03 Gilde Innos



Die Hölle im Bluttal

Nach der Sache mit der Burg am Silbersee haben wir uns ins Bluttal zurückgezogen. Was wir da vorhatten? Vielleicht auf Verstärkung warten und versuchen, die Burg anzugreifen oder so. Keine Ahnung, das sagt man doch einem einfachen Soldaten wie mir nicht. Ich tu, was man mir sagt, wenn man mir sagt, „kämpf gegen die dreckigen Rebellen“, dann kämpf ich, wenn man mir sagt, „Rückzug ins Bluttal“, zieh ich mich zurück. Soviel dazu. Dass man sich da nicht friedlich ausruhen konnte, wissen die meisten vermutlich. Wir haben gerade unsere Wunden geleckt, da begann es mit einem Pfeilhagel in unser Lager. Salven wurden auf uns abgefeuert, und wir haben diese Mistkerle von Schützen nicht gesehen!
So begann es also, unser Lager war natürlich aufgescheucht wie ein Hühnerhaufen. Wer hätte auch mit einer solchen Hinterlist gerechnet? Dass unsere Verstärkung angekommen war, hat uns da auch nicht viel weitergeholfen. Leute sind durcheinander gerannt, manche erzählen, wenn man in die Wälder rannte, kam man in Hinterhalte, da standen Wachen der Gegner im Wald und hatten verdammte Fallen gelegt. Natürlich gab es aber auch Leute, die sich hervorgetan haben. Ausbilder Kerdric hat es geschafft, die Rekruten, Neulinge, die sie sind, zusammenzutrommeln, aber sein Vorhaben, in den Wald zu stürmen, ging nicht auf. Nur Probleme gab’s dadurch, da waren Fallen und Dunkelheit, keiner dieser Teufel hat sich blicken lassen.
Irgendwann haben wir es schließlich geschafft, uns in die Jägersiedlung zurückzuziehen. Ich hab ja schon einiges gemacht, aber ich war beileibe noch nie so froh über eine Wand! Da also leckten wir uns einmal öfter die Wunden, bis ein Pfeil mit einem Stück Pergament ins Haus flog. Meisterschützen müssen das gewesen sein, woher haben diese verfluchten Rebellen unter Ethorn solche Schützen?! Unsere Offiziere haben sich beraten, während wir nur bang in dieser Hütte hocken und warten konnten. Es lief darauf hinaus, dass wir den Kerl, den wir vor dem Rückzug gefangen genommen hatten, in die Mitte nehmen sollten, um zu versuchen, in Richtung Thorniara durchzubrechen. Eine tolle Aktion, aber unsere Offiziere werden sich dabei ja wohl etwas gedacht haben. Abgesehen vom Widerstand von außen hatten wir auch andere Probleme. Einer der unseren, irgendein Rekrut, hat angefangen, zu schreien und um sich zu schlagen, bis ihn die Speerausbilderin entwaffnen konnte, damit es möglich war, ihn zu fesseln. Ich sag’s euch ja, wenn man sich Sorgen um seine eigenen Reihen machen muss, dann hat man ein verdammt großes Problem! Und dann war da noch diese Armbrustschützin, die uns beschoss. Innos sei Dank gelang es uns, sie zu fangen! Mit unseren zwei Gefangenen und dem Irren machten wir uns dann auf in Richtung Heimatstadt. Und ich bete zu Innos, so bald nicht wieder zum Bluttal oder zur Silberseeburg ausrücken zu müssen!



Doch selbst die dicken Stadtmauern haben uns keinen ausreichenden Schutz vor den verfluchten Anhängern dieses falschen Königs geboten. Kaum wähnten wir uns in Sicherheit und trauerten um Freunde und Verwandte, die im Kampf ihr Leben gelassen haben, brach heilloses Durcheinander am Haupttor aus. Einige Feinde wurden gesichtet und Alarm wurde geschlagen. Bei der ganzen Aufmerksamkeit, die den Angreifern entgegengebracht worden ist, haben einige dieser Schweine es tatsächlich fertig gebracht, das schwere Tor zu öffnen, damit ihre Verbündeten in die Stadt strömen konnten.
Ein weiteres Scharmützel zerrte an unseren Kräften und im Verlauf dieses Kampfes gelang es den Eindringlingen ein Feuer zu legen und einige weitere Freunde zu verwunden. Irgendwie haben sie es sogar geschafft danach zu entkommen und ließen uns mit einem neuen, ergänzenden Haufen Problemen zurück. Nun mussten wir neben all den Verlusten auch noch einen Teil der Stadt erneuern und die Trauer war allgegenwärtig.
Als ich erfuhr, dass der Schlächter von Setarrif aufgetaucht ist, hätte ich beinahe vor Schock meine Frau gepackt und wäre mit ihr aufs Land geflohen, doch ich habe keine Kraft mehr dazu gefunden.
Die Bürger waren schockiert, Soldaten stand die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben und Verantwortliche fürchteten die Konsequenzen, die auf sie zukommen würden. Ein wenig Ablenkung verschaffte aber immerhin eine Feier zu Ehren der Toten in der Villa der Familie Thorn, wo jeder geladen war, die ganze Stadt. Es war wohl der erste Abend, wo ich wieder Menschen habe lachen sehen. Die Kerle aus Setarrif werden uns noch kennenlernen!

(Ravenne und Bastan Thorn)