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5 Interviews und Kommentare

Die Magie im RPG

Teil 2: Die Illusionsmagie

Im zweiten Teil der Serie "Magie im RPG" befassen wir uns mit der Illusionsmagie der Orkschamanen. Vielen ist sie ein Rätsel, genauso wie die Orks selbst. Ist es nicht schon so einfach einen Ork zu schreiben, so stellt die Illusionsmagie in ihrer Komplexität durchaus eine weitere Hürde. Trotz allem ist alle Mühe wert, denn diese Magie würde ich selbst als die vielfältigste im RPG bezeichnen, denn im Grunde ist sie alles, erlaubt alles was die anderen Magieschulen können und ist doch nur Illusion. Erkennt man dies, erkennt man die schier unendlichen Möglichkeiten der Illusionsmagie.
Ich selbst würde sie ja sogar, als die gemeinste/bösartigste Magie betiteln, denn wahre Angst beginnt im Kopf und kann dank dieser Magie in Tiefen gelangen die man sich nicht vorstellen mag...

Das folgende Interview wurde mit Lugdrub, dem aktuellen Lehrmeister für Illusionsmagie geführt.

Wie würdest du die Magie in einem Satz beschreiben?

Sie ist vielfältig, bietet unglaubliche Möglichkeiten und macht einen verdammten Spaß.

Welche Mythologie/Geschichte trägt der Magiezweig?

Schwere Frage. Im RPG ist die Geschichte der Schamanen ja doch etwas älter und hat seine Ursprünge irgendwo im Gothic 1 oder 2 RPG, damals noch als Orkmagie betitelt und auch noch an die Runen gebunden wie die anderen Magiezweige. Erst mit der Umstellung zu Gothic 3 konnte man sich richtig entfalten und eine Magie wählen, die doch irgendwie passte. Illusionsmagie. Seitdem wurde sie von einer überschaubaren Zahl Schamanen genutzt, leider aber nur von den wenigsten wirklich ausgekostet und -gelebt.
Mythologien ... trägt der Zweig wohl leider keine, auch wenn ich persönlich Zusammenhänge mit den Indianern und anderen Völkern ziehen würde, die Schamanismus betrieben. Der Kontakt zu Geistern, die Verehrung der Ahnen, alte, primitiv wirkende Rituale, die die Stammesmitglieder im Kampf stärken sollen ... so in die Richtung.^^

Was ist die Grundlage der Magie? Woher kommen die Kräfte?

Die Grundlage der Magie ist ganz klar der Glaube der Schamanen an den Schöpfer (Beliar). Vielleicht wurde es von den Schamanen, die vor mir posteten, anders gehandhabt, ich jedoch bevorzuge diese Art und Weise. Je inniger der Glaube, umso zugänglicher ist der Schamane für die Illusionsmagie. Das geht sogar so weit, dass der Ork sich mit einem Ahnen verständigen kann, der ihn in gewisser Weise unterstützt (Jedoch nicht derart, wie es mit der Macht der Ahnen bei den Clans des Nordens ist, sondern eher wie in der Waldbruderschaft mit den Naturgeistern). So und durch andere Rituale können die Kräfte in dem Ork aufkommen und sich entfalten.

Inwiefern spielt der Glaube in Lehre (Theorie) und Anwendung (Praxis) der Magie eine Rolle?

Wieder 'ne schwere Frage. Ich vermittle meinen Schülern den Glauben so, dass er eine elementare Rolle in der Magie spielt. Ist der Schöpfer dem Schamanen nicht wohlgesonnen, kann er Schwierigkeiten bei der Anwendung der Magie bekommen.
In der Lehre muss der Ork ein Ritual zur Beförderung zum Berufenen durchgestanden haben, dass die Loyalität zum Schöpfer widerspiegelt und auch als Beweis dafür gilt, dass jener den Ork als würdig erachtet. In der Anwendung ... nun, da spielt der Glaube auch eine große Rolle. Die Kräfte des Schamanen basieren auf seiner Hingabe zum Schöpfer. Je größer die Hingabe, desto sicherer arbeitet der Schamane mit der Magie.

Wie strukturiert sich der Zweig? Was ist besonders?

