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03 Ostargaan

DAS KASTELL

Flüsternde Wahrheiten

Der Hohepriester Sinistro und sein Schüler olirie gingen zum Beginn des letzten Monats einem mysteriösen Flüstern auf den Grund, welches sich tief in den Schädel des Schülers eingegraben hatte. Ihre Erkenntnis: Manchmal reicht es, das Innehalten zu befehlen, selbst, wenn man glaubt, die Stimmen ob ihrer Größe und Wucht nicht zum Schweigen bringen zu können. Die Einfachheit der Welt hat hier bewiesen, dass sie noch immer zu dem ein oder anderen perfiden Streich in der Lage ist. Illusionen zu verfallen, ist die Strafe des eigenen Unvermögens, sie zu erkennen.
So ist der Schüler nun wieder Stimmenfrei und hat die Wahrheit mal wieder von einfacher Gestalt erkannt: Auch der Tod verhilft zu großer Weisheit nicht.

Wahrheiten im Verborgenen

Zur Mitte des vergangenen Monats erwachte auch Narzuhl, einstiger Besessener von einem Dämon, welchen er sich mutig magisch aus dem Kopf geschnitten hat, mit schwerem Schädeldröhnen. Ihm wurde, nach einigen Bewegungen, die er, so erkannte er alsbald, noch recht gut beherrschte, bewusst, dass sein Erinnerungsvermögen nicht mehr zu den Dingen gehörte, die er verstand. Er glaubte - zu wissen wäre der Logik hier auch nicht dienlich - sich an Etwas zu erinnern, was ihm nicht mehr im Kopfe ist. Ja, er hat nicht nur den Dämon beschnitten, sondern auch sich selbst. Nun ist er seit einigen Tagen auf der Reise nach den Fragen, die seinen Geist seit etlicher Zeit bewegen. Nämlich zum Beispiel: Warum habe ich nicht auch meinen Namen und dergleichen verloren? Warum weiß ich noch wie ich einen untoten Diener rufen kann, aber kann mir kaum merken, was ich gestern gegessen habe?
Beinahe möchte man ihm raten, glücklich mit dem Nichtwissen zu sein. Aber glücklich ist der Mensch wohl nie und ihm ist es nun einmal wichtig, zu wissen, was er gestern gegessen hat.

Im Verborgenen der Schatten sich regt

Zum Ende des Mais, da die Tage länger und länger wurden, die Sonne heißer und heißer und die Unschuld der Schwarzmagier sicherlich nicht weißer… reiner… weiser... ist der Magierin Lucia van der Berg doch etwas ins Auge gesprungen. Bei einem Gespräch mit dem Hohepriester olirie – nein, sie missverstehen, wenn sie nun denken, Lucia zähle zu dem plagenden Flüstern, welches nun wiederkehrte – erkannte sie zu ihrer Überraschung, dass dort ein Schatten lauerte.
Auch olirie sah und begab sich dank seinen guten Manieren, zu der vermeintlichen Stelle des Mysteriums, um alsbald von diesem verschlungen und an einem fremden Ort wieder ausgespuckt zu werden. Ohne Erinnerung an den Weg. Lucia hingegen fand den Weg zu olirie, der in einem kleinen Raum im Spiel mit seiner Hündin Laika vertieft war.
Und als wäre damit dem Verborgenen nicht bereits genug getan, verschloss das Unbekannte kurzerhand die Tür. Gefangen und voller Furcht, gar Verzweiflung, schlugen sich die beiden Betrogenen die Nacht um die Ohren, um am nächsten Tag mit einem Blutopfer vor der Tür kniend flehend darum zu beten, dass diese sich ihnen wieder öffnete. Beliar schickte ihnen Hurley… was ein grausamer Gott…

Der Schatten regt sich im Kreis des Wassers

Die verschworene Gemeinschaft der Wassermagier, ansässig in Setarrif und derzeitig unter Führung ihres Obersten Wassermagiers Tinquillius, entsandte den Adepten Kilijan, den entflohenen Wassermagier Hyperius zu finden. Doch der umtriebige Adept wanderte dagegen, vor den Augen seiner Neider verborgen, in die dunklen Hallen des Kastells, um dort an dem Blutopfer zu forschen. Man gäbe einen Teil seiner Seele dem dunklen Gotte und gewinne die Erkenntnis, die man sich erhofft. Wissen, Macht, Reichtum, Kraft und Stärke. Die Wahl steht einem wohl offen, wenn man bereit ist das Blut zu geben.
Liebe Leser, dies mag ihnen, als wissende Beliarkultisten, nicht ungewöhnlich erscheinen, auch, dass ein Wassermagier in einem seiner stärkeren Augenblicke sich nach der Zuneigung des dunklen Gottes sehnt, wirkt nicht im Geringsten verwerflich. Am Ende wird doch jeder vor dem finsteren Herrn stehen. Die Zweifel des Protagonisten dieser Geschichte und der überwiegende Drang der Neugier, die Mixtur der beiden im aufbrausenden Adrenalin. Ja, dies sei ihnen zum Schmunzeln dargeboten.

Nun, wie der Kreis des Wassers allem Leben dienen will, will der Kreis des Lebens die Seelen fortwährend in die Sphäre des Gleichgewichtsgottes spucken, wieder aufsaugen, Beliar überantworten und ihm wieder entreißen. Man mag gespannt sein, was uns durch diesen fortwährenden Zyklus im nächsten Monat an Neuigkeiten erreicht.

(-- Ardescion)

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