eine Gefahr droht. Vielleicht der Orkkrieg, vielleicht etwas anderes Böses. Aber wieso sonst sollten die SIEBEN jetzt wieder vereint werden. Rociel, wir sind es, die das verhindern müssen. Ich spüre es ganz deutlich. Diese Amulette, wir sind mit ihnen verbunden."

"Wir? Du spürst es?"

"Ja"

"Dann lass uns nach Gorthar gehen Schwester. Lass uns unsere Aufgabe annehmen und lass uns dabei unsere Ewigkeit verdienen."

"Gut Bruder, gehen wir."

Und so verließen sie den Gipfel und nahmen nur die Fackel mit, die nun entfachte und ihnen den Weg leuchtete, den Weg zurück....

Der Schicksalsberg. Er hatte seine Aufgabe erfüllt. Er hatte Rociel gezeigt, dass er sein Schicksal und seine Bestimmung annehmen musste, dass sein Leben immer einen Sinn hatte und dass er sich nicht seinem Gott verleugnen konnte. Er hatte ihm gezeigt, dass die Macht in ihm lag und er hatte ihm auch mehr über seinen Vater berichtet. Und Isabell, sie hatte nun endlich ihren Bruder wieder und spürte nun keine Einsamkeit mehr, sie hatte den Schmerz ihrer Jugend besiegt und hatte ebenfalls von ihrem Schicksal und ihrer Bestimmung erfahren. Der Berg, er konnte nun schlafen, er hatte es verdient und solange das Blut der Geschwister auf dem Altar bliebe, solange würde er auch weiter schlafen können...



22.12.2003 20:23#97
Todesfürst Sie gingen ziemlich langsam die Stufen herunter, der Berg ließ sie selbst jetzt noch nicht los, sie waren noch gebannt von dieser unglaublichen Macht die hier herrschte. Rociel hatte hier oben so vieles gefunden, er hätte davon nicht mal zu träumen gewagt. Er hatte seinen schönen Namen wieder, er hatte eine Schwester, er hatte einen Engel, er hatte Gewißheit für die Zukunft, er hatte eine Aufgabe. Und er hatte auch seinen Gott gestärkt. Doch jetzt, jetzt hieß es endgültig Abschied nehmen, sie waren schon wieder viel zu lange hier geblieben, in wenigen Stunden würde die Sonne untergehen, bald schon sogar. Sie mussten unbedingt bis dahin unten sein, denn auch wenn es nur der Abstieg war und man mit jedem Schritt weiter nach unten ein Stückchen weiter in Sicherheit kam, so war dieser Berg und diese steile Wand immer noch verdammt gefährlich. Sie waren sogar äußerst gefährlich und auch anstrengend, gerade weil sie jetzt so geschwächt waren, durften sie nicht zu viel riskieren. Vielleicht war das auch ein Grund, warum sie so langsam die Stufen hinunter kamen, sie waren einfach zu schwach um sich groß anzustrengen. Das Ritual war anstrengender als gedacht, er hätte nicht damit gerechnet, dass ihm nach so einem Schnitt schwindlig werden könnte, doch so war es, manchmal hatte er einen kleinen Schwindelanfall. Dann taumelte er leicht und blieb stehen, meistens jedoch hielt ihn Isabell, denn natürlich gingen sie den Weg Hand in Hand. Auch bei ihr merkte er die Schwäche, doch sie hatte keine Schwindelanfälle, sondern viel mehr ein Zittern, ihre Beine waren davon kaum betroffen, aber ihr Oberkörper schien sich fast pausenlos zu winden. Ja. Es hatte Opfer gekostet, aber das wusste er, dass es nicht ohne gehen würde.

