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04 Schatzkästchen

Blaue Männer

Geehrte Leser,
was machen zwei Druiden mit blauer Farbe und starkem Alkohol? Diese Frage haben sich Gwydion und Adrastos offenbar auch gestellt und sind bei ihren Überlegungen zu einem überraschenden Ergebnis gekommen.
Warum die beiden sich das Zeug überhaupt erst besorgt haben, was der arme Ornlu in einer völlig ungewohnten Rolle damit zu tun hat, wer hier von wem ein Kind bekommt oder nicht und wie Suzuran schließlich einen neuen Namen ergattert, das erzählt diese nette Episode und ihre Nachwehen aus dem Alltag der Siedlung im Sumpf.
Viel Vergnügen beim Lesen.

Yared

Kommentar von Adrastos:
Nun, die typische Waldler-Mentalität war wohl dran schuld. Wir haben ganz normal gepostet, und uns nebenbei unterhalten und sind dabei eben auf die blöde Idee gekommen. Irgendwann haben wir uns dann gedacht, 'warum eigentlich nicht?'. So wurde schonmal die Idee geboren. Ornlu war auch einverstanden, dass wir da ein bisschen Schabernack treiben können und so ist eins nach dem anderen gekommen und das ganze hat sich hochgeschaukelt. Erst wollten wir nur Ornlu einen kleinen Streich spielen, dann hat's uns aber so Spaß gemacht, das zu posten, dass wir uns entschlossen haben, ganz Schwarzwasser unsicher zu machen. Nur schade, dass so wenig drauf angesprungen sind.
Wenn ihr auch mal verrückte Ideen habt - setzt sie um! Es macht verdammt viel Spaß!

Kommentar von Gwydion:
Ich fand es witzig, dass Gwydion quasi schon zwei Mal für tot erklärt wurde, weil er sich länger nicht hat blicken lassen. Seit dem Verlassen von Silden war er eh eher der Wanderer und wollte man nicht auch irgendwann mal ein "Waldler = Wanderer" - Bild der RPG-Welt vermitteln? Aber wehe man ist mal zwei Monate weg, dann ist man gleich tot. Das habe ich dann aufgegriffen und mir gedacht "Hey, wenn schon tot, dann Spaß dabei". Das entstand im Gespräch mit Adrastos, der sich auch dann gleich dankenswerterweise als mein Komplize angeboten hat. Ornlu als "Opfer" stand eigentlich von vornherein fast fest, weil er prädestiniert ist solche irren Aktionen mitzumachen, wenn man mal manche Post liest, die er selbst so schreibt. Danke an dieser Stelle nochmal an ihn, dass wir ihn in seiner Abwesenheit missbrauchen durften. Die Idee mit dem Kalk und der blauen Farbe stammt so ein wenig aus dem keltischen Hintergrund, an dem ich mich gelegentlich für Gwydion bediene. Die wollte ich schon länger eigentlich mal irgendwo benutzen, die Geisterszene hat sich angeboten.

Anmerkung:
Die folgende Postserie ist in Orthographie und Artikulation genauso wiedergegeben, wie sie im RPG in den Thread „Tooshoo #7“ gepostet wurde. Allein die Formatierung mag minimal abweichen.


Von Gwydion, 27.04.2011

„Also gut...“, Gwydion sah sich um, nahm sich die Zeit sicher zu gehen, dass niemand die beiden beobachtet hatte.
Unter einer Planke eines kaum noch benutzten Stegs in der Nähe der Sumpflilie waren die Utensilien, die sie für ihren Plan brauchen würden, sicher verborgen. Die blaue Farbe und der Kalk, zwei wild aussehende Lendenschurze und Beinlinge aus Fell. Der Druide schwang sich auf den Steg und stand neben Adrastos, seinem Komplizen. Er zog die Kapuze übers Gesicht und nickte dem anderen zu.
„Gut, du weißt, was zu tun ist?“, fragte er ihn, „Und wie das ganze abläuft?“
Adrastos nickte zuversichtlich, ein Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel. Er freute sich schon genau so auf auf die ganze Sache wie Gwydion.
„Gut, dann gehen wir Ornlu suchen. Ich schicke dir einen Vogel, wenn ich ihn finde, der dich zu ihm führen wird. Findest du ihn zuerst, schickst du mir einen Vogel als Zeichen, damit ich bescheid weiß. Ich werde dann in der Nähe unserer Ausrüstung hier warten. Du weißt, was du zu tun hast.“, flüsterte der Druide, „Füll ihn ein wenig ab und bring ihn in sein Bett, dann komm wieder her, damit wir uns vorbereiten können.“
Wieder nickte Adrastos. Gwydion schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter.
„Dann eine erfolgreiche Jagd...“, murmelte der Druide seinem Freund zu, grinsend, bevor er sich auf den Weg machte die Stege Schwarzwassers nach ihrem Opfer zu durchsuchen.


