05 Das Waldvolk von Tooshoo


Das Ding mit dem Thing und Frühlingsgefühle!

Da sind wir wieder! Wochen sind vergangen, seit ihr das letzte Mal von uns gehört habt! Aber ich kann euch entwarnen - uns Redakteuren des Boten geht es gut!
Noch mehr können wir euch von dem erzählen, was wir so in Schwarzwasser erleben durften. Im großen Fokus steht hierbei natürlich die Thingversammlung des Waldvolkes. Nach über einem Jahr, so erzählten sie mir, kam es wieder zur großen Zusammenkunft all jener die diesem Volk angehören.
Wir selbst wurden als Gäste und Zuhörer eingeladen. Da waren weder seltsame Richter die uns da aussperrten oder Feuermagier die mit Regelarchiven antanzen oder gar irgendwelche Grobiane aus Setarrif, die uns die Birne abhacken, wenn wir am falschen Ort stehen.
Was wir dann in dieser einen Wochen erlebten, war sehr interessant und aufschlussreich über dieses Volk. Während viele von uns nur den Vorteil kennen, von einen König regiert zu werden, regiert sich dieses Volk augenscheinlich selbst.
Es scheint bei dieser Versammlung und allen Dingen die da beschlossen werden, stets eine Art Abstimmung zu geben, bei der jeder der als akzeptiertes, waffentragendes Mitglied erscheint eine zählende Stimme und die Freiheit vor allen zu sprechen besitzt.
Faszinierend und interessant wie sowas in den Königreichen ausarten würde?
Natürlich muss man aber erwähnen, dass auch in dieser Gesellschaft jemand das letzte Wort hat, wenn es notwendig ist und natürlich scheinen jene die höher angesehen in diesem Volk scheinen, mehr Stimmen vereinen zu können, als ein Sprecher, den kaum jemand kennt. Doch dies zum formellen. Ich möchte lieber kundtun was wir alles dort erlebten.
Es begann mit einer großen Begrüßung aller vor Ort an einem Abend. Einer von ihnen erwähnte etwas zu den Regeln der Thingversammlung und dann erzählten der Hauptmann und der Anführer der Waldläufer etwas zur momentanen Lage der Gemeinschaft und in der ihnen bekannten Welt.
Als dies vorüber war, ging man über zu einem Gelage.
Einer erklärte es mir so: "Bei den Versammlungen haben die Waffen ja zu ruhen, ne? Wir tragen sie trotzdem, um uns lautstark bei Abstimmungen zu machen. Wer seine Waffe gegen einen anderen zieht, der wird nicht mehr glücklich. Und das Gelage? Mit etwas Alkohol und einem vollen Magen, redet es sich besser, man ist viel mehr bereit sich zu einigen und das nette beisammen sitzen, schafft oder verfestigt Freundschaften. Gäbe es die Gelage nach jedem Thingtag nicht, wäre das hier kaum friedvoll zu meistern."

Und mit friedvoll hatte der Kamerad durchaus recht. An keinem Tag gab es Ärger oder eine Stimmung die Konflikte beschwor. Es gab durchaus kritische Diskussionen die lautstark und deutlich geführt wurden. Doch am Abend trank und aß man zusammen und konnte sich in die Augen blicken.
In den Folgetagen erlebten wir dann Gerichtsverhandlungen bei denen der Waldläuferanführer vor stand und ältere Waldvölkler als Berater bei saßen. So wurden kleine Probleme zwischen zwei Freunden geklärt oder auch ein Urteil gesprochen, bevor sich zwei Familienclans bekämpfen würden. Vor dem Thing und allen Anwesenden mussten sie dann schwören den Konflikt ruhen zu lassen und das Urteil anzuerkennen.
Es folgten dann Aufnahmen in das Volk. Jemand sprach für diese Leute, da sie nicht für sich selbst sprechen konnten. Die Fürsprecher nannten positive Dinge und baten dann darum, den oder diejenige aufzunehmen. Danach entschied das Volk. Waffen schepperten und klimperten und dann war je nach Lautstärke klar, dass sie einen mehr in den Reihen aufgenommen hatten. Nur an zwei erinnere ich mich, bei denen mehr gemurrt wurde, statt lautstark dafür zu stimmen.
Ebenso wurden so manche in neue Stände im Volk erhoben. So wurden manche zu Waldläufern ernannt und es war wichtig, dass deren Fürsprecher die Masse überzeugen konnte und noch mehr wichtig, dass die Masse denjenigen gut genug durch seine Taten kannte.

"Bei uns kommt es nicht auf Herkunft, Reichtum oder Farbe der Socken an. Es zählen nur die Taten. Sie sprechen am meisten für einen Menschen."
Erklärte mir ein jüngerer Bursche in einer vor Stolz schwellender Stimme. Unmittelbar musste ich meine Socken betrachten.

