06 Fürstentum Quasar

Unheimlicher Besuch aus Übersee

Ruhig liegt sie da, die Stadt Quasar. Vorsichtig lenkt der Mond ein wenig des fernen Sonnenlichtes in die dunklen Gassen der Stadt. Doch die Ruhe ist nur ein Deckmantel, um die Aufregung der letzten Wochen zu verbergen. Doch man spricht noch immer über die jüngsten Ereignisse; hinter verschlossenen Türen und vorgehaltener Hand. Mit gesenkter Stimme diskutiert man über all die Geschehnisse, über den Lindwurm, den Betrug, die Fremden, die Kämpfe und ... den Namen. Doch dringt davon nichts an fremde Ohren, nach außen schweigt die Stadt. Nach außen ruht sie, ruhen wir. Und der Mond sendet fahles Licht dazu.

Doch lasst mich von dem berichten, was sich zugetragen hat. Es begann zur Zeit der Rückkehr Medins aus den Minen. In letzter Zeit hatte unerwartet wenig Erz den Weg in die Hauptstadt gefunden. Bei den nachfolgenden Kontrollen zeigte sich, dass der verantwortliche Amtsmann Reginald größere Mengen für sich zurückbehalten hatte. Jetzt fand er sich als Gefangener in Medins Tross wieder. Doch dies war nicht die einzige Trophäe. Auf einem Karren wurde der stinkende Kadaver eines Lindwurms in die Hauptstadt gefahren. Es hieß Medin habe ihn eigenhändig erschlagen.
Gleichzeitig erschienen auch diese Fremden in Quasar. Sie waren übers Meer gekommen und im Hafen vor Anker gegangen. Männer und Frauen, eine Rothaarige sogar mit einem Säugling, alle bewaffnet und unbekannt. Was sie hier wollten wusste keiner. Doch dann durchstreiften sie die Stadt und suchten und fragten. Sie suchten nach Büchern, wollten in den privaten Bibliotheken stöbern. Und stets ging es um das gleiche Thema: Die Verbindung zwischen Waffen und ihren Besitzern. Klingenmystik! Ich hatte bisher kaum etwas darüber gehört, nur eines: Jeder, der diese geheimnisvolle Bindung zu seinen Waffen eingegangen war, war gestorben. So hatte ich in wenigen alten Berichten und Legenden gelesen. Doch sie fragten nicht nur nach Büchern, sie fragte auch nach einem Namen. Nach einem Namen, der nicht ausgesprochen werden sollte, über den man schwieg.
Ich hab sie beim alten Vintino gesehen, erst die Rothaarige mit einer anderen Frau, dann zwei Männer. Die letzten beiden hab ich danach nicht wieder gesehen, wohl aber die Rothaarige. Es war in einer der folgenden Nächte. Ich konnte nicht schlafen und schaute aus dem Fenster. Da eilte eine Gruppe Menschen vorbei, sie kamen vom Hafen her. Und im Mondlicht hab ich die Rothaarige erkannt. Bald folgten, was mich staunen ließ, die anderen Fremden in voller Bewaffnung. Als später noch einige Gardisten durch die Dunkelheit schlichen, wurde es mir Angst. Dann war lautstark das Bersten von Holz zu hören, eine starke Kellertür war eingeschlagen worden. Die Einwohner haben mir von lauten Schreien und dem Klirren von aneinander geschlagenen Waffen erzählt. Doch keiner weiß, was dort im Untergrund wirklich vor sich gegangen ist.
Am nächsten Tag sah man die Spuren der Auseinandersetzung. Hier und da fanden sich bräunlich-rote Flecken auf den Straßen. Man munkelt, dass die Rothaarige schwer verletzt wurde, doch sie wird wohl nicht die einzige gewesen sein. Auch Medin, der Drachentöter, soll eine Verletzung davongetragen haben. Außerdem war plötzlich das Schiff verschwunden und mit ihm die Fremden. Genauso geheimnisvoll und plötzlich, wie sie erschienen sind! Sogar die große Balliste sollen sie zerstört haben, um ihr Verschwinden zu ermöglichen. Und hier und da hört man leise Stimmen, dass Medin sie hat ziehen lassen. Doch das mag glauben wer will. Mit Innos’ Hilfe sind wir sie wieder los!

Jetzt hat die Stadt wieder Ruhe. Und so soll es auch bleiben. Mit Innos’ Hilfe!



(-- Adson Muller)