Von Adrastos, 27.04.2011

Adrastos grinste von einem Ohr zum anderen. Es lies sich kaum vermeiden, wenn man den Plan bedachte, den die beiden ausgeheckt hatten. Wie zwei Schuljungen benahmen sie sich, wie zwei Schlitzohren, die nur Flausen im Kopf hatten. Er kicherte leise beim Gedanken daran, wie sie ihren Plan ausführen würden. Er hoffte nur, dass er sich, wenn es soweit war, im Zaum halten konnte. Er wollte die Vorstellung schließlich nicht verpatzen, nun, da sie so lange darauf hingearbeitet hatten.
Kurz dachte er darüber nach, ob sie ihre Energie nicht anders sinnvoller verwenden konnten, verwarf es jedoch bald wieder. Was gab es schöneres als einen Streich, noch dazu mit solcher Perfektion ausgeführt?
Zielsicher steuerte er seine Schritte über die Stege, während er diesen Teil, Gwydion den anderen Teil Schwarzwassers nach Ornlu durchsuchten. Ihr Opfer. Ahnungslos und ihnen vollkommen ausgeliefert, wie ein Beutetier dem Jäger. Adrastos grinste, als er einen Vogel bemerkte, der ihn auf sich aufmerksam zu machen versuchte. Er schien ein bisschen eingeschüchtert von Adrastos zu sein. Es war ein kleiner, harmloser Singvogel, der wohl alle Mühe hatte, sich hier im Sumpf am Leben zu erhalten. Der Wanderer nickte ihm zu und folgte dem kleinen Tier, das seine Schwingen ausbreitete und ihn dorthin führte, wo sein Opfer auf ihn wartete.
„Ornlu!“ rief er freudig, als er den Druiden endlich sah. Der Vogel indes hatte sich in Luft aufgelöst. Wahrscheinlich erhoffte er sich inzwischen bei Gwydion eine Belohnung. Adrastos bemühte sich, nicht zu dümmlich zu grinsen und einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck zu wahren. „Schön dich zu sehen, ich such dich schon ne ganze Weile. Ich bin vor ein paar Tagen zurückgekommen, dachte du wolltest vielleicht hören, wie es mir ergangen ist.“
Der Khoriner gab sich redselig und erfreut, den Druiden zu sehen, während er sich innerlich lachend auf dem Boden wälzte. Er gab Ornlu erst garkeine Möglichkeit irgendetwas zu sagen, sondern manövrierte ihn gleich in die Taverne. „Aber nicht hier, soll ja nicht ganz Schwarzwasser mitkriegen. Ausserdem hab ich hier einen guten Tropfen.“
Wie von Zauberhand holte er eine Flasche voll mit besten Schnaps aus den Untiefen seiner Tunika. Wohlwissend hatte er sie mitgenommen, als sie auch den Kalk besorgt hatten. Starker Fusel, der einen Schattenläufer in Schlangenlinien laufen ließ. „Ich spendier dir was. Du warst einem guten Schluck doch nicht abgeneigt, oder? Also auf, es gibt viel zu erzählen. Mama Hooqua, zwei Becher bitte…“
Es war ganz ungewohnt, ununterbrochen zu reden, war er doch sonst ein eher schweigsamer, zurückhaltender Mensch. Doch jeder musste Opfer bringen und dieses diente einer guten Sache. Und er wusste, dass er sich gut machte. Wenn es so weiterging würden sie wohl schon in einer Stunde mit ‚Operation Ornlu‘ beginnen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, während er Ornlu einschenkte.