Der Zweig strukturiert sich in zwei feste Sparten: Berufene (Rang 2) und Schamanenlehrlinge (Rang 3) bilden die unteren Ränge der Schamanenkaste. Sie sind mit Novizen und Adepten der anderen Magiezweige zu vergleichen und gehen ihren Meistern zur Hand, unterstützen sie in Ritualen, Versuchen, bei Reisen und der Arbeit. Wir versuchen auch mehr oder weniger einzuführen, dass sich jeder in diesen beiden Rängen einen Meister sucht, der - zumindest jetzt noch - ein NPC ist sowie Schamane der Kaste. Kann man mit den Rittern und Knappen der Gilde Innos' vergleichen. Der Meister betreut den Lehrling in der Zeit, bis er zum Schamanen befördert wird und einer Weihe unterzogen wird, die ihn zu einem festen Teil der Kaste macht. Da wären wir auch schon bei den anderen Rängen der Schamanen. Der Schamane (Rang 4) an sich, Geisterbeschwörer (Rang 5) und Schamanenmeister (Rang 6). Sie bilden den eigentlichen Kern, sind geistige Führer ihres Volkes und Beistand der Krieger während Schlachten und Geplänkel, greifen jedoch auch ohne zu zögern in solche ein, da sie die Illusionsmagie in vollen Zügen auskosten und auf ihre Feinde loslassen können. Geisterbeschwörer konsultieren sich gar mit den Geister und der Ahnen.
Sie stellen damit eine gewisse Elite unter den Schamanen dar, da es ihnen erlaubt ist, zu den Verstorbenen Kontakt aufzunehmen und sich mit ihnen zu beraten. Ebenso ist ihr Wissen der Illusionsmagie so mächtig, dass die problemlos die Erinnerungen ihres Opfers ändern können. Stell Dir vor, dass ein Geisterbeschwörer in deinen Kopf eindringt und dort Dinge so nachhaltig verändert, dass Du meinst, sie hätten nie oder anders stattgefunden. Die Schamanenmeister bilden natürlich die Spitze der Schamanen, sind mit Priestern Adanos' oder Innos', den Hohepriestern der Dunklen Mächte und den Weltenwandlern zu vergleichen. Illusionisten, denen die meisterhafte Beherrschung ihrer Magie vom Schöpfer erlaubt wurde, die gar unter den Geistern Anerkennung und Respekt erarbeitet haben.
Das Besondere jedoch an dem Schamanenzweig ist wohl ganz klar der Skill, der sich Seher nennt. Dieser erlaubt dem Schamanen, aus Knochen oder anderen Habseligkeiten eines Orks oder Menschen zu lesen, die Zukunft sowie die Vergangenheit zu ergründen. Anfangs natürlich erst verschwommen, nicht ganz einsichtig und klar. Später jedoch mit solch einer Klarheit, dass der Seher glaubt, selber in diese Erinnerungen einzutauchen. Dieser Skill ist wohl ganz klar der Schatz des Schamanenzweiges, da er dem ganzen Thema um die Verstorbenen und Ahnen noch einen richtigen Glanz verpasst.


Wie viele Lms gibt es? Wie ist der Zweig besetzt?

Lehrmeister gibt es nur einen ... mich! *lach*
Nun, hängt wohl damit zusammen, dass nicht jeder einen Ork posten mag und noch weniger einen Ork, der die Magie beherrscht. Klar, als Ork postet man einen Bösen, der von allen anderen gehasst und verachtet wird. Entscheidet man sich jedoch dafür, offenbaren sich einem immense Möglichkeiten. Besetzt ist der Zweig mit unglaublichen vier Mitgliedern. Proya Anuot (so etwas wie der aufstrebende Stern am Schamanenhimmel *grins*), Drondar, Rok Shar und meiner Wenigkeit.


Wie kommt man zur Ausbildung?

Nette Frage. Natürlich kommt der Prophet zum Berg, heißt also das der Schüler mich als Lehrmeister aufsucht. Danach ist es eigentlich ein ganz simples System. Ich versuche den Schüler auf die Magie einzugewöhnen, bringe ihm die Lehren des Schöpfers und Traditionen der Schamanen nahe. Natürlich verlange ich (meiner Auslegung der Magie wegen), dass mein Schüler kein liebes, kleines Wesen ist, sondern doch jemand ist, der Hass und Bosheit in die Ausbildung einbringt, da ich genau das zu sehen verlange. Illusionsmagie ist da, um Schaden zu verursachen, die Erinnerungen eines Wesens zu verändern, die Sinne zu täuschen oder gar Scheinschmerzen zuzufügen? Gutgläubige Seelen sind da wohl nicht geschaffen für.

Was sind die Ingame Voraussetzungen?

