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Rollenspiel nach Fall der Barriere
Gorthar
[Q] Das Land Gorthar # 8
| 06.10.2003 18:07 | #1 |
| meditate |
[Q] Das Land Gorthar # 6
hier gehts weiter in gorthar
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| 06.10.2003 21:28 | #2 |
| Pegasus |
Er wollte eigentlich schon diesem kleinen Dieb nachgehen, entschied sich dann aber doch noch anders, weil er sich nicht viel davon versprach, er hatte kein Interesse daran diesen kleinen Halunken der Stadtgarde oder wer auch immer hier für Ruhe und Ordnung sorgte, zu übergeben, stattdessen interessierte ihn etwas ganz anderes, denn vom Marktplatz aus war eine Burg zu sehen, sie lag auf einem Hügel und erhebte sich deshalb thronend über die Stadt, doch bei dem Versuch zu ihr zu gelangen, wurde er schon früh gestoppt, denn er sah am weiteren Aufgang ein Tor und zwei Wachen, die ihn sicher nicht durchlassen würden, er hätte zwar durchaus Mittel und Wege finden können, wir er in die Burg kommen würde, doch hatte er es nicht nötig sich unnötigerweise in Gefahr zu bringen, sein Ziel war Khorinis und nicht die gorthanische Burg, also beließ er es bei den Gedanken an diese Burg, die doch recht wehrhaft aussah, zusammen mit der riesigen Mauer und den Wachen ergab sich ein wehrhaftes Bild von dieser Stadt, die wohl Gefahren von Außen abhalten wollte oder schon einmal einer solchen Gefahr getrotzt hatte.
Sein Weg führte ihn wieder in einen anderen Teil der Stadt, hinter dem Marktplatz waren wieder zahlreiche verwinkelte Gassen, die alle an die vom Hafenvierte erinnerten, nur waren sie sauberer und es roch auch nicht so bestialisch. Pegasus schlingelte sich durch diese um eventuell interessante Beobachtungen zu machen, denn bevor er die Stadt verlassen würde, wollte er sie noch etwas kennenlernen. Schließlich war er hier eher unfreiwillig gelandet und jetzt musste er eben das beste aus der Situation machen. Eine kleine Kneipe lenkte seine Aufmerksamkeit auf ihn, was nicht gerade an der Karte lag und noch weniger an dem schnuckligen Ambiente, sondern eher deshalb, weil ein Mann einfach heraus flog und kopfüber auf den harten Pflastersteinen landete. Ein Mann kam heraus, wobei es sich scheinbar um den Wirt handelte und schrie den Verletzten an, er solle nie mehr versuchen seinen Gästen die Taschen auszuräumen, als handelte es sich wahrscheinlich um einen Dieb. Doch wenn man in einer vollen Kneipe, wie er jetzt erst merkte, beim klauen erwischt werden konnte, das war ihm ein Rätsel, selbst untalentierte Finger wie seine konnten da wohl kaum etwas falsch machen, doch war es doch ein schöner Anblick zu sehen, dass sich diese Stadt zumindest von der Art und Weise kaum unterschied wie die, aus der er kam. Doch mit dem Dieb hatte er noch was vor, er half ihm aufzustehen und bemerkte da erst, dass es eine Frau war, die sich ihre Haare kurz geschoren hatte, um wohl als Mann aufzufallen, ähnliches Problem hatte er ja auch des öfteren aber diese banale Gleichheit spielte keine Rolle in seiner perplexen Denkweise. Die Frau wirkte nicht so, als ob sie Gold im Überfluss oder eine geschickte Diebin wäre, doch eher aus Hilflosigkeit stehlend. Ohne ein Wort zu sagen, ging er in die Kneipe hinein, die Frau sollte draussen warten, so dass sie alles genau sehen konnte. Pegasus wurde von dem Moob nicht beachtet, selbst sein ungewöhnliches Auftreten war für die meisten nicht beachtenswert, er brauchte nur eine einzige Goldmünze auf den Boden zu werfen und sofort stürtzten sich fast alle auf das eine kleine Stück und stießen sich die Köpfe ein, in dem ganzen Chaos ließ er noch eine zweite fallen und eine dritte, als sich die Menschen dann in die Haare kriegten, weil sie dachten, es läge überall Gold auf dem Boden, entbrannte zwischen zwei Streithähnen eine Schlägerei und der Wirt versuchte vergeblich einzugreifen, bekam selber etwas ab, Pegasus selber stand unerschütterlich an seinem Platz, bis er sich einfach den Goldbeutel eines Betrunkenen schnappte, in dem Tumult ging das ganze sowieso unter und er konnte sich heimlich still und leise aus dem Staub machen, die Frau bekam den Goldbeutel, der sicher fünfzig Stück fasste und er verschwand mit einem banalen Gesichtsausdruck, der typisch für ihn war, er liebte es einfach die Menschen erniedrigend zu sehen.
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| 07.10.2003 04:50 | #3 |
| Sara |
Der Schatten huschte durch die Stadt und beachtete dabei kaum etwas, es war alles wie immer, einfach nur Gorthar typisch, es stank nach Fisch und Dreck und so weiter er zum Marktplatz kam, desto besser wurden die Fresken an den Wänden und die Luft, auch die einzelnen Personen wechseln ihre Maske, ein Hauch von Leben kehrte ein. Die gewaltige Mauer zur einen und die Häuser zur anderen Seite bestimmten seinen Weg, ein ganz normaler Weg, würde er meinen, nichts war besonders, als er zum ersten Mal hier gewesen war, da staunte ernicht schlecht, er war von dieser Stadt überwältigt und hatte großen Respekt, mittlerweile hatte er Gorthar lieben und hassen gelernt, er kannte die Stadt schon recht gut, aber er war zu selten hier um wirklich jeden Winkel zu kennen, dafür war sie viel zu groß und in die Burg kam er sowieso nicht. Doch das sollte ihn bei seinem Vorhaben nicht stören, denn alles was er wollte war zum Stadttor, sein Ziel war schließlich nicht die Stadt, sondern das Land Gorthar, sein wahres Ziel lag draussen in den Wäldern, vielleicht würde er ja
mal Prix und Ra wiedertreffen, das wäre schön, von den beidenFreunden hatte er schon ewig nichts mehr gehört und sie nichts von ihm, sie würden sich sicher auch freuen, auf dem Rückweg würde er bei ihrem Lager Halt machen, doch zuerst musste er in die Bibliothek. Seine Schritte kamen endlich zum Tor, ein kurzer Schweif umher, dann hatte er sich satt gesehen und marschierte zum Tor, die Wachen waren wie eh und je stutzig und das lag wohl auch an seiner etwas merkwürdigen Erscheinung, doch Rexx hielt seine Klappe und die Wachen ließen ihn nach einem kurzen Wortwechsel durch das Tor.Er ging ohne Umschweife in den nahen Wald, er kannte seinen Weg, wie eine heiße Erinnerung war er in sein Gedächtnis eingebrannt worden, die Bäume und all die andere Natur begrüßte ihn mit einer kräftigen Windböe, die ihn einige Sekunden an dem Platz hielt und seinen Umhang wieder ganz schön forderte, aber dann war auch diese Begrüßung genommen und er konnte in den gorthanischen Wald eintauchen.
Immer und immer wieder hatte er diesen Weg genommen, es kam ihm so vor, dass fast jeder Baum oder jede Erderhebung ihm bekannt wäre, doch das würde dann sicher zu weit gehen, doch den Weg fand er trotzdem ohne Probleme, er jagte über den Waldboden, der durch seine fallenden Nadeln, Blätter und der Erde zu einem idealen Untergrund für Geräusche wurde, das störte ihn zwar weniger, doch das konnte Banditen anlocken, aber die würden schon sehen was sie davon hatten, wenn sie es denn wagen sollten, dass der gorthanische Wald voller Banditen war, dass hatte er längst gemerkt, spätestens an dem Tag vor ein paar Monaten, als er mal fünf oder sechs Banditen auf einmal begegnet war, der Ausgang war allerdings ganz nach Maß, mit eine Prise Glück und einem genialen Plan hatte er sie aus ihren Bäumen geholt, einem nach den anderen, das war ein Spaß, wenn auch ein gefährlicher...
Während er so über die Vergangenheit philosophierte, trugen ihn seine Beine wie von selbst immer weiter in den Wald, bis er dann zu der "grünen Hölle" kam, wo sich der Wald schlagartig änderte und nichts mehr so war, wie es sein sollte, das war sein Ziel. Er fand den bleiernen Deckel und öffnete ihn auch, kurzdarauf befand er sich schon im Abstieg in die Welt unter Gorthar...
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| 07.10.2003 04:56 | #4 |
| Sara |
Der Abstieg war wie immer etwas besonderes, dieses Gefühl derEingeengtheit und der Platzangst waren hier in dieser Röhre so nah wie nirgendswo anders, die rostige Leiter tat mit ihrem boshaften Knarren und Quietschen auch nicht zur guten Laune bei, doch all das hatte er schon duzende Male hinter sich gebracht, er wusste wie es war hier runter zu gehen und er wusste auch, wie es war, wenn man diese kalten, dunklen Gänge sah, es war einfach ein schlechtes Gefühl, doch wenn man es einmal erlebt hatte, dann fürchtete man sich nicht mehr davor, es war wie eine Wiederholung der Ereignisse, er wusste genau, dass er hier unten nichts zu befürchten hatte, im Gegenteil, hier war er in Sicherheit und fand die nötige Ruhe, genau das, was er eigentlich brauchte, doch leider hatte er es wieder eilig, er wäre gerne länger geblieben, aber er musste dringend wieder
zurück nach Khorinis, es gab dort viel zu erledigen, denn seit seiner Abewesenheit hatte er nichts mehr mitbekommen und da war es wichtig, dass er mal bei den einzelnen Lagern vorbeischaute, außerdem wollte er sich endlich wieder etwas verbessern, denn er war schon ein wenig erstaunt gewesen, für wie viel Goldmünzen man Felle von Tieren verkaufen konnte, nur hatte er nie gelernt diese auch abzunehmen, auch sonst verstand er nichts von der Tierverwertung, aber war es durchaus eine lohnende Sache und Gold brauchte er immer. Wenn er dies im vorbeigehen mitnehmen konnte, dann würde er das gerne machen, nur war er wirklich ungelernt in solchen Dingen, allein schon weil er sich auch teils ekelte den Viechern auch noch nach ihrem Tod etwas anzutun, aber irgendwie musste er diese natürliche Scheu einmal ablegen, vielleicht würde er ja einen Jäger finden, der ihm seine Erfahrung mitteilen wollte, am besten wäre da wohl Prix gewesen, seiner Meinung der beste Jäger, denn er je kennenlernte, doch wollte er sich auch nicht aufdringen und außerdem war er hier in Gorthar und nicht in Khorinis. Als er endlich unten angekommen war, entzündete er die Fackel des Feuersteines, der immer mehr unersetzbar wurde und ging dann den langen Gang entlang, bis er zum Labyrinth kam, doch er kannte mittlerweile die Abkürzungen und konnte so
schnell und sicher passieren. Als er dann endlich in die große Marmorhalle kam, schwelgte er wieder in Erinnerungen von vergangenen Tagen, bis er dann vor der Treppe stand, er wusste genau, was jetzt kommen sollte und er hatte keinen Geschwindigkeitstrank mehr, also musste er hochgehen. Wie er es erwartet hatte, wurde der Aufstieg wieder zu einer halben Katastrophe, doch schwer keuchend und mit den Kräften am Ende gelang der Aufstieg dann doch, jetzt war nur noch die Statue zu bezwingen und dann war er wieder da, in seinem
geliebten Zuhause.Wie erwartet hielt ihn die Statue zurück, doch das war normal und kein Grund zur Sorge.
Halt, wer seid ihr, dass ihr den Durchgang zur Bibliothek verlangt?-Ich bin Träger des Amulettes des Wissens, lasst mich durch!-So sei es
Das spektakuläre und doch schon normale Prozederre wiederholte sich wieder einmal und die beiden Wachskelette wichen zur Seite, so dass er hindurchtreten konnte und auf der Brücke stand, als er dann endlich die schwere Holztür öffnete fiel ihm erst mal ein Stein von Herzen, denn er hatte zumindest dies schonmal hinter sich gebracht.
In Erinnerung schwelgend schien er jedes einzelne Buch begrüßen zu wollen und schlenderte dann leicht verwirrt durch die Gänge, bis er dann zu der Stelle der Bibliothek kam, wo der Priester seine Kammer hatte. Er klopfte einmal und bekam ein freundliches herein als Antwort.
Die schwere Tür öffnete sich und dann sah er ihn wieder, seinen Mentor, am liebsten hätte er ihn umarmt, aber sowas schickte sich nicht, er beließ es bei einer Handbewegung zum Gruße.
Bei Innos,
Ich bin auch mal wieder hier. Mit mir hättet ihr nicht gerechnet nicht wahr?-Ich freue mich euch wiederzusehen mein Sohn, was führt euch hierher?-Ich habe eine gute Nachricht für euch, seht euch das mal an.-Aber....das ist doch....
-Genau, das ist eines der Sieben.
-Wo..woher habt ihr dieses Amulett?
-Ich habe euch doch von dieser Stimme erzählt, weswegen ich auch die Askese hier gemacht habe. Nun, diese Stimme hat die ganze Zeit mit mir gespielt, das einzige Ziel war es von Anfang an mich zu ihr zu locken, es war ein Dämon namens Kryliyx, er besaß das Amulett und wollte mit meinem irgendeinen Fluch brechen und Khorinis versklaven, wie genau das war weiß ich nicht mehr, auf jeden Fall konnte ich den Kampf mit einer mittelschweren Verletzung beenden und das Amulett sichern, jetzt sind es nur noch fünf.
-Unglaublich, aber es ist tatsächlich wahr, eine unglaubliche Wendung und ein großer Gewinn für die Kirche Innos. Das habt ihr gut gemacht mein Sohn.-Mich würde interessieren was jetzt damit geschehen soll und von wem es überhaupt ist?
-In Ordnung folgt mir, jedes Amulett hat ein anderes Aussehen, die Bilder sind in dem Zimmer, wo ich euch das erste und bis dato einzige Amulett übergeben habe, folgt mir
Die beiden gingen den Weg zur Speisekammer und bogen dann nach links ab, bis sie in dem Kämmerchen ankamen, dann blätterte der Priester etwas in einem dicken, verstaubten Wälzer und sah sich das Amulett genau an, bis er dann zu einem Ergebniss kam.
Das ist das Amulett von Almira der Weisen. Es verschafft seinem Träger eine gewiße Gedankenkraft und lässt einem in bestimmten Situationen ihre Erfahrung zukommen, als ob man ihren Geist vor sich hat. Ein wertvolles Artefakt, ohne Zweifel. Zu eurer ersten Frage, ihr seid der Bestimmte, daran gibt es keine Zweifel mehr, es ist eure Aufgabe die Sieben zu finden und zu vereinen, euch allein gebührt das Recht sie zu tragen und das werdet ihr auch, die beiden Amulette werden euch noch stärker machen, als ihr eh schon seit und von daher ist es klar.
-Gibt es auch eine Möglichkeit sie in andere Gegenstände zu verlagern, denn zwei Amulette um den Hals sind mir eines zu viel.
-Hm, ja das kann man durchaus, welche Materie habt ihr euch denn vorgestellt?-Es muss etwas sein, dass ich nicht mehr abzugeben gedenke, deshalb wähle ich mein Schwert, das mich bis zu meinem Lebensende begleiten soll. Wäre es möglich, das Amulett in die Klinge zu bringen?
-Eine schwierige Sache, aber ich denke, ich schaffe es, gebt mir zwei Stunden. -Gut und nochwas, ich habe in diesem Berg ein paar komische Viecher entdeckt, wurmartige Wesen, einem habe ich die Schneidezähne gezogen, ich glaube sie sind voller Gift, könnt ihr damit was anfangen?
-Ich schau es mir mal am Alchemietisch an, aber zuerst mach ich das mit dem Schwert. Legt euch ne Runde auf's Ohr, ihr wisst ja wo euer Zimmer ist, wir sehen uns dann morgen wieder.
Der Priester nahm das Amulett und das Schwert entgegen und verschwand brabelnd in einer weiteren dunklen Ecke des Ganges, der Schatten tat wie ihm geheißen und begab sich in seine Kammer, nur um sich dann auf's Ohr zu hauen.
Er konnte wunderbar schlafen, vielleicht lag das daran, das eine große Last von ihm genommen wurde, doch heute musste er schon wieder gehen, also erhob er sich aus seinem Bett, streifte sich die Rüstung an, legte den Waffengürtel um, der nun deutlich leichter war als sonst und zog sich die Stiefel an, danach war er bereit sich dem Priester zu stellen, er war gespannt, was er alles letzte Nacht erreicht hatte.
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| 07.10.2003 05:00 | #5 |
| Sara |
Langsam aber sicher wurde es spannend, denn schließlich erlebte man sowas nicht alle Tage, doch der Priester war noch nicht da, also blieb ihm nichts anderes übrig, als sich etwas abzulenken und das konnte er am besten, wenn er sich in die Speisekammer begeben würde und etwas essen. Nach einer kleinen Stärkung war es dann soweit, sein Mentor kam und brachte reiche Bescherung, in der einen Hand hielt er seine Klinge, seinen Todesodem in der anderen hielt er eine kleine Schatulle, was da wohl drin war fragte er sich. Doch viel mehr Aufsehen erweckte das Schwert, das Amulett war an der Unterseite von Klinge und Griff angebracht und erstrahlte in einer wahnsinnigen Helligkeit. Ein wundervoller Anblick, somit war seine Klinge nun nicht nur scharf, sondern auch heilig und vorallem hatte er nicht so schwer am Hals zu tragen. Außerdem würde es so weniger auffällig, man wusste ja nie, wer noch von diesem Geheimnis der Amulette wusste. Wie der Priester das hinbekommen hatte, das wollte er gar nicht wissen, hauptsache es war so geschehen. Aber was war in der Schatulle?
Vorsichtig überreichte der Priester das wertvolle Objekt und der Schatten öffnete sie, darin befanden sich acht kleine Ampullen, sie sahen etwas wie die Heiltränke aus, doch der Priester machte schnell klar, dass er sie nie trinken durfte, denn es waren acht Ampullen mit absolut tödlicher Säure, die er aus den Zähnen gewonnen hatte. Damit konnte man einen Menschen mühelos wegätzen oder auch schlimmeres.
Der Atem stockte als er das hörte, doch kurz darauf wurden die Falten aus dem Gesicht entspannter, da er schon eine Idee hatte, was man damit so alles machen konnte, auf jeden Fall war er erstmal sicher, die Ampullen waren aus einem besonderem Material, das die Säure nicht wegätzen konnte, er musste sie nur sicher verwahren. Dann fügte der Priester noch hinzu, dass er vielleicht von einem anderen Alchemisten noch bessere Ergebnisse erwarten konnte.Doch dann merkte er, dass er los musste, er verabschiedete sich freundlich von dem Priester und vergaß dabei völlig, dass er noch um einen Geschwindigkeitstrank bitten musste, also ging er schnellen Schrittes zurück und verließ die Bibliothek von Gorthar.
Nach einem langen Marsch, der nur durch Abkürzungen und der Ortskenntnis so kurz wurde, kam er dann endlich zu der Leiter und dem Schacht und auch diese Hürde meisterte er. Als er dann endlich wieder im Wald war, schloss er schnell den bleiernen Deckel und und begab sich dann schnell Richtung Prix Lager, doch als er angekommen war,
fand er die beiden Jäger nicht vor, er wartete und wartete, doch sie kamen nicht, waren wohl auf großer Jagd, er konnte nicht länger warten, auch wenn es traurig war, dass sie sich nicht wenigstens kurz sehen konnten, musste er nun langsam zurück. Er verließ das Lager wieder in begab sich geradewegs zurück zur Stadt, das Tor war keine große Herausforderung und auch der restliche Weg sollte nicht schwierig werden, nur das er verfolgt wurde, das merkte er in seiner Hektik überhaupt nicht.
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| 08.10.2003 04:50 | #6 |
| Pegasus |
Pegasus hatte die letzten Tage in Gorthar so verbracht, wie auch die anderen, es war einfach eine schöne Stadt und er saugte jedes kleine Fitzelchen Wissen in sich auf, wann es nur ging, die Nächte verbrachte er in einer kleinen Herberge, sie war nicht spektakulär, aber man konnte drin schlafen und es war auch sauber, ganz im
Gegenteil zu einigen anderen Gebäuden und Stadtvierteln, aber auch in dieser Stadt wurde eben keine Rücksicht auf arm und reich genommen, die sozialen Schichten waren deutlich erkennbar gewesen und man bemühte sich auch nicht im geringsten darum, dies zum Wohle der Stadt zu ändern, denn dafür hatte man ja gar kein Gold, die gutbetuchten Bürger lebten in der Burg oder zumindest um den Ring herum und die weniger reichen mussten eben mit Vierteln wie dem am Hafen vorliebt nehmen, daran wollte er auch gar nichts ändern, denn die meisten die sich darüber beklagten waren selber Schuld, ein jeder Mensch konnte erfolgreich werden, wenn man ihn nur etwas motiviert, in seinem Fall war die Motivation grenzenlos, weswegen er vielleicht auch so reich geworden war, doch auch die Motivation aus so einem Drecksloch herauszukommen hätte für ihn genug Ansporn gegeben, dass er es geschafft hätte, doch das sahen die meisten eben anders, ihnen fehlte es einfach an der Motivation sich aufzumachen, vielleicht auch die Stadt zu verlassen und ihr Heil woanders zu suchen, oder aber endlich den inneren Schweinehund überwinden und doch etwas tun, es musste ja nicht immer legal sein, dass war überhaupt nicht die Frage, aber sofern man mit einer gewißen Kaltschnäuzigkeit an die Sachen heran ging und sich nicht beeidrucken ließ von irgendwelchen Dingen, da konnte man alles schaffen.Gerade wollte er sich von der Bank erheben, auf der er gesessen hatte, da kam eine seltsame Gestalt durch das Stadttor, ein Mann, soviel konnte er erkennen, er trug eine seltsame Rüstung, die aber nach etwas aussah, ein Schwert baumelte an seinem Gürtel und er marschierte den Weg entlang, denn er auch gekommen war, vielleicht wollte er ja zum Hafen und dort ein Schiff besteigen. Der Typ sah nach Gold aus, nicht so wie der Rest hier, also konnte man davon ausgehen, dass er nicht im Hafenviertel wohnte, deswegen ging Pegasus der Gestalt einmal nach, er hatte sowieso nichts zu tun und wenn sich hier eine Mitfahrgelegenheit anbieten würde, dann würde er die dankend annehmen, da er langsam einmal wieder seinem Hauptziel nachgehen musste, das war nach Khorinis zu kommen und das würde
er jetzt einmal in Angriff nehmen, denn so schön und interessant Gorthar auch wahr, langsam hatte er genug gesehen, die Exklusivität ging verloren.Als sie dann endlich am Hafen angekommen waren, sah er den Mann mit einem älteren Fischer reden, wahrscheinlich wollten sie gleich losfahren, also musste er sich beeilen und ging offen auf die Gestalt zu.
Entschuldigt mein Herr, ihr fahr nicht zufällig nach Khorinis?-Wer will das Wissen?
-Sein Name ist Pegasus und er ist auf der Suche nach diesem Land.-Soso, auf der Suche, auf der Suche bin ich auch. Aber wenns euch beruhigt, ja ich fahre nach Khorinis und ich glaube kaum, dass sich daran etwas ändern sollte.
-Hättet ihr was dagegen, wenn er euch begleitet? Danach wärt ihr ihn auch wiederlos, er kennt sich nur nicht so gut aus und wüsste den Weg nicht.-Hm, eigentlich spricht nichts dagegen, wenn ihr wollt könnt ihr mitkommen, man ist ja kein Unmensch, aber ich warne euch, versucht mich reinzulegen, zu bestehlen oder gar Schlimmeres und ihr werdet die gerechte Strafe spüren.
Pegasus nickte nur und sprang dann in das kleine Boot. Dieser Typ war ja ganz schön selbstsicher, allerdings konnte er das auch sein, denn er hatte ihm schließlich nichts entgegen zu setzen und außerdem war es ganz nett, dass er ihn mitnahm, nicht mal Gold knöpfte er ihm ab, was ihn wunderte, entweder er war einfach nur nett oder er hatte zuviel. Schließlich sah er nicht gerade arm aus, doch es half nichts sich darüber Gedanken zu machen, zu dritt verließ das Boot dann den Hafen von Gorthar und machte Kurs auf Khorinis, bald würde er da sein und dann würde er ja sehen in welches Land sich sein Attentäter vedrückt hatte, er würde nicht entkommen.
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| 10.10.2003 23:01 | #7 |
| untote Piraten |
Unter dem Licht des Vollmondes, stieg Holk erschöpft als Letzter aus dem Beiboot. Der Affe wusste irgendwie immer noch nicht, wie ihm geschah. Mittlerweile hatte er von Murrays Leuten einen Kochtopf aufgesetzt bekommen und sie hatten ihn jeweils ein Tablett auf den Bauch und auf den Rücken gebunden. Irgendwo schienen sie noch ein Paar Fäustlinge gefunden zu haben, die jetzt Holkers Hände „zierten“. Schlussendlich hatten sie ihm noch ein paar Kieselsteine in die Hand gedrückt. Murray: „Das sind deine dunklen Runen. Beliar hatte sie mich vor einigen Jahren finden lassen. Mit ihnen kannst du gewalttätige Stürme des Todes heraufbeschwören und deine dunklen Diener rufen!“ Und das nur weil Murray ihn immer als seinen persönlichen apokalyptischen Reiter angegeifert hatte. Er sprach auch davon, dass sie in eine Stadt namens Gorthar wollten um dort „die letzten Einkäufe“ zu tätigen. Und da waren sie nun… und Holk hatte immer noch keinen Blassen.
Vor Holk standen ein paar der Skelettpiraten Murrays; inklusive Kapitän und sahen sich um. Sie schienen zu überlegen, wo es als Nächstes hingehen sollte. Becks: „Chef, wir sollten uns tarnen!“ – „Das weiß ich selbst. Also halt´s Mau!“ – „Watt?“ – „Hmmm!“ – „Hallo?“ – „Was´n?“ – „Jaha.“ – „Achso!“ – „Klar!“ – „Na und?“
Holk ersparte sich jeden Kommentar…
Aber Holk war nicht der Einzige, den die Piraten mitgebracht hatten. Mit einem harten Knall warf Sternburger, das größte und massivste Skelett unter Murray, den gefangenen Söldner auf den Boden. Ein Anderer nahm ihm die Augenbinde ab und Murray begann, zu ihm zu sprechen: „So, Sterblicher. Ist dir dein Leben lieb?“ – „Joaaa, meistens schon…“ – „Ja oder Nein?!“ – „Jaja.“ – „Jaja heißt ´leck mich am Arsch´!“ – „Eben.“ – „Argh! Egal, ich habe eine Aufgabe für dich. Holk kennst du ja bereits. Mit ihm zusammen wirst du hier in Gorthar jetzt meine apokalyptischen Reiter zusammensuchen! Denn Beliar verriet mir in einer Vision in Form eines Schimmelfleckens an den Innenwänden meines Laderaums den Namen meines nächsten Zieles. Allerdings kann… ähh will ich mich meinen späteren Sklaven, zu denen zweifelsohne auch dieses Kaff gehören wird, noch nicht offenbaren. Du weißt schon… so von wegen im Hintergrund die Fäden ziehen und so, gell?“ – „Ja, nee is klar.“ – „Also wirst du, so quasi als Mensch zusammen mit Holk, den ich quasi so als apokalyptischen Reiter verklei… ähhh also angemessen gekleidet habe, quasi die letzten drei Reiter finden. Und ein paar Reittiere wären quasi auch nicht schlecht. So quasi wegen der Reitern – macht sich schlecht, wenn die nachher doch bloß quasi zu Fuß gehen. Holk jedenfalls wird auf dich aufpassen, während du mir dienst.“ – „Warum sollte ich dir dienen – hab ich ´n S aufm Rücken?“ – „Du wirst mir dienen, sonst wird dich der unermessliche Zorn meines ersten apokalyptischen Reiters Holk treffen!“
- Holk schlug sich gelangweilt mit der flachen Hand vors Gesicht –„Dann los! Ruft meine letzen Diener zusammen, mit denen ich die Welt zugrunde richten werde! Njahahahahaha!“
Holk protestierte zwar noch ein wenig, warum er jetzt Aufpasser für den spielen durfte, der in bis vor wenigen Tagen noch über die halbe Insel gehetzt hatte, aber es half nichts. Wenn Murray einmal in einen Lachanfall gefallen war, dann war er da nur schwer wieder rauszuholen…
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| 11.10.2003 01:52 | #8 |
| Bloodflowers |
"Was suchen wir nochmal?" fragte der Söldner seinen grünen Kollaborateur, während die beiden durch die finsteren Strassen der Stadt Gorthar schlichen."Apokalyptische Reiter!" antwortete der Grünling.
"Was sind Reiter?"
"Die reiten auf Pferden!"
"Was sind Pferde?"
"Woher soll ich das wissen?"
"Na du hast doch eben gesagt..."
"Vorsicht!" flüsterte Holk und zog den Söldner in eine kleine Seitengasse. Kurz später näherte sich flackernd der Lichtschein einer Laterne. Der Nachtwächter zog seine Runden!
"Blödes Versteckspiel, wenn du wie ein Mensch aussehen würdest, müssten wir nicht immer in eine dreckige Gasse huschen wenn jemand vorbeikommt!" Bloody machte dem Holk Vorwürfe und hackte zu allem Überfluss auch noch auf dessen 'Behinderung' rum.
"Achja? Wenn ich nicht hier wäre, würdest DU auch nicht wie ein Mensch aussehen."
Das 'DU' hatte Holk leider etwas zu laut ausgesprochen, der Nachtwächter befand sich gerade vor der kleinen Gasse und blieb stehen. Er drehte sich, hielt seine Laterne etwas von sich und rief:
"Ist dort jemand?"
Sofort war der Streit der beiden beigelegt, gezwungenermaßen. Denn keiner traute sich auch nur einen Mucks von sich zu geben. Der Wächter tat ein paar Schritte in die Gasse hinein und die beiden nächtlichen Spaziergänger wichen zurück."Ist dort jemand?" wiederholte der Mann mit der Laterne seine Frage."Miau!" was besseres fiel Bloody einfach nicht ein.
"Ach verdammtes Katzenpack!" fluchte der Nachtwächter, trat einen Stein auf die vermeintliche Katze und schickte sich an weiter zu gehen.
"Autsch!" der getroffene Söldner wurde vom Schmerz übermannt und konnte den Aufschrei nicht unterdrücken. Der Wächter blieb stehen und wunderte sich. Geistesgegenwärtig schickte Bloody noch ein "Miau!" und ein böses Fauchen(^^) aus dem Dunkel. Der Laternenmann schüttelte den Kopf, nahm einen Schluck aus seinem Bierschlauch und schlenderte weiter. Holk und Bloody hörten noch wie der Mann sagte:
"Ich vertrag die Nachtschichten nicht, ich hör schon Katzen sprechen. Verdammte Katzen, um die könnte sich der Rattenfänger ruhig auch mal kümmern!..."
Erleichtert atmeten die beiden auf. Nochmal gut gegangen, in Zukunft mussten sie sich mehr vorsehen. Aber erstmal konnten sie sich dem eigentlichen Problem widmen. Den Reitern. Wo bloss würden sie hier apokalyptische Reiter finden? Den beiden war zwar klar, das sie hier diese Sagengestalten nicht finden würden, aber sie mussten irgendetwas finden was sie als die Gesuchten ausgeben könnten. Skurile Gestalten wären sicher gut.
"Wir gehen in eine Taverne!" meinte Bloody und vorsichtig zogen die beiden weiter. In Tavernen fand man eigentlich immer eigenartige Gesellen. Doch erstmal eine finden!
Die zwei liefen vorsichtig weiter, zu dieser späten Stunde war zum Glück niemand mehr unterwegs. Und bis der Nachtwächter wieder hier wäre, würden die beiden hoffentlich schon wieder an Bord des Schiffes sein.
Beim Gehen schaute sich Bloody ein wenig die Stadt an. Gorthar schien noch grösser als Khorinis zu sein... und auch viel dreckiger. Dunkler auch, halt alles in allem ungemütlicher. Beim Grübeln und besichtigen der Stadt, merkte Bloodflowers nicht das Holk vor einem grossen, eisernen Tor stehen blieb."Psst, halt mal an!" zischte der angeblich auserwählte Krieger dem Söldner zu. Bloody hielt an und ging zurück zu Holk.
"Was ist hinter dem Tor?" fragte Holk.
"Ich schätze mal ein Totenacker!" sagte der Lee und zuckte mit den Schultern. Holk grinste verschwörerisch und auch Bloody verstand endlich was Holk meinte."Ich glaube die Taverne vergessen wir vorerst!" grinste Bloody und kletterte über das verschlossene Tor. Holk schwang sich hinterher. Die beiden stellten fest das es sich bei dem Gelände hier tatsächlich um einen Friedhof handelte. Unschwer zu erkennen an den vielen Grabsteinen, den Nebelschwaden, der Finsternis, den Fledermäusen, dem obligatorischem Wolfsgeheul in weiter Ferne und zu guter letzt an einem nicht fertig ausgehobenem Grab. In dem nebenliegenden Sandhaufen steckte noch die Schaufel des Totengräbers. Und genau den hatten sich die beiden als "Reiter" ausgesucht. ...
... So leise wie möglich schlichen die zwei also über den Friedhof. Bei Bloody hiess so leise wie möglich, nur über jeden dritten Grabstein stolpern. Nach ungefähr hundert Fuss schälte sich aus der Dunkelheit eine kleine Kapelle, sowie eine nebenstehende Holzhütte hervor.
"Das muss die Hütte vom Totengräber sein!"
Die beiden näherten sich vorsichtig, doch das wäre unnötig gewesen. Das laute Schnarchen konnten Holk und Bloody schon von draussen hören. Der Söldner holte als nächstes einen Dietrich heraus und knackte das Schloss. Leise öffneten sie die Tür und traten ein. Sie schauten sich in der spärlichen Hütte um. In einer Ecke standen Schaufeln und Harken und neben den üblichen
Einrichtungsgegenständen fiel den beiden ein Vorhang auf. Hinter dem Vorhang schien das Bett zu stehen, denn aus der Ecke kam das Schnarchen. Langsam und leise gingen sie zum Vorhang und zogen ihn auf. Bloody stockte der Atem, was er zu sehen bekam übertraf seine kühnsten Erwartungen.
"Mein Gott, der sieht ja aus wie ein Halbork... perfekt!"
"Ja, also ich dachte ja ich sei hässlich, aber gegen den bin ich ne Schönheit!" murmelte Holk.
Natürlich konnte es sein das die beiden ein wenig übertrieben, aber auf jeden Fall könnten sie den Totengräber als apokalyptischen Reiter ausgeben.
Minuten später war der Kerl gefesselt, geknebelt und in einen grossen Sack gestopft. Holk warf sich den Sack über die Schulter und gemeinsam liefen die beiden zurück zum Eingangstor des Friedhofs. Diesmal schneller und nicht so sehr auf Heimlichkeit bedacht.
"Autsch scheisse!" fluchte Bloody der soeben wieder über einen Grabstein fiel. Er landete mit dem Gesicht auf einem anderen Grab und schluckte Friedhofserde."Igitt!" meinte der Söldner und spuckte aus. Dann hob er den Kopf und starrte auf den vor ihm aufragenden Grabstein. Und wie es der Zufall so wollte, hockte doch tatsächlich eine kleine Eidechse auf dem Grabmal und glotzte den Söldner an.
"Hehe, da haben wir schonmal das Reittier für den Totengräber!" Mit einer blitzschnellen Handbewegung packte der Söldner das Tier, rappelte sich auf, verstaute die Echse dann in einem leeren Goldbeutel und rannte dann hinter Holk her.
Der Grüne hatte den Sack mittlerweile über das Tor gehievt und kletterte gerade hinüber, als Bloody wieder zu ihm stiess.
"Wo warst du so lange?" fragte Holk.
"Keine Zeit, erklär ich dir später!" meinte der Lee und schwang sich über das Tor.
Eine gute Stunde später befanden sich die beiden wieder auf dem Schiff der Piraten. HIer und da mussten sie sich vor Stadtwachen verstecken und zurück zum Schiff mussten sie ja auch noch rudern, aber nun war es geschafft. Stolz präsentierten sie ihren ersten Fang:
"Also hier in dem Sack ist einer der Auserwählten, einer der schon oft mit dem Tod und Beliar zu tun hatte. Ja sein ganzes Sein verdankt er dem dunklen Gott!" erklärte Bloody, und genau genommen war das ja noch nicht mal gelogen. Murray war vorerst zufrieden, fragte aber natürlich nach dem Reittier. Bloody holte die Eidechse hervor und musste grinsen. Zum ersten Mal erlebte er den Schädel sprachlos. Doch das hielt nicht lange an:
"Waaaaasss???? Darauf kann der doch nicht reiten!" schrie Murray."Nun warte doch... das ist ein geschrumpfter Drache, wenn dein Reiter ihn braucht, verwandelt er ihn zurück in seine normale Grösse!" ok, das war jetzt aber ziemlich doll gelogen und an den Haaren herbei gezogen. Doch Murray gab sich damit zufrieden und liess Bloody dann wieder für die Nacht, kopfrum am Mast aufhängen.
"Muss das denn sein?" jammerte der Lee doch es half nichts.
Und während der kleine Söldner so vor sich hin hing, dachte er schon darüber nach wen oder was man denn in der nächsten Nacht von Gorthars Strassen wegfangen könnte. ...
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| 12.10.2003 01:42 | #9 |
| Bloodflowers |
Gleiche Stelle, gleiche Welle.
Auch in dieser Nacht trieben Holk und Bloodflowers in der Stadt Gorthar ihr Unwesen.
Und auch diesmal wählten sie die sicheren und besonders dunklen Wege. Kleine, enge und nicht beleuchtete Gassen.
Zwei Irre auf der Suche nach weiteren Irren. Eine wirklich seltsame Mission!Würde der Söldner sich selbst sehen, wie er mit einem grünen Affen durch dunkle Gassen schlich, so würde er wohl vor sich selbst Angst bekommen. Aber er sah sich ja nicht selbst, nochmal Schwein gehabt.
"Wie sieht dein Plan aus?" fragte Holker.
Und der Lee antwortete auch prompt, schliesslich hatte er den ganzen Tag über Zeit gehabt zum Nachdenken. Und bei soviel Blut im Kopf war es Bloody auch gar nicht schwer gefallen.
"Wir suchen eine Taverne auf!" nagut, originell war der Plan nicht. Eigentlich wars der ursprüngliche Plan von gestern den sie, wegen eines besseren, kurzfristig beiseite gelegt hatten.
Nach einer Weile fanden die beiden auch ein Gebäude was eine Taverne sein könnte. Bloody las das Schild über der Tür:
"Nixengrotte!... Also entweder ist das eine Taverne oder ein Bordell, beides wär mir Recht." grinste der Lee und befahl dem Holk draussen in einem sicheren Versteck zu warten.
Gewohnt lässig trat Bloody ein und rülpste dem Wirt seine Bestellung zu. Der Barmann verstand sofort und setzte dem Söldner einen Krug Bier vor. Prüfend schnupperte Bloody an dem Bier, befand es für geniessbar und nahm einen grossen Schluck.
Dann schaute er sich die Taverne und deren Gäste etwas genauer an. Dazu drehte er sich auf dem Barhocker um und hatte nun alles im Blickfeld. Der Schankraum sah aus wie jeder Schankraum in jeder gottverdammten Spilunke in Myrthana. Auch die Gäste hier unterschieden sich nicht grossartig vom üblichen Tavernenabschaum.
Der Söldner nahm einen weiteren grossen Schluck.
In einer Ecke saß anscheinend eine Stammtischgesellschaft und diskutierte über die neuesten Ereignisse:
"Habt ihr schon gehört? Der Totengräber ist verschwunden!"
"Was? Erzähl doch keinen Unsinn, wahrscheinlich hat der wieder bei der Arbeit gesoffen, ist in ein Grab gefallen und schläft jetzt seinen Rausch aus.""Nein, wenn ich es doch sage. Er ist verschwunden, man hat den gesamten Friedhof abgesucht, keine Spur von ihm! Die Hütte war angeblich aufgebrochen, wer weiss was da letzte Nacht passiert ist!" der Sprecher verzog ängstlich das Gesicht und nippte an seinem Bier weiter. Ein anderer ergriff das Wort:
"Naja das war doch auch ein seltsamer Zeitgenosse, wer weiss mit was für Typen der Umgang hatte."
"Vielleicht hat ihn der Rattenfänger für eine Riesenratte gehalten und ihn eingefangen!" lachte ein weiterer.
"Ne du der Rattenfänger lungert nur in der Kanalisation rum und kommt selten dort raus. Da hätt schon der Totengräber in die Kanalisation gemusst!""Naja vielleicht hat er ja zu tief gebuddelt!" die Gesellschaft lachte.
Bloody liess sich nicht anmerken wie genau er zuhörte und nahm den dritten grossen Schluck aus seinem Krug, welcher dann auch schon alle war. Er hatte sowieso genug gehört. Also stand der Söldner auf und verliess die Taverne wieder. Draussen blieb er noch kurz im Schein der Türlampe stehen und grübelte.War der Rattenfänger ihr nächster 'Reiter'? Wo konnten sie ihn finden, der hatte doch sicher eine Hütte? Warum war ein Bierkrug nach drei grossen Schlucken alle?
"Pssst hier bin ich!"
Bloodflowers wurde aus seinen Gedanken gerissen. Holk winkte aus der gegenüberliegenden Gasse. Sofort eilte der Söldner zu der Kreatur und erzählte ihm von seinen Plänen.
"Wir schnappen uns als nächstes den Rattenfänger, dafür müssen wir wahrscheinlich in die Kanalisation! Also los, suchen wir den nächsten Gulli."Holk war einverstanden(als hätte er eine andere Wahl bzw. einen besseren Plan gehabt^^) und so schlichen beide auf eine der grösseren Strassen. Dort gab es eigentlich immer Kanaldeckel und so fanden sie auch bald einen. So leise wie möglich hoben sie den Deckel an und kletterten hinunter. Zuerst der Söldner und dann Holk, welcher den Deckel dann wieder zu machte.
Sie kletterten die Leiter runter und brauchten eine Weile um sich an den Gestank zu gewöhnen. Bloody schaute den langen Gang entlang. Mehrere Abzweigungen und Kreuzungen konnte er ausmachen. Die Kanalisation schien endlos gross zu sein."Na das kann ja heiter werden!" meinte der Lee, nahm eine der Fackeln von den Wänden und marschierte los.
Das würde wohl die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen werden! ...
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| 12.10.2003 22:29 | #10 |
| Bloodflowers |
"Pitsch Patsch!" sang der Söldner fröhlich und hüpfte im Abwasser umher. Gut das die Söldnerrüstungen so fellig waren und das Mistwasser aufsogen und den lieblichen Duft quasi konservierten, ihn für die Nachwelt hinterliessen.Wenn ich schon sonst nichts hinterlasse, dann doch wenigstens den Gestank eines Vollblutsöldners!
Doch Holk, der für einen Meerrettich viel zu sehr wie eine Miesmuschel wirkte, unterbrach den Spass von Bloody und trieb ihn zum weiter gehen.Seit letzter Nacht irrten sie nun schon umher, doch zählbares war bisher nicht heraus gekommen, auch wussten die beiden nicht wo sie genau waren, ja nichtmal wo ungefähr.
"Weisst du was, wir haben uns total verlaufen!"
"Ich weiss wo wir sind!" gab Holk ruhig zurück.
"Was? Ja aber, wo sind wir denn?"
"Da wo wir am Anfang auch waren, wir sind im Kreis gelaufen."Das haute den Söldner jetzt aber beinahe aus den Latschen. Wie konnte das denn sein? Bloody lief doch nichtmal im Vollrausch im Kreis. Naja wahrscheinlich lag es daran das hier alles so gleich aussah.
Frustriert fingen sie also wieder von vorne an. Diesmal jedoch gingen sie ein ganzes Stück nur gerade aus. Bloody wollte auf keinen Fall wieder im Kreis gehen.
Stunden vergingen und erschöpft setzten sich die beiden nieder. Murray hatte ihnen ein wenig Proviant mitgegeben. Und über dieses Essen machten sie sich jetzt her. Bloodflowers kramte zwei Fleischkeulen hervor, gab Holk eine und verputzte dann seine eigene. Die Schmatzgeräusche hallten in dem langen Gang wieder. Und gerade durch das Schmatzen hörten sie nicht wie sich etwas näherte. Eine mordsmäßig grosse Riesenratte.
Die Ratte war nun nicht mehr zu übersehen und die zwei verschluckten sich vor Schreck an ihrem Essen.
"Scheisse die iss ja so gross wie ein Bär, mindestens!" staunte Holk."Was ist ein Bär?"
"Vergiß es!"
Holk mal wieder mit seinen eigenartigen Fabelwesen! Tz, Bären und Pferde, sowas gab es doch nur im Märchen!
Doch davon nun genug, die zwei hatten es erstmal mit einem richtig realen Tier zu tun. Einer unsagbar grossen Riesenratte!
"Wie wollen wir die besiegen?" fragte Bloody panisch nachdem er einen Pfeil auf das Vieh geschossen hatte, jedoch die Ratte sich nicht stören liess."Keine Ahnung!" meinte Holk.
"Ich denk du bist einer der Auserwählten, nimm deine Runen verdammt noch mal!"
Holk erstarrte. Er schaute an sich herab, wie er so da stand mit dem eigenartigen Brustschutz und dem Kopftuch. In der Hand nichts weiter als zwei Steine. War denn der Söldner wirklich so blöd und hielt die für echte Runen? Holk schüttelte nur den Kopf. Bloody hingegen brüllte:
"Nun mach schon, die kommt immer näher!"
Wieder schüttelte Holk den Kopf. Wie sollte er denn mit zwei Steinen eine Monsterratte besiegen? Er zuckte nur mit den Schultern und warf die Steine nach der Ratte. Natürlich ohne gross eine Wirkung zu erzielen. Das riesige Tier kam immer näher und schnupperte. Verängstigt und unfähig sich zu rühren, starrten die beiden das Vieh an. Als auf einmal in ihrem Rücken eine Stimme ertönte:"Sie riecht euer Essen. Aus dem Weg!"
Holk und Bloody drehten sich um und sahen eine seltsame Gestalt. Ein extrem dürrer Mann dessen Körper von schwarzem Leder umwickelt war. Ja, fast der gesamte Körper war eng umwickelt. Eine Mischung aus einer Mumie und Batman.Der Mann trat an den beiden vorbei und warf dann ein Stück Käse nach der Ratte. Die Ratte schnappte sich das Stück und verleibte es sich gierig ein. Kurz später fing sie an zu röcheln und fiel lang.
"Mein neuestes Gift ist absolut tödlich!" grinste der Mann und seine zwei Zähne strahlten dabei in hellem Grün-Braun.
Dann holte der Mann eine kleine Flöte hervor, hüpfte flötend um Holk und Bloody herum und sagte nach einer Weile:
"Ich bin der Rattenfänger von Hemaln!"
"Hemaln?"
"Ein kleines Dorf südlich des grossen Gletschers, ausser einem Rattenfänger gabs in dem Kaff nichts weiter, und da ich so gut war gab es bald nichtmal mehr Ratten dort. Also bin ich hierher. In dieser grossen Hafenstadt gibt es mehr als genug für mich zu tun."
"Aha, ich bin Bloody und der Grüne hier ist Holk!"
"Schön schön... aber sagt mal was wollt ihr hier unten?"
"Ähm... also wir... wir suchen Ratten!"
Holk schüttelte, wegen der blöden Lüge von Bloody, verständnislos den Kopf."Achso, Ratten... jahaaa da seid ihr hier unten genau richtig. Ich liebe Ratten, sie geben mir alles. Hört ihr sie nicht? Sie sind überall..." der Rattenfänger lief zu einer der Kanalisationswände und hielt sein Ohr an die Wand gedrückt "... überall, auch hinter den Wänden sind meine kleinen Lieblinge!""Moment, ich denke du liebst Ratten? Wieso tötest du sie dann... und auch noch für Geld?"
"Ich töte sie nur wenn ich Hunger habe!" sprach der Rattenfänger, schnappte sich eine eben vorbei krabbelnde kleine Ratte, riß ihr den Kopf ab und fraß das Tier. Sowas ekliges hatte Bloody lange nicht mehr gesehen. Angewidert kniff der Söldner die Augen zusammen, sowas konnte er nicht mit ansehen. Nur leider waren die Schmatzgeräusche noch schlimmer als der Anblick.
Der Rattenfänger hatte zuende "gespeist" und Bloodflowers öffnete wieder die Augen. Wieso nur war der Kerl so dürre wenn er doch Ratten in Hülle und Fülle fraß? Eigenartig, so eigenartig wie überhaupt die ganze Reise bisher.Ratti(so hatte Bloody den Typen heimlich getauft^^) erahnte was der Söldner dachte und sprach:
"Nun ihr fragt euch sicher warum ich so dünn bin? Ganz einfach, normalerweise betäube ich die Ratten nur und verspeise sie dann. Nur die ganz grossen...""So wie die eben?" fragte Bloody.
"Ja, aber da gibts noch grössere. Wo war ich? Achja, ich töte nur die Grossen. Die Kleinen betäube ich und fresse sie dann, aber irgendwie wirkt das Betäubungsmittel bei mir abführend und ich werde immer dünner!" die ganze Sache wurde immer eigenartiger.
Der Rattenfänger, der wie sich heraus stellte ganz in geschwärztes Rattenleder gekleidet war, erzählte noch ein wenig. Er wollte den beiden ein erst kürzlich entdecktes Rattennest zeigen. Also lief er den grossen Hauptgang der Kanalisation entlang. Holk und Bloody folgten ihm.
Bloody: "Sag mal, der Hauptgang, wo führt der hin?"
Ratti: "Der endet im Hafenbecken!"
Bloody grinste daraufhin hinterlistig. Der Söldner lief jetzt etwas schneller und erreichte Ratti. Er baute sich vor dem schmächtigen Kerl auf und meinte:"Danke schön das du uns so sehr geholfen hast und es auch weiterhin tun wirst.""Bitte, aber was meinst du mit 'weiterhin'?" der Rattenfänger begriff nicht so ganz, lächelte aber freundlich. Und genau in das freundliche, strahlend braun-grüne Lächeln schlug Bloody hinein. Der Rattenfänger sank ohnmächtig zusammen. Ausserdem hatte er jetzt nur noch einen Zahn.
Da der Kerl so dünn und leicht war, nahm Bloody ihn über die Schulter und trug ihn davon. Holk fing noch eine Riesenratte als Reittier und gemeinsam schlenderten sie den Hauptgang entlang. Von da an wären sie ja gleich beim Hafen und könnten dann in aller Ruhe zurück rudern. Murray würde begeistert sein, oder auch nicht, wer konnte das bei dem launischen Schädel schon vorher sagen?Jedenfalls entspannte sich Bloody, jetzt nachdem ein weiterer Reiter gefunden war. Ja jetzt war der Söldner wieder so melancholisch wie ein Schwein im Schlachthof... wenn es denn Schweine nicht nur in Märchen geben würde. ...
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| 14.10.2003 20:05 | #11 |
| the Holk |
Die gleiche Stadt, die gleiche Straße, die gleichen Torfköppe. Wieder schlichen Bloody und Holk durch die Straßen Gorthars auf der Suche nach einem Blöden, den sie Murray als Reiter verkaufen konnten. Und von denen gab es in dieser Stadt scheinbar Viele…
Gerade wollte Bloody Holk wieder ein Gespräch aufdrängeln (als ob allein seine Anwesenheit nicht schon schlimm genug wäre), da schälte sich ein schwankendes Licht um eine dunkle Häuserecke, gefolgt von einem erleichterten Seufzer. Bloodflowers: „Schnell, schon wieder ein Wachmann!“. Genau so schnell, wie und je versteckten sich die Beiden in der obligatorischen Seitengasse, die ja immer irgendwo war, und warteten darauf, dass die Wache vorbei ziehen würde. Sie warteten…
und warteten…
und warteten…
und popelten in der Nase…
und langweilten sich.
Holker wurde immer ungeduldiger und riskierte einen Blick auf die Straße. Wie ein Unkraut spross sein grüner Kopf, der sich aufgeregt umblickte aus der Gasse, was für Umstehende sicherlich ein lustiger Anblick gewesen sein muss. Doch was musste Holk sehen? Das Licht, das sie als Laterne eines Nachtwächters vermuteten, befand sich immer noch an der gleichen Stelle. Verwundert winkte Holk Bloodflowers auch aus der Gasse und gemeinsam näherten sie sich vorsichtig der Häuserecke, hinter der sie die Wache vermuteten. Holk war, tollkühn wie er nun mal ist, wieder der Erste, der seinen Kopf ängs… ähh tapfer um die Ecke lehnte. Und was er dort sah, brachte ihn spontan zum Grinsen. Der Lee, der das bemerkte wurde ebenfalls sofort neugierig und linste auch um die Ecke. Denn genau dort saß, an der Wand zusammengesunken, ein Wachmann. Allerdings nicht, wie erwartet, furchtlos und pflichtbewusst. Nein, er hatte einen leeren Krug in der Hand, in der anderen Hand lag die Laterne. Der Typ war hoffnungslos voll gelaufen. Und das schien sogar Normalzustand zu sein, was man an seinem „gepflegten“ Äußeren in Form von ranzigem, ungepflegtem Vollbart, einer bekleckerten, vor Dreck stehender Uniform, und einem dezenten Moschus-Aroma bemerkbar machte.
„Den nehmen wir!“, rief Holk aus, was den Soldaten leider dazu veranlasste, aus seinem Delirium aufzuwachen. Mühsam seine fetten Bauch hochschiebend stolperte auf die Beine und nuschelte: „Wasch?! Isch binnas Gesets… glaubisch…“ Seine gläsernen Augen fielen auf den Söldner und Holk, bevor sie sich langsam wieder schlossen und der Wachmann auf seinen wohlgeformten Hinterschinken fiel, und wieder einpennte.
„Das´s mal einfach…“, bemerkte Bloodflowers, „… Los. Trag ihn zum Schiff!“ – „Ich? Den Typ fass ich mit der Kneifzange nich an!“ – „Du bist aber der Stärkere von uns Beiden. Oder willst du, dass ich mir nen Bruch hole?“ – „JA! Also, ehrlich gesagt, würde sogar ich mir nen Bruch an dem Typen holen… neben einigen fiesen Krankheiten.“ – „Na gut, suchen wir halt weiter.“ – „Nein, nein. Wir finden schon was.“
Schnell bückte sich Holk und fand unter einigem Gras einen kleinen Stock. Er bückte sich vor den Besoffenen und stach mit dem Stock in dessen Auge: „Würd sagen, der schläft wie ein Baby… ein sehr Fettes… stinkendes… ekliges… Baby… Dann los, ich hab eine Idee!“
Auf Anweisung Holks stellte sich der Söldner hinter den dicken Wachmann und befolgte dessen Plan. Gemeinsam legten sie ihre Beine gegen den Wanst und drückten fest. Der Körper bewegte sich leicht, und sie ließen wieder nach. Der Körper rollte zurück, woraufhin die Beiden erneut zudrückten und den liegenden Körper somit in einen Pendelzustand versetzten, dessen Pendelkraft irgendwann dazu ausreichte, den Mann umzudrehen und von dann zu rollen. Irgendwann rollte der Mann beinahe alleine weiter und die Beiden brauchten nur noch ein paar Mal gegen ihn treten. So rollten sie ihn quer durch die Straßen, bis hin zu Murrays Schiff, das irgendwo an der Küste vor Anker lag.