Der Fürst machte sich auch Gedanken über die SIEBEN, das was Isabell gesagt hatte, das machte ihm schon wieder Angst. Es war nur ein kleines verkrampfen auf seiner Gesichtsoberfläche, das von dem zufriedenen Gesichtsausdruck verdrängt wurde, doch es war da. Wenn sie wirklich Recht hatte, dann wäre ihre Mission nicht nur wichtig, sondern sogar noch viel mehr. Aber er hatte sich damit noch nie auseinandergesetzt, es war das erste Mal das er das tat. Die Frage nach dem Warum. Warum mussten die SIEBEN wieder vereint werden und warum musste der Gral gefunden werden? Diese Frage war überaus brilliant, denn bevor man nach dem Wo, dem Wie, dem Was und dem Wer fragen konnte, sollte man doch zuerst das Wieso, Weshalb und Warum abklären. Denn wenn man es einmal hatte und dann nicht wusste wozu, war es doch total bescheuert. Er wollte nicht die ganzen Gefahren auf sich nehmen, wenn er nicht wusste warum er da sein Leben auf's Spiel setzte. Sicher, es waren heilige Artefakte Innos, die aus unheiligen Händen wie dem des Dämonen Kryliyx befreit werden mussten, aber Rociel wollte auf keinen Fall den Gral finden, ohne zu wissen, was dann geschah. Vielleicht machte er sich ja auch schon wieder zu viele Gedanken über Dinge, die nicht mal sein Schicksal ihm beantworten konnte, doch interessant war die Frage schon, sogar äußerst. Er würde bei Gelegenheit darüber nachdenken.

Doch nun galt seine Aufmerksamkeit mehr dem Ende dieses Abenteuers, denn dies alles hier verdiente diesen Ausdruck. Es war sicher kein Abenteuer, als er das zweite Amulett befreit hatte, denn das war alles eine Qual gewesen, gerade wegen Isabell. Dabei fiel ihm ein, dass sie doch in Kryliyx Gegenwart gelebt hatte und das er doch die ganze Zeit von dem Amulett geschwafelt hatte. Sie hatte es doch selber gesagt. Da stimmte doch was nicht...Er blickte kurz mißtrauisch zu ihr herunter, doch sie nahm seinen Blick sofort war und blickte zurück, worauf er sofort wieder den Blickwinkel wechselte. Vielleicht hatte sie es ja vergessen. Oder aber... natürlich, danach war sie ja verletzt gewesen, sie musste es wohl wirklich vergessen haben, wobei ihr half, dass sie ohnehin nicht mehr an das dachte, was zwischen ihr und diesem Dämonen vorgefallen war. Sein Gesicht entspannte sich wieder. Alles war in Ordnung, kein Grund zur Sorge. Wobei er ohnehin nie seines Schwesters Worte angezweifelt hätte, niemals...
Noch fünfzig Stufen. Die Hälfte hatten sie geschafft.



