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04 Schatzkästchen

Von Adrastos, 27.04.2011

Er konnte sich das Lachen nur schwerlich verkneifen. Dies war einfach zu schön um wahr zu sein. Dass all das geklappt hat, dass sie damit durchkamen, dass sie morgen Ornlus Gesicht sehen würden… all dies steigerte Adrastos Laune ins Unendliche, bis er sich nicht mehr halten konnte und in den Sumpf rannte, wo sein Gelächter aus ihm herausbrach. Es musste wohl noch in Schwarzwasser zu hören sein, so laut und schallend lachte er, ehe er sich wieder fing. „Das ist so geil!“ dachte er sich immer wieder. „So geil.“
Schließlich fühlte er sich bereit, wieder nach Schwarzwasser zurückzukehren, wo Gwydion bereits sein Unwesen trieb. Ein wenig Abseits davon stellte auch Adrastos sich auf, hob die Hände und heulte wie ein Wolf bei Vollmond. Eine junge Frau sah ihn, bekam tellergroße Augen und nahm die Beine in die Hand.
„Hüte dich vor Männern mit Holzbeinen!“ rief er ihr nach und machte dabei einige schauerliche Geräusche, bevor sich ein neues Opfer suchte. Diesmal ein junger Mann mit feuerrotem Haar. „Duuuuuu.“ heulte er und zeigte mit bleichem Finger auf den Mann. „Ich verfluche dich. Möge dir drei Tage lang der Darm verstopft sein, auf dass dem drei Tage Dünnschiss folgen mögen!“ Der Mann wurde etwa so bleich wie auch Adrastos und Gwydion es gerade waren, begann zu zittern und blieb wie angewurzelt stehen. Adrastos klopfte ihm auf die Schulter und ging vorbei, auf der Suche nach weiteren Freiwilligen. Und er musste nicht lange suchen, immerhin wimmelte das ganze Dorf davon. Die nächsten waren ein kleiner Haufen von etwa fünf oder sechs Männern, die zusammenstanden und lachten. Zumindest bis der ‚Geist‘ kam. „Und eure Mütter sind Geschwister!“ rief er ihnen zu und wackelte dabei gruselig mit den Armen, bevor er sich umdrehte und über die Planken ging. Natürlich auf der Suche nach neuen Opfern.


Von Gwydion, 27.04.2011

Den Schwebetrick mochte Gwydion am liebsten. Gerade hatte er sich mit Hilfe einiger Ranken in die Luft erhoben, da nahm er einem Mann so einen albernen Hut mit Feder ab und setzte ihn einer jungen Frau auf den Kopf.
[COLOR="RoyalBlue"]„Dein Kind wird ein Wechselbalg!“[/COLOR], kommentierte er dazu, nahm die Beine in die Hand, brachte sich mit einem eleganten Sprung auf ein Hüttendach und rannte darüber hinweg, bis er irgendwo in den Schatten wieder verschwunden war.
Es war wunderbar, er fühlte sich so unheimlich frei. Als Toter konnte er mehr oder weniger machen, was er wollte. Irgendwo von einem anderen Steg hörte er Adrastos' unheimliche Stimme etwas von grünen Männern im Weißaugengebirge sagen, da traf er auf ein sehr seltsames Paar. War das nicht... Suzuran? Und woran hing sie da? An einem Ork? Gwydions Mund stand für einen Moment offen, eher er sich entsinnen konnte, dass ein Geist, der selbst wirkt als hätte er einen Geist gesehen doch viel von seiner Glaubhaftigkeit verlor. Er riss sich zusammen und suchte sich ein Hüttendach, von dem aus er über die beiden „schweben“ könnte.
Leise und flink wie ein Marder klettere er nach oben und entdeckte auf der anderen Seite des Stegs, über den er sich gleich schwingen würde, einen Baum, der ein paar Lianen runter hingen ließ. Er musste den richtigen Moment ab passen, über Suzuran und ihren seltsamen neuen Liebhaber springen, dann konnte er sich mit der Liane davon schwingen. So tat er es auch.