Und Murray war hochzufrieden! Und zwar, dass er jetzt alle seine vier Reiter der Apokalypse hatte. Denn immerhin würden somit zwischen ihm und der Weltherrschaft nur noch wenig liegen. „Moment!“, unterbrach Murray seinen Emotionssturm; „Wo sind die beiden Reittiere für den Fettsack und Holker?“. Ein synchrones Vor-die-Stirn-klatschen von Holk und Bloody folgte. Aber da beide froh waren, wieder auf dem Schiff zu sein, ließ sich Holk schnell eine mehr oder weniger gute Ausrede einfallen: „Na ja… dem Fettsack ein Reittier zu unterstellen, wäre ja wohl eine Zumutung, außerdem ist der so dicht, dass wenn du ihm erzählst, dass r auf nem Ork reitet, er das sowieso glaubt. Und meins? Ach meins! Ja, das übernimmt doch bestimmt dieser nette Söldner hier neben mir, nich wahr?“.Fies grinsend freute sich Holk innerlich einen Krümel, dass er sich jetzt bei Bloody für die Hetzjagd durchs Minental rächen konnte, als dieser gleich noch einmal auf seine Stirn einschlug…
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| 14.10.2003 23:22 | #12 |
| untote Piraten |
Eine Landkarte lag auf dem Tisch in der Kapitänskajüte. Neben der Karte "saß" Murray und wies seinen ersten Maat an, hier und da einige kleine Käsepieker in die Karte zu stecken. Den dazugehörigen Käse durfte Holk vorher von den Piekern futtern.
"Becks, was ist das dort auf der Karte?"
"Ein Käsekrümel Käpt'n."
Holk schaute ängstlich auf, wobei ihm weitere Krümel aus dem Mund fielen, und murmelte "T'schuldigung".
"Aha, na dann erobern wir den als erstes."
"Wie bitte?"
"Na den erobern wir als erstes, dort schick ich die vier Reiter hin! Also piek dort eine Markierung rauf!"
"Aye Käpt'n!" meinte Becks, aber wirklich begeistert war er nicht von der Idee. Der Krümel lag nämlich genau dort wo sich auf der Karte die Stadt Khorinis befand. Und mal ehrlich, mit den Witzfiguren von Reitern hatte Murray keine Chance auch nur die Hafenkneipe zu erobern, geschweige denn die ganze Stadt.Murray: "Was ist das da?"
Becks: "Ein Berg!"
Murray: "Gut den erober ich auch, mach da nen Pieker hin!"
Becks: "Aber Käpt'n, laut Karte liegt dort oben eine befestigte Anlage mit lauter Schwarzmagiern!"
Murray: "Kein Problem für unsere Reiter! Nicht wahr Meerrettich?"Holk: *quiek*
Murray: "Siehst du er ist begeistert und ganz wild auf die Schlacht mit Beliars Arschkriechern!"
Widerwillig piekte Becks auch beim Kastell eine Markierung hin. Innerlich schloss er schon ne Wette ab: Was kam als nächstes? Orkhausen oder Trollstadt(beides waren die uneinnehmbaren Hauptstädte der jeweiligen Kreaturen^^)? Doch nichts dergleichen kam:
"Den rotbraunen See dort nehm ich auch ein!"
"Käpt'n... da hast du damals Rotwein verschüttet und ursprünglich ist das ein Kloster. Weisst du wer dort lebt? Magier... Feuermagier! Das sind die Todfeinde der Untoten... wir sind UNTOTE!" Becks wurde langsam sauer.
"Ja, aber wir sind Untote mit einem Meerrettich..."
Becks seufzte verzweifelt und piekte dort eine weitere Markierung hin. Murray lies noch die nördlichen Wälder, sowie die Höhle des schwarzen Trolls markieren, ausserdem ein Tal mit einer grossen Pyramide mittendrin.
"Ach verdammt Murray, das ist ein stinkender Sumpf, was willst du dort einnehmen? Jauchegruben oder was?"
"Stell nicht meine Genialität in Frage verstanden!" brüllte der Käpt'n, immer diese murrenden Untergebenen. Wenn der nicht schon tot wär, würde Murray ihn eigenhändig töten.
"Du musst verstehen Becks... Khorinis ist ein strategisch wichtiger Punkt, dort ist der Knoten der Welt der Lebenden..."
"Du spinnst doch... Khorinis ist nicht mal ein Furunkel am Arsch der Welt... hier ist doch der Hund erfroren... wir sollten das Festland von Myrthana angreifen, wenn überhaupt. Von da aus können wir uns die anderen Königreiche schnappen."
Murray: "Nein nein nein... Khorinis ist wichtig... schau mal dort zum Beispiel ist ein heiliger Ort... nein Moment das ist doch wieder nur ein Krümel... und was für ein grosser und hässlicher?"
Holk: "Ich wars nich!"
Becks: "Nein das ist kein Krümel, nur ein paar Felder mit Bauern."Murray: "Ne den nehmen wir nicht ein, dieser Flecken Erde sieht ja schon auf der Karte hässlich aus, wie muss der dann erst in Wirklichkeit aussehen?"Becks zuckte mit den Schulterblättern, aber wenigstens hatte der Käpt'n nicht vor die khorinischen Bauerntrampel zu überfallen, wär ja auch noch schöner!
Als nächstes musste die Taktik besprochen werden.
Murray: "Ich hab mir das so vorgestellt, Rettich und sein stolzes Reittier reiten vorran und erledigen die Paladine in der Stadt, sollte für dich ja kein Problem sein oder?" Holk antwortete nicht, er war stattdessen noch mit seinem Käse beschäftigt.
"... die drei anderen halten die Bürger in Schach und bereiten meinen Triumphmarsch vor. Schmücken alles aus und so. Dann kommen wir ins Spiel. Du, Becks, trägst mich mit stolzen Schritten durch die jubelnde Menge zum Rathaus. Dahinter unsere Matrosen die auf ihren Knochenflöten die 'Kackophonie' von Orkhoven spielen... ja das wird gut harharharharharhar...!"
Becks schlug sich gegen die knochige Stirn, am besten würde er wohl seine Heuer schnappen und das Schiff verlassen... jetzt wo noch Zeit dafür war. ...Bloody
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| 03.11.2003 17:00 | #13 |
| Erzengel |
Am frühen Abend fuhr das kleine Boot zwischen den beiden künstlich aufgeschütteten Erdwällen hindurch in das Hafenbecken Gorthars, wo es wenige Minuten später an einem der wenigen freien Stellen anlegte. Kain bezahlte nun die andere Hälfte, die er wie gewöhnlich erst nach sicherer Überfahrt herausgab, und machte sich dann auf die Suche in der großen Stadt vorm Gletscher.Gemütlich schlenderte er über Kopfsteinpflaster ganz unauffällig nach einer guten Taverne Ausschau haltend, bis er schließlich eine passende fand. Kaum war die Tür geöffnet schon stieg ihm blasser Qualm in die Nase, der Innen sogar die Sicht ein wenig trübte, es war mit Sicherheit kein Sumpfkraut, aber gewiss eine ähnliche Droge, warum sonst sollten sich die Menschen freiwillig in so ein zugekifftes Ding setzten? Über den knarrend Holzboden schreitend wurde er von kaum jemanden beachtete, dafür war die Runika viel zu schlich und ohne auffälliges Merkmal.
An der Theke angekommen setzte er sich auf einen hohen mit weichem Leder überzogenen Stuhl und wartete bis der vielbeschäftigte Wirt für ihn Zeit hatte."Was darfst sein?", riss ihn eine halbe Stunde später schließlich der Mann mit der Schürze aus dem Halbschlaf.
"Hä? Was?" Der Wirt wollte schon weiter gehen, als Kain ihn ansprach."War doch nur ein Scherz... ich suche Informationen."
"Welches Gebiet?" Hier schien er am richtigen Ort gelandet zu sein."Hafen, Schiffe, Boote, Passagiere."
"Fünfzehn Goldstücke." Oder auch nicht... Widerwillig bezahlte der Ex-Magier schließlich.
"Ein Kerl namens Mario, aus der Tür raus rechts rum in die Gasse, der zweite Gang links." Ohne das Kain Gelegenheit hatte den unverschämten Wirt anzubrüllen verschwand dieser schon zum nächsten Gast. Ärgerlich folgte er der Beschreibung, jetzt durfte er wahrscheinlich noch mal bezahlen. Er trat heraus und bog rechts in die Gasse ein und schritt den dünnen Pfad zwischen den stinkenden Müllbergen hindurch.
"Zweiter Gang rechts...", murmelte er vor sich hin, während er nachdenklich weiterging. War er hier nicht schon mal?
Irgendwann irgendwo in Gorthar tippte ihm eine Hand auf die Schulter, das es ihm eiskalt den Rücken runterlief, hatte er doch niemanden hinter sich gehen hören. Langsam drehte er sich um und starrte in das doch erstaunlich erfreute Gesicht hinter ihm.
"Wer bist du?"
"Loyd à Seiichiro de Kaz vom heiligen Orden der Hexenritter.""Hexenritter?"
"Wir sind die Jünger Beliars und wurden gegründet um euch den ehrenwerter Sohn der perfekten und einen Gotthexe zu beschützen."
"So, wirklich? Dann erkläre mir doch bitte warum du einen Herrschaftskranz mit einem Schwert in der Mitte und drei Zahnrädern dazwischen auf deiner Rüstung steht und kein Hexagramm."
"Nun, wir sind es nicht würdig das Zeichen der Hexen tragen zu dürfen.""Und du weißt schon das man heilig mit Hexen in Verbindung bringt? Übrigens mit Jünger Beliars auch nicht."
"Also äh--"
"Du weißt auch das echte Paladine nicht lügen?"
"--öhm."
"Richte deinem Meister aus, das er sich etwas besseres einfallen lassen soll, wenn er mich verarschen will." Kain drehte sich um und wollte gehen, als sich plötzlich eine Schwertspitze in seinen Rücken bohrte.
"Nicht so schnell, du wirst mit mir kommen." Umgehend zog der Ex-Magier das Hexenschwert aus der Scheide, drehte sich ruckartig um und zerbrach die rote Klinge seines gegenüber mit Leichtigkeit.
"Ein Blutpakt mit deinem Schwert hilft dir gar nichts, wenn du es nicht von einem richtigen Magier machen lässt." Mit noch immer gezogenem Schwert in der Hand ging Kain wieder bis zu einer belebteren Straße, wo er die Hexenschneide wieder in ihr Ruhebett zurückkehren ließ. Er musste hier weg und das so schnell es ging... Der Meister dieses Typen schien zwar nicht besonders helle, aber sicher war sicher, er war im Moment noch viel zu schwach, als das er eine wirkliche Chance gegen diesen Typ mit ordentlichen Schwert hatte. Ohne Magie blieb ihm nun mal nur das Schwert.
Hastig ging er zum Hafenbecken, dort angekommen fuhr gerade das letzte Boot los."Halt!", schrie er den Leuten noch hinterher, doch die zuckten nur mit den Achseln. Das hätte er nicht tun sollen... Langsam schaute er nach rechts und dann ganz langsam nach links, auf beiden Seiten je eine Gruppe von gut fünf Männern. Unauffällig drehte er sich um und ging scheinbar enttäuscht zur Stadtmitte als einige Meter vor ihm ein grinsender Feuermagier stand. Hilfesuchend sah er sich um, alle Passanten ignorierten ihn, dann sah er dem Magier gegenüber tief in die Augen, dann war er weg. Ein Trick, den Shiva ihm früher mal gezeigt hatte, allein die Erinnerung drängte ihm Tränen in die Augen, doch es war seine einzige Chance. Einen offenen Kampf konnte und wollte er nicht riskieren. Schweren Atems in der Nebengasse angekommen legte er eine kleine Pause ein und hastete dann weiter in die Stadt hinein, bis er ein leerstehendes Haus fand, endlich das war er gesucht hatte.
Gebückte mit den Massen verschmolzen gelang er bis zur anderen Straßenseite und in das Haus hinein, wo er sogleich zur Treppe hastete, über den ersten Stock hoch in den Dachstuhl, durchs Fenster raus aufs Dach des Nachbarhauses. Die Dächer waren das Versteck überhaupt, niemand rechnete damit, das sich hier oben jemand aufhielt, schon bei seiner Ausbildung mit Frost, als er als Mörder gesucht wurde, hatte sich die Kletterei auf ein hohes Dach mit Ausblick auf Straßen und die anderen Dächer bezahlt gemacht. So hechtete er von Dach zu Dach, bis er das gesuchte höhergelegne gefunden hatte. Jetzt durfte er nicht Zögern und schon gar nicht runterschauen, er nahm einfach Anlauf und sprang.Mit einer Hand erwischte er knapp einen abstehenden Haken in der Wand, diese neue Position, war nicht nur irgendwie auffällig sondern irgendwo auch gefährlich, also öffnete riss er die Fensterläden neben sich auf, schwang kurz zur anderen Seite und ließ die Fensterläden so flach an die Wand klappen, das er endlich hinein konnte. In dem Kirchturm selbst ging er weiter nach oben, da war er wieder, hoch oben über den Dächern Gorthars.
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| 04.11.2003 15:38 | #14 |
| Erzengel |
Alle paar Meter in regelmäßigen Abständen standen die schwer gepanzerten Männer da, er musste einfach versuchen sich hindurch zu schlagen, bis zu einem der Boote, das dann auch gleich ablegen müsste.
Eine große Alternative hatte er nicht. Die zuvor mit den Schatten verschmolzene Gestalt drang zurück ins Licht und stand dann genau in der Mündung der Hauptstraße ins Hafenbacken, sein Herz raste.
Scheiße, er würde das nie schaffen.
Wieder kamen sie von links und von rechts, er drehte sich um und wollte gehen doch stand dieser Feuerpriester.
Schweißgebadet erwachte der junge Einzelgänger auf dem Dach des Kirchturms, es war so kalt, das Zehen und Finger schon taub und kaum noch zu bewegen waren. Den Blick der aufgehenden Sonne entgegen gerichtet, setzte er sich aufrecht hin und nahm die Beine zwischen Arme und Brust, auf das die Sonne ihn möglichst bald wärmen würde...
Doch die Wärme kam nicht, stattdessen zogen dunkle Wolken auf, welche die Sonne verdeckten, und schon bald ihre kühle Ladung auf die Dächer der Stadt nieder gehen ließen. Als dann auch die ersten Blitz im nahegelegnem Wald einschlugen wurde er ihm dann wirklich zu gefährlich. Durch eine der offenen Stellen ging vorsichtig an der großen Glocke vorbei hinunter im Turm bis auf festen Boden zurück. Mit der Windfaust hätte er so bequem vom Dach springen und seine Landung abfedern können, doch auch das war ihm nun vergönnt. Schon aus reiner Faulheit hätte er bei der Bruderschaft bleiben sollen, die Baals dort bekamen ja eh alles hinterhergeschmissen, immerhin waren sie die Gurus, die Priester und Prediger des Schläfers. Wäre da nicht sein missfallen am Schläfer wäre er wieder zurückgegangen als wäre nichts gewesen, noch hatte er keinem Sumpfler etwas über seinen Austritt aus der Bruderschaft gesagt. Er würde die Sache einschlafen lassen, bis niemand mehr etwas über ihn wusste oder an ihn dachte.In der Kirche selbst wünschte er sich eine Kapuze herbei oder am besten gleich eine neue Robe, einfach irgendeine Tarnung. Weiterhin mit der Runika bekleidet öffnete er vorsichtig die große Tür, welche sie ihm in den Weg stellte und spähte aus dem engen Spalt heraus. Es war nicht direkt Gottesdienst, aber dennoch saßen da einige Gläubige oder auch vor dem Regen Schutzsuchende auf den schmalen Bänken, zu viele für seinen Geschmack. Rechts neben ihm führte eine Treppe nach unten, die Kanalisation, sofern dieser Keller überhaupt Zugang da zu hatte, war nun sicher ein einziger reißender Fluss, also entschied er sich zu warten. Doch statt das sie die Kirche leerte wurde sie voller und sogar zwei der Gepanzerten war nun hineingekommen. Kain wurde es hier zu gefährlich, umso länger er wartete, desto voller wurden Kirche und Kanalisation. Der Ex-Baal eilte nun also los, die Treppe heruntergeschritten öffnete er mit einem schnellen Handgriff die schwere Eisentür nur um dann von die den Raum flutenden Wassermassen zurückgeschleudert zu werden. Zum Glück konnte er bis zum Geländer hechten, bevor der Sog einsetzte.
Sich an das Geländer klammert zog er sich das morsche Knirschen ignorierend hoch bis er wieder halbwegs sicher auf der Treppe stand, nur um dann über die Leiter aufs Dach zu eilen...
"Hörst du das?"
"Was?"
"Das Rauschen, du Idiot."
"Welches Rau... ach so, ja und?"
"Warum hat Meister Jeromé doch bloß mir zugeteilt?"
"Weil du über warst?"
"Du war rhetorisch gemeint, Volltrottel."
"Retiwas?"
"Halt die Fresse und komm mit!" Unauffällig verschwand die beiden Männer in den Plattenrüstungen hinter einer großen, reich verzierten Tür.
"Na sieh mal einer an!"
"Bingo, haha." Scheiße, genau das brauchte er jetzt, zwei dieser hirnlosen Marionetten. Deutlich schneller, aber auch lauter als zuvor klettere er bis nach oben und von einer der offenen Stellen hinaus aufs Dach. Zweifelsohne war die Chance hier von einem Blitz getroffen zu werden wohl am größten, doch war die Chance den beiden Ordensbrüdern in die Hände zu fallen wesentlich größer.
Oben angekommen schauten sie sich vorsichtig um.
"Er ist sicher auf eines der Nachbardächer rüber, geh zum Kommandanten und berichte ihm davon."
"Was is mit dir?"
"Du bist mit hier nur im Weg."
"Alles klar, Chef."
Scheiße, die Dächer konnte er nun als Versteck vergessen und nun? Mithilfe des Schwerts brach er einen Ziegel heraus, wodurch auch der Sektenanhänger aufmerksam wurde.
"Ah, komm lieber gleich runter, Kleiner, sonst passiert dir noch was.""Komm doch hoch, Zwerg." Der Gepanzerte zögerte nicht lange und griff an den ersten Haken, nahm Schwung und landete dann mit dem ersten Bein auf dem Dach. Kain begrüßte den Kletterneuling freundlich und warf ihm dann den Ziegel gegen den Kopf. Worauf das Bein wieder von Dach verschwand, aber noch immer hing der Typ am Haken. Kain reichte ihm helfend die Hand, die der Panische sofort ergriff, Kain mit dem Fuß um einen Stab auf der Kirchturmspitze zog den Gepanzerten ein Stück weit nach oben, gerade so weit, das er mit dem Mund an das Handgelenk des Mannes kam in das er nun herzhaft hinein biss. Ein Stück Fleisch herausriss und es angeekelt ausspuckte wieder etwas tiefer ließ er den furchtbar Schreienden wieder ein bisschen wanken sodass der blanke Knoch ein, zwei mal gegen den Hacken schlug und schließlich brach. Als der Mann mit einem Knacken im Hals unten ankam ließ Kain mit weit aufgerissenen die noch immer fest umklammerte Hand fallen.
Abstoßend... Was war nur... Wie? War es die schwarze Magie wie einst am Ende der Ausbildung bei Frost? Was hatte ihn erneut die Kontrolle verlieren lassen? Er schüttelte nur den Kopf und sprang dann zum nächsten Dach.
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| 04.11.2003 20:06 | #15 |
| Erzengel |
Nachdenklich glitt der Schemen durch das silberne Mondlicht und sprang von Dach zu Dach, ohne Ruhe schier unerschöpflich. Bis das der lebende Schatten stoppte, denn kein Weg führte nun mehr weiter, kein Dach war nun mehr flacher als auf dem er jetzt war, so auch nicht das von dem er eben hier herübergekommen war. Eine Sackgasse sondergleichen. Suchend sah der Ex-Magier sich um. Wohin? Wohin? Schnell!
Über eine Mauer zum Erdboden, vielmehr dem schmutzigen Pflaster der kalten Straßen, durch die engen, dennoch leeren Gassen hinein in ein großes Gebäude, die öffentliche Bibliothek der Hafenstadt.
An den Pulten und den Bibliothekaren vorbei bis weit ans Ende der alten Hallen bis den Reihen für Sekten und Splittergruppen zur großen Regalreihe über die Inquisition...
"Jerak, Jerel, Jeromierte!", murmelte er vor sich hin, während er mit dem Finger die Buchrücken entlang strich und nun schließlich das passende Buch herauszog. Wild blätterte er Seite für Seite durch, bis er das gesuchte Bild gefunden hatte, ein Herrschaftskranz mit einem Schwert exakt in der Mitte, rechts davon ein großes Zahnrad und links vom Schwert zwei kleinere, das Zeichen der Jeromierten. Jene Splittergruppe der Inquisition, die es sich zu Ziel gemacht hatte alle Hexen zu vernichten und ihre Kräfte zu versiegeln... Blind folgten sie Jeromé, ihrem Führer, ohne zu merken wie er sie benutzte, ganz wie die Feuermagier die Paladine benutzten, welche ihnen dafür auch noch dankbar waren. Jeromé... Sohn von Lusiel, der dunklen Paladina und Frau des Kaisers von Belzusia, während Kains erstem Besuch dort, jene die mit einem mächtigen Schwarzmagier einen Packt schloss und so eine Seuche über das auserwählte Volk Adanos brachte. Adanos... ewig stand er auf der Seite des Schwächeren... so konnte keiner gewinnen... Innos und Beliar oder zumindest ihre höchsten Diener verbündeten sich, wenn auch nur für einen Moment, um Adanos zu stürzen. Dann das schnelle Ende...
Der Ex-Magier klappte das Buch zu und stellte er hastig zurück, dann schritt er den Hauptgang entlang und blieb wieder ruckartig stehen, er wusste doch das ihm jemand gefolgt war...
"Da! Da ist er!" Scheiße, verdammte! Er verschwand gleich wieder zwischen den Regalreihen, als er plötzlich etwas Klappen und dann Klacken hörte, schließlich Tausende fallende Bücher und die Geräusche kamen näher. Am gegenüberliegenden Ende der Regalreihe angekommen spähte er um die Ecke, wo die Jeromierten bereits mit gespannten Armbrüsten warteten. Wieder mit dem Kopf zurück stemmte er sich mit aller Kraft gegen das einzelne Regal, welches zum Glück nicht mit der ganzen Reihe verbunden war, sondern für sich allein stand. Dann prallte das Regal aus der vorderen Reihe gegen das, hinter dem er stand, er war nicht stark genug, neben ihm fielen bereits die ersten schweren Wälzer. Schließlich drehte er sich um und stemmte sich mit dem Rücken dagegen, bis das Regal an das auf dem hinteren aufsetzte, langsam ließ er locker... es knarrte und knirschte, er sah kurz zu den verwunderten Sektenanhängern und nutze die Gunst der Verwirrung um sich in die nächste Reihe zu retten, von der aus er weiter ging... weiter und weiter.
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| 05.11.2003 14:36 | #16 |
| Erzengel |
Das Wasser auf den belebten Straßen war nur noch vereinzelt in oberflächlich schon gefrorenen Pfützen zu sehen, alles andere war schon verdunstet, vom Gewitter gestern merkte man nichts mehr. Und noch nie war ihm dieser Prozess so schnell vorgekommen. Müde Augen sahen dem grellen Mittagslicht entgegen, er hatte einen erdrückenden Hunger und alles tat ihm weh, hier zog es, da brannte der Schmerz regelrecht. Der Energieverbrauch war ernorm, sein Körper sollte schon seit langem schlafen, doch er konnte eine fünf Minuten an einem Ort bleiben ohne erkannt zu werden und jede weitere Sekunde kostete mehr und mehr Kraft.
"Komme, Kain... komm in meinen Wald..." Benebelt suchte er die nächste Leiter, was hatte er zu verlieren, abgesehen von seinem Leben?
Vorsichtig übte er Druck gegen den Deckel an. Nein, hier stand jemand."Hey!"
"Scheiße", murmelte er leise vor sich hin und versuchte noch kurz den Deckel irgendwie festzuhalten, nur fand er keinen Halt, dass er schließlich die Flucht ergriff. Er stieß sich von der Leiter weg und landete sicher auf dem glitschigen Boden um dann gleich in einen schnellen Sprint überzugehen. Der Bürger alarmierte hörbar zwei Stadtwachen, aber wie sollte es anders sein kam ein Jeromierter heruntergeklettert, zwei seiner Ordensbrüder hinterher, der letzte ließ sich dabei ebenfalls fallen. Los ging die Jagd, gleich bei einer Abzweigung links rein, wo das Abwasser aus einer Häuserreihe wohl auf den Hauptstrom traf, bis ganz zum Ende und zurück auf der gegenüberliegenden Seite. Wobei der erste hinter ihm nicht gut genug bremste und auf dem rutschigen Boden sogleich vorne über fiel. Lachend sah Kain zurück zum zweiten, der noch weit hinter ihm lag, dann vor ihm der letzte, welcher so eine elegante Landung hingelegt hatte und nun mit Anlauf auf die andere Seite gesprungen war und nun mit starrem Blick den Hexer erwartete. Der zog nur sein Schwert und nahm selbst noch mehr Geschwindigkeit auf, anstatt abzubremsen.
Kain schob das Schwert genau zwischen die Beine des Gepanzerten, damit der nicht noch kurzzeitig nach links abhauen konnte... aber nein, er wollte ja Kain schnappen und ihn nicht in den Scheißfluss fallen lassen, auf das er davon gespült würde, naja egal... Schnell wurde die Hexenschneide in die Senkrechte gebracht und nach oben gezogen... Oh Wunder, der vor Arroganz nur so strotzende Krieger war selbst dort gepanzert... Auch Kains Aufprall gegen seinen Brustpanzer ließ ihn keinen Schritt rückwärts wanken. Kurzerhand stützte Kain die Spitze des Schwerts auf den Boden und ließ den Kämpfer nun endlich in den Scheißefluss fallen. Blieb noch einer, der nun mächtig aufgeholt hatte. Weiter ging es bis er im Labyrinth der Kanalisation auf eine Sackgasse traf, nur noch oben setzte sich der Weg fort. Hastig hangelte Kain sich an der Leiter nach oben hoch und warf klappernd den Deckel zur Seite, da standen schon die ersten Ritter, welche ihn sofort hochzogen.
"Dieses erbärmliche Ding soll Lejon umgebracht haben?"
"Er hat ihm vom Dach geschubst, Idiot." Sogleich wurde er in einen engen Käfig gesperrt, wenigstens konnte er jetzt schlafen, bevor Psychofolter und wohl auch ottonormal Folter begannen.
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| 05.11.2003 18:52 | #17 |
| Erzengel |
Irgendwer fuchtelte mit einem feuchten Tuch vor seinem Gesicht herum als er erwachte. Überraschenderweise war er weder gefesselt, noch eingeschlossen, zumindest soweit er sehen konnte. Es gab drei große Schiebetüren im Raum und vor ihm am anderen Ende des Zimmers stand ein Mann mit dem Rücken zu ihm, ganz in schwarz und ganz so gehalten das man nicht erkennen konnte ob er Magier oder Krieger war, was sicher zu Unsicherheit bei Feinden führte, so auch bei Kain. Musste er damit rechnen einen Feuerball abzubekommen oder konnte er einfach mit dem... Schwert? Natürlich, was war eine bessere Fessel, nun nach Shivas Tod? Das Schwert war nötig um Jeromé töten zu können.
"Suchst du dein Schwert?"
"Du hast es nicht zufällig hier?"
"Ich liebe das Risiko, aber ich bin nicht lebensmüde, Hyenenkind.""Du bist eifersüchtig?!"
"Rachsüchtig trifft es wohl eher, aber das ist nicht der einzige Grund." Er setzte einen scheinheiligen Ton an und setzte sein Gerede fort."Ich hab eine Mission von allmächtigen Herrn selbst bekommen!""Erspar mir dein Gefasel."
"Gefällt es dir nicht? Meine Jünger fanden es sehr überzeugend.""Du bist eifersüchtig, weil ich der Sohn der Gotthexe bin und du nur der Sohn einer dreckigen Hure."
"Hüte deine Zunge! Der einzige Grund warum ich dich nicht töte, ist das du mich nicht getötet hast, als du die Gelegenheit hattest."
"Hätte ich damals gewusst du dieses kleine, hässliche Stück Scheiße bist hätte dich schon umgebracht--", meinte Kain und noch bevor er den Satz vollenden konnte lief das Fass über und Jeromé schlug Kain mit der geballten Faust ins Gesicht, worauf der Ex-Magier auf die Knie sank.
"--mach mir nichts vor, Jeromé, du brauchst mich für irgendwas, ich weiß nicht für was, noch nicht."
"Gut erkannt, für ein Insekt wie du."
"Es heißt dich, lern Sprechen bevor du mich zu beleidigen versuchst.""Fresse! Jetzt, verrate ich dir nicht, wofür ich dich brauche.""Oh, ist der kleine Junge sauer?", sprach Kain sarkastisch, wofür er gleich den nächsten Schlag kassierte.
"Du weißt schon das so was dem anderen weh tun sollte?"
"Dein Hirn ist bloß zugekifft, das du Schmerz schon gar nicht mehr wahrnimmst, es dient nut meiner Belustigung." Ah, perfekt, deswegen waren seine Leute so vorsichtig und deswegen zögerte er so lange vor seinem ersten Schlag, er dachte wohl seine Runen waren irgendwo versteckt und er sei immer noch Baal und damit ja eine Gefahr. Nun, er würde sie in diesem Glauben lassen.
"Also gut, was hast du deinen Leuten erzählt?"
"Innos ist allmächtig und zeigt sich in drei Gestalten."
"Beliar, Adanos und Innos selbst."
"Genau."
"Das Leben ist nur eine Prüfung, blablabla, du hast den Dyolynkult neu aufgerollt."
"Alt bewährtes soll man nicht aufgeben oder? Und wie du siehst funktioniert es perfekt."
"Und sie halten sich für die Erwählten... von den Paladinen bin ich nicht weiter verwundert, doch wie du den Feuermagier überreden konntest ist mir ein Rätsel.""Den? Es sind hunderte, Kain."
"Warum bist du als Anführer hier und nicht bei ihnen?"
"Woher willst du wissen, das sie nicht hier sind?"
"Eine so große Präsens von Innos hätte ich gespürt."
"Du dienst dem Schläfer ja auch nicht direkt, dennoch beherrschst du seine Magie und dennoch ist nicht ein Hauch von seiner Magie in deinem Körper.""Ich halt mich eben sauber, was man von deiner mangelnden Hygiene nicht gerade behaupten kann."
"Was soll das? Glaubst du, dann kannst mir damit trotzen oder das es mir etwas ausmacht?"
"Nun, es dient nur meiner Belustigung", lachte Kain.
"Du denkst das du mir überlegen bist, das du gewinnst, doch ich weiß um das Schicksal."
"Du weißt gar nichts, Jeromé. Gar nichts."
"Wir werden sehen."
"Und wie."
"Was macht dich da so sicher, das du gewinnst?"
"Ich weiß was, was du nicht weißt."
"Und was wäre das?"
"Der Himmel ist blau."
"Und blut ist rot."
"Nicht immer."
"Auch der Himmel ist nicht immer blau."
"Stimmt."
"Also?"
"So wie ich deine Eltern, Lusiel und Kal, tötete, so werde ich auch dich töten und warum? Weil es dein Schicksal ist, es ist deine Bestimmung von mir getötet zu werden, so wie es mein Schicksal ist..." Kain stockte und Jeromé erbrach in einem herzhaften Lachen.
"Du kennst dein Schicksal nicht?! Wer hätte gedacht das ich jemals den Kain erwische, der auf den verbotenen Wegen wandelt."
"Verbotene Wege?"
"Jetzt wird mir klar warum du nie einen offenen Kampf riskiert hast und das du nichts über deine Bestimmung weißt. Nun gut, dann will ich es dir erklären. Es gibt eine unendliche Vielzahl von parallelen Welten, überall spielt sich das gleiche ab, aber dazu musst du zuerst mehr über das Wesen des Schicksals erfahren... Es ist nicht absolut jede Entscheidung vorherbestimmt, die kleinen und unwesentlichen Dinge kann jeder frei entscheiden. Wichtigeres wie Geburt und Tod sind jedoch festgelegt, bei einen steht der Ort fest, bei anderen nur die Zeit. Nur Wenige Hohe Diener der Götter dürfen hier und da auch mal selbst eine große, eine wichtige Entscheidung treffen, dazu gehörst du auch, nicht als Diener eines Gottes, sondern als Sohn der Gotthexe. Deine Entscheidung ist die Wahl des Schicksals, vielmehr die Wahl, welchen der 6 Wege du einschlägst.""Baal, Schwarzmagier, Wassermagier, Feuermagier, Amazone oder Druide.""Ja, rein theoretisch ja, doch wie wahrscheinlich ist es, das Donnra einen Mann aufnimmt? Oder das Innos dich als Diener will? Ganz zu schweigen davon, das du es nicht willst. Es gab bisher nur drei Schicksale, niemals hat sich ein Sohn der Gotthexe anders entschieden. Zwei davon am häufigsten."
"Baal und Schwarzmagier."
"Genau, und außerdem gab es hier und da auch einige, die es bei Adanos versuchten."
"Und weiter?"
"Kommen wir wieder zu den Parallelwelten, niemanden ist es erlaubt die Grenzen zwischen den Welten zu durchdringen, obwohl es einige versuchen, aber nur wenigen sehr, sehr hohe Diener schaffen es."
"Die Wächter der Welten, die Sphärenlords?"
"Es hängt alles zusammen, irgendwie."
"Und die beiden die mich schon öfters besuchten gehören dazu.""Ja, nur durch welche wie sie ist uns deine Geschichte überhaupt so weit bekannt."
"Was hat es nun mit den verbotenen Wegen auf sich?"
"Nun, wie gesagt hat jeder seinen kleinen Bereich an Entscheidungen, wenn nun alle diese Entscheidungen in eine Richtung zeigen, dann kann das die Waagschale zum kippen springen, man sprich vom sogenannten Jokereffekt.""Eine Münze hat zwei Seiten, entweder landet sie auf der einen oder auf der anderen, doch wirft man sie oft genug in die Höhe--"
"--dann landet sie irgendwann auf ihrer Kante, ganz genau."
"Und so ist das auch mit dieser Welt, von alle den endlosen Welten bin ausgerechnet ich es, der genau auf dieser Kante steht."
"Ja, und die musste gut balancieren, damit du nicht umfällst.""Und welche Bestimmung habe ich nun? Welche Aufgabe ist die meine?""Der Sinn des Lebens, eine quälende Frage, nicht wahr?"
"Und darum werde ich es dir nicht verraten."
"Bitte, ich reiße mich nicht darum."
"..."
"..."
"... ... ... ist ja gut, ich erzähle es dir." Jeromé seufzte."Dein Schicksal ist es die Apokalypse einzuleiten."
"Das hast du dir eben ausgedacht."
"Nein."
"Ach so was billiges! Davon gibts doch Tausende."
"Ich zwinge dich nicht mir zu glauben."
"Werd ich auch nicht."
"Wie du willst."
"Verrätst du mir nun, wofür du mich brauchst?"
"Gedulde dich noch etwas."
"Wieso? Willst du mich hinhalten?"
"Was glaubst du denn wieso?"
"Ich nehm an du glaubst wirklich an diese Apokalypse und willst mich davon abhalten."
"Warum töte ich dich dann nicht jetzt und hier?"
"Kannst du nicht."
"Wieso?"
"Weil das Schicksal meinen Tod festgelegt hat."
"Nicht auf den verbotenen Wege und genau das ist es, warum du so balancieren musst, keiner weiß wie dieser Weg aussieht."
"Aber du wusstest das vorher nicht."
"Vielleicht wollte ich mich noch mit dir unterhalten."
"Oder auch nicht."
"Es ist eher das Gegenteil, ich will dich nicht aufhalten."
"Was dann?"
"Es wäre nur ein Kain gewesen."
"Wieso solltest du einem anderen Kain etwas tun wollen? Ich bin es gewesen, der deine Mutter und deinen Vater ermordete... Die Zeit... kann man in der Zeitreise vielleicht in eine dieser parallelen Welten gelangen?"
"Nein, aber die beiden Auslöser, deine anderen beiden, die auch du kennst, sie sind für deine Zeitreisen verantwortlich und auch sie müssen sterben, doch das geht nur indem wir die Apokalypse ausweiten."
"Auf alle Welten."
"Ja."
"Was ist mit den Göttern, gibt es in jeder Parallelwelt auch einen Beliar, einen Innos und so weiter?"
"Nein, nur die Götter überspannen die Welten."
"Und das ist es also, was die Götter ausmacht."
"Genau."
"Und warum zum Fick wartest du nicht? Es gibt dann doch eh in jeder Welt eine Apokalypse."
"Eben nicht, wie du doch an deinen beiden Bekannten siehst, es ist nur der Ort festgelegt und das ist Belzusia, der Zeitpunkt ist frei, also können sie den Weltuntergang beliebig hinauszögern."
"Bleibt noch die Frage, wie du die Apokalypse ausdehnen willst.""Da kommen die Siegel ins Spiel."
"Shiva ist tot und du hast Neo getötet!"
"Die Siegel sind weiter gewandert, nur die Wirte sind tot... Die Siegel verschließen Dimensionstore gewöhnlich, doch ich habe vor das umzukehren.""Und wie?"
"Die Fünf Schwerter, die Schlüssel zu den Siegeln, wir polen sie um und lassen die Funktion der Siegel ändern."
"Was steckt da hinter?"
"Die Schwerter wiederum werden durch das Hexenschwert umgepolt.""Darum ist das Schwert nicht hier?"
"Nein, noch haben wir die Schwerter nicht."
"Und warum ist es dann nicht hier?"
"Wie ich bereits sagte, ich bin nicht lebensmüde. Es ist vorherbestimmt, das du mich mit Hexenschwert tötest, weder wann noch wo steht fest.""Wird das nicht durch den verbotenen Weg aufgehoben?"
"Nein, der verbotene Weg betrifft nur dich und mein Tod gehört zu meinem Schicksal."
"Also wirst du es versuchen ewig hinauszuzögern."
"Genau."
"Dann lass mich dir eines verraten", meinte Kain und näherte sich vermeidlichen Erzfeind ganz nah, bis sein Mund neben seinem Ohr ruhte.
"Der Zeitpunkt und der Ort... jetzt und hier." Mit einem breiten Grinsen stach Kain zu und durchbohrte den Mann, welcher nun schwach in seine Arme sank."Machs gut, Jeromé, wir sehen uns in der Hölle." Lachend enthauptete der Ex-Magier ihn nun. Das Hexenschwert begann regelrecht zu vibrieren und Kain leckte fleißig das Blut von der Klinge. Ein breites Loch war in der Wand zu sehen, als ob etwas mit unglaublicher Geschwindigkeit hineingerast wäre.Überall begann es in ihm zu Kribbeln, er hatte ein Siegel gebrochen, das Innossiegel, damals als Ra getötet wurde, nein, kurz bevor er hingerichtet werden sollte kam ein Inquisitor und nahm ihn und Shiva mit... Das musste Jeromé gewesen sein, der danach Neo tötete, als der ihn aufhalten wollte. Shiva übergab er der Inquisition und er selbst zog sich mit Ra irgendwo zurück weit weg von allen Menschen, wo das Innossiegel welches zuvor in Ra ruhte auf ihn überging, denn ein anderer Mensch war ja nicht in der Nähe, demzufolge war dieses hübsche Schwert, welches er da Versteckt hatte das feuergeweihte Siegelschwert, das Kain sofort an sich nahm. Dieses Siegel, welches seine Hexenkräfte versiegelt hatte war nun gebrochen. Das Kribbeln wurde stärker und stärker Kain taumelte umher und fiel dann zu Boden, riss auch einen Kerzenständer mit, das letzte was er sah war Feuer überall...
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| 06.11.2003 14:34 | #18 |
| Erzengel |
Die vorher so große Erschöpfung war nun vorüber, die dunkelgrünen Augen öffneten sich und blickten auf die verkohlten Wände und die dicke Ascheschicht auf dem Boden, im bis auf die Grundmauern niedergebrannten Gebäude hatte niemand das Inferno überlebt, abgesehen von ihm selbst. Ein leichtes Dröhnen begleitete das aus dem Kopf herausströmende Blut, als sich der Ex-Magier aufrichtete. Neo war nun gerächt, da Kain Jeromés Onkel und Mörder getötet hatte, ein unsagbar gutes Gefühl, doch sein Rachdurst war nicht gestillt, noch nicht. Weder Shiva noch Neo hatte er damit wieder lebendig gemacht. Das erste Siegel war zerbrochen und auf ewig zerstört, das Hexenschwert war also eine Art Joker, zuvor noch das windgeweihte Schwert, wurde es durch Kain zum Schlüssel für jedes der fünf Siegel und erst dadurch zu dem was es jetzt ist. Dennoch empfand er keinerlei Befriedigung, er wollte nur noch mehr Tod kommen und Blut fließen sehen. Sicherlich war Jeromés Tod ein großer Schritt, die Jeromierten würden ihm wohl erst einmal vom Hals bleiben, wenn sie sich selbst nicht gänzlich zerschlugen.Neugierig sah er sich um, überall um ihn herum nur gefrorener Boden und in der Ferne der Gletscher. Dann schweifte sein Blick über die nähere Umgebung, wirklich alles hier was pechschwarz, sogar der Holzboden auf dem er gelegen hatte. Und eine wirkliche Veränderung nahm er auch nicht wahr, es war genauso wie vorher. Die Kräfte waren ja auch vorher schon da, nur könnte er sie jetzt benutzen, zumindest wenn er Magier und irgendwelche Runen hätte, so genau wusste er auch nicht.
Hier sah ihn ja niemand als machte er ein paar wirre Bewegungen versuchte bekannte Zauber wie Windfaust und Schattenflamme zu wirken, doch nichts. Keine Veränderung. Ob das mit diesem verbotenen Weg zu tun hatte? Auf jeden Fall war es scheiße das hier niemand lebte und das alles angefackelt war, hier hätte er sicher noch einiges über diesen verbotenen Weg gefunden, denn in der Bibliothek des Hexenturms hatte er noch gar nichts davon gefunden, was er sich auch erklären konnte, denn er sollte ja diesen Weg nicht beschreiten, eben weil er verboten war und der Hexenturm war zweifelsohne genau so eingerichtet wie er ihn hätte haben sollen wollen. So wusste er auch nicht, ob er Jeromés Gelaber glauben konnte. Langsam wanderte er noch einmal durch die Grundmauern, hier lebte wirklich nichts und niemand mehr. Mehr oder wenige Enttäuscht zog er los durch den Wald hin zur Stadt.
Stunden irrte er umher bis er auf einen dünnen Trampelpfad traf, im Lauf der Jahre nur noch ein dünner ausgebleichter, verwischter Strich auf dem Waldboden. Alle paar Meter musste das Laub beiseite geschoben werden um erkennen zu können wo es weiterging, sodass sich Kain irgendwann wieder von Weg löste und der Nase folgte. Den Standort des Gletscher und seine bisherige Route im Kopf überlegte er kurz und korrigierte seinen Weg nach Nordost, irgendwann würde er schon aus dem Wald rauskommen. Doch erst am frühen Nachmittag erreichte er das Ende der Wälder nicht weit von der Stadt selbst.
In selbiger angekommen sah er sich eine Weile um und ging dann zum Hafenbecken, nirgendwo Jeromierte. Er bezahlte den Fährmann und betrat das offene Boot, das sogleich ablegte und den Hafen schon bald hinter sich gelassen hatte. Direkt auf dem Erdwall bemerkte er nun schon aus weiter Ferne eine dunkle Gestalt, der Feuermagier aus der Stadt... Obwohl sie ihre Gesichter schon gar nicht mehr erkennen konnte, glaubte Kain, das sie ihre Blicke trafen. Eiskalt standen beide da, während der Fährmann weiter ruderte und sich Kain immer weiter vom Feuermagier entfernte bis dichter Nebel die Sicht blockierte. Den würde er sicher noch mal wieder sehen. Weiter ging es bis sie irgendwann Khorinis erreichten.
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| 09.11.2003 22:29 | #19 |
| Greis |
Wie lange war es nun her? Stunden? Tage? Jahre?
Der Alte Mann rümpfte die Nase und verzog den vom gräulich struppigen Haar umrahmten Mund zu einer skurrilen Grimasse. Angroth war gescheitert, der Pfad des Blutes unterbrochen, wenn nicht sogar zerstört. Ein Scheitern war nicht vorgesehen, wenn jemand diesen Pfad eingeschlagen hatte, es gab nur den Sieg. Er selbst hatte all seine Kraft aufwenden müssen, um das Versprechen zu halten, welches er einst gegeben; beinahe wäre der junge Ruchká seiner Gewalt entglitten. Dann, ja dann wäre das Land in der Dunkelheit verschwunden. Der Greis atmete schwer, ein weiteres Mal bekam er kaum Luft während er über die schier endlosen Ebenen wanderte, ein weiteres Mal war ihm, als schnürte eine unsichtbare Hand aus Bein skrupellos den Hals zu und suchte ihn so zu Boden zu ringen.
Doch das sollte wiederum nicht gelingen, für Krankheiten konnte er keine Aufmerksamkeit entbehren, er ignorierte sie einfach. So schritt er mit leise pfeifender Nase dahin, eine einsame Silhouette im Lichte des Vollmonds. Gestern Nacht war der Trabant für einige Momente von Dunkelheit verzehrt worden - ein Omen? Daschnavar hatte sich zurückgezogen, auch wenn er siegreich gewesen war so hatte ihn der Kampf doch enorm Kraft gekostet. Jedoch schien er immer noch in der Lage, seine grausamen Klauen nach dem auszustrecken das nicht geschützt werden konnte denn durch die Götter selbst.
Der Greis war sich sicher, dass sich hinsichtlich Daschnavars alle drei Gotteswesen einig waren: er war ein Dorn in ihrem Auge, ein Störfaktor von unbekannten Ausmaßen, der zu vernichten unabdingbar vonnöten war! Beinahe konnte der alte Mann die Angst Innos´, Adanos´ und Beliars spüren. Angst vor dem aufstrebenden Dämon, aber auch vor den jeweiligen Brüdern. Eine Vereinigung kam für sie nicht in Frage, wenn auch Adanos sie dazu drängen würde wäre es nahezu ein hoffnungsloses Unterfangen obgleich sie dem selben Ziel nacheiferten. Der Stolz war es, der ihnen die Einsicht verweigerte.
Wenn also die Götter selbst nicht bereit waren, sich zu einen, so mussten sich doch wenigstens Diener finden lassen, die sich einen lassen würden um gegen die Bedrohung vorzugehen die von Daschnavar ausging. Der Alte schien resigniert zu haben, das Versprechen an die Ruchká zu halten. Ihr Blut war anscheinend wirklich dünn geworden, die Linie geschwächt und Angroth nicht das nötige Glied in der Kette die man jenem Erzdämonen anlegen musste.
Das Blut der Ruchká, der Pfad ihres Blutes hatte geendet, er sah keine Möglichkeit diese Tatsache zu ändern.
Ein Kribbeln in seinen Gliedern ließ den Alten anhalten und verschnaufen, schwerfällig stützte er sich auf seinen Stab. Ihm blieb wohl auch nicht mehr viel Zeit, seine Aufgabe, sein Schwur ward entbunden in dem Moment da des damaligen Templers leblose Hülle auf dem gräsernen Grund des Waldes aufgeschlagen war. Und doch fühlte der Greis eine Bindung an dieses lang zurückliegende Gespräch mit dem damaligen Anführer der Ruchká, dessen Namen er zwar in seinem alten Herzen trug, aber nicht mehr aussprechen konnte. Ein Entschluss war gefasst, und die dunkle Gestalt warf plötzlich einen langen Schatten in dem blassen Schein, als er die Richtung gewechselt hatte. Gen Gorthar Stadt ...
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| 11.11.2003 12:15 | #20 |
| Greis |
Die Stadt der Menschen kam in Sicht, die einzige Bastion jener Rasse, die sich nunmehr seit Jahrhunderten in einem Krieg mit der Art der grobschlächtigen, brutalen Orks herumschlug. Von Erfolgen und Rückschlägen, Hochs und Tiefs wusste der alte Mann zu berichten, wenn man ihn denn nur fragen würde. Doch niemand fragte ihn. Er, der er schon seit Anbeginn des Denkens der Stadtältesten Gorthars durch die Lande gestreift war, er war verrufen unter dem Volk. Mit Misstrauen ward ihm begegnet, wenn sich denn überhaupt einer in seinen Weg getraute. Von den schrecklichen Erzählungen die da Umlauf betrieben war es nicht gedacht gewesen, dass das Thema eben dieser von der Existenz solcher Sagen wusste, und doch tat er es!
Mit Betroffenheit hatte der Greis sie aufgenommen, erfahren von einem Mann dessen Atem vom Grog stank und dessen Augen seinen Gegenüber unter dem dichten Schleier nicht zu erkennen vermocht hatten.
Seit diesem Tag, viele Monde zurückliegend, hatte auch er die Stadt gemieden, die Nähe zu den Menschen - es sei denn sie war vonnöten. Das Treffen mit dem jüngsten und wohl letzten des Geschlechts der Ruchká und all seinen Gefährten wusste dem alten Herz allerdings die Erinnerung zu schenken, wie es sich anfühlte unter Gesellschaft zu sein, wenn ihm auch mit Misstrauen begegnet worden war.
Diese Männer und Frauen, die er zu Schiffe abgeholt hatte, sie waren anders, sie wußten nichts von ihm. Keine bösen Erzählungen, keine schrecklichen Sagen. Nur der eigene Eindruck.
Ob sie am Ende ihrer Reise verstanden hatten, ob sie ihm nun Vertrauen schenken würden, das wußte er nicht, aber er spürte ihre Nähe zu sich. Näher und näher kam die Stadt, die Mauern stiegen empor und verschlangen den bewölkten Horizont dahinter, von einigen Dächern flimmerte die Wärme und dampfend rankten sich Säulen aus den Schornsteinen empor; nur schwache und friedlich wirkendere Abbilder dessen, was im Rücken des Greises lag: die Ebene der Schlachten.
Schritt für Schritt ging er näher heran, immer noch seinen Entschluss im Sinn, nach Khorinis zu reisen um Nachforschungen anzustellen. Nachforschungen, die Gorthar schützen sollten, und vielleicht auch das Erbe des Clans zu sichern wissen würden.
Die rauhen, alten Hände, welche den ehernen Stab mit beiden Händen fest umklammerten, waren taub vor Kälte, und nur wenn der Alte auf sie sah, wußte er auch wirklich, dass sie noch da waren. In seinem alten, mehr zweckmäßigen Mantel wollte er seine Hände nicht verstecken, sie gehörten beinahe schon aus Gewohnheit an den Stab, den er hütete wie seinen Augapfel. Als hinge sein Leben davon ab.
Noch wenige hundert Fuß, dann wäre das Stadttor erreicht, und er müsste sich ein weiteres Mal den Blicken und Kommentaren aussetzen, die hinter seinem Rücken geflüstert wurden wie der Tod seine Bahnen zieht wo Beliar das Leben berührt. Doch just in diesem Moment sackten seine Beine weg. Ein Schwächeanfall. Mit aller Gewalt hielt er sich am Stab, hinderte so einen vielleicht schmerzlichen Sturz auf den kaltgefrorenen Boden. Es fühlte sich schlecht an, in Worte konnte der Alte es nicht fassen. Die Kraft war einfach fort ...
... so rasch und unvermittelt sie entschwunden war, so plötzlich kehrte sie in die Glieder zurück, und er richtete sich wieder zur vollen Größe auf. Ein letztes, keuchendes Husten, welches er mit seiner offenen Hand dämpfte, dann fühlte er sich wieder stark.
Festen Schrittes passierte der Greis die Wachen und tauchte ein in das mittägliche Stadtleben. Das Aroma von Menschenschweiß und der Gestank der verschimmelten Dinge die er nicht erkennen wollte stiegen ihm in die Nase.
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| 12.11.2003 15:29 | #21 |
| Greis |
Aus den Abflüssen in denen zum Teil warmes Wasser dahinfloss waberten dünne geisterhafte Dampfwölkchen dahin, aus den Schornsteinen drang der Qualm der wärmenden Feuer die im kommenden Winter wieder einer Beliebtheit gleichkommen dürften wie die Militärparaden des Königs im Frühling einst waren.Die Menschen die auf den Straßen und Nebengassen liefen waren zumeist schmutzig, nur wenige sahen herausgeputzt und wohlhabender aus, der Reichtum von Gorthar Stadt lag in der Unabhängigkeit vom König und in seiner Vergangenheit. Das Volk Gorthars war unbeugsam geworden, die Vergangenheit hatte sie dies gelehrt.
Unter diesen Massen fiel der ebenfalls in Lumpen gekleidete Alte nicht auf, dessen Stab bei jedem Aufprall auf den Pflastersteinen ein leises ticken von sich gab, wie Bein. Eine Möglichkeit zur Überfahrt musste gefunden werden, gestern Nacht hatte sich niemand mehr finden lassen. Die einstmals gepflegte Erscheinung war dem Bild eines vom Alter gezeichneten Mannes gewichen, der unter der Last jeder einzelnen Sonne die er gesehen hatte zusammenzubrechen drohte. Einzig sein Stab war immer noch der selbe.
Die salzige Meerluft schmeichelte dem Geschmack des Greises sehr, und tiefe Züge dieses aromatisch duftenden Elements sog er in sich ein, um sie seufzend wieder von sich zu geben. Die Kälte in seinen Händen war nicht minder geworden, aber in den Menschenmengen die sich vor manchen Ständen wie Trauben bildeten hatte man ohnehin andere Sorgen. Um einen Geldbeutel musste er allerdings nicht fürchten, nichts dergleichen nannte er sein Eigen. Die Natur war sein Ernährer. Am Hafenbecken angekommen, schweifte sein Blick langsam über die Mauern und Türme, den aufgeschütteten Einlass und herüber zur hochaufragenden Feste. Nun verging einige Zeit, in der er sich darum bemühte, ein Boot mitsamt Rudermann zu bekommen, doch bis jetzt wollte ihm niemand ein solches geben. Dann aber fand sich ein junger Mann, ein wacher Blick und unglaubliches Interesse gingen von ihm aus; sehr wohl hatte er den Alten erkannt. "Bist du der Dämonenhexer?" fragte er ein wenig schüchtern, aber dennoch bestimmt.
