06 Schatzkästchen



Mittlerweile sind die Kämpfe um die Silberseeburg vorbei und das Leben beginnt sich zu normalisieren. Jäger finden sich in der Burg ein, da dort gute Preise für Fleisch gezahlt werden, um die leeren Vorratskammern aufzufüllen und die zahlreichen Arbeiter zu versorgen. Einer dieser Jäger ist Onyx, der sich mit einem seiner Gefährten, bevor man sich auf den nächsten Jagdausflug vorbereitet. Dabei hat der Leser die einmalige Möglichkeit, den unbekannten Begleiter des Jägers besser kennenzulernen:

Von Ornlu, 05.08.2012 (Originaltext)

"Kalter Stein. Die Menschen der Städte haben ein seltsames Verständnis von Heimat.", meinte Hjalti und schnitzte weiter an einem Holzstück. Sie saßen hier im Burghof wo sowas wie Normalität eingekehrt schien, wenn man die Reperaturarbeiten und all den Kram mal ignorierte. Farngas hatten sie mit anderen Waldläufern gen Tooshoo bringen lassen. Er brauchte den Heiler. Gundas hingegen war seit gestern unterwegs im Bluttal, um gute Jagdorte zu sichten. Onyx als auch Hjalti erwarteten ihn in den nächsten Stunden und dann wäre das herum sitzen auch endlich wieder vorrüber. Für dne Keiler hatten sie eine hübsche Summe bekommen und Onyx hatte aushandeln können, dass ihre Gruppe auch als recht gut bezahlt galt. Dafür forderte man natürlich was, aber wenn sie bald wieder liefern würden, würden sie wieder gut bezahlt werden.

"Kalter Stein für Menschen von Stadt sein wie Ehe. Leben nicht mehr frei, aber irgendwie sicher. So man sich wohl sagen. Du haben Frau, Hjalti?", fragte Onyx.

"Hmm...wenn das Weib nicht bei Beliar ist..dann ja. Aber lass dir sagen, dass Beliar sie wohl wieder aus seinem Reich verbannt - so ein Frauenzimmer gibts nicht zwei Mal. Komme ja aus Nordmar und wegen ihr bin ich abgehauen. Kriegerweiber - halt dich von so Frauen fern. Da guckst du einem Weib mal hinterher, das besser kochen kann und mal nen richtigen Hintern hat und schon will sie dich entmannen. - Gut, bin ja selbst schuld wenn ich bei der einen im doppelten Sinne naschen durfte, aber statt im Clan auf mich zu warten, wenn ich von der Jagd komme, war unsere Kriegerprinzessin eben unterwegs und wollte Orks metzeln. Sie und dieses beschissene >Wir müssen Orks abstechen, zerhacken, aufschlitzen, kauen, ausscheißen! Wir sind die Söhne des Nordens blabla...der schmächtige Myrtaner hat zu denken, dass wir mit Axt geboren werden.< ging mir eben auf den Zeiger. Und wehe du murrst deswegen mal, dann schneiden dich alle im Clan. - Nein, Onyx. Als ich zu unseren Leuten kam, wusste ich wo mein Platz ist und die Frauen schauen auch aus wie Frauen und nicht wie Orkinnen oder Ziegen.", erzählte Hjalti der im Vergleich zu Onyx recht helle Haut und auch recht helle Haare hatte. Er war kein Dummkopf und dazu sehr versiert mit dem Speer, ein guter Jäger der wusste wann Mut zu Dummheit wurde. Das unterschied ihn wohl auch von denen, die einst sein Stamm waren - das mochte Onyx.

