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3 Nordmar und Varant

VARANT

BAKARESH IST FREI!

Der Widerstand sammelt sich

Eine Sensation hat sich in Bakaresh ereignet, geschätzte Leser. Glaubte man bis vor kurzem noch, dass sich Zubens Reich nun wieder über die meisten Teile Varants erstrecken würde und höchstens noch einige versprengte Nomadengruppen und das merkwürdige Kastell nahe Bakaresh nicht seiner Botmäßigkeit unterstünden, so hat nun alles eine Wende genommen. Die tapferen Assassinen, die die mächtige Waffe mit dem Namen „Die Klaue Beliars“ erobert hatten (wir berichteten), waren zurückgekehrt. Verborgen vor allem, selbst vor den so wachsamen Augen und der geschulten Nase des Myrtanischen Boten, plante der Widerstand gegen Zuben den vernichtenden Schlag, den er dem Usurpator entgegensetzen wollte, um ihn aus dieser Stadt zu vertreiben.
In der Tat versteckte sich das Hauptquartier des Widerstandes im Bordell „Goldmünze“. Dieser Schachzug war ebenso genial wie die „Goldmünze“ verrucht. Welche geheimen Pläne mögen die schweigsamen Assassinen wohl in den zarten Armen der schönen Töchter der Wüste ausgebrütet haben. Doch gelten solche Etablissements nicht umsonst als Hort von Diskretion. Selbst der Myrtanische Bote konnte bislang noch nicht hinter die Geheimnisse der Assassinen kommen, die dort ausgeheckt wurden.
Hier zeigte sich auch die Zusammenarbeit zwischen den Assassinen des Alten Bundes und den Schwarzmagiern des Kastells erneut: Die furchtbare Waffe, die Klaue Beliars wurde mit einem Ritual, das sich in seiner verdrehten Magie nur auf die Kräfte der Finsternis berufen kann, so umgewandelt, dass die Waffe von einem Träger beherrschbar war, ohne ihn zu beherrschen. Dies führte der Hohepriester Ardescion durch, dessen Namen sich die Menschen in Bakaresh nur leise zuflüstern und niemals laut aussprechen. Somit wurde der Fluch Beliars selbst durchbrochen. Die Führer der Assassinen, Berash, DraconiZ und Farel a’Rog ni’Orej, der an der Spitze seiner Truppen aus Braga herangeeilt war, stellten sich an die vorderste Front der Truppen, die gegen Zubens Kräfte aufbegehrten.
Beinahe wurde ihr Plan durchschaut, waren doch die magischen Erschütterungen, die bei der Änderung der Ausrichtung der Klaue, dieser furchtbaren Waffe des Bösen, im arkanen Gefüge der Welt verursacht wurden, von Zubens Schergen bemerkt worden. Denn auch er hat fähige Magier in seinen Reihen, die sich nicht einfach täuschen lassen. Doch konnte ihr Angriff auf die „Goldmünze“ siegreich zurückgeschlagen werden, ohne dass der wahre Grund, der von diesen magischen Inkonsistenzen ausging, dem Feind offenbart wurde.