"Ich bin nur ein alter Mann der eine Möglichkeit zur Überfahrt nach Khorinis sucht." sprach der Greis leise, während er beinahe so wirkte als wolle er sich hinter seinem Stab verstecken.
"Ich habe böse Gerüchte über dich gehört, du sollst ein Gesandter Beliars sein." scheinbar kümmerte die Antwort den jungen Mann nicht, denn sie hatte keinerlei sensationellen Inhalt.
"Wie?" er stockte, musste dann aber verhalten lächeln "Ja, ich bin - war ein Gesandter Beliars, aber das ist lange her. Mir scheint die Menschen hier haben doch ein besseres Gedächtnis als ich annehmen wollte. Wenn du mehr über mich wissen willst Junge, dann bring mich nach Khorinis!"
"Woher weiß ich, dass ich dir trauen kann?"
"Was könnte ich schon tun? Sieh mich an, du bist bei weitem kräftiger als ich." Daraufhin musste der Junge grinsen und willigte ein. Schon bald verschwand das Boot mit den zwei Insassen hinter den Mauern der Stadt.
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| 15.11.2003 18:38 | #22 |
| Dark-Druid |
Schaukelnd steuerte ein kleines Boot in den Hafen Gorthars, schmiegte sich langsam an die steinerne Kaimauer. Bedacht erhob sich eine Gestalt aus dem hölzernen Gefährt, knirschend setzten ihre schweren Stiefel, von denen nur die Spitzen unter dem langen, schwarzen Mantel hervorlugten, auf dem harten Pflaster auf.
Langsam schaute sie sich um. Die Nacht hatte schon jetzt ihre breiten Schwingen über die Stadt gelegt, die spärlichen Straßenlaternen sorgten mit ihren kleinen Ölflammen für die einzige Beleuchtung.
Hinter Druids Stirn arbeitete es. Er kannte Gorthar, doch dieses hier war nicht das, welches er kennen gelernt hatte. Die Straßen waren leer, nur ein paar einsame Nachtwachen liefen nervös um sich blickend ihre Routen ab.
Langsam setzte er sich in Bewegung, hielt auf eine der Patrouillen zu.„Heda! Wer seid Ihr und was wollt Ihr?!“, schallte es ihm entgegen. Ein alter Wachmann stand breitbeinig vor ihm, schaute Druid an, suchte das Dunkel unter seiner Kapuze zu durchdringen.
„Es tut nichts zur Sache, wer ich bin und meine Angelegenheiten gehen Euch nichts an! Doch wünsche ich etwas zu wissen. Was geht hier vor? Die Stadt ist wie tot, kein Volk ist auf den Straßen. Und auch die Stadtwachen sind sonst nicht so wachsam.“
Druid konnte sich ein leises Grinsen nicht verkneifen, hatte er doch schon viele Gesetzeshüter des Nachts an ihren Speer gelehnt, schlafen sehen. Bitter lachte der Kerl vor ihm auf.
„Ha, Ihr seid wohl nicht von hier, was? Gorthar ist in Angst. Seid Wochen verschwinden Leute aus der Stadt, nicht ein einzelner wurde bisher wieder angetroffen. Mit den Obdachlosen und Prostituierten fing es an, mittlerweile trauen sich auch rechtschaffene Bürger nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr vor die Tür, selbst einige Mitglieder der Stadtwache werden vermisst.“Plötzlich fuhr der erfahrene Mann herum, er schien etwas gehört zu haben. Nach einigen Sekunden aber atmete er aus, wandte sich wieder Druid zu.„Entschuldigt, aber ich dachte, dort hätte etwas gescheppert. Passt gut auf, wenn ihr hier so alleine herumlauft – Gorthar ist nicht sicher!“
Druid bedankte sich, ging dann die Straße weiter herab. Pfeifend jagte der Wind durch die Gassen, wallend hob sich der lange Mantel des ehemaligen Lees, schlug geräuschvoll nieder, wurde sogleich wieder nach oben gedrückt. Knisternd glühte der Tabak in seiner Pfeife auf, Rauch strömte in Druids Lungen. In Gedanken ging er noch einmal die Dinge durch, die der Soldat hatte verlauten lassen.Entführungen...
Jäh wurde er aus seinen Überlegungen gerissen, als er Schritte aus einer Seitenstraße vernahm. Misstrauisch blickte er auf, beobachtete die Kreuzung, auf der plötzlich einige Personen erschienen.
Sechs raubeinige Gesellen traten auf das grobe Pflaster der Gasse, allesamt in ein paar dreckige Fetzen gehüllt. Sofort schaute Druid nach ihren Waffen. Zwei von ihnen trugen schartige Kurzschwerter, zwei andere jeweils einen stämmigen Ast. Ein nächster trug nur einen kleinen Armseeligen Dolch bei sich, während der letzte einen schweren Holzknüppel sein eigen nannte.
Sofort umringten diese zwielichtigen Gestalten Druid, der sich jedoch keine Regung anmerken ließ.
„Ja, was haben wir den daaa?“, tönte die tiefe, kratzige Stimme eines Schwertträgers...
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| 16.11.2003 02:15 | #23 |
| Dark-Druid |
Finster blickte Druid unter seiner Kapuze hervor, musterte den Sprecher. Er war von stämmiger Natur, sein breiter Brustkorb war von einem verschlissenen Lederpanzer geschützt. Das stoppelbärtige, südländisch anmutende Gesicht wurde von dunkelblonden, filzigen Strähnen umrahmt und von einer großen Hakennase geschmückt, Narben kündeten von zahlreichen Kämpfen und Schlägereien. Er führte ein kurzes, breitklingiges Schwert mit, durch mangelnde Pflege schartiger, Schneide, das dadurch eher an eine Hieb- denn eine Schnittwaffe erinnerte.
„Dein Ende!“
Ansatzlos schnellte Druid nach vorne, riss Trauerschatten aus seinem Bett und in einer fließenden Bewegung nach oben. Krachend traf die schlanke, schwarze Klinge seines Schwertes auf die Verteidigung des Gegners, trieb den fremden Mann zurück, bevor das Knie des Kämpfers sich in den Magen seines Gegenübers bohrte. Ruckartig wandte Druid sich um, reflexartig zuckte seine Waffe nach oben, parierte den Angriff eines Astträgers, sein Bein schnellte nach oben, Holz splitterte, Stücke der zertretenen Waffe flogen unkontrolliert durch die Luft. Das Schwert des Bemantelten ruckte nach vorne, durchbohrte Muskeln und Organe. Er vollführte einen Sprung nach rechts, bei dem er Trauerschatten aus dem Leib des Toten zog. Nur Sekundenbruchteile später zischte eine Klinge an eben der Stelle durch die Luft, an der er gerade noch gestanden hatte. Elegant rollte er sich ab, wartete auf den nächsten, der auf ihn zustürmte.
Als der Schwertkämpfer heran war, knickte Druid die Beine ein, fegte dem Rennenden die Füße weg, rammte ihm danach seine Waffe ins Herz. Sofort sprang er wieder auf, wollte sich dem Dolchtragenden widmen, als ihn ein schwerer Schlag zu Boden schickte. Dumpf schlug er auf den Pflastersteinen auf, blickte zu dem Kerl mit einer riesigen Holzkeule, Druids Schwert war einige Meter zur Seite geflogen.
Wieder wuchtete er seinen Körper in die Höhe, wehrte mit dem linken Arm einen niedersausenden Ast ab und schlug seinerseits zu, das taube Kribbeln im Arm wurde ignoriert. Während der Getroffene taumelte wandte sich der nun Unbewaffnete wieder dem Dolchkämpfer zu, er drehte sich um seine Achse und riss das Bein in die Luft. Donnernd kollidierte sein Kampfstiefel mit dem Unterkiefer des Angreifers.
Dann ein schwerer Schlag auf den Hinterkopf.
Schwärze.
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| 16.11.2003 21:18 | #24 |
| Dark-Druid |
Zitternd öffneten sich die Augenlider, verschwommene Konturen wurden erkennbar, bunte Lichter tanzten scheinbar in wilder Ekstase in Druids Wahrnehmung umher. Er versuchte sich aufzurichten.
Erfolglos.
Ein weiteres Mal legte sich der heilsame Schleier der Ohnmacht vor seinen Geist...
Als er wieder erwachte schaffte er es unter Stöhnen, sich aufzurichten. Um ihn herum drehte sich alles, er hatte wohl eine Gehirnerschütterung erlitten.Nach einigen Minuten des stumpfen Herumsitzens, ließ das Schwindelgefühl nach, machte Platz für herbe Kopfschmerzen, doch ermöglichte es Druid damit, einen klaren Blick auf seine Umgebung zu werfen.
Er saß auf einem unbequemen Bett, in einem kleinen, karg ausgestatteten Raum, durch zwei kleine Fenster fiel etwas Tageslicht, erhellte das Halbdunkel des Zimmers. Ein einfacher Holzstuhl stand vor dem Bett, ein kahler Rundtisch in der Nähe. An einer der unverputzten Wände befand sich eine alte Kommode, überall waren die, für Holzwürmer charakteristischen, Löcher zu erkennen. Langsam stand Druid auf, ging auf nackten Füßen über den quietschenden Holzboden zu einem der Fenster, betrachtete das rege Treiben der gortharianischen Bevölkerung. Die gellenden Rufe der Marktschreier drangen an sein Ohr, rumpelnde Karren rollten unter dem hoch liegenden Fenster über die überfüllten Straßen. Nichts war von der nächtlichen Angst der Bürger zu spüren, alles schien wie immer.
Doch Druid wusste, dass die Angst nicht unbegründet war. Allem Anschein nach hatten die Häscher der Entführer auch ihn erwischt – und ein wehrloser Bürger war Druid sicher nicht.
Er fragte sich, was diese Leute von ihm wollten. Wenn sie sich ein Lösegeld ausrechneten, würden sie wohl enttäuscht werden, denn es gab Niemanden, der es bezahlen würde.
Lautstark wurde ein Riegel zurückgezogen und knarrend schwang die schere Tür aus Eichenbohlen auf. Ein feister Mann in mittlerem Alter trat in das, an eine Zelle erinnernde, Zimmer ein, blickte mit seinen blauen Augen, die in einem runden, freundlich erscheinenden Gesicht saßen, zu suchend im Raum umher, fixierte schließlich Druid.
„Oh, wie ich sehe seid Ihr wach! Das freut mich. Entschuldigt die karge Unterkunft und die rabiate Weise des Herbringens. Dürfte ich Euch bitte, mit mir zu kommen? Ich muss Euch sprechen.“
Fragend hob der ehemalige Lee die Augenbrauen, angesichts solcher Höflichkeiten. Das sollten also die Entführer sein?
Nun, man würde sehen, was sich ergäbe. Entschlossen folgte er dem Fremden aus der Kammer...
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| 18.11.2003 22:56 | #25 |
| Dark-Druid |
„Mein Name ist Rudolph.“, sprach der etwas beleibte Mann. „Dürfte ich auch den Euren erfahren?“
„Unterbreitet mir Euer Anliegen, dann werde ich Euch vielleicht meinen Namen nennen.“
Finster betrachtete Druid sein Gegenüber.
„Selbstverständlich. Nun, Ihr werdet zweifelsohne erfahren haben, dass Gorthar schon seit Längerem von einer Serie von Entführungen heim gesucht wird. Allen Euren, nebenbei bemerkt, verständlichen, Bedenken zum Trotz will ich Euch sagen, dass das Verschwinden der Bürger nicht unser Verschulden ist. Wir sind Widersacher der Entführer, ihre Gegner.“
Rudolph stand von dem schweren, dunklen Tisch auf, an dem die beiden gesessen hatten und bewegte sich zu einem Wandschrank. Während er eine bauchige Rotweinflasche und zwei silberne Becher hervorzog, schaute Druid sich ein wenig im Zimmer um.
Ausladende Kronleuchter hingen von der stuckverzierten Decke hinab, weite Kränze, besetzt mit brennenden Kerzen, erhellten den Raum, warfen ein wohlig warmes Licht auf die verputzten Wände und das edle Parkett des Bodens. Etwas weiter zurück, versteckt in einer Nische, befand sich ein teures Schachbrett mit Figuren aus vermutlich extra eingeschifftem Elfenbein, flankiert von zwei abgesessenen Ledersesseln.
Auf dem parkettbelegten Boden, vor dem weitläufigen Kamin, befand sich ein, mit komplizierten Mustern bewebter, Teppich, an den Wänden hingen kostbare Ölmalereien, hauptsächlich Landschaftsabbildungen, teilweise aber auch Portraits.
Zurück am Tisch füllte Rudolph die Becher, schob einen davon hinüber zu Druid. „Nun zu der Frage, wegen der ich Euch eigentlich sprechen wollte. Wollt Ihr Euch uns anschließen, im Kampf gegen die Entführer, uns helfen, die Geißel des Volkes zu tilgen?“
Bisher ungerührt hatte Druid der Rede des Mannes gelauscht, setzte nun jedoch zur Antwort auf diese direkte Frage an.
„Ihr lauert mir also auf, schlagt mich nieder, sperrt mich ein und verlangt nun auch noch, dass ich mich Euch anschließe, Euch vertraue?“ Ein leises, heiseres Lachen entstieg der Kehle des Mannes. „Ich denke, Ihr seid nicht ganz bei Trost!“
Gelassen setzte er das silberne Trinkgefäß an seine rauen Lippen, stürzte sich den blutroten Inhalt mit einer Bewegung in den Rachen.
„Ich weiß, ich weiß,“, setzte Rudolph an, „es war wohl eine komische Methode, Euch herzubringen, doch wollten wir auf diese einfache Methode feststellen, ob jemand, der den Eindruck machte, für unsere Zwecke brauchbar zu sein, auch wirklich brauchbar ist. Mit dem Tod zweier Männer hatten wir zwar nicht gerechnet, doch zeigt uns das, dass Ihr wahrhaft der richtige Mann für uns seid. Bitte überdenkt Eure Antwort noch einmal!“
„Mein Entschluss steht fest. Nein!“
„Nun, dann haben wir uns wohl in Euch getäuscht... schade.“
Langsam trat Rudolph auf Druid zu, dieser versuchte, aufzustehen. Plötzlich strauchelte er, alles begann sich zu drehen, der Boden unter seinen Füßen schien sich zu bewegen...
Der Wein!, schoss es ihm noch durch den Kopf. Dann wurde ihm schwarz vor Augen, haltlos stürzte er zu Boden, schlug dumpf auf dem hölzernen Parkett auf. „Nun, dann eben auf einem anderen Weg.“
Gellend pfiff der feiste Mann mit zwei Fingern und augenblicklich marschierten zwei Wachleute in den Raum.
„In die Gewölbe mit ihm!“
Wie ihnen geheißen packten die Beiden Wachen Druid, hoben seinen schweren Körper an und verließen den Raum so zielstrebig, wie sie ihn auch betreten hatten.
„...dann eben auf einen anderen Weg...“, murmelte Rudolph noch in sich hinein.
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| 23.11.2003 20:48 | #26 |
| Dark-Druid |
Tief unter den nächtlichen Straßen Gorthars.
Graue, nasse Wände zogen sich meterweit in die Höhe, dicke Tropfen fielen von den steinernen Bögen, die das riesige Gewölbe stützten, in die Tiefe, schlugen mit einem hallenden Geräusch auf dem Boden auf.
Eine grobe, abgewetzte Treppe, die ganz aus Stein gehauen war, fand ihren Anfang vor einer schweren, mit Eisenbändern beschlagenen Türe, hinter der ein Gang nach oben führte.
Durch eben diese Tür trat eine Person, der ausladende Bauch und der rote Kopf identifizierten sie unzweifelhaft als Rudolph. Mit kleinen, langsamen Schritten trat er die schmalen Treppenstufen hinab, ließ dabei seinen Blick durch die Halle wandern.
Grinsend setzte er einen Fuß vor den anderen, denn das, was er sah, erfüllte ihn mit Zufriedenheit.
Eine Schar von dreizehn Menschen in braunen Kutten, die weiten Kapuzen über die Köpfe gezogen hatten sich in dem Gewölbe eingefunden, sich in einem Kreise aufgestellt. In dessen Mitte lag, auf dem kalten Stein gebettet, nur mit einer Leinenhose bekleidet, ein Mensch.
Druid.
Gerüstete Wachen standen am Fuße der Treppe, als Rudolph den Absatz verließ. „Lasst ihn selber denken! Er soll nur gehorchen – kein willenloser Sklave werden.“
Lässig lehnte er sich an eine der nassen Säulen, der teure Stoff seiner Kleider nahm die Feuchtigkeit auf, sog die niederrinnenden Tropfen ein, saugte das Wasser aus den Fugen zwischen den mächtigen Steinquadern, der die Halle ihre fortwährende Existenz verdankte.
Die angesprochenen dreizehn Magier konzentrierten sich, einer nach dem anderen hob in wallenden Bewegungen seine Arme, sodass sich nach und nach eine einzige Bewegung bildete. Ein leiser Singsang setzte ein, dreizehn Münder formten unverständliche Wörter und Laute. Plötzlich bildete sich über den emporgereckten Fäusten des ersten Magiers Nebel, tiefschwarzer Nebel. Auch bei den anderen war selbiges nun zu erkennen. Der Gesang der Männer wurde lauter, hallte von überall wieder, als sich mit einem Mal der Körper des Bewusstlosen erhob, langsam in die Luft stieg, schließlich in der Schwebe stand.
Immer heftiger und wilder wurden Stimmen und Gestik, als sich, wie von selbst, die dunkle Masse über den Köpfen der Kuttenträger auf den Schwebenden zu bewegten, ihn in wildem Tanz umkreiste. Zum, nun beinahe zum diabolischen Gebrüll angestiegenen, Gesang formierte sich der Nebel drei Fuß über ihm, stießen dann nach unten, drangen in schneller Bewegung durch Nase und Mund in den Körper ein.
Dumpf schlug Druid auf dem harten Boden auf, ein wenig Blut rann ihm am Kinn herab.
Ruhig hatte Rudolph die Prozedur beobachtet, hatte er sie doch schon viele Male mit angeschaut. Er brauchte Druid. Seine Fertigkeiten im Kampf hatten bewiesen, dass er zu etwas besserem zu gebrauchen war, als ein willenloser Sklave – als Waffe gegen den Feind.
Bei diesem Gendanken kam ihm Ankhragha wieder in den Sinn, die Königin, der er sich verpflichtet hatte. Er würde sie erwecken und an ihrer Seite Schrecken verbreiten. Dieser Druid brauchte selbiges ja nicht zu Wissen...
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| 25.11.2003 22:50 | #27 |
| Dark-Druid |
Langsam schlug Druid die Augen auf, blinzelte, schaute sich unsicher um. Er blickte in die Kapuzenverhangenen Gesichter der Magier.
Stöhnend versuchte er sich aufzurichten, sein ganzer Körper sandte pochende Schmerzwellen aus, als er, noch nicht ganz stehend, wieder zurück auf Knie und Hände fiel. Hustend spuckte er Blut, Staub wurde aufgewirbelt, als der dunkelrote Lebenssaft auf den Boden traf, sich mit einigen Sandkörnern vermischte. Nach einem weiteren Versuch schaffte er es schließlich, sich auf die Füße zu stellen, wankend das Gleichgewicht zu halten.
„Das wird schon wieder...“, grinste Rudolph ihn an, doch Druid nahm seine Worte und das wissende, zufrieden-gehässige Lächeln auf seinem Gesicht kaum wahr. Kichernd entfernte sich der feiste Mann, während der ehemalige Leeler spürte, wie ihn zwei kräftige Arme packten und forttrugen – dann umfing Schwärze seinen Geist.
Als er erwachte befand er sich wieder in dem Raum, in dem er Anfangs auch gewesen war. Nun aber war es dunkel draußen, kein Lärm drang von der Straße herein und nur eine kleine Kerze auf der alten, wurmstichigen Kommode erhellte das karge Zimmer.
Druid fühlte sich gut, er wusste nichts mehr von den Geschehnissen im Gewölbe, auch waren die Schmerzen verschwunden, die möglicherweise etwas hätten verraten können. An die Unterhaltung die er kürzlich mit Rudolph geführt hatte, konnte er sich nur noch bruchstückhaft erinnern, der Ausgang des Gespräches war ihm gänzlich verschleiert.
Quietschend schwang die Tür auf, knarrende Schritte hallten auf dem Parkett, dann wurde das runde Gesicht Rudolphs erkennbar. Eine Lampe tragend betrat er die Stube, setzte sich auf den Holzstuhl und forderte auch Druid auf, sich zu setzen.
„Nun, werter Druid. Ich werde Euch nun ein weiteres Mal meine Frage stellen. Ich hoffe, Ihr habt die Euch gegebene Zeit genutzt, um noch einmal über Eure Entscheidung nachzudenken.“
Er machte eine kleine Kunstpause, bevor er weitersprach.
„Seid Ihr gewillt, uns im Kampf gegen unsere Feinde zu unterstützen?“Der Gefragte dachte nach, doch machte er keine Anstalten, sich dagegen zu entscheiden. Scheinbar war fast alles, was er bisher hier erlebt hatte, aus seinem Gedächtnis verschwunden, doch schien es ihm selbstverständlich hier zu sein.
Mit einem erst verhaltenen, dann stärker werdenden Nicken stimmte er zu, er wusste selbst nicht warum, doch es schien ihm richtig.
„Fein!“, lächelte Rudolph. Er klopfte einige Male mit seinen Fingerknochen gegen die Türe, als auch schon zwei Wachmänner in den Raum hineinstapften. Bei sich trugen sie die Ausrüstungsgegenstände Druids, seine Rüstung, seinen Umhang und seine Waffe.
Der Akrobatikmeister bedachte jenen, der Trauerschatten mit sich führte, mit argwöhnischen Blicken, beobachtete jede seiner Bewegungen, bis das schwarze Schwert schließlich in den Händen Druids lag.
Mit routinierten Bewegungen wurde die Rüstung angezogen, alle Schnallen und Schleifen zugezogen. Ein heftiges Rucken an den Armschienen bestätigte ihren Halt, klackend schloss sich der Verschluss des Waffengurtes. Das vertraute Gewicht schenkte dem Krieger ein Gefühl der Sicherheit und der Stärke, als er sich den schwarzen Mantel überwarf.
Voll gerüstet stand er nun vor Rudolph, erwartete seinen Auftrag.
„Ich denke, Ihr werdet verstehen, dass wir erst einmal sicher gehen müssen, dass Ihr uns loyal gegenüber steht. Uns ist zu Ohren gekommen, dass Hubert, der Wirt der Taverne ‚Zum Eichenblatt’ Kontakte zu den Entführern pflegt und einigen von ihnen momentan kostenlose Logis gewährt... Wäre es nicht ungerecht, wenn sie dem armen Kerl noch weiter auf der Tasche liegen?“
Druid nickte, er hatte verstanden. Wortlos folgte er Rudolph, schritt eine Treppe herab, stand schließlich vor der Türe des nach außen unscheinbaren Hauses, kaum jemand wusste um die tiefen Gewölbe unter dem Fachwerkbau. Auch aus Druids Erinnerungen waren sie entfernt.
Noch einmal blickte er sich um, schaute in das Gesicht des feisten Mannes. „Keine Zeugen!“
Dann wandte er sich der Straße zu, schließlich verschluckte ihn die Dunkelheit der Nacht...
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| 26.11.2003 23:50 | #28 |
| Dark-Druid |
Knarrend schwang die Türe der Taverne auf, ein eisiger Windhauch wehte in die gute beheizte Gaststube, jagte einigen Besuchern einen kalten Schauer über den Rücken. Die Gäste richteten ihren Blick auf den Türrahmen, eine Gestalt mit wehendem, schwarzen Mantel stand darin. Einige Sekunden schien die Zeit still zu stehen, als die schweren Schritte eisenbeschlagener Kampfstiefel auf dem abgewetzten Holzboden der Kneipe hallten. Dann endlich legte sich die Stille, die üblichen Gespräche wurden wieder aufgenommen.
Langsam, ganz langsam schritt Druid durch den Raum, überblickte die Lage darin. Es waren einige, stinknormale Bürger hier, vornehmlich Herren jenseits der 30, vermutlich unbewaffnet; doch zwei Tische sahen anders aus. Der eine war besetzt von drei Stadtwachen, erkennbar an ihren charakteristischen, roten Rüstungen. Am anderen hielt sich eine vier Mann starke Gruppe von Mittzwanzigern auf. Druid erkannte sofort: Das waren seine Ziele.
Hinter dem Tresen stand Hubert, ein vollbärtiger Mann mit Lederschürze, der mit seinen kleinen, dunklen Augen das Glas in seinen Händen fixierte. Wie zufällig blieb Druid nun vor dem Tisch einiger bürgerlicher stehen.
Ansatzlos sprang Trauerschatten aus seiner Scheide, durchtrennte in der selben Bewegung die Kehle des Nächstsitzenden, noch bevor seine Tischnachbarn überhaupt realisiert hatten, was geschehen war, wirbelte der dunkle Kämpfer herum, riss sein Bein in die Höhe, donnerte seinen Stiefel wuchtig gegen den Kiefer eines weiteren Bürgers. Knackend gab das Genick nach, haltlos wurde das Opfer durch die Luft geschleudert, schlug dumpf auf dem Boden auf, während Druids Schwert schon in die Brust des dritten Mannes, der an dem Tisch saß, fuhr. Plötzlich herrschte ein riesiger Tumult in der Taverne, Tische wurden umgestoßen, die Schwerter der Wachmänner verließen ihre ledernen Betten, fanden festen Halt in den Händen der Männer.
Ungeachtet dessen sprintete Druid zu der zweiten, letzten Gruppe von Bürgern, die sich anschickten, aus der Taverne zu stürzen, doch ihr Schicksal kam ihnen zuvor.
Mit einem Schwertstreich zerfetzte der Kämpfer einem von ihnen die Baudecke, mit der Hand versuchend, die Innereien zurückzuhalten stürzte er zu Boden, ein weiterer fiel dem tödlichen Stahl zum Opfer. Ein schneller Schlag gegen den Kehlkopf, gefolgt von dem Zustechen Trauerschattens brachte auch den letzten der Gruppe um sein Leben.
Druid setzte über den Sterbenden hinweg, landete sicher auf der Theke. Hubert hatte sich kreidebleich aus dem Zimmer geflüchtet, saß nun wohl zitternd in seinem Lagerraum.
Ein kurzer Blick verschaffte dem Krieger wieder Überblick. Die Fünfergruppe rannte, bewaffnet mit je einem Schmuckdolch, auf ihn zu, die drei Stadtwachen waren fast heran.
Kurz bevor das Holz unter seinen Füßen von einem wütenden Schwerthieb zerschmettert wurde, sprang Druid in einem weiten Salto über die Gruppe, drehte sich noch im Sprung. Schon während des Aufsetzens zuckte seine Klinge hinab, spaltete den Kopf eines Angreifers mit brachialer Gewalt. Der nächste wurde von einem starken Tritt über die hohe Theke geschleudert, Flaschen klirrten, als der schwere Leib in das wuchtige Hängeregal hineinkrachte.
Ein plötzlicher Treffer trieb dem ehemaligen Lee die Luft aus den Lungen, der letzte Gardist hatte die Gunst der Stunde genutzt, um Druid die härte seines Ellebogens eindrucksvoll zu Zeigen. Schon stürmte er mit erhobener Waffe auf ihn zu, hieb mit aller Kraft auf den schwarz Bemantelten ein. Doch der ignorierte den Schmerz in seinem Brustkorb und das seichte Kribbeln, was mit jeder Abwehr seinen Arm hochkroch. Er duckte sich unter einem Schlag hindurch, knickte die Beine ein und brachte seinen Gegner mit einem Fußfeger aus dem Gleichgewicht. Noch in der Drehung riss er das gleiche Bein nach oben, brach dem Wachmann das Genick.
Blitzschnell wirbelte er herum, zog gleichzeitig seinen Dolch aus dem Gürtel, schleuderte ihn auf einen der nahenden Dolchkämpfer. Röchelnd ging er zu Boden. Die ungeübten Kämpfer waren keine sonderliche Herausforderung mehr. Einer der drei verbleibenden rannte im Angriff selber in sein Verderben, als er die vorgestreckte Waffe Druids nicht bemerkte. Ein schneller Querschlag riss den Bauch eines weiteren auf.
Einen kurzen Moment verharrte der Krieger, blickte dem letzter kurz in die Augen. Angst war darin zu erkennen, pure Angst.
„Sag tschüss!“, hauchte Druid...
Mit einem schmatzenden Geräusch schnitt Trauerschatten sich durch den Hals des jungen Mannes...
Quietschend fiel die Tür zu, Schritte verhallten auf dem groben Straßenpflaster...
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| 27.11.2003 23:15 | #29 |
| Dark-Druid |
„Gute Arbeit! In der ganzen Stadt geht die Geschichte davon um, dass der ‚Tavernenkiller’ wieder zugeschlagen hat. Kennt Ihr die Geschichte? Nein? Na, macht nichts, Hauptsache, es ist gut gelaufen!“
Sichtlich zufrieden saß Rudolph hinter einem schweren Schreibtisch aus Kirschholz, den Blick auf das Glas Rotwein in seiner Hand gerichtet. Fasziniert betrachtete er das edle Getränk, verfolgte seine Bewegungen, wenn er es schwenkte. Schweigend lehnte Druid im Türrahmen des geschmackvoll eingerichteten Zimmers, fixierte mit kaltem Blick die kleinen Mann hinter dem Tisch. „Ihr werdet Euch nun wichtigeren Dingen zuwenden. Wir kennen einen Treffpunkt des Feindes, wissen jedoch noch nicht allzu viel über ihn. Um ihn wirksam bekämpfen zu können brauchen wir aber weitreichende Kenntnisse über ihn, wie seine Anhängerschaft organisiert ist, was genau er mit den Entführten vor hat. All das herauszufinden wird Eure Aufgabe sein.“
Prüfend blickte Rudolph dem Krieger in die tiefschwarzen, eiskalten Augen, aus denen seine Blicke völlig emotionslos erwidert wurden.
„Wie gesagt“, fuhr er fort, „kennen wir einen ihrer Treffpunkte. Du wirst dich dorthin aufmachen, versuchen, so viel wie möglich zu erfahren. Noch diese Nacht. Versteckt Euch einfach irgendwo in dem Gebäude, belauschet ihre Gespräche und erstattet mir Bericht! Hokar, der Führer unserer Wachtruppen, wird Euch alles Weitere erklären.“
Ohne eine Reaktion zu zeigen wandte Druid sich um und verließ den Raum. Bequem lehnte Rudolph sich zurück, stützte mit einem Arm seinen Kopf. Ein leises Grinsen stahl sich auf seine Lippen...
Wenig später hallte das rhythmische Klacken einsenbeschlagener Stiefelsohlen auf dem groben Pflaster der gorthorianischen Straßen wieder, ein schwarzer Schatten eilte durch das unübersichtliche Gewirr aus verwinkelten Seitengassen und schmalen Häuserbuchten. In schnellem Staccato flogen Druids Stiefel über den Boden, trugen ihren Besitzer unaufhaltsam auf eines der zahlreichen Tore in der Stadtmauer zu. Das wütende Brüllen der Wachen ignorierend eilte er hinaus aus der Stadt, schlug sich alsbald ins dichte Buschwerk des Waldes. Die tiefen Schatten nutzend bewegte er sich auf sein Ziel zu.
Es sollte hier eine kleine Lichtung geben, östlich der bewohnten Gegenden, auf der ein altes, verfallen anmutendes Haus stehen sollte. Das war der Treffpunkt.
Schon aus der Ferne sah er durch das Gewirr aus Stämmen das Gebäude, was er suchte. Noch war kein Licht in den trüben Fenstern zu sehen, doch er war sich sicher, das bald eine gewisse Gruppe von Menschen eintreffen sollte. Je näher er kam, desto sicherer wurde er sich, dass er hier richtig war. Als er schließlich vor der Eingangstüre stand, gab es keinen Zweifel mehr. Zwei eingeritzte Kreise mit vier sternförmig angeordneten Strichen schmückten das morsche Holz, das Zeichen, das ihm als Symbol der Gruppierung genannt wurde.
Sachte stieß er die Türe auf, quietschend bewegte sie sich in ihren verrosteten Angeln.
Es war niemand in dem Haus zu sehen, alles war dunkel. In der Mitte des Raumes, in dem er sich nun befand, stand ein alter Tisch, knapp ein Dutzend Stühle, nicht minder antik, standen um ihn herum. Als er sich umblickte, auf der Suche nach einem geeigneten Versteck, fiel sein Blick auf die Querbalken, die das verkommene Dach des Holzbauwerkes trugen. Geschickt schwang er sich auf einen solchen, legte sich, ganz an die Wand gedrückt, darauf.
Nun konnten sie kommen...
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| 28.11.2003 22:24 | #30 |
| Dark-Druid |
Wartend ließ Druid seine Blicke durch das Haus schweifen, verharrte hier und da einige Momente, fixierte dann jedoch wieder einen anderen Punkt. Einige mannshohe, geflochtene Vorratskörbe standen in einer Ecke, ein paar hölzerne Kisten und Truhen befanden sich davor. In den anderen Standen Dinge wie kleine, schlichte Kommoden oder Flaschenregale, der Boden war aus einigen groben Holzdielen zusammengezimmert. Auffällig war vor allem anderen, dass, so alt das hiesige Gebäude auch zu sein schien, kein einziges Staubkorn zu entdecken war, alles war sauber geputzt, einzig die Scheiben der Fenster waren mit der Zeit blind geworden.
Plötzlich schreckte Druid auf, denn durch eben diese Scheiben fiel nun ein fahler Lichtschein, der nicht vom Mond kommen konnte. Auf und ab tanzte das Licht, verlor sich kurzzeitig hinter der Tür, als selbige mit lautem Knarren aufschwang. Vorsichtig lugte ein Kapuzenbedeckter Kopf durch den schmalen Türschlitz, blickte sich um. Während Druid sich so weit wie möglich in den Schatten zwängte, trat der Mensch ein, entzündete mit seiner Fackel die Öllampe, die auf dem Tisch stand und setzte sich schließlich auf einen der Stühle, der Beobachtende hatte Glück, dass das Licht der Lampe nicht auf ihn fiel. Nervös trommelte der Unbekannte mit den Fingerspitzen auf der schweren Tischplatte herum, wartete offensichtlich auf die, die sich hier mit ihm treffen wollten. Auf einmal trug der Wind, der draußen herrschte, leises Gemurmel zur Hütte, freudig blickte sich der Sitzende um, fixierte die Türe mit festem Blick. Diese schwang wenige Augenblicke später auf, eine Gruppe von vier gleichsam verhüllten Gestalten trat ein, positionierte sich rund um den Tisch, setzte sich schließlich wortlos. Still verharrten die nun anwesenden Personen, schienen noch immer zu warten, doch nur wenige Minuten später öffnete sich der Holzverschlag ein weiteres Mal, weitere Personen traten ein, besetzten die übrigen der Stühle.
Wie auf Kommando erhoben sich alle nun anwesenden Leute, legten die rechte Hand, zur Faust geballt, ans Herz, verbeugten sich voreinander und setzten sich wieder. Scheinbar eine Art der Begrüßung.
Der, der als Erster eingetroffen war, erhob nun die Stimme. „Meine Brüder, Ich grüße Euch! Es scheint, als würde die Lage ernster werden. Der Feind geht zum offenen Angriff über. Gestern Nacht wurde die Taverne ‚Zum Eichenblatt’ zur Stätte des Grauens. Unser langjähriger Freund und Verbündeter im Kampf gegen die Jünger Ankhraghas, Hubert, beherbergte einige unserer Mitstreiter. Doch gab es einen Anschlag. Wie Hubert berichtete betrat ein, in einen dunklen Mantel gehüllter, Krieger seine Schenke und metzelte Jeden, der sich in ihr aufhielt nieder. Er selbst wurde verschont, aus welchem Grund auch immer.“
Ernst blickte der Sprecher in die Runde.
„Ihr wisst, was das bedeutet!“
Zustimmend nickten die übrigen.
„Die letzte Phase des Kampfes hat begonnen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Ankhragha erweckt wird – sie würde das Land mit ihrer Brut verpesten, es mit Terror und Schrecken überziehen. Noch wissen wir nicht, wer der Auserwählte ist, wer sich mit der Dämonin vermählen wird. Sicher ist nur eines: Der Feind schart weitere Anhänger um sich, verdreht ihren Geist, macht sie zu willenlosen Sklaven der dunklen Königin. Ihrer geballten Geisteskraft können wir nicht mehr lange widerstehen, wir brauchen die Krone von Erk’Hakra, sonst ist alles verloren. Wir müssen es...“
Plötzlich hielt er inne. Er hob die rechte Hand hoch und schaute sich misstrauisch um.
Druid schickte sich an, möglichst weit in den Schatten zu kriechen, doch der dünne Balken ließ kaum Spielraum für weitreichende Veränderungen an seiner Position.
„Wir sind nicht alleine...“, flüsterte der Sitzende.
Das war Druids Stichwort. Er war entdeckt, nun galt es, alles auf eine Karte zu setzen, auf die Flucht nach vorn, den frontalen Angriff. Blitzartig sprang er auf, hechtete von dem Balken hinab, zog noch während des Sprungs Trauerschatten aus seinem ledernen Bett.
Mitten im Flug wurde er plötzlich jäh zurückgeworfen, prallte wuchtig gegen die Wand des Hauses, bedrohlich knackten und knarrten die morschen Holzbohlen unter seinem Aufprall. Ungläubig schaute er nach vorne.
Der Sprecher der Gruppe war mit einem Mal aufgesprungen, die Rechte weit nach vorne ausgestreckt. Offensichtlich hatte Druid es hier mit einem Magier zu tun, denn anstatt auf den Boden zu sinken, hing er einen guten Meter über selbigem, scheinbar von der geistigen Energie des Magus gehalten. Jetzt spürte der Kämpfer es, er wurde immer und immer müder.
„Fesselt ihn!“, drang es noch schwach zu ihm durch, dann schwanden ihm die Sinne...
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| 30.11.2003 17:55 | #31 |
| Dark-Druid |
Schwärze.
Ein greller Lichtblitz zucke auf. Ein Bild wurde erkennbar.
Ein gähnender Schlund tat sich auf, unendliche Weite, bodenlose Tiefe. Dann erblickte Druid sich selbst, stehend auf einer Plattform im endlosen Nichts, gerade groß genug, sich darauf zu drehen. Mit einem Mal kippte der Körper Druids nach vorne, stürzte haltlos in die Tiefe.
Plötzlich flackerten blaue Lichter auf, übertünchten das Dunkel. Zeichen und Symbole entflammten um den Körper des Fallenden herum, formten sich zu Gebilden völlig widersinniger Symmetrie und Eigenheit, zerrten am Verstand Druids, durch ihre absolut uneuklidische Art. Seltsame Runen tanzten vor seinen weit aufgerissenen Augen, wandelten sich in rasender Geschwindigkeit, nahmen mit jeder verstrichenen Sekunde vollkommen verschiedene Formen und Farben an. Auf einmal verbanden sich die Zeichen zu einer langgezogenen Kette, wuchsen immer und immer weiter, drehten sich in einer Spirale um den Weg Druids, bildeten eine Art Tunnel, bevor sie anfingen sich zu drehen. Doch obwohl sich damit ein Ganzes ergab, drehten sich die Stränge, die ihre Netze um ihn legten, nicht zusammen, bildeten unverständliche Schlingen und Muster, unmögliche Kombinationen von Bewegungen.
Schlagartig endete das teuflische Spiel auf dem Höhepunkt des infernalischen Widersinns.
Schwärze.
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| 21.12.2003 01:55 | #32 |
| Dark-Druid |
Ruckartig schlugen zwei Augenlider nach oben, enthüllten die beiden nachtschwarzen, tiefen Seen, die unter ihnen verborgen lagen. Forschende, verwirrte Blicke suchten die Umgebung ab, streiften kahle Bruchsteinwände und hölzernen Parkettboden, blieben schließlich auf der Gestalt eines jungen, schmalen Mannes hängen. Verwundert blickte dieser zu dem Liegenden, der auf ein altes, hartes Bett gebettet war, für einen Moment trafen sich die Blicke der beiden.
Plötzlich wandte sich der Jüngling um, pochte energisch gegen die alte Holztüre, vor der er auf einem dreibeinigen Schemel saß.
„Meister! Meister, er ist aufgewacht!“, hallten seine Worte durch den engen Raum. Hinter der Türe waren hastige Schritte zu vernehmen, als die Türe mit einem Mal aufschwang und ein Mann, gekleidet in eine einfache, wallende Robe gekleidet, das Zimmer betrat, den Wächter mit einer beiläufigen Handbewegung fortschickte.
Bedächtig schritt er auf Druid zu, beäugte ihn kritisch von oben bis unten.„Wie geht es Euch?“
„Wo bin ich?“, fragte Druid, anstatt eine Antwort zu geben. Nicht wissend, wie ihm geschah, versuchte er, sich zu erinnern. Doch, das letzte, was er wusste war, dass er in einer Hütte war, einen Auftrag hatte. Ja, er sollte jemanden beobachten – von da an sah er nur noch Bruchstücke vor seinem geistigen Auge.Vermutlich Träume...
„Wo Ihr seid, wollt Ihr wissen?“, fragte der Bärtige und trat in das schimmernde Mondlicht, das fahl durch ein Fenster in der Wand fiel.
„Ein Zauber, ein magischer Bann lag auf Euch, der Euch gefügig machen sollte, alle Dinge, die der Wirker des Zaubers wollte, auszuführen. Wir aber konnten ihn, war er doch noch nicht zu voller Kraft erstarkt, von Euch nehmen. Es war nicht einfach und Ihr habt lange geschlafen...“
Er schaute prüfend in die Augen des Kriegers, der, nur mit einer einfachen, leichten Leinenhose bekleidet, vor ihm lag. Druid zeigte keine Regung, sein Gesicht schien wie aus Granit gemeißelt. Gewichtig hob er erneut seine Stimme an.
„Wir sind die Brüder von Erk’Hakra und Ihr befindet Euch in unserem Turm! Unsere heilige Mission, die von Generation zu Generation weitergegeben wird, ist es, die Welt vor Ankhragha und ihren Schergen zu schützen.“
Jäh hielt er inne, in seiner Rede, blickte Druid forschend an, schüttelte dann leise, fast unmerklich den Kopf...
„Doch ruht Euch nun aus, erst der Schlaf nach dem ersten Erwachen ist erholsam. Morgen werdet ihr alles weitere erfahren...“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte er sich um und verließ stracks das Zimmer, kurz bevor der Liegende zurück in tiefen Schlaf sank...
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| 21.12.2003 19:28 | #33 |
| Dark-Druid |
Langsam erwachte Druid aus seinem langen, erholsamen Schlaf, schlug zitternd die Augen auf. Seine Umgebung erblickend schrak er zurück, besann sich jedoch, gedachte der gestrigen Begegnung. Der junge Kerl, der in der Nacht noch den Platz auf dem Schemel besetzt hatte, war fort, das dreibeinige Holzgestell war leer. So leer wie der Raum in dem er sich befand.
Kahle, runde Wände schraubten sich in die Höhe, trafen an ihrer höchsten, sowie an ihrer niedrigsten Stelle auf einen Abschluss in Form eines hölzernen Bodens. Die einzigen Ausgänge, die das Zimmer zu haben schien, waren die schwere Türe und ein bogenförmiges, glasloses Fenster.
Große, sehnige Muskeln kontrahierten, zogen den Leib in die Höhe, die Hose, die er trug, spannte um seine dicken Beine, als Druid sich aufrichtete. Knackend rutschten die Knochen wieder in ihre angestammte Position, als er sich streckte, sich schließlich mit schweren, langsamen Schritten zum Fenster begab. Eiskalter Wind blies ihm entgegen, als er seinen Kopf durch die geringe Öffnung steckte, zerrte mit unsichtbaren, frostigen Fingern an seinen langen, schwarzen Haaren. Tausende von Schneeflocken trudelten haltlos in den wilden, aufgebrachten Luftmassen umher, verfingen sich in Druids Schopf, schmolzen auf seiner warmen Haut.
Die Welt, die Dutzende Meter unter dem Fenster des Turmes, aus dem er schaute, lag, war in ein Gewand aus glitzerndem Weiß gekleidet.
Langsam wandte er sich ab, blickte zu der Eichentür am anderen Ende des runden Raumes. Er erinnerte sich wieder daran, dass er heute von diesem Mann erfahren sollte, was hier vor sich ging.
Entschlossen lenkte er seine Schritte zum Ausgang, drückte die Gusseiserne Klinke nach unten und zog die Türe leise quietschend auf. Auf dem schmalen Gang, den Druid nun betrat, saß der jüngere Mann, der gestern Nacht schon Wache in seinem Zimmer gehalten hatte. Sofort sprang er auf, bestand darauf, den Krieger zu seinem Meister, wie er ihn nannte, zu führen.
Nach kurzer Zeit des Laufens öffnete der Jüngling eine weitere Türe, hinter ihr tat sich eine großer Raum auf, zwei Kamine versorgten ihn mit wohliger Wärme. An den zahlreichen Tischen, welche hier zu finden waren, saßen andere Männer, in das Studieren von Büchern, Schriftrollen und dergleichen vertieft. Unbeirrt schritt Druids Führer weiter, klopfte kurze Zeit später an einer Türe in der hintersten Ecke der Halle und trat, nachdem sie hereingebeten wurden, ein.
Als der Bärtige, der des Nachts mit Druid gesprochen hatte, aufschaute, legte der junge Mann die Faust ans Herz, machte eine kleine Verneigung vor dem Sitzenden, wandte sich dann wieder um und verließ eilends den Raum. „Setzt Euch doch, Druid!“, begann der ältere Mann zu sprechen. „Ich stehe lieber. Woher kennt Ihr meinen Namen?“
Misstrauisch beäugte der Krieger den Menschen vor ihm, musterte ihn mit scharfen Blicken.
„Ich weiß – wir wissen – mehr über Euch, als ihr Euch vielleicht vorstellen könnt. Vergesst nicht, dass wir einen Zauber von Euch nahmen – einen, der den Geist beeinträchtigte...“, sprach der Sitzende bedächtig.
„Mein Name ist Gar’Margo. Ihr fragt Euch sicherlich, was ich Euch zu berichten habe, nicht wahr?“
Ein warmes Lächeln umspielte die Lippen des Mannes, ohne eine Antwort abzuwarten sprach er weiter.
„Einst, vor langen Jahren, war eine Königin auf Erden. Eine dämonische Königin, Ankhragha wurde sie genannt. Mit ihren unheiligen Heerscharen überzog sie viele Länder mit Blut und Schrecken. Die Verteidigungen der verzweifelten Menschen wurden hinfortgefegt, nichts konnte der Gewalt der schrecklichen Monarchin widerstehen.
Nur einer, Erk’Hakra, ein großer Fürst der Menschen, konnte die göttliche Stärke aufbringen, der Schreckensmaid Einhalt zu gebieten. Schließlich tötete er die schwarze Teufelsbrut.
Bei seinem Tod wurde seine Macht in das Diadem seiner Krone gebannt und die Nachkommen jenes Edlen verschrieben sich der Aufgabe, um über das Übel, das von der Welt verstoßen wurde zu wachen, auf dass es niemals wiederkehre. Die Krone wurde gut versteckt, um sie dann hervorzuholen, wenn ihre Zeit gekommen ist. Wir, die Brüder Erk’Hakras gehören zu seinen Nachkommen und ein Teil der Macht der Krone wohnt uns inne, sodass wir über magische Kräfte verfügen!“Das Gesicht des Mannes verfinsterte sich...
„Doch die Gestirne stehen schlecht. Ankhragha steht kurz vor ihrer Erweckung, ihre Jünger scharen Hunderte von Helfershelfern um sich, suchen, die dunkle König wieder auf die Welt zu holen. Einer aus ihren Reihen wird sich mit ihr vermählen und in ihr wird erneut die garstige Brut heranwachsen, um die Erde erneut mit Schrecken zu überziehen. Die entführten Bürger Gorthars wurden keineswegs von irgendwelchen Räuberbanden verschleppt, vielmehr wurden sie zu willenlosen Sklaven gemacht, wie auch Ihr einer geworden wäret, hätte der Zauber länger auf Euch gelegen.“
Starr fixierten seine Augen die von Druid, bei dem nicht die gerigste Regung zu beobachten war.
„Druid! Ihr sollt diese Krone für uns beschaffen. Wir wissen, dass ihr lange in Khorinis lebtet und dies könnte uns nützlich sein, denn das Artefakt lagert dort.“
Wortlos nickte der Krieger. Nicht, dass ihm das Leben dieses Mannes hier, weder das eines anderen wichtig gewesen wäre. Doch, wenn das, was er von sich gab, stimmte, war auch er selber in Gefahr und das gefiel ihm nicht. „Sehr gut.“, eifrig nickte Gar’Margo, „Ihr werdet Eure Ausrüstung sofort erhalten, doch zuvor“, er zog eine Karte hervor, „will ich Euch zeigen, wo Ihr zu suchen habt.“
Druid prägte sich die Stelle, auf die er zeigte, gut ein, faltete das Pergament schließlich zusammen und nahm es an sich.
Routinierte Bewegungen zurrten die Lederriemen, die seine Rüstung zusammenhielten, fest, brachten Armschienen, Brustpanzer sowie die übrigen Rüstteile an der richtigen stelle zum halten. Klackend schloss sich die Schnalle des Waffengurtes, an dem Trauerschatten hing, flappend wurde der weite, schwarze Mantel über die breiten Schultern des Kriegers gelegt.
Laut hallte das Klacken seiner Kampfstiefel, die auf dem edlen Marmor aufschlugen, durch die Halle. Das schwere Tor des Turmes öffnete sich und ein eisiger Hauch wehte in das Bauwerk hinein, zerrte weiße, kalte Flocken mit sich.
Ohne zu zögern schritt der Kämpfer aus, trat unbeirrt in den wadenhohen Schnee. Schon bald war er nur noch als schwarze Silhouette im dichten Schneetreiben zu erkennen....
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| 23.12.2003 01:35 | #34 |
| Dark-Druid |
Tiefe Spuren waren im Schnee zu erkennen, alle in eine Richtung zeigend. Der Sturm hatte am nächsten Tage nachgelassen, nun in der Dunkelheit der Nacht fielen die Flocken fast gerade vom wolkenverhangenen Himmel herab, blieben lautlos auf ihren Brüdern liegen, vereinten sich mit ihnen zu einer strahlend weißen Decke aus gefrorenem Wasser.
Im dichten Schneetreiben war eine Gestalt zu erkennen, einen schwarzen, langen Mantel eng um den breiten Körper geschlungen, die weite Kapuze tief ins Gesicht gezogen, stapfte sie durch die winterliche Welt. Knirschend gab der Schnee unter den schweren Kampfstiefeln nach, wurde von ihnen verdrängt oder gepresst, am nächsten Tage würden diese Stellen vom Frost spiegelglatt sein.
In der Ferne waren schon die Lichter Gorthars zu erkennen, doch Druid hob den Kopf nicht. Er wusste, dass er bald da war, er kannte den Weg. Zielstrebig führte sein Weg auf das Stadttor zu, zwei einsame Wachen standen davor, die Eiseskälte verfluchend. Wären sie doch blos nicht zur Armee gegangen, dann säßen sie nun vermutlich daheim, am wärmenden Ofen.
Druid beachtete die Kälte kaum, zu tief war er in Gedanken versunken.
Einige Zeit später passierte er das Tor, doch die zwei Wächter sahen in ihm wohl eine Chance, ihre schlechte Laune auszuleben.
„Hey, du da! Was willst du denn so spät in der Stadt?“, rief einer der beiden, als der Wanderer sie schon ein paar Meter hinter sich gelassen hatte.„Ja, genau du!“
Wortlos blieb Druid stehen, hob langsam den Kopf, regte sich jedoch sonst nicht. Das leise, debile Lächeln, das seine Lippen umspielte, war kaum zu erkennen. „Na was ist? Sollen wir dir Beine machen?“
Das metallische Klingen von Schwertern, die aus ihrer Scheide gezogen wurden, wurde hörbar, klackende Schritte von Stiefeln auf Pflastersteinen hallten leise durch die Nacht.
„Besser hättet Ihr nichts gesagt...“
Nicht mehr als ein schneidender Windhauch waren die Worte, die den Mund des Kriegers verließen, kaum zu hören, doch die Wachen hatten sie verstanden. Unsicher blickten sie sich an, fixierten schließlich wieder den verhüllten Mann, der, mit dem Rücken zu ihnen, vor ihnen stand.
Plötzlich wirbelte Druid herum, riss das rechte Bein in die Höhe, schlug die gepanzerte Ferse krachend gegen den Kiefer des Wortführers, der mit einem unschönen Knacken völlig deformiert wurde. Noch in der selben Bewegung verließ Trauerschatten sein Bett, sprang in des Kämpfers Hand und durchschnitt, von selbiger geführt, die Kehle des bärtigen Soldaten. Spritzend platschte der rote, dampfende Lebenssaft auf die Erde, besudelte die Steine, färbte den weißen Schnee rosarot, bevor der leblose Körper mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufschlug.
Das Gesicht des anderen, anfangs absolut starr, veränderte sich, wurde zu einer wutentbrannten Grimasse. Seinem ersten Schlag wich Druid geschickt aus, indem er den Oberkörper ein wenig nach hinten beugte. Als die Klinge ein weiteres Mal heranschnellte holte er aus, schlug mit der Armschiene seiner Rüstung heftig auf die Breitseite der Waffe, schmetterte sie nach unten. Ein schneller Tritt gegen das Kinn brachte sein Gegenüber zum taumeln. Er drehte sich auf dem Absatz herum, riss das Schwert in die Höhe. Plötzlich spürte er einen zähen Widerstand und nur Sekundenbruchteile später verließ Trauerschatten den Körper des zusammensackenden Gortharianers.
Begleitet vom dumpfen Aufschlag des abgetrennten Kopfes glitt er wieder in seine Scheide.
Klackende Schritte, die in Richtung Hafen führten, verhallten in den nächtlichen Straßen der Stadt...
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| 23.12.2003 22:06 | #35 |
| Sara |
Ruhig kam das Boot des Trios im Hafenbecken von Gorthar an, wobei Isabell staunen musste. Aber auch er hatte schon so lange dieses Land und diese Stadt nicht mehr gesehen, es wäre wohl verwunderlich, wenn er nicht überrascht gewesen wäre. Für den Fischer endete die Reise hier und beim aussteigen war nur die Frage, wer ihn denn jetzt bezahlen sollte, wobei Isabell das ganze dann übernahm, wahrscheinlich gab sie ihm eh zu viel, aber das musste sie selber wissen. Eigentlich hätte er angenommen, dass der Mann nun bis zum nächsten Morgen bis es wieder hell wurde in Gorthar bleiben würde, doch scheinbar war er weder müde, hungrig noch fertig, nach einer kurzen Pause stach er wieder in See. Tja, wahrscheinlich wollte er heim zu seiner Frau, wer könnt's ihm verdenken?
