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07 Fossilien aus der Kreidezeit

In bewährter Manier folge ich meinem einmal eingeschlagenen Pfad und achte darauf, daß mir auch ja kein altgedienter Rollenspieler entkommt. Heute endlich ist es mir gelungen, einen Interviewpartner zu finden, auf den sicher einige schon lange gehofft haben. Die schwer aufzutreibende Redsonja ist heute mein Gast.

Bote: Ganz traditionell beginnen wir auch heute mit einer einfachen Frage. Ist das richtig, daß du Gothic damals gar nicht gespielt hattest und es darum auch nicht wirklich gut kanntest, aber dich trotzdem für das Foren-Rollenspiel angemeldet hast?

Weißt du noch, wie es damals kam, daß du trotzdem auf Gothic und das Rollenspielforum aufmerksam geworden bist?

Redsonja: Natürlich weiss ich das noch. Ich ging damals ins Gymnasium und hatte zwei gute Freunde in der Klasse. Im RPG sind sie bekannt als Tuan und Ceyx. Vor allem Tuan war komplett angefressen vom Rollenspiel und sprach über kaum etwas anderes mehr. Da wurde ich natürlich neugierig und habe sogleich begonnen mitzulesen. Zu Beginn nur die Posts meiner beiden Freunde, später auch von anderen. Schnell war ich begeistert, traute mir aber nicht zu in einem öffentlichen Forum zu posten. Ich dachte: "Dafür schreibe ich zu schlecht." Doch vor allem Ceyx blieb hartnäckig. Im März 2003 meldete ich mich schlussendlich an.

Bote: Dann verdanken wir also vor allem Ceyx deine zum Glück bis heute andauernde Mittäterschaft bei der Fortführung unserer Endlosgeschichte, die aus der Sicht so vieler Mitschreiber geschrieben wird! bist du heute noch im Kontakt mit Tuan und Ceyx? Was denken sie heute über das Rollenspiel, an dem sie selbst viele Jahre teilgenommen haben?

Redsonja: Mir sind Freunde sehr wichtig, sowohl jene, die ich im so genannten realen Leben kennen gelernt habe, als auch jene, denen ich zum ersten Mal übers RPG begegnet bin. Sprich ja, wir haben noch regelmässig Kontakt. Allerdings reden wir schon lange nicht mehr übers Rollenspiel. Dafür ist es zu viel Zeit vergangen und ein doch etwas „oberflächliches“ Gesprächsthema unter guten Freunden. Sprich ich müsste mit ihnen erst ein Interview führen, bevor ich deine Frage beantworten kann.

Bote: Hehe, vielleicht sollte ich das Interview delegieren? Dann kann ich mich zurücklehnen, andere machen die Arbeit und ich heimse am Ende den Ruhm ein. Eigentlich gar keine schlechte Idee ...

Aber kommen wir zu etwas Anderem. Wie schwierig war damals für dich der Einstieg? Kanntest du dich in der Welt aus? Woher hast du deine Informationen über den Backround bezogen? Ende März 2003, als du dich angemeldet hattest, war die Welt des Rollenspiels ja schon um die restliche Insel Khorinis samt der Stadt erweitert worden. Die Welt bestand nicht mehr nur aus dem doch recht übersichtlichen Minental.

Redsonja: Steilvorlage, was? *lacht*

Das war kein Problem. Wie gesagt, hatte ich ja schon einige Monate mitgelesen. Ich war in der Welt drin. Zusätzlich hat Tuan mich durch das Spiel geführt. Das hat er auch mit jedem weiteren Gothic-Teil gemacht, der erschien. Er legte sich immer direkt Zwischenspeicher für mich an. Ansonsten war und bin ich eine grosse Anhängerin des Threads „Wie sieht die Welt in unserem Rollenspiel wirklich aus?“ Noch wichtiger war allerdings, dass Sly sich mich umgehend geschnappt und einmal durch die ganze Welt gezerrt hat. Danach war ich richtig angekommen und hatte auch gleich ein paar kuriose Gestalten, wie Taeris, Bloodflowers, Schmok, Meditate, Superluemmel und Manmouse kennen gelernt.

Bote: Wenn du das so schön erklärst, wird auch klar, weshalb dir einige Leute immernoch sehr am Herzen liegen: sie waren es, die dir die Welt des Rollenspiels gezeigt und eröffnet haben.

Nachdem du dich also umgesehen hattest, bist du schnurstracks zu den Jüngern des Lee gegangen, um dich dort aufnehmen zu lassen. Weshalb gerade diese Gilde?

Redsonja: Meine beiden Freunde waren da. Sie haben vom Alten Lager nie viel Gutes zu berichten gewusst. Die Feindschaft mit der Garde (heute Gilde Innos) wurde mir also schon in die Wiege gelegt. Zudem gefiel mir Lee und die Idee des Söldnerdaseins. Die einzige andere Gilde, die in Frage gekommen wäre, waren die Amazonen. Allerdings war die Gilde ja vor allem zum austoben der ZAs all der Männer, die sich im RPG befanden und wurde abgeschafft, bevor ich wechseln konnte.

Bote: Ja, die Amazonen ... sie wurden mit dem Wechsel zu Gothic II obsolet, denn nun spielte das Rollenspiel nicht mehr in einem Männerknast, sondern es gab Gilden, die selbstverständlich Männer und Frauen aufnahmen. Ich bin ja seitdem noch immer auf der Suche nach einer Amazone, denn sie hatten so wunderbare Zauber, mit denen sie Männer um den Finger wickeln konnten. Wer möchte sich nicht in ein eines dieser durchsetzungsstarken Weiber verlieben ...

Oh, ich schweife ziemlich ab. 'Tschuldigung. Was ich eigentlich fragen wollte: Wie war denn damals so der Gildenzusammenhalt? Und was machte man so den lieben langen Tag? Unvorsichtige Gardisten überfallen? Schutzgeld von den Bauern erpressen? Schlägereien auf dem Hof anzetteln?

Redsonja: Reisen. Zumindest was mich betraf. Mich hielt es nie lange an einem Ort. Wenn ich aber mal da war, gab es oft Kneipenschlägereien, Trainingskämpfe oder einmal einen im Voraus geschriebenen Überfall der Garde auf den Hof. Diese hinterhältigen Mistkerle (um es mal im Vergleich der damals hochkochenden Gemüter, ruhig auszudrücken) handelten die ganzen Posts mitten in der Nacht ab, ohne dass wir hätten reagieren können und vergifteten unter anderem unsere Felder. Danach war erstmals die Hölle los. Im OT wurde wild geschimpft und vermittelt. Irgendwann ging man zur Tagesordnung zurück, sprich man begann Rachepläne zu schmieden. Gildenintern wurde aber sehr stark zusammen gehalten. Man hatte eben einen gemeinsamen Feind: Die Rotröcke.

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