Von Gwydion, 27.04.2011

Rastlos durchstreifte er Schwarzwasser, ging die Stege ab, blickte sich aufmerksam um. Der Plan sollte doch nicht etwa daran scheitern, dass das Opfer verschwunden wäre? Vielleicht hatte Adrastos ja mehr Glück. Da tatsächlich kam ein Vogel zu Gwydion geflogen. Er setzte sich auf die Schulter des Druiden und zwitscherte. Der junge Mann forschte behutsam magisch in den Gedanken des Vogels, sah Adrastos und wusste, dass sein Komplize das Opfer gefunden hatte.
„Ich danke dir...“, raunte er dem gefiederten Tier zu und kraulte den kleinen Kopf kurz mit der Spitze des Zeigefingers, „...jetzt flieg nach Hause.“
Der Piepmatz flog wieder davon und auch Gwydion setzte sich in Bewegung. Sein Weg führte ihn zur Taverne, doch betrat er sie nicht. Neugierig warf er einen Blick durch eines der Fenster. Das stellte sich als gar nicht so leicht heraus, die Fenster waren schon lange nicht mehr geputzt worden, dreckig und verschmiert. Dennoch meinte er durch den Schleier Adrastos und Ornlu ausmachen zu können. Der Druide grinste. Sehr gut.

Das fing gut an. Gwydion überlegte, ob er die Taverne betreten und das ganze ein wenig beobachten sollte. Allerdings hatte er keinen Zweifel daran, dass Adrastos diesen Teil des Plans meisterlich erfüllen würde. Also kehrte der Druide in die Nähe des Verstecks zurück, zu dem Steg, auf dem kaum noch jemand ging und ließ sich nieder. Er hatte gelernt geduldig zu warten, immer wenn er in der Natur meditiert hatte. Adrastos würde sich melden, wenn er seinen Teil des Plans erledigt hatte.
Der junge Druide rieb sich in freudiger Erwartung die Hände und kicherte leise vor sich hin. Das sollte noch eine unterhaltsame Nacht werden.


Von Adrastos, 27.04.2011

Man konnte deutlich spüren, wie der Alkohol dem Druiden zusetzte. Während sich Adrastos zurückhielt, da er noch einen Plan durchzuführen hatte, schenkte er Ornlu immer wieder ein, während er redete und redete. Sein ehemaliger Lehrmeister indes schien nicht mehr so wirklich zuzuhören (was Adrastos sehr gelegen kam, so musste er weniger auf seine Worte achten) und immer wieder mal ein bisschen abgelenkt zu sein. Er beschloss, weiter darauf herumzureiten.
„Junge, bin ich heut müde.“ sagte er und gähnte demonstrativ. „Aber das ist noch gar nichts verglichen mit damals, da war ich manchmal drei Tage am Stück wach. Man musste mir die Augenlieder mit Hölzern aufhalten und wenn ich gähnte hab ich ne Maulsperre bekommen. Da wollt ich einfach nur schlafen. In ein schönes, weiches, warmes Bett. Mich einfach hinlegen, ausstrecken und die Augen zumachen und schlafen. Ich langweile dich doch nicht etwa?“
Scheinheilig schenkte er Ornlu immer wieder ein, während er so vor sich hin murmelte. Ornlu schien tatsächlich nicht mehr ganz bei sich zu sein, sagte immer weniger, während sich Adrastos den Mund fusselig redete. Vielleicht war auch das Sumpfkraut schuld, dass er ihm angeboten hatte. Was sich auf der Plantage nicht alles gefunden hatte. Beste Ware, glaubte er. Und das alles nur, um ihn noch ein wenig höher in die Wolken der Verwirrung zu hieven.
„Dann ist gut. Wo war ich? Ach ja, beim Schlaf. Wusstest du, dass man irre wird, wenn man zu lange nicht schläft. Das war auch der Grund, weshalb ich nach den drei Tagen dann doch mal geschlafen hab. Hab schon weiße Mäuse gesehen. Und selbst die haben gegähnt.“

Langsam aber sicher sank Ornlu der Kopf auf die Brust. Adrastos lächelte und blickte in den Becher des Druiden. Er war halb ausgetrunken und auch die Flasche hatte gut von ihrem Inhalt eingebüßt. Ein teurer Spaß, doch es lohnte sich, da war er sich sicher.
Er stand auf und legte sich Ornlus Arm um die Schulter. „Komm, du alter Trunkenbold, jetzt bring ich dich mal ins Heiabettchen, da kannst du ausschlafen… wo schläfst du eigentlich?“ Kurz blickte er sich um und ging aufs Geratewohl zur erstbesten Hütte. Sie war leer, doch ein Bett lag darin. Adrastos zögerte nicht lange, legte den Druiden dort ab und vergewisserte sich, dass er fest schlief. Erst dann drehte er sich um und beeilte sich schelmisch grinsend, zu Gwydion zu kommen.

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