[COLOR="RoyalBlue"]„Wuuuuuh!“[/COLOR], kündigte er sein Kommen an, nahm Anlauf und sprang hinüber, erwischte die Liane und schwang ein paar mal über die Köpfe der beiden hinweg, [COLOR="RoyalBlue"]„Suzuraaaaaan! Du bist nicht seine Mutter!“ [/COLOR]
Der Geisterdruide ließ sich kopfüber baumeln, beide Hände jedoch fest an der Liane.
[COLOR="RoyalBlue"]„Und duuuuhhh...“[/COLOR], wandte er sich an den Ork, [COLOR="RoyalBlue"]„...sie liebt dich nicht wirkliiiiich!“ [/COLOR]
Mit einem [COLOR="RoyalBlue"]„wuhuhuuuu!“[/COLOR], verschwand er zwischen dem Gestrüpp, ließ die Liane los und rannte weiter. Ein paar Opfer würde er noch suchen, er war grad so gut in Fahrt, dann wäre es Zeit zu gehen.
Einer jungen Frau rief er zu [COLOR="RoyalBlue"]„Dei Mudda meditiert auf dem Donnerbalken!“ [/COLOR]und dem Typen neben ihr, [COLOR="RoyalBlue"]„Ich weiß, wo dein Haus wohnt!“[/COLOR], bekräftigte das Ganze mit noch mehr [COLOR="RoyalBlue"]„wuuuuhs“ und [COLOR="RoyalBlue"]„waaaahs“ [/COLOR]und unheimlichen Geräuschen, bis er weiter rannte. Vielleicht würde er ja noch den einen oder anderen finden. Viele nicht mehr. Langsam wurde er müde. Aber ein Spaß war es allemal.


Von Rudra, 28.04.2011

Schnell schlug die Anspannung in verwirrte Faszination um, als der Ork erkannte, was ihn da aus leuchtenden Augen in der Dunkelheit angestarrt hatte.
"Ein Morra..."
Ein Morraweib, um genauer zu sein, doch dieses hier schien anders als die Morraweiber, die er bisher erblickt hatte. Selbst die wenigen Frauen unter den Orksöldnern Farings hatten einen gewissen Respekt vor der stämmigen Erscheinung eines Orks gehabt, wenngleich Rudra kleiner und schmaler ausfiel als die meisten Artgenossen, aber diese hier...
Sie schritt ohne Furcht auf ihn zu, fast so, als würde sie ihn kennen und seine Nähe suchen wollen, doch ihr verklärter Blick ließ darauf schließen, dass sie durch welchen Einfluss auch immer benebelt schien. All das schoss Rudra durch den Kopf, und doch fiel ihm das Denken schwer, tatsächlich einen Gedanken zu fassen, als er der Frau in die zarten Züge sah. Der Zauber, der vom zarten Antlitz der Morrafrauen ausging, wieder einmal ließ er sich von ihm bannen... er musste etwas dagegen tun, nahm er sich vor, sonst würde er sein Gesicht vor seinen Brüdern noch vollends verlieren.

Die Frau war bis auf wenige Schritte an ihn herangetreten, als sie die Hände nach ihm ausstreckte und den verdutzten Ork umarmte. Unschlüssig, wie er reagieren sollte, ließ er sie gewähren, und er konnte nicht leugnen, dass er die Berührungen genoss. Erst das seltsame Gebaren eines anderen Morras, der sich in den Bäumen herangeschlichen hatte und an einer Liane schwingend in fremder Zunge zu ihnen sprach, riss den Ork aus seiner wohligen Starre.
"Suzuraaan! Du bist nicht seine Mutter!"
Rudra verstand kein Wort, doch interpretierte er das erste Wort als Satu-Ran, den Augenstern, und befand es als geeigneten Namen für die Frau, deren Augen so in der Dunkelheit geleuchtet hatten.
Langsam löste er sich von ihr, während der Lianen schwingende Morra in der Finsternis verschwand, den Blick nicht von ihr lassend, die ob des plötzlichen Alleinseins einen Moment lang verwirrt schien, und trat zurück, den hölzernen Steg entlang, auf dem sie sich begegnet waren, zurück in die einsamen Tiefen der Sümpfe hinein, den fackelbeschienenen Pfad entlang. Bald verlor Rudra die Morrafrau aus den Augen, doch geisterte ihr Anblick noch lang in seinem Kopf herum, während er nach einer sicheren Bleibe für den Rest der Nacht suchte.
"Satu-Ran also... hmm..."


