(Seite 1)




02 Westargaan


Und täglich grüßt das Samhainfest



Samhain! Ein uraltes keltisches Fest, das vor Halloween und den christlichen Totenfest schon da war und ursprünglich um den Monatswechsel zwischen Oktober und November stattfand. Ein Fest zu ehren der Toten, ein Fest zum verabschieden der alten Zeit und begrüßen einer neuen Zeit, der Wechsel von Sommer auf Winter.
Im RPG feiert das Waldvolk auf ähnliche Art und Weise dieses Fest, das als das höchste der waldvölkischen Feste gilt.
Die Gemeinschaft versammelte sich in Schwarzwasser direkt am (Schwarz)Marktplatz, der festlich und angemessen geschmückt wurde. Tische sind rund um einen erhöhten Podest verteilt und allesamt gedeckt. Die Waldvölkler und Gäste nehmen Platz und lassen an jedem Tisch einen Platz frei. Jener wird zu ehren der Toten und der Vermissten frei gehalten. Auf den Podest steigen ein paar der Druiden hinauf und sorgen für Ruhe. Sie sprechen Worte zu diesem Fest, erinnern daran weshalb man Samhain feiert und erinnern an die Toten. Weißer Rauch steigt aus einer bronzenen Schale auf und einer der Druiden spricht seine persönlichen Worte. Er dankt allen die in diesem Jahr der Gemeinschaft mit Blut, Schweiß und Tränen halfen, er erinnert an die Toten und erinnert an die Natur die dem Waldvolk gibt und nimmt. Er erinnert an den ewigen Kreislauf und er erinnert daran, was das Waldvolk schon immer war, ist und bleiben wird - seit Vater Adanos und Mutter Natur die Ersten ihres Volkes erwählten und sie zu Hütern dieser Welt machten.
Und dann eröffnet er das Essen und reicht die bronzene Schale weiter.
Essen wird an allen Tischen serviert, die Hooqua schimpft und ist doch stolz auf ihre Werke. Kürbissuppe, Wildbret und Sumpfrattenbraten. Fisch, Brot und Reis. Dazu ein Würzwein oder Bier. Man hat nicht viel, doch hat man genug für dieses Fest gehortet.
Die Stimmung scheint recht fröhlich für ein Totenfest. Nahezu zu fröhlich, doch dies ist Teil der waldvölkischen Kultur. Sie sind wohl die Einzigen die bei Todesfällen das Leben feiern. Doch so ehren sie eben auf ihre Art die Toten, erzählen Geschichten über jene die nicht mehr sind, stoßen dabei an und speisen gemeinsam als würde man den Ehrentag von jemanden feiern.
Auf das Podest steigen nun auch andere. Die bronzenen Schale wird dabei immer weitergereicht und die Menschen sprechen ihren persönlichen Dank aus. Sie danken jenen die sie im Herzen haben, sie danken jenen die ihnen halfen, sie danken der Natur und sie erinnern an Dinge und manch Vermisste und Tote. Ihre Worte werden von den vier Winden weiter getragen, erklingen in die Welt hinaus und dann wenn sie gesprochen haben, sprechen andere und man nimmt wieder Platz am Tisch. Die ganze Gemeinschaft macht es und jedem wird zugehört. Einen Vorfall gibt es. Eine Druidin spricht seltsam, spricht in einer Art Vision von etwas, womit niemand so recht was anfangen mag. Doch es bleibt in den Köpfen.
Als die Dämmerung anbricht, beginnt der rituelle Part dieses Tages.