22.12.2003 22:52#98
Isabell Sie hatte viel darüber nachgedacht, oft sah sie nun zu seinem Amulett, das schon seit sie sich kannten, bzw. seit dem Aufeinandertreffen in dem Fels um seinen Hals baumelte. Es war ihr nie richtig aufgefallen, hatte sie doch nie richtig Bedeutung geschenkt, doch jetzt fiel ihr ganz genau auf, wie sehr es doch voller Kraft pulsierte. Man konnte es nicht optimal sehen, wenn sie gingen, doch immer mal wieder meinte sie eine innere Wallung in dem Amulett zu sehen, wie das Pochen eines Herzens...
Schon komisch, aber jetzt als sie wusste, um was es bei den SIEBEN ging, kam auch eine düsterte Erinnerung zurück, ihr ehemaliger Sklavenhalter hatte ja auch so eines gehabt und deswegen wollte er ja auch unbedingt ihren Bruder. Sie hatte es irgendwie verdrängt, verdrängt mit der Erinnerung an den Dämonen, doch jetzt wusste sie es wieder doch es machte ihr nichts mehr aus. Zwar konnte sie nicht vermeiden, dass sie in ihren Gedanken neben dem Bild des Amulettes auch seinen ehemaligen Träger sah, doch mit der Kraft ihres Bruders der ganz unbewusst mithalf alleine durch seine Anwesenheit, konnte sie darüber hinwegsehen und auch bald wieder vergessen. Es war nur ein kurzes Erinnern und keine lange Gedächtnislücke, doch es war wichtig sich an alles zu erinnern. Auch wenn es weh tat, aber das tat es ja gar nicht. Vielleicht hätte es ihr früher weh getan, aber so wirkten ihre Worte schon. Sie waren schließlich nicht nur Luft, sondern wirkten auch, sie hatten nicht nur dummes Zeug geredet, sondern waren wahrhaftig da. Wie Bruder und Schwester eben, sie unterstützten sich selbst dann, wenn es der andere gar nicht wusste. Vielleicht war es ja auch das Blut von Rociel, das ihr schon jetzt half, vielleicht war es schon überall im Körper.
Isabell wollte eigentlich gar nicht so viel nachdenken, sondern viel lieber einfach nur diesen Berg verlassen, doch irgendwie gelang das nicht, wie so oft wenn man sich etwas vornahm und es dann doch nicht halten konnte. Keiner war eben perfekt, auch sie nicht. Noch nicht.
Seltsam schwach fühlte sich der Weg an, doch trotzdem konnten sie ein paar steinerne Stufen nicht aufhalten, hundert Stufen, was war das schon. Sie gelangten nach unten, bis zu der Stelle, an der sie nun hätten klettern müssen, doch in ihrem Zustand wäre das zumindest bedenklich anzusehen.
Gerade wollten sie sich darüber unterhalten und sich Fragen, was man denn so machen sollte, da passierte es. Kein heller Lichtstrahl, keine Explosion von reinem Licht, aber etwas anderes tauchte auf, wie aus dem Nichts schossen vier Vögel aus der Tiefe hervor, sie beließen es nicht lange beim Fliegen vor ihrer Nase, Isabell kannte diese Tiere, sie hatte sie doch erst neulich gesehen und auch ihr Bruder schien sie zu kennen, nach einem anfänglichen Schock reichte er ihnen sogar die Hand. Was war das bloß? Eine dieser Tiere flog auf seinen Arm und ließ sich dort nieder, kletterte langsam hinauf zur Schulter und dann kamen auch die anderen drei. Zwei flogen in ihrer Richtung und sie erschrak, was wollten diese Tiere von ihnen? Als sich die Vögel in ihren Rücken krallten schrie sie kurz auf, was war das? Was wollten sie von ihnen? Auch Rociel hatte jetzt eine zweite am Hals. Erst wollte sie mit ihren Armen schlagen, doch es passierte nichts. Langsam wurde das Ziehen an ihrer Lederbluse heftiger und Isabell bekam langsam das Gefühl eine Waffe ziehen zu müssen, auch wenn die Vögel sie noch nicht angegriffen hatten, doch als sie dann spürte, wie man ihren Körper in die Luft zerren wollte, sah sie zu ihrem Bruder und hoffte auf eine Lösung von ihm.

"Rociel was soll das? Du kennst doch diese Viecher oder? Was sollen wir mit ihnen machen?"

"Diese Viecher, liebe Schwester, das sind Eulen und ich habe noch nie einen Vogel gesehen, der so schön ist, wie eine Eule. Sind sie nicht herrlich, Falken und Adler mögen ja eine gewiße Klasse besitzen, aber diese Nachtvögel sind so schön. Sie spiegeln fast deine Schönheit nieder, für mich sind sie die schönsten des Tierreiches."

"Schön und gut, aber was wollen diese Eulen von uns?"

"Weiß ich nicht, aber ich bin mir sicher, sie wollen uns nichts böses tun."
"Ja aber sie zerren an meiner Bluse. Ich habe das Gefühl, als ob ich fliegen würde....ahhhh....ich spüre meine Beine nicht mehr am Boden. Rociel, was sollen wir tun, soll ich sie töten."

"Neeeeinnnnn! Lass die Eulen in Ruhe Isabell, du darfst sie nicht töten. Ich spüre es jetzt auch. Wir verlassen den Boden. Man, Wahnsinn, wir verlassen den Boden."