Angriff auf den Feind

Doch war mit vereinten Kräften dieser Angriff des Feindes abgeschlagen worden. Auch Abu Din aus Bakaresh half hierbei tatkräftig. Doch war nun das Versteck des Widerstandes aufgeflogen. Um Zuben zuvorzukommen, mussten die Pläne zur Befreiung Bakareshs schnellstens in die Tat umgesetzt werden. So stürmte denn DraconiZ mit einigen besonders schwindelfreien Assassinen (ja, unter diesen furchtlosen Kriegern gibt es noch welche, die noch viel furchtloser als furchtlos sind) an einer unbeobachteten Stelle auf die Bergflanke, an der sich die Kasbah der Stadt breit hinlagert. Den nackten Felsen stiegen sie todesmutig und unerkannt herab, um Zubens Streitmacht so in den rücken fallen zu können. Währenddessen führte die am Boden versammelte Streitmacht den Hauptangriff. Tapfere Männer und Frauen wie Berash, Vicious, Candaal, Tarnum oder Cyrith stürmten zum Äußersten entschlossen die von den Eroberern besetzte Feste. Und auch die Schwarzmagier aus dem Kastell standen nicht abseits. Koryphäen auf ihrem gebiet wie Ardescion oder Ceron unterstützten die mit ihnen verbündeten Assassinen bei ihrer verzweifelten Aktion. Doch war sie wirklich verzweifelt? Zeugte das koordinierte Vorgehen und die Beschaffung des mächtigen Artfaktes nicht von einem sehr planvollem, ja fast schon kaltblütigen Plan? Sogar an die Vergiftung der Zubernschen Bratäpfel hatten weitblickende Assassinen wie Candaal, Tarnum und Cyrith gedacht, um Zubens Männer zu schwächen.
Diese Assassinen, geschätzte Leser, werden mir wohl immer ein Rätsel bleiben. Im einen Augenblick stürmen sie mit gezücktem Schwert voran, dem Tod ins Auge blickend, im anderen sitzen sie, schlafenden Löwen gleich, ruhig in den kühlen Gemächern ihrer Behausungen, genießen die exotischen Getränke Varants und planen dabei kaltblütig den Tod eines Widersachers. Sie repräsentieren die faszinierende Widersprüchlichkeit der Wüste: Die gnadenlose Hitze des Tages und die schneidende Kälte der Nacht.

Dramatik im Endkampf

Doch kommen wir nach diesem philosophischen Ausflug zurück zu den dramatischen Ereignissen, die sich in Bakaresh abgespielt haben. Nachdem die Kasbah, die Burg von Bakaresh, in heroischem Kampf von den Verbündeten genommen worden war, standen am zweiten Tag der Schlacht die furchtbarsten Kämpfe erst noch bevor. Zwei hinterhältige Schwestern, Magierinnen von so großer Macht, die ihre Fähigkeiten so meisterhaft, einsetzten, dass man bei ihrem Anblick selbst die Angst vergaß, die gerade in einem hoch kroch (wobei das auch an ihrem ebenso exotischen wie atemberaubenden Anblick gelegen haben kann), mussten besiegt werden. Ihre Kreaturen, Skelettoger, die furchtbaren Schaden in den Reihen der Kämpfer anrichteten, waren Hindernisse, die die Assassinen vor große Probleme stellten. Doch nichts kann einen zu allem entschlossenen Assassinen Bakareshs aufhalten. Denn auch die Schwarzmagier des Kastells gebieten über ebenso furchterregende Magie und so räumten Ceron und Ardescion den Assassinen den Weg frei.
Dieser konnte nun endlich die Klaue ihrer Bestimmung zuführen. Mit bewundernswerter Eleganz, geleitet von seiner Erfahrung, getrieben von Rachedurst besiegte er die Seelenbann, zwei grauenerregende Dämonen aus der untersten Unterwelt, Beliars finsterster Hölle, hergerufen durch die Mächte der bösartigen Schwestern. Nach diesem heroischen Kampf bedrohte er sogar den Löwen der Wüste, Zuben selbst, der in diesem Augenblick wohl eher das Lamm der Wüste genannt werden musste. Im Angesicht seiner unabwendbaren Niederlage teleportierte er sich mitsamt seinen verbliebenen Getreuen - und von diesen waren nach den wilden Kämpfen nicht viele übrig - zurück in seine Bergfestung Ishtar, wo er sich wohl heute noch seine Wunden leckt. Bakaresh wird er nach dieser Niederlage sicher nicht wieder so bald angreifen.
Ja, die Wüste ist immer voller Dramatik, nie ruht sie, nie weiß man am Morgen eines Tages, was der Abend bringen wird. Hier unten im Süden wird Geschichte geschrieben und Sie, liebe Leser, dürfen mit Fug und Recht behaupten, dank des Myrtanischen Botens direkt dabei gewesen zu sein.
(-- Dumak)

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