Ein Lied erklingt. Alt wie das Waldvolk selbst und in uralter Sprache aus einer Zeit, derer sich nur noch das Waldvolk erinnert. Nicht viele sprechen die alte Sprache und doch verstehen viele des Waldvolkes von was das Lied erzählt. Es ist wie das Flüstern des Windes in den raschelnden Blättern. Es ist wie das Singen des Wassers in einem rauschenden Bachlauf. Es ist wie das Brüllen der Erde, wenn man sein Ohr an einen Fels hält.
Wer eins mit der Natur ist, kennt ihre Sprache. Das Lied erzählt vom Waldvolk. Vom Ersten der Druiden der das Leben zurück brachte, nachdem die große Flut über die Welt kam. Von den Helden die danach kamen und vielen die die sie begleiteten. Das Lied spricht von der Natur, vom Anfang und vom Ende. Von Neuerung und vom Leben. Das Lied mag man nicht in einen Text fassen können. Man hört es und weiß es, wenn man dafür bereit ist.
Ein Fackelzug zieht rund um das Dorf und folgt der Blüte des Lebens. Einen göttlichen Stab den der Erste der Druiden bekam, um damit das Leben in Adanos Sphäre in aller Vielfalt zurück zu bringen. Der Kopf des Stabes ist eine prächtige, kristallartige Blüte die in den Farben der Natur schimmert. Als die Blüte die Baumkrone erreicht verteilen sich alle rund herum und man gedenkt noch einmal in einem stillen Moment der Toten. Dann spricht die Jüngste der Druiden uralte Worte und erweckt den Stab.
Die Gemeinschaft erlebt wie die Blüte sich schließt und mit ihr sich auch der Sommer verabschiedet. Man spürt es regelrecht und sieht es auch, denn alles Leben scheint in die Blüte einzukehren. Die geschlossene Blüte bekommt ein eisblaues Leuchten und in einen letzten Augenblick spüren alle Versammelten die Wärme in sich. Es ist wie die Umarmung einer liebenden Mutter ihrem Kind gegenüber. Es ist der Abschied von Mutter Natur, die ruhen wird und erstarkt zurückkehrt, wenn der Winter weicht.

Der Sommer, die Zeit des Lebens hat sich verabschiedet und diesem zu ehren und um den Winter zu begrüßen, entzündet man ein großes Feuer. Unten auf dem Podest steht ein Scheiterhaufen und die Fackeln entzünden jenen. Ein jeder der etwas ins Feuer wirft, wirft auch etwas aus der vergangenen Zeit hinein. Um zu vergessen, um abzuschließen oder einfach um etwas Neues zu beginnen. Manch einer wirft seine letzte myrtanische Münze ins Feuer, da er hier seine neue Heimat fand. Ein anderer wirft mehr seine quälenden Gedanken hinein und befreit sich geistig von der Last, um neu zu beginnen. Wieder andere werfen Sklavenfesseln, Ringe, Waffen oder sonst etwas hinein. Hier und jetzt soll man mit etwas abschließen. Es ist wie ein neues Jahr in das man hinein feiert und dies beginnt man mit neuer Kraft.
Musik erklingt und mit dem großen Feuer, mit der noch lange währenden Nacht beginnt ein berauschendes Fest, wie man es sich beim Waldvolk vorstellen mag. Sumpfkraut und Alkohol gehen um, es wird freudig getanzt und gesungen. Es wird gegessen und Geschichten erzählt. Das Leben wird abermals gefeiert, als wäre der morgige Tag der Letzte. Tradition lebt auf und immer wird ein Platz an den Tischen frei gehalten. Die Toten und Vermissten sind auch hier willkommen.
Und sie scheinen die Lebenden zu hören.
Man sagt in dieser mystischen Nacht wird der Schleier zwischen Diesseits und Beliars Reich dünn und Beliar gewährt den Seelen derer man sich erinnert eine Nacht unter den Lebenden. So manche scheinen Verstorbene in dieser berauschenden Nacht zu sehen. Sitzend und mitfeiernd an den Tischen. Tanzend oder nur spaziernd zwischen all den anderen oder aber auch in Abstand zu den feiernden, um jenen zu begegnen die sie hören.
Ob es doch alles nur der Alkohol und das Sumpfkraut ist oder doch mehr? Die Frage kann man sich wohl nur beantworten, wenn man selbst Teil dieses großen Festes des Waldvolkes war.


