04 Die Gilde Innos'



Über's Meer

Das Meer ist wie das Leben, mein Junge, es gibt und es nimmt. Es schenkt und stiehlt und bringt Leben und Reichtum, kann aber auch Tod und Leid in den Hafen spülen. Manch einer hat dem Meer sein Leben verschrieben und vielen wurde es durch die Launen der Fluten genommen. Doch schlimmer noch, wenn größeres Übel nach dem Leben der Söhne Innos‘ greift. Erinnerst du dich noch an den alten Peer? Den fleißigen Fischer, der voller Demut und Zufriedenheit Tag für Tag seinem bescheidenen Handwerk nachging? Und weißt du noch, wie er schändlich aus dem Leben gerissen wurde? Erst kürzlich wurde sein Leichnam den Flammen übergeben, um den armen Tropf im Feuer die ewige Ruhe zu schenken. Möge Innos ihn auf diesem letzten Gang begleiten. Doch macht der Tod auch vor jungen Männern nicht halt. So wurde Iolaus, einer Diener Innos, bei einem Unfall tödlich verletzt. Wozu musste das geschehen? Fast meint man, man könnte Beliars hämisches Grinsen in diesen Ereignissen entdecken.

Doch lass mich wieder vom Meer berichten. Gutes und Schlechtes bringt es, reines und verdorbenes. So legte ein prachtvolles Schiff aus Gothar im Hafen an, gefüllt mit klangvollen Namen und ernsten Gesichtern, die manch einem Bewohner der Stadt nicht unbekannt waren. Selbst Lord Hagen bequemte sich für einen Besuch herbei und glaubt man den Gerüchten, sie verliefen die Gespräche zwischen ihn und Jun, dem Anführer des Schiffes, weniger förmlich, als viel mehr kameradschaftlich. Und auch in den Tavernen hört man den Namen des Ankömmlings an den Tischen und einige eindrucksvolle Geschichten wurden erzählt, welche die Bewohner Thorniaras mit Respekt und Ehrfurcht erfüllten.

Doch Leid und Ärger sind nicht weit, legte doch auch ein Schiff voller Verräter und Spione im Hafen an. Gaben sie sich zuerst als Händler aus, so wurden sie von den emsigen Dienern der Stadt schnell überführt, so dass es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung kam. Selbst als dieses Pack im Gefängnis untergebracht worden war, nahm der Ärger kein Ende. Nur unseren tapferen Streitern ist es zu verdanken, dass die Aufstände dieser Kriminellen schnell niedergeschlagen wurden und die braven Bürger der Stadt nicht zu Schaden kamen. Kein Wunder also, dass selbst der Kerkermeister sich neuerdings im Umgang mit der Waffe übt, um sich zukünftig besser vor diesen menschlichen Tieren schützen zu können. Und erscheint dieses Urteil über die Gefangenen auch hart, so bestätigte es sich im Laufe der Gerichtsverhandlungen. Einer der Angeklagten bot den Verrat an seinen Freunden und Gefährten an, um selber straffrei davon zu kommen. Kein Streiter Innos‘ hätte je auf solche Art und Weise gehandelt!

Doch lass mich den Blick auch übers Meer hinaus richten. So ist eine Gruppe aus unserer Stadt zum Festland aufgebrochen, geführt von nur einer Ahnung und ein paar Koordinaten. Curt Savant ist es, der die kleine Truppe zu führen sich entschloss und der seine Begleiter durch die anstehenden Gefahren zu geleiten verantwortlich ist. Denn solcher gibt es vieler auf dem Festland! Banditen, wilde Tiere und streunende Räuber und Betrügern können dem Wanderer zur Last werden und so kann man wohl nur Innos‘ Hilfe danken, dass die Gruppe die Hauptstadt erreicht haben soll. Wohin die Wanderung führen soll und welche Entdeckung, welcher Schatz oder welche Besonderheit am Ende des Weges steht, dass bleibt abzuwarten. Man kann nur hoffen, dass die Wanderer in einem Stück von ihrer Unternehmung zurückkommen.