05 Die Orks

Waz Orak ran nak! Naz Orak rin sak!
Eine Frage der Ehre!



Dinge die sich nie ändern, haben einen entscheidenden Vorteil: Sie machen immer denselben Ärger. Doch wenn sich die Dinge ändern, drehen sich so viele Rädchen am Schicksal, dass man weder voraus ahnen kann was passiert, noch für den Ärger gewappnet ist, der auf einmal aufkommt.
Vielen Lesern der Orkberichte wird die Geschichte um die geraubten Weiber des Silberseestammes bekannt sein. Sie, die Beute der Sieger, wurden in den Stamm aufgenommen und wurden Gefährtinnen der Orkkrieger.
In der Regel verteilen sich die Orkweiber unter den besten der Orkkrieger. Manch einer wie Tat'ank'Ka nimmt sich gleich zwei und erwägt eine Dritte noch zu nehmen. Manch andere wiederum gehen dann aber leer aus. Es sind die, die als geringere Krieger betrachtet werden oder zu alt sind, um ein Orkweib nieder zu ringen und das Lager mit ihr zu teilen. So ist es, war es und wird es immer in der Orkkultur sein, denn diese Gesetzmäßigkeit ist im Kodex der Orks - im Oruk - tief verankert und funktioniert wie all die anderen Sitten udn Gebräuche seit Jahtausenden in dieser Kultur.
Doch wo bleibt nun der Ärger? Nun auch Orkweib ist nicht gleich Orkweib. Natürlich gelten jene die kräftig gebaut sind und auf einen als besonders garstig wirken, als attraktiv. Denn sie gebären die stärksten Orks und garstig wie sie sind, prügeln sie dem Jungork von klein auf ein stark zu sein, wie seine Ahnen zu leben und sich niemals unterkriegen zu lassen. Prügel gehören für Orkkinder zur Tagesordnung und wenn sie erwachsen sind, sind sie ihren Müttern am meisten dankbar für das was sie für ihre Kinder taten. In der Orkkultur wird von jeden Orkweib erwartet Kinder zu kriegen und den Stamm damit die nächsten Generationen zu gebären - so will es der Orkkodex.
Denn die Sterblichkeitsrate unter jungen Orks ist verhältnismäßig sehr groß. Im Grunde gibt es keinen Ork der in jungen Jahren ein Geschwister oder mehrere gar, durch Krankheit, wilde Tiere oder durch andere Orkkinder - bei orkischen Kinderspielen -verloren hat.
Doch ich schweife ab mit dem Einblick in dieses Leben als Ork.

Nun beim Ärger geht es konkret um Ama, die sozusagen als eine der niedersten Orkweiber eher abgelehnt oder von anderen Orkweibern verdrängt wurde. Selbst die geringeren Orkkrieger wollten sie nicht, war sie doch in den Augen vieler eher unattraktiv mit ihrem verhältnismäßig schmächtigen Körperbau und irgendwie zu sanft. Wie sollte so eine brauchbare Orkkinder für den Stamm gebären?
Doch wenn ich hier von vielen spreche, gibt es auch andere die es anders sehen. Wohl der Einzige der an ihr gefallen fand, war Rudra und er ersparte ihr die Schande und den Pein, als wohl Einzige unter den Orkweibern keinen Gefährten zu haben.
Rudra hegte sogar ernsthafte Gefühle für sie, die er unter dem Deckmantel des helfenden und symphatisierenden Stammesbruders fürs Erste verdeckt hielt. So fasste er sie auch niemals an und ließ alle glauben, das er es eben doch tat. Nur damit Ama im Stamm anerkannt werden würde. Eine edle Tat in den Augen von Morras. In den Augen von Orks die nunmal nichts anderes als das Oruk kennen, ist es unverständlich und falsch.

Womöglich war dies der Beweggrund von Kemosch, als er etwas tat, das die Ursache einer größeren Eskalation im noch jungen Stamm der Karrek war. Womöglich aber wollte er Rudra lediglich provozieren, verstandne sich die beiden seit eh und je nicht miteinander. So erfolgte eine auch in Orkaugen schändliche Tat, als er Ama schändete als Rudra auf der Jagd war.
Als jener zurück kehrte und von Ama erfuhr was geschehen war, brannten - wie bei einem Ork nicht unüblich - diesem alle Sicherungen durch. Vor den Augen aller stellte er mit erhobener Waffe Kemosch zur Rede.
Dieser verhöhnte Rudra daraufhin und erzählte allen, welch Lüge Rudra und Ama ihnen vorlebte. Er behauptete, dass Rudra Ama niemals berührt hätte und er nur das getan hatte, was nötig war.
Rudra wurde zorniger und zorniger und auch im Stamm begannen sich Orks auf beide Seiten zu positionieren. Eine sehr gefährliche Situation für den Stamm, denn die Folgen eines offenen Konflikts wäre eine enorme Schwächung des Stammes.

Doch auch hier griff das Oruk und es war Tat'ank'Ka der die unverrückbaren und immer geltenden Worte sprach.

Waz Orak ran nak! Naz Orak rin sak!



Zwei Orks gehen rein! Ein Ork geht raus!



Eine tief verankerte Regel in den Orkstämmen, die einen Ehrenkampf fordert und verhindert das sich ein Stamm gegenseitig auslöscht, wie es in Zeiten vor dem Oruk war. Jener der am Ende stirbt, wird als Lügner betrachtet, doch stirbt in Ehre und muss nicht befürchten seine Ahnen mit der Lüge entehrt zu haben. Der Ork der überlebt, ist reingewaschen von aller Schuld die er sich oder sein Kontrahent ihm aufbürgte.
Und so war es beschlossen. Beide legten ihre Rüstungen ab und wählten eine Waffe, bevor ein Ring gebildet wurde und der Kampf begann. Es war ein brutaler, ein brachialer, ein orkischer Kampf. Kräfte schlugen aufeinander ein, massige Körper drückten gegeneinander und orkisches Kampfgebrüll erklang im ganzen Orkwald.
Kein taktieren, kein Mitgefühl, kein Kampf wie ihn die Morras angeblich stundenlang führen. Die Waffen verletzten direkt, so wie die orkische Sprache direkt war.
Am Ende gewann der, der mehr Ork war. Am Ende gewann Rudra, der trotz starker Wunden eine der orkischten Tugenden auslebte und Kemosch zeigte, dass der Zorn eines Orks mehr ist als alle Kunst im Kampfe oder Vorteile. Lieber den Tod in kauf nehmen, als zu sterben ohne Rache verübt zu haben. Rache ist diese Tugend von der die Orks sagen, dass Beliar ihnen diese zum Geschenk machte.

Und so wurde es wieder ruhig im Stamm der Karrek, auch wenn die Stimmen nicht verklangen, die nun Beweise sehen möchten, dass Rudra und Ama wirklich das Lager teilen. Sobald Rudra von seinen Wunden genesen wird, wird er es beweisen müssen. So wie sich Kshak Kar und Tashunka beweisen werden müssen, da sie nun als die niedersten Orks im Stamm aufgenommen wurden.
Es bleibt spannend bei den Orks...

(--Tat'ank'Ka)