05 Der Zirkel um Xardas

Ein Fest der Elemente

Schier unendlich scheint es zu sein. Das Wissen, welches in dieser Welt ruht. Eine Größe, unvorstellbar für den menschlichen Geist, und doch verfolgen sie es unentwegt. Tag für Tag lehren die Meister ihre Schüler und Tag für Tag lernen die Schüler neues Wissen, gleichwohl von ihren Meistern als auch von der Welt, die sie umgibt. Einer dieser Wissensschätze liegt verborgen im Reich der Schatten und nur ein Zirkel erwählter Diener ist beschenkt mit dem einzigen Portal in jene Hallen, deren Sinn es ist all jenes Wissen zu speichern und weiter zu geben. Bis in alle Ewigkeit.

Doch allein dem Zirkel gebührt dieses Geschenk nicht. Denn überall auf unserer Welt finden sich Suchende und den Durst nach Wissen, nach Neuem, nach Macht darf jeder, ungeachtet seines Glaubens, an diesem Ort stillen. Diesem Schatz des Wissens zu ehren rief die Stimme Beliars durch die Münder und Federn seiner Diener ein Fest aus. Ein Fest des Wissens und der Magie. Eine Gelegenheit für alle, die leidvollen Vorurteile gegenüber der Dunkelheit zu überwinden, besseres Wissen zu erlangen und eine Notwenigkeit, um der größten Ansammlung menschlichen Wissens frisches Leben einzuhauchen.

Somit folgten die Menschen Argaans dem Ruf und einer nach dem anderen fanden sie sich in den unheiligen Hallen der Schwarzmagier wieder. Begrüßt von des Zirkels schelmischem Gespann, welches die Lebenden am Tore ausnahmslos ihrem schwarzen Humor zum Opfer fallen ließ und so jeden Gast vom ersten Moment an in eine andere Welt zu führen half. Eine Welt, in der die Sorgen des Alltags nur von niederem Belang und schnell vergessen waren. Genau wie Rang und Glaube. Zu diesem Fest waren sie alle gleich. Grenzen zwischen arm und reich, Freund und Feind, Licht und Dunkelheit sollten vergessen sein und in diesem Sinne lud das Kastell ein jene zu bewundern, die die höchste Macht unter den Menschen zu führen verstanden. Jene, deren Feuer, Eis und Schatten bisweilen nur Leichen auf den Schlachtfeldern des Krieges hervorbrachten sollten den Gästen dieses Festes nun die wahrhaftige Schönheit der Magie präsentieren und beweisen, dass hinter dieser Macht so viel mehr steht, als nur der Befehl eines Königs, die Treue an die Götter oder die Absicht eines Einzelnen.

Magie ist die Kraft, welche die Welt zusammenhält. Mit ihrer Macht schaffen die Götter unvergleichliche Wunder und die Menschen schaffen es, durch ihren Umgang wieder und wieder über sich hinaus wachsen. Genau wie es die Magier zu diesem Fest der Elemente getan haben. Ein Magier des Wassers, blaues Feuer speiend, bewies sich selbst als Drache und auch dem Element seines Gottes blieb er nicht fern. Seinem Befehl beugte sich sogar das wenige Wasser in der Luft und er selbst wurde zu einer Gestalt aus lebendem Eis, bis er unangetastet aus seinem Element herausbrach. Auch ein Priester des Feuers vollführte seine Kunst. Über Sturm und Feuer gebot er, formte infernalische Schlangen aus sengender Hitze, die wild tanzend ihre Bahnen um ihn zogen. Der Wind war ihm Untertan, der als beeindruckender Sturm über den Innenhof des Kastells wehte, immer schneller wurde und in seiner Mitte dann einen Regen aus purer Energie fallen ließ.

Aber Feuer und Eis war nur ein Teil der Darbietung. Eine Druidin zeigte eine ganz andere Weise die Menschen zu beeindrucken. Mit einem winzigen Samen begann ihr Zauber und vor den Augen der Zuschauer wuchs ein Kürbis zu vollem Leben heran. Doch damit war es nicht getan. Weiter noch schenke die Druidin ihre Kraft der Pflanze und schuf so eine mannshohe Gestalt. Dem Kürbiskopf schenkte sie ein Gesicht, seinen Augen ein Leuchten, ließ ihn tanzen und gab ihm so ein Leben.
Die Schwarzmagier auf der anderen Seite hatten aber eine eigene Idee von Leben. So rief der eine unter ihnen die Überreste der Toten aus dem Boden hervor, formte sie zum Körper einer knöchernen Schlange und ließ sie auf der immergrünen Esche thronen. Die Schlange zu einem Drachen formend stürzte dann wieder herab, seinem Schöpfer entgegen, bis das Wesen in schwarzem Feuer zerbarst und die Gebeine wieder den Weg in das Erdreich fanden.

Der andere Schwarzmagier bewies, dass die Herrscher über die Dunkelheit ebenso so die Manipulation des Lichtes verstanden. Eine leuchtende Kugel erschuf er, die gemäß dem Willen des Magiers die Pracht aller Farben zeigte, welche das Licht anzunehmen vermochte und die Zuschauer ein wundersames Farbenspiel erleben ließ. Die Kugel schrumpfte er zu einem gleißenden Ei und zeigte das Wunder der Geburt, als ein kleines Küken nur aus Knochen schlupfe und sich dann gen Himmel erhob. Über den Köpfen der Zuschauer wuchs es zu einem prächtigen Falken heran, aber starb dann auch den unausweichlichen Tod und ließ den Anwesenden das Bild von Anfang und Ende des Lebens zurück.

Großartige Magier zeigten großartige Magie und ihr zu ehren versammelten sich die Gäste dieses Festes zu einem letzten Treffen. Sie tanzten und tranken und feierten lachend die Schönheit des Lebens. Doch vergessen haben sie wohl den Dienst, den sie erbrachten. Einen winzigen Teil ihres Lebens schenkten sie der Sammlung des Wissens, welches nun der Gefahr eines vorschnellen Endes entflohen ist. Durch Magie und die Masse von heiterem Leben wurde nun der Quell dessen gesichert, aus dem noch in Generationen neues Wissen, neue Magie und neue Gelehrte und Magier entspringen werden. Somit fand dieses Kapitel sein Ende, mit der Erinnerung an diesen hohen Dienst, der Musik und dem Vergnügen der Gäste.
(-- seisuke)