(Seite 3)




3 Nordmar und Varant

VARANT

Furchtbare Enthüllungen aus dem Kastell der Schwarzmagier!

Geschätzte Leser. Die Wüste kommt nicht zur Ruhe. Oder liegt das an den Augen des kultivierten Myrtaners, der, gewöhnt an die lieblichen grünen Wälder und Auen dieses von Innos gesegneten Landstriches und die hochstehende Lebensart dieses schönsten aller Länder die varantinischen Schliche und Ränke nicht gewohnt ist und deshalb die wohlgeordneten Verhältnisse in Myrtana als Maßstab nimmt? Denn dieses seltsame Volk der Wüste pflegt tatsächlich Umgang mit Orks! Sie bekämpfen sie nicht, sie sehen sie nicht als ihre natürlichen Todfeinde an, ja wer weiß, vielleicht gefällt es ihnen Morgen schon, einen Pakt mit dem Löwen der Wüste, dem grausamen Zuben einzugehen, den sie eben erst in blutigen Kämpfen und mit Hilfe ihrer finsteren, unheiligen Magie aus Bakaresh vertrieben haben? Nicht umsonst sagt ein altes Sprichwort der Nomaden in Varant: „Du kannst einen Freund dein ganzes Leben haben, doch du wirst ihn niemals kennen.“

Doch was ist geschehen? Nachdem die Stadt Bakaresh befreit war, waren mir die Tore des Kastells so einladend erschienen, daß ich mich von den schattenspendenden Hallen über alle Maße angezogen fühlte, um nach der Aufregung der letzten Monate mit Krieg und Kampf etwas Erholung zu finden. Doch kaum war ich im Kastell angekommen, blieb mir mein Herz fast stehen, denn ich sah einen leibhaftigen Ork durch die Hallen des dunklen Gemäuers wandeln. Schnell versteckte ich mich hinter einer dieser gräßlichen Statuen, die geflügelte Dämonenwesen und andere Abscheulichkeiten darstellen sollen und meinte doch, mein letztes Stündlein hätte geschlagen sollte ich im Dienste der Information der geschätzten Leserschaft mein Leben aushauchen, gerade einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur gekommen?

Nein, Innos hatte mich noch nicht aufgegeben. Mein Leben war nicht an seinem Ende angelangt. Ich folgte dem Orke auf dem Fuße, so leise es ging und mit einem Abstand, der einerseits vor Entdeckung schützte und andererseits verhinderte, daß ich das Wesen verlor. Dies war eine Geschichte, die Ihnen, geschätzte Leser des Myrtanischen Botens, erzählt werden mußte, dessen war ich ganz sicher. Nach gefährlicher Recherche in finsteren Verliesen, verschütteten Kellern, steinernen Sälen und verwinkelten Gängen erkannte ich die Wahrheit: Die Schwarzmagier bilden Orks aus. Einer der Hohepriester nutzt die Zeit, die ihm seine zweifellos abartigen Rituale lassen, sicher sehr zur Freude Beliars dazu, einem Ork die Kunst der Heilung beizubringen. Ja, schon daran erkennt man die Perfidität, die diesem Nest von Anhängern des dunklen Gottes zu Eigen ist. Statt sich darauf zu beschränken, Orks das Kämpfen oder ihre unheilige Magie zu lehren, geben sie ausgerechnet ihr wissen über die Heilerei weiter. In Myrtana stehen tapfere Streiter, um jeden Tag aufs Neue gegen den wilden Ork zu fechten, um ihm eine Handbreit unseres Bodens abzuringen, doch mit dem Wissen aus dem Kastell ist es den Orks möglich, ihre Verwundeten schnell wieder zu heilen, so daß sie erneut in die Schlacht ziehen können. So müssen die Unsrigen wieder und wieder gegen die selben Orkkrieger antreten und dies alles ist den Ränken des Magierzirkels in Bakaresh zu verdanken.

Ich konnte den Namen des Lehrmeisters herausfinden. Er nennt sich Ceron und der Ork, den er unterrichtet, ist ein gewisser Lugdrub. Die Paladine sollten sich überlegen, ob sie ihn nicht zuerst jagen, damit verhindert wird, daß er sein hinterhältig erworbenes Wissen anwenden kann. Ceron hingegen wird sicher von seinem finsteren Herrn den Lohn für seine Dienste empfangen und Beliar wird ihn bald zu sich holen. Dessen bin ich mir sicher. Denn so weit gehen ihre Versuche, daß sie sich an Leichen vergehen, sie wahrscheinlich sogar aufschneiden und sich ihr Innerstes anschauen, auf der Suche nach irgendwelchen geheimen Erkenntnissen. Niemand außer ihnen weiß, welch verderbte Experimente sie noch durchführen. Oh ja, Varant ist ein gefährlicher Platz voll mit Dingen, die wir in unserem schönen Myrtana, Innos sei Dank, nie zu Augen bekommen. Der Myrtanische Bote bleibt wachsam, um auch weiterhin alles zu enthüllen, was hier in Bakaresh und dem Kastell, dem Zentrum gruseliger Geschehnisse vor sich geht.
(--Dumak)

Blättern: 1 2 3