Am späten Abend eines der Folgetage gab es auch vielerlei Informationen zu dieser Wilden Jagd und ihren Ursprüngen. Man erwähnte einen Naturgeist, der den großen Baum und den Sumpf bewahrt. Man sprach von vor vielen Jahrhunderten und einer Verbannung des einstigen Waldvolkes, durch diesen Naturgeist. Und man sprach davon, dass dieser Naturgeist dieses Volk prüfte und es auch in Zukunft täte, da er ihnen nicht traue. Dieser Herr des Sumpfes war in der Beschreibung der Anwesenden so wie dieses Monster am Schrein und mehr denn je wurde uns bewusst, dass wir Menschen eben nicht über diese Welt herrschen.

Als sich das Thing dem Ende zu nähern schien, begann man über die Zukunft des Ortes zu sprechen. Es war lustig und ernst zugleich. Hier einmal ein paar Vorschläge:

"Ich brauche eine starke Mannschaft, ein Schiff und viel Sumpfkraut. Wir segeln um Kap Gorthar und kommen mit Gewürzen und unzähligen Spiegeln zurück! Damit bauen wir eine Mauer um den Ort und niemand wird ahnen, dass hier ein Dorf steht....öhm...ARRRRRR!"

Dies wurde abgelehnt!

"Hab mal eine Karte erstellt. Vom aktuellen Ort und der Umgebung. Darauf sieht man klar, dass wir etwas Platz haben. ich schlage deswegen Stallungen vor. Für Vieh und Pferde. Mich stört es ja sehr, dass die Leute mit Pferden einfach so die Pferde neben der Sumpflilie abstellen und sich nichts bei denken. Die Herren Wächter machen ja auch nichts und dann schaut man sehr blöd, wenn einen ein Gaul am Haar herum kaut! Wer kennt das nicht! Lasst uns Stallungen bauen, damit dieser Pferdeterror endet!"

Dies wurde angenommen!
Ein schlauer Fuchs schlug sogar vor Kinder-Sumpfkraut zu machen und Stängel die von Kinderhänden gedreht werden würden.
Als dann genug Vorschläge gesammelt worden waren, ging es um die Umsetzung und jemanden der dies alles organisiert. Auch hierbei traten manch seltsame Vögel vor.

Einer versprach alles innerhalb von zwei Wochen zu bauen, er bräuchte nur zwei Trolle die die Druiden zu bändigen hätten. - Abgelehnt!
Ein weiterer wollte alle Bewohner von Argaan hierher einladen und ihnen Unmengen Gold versprechen, wenn sie hier arbeiten würden. Wenn dann alles fertig wäre, würde man sie verjagen oder umbringen. - Abgelehnt!
Eine Frau hingegen schlug vor, den Blutgott anzulocken, ihn gefangen zu nehmen und ihn zu zwingen alles hin zu zaubern. Es benötigte nur etwas Jungfrauenblut. - Abgelehnt, weil keine Jungfrauen in Schwarzwasser gegeben.

Zuletzt sprach dann Osmo der Wirre und lockerte die Stimmung etwas mehr, als er seinen Plan nannte. Er würde Tränke brauen, die alle einnehmen müssten. Damit wollte er die Produktivität um 132% steigern und die Kosten senken. Dazu wollte er die Sumpfkrautpausen streichen, da sie 69% der Produktivität senken und Beiträge aus dem Sektor >Uiuiui! Das ist aber viel Holz vor der Hütte!< senken, um mehr Holz für die Bauarbeiten zu haben.
Das sorgte für ungemein deutliche Buh!-Rufe, weil jeder gerne Holz vor der Hütte hatte oder sah. Das war ein Zeichen der waldvölkischen Identität und durfte nicht angefasst werden - zumindest nicht so.

Erst als ein gewisser Shakes vortrat, gab es vernünftige Vorschläge und am Ende setzte er sich gegen einen gewissen Borran durch.

Nebst dieser inneren Angelegneheiten, gab es auch einen Abend wo kontrovers über die anderen diskutiert wurde.
Manche appellierten an die waldvölkische Moral, manche ermunterten das Völkchen steineichenhaft gegen Feuer und Schwert des myrtanischen Reiches stand zu halten und wieder andere wetterten gegen die Setarrifer, beklagten abermals, dass deren König nicht mehr als ein ehrloser Hund wäre der sein Wort nicht halte und schuld an so manch Dingen auf der Insel wäre.
Ethorn sahen hier scheinbar mehr Leute negativ, als positiv. Ein Wink an manche womöglich. Und das myrtanische Reich? Man schien sie einfach nicht zu mögen und fürchtete, was man sich nicht vorstellen konnte - eine verkappte Herrschaft ihres Königs und seiner Glaubenskrieger unter dem Deckmantel 'Ihr könnt euren Glauben und Riten frei ausüben und werdet beschützt'. Für genug war das ein Leben unter einer Käseglocke, die sich öffnete wenn man neue Tote brauche, wenn ihr König irgendwelche anderen Länder erobern wolle. Das waren Sorgen und Behauptungen. So wirklich wusste man es letztlich nicht wie dieses myrtanische Reich tickte und nie sah man hier auch irgend einen der einen Dialog suchte. Da musste man wohl davon ausgehen, dass sie den auch nicht wollten. So wie Ethorn der Undankbare. - Doch was ging von ihnen aus? Frage ich als neutraler Beobachter.

