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07 Fossilien aus der Kreidezeit

Bote: Dann hatte Win'Dar es sich also sowohl mit dem Drachen als auch mit Redsonja verscherzt? Das muß man auch erst einmal hinkriegen.

Hast du ähnlich intensive Erinnerungen auch bei den weiteren Quests, bei denen du dabei warst? “Der Schatz der Schmuggler“, “Aufbruch nach Darwath“ und “Der Ruf der Ferne“?

Redsonja: Wiederum sind mir zwei Sachen sehr fest in Erinnerung geblieben. Das erste ist beim Aufbruch nach Darwath. Diese Quest war noch straffer organisiert, als jene von Lümmel jeweils. Es war schon fast ein bisschen wie DSA, nur ohne würfeln und etwas freier. Es lief einfach und vor allem wurden wir vom Questmaster (hehe und Interviewer hier) immer wieder vor Rätsel gestellt, die wir zu lösen hatten. Das hat mir sehr gefallen. Und dann natürlich der Ruf der Ferne. Mein eigenes Experiment während des Reisens trotzdem zu schreiben, das erstaunlich gut funktioniert hat. Die Personen, die mitgeschrieben haben brachten sehr viel mit ein, obwohl ich ihnen alles mehr oder weniger offen liess. Der grosse Nachteil daran war hingegen, dass grosse Zeitabstände zwischen den einzelnen Posts liegen und ich oft nicht mehr in der Geschichte drin war, wenn ich den nächsten Beitrag verfasste. Daher gibt es leider einige Inkonsistenzen in der Quest. Ansonsten war sie allerdings sehr wichtig für die Entwicklung meiner Charaktere.

Bote: Wo wir so über all die Quests reden ... heutzutage sind sie ja selten geworden ... sehr selten. Woran liegt das deiner Meinung nach? Genügt heute das reguläre Rollenspiel zur Verwirklichung aller Ideen aus? Oder hat keiner mehr Ideen? Waren es vor allem die relativ neuen Teilnehmer, die Quests starteten und weils davon heute nur noch wenige gibt, gibts auch weniger Quests? Sind Quests generell total out? Oder ist es etwas ganz anderes

Redsonja: Zum einen habe ich gerade einige alte Quests durchgeschaut. Da haben wir es zum Teil geschafft zwei 20 oder mehr Posts an einem Tag zu verfassen. Stell dir also erstmals vor wie überfüllt das Rollenspiel zum Teil war. Manchmal ging man wohl schon nur auf Quest, um eine Truppe zusammen zu halten und eine ganze Geschichte zu haben. Dann braucht eine Quest meist wirklich Zeit und das ist in meinen Augen der Hauptfaktor. Geht man auf eine Quest und will diese wirklich in zwei Wochen durchziehen und etwas sinnvolles Schreiben, braucht jeder der Beteiligten fast Ferien.

Allerdings und ich glaube das ist der Hauptgrund im Endeffekt: Es ist nicht mehr notwendig. Früher gab es eigentlich fast kein unerforschtes Land. Wir waren fest auf Khorinis. Wollte man davon mal weg, musste man auf Quest gehen. Heute ist die Welt gigantisch gross. Man kann sich immer eine neue Insel irgendwo erfinden in den weiten des Meeres und muss noch nicht mal eine Quest anmelden, sondern kann ein spontanes Intermezzo im nurmalen Thread einlegen.

Bote: Ja, die mittlerweile erreichte Größe und Weitläufigkeit der Welt mag tatsächlich ein wichtiger Grund sein. Und darüber hinaus war es vielleicht vor vielen Jahren auch so ein diffuses Gefühl des "ich will nicht nur die übliche wöchentliche Kneipenschlägerei posten, sondern mal was episches, also geh ich auf Quest", das es heute so nicht mehr gibt, da sich die Posts im RPG im Schnitt vielleicht ein wenig gewandelt haben? Bei vielen Quests handelte es sich ja um Geschichten, in denen ganze Reiche oder fremde Welten in existenzielle Krisen geraten waren und durch die Protagonisten gerettet wurden.