Doch die Geschwister waren natürlich da geblieben und staunten nun beide in die Nacht von Gorthar, hier hatte sich ja einiges verändert, seit er das letzte Mal hier war. Es waren nur Kleinigkeiten, aber alles im allem musste man sich doch erst mal neu dran gewöhnen, es hatte alles einen Hauch von dieser typischen Schmierigkeit. Wenigstens der Geruch hatte sich hier unten am Hafenviertel nicht verändert, roch er doch noch immer nach Müll, Dreck und verderbenden Lebensmitteln. Doch das war ja nichts neues, von daher konnte er es gut verstehen, im Gegensatz zu seiner Schwester, die die Nase rümpfte und ihn leicht verwundert anschaute, natürlich hatte sie mit einer prächtigen Stadt gerechnet, mit Prunk und Protz, das war gorthar auch, zumindest wenn man weiter nach oben kam, hier unten allerdings befand sich eine ganz schlimme Armutsschicht und so schnell würde sich das auch nicht ändern, für ihn stand nur fest, dass er nicht in einem dieser schmierigen Spelunken übernachten würde, schließlich wollte er nicht am nächsten Morgen ein Messer im Bauch haben. Nene, hier unten war es viel zu gefährlich, aber dafür konnte man hier am meisten Impressionen sammeln, so komisch das auch klang.
Sie gingen die Stege herunter und betraten jetzt den richtigen Hafen, sofort sah er ein paar Augen aufblitzen, ein paar im Dunklen und ein paar auch gut zu sehen. Hier trieben sich Typen rum, narbenübersät, mit abgefrackter Kleidung und ziemlich viel Dreck am Stecken. Hier sollten sie nicht länger bleiben als nur irgendwie nötig.
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| 23.12.2003 22:35 | #36 |
| Isabell |
Isabell machte die ganze Zeit über große Augen, so hatte sie sich Gorthar wahrlich nicht vorgestellt, wo doch ihr Bruder immer so davon geschwärmt hatte, aber natürlich war das sicher nicht die ganze Stadt, sondern nur der Hafen.Der erste Eindruck war einfach nur mies, so musste man es ganz klar ausdrücken, diese Stadt schien zumindest hier richtig herunter gekommen zu sein, die wenigen Stücke von Häusern, die sie noch erkennen konnte, sie waren arg ramponiert und ließen schon ziemlich zu wünschen übrig, vielleicht waren es früher einmal wunderbare Bauten, heute war es nur noch abrißreif. Doch das war nicht mal das Hauptproblem, was sie wirklich störte waren die Typen die hier waren, sie sahen sie alle so komisch an, lüsterne Blicke waren wohl noch bescheiden ausgedrückt, jedenfalls schienen die ganzen Hafenarbeiter die beiden Besucher sehr genau zu beobachten und besonders sie ins Auge gefasst zu haben. Isabell wusste nicht so recht, ob sie sich fürchten sollte, auf einen Kampf bereit machen oder einfach nur milde lächeln sollte, doch die Entscheidung wurde ihr durch den Gestank abgenommen, der hier überall war. Es roch sehr nach Fisch, manchmal sah man noch die Gräten von einigen Exemplaren, einige hatten sogar noch mehr als das. Scheinbar schien es hier niemanden zu interessieren, wie es aussah, wieso denn auch.
Schade, dass es dunkel war, sie hätte sich gerne das ganze Ausmaß mal bei Tageslicht angeschaut, doch dafür war es wohl zu spät. Andererseits sorgten erst die wiedrigen Sichtverhältnisse für die komischen Blicke, jede Sekunde rechnete sie eigentlich damit, dass einer dieser Gaffer auf sie zukam, doch sie hatte keine Angst, sie hatte ja ihren Bruder, aber den brauchte sie dafür nicht, es wäre ihr schon ein Vergnügen gewesen selber auf sich aufzupassen.
Hoffentlich würde es morgen besser werden, bis jetzt war sie ziemlich von dieser Stadt enttäuscht, doch sie war auch viel größer als Drakia, ja selbst Khorinis reichte nicht an sie heran. Die gewaltigen Stadmauern waren selbst hier am Hafen und mussten mehrere Meter dick sein, war Gorthar denn oft belagert gewesen? Oder sollte sie eher fragen, wie alt diese Stadt eigentlich war? Mit einem immer noch unwohlen Gefühl gingen sie weiter, ihr Bruder hatte ihre Hand genommen und führte sie nun in eine Straße, scheinbar kannte er sich aus, natürlich, er war ja schon einmal hier gewesen, schon öfter wahrscheinlich.
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| 24.12.2003 00:18 | #37 |
| Sara |
Rociel wusste schon wo er hinwollte, keine Frage, weg vom Hafenviertel, dort hatten sie nichts verloren. Diese ganzen zwielichtigen Gestalten die sich jetzt immer noch in der Kälte draußen befanden, die konnten gar nichts gutes im Schilde führen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Isabell das genau so sah, aber sie war so ruhig gewesen, die ganze Zeit sagte sie kein Wort, anscheinend hatte sie nicht viel dazu zu sagen, sondern ließ lieber das alles auf sich wirken, ruhig und gelassen. Naja, hauptsache er konnte ihr noch ein klein wenig die schönen Seiten der Stadt zeigen, obwohl das schwer war, denn so wirklich viel schönes gab es hier nicht unbedingt zu sehen. Außerdem war es dunkel, sie konnten ja kaum was erkennen, da fiel es noch viel schwieriger irgendwas zu erkennen, aber sie würden das schon schaffen, da war er sich sicher.Mit einem trüben Blick gingen sie weiter, die Straße hinauf, den Weg war er schon hundert Mal gegangen, immer wieder diese Straße hinauf, wenn es nach oben ging, dann wurde es besser, ging man in Gorthar abwärts, so wurde es verkommener. Auch die Luft wurde hier besser, immer noch nicht ganz so toll aber dafür nicht mehr so penetrant nach Fisch und Dreck riechend. Die Eindrücke in dieser Stadt waren wirklich unglaublich, denn diese Stadt lebte wie keine andere, sie war eine richtige Großstadt, selbst bei Nacht.
Die Geschwister kamen an mehren Frauen vorbei, die um ein Haus standen, dass eine gewiße Ähnlichkeit mit der khorinischen "Roten Laterne" hatte, nun, er wusste was er von solchen Etablissements halten sollte. Das dumme war nur, dass sie direkt daran vorbei mussten und eine dieser Dirnen schien Gefallen an ihm gefunden zu haben, es schien sie nicht mal zu stören, dass er in Begleitung hier war. Die leichtbekleidete Frau lächelte ihn an, doch in ihrem Gesicht sah er nur einen geschundenen Blick und ein ziemlich fetiges dazu. Dieses Lächeln war nicht echt, es war gequält. Diese Dirne war unverschämt, sie fragte nur kurz und im selben Moment hing sie schon an seiner Rüstung, doch er hatte weitaus besseres zu tun, nicht nur weil neben ihm seine Schwester stand. Er konnte sich noch nie damit anfreunden, dieses Geschäft mit dem purem Fleisch war ihm ein Dorn im Auge, am liebsten hätte er es zerschlagen aber das war unmöglich. Er wollte der Frau aber nicht weh tun, auch wenn sie das durchaus verdient hätte, er nahm nur ihre Hand und zerrte sie in die nächstbeste dunkle Ecke, andere Leute sollten nicht wissen, was da geschah. Seine Schwester sah ihn verwirrt an, er rechnete jeden Augenblick mit einer Ohrfeige, dabei wollte er ja gar nichts von der Dirne, er wollte nur verstehen, was sie dazu trieb.
"Seid ihr abhängig vom Alkohol?"
"N..Nein."
"Seid ihr abhängig von Rauschmitteln?"
"Nein."
"Habt ihr Kinder?"
"Zwei"
"Habt ihr einen Mann?"
"Ja...aber er interessiert sich nicht für mich."
"Ihr seid bescheuert wisst ihr das? Ich kann ja verstehen, dass ihr Goldsorgen habt und nicht wisst, wie ihr eure Kinder versorgen sollt, aber ich wette ihr habt sie nur durch eure Arbeit hier. Glaubt ihr wirklich, dass es das ist, was sie mal wissen wollen? Aber nein, wahrscheinlich werden sie irgendwann auch mal so, wenn sie nicht bald sterben. Ihre Mutter ist oft weg und ihr Vater kümmert sich nicht um sie stimmts. Hab ich Recht? Na los, antwortet mir!"
"Ja, aber ich brauche das Gold doch so dringend. Es gibt keinen anderen Weg."
"Wieso? Es bringt euch doch eh nichts. Ihr kommt hier nie weg, solange bis euer Körper kolabiert, außerdem kann es euch doch keinen Spaß machen oder. Eure Kunden sind doch die Wiederlinge vom Hafen?...Ts, dabei habt ihr so ein schönes Gesicht. Wieviel Gold braucht ihr, um mir versprechen zu können diesen "Beruf" nie wieder machen zu müssen?"
"Wieviel? Hundert Goldstücke, dann könnte ich auf ein Schiff, das mich zu Verwandten bringt. Mich und meine Kinder. Aber das Gold, immer muss ich es abgeben, an die Besitzer von dem Bordell. Ich bekomme gerade mal so viel, das es für die Kinder reicht."
"Ist das nicht ein schönes Leben? Das ganze Leben geht dabei doch zugrunde. Wann habt ihr das letzte Mal gelächelt? Nicht nur so falsch wie eben, sondern richtig aus Freude? Euer schönes Gesicht könnte es mal vertragen...hier sind zweihundert Goldstücke. Ich schätze mal, das dürfte reichen. Ihr nehmt jetzt das Gold und macht, dass ihr und eure Kinder weg von hier kommen. Und schwört mir, dass ihr nie wieder als Dirne arbeiten werdet."
"Edler Herr, das kann ich nicht annehmen..."
"Ein guter Anfang, ihr habt noch Würde in eurem ausgelaugten Leib. Aber natürlich werdet ihr es annehmen, diese Chance habt ihr nur einmal."
"Danke, ich schwöre es."
"Gut, solltet ihr euch nicht an euren Schwur halten, nun...dann verliert ihr mehr als nur eure Würde am Leben. Adieu..."
"Edler Herr? Eine Frage noch."
"Ja?"
"Warum gebt ihr mir soviel Gold, ich verstehe das nicht..."
"Ich bin ein Diener Innos, dem einzig wahren. Immer wenn ihr Kraft braucht denkt an ihn. Er spendet euch Trost und gibt euch Halt. Ich denke ihr habt verstanden..."
Danach verließ er die Gasse, seine Schwester hatte kein Wort gesagt und er wusste auch ganz genau warum, scheinbar waren ihre Gedanken falsch, er war ein klein bisschen enttäuscht, sie hatte es ihm wirklich zugetraut. Schade...aber kein Grund sich von ihr abzuwenden.
Sie gingen ein paar Schritte und langsam wurde die Stadt viel schöner, nun traf man auch auf die ersten Stadtwachen und es wurde heller in Form von Fackeln. Plötzlich blieb er stehen und sah seine Schwester an.
"Du hast es geglaubt nicht wahr? Wieso hast du das getan? Glaubst du wirklich, dass ich meine Liebe zu dir nicht ernst meine Schwester? Du warst kurz vorm explodieren, du hättest mir am liebsten eine gescheuert, sowas spüre ich doch."
"Tut mir leid Bruder. Aber als du dieser Frau näher kamst, ich..."
"Schon gut, ist schon in Ordnung. Nun weißt du wenigstens, dass dein Bruder ein Gegner dieser Prostitution ist."
"Aber warum hast du dieser Fremden soviel Gold geschenkt?"
"Weil nur das der Weg war, um sie davon weg zu holen. Ich brauche das Gold nicht so dringend, ich weiß das passt nicht zu mir, aber manchmal bedeutet selbst mir Gold nichts."
"Glaubst du denn, dass es ihr helfen wird? Vielleicht hat sie dich ja nur angelogen."
"Nein das glaube ich nicht, man sieht es einem Menschen an, wenn er lügt, ich glaube ihr die Geschichte mit den Kindern. Und selbst wenn, sollte sie tatsächlich so handeln, dann wird sie dem Zorn Innos erliegen. Das sollte ich wissen, als sein Diener."
"Naja, ich bin wenigstens froh, dass es erst mal vorbei ist."
Endlich kamen sie nach ganz oben, wenn man mal das Gelände der Burg von Gorthar wegließ, hatten sie nun den höchsten Punkt der Stadt erreicht und konnten endlich die Schönheit der Stadt ansatzweise sehen, bei Nacht fiel das eben schwer. Sie sahen auch das Stadttor, aber eine Nacht konnten sie ruhig hier bleiben, Rociel erkundigte sich bei einer der Stadtwachen nach einer Taverne hier oben und bekam eine genau Wegbeschreibung, mit deren Hilfe sie sie auch recht schnell fanden. Die Taverne war sauber, nicht so heruntergekommen stand eine Stadtwache davor, scheinbar bezahlte der Wirt sie, um ungebetene Gäste zu verhindern.
Die beiden traten ein und konnten den äußeren Eindruck nur bestätigen, nach dem Gespräch mit dem total müden Wirt überließ er ihnen schlaftrunken und auch leicht, aber nur ganz leicht beschwipst einen Schlüssel für ein Zimmer im oberen Stockwerk.
Sie gingen in dieses und mussten feststellen, dass das Zimmer sehr klein war, dafür aber gemütlich und sauber. Sie schmießen ihre Beutel in eine Ecke und mussten sich zum Glück keine großen Gedanken machen, wer auf dem Boden schlief und wer im Bett, denn für sie war es kein Problem sich das Bett zu teilen. Allerdings zogen sie nur ihre Stiefel, Gürtel und Rüstungen bzw. Westen aus, schließlich war dieses Zimmer nicht beheizt...
Das Bett war zwar eng, aber es bot genug Platz für zwei Personen, wobei keine von den beiden wirklich einschlafen konnte.
"Sag mal Bruder, sieht Gorthar überall so arm aus?"
"Nein, aber die Stadt ist nicht so schön...es gibt hier eben viele Arme. Aber die wahre Schönheit von Gorthar ist auch nicht die Stadt, sondern das Land."
"Na dann, ich dachte nämlich schon, das wäre es..."
"Schwester, wegen eben. Ich möchte nur das du weißt, dass ich dich liebe, wie wir es uns versprochen haben. Ich denke nicht, dass irgendeine fremde Frau daran was ändern würde, ich bin mir sogar ganz sicher."
"Ich liebe dich auch Rociel. Und wenn meine Zweifel vorhin so sichtbar waren, dann tut es mir leid."
"Ja...wir sollten schlafen, morgen wird nicht minder anstrengend."
Er gab seiner Schwester noch einen zärtlichen Kuss, danach jedoch schloss er die Augen und begann zu schlafen. Er hatte nicht gelogen, morgen würde wirklich anstrengend werden...
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| 24.12.2003 10:57 | #38 |
| Isabell |
Sie hatten Glück, dass ihr Schlaf länger dauerte als gedacht, es war ruhig geblieben, der Wirt war nicht gekommen und auch sonst konnte man gut schlafen, doch irgendwann musste man ja mal aufwachen und dieser Punkt war nun wohl erreicht, denn ansonsten hätte Isabell wohl kaum ihre Augen aufgeschlagen. Die ganze Nacht schon war ziemlich ruhig, es schien fast so, als ob sie sich wieder an einen Schlaf in Betten gewöhnen wollten, aber das würde sowieso nicht klappen und das wusste sie auch. Diese Bibliothek von der er gesprochen hatte war sicher spannend und da gab es bestimmt auch ganz tolle Bücher, aber das es da auch Betten geben würde, das bezweifelte sie doch sehr. Außerdem war es ja nicht schlimm auf dem Boden zu schlafen, solange er nicht zu weich war. Das sie in dieser Bibliothek lange bleiben würden stellte sie auch in Frage, sie hatte es nun im Blut. Sein Blut um genau zu sein. Sie würden sich auf die Suche begeben, nach was auch immer, es müsste sich um die Amulette drehen, so war zumindest ihre Vermutung.
Als sie sich wieder erheben wollte, merkte sie, dass sich ihre Beine mit den seinen verkeilt hatten und sie ihn wohl dadurch wecken würde, doch das hatte sie sowieso vor, sie sollten langsam aber sicher aufstehen, denn soviel Zeit hatten sich auch wieder nicht. Sie war ganz froh, dass sie beide in einem Bett geschlafen hatten und auch niemand auf dem Boden, es war schon in Ordnung und vielleicht würde sie seine Scheu ja irgendwann doch noch knacken können, aber das hatte Zeit, sie würde ihm Zeit lassen, so vertraut war es ihr schließlich auch nicht, im Gegenteil eher. Sie spürte noch richtig, wie warm ihr Körper war, als nun die Decke von ihr ging, sie spürte noch genau, wie sich die Wärme nun aus ihrem Körper verbannte, sie hatten sich wieder einmal beide unterstützt.
Die Frau zog sich als erstes ihre Stiefel an, denn an den Füßen fror sie immer am meisten, wenn sie morgens aufstand, danach musste ihr Waffengürtel dran glauben und zu guter letzt das Lederhemd, dass sie wie immer über die Samtbluse stülpte. Jetzt war sie eigentlich fertig, sah nun schon ihren Bruder aufwachen und sich winden, sie lächelte ihn an und war einfach nur glücklich sein Gesicht zu sehen, auch wenn man ihn in dem Zustand auch für einen Banditen halten konnte. Während sie sich noch ihre Haare vor dem Spiegel zurecht kämmte, was sie sehr zu schätzen wusste, denn nicht wirklich viele Spiegel hatte sie bisher gesehen, zog sich auch ihr Bruder an.
Das erste was sie taten als sie beide wieder halbwegs wach da standen, war sich zu küssen, aber auch nur kurze Zeit, denn sie hatten noch viel vor und verließen dann auch das Zimmer, für eine Nacht war es sehr schön hier zu sein. Rociel hatte sich inzwichen auch wieder gerichtet und sah nun gar nicht mehr so schlimm aus, eher wie ihr kleiner Bruder...
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| 24.12.2003 12:53 | #39 |
| Sara |
Sie standen mittlerweile auf dem Marktplatz und sahen sich ein wenig um, hier gab es einige schöne Dinge zu kaufen, das meiste war zwar nur sehr billig und die Qualität ließ auch oft zu wünschen übrig, was dafür gut für den Preis war, doch es gab auch ein paar echt interessante Stücke, aber so war das ja auf jeden Markt. Isabell war wenigstens glücklich, naja zumindest tat sie so. Ein Stand nach dem anderen musste dran glauben, nur an wenigen ging sie einfach so vorbei, am liebsten hätte sie wohl alles gekauft, was ihr so gleich ins Auge stach, doch am Ende kaufte sie gar nichts, obwohl sie ja genug Gold hatte und er auch kein Wort sagte. Aber irgendwie war eben alles schön, doch wirklich gebraucht wurde es nicht. Naja, so ein Markt war eben schon etwas anderes, es war schon besser als Drakia oder Khorinis, auch wenn in Khorinis das ganze immer noch sehr edel abging. Rociel zeigte seiner Schwester nach ihrem Bummel auch die Burg, doch wie immer kamen sie da nicht hoch, sie war noch einmal extra ummauert und befand sich auf dem höchsten Hügel hier, die Wachen dachten ja nicht im Traum daran zwei Fremde hinein zu lassen, denn einen wirklichen Grund hatten sie auch nicht. Aber so schlimm war das auch nicht, denn eigentlich wollte er auch nicht unbedingt da rein, viel lieber wollte er jetzt langsam diese Stadt verlassen, denn hier gab es soweit er das mitbekam nichts mehr zu tun.
Wenigstens hatte seiner Schwester ihren Spaß, er fragte sich insgeheim, warum es ihm so ein Bedürfnis war, das sie glücklich war, wenn sie traurig war, dann wäre sie doch trotzdem noch da. Irgendwie konnte er ihr Glück auch nicht ganz mit seinem vergleichen und verstehen. Aber die Antwort war ja eigentlich klar, denn wenn ein Mensch glücklich war, dann war er ausgeglichener und hatte überhaupt Spaß am Leben. Er fragte sich auch, wieso er sich überhaupt eine solche Frage stellte, denn gerade er müsste doch wissen wie es war, wenn man unglücklich wäre. Schließlich basierte ihr ganzes Leben ja nur auf der Tatsache, dass sie sich gegenseitig dazu verhalfen glücklich zu sein...wirklich komisch das ganze. Er wirkte dadurch auch sehr unruhig, aber Isabell schien nichts zu merken und wenn, dann verbarg sie es sehr gut.
Der Wind wehte heute ungewöhnlich viel, doch jetzt konnte er soviel wehen wie er wollte, hier in Gorthar zusammen mit seiner Schwester war ihm vollkommen egal, welches Wetter doch herrschte...irgendwie gingen sie dann Richtung Stadttor, Zufall oder nicht, es war richtig so, Gorthar hatte zumindest vorerst nichts ernsthaftes zu bitten, weswegen sie hier bleiben sollten.
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| 24.12.2003 14:01 | #40 |
| Isabell |
Sie mochte diese Stadt nicht wirklich, aber irgendwie übte sie dennoch eine Faszination auf sie aus. Diese alten Mauern schienen schon so manchen Angriff überstanden zu haben und auch die Häuser mussten einst wahrlich prachtvoll gewesen sein, auch wenn nun der Putz an manchen brökelte. Überhaupt war die Stadt nicht so schlimm gewesen, wie sie letzte Nacht gedacht hatte, bei Tageslicht sah das alles schon viel besser aus und so mehr sie sah, desto besser hatte es ihr gefallen. Der Markt war auch nett gewesen, sie war schon soooo lange nicht mehr auf einem Markt gewesen, nur um ein bisschen zu schlendern, dass sie nichts kaufte lag mehr daran, dass sie kaum mehr was tragen wollte, als das sie keine Sachen fand oder keine Lust hatte. Sie wäre auch gerne noch einmal ins Hafenviertel gegangen, dort sah es bestimmt jetzt auch nicht mehr so schlimm aus und man hätte einige schöne Impressionen gewinnen können, vielleicht auch nur um die Stadt besser zu kennen, aber ihre Beine wollten es wohl so, dass sie direkt vorm Stadttor landeten und da sie ohnehin gehen wollten, taten sie das jetzt auch. Allerdings standen an dem riesigen Tor Wachen, die ziemlich penibel aussahen und so war es auch, ohne ersichtlichen Grund wurden sie angehalten und zurückgewiesen, doch ihr Bruder schien damit gerechnet zu haben, denn er trat den beiden Männern mit ihren Hellebarden entgegen, naja, scheinbar kannte er dieses ganze Prozedere schon.
"Na wo soll's denn hingehen?"
"Raus in die Wälder."
"Die Wälder sind aber gefährlich, was hattet ihr hier eigentlich drin zu suchen, in der Stadt meine ich?"
"Ach man es ist doch immer wieder dasselbe, nur weil ich nicht jeden Tag hier vorbeikomme, könnt ihr euch nicht mal merken, wer ich bin? Aber gut, erzähle ich die Geschichte eben noch einmal. Ich bin mit einem Schiff angekommen, aus Drakia um genau zu sein und jetzt will ich weiterreisen, ich habe diese Stadt nur für einen Tag zum ausruhen benutzt, außerdem legen Schiffe allgemein im Hafen einer Stadt an. So und jetzt lasst mich durch."
"Halt, nicht so schnell Kleiner, wer ist das? Eine Sklavin?"
"Ihr solltet eure Zunge hüten Soldat, sonst ist sie schneller ab als ihr denkt!"
Danach nahm Rociel sie bei der Hand und ging mit ihr durch das Tor. Er schien sich wirklich zu ärgern, als ob das immer wieder vorkommen würde. Isabell hatte gefürchtet, dass dieser Soldat gleich ausrasten würde, doch durch ihr schnelles gehen konnten sie das verhindern. Es war jedenfalls seltsam, die Worte dieses Mannes...eine Sklavin. Wieso dachte er, dass sie eine Sklavin wäre? Irgendwie verstörte sie das, irgendwie dachte sie weniger an die allgemeine Wertlosigkeit, denen Frauen ausgesetzt waren, sondern viel mehr an diese ernst gemeinten Worte. Sah sie denn wirklich so aus? Sie hätte den Soldaten schließlich töten können...vielleicht war es auch gut so, dass ihr Bruder nun so wütend war, so musste sie weniger darüber nachdenken, sondern konnte sich viel mehr über sein hochrotes Gesicht lustig machen. Naja, er hatte ja Recht, aber trotzdem war das auch irgendwie komisch...
Isabell konnte die Wälder schon sehen, es war nich weit von der Stadt bis hierher. Und ihre Augen strahlten schon jetzt, dabei waren sie noch gar nicht richtig da...
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| 24.12.2003 14:38 | #41 |
| Sara |
Er war wirklich nicht gerade erfreut, diese verdammten Wachen machten ihn geradezu wahnsinnig, immer wieder kam da dieses blöde Authoritätsgeschwafel, dass sie ja auch so toll wären und jeden Besucher behandeln könnten wie ihre Leibeigenen, das war doch nicht zu fassen. Er war sogar stolz darauf, dass er diesem verdammten Kerl noch kein Haar gekrümmt hatte, seine Schwester so zu beleidigen, diese Ratte. Aber trotzdem war es gut, dass er nicht ausgerastet war, das hätte ja nur wieder Probleme gemacht, das musste ja nicht sein die gesamte gorthanische Stadtwache auf dem Hals zu haben, nur weil man einen ihrer arroganten Schnösel mal angefasst hatte.
Aber hier draußen konnte sein Unmut schnell verfliegen, denn jetzt endlich war er in seinen geliebten gorthanischen Wäldern zurück. Schon von weiten spürte er ihr Flair und ihren Zug zu ihm, die frische Luft, der klare Wind, es war schön hier zu sein, er fühlte sich viel freier und erleichterter als sonst. Inzwischen konnte er sogar schon wieder lächeln und sah zu Isabell rüber, sie lächelte zurück und schien das alles sehr zu genießen. Da freute er sich doch um so mehr, denn er hatte die Wälder in Gorthar so hoch gelobt, es wäre schade wenn seine Schwester das nicht so gesehen hätte. Aber das war jetzt auch nicht das wichtigste, obwohl es ihm viel bedeutete das sie seine liebste Heimat auch mochte. Natürlich wusste er, dass man nicht ewig hier leben konnte, aber er hatte ein großes Vorbild und das war Prix, sein alter Jagdfreund lebte schon seit Jahren hier draußen und ging nur in die Stadt, wenn er genug hatte um es zu verkaufen, ansonsten wohnte und lebte er immer hier draußen in den Wäldern, in seinem kleinen Lager, er hatte alles was er brauchte, Zelte, Decken, Wasser, genug zu essen und auch seine geliebte Natur. Er würde ihn auf jeden Fall besuchen, ganz bestimmt sogar würde er das machen, denn er befand sich schon auf direktem Wege zu ihm. Sein Lager war keine Viertelstunde von dem Stadttor entfernt, sie würden es wohl bald schon erreichen.
Immer wieder blieb er stehen, da Isabell zurückblieb um die schöne Flora anzusehen, wobei sie im Sommer natürlich viel schöner war, im Winter wie es jetzt war, hatte der Wald sein grün verloren, zumindest zum Teil, denn es war ein Laub- und aber auch ein Nadelwald, die Tannen und Fichten trugen nach wie vor ihr Kleid aus spitzen Nadeln.
Er wusste nicht mehr ganz genau, in welche Richtung sie gehen mussten, aber so ungefähr jedenfalls sollten sie schon ankommen.
Während Rociel sich noch ein paar Anekdoten ausdachte, die er und sein Freund der Jäger alles bestritten hatten und Isabell sich an diesem Wald satt sah, schließlich hatte sie schon sehr lange keinen mehr gesehen, verging die Zeit und bald schon spürten sie ein Hungerloch, jetzt rächte sich die Tatsache, dass sie auf ein Frühstück verzichtet hatte. Rociel holte zwei Äpfel heraus, die letzten die er noch hatte und gab seiner Schwester einen davon. Diese grinste nur und biss ihn das grüne, ovale Obststück. Es wurde langsam Zeit wieder etwas eßbares aufzutreiben...
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| 25.12.2003 09:20 | #42 |
| Isabell |
Rociel hatte ihr inzwischen etwas von diesem Mann erzählt, den er Prix nannte und auch von einem Banditen namens Ra, sie hatte diese Geschichte sehr gerne aufgenommen, es war ihr sogar richtig lieb, dass er sie ihr erzählte. Etwas von seinem frühen Anfängen her zu wissen, das war immer spannend, Isabell hätte ihm auch gerne mal etwas über sich erzählt, doch bis jetzt hatte sich noch nie die Gelegenheit ergeben, so lauschte sie jetzt ihrem Bruder, wie er von der Entdeckung der Bibliothek sprach, zu der sie jetzt reisten. Sie erfuhr, dass Prix ihren Bruder für einige Zeit als Jagdlehrling ausgebildet hatte und in seinem Jagdlager wohnen, sie erfuhr auch noch von dem gemeinen Hinterhalt, der den zwei von Banditen gestellt wurde und trotzdem nahmen sie einen der Banditen mit und pflegten ihn gesund. Schon komisch, ausgerechnet ihr Bruder, sie hatte nicht das Gefühl, dass er sonderlich gut auf Banditen zu sprechen war. Trotzdem, sie war jedenfalls gespannt auf diese beiden Typen, sie mussten ja ziemlich interessant sein.
Bald schon erreichten sie auch das besagte Lager, doch es war leer, es schien wohl verlassen, aber ihr Bruder erklärte nur mit knappen Worten, dass das normal wäre, die beiden wären eben mal wieder aus zur Jagd und so machten sie es sich frecherweise einfach gemütlich. Isabell war das Verhalten ihres Bruders fast ein bisschen peinlich, denn als ob er sich hier gut auskennen würde, ging er zu einem Zelt und warf ihr kurz darauf eine große Fleischkeule zu, er selber nahm auch eine. Streng genommen war es Diebstahl, doch sie hatten Hunger und zur Not würden sie das auch bezahlen, Gold genug hatten sie ja.
Die Zeit verstrich ein wenig und Rociel erzählte noch ein bisschen weiter, er erzählte von einer Abenteuergruppe hier in Gorthar und einem Mann, der fast so aussah wie er, aber doch vollkommen anders war. In den Augen ihres Bruders leuchtete es beim Wort dieses Mannes, doch seinen Namen kannte er nicht. Schon seltsam, das ihr Bruder mal von jemanden fasziniert war. Doch er gab auch schnell zu erkennen, dass er den Mann nur bewunderte, aber keinesfalls Sympathien für ihn hegte.
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| 25.12.2003 09:39 | #43 |
| Sara |
Es machte ihm Spaß ein paar alte Geschichten zu erzählen, so erleichterte er ja nur seine Seele und Isabell würde lernen aus dem immer noch sehr fremden Bruder einen echten Menschen zu erkennen, aber er hoffte auch irgendwann mal etwas mehr über sie zu erfahren, doch da ließ er sich Zeit, man sollte nichts übereilt angehen. Das er sich so frecherweise an Prix und Ra's Vorräten bediente sah er nicht als tragisch an, sie waren alte Freunde und da durfte man sowas schon mal, doch langsam sollten sie echt mal wieder zurückkommen, schließlich warteten sie schon seit gut zwei Stunden.
Er hatte das alles eingesogen, es war richtige Erinnerung an die Vergangenheit, er musste auch unweigerlich an seine Abenteuer hier in Gorthar denken, nicht nur an diesen Mann mit der schwarzen Rüstung, sondern auch an viele andere, nicht nur die Menschen aus ihrer Abenteuergruppe. Er musste da an die gute Frau denken, die ihm ein kleines Sälbchen Heilsalbe geschenkt hatte, zum Abschied zwar, doch kein Abschied war schließlich für ewig. Er trug das Keramikstück immer bei sich, weil es ihn an sie erinnerte, an Satura...
Aber nicht nur das, auch an die Stadt erinnerte er sich zu gut, früher hatte er mal einen Geheimbung entdeckt, der ihn dann aber irgendwie doch nicht töten konnte und er entkam, oder dann war da noch diese Dämonenplage, wie er da zu einer der Kneipen gerannt war und die Tür verrammelte, nur das der Dämon nicht reinkommen konnte. Man sie waren alles so naiv gewesen, aber trotzdem zauberte das alles mehr oder weniger positive ein Lächeln auf sein Gesicht, schließlich gehörte es doch irgendwie dazu.
Inzwischen hatte er auch noch das Lagerfeuer hier in der Mitte des Lagers entzündet, so dass ihnen auch recht schnell warm wurde, schließlich war es mitten im Winter und wenn man seinen Atem mal nicht sehen konnte, dann konnte man schon von gewisser Wärme sprechen. Irgendwann kamen die beiden dann endlich, doch die Begrüßung war alles andere als freundlich, zielte Prix doch mit einem Pfeil auf ihn. Doch Ra erkannte ihn und flüsterte seinem Meister zu, was er gesehen hatte, außerdem winkte Rociel jetzt, so dass er eigentlich erkennen musste, was los war.
Er steckte dann zum Glück den Pfeil weg und kam mit offenen Armen auf ihn zu, Ra durfte mal wieder tragen, aber naja, so schlimm wäre das auch nicht.
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| 25.12.2003 09:56 | #44 |
| Isabell |
Mit großen Augen sah sie den Mann, der da ihren Bruder umarmte, er war ziemlich groß gewachsen, aber nicht so groß wie ihr Bruder, wirkte dafür viel stämmiger und auch etwas älter, sein Gesicht untermalte dies, da waren schon einige Altersfältchen mehr drin als bei ihrem geliebten Bruder, sie schätzte ihn auf vierzig, auch die Erzählungen zuvor ließen darauf schließen. Dann war da noch dieser andere Kerl, der jetzt ganz allein dieses Vieh trug, Isabell stand einfach auf und ging an den beiden Begrüßenden vorbei und half dem kleinen beim Tragen, der sie gleich mit einem Lächeln beschenkte, aber das war ja selbstverständlich.
Als sie dann das Vieh an die Stelle gebracht hatten, wo es hinsollte, schaute sie auch den Jungen an, der wohl Ra hieß. Er war viel kleiner, vielleicht einen Kopf kleiner als sie, doch er wirkte auch noch sehr jung, sechzehn, siebzehn vielleicht. Die beiden Jäger schienen echt noch ne Weile beschäftigt zu sein, schon komisch das sie jetzt alle hier waren, alle vier schienen sich aufs Jagen speziallisiert zu haben, wobei die Jägermeister wohl eher die beiden da vorne waren. Der Junge bat sie doch sich zu setzen und sah Isabell dabei mit glänzenden Augen an, sie nahm das Angebot gerne an, sollten die beiden doch ruhig ne Weile reden, sie könnte sich ja inzwischen mit dem Jungen unterhalten.
"Du bist also Ra stimmts?"
"Ja das stimmt...und wie ist euer Name schöne Frau?"
"Ich heiße Isabell."
"Ein schöner Name."
"Sag mal Kleiner, warst du wirklich mal ein Bandit? Mein Bruder hat mir das erzählt."
"Ja es stimmt, ich war mal einer. Aber ich möchte nicht darüber reden, aber der Fürst und Prix waren immer gut zu mir, anstatt mich zu töten oder mich den Stadtwachen auszuliefern versorgten sie mich und gaben mir eine neue Bleibe. Ich bin jetzt schon seit mehreren Monaten hier und lerne, was ein guter Jäger lernen muss. Ich helfe dem Meister etwas, er wird langsam alt, doch ist er immer noch einer der besten Bogenschützen von ganz Gorthar.
Und was führt euch hierher?"
"Wir...ähm wir sind auf der Suche nach etwas."
"Verstehe. Wirst du...ähm verzeigt, werdet ihr uns bald verlassen?"
"Ist schon in Ordnung Ra, du kannst mich ruhig duzen. Aber ich denke schon, dass wir nicht lange bleiben werden."
"Schade..."
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| 25.12.2003 10:19 | #45 |
| Sara |
"Also Prix ich muss schon sagen, Respekt."
"Hm?"
"Du siehst genauso aus, wie noch vor ein paar Monaten, hehehe. Und wie geht's? Läuft das Jagdgeschäft noch in Gorthar?"
"Es läuft und läuft und läuft...weißt du solange man die Gesetze der Natur einhält kann es niemals enden. Aber das Alter, du ahnst es doch, ich sehs doch in deinem Gesicht. Ja ich werde langsam alt, bald schon werde ich wohl nicht mehr mal nen Bogen halten können."
"Verstehe. Aber natürlich alles Übertreibung. Hachhh, wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Und ich schätze, wir werden uns auch nicht mehr solange sehen, ich werde noch heute aufbrechen."
"Schade, aber ich habe nichts anderes erwartet. Aber zuvor setzt du dich mal und erzählst dem alten Prix alles."
Die beiden setzten sich auf zwei Holzstämme und der Jäger zündete seine Pfeife an, wie er es schon damals gemacht hatte und begann daran zu pfaffen. Kleine Rauchschwaden durchzogen die Luft und dann begann Rociel zu erzählen.
"Nun da gibts nicht viel zu erzählen. Das einzige was dich vielleicht interessieren wird ist, dass ich nun auch ein echter Jäger geworden bin, ich verdiene mir mein Gold jetzt auch teilweise mit der Jagd."
"Na das freut mich doch zu hören. Sagt mal Fürst, wer ist dieses bildhübsche Mädchen, dass du mir seit Ankunft noch nicht vorgestellt hast?"
"Tut mir leid...das ist Isabell, meine Schwester."
"Eure Schwester? Soso. Du bist wirklich zu beneiden weißt du das?"
"Schon möglich. Ich erarbeite mir den Neid nicht, ich bekomme ihn einfach so. Ich habe mir meine Schwester nicht ausgesucht, das ganze ist eine ziemlich traurige Geschichte."
"So? Hm... habt ihr beiden Hunger, sicher doch oder?"
"Ach wir haben uns schon bedient, ich hoffe es macht dir nichts aus..."
"Nein nicht doch...."
"..."
"*Pfaff*"
"Ich denke mal, wir werden weiterziehen. War schön dich mal wiedergesehen zu haben Prix, die Zeit die wir miteinander hatten war wirklich sehr lehrreich. Ich hoffe wir werden uns wiedersehen."
"Mach's gut Fürst. Dein Stern leuchtet hell, du wirst schon sehen."
Er umarmte seinen Meister noch einmal und dann wandten sich seine Stiefel zu Isabell und Ra, die sich anscheinend auch unterhielten. Nun, es musste weitergehen, irgendwie halt...
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| 25.12.2003 10:37 | #46 |
| Isabell |
Ra war ein ziemlicher netter Junge, sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass er mal ein Bandit gewesen sein soll, doch so schien es nun mal. Nach einer relativ kurzen Zeit kam Rociel auf sie zu und setzte sich zu ihnen.
"Na Ra, ich muss sagen, du hast dich ziemlich verändert. Du bist älter geworden, klar, aber deine Kleidung sieht eher aus wie die eines wohlbetuchten Händlers als von einem Banditen. Hast du denn schon einiges gelernt?"
"Ja Fürst, die Kleidung habe ich von Meister Prix bekommen und gelernt habe ich schon vieles, Krallen abziehen, Zähne reißen und sogar Felle nehme ich den Viechern schon ab. Als nächstes will ich aber lernen mit dem Bogen so gut zu werden wie Meister Prix."
"Gut gut mein Junge. Schon komisch, ich sag Junge zu dir, dabei bist du doch nur ein, zwei Jahre jünger, seltsam...na Schwesterherz, hab ich dir zuviel versprochen?"
"Du hast wirklich nette Freunde."
"Ja...kann schon sein. Wir müssen jetzt weitergehen, entschuldige Ra, das wir nur so kurz bleiben können, aber es geht nicht anders."
"Schade...aber dann ein andermal ja..."
"Sicher..."
Rociel gab Ra die Hand und erhob sich dann wieder, aber sie blieb noch eine Weile sitzen. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, doch ihr Bruder meinte es anscheinend ernst mit dem Gehen. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen oder sich noch einmal um zu blicken, ging er fort, sie blickte ihm lange noch, selbst als er im Wald verschwunden war ließ sie ihn gehen, sie hatte das nicht verstanden, diese Reaktion. Auf einmal spürte sie eine Hand an ihrem Arm, der sie rüttelte.
"Willst du nicht mit deinem Bruder gehen Isabell?"
"Doch...schon..."
Jetzt erhob auch sie sich und gab auch noch einmal Prix die Hand, der alte Mann lächelte sie an und vermehrte das Unverständniss über die Reaktion ihres Bruders, er war irgendwie anders. Sie hatte ihn zwar aus den Augen verloren, aber sein Blut in ihren Adern führte sie schon, er war auch nicht schnell gegangen, so dass sie ihn an einem kleinen Bachlauf ganz hier in der Nähe wiedersah. Er schien zu trinken, oder sich zu waschen, wie auch immer, sie verstand ihn nicht, eben nicht...
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| 25.12.2003 10:59 | #47 |
| Sara |
Ein seltsames Gefühl, ja wirklich seltsam, er hatte sich doch so auf das Wiedersehen gefreut und jetzt war er wieder so schnell gegangen. Es war einfach irgendein Gefühl das ihm das geraten hatte, nicht zu lange zu bleiben, vielleicht sollte er auch nicht zu lange in alten Erinnerungen schwelgen, aber er fragte sich wirklich ob so ein Kurzbesuch den beiden wirklich was genutzt hatte und auch Isabell wäre wohl gerne noch länger geblieben. Wenigstens ging es ihnen gut, Prix sah besser in Form aus als er von sich sagen wollte und Ra machte sich immer mehr zum mustergültigen Menschen, auf ihn war er besonders stolz und das durfte er auch sein, er war schließlich sowas wie sein Retter, denn Prix wollte den "Banditensohn" am Anfang ja nicht unbedingt haben und schon gar nicht als Lehrling. Naja, irgendwie war es doch besser gelaufen als erhofft, die beiden kamen gut ohne ihn aus.
Hier unten am Bach war er oft gewesen, früher lag hier noch nicht so viel Laub und es war viel grüner, außerdem war das Wasser nicht ganz so klar aber auch nicht ganz so kalt, aber es war eben Winter, sie konnten nicht mit warmen Klima rechnen. Er hatte es allerdings bemerkt, Isabell war mittlerweile auch eingetroffen, blickte ihres Bruders Rücken an und schien sich nicht zu bewegen, er konnte das alles sehen und langsam verstand er auch was ihr Blut in seinem Körper bewegte, es war komisch, wirklich komisch. Doch so schnell wollte er nicht weitergehen, er blieb erst mal hier, erhob sich zwar und ging weiter, doch nicht in Richtung Bibliothek, er machte einen kleinen Kreis um sie, Isabell immer in seinem Rücken, nicht mehr neben ihm, es war ganz gut so, sollte sie sich ruhig ihre eigene Meinung bilden, aber er hatte inzwischen auch verstanden, warum er nicht solange bei den Freunden bleiben sollte...es war sein Blut, sein Dämonenblut. Er hatte Angst davor, Angst davor etwas zu tun, dass er nicht tun wollte, außerdem war der Gedanke immer noch nicht ganz wiederlegt, denn alle Personen mit denen er mittlerweile länger zusammen war, mit denen passierte etwas, irgendwas...und das wollte er vermeiden.
Der Wald hatte trotzdem nichts von seiner Schönheit verloren, immer noch waren Vogelstimmen zu hören und immer noch lebte der Wald, noch war alles wie immer und er fragte sich ob hier jemals Ruhe einkehren würde, er hoffte es nicht, denn so liebte er ihn, den gorthanischen Wald...
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| 25.12.2003 13:49 | #48 |
| Isabell |
Sie wusste nicht, wieso er jetzt auf einmal so anders war, er beachtete sie gar nicht mehr aber sie machte auch keine großen Versuche diesbezüglich, sondern lief einfach nur in seinem Rücken, irgendwohin wollte er wohl, na wahrscheinlich zu dieser Bibliothek. Nicht mal mehr das Laub viel von den Bäumen, der ganze Boden war entweder mit Nadeln und Erde oder von duzenden Laubblättern bedeckt, weswegen sie immer komische Geräusche hinterließen, wenn sie auftraten. Doch gerade als er nach einer gewißen Zeit mal wieder stehen blieb und Isabell zu ihm heran trat, da hörte sie ein Geräusch, auch er hatte es wahrgenommen und sie sah auf seine Augen, die sich scheinbar mit dem Geräusch bewegten...Auf einmal rieß es seinen Kopf nach links und nicht nur er sah zwei Wölfe, sie waren auf der Jagd, aber nicht auf sie, sondern auf einen Scavenger, der da panisch weg rannte. Sie hatte keine Angst vor den Wölfen, doch mehr beobachtete sie ihren Bruder, der sich seltsam benahm, wirklich seltsam. Es schien fast so, als ob sein Blut kochen würde und das schlimmste war, sie spürte dasselbe auch in ihrem Körper.
Plötzlich spürte sie etwas warmes und sie dachte sofort an das schlimmste, doch als sie den Punkt betrachtete, an dem es so warm wurde, sah sie nur an ihren Unterarm. Da wo die Wunde war und da wo sich ihr Blut verbunden hatte, war ein kleiner Spalt aufgerissen und nun rann da wirklich Blut über ihren Arm, nicht viel, nicht mal betrachtungswürdig, doch es machte ihr Angst...sie sah wieder auf ihren Bruder, bemerkte sie da etwa einen fremden Gesichtsausdruck? War sie einen Moment unaufmerksam und hatte dieser sich verändert? Verdammt...sie sah seine Hand beim Griff seines Schwertes, sie hörte das Geräusch, das entstand wenn man einen Ledergriff umpackte und an ihm drehte. Was hatte Rociel vor und was war mit ihm los, dass er kein Wort sprach...
Diese Wölfe, sie hatten den Scavenger erlegt, vor ihren Augen, ein paar Meter weg von ihnen, hatten die zu Statuen erstarrten Menschen aber nicht bemerkt...Menschen...
Wieder total unerwartet für sie rannte ihr Bruder los, doch seine Hand ging vom Griff des Schwertes weg, erstaunlicherweise rannte er auch nicht zu den Wölfen, er rannte wieder zurück, in die Nähe des Wassers, in die Nähe des Baches.
Isabell kam kaum hinterher, so schnell lief er, doch verlieren konnte sie ihn eh nicht. Aber während sie da über morsche Baumstämme und den Waldboden sauste, fragte sie sich, was nur mit ihrem Bruder los sei, so hatte sie ihn noch nie gesehen...
Als sie ihn dann endlich hatte, sah sie seinen Körper am Bachufer knien, sein Kopf jedoch war unter Wasser und blieb da auch ziemlich lange, bis er wieder zum Luft holen aufkam und wieder einsank. Sie blieb ratlos wieder ein paar Meter entfernt stehen und wartete, irgendwann hörte er damit auf und wartete, bis er sein Gesicht im Wasser sehen konnte, zumindest vermutete sie das. Aber wozu das alles, er war schon seit dem Gang durch das Tor so verändert...
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| 25.12.2003 14:11 | #49 |
| Sara |
Ahhhh, tat das gut. Dieses Wasser auf seiner Haut war ein reiner Segen. Wirklich ein reiner Segen. Doch konnte es nur den Schmutz abwaschen, nicht jedoch das was in dem Kopf war. Er war heute anders, er spürte das er anders war, doch er konnte es nicht ändern, er wusste aber wenigstens, woran das lag. Es war der Grund, warum er sich so schnell von seinen Freunden verabschiedet hatte und auch warum er so komisch wurde, als er die Wölfe gesehen hatte. Er wollte schon wieder töten, er wollte auch diese unschuldigen Wölfe töten, doch er hatte es verhindert und war weggelaufen. Das Dämonenblut war noch nicht stark genug, besser gesagt es war genau wie immer, aber seitdem er es wusste musste er immer daran denken, es ließ ihn einfach nicht mehr los, der Gedanke an sich. Er wünschte sich das ganze nie gehört zu haben aber er wusste, dass es der einzige Weg war seine Vergangenheit und sein Leben und damit auch seine Zukunft zu kennen. Das Isabell das alles mit ansehen musste, das bereute er zutiefst, aber eigentlich müsste sie doch ähnliche Gefühle haben? Wahrscheinlich dachte sie nicht darüber nach und konnte deswegen nicht betroffen sein, ja das würde es wohl sein. Sein Gesicht im Wasser war unklar, aber man konnte etwas erkennen, er selber war da und auch noch mehr. Rociel sah sich selbst tief in die Augen und fragte sich innerlich, ob es das war, was er wollte.
De Antwort war klar und so erhob sich bald ein anderer Rociel wieder, die Haare wrang er aus und legte sie sich zurecht, erst dann drehte er sich wieder zu Isabell, die die ganze Zeit da stand und dachte, nicht bemerkt zu werden. Er wusste in dem Moment selber nicht, ob er gehen sollte oder nicht und wenn, ob er etwas sagen sollte, doch er entschied sich dann dazu neben ihr stehenzubleiben, allerdings mit einem anderen Blickwinkel. Er würde wieder gehen, doch erst einmal würde er noch warten.
In seinem Blickfeld waren zwar Bäume und eine kleine Lichtung, in die mehr Licht drang als sonst hier, in seinem Blickfeld waren Pflanzen und Dunkelheit durch die Dichte des Waldes, in seinem Hörorgan waren Vogelstimmen, die ihr Lied auch jetzt noch sangen, doch eigentlich stand er die ganze Zeit vor ihr und blickte ihr tief in die Augen, so komisch das auch klingen mag, es war nicht wichtig wo er war oder was er gerade tat, es kam viel mehr darauf an, was er dachte.
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| 25.12.2003 15:04 | #50 |
| Isabell |
Dieser Blick, diese Augen, verdammt noch mal, was war bloß heute mit ihrem Bruder los, fast machte er ihr noch Angst, aber nur fast, nach der Sache mit der Dirne vor dem Bordell in Gorthar hatte sie eines gelernt, niemals die Worte ihres Bruders in Frage zu stellen, besonders nicht an ihnen zu zweifeln, denn noch einmal wollte sie nicht in eine solche peinliche Situation geraten, aber trotzdem war ihr nicht wohl in ihrer Haut. Sie sahen beide in eine andere Richtung, aber warum dachte sie nur sein Gesicht vor dem ihrigen sehen zu können, das war doch nicht möglich? Jedenfalls konnte es so nicht weitergehen, er würde wieder gehen und das tat er auch, bewegte sich wieder von ihr weg, doch diesmal würde sie ihm nicht einfach nur folgen.
"Warte!"
Er blieb stehen und bewegte sich nicht vom Fleck, wie ein Befehl war es zu ihm gestoßen, doch er vermochte sich nicht umdrehen, deswegen ging sie zu ihm hin und trat nun hervor, um in sein Gesicht zu sehen. Er streubte sich dagegen, hatte zu Boden geschaut, aber er wehrte sich nicht wirklich. Sie hatte es beinahe geahnt, aber er war wirklich anders als sonst, an seinem Gesicht waren zwei tiefe Furchen zu erkennen, die sie vorher noch nicht kannte. Was war da nur los, konnte er es wenigstens erklären?
"Was ist mit dir los Rociel? Du bist total verändert, seit wir aus Gorthar gekommen sind. Stimmt etwas nicht, dein Gesicht..."
"..."
"Was ist mit dir verdammt noch mal..."
"Ich habe Angst. Schreckliche Angst."
"Aber vor was denn?"
"Vor dem Blut meines Vaters. Ich habe ein schattenartiges, fremdes Gefühl bei meinen Freunden gespürt und eben bei den Wölfen, ich hätte sie fast angegriffen. Ich denke zuviel, ich rede zuviel und ich weiß zuviel!"
Er riss sich los und ging wieder in den Wald hinein, aber so schnell gab sie nicht auf. Sie rannte ihm hinterher. Sie konnte ihn nicht alleine lassen. Sein Blut also, wenn es solche Veränderung leisten kann, dann kann ich jederzeit genau so betroffen werden wie er, aber was war das. Dämonenblut, was bewirkte es? Verdammt, ich darf meinen kleinen Bruder nicht im Stich lassen, wer weiß was sonst noch passiert.
"Warte Rociel, du sollst stehenbleiben!"
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| 25.12.2003 15:17 | #51 |
| Sara |
Er blieb auch stehen, aber weniger aufgrund der Worte seiner Schwester, nein er war schon vorher stehen geblieben, er war stehengeblieben und hatte sein Schwert gezogen und sich nun umgedreht um seine Schwester gebührend zu empfangen, doch nicht ein Angriff war sein Begehr, es war viel mehr die Tatsache dass nur das Schwert ihn retten konnte, jetzt noch, vorläufig.
Er sah Isabell, wie sie um die Bäume bog und dann sein Schwert samt seinen Träger sah, ihre Augen weiteten sich und sie schien total überrascht, aber das verstand er schon, er wäre es wohl auch gewesen. Er hörte seinen Namen aus ihrem Munde, langsam kam Verzweiflung in ihre Stimme, aber es war ohnehin alles wieder in Ordnung, das Schwert war gespiegelt und hatte seinen Geist geheilt, er war ja nie richtig krank gewesen, aber immerhin war er zeitweise verwirrt gewesen. Jetzt steckte er das Schwert wieder weg und sah zu seiner Schwester, selbst jetzt fiel es ihm noch ungeheuer schwer zu lächeln, doch er tat es.
"Was...was war mit dir Rociel? Dein Schwert, ich..."
"Psstt. Lass gut sein Schwester, du weißt es doch sowieso...unser Blut ist besessen und seitdem wir es wissen sind wir auch besessen. Wir haben unser Blut unter Kontrolle, aber wenn wir schwach werden und unsere Schwächen vor uns sehen, dann kann es passieren das wir für einen Moment zweifeln. Unser Vater hatte kurzzeitig den Kampf verloren, doch dann konnte er es besiegen, uns wurde die Gabe geschenkt, dass wir nicht dagegen ankämpfen müssen, durch die Tatsache, dass es schon immer durch uns fließt, doch wenn wir uns unserer Lust ergeben, dann kann es überschwappen. Ich weiß nicht, ob es noch anderweitig passiert, ich werde es wohl irgendwann herausfinden. Was mich wundert ist jedoch, dass es früher noch nie passierte, es ist ein verdammtes Kreuz, dass mir Pator das erzählt hat, ich frage mich, warum er das tat und inzwischen bereue ich auch schon wieder, dass ich es dir erzählt habe, ich hätte es nie erzählen dürfen...So, ich bin jetzt wieder normal, wie man das jetzt deffinieren will...Bist du soweit in Ordnung? Ach naja, dumme Frage...ich denke mal, das wird so schnell nicht wieder vorkommen, sie sind gebannt."
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| 25.12.2003 15:35 | #52 |
| Isabell |
"Unser Dämonenblut also ja? Es ist eine Gabe und auch ein Flucht, doch ich frage mich, was daran so toll sein soll. Ich würde lieber reines Menschenblut in mir tragen, aber trotzdem ist es wichtig, dass du mir das erzählt hast. Es ist sogar sehr wichtig für mich. Unseren Vater zu verstehen, ich hatte ja noch weniger von ihm als du es hattest, du hast ihn wenigstens oft gesehen, ich war mit meiner Mutter oft alleine..."