"Verlässt du dich auf andere, bist du verlassen.", meinte ein ergrauter Typ mit Pferdeschwanz und Schnauzbart zu Lester, der meist neben mir bei der Versammlung saß. Alte Freunde schienen sie zu sein.

Doch nicht nur die Könige waren Thema. Auch die Orks aus dem Orkwald. Was uns Menschen aus den Städten für unmöglich scheint, scheint hier in Schwarzwasser nicht all zu unmöglich. Sie führen einen Dialog mit den Orks! Und auf dem Thing beschlossen sie nach großen Reden für pro und contra, dass man beginnen würde mit den Orks zu handeln und den nachbarschaftlichen Frieden zu bewahren.
Für uns Redakteure war das schon ein großes Ding und wir sind gespannt wie sich das entwickeln wird. Wächst da eine dritte Macht zusammen?

Damit endete dann die große Thingversammlung und wir hatten intensive Tage erleben dürfen. In der Folgezeit erlebten wir dann auch wie es mit den Baumaßnahmen begann. Allerhand hatten sie ja beschlossen. Von einer zweiten Ebene in den Baumkronen mit Hütten, Hängebrücken und einer Vernetzung mit Tooshoo, bis hin über neue Gebäude, Ausbau des Handwerkerviertels und vielen, vielen Dingen mehr.
Jedoch erwies es sich auch als sehr interessant, welch Arbeitsmoral hier herrscht. Während in den Städten Tag und Nacht geschufftet wird und sich niemand darüber beschwert oder gar Arbeiter den Aufstand proben - nein, scheinbar sind alle glücklich darüber ihren König noch reicher zu machen. Beginnt es schon hier mit dem Ärger, wenn jemand wagt die Sumpfkrautpausen zu streichen oder ein Arbeitstag mal länger dauert als nach der Mittagszeit. So erlebten wir eine ungeheure Gruppendynamik, als man nach Ansicht der Arbeiter genug für den Tag ausgehoben hatte.
So entschuldigten sich manche damit, dass sie nun Essen müssten, sonst gäbe es daheim Ärger.
Andere hatten plötzlich den Verdacht auf Sumpffieber bei sich. Wieder andere meinten es wäre ja sooo warm und man bräuchte ein Päuschen. Von denen kam keiner nach der Pause zurück.
Und wieder andere verschwanden mit der Ausrede, jetzt mit dem Bogen üben zu müssen, weil Baum.

Shakes Gesicht sprach Bände und doch ging es hier irgendwie voran. Nur nicht so schnell wie an anderen Orten.
"Was hast du davon dauernd schaffen zu gehen und nicht zu leben und es zu genießen? Dein Grab braucht nicht aus Marmor zu sein."
Meinte ein alter Mann zu mir, der wirklich entspannt wirkte und sein Enkel stimmte dem zu.

Mit diesen Worten begaben wir uns dann in die Sumpflilie um darüber mal nachzudenken. Dabei erspähten wir auch einen Wassermagier und eine Frau die nicht von hier kam. Seltsam wirkten sie ein wenig, im Vergleich zum Rest hier. Doch was wollten sie hier? Eine geheime Mission für Ethorn?
Uns kam zu hören, dass sie seit Ankunft von zwei Waldläufern beobachtet wurden und ein Waschweib meinte, dass der Wassermagier das junge Ding für etwas Spaß haben wolle, sie aber sicher so jung sei, dass er in Setarrif dafür geköpft wird.
Ein andres Waschweib meinte, dass dieser Wassermagier auf Brautschau wäre und diese junge Frau nur die Anstandsdame. Im nächsten Moment verschwand die Hälfte der Waschweiber um sich hübsch zu machen.
Eine alte Vettel von Waschweib meinte den Wassermagier gar zu erkennen.
"Das ist Tinquilius! Als ich noch 6 Jahre jünger war, war ich in Al Shedim und da saß er am Tisch nebenan. Er hat mir schöne Augen gemacht, der Strolch. Und jetzt will er wohl mehr und hat mich gefunden. Aber die alte Frida kriegt er nicht!"
Sprach sie und lief panisch davon.

In Schwarzwasser herrschen wohl auch Frühlingsgefühle.

Ornlu