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07 Fossilien aus der Kreidezeit

Bote: Du hast die sinkenden Mitgliederzahlen angesprochen - was natürlich auch an der sinkenden Zahl neuer Interessenten liegt. Was genau hätte man denn da deiner Meinung nach besser machen müssen, um das Rollenspiel an die kleineren Gilden anzupassen? Sind wir mit dem Schauplatzwechsel wieder auf eine Insel (wie damals Khorinis) nicht wieder in diese Richtung eines kompakteren Schauplatzes gegangen? Gibt es deiner Meinung nach noch weitere Baustellen, an denen man den Hebel für mehr Vereinfachung ansetzen könnte?

Taeris: Ich bezweifle ehrlich, dass wir da so viel Einfluss drauf haben. Das liegt doch in der Natur der Sache. Wir schreiben ein Rollenspiel in Zeiten wo andere Leute bereits damit ausgefüllt sind, in sozialen Netzwerken pixeligen Feldern beim Wachsen zuzuschauen - und dafür auch noch Werbung im TV läuft. In Zeiten wo die Begriffe „Casual-Games“ und „Core-Games“ unterschieden werden und letztere nicht mehr oder seltener erscheinen weil den Leuten keine komplexeren Spiele mehr zugetraut werden. In Zeiten in denen bei Command & Conquer der Basenbau und die Ressourcen wegfallen, da diese zu sehr von den Explosionen ablenken, brauchen wir uns eigentlich nicht fragen, ob das Aufnahmeformular unseres Schreib-RPGs nun 10 oder 8 Eingabefelder haben sollte.

Wichtig ist nur, dass wir die Leute nicht alleine lassen. Das war damals wichtig und das ist es heute. Wir brauchen kurze Informationswege und Möglichkeiten, einen Zusammenhalt finden zu können. Wenn man dazu die Gildenanzahl verringern muss um mehr als 3 Leute in Spielergruppierungen zu haben – dann ist das wohl auch ein nötiger Schritt. Aber damit erschöpfen sich die Möglichkeiten auch schon.

Der Hauptfaktor liegt nicht – oder nur minimal – in unserer Hand. Und das ist Werbung. Mit einer beschissenen - oder völlig fehlenden Spielvorlage bekommen wir eben kaum noch neue Leute. Und wenn keine Leute kommen, ist sehr egal, wie unser RPG strukturiert oder wie engagiert die Teilnehmer sind.

Bote: Ja, das ist wohl wahr, bis Gothic 3 konnten wir uns auf eine populäre Spielreihe verlassen, die immer wieder viele interessierte Neulinge ins Foren-RPG „geschwemmt“ hat. Das fällt seit Arcania natürlich weg.

Ich sehe aber auch, dass ein großer Teil derjenigen, die einen Vorstellungspost im Bürger-Thread erstellen, nie in einer Gilde landet. Wird hier noch zu wenig auf neue Mitspieler zugegangen? Ist da vielleicht im Wege, dass der Großteil der Teilnehmer mittlerweile aus langjährigen Mitgliedern besteht, die sich vor allem mit ihren eigenen Charakteren und ihren Foren-Freunden beschäftigen? Oder täuscht dieser Eindruck?

Taeris: Das kann ich nicht gut beurteilen. Ich hoffe der Eindruck täuscht. Ich kenne einige „alteingesessene“ Mitspieler, die aktiv auf die Suche nach Neulingen gehen und versuchen diese zu rekrutieren. Und ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass diese schon immer den größeren Teil der Anwerbungsarbeit übernommen haben. Das ist eigentlich auch relativ logisch. Neulinge haben mit sich selbst genug zu tun. Mit der Cliquenbildung. Mit dem Zurechtfinden in neuen Rang-Gruppierungen usw. Und Leute, die sich lieber mit ihren eigenen Charakteren beschäftigen, gibt es ebenfalls in allen Jahrgängen. Ich würde das also eher zurückweisen. Ich habe das selber eine längere Zeit lang gemacht und kann dazu sagen, dass durchaus viele Neulinge auch einfach so rasch die Lust verlieren.
Man setzt 1-5 Posts und merkt dann, dass man eigentlich doch nicht so gerne schreibt. Oder doch nicht so viel mit den Gilden und dem Setting anfangen kann. Dass man eigentlich ja doch lieber alleine im Wald eine Diebesgilde gründen wollte... oder ein NPC-Händlerimperium… oder was auch immer. Damit will ich nicht sagen, dass mich dieser Eindruck nicht beunruhigt und man da auf jeden Fall immer mehr tun muss als der Status Quo darstellt... aber zu hart muss man zu sich und den eigenen Leuten auch nicht sein.

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