"Isabell es tut mir leid, den Kummer und die Sorgen die ich dir bereite. Aber dieser Weg ist nun mal mein Schicksal, hier zu sein, hier zu bleiben und auch mein Blut gehört dazu. Wenn ich wollte dann wäre ich nur ein armer Bauerssohn, das ist die Wahrheit die aus meinem Herzen kommt, denn ich bin nicht stolz auf all das, aber ich kann es nicht ändern, ich weiß nicht mal, ob ich die Zukunft annehmen kann."
"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen Bruder, es ist mir schon klar, dass das alles kein Zufall ist. Weißt du, dauernd nur fröhlich sein, dass ist unmöglich, gerade noch nicht in unserer Lage. Ich hatte nur Angst um dich, das ist alles..."
"Alles? Angst ist doch nicht alles. Wer kann schon von sich sagen, dass er Menschen kennt, die Angst um jemanden haben. Ich danke dir für deine Angst. Du weißt ja hoffentlich noch, gemeinsam kann uns niemand was, nicht mal wir selber. Ich schätze mal, es war nicht das letzte Mal. Aber mit meiner Klinge kann mir eigentlich nichts passieren."
"Deine Klinge?"
"Das Amulett ist in ihr, ich vermute es unterdrückt und verbannt das Blut."
"Ach so ist das, diese Amulette sind wirklich nützlich."
"Ja das sind sie."
"Glaubst du...glaubst du das Blut wird auch mich befallen?"
"Nein...es hat dich doch schon längst. Du wirst auch irgendwann so, ich weiß nicht genau wann es passiert, aber es wird passieren."
"Tja..."
"Ach keine Sorge Schwester, du weißt doch. Gemeinsam sind wir stark. Und jetzt sollten wir endlich weitergehen, wir stehen hier rum und reden, dabei erwartet uns die Bibliothek, du wirst Augen machen."
Ihr kleiner Bruder war wieder vollkommen verändert, die Klinge schien ihn wirklich geheilt zu haben, von was wusste sie noch immer nicht, aber die Furchen in seinem Gesicht waren verschwunden. Aber sie freute sich ja drüber, aber seine Worte hatten sie jetzt nachdenklich gemacht, aber sie schüttelte die harte Schale ab und kam ihm hinterher, sie wollte jetzt unbedingt nicht auch noch so werden.
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| 25.12.2003 17:34 | #53 |
| Sara |
Sie waren wieder so wie auch schon zuvor, aber er hatte früher solche Situation immer gehasst, inzwischen sah er sie als Chance zu lernen, so schnell würde ihm das ganz sicher nicht noch mal passieren, aber trotzdem, er war mittlerweile auf der Hut vor sich selber. Isabell tat ihm irgendwie leid, er wollte sie nicht damit hineinziehen, aber das ganze konnte er nicht verhindern, war sie doch mit demselben Fluch gestraft wie er, aber war das alles wirklich nur ein Fluch? Konnte es nicht auch ein bisschen Segen sein? Für sie, für alle...nein, für alle bestimmt nicht, aber trotzdem...er konnte sich nicht vorstellen, dass es einzig und allein negative Aspekte daran gab. Sie würden es noch früh genug sehen, ja das würden sie...
Der Wald war wunderschön in seiner Art, hier gab es wirklich alles, nur vielleicht nicht zu jeder Zeit, aber wer brauchte schon das ganze Jahr immergrüne Bäume. Er genoss es einfach hier zu sein, alleine schon das Gefühl in dem körnigen Erdboden einzutauchen und dabei seine Fersen zu schonen, da man etwas einsank und nicht immer auf ewig gefrorene Tundra traf. Von Steinen hatte er in den nächsten Wochen genug, einen Berg wollte er so schnell nicht mehr sehen, doch das ließ sich wohl kaum vermeiden. Denn er wollte mit Isabell ja noch zum Berg, der zum Göttersitz führte, da hoch würde er sich zwar nicht wagen, aber er wollte in die Siedlung Teljarsfeld, dort alleine hoffte er Schneewölfe zu finden, dort irgendwo jedenfalls.
Sie gingen sehr langsam und innig, als ob sie jedes Detail hier sehen wollten, aber selbst seine Schritte führten irgendwann weg von dem Kreis und zwar genau auf die Bibliothek zu, es war kein Wunder, dass er sie auf Anhieb fand, die Amulette wussten genau, wo sie hin mussten.
Erstaunlicherweise blühte und grünte die Stelle um die Bibliothek noch immer, selbst im Winter waren die exotischen Pflanzen nicht kleinzukriegen, in diesem kleinen Abschnitt des gorthanischen Waldes, wirklich erstaunlich, was die Natur hier erschaffen hatte.
"So da wären wir."
"Hier? Ich seh aber nichts..."
"Die Bibliothek liegt unter der Erde Schwesterchen, das habe ich dir doch ge-sa-gt. Hilf mir mal diesen Bleideckel hier wegzutragen."
"Ach so stimmt..."
"Argghhhh, ich liebe diese Anstrengung. So nach dir Schwester, ich werde den Deckel hinter uns wieder verschließen."
"Ist das dunkel hier."
"Ja wir befinden uns in einer dunklen Röhre, halte dich einfach an der Leiter fest, das wird ein sehr langer Abstieg."
Danach verschloss er den Zugang wieder und folgte vorsichtig seiner Schwester, er wollte ihr ja nicht auf die Finger treten, aber das hatte er jetzt davon, dass er als letzter ging. Die Bibliothek hatte sich in ihren Ausläufern nicht verändert, immer noch waren die Leitern rostig und die Luft stickig. Was sollte hier auch anders sein...jedenfalls würde er gleich seinen Mentor Tolban wiedersehen, er war ganz schön aufgeregt, das musste er zugeben.
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| 25.12.2003 18:25 | #54 |
| Isabell |
Als sie endlich diese rostige Treppe hinter sich hatten, standen sie in einem dunklen Gang, ab und zu leuchtete etwas auf, so dass sie überhaupt erkennen konnten, dass es ein Gang war. Rociel schien richtig froh zu sein hier unten zu sein, sie selber konnte nichts außergewöhnliches hier feststellen, mal abgesehen davon, dass es schon ziemlich erstaunlich war wieder soweit unter der Erde zu sein. Sie fühlte sich wieder an ihr einstiges Gefängnis erinnert, es war so ähnlich, sie war nicht gerne hier unten und ihr Bruder hatte das auch gesehen, das war das einzig positive daran, man brauchte nicht mehr viele Worte, wenn man jemanden kannte der einem das meiste schon von den Augen ablesen konnte, auch wenn sie sich noch längst nicht blind aufeinander verlassen konnten. Er hatte ihre Hand genommen und sie dachte, dass sie jetzt ganz gemächlich weitergehen würden, aber da hatte sie sich wohl geirrt. Nach ein paar Metern klatschte sich ihr Bruder mit der freien Handfläche der freien Hand an den Kopf, als ob ihm gerade wieder etwas eingefallen wäre und das war es auch.
Er kramte an seiner komischen Tasche und zog dann einen Trank heraus, ein kleines Fläschen in dem Flüssigkeit schwamm. Er nahm es und öffnete den Korkstöpsel, danach nahm er es an den Mund und trank, scheinbar konnte man die Flüssigkeit trinken, kein Gift und keine Säure. Danach reichte er ihr die Phiole, scheinbar war noch etwas drin.
"Hier, trink den Rest, es ist genau die Hälfte, wir werden langsamer als sonst sein, aber das macht nichts, hauptsache wir überleben die Treppe."
"Was ist das und von was sprichst du?"
"Das ist ein Elixier, dass kurze Zeit deine Bewegung verschnellern mag, was weiß ich, vielleicht hebt es auch nur den Raum-Zeit-Fluch in diesen Hallen auf, jedenfalls solltest du es trinken. Die Treppe von der ich spreche ist besonders schlimm, sie hat nur siebenundsiebzig Stufen...merkst du was? Siebenundsiebzig...naja egal, wenn du ohne diesen Trank da hoch willst, dann wirst du dir wünschen sechs Beine zu haben und mit diesem Trank hast du sechs Beine, also trink und nimm meine Hand, wir durchschreiten jetzt das Labyrinth, es ist mit zahlreichen Irrgängen aber keinen Fallen gespikt, trotzdem, wenn man unvorsichtig ist, naja, man findet sich nie wieder, aber das bezweifel ich bei dir. Los."
"In Ordnung Bruder, ich versteh zwar kein Wort aber ich vertraue dir."
Rociel wartete kurz bis sie getrunken hatte, schmeckte verdammt bitter wie irgendwelche Kräuter aber trotzdem schluckte sie und danach nahm sie seine Hand erneut, danach ging es los, in dieses dunkle, düstere und verworrene Labyrinth, sie brauchte keine zwei Sekunden um zu sehen, dass sie auf einmal unglaublich schnell waren, die Wände huschten an ihnen vorbei wie sonstwas. War das jetzt eine optische Täuschung oder lag das an dem Trank?
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| 25.12.2003 22:02 | #55 |
| Sara |
An ihnen vorbei gingen die Wände des Labyrinthes, als ob sie gar nicht da gewesen wären, Rociel hatte dieses Gefühl lange nicht, doch jetzt war es wieder da, unglaublich, einfach nur unglaublich. Es war einfach Wahnsinn, sie nahmen Meter um Meter und konnten fast fliegen. Isabell faszinierte das alles ja noch viel mehr, weil sie es noch nie erlebt hatte, verständlich, doch auch für ihn war es immer wieder Wahnsinn. Jetzt konnten sie es erst so richtig spüren, hier in dieser engen Welt, überall waren diese Begrenzungen, man ließ sie ja gar nicht fliegen, aber wenigstens konnten sie den Wind spüren.
Das ging ganz gut, solange bis sie in die große Halle kamen und das war leider schon nach sieben Minuten der Fall...
Die Halle war schon immer ein Gesicht mit zwei Hälften, einerseits wirkte sie wahrlich prunkvoll mit dem ganzen Marmor und dem ganzen Glanz durch das Licht und auf der anderen Seite war es dreckig und dunkel, einerseits wirkte sie auch friedlich, doch wenn sie weitergingen und das taten sie, sahen sie auf unglaubliches Leid. Für ihn war es nichts neues, er war abgestumpft, doch für Isabell war es wirklich sehr neu, verständlich irgendwie. Sie waren stehen geblieben und alles war wieder wie sonst, die Wirkung war noch nicht verloren aber sie mussten sich beeilen, denn das schlimmste stand ihnen ja noch bevor, doch er wollte seiner Schwester genug Zeit geben das ganze Elend mitanzusehen. Hier lagen sie, die duzenden Toten, immer noch nicht ganz verwesen, teilweise mit Kopf, teilweise ohne, mal hatte man auch kein Mittelstück mehr und mal sah man nur die Finger eines ganzen Menschen. Das alles zu begraben hatte keinen Sinn, er wusste es zu gut, schließlich trug er ein Stück dieser Totenansammlung jeden Tag mit sich, dass Rexx kein normaler Toter war, dafür konnte er nichts, doch er gehörte auch hierher...
Seine Schwester indess war teilweise schon schockiert und wollte gar nicht hinsehen, doch sie nahm es gefasster als er dachte.
"Das...das ist schrecklich...erzähl mir die Geschichte..."
"Später, jetzt müssen wir die Treppe hoch, die Tränke lassen schon nach..."
Er nahm schnell ihre Hand und rann dann mit aller Kraft die Treppen hoch, die Wirkung ließ wirklich schon nach, doch die ersten fünfzig Stufen vergingen wie im Fluge, vielleicht fünf Sekunden, doch dann brach die Wirkung und sofort wirkte wieder dieser verdammte Treppenfluch, durch die Wirkung von diesem wurde es alles drei mal so langsam und sie durften nun eine Treppenstufe in einer halben Minute neben, doch zum Glück waren es nur noch siebenundzwanzig...
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| 26.12.2003 00:28 | #56 |
| Isabell |
Es war eine wahre Tortur, doch irgendwann kamen sie ja schließlich doch heil da oben an, sie war selbst so fertig, dass sie nicht mal mehr ihren Kopf anheben konnte, denn ansonsten hätte sie das wahrhaft mächtige Abbild gesehen, dass sich nun vor ihr breit machte und auch die wehrhaften Skelette, die einfach nur wie aus einem Alptraum waren. Doch zunächst keuchten sie beide um die Wette und sie konnte sich einfach nicht erklären, wie siebenundzwanzig Treppenstufen zu einem Horror verkommen konnten. Es musste wirklich ein Fluch sein, anders konnte man es wirklich nicht erklären, doch zu jedem Fluch gab es auch einen Segen, das war diese Flüssigkeit die sie getrunken hatten und außerdem die Tatsache, dass der Fluch jeden traf. Aber jetzt hatte ihr Bruder doch tatsächlich noch die Nerven ihr diese Geschichte zu erzählen, allerdings klang das ganze am Anfang zumindest sehr abgehackt und sie wusste nicht so ganz, was sie davon halten sollte.
"Also...*keuch*, du willst also puhhhhh die Geschichte hören ja, puhhh. Die Geschichte ist ganz simpel und einfach, hehhhhhhhh, die Bibliothek wurde dank des Einsatzes von dem Gral gerettet, doch dafür *keuch* ließen alle ihr Leben, wirklich alle. Da man das aber ahnte hatte man ein paar Fallen eingebaut, eine ist das Labyrinth, eine andere ist der Fluch dieser Treppe und eine dritte ist....das da....es ist Fluch und Segen zugleich, es ist die wahre Macht Innos und ich muss zugeben, diese "Konstruktion" ist für mich das größte, was je von Menschenhand erschaffen wurde. Sieh es dir an..."
Sie sah sich nun um, weg von seinem Gesicht in das eines anderen. In das eines Riesen. Eine Statue, sie war bis zur Decke und diese war hier nicht auszumachen, sie würde spontan sagen es wären zehn Meter. Sie hatte die Gestalt eines Menschen, eines Paladins vielleicht? Oder Innos selber? Auf jeden Fall ein Krieger mit einem Schwert, dass gut vier Meter lang war, zwei Meter breit. Was war das in Innos Namen...aber während ihr Blick noch vom Kopf über die Brust zu den Beinen wanderte, sah sie auch diese schrecklichen Gestalten. Zwei Skelette, starr wie Stein, sie standen da mit mächtigen Zweihändern. Was war das....
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| 26.12.2003 00:59 | #57 |
| Sara |
"Das...das ist der wahre Fluch dieser Bibliothek, der Fluch der Wächter. Sie sind für das Grauen da unten verantwortlich, damit kennst du die Geschichte."
"Sind das denn alles Feinde da unten?"
"Nein, darunter sind viele tapfere Männer, Männer die im Glauben Innos hier waren, doch die meisten wurden von dem Namen und dem damit bringenden Ruhm geblendet. Das ganze ist ganz einfach, die Statue stellt dir eine Frage, beantwortet man sie richtig, so weichen die Skelette und man kann passieren, ist sie falsch...nun...dann erwachen die beiden Skelette, ich vermute das sie unsterblich sind, die Statue an sich ist kein Problem, ich glaube kaum, dass sie sich bewegen kann, aber sie hält die Skelette am Leben, sie ist sowas wie das Gehirn. Ich war der erste, der die Frage richtig beantwortet hat. Ich glaube kaum, dass Priester Tolban es geschafft hat, ich denke mal Innos selbst hat ihn geschickt. Er ist der wahre Wächter dieser Bibliothek, der Hüter. Er ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, also tu mir einen Gefallen und achte ihn Schwester. Mein Mentor ist allerdings meistens sehr freundlich, aber man sollte ihn nicht unbedingt in seinen Arbeiten stören, das käme äußerst ungünstig...und nun sieh gut hin, die wahre Macht des Trägers der SIEBEN wird dir nun offenbart."
Rociel stand auf und half seiner Schwester aufzustehen, danach gingen sie Richtung Statur und dann dauerte es auch nicht mehr lange, dass sie sich in ihren Köpfen meldete, er war verwundert, dass Isabell ihn auch hörte, aber eigentlich war es ja vollkommen klar...
"Wer begehrt Einlass in die Bibliothek von Gorthar?"
"Der Träger des Amuletts des Wisses fordert Einlass in die Bibliothek!"
"So sei es"
Die Skelette wichen zur Seite und machten wieder einen Spalt Platz um sie durchzulassen, der Fürst ging weiter und blieb dann bei einem der Skelette stehen...die Augen waren tot schwarz, doch ganz hinten, tief in den Höhlen, leuchtete ein rotes Feuer. Wirklich unheimlich, diese Viecher wirkten so echt, sie hatten einen perfekten Körper. Wirklich ein paar schaurige Viecher, die perfekten Wächter, die perfekten Mörder. Er sah zurück zu seiner Schwester, das die aber immer so trödeln musste, hoffentlich war Priester Tolban wenigstens etwas erfreut ihn wiederzusehen...
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| 26.12.2003 01:29 | #58 |
| Isabell |
Diese Stimme, wieso war da eine Stimme in ihrem Kopf, sprach da wirklich diese Statue mit ihr? Sie bewegte ihren Kopf nicht, auch natürlich nicht den Mund. Wirklich komisch. Für sie war das alles neu, alles total faszinierend und erschreckend zugleich, aber für ihren Bruder schien das alles normal zu sein, er sprach sogar richtig herrscherisch mit der Statue, hatte er gar keine Angst vor den Skeletten? Naja er wusste sicherlich, was er tat.
Diese Skelette, sie ließen sie nicht los, sie hatten diesen menschlichen Blick, doch aus ihr blickten nur kalte Augen, die keine mehr waren. Ihr Bruder wollte wohl jetzt weitergehen, aber sie blieb noch ein bisschen bei ihnen stehen, die Waffen waren blutverkrustet, Blut von den toten Seelen da unten. Wirklich abscheuliche Waffen, ja sie verachtete die Dinger. Sie schnaufte durch und ging dann weiter, spürte einen warmen Händedruck, ja es war wohl besser, wenn ihr Bruder sie jetzt nicht alleine lassen würde. Sie gingen an den Skeletten vorbei, direkt auf eine Art Brücke, ganz sicher war es das sogar. Von dieser Brücke kam auch das meiste Licht, was wohl mehr an dem Inhalt der Schlucht lag. Sie erlaubte sich einen Blick über die Brüstung und erkannte glühende Lava, irgendwo weit in der Tiefe, wirklich Wahnsinn was hier alles vorzufinden war. Dann endlich standen sie davor, die schwere Tür aus Holz war nun ihr einziges Hindernis, doch es war nicht mal verschlossen, wer bis hierhin kam hatte es geschafft.
Mit einem Knarren öffnete sich das gute Stück und bot Blick auf Bücherregale, duzende Bücherregale. Wirklich ziemlich beeindruckend. Sie traten ein, er zuerst, dann sie. Hier war es schön warm, ein Kaminfeuer brannte, alles wirkte richtig gemütlich, zwei Sessel standen da, ideal zum lesen. Eine richtige Bibliothek... So wirklich konnte sie allerdings nicht staunen, denn irgendwie schien das alles so normal zu sein, auch wenn man sowas nicht ein paar Meter unter der Erde erwartete, so war es doch keine Sensation, aber die würde schon noch kommen, da war sie sich sicher und wenn nicht, dann würden sie auf jeden Fall mal ein gutes Buch lesen können, wenn nicht wieder was dazwischen kam...
Das Zimmer schien anfangs alles zu sein, aber Rociel kannte sich zu gut aus, als ob er nicht wüsste, wo sie lang mussten. Er ging direkt auf den einzig möglichen Weg zu und durchschritt ihn und Isabell folgte ihm natürlich, sie war irgendwie auf das Gesicht von diesem Priester Tolban gespannt.
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| 26.12.2003 02:16 | #59 |
| Sara |
Sie waren nun direkt in den tiefsten Inneren der Bibliothek, Rociel hatte seiner Schwester noch das Gästezimmer gezeigt, dann aber war er vor die Tür getreten, hinter der sein Mentor sicher war. Er klopfte leise und wartete dann, bis sich die Tür von selber öffnete, eigentlich hatte er mit einem Herein gerechnet, doch so kam er eben selbst an die Tür, auch gut.
"Ich habe gewusst, dass ihr kommt. Isabell. Rociel. Ich grüße euch."
"Meister? Ihr kennt meine Schwester und ihr kennt meinen Namen? Aber...?"
"Du weißt doch Kind, ich weiß alles. Für mich ist die Zukunft kein Buch der sieben Siegel, bei euch kann ich wunderbar lesen."
"Puuhhh, das haut mich jetzt schon wieder um. Naja wie auch immer, ich hoffe ihr könnt uns dann auch noch die nötigen Antworten geben, die wir brauchen werden."
"Von was sprecht ihr?"
"Na von den SIEBEN, ich weiß mittlerweile, dass ich sie vereinen muss, um jeden Preis. Aber ich brauche Informationen, ich kenne die Standorte nicht, ich brauche dabei eure Hilfe, ich hoffte hier in den Büchern oder von euch etwas zu erfahren."
"Das ist gut gedacht und ich werde euch auch zu gegebener Zeit helfen, aber jetzt müsst ihr euch erst mal um was wichtigeres kümmern, ihr müsst das einfach machen."
"Um was geht es, dass ihr so aufgeregt seit?"
"Das Schwert eures Vaters, es ist in eine schlimme Hand geraten."
"Das...das...das Schwert meines Vaters? Das ist doch in Khorinis..."
"Nein, schon lange nicht mehr, es ist jetzt hier in Gorthar und sein Besitzer ist ein gefährlicher Mensch. Ihr müsst ihn unbedingt aufhalten. Er selber ist keine Gefahr, aber ihr, ihr braucht dieses Schwert für eure Bestimmung."
"Erzählt mir mehr."
"Das Schwert ist jetzt in der Hand eines gewißen Shinoke, er ist ein Bandit und durchzieht mit seiner Bande die Wälder, die Stadt ist ihr Umschlagplatz für gestohlene Sachen, jetzt ist ihm das Schwert eures Vaters in die Hände gefallen..."
"Und ihr seid sicher, dass es das Schwert meines Vaters ist?"
"Natürlich."
"Gut...ich werde mich um dieses Problem "Shinoke" kümmern. Aber ich kann ihn nicht töten, das könnte ein Problem sein...aber egal, ich mach das schon, hoffe ich..."
"Ruht euch jetzt aus, morgen müsst ihr unbedingt aufbrechen, ihr habt keine Zeit mehr."
"Wir brauchen Tränke..."
"Geht in Ordnung."
"Gut...sehr gut...komm Schwester, das Gästezimmer kennst du ja."
"Warte Bruder, ich will euch noch etwas fragen Priester."
"Ja Kindchen?"
"Könnt ihr mir etwa zu diesem Blut hier sagen? Ich habe es von einer komischen Gestalt, halb Mensch halb irgendetwas..."
"Ja gebt her, ich werde es mir mal anschauen."
"Danke"
Danach gingen sie wieder in das Gästezimmer, es war kärglich eingerichtet und bot nur ein Bett mit einer dünnen Decke, wenigstens war es nicht kalt, obwohl es keinen Kamin gab. Ihr Bruder legte sich auf das Bett und zog nur das übliche aus, Stiefel, Rüstung und Waffengürtel. Isabell zog auch nur ihre Stiefel aus und beließ es dabei. Zwar war es sehr eng und die Decke hätten sie sich sparen können, doch irgendwie war es auch sehr gemütlich, in letzter Zeit wurden die Betten immer kleiner, aber daran mussten sie sich eben gewöhnen.
"Und was hältst du von meinem Mentor?"
"Er wirkt ziemlich weise und scheint wirklich in die Zukunft sehen zu können."
"Was war das eigentlich für Blut?"
"Von dem Ding aus der Höhle unterm Schicksalsberg."
"Ah, na gut."
"Was ist mit dem Schwert deines Vaters?"
"Ich weiß es nicht, man hat es mir damals abgenommen, seitdem versuche ich es wiederzukriegen. Das es nicht mehr in Khorinis ist, das wundert mich sehr...ich muss es wieder bekommen, ich muss einfach."
"Der Priester hat Recht, wir müssen jetzt schlafen."
"Gut Schwester, schlafen wir..."
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| 26.12.2003 11:17 | #60 |
| Isabell |
Isabell hätte so gerne noch ein bisschen geschlafen, denn sie war durch die Besteigung der Treppe richtig müde geworden und hatte auch ziemlich viel Kraft verloren, doch der Priester gönnte ihnen bis irgendwann früh morgends Schlaf, das war's dann auch schon. Woher er nur dieses unglaubliche Raum-Zeit-Gefühl hatte, dabei war hier unten doch nie ein Himmel zu sehen, man konnte es einfach nicht faßen.
Wenigstens hatten sie endlich mal wieder in Ruhe frühstücken können, trotz der Hast hatte der alte Mann ein leckeres Essen zubereitet und ließ sie soweit in Ruhe damit, endlich mal wieder essen, das tat ihren Bäuchen sicher gut, denn das letzte Mal das sie was gegessen hatten war die eine Fleischkeule von Bartok, weswegen sie jetzt auch beide gleichermaßen ordentlich zulangten.Nach dem essen jedoch war wieder alles anders, Ernst hatte wieder die Lage übernommen und sowohl ihr Bruder aber auch sie lauschten den Worten des Mannes jetzt ganz genau, in seiner Stimme klang eine wirkliche Stärke, dabei würde sie ihn nur vom Aussehen her auf satte neunzig Jahre schätzen, ein Alter, dass vielleicht von jedem tausendsten erreicht wurde.
"Also, ich bin euren Wünschen nachgekommen. Isabell, euer Blut das ihr mir gebracht habt, es stammt von einem Höhlentroll, eine Rasse die wie schon der Name sagt in Höhlen wohnt. Sie können groß, fett und rund sein, aber auch eine ungefähre menschliche Gestalt annehmen. Das Blut dieses Trolls kann Wunden aller Art per Berührung verschließen und kurzzeitig undurchdringbar machen. Aber es ist gefährlich, man sollte es nicht zu oft verwenden und auf keinen Fall trinken. Gerade ihr nicht...ich würde gerne das Blut hierbehalten wenn ihr gestattet...ich gebe euch einen kleinen Teil mit, der kann euch nicht schaden, aber womöglich retten. Ich habe ihn pulverisiert, sprich er ist nicht mehr flüssig.
So und du Rociel, du batest mich um die Tränke die euch schneller machen. In Ordnung, hier habe ich zwei Stück für jeden von euch. Das sollte für Shinoke reichen, danach kehrt zu mir zurück, denn dann werde ich euch mehr erzählen können, auch über euer Blut, doch jetzt geht."
"Eine Sache noch Meister. Könntet ihr einen kleinen Teil des Trankes noch hergeben, ich kenne jemanden, den wird das sehr interessieren, eine Alchemistin."
"Von mir aus, ich gebe euch noch einen kleinen Teil mit, aber passt gut drauf auf."
"Danke Meister."
"Ja jetzt beeilt euch, das Schwert muss zurück in die Hand von dir."
Ihr Bruder nickte und ging dann wieder zum Ausgang entgegen, schade, sie hatte sich so darauf gefreut mal wieder ein Buch zu lesen, aber das wurde ja jetzt nichts, erst mal mussten sie so einen Banditen finden, aber wieso hatte ihr Bruder gesagt, dass sie ihn nicht töten konnten, das irritierte sie...unweigerlich mitgezogen gingen sie dann wieder bis zur Tür und durchschritten sie, an den Statuen vorbei, doch als sie auch die Skelette passiert hatten, bewegten sich diese und Isabell drehte sich panisch um, doch kein Angriff erfolgte, die beiden Knochenmänner stellten sich nur wieder so hin, wie sie zuvor standen und gaben so keinen Weg mehr frei. Eine wahrlich interessante Falle.
"Also Schwester, willst du den Trank jetzt trinken?"
"Ist der Fluch immer noch auf der Treppe?"
"Natürlich."
"Gut, dann trinke ich die Hälfe einer Phiole."
"Und los!"
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| 26.12.2003 12:36 | #61 |
| Sara |
Auch er nahm die Häfte eines Trankes zu sich und ignorierte mittlerweile schon den bitteren Geschmack dieses Wassers oder was immer es zu sein schien, danach nahm er seine Schwester wieder an die Hand und lief los, schließlich sollte sie jetzt noch einmal den Rückweg gut sehen, danach sollte sie sich auch alleine hier zurechtfinden das dumme war nur, dass sie ohne ein Amulett nicht an dem Wächter vorbeikommen würde. Trotzdem schien es in Ordnung zu sein, Priester Tolban hatte nicht geklagt, dass er einem weiteren Menschen das Geheimnis der Bibliothek anvertraut hatte, fast schien es so, als ob er es schon gewusst hatte, dass dies passieren wird.
Naja, sie würden auf jeden Fall alles erfahren, so erhoffte er es aus den Worten seines Mentors, doch erst mal musste dieser Shinoke dran glauben, hoffentlich bekam er es hin ihm das Schwert abzunehmen, ohne Blut zu vergießen, er konnte ihn nicht töten und das wusste der Priester und doch schien er ihm dazu den Befehl gegeben zu haben, aber warum? Er war verwirrt, doch nicht nur er alleine.Die ganze Anlage sauste wieder an ihnen vorbei, in Rekordzeit erreichten sie das Labyrinth und sausten auch hier durch die dunklen Mauern, mal links, mal rechts, mal geradeaus. So war es nicht verwunderlich, dass sie recht schnell zu der eisernen Treppe kamen, sie ließen sich dieses Mal keien Zeit für eine Pause, sondern kletterten auch hier weiter, es waren schnellere Armzüge als sonst, fast könnte man meinen kletterten sie wie die Eichhörnchen auf den Bäumen hoch, mit einer unglaublichen Leichtigkeit.
Doch auch dieser Trank fand sein Ende in absehbarer Zeit, die irgendwann in der Röhre gekommen sein musste, dort verließen sie ihre Kräfte und bevor sie normal weitergehen konnten blieben sie für eine Minute regungslos da, sie wollten sich ausruhen und wieder normalisieren.
Danach jedoch nahmen sie die Treppe wie gewohnt, was ohne irgendeinen Fluch durchaus leichter fiel als noch zuvor. Irgendwann in den späten Morgenstunden erreichten sie dann den Deckel und somit auch den Ausgang, als sie wieder Tageslicht sahen, schmerzten seine Augen kurz doch dann half er seiner Schwester beherzt aus dem Schacht und verschloss den Bleideckel wieder. Aber anstatt weiterzugehen setzte er sich an ein Stück, wo noch grünes Gras blühte und sah zum Himmel. Er wollte noch kurz hierbleiben, an diesem wunderschönen Ort.
"Du bist der erste Mensch nach mir, der die Bibliothek betreten hat. Wie ist dein Eindruck Schwester?"
"Es ist überwältigend, aber nicht so prachtvoll, wie ich dachte. Alles unter der Erde, es erinnert mich zu sehr an...du weißt schon."
"Ohhh, verstehe...es tut mir leid, daran habe ich nicht gedacht."
"Schon gut, du brauchst dich nicht entschuldigen. Es ist ja nicht deine Schuld. Aber was mich mal interessieren würde, warum hast du gesagt, dass du diesen Banditen nicht töten kannst?"
"Isabell...wie kannst du sowas sagen? Es ist doch selbstverständlich, dass man keinen Menschen töten darf, es ist eines der höchsten, wenn nicht das höchste Symbol meines Glaubens, töte niemals einen anderen Menschen...deswegen, ich....verdammt. Wieso musstest du jetzt damit ankommen."
"Was hast du denn Bruder. Hab...hab ich etwas falsches gesagt?"
"Ja hast du Schwester. Du hast mich ohne große Umstände daran erinnert, was ich doch für ein schlechter Mensch bin und damit meiner Unmenschlichkeit neuen Nährboden gegeben."
"Deiner Unmenschlichkeit?"
"Bei Innos, ist das so schwer zu verstehen...ich, ein Diener Innos habe in der Trauer um meine Eltern einen Menschen kaltblütig ermordet, ohne wirklichen Grund habe ich ihn getötet. Ich habe ihn einfach so getötet...einen Menschen...ich bin ein Mörder Isabell, ein Mörder. Und als Dank für meine Tat wurde ich in die Kolonie verbannt, ins Minental...deswegen fürchte ich mich ja auch vor diesem Gebiet. Ich habe danach geschworen nie wieder einen Menschen zu töten. Und bis jetzt habe ich diesen Schwur auch noch nicht gebrochen. Ich kann niemanden töten, auch wenn es nur abschaumartige Banditen sind..."
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| 26.12.2003 13:43 | #62 |
| Isabell |
Isabell war ziemlich geschockt, nicht nur wegen seinen Worten, auch wegen seiner Ergriffenheit, er war schließlich dabei zu weinen anzufangen, irgendwie verstand sie ihn natürlich, aber irgendwie auch nicht, schließlich wurden so viele Menschen umgebracht und da war er sicher nicht alleine, aber das rührte sie schon sehr. Diese religiöse Überzeugung aber auch seine offensichtliche Schwäche gegenüber Menschen, es war ziemlich menschlich. Und er sagte, es wäre unmenschlich, so ein Idiot. Trotzdem spürte sie seinen Schmerz, er hatte es wohl schon seit Ewigkeiten bereut und war schon tausend Tode dafür gestorben, doch es ließ ihn einfach nicht los, denn sonst wäre eine solche Emotion nicht möglich gewesen. Irgendwie hatte sie da einen ziemlich wunden Punkt bei ihrem sonst so eiskalten Bruder erwischt. Man darf Menschen also nicht töten...irgendwie hat er Recht, aber trotzdem komisch...
Isabell ging nun näher an ihn heran und sank dann auch vorsichtig in die weiche, grüne Wiese ein, nur um ihren Bruder zu umarmen, irgendwie war das selbstverständlich und doch schienen sie es immer wieder darauf ankommen zu lassen. Sie waren immer noch so schwach, immer noch voller Gefühle, immer noch so menschlich...
"Du bist nicht unmenschlich Bruder. Schau sie dir doch an, deine Gefühle sind noch immer so stark, dass du immer noch trauern kannst. Sei es um deine Eltern oder um diesen fremden Banditen. Ich...ich habe nicht gewusst, dass du mal in der Barriere warst."
"Natürlich nicht *schniefff* keiner wusste das. Was glaubst du denn machen die Menschen mit diesen Sträflingen? Richtig...Galgen, Strick, Verachtung, Verhöhnung, Ausstoßung. Ignoranz. Hass."
"Es tut mir leid, das wusste ich nicht."
"Schon gut, du brauchst dich nicht zu entschuldigen, ich bin froh, dass du es weißt. Es ist besser so"
"Hihihi..."
"Wieso lachst du?"
"Wir haben uns gerade ziemlich wiederholt."
"Ja? hm...was glaubst du Isabell, warum weinen wir soviel, obwohl wir jetzt endlich wieder zusammen sind weinen wir doch immer noch so viel...wie nie zuvor..."
"Ich weiß nicht, noch können wir wenigstens weinen...bald werden wir es nicht mehr können."
"Nein...du weißt, dass das nicht stimmt."
Die Augen ihres Bruders blieben nass, doch in ihrem Körper spürte sie, dass er noch immer sehr fertig war, die Geschichte aus der Vergangenheit machte ihm mehr zu schaffen, als sie dachte. Sie konnte auch gar nichts machen als hier bei ihm zu sein, es war wie ein tiefer Schmerz, doch er spürte ihn im Inneren und er blutete auch nur in seinem Herzen, keine Wunde die man sehen konnte. Sie konnte nichts tun und es tat ihr leid, dass sie ihren Bruder daran erinnert hatte, aber es war trotzdem richtig, auch wenn man diese Richtigkeit nicht sehen konnte...
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| 26.12.2003 15:13 | #63 |
| Sara |
Irgendwann waren auch seine Tränen vergossen, es musste einfach weitergehen, so schmerzhaft war es auch wieder nicht, es war einfach nur eine falsche Frage im falschen Moment, aber das würde schon wieder vorbei gehen. Er richtete sich langsam wieder auf und klopfte sich seine Rüstung ab, irgendwie musste es weitergehen und am besten wäre es, wenn sie nun diese Banditen fangen würden. Doch das war leichter gesagt als getan, denn schließlich wussten sie nicht, wo diese verdammten Kerle waren, der Wald von Gorthar war riesig, aber sie mussten es zumindest probieren.
Ein leiser Wind war aufgezogen und tanzte ihm jetzt auf der Nase, er roch den Duft von frischen Tannen und auch die Kräuter des Waldes hinterließen eine Note in seiner Nase, er konnte sich wieder konzentrieren, doch zuvor wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und wischte mit einer Hand voll Wasser das klebrige Gefühl einfach weg, irgendwie musste es ja weitergehen. Aber die Frage war durchaus berechtigt, warum weinten sie soviel, er konnte sich das nicht erklären, Tränen waren zwar ein Stück Menschlichkeit doch in seinen Augen war es vorallem Schwäche die man dadurch ausdrückte. Er hätte das nicht machen sollen und doch hatte er es getan, irgendwie wusste er nicht, was er davon halten sollte.
Wenigstens gingen sie jetzt weiter, aber Isabell war bei ihm geblieben, die ganze Zeit und wahrscheinlich auch noch länger. Irgendwie war Gorthar ein schlechter Platz für sie, aber trotzdem war es wichtig das sie hier waren, sie waren schließlich nicht zum Vergnügen hier, sondern um sich etwas zu verdienen. Er war jedenfalls froh diesen Weg nicht alleine gehen zu müssen, zwar würde ihm dann mancher Schmerz erspart werden, doch dafür würde er auch nicht diese Wärme zurückbekommen. Nach ein paar Metern blieb er kurz stehen und küsste seine Schwester, einfach so und ohne ersichtlichen Grund hatte er das getan, doch fügte er noch hinzu: "Ich bin froh, dass es dich gibt Schwester."
Danach gingen sie weiter in den Wald hinein, diesmal jedoch entfernten sie sich von der Stadt und waren in Richtung Osten gereist, irgendwo mussten diese Banditen schließlich stecken.
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| 26.12.2003 18:17 | #64 |
| Isabell |
Unter ihnen zerbrach berstend morsches Holz und immer wieder sanken die Stiefel in einen Boden aus weicher Walderde und Tannennadeln, mal grün, aber nicht minder braun. Sie waren jetzt schon eine ganz schön lange Zeit hier draußen und langsam begann dieser wohlige Gefühl auch bei ihr zu wirken, dieser Wald hatte etwas, überhaupt war es ein Wald, nach so langer Zeit konnte sie mal wieder in einen gehen. Sie liebte die Wälder, genau wie es ihr Bruder tat, schon wieder waren sie sich so ähnlich gewesen, aber sie war auf jeden Fall dankbar dafür hier sein zu dürfen.
Sie musste allerdings immer wieder Stücke eines großen Rätsels zusammensetzen, aber langsam aber sicher wurde es eins, ihr fehlte jetzt kaum mehr etwas und dann würde sie alles über ihren Bruder wissen, doch er wusste noch kaum was über sie selbst. Das war auf jeden Fall nicht richtig, aber bisher hatte sich eben noch nie die Gelegenheit ergeben was sie ehrlich gesagt etwas schade fand, aber in letzter Zeit war alles ziemlich komisch. Mal dachte sie, dass alles gut war, wie zum Beispiel heute Morgen, als sie gemeinsam aufwachten und sich noch bei anziehen neckten und dann gemütlich zusammen frühstückten und dann wurde schon wieder alles anders und nur weil sie etwas falsches gesagt hatte, alles nur wegen vergangenen Sachen, sie ließ sie einfach nicht los, immer wieder wurden sie auf die eine oder andere Weise damit konfrontiert, es war wirklich verdammt.
Isabell fragte sich, wie lange das noch gehen mochte, wie oft würden sie noch in die wunden Punkte des Anderen treten, bis es endlich ein Ende hatte. Sie hatten sich oben auf dem Gipfel eine Menge versprochen und geschworen, das alles geschah im Übermut und doch war es im Nachhinein kein Fehler. Sie hoffte nur sehr, dass die Belastungen nicht zu stark werden würden, dass sie das alles schaffen würden, gemeinsam, denn auch wenn sie das Schicksal zusammenführte würde es eine Trennung sicher nicht verhindern können.
"Hey Schwester, was trödelst du jetzt schon wieder, komm schon, ich bin schon wieder so weit voraus."
"Was? Ach du bists, ja ich komme ja schon."
Da hatte sie sich ja was eingebrockt, vielleicht sollte sie doch mehr auf die Umgebung achten als auf diese Spinnereien. Aber sie konnte es einfach nicht ablegen, es war nun mal ihr menschlicher Part, sie war kein Dämon, nicht so wie ihr Bruder es war. Da waren sie nicht gleich.
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| 26.12.2003 19:57 | #65 |
| Sara |
Inzwischen war es total dunkel geworden, was aber gar nicht so überraschend war, es war schon die ganze Zeit dunkel im Wald gewesen, die Sonne die heute Mittag schien, sie war wohl schon längere Zeit weg. Sie hätten eigentlich noch weiter gehen müssen, aber sie standen ja jetzt nicht so unter Druck wie bei der Suche nach dem Schicksalsberg, auch wenn ein eiliges Finden sicher wichtig war. Aber es hatte keinen Sinn mehr in der Dunkelheit weiter zu suchen und da sie gerade eine kleine Lichtung in dem dichtbewaldeten Gebiet gefunden hatten, beschlossen sie kurz und einstimmig hier ihr Lager für bis morgen früh aufzuschlagen. Der Komfort war gleich null, wenigstens eine etwas Wiese war hier noch, obwohl es mehr Steppe als Grünfläche war und sonst hatten sie auch nicht viel, wenigstens hatte er ja seinen Feuerstein mit dem brauchten sie nicht mal groß Sorgen um ein Feuer zu machen. Trotzdem holten sie noch etwas Holz herbei, was man zu dieser Jahreszeit im Wald zur genüge fand und entzündeten ihr kleines Feuerchen, was zugleich Wärme spendete. Eigentlich fehlte jetzt nur noch etwas zu essen, doch sie waren jetzt zu faul um noch mal auf die Jagd zu gehen, also beließen sie es bei dem kleinen Bachlauf, der hier gleich folgte. Sie waren die ganze Zeit dem Bach gefolgt, erst unbewusst und dann voll absichtlich, denn am Wasser gab es immer Leben, wenn dieser Bandit wirklich durch die Wälder geisterte, dann würde er sich früher oder später auch an den Wasservorräten bedienen. Eine einfache aber effektive Logik. Zumindest hoffte er, dass dieser Shinoke diese Logik teilen würde, denn etwas anderes außer nur dumm und dämlich durch den Wald stapfen fiel ihm leider nicht ein.
Wenigstens war es so gut, dass sie in den gorthanischen Wäldern leben könnten. Es gab immer noch genug Wild, die Banditen wären sicher eine Bedrohung, die man in den Griff bekommen könnte und Wasser hatte es hier auch, bestes und feinstes Gletscherwasser. Eigentlich schade, dass sie diese Aufgaben hatten, aber es musste sein.
Seine Schwester hatte kurz nach dem entzünden des Feuers ihre Harfe ausgepackt und spielte nun darauf ein paar herrliche Melodien, doch diesmal sang sie nicht mehr, kein Lied und kein Ton kamen ihr anfangs über die Lippen aber das Lied war wunderschön, überhaupt waren die Klänge einfach nur herrlich, genau wie die geschichten Finger die aus diesem leblosen Instrument so eine Kunst hervorbrachten. Von Menschenhand geschaffen kam so ein Wunder und gleichzeitig waren auch die Schwerter und die Keulen eine Erfindung der Menschen. Fragt sich nur, ob es wirklich alles sinnvoll war, was sie taten. Er konnte das ganze jetzt viel offener sehen, durch sein verhängnisvolles Blut hatte er eine gewiße Distanz zur menschlichen Rasse gewonnen, obwohl er diese nicht wollte, konnt er sie nicht verleugnen.
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| 26.12.2003 23:39 | #66 |
| Isabell |
Sie waren schon fast am schlafen, hatten sich eigentlich nur noch ein bisschen bewegt, so eng wie sie wieder zusammen waren um trotz des Feuers nicht zu frieren, da weckte sie ein Geräusch auf. Mitten in der Nacht? Es war kein Äste knacken oder Vogelgeräusch, nicht das übliche was sie kannten, es war irgendetwas anderes. Isabell hatte es zuerst gemerkt, doch durch das Zucken das automatisch entstand, als sie sich aufrichtete, wurde ihr Bruder natürlich auch was. Irgendetwas war da...sie wusste es ganz genau. Sie weckte ihren Bruder jetzt richtig, anscheinend war der schon halb eingeschlafen, bei ihr dauerte das immer ein bisschen länger, da sie immer noch etwas nachdachte, aber jetzt nahm er es auch war.
"Was ist das?"
"Weiß ich nicht, aber ein Dämon ist es nicht, die klingen anders. Ein Wolf ist es auch nicht und schon gar kein Scavenger."
"Warte! Da, da hat sich was in den Bäumen bewegt."
"Pass auf Schwester, nimm deine Waffen mit, ich glaube wir haben Besuch."
Rociel nahm sein Schwert aus der Scheide, die das einzige war was er hier draußen abgelegt hatte und auch sie nahm nun beide Schwerter in die Hand, sie wollte auf Nummer sicher gehen, wenn hier etwas war, dann würden sie es gebührend empfangen.
Langsam gingen sie auf den Platz zu, von dem das Rascheln gekommen war, vielleicht war es auch nur der Wind, der jetzt doch sehr gut zu merken wehte, doch wieso sollte sie wegen sowas aufwachen, nein, das war irgendetwas lebendiges, ihr Instinkt sagte ihr das, es war komisch, ausgerechnet ihr Instinkt, konnte es sein, dass dieser erst durch das Bewusstsein von anderem Blut herkam? Aber das war jetzt egal, sie kamen dem Teil näher...
Auf einmal sah sie etwas aufblitzen und ahnte sofort, dass dies eine Klinge war. Gerade noch rechtzeitig konnte sie ihren Bruder umreißen, für einen Schrei wäre es zu spät gewesen, der Dolch verfehlte sein Ziel nur knapp, doch es war in Ordnung, etwas unsanft landete sie auf seinen Hüften, doch in Sekunden standen sie schon wieder und sahen sich nur kurz an, danach wussten sie was sie tun mussten, gemeinsam rannten sie in die Richtung, von der der Dolch gekommen war, sie wollten den Attentäter finden.
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| 27.12.2003 00:14 | #67 |
| Sara |
Ihre Schwerter blitzten auf, wenn überhaupt mal Licht durch die dichten Wälder drang dann war es Mondlicht, doch es half nicht viel. Sie rannten durch den Wald, zuerst an diesem Gebüsch vorbei, von dem der Dolch gewurfen wurde, doch da war niemand, zuerst waren sie ratlos stehengeblieben, doch dann sahen sie tiefe Abdrücke im Waldboden, eine perfekte Spur, sie rannten der Gestalt nach und schon bald konnten sie einer optimalen Spur folgen, denn das Rascheln vor ihnen war ganz deutlich zu hören, doch dann auf einmal hatten sie ihn wieder verloren, es war nichts mehr zu hören. Doch dieses Mal hatten sie gelernt, dass ihr Gegner hinterhältig angriff, Rociel hatte unauffällig seine beiden Stiefeldolche an die Gürtel gelegt und achtete mehr auf Isabell als auf sich, sie standen dummerweise in einer denkbar ungüstigen Position, um sie waren Büsche und Bäume und sie hatten von keiner Seite Schutz. Erst im letzten Moment kam ihm der Gedanke, dass das eine Falle sein könnte...
Das war ihr Glück, denn so gelang es ihm rechtzeitig wieder die Konzentration auf die Umgebung zu lenken und den idealen Wurfort zu erkennen, ein Baum direkt schräg von ihnen, der Attentäter konnte direkt von da oben zielen. Diesmal sah er nur die Klinge des Dolches und auch dieses Mal war es zu spät zu reagieren, geistesgegenwärtig zog er einen der beiden Dolche aus dem Gürtel und umfasste nicht den Griff, sondern warf ihn aus dem Gürtel scharf auf das Gegenstück.
Wenige Meter vor Isabells Rücken trafen sich die beiden und fielen klirrend zu Boden, jetzt hatte er genug, er lief zu seinem Dolch und schnappte ihn sich wieder, danach folgte er dem Schatten, der runter von dem Baum sprang und floh, anscheinend hatte er keine Dolche mehr oder er dachte allen Ernstes, sie würden noch mal in die Falle gehen...
Jetzt aber war Schluss mit lustig, sie waren ihm dicht auf den Fersen und sahen seine Bewegungen, doch noch war es zu schwer ihn zu erkennen, aber er vertraute sich. Ohne es zu ahnen veränderte sich sein Blut wieder, aber noch konnte er es nicht spüren. Isabell lief neben ihm und hielt gut Schritt, sie war alles andere als langsam, sie war sogar schneller, an was lag das wohl, an der Rüstung? Vielleicht jedenfalls musste diese Verfolgung ein Ende haben, bald waren seine Kräfte erschöpft.
Sie jagten über den Waldboden ohne etwas zu sehen und es war ein Wunder, dass es sie noch nicht hingehauen hatte, doch als sie jetzt zu einem umgefallenen Baumstamm kamen, wurde es schwierig, sie sahen den Schatten darüber springen, sie mussten es riskieren, das hieß, er musste es riskieren.
Mit dem Schwung durch den Lauf riss er seinen Körper nach oben, traf mit einem Bein auf dem Stamm und sprang dann noch einmal nach oben, dabei zog er seine Dolche diagonal aus dem Gürtel und ließ sie solange in seinen Händen drehen, bis er an die Griffe stieß, er konnte das Etwas vor ihm gut erkennen, doch er durfte es nicht töten, ein schwieriger Wurf, aber wenn er die Dolche in der Hand hatte, sah er nicht nur mit den Augen.
Mit zwei gewaltigen Würfen lösten sich die Waffen aus den Händen und Zentelsekunden später schlug sein Körper auch ziemlich schmerzhaft auf den Boden auf, doch was war mit den Dolchen, hatten sie getroffen?
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| 27.12.2003 00:36 | #68 |
| Isabell |
Sie hatte gut Schritt gehalten, doch im entscheidenden Moment war ihr ihr Bruder einen Schritt voraus, aber wie hatte er das gemacht? Naja egal, das war jetzt nicht so wichtig. Zuerst dachte sie, dass er getroffen wäre, irgendwie verwundet, aber als sie dann sah, dass er langsam wieder aufstand ohne wirkliche Schmerzen, konnte sie durchatmen. Natürlich half sie ihm noch hoch und gab ihm sein Schwert zurück, aber wo war dieser Schatten hin?
"Was ist passiert?"
"Zwei Dolche, ich habe zwei Dolche nach ihm geworfen. Sie müssen hier irgendwo sein. Hilf mir sie zu suchen Schwester."
"Glaubst du, er ist weg?"
"Wenn es ein er war - ja, glaube ich."
Sie suchten in der Richtung, in der die Dolche geflogen waren, es dauerte auch nicht lange, da hatten sie gefunden was sie suchten, die beiden Dolche hingen richtig weit in den Stamm eines Baumes gebohrt, doch von einem Attentäter war keine Spur. Doch da war etwas anderes, etwas schwarzes, das in der Luft wehte. Ihr Bruder nahm die Dolche wieder und sie nahm das schwarze Ding. Es war aus Stoff, aus Wolle wahrscheinlich, es war ein Umhang und gemeinsam lasen sie die Schrift, die in weisen Großbuchstaben aufgenäht war. Außerdem noch eine Inschrift mit einer alten Sprache, die aber ihr Bruder zu kennen schien...
GELIRKAS - Im Namen des einzig wahren Gottes, Amen.
Ihr Bruder schmiss den Umhang weg und fluchte laut, er war erbost darüber, dass der Attentäter entkommen war, doch jetzt war es zu spät um zu klagen, Isabell wollte den Umhang zuerst mitnehmen, doch dann entschied sie sich dagegen, die Worte hatten sich in ihren Kopf gebrannt und ansonsten war der Umhang wertlos für sie. Aber was wollte dieser Typ von ihnen, warum wollte er sie töten? War es ein einfacher Bandit, der an ihr Gold wollte, oder steckte mehr hinter dem Namen GELIRKAS. Noch fiel die Münze nicht, noch blieb ihr der Sinn verschleiert, als sie wieder langsam zum Lager zurückgingen, vorsichtig und etwas erregt, aber immer auf mögliche Überraschungen achtent. Sie wollten nicht noch mal in eine Falle geraten.
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| 27.12.2003 01:07 | #69 |
| Sara |
Das ganze war einfach nur bescheuert gelaufen, zwar waren sie beide gesund und munter, das war das wichtigste was es gab, aber dieser verfluchte Dreckssack war entkommen und das bereitete ihm Kopfschmerzen, sie würden die ganze Nacht kein Auge zu bekommen, das hieß...seine Augen leuchteten hell auf, eigentlich hätte das Amulett ihn doch warnen müssen, wenn Gefahr drohte. Aber vielleicht hatte es das ja sogar, vielleicht hatte es ja diesmal Isabell gewarnt und sie hatte ihn dann geweckt. Mochte es Zufall sein oder nicht, jedenfalls sollte er seinem Amulett vertrauen können, wenn sein ganzes Schicksal davon abhing, dann sollte man es auch so behandeln und ihm ruhig eine wichtige Rolle einräumen. Ob er schlafen konnte oder nicht hing ja nicht nur von äußeren Sachen ab, es kam ja auch ein bisschen auf das Innere an und das war bis eben noch so aufgewühlt, dass es niemals hätte schlafen können, ganz im Gegenteil zu jetzt, jetzt fühlte er sich wieder etwas sicherer. Aber jetzt bereitete ihm etwas anderes Kopfschmerzen, die ganz einfache Frage warum dieser Typ sie töten wollte. Sie hatten schließlich nichts getan. Was ihm aber noch mehr Angst bereitete war die Inschrift auf seinem Umhang, es musste seiner gewesen sein, denn wie sollte er sonst mal eben einen Umhang an einen Baum nageln? des einzig wahren Gottes... Es gab keinen einzig wahren Gott, es gab nur die drei großen Götter und jeder von ihnen war gleichmächtig, man selber musste wissen, welchen Weg man einschlug oder ob man ein gottloses Wesen sein sollte, alles hatte Akzeptanz zu finden, zumindest in seinen Augen.
Das mussten also Fanatiker sein, er glaubte nicht daran, dass es nur einer war, sonst würde sich so ein Umhang nicht lohnen. Wieso diese alte Sprache, es war alt-myrthanisch, und warum dieser Name. GELIRKAS. Auch ihm blieb der Sinn verschlossen, es fiel ihm einfach nicht ein. Irgendetwas war das. Entweder waren es irgendwelche Beliaranhänger, die mal wieder in ihre Schranken gewiesen werden mussten, oder aber...er hatte keine Ahnung, aber nichts blieb ewig verschlossen, sollte er noch mal die Gelegenheit bekommen, würde er sie definitiv nutzen und den Schatten fangen.