Von Ornlu, 29.04.2011

Es gab Tage die vergas man schnell. Andere Tage blieben deutlich in Erinnerung und wieder andere waren von skurrillen Dingen geprägt und die Details derer mehr zersiebt durch Alkohol und Sumpfkraut.
Ornlu wusste nicht so ganz wie das alles letztlich war und wann. Er war ja erst jetzt erwacht. Mit dicken Schädel und in einer Hütte die er nicht kannte. Schwarzwasser - das war fürs Erste was er realisierte. Er war nicht irgendwo anders gewesen, der Geruch und Lärm war unverkennbar.
Als nächstes realisierte er, dass noch alles an ihm dran war. Oben rum, unter rum und um den Hals.
"Baaaahh....", raunte er, schloss ein Auge um mit dem anderen besser und ganz zu sehen und musterte seine Umgebung. Dann kratzte er sich am Bauch und Hintern und drehte sich auf dem Bett zur Seite, bevor er an Haar roch, das irgendwem gehören musste.
"Wat? Wer bist du denn?", fragte er die Frau die leicht älter als er war und offensichtlich doch nahezu nackt da lag.
Sie schlief weiter, was Ornlu Zeit verschaffte die Decke zu heben, dann seine Hose und kritisch nachzusehen.
"Wir haben doch nicht?", fragte er bewusst.
"Na ich wills hoffen... - Hey! Hey du!", sprach er dann, während er an ihr rüttelte und sie sich mit einem Lächeln Ornlu dann zuwandte. So schlimm sah sie doch nicht aus - zumindest aus einem Auge betrachtet.

"Oh du bist endlich wach, mein Häschen.", sprach sie mit piepsiger Stimme.
"Aber sicher doch Schatzebobbes...", entgegnete der Druide mit gespielten Lächeln, bevor er sie küssen wollte und sich näherte. Kurz bevor es dann geschah, packte er sie an den Schultern und drückte sie runter.
"Was wird hier gespielt? Und wieso bin ich hier und...angemalt?", fragte er energisch, während sie aufstöhnte und schnurrte.
"Ich liebe es, wenn du so zu mir bist. Nimm mich endlich! Ich halte es nicht mehr aus! Nimm mich!", raunte sie mit ihrer piepsigen Stimme.
"HA! Hat dir Suzuran das aufgetragen? Ein Streich? Keine Frau sagt das so, sowas entstammt nur Männervorstellungen aus miesen Büchern die sich drehen."

"Wer ist Suzuran, Häschen? Ich kenne sie nicht. Wir lieben uns doch? Ich kam nach Hause und du lagst da in meinem Bett. Ich fragte dich ob du mein Prinz bist und du hast es nicht verneint! Wir sind zusammen, mein namenloser Held.", erzählte sie und ließ Ornlus Gehirn schalten wie ein Fahrrad mit sieben Gängen.
"Hmm...", sinnierte er und guckte halbtrunken mehr auf die verdeckten Brüste seiner 'Prinzessin'.
"Und wie heißt du? Was hab ich dir denn gesagt?", fragte er während sein Gehirn im Ryu-Hayabusa-Handbuch-für-Frauen nach solchen Szenarien blätterte und der Druide hoffte, eine Musterlösung zu finden.

"Du hast irgendwas von Geistern gesagt, während du dich in einem Fass voll Schmutzwäsche versteckt hast. Ich lockte dich heraus und dann bist du vor dem kerzenlicht davon gerannt, als hätte dich jemand an einer empfindlichen Stelle getreten...und dann schliefst du irgendwann ein und ich legte dich dann in mein Bett. Wir sind zusammen. Für immer und ewig, weil du mehr als eine Nacht in meiner Hütte verbracht hast, in einem Bett und nur mit mir. Oh ich bin so glücklich. Man nennt mich Rosi. Wollen wir jetzt miteinander schlafen? Ich bin schon ganz wuschig.", erzählte sie da und löste die Kleidung von ihrem Leib. Bei Ornlu kreischten die Scavenger Alarm im Kopf.

"Moooooment..moooment! Und die Farbe an mir? Warst du das?", fragte er und starrte nun ihre Brüste an die dann doch ganz freundlich sich leicht auf und ab bewegten, während sie atmete.
"Nein, die hattest du drauf. Du hast die ganze Zeit im Schlaf von Geistern und böse Zeit und Gefahren gemurmelt. Da wollte ja nicht mal was aufstehen, damit ich meinen Spaß an dir haben konnte. Ich hoffe das blaue Pulver das ich dir einflößte wird uns jetzt einige Stunden Spaß besorgen.", meinte seine scheinbare, neue Gefährtin.
"Bei den drei Göttern...", dachte sich Ornlu und drückte sie erst mal leicht weg. Natürlich in Ornlu-Manier mit einer Hand auf ihrer Brust.