Redsonja: Von denen an denen ich Teil genommen hatte bei sehr wenigen muss ich sagen. Aber es gab einige davon, ja. Und die Posts haben sich gewandelt, aber auch nicht alle. Allgemein ist es schwierig zu sagen Früher - Heute, denn es ist sicherlich nicht nur das RPG, das sich angepasst hat, sondern auch meine Wahrnehmung selber. Weil ich weniger Zeit habe fällt mir auf, dass es auch einigen anderen so geht und noch so gehen wird, wenn sie erstmals ins Berufsleben einsteigen oder gar eine Familie haben. Eigentlich ist es sogar überraschen wie wenig sich hier verändert hat, während sich das Internet rundherum rasant entwickelt.

Bote: Da ist schon etwas dran. Doch verweilen wir noch ein wenig in der Vergangenheit. Von November 2004 bis Juni 2005 warst du Teil des Rates der damaligen Jünger des Lee, der Vor-vorgängergilde des heutigen Königreichs Argaan. Wie war das damals so?

Redsonja: Interessant. Wir waren ein komplett frischer Rat. Keiner von uns hatte wirklich Erfahrung und jene die hatten hielten sich - milde ausgedrückt - aus dem Geschäft zurück. Aber es war eine gute Zeit vor allem mit elpede und Taeris. Wir waren uns wohl nie alle einer Meinung und dennoch haben wir im Endeffekt, wenn einmal eine Entscheidung gefällt war, diese immer vertreten. Das Beste war meiner Meinung nach allerdings, dass der damalige Rat eine Spaltung der Gilde ins Leben gerufen hatte. Im Rollenspiel gab es demnach zwei Parteien jener, die die Führung der Gilde übernehmen wollten. Jeder in der Gilde musste sich für einen der Blöcke entscheiden. Das gab viele schöne Posts im Zuge dessen. Allerdings habe ich zu viel Zeit dafür aufgewendet. Eine Krankheit, wenn ich sehe, dass eine Arbeit nicht erledigt ist, dann übernehme ich sie oft. Daher bin ich da auch wieder ausgestiegen, obwohl es mir noch immer Spass gemacht hat. Nicht nur aus dem Rat, sondern auch aus der Gilde weil ich nicht einer der ehemaligen Ratler sein wollte, die dann nur an dem neuen Rat herummeckern. Gleichzeitig war es auch ein Schritt in Richtung Klingenmystik.

Bote: Das hab ich auch noch nicht gehört, daß die Spaltung einer Gilde in zwei Lager als "das Beste" bezeichnet wird. Hahaha! Das waren wohl wirklich turbulente Zeiten.

Du hast es schon angedeutet: Nach dem Ausstieg aus dem Rat kaum auch gleich noch der Wechsel zu den Gildenlosen. War denn wirklich die Klingenmystik der Hauptgrund dafür, ausgerechnet gildenlos zu werden?

Redsonja: Eigentlich schon und natürlich die Unabhängigkeit. Ich war schon immer eher ein Freigeist. Meditate hatte mal gesagt, dass wer gildenlos und aktiv sein möchte, Freunde in jeder Gilde haben muss. Das hatte ich zumindest im OT. Im Rollenspiel waren die "Gardler" eher Feinde, denn Freunde.

Bote: Hat sich denn viel geändert für dich durch den Wechsel? Hast du nun andere Geschichten gepostet oder warst vermehrt an anderen, vorher nicht so oft besuchten Orten?

Redsonja: Ich war unterwegs. Vor allem auch in Gorthar. Danach immer wo etwas brannte und weniger nur an einem Gildensitz. Lange zog ich mit Superluemmels Charakteren durch die Welt. Wo er war, waren automatisch immer viele, die gerne mit ihm Posten wollten und eigentlich immer entsprangen dem spannende Aktionen und Abenteuer. Taeris war auch meit mit von der Partie dabe. Später, als Lümmel nicht mehr da war, habe ich einfach beschlossen irgendwo hin zu gehen und mich in die Ereignisse, die ich da gerade las einzumischen. So lernte ich viele Rollenspieler aus allen Gilden kennen.

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