03 Gilde Innos


Die Grausamkeit der Setarrifer

Etwas schreckliches ist passiert, verehrte Leserinnen und Leser!
In der letzten Ausgabe durfte ich noch schreiben, dass mutige Männer in Begleitung von unserem Ausbilder, unserem Wachtmeister und einigen Lehrmeistern ausgezogen sind, um das Kriegshandwerk zu lernen, um den Namen Innos' hoch zu halten auf dieser Insel und für Gerechtigkeit zu sorgen und nun dies: Sie kehrten nicht alle zurück!
Ja, Ihr habt euch nicht verlesen, es gab tatsächlich Tote, auf einer ganz normalen Ausbildung.
Und nein, es lang auch nicht an allzu grausamen Methoden, brutalem, unmenschlichem Drill oder was ich nicht schon alles verwerfliches, unwahres über unsere heldenhafte Stadtwache gehört habe, sondern verräterischen Rebellen!
Genaugenommen nur an einem einzigen Rebell, der, der schon so oft für Schlagzeilen hier gesorgt hat. Er ist ein Setarrifer, wie er im Buche steht: Verschlagen, hinterhältig, brutal, rücksichtslos – aber stark. Und er ist magisch begabt.
Ja, verehrte Leserinnen und Leser, es handelt sich genau um den Wassermagier, über den ich hier schon so oft berichtet habe – teilweise musste, teilweise durfte. Der Magier, der von unserem Prior Lopadas einst vernichtend geschlagen wurde, dann aber, da er von dem Gefängniswächter unterschätzt worden war, diesen tötete und – trotz Aufbietung aller verfügbaren Kräfte – fliehen konnte.
Der Volksmund nennt ihn den „Schlächter von Setarrif“, die Steckbriefe des Reiches nennen ihn nur Solveg, die Menschen Thorniaras nennen ihn ein Monster – wie auch immer. Genau diese Person hat erneut zugeschlagen, und rücksichtslos die schwächsten Mitglieder der Armee überfallen: Unsere Rekruten.
Zuerst brachte er den tapferen Rekruten Leto um, indem er ihn von innen heraus gefrieren ließ – wie einst seinen Wächter – dann einen weiteren Rekruten, sein Name war Telmo, indem er ihm den Kopf wegsprengte – man weiß nicht, wie er diese Grausamkeit begangen hat, aber wir dürften alle froh sein, dass wir den Leichnam nicht sehen mussten.
Doch damit war der Schrecken noch nicht vorbei!
Als die Truppe ihren weiteren Weg mit erhöhter Wachsamkeit fortsetze und dabei die Büßerschlucht passieren musste, stellte er ihnen eine brutale Falle: Irgendwie hatte es dieser Ketzer geschafft die unglaublich hohen, beinahe senkrechten Wände hinaufzusteigen!
Ein jeder Wanderer, der einmal in Richtung der Silberseeburg unterwegs gewesen ist, weiß, dass dies für jeden normalen Menschen – und sei er noch so ein guter Bergsteiger – unmöglich ist.
Doch nichts desto trotz: Die Rekruten und Ausbilder mussten mit Entsetzen feststellen, dass dieser Mann dort oben stand und in keinster Weise davor zurückschreckte, Felsbrocken in die Schlucht zu stoßen und damit weitere drei Rekruten - Herio, Kematian und Arwain waren ihre Namen - in Tod zu reißen oder sehr, sehr schwer zu verletzen, obwohl sich die Truppe in Geistesgegenwart eng an die Seiten presste und mittels ihrer Schilde einen Großteil der Flugkörper abfangen konnte.
Doch selbst davon ließen sich die tapferen angehenden Soldaten nicht einschüchtern und trainierten in der Burg Silbersee weiter bis sie schließlich vor Kurzem Thorniara wieder erreichten, wo sie – nach einigen Tagen der Vorbereitung – in einem großen, ergreifenden Trauergottesdienst beigesetzt wurden, mit beinahe allen militärischen Ehren. Und ich glaube, ein jeder von uns, die sich auf dem Marktplatz eingefunden hatten, konnte spüren, dass der Tag der Vergeltung kommen wird!


Gath