Doch so kamen sie erst mal wieder an ihrem Lager an, mit dem brennenden Feuer und den zwei losen Waffengürteln sah es ziemlich verlassen aus, aber das machte ja nichts, jetzt waren sie ja wieder da. Sie verstauten ihre Waffen, doch seine Dolche postierte er nun in Griffweite, doch er legte sich trotzdem hin, wieder bei Isabell.
"Was glaubst du, kommt dieser Schatten noch mal zurück?"
"Nein, ich denke den sind wir los, er wäre zumindest ein verdammt schlechter Attentäter wenn er das riskieren würde."
"Ich weiß nicht, ob mich das beruhigen und beunruhigen soll"
"Glaub mir Schwester, ein Stern wacht über uns, du kannst in aller Ruhe schlafen."
"Versprichst du es mir?"
"Ja, ich verspreche es, wenn etwas passiert dann werden wir es erfahren und genauso wie ich den SIEBEN vertraue solltest du mir vertrauen."
"Natürlich vertrau ich dir und jetzt kann ich mir endlich auch innerlich sicher sein und es glauben."
Er streichelte ihr noch etwas übers Haar und spielte mit ihren Strähnen, wie er es vor kurzem noch fast suchthaft getan hatte, solange bis sie eingeschlafen war, dann konnte auch er sich wieder senken, er hatte zwar Angst, doch noch mehr hatte er Vertrauen, es war ein Geschenk Innos und Innos Geschenke sollte man nicht anzweifeln.
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| 27.12.2003 10:58 | #70 |
| Isabell |
Mit den ersten Sonnenstrahlen die über das Land niedergingen, wurden auch ihre müden Lebensgeister geweckt, es war seltsam, aber irgendwie war der Schlafplatz gar nicht so unbequem, das Feuer hatte ihnen ausreichend Wärme gespendet und auch sonst fühlte sie sich tatsächlich sicher. Eigentlich hätte ja einer Wache schieben müssen, aber nachdem er es ihr versprochen hatte, konnte sie wirklich sicher sein. Der Boden war nicht zu hart, eigentlich genau richtig. Wirklich komisch. Ihr Bruder war an diesem Morgen schon lange vor ihr wach und war aber trotzdem noch an ihrer Seite geblieben, er starrte nur in den Himmel und schien wieder mal nachzudenken, aber was sollte man denn schon anderes machen, sie konnte ihn irgendwie verstehen. Nachdem sie sich zu ihm umdrehte und er dann wahrnahm, dass sie wach war, wünschte sie ihm einen guten Morgen, obwohl sie schon ahnte, dass es nicht gut sein konnte. Dieser versuchte Anschlag gestern brachte nicht nur ihn ins grübeln, auch sie machte sich Gedanken, sich zu bedanken, dass er sie gerettet hatte hielt sie für unangebracht, das würde er wohl auch als Beleidigung ansehen, schließlich war es selbstverständlich gewesen. Das einzige Problem das sie noch hatten war, dass sie nichts mehr zu essen hatten. Langsam bekam sie Hunger, es wäre wohl besser gewesen etwas mitzunehmen. Sie erhob sich dann von der Erde und klopfte sich den Schmutz und die paar Äste ab, die an ihrer Kleidung hafteten, danach sah sie ein wenig in den Wald und seufzte. Ihr Bruder war jetzt aufgestanden und erfrischte sich ein wenig an dem kleinen Wasserlauf, sie tat es ihm nach.
"Wieso warst du dir eigentlich so sicher, war es nur Instinkt oder einfach nur Wissen?"
"Es war Vertrauen Schwester, Vertrauen."
"Vertrauen? In was?"
"In mein Amulett. Es schützt mich. Immer wenn Gefahr droht bohrt sich ein tiefer, heißer Schmerz in meinen Hals. Ich spüre ihn, als wäre er echt, aber es gibt keine Wunden."
"Das Amulett? Dann sind diese Stücke ja doch voller Macht..."
"Nenn es wie du willst, sicher sind sie mächtig, doch Macht spiegelt sich für jeden anders wieder. Mir reicht die Macht in Ruhe schlafen zu können."
"Tja, da hast du wohl Recht."
"Geht es dir gut. Hier ist es gefährlicher als ich dachte, vielleicht sollten wir umkehren..."
"Nein Bruder, dein Schwert ist wichtiger und außerdem hat der Priester es so befohlen. Mir geht es schon gut, mach dir keine Sorgen."
"Also schön, auch wenn es mir nicht leicht fällt."
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| 27.12.2003 11:45 | #71 |
| Sara |
Sie waren wieder unterwegs, soweit so gut, die Fackel war wohl verstaut, das Feuer, oder besser gesagt das, was davon noch übrig geblieben war, würde sich bald in Form von Asche über den ganzen Wald verteilen, die Winde würden schon dafür sorgen. Aber sie waren wieder unterwegs, sie hatten nun kaum mehr die Gelegenheit, dass alles zu genießen, sie mussten sich jetzt nicht nur auf diesen Shinoke und seine Banditen einstellen, sondern auch noch auf diese Verrückten, wenn es denn nicht zusammen gehörte, vielleicht bestand da ja irgendeine Verbindung, zuzutrauen wäre es einem Banditen sicherlich. Aber die Frage nach dem Warum ausgerechnet sie war ja wohl die Meisterfrage in diesen Stunden. Sicher hätten sie auch einfach Opfer von Banditen sein können, das war ja nichts ungewöhnliches, aber warum sollte so eine Sekte sie jagen? Es sah nicht so aus, als ob die Gold bräuchten, obwohl Schlussfolgerungen noch nicht möglich waren, da sie noch viel zu wenig wussten. Der Wald jedenfalls konnte diese Antworten nicht geben, soviel war klar, sie mussten aber trotzdem aufpassen, es war zwar nicht mehr so üppig wie noch im Sommer, trotzdem bot der gorthanische Wald noch hunderte Verstecke, aus denen man hinterrücks angreifen konnte. Sie gingen weiterhin am Ufer des Flußes entlang, schließlich sollte hier doch irgendwo die Banditenbande sein, nach seiner doch sehr gewagten Logik zumindest. Wenigstens blieben sie so von Durst verschont, aber sie brauchten dringend was zu essen. Eigentlich war es ja nicht seine Art für Nahrung zu jagen, aber in diesem Fall würde er mal eine Ausnahme machen und schließlich ging es hier auch ums Überleben.
Der Bachlauf war dafür ideal und schon bald fanden sie auch ihr ersehntes Frühstück. Innos sei Dank war es kein Wolf, oder etwas anderes, es war ein einfacher Scavenger, was für ein Riesenglück. Er wollte sich dafür noch nicht mal die Finger schmutzig machen und zog nun wieder einen seiner Dolche, die er nach dem aufstehen von dem Boden wieder in die Stiefelscheiden gesteckt hatte. Das komische war nur, dass er den Scavenger erst gerochen hatte und dann erst gesehen, selbst Isabell schien dasselbe zu empfinden. Aber wie war das möglich? Sollte es etwa doch nicht ganz zufällig passiert sein? Er konnte sich das nicht erklären, doch jetzt hatte er Hunger und warf den Dolch geschickt in den Hals des Vogels, der so überrascht war, dass er nicht mal mehr den Kopf hochstrecken konnte. Schnell, lautlos und effektiv und das wichtigste, sauber. Nachdem er dem Tier seinen Dolch wieder abgenommen hatte und kurz mit dem Lappen drüber fuhr und das noch leicht abzuwischende Blut entfernt hatte, holte er seinen Feuerstein heraus und machte damit kurzerhand ein Feuerchen, das sie jetzt brauchten. Isabell hatte derweil die Ehre übernommen das Tier auszuschlachten, aber mehr als vier Keulen wollten sie nicht mitnehmen, zwei für jetzt und zwei für später.
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| 27.12.2003 12:00 | #72 |
| Isabell |
Isabell war froh über die überraschende Mahlzeit, zumindest war ein einsamer Scavenger das Beste, was den beiden passieren konnte, doch so richtig wusste sie auch nicht, was sie davon halten sollte. Wenigstens was zu essen, das war erst mal der Grundgedanke und der hielt immer noch an. Mit vollen Magen ließ es sich sicher besser durch die Wälder gehen. Was sie wunderte war, dass hier noch kein Schnee lag, eigentlich untypisch für die Jahreszeit, gerade in diesen Breitengraden, doch ihr war es recht, sie ging lieber auf ungefrorenen Waldboden als auf glatten Schnee. Doch warm war es trotzdem nicht, gerade weil sie doch so spärlich bekleidet war hatte vorallem der Wind leichtes Spiel mit ihr. Deswegen waren diese Momente an diesem Feuer auch immer sehr erholsam und sie sog die Wärme regelrecht ein, um sie dann zu speichern, was natürlich so leicht nicht war. Als sie dann endlich ihre ersten saftig gebratenen Keulen aus leckerem Scavengerfleisch in den Händen hielten war es ein wahrer Genuss in die noch logischerweise warmen Keulen zu beißen und das ganze stärkte sie auch enorm, die zweiten wurden ebenfalls angebraten aber nur sehr kurz und danach in ihren Lederbeuteln verstaut, vorher aber noch umwickelt mit einem Tuch, dass sie von ihrem Bruder bekam. Der kleine Bach an dem sie sich schon die ganze Zeit befanden, war ideal gewesen um sich noch das Fett von den Händen zu waschen, danach führte sie ihr Weg weiter nach Osten.
Eigentlich war diese Suche schon ein bisschen hoffnungslos, aber trotzdem waren sie dabei, was sollten sie schon groß tun. Viel mehr interessierte die Frau aber, was es mit dieser Sekte auf sich hatte. Warum sollte man sie denn töten wollen, mal abgesehen vom Gold fiel ihr da kein vernünftiger Grund ein. So konnte sie nur weiter rätseln, als sie wieder über Nadelboden und Walderde liefen. Irgendwo in der Ferne hörte sie ein Geräusch, das sie sofort ihrem Bruder mitteilte und der hatte es dann auch vernommen. Klang irgendwie so, als ob der kleine Bachlauf da irgendwo runter fallen würde, auf jeden Fall klang es nach aufklatschenden Wasser. So wirklich toll war das ja nicht, aber sie würden es sich auf jeden Fall mal anschauen.
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| 27.12.2003 13:20 | #73 |
| Sara |
Tatsächlich fiel hier das Wasser an einer Stelle etwas ab, es war kein richtiger Wasserfall wie man ihn aus großen Schluchten und Tälern kannte, aber es war doch sehr schön anzuschauen, nur waren hier wieder ein paar große Steine mehr und man musste aufpassen nicht in eine der Senkungen zu fallen. Aber eigentlich nichts besonderes, ihrer Suche half das auf jeden Fall nicht weiter. Sie gingen weiter und schon bald wurde das Geräusch weniger laut, ganz leise bis es verschwand, so konnte man auch gut erkennen, wie weit sie gingen.
Sie kamen zu einer Stelle, wo der Wald weniger dicht wurde, die Bäume wichen und Licht drang an die freien Stellen, es wurde natürlich auch viel heller und sie hatten seit längerer Zeit mal wieder freien Blick auf den Himmel, doch dabei entfernten sie sich auch immer weiter vom Fluss. Als sie dann wieder auf eine Art Lichtung zukamen, obwohl nicht drum herum nur Bäume standen, war es doch schon bewaldet. Nur eben nicht so dicht wie sonst. Der Wald hier hatte viele Bäume, viele gesunde, starke und sehr alte Bäume. Es war kein Wunder, dass er so dicht war. Komisch das hier kaum gerodet wurde, vielleicht brauchte man in der Stadt kein Holz. Ihm war es so viel lieber, der Wald sollte schon so bleiben wie er war. So war es schließlich perfekt, im Sommer wie im Winter.
Sie waren wieder inmitten der freien Fläche, als er ein Geräusch wahrnahm, es war wie ein Zischen eines Pfeiles, sie waren aufgeschrekt, dachten es wäre an sie gerichtet, doch dann sahen sie etwa fünfhundert Fuß vor ihnen einen Schwarm Vögel aus den Bäumen fliegen, irgendetwas musste sie aufgeschreckt haben und das waren sicher nicht nur Pfeile. Irgendetwas war da, aber es war nicht an sie gerichtet. Nach kurzer Denkblockade hatte er eine vage Vermutung.
Die Banditen, komm lass uns schnell hinlaufen, wenn wir Glück haben, dann erwischen wir sie noch.
Isabell nickte nur kurz, zückte aber gleichzeitig ihre Schwerter und schien sich auf einen Kampf vorzubereiten. Aber sie hatte ja Recht, aber er wartete lieber noch etwas, auf jeden Fall war es diesmal kein Angriff gegen sie, trotzdem mussten sie vorsichtig sein, wenn sie Pech hatten war es auch nur ein Wolf, der einen Scavenger gerissen hatte, aber wenn sie Glück hatten, war es Shinoke oder einer seiner Handlanger oder auch mehrere, sie mussten auf alles gefasst sein.
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| 27.12.2003 13:52 | #74 |
| Isabell |
Sie rannten schon wieder durch das Unterholz des Waldes, waren sofort wieder weg von der Lichtung und in den dichten Nadelwald hinein, über kleine Steine und über umgefallene Stämme und loses Baumwerk. Einige Äste peitschten an ihnen vorbei und Isabells Klingen waren nun bei Tageslicht noch ein Stückchen beeindruckender. Trotzdem wollten sie erst mal sehen, wie es aussah und nicht direkt angreifen, es war nicht gut etwas Unüberlegtes zu tun, wer weiß. Ein paar Meter vor dem eigentlichen Ziel verlangsamten sie dann ihre Schritte, liefen aus und kauerten sich hinter einen Baum, danach gingen sie auf den Boden um sich anzuschleichen und um nicht gesehen zu werden. Es war zwar schade, dass es nicht dunkel war, denn so wären sie noch besser getarnt gewesen, andererseits hätten sie dann das Gebiet nicht so gut im Überblick wie sie es jetzt hatten. Langsam ging es jetzt weiter vorwärts und plötzlich schreckte sie, sie blieb zwar unten aber ihre Gesichtszüge veränderten sich, Isabell meinte etwas gehört zu haben, menschliche Stimmen. Sie machte ihrem Bruder ein Zeichen und flüsterte ihm dann zu. Die Typen durften sie nicht bemerken.
"Rociel, da ist jemand."
"Ein Mensch?"
"Ja, es sind Menschen. Mindestens zwei."
"Ja...jetzt rieche ich es auch."
"Was jetzt?"
"Wir versuchen erst mal nur zu beobachten. Wir müssen uns vergewissern, dass es auch die richtigen sind, bevor wir angreifen."
"In Ordnung."
Sie gingen weiter auf den gesenkten Beinen und achteten dabei immer darauf nicht auf irgendwelche Äste zu treten. Das ging auch gut und so schafften sie es an einen Baum zu treten, dessen Stamm so dick war, dass zwei Menschen sich ohne Probleme hinter ihm verbergen konnten. Dort erhoben sie sich auch wieder und luckten um die Ecke, um die Männer, die es offensichtlich waren, zu sehen.
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| 27.12.2003 14:49 | #75 |
| Sara |
Diesmal wollte er auf alles vorbereitet sein und nahm deshalb die beiden Dolche schon vorher in die Gürtelschnalle, es war einfach verdammt gefährlich was sie hier machten und deswegen musste er auch auf alles gefasst sein. Vorsichtig sah er dann um den Baum, zum Glück war es ein Nadelbaum der schon etwas krank war, zumindest waren die Nadeln krank und deswegen braun, so waren sie besser getarnt als bei einem grünen Kleidchen, aber eigentlich war es egal, die Typen durften sie gar nicht erkennen, weswegen sie auch immer mal wieder in Deckung gingen. Es waren vier, vier Männer und anfangs konnten sie nichts von ihrem Gespräch mitbekommen, nur sehen. Zwei tote Wölfe lagen auf dem Boden, also hatten sie doch nur Wild gejagt, es schmerzte ihm im Herz, dass er schon wieder zwei tote Wölfe sehen musste, aber immerhin war es besser als zwei tote Menschen. Die Typen sahen alle ziemlich schäbig aus, der eine hatte ein riesiges Loch in der Hose und auch die anderen Teile waren durchsiebt, alles eben Kleidung von Banditen. Aber ihre Waffen sahen nicht so kaputt und alt aus, eher fast wie neu, der Stahl spiegelte sich in der Sonne und auch die Bögen schienen kaum Abnutzungsspuren vorzuweisen. Die ganze Sache stank zum Himmel, das konnten unmöglich normale Landsteicher sein, die mal eben was zu essen schossen. Als sie dann ein paar Schritte näher kamen, dachte er schon, sie wären entdeckt und seine Hände umschlossen die beiden Dolchgriffe, doch vor dem Stamm blieben sie stehen und schienen irgendetwas abzureißen, steckte vielleicht ein Pfeil in dem Stamm? Isabell und er hatten sich unterdessen zusammengekauert, aber nur weil sie nicht entdeckt werden wollten, wäre es ihnen wirklich ernst gewesen hätten sie dank des plötzlichen Erscheinens die vier Männer unter einer Minute töten können, da war er sich sicher, aber das war nicht ihr Anliegen, jetzt wo sie so nah bei ihnen waren, konnten sie wenigstens was verstehen und er hoffte, dass dieser Shinoke unter ihnen war, allerdings spürte und sah er das Schwert seines Vaters nicht.
"So, der Chef wird zufrieden sein. Zwei Wölfe weniger um das Lager und etwas mehr zu futtern für uns. Was glaubst du, wird er zufrieden sein?"
"Ja sicher doch, wieso auch nicht. Habt ihr euch schon mal Gedanken gemacht, wer der Chef eigentlich ist? Ich meine das ist doch schon merkwürdig, er rekrutiert alle möglichen Bettler und schenkt ihnen Waffen und bezahlt sie, nur für dieses eine Lager."
"Ich denke der Chef hat schon seine Gründe. Uns kann's doch nur recht sein oder?"
"Jauuuu"
"Jeppp"
"Habt ihr mal sein Schwert gesehen. Es ist durchsichtig und wirkt wie Kristall und doch ist es so scharf, dass er einen Mann damit mal in zwei Stücke zerschlagen hat, ich hab es selber gesehen."
"Ach du spinnst doch..."
"Nein, es ist die Wahrheit, habt ihr es denn noch nie gesehen?"
"Nö..."
"Nähhh...."
"Ich auch nicht..."
"Na dann ist es kein Wunder, warum ihr mir nicht glaubt. Aber wir sollten jetzt die Beute zurückbringen, kommt schon ihr faulen Tunichtgute!"
Danach wurde es langsam leiser, Schritte entfernten sich von ihnen und als sie weg schienen, kamen auch die Vögel zurück, als sich Rociel jetzt wieder umdrehte waren die Wölfe weg und nur noch zwei Blutlachen waren zu sehen, er untersuchte den Baum und fand tatsächlich ein Loch von einer Pfeilspitze. Für ihn stand die Sache fest...
Los hinterher, diese Einfaltspinsel sind das beste, was uns passieren konnte, jetzt führen sie uns direkt zu Shinoke und ja Schwester ich bin mir sicher, es gibt nur ein Schwert aus Kristall und das ist das meines Vaters
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| 27.12.2003 15:34 | #76 |
| Isabell |
Ihr Bruder schien vollkommen fanatisch auf dieses Schwert auszusein, das einzige was sie tun konnte war ihn zu stoppen. Sie mussten den Banditen schon lautlos folgen, die Typen waren ja auch nicht blöd, deswegen gingen sie nicht direkt in ihrem Rücken, sondern seitlich von ihnen. Immer hinter Bäumen und Büschen hielten sie sich jetzt und schon bald hörten sie das Geräusch von Wasser. Sie kamen wieder an einen Wasserlauf, doch dieser war etwas breiter als der kleine Bach von vorhin und als sie sich versuchte den Wald anzuschauen bemerkte sie auch, dass sie völlig woanders waren. Dann hatte ihr Bruder also Recht gehabt und die Banditen hatten ihr Lager tatsächlich an einem Wasserlauf, sie waren nur dem falschen gefolgt. Doch jetzt folgten sie den richtigen, es war nur verdammtes Glück das sie auf solche Leute trafen. Sie waren wirklich ziemlich unvorsichtig, drehten sich nicht mal um und achteten nicht auf die Umgebung, das Rauschen des Wassers verhinderte zudem, dass sie die Geräusche hörten, obwohl sie selber auch ziemlich Krach machten. Sie schienen sich absolut sicher zu sein. Ein Fehler, denn so leicht konnte man sie nicht loswerden. Wenigstens hatte sich Rociel wieder etwas beruhigt, wenn sie schon an diesen Shinoke ran wollten, mussten sie ruhig bleiben. Isabell hatte genau wie er auch gehört, was der eine Bandit von sich gab, dass hier scheinbar eine Masenrekrutierung stattfand, wie viele es waren konnte sie nur ahnen aber sie rechnete mit mindestens zwei duzend Männern. Eindeutig zu viel für sie, selbst zu zweit hatten sie keine Chance. Das ganze musste anders ablaufen. Es war schon seltsam, aber sowas hatte sie noch nie gemacht, bisher lief alles immer auf Kämpfe heraus, aber jetzt, jetzt war das vollkommen anders. Isabell war nicht dumm, sie rechnete in der Nähe des Lagers mit Wachen, deswegen hielt sie die Augen nicht nur auf das Quartett, sondern auch auf die Bäume, so länger sie den Männern folgten, um so gefährlicher wurde es, sie hatten schließlich auch einen Vorteil, denn sie kannten das Gebiet. Es war wirklich nicht einfach. Auf einmal sah sie die Vier nicht mehr, sie hatte nur einen Moment nicht aufgepasst und war an den Baumkronen entlang geschweift und dann waren sie weg, sie konnte es nicht glauben, wo waren die so schnell hin?
"Sie sind weg. Hast du sie gesehen?"
"Ja hab ich. Ich kann sie nicht nur sehen, ich kann sie auch riechen. Riechst du denn nicht den Gestank?"
"Mhhhhppppfffff, ich rieche ni....doch warte. Es...es riecht nach..."
"Blut, genau. Wolfsblut. Während du deine Augen auf den Baumkronen vor möglichen Wachen hattest und dem Quartett mit deinen Augen gefolgt bist, habe ich mich nur auf das Blut konzentriert. Die beiden Wölfe haben schließlich geblutet wie...naja egal. Sie sind hier nach rechts. Schau du nur weiter an die Bäume, solange die Tiere weiter bluten werden wir sie schon nicht verlieren."
Was war nur mit ihrem Bruder los und noch viel besser, was war nur mit ihr los? Sie verstand das nicht, aber jetzt wo sie dran dachte musste sie ihm einfach Recht geben. Es roch wirklich danach. Seltsam. Nachdem sie ihr Tempo etwas angezogen hatten, erreichten sie die Banditen wieder und diesmal wollte sie sie nicht aus den Augen verlieren. Wie lange die wohl noch unterwegs waren. Langsam mussten doch selbst bei kräftigen Männern die Wölfe schwer werden.
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| 27.12.2003 18:37 | #77 |
| Sara |
Er fragte sich während der Verfolgung die ganze Zeit, was dieser Shinoke für ein Typ war, schließlich war es fast sicher, dass er gegen ihn kämpfen musste. War er sehr stark, oder nur ein einfacher Bandit? Naja, so einfach konnte er ja nicht sein, denn sonst hätte er nicht so viele Handlanger, aber trotzdem mochte er sich nicht mit der Vorstellung anfreunden, dass es ein normaler Mensch sein könnte. Sicher war vieles möglich, aber sicher konnen nicht viele dieses Schwert führen oder naja, was hieß führen, nicht viele hätten die Gelegenheit daran ranzukommen. Er verstand das alles immer noch nicht, die Nachricht von Priester Tolban kam äußerst überraschend für ihn. Das Schwert seines Vaters hatte er, Innos möge es ihm verzeihen, vergessen, er hatte überhaupt vergessen, dass er sich einst rächen wollte, an verschiedensten Leuten aus dem Oberen Viertel. Er hatte eingesehen, dass nicht die Menschen Schuld waren, für das was er getan hatte war er ganz alleine schuldig und das würde er auch bis an sein Lebensende bleiben, er hatte diesen Banditen sicher nicht aus reiner Willkür getötet, trotzdem kannte er den Menschen nicht, vielleicht hatte er ja Kind und Familie. Dafür würde er büßen, doch wurde er auch mit Vergessenheit belohnt oder bestraft, wie man es auch sah. Jedenfalls hatte er es vergessen, doch als sein Mentor wieder davon sprach, da fiel ihm wieder alles ein. Sein Vater hatte einst gesagt, dass er es bekommen würde, wenn er in die königliche Garde eintreten würde, das alles war nie geschehen.
Vor seiner Verbannung in die Kolonie konnte er noch gut sehen, wie es hohe Leute an sich nahmen und bis heute dachte er, es liegt in irgendeinem Haus da oben. Wie das Schwert nach Gorthar, in die Hand eines Banditenanführers kommen konnte, das war ihm unerklärlich. Dieser Shinoke war ganz sicher kein normaler Mann, er musste etwas besonderes sein, oder er war ein verdammter, dreckiger Bandit, dem dieses Schwert in die Hände gefallen war. Wie auch immer, er würde es sich zurückholen, um jeden Preis, egal was auch passieren wird. Den Fehler seinen Gegner zu unterschätzen, weil er ein "Bandit" war, das machte er nicht, er hatte gelernt einen Gegner nicht mal zu unterschätzen, wenn er winselt auf den Knien lag, weil er jederzeit noch eine Überraschung parat haben könnte. Außerdem hatte er das Schwert eines Pergamos, von daher war eine Unterschätzung schon mal gar nicht drin....
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| 27.12.2003 18:39 | #78 |
| Isabell |
Scheinbar hatten sie eine lange Reise vor sich, denn noch immer kamen die Banditen nicht zum stehen, sie waren ihnen jetzt schon mehr als eine Stunde gefolgt, irgendwann musste doch in diesem Wald Ende sein. Wie konnten sie denn so weit weg vom Lager noch Angst vor Wölfen haben, das konnte ja wohl kaum der Hauptgrund sein. Das einzige Problem das sich langsam auftat war die Tatsache, dass es dunkler wurde, gerade hier im Wald war jeder Sonnenrückgang eine ganz schöne Verfinsterung, sie konnte langsam die Schatten nicht mehr sehen. Ihr Bruder hatte das schon verstanden und sie nur angelächelt und gemeint, dass er dann wohl mal eher die Führung übernehmen würde und sie dafür auf mögliche Fallen achten sollte, eine sinnvolle Idee wie sie fand, dass er wirklich alleine am Geruch den Banditen folgen wollte, das war zwar ziemlich komisch, aber sie roch es ja auch, nur nicht so stark. Es ging schon die ganze Zeit durch den Wald, immer weiter nach Osten und sie fragte sich immer mehr, wie dieses Lager wohl aussah. War es groß und sehr bewacht oder wie sah es aus? Es ging schließlich nicht um ein paar hochrangige Menschen aus der Stadt oder von Adel, sondern nur um dreckige Banditen. Trotzdem, sie hatte schon viele Banditen gesehen und einige brachten es zu viel Gold und Ruhm. Das war es doch, was die meisten interessierte. Eigentlich waren ihr diese Banditen ja egal, wenn sie nicht das Schwert gehabt hätten, dann wären sie nichts weiter als normale Banditen gewesen, die hin und wieder raubten, plünderten, mordeten. Sowas gab es überall und brauchte sie nicht zu interessieren, aber so wurden sie eben doch interessant. Im Wald war es ruhig, fast zu ruhig, doch im Gegensatz zu ihrem eifrigen Bruder nahm sie eine andere Veränderung war, diese Stille war nicht normal, sie war erst so gemacht worden. Fast schien es so, als ob alle Tiere in der Nähe getötet wurden, ja, jetzt spürte sie es ganz deutlich, die Seelenessenz der ganzen toten Tiere lag hier in der Luft, doch auch Menschen waren unter ihnen. Dieser Wald schien zwar friedlich, doch man hatte nur der Flora ihren Ursprung gelassen, wahrscheinlich zur besseren Tarnung, die Fauna musste hier dran glauben.
"Rociel. Spürst du das auch? Diese Totenstille?"
"Es ist ruhig..."
"...Zu ruhig. Ich glaube, dass hier keine Tiere mehr leben."
"Du glaubst?"
"Ich spüre es. Hier liegen noch viele erst kürzlich gestorbene Seelenessenzen in der Luft."
"Aha. Und weiter?"
"Dieser Shinoke muss sie alle getötet haben."
"Verstehe...ein ausgesprochener Liebhaber des Lebens also...in Ordnung, danke für den Hinweis."
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| 27.12.2003 20:52 | #79 |
| Sara |
Weiter ging es durch den Wald, immer weiter und weiter, scheinbar nahm das alles nie ein Ende, doch die Spur war wenigstens noch immer da, entweder der Wolf hatte zu viel Blut oder er hatte zu viel Blut, soviel konnte man doch gar nicht verlieren, sie gingen nun schon mindestens zwei Stunden. Eine gute Meile hatten sie mindestens schon hinter sich. Oh man, was war das für ein Verrückter, der eine Meile um sein Lager noch aus Angst Wölfe töten ließ, von wegen Nahrung. Die Banditen waren aber wirklich sau dumm, selbst ohne seine anscheinend beängstigend gute Nase hätte er ihnen folgen können. Hier klebte Blut an Grashalmen, da waren frische Spuren in der Erde und hin und wieder auch umgeknickte Äste eines Baumes zu sehen. Nein, sonderlich geschickt gingen sie nicht vorrann, aber auch nur, weil sie nicht damit rechneten verfolgt zu werden. Dafür mussten sie um so besser agieren, denn sonst hätte schon längst jemand sie bemerkt. Doch langsam war es genug, so groß war der Wald nun auch wieder nicht und obwohl er eigentlich den ganzen Wald als seinen Freund sah, wurde er nun immer fremder, was vielleicht auch daran lag, dass es immer dunkler wurde. Dafür waren sie nun absolut lautlos und absolut unsichtbar, so hatte eben alles seine Vor- und Nachteile.
Auf einmal zog ihn Isabell zur Seite und schleuderte ihn mehr oder weniger sanft direkt gegen einen Baum. Zuerst war er überrascht und dachte sie hätte jetzt vollkommen den Verstand verloren, denn inzwischen musste er sich sehr konzentrieren, da das Blut immer weniger wurde und so wurde die Konzentration sehr gestört, doch während Isabell noch um den Stamm linste, hielt er seine Klappe, denn sie hatte bestimmt einen Grund warum sie das getan hatte, schließlich war Isabell nicht dumm, im Gegenteil, sie handelte zumindest bis jetzt bei dieser Banditensache viel überlegter als er. Trotzdem wollte er zum Henker noch mal wissen was los war, schließlich konnten sie jetzt die Spur vergessen. Trotzdem achtete er auf die Brisanz ihrer Lage und flüsterte nur, sie machten das jetzt immer so, da sie nichts riskieren wollten und so nah wie sie sich immer waren konnte man auch alles gut verstehen.
"Isabell, was ist los?"
"Wenn du vorsichtig um die Ecke schaust, dann kannst du ihn sehen."
"Wen? Wen soll ich sehen?"
"Na die Wache da oben, siehst du? Ein paar Bretter um besser stehen zu können, einen Bogen - ich vermute es ist ein Langbogen - und eine Fackel samt dem Fackelträger."
"Aha. Gut das wir nicht mitten durch gelaufen sind. Also heißt das, dass das Lager dieser Verrückten in der Nähe ist. Was machen wir jetzt?"
"Na zuerst mal den Typen ausschalten und sehen ob es noch mehr von denen gibt."
"In Ordnung, um den kümmer ich mich, du bleibst schön hier Schwester."
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| 27.12.2003 21:40 | #80 |
| Isabell |
Soweit so gut, aber jetzt mussten sie mehr machen als nur eine Wache umhauen, zuerst einmal mussten sie dieses Lager finden, aber soweit entfernt konnte es ja nicht mehr sein. Im Gegenteil, während ihr Bruder sich um die Wache kümmerte, konnte sie schon mal das Lager ausmachen, die Richtung hatte sie zumindest recht schnell gefunden. Außerdem schien irgendwo in der Ferne etwas zu leuchten, das war bestimmt ein Feuer, die Vermutung lag nahe. Irgendwie wusste sie nicht so recht, was sie davon halten sollte und vorallem was jetzt passieren würde. Wer wusste schon, was in einem solchen Lager alles passierte. Sie mussten sehr sehr vorsichtig sein und bei ihrem Bruder hatte sie da so ihre Bedenken, er war schon seit Beginn etwas nervös, nicht unbedingt unvorsichtig aber sehr angespannt. Das Schwert von ihrem Vater bedeutete ihm wohl sehr viel und auch sie war darauf gespannt, wie es aussah, sie hatte noch nie ein Kristallschwert gesehen und es war schließlich auch von ihrem Vater, also hatte sie auch ein persönliches Interesse an dem kostbaren Stück...
Diese Stille, sie war wirklich unheimlich. Wieso waren hier keine Tiere mehr, was versprach sich der Banditenanführer davon? Sie konnte diesen Sinn nicht erkennen, hatte er etwa Angst vor Tiere aber nicht vor diesen rauen Gestalten? Brauchten sie wirklich so dringend Fleisch? Jedenfalls brachte es das Gleichgewicht der Natur vollkommen durcheinander und es würde ein paar Monate dauern, bis hier wieder alles normal sein würde, Voraussetzung dafür war natürlich, dass die Tiere hier wieder leben konnten. Wenn sie eine Hüterin der Natur gewesen wäre hätte sie hier den idealen Nährboden gefunden, doch so wirklich interessierte es sie nicht, wobei sie natürlich ein persönliches Interesse daran hatte das Gleichgewicht wiederherzustellen, schließlich lebte auch sie vom Jagen und wenn es in Drakia so aussehen würde hätte sie auch gehandelt.
Wo blieb er denn nur so lange, sie mussten langsam weitergehen...
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| 27.12.2003 22:34 | #81 |
| Sara |
Das ganze hatte er schon einstudiert, bevor er überhaupt in diese Situation gekommen war, manchmal erinnerte er sich nicht an Sachen, die so grandios zu diesem Zeitpunkt waren, dass er geschworen hatte sie nie zu vergessen. Aber manchmal da funktionierte sein Erinnerungsvermögen und das zeigte ihm nun wieder die Bilder in seinem Kopf, wie vor ein paar Mondjahren in Gorthar. Es war genau in diesem Land, auf dieser Insel und genau so in diesem Wald, drei Banditen, vielleicht waren es auch vier, alle waren sie auf Bäumen mit Pfeil und Bogen und alle hatten sie nur eines im Sinn, sein Gold. Er hatte sie damals alle runtergeholt, alle lebendig. Von daher war auch das hier nichts neues mehr für ihn, gerade einen einzelnen machte er doch mit links fertig. Um nicht früher als nötig gesehen zu werden, ging er einen weiten Bogen um die Sichtweite des Mannes, doch andererseits war es so dunkel, dass auch der Schein seiner Fackel nicht viel ausrichten konnte, er war wie ein Schatten, er war schwarz wie die Nacht und auch seine Gedanken waren alles andere als edelweiß. Er hatte finstere Absichten, doch das hatte der Mann da oben doch auch und in dieser Schar aus Dunkelheit war es doch sein weißes Herz, das verhinderte, dass der Mann da oben den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr erleben würde. Trotzdem griff er in den Gürtel und zückte die Waffe seiner Wahl, im Übrigen war es ihm egal was er machte immer vollkommen egal, welchen der beiden Dolche er erwischte, sie waren beide gleich, obschon sie andere Wirkungen hatten. Todesschädel hatte eine lange Klinge und stach auch schon mal gerne durch den Körper durch und Todeszyklus bohrte sich mit seiner ungewöhnlichen Form in das Fleisch und verursachte beim herausziehen noch mehr Schäden in Gewebe, beide vollkommen gleich gut.
Nun er nahm den Dolch und visierte sein Ziel schon mal gut zehn Meter davor an, doch das war ihm noch nicht nah genug, mit gebückter Haltung schlich er sich bis zum Baumstamm selber, wo er nur noch einen Meter oder etwas mehr von dem Mann entfernt war, na der würde sein blaues Wunder erleben, zwar hatte er nicht vor ihn zu töten, doch er hatte nicht vor ihn da zierlich runter zu holen. Allerdings würde ein nicht Toter Lärm verursachen und deswegen musste es schnell gehen.
Er trat nun aus dem Schatten hervor, stellte sich seitlich zu dem Mann und ließ den Dolch in der Hand fliegen, bis er richtig lag, dann schloss er ein Auge, zielte genau auf das Schulterblatt des Mannes und warf. Es dauerte keine Sekunde, da war ein mittellauter Schmerzensschrei zu hören und der Mann verlor das Gleichgewicht und fiel gut drei, vier Meter nach unten. Ob noch alles dran war interessierte Rociel nicht, das blöde war, nach dem Sturz war er immer noch nicht ruhig, also musste er noch mal ran. Einen Fausschlag später waren dann auch bei der männlichen Wache die Lichter ausgegangen und er konnte seinen Dolch wieder herausholen, es war der lange, der sich ziemlich tief durch die dicken Muskeln des Mannes gebohrt hatten, naja, das hatte ihm auch nichts geholfen. Allerdings dachte er noch dran, ihn mit seinem eigenen Hemd zu knebeln und zu fesseln, allerdings würde er wohl eh erst in ein paar Stunden aufwachen. Er dachte sogar noch dran die Wunde abzubinden, aber überleben würde er es auf jeden Fall. Danach war aber Schluss mit den Nettigkeiten und er verstaute den Schlummernden hinter dem Baumstamm, bevor es wieder zurück zu Isabell ging.
"Wo hast du denn so lange gesteckt?"
"Lange? Also hör mal, du weißt genau, dass ich ihn nicht töten konnte und einen Wimmernden muss man erst mal verpacken, damit er nicht um Hilfe schreit."
"Hm, naja stimmt schon, aber jetzt komm, das war die einzige Wache, wir müssen jetzt dieses Lager finden."
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| 28.12.2003 00:11 | #82 |
| Isabell |
Das Lager war wirklich nicht sehr weit entfernt und mal abgesehen von der einen Wache trafen sie auch nicht mehr auf Wiederstand, irgendwie war das seltsam, es passte einfach nicht zusammen, es stimmte alles irgendwie nicht. Das Lager an sich war auch überhaupt nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatten, da waren keine besonderen Sicherungen, da waren auch keine Wachen aufgestellt, nur ungefähr sieben oder acht, vielleicht auch neun Zelte, in denen nun Lichter brannten, davor wie auch innen. Scheinbar waren dort die meisten der Typen gerade. Ein Zelt jedoch schmückte sich besonders heraus und untermauert wurde das durch die Tatsache, dass zwei Männer davor Wache schoben. Wenn das nicht das Zelt von diesem Shinoke war, ja dann wusste sie auch nicht mehr, was das sollte. Allerdings wurde ihre Aufgabe jetzt unweigerlich schwieriger, denn sie wollte nicht wissen wie viele Leute sich in den Zelten befanden, nur stieg jetzt die Gefahr entdeckt zu werden, das ganze Licht tat zwei Schattenwesen nicht gut. Sie fragte sich, wie sie bloß an das Hauptzelt rankommen sollten. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als einen großen Bogen um das Lager zu machen. So war das eben, sie konnten es nicht verhindern.
Trotz der Distanz blieben sie lautlos, sie waren immer noch absolut perfekt getarnt und schienen von nichts und niemanden gesehen zu werden. Es dauerte trotzdem eine halbe Stunde, bis sie um das Lager herum waren und dann genau auf der anderen Seite standen, sie hätte sich gerne mal das Lager bei Tag angeschaut, doch das war viel zu riskant. Blieb immer noch die Frage, was sie jetzt tun sollten, aber der einzige weg an das Zelt ranzukommen war ranzuschleichen. Doch da ihre Körper einen Schatten in dem Zelt spiegeln würden, mussten sie sich so klein wie möglich machen und deswegen auf allen Vieren entlang robben, das war zwar nicht schön aber ging besser als erwartet, wenigstens war es nicht schlammiger Boden, sondern nur Erde, das wäre heftig gekommen. So aber kamen sie ohne sich einzusauen an das Zelt, als sie ganz nahe kamen bewegten sie sich kaum mehr schneller als eine Schnecke und versuchten selbst langsam zu atmen, das ganze war gefährlich, so nah an einem fremden Lager, wenn sie entdeckt würden hätten sie ein nicht allzu kleines Problem.Doch sie wurden nicht entdeckt, als sie dann schon das Zelt berühren konnten, lauschten sie in der Hoffnung etwas zu hören und sie hatten Glück, die Bewohner schienen noch nicht zu schlafen, im Gegenteil, sie bekamen ein ziemlich interessantes Gespräch mit, da es sehr erregt zuzugehen schien, was auch gut für sie war, so wurde die Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt.
"Unmöglich, das ist unmöglich Chef!"
"Ihr habt doch nur Angst, wieso sollte das nicht machbar sein?"
"Ein paar Leute auszurauben geht ja noch, aber das ist eine Nummer zu groß für uns. Wir sind keine Kämpfer."
"Ach Blödsinn, wenn ich euch sage wir überfallen den Transport, dann machen wir das auch. Und zum Beweis werde ich mir nur vier Männer mitnehmen, danach solltet ihr endlich sehen, dass mich, Shinoke, nichts aufhalten kann. Mit diesem Schwert bin ich unbesiegbar."
"Das ist doch Wahnsinn, vier Männer und ein Schwert, das mir nicht geheuer ist. Ihr werdet sterben Shinoke, hört auf....arggghhh"
Das Gespräch endete an diesem Augenblick, sie hatten eine Klinge gehört und durch die Schattenspiele in dem Zelt konnten sie sehen, wie eine Figur eine andere ein Schwert in die Brust rammte und wie diese dann röchelnd zu Boden ging...
"Niemand zweifelt an meinen Worten und schon gar nicht jemand wie du. WACHEN! Schafft mir diesen Dummkopf vom Leib, er wollte einfach nicht aufhören mich zu langweilen."
"Jawohl Chef."
"Morgen werde ich den Transport kriegen und dann gehören die ganzen Goldstücke mir, zehntausende sind unterwegs, wenn man den Informationen meines Spitzels glauben kann. Morgen am Fluss, da wo sich die beiden Eichen zu einer Brücke krümmen, da wird die Falle zuschnappen und dann werden auch die letzten Zweifler aus diesem Sauhaufen nicht mehr wagen mein Wort in Frage zu stellen, wir werden soviel Gold haben, das wir drin schwimmen können, aber der Hauptteil gehört mir, mir, mir, hahahaha."
Dieser Typ hatte ganz klar ein Rad zu wenig im Hirn, doch sie hatten genug gehört, mit einem Nicken beschlossen sie sich wieder zu entfernen, solange bis sie außerhalb des Lagers waren.
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| 28.12.2003 00:41 | #83 |
| Sara |
Er hatte den Kerl einfach getötet, weil er ihm wiedersprochen hatte, das konnte ja wohl nicht wahr sein. Mit seiner Klinge, mit der Klinge seines Vaters. Das war unfaßbar, ein Verbrechen für das er sich rächen würde, wer weiß wie viele Menschen schon mit der Klinge getötet wurden, geführt von einer unheiligen Hand. Er würde sich morgen ganz sicher daran erinnern, doch für heute hatten sie genug gehört. Es war gut verlaufen, besser als erhofft, sie waren lautlos gekommen und lautlos gegangen, genauso wie sie es sich auch erhofft hatten, jetzt war nur noch die Frage, wo sie die Nacht verbringen sollten. Es empfahl sich ein wenig weg vom Lager zu schlafen, doch nicht zu weit weg. Sie mussten morgen unbedingt vor den Banditen da sein, eine genaue Zielbeschreibung hatten sie ja jetzt bekommen. Wenn diese fünf Banditen meinten, dass sie eine Falle stellen wollten, dann würden sie das auch und dann würden die Fallensteller in eine Falle tappen, das war schon wieder fast zu komisch, doch leider war es zu ernst, als das man drüber lachen konnte.
Er hatte diesen Shinoke falsch eingeschätzt, er dachte wirklich irgendein ehrenvoller Mann hatte die Klinge nun in seinem Besitz, doch das war er ganz sicher nicht, der Kerl war einfach nur total durchgeknallt, doch behielt er dabei immer noch ein Stück Bodenhaftung, was ihn so gefährlich, so unberechenbar machte. Diese Typen waren gefährlich, äußerst sogar. Sicher einen Mann aus kurzer Distanz niederzustrecken war keine Kunst, er konnte sich kein Urteil über die Waffenkünste des Mannes machen, wie gut er denn mit der Klinge umgehen konnte, aber es war sicher nicht das Schlechteste, denn für die Kristallklinge brauchte man mehr als nur einfaches Können.
Doch sie hatten auch einen Vorteil, diesen Banditen ging es nur um Gold, nicht um irgendwelche Motive wie die Weltherrschaft, die Ausrottung bestimmter Gruppen oder was man sonst noch so fordern konnte, wenn man einen an der Waffel hatte. Nein, es ging nur um Gold und die damit verbundenen Annehmlichkeiten. Genau deshalb würden sie auch verlieren, denn sie kämpften für selbstlose Ziele und das war wichtig.
Sie waren etwa eine halbe Stunde vom Lager weggelaufen, das alles mit recht schnellen Tritt, die Distanz war groß genug, so dass sie es sich leisten konnten ein Feuer zu entzünden, das sie in der Nacht wärmen sollte. Als dies geschehen war, legten sie sich wieder hin, er glaubte nicht, dass sie etwas von den Banditen zu befürchten hätten, da war er sich sicher, viel mehr machte ihm diese GELIRKAS Sekte immer noch Schwierigkeiten, denn wer einmal morden wollte, der würde es auch noch ein zweites Mal tun und die Frage war, ob sein Amulett auf alles schnell genug reagieren konnte. Aber mit dieser Sekte würde er sich später beschäftigten, jetzt stand einzig und allein dieser Bandit auf der Rechnung, morgen war der Tag der Entscheidung, er wollte morgen das Schwert seines Vaters in Händen halten, dafür würde er alles geben.
Isabell indess schlief schon, als er sie noch mal ansah. Er fragte sich, wie sie das alles sah, sie hatten in letzter Zeit wenig miteinander geredet, aber es war ihnen einfach nicht so oft möglich, wenn sie nichts sagen durften. Trotzdem war er froh, wenn sie mal wieder etwas Zeit für sich hätten, schließlich waren sie auch wegen den Schönheiten aus Gorthar hier, nicht nur wegen den Schattenseiten.
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| 28.12.2003 11:01 | #84 |
| Isabell |
Sie hatten nicht lange geschlafen, mit den ersten Sonnenstrahlen wurden sie schon wieder wach, vielleicht lag es aber auch daran, dass es heute kein so angenehmer Platz war, um zu nächtigen. Wenigstens war es wie immer warm, das reichte ihr schon, aber richtig bequem war es wahrlich nicht. Sie brauchten heute nur ungewöhnlich lange, um aufzustehen, irgendwie wollten sie trotz der unbequemen Art nicht von hier fort, denn wenn sie aufgestanden wären, dann würden sie ja wissen was sie erwartete.
Aber irgendwie musste es dann ja doch geschehen sein und wenigstens hatten sie beide ein kärgliches Frühstück, dass sie auch dringend brauchten, die beiden Scavengerkeulen von gestern. Noch einmal kurz angebrutzelt schmeckten sie gar nicht mal so schlecht, nur war es viel zu wenig, sie hatten immer noch Hunger, obwohl sie ja sonst auch kaum mehr aßen, aber da bewegten sie sich auch nicht so viel. Bewegung machte eben hungrig und auch nachts in der Kälte schlafen, auch wenn das Feuer das Schlimmste noch verhinderte. Natürlich hätten sie sich nun lieber auf die Suche nach einer weiteren Mahlzeit gemacht, aber das konnten sie nicht, denn sie wussten ja nicht, wann genau Shinoke an dieser Stelle beim Fluß zuschlagen wollte. Sie mussten sie schließlich auch erst mal finden. Am Fluss, wo sich die beiden Eichen zu einer Brücke krümmten..., das war eine ziemlich gute Beschreibung, allerdings wussten sie nicht, in welcher Richtung, doch es lag irgendwie nahe, das es in Richtung Gorthar Stadt lag. Den Fluß hatten sie dank einiger Umwege, um nicht auf die Banditen zu stoßen, schnell entdeckt, doch die Eichen mussten sie erst mal suchen. Das konnte wohl noch etwas dauern. Wenigstens konnten sie mal kurz abschalten und zusammen den Wald genießen, obwohl sie ihrem Bruder seine Anspannung und seine Konzentration deutlich anmerkte, er war jetzt nicht mehr so wie den Tag zuvor, er war jetzt nur noch auf diese Falle fixiert. Sie ahnte schon, dass sie nicht viel mit ihm anfangen konnte, bevor sie das Schwert ihres Vaters wieder hätten, aber daran konnte man eben nichts ändern...
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| 28.12.2003 11:25 | #85 |
| Sara |
Rociel bereute es schon jetzt, denn so ein Kampf war immer etwas gefährliches und vorallem waren sie in der Unterzahl und das ziemlich heftig, aber eine andere Wahl ließ man ihnen ja nicht. Auch war es anders als sonst, wenn man zufällig in Kämpfe verwickelt wurde oder es nur kurzfristig entschied, es war dann immer ein wenig anders, weil man die Situation irgendwie noch nicht kannte, aber auch anders in den Kampf ging. Jetzt aber wussten sie zumindest ungefähr was sie erwartete und die Aussicht konnte zwar Mut machen, konnte aber auch deprimieren. Sicher, er wusste wie gut Isabell kämpfen konnte, sie war besser als er, zumindest gleich gut und er selber, nun ja, ein Schwert halten war auch noch drinne, aber Isabell trug noch immer keine Rüstung, vielleicht hätten sie sich darum eher kümmern sollen, aber die Suche nach diesen drei exotischen Teilen, würde sicher länger als nur einen Tag dauern, wahrscheinlich länger als eine Woche und einen Monat. Die vier Banditen, die Shinoke da mitnehmen wollte, sie waren gar nicht mal sein Hauptproblem, denn wenn alle so aussahen wie die vier, die sie letztens beobachtet hatten, na dann gute Nacht, aber es war mehr dieser unberechenbare Verrückte. Eigentlich war es nicht seine Art so jemanden überhaupt ernst zu nehmen, aber er war kaltblütig und wenn er ein schlechter Kämpfer wäre, dann könnte er sicher nicht so ein Lager führen. Naja, er würde es ja noch sehen, aber wohl war ihm nicht dabei.
Auf jeden Fall wollte er kein Risiko eingehen, wenn er merkte, dass es gefährlich für seine Schwester werden würde, dann würde er lieber fliehen, zwar war dies extrem peinlich vor einem solchen Verrückten zu fliehen, aber Isabells Leben war wichtiger als irgendwelche Kämpfe oder Besitztümer. Wenn es allerdings nur um sein Leben gehen würde, dann würde er bis zum Ende kämpfen, denn das hätte sein Vater so von ihm verlangt. Aber vielleicht machte er sich ja auch viel zu viele Sorgen, wenn sie Glück hatten war alles schnell vorbei. Allerdings mussten sie den Transport noch warnen, es durfte auch keinen Fall zu einem Zusammentreffen kommen, denn ansonsten würde Shinoke sicherlich nicht zögern die Insassen zu töten.
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| 28.12.2003 11:57 | #86 |
| Isabell |
Sie gingen weiter am Flusslauf entlang, es gab hier noch immer eine üppige Vegetation, natürlich in erster Linie Tannenbäume, doch auch Büsche und Gräser hielten sich hartnäckig gegen den Winter. Naja, im Wald war es ja immer etwas wärmer, als zum Beispiel in der Tundra, aber das war ihr eigentlich egal, hauptsache sie musste nicht frieren. Der Fluss plätscherte ganz friedlich an ihnen vorbei und sie fragte sich, von wo er entsprang, wahrscheinlich direkt von einem der riesigen Berge, die sie gesehen hatte, nachdem sie aus den Toren der Stadt raus waren und wahrscheinlich mündete das Rinnsal direkt im Meer, ja das erschien ihr logisch. Irgendwo hier musste die Stelle sein, an denen die zwei Eichen lagen und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis sie die besagte Stelle fanden. Die Eichen waren nicht umgeknickt, aber ein Blitzschlag hatte sie bersten lassten und so einen Teil von ihnen so gekrümmt, dass man wirklich wie bei einer Brücke drüber laufen konnte. Das komische war, sie waren an den Einschlagstellen wieder so gewachsen, dass da nun grüne Farne blühten. Wirklich erstaunlich, was die Natur so alles hervorbringen konnte, sie bewunderte das sehr. Allerdings war ein toter Wald kein schöner Wald, sie erinnerte sich noch einmal gut daran, was sie festgestellt hatte, als sie in die Umgebung von Shinokes Lager kamen. Wenigstens hier war es nicht mehr so schlimm, sie spürte zwar auch hier tote Seelenessenzen, aber diese konnten auch natürlich sein, jedenfalls war hier lange nicht die Masse erreicht, die es weiter östlich gab. Sie würden nicht alleine kämpfen. Apropos kämpfen, sie machte sich jetzt schon ihre Gedanken zu dem Kampf. Ihr Bruder hatte gesagt, man dürfte keinen Menschen töten, also würde sie das soweit wie möglich auch nicht tun. Er hatte schon Recht gehabt, man durfte einen Menschen nicht einfach töten, auch wenn es nur ein Bandit war. Nur würde das den Kampf unnötig erschweren. Am meisten jedoch machte ihr der fehlende Rüstungsschutz Sorgen, ein gezielter Pfeil und sie hätte ein Loch in der Brust. Das dufte nicht passieren, sie musste auf alles genauestens achten.
Sie sahen sich jetzt vorsichtig um, noch war keiner der Banditen zu sehen, an der Stelle mit den Eichen war eine kleine Lichtung, hier fehlten einfach ein paar Bäume, jedenfalls konnte sie einen Trampelpfad mitten durch den Wald erkennen, anscheinend war dies eine Route, die vielleicht von Handelsreisenden benutzt würde, auf jeden Fall würde das das Interesse erklären, das die Banditen hatten. Hier gab es wirklich duzende gute Verstecke, sie mussten aufpassen. Die Route führte eindeutig zur Stadt, jetzt war eben nur die Frage, von wo die Händler kamen. Sie konnten es nicht riskieren sich zu trennen, also mussten sie sich entscheiden und sie entschieden sich für die Stadt. Zusammen gingen sie dann diesem Weg nach, sie mussten mindestens zweihundert Meter vor diesem Platz ankommen, denn die Banditen hatten ganz sicher auch ihre Späher.