Von wilden Männern und einen seltsamen Schrein



Ich glaub ich hab immer noch einen Kopf von Samhain.
Blödsinn! Du hast nur wieder zu starkes Kraut geraucht. Wo hast du überhaupt heute Morgen gesteckt?
Wo ich war? Ich habe mir diesen wilden Mann angeguckt. Sowas kriegt man ja nicht täglich zu sehen!
Du meinst den Dämon den man da in den Käfig sperrte?
Ja, genau! Wo alle meinten es wär ne Bestie bis man den endlich schnappte.
Ich weiß ja nicht. Ich glaube das ist nur ein armer Irrer den man hätte besser totschlagen sollen. Ein Findelkind, das man irgendwann aussetzte und das von Tieren aufgezogen wurde. Aber ein Mensch kann er nicht mehr werden. Ein Tier ist er, weil er wie ein Tier lebte. Er ist eine Bestie.
Er hat aber einen Menschenkörper. Ich denke er wird wieder ein Mensch. Ein Kind wird doch nicht von Tieren aufgezogen! Ich glaube der hat sich mal in den Sümpfen verirrt und wurde nur etwas irr oder hat sich den Tiefen Sümpfen angepasst.
Da halte ich gegen! Eine Goldmünze darauf, dass er austickt und wie eine Bestie hier noch was Schlimmes macht! Guckst du den in die Augen, pisst du dir in die Hose! Das ist kein Mensch mehr!
Da gehe ich mit! Der wird wieder ein Mensch! Wirst sehen! - Übrigens hast du dir wirklich in die Hose gepisst? Sag bloß, du stinkst deswegen so?

Was? Pass mal auf was du da sagst, Freundchen! Ich war am Schrein und habe da eine kleine Opfergabe entrichtet. Die Leute haben recht. Dieser Schrein der am Morgen nach Samhain erschien, ist ein Zeichen für uns alle. Ein Zeichen von Mutter Natur. Das ist Mutter Natur! Da bin ich überzeugt!
Überzeugt? Hmm, kannst recht haben. Aber hat Mutter Natur wirklich zwei Köpfe? Ich weiß ja nicht. Wieso schaut sie so aus?
Wüsste ich das ganz genau, wüssten alle mehr. Aber einer der Druiden meinte das diese zwei Köpfe wohl symbolisch da sind. Schau dir doch mal den ganzen Schrein an. Ein Kopf jung und schön, wie wir beide die in der Blüte unseres Lebens stehen. Der andere Kopf alt und gezeichnet. So wie am Ende des Lebens. Und vergiss nicht, das diese Frau da schwanger ist. Ein mächtiges Zeichen für das neue Leben. Alles kann man mit Mutter Natur verbinden. Alles mit dem ewigen Kreislauf. So sagte er es mir und ich glaube das.
Habe am Schrein ein paar Baumsamen geopfert, nachdem wir Holzfäller heute Morgen ein paar Bäume gefällt haben. Ich hoffe sie nimmt diese Gabe an. Angeblich soll sie es bei einen der Jäger. Die haben Scavenger gejagt und ein paar erlegt. Sie fanden ein paar Eier und nahmen die dann auch gleich mit. Als sie am Schrein vorbei schritten, hielt eben einer der Jäger und gebot anzuhalten. Dann hat er die Scavengereier vor den Schrein gelegt und Mutter Natur für die erfolgreiche Jagd gedankt. Und weißte was dann geschah? Aus den Eiern schlüpften kleine Scavenger. Aus einen sogar zwei auf einmal! - Dann krähte plötzlich ein Scavenger der hinter dem Schrein erschien und die kleinen folgten dem Altvogel. Wenn das nicht ein Zeichen ist, was dann?!

Dann war es vielleicht ein riesiger Zufall? Aber, nein, sowas geschieht doch nicht zufällig? Meinst du die Baumsamen werden da aufkeimen?
Ich weiß es nicht. So sagen es hier eben die Leute. Ich hoffe es. Du solltest vielleicht auch die Tage ein kleines Opfer des Gebens an die Natur am Schrein der Mutter - so sprechen manche über den Schrein - da lassen. Lass uns aber nun losgehen. Müssen die Bretter nun zuschneiden.

(--ornlu)

Blättern: 1 2