08 Reise durch die Welt: Bakaresh

Wappen: Wie in Varant üblich, wird kein Wappen vergeben.

Lage: Bakaresh liegt ganz im Osten von Varant, wo sich das Land zu einer breiten Halbinsel formt, um dann am Myrtanischen Meer zu enden. Nach Westen führt die Wüstenstraße über Ben Sala und Ben Erai nach Braga, nach Südwesten die Straße nach dem sagenumwobenen Mora Sul, der reichen Handelsstadt ganz im Süden Varants, wo einige wenige ein Vermögen machten, doch viele, die es versuchten, ins Verderben stürzten. Während der westliche Weg am Rande der Wüste verläuft, führt die Südweststraße mitten durch die große Sandwüste. Wer den Weg und die Oasen nicht kennt, verläuft sich und verdurstet in der sengenden Glut oder wird Beute der gefährlichen Wüstenkreaturen.

Geschichte: Wenig ist mir bekannt über die ältere Geschichte dieser Stadt, wie es vor der Eroberung durch die Assassinen dort ausgesehen haben mag, weiß ich nicht. Doch stand zumindest der Beliartempel wohl schon damals, denn anders als in Myrtana wird im südlichen Varant dem finsteren Gott Beliar seit jeher durchaus Respekt gezollt. Mag es daran liegen, daß der Tod in der heißen Wüstensonne allgegenwärtig ist, denn an Wasser mangelt es allenthalben. Sei es, daß schon damals die Intrigen der Händlerclans tödlich waren. Jedenfalls war die Stadt eine Mischung aus Handelsplatz und religiösem Wallfahrtsort für all diejenigen, die Beliar huldigen wollten oder seine Gunst erscheischten. Viele der Häuser in der Stadt sind auf den Ruinen älterer Gebäude gebaut und es ist zu vermuten, daß es unter vielen Häusern uralte Keller gibt. Auch außerhalb, vor der Stadt setzen sich die alten Ruinen fort und gemahnen daran, daß hier schon in ältester Zeit Menschen lebten.


Der große Beliartempel links und in der Bildmitte die hohe Säule mit dem Thron Beliars.


Heutzutage erstreckt sich die Stadt auf einer weiten Fläche zwischen dem großen Tempel, der an einen steilen Felsberg gebaut ist und Kasbah genannt wird und dem Meer, wo ein Hafen Schiffe aus aller Welt willkommen heißt. Mehrere mehr oder weniger dicht bebaute Viertel mit Häusern aus Lehm, weiß gekalkt oder braun belassen, mit kühlen Innenhöfen und oft fensterlosen Wänden zur Straße hin bilden verwinkelte Gassen. Die vielen Markisen, Vorhänge, schattenspendenden Planen und anderes bilden hingegen ein farbenfrohes Mosaik aus vielen unterschiedlichen Mustern. Die Kasbah enthält eine große Statue Beliars und ihre Schatzkammern sind mit den Reichtümern gefüllt, die sich aus den Opfergaben der vielen Reisenden speisen, die den Tempel besuchen. Zum Tempel gehört auch ein riesiger steinerner Thron für Beliar, hoch wie ein Berg und schmal wie ein Obelisk. Der Hafen hingegen bietet einigen Schiffen Platz. Hier herrscht meist ein Gewimmel aus Lastenträgern, Händlern, Tagelöhnern, herumtollenden Kindern und den Wachen der Stadt.

Durch seine Höhe fällt auch die Arena von Bakaresh auf. Sie ist eine der größten, die es gibt. Viele hundert Zuschauer können hier den Kämpfen zusehen, die zwischen wagemutigen Kriegern für Geld ausgetragen werden. Bei den Wetten wird viel Gold umgesetzt. Der Rest der Gebäude ist eher niedrig und in die Breite gebaut. Nördlich wird die Stadt von einer Mauer abgeschlossen, südlich hingegen ist sie offen. Die Wüste bietet genug Schutz vor Feinden. Die Herrschaft über die Stadt hatten vor der Eroberung durch Rhobar III. die Assassinen des Alten Bundes inne, doch ist nicht ganz klar, wieweit in Wirklichkeit die reichen Händlerfamilien der Stadt die Geschicke des Ortes bestimmten. Nachdem Varant von Zuben und seinen Assassinen erobert worden war, gehörte auch Bakatresh zu seinem einflussbereich. Jedoch erschien nach einigen Jahren ein merkwürdiges Kastell auf einem Berg direkt bei der Stadt. Es soll sich um das gleiche Gebäude gehandelt haben, das nun auf der Südspitze Argaans steht, was als recht merkwürdig gelten kann. Denn für gewöhnlich wandern Häuser oder ganze Burgen nicht durch die Lande. Wie dem auch sei, bei dieser Gelegenheit erhoben sich die vormaligen Herrscher der Stadt, die Assassinen des alten Bundes gegen Zubens Streiter und sicherten sich die Herrschaft der Stadt wieder selbst. Die Schwarzmagier im Kastell hingegen hielten sich meist heraus aus den Angelegenheiten Bakareshs.