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| 28.12.2003 12:25 | #87 |
| Sara |
Sie rannten nun den Weg Richtung Gorthar, die Banditen würden sicher nicht damit rechnen, dass ihre Ladung so schnell nicht mehr kommen würde, wenn sie denn mit ihrer Vermutung Recht hatten. Sie mussten einfach Recht haben, denn ansonsten wäre das alles für nichts und wieder nichts gewesen, dann hätten sie wohl oder übel das Lager angreifen müssen, das war der ideale Zeitpunkt, da Shinoke kaum Männer bei sich hatte, warum das wussten sie ja.
Als sie weit genug weg waren blieben sie an zwei Bäumen stehen, der Pfad war immer noch gut zu erkennen, also war das tatsächlich eine Route, die oft belaufen wurde. Jetzt hieß es nur noch warten. Er hatte keine Ahnung, wie die Händler oder was auch immer da kommen würde, reagieren würden, aber er hoffte, dass sie einsichtig waren.
Die Zeit verstrich, sie mussten lange warten, entweder waren sie viel zu früh dran, oder sie hatten sich geirrt und die Banditen waren doch woanders. Sie mussten einfach richtig liegen, das durfte einfach nicht schief gehen. Dann endlich hörte er Geräusche, es waren die klappernden Geräusche eines Karrens, das musste der Transport sein. Ohne sich groß zu bemühen trat er von dem Baum hervor und stellte sich dem Transport entgegen, auch Isabell trat nun an seine Seite und wartete.
Die Händler hatten sie noch nicht vernommen, doch als sie dann näher kamen und die beiden sahen, schreckten sie sofort auf, sofort brach wildes Getümmel in den Händlerreihen aus und jeder der ne Waffe bei sich trug schien sie zu ziehen. Rociel vernahm vier gutbetuchte Händler und drei Männer mit Rüstung. Sie hatten also einen bewachten Transport, nun das würde das ganze schwieriger machen, doch trotzdem würden die Banditen sie alle töten, es war nicht umsonst eine Falle, die sie erwartete. Doch jetzt war erst mal wichtig, dass die Händler ihre Waffen niederlegten, nicht das es auch noch hier zu einem Kampf kam...
"Ihr könnt eure Schwerter wieder wegstecken, wir sind nicht da um euch zu überfallen, im Gegenteil."
"Was wollt ihr dann hier? Verschwindet, wir haben genug von euch Banditen, wir sind sieben zu zwei, glaubt ihr, das könnt ihr überleben."
"Oh man, sagt mal, wie naiv seid ihr eigentlich Händlerlein? Seht ihr die Bäume? Zehn Bogenschützen zielen auf euch, bevor ihr euch zu uns bewegt, seid ihr tot."
"Ich dachte, ihr wollt uns nicht überfallen?"
"Wollen wir auch nicht, aber die echten Banditen wollen das. Sie warten an der Flussstelle, da wo die zwei Eichen sich zu einer Brücke krümmen, ein perfekter Hinterhalt. Dort sind die echten Bogenschützen und auch ihr Anführer ist da und der allein wird in der Lage sein euch zu töten. Ihr seid nicht mal in der Lage ihm das Wasser zu reichen."
"Warum erzählt ihr uns das alles und wer seid ihr eigentlich?"
"Das ist unwichtig wer ich bin. Mir geht es nur um das Schwert und das niemand bei der Aktion stirbt. Ich bin hier um euch zu warnen, kehrt um und kommt morgen wieder, dann wird euch, hoffentlich, nichts mehr von diesen Banditen drohen. Geht weiter und stirbt einen grauenhaften Tod, ich werde euch ganz sicher nicht aufhalten, genauso wenig wie es meine Schwester tun wird. Es ist eure Wahl, vertraut einem Fremden, der es gut mit euch meint oder lasst es, mir ist es nur recht, wenn ihr schon ein paar Banditen aus den Weg räumt, nicht ich beflecke mich mit der Schuld..."
"Was ist? Glauben wir dem Fremden?"
"Wieso sollte er lügen?"
"Einen Tag mehr oder weniger, morgen wird uns dasselbe drohen..."
"In Ordnung, wir ziehen ab und kehren zurück in die Stadt Fremder."
"Eine gute Entscheidung von euch, seid gewiß, die Banditen werden nun von uns behandelt."
Das war also geschafft, jetzt aber nichts wie hin zu der besagten Stelle, allerdings würden sie sich wieder etwas zurückhalten und von Süden an die Stelle gehen, sicher war sicher...
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| 28.12.2003 13:17 | #88 |
| Isabell |
Isabell atmete durch, als die Händler ihre drei Karren umdrehten und wieder Richtung Stadt zogen, das war also geschafft. Jetzt fehlten nur noch die Banditen und das ganze war perfekt, nun zumindest ansatzweise. Sie jagten nun wieder zurück zu der Stelle am Fluss, allerdings kamen sie nun von Süden, es wäre wohl ein ganz schöner Fehler gewesen von Westen zu kommen, denn darauf lauerten die Banditen ja.
Die letzten Meter gingen sie langsamer, holten tief Luft und sogen somit viel Sauerstoff in ihre Lungen, es war kalt geworden, komisch, kälter sogar als in der Nacht, ein Regenschauer wäre jetzt perfekt gewesen, aber sie konnten ja nicht alles haben, stattdessen zogen Winde auf, die die Bäume wanken ließen. Es war erstaunlich, aber tatsächlich die Natur schien ihnen zumindest etwas zu Hilfe zu kommen. Als sie sich dann der Stelle näherten schlichen sie wieder und zwar wie gestern robbten sie auf den Boden. Sie waren durch die Sträucher hier ziemlich gut getarnt und scheinbar nahmen sie die Banditen nicht wahr. So konnten sie sich bis ganz nach vorne anschleichen. Isabell hatte ganz klar die besseren Augen als ihr Bruder, sie sah schon im Voraus die Banditen, zumindest zwei standen auf Bäumen. Als sie sich nun noch mal umblickte erkannte sie noch einen Dritten. Sie starrten alle so sehr auf den Pfad, das sie gar nicht mitbekamen, wie unter ihnen die Falle zuschnappte. Ihr Bruder hantierte noch mit den Dolchen herum, die er von seinen Stiefeln herauf zog und dann wandte er sich noch einmal zu ihr.
"Hey Schwester, hast du noch einen Dolch?"
"Ja einen brauchst du ihn?"
"Ja wäre nicht schlecht, gibt mal her."
Isabell gab ihm ihren Dolch, es war kein besonders schönes Stück, da hatten ihre Klingen mehr Eleganz, aber für seine Zwecke würde es reichen, hauptsache die Klinge war in Ordnung und scharf genug und das war sie. Mit drei Dolchen im Gürtel war ihr Bruder jetzt bereit, jetzt kam es drauf an.
"Also Schwesterherz, ich kümmere mich um die drei in den Bäumen, du hältst mir den Rücken frei und wenn du Shinoke siehst dann warte erst mal ab, wir müssen auf jeden Fall zusammen bleiben. Und denk an deinen Schutz. Isabell...pass auf dich auf Schwester."
Er gab ihr noch einen Kuss, als ob es der letzte in ihrem Leben wäre und dann rannte er los, zuerst wollte er sich den Bogenschützen auf der anderen Seite vorknöpfen...
Sie folgte ihm in einem gewißen Abstand, sie wollte aufpassen, dass keine Überraschungen drohten, von hinten oder vielleicht noch ein Vierter Bogenschütze, es sollten schließlich vier Banditen sein...
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| 28.12.2003 14:03 | #89 |
| Sara |
Sofort rannte er zu einem der Bäume die näher dran lagen, er war jetzt nur noch wenige Meter von dem Dritten den sie entdeckt hatten entfernt, aber der war vorerst nicht sein Ziel. Er wollte absolute Verwirrung schaffen, so dass die Banditen glauben mussten, dass es mehr als nur zwei Leute waren. Er zog wieder einen seiner Dolche und zielte, die Distanz zwischen ihm und dem Ziel war nun schon größer, doch er würde das schaffen, er hatte monatelang trainiert, bis er es endlich perfektioniert hatte, jetzt musste er wieder nur die Schulter treffen, verdammt, von hier unten wirkte das Ziel so verdammt klein. Trotzdem warf er, wieder mit enormer Wucht hinter dem Wurf flog das Ding und er konnte den Flug gar nicht richtig sehen, bis er dann sah, wie der Bandit mit einem Schrei zu Boden fiel, auf einem Ast zu stehen war eben noch schwieriger als auf ein paar Brettern. Doch er hatte keine Zeit sich groß zu freuen, er sprang direkt von dem Baum zum nächsten und das ganze noch mal, bis er direkt an dem Dritten Banditen vorbeilief. Dieser wachte jetzt endlich aus seiner Starre auf, schaute nicht mehr Löcher in die Luft sondern zu ihm, doch das half nichts, noch ehe er seinen Bogen gespannt hatte flog ein weiterer Dolch, diesmal war es der von Isabell, der Typ krachte mit einem Beben zu Boden, doch da der Dolch wirklich nicht so gut war, ließ er es sich nicht nehmen dem Mann noch einen Schlag zu verpassen. Inzwischen war Leben eingekehrt, der Dritte Bandit hatte ihn gesehen und er hörte mit seinen Ohren Stimmen, irgendwoher hervordringen, aber das war nicht wichtig, er hatte sich hinter einem Stamm versteckt, um vor dem Pfeil sicher zu sein, jetzt aber streckte er seinen Kopf kurz hervor und sofort wieder zurück, neben ihm schlug ein Pfeil ein, er nahm die andere Seite und trat heraus und lief so schnell es ging näher, als der Mann dann schon den Pfeil auf der Sehne hatte, ging die Hand zum Gürtel und wieder zielte er nicht, sondern warf instinktiv aus dem Gürtel heraus. Der Dolch traf dieses Mal nicht die Schulter sondern das Knie und erst wollte der Mann nicht fallen, sondern hüpfte noch auf einem Bein, das andere hatte er vor Schmerzen hochgezogen, den Pfeil allerdings hatte er noch abgeschossen, allerdings in die Luft. Das war knapp. Nun sah er keine Gegner mehr, nur noch lauter stöhnende oder bewusstlose Banditen.
Aber wo war ihr Anführer? Wo war Shinoke. Er blieb in der Mitte der kleinen Lichtung stehen und wartete, er würde sich schon zeigen, schließlich hatte er gerade drei seiner Männer augenscheinlich getötet und den Transport verhindert. Er sah Isabell, doch er gab ihr ein kleines Zeichen nicht auch zu kommen, sie war eine gute Überraschung. Den Dolch des letzten Banditens nahm er sich gleich wieder, doch diesmal ließ er ihn nur neben sich liegen, zum reinigen hatte er echt keine Zeit. Seine Augen wanderten durch den dichten Wald, seine Ohren vernahmen ein Singen einer Drossel, aber keine Geräusche von Menschen...
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| 28.12.2003 15:17 | #90 |
| Isabell |
Sie sah sich wie wild um, doch konnte auch sie niemanden sehen, doch auf einmal tauchte wie aus dem nichts ein Gestalt auf, von den Bäumen sprang sie auf den Boden, bis sie vor Rociel stand. Isabell sah mit großen Augen eine Gestalt, die der in dem Zelt sehr ähnlich sah. Sie war etwa so groß wie ihr Bruder, trug eine braune Lederrüstung und einen schwarzen Rock. Das Schwert blitzte an seiner Seite gut sichtbar auf und schien mehr als nur ein einfaches Schwert, es war tatsächlich durchsichtig. Dieser Shinoke hatte ein seltsames Gesicht, soweit sie das von hier sehen konnte wirkte es irgendwie falsch, so nicht passend. Trotzdem war sie gespannt, was jetzt passieren würde, am liebsten hätte sie ihren Bruder geholfen, doch das sollte ja erst mal nicht sein.
Sie achtete trotzdem noch etwas auf die Umgebung, mag ja sein das ihr Bruder alle drei ausgeschaltet hatte, aber trotzdem war ihr nicht wohl bei dem Gedanken, außerdem wollte dieser Shinoke doch vier mitnehmen, hatte er zumindest gesagt. Hatte er nur drei gefunden oder war hier etwa noch einer versteckt und zielte schon auf ihren Bruder? Sie musste das unbedingt herausfinden, außerdem war es sicher nicht schlecht, wenn sie von hinten angreifen würde, so wären ihre Chancen viel höher.
Der Wind war stärker geworden und wehte jetzt ganz schön kräftig an den Bäumen vorbei, aber natürlich spürten sie es auch, welche Macht der Wind besaß. Manchmal wurde es sogar richtig böenartig, aber die Bäume boten genug Deckung, so dass sie sich noch keine Sorgen machen mussten. Ein mögliches Versteck im Baum konnte sie ausschließen, denn den hätte es weggeweht, aber der Wind trübte auch ihren Blick und ihren Geruch. Suchend ging sie weiter und vernahm nun erste Schwertklänge, anscheinend hatten sie begonnen. In ihr brodelte es, sie konnte doch nicht einfach nur hier tatenlos herumstehen und nach etwas suchen, was es vielleicht gar nicht gab. Aber sich jetzt schon einzumischen wäre vielleicht unklug, wer weiß, vielleicht hatte ihr Bruder ja alles unter Kontrolle....
Sie war hin- und hergerissen, doch dann ließ sie von der Suche ab und lief wieder zurück zu der Lichtung, wo sie wenigstens beobachten wollte, was passierte, damit sie auch genau wusste, was denn passierte...
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| 28.12.2003 16:34 | #91 |
| Sara |
Kurz davor...
Der Kerl der sich selber Shinoke nannt stand vor ihm, mit einem ziemlich irren Blick. Seine Haaren waren schulterlang und dreckig, total zerzaust und schwarz. Er trug diese dreckige Lederrüstung und eben sein Schwert. Sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Er war sich selbstsicher, doch er schien sich auch zu freuen mal wieder einen Gegner zu haben. Wahrscheinlich wagte es schon lange keiner mehr ihn anzugreifen. Nach einer Weile des abtastens fing er an zu kichern, er hatte ein helles, ein irres Kichern. Was war nur mit diesem Kerl los? Rociel schüttelte nur seinen Kopf und war gespannt, was er sich diesmal anhören musste, schon zu oft war er in einer solchen Situation.
"Hehehehe, ihr habt also meine Männer getötet und wahrscheinlich auch den Transport verhindert, hehehe, so lange haben wir darauf hingearbeitet und jetzt ist alles vernichtet, hehehe. Was wollt ihr eigentlich häh?"
"Das Schwert. Ich will euer Schwert haben, gebt es mir und ich bin bereit euch zu verschonen. Das ist ein großzügiges Angebot für das, was ihr alles getan habt."
"So? Was habe ich denn getan? Hehehehe. Mein Schwert wollt ihr also? Nun, ihr bekommt es, aber MITTEN IN DIE BRUST"
Der Banditenführer zog die Klinge und schoss auf Rociel zu, doch dieser hatte damit schon lange gerechnet und die Klinge in der Hand, die beiden Schwerter berührten sich und er konnte die Macht der Kristallklinge spüren, es war eine unglaubliche Macht, wie er sie noch nie gespürt hatte, doch sein Besitzer war ein miserabler Kämpfer, seine Fähigkeiten beschränkten sich darin das Schwert zu halten und ein bisschen damit rumzufuchteln. Die Schläge wirkten alle unkontrolliert und wenig geplant. Was sollte der Blödsinn, war das eine Falle?
Er würde es ausprobieren, nach den ersten paar Hieben wich er dem nächsten Schlag aus und lief ein paar Meter zur Seite, als der flinke Shinoke ihm folgte drehte er sein Schwert in der Hand und fuhr nach hinten, nur mit Mühe konnte er das Schwert hochziehen. Was sollte das? Der konnte ja gar nicht kämpfen. Nun, dann war es an der Zeit dem ganzen ein Ende zu machen. Gerade wollte er wieder angreifen, da sah er Isabell und war abgelenkt, ein Fehler, denn Shinoke war zwar schlecht aber schnell und so riss es ihn von den Füßen und er fiel zu Boden. Wie ein Irrer rannte der Bandit auf ihn zu und wollte scheinbar das ganze durch einen Stich beenden, doch das war ja wohl witzlos. Sofort stand er wieder und blockte den Schlag, Shinoko bekam einen Tritt in den Rücken und krachte gegen einen Baum, doch anstatt sich jetzt um ihn zu kümmern, sah er zu Isabell, wieder war da dieses komische Gefühl und diesmal wurde es untermauert, denn sein Amulett brannte sich wieder in seinen Hals, doch Shinoke lag bewusstlos am Stamm, also musste es etwas anderes sein.
Im selben Augenblick sah er ein Blitzen in einem Baum, direkt hinter Isabell, er rannte zu ihr und schrie sie an, doch der Wind verwehte seine Worte. Ganz klar, das war der vierte Bogenschütze, da hatte er gar keine Zweifel. Als sie sich dann endlich umdrehte war es schon viel zu spät, es ging alles viel zu schnell...
Der Pfeil schoss von dem Baum, es gab ein klackendes Geräusch und beide fielen sie hin, für Sekunden regte sich nichts auf dem Boden, aber dann bewegte sich Isabell wieder...
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| 28.12.2003 16:55 | #92 |
| Isabell |
Isabell konnte das alles nicht glauben, erst war dieser Shinoke gegen den Baum gekracht und dort liegen geblieben, doch anstatt sich zu freuen war ihr Bruder einfach wild gestikulierend zu ihr gerannt und hatte sie dann umgerissen, doch sie hatte im letzten Moment sehr gut erkannt, warum er das getan hatte. Als sie sich umgedreht hatte vernahm sie es auch, der vierte und letzte Bandit hatte sich da verkrochen, es war viel zu dunkel, als das sie ihn hätte erkennen können. Der Pfeil der sie treffen sollte wurde abgeschossen und dann wurde es dunkel.
Nach Sekunden war sie wieder zu sich gekommen, ihr ging es gut, sie spürte kein Blut, keine besondere Kälte oder besondere Wärme in ihrem Körper, alles war noch ganz, aber ihr Bruder lag auf ihr und rührte sich nicht mehr. In ihrem Kopf brach wohl alles zusammen, was zusammennbrechen konnte, war er etwa...tot? Sie wollte daran nicht denken, doch es sah so aus, wieso bewegte er sich nicht verdammt. Isabell war der Verzweiflung nahe und einzelne Tränen schossen wie hundert Pfeile aus ihren Augen, sie waren so schnell, dass sie schon bald auf ihre Brust tropften und als sie sie wegwischen wollte spritzten einige Tropfen auf sein Gesicht, das so leblos da lag.
Aber dann wachte er doch wieder auf, ganz normal. Zum Glück, sie lächelte und freute sich wahnsinnig, ganz vergessend, dass der Schütze noch immer lauerte, aber anscheinend nicht so gut sehen konnte. Er schlug die Augen auf und sah sich verwundert um, doch es war nur einen Wimpernschlag später, da riss er sie schon wieder um, diesmal allerdings nur wenige Zentimeter in eine andere Richtung. Wieso das erfuhr sie Schlag auf Schlag, denn neben ihr schlug ein Pfeil ein, Zentimeter neben ihrem Kopf. Was für ein Riesenglück.
Irgendwie schliffen sie sich dann zu einem Baumstamm und gingen hinter diesem in Deckung, jetzt wollte sie sich erst mal um seine Wunde kümmern. Er hatte den Kopf schmerzverzehrt zur Seite gerissen, doch sie fand keine Wunde. Nirgendwo an seiner Rüstung war ein Pfeil. Was war denn das, aber sie hatte es doch...gehört, nicht gesehen... Sie sah ihn mit einem teils glücklichen, teils beängstigten Blick an, das konnte ja wohl nicht wahr sein...
"Was ist mit dem Pfeil? Wo ist er eingeschlagen, wo hast du Schmerzen Bruder? Sag schon..."
"Schwester...mir gehts gut, alles bestens. Es ist nur der Druck, das zieht auf der Brust..."
"Was? Aber auf deiner Brust ist nichts..."
"Sieh genauer hin. Der Pfeil ist auf Rexx aufgekommen, er hat mir nun zum zweiten Mal das Leben gerettet... und nebenbei auch dir, du bist ihm auch zum Dank verpflichtet..."
"Wer ist Rexx, du redest wirres Zeug Rociel."
"Ich erkläre es dir später, jetzt müssen wir uns um den Banditen kümmern."
Er stand einfach so auf, als ob nichts passiert wäre, aber das war doch nicht möglich, sie hatte immer noch nicht verstanden, aber sie sah und roch kein Blut, also musste er die Wahrheit sagen...
"Hör zu, ich brauche einen Dolch. Mit unserem Schwertern können wir da nichts ausrichten. Du musst mir einen holen. Ich lenke ihn derweil ab."
"Nein, ich..."
"Vergiss es, du hast keine Rüstung, der Junge schießt verdammt scharf, du gehst, ich lenke ihn ab."
"Hmm, stimmt ja meine verdammte Rüstung."
"Siehst du den Dolch da vorne, den will ich, schmeiss ihn einfach zu mir, wenn du ihn hast."
"Mach ich, aber setz nicht noch mal dein Leben auf's Spiel..."
Sie zählten bis drei und beide kamen an einem anderen Ende wieder raus, sie rannte zu dem Dolch und ihr Bruder rannte auf den Baum mit dem Schützen zu...
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| 28.12.2003 18:17 | #93 |
| Sara |
Man was war nur los, hier ging ja alles andere Bahnen als es normalerweise sein sollte, der große, tolle Banditenanführer der sein Schwert benutzte hatte nicht mal ansatzweise die Macht, die er in diesem Schwert spürte, nutzen können, dafür machte jetzt so ein kleiner, mieser, schleimiger Bandit Probleme. Eigentlich war es so voller Wut, dass er ihn gerne direkt niedergestreckt hatte, aber ein wahrer Diener zeichnete sich dadurch aus, dass er selbst in einer solchen Situation den Kopf bewahrte.
Er war wieder nach vorne gerannt, hatte sich sozusagen als ideale Zielscheibe präsentiert, damit Isabell in Ruhe den Dolch holen konnte, dann aber war auch er wieder hinter einem Baumstamm in Deckung gegangen und musste auch gleich einen Pfeileinschlag mitansehen. Zum Glück nur in den Stamm und nicht in ihn. Ein Wunder, dass der Schütze bei dem Wind überhaupt noch treffen konnte, das musste ein begabter Mann sein, aber seine Begabung würde ihm nichts nutzen, denn seine Schwester hatte inzwischen den Dolch gefunden und warf ihn nun zu ihm hin. Er konnte ihn nicht direkt fangen, musste wieder aus seinem Versteck heraus, doch das Risiko ging er ein.
Den Dolch nahm er noch im Gehen auf, bevor er sich ein weiteres Mal hinter einen Baum warf, wieder ging der Pfeil nur knapp daneben, wieviele hatte er denn noch in seinem Köcher? Isabell und er waren jetzt gemeinsam hinter einen Baumstamm und am liebsten hätte er sie jetzt in den Arm genommen, aber dazu bestand noch kein Anlass, erst mal mussten sie sich um die drohende Gefahr kümmern. Rociel atmete kurz auf und dann rannte er wieder, von einem Baum zum anderen, langsam konnte der Schütze nicht mehr zielen.
Der Baum, auf dem er den Mann vermutete, kam immer näher und näher und dann war es soweit, er war endlich in Sichtweite. Rociel verließ sich jetzt nicht mehr auf seine Augen, er tat das, was Priester Tolban ihm beigebracht hatte, das Kämpfen ohne die Augen, er hörte nur noch, wie ein letzter Pfeil abgefeuert wurde, die Vibrationen in der Luft waren ganz deutlich vor seinem Auge und genauso eine Gestalt, die mit festen Stand auf einem dicken Ast stand. Er holte aus und zielte ohne zu sehen, erst im letzten Moment riss er die Augen auf und warf...
Sekunden später vernahm er ein Plumpsen, ein dumpfer Aufprall, das war geschafft, soweit so gut...
Isabell und er fielen sich danach in die Arme, sie hatten nur darauf gewartet, dass es endlich vorbei war, jetzt mussten sie nur noch die Klinge holen. War es jetzt endlich vorbei? Nein, es war noch lange nicht vorbei.
Gerade als sie zu der Stelle kamen, an der Shinoke gelegen hatte, war nichts mehr zu sehen, er war wohl wieder aufgewacht und genauso war es auch, denn er tauchte nun aus dem Schatten auf und kam mit riesigen Schritten auf sie zu. Er hatte eine blutige Wunde am Kopf, Platzwunde...Blut färbte sein Gesicht, doch das schien ihn nicht zu hindern. Er sah anders aus. In seinen Augen war nicht mehr Wahnsinn zu erkennen, sondern eine unglaubliche Mordlust...
In Ordnung, er hat es nicht anders gewollt, jetzt ist Schluss, das nächste Mal werden wir nicht abgelenkt Shinoke!
Wieder zog er sein Schwert und das Duell wurde fortgesetzt.
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| 28.12.2003 19:08 | #94 |
| Isabell |
Ihr Bruder und dieser blutende Mann kämpften schon wieder und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Einfach nur zuschauen? Rociel schien ja mit dem Mann klar zu kommen. Aber das konnte sie nicht, sie musste auch dieses Mal handeln. Doch ehe sie sich noch gegen den Banditen stellen konnte, merkte sie einen Blick in ihrem Rücken und zuckte zurück. Einer der Banditen, die sein Bruder vorhin getroffen hatte, stand wieder und hatte nun sein Schwert in der Hand. In dem Knie des Mannes steckte ein Dolch und verursachte scheinbar noch immer Schmerzen, doch der Mann zog ihn einfach raus und warf ihn weg, als ob nichts gewesen wäre. Allerdings humpelte er, sein Bein war wohl zudem noch beim Sturz gebrochen. Sie musste sich erst mal um den kümmern, ehe sie in den Kampf mit Shinoke eingriff, bis dahin sollte es ihr Bruder hoffentlich zu Ende gebracht haben, denn es gab nichts schlimmeres als einfach nur tatenlos zuzusehen, wie jemand kämpfte den man kannte.
Der Bandit schien unbedingt kämpfen zu wollen, also sollte er diesen Kampf bekommen. Sie zog die Tharek'Ils aus ihren Scheiden an ihrer Hüfte und ließ sie ein wenig in ihrer Hand spielen, der Bandit hatte für einen Moment lang gezuckt, als er gesehen hatte, dass sie mit zwei Schwertern kämpfte, sie hatte es genau gesehen, jetzt wo sie ihn so anblickte und seine Augen sehen konnte, doch danach hatte er sich wohl gedacht, das er diesen Kampf trotzdem gewinnen würde und versuchte mehr oder weniger auf sie zu zustürmen. Mit einem humpelnden Bein war das allerdings mehr oder weniger erfolgreich und fast hatte sie sogar Mitleid mit dem armen Kerl, doch dann erinnerte sie sich wieder daran, dass er sie umbringen wollte, sie und ihren Bruder. Der Kampf war Recht schnell entschieden, die ersten zwei Angriffe ihres Schwertes konnte er noch geradeso abwehren, aber beim dritten Schlag fiel ihm das Schwert aus der Hand und eigentlich hätte sie ihn jetzt töten müssen, doch sie tat es nicht und sagte dem Mann nur, er soll seine "Kollegen" einsammeln und so schnell es ging abhauen. Als er das dann getan hatte, blickte sie ihm noch mit ernstem Blick nach, bis er verschwunden war, dann aber rannte sie wieder zurück zur Lichtung, es war fast eine Wiederholung, ja wären da nicht ein paar Details gewesen, hätte sie wirklich gedacht, das wäre alles wie eben. Wieder hatte ihr Bruder scheinbar keine Probleme mit dem Banditenanführer und wieder schlug er, als sie kam, donnernd gegen einen Baum, wieder blieb er bewusstlos liegen, aber als Rociel sich umdrehte und sie begrüßen oder was auch immer wollte, da regte sich etwas. War Shinoke etwa immer noch nicht geschlagen? Er stand wieder auf, umklammerte fest das Schwert, aber dieses Mal war es nicht Shinoke...
Sie erschrak und auch ihr Bruder zuckte, der Mann hatte keine Augen mehr und sein Körper veränderte sich, langsam aber sicher quoll er an und wurde immer unmenschlicher, bis dieses Vierbeinige Wesen fertig vor ihnen stand. Zuerst dachte sie, dass sie träumen würde, aber es war kein Traum. Shinoke war also kein Mensch, sondern...ja was war dieses Etwas da eigentlich? Jedenfalls war es unglaublich schleimig und ekelhaft, die grüne Masse triefte an ihm herab und Isabell war mehr nach erbrechen als kämpfen zumute. Als es dann mit einem der vier Arme ausholte und auf sie zielte, sprangen sie zur Seite, die Hand krachte in die Erde und hinterließ einen kleinen Steinkrater. Verdammt, das Etwas musste eine ungeheure Stärke besitzen. Dann hörte sie ihren Bruder, der in die andere Richtung gesprungen war.
"Isabell, wir müssen jetzt zusammenarbeiten. Dieses Riesenvieh ist viel zu mächtig, ich glaube kaum, dass es noch immer so schlecht kämpfen kann. Wir müssen aufpassen..."
Wieder krachte eine der Hände in den Boden, doch ihr Bruder war rechtzeitig ausgewichen.
"Hast du verstanden, wir müssen es aus zwei Seiten angreifen. Aber pass auf dich auf."
"Ja ist gut Bruder."
Irgendwie konnte das alles nicht wahr sein, doch Isabells Klingen blitzten dennoch auf und waren bereit diesem Vierbeiner die Arme zu stutzen. Sie stürtzten sich jetzt von beiden Seiten auf das Ding, das vor Sekunden noch ein normaler Mensch zu sein schien, es war ihre einzige Chance.
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| 28.12.2003 19:56 | #95 |
| Sara |
Was er da zu sehen bekam war wirklich mehr als ungewöhnlich, doch es erklärte sovieles. Die Angst vor Tieren. Die plötzliche Machtzunahme. Den Chefposten. Und vorallem warum er das Schwert in den Händen hielt, es konnte einfach nicht sein, dass das Schwert seines Vaters in die Hände eines untalentierten Banditen geriet. Und es erklärte auch, warum Priester Tolban nichts gesagt hatte, er wusste wohl ganz genau, was es mit Shinoke auf sich hatte, natürlich wusste er es, genau wie er auch wusste, dass Rociel ihn nicht töten konnte...solange es ein Mensch war. Doch jetzt zeigte der Dämon sein wahres Gesicht und ließ die Hülle eines Sterblichen fallen. Doch damit hatte er einen Fehler begangen, denn jetzt war er bereit alles zu geben, er war bereit ihn zu töten und er spürte, wie sich sein Blut auf einmal veränderte, es fing richtig zu kochen an und schon wieder bekam er diese Streifen an der Wange. Er war jetzt absolut außer Kontrolle, wie ein tollwütiger Wolf, den man von der Leine ließ. Er kannte jetzt nur noch ein Ziel und das war das Schwert seines Vaters. Das wichtigste war, dass Isabell auf sich aufpasste, denn er konnte das nicht, in seinem Fanatismus war er nur noch auf Shinoke aus. Mit unglaublich schnellen Schritten rannte er auf das Ungetüm zu, das mindestens dreimal so groß war wie er. Die vier Arme gingen in einer regelrechten Explosion auf ihn nieder, der erste schlug neben ihm ein und hinterließ aufgewühlte Erde, der zweite verfehlte wieder das Ziel und ließ die Erde und die Steine hochspritzen. Auch der dritte und der vierte verfehlten ihn, er war absolut nicht mehr aufzuhalten und sprang auf das Ungetüm los, im Sprung noch legte er die linke Hand um den Griff und schlug dann mit beiden Händen am Schwertgriff zu, sofort schrie der Dämon auf und zwei gewaltige Pranken fielen donnernd zu Boden, doch schon als er weitermachen wollte, erwischte es ihn von der Seite und er wurde durch die Luft geschleudert, bis sein unfreiwilliger Flug krachend an einem Baum endete. Verdammt, das hatte weh getan, doch noch bevor der nächste Schlag sein Gesicht zerschmettert hätte tauchte er weg. Hinter ihm wurde der Baum aus den Wurzeln gerissen und krachte zusammen, alleine daran konnte er sich ausrechnen, was mit ihm passiert wäre. Die Lichtung an sich war nun schon zu einem Schlachtfeld verkommen, allein der ganze Schleim, das ganze Blut und der umgestürtzte Baum. Doch noch war hier gar nichts vorbei, als er wieder hochschnellte sah er seine Schwester, ihr war es gelungen einen weiteren Arm abzuschlagen, aber sie kämpfte nur noch mit einem Schwert, das andere lag ein paar Meter neben ihr, sie hatte es wohl verloren...auf jeden Fall war sie in arger Bedrängnis, das sah nicht gut aus.
Er spürte jetzt einen ziehenden Schmerz in seiner Schulter, schließlich war der Aufprall heftig gewesen, doch das hinderte ihn nicht daran seinen Schmerz zu ignorieren, er umklammerte den Griff seines Schwertes wieder und stützte sich daran auf, danach knackte ne ganze Menge seiner Knochen und er fühlte sich wieder fit. Mit langsamen, aber nicht zu langsamen Schritten ging er auf das Monster zu, während seines Laufes hob er noch einen der Krummsäbel seiner Schwester auf und warf ihn ihr zu, womit sie wieder beide hatte und erst mal sicher war, denn im verteidigen war sie noch ein Stückchen besser als im angreifen. Doch dann blieb er erst mal stehen und sah sich diesen Dämon ganz genau an. Egal was es war, es musste eine Schwachstelle haben, doch mit einem Arm schlug es sich schon richtig schlechter. Rociel sah nicht mehr lange hin, er hatte die Schwachstelle seines Gegners erkannt. Er setzte sich nun wieder in Bewegung, seine Schritte wurden schneller und schneller, bis er wieder rannte, Shinoke hatte ihn gespürt, diese Gefahr, diese brennende Flamme die da auf ihn zugeschossen kam, aber es war eh schon zu spät für ihn, dieses Etwas war sowohl in seiner menschlichen, als auch in seiner abartigen Form kein Gegner, ein letztes Mal streckte er seinen letzten Arm aus, ließ ihn donnernd auf den weichen Erdboden fallen und löste dabei ein kleines Beben aus, doch das alles half nichts, er hatte es nicht auf seinen Oberkörper abgesehen, sondern auf seine Beine, Rociel tauchte regelrecht unter dem Arm hindurch und ließ seine Klinge fest in den Griff segeln, mit beiden Händen umschlossenflog er unter ihnen durch und Isabell nutzte die Chance und schlug auch noch den letzten der vier Arme ab. Hilflos lag das schleimige Etwas dann auf der Erde, aber tot war es noch lange nicht, es einfach liegen lassen wäre durchaus gefährlich gewesen, doch das hätte er eh nicht, er war noch immer verändert, das er seinen Gegner leben ließ, kam für ihn nicht in Frage.
Und am Ende jeder Geschichte, schlagen wir der Schlange den Kopf ab!
Sein Schwert wirbelte wieder durch die Luft, unbeeindruckt von Isabells Anwesenheit wand es sich grausam gegen das dämonische Wesen und durchbohrte sein Fleisch wie Butter. Das ganze kannte er gut, erst vor kurzem hatte er einem anderen Wesen den Kopf abgeschlagen, auch dieses war mit Shinoke irgendwie verwand. Der Kopf rollte und verschwand irgendwo im Wald, zurück blieben vier abgeschlagene Beine und Arme, sowie ein lebloser Körper voller grüngelben Schleim.
Ihre Aufgabe und der Kampf waren hiermit beendet.
Unheilige Kreaturen haben nichts anderes als den Tod durch geheiligten Stahl verdient. Meine Klinge soll weitere Dämonen und blasphemische Wesen vernichten. Im Namen Innos, mögen alle Opfer dieses Wesens einen friedvolles Dasein finden. Amen.
Mit diesen Worten verließ auch ihn der Dämon, der in ihm wohnte, der kurzzeitig Macht über ihn besaß. Er wurde wieder ganz normal, ganz ruhig. Aus dem Arm, den er als erstens abgeschlagen hatte, nahm er die Klinge seines Vaters, ein paar Schritte konnte er gehen, dann jedoch sank er auf die Knie, teils aus Erschöpfung und teils aus purer Verzweiflung, vielleicht auch Freude über den Besitz. Es war alles zuviel für ihn, aber jetzt war es vorbei.
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| 28.12.2003 21:02 | #96 |
| Isabell |
Der Kampf war wirklich vorbei. Nichts regte sich mehr, sie konnte aber auch nicht spüren, wie sich die Seele von dem toten Körper löste, vielleicht lag es ja an der besonderen Beschaffenheit. Es war wirklich ein seltsamer Tag gewesen, doch auf jeden Fall war es nicht leicht, es war schwieriger, als sie es sich je vorgestellt hatten, dabei lief am Anfang noch alles so gut. Jedenfalls waren sie beide unverletzt, auch wenn sie sich noch immer nicht erklären konnte, wie ihr Bruder diesen Pfeilschuss ohne einen Kratzer überleben konnte. Auch sie ließ nun ihre Waffen fallen, lange genug hatte sie sie eng umgriffen, reinigen konnte man sie noch später, das war jetzt alles nicht mehr so wichtig. Die Banditen waren alle verschwunden, Shinoke war tot, die Tiere würden langsam zurück kehren und die Natur würde den Verlust eines Baumes hinnehmen können, dafür hatte sie heute viel zu viel zurückgewonnen.
Sie hörte das Schluchzen ihres kleinen Bruders, wie er jetzt wieder da lag und so aussah, als ob er noch nie in seinem Leben ein Schwert in den Händen gehalten hätte, als ob er hier nie war und das alles nicht mehr sehen wollte. Er war wohl fertig, fertig mit allem. Sie hatte es gemerkt, als er da stand und diese Worte sprach, bevor er dem Dämon den Kopf abschlug, da hatte sie es wieder gesehen, diese beiden Zeichen an seiner Wange und die toten Augen. Davor hatte sie große Angst, aber jetzt war das alles wieder weg, es war einfach weg, als wäre es nie dagewesen.
Sie sank neben ihm auch auf die Knie und umarmte ihn, sie wollten jetzt nicht mehr weg, aber es war wichtig, dass sie es getan hatten. Der Priester, er würde sehr mit ihnen zufrieden sein, da sie ein optimales Ergebniss erreicht hatten, keine Toten, keine eigene Verwundung, ein toter Feind. Was wünschte man sich mehr? Doch dabei fiel ihr eine ganze Menge ein, zum Beispiel nicht solche abartigen Wesen. Ihr Bruder hatte schon Recht, sie mussten vernichtet werden, aber der Fanatismus machte ihr Angst, wie er es sagte.
Jetzt aber erweichten nur noch seine Tränen ihr Herz und sie schien zu wissen, warum er weinte und doch war sie so ahnungslos. Es fiel schwer in einem solchen Moment zu sprechen, es war mehr als nur ein einfacher Zeitpunkt in ihrem Leben, wie jeder andere auch, nicht mal während des Kampfes hatten sie solch eine Ewigkeit gespürt, dann wenn alles so sinnlos erschien und auch die Zeit nicht richtig an ihnen vorbei gehen wollte.
"Warum weinst du denn Bruder, es ist doch alles in Ordnung, es ist vorbei. Die Klinge gehört uns."
"Es...es ist alles so...so anders verlaufen. Ich...ich hätte dich fast verloren. Das war mehr als nur ein Kampf gegen eine abscheuliche Abart von Beliars Schergen, wenn...wenn...wenn...*schluchz*, wenn dich der Pfeil getroffen hätte...ich...."
Isabell erschrak und verstand erst jetzt, warum er wirklich weinte, das war es also gewesen. Natürlich, darauf hätte sie auch früher kommen können, aber im Kampf war alles so hektisch, irgendetwas muss seine Konzentration gehalten haben und erst jetzt kam das alles aus ihm raus. Sie drückte seinen Körper fester an sich und wollte ihm Schutz und Geborgenheit geben, ihr kleiner Bruder war zwar manchmal etwas verwunderlich und manchmal machte er ihr sogar Angst, aber eigentlich war er doch nichts weiter, als ein kleines Kind, wie ihr kleiner Bruder eben.
"Du darfst daran nicht denken Rociel. Wenn du nicht dran denkst, dann verziehen sich die Bilder auch schnell aus deinem Kopf. Denk einfach nicht dran hörst du kleiner Bruder. Vielleicht ist es nicht der richtige Zeitpunkt, aber du könntest mir jetzt mal sagen, wie du das überlebt hast. Das war doch ohne Verletzung unmöglich..."
"Na gut, du hast Recht. Also ich habe dir doch gesagt, dass Rexx mir schon das zweite Mal das Leben gerettet hat. Rexx heißt der Schädel auf meiner Brust. Ich habe ihm den Namen sicher nicht selber gegeben, er heißt einfach so. Und Schwester. Halte mich jetzt nicht für verrückt, der Pfeil hat nicht meinen Kopf getroffen, ich weiß, dass sich das ungewöhnlich anhört, aber es ist nun mal so. Die Geschichte geht so, als ich diese Rüstung in Auftrag gegeben hatte, da war ihre Anleitung aus einem alten Buch aus der Bibliothek. Diese Rüstung stammt von einem Volk, das sich Atrusker nannte, es waren Jäger, die allerlei gefährliches Zeug jagten, also keine Scavenger. Sie brauchten wendige und stabile Rüstungen, deswegen diese. Minecrawlerplatten, allerdings mit hauchdünnem Stahlplatten. Eine Wahnsinnsarbeit. Dazu ein aufgenähtes Schattenläuferfell und das auf Minecrawlerplatten. Ich wollte aber meine Rüstung etwas abheben und da ein Menschenschädel zu meinem Anliegen passt suchte ich einen. Ich wollte aber keinen richtigen Menschen, da das einfach nur wiederwärtig ist, sondern einen Untoten. Lebende Skelette. Allerdings tot. Es ist schwierig dir das zu erklären, aber ich habe ihn von den Skeletten geholt, die in der großen Halle vor der Marmortreppe liegen, die mit dem Fluch. Nun, ich dachte alles wäre soweit in Ordnung, als ich die Rüstung bekam, doch eines Tages fing der Schädel an mit mir zu reden. Nun ja, er kann myrthanisch und abgewandelte Untotensprachen und er hat mir einmal das Leben gerettet, als ein Schwerthieb genau auf ihn traf. Er ist das Kernstück in meiner Rüstung, da es keine gewöhnlichen Knochensplitter sind, sondern irgendetwas anderes, unzerbrechliches. Der Pfeil ist auf den Schädel getroffen und abgesplittert, so siehts aus."
"Ein sprechender Schädel? Das soll ein Witz sein oder?"
"Verdammt, wie soll ich dir das schon beweisen, aber...Moment, doch jetzt fällts mir ein. Erinnerst du dich an die Tür, diese eine große Tür unterm Berg, wo Kryliyx wohnte. Die mit den komischen Schriftzeichen..."
"Ja, man konnte sie nicht öffnen, weil...nein. Du meinst. Das Ding da hat...nein oder?"
"Das Ding heißt Rexx und ja, ohne ihn würde ich in diesem Berg gefangen sein und du ebenfalls, ich wäre inzwischen tot oder verhungert, was auf dasselbe rausläuft und du wärst weiterhin Diener eies Dämonen."
"Du meinst das also wirklich ernst...unglaublich. Tja...also...dann bin ich wohl Rexx zum Dank verpflichtet. Danke das du meinen Bruder gerettet hast."
"So, ich fühl mich jetzt schon viel besser. Meine Tränen sind versiegt, dank dir Schwesterherz. Aber trotzdem, bevor ich noch mal so eine bescheuerte Sache mache, nein, das werde ich nicht tun. Lass uns unsere Sachen zusammen suchen und dann verschwinden, wir haben hier nichts mehr zu suchen."
Sie nickte ihm zustimmend zu und lockerte ihre Umarmung ein bisschen, er zuckte mit den Schultern, als ob er da Schmerzen hätte und sie fasste vorsichtig darauf, es schien nichts gebrochen zu sein, na so ein Glück. Danach verlief alles wie immer, mit dem Unterschied, dass sie sich die Arbeit teilten und er die drei Dolche suchte und sie dafür die Schwerter am Fluss putzte.
Es wurde langsam dunkel, die Sonne ging unter, doch das sollte ihnen nichts ausmachen. Das Schwert ihres Vaters war unglaublich schön, es spiegelte im Sonnenlicht und der Griff fühlte sich total leicht an, obwohl kein Leder darum gewickelt war, es schien so zerbrechlich und doch war es beinahe unzerstörbar. Als ihr Bruder dann wiederkam, hatte sie die meisten Schwerter schon von Schmutz, Blut und Schleim befreit, nun teilten sie sich wieder die Arbeit und während er die Waffen mit einem Tuch trocknete, putzte sie die Dolche. Wenn sie eines gelernt hatte dann war es das, das ihr Bruder niemals blutige Waffen in die Scheiden zurückführte. Und wenn sie schon mal einen Fluss in der Nähe hatten...
Es war außerdem gut wieder etwas alltägliches zu tun zu haben, es lenkte sehr ab.
Langsam aber sicher verschwand die Anspannung in ihren Köpfen und sie waren nur noch froh, als sie dann endlich wieder gemeinsam und eng beisammen gehen konnten, ihr Ziel war klar, denn der Priester erwartete sie sicher schon...
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| 29.12.2003 13:59 | #97 |
| Sara |
Sie wachten wieder in ihrem kleinen, engen Bett auf. Sie befanden sich wieder in der Bibliothek, die ganze Nacht hatten sie die Stelle gesucht und waren dann irgendwann spät nachts doch noch angekommen, das Amulett hatte ihm den Weg gewiesen und die Fackel hatte dafür gesorgt, dass sie nicht an den erst besten Baum knallten. Seine Schulter hatte immer noch geschmerzt, doch langsam ergab er sich darin und spürte dann auch den stechenden Schmerz. Das Adrenalin hatte nach dem Kampf relativ schnell nachgelassen und ihn wieder freigegeben für solche Empfindungen. Wenigstens war seine Schwester in Ordnung und nicht verletzt, das war absolut das Wichtigste, was es überhaupt für ihn gab. Zudem hatten sie das Schwert gesichert und er trug es die ganze Zeit in der rechten Hand. Er spürte die Macht dieses Schwertes, als er es nur hielt, aber er bemerkte auch die Verunreinigung, die dieser Shinoke und die anderen Besitzer hinterlassen hatten.
Als sie dann wieder zurück in die Bibliothek kamen, waren sie froh ihre Tränke zu haben, mit denen sie diese verfluchten Treppen hochkamen, dann noch an dem Wächter mit dem üblichen Spruch vorbei und dann waren sie endlich da. Sein Mentor hatte sie gleich empfangen, sein Blick wirkte väterlich, ernst und zufrieden. Rociel wollte unbedingt wissen, was es mit dem Schwert auf sich hatte, ob er gewusst hatte, wer Shinoke war und was jetzt geschehen würde, aber der Priester würgte jegliche Fragen ab und schickte sie ins Bett. Er nahm das Schwert an sich und verschwand wieder, ohne eine Antwort auf seine Fragen zu geben, sie hatten keine andere Wahl als schlafen zu gehen. Doch bevor sie das konnten, hantierte Isabell noch ein wenig an seiner Schulter, da sie anfing größere Schmerzen zu verursachen, es gelang ihr durch einen schmerzvollen Ruck wieder den Schmerz zu stoppen und er konnte danach auch wieder gut schlafen.
Heute allerdings wollte er die Antworten haben, die er so dringend brauchte, Meister Tolban würde gar keine andere Wahl haben, denn das Schwert und die zukünftigen Aufgaben mussten zu ihm gelangen. Müde waren sie heute überhaupt nicht, aber in Rociel wirkte noch einiges nach, diese ganze Sache mit Shinoke, sie war noch nicht vorbei. Das ganze waren schreckliche Bilder in seinem Kopf, gerade wegen seiner Schwester, er wollte es ja vergessen und schüttelte immer wieder den Kopf und mahnte zur Selbstdiziplin, aber vergeblich, sie kehrten immer wieder zurück. Ein großes Frühstück nahmen sie hier unten ein, sie hatten lange nichts mehr wirkliches gegessen und da kam die Vielfalt hier unten genau richtig. Sie waren zwar satt, aber glücklich war er deshalb nicht. Er konnte heute nicht wirklich glücklich sein, das musste sich alles erst setzen.
Nun waren sie wieder im Raum seines Meisters und standen da, Isabell schien sich so nutzlos vorzukommen und das bedauerte er zutiefst, aber er konnte ihr einfach keine Beachtung schenken, jedesmal wenn er sie ansah kamen die Bilder zurück und zeigten ihm auf, wie schrecklich es doch sein könnte...der Priester saß, sie standen. Das Schwert lag auf dem Tisch in der Mitte, es glänzte, obwohl nur eine einzige Kerze den Raum erhellte. Er war voller Erwartung und bereit das Schwert zu übernehmen.
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| 29.12.2003 14:15 | #98 |
| Isabell |
Es tat gut mal wieder auszuschlafen und besonders mal wieder richtig zu essen war klasse, aber trotzdem fühlte sie sich nicht wohl hier unten, es war immer dieses beklemmende Gefühl, diese Erinnerung an Kryliyx. Die ganze Zeit eingesperrt in einem dunklen, engen Raum, kaum Bewegungsfreiheit und eine schöne Aussicht konnte man vergessen. Auch der Himmel war nicht vorhanden, der veränderte sich wenigstens jeden Tag, aber dort unten war es immer gleich gewesen. Sie war nicht gerne an diesem Ort, obwohl sie wusste, dass ihr hier nichts passieren konnte. Sie war ihr absolut sicher und doch fürchtete sie sich hier sehr. Außerdem war ihr Bruder am heutigen Tage anders. Er sprach kaum ein Wort, eigentlich hatte er seit heute Morgen nichts mehr gesagt. Er wand auch seinen Blick von ihr ab. Sie hatte das alles bemerkt, natürlich blieb ihr ein solch auffälliges Verhalten nicht lange verborgen. Sie hatte sich dennoch nicht getraut ihn darauf anzusprechen. Vor der Zukunft hatte sie keine Angst, was sollte sie schon erwarten. Aber sie hatte Angst davor, dass diese Veränderungen weiter gehen würden. Nicht nur bei ihr selber, sondern besonders bei Rociel. Sie fürchtete sich davor noch viel mehr, als vor allem anderen.
Der Priester saß nun da, er wirkte mit seinem grauen Haar, seinem verschrumpelten, faltenübersäten Gesicht wie ein alter Tatergreis, der nicht mehr lange zu leben hatte, doch dafür strahlte er immer noch eine große Lebensenergie aus, wenn man es genau spüren konnte, dann konnte man es sogar sehen. Seine Stimme klang auch nicht tot, oder zumindest ersterbend, sondern klar und rein. Sie hatte Respekt vor dem Mann, auch wenn sie ihn kaum kannte, ihr Bruder hingegen schien ihn zu verehren, nun, sie hatte nie einen Mentor oder einen Meister gehabt, sie konnte das nicht verstehen. Das Schwert, wegen dem sie all diese Mühe auf sich genommen hatten lag da, es war nun nicht nur gewaschen, sondern es schien auch innerlich von dem Priester Innos gereinigt zu sein. Es war so schön, es war fast zu schön für ein Schwert. Und doch wirkte es so zerbrechlich, so zart, als ob ein Hauch aus Feuer es schmelzen lassen könnte. Ihr Vater hatte es nie bei sich, als er bei ihnen war, sie fragte sich, warum bloß. Aber sie wusste, bald schon würden sie wieder aufbrechen, weg von hier gehen, aber wohin bloß, wohin würden sie gehen? Immer wieder weg. Und ihr Bruder, was war nur mit ihrem Bruder...was war nur mit Rociel.
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| 29.12.2003 14:57 | #99 |
| Sara |
R: Ihr habt es gewusst nicht wahr? Ihr habt alles gewusst Meister...T: Sicher habe ich das. Aber das wisst ihr doch mein junger Schüler. R: Warum habt ihr es uns nicht gesagt, wir hätten...ich meine...T: Sterben können? Aber nicht doch. Shinoke war nur ein weiterer Gegner auf deinem Weg. Er hat dir die Schulter ausgekugelt, aber nur weil du nicht aufgepasst hast. Es war reiner Zufall, dass er es war. Von ihm gibt es tausende auf dieser Welt, niedere Dämonen, die die Fähigkeit besitzen menschliche Konturen anzunehmen.
Ich weiß, du hast dir Sorgen gemacht, Sorgen um deine Schwester. R: Ja und? War das etwa nicht berechtigt. Sie wäre beinahe getötet worden. Hätten wir gewusst, was passieren würde, dann wäre diese Gefahr nie entstanden.T: Das konnte niemand voraussehen. Glaubst du, dass man einfach so in die Zukunft sehen kann, jeden Schritt voraus planen? Nein, ich kann nur den Lauf bestimmter Dinge sehen, dass deine Schwester diesen Pfeil abbekommen sollte, davon hatte ich keine Ahnung. Ich habe auch nicht gesehen, was passieren würde, nur dass der Dämon sterben und du mit dem Schwert zurückkehren würdest, ach ja das Schwert.
R: Kann ich es mitnehmen?
T: Natürlich, es ist sogar deine Pflicht es mitzunehmen.
R: Meine Pflicht?
T: Ja ich sehe schon, du weißt nichts über dieses Schwert nicht wahr?R: Es gehörte meinen Vater und ist aus Kristall...
T: Siehst du, du hast keine Ahnung von dieser Klinge, so wirst du nie ihre Macht entfesseln können.
R: Dann erklärt es mir, ich bin bereit dafür.
T: Bereit? Bereit für was? Bereit zu sterben? Oder bereit mir zuzuhören?R: Verzeiht Meister.
T: Also, diese Klinge gehörte einst eurem Vater, das ist richtig. Doch sie ist nicht aus Kristall, sondern aus einem Metall, dass sich Titanium nennt. Dennoch ist sie transparent, da die Engel Tränen für dieses Schwert geweint haben. Dieses Schwert wurde nicht von einem Menschen geschmiedet, sondern von einem Halbgott. Sein Name war Kozoh. Nun, dieses Schwert wurde nur aus einem einzigen Grund geschmiedet, um eine unheilige Kreatur zu bannen und ihre mächtige Macht zu fesseln. Dafür wurde ein geheiligtes Wesen in diese Klinge verbannt, es war Andriel, die heilige Vereinerin der drei Königreiche. Durch den Verlust dieser heiligen Frau waren die Engel so traurig, dass sie sieben Tage weinten, die Tränen fielen auf das Schwert und ließen die silbrige Ummantelung transparent erscheinen. Nun, soviel dazu, jetzt zu dir Rociel. Wie du sicherlich weißt, hast du Dämonenblut in deinen Adern, genau wie du Isabell. Das alleine zeichnet dich aus, diese Klinge zu tragen. Sie ist nicht nur für jemanden wie dich erschaffen wurden, sondern sie ist nur für dich erschaffen worden. Dein Vater hat das gewusst, deswegen wollte er dir die Klinge auch schenken. Doch mit seinem Tod, habe nicht mal ich gerechnet. Du siehst, das Schicksal ist nicht fest geschrieben, noch kann man Blätter und Seiten neu schreiben. Nimm sie, sie gehört dir. Schau sie dir an, was siehst du, was spürst du, was fühlst du?R: Es, es ist warm, ja warm. Ich sehe ein Schwert, dass so wunderschön ist, wie keines zuvor. Ich sehe diesen Glanz. Ich spüre eine Macht in diesem Schwert, schon als ich gegen das Schwert kämpfte. Und dann ist da noch was, es ist so, als ob es leben würde...