"Onyx von so Frauen gehört. Damals in Barriere waren auch so Frauen. Reiten auf Scavenger und nehmen Mann gefangen für Bunga-Bunga. Manche gesagt das wollen zähmen Weib, aber nie gehört das auch haben - ausser von Großmaul. Onyx damals nie in Gebiet gegangen. Wozu Gefahr suchen, wenn nicht müssen?", meinte der Hüne und fütterte dann Adler. Der Greifvogel war wieder ein Stück gewachsen und zu Onyx zurück gekehrt. Es war wichtig zu sehen, ob der Adler wirklich frei zu Onyx zurück kam. Es war sozusagen eine kleine Prüfung die Onyx von den Waldläufern geraten wurde, die im Bluttal mit Tiergefährten unterwegs gewesen waren, als es gegen die Myrtaner ging. Onyx hatte gehört, dass einer einen Scavenger besaß der aufs Wort hörte und angriff. Ob der Waldläufer auch Probleme hatte an Essen zu kommen wusste er aber nicht. Hätte er einen Scavenger, gäbe es jeden Morgen eine große Pfanne Rührei.

"Barriere...auch schon ewig her, oder? - Ach Onyx...das Weibsvolk ist seltsam in dieser Welt. Sie greifen zu Waffen, sehen zierlich aus, haben Kraft wie zwei Bären, springen dir auf und über den Kopf und machen bei den dümmsten Sprüchen und Szenerien die Beine breit, als entsprächen sie einzig einer abartigen Männerfantasie von Männern die noch nie ein Mädchen geküsst haben. - Hmm, da kommt Gundas.", merkte Hjalti an.

"Bewahret, Brüder! Und wie läuft es hier?", fragte Gundas und setzte sich dazu.
"Bewahre, Gundas! Naja nichts läuft. Paar die uns angaffen, paar die in der Nase popeln und paar die denken sie wären uns überlegen, weil sie hübschere Stiefel haben. Und bei dir?", fragte Hjalti.
"Hab ein nettes Örtchen im Tal gefunden. Hoffe mir sind diese Jäger zweiter Klasse nicht gefolgt. Können morgen dahin aufbrechen. Sagt mal was soll der Spaß da in der Büßerschlucht? Baut da jemand für Ethorn ein Prinzessinnenschloß oder wie?", fragte der Jäger von Tooshoo - sie alle waren Jäger von Tooshoo und noch keine Waldläufer, wie sie von manchen fälschlich betitelt wurden.
"Soll ein Tor werden oder sowas. Nicht das Myrtaner da ein uns aus spazieren, als wärs bei Mutti Daheim. Fragt sich nur ob wir da ein und aus spazieren dürfen, wenns fertig ist. Ich male mir bei der Gerissenheit der Menschen der Städte aus, wie sie einen Zoll verlangen. Sollte es so kommen, bauen wir am Ufer eine Anlegestelle und fahren die Leute für den halben Preis dann von einem Ufer ans andere.", meinte Hjalti.
"Oder machen Tor Feuer. Was soll scheiß da sein? Weg sein Weg. Gehören allen, weil alle darauf reisen. Wenn alles gehören jemand, wen gehören dann Luft? Wir bald Zoll für Luft bezahlen? Nein, die da besser aufpassen was machen. Wo genau sein Ort von gute Jagd, Gundas?", brummte Onyx.
"Zeig ich dir...", sprach der Jäger und kramte eine Karte des Bluttals hervor, das unter den Waldvölklern nach den Gefechten im Tal angefertigt worden war. Dann begann Gundas zu erzählen was für Spuren er dort fand...
Im Questforum ist derzeit wieder Leben eingekehrt, wofür auch Callindor verantwortlich ist. Der folgende Beitrag ermöglicht einen kleinen Einblick:

Von Callindor, 30.08.2012 (Originaltext)