Das Ritual, um vom Schöpfer zum Berufenen gemacht zu werden. Das ist - so wie ich es sehe - Pflicht, um überhaupt Schamane werden zu können. Einmal hab ich es schon erfolgreich und anschaulich mit Proya Anuot hinbekommen. Es ist ein Ritual, dass in kleinem Kreise stattfindet, jedoch an einem Ort, der dem Schöpfer geweiht ist. Der Ritualführende muss den Schöpfer herbeirufen, ihn um seine Aufmerksamkeit bitten und jene auf den Berufenen lenken. Die Aufgabe dessen ist es dann, dem Schöpfer die Loyalität mit einem Opfer zu beweisen. Dabei handelt es sich um etwas von besonderem Wert, vor allem etwas das dem Körper oder der Seele entstammt. Lugdrub gab damals beispielsweise sein Gesicht, zerschnitt es sich mit einem Messer und entstellte sich schwerwiegend. Es war dahingehend ein Opfer, da er im übertragenen Sinne die Identität eines Orks gab. Proya Anuot hingegen nahm sich die Fähigkeit einer Orkin, Welpen zu bekommen. Sie opferte damit das, was von ihr als Orkfrau verlangt wurde, nämlich für Nachwuchs zu sorgen. Ebenso gab sie einen Teil ihrer Seele, den mitfühlenden Teil auf.
Ist das Ritual durchgestanden, macht sich der Schöpfer bemerkbar, zeigt, ob er das Opfer an sich genommen und den Berufenen anerkannt hat.

Welche Riten oder spezielle Prüfungen stehen in Verbindung zur Magie?

Nun, da sind wir selber noch am Planen, Formen und Überlegen. Fest sind natürlich das oben beschriebene Ritual zum Berufenen, dann die Weihe zum Schamanen und der Pakt mit einem Ahnengeist. Die Weihe zum Schamanen beispielsweise fordert vorher eine Prüfung, in der der Glaube abermals auf die Probe gestellt und getestet wird. Besteht der Lehrling sie, wird er zum Schamanen ernannt und auch vom Schöpfer als ein Ork erkannt, der den höheren Lehren der Magie würdig ist. Der Pakt mit dem Geist (als Geisterbeschwörer oder um zumindest ein solcher zu werden) findet an einem Orkfriedhof in Myrtana statt, in dem ein behauener Monolith steht, der als Tor der Seele eines Verstorbenen in das Reich des Schöpfers fungiert. Sind die Geister dem Ork wohlgesonnen und akzeptieren ihn, ist es ihm erlaubt, einen von ihnen in sich aufzunehmen, wie es beispielsweise die Waldbruderschaft mit dem Naturgeist machen. Die Geister können natürlich mannigfaltig sein. Gut, böse oder sogar ganz anders.

Was sind wichtige Aspekte der Lehre?

Erst einmal das Eintauchen in die Magie. Der Schüler soll ein Gefühl für die Illusionsmagie erhalten, einen Blick auf die Möglichkeiten die er haben wird. Dann ist es seine Aufgabe, die Grundlagen zu lernen, einen Bezug zum Schöpfer herzustellen, der sich mehr und mehr festigen soll. Dies passiert dann während der Schüler die weiteren Stufen der Illusionsmagie lernt. Die zweite Stufe beschäftigt sich mit den Illusionen. Warum schenkt Beliar den Orks die Illusionsmagie? Was ist ihr Sinn und Zweck? Wie setzt man sie destruktiv und ihrer Natur gleich ein? Der Schüler lernt eben das Eindringen in die Gedanken eines Opfers. Wie greife ich nach dem Geist? Wie schütze ich meinen eigenen vor der Illusionsmagie? Wie verändere ich die Sinne meines Feindes so, dass er etwas anders empfindet, als es in Wirklichkeit ist?
Die dritte Stufe umfasst dann den Einsatz der Illusionsmagie als Waffe. Wie schade ich dem Geist meines Feindes? Was sind meine Mittel und Wege? Hier wird nicht mehr auf Sinnestäuschungen zurückgegriffen, sondern die Gedanken manipuliert. In das Denken des Opfers werden bewusst Fehler eingesetzt, Dinge die gar nicht existieren, doch vom Geist als existent aufgefasst werden. Hier soll dem Schüler klar werden, dass die Illusionsmagie kein Spielzeug ist, sondern eine Waffe die nur darauf abzielt, Verwirrung und Zerstörungen anzurichten, jedoch auf subtilem, der Natur der Orks widersprechendem Wege. Die vierte Stufe befasst sich dann mit der Spitze der Täuschungen und Illusionen. Hier werden Phantomschmerzen verursacht, Gedanken und Erinnerungen beeinflusst. Man kann es teilweise mit den Jedi-Kräften von Star Wars vergleichen. Vor allem durch den Pakt mit einem Geist werden diese Kräfte intensiver und mächtiger.
Den Gipfel erreicht dann der Schamanenmeister mit der Meistermagie der Illusionen. Ein Paradies für jeden, der gerne im Geist seines Feindes herumpfuscht und ihn so nachhaltig verändert, dass er einen vollkommen neuen Menschen schaffen mag. Die Illusionen, die der Meistermagier schafft, sind derart echt, dass man sie unmöglich für Illusionen halten kann. Hier spielt der Schamane mit dem Geist. Beispielsweise täuscht er seinem Opfer solch eine gewaltige Hitze vor, dass der ganze Organismus annimmt, einer echten Hitze ausgesetzt zu sein und Zeichen von Verbrennungen zeigt. Hier hilft nur noch eine starke Willenskraft und geistige Stärke. Dem Schamanen ist es möglich, Wahnsinn und selbstgemachte Gedanken im Geist zu pflanzen, ja sogar die Seele zu entziehen und eine willenlose, leere Hülle zurück zu lassen. Das ist ein Aspekt meiner Lehre: Die Schattenkugel. Ich beginne damit schon in der Lehre der zweiten Stufe und verfolge sie bis zur vierten Stufe. Die Schattenkugel ist ein klitzekleiner Einblick in das Reich des Schöpfers, in die Unendlichkeit seines Wesens und seiner Macht. Sie ist zweifelsohne eine der mächtigsten Zauber, die der Schamane wirken kann, jedoch nur, wenn er dem Schöpfer ohne Zweifel ergeben ist.