"Du findest das lustig? Wer weiß was die vor haben, oder wem sie gehorchen."
"Isabell, Schwester, die Eulen sind meine Freunde, genau wie sie auch deine Freunde sind. Schau doch, niemals könnte eine einzige Eule einen Menschen tragen, auch zwei nicht, auch nicht drei oder vier. Verstehst du?"
"Nein. Ich fühl mich auch gerade nicht so toll, als das ich sehr viel nachdenken könnte"

"Na du hast es doch vorhin erst gesagt. Das sind genau so wenig Eulen, wie wir Menschen sind. Hahahahaha"

Entweder war ihr Bruder jetzt vollkommen verrückt geworden, oder aber er wusste ganz genau, von was er da redete. Die Situation war zwar paradox, doch sie war bereit ihrem Bruder zu glauben. Wenn er keine Angst hatte und diesen Vögeln vertraute, dann wollte sie das auch tun. Obwohl es absolut nicht sein konnte.


22.12.2003 23:44#99
Todesfürst Es war wirklich Wahnsinn, eigentlich konnten sie das nur träumen, aber es war kein Traum und er freute sich darüber, dass es kein Traum war, es war einfach nur herrlich. Was diese Eulen von ihnen eigentlich wollten, das wusste er nicht, aber er war überzeugt davon, dass sie ihnen nichts Böses tun wollten, denn ansonsten hätte er wieder einmal einen brennen Schmerz am Hals gespürt. Also konnten ihre Absichten nur gut sein und deshalb hatte er jetzt auch keine Angst, als sie mehrere hundert Meter über dem Boden flogen, es war ein Wahnsinniges Gefühl. Sie flogen, das alles konnten keine Eulen tragen, ein Mensch war dazu viel zu schwer. Aber wo brachten sie sie hin? Ihm war es egal, denn jetzt hatten sie endlich diesen Berg verlassen und es war so, als ob damit zwar etwas verloren ging, da sie da oben nur gute Erfahrungen gemacht hatten, doch es war auch sehr erleichternt, fast könnte man meinen war selbst der Berg selber froh die beiden Störenfriede los zu sein. Er hatte seinen Blick lange zur Seite geneigt, dort sah er zwar immer wieder alle zwei Sekunden die Flügel der Vögel, doch er konnte auch den Berg sehen.

Der Schicksalsberg. Mein Schicksalsberg. Mein Schicksal. Ich danke dir Pator, ich danke dir und allen da oben, die das getan haben. Ich werde mein Schicksal annehmen, wie ich es dir versprochen habe. Du hast mir die Augen geöffnet und doch weiß ich nicht mal, wer du eigentlich bist. Eigentlich weiß ich nichts über dich und doch glaube ich eine Ahnung zu haben. Du hast gesagt, dass wir uns wiedersehen, ich freue mich schon drauf, ehrlich. Und bis dahin werde ich hoffentlich meiner Bestimmung gerecht, denn ich bin mir sicher, dass die SIEBEN mir nicht einfach zufliegen werden. Und ich denke auch, dass es nicht geschrieben steht, wie diese Suche ausgeht stimmts? Naja, ich weiß schon, du kannst mir nicht antworten, aber trotzdem weiß ich, dass du mich hören kannst, ich danke dir trotzdem.

Sie flogen weiter und er hatte die Richtung auch erkannt, sie flogen nach Drakia und es war schön hier, ein paar duzend Meter über der Erde, er hatte sich immer gewünscht zu fliegen, auch wenn er lieber so Flügel gehabt hätte wie diese Eulen, jetzt war er auch glücklich, sich dagegen zu wehren hätte gar keinen Sinn gemacht, denn sie würden ihn nicht loslassen und wenn, dann würde er fallen und das würde den sicheren Tod bringen. Nein, das wollte er nicht. Aber er machte sich auch keine Sorgen, er wusste das es gut ausgehen würde, egal wann sie landen würden. Denn es war so, wie es war, sie waren keine Menschen mehr und das waren auch keine Vögel. Irgendwie zog er so Kurioses schier an, aber wenn es weiter so schön bleiben würde, er hätte nichts dagegen.
Seine Schwester war jetzt ein paar Meter von ihm entfernt, am Anfang hatte er noch oft zu ihr rüber geschaut, da schien ihr speiübel zu sein, doch dann war er mit sich beschäftigt und jetzt, als er sich wieder umdrehte, sah er in nachdenkliche Blicke. Er meinte eine Spur von Lachen erkennen zu können, von Freude, doch sie wirkte mehr nachdenklich, hatte die Hände als Stütze genommen und sah nach vorne, den Blick nach vorne gerichtet...