War es Zufall gewesen, der die beiden Männer nach so langer Zeit erneut zusammen führte? Eigentlich hatten sie oftmals entgegengesetzte Ansichten, auch, was Callindor betraf. Vor allem, was ihn betraf. Hier prallten die Gefühle eines besorgten Bruders auf die Emotionen eines Geliebten. Doch über die Jahre legte sich wohl so etwas wie ein Hauch von Freundschaft darüber, sodass sie sich duldeten und gemeinsam Seite an Seite kämpfen würden, wenn es erforderlich sein sollte.
Valen hatte neben Nero Platz genommen, und sah ihn im Schein der Tavernenbeleuchtung und den tanzenden Schatten an. Es war ihm anzuerkennen, dass Callindors Bruder nicht wirklich auf der Höhe war. Etwas belastete wohl seinen Geist und ebenso sein Fleisch. Valen konnte die offnen Wunden mit seinen Geruchssinn auch mit verdeckten Klamotten mehr als wahrnehmen. Darüber hinaus stimmte ihn Neros Bemerkung etwas nachdenklich. Dämonen und Geister? Nein, das war es wohl weniger, was Valen, Demron und andere mittlerweile auch des Nachts herum trieb.

"Du hast wohl verdammt viel durchgemacht in letzter Zeit, was?", bemerkte Valen, während er sich aus dem Glaskelch, den er aus seinem Zimmer mitgenommen hatte, einen Schluck seines Himbeersirups gönnte. Nero grummelte nur etwas in sich hinein und überging diese Bemerkung, ebenso, wie auch Valen dessen Frage unbeantwortet gelassen hatte.
"Nun, erzähl schon, oder muss ich es aus dir herausprügeln?"
Nero blies ihm die Pfeifenrauch ins Gesicht, doch Valen rührte keinen Muskel als Reaktionn darauf.
"Interessant, dass du gerade mich das fragst. Korrigier mich, falls ich mich irre, doch ich hatte dir das Amulett übergeben, mit dem du mich im Notfall kannst herbeizitieren. Nur weder sehe ich es an dir, noch spüre ich dessen Gegenwart. Vielleicht solltest du mir erstmal sagen, was mit dem Ganzen zu tun hast, bevor du mich verhörst."

Valen sprach da einen interessanten Punkt an, der noch zu klären sein würde und gerade als der Dieb auf eine Antwort des Magiers wartete, stieß von hinten jemand gegen den Stuhl, auf dem Valen sich niedergelassen hatte, was dieser zum Anlass nahm, sich mit zügigem Blick seine Umgebung anzusehen.
Die Stimmung in der Taverne war ausgelassen, trotz, oder gerade wegen der vorgerückten Stunde. Viel wurde gesprochen, gegessen, getrunken und gelacht. An einem Tisch gab es ein Duell im Armdrücken, an einem anderen wurde um die Wette Bier vernichtet. Und darüber schwang die Melodie eines Zupfinstruments und eines lieblichen Gesangs. Der stramme Kerl, der ihn angestoßen hatte, nahm wieder Platz, setzte zu einem sättigenden Hieb an und warb dann für die nächste Partie im Armdrücken. Es schien alles so alltäglich, üblich.
Trotzdem wurde Valen misstrauisch. Etwas ging vor sich, auch wenn er nicht genau sagen konnte, was es war, dass ihn seine Sinne schärfen ließ.

Plötzlich spürte Valen eine Hand auf seiner Schulter und er wurde zurück in das Gespräch mit Nero gerissen. Spürte es der Magier denn nicht auch? Wurden sie beobachtet?

Noch einmal ließ Valen seinen Blick schweifen, doch der Saal war verraucht und Musik spielte, es war laut und dich gedrängt. Es war ihm unmöglich, hier etwas festzustellen.
Frustriert und eher beiläufig nahm Valen noch einen großen Schluck aus dem Glasgefäß, angespornt durch die Hoffnung, es würde seine Fähigkeiten verbessern, um ihn klarer sehen zu lassen.