Dieser Status endete nach einigen Jahren jedoch, als Varant von Rhobar III. erobert wurde, Assassinen und das Kastell mitsamt den Magiern verschwanden. Heute geben Statthalter Rhobars den Ton an, Wachen aus dem myrtanischen Heer sorgen für Ruhe, Ordnung und beschäftigen sich ansonsten mit dem Füllen ihrer Geldbeutel. Die Einwohner gehen ihren üblichen Geschäften nach, bringen ihre Opfer an Beliar aber nur noch geheim dar, bis sich die Zeiten vielleicht wieder ändern. Nachts sieht man hin und wieder zwischen den alten Ruinen vor der Stadt Lichtschein. Entweder werden dort geheime Geschäfte abgewickelt oder vielleicht sogar ein Opfer für Beliar vollzogen. Die Wachen haben einige Male am nächsten Tag nachgeforscht, aber in den zerfallenen Mauerresten nichts gefunden außer giftige schlangen, Skorpione und jede Menge Sand.

Wirtschaft: Der Pilgerstrom von Gläubigen zum Beliartempel hat seit der erneuten Eroberung Varants durch Myrtana erheblich abgenommen, denn der Beliarglaube wird im Myrtanischen Reich nicht geduldet. Doch zumindest wurde der Tempel bislang nicht zerstört und ist noch immer offen. Was den jetzigen Stand seiner Schätze betrifft, kann ich nichts dazu sagen. Der zweite Wirtschaftszeig nach den Pilgerreisenden, mit denen früher viel Geld verdient wurde, ist der Handel mit allerhand Waren. Dieser Handel blüht nun fast noch mehr als in früheren Zeiten. Bakaresh gehört nun wieder zum Reich Myrtana und es kommen Schiffe aus allen Häfen des Reiches, um hier Handelsgut zu verkaufen und anderes zu kaufen, das sich gut woanders verkaufen läßt. Bakaresh führt ein: Holz zum Bauen und für allerlei Gerätschaften, für Luxusmöbel, Sättel und anderes, ebenso Getreide in großen Mengen, da in der Wüste nur wenig angebaut werden kann. Auch Wein aus Myrtana (aus dem Archolos) findet Abnehmer hier. Aus Argaan werden Nahrungsmittel wie Obst oder heller Weizen und Stoffe wie Leinen oder kostbare Seide sowie Gewürze hierher verkauft. Der schärfste Peffer kommt von den Südlichen Inseln.


Eine Straße im Händlerviertel von Bakaresh.


Güter, die hingegen in Bakaresh erworben werden können, sind vor allem Luxusartikel: Schnitzereien, Zierrat aus edlen Hölzern, Elfenbein, geschnittene Steine wie Karneol, Opal, Rosenquarz, Jaspis, Lapislazuli, seltene Edelsteine wie Smaragde, Rubine oder Saphire ziehen viele Händler und auch zwielichtige Gestalten an. Und natürlich will jeder am Gold teilhaben, das wie die Edelsteine in den Bergwerken Varants gefördert wird, vor allem in den bekannten von Ben Erai. Weiterhin werden exotische Waren, seltsame Tiere, seltene Merkwürdigkeiten – kurz gesagt: alles, wovon man nie dachte, daß es wirklich existieren würde – auf den hiesigen Märkten angeboten. Hin und wieder startet auch ein Schiff zur Versorgung der myrtanischen Truppen auf Argaan.