Hey Sternchen, ist das nicht irre, wir fliegen hahahaha, das ist doch ein irres Gefühl oder, wenn wir sowas mal jemanden erzählen, der hält uns für verrückt, für zwei gute Märchenerzähler und würde uns Höchstpreise für einen Kneipenbesuch zahlen, aber glauben tut uns das doch keiner. Hey was ist, lach doch mal, dieser Moment ist doch zu schön, als einfach so vorbeizugehen.



23.12.2003 00:47#100
Isabell Sie sah ihrem Bruder an, sie sah in ein lachendes Gesicht voller Freude und Glück, anscheinend gab es kaum etwas schöneres für Rociel als jetzt hier in der Luft zu sein. Sie freute sich für ihn, wirklich, so ein befreites Lachen würden sie nicht mehr oft zu sehen bekommen, also sollte er es ruhig genießen, sie wollte es ihm auf keinen Fall nehmen. Doch sie wollte nicht reden, nicht jetzt. Sie seufzte nur ein "Ach Mondschein" und senkte dann wieder ihren Kopf. Sie blickte in ein Meer aus Bildern und Impressionen, es war wirklich ein unglaubliches Gefühl zu fliegen. Eigentlich hätte das alles nicht passieren können und es war wirklich ein Eindruck, den man sein ganzes Leben lang nicht vergessen würde. Sie fragte sich, ob es denn nun ein endgültiger Abschluss ihrer Reise war und wenn, ob es denn ein gelungener oder mißlungener war. Aber eigentlich war ihr das alles ein bisschen fremd, deswegen sagte sie auch kaum ein Wort. Sie hatte auch zugegebenermaßen ein bisschen Angst, denn im Gegenteil zu ihrem Bruder waren diese Vögel für sie nur Tiere, einfach Tiere, auch wenn er damit Recht hatte, wenn er meinte, dass es keine normalen Tiere sein konnten. Vielleicht konnte er da anders denken, vielleicht war er da ein bisschen unbeschwerter, vielleicht hatte er da ein kindlicheres Denkvermögen, doch trotzdem war es eine komische Situation. Sie flogen und flogen, es mussten Stunden vergangen sein, sie flogen in den Sonnenuntergang hinein und auch in den Sternenhimmel. Der Wind wehte ihnen um den Körper und ließen sie hier oben frösteln und doch waren die Eindrücke durchweg positiv. Am Anfang ihres Fluges konnte sie nur erkennen, dass sie sich wieder entfernten und in Richtung Drakia flogen, doch nach ein paar Stunden in der Luft konnte sie schon wieder die Felder erkennen, über die auch sie gegangen waren. Sie befanden sich also auf dem Weg nach Hause, zurück nach Drakia. Sie war darüber mehr froh als unglücklich, denn so hatte sie wenigstens eine Ahnung, wo diese seltsamen Tiere sie hinbrachten und außerdem wollte sie Drakia noch einmal richtig Lebewohl sagen, bevor sie das kleine Fischerdorf für eine lange Zeit verlassen würde.
Auch ihr Bruder war jetzt sehr still geworden, er war in sich gekehrt und hatte wohl genug gelacht. Er wirkte nun richtig ausgewechselt, wie schnell sowas manchmal ging. Sie wusste nicht über was er nachdachte, aber wahrscheinlich zog er auch ein Resümee. Sie zumindest tat das, zwar hatte sie die letzten Tage nichts anderes mehr getan, aber es war gut mit geordneten Gedanken nach Drakia zurückzukehren. In Drakia würden sie wieder andere Menschen erwarten und dann würde sich ja zeigen, ob ihre Worte wirklich hielten, oder ob sie unter dem Druck von Menschen zusammenbrechen würden. Außerdem mochte sie sich gerne noch einmal an all das zurückerinnern, damit sie es später ja im Kopf hatte. Sie hatte sowieso nichts besseres zu tun, verständlich, was sollte man hier oben schon groß machen. Sie war eigentlich zu diesem gebunden. Aber trotz allem konnte sie noch keine klare Linie finden, noch immer war sie leicht verwirrt, obwohl doch nun alles so eindeutig schien. Es war ein typisch menschliches Verhalten, denn sie suchte nach irgendwelchen Fehlern und Auffälligkeiten, irgendetwas was sie bestätigen würde. Doch sie fand nichts, absolut nichts. Diese ganze Geschichte schien absolut glaubhaft. Irgendwie war das typisch, sie suchte wie immer nach etwas, obwohl sie doch hoffte nie etwas zu finden.
Am liebsten wäre sie schon wieder bei ihm gewesen, dabei waren sie doch kaum ein paar Meter auseinander. Sie hatte sich so sehr daran gewöhnt und das nach der langen Einsamkeit. Aber sie klagte da auf ziemlich hohen Niveau und das wusste sie auch, ein bisschen unverschämt war es ja schon, manchmal wusste sie selber, dass sie noch immer wie ein kleines Kind war und ganz schön viel verlangte, doch das konnte man nicht ändern. Aber man sollte es ja auch gar nicht ändern. Genau so wenig wie auch alles andere. Genau das machte sie ja zu dem, was sie war.
Isabell hatte wirklich viel nachgedacht, doch immer wenn sie alleine nachdachte musste sie einsehen, dass es keinen Sinn hatte sich weiter damit zu beschäftigen, das war ihr Fehler, aber die paar Stunden Flug hatte sie ganz ruhig hinbekommen.