Was ist die Stärke dieser Magiegattung?

Lässt sich oben gut rauslesen: Die Illusionen. Die anderen Magiegattungen befassen sich mit existenten, realen Dingen. Feuerbälle, Stürme, Eisblöcke, beschworene Untote, Verwandlungen in Tiere ... Die Illusionsmagie bildet da einen ganz anderen Part der Magie. Hier spielt sich alles im Kopf des Opfers ab, hier wird das Gefüge der Realität geändert, auf den Kopf gestellt und manipuliert. Und Grenzen sind einem fast keine gesetzt. Du willst, dass Dein Opfer denkt, es werde von Wölfen zerfleischt? Bitte, lass' es das glauben. Du möchtest, dass es annimmt, in siedendem Öl zu baden? Kein Problem. Man kann die Gedanken des Feindes einfach grenzenlos manipulieren und ihm alles vorgaukeln. Das ist die Stärke der Magie. Natürlich alles im Rahmen der Regelung, dass es eben nur Illusionen sind und keine real beschworenen Dinge. Ebenso lassen sich nur humanoide Geschöpfe (Orks und Menschen) verzaubern, nicht aber Tiere.

Was ist die größte Schwäche dieser Magiegattung?

Dass die Dinge, die gezaubert werden, eben nicht real sind. *grins*
Der Schamane kann schreckliche Sachen noch und nöcher zaubern, den Geist des Feindes malträtieren wie er will ... Es ist aber nichts real. Ebenso ist es keine Magie, die auf den Kampf gegen viele Gegner ausgelegt ist. Der schwerste Brocken für einen Schamanen ist jedoch ein Wesen mit unglaublicher Willensstärke und solch einer Immunität vor geistigen Einflüssen, dass die Illusionen und Täuschungen in Rauch aufgehen.

Was wäre denn möglich, wurde aber noch nie gemacht?

Vieles, denke ich. Es liegt wohl einfach damit zusammen, dass die Schamanen in ihrer jetzigen Form doch relativ jung, schwach besetzt und wenig ausgelebt sind. Denke schon, dass einiges gemacht und probiert wurde. Ic'Shak wird da sicher 'ne Menge herumgespielt haben wie auch Tuk-Tuk. Bestimmt auch Tok'Schok. So wie auch Proya Anuot und ich jetzt herumspielen und experimentieren werden, was das Zeug hält.
Daher kann ich zu der Frage nicht viel sagen, sondern einfach nur zum Probieren einladen. Werde natürlich selber auch meiner Fantasie freien Lauf lassen, damit ihr bald Schönes lesen könnt. *zwinker*

Worin seht ihr klassische Beispiele, was nicht geht oder oft falsch verstanden wird. Powergaming etc.?

Naja, die Illusionsmagie ist eben nicht der endlose und alles legimitierende Kinderspielplatz, als der sie vielleicht von einigen gesehen wird oder wurde. Man kann eben nicht die Axt im Wald spielen, alles beschwören und der Obermacker sein, was man vielleicht erst denkt, wenn man sich die Beschreibung der Magie in der RPG-Sektion durchliest. Die Illusionsmagie ist eine gemeine, durch die Hintertür schleichende Art der Zauberei, kein frontales Vorgehen. Beispiele für Powergaming gibt es wohl keine, aus dem Grund da es wohl einfach zu wenige Schamanen gab, um einen hervorzubringen, der mal richtig Lust darauf hatte. Was auch gut so ist! *lach*

(Interview wurde durch Ornlu geführt)

(-- Samarus)

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