Ornlus Gehirn ratterte nun wie ein MG 08/15 und er versuchte die Gesamtsituation zu raffen. Er könnte jetzt sicherlich ein wenig Entspannung und körperliche Nähe gebrauchen - sofern er einfach nur liegen konnte, denn der Kopf brummte noch. Zudem war diese Rosi doch ganz ansehnlich. Von der Bettkante stieß man die nicht, auch wenn sie wohl den Maßstäben anderer nie genügen würde, da sie auf perfekte Frauen mit Bärenkräften, Intelligenz von Oilen und Figuren wie Göttinnen nur abfuhren. Aber er und ein Kostverächter? Mitnichten!
Ornlu lächelte ihr wieder zu, auch wenn es leicht gezwungen wirkte, bevor dann doch dieses blaue Pulver zu wirken begann, ohne das Ornlu jetzt größere Gedanken an Beischlaf aufbringen konnte.
"Das Pulver wirkt wohl...", kommentierte sie mit gespannten Blick und ergriff die Initiative. Als sich ihre Augen näherten traf es Ornlu wie ein Schlag. Nicht die pure Fleischeslust und auch nicht eine deftige Ohrfeige, wie er sie ab und an von Suzu bekam. Nein, dieser Blick. Ryu hatte ihn damals gewarnt. Es war der irre Blick. Der Blick bei Frauen die nicht ganz dicht im Kopf sind und früher oder später einem offenbaren wieso. Generationen von Männern wurden von ihren Vätern und Freunden vor so welchen immer gewarnt. Oft waren es Hexen, Massenmörderinnen, Waschweiber oder verzauberte Orkinnen. Der irre Blick! Sah man tief genug in die Augen einer Frau und erkannte ein rotes Leuchten und vernahm in seinem Kopf ein dämonisches, harpyiengleiches Kichern - dann hieß es abzuhauen und zu hoffen, dass man sie los wird. Egal was alles andere an ihr anlockte. Ornlu brauchte eine Ausrede, Wörter mit denen er sich aus dem Staub machen konnte, bevor er sich schlimmeres anlachte oder eher anstieß.

"Halt! Du musst wissen, dass mir eine Frau nicht genügt! Ich hole Suzuran und dann versohle ich euch beiden den Hintern!", sprach Ornlu siegesgewiss. Frauen waren doch eher diejenigen, die eine neben sich nicht duldeten und dann Schluss machten. "Oh, du bist zwar verkatert und halb besoffen, aber so schlau, Ornlu!", sagte er sich, bevor der Schuss wohl in den Ofen ging - zum Glück jedoch nicht sein Schuss in ihren Ofen (für die Freunde des Zweideutigen)
"Hol sie her. Schnell, sonst muss sie auf dich verzichten!", sprach sie lüstern und begeistert davon. Doch der irre Blick verriet sie. Am Ende würde sie Suzu den Kopf rasieren und ihr Haar tragen, sowie sie im Sumpf ertränken. Waschweiber und Massenmörderinnen waren doch so!

"Du...emm...Halt! Lass das! Noch...nicht oder so. Ich...würde dich ja gerne vernaschen aber... ich bin...bin schwanger!", kam es urplötzlich aus Ornlu heraus. Sein Unterbewusstsein war schuld!
"Schwanger? Wie geht dass denn, Hasi?", fragte sie entrüstet. Ein Volltreffer?
"Das geht. Ich muss jetzt wirklich los.", meinte der Druide und hüpfte durch den Raum um seine Sachen aufzusammeln, während er mehr und mehr bemerkte, dass sein Körper wahrlich seltsam angemalt war. Als er in einen Wassereimer blickte und sein Gesicht auf der Wasseroberfläche erblickte erschrak er.
"Was zur...", dachte er sich, bevor er von der nackten Rosi angesprungen wurde.
"Du bist nicht Schwanger! Los nimm mich! Keiner will mich sonst nehmen, weil sie mich die verrückte Rosi nennen! Ich hab schon den Waschweibern erzählt, das wir zusammen sind! Du darfst nicht gehen. Die Geister sind noch draußen!", piepste sie laut mit ihrer Stimme. Ornlu hatte wahrlich Mühen sie weg zu drücken.
"Du bist verrückt!", rief er, bevor er in ihr scheinbar etwas weckte, was Konsequenzen haben würde.
"Du kannst noch so weit abhauen. Ich finde dich, mein Häschen! Wir sind verbunden fürs Leben! Und solltest du jemals mit einer anderen schlafen, dann klebe ich dir die Eier fest!", drohte sie.
Ornlu schrie auf wie der Zalando-Mann, packte seine Sachen und sprang aus dem Fenster.
In Schwarzwasser wurde er von vielen seltsamst angestarrt, als er halbtrunken wankend gen Tooshoo rannte und der Wache am Eingang sagte, dass er keine Frau oben sehen wolle. Wieso der Wächter lachte, konnte sich Ornlu denken, doch bevor er das mit der Farbe aufklären würde, würde er sich erst einmal wieder ausnüchtern müssen.
War die verrückte Rosi nun echt oder war das Sumpfkraut wieder schuld.
"Adrastos...", kam es Ornlu in seinen Kopf als Bruchstück seiner Erinnerungen. Doch zuerst galt es sich zu verstecken...

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