Irgendwann, es musste schon spät in der Nacht gewesen sein, wurde sie geweckt, das alles war zuviel für sie gewesen, die Erschöpfung durch das Ritual, dazu kam noch der anstrengende Flug für ihren Körper, sie war einfach eingenickt. Jetzt aber wachte sie wieder auf, sie spürte wie sich im Flug etwas änderte und als sie die Augen aufriß und noch alles etwas verschwommen sah, dachte sie man hätte sie losgelassen und sie würde jetzt auf die Erde zurasen, doch sie klatschte nicht auf die Erde, im Gegenteil, sie wurde überaus sanft abgesetzt. Ihr Bruder war schon etwas länger am Boden und schien seine beiden Eulen zu streicheln, wandte sich jedoch jetzt ab und ging auf Isabell zu, doch nicht um sie zu umarmen, sondern um ihre beiden Eulen zu streicheln. Sie verdrehte die Augen und konnte sein Verhältnis zu diesem gefiederten Viechern nicht fassen, obwohl sie zugegebenermaßen wirklich schön waren.

Danach ging alles recht schnell, die vier Vögel verschwanden und zurück blieben die beiden, wieder festen Boden unter den Füßen und ohne Licht in absoluter Dunkelheit. Doch Rociel nahm seinen verflucht nützlichen Stein heraus und dazu einen einfachen Ast und kombinierte sie wieder wie schon so oft zu einer Fackel um, die binnen Sekunden das Gebiet erhellte. Sie hatte ihn diesmal genau beobachtet, es reichte aus einfach an dem Stein zu reiben...wirklich erstaunlich, doch nach so einem Tag wunderte sie nichts mehr. Sie nahm dankend seine Hand entgegen und dann gingen sie gemeinsam zurück, ihre Harfe hatte sie sicher in dem Beutel, den sie die ganze Zeit bei sich trug und ihr Bruder war neben ihr. Der Flug war ohne Probleme geendet. Sie meinte schon ein paar Lichter in der Ferne zu sehen, das musste Drakia sein. Jetzt, jetzt konnte sie sogar wieder lächeln, denn sie war einfach nur froh das überstanden zu haben.