"Nero ... was ich dir jetzt sage ...", begann Valen irgendwie neben sich, denn seine Unsicherheit hatte ihn leicht panisch werden lassen, als habe er nicht mehr viel Zeit, und er müsse Nero über so viel wie möglich informieren, sollte er später nicht mehr in der Lage dazu sein. Die Frage, die er Nero zuvor gestellt hatte, wegen dem Amulett und seiner Ankunft, hatte er inzwischen völlig vergessen, es spielte im Moment auch keine Rolle. Nur war die Frage, ob Valen ob seiner Sinnesschwierigkeiten in der Lage war, festzustellen, was im Moment noch wichtig war. Die Kopfschmerzen kamen erneut wieder und ein unerwarteter Druck in seiner Brust zwang Valen zum Aufstehen, während dessen er aus Versehen das Kristallglass mit seinem Drink umschüttete, und der rote Himbeersaft bedingt durch das Licht der Fackeln fast bräunlich in das Holz des Tisches einsickerte. Es roch für ihn plötzlich seltsam scharf nach Verwesung und Tod, so wie Nero es zu Beginn erwähnt hatte, doch dies war eindringlicher, intensiver ... und der Dieb fürchtete sich davor. Aufgescheucht besah sich Valen erneut den Tavernensaal und in dem Moment setzte die Musik und der Gesang aus, der Brüllen und Anfeuern verstummte und wurde überzogen von einer Totenstille. Nur noch das Flackern und Knistern der Fackeln unterbrach den stummen Reigen. Und als wäre dies noch nicht genug, richteten sich die Augen aller in der Spelunke anwesenden Leute auf ihn, mit einem Schlag, als folgten sie einem Befehl.
Valen überkam ein ungutes Gefühl. Ihm war bewusst gewesen, dass er sich nicht würde ewig verstecken können, so man dies überhaupt so nennen konnte, schließlich war es eine Taverne, wo er Rückzug gesucht hatte. Dennoch hatte ihn dieser Auftritt kalt erwischt. Schwer atmend senkte der Dieb sein Haupt in Richtung Nero's Ohrs und flüsterte ihm zu:

"Du musst etwas für mich erledigen, rasch. Callindors Artefakte, die Handschuhe, das Amulett, bring alles, was du finden kannst hier her. Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Pass auf dich auf."

Valen wunderte sich selbst über die Besorgnis, die in seinen Worten mitschwang, doch Nero war darin involviert, ganz egal, wie es ursprünglich dazu gekommen war. Und während er die Treppe erklomm, spürte er die Blicke aller Gäste in seinem Rücken, die ihn verfolgten, als wüssten sie über seine Herkunft, und seine Absichten Bescheid. Schnell huschte er in sein Zimmer, verbarrikadierte die Tür mit den kleinen Riegel und dem großen Holzbalken als Querriegel und hockte sich neben den Kleiderschrank in den Schatten, wartend, falls nötig die gesamte Nacht.

Was Valen nicht mehr mitbekam, war die Reaktion des Tavernenpublikums, als er die Treppe um die Ecke bestiegen hatte, denn sogleich begann erneut das Zupfenspiel und der liebliche Frauengesang, dazu das Gröhlen der starken Männer, die sich gegenseitig ob ihre Stärke oder ihrer Schmächtigkeit stichelten. Bierkrüge wurden beim Armdrücken in der Hitze des Kampfes umgeworfen, Frauen bedienten die Gäste, wurden mit Pfiffen und Blicken, ab und an mit unzüchtigen Berührungen angegangen, und es war .... so wie immer.

Und dennoch.

So sehr er es auch versucht hatte, war ihm die Gestalt in dem dunklen Mantel dort in der hintersten Ecke fast neben dem Kücheneingang entgangen, die unablässig ihre Mundwinkel eine Beschwörungsformel murmelnd bewegt hatte und sich gerade ausreichend in den Schatten drehte, als Nero dabei war, die Taverne mit schnellen Schritten zu verlassen. Der Feuermagier war wohl nicht bereit gewesen, noch länger dem Schauspiel beizuwohnen, das extra für Valen und ihn arrangiert worden war.

Es war das schwache Aufflammen eines Lächelns, das man erahnen konnte, als eben jene Gestalt nach einiger Zeit ebenfalls die Taverne verließ. Seine Arbeit war hier für heute getan. Es war noch nicht an der Zeit. Valen sollte leiden, und er hatte gerade erst damit begonnen.