23.12.2003 01:41#101
Todesfürst Und so gingen sie wieder zurück, zurück in das Dorf, zurück zu den Menschen. Sie ließen das Minental hinter sich und auch die Einsamkeit. Sie brachten eine Menge zurück, sie hatten einen großen Schatz gefunden. Doch war es kein Gold, keine Juwelen und nicht mal Materie konnten sie ihren Fund betiteln, sie hatten viel mehr auf ihrer Suche gefunden, sie kamen reich davon zurück.Die Reise hatte ihnen viel beigebracht, die Reise hatte ihnen viel gelehrt, aber auch sie hatten angefangen zu lehren, nicht mehr nur zu lehren. Sie durften Dinge sehen, die wenigen vorbehalten waren, doch sie gaben auch einiges zurück, einiges von ihrer Fund. Das Schicksal hätte auch anders ausgehen können, doch sie hatten sich beide entschieden, beide wählten denselben Weg, ob es die richtige oder die falsche Wahl war, das konnte man nicht sagen. Überhaupt war alles noch so offen. Es war wie ein belegtes Brot. Zwar dachte die Butter, dass sie das Brot beherrschte, doch eigentlich war die Wurst oder auch der Käse der wirkliche Herrscher. So konnte man es auch hier sagen, zwar glaubten gewiße Mächte, dass das Schicksal von Rociel und Isabell nun entschieden war, doch eigentlich wurden sie nur getäuscht, getäuscht von einer wahren Macht, einer Macht, die sich aus ihren Fund und einer anderen Komponente zusammen setzte.
So hatten es auch die beiden gesehen, Pator und Tarugie, im Dienste des einzig wahren Gottes hatten sie ihre Rolle als Beschützer aber auch als Weiser der beiden vorbildlich eingenommen und auch ihr Schicksal war noch längst nicht entschieden, obwohl es fast den Anschein hatte.

"Ich bin wirklich überrascht von dir Pator. Ich habe selten so etwas von dir gesehen."

"Von was redest du denn jetzt schon wieder Tarugie?"

"Na deine Rolle während des Gesprächs mit Rociel. Du hast dem Jungen klar gemacht, was du tun musstest, doch du warst nicht wie sonst, nicht so kalt und genau."

"Du kennst unsere Rollen, wieso sollte sich daran etwas ändern? Wie ich bin ist doch vollkommen egal, hauptsache ich erfülle unser Schicksal."
"Weißt du, vielleicht ist unser Schicksal ja auch anders als bisher gedacht. Vielleicht sind die beiden ja der Schlüssel. Hast du es eigentlich gemerkt? Ich hatte Recht."

"Womit hattest du Recht"

"Na das die beiden nicht nur Geschwister sind."

"Ach das meinst du. Ja, ja du hattest Recht. Ich hoffe nur, dass es sich nicht negativ auf sie aufwirken wird, das es ihnen zum Verhängnis wird. Egal was ich mir auch wünsche, unsere Aufgabe besteht darin den Schicksalsboten und die Schicksalsrichterin auf ihre kommenden Aufgaben vorzubereiten. Es ist wichtig, dass sie es schaffen. Nur der Tod kann sie noch auf der Erde aufhalten, aber das müssen wir verhindern. Wenn sich die Prophezeiungen nicht erfüllen, dann..."
"Dann haben wir versagt, ich weiß. Wir dürfen nicht an ein Versagen denken, wir sind zwar hier und sie sind da unten und immer wenn wir sie sehen, dann wirken sie so hilflos, so wie kleine Kinder, die man beschützen muss, aber glaub mir Pator, die beiden sind nicht zu unterschätzen, Spürst du sie denn nicht ihre Macht? Sie reicht schon beinahe an die Hiperphondien heran und von denen bis zu uns ist es auch nicht mehr weit und vergiß nicht, sie sind immer noch Menschen."
"Menschen mit Dämonenblut und dem Geschenk das uns auch zugegen ist."
"Hm...ich finde, dass wir ihnen vertrauen können. Sieh sie dir doch nur an. Ich denke nicht, dass uns Rociel und Isabell enttäuschen werden, dafür ist es zu spät. Man hätte sie früher manipulieren müssen, jetzt aber tragen sie die ganzen Peitschenhiebe an ihrem Körper, von denen werden sie nie loskommen. Ich denke mal, dass ihr Wille unbrechbar ist. Ich wünsche es mir. Ich wünsche es auch ihnen."

"Wir werden sehen liebe Tarugie, wir werden sehen...sie haben ein Ziel erreicht, doch was die Zukunft bringen wird, das weiß niemand...

.................................Ende

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