T: Gut, sehr gut. Und jetzt sieh es dir genauer an, sieh nicht mit deinen Augen, schließe sie. Schau dir die Klinge an, was siehst du?
R: Ich sehe...ich...oh man....
T: Was siehst du?
R: Meinen Namen, er steht auf der Klinge in goldenen Farben.T: Hehehe, gut, die Klinge nimmt dich an. Du hast die Prüfung bestanden Rociel, sie gehört dir.
R: Hat Andriels Klinge, ich meine...
T: Ob sie einen Namen hat?
R: Ja...
T: Oh ja, der Name eilt ihr in der Tat voraus.
R: Bitte Meister, sagt ihn mir.
T: Die Dämonenklinge Tessaiga.
R: Die Dämonenklinge Tessaiga...dieser Name, er, er kommt mir bekannt vor, obwohl ich ihn noch nie gehört habe. Ein würdiger Name, für so ein schönes Schwert.
Ich habe aber noch eine Frage Meister...
T: Was ist dein Begehr?
R: Was ist mit Andriel? Ist sie für immer darin gefangen?
T: Was? Wieso fragst du das...
R: Ich weiß nicht. Vielleicht ist sie ja nicht freiwillig da drinne.T: Du redest Unsinn Junge, vergiss das lieber.
R: Wie ihr wollt...
T: Ihr solltet jetzt gehen, ich sehe, dass du noch etwas anderes vor hast.R: Wie ihr wünscht Meister. Wann werden wir uns wiedersehen?T: Bald, sobald du deinen Wunsch ausgeführt hast, ich werde dir die Unterlagen die du danach brauchst, raussuchen.
R: Dann, bis dann Meister.
T: Isabell?
I: Ja Mei...ich meine Priester Tolban?
T: Du bleibst bitte noch hier, dein Bruder wird auf dich warten.I: In Ordnung.
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| 29.12.2003 16:18 | #100 |
| Isabell |
T: Du fragst dich sicherlich, was ich von dir will Kindchen nicht wahr? Es ist nur so, dass ich viel von dir weiß, aber du nicht viel von dir.I: Was meint ihr damit?
T: Nun es ist so. Ich denke du bist dir deiner Aufgabe noch nicht bewusst. Du hast dein ganzes Leben immer nur unter dem Aspekt verbracht deinen Bruder zu finden und jetzt wo du ihn gefunden hast, willst du am liebsten ein normales Leben führen.
I: Ja...
T: Du solltest wissen, dass nicht nur sein Schicksal die Suche nach den Amuletten ist. Auch dein Lebensfaden wird dich zu ihnen führen. Du bist schon seit Ewigkeiten mit ihm verbunden.
I: Was bedeutet das genau?
T: Nun, das bedeutet das du nicht mehr die Augen davor verschließen solltest, sondern es akzeptieren. Ich kann deine Zweifel sehen mein Kind. Du darfst dich ihnen nicht ergeben, du musst vollkommen an dich glauben. Aber du musst auch an deinen Bruder glauben.
I: Was hat es mit dem Dämonenschwert auf sich Priester?
T: Das Dämonenschwert, ach ja...es hat seinen Weg zu deinem Bruder gefunden. Weißt du mein Kind, was ich ihm vorher nicht gesagt habe, nur Dämonen können dieses Schwert führen, kein Mensch wäre auch nur in der Lage es anzufaßen. Es wehrt sich aus irgendeinem Grund dagegen.
I: Ist diese Geschichte, die ihr uns erzählt habt wirklich wahr?T: Oh ja mein Kind, sie ist wirklich wahr. Lügen liegen mir fern.I: Was ist der eigentliche Grund, warum ihr meinen Bruder rausgeschickt habt Priester? Doch nicht nur, um mir das alles zu sagen.
T: Ähmmm, nein, du hast Recht. Ich habe Angst. Angst um Rociel. Vielleicht ist er noch zu jung, zu anfällig. Das alles könnte ein bisschen viel für ihn sein, das Schwert, das Blut, du.
I: Ich? Was habe ich damit zu tun?
T: Das fragst du noch? Dein Bruder liebt dich, das weiß du doch alles. Er würde für dich sterben, obwohl er dich kaum kennt. Es macht ihn fertig, wenn er dich traurig sieht, wenn du Schmerzen hast, hat er auch Schmerzen, wenn du stirbst, stirbt er auch. Ihr seid wie zwei voneinander Abhängige. Du fragst wieso...er ist immer noch naiv genug an das Gute zu glauben und würde für dich alles tun, auch wenn es nicht so aussieht. Deswegen wollte ich dich auch alleine sprechen. Du sollst ein bisschen auf ihn aufpassen, du bist nicht umsonst seine große Schwester.
I: Wenn es das war, was ihr sagen wolltet, dann hättet ihr es euch sparen können Priester Tolban.
T: Bitte?
I: Ich kann eure Bitte sehr gut verstehen, aber es ist für mich selbstverständlich, dass ich auf ihn aufpasse, genau wie er es auch für mich tun würde. Und glaubt mir, ich würde auch sterben, wenn er es tun würde. T: Aber warum hast du dann so große Angst?
I: Es ist...seine Art. Manchmal. Wenn er kämpft. Oder kämpfen will. Einfach wenn er Leben sieht. Oder auch seine Sinne. Sein Geruch.
T: Aber du hast es doch auch. Du versuchst es nur nicht zuzulassen. Und bei ihm gerät es manchmal außer Kontrolle.
I: Ja aber es macht mir Angst, wenn er so...so...
T: Wenn sein dämonisches Blut die Macht gewinnt? Ich spüre das auch mit großem Zweifel, aber selbst ich kann das nicht ändern. Das ist euer Schicksal. I: Verstehe. Kann ich jetzt wieder gehen?
T: Du willst weg von hier, weil es dich an den Berg dieses Dämonen erinnert oder?
I: Ja...
T: Pass einfach auf ihn auf, wenn wir uns das nächste Mal sehen, dann werden weitere Aufgaben auf euch warten. Sagt eurem Bruder, wenn die Zeit reif ist, wird er schon wissen, wann er zurückkommen soll.
I: In Ordnung. Ich danke euch.
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| 29.12.2003 17:05 | #101 |
| Sara |
Rociel fragte sich, was sein Meister von seiner Schwester wollte und warum er nicht dabei sein durfte, aber wenn es sein Meister so befahl, dann war es seine Pflicht zu folgen, wahrscheinlich war es gar nichts wichtiges. Währendessen befühlte er immer wieder die Klinge von Tessaiga, sie wirkte wirklich perfekt, noch nie hatte er eine solche Klinge gesehen, sie war wirklich einzigartig. Ohne Makel, ohne Fehler. Jetzt hatte er zwei wunderbare Schwerter und wusste gar nicht, welches er tragen sollte, aber auch Todesodem hatte ihn noch nie enttäuscht und war ebenfalls ein exzellentes Schwert. Seine Entscheidung würde sicher schwer fallen, doch er würde sie mit einem kleinen Trick umgehen, denn er konnte schließlich beide Schwerter tragen, wieso nicht. Doch viel mehr musste er über die Worte des Priesters nachdenken. Wenn wirklich die Seele oder sogar der ganze Körper oder was auch immer von dieser Frau in diesem Schwert war, dann war das doch nicht richtig. Er wollte mehr über Andriel erfahren, wer sie war und was sie getan hatte und vorallem, ob es ihre freiwillige Entscheidung war in Tessaiga zu gehen. Er wollte kein Schwert führen, dass jemanden gefangen hielt, aber sein Meister würde ihm dazu nichts weiter sagen, er hatte es schnell gemerkt und so getan, als ob er es vergessen könnte. Doch er hatte wirklich seinen Namen in dem Schwert gesehen und es machte ihm auch Angst, denn das war ihm unheimlich. Nichts desto trotz war es das Schwert seines Vaters und er hatte keine Zweifel, das er es tragen und auch einsetzen sollte. Allerdings blieben wieder einmal so viele Fragen offen, Fragen die er sich selber stellen musste. Das Schwert war sicher kein normales Schwert. Aber irgendwann würde er jemanden treffen, der ihm mehr zu Kozoh und Andriel erzählen könnte und dann würde er schon wissen, was er zu tun hatte. Solange würde er es erst mal als seine Waffe behandeln.
Komischerweise fühlte er sich besser, als er das Schwert an sich nahm. Es war wie eine innerliche Beruhigung, die sich da über seinen Körper breit machte und bis in seinen Geist eindrang. Es war so, als ob alles negative aus ihm verschwand und er als neuer Mensch zurückkam. Vielleicht war es ja nur eine getrübte Wahrnehmung, aber wenn es ein Schwert war, für das die Engel weinten...nur der Name machte ihn unglücklich, ein Dämonenschwert hatte er noch nie gesehen, aber allein der Name und seine seltsame Geschichte ließen ihn schon wieder unmenschlicher erscheinen, als er es eigentlich war.
Nach einer Weile kam Isabell aus der Kammer von Tolban und sah weniger erfreut aus wie er es war, anscheinend war das Gespräch nicht ganz zu ihrer Zufriedenheit verlaufen. Als er dann im Rücken seiner Schwester seinen Meister sah, mir sorgenvollen Gesicht und einem Rätsel als Mimik, da wusste er gar nicht mehr, was los war. Isabell jedoch ging einfach an ihm vorbei, Richtung Tür, die in die Halle führte, er verstand nichts mehr, allerdings wusste er, dass er auch so war, schon den ganzen Tag. Das ganze musste ein Ende haben. Er streckte seine Hand zum Abschied, löste den Umhang aus seiner Verankerung und ging dann langsam auch zur Tür, vorbei an den ganzen Bücherregalen und den Kaminen, den Sesseln und einfach nur seinem Zuhause.
Irgendwie wurde selbst das immer fremder, er war viel zu wenig hier und er wusste nicht, ob es wirklich noch sein Zuhause war, vielleicht hatte er ja wirklich kein Zuhause, vielleicht würde er ja nie eines haben...
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| 29.12.2003 18:31 | #102 |
| Isabell |
Schweigend stand sie vor der Brücke, sie hatte die große Statue hinter sich gelassen und auch vor den Skeletten hatte sie keine Angst mehr, aber das alles gab ihr doch sehr zu denken, in einem Punkt hatte der Priester Recht gehabt, sie wollte ein normales Leben haben, ohne Dämonenblut, seltsame Schwerter, Menschen die sie töten wollten, Menschen die dauernd von Schicksal redeten, ohne Amulette und ohne Probleme, nicht solche. Natürlich sagten alle immer, dass es eines Tages so sein würde, eines Tages würden sie glücklich sein, aber das war doch nur ein Standartspruch, mit dem man schwache Geister bändigen konnte. Sie wollte diesen Tag haben und zwar sofort, auf der Stelle und doch wusste sie, dass es Dinge gab, die man nicht verlangen konnte. Die einfach unmöglich waren. Die Frage war nur, ob man wirklich nichts dagegen tun konnte. Ob man wirklich schon so gefesselt war, dass man sich nicht mal dagegen wehren konnte. Bliebe da nur der Gedanke, oder war es doch mehr? Isabell's Sinne waren verwirrt, ihre Seele war verwirrt. Eigentlich dachte sie, dass sie nach dem Wiedersehen mit ihrem Bruder wirklich glücklich war, aber das war sie nicht. Woran lag es? An der Welt? An ihr? An ihm? Nein, glücklich war sie so nicht, auf der Suche nach irgendwelchen Sachen ohne auch nur im Geringsten zu wissen warum. Sicher war es das einzige was sie tun konnten, als Ausgestoßene von denen man nichts wusste. Aber vielleicht war es doch alles nur eine Lüge? Vielleicht war es wirklich nur eine riesige Lüge, der sie da aufgesessen waren. Dämonenblut? Sowas konnte es doch gar nicht geben, sie hätte es irgendwann gemerkt. Und auch die Geschichte mit dem Schwert war doch nur eine Lüge. Engel gab es nicht und auch keine Halbgötter. Alles nur eine riesige Lüge? Sollte der alte Mann sie wirklich belügen?
Zweifel, oh ja sie besaß Zweifel. Das einzige was in solchen Momenten half waren Tränen, aber sie war nicht fähig zu weinen, so blieb es bei diesem weit schweifenden Blick in die Ferne. In die dunkle Ferne.
Das Leben bestand aus Momenten, jede Sekunde entschieden sie ihr Leben auf ein neues. Entscheidungen wurden gefällt, oder auch nicht. Vielleicht war es ja das, was sie menschlich wirken ließ. Ihre Entscheidungen. Wenn sie perfekt wären, dann wüssten sie alles, alles zu tun. Sie waren nicht perfekt, denn sie wussten gar nichts. Nichts über den Moment. Und doch waren sie Meister darin. Denn wie sonst konnte man erklären, dass sie bestimmte Momente bewusst oder unbewusst so unglaublich intensiv wahrnahmen? War es vielleicht das, was die Dämonenkinder menschlich machte?
Irgendwann kam ihr Bruder. Es wunderte sie gar nicht mehr, dass sie es spürte ohne zu sehen. Sein Blut floss in ihren Adern, durch das Ritual hatten sie sich vereint. Hatten Sinne und tiefste Geheimnisse des Anderen ausgetauscht. Doch in diesem Falle waren es auch seine Stiefel, die ihn auf Marmorboden verrieten. Vielleicht war das wieder die Menschlichkeit, die Spontanität der Menschen in ihnen, warum sonst nahm sie das alles so wahr.
Als ihr Bruder seinen Umhang um sie legte, womit ihr schon deutlich wärmer wurde, wie er sie zärtlich im Nacken küsste, trotz der Distanz und der Fremdheit, mit der sie sich heute begegnet waren. Es war wieder das Glück, obwohl sie genau wusste, dass ihr Leben immer noch nicht glücklich war, spürte sie es in dem Moment. Sie war glücklich und konnte sich wie ein echter Mensch fühlen, da war nichts dämonisches in ihr. Außer vielleicht die Lust ihn auch zu küssen und die schmalen Lippen auf den ihren zu spüren. Das war wieder die Hingabe und die Lust, die sie nicht verstand. Weder im Aspekt der Dämonenanteile in ihnen, noch im Aspekt des Unglücks in ihnen. Sie waren einfach nur zusammen, obwohl das jeder Logik wiedersprach, sowohl der menschlichen, als auch der dämonischen. Was sie waren durfte nicht sein, konnte nicht sein, aber es musste sein. Weil sie es wollten und nur darum.
Dieser Ort hier, er sollte nicht mehr länger ihr Dasein erleben und so gingen sie wieder den Weg entlang, mit dem Trank zur Hand und in der Kehle. Ohne Flüche, ohne Sorgen. Einfach nur so, ohne Grund. Einfach nur weg von hier. Das war vielleicht so geplant, aber sicher nicht so wie es war. Verrücktes Leben sagte sie nur und ihr Bruder entgegnete lächelnd, Verrückte Liebe. Irgendwie hatten sie ja beide Recht, irgendwie schon...
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| 29.12.2003 21:06 | #103 |
| Sara |
Irgendwann am Abend erreichten sie dann wieder mit schnellen Schritten den Ausgang, als sie ans Tageslicht traten mussten sie feststellen, dass es schon dunkel war, also nichts mehr mit Tageslicht war. Irgendwie war es ihnen aber auch egal, ob es nun hell oder dunkel war, sie waren jetzt erst mal unabhängig von irgendwelchen Aufträgen, mussten nichts machen und konnten ihre eigenen Vorstellungen durchführen. Allerdings wollte er nun nach Teljarsfeld, dort sollten die ersten Teile liegen, die Isabell für ihre Rüstung brauchte, allerdings war es kalt dort oben, am Fuße des großen Berges. Aber trotzdem, irgendwie würden sie es schon schaffen, er kannte Teljarsfeld ja noch von seiner Zeit, als er mal da oben war, das Zimmer in der Taverne war äußerst bequem und auch mit Kaminen waren die Bewohner da oben ausgerüstet. Irgendwie würden sie es schon hinkriegen. Er würde auf jeden Fall die Beschaffung von Isabells Rüstung als sein oberstes Ziel ansehen, denn dieses doch sehr kleine Abenteuer hatte gezeigt, dass man eine Rüstung brauchte, wollte man sicher sein. Er wollte nie wieder Angst um seine Schwester haben, dass dies unmöglich war, dass war ihm auch klar, aber mit einer Rüstung würde sie schon etwas sicherer sein. Eine Rüstung brauchte man einfach, gerade wenn man wie sie dauernd in der Wildnis unterwegs war.
Irgendwann würde diese Welt vielleicht ohne Banditen sein. Wenn sie nun so in den Sternenhimmel blickten, dann konnte man schon mal träumen, aber nicht von der Zukunft seines Schicksals, nicht von den Aufgaben die sie erwarten würden, nein, einfach nur von einer Zukunft, die lange nach ihren Tode stattfinden würde. Vielleicht würden die Städte moderner, vielleicht könnte man Einrichtungen bauen, in denen jedes Kind lesen und schreiben lernen würde, man würde vielleicht auch Straßen bauen, nicht nur in der Stadt, sondern auch in den Ländereien, vielleicht würden ja neue Techniken entwickelt, die viel mehr Leute zum arbeiten bräuchten. Vielleicht könnte man auch nur noch normale Leben führen, ohne Schicksal und Bestimmung, vielleicht würden diese Wörter komplett aus dem Wortschatz verschwinden. Aber vielleicht gäbe es auch noch mehr Kriege mit noch mehr Toten und vielleicht würde das normale Leben so normal, wie es schon in mancher großen Stadt war, das es nichts mehr besonderes gäbe und brauchte man unbedingt Straßen im Wald? Irgendwie waren Ausblicke in die Zukunft doch sehr seltsam, Ideen hatte man hunderte, aber auch soviele Befürchtungen. Würde er lieber in der Zukunft leben? Tja, das konnte er nicht sagen. Aber wahrscheinlich nicht. Die Zukunft in den letzten Jahren war nicht gut, allein der Orkkrieg ließen ihn fürchten.
Sie blieben hier liegen, direkt am Eingang, zwar hätten sie noch ein paar Schritte gehen können, aber hier war es so schön, hier konnte man sich gut niederlassen und das wollten sie ja auch. Morgen würde es dann zu den großen Bergen von Gorthar gehen, irgendwo da lag die kleine Bergarbeitersiedlung, dort wollten sie hin, das war sein Ziel. Und bis dahin...tja, bis dahin konnten sie nur hoffen, dass nichts mehr passierte, aufs kämpfen konnte er verzichten, besonders mit der neuen Klinge...er war kein Waffennarr, er wollte sie nicht unbedingt an lebenden Objekten testen. Das ganze mit Andriel ging ihm nicht aus den Kopf, er hatte Angst die Waffe zu benutzen...
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| 29.12.2003 23:10 | #104 |
| Isabell |
Isabell war froh hier zu sein, jetzt war sie wieder froh, aber während sie sich noch von ihrem Glück ernährte und immer noch die Nähe zu ihrem Bruder suchte, spürte sie deutlich auch, wie sich das alles wiedersprach. Wie konnte man jetzt schon wieder froh sein, ohne die Gewißheit es auch zu bleiben. Jede Sekunde konnte etwas neues passieren, dass sie auseinander brachte. Vielleicht nicht körperlich, aber doch im Geiste, wo sie sich jetzt wieder so nahe zu ihrem Bruder fühlte. Es war seltsam, bestand das Leben wirklich nur aus Momenten? Waren Momentaufnahmen vielleicht Schuld daran, dass sie immer noch keine Entscheidung getroffen hatte? Still war es geworden, soviel stand fest, still war es um sie geworden, der Mond war jetzt ganz klein zusehen und leuchtete nur sehr schwach, dafür war der Himmel sehr klar und man konnte wieder die Sterne sehen. Ihr war ein wenig kalt, trotz des Umhangs von ihrem Bruder, aber ein Feuer hatten sie heute nicht gemacht, sie waren irgendwie noch nicht dazu gekommen. Sie zitterte ein wenig, aber so unangenehm war die Kälte trotzdem nicht. Im Gegenteil, in ihren Gedanken war sie manchmal so weit fern, dass sie gar keine Gefühle mehr spürte, also auch keine Kälte. Es war eigentlich gar nicht mal schlimm in der Kälte zu sein, aber viel mehr war es schlimm daran zu denken, dass bald wieder alles so anders sein konnte, vielleicht nur kurz und dann würde es wieder so wie jetzt, aber dieses Wechseln war auch nicht schön. Sie fragte sich, ob man es denn nicht irgendwie so machen konnte, dass es immer so bliebe. An welchen Ort mussten sie fliehen, damit sie in Ruhe gelassen wurden...
Sag mal Bruder, kannst du dich noch an die Nacht erinnern, an denen uns so kalt war und wir an der Türe lagen? Wir hätten reingehen können, ins Warme, und doch sind wir einfach nur da gelegen und wären fast erfroren, nur weil wir diesen Moment nicht aufgeben wollten. Erinnerst du dich noch daran?
Sie wusste nicht, wieso sie ausgerechnet daran dachte, aber irgendwie war die Situation sehr ähnlich, sogar ziemlich ähnlich. Vielleicht nicht unbedingt die Umgebung und so kalt war es nicht wie in dieser Nacht, aber ihre Gefühle schienen ähnlich, so unglaublich anziehend und unnachahmbar. So einzigartig, ein Unikat, nur für sie gemacht.
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| 29.12.2003 23:39 | #105 |
| Sara |
Erst jetzt, als sie das erwähnte, merkte er wie kalt es doch war. Sie hatten zwar ihre Hände verbunden, aber durch die Gedanken an die Zukunft war ihm vollkommen entgangen, wie sehr sie doch zitterte. Natürlich hatte sie wieder kein Wort davon erwähnt, natürlich nicht, dabei wäre es doch überhaupt nicht schlimm gewesen mal etwas zu sagen.
Er zog jetzt wieder seinen Stein aus der Tasche und entzündete mit ihm ein kleines Feuer, dass sogleich Wärme schuf, doch trotzdem setzte er sich wieder näher zu ihr und drückte sie fest an sich. Wenn seine Schwester nur nicht so stolz wäre...aber wahrscheinlich war er genauso. Langsam hörte ihr Körper auf zu zittern, er versuchte so viele Körperstellen wie möglich zu erreichen, damit es ihr nicht zu kalt blieb, aber natürlich war das nur bedingt möglich, aber das Feuer leistete schon gute Dienste. Hier merkte er auch wieder, wie sehr ihm seine Rüstung doch gute Dienste leistete, das Schattenläuferfell hielt wirklich sehr warm. Seine Schwester hingegen trug wieder fast nichts am Leib und das im Winter, es war eine Schande, da hatten sie beide soviel Gold und konnten sich nichts warmes zum anziehen leisten. Aber oben in Teljarsfeld hatten sie hoffentlich mehr Glück, vielleicht gab es da endlich mal wieder einen Händler, der auch vernünftige und vorallem warme Kleidung verkaufte, irgendwas mit Wolle wäre gut, Wolle hielt warm.
Doch heute mussten sie noch mit dem Körper des Anderen vorlieb nehmen. Am liebsten wäre er natürlich jetzt auch in einem warmen Zimmer, aber wahrscheinlich stimmte das so gar nicht, denn er war gerne hier draußen. In der Natur war es doch am schönsten, gerade hier im Wald war es schön. Als sie jetzt nicht mehr nachdachten, sondern sich ganz auf sich konzentrierten, hörten sie auch das Singen einer einsamen Nachtigall, ein wirklich schöner Gesang, fast so schön wie ihre Harfenlaute. Aber die sollte sie nicht heute spielen, heute wollten sie einmal nur für sich haben. Mal absolut an nichts weiter denken, als an sich, nichts weiter sehen als den Anderen und auch nur das fühlen. Er hatte keine Probleme damit alles andere zu ignorieren. Er war froh, nachdem sie in letzter Zeit so wenig Zeit für sich hatten jetzt endlich mal nur für Isabell dazusein, solche Momente waren doch eher selten geworden und er war sich nicht sicher, ob sie nicht auch selten bleiben würden, doch eines stand jetzt schon fest, er würde alles dafür tun um nach der Mission in nichts mehr reinzukommen. Er wollte sich weder danach irgendetwas aufhalsen lassen, noch was anderes machen. Dann wäre ihm alles egal, irgendwann würden sie schon alle haben und spätestens nachdem er den Gral gefunden hätte, würde er sein Schwert an den Nagel hängen, dann wollte er nur noch mit Isabell zusammensein, irgendwo wo es keine Menschen gab, in der hintersten Ecke der Welt, denn überall wo Menschen waren, waren auch Probleme, das hatte er schon jetzt begriffen...
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| 30.12.2003 01:21 | #106 |
| Isabell |
Sie fühlte jetzt überhaupt keine Kälte mehr, Rociel hatte sich an sie gelegt und seine Hände über ihre Arme gelegt, außerdem streichelten sie sich oft und intensiv und es war schön warm. Das ganze in dem nun brennenden Feuer verschaffte dem ganzen noch einen sehr warmen Hauch aber auch einen Tick Romantik. Jetzt fehlte eigentlich nur noch das Essen und dann wäre es perfekt gewesen, aber darauf konnte sie verzichten, dafür spürte sie immer wieder seine Lippen, was auch sowas wie Nahrung war. Sie küssten sich an den unmöglichsten Körperstellen und nur selten auf den Mund, es war viel mehr ein Verwöhnen als ein Mittel zum Zweck, überall auf ihrer Haut prickelte es und ein inneres Feuer brannte in ihr ab. Es war fast so, als ob sie durch das andere Blut noch mehr wahrnahm, genau wie ihr Bruder. Sie waren voller Lust und Liebe zueinander, dass man einfach keine Kälte mehr spüren konnte. Vorallem waren sie noch nie so sinnlich und nah beisammen, das alles konnte man nicht mit den Erlebnissen in Drakia vergleichen, sie waren alle einzigartig und jedes baute auf einem anderen Kern auf, aber trotzdem war das vielleicht das Schönste, was sie je gespürt hatten. Es war nicht schwer sich dem hinzugeben, denn es bereitete einem soviel Glück, dass ihr Körper fast nicht mehr soviel aufnehmen konnte. Das alles ohne nacktes Fleisch und nackte Haut, genau das wollten sie ja nicht, denn dann hätten sie höchstwahrscheinlich wieder gefroren, sie wollten nur für sich sein und es genießen, ohne Gedanken an mehr zu verschwenden, vielleicht hätte sie früher mehr gewollt, aber jetzt sah sie es selbst, dass es so schon vollkommen ausreichte. Sie waren glücklich und selbst Isabell verlor irgendwann die Gedanken an das Warum, es war ihr irgendwann einfach nur noch egal, ob sie morgen wieder in dieser komischen, veränderten Welt aufwachen würden oder nicht, alleine die heutigen Stunden zählten und die waren einfach nur unbeschreiblich. Und dabei hatte der Tag doch so schlecht angefangen.
Irgendwann jedoch war selbst das schönste Spiel zuende, irgendwann endete jeder Moment, irgendwann verging selbst die Schönheit, aber sie durften nicht vergessen, dass es nachts war. Trotzdem waren sie überhaupt nicht müde, doch sie hatten sich müde gemacht. Erschöpft und glücklich lagen sie denn da, schauten sich noch immer verträumt an und wussten nicht so Recht, was sie jetzt tun sollten, aber es war ihnen gelungen für ein paar Stunden alles um sie herum zu vergessen. Sie legten sich dann wieder müde hin, auf das Gras, das hier noch immer wuchs, sie konnten es jetzt richtig nah sehen, doch hatten sie nur Augen für sich, immer wieder küssten sie sich noch einmal und konnten es einfach nicht lachen, immer wieder drang ein Lachen, meist von ihr, durch den Wald, doch irgendwann in tiefster Nacht schlugen ihre Augen einfach zu. Sie glaubte Rociel noch wach zu sehen, aber sie wusste es nicht, sie fühlte nur die zarten, aber auch kalten Finger ihres Bruders bei den ihrigen und noch immer all seine Küsse auf ihrer Haut, aber irgendwann verspürte sie auch die nicht mehr und glitt in das Reich der Träume, obwohl sicher kein Traum so schön sein konnte wie das, was sich in der Realität in dieser Nacht geboten hatte.
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| 30.12.2003 11:06 | #107 |
| Sara |
Irgendwann am nächsten Tag wachte er wieder auf, der Wind wehte ihm um die Nase, auf die Haut und in die Atemwege, es war heute recht windig, selbst die Fackel wankte im Boden hin und her und schien ganz schön Mühe zu haben sich noch in der Erde zu halten, dafür war die Flamme noch immer aktiv, allerdings wehte sie in die Richtung des Windes. Er kam von Osten. Vom Meer. Isabell lag ganz dicht bei ihm, doch sie hatte ihre Augen noch immer geschlossen, scheinbar war er als erster aufgestanden. Mit einem zärtlichen Kuss auf die Lippen weckte er seine Schwester dann auf, die mit einem Lächeln im Gesicht aufwachte. Anscheinend hatte sie einen schönen Traum gehabt. Es war ihr durchaus zu wünschen, er selber hatte leider gar keinen Traum gehabt, aber dafür spürte er noch immer das Gefühl von gestern und außerdem hatte er ja jetzt die Erinnerungen, die ihn sicher für ewig erhalten bleiben sollten. Als Isabell wieder einigermaßen wach war und nicht mehr so verwirrt, was denn los wäre, umarmten sie sich wieder, standen da im Wind und spürten wieder nichts in der Umgebung, sie waren nur für sich, als ob sie da weitermachen wollten, wo sie aufgehört hatten. Stirn an Stirn sahen sie sich tief in die Augen und küssten sich immer wieder, lange und intensiv war das Gefühl. Schöner konnte ein Morgen nicht anfangen und man hatte so auch gar keinen Hunger mehr, obwohl man langsam mal wieder was vertragen konnte. Es war alles so unwichtig, Essen oder Trinken, sie ernährten sich nur von ihrer Liebe, die sie speiste und trunken machte. Vergessen schien die Welt, vergessen schienen die Menschen und Tiere, vergessen schienen Worte wie Schicksal, Amulette oder Bestimmung. War das das Paradies auf Erden? Schon möglich, die Umgebung war wunderschön und auch die Gefühle konnten schöner nicht sein, aber es war immer noch auf Erden und es war leider noch nicht für immer.
Sie wollten nicht mehr voneinander lassen und wären wohl noch mehrere Stunden da gestanden, aber ein lautes Trampeln ließ sie aufschrecken und sie drehten sich hektisch um. Als ob etwas zerstört wurden war, vernahmen sie jetzt erst den Wind in ihren Ohren säuseln und alles andere sahen sie jetzt das erste Mal, das Trampeln stammte von zwei Wölfen, doch sie rannten nicht auf sie zu, sondern auf etwas anderes. Einfach an ihnen vorbei. Sowas von seltsam. Doch jetzt schien es keinen Sinn mehr zu haben noch weiter zu machen, sie mussten auch mal wieder los und das war jetzt der ideale Zeitpunkt dafür. Isabell fror nun nicht mehr, aber trotzdem mussten sie sich dringend warme Kleidung besorgen, die Reise nach Teljarsfeld sollte drei Tage dauern...wenn nichts dazwischen kam...etwas oder jemand.
I: Du hast mir gestern deinen Umhang gegeben Bruder. Danke, er hat mich sehr gewärmt, hier hast du ihn wieder...
R: Nein, behalte du ihn...vorerst. Ich brauche ihn nicht, du hast ihn viel nötiger, gib ihn mir zurück, wenn du deinen eigenen hast ja?I: Danke dir Bruder, danke.
R: Ach was...
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| 30.12.2003 11:44 | #108 |
| Isabell |
Was für ein schöner Morgen es doch war, sie war richtig froh so geweckt zu werden und dann wieder in seine Arme zu gleiten, es ließ einen wirklich alles vergessen. Vielleicht war sie ein bisschen sauer, dass sie von zwei Wölfen gestört wurden, aber solange er bei ihr blieb, konnten sie ruhig ein paar Schritte weitergehen, sonst würden sie noch ewig an diesem Ort bleiben. Leider hatten sie jetzt nur noch eine Hand frei, da sie mit der anderen ihre Beutel über die Schulter trugen, sie hätten sie zwar auch an den mehr oder weniger tollen Rüstungen festhalten können, aber das hätte das Gewicht nur unnötig verlagert, außerdem hatten sie keine Zeit bei einer drohenden Gefahr erst noch ihre Lederbeutel von der Rüstung zu lösen, dabei musste man sagen, hatte sie ja gar keine Rüstung, sondern nur einen dünnen Lederwamst. Aber eine Hand reichte ja immer noch, um den Anderen nah bei sich zu fühlen, obwohl sie keinen Meter auseinander gingen. Sie fragte sich jetzt, jetzt wo sie wieder mal an was anderes als an ihren Bruder denken konnte, wo sie eigentlich hinwollten, das interessierte sie nämlich schon, damit sie sich darauf einstellen konnte.
I: Sag mal Rociel, wohin gehen wir jetzt?
R: Weit weg von jeglicher Zivilisation. Sagt dir der Name Teljarsfeld etwas?I: Nein...
R: Ja wie auch, es ist eine kleine Bergarbeitersiedlung, oben in den Bergen. Frag mich nicht, was die Burschen da abbauen, jedenfalls ist es der letzte menschliche Vorposten vor dem riesigen Gebirge. Ich will ehrlich sein, der Weg dorthin ist anstregend und führt an einigen Gefahrenfeldern vorbei, weißt du da oben sind einige ganz nette Würmer angesiedelt, aber irgendwie werden wir das schon schaffen.
I: Und was wollen wir da oben?
R: Das verrate ich dir noch nicht, aber ein Teilaspekt ist es neue Kleidung zu kaufen, dort oben gibt es einen Markt, auf dem sich die seltsamsten Händler tummeln, aber es ist, verständlicherweise, auch sehr kalt, ich hoffe Winterkleidung zu finden und noch etwas anderes.
I: Hm, das ist eine gute Idee Bruder. Hoffen wir mal, das wir es heil nach da oben schaffen.
R: Zweifelst du etwa daran Isabell?
I: Nein, in deiner Nähe halte ich alles für möglich.
R: Gemeinsam können wir alles schaffen.
I: Ja, weiß ich doch.
Isabell gab ihrem Bruder einen Kuss und danach war das Thema auch erledigt, Teljarsfeld also. Sie hatte wirklich noch nie etwas davon gehört, aber für sie war das hier alles neu und deswegen auch kaum verwunderlich. Das war ein gutes Ziel, eine kleine Bergarbeitersiedlung in den Bergen, da war es sicher schön und einsam. Wenigstens gingen sie nicht zurück in die Bibliothek oder zogen in die Stadt, sie wollte hier draußen bleiben, das war auf jeden Fall das Beste.
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| 30.12.2003 14:38 | #109 |
| Sara |
Den Wald hatten sie nun verlassen, das hieß sie gingen am Waldrand entlang, immer mehr Lichtungen waren hier zu sehen, nur noch vereinzelt standen Bäume da und wenn es welche gab, dann meistens keine Nadelbäume, sondern Laubbäume, die mittlerweile keine Blätter mehr trugen. Auch die schönen Farben des Herbstes hafteten nicht mehr an ihnen, es waren nur noch wenige Blätter an den kahlen Ästen. Der Wind hatte das tote Laub davon geweht, so dass es wirklich nur noch dürre Skelette von Bäumen waren. So konnten sie nicht nur sehr weit sehen, sondern vorallem auch gut. Es war nämlich heller dadurch. Im Wald war es immer ein wenig dunkler, da die Bäume das Licht geradezu einsogen, jetzt aber war normales Tageslicht zu sehen. Die Wolken waren dick und üppig, fast wie schöne volle Bäuche von satten Menschen, sie hatten wieder die verschiedensten Formen angenommen und schwebten an einem Himmel, dessen Farbe man nicht so genau definieren konnte. Es hatte ein bisschen was graues, was dem Himmel einen traurigen Aspekt gab, es hatte etwas weißes, dass die Wolken verschlang und es hatte etwas blaues, dass glücklich wirkte. Es war eine Mischung aus den Dreien, aber Sonne war nirgendwo zusehen. Sie hatten schon lange keine Sonne mehr gesehen, fiel ihm auf. Aber es war ja auch Winter, er brauchte keine Sonne im Winter, seine Sonne war Isabell, obwohl die Sterne viel besser zu ihr passten, sein kleiner Polarstern.
Sie hatten heute bisher keine Probleme gehabt, ihr Weg führte sie auf gut belaufende Strecken und der Wald spendete zudem noch sehr klare und feine Luft, die man aber auch jetzt außerhalb noch genießen durfte, überhaupt machte die Frische die Luft sehr kalt. Manchmal kribbelte es in der Nase, aber Schnupfen hatte keiner von beiden. Na, wenn sie sich nicht bald mal vernünftige Winterkleidung anziehen würden, dann würde das schon noch kommen. Auch mit ihrer Umgebung hatten sie keine Probleme, keine Menschen mehr, die sie überfallen wollten, sein Amulett war jetzt schon eine lange Zeit ruhig geblieben. Seit Shinoke, als ob es damit vorerst beendet wäre. Die Dämonenklinge Tessaiga hing an seinem Gürtel und er warf immer mal wieder einen Blick darauf, doch einen Verlust hätte er sicher bemerkt, also brauchte er sich keine Sorgen machen. Aber auch das stand nun auf seiner Einkaufsliste, eine neue Schwertscheide, aber so schön wie die für Todesodem könnte wohl eh keine sein, doch er ließ sich gerne vom Gegenteil überzeugen, was das anging hatte er eh eine Entscheidung getroffen. Er wollte vorerst mit seinem alten, treuen Einhänder weiterkämpfen und Tessaiga erst mal ruhen lassen, die beiden mussten sich ja auch erst mal gewöhnen. Vielleicht würde er es ja irgendwann wie seine Schwester machen, aber noch war ihm die Klinge nicht geheuer.
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| 30.12.2003 15:16 | #110 |
| Isabell |
Von hier unten konnte man die Berge sehr gut sehen und eigentlich erinnerte sie das alles sehr an das Minental, genauso hatte es dort auch angefangen, riesige Berge und unglaubliche hohe Gipfel. Nur mit dem Unterschied, dass es hier nicht Khorinis war, sondern Gorthar und auch war hier ein Wald und nicht nur ewige Tundra. Das ganze war aber dennoch irgendwie gut zu vergleichen. Wenigstens hatte sie in den Bergen des Minentals ihr Glück gefunden, vielleicht würden diese Berge ja wieder Glück bringen. Wer weiß...eine Siedlung war aber tatsächlich etwas Besonderes, für solch eine Region. Wenn er von Bergbau redete, dann war es sicher Eisen, was da oben abgebaut wurde, aber wissen konnte sie es natürlich nicht. Noch waren die Berge nicht sehr nah, aber trotzdem konnte man schon ihre Konturen und Umriße sehen, wahrscheinlich war es auch neblig und sehr kalt, eine Kälte die sie nicht mochte, aber sie würde sicher nicht erfrieren, solange Rociel und seine wundersame Fackel bei ihr waren. Sie waren heute gut vorrann gekommen und noch war kein Ende in Sicht, ab und zu machten sie eine kleine Pause und blickten zurück, da wo sie hergekommen waren war schon lange nicht mehr zu sehen. Es ging immer ein kleines bisschen höher, der Anstieg war nicht spürbar und man konnte ihn auch nicht auf direktem Wege sehen, aber während den Meilen zog ein kleiner dünner Streifen die beiden immer weiter nach oben. Aber sie wollten ja auch hoch hinaus, die Berge waren schließlich riesig. Wenigstens war es heute nicht so kalt wie gestern, auch wenn es ziemlich frisch war. Seitdem sie keine Bäume mehr um sich hatten, sondern den Wald nur noch neben sich verlaufen sahen, spürten sie den Wind erst richtig und der war schon kälter. Aber dadurch, dass sie fast ausschließlich in Bewegung waren, hatte die Kälte keine Chance, ihr Blut blieb in Bewegung und hielt so die ganzen Muskeln warm. Wenn sie mal eine Pause machten, dann hauptsächlich um die Sohlen zu schonen oder um sich selber zu wärmen, aber nicht selten neckten und streichelten sie sich dabei zärtlich wie schon gestern. Allerdings ließen sie es nicht ausufern, denn auch wenn ihnen so auch nicht kalt wurde, mussten sie doch an die Zeit denken.
Aber diese ganze Reise war anders, als zum Beispiel die Suche nach diesem Shinoke. Vielleicht lag es daran, dass es nicht so dringend war und das sie nicht wussten, was sie eigentlich erwartete, vielleicht weil ihre Entscheidung zu dieser Siedlung zu gehen vollkommen freiwillig war und sie das so für sich entschieden. Auf jeden Fall hatte sich etwas in ihren Köpfen geändert, komischerweise erst, seitdem Rociel dieses Schwert am Leib trug, seitdem war das alles geschehen, aber an das Schwert dachten sie nicht, nur ab und zu sah sie ihren Bruder, wie er fast übervorsichtig über die Klinge streichelte und ab und zu zu ihr sah. Aber sonst hatte das Schwert keinerlei Einfluss auf ihr Leben, noch nicht...
Jedenfalls war sie jetzt froh diese Reise zu machen und trotz der halbwegs wiedrigen Umstände konnte sie das alles genießen und musste ihrem Bruder wieder einmal einräumen, Recht gehabt zu haben. Die Natur in Gorthar war wirklich sehr schön, vielleicht war es der schönste Ort, an dem sie jemals gewesen war, auf jeden Fall war es schöner als in Khorinis und Drakia. Sie hatte das Gefühl, das kein Mensch hier auf sie schaute, dass niemand wusste, dass sie hier waren und damit hatte sie wohl auch Recht. Hier kannte sie niemand und hier störte sich niemand daran, wer oder was sie waren, aber auch wenn sie nach Gorthar gingen wäre das so. Aber da war es auch anders, da waren mehr Banditen. Dort sah man ausschließlich auf ihr Aussehen und ihr Gold, aber nicht wer oder was sie waren, es interessierte dort niemanden.
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| 30.12.2003 15:54 | #111 |
| Sara |
Sie gingen immer weiter nach Osten, irgendwo dort lag Teljarsfeld, er war zwar erst einmal da gewesen, aber er hatte die Siedlung noch sehr gut in Erinnerung, überhaupt konnte er sich noch sehr gut an die damalige Zeit erinnern. Es war auch eine Reise in die Vergangenheit, aber mit der war er endgültig fertig. Ihn interessierte auch nicht sonderlich, was auf dem Hof von Großbauer Onar oder den Banditen in der Banditenburg noch heute passierte, es hatte ihn da seit seinem Fortgang kein einziges Mal hingezogen und das bereute er auch kein bisschen. Überhaupt...er überlegte etwas, es mussten jetzt schon mehrere Monate her sein, dass er Khorinis verlassen hatte, seitdem war er nicht mehr da gewesen. Erst jetzt überlegte er sich, was das wohl bedeutete. Seine Schritte wurden dabei unverkennbar langsamer und irgendwann blieb er einfach stehen und setzte sich auf den steinernen, mit Moos bewachsenen Boden. Isabell schien das nicht zu wundern, denn Pausen hatten sie heute schon einige gemacht, aber dieses Mal war es eher instinktiv als gewollt. Er blickte nur in die Ferne und dachte an seine alte Heimat. Die Hafenstadt, die Stadt, in die seit Mondjahren kein Schiff mehr einlief. Die Stadt seiner Eltern, die in den letzten Wochen so eine große Rolle spielten. Und auch die Stadt seiner Jugend. Er dachte an die Personen, die er dort kannte, ein paar Freunde hatte er dort schon gehabt. Und dann waren da ja noch die ganzen Gebiete. Mit einem Grinsen erinnerte er sich noch an seinen Abgang aus dem Kastell, als er geschworen hatte nie wieder dorthin zurückzukehren, mit einem traurigen Blick dachte er an die Abfahrt aus dem Hafen. Er hatte gesagt, dass er irgendwann zurückkommen wollte und damals war sein Herz schwer. Aber er hatte Khorinis vergessen, einfach so...Es fiel ihm nicht mehr schwer daran zu denken und er verspürte auch in keiner Sekunde mehr Heimweh. Khorinis war nicht mehr sein Zuhause, aber was war es dann? Konnte es vielleicht sein, dass er überhaupt kein Zuhause hatte? Drakia...ja, da hatte er auch keine Antwort, was denn mit Drakia wäre und Gorthar, ebenfalls ratlos blieb er bei diesem Wort, aber Khorinis konnte er ausschließen, Khorinis würde nie mehr seine Heimat werden.
Inzwischen hatte Isabell doch gemerkt, dass etwas nicht stimmte, sowas konnte natürlich nicht verborgen bleiben, wenn man einfach nur so dasaß, eine Mimik an den Tag legte die an Erinnerungen erinnerte und doch nichts sagte. Vielleicht fürchtete sie sich ja auch vor irgendetwas, vielleicht vor dem Ende ihres momentanen Momentes oder einfach nur ihres momentanen Glückes, aber es war nur eine Erinnerung für ihn, nicht mehr und nicht weniger. Eine Erinnerung mit zwei Gesichtern, einem stolzen, lachenden und einem gebrochenen, traurigem. Aber es war nicht so wichtig...
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| 30.12.2003 17:20 | #112 |
| Isabell |
I: Was ist los mit dir Bruder? Stimmt irgendetwas nicht, du wirkst so nachdenklich.
R: Ich habe nur kurz an Khorinis gedacht, meine alte Heimat, du weißt schon... I: Aha.
R: ...Ja es ist einiges passiert dort. Ich war da mehrere Jahre glücklich, hätte ich gewusst, dass ich eine Schwester habe, hätte ich gewusst, dass es dich gibt, dann wäre das vielleicht nicht so gewesen, aber ich wusste es nicht. Alles war eigentlich wunderbar, bis zu diesem verflixten Tag. Wenn nicht mal Priester Tolban wusste, dass es geschehen würde, dann frage ich mich was das Schicksal dazu bewogen hat meine Eltern...unsere Eltern, Innos hab sie selig, zu töten aber mich nicht. Ich meine warum sollte ich leben?
Seitdem geht in Khorinis alles den Bach runter, erst die Verbannung aus der Stadt in die Barriere und als ich zurückkam konnte ich nicht mal ins Obere Viertel. Viele Menschen habe ich getroffen, den meisten habe ich Kummer und Sorge bereitet. Jeder der mit mir längere Zeit zusammen war musste irgendwann mal meine verdammten Charackterzüge spüren. Und auch sonst war das Leben nicht mehr leicht. Weißt du, ich habe Khorinis geliebt, diese wunderschöne Natur, diese eigentlich netten Menschen, die Möglichkeiten die man dort hatte...aber inzwischen ist Khorinis tot, nicht nur weil keine Schiffe mehr kommen, Khorinis ist auch in meinem Herzen gestorben. Es ist ja nicht nur so, dass ich die Leute traurig gemacht habe, ich wurde oft genug hereingelegt, betrogen und verkauft, man hat mich oft genug wie einen Sklaven behandelt, mich verachtet und mich nicht respektiert. Khorinis wäre noch heute ein schöner Platz zum wohnen und alt werden, einfach ein schönes Haus kaufen und das tun, wozu man Lust hat, das alles ist immer noch kein Problem. Aber nicht für mich, nicht wenn diese Stadt einen dunklen Schleier auf meinem Herzen hinterlässt. Er frisst sich durch und irgendwann würde er mich vernichten.
Ich musste gerade einmal wieder daran denken, denn es war auf dem Weg nach Teljarsfeld, ich war hier einst mit einer kleinen Abenteurergruppe unterwegs musst du wissen, nun es war auf dem Weg zu dieser Siedlung, als ich beschlossen hatte mich von einer, naja nennen wir es Gemeinschaft in Khorinis zu lösen und selbstständig zu werden. Seit diesem Moment ging der Zerfall immer schneller.Ich dachte, mich würde das ganze immer noch berühren und ich hätte sowas wie Heimweh nach Khorinis, aber da ist nichts mehr, gar nichts. Kein einziger warmer Tropfen mehr. Ich bin absolut kalt zu Khorinis geworden und Heimweh war nie da gewesen...
Entschuldige wenn ich dich mit ollen Kamellen langweile, aber das ist eigentlich schon alles gewesen.
I: Schon in Ordnung Bruder. Ich frage mich nur, ob dasselbe mit mir und Drakia passieren wird. Ich fühle auch kein Heimweh nach Drakia. Gut, ich vermisse mein Bett und meinen Kamin, mein Haus eben, aber das kann man sich überall auf der Welt aufbauen.
R: Wollen wir weitergehen?
I: Wird wohl das Beste sein, bald geht die Sonne unter, schau, sie steht schon sehr tief.
Und dann gingen sie wieder weiter. Für sie war das überhaupt nicht langweilig, sie hörte gerne Geschichten, besonders wenn sie von ihrem Bruder waren. Aber sie konnte das alles irgendwie verstehen, aber so richtig würde sie es nie können, dafür hatte sie einfach nicht genug miterlebt von all dem. Vielleicht würde er ihr ja mal was von der Barriere erzählen, das interessierte sie auch, sie war schließlich selbst in Drakia zu sehen.
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| 30.12.2003 19:19 | #113 |
| Sara |
Rociel war froh, dass es einen Menschen gab der ihm auch mal zuhörte auch wenn er trotzdem niemanden mit seinen Geschichten langweilen wollte, schließlich waren das auch meistens sehr persönliche Sachen und deswegen nicht immer nachvollziehbar. Aber Isabell war wunderbar, sie hatte immer zugehört und ihn nie unterbrochen oder ein gelangweiltes Gesicht gemacht. Doch ein Wehrmutstropfen blieb trotzdem, denn ihm war wieder aufgefallen, dass er schon wieder nur über sich erzählte. Von Isabell wusste er noch so wenig und er traute sich auch nicht sie direkt zu bitten mal etwas zu erzählen, aber irgendwann würde sie das ganz bestimmt tun, da war er sich sicher. Er hatte zwar alle Menschen mehr oder weniger verloren, mit denen mal über sowas wie Gefühle reden konnte, aber wenigstens einen hatte er noch, einen einzigen. Eigentlich müsste das Gesetz der Regel bald eintreffen und ihm auch diesen Menschen nehmen, aber das würde dieses Mal nicht passieren, dieses Mal nicht. Es war absolut unmöglich und wenn es eine Sache gab, die in diesem wirklich turbulenten Schicksalslauf sicher war, dann war es dies. Es war einfach eine Tatsache, genau wie Schwerter aus Stahl waren oder Fleisch zum essen da waren, es war einfach so, eine Entscheidung die er fällte.
Zusammen gingen sie dann weiter, jetzt zum Abend hin wurde es spürbar kälter und man musste sich schon etwas mehr bewegen, gerade durch die Pause waren sie wieder etwas gefroren. Er hoffte nur, dass sie heil in Teljarsfeld ankamen, wer weiß was für Gefahren noch auf sie lauerten. Er wusste nur zu gut, auf was er da damals getroffen war. Zwei oder drei risiege Würmer waren es und nicht mal die starken Kämpfer konnten diese ohne Mühe besiegen, zum Glück wurde damals niemand verletzt. Er hoffte, dass diese Mistviecher jetzt ihren Winterschlaf hielten, denn er wollte Isabell in keine Gefahr mehr bringen, bevor er nicht wenigstens etwas sicher war, eigentlich wollte er sie niemals in eine Gefahr bringen, aber man weiß ja, dass dies so gut wie unmöglich war. Aber es war seine Idee nach Teljarsfeld zu gehen und deswegen musste er auch die Verantwortung dafür übernehmen, das war ganz klar.
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| 30.12.2003 19:41 | #114 |
| Isabell |
Sie waren direkt in die Nacht gelaufen, aber als die Sonne unterging blieben sie stehen und warteten. Sie waren wirklich auf einer Anhöhe und das komischste war, der Wald ebenfalls. Man konnte die Krümmung genau erkennen, es war eine seltsame geologische Anordnung, aber so befanden sie sich direkt auf einem übergroßen Hügel. Wenn sie jetzt zurückblickten konnten sie zwar nicht mehr sehen, wo sie ungefähr losgelaufen waren, oder zumindest aus dem dichten Wald getaucht, denn das war viel zu weit weg, aber sie konnten sehen, dass sie mindestens hundert Meter höher waren als noch vor sechs Stunden.
Dafür wurden sie aber auch mit einem wunderbaren Sonnenuntergang belohnt und Isabell fragte sich zweierlei. Warum war dieser wunderschöne Sonnenuntergang so intensiv, obwohl die Sonne den ganzen Tag verborgen blieb und warum krönte es ausgerechnet ihren wunderschönen Tag und nicht irgendeinen alltäglichen? Auf beides hatte sie einfach keine Antwort, aber trotzdem war es ihr auch vollkommen egal. Auf ihrem kleinen Hügel standen sie dann da, blickten zum Horizont und in das kräftige Gelb, das langsam zu einem geschwungenen Rot wurde. Rociel stand hinter ihr und hatte sie zärtlich umarmt, wodurch ihr unbewusst auch wieder wärmer wurde, hatte seinen Kopf auf ihre Schulter gelegt und schien fast zu träumen und sie, sie stand einfach nur da, nur so und blickte in das Farbenspiel. Man konnte so viel in einem Sonnenuntergang erkennen und auch lernen, zum Beispiel Schönheit und Ideenreichtum oder einfach nur wie schön das Unbeständige doch sein konnte. Leider war das Spiel schon bald zuende, aber in ihren Erinnerungen spielten die Farben weiter. Sie waren dann noch weiter gegangen, ein paar Meter, es gab da eine schöne Stelle, sie war etwas umklüftet, aber hier hatten sie ohnehin keine Angst vor irgendjemanden, aber diese kleinen Furchen im Stein boten auch einen sehr guten Windschutz und den brauchten sie für die Nacht.
Als sie ankamen war es vollends dunkel, doch sie waren ja angekommen. Eigentlich reichte ihre Kraft noch, aber sie wollte es auf keinen Fall übertreiben, wohin das führen konnte hatte sie gut gesehen, bei der Hast zum Schicksalsberg. Auch Füße konnten nicht ewig laufen und man sollte lieber zu früh als zu spät aufhören zu gehen, zwar wäre auch die Dunkelheit der Fackel kein Problem gewesen, doch sie hatten keine Lust mehr weiterzugehen. Trotz ihrer Pausen hatten sie heute mehr erreicht als erwartet, durch den kleinen Aufstieg wurden die Berge auch immer größer und die Chancen bald in Teljarsfeld anzukommen hatten sich um Stunden verbessert. Für heute war es einfach genug. Allerdings hatten sie schon seit gestern nichts mehr gegessen, sicher konnte Liebe ernähren, aber irgendwann war auch das nicht mehr genug, sie brauchten unbedingt etwas zu essen und das wenn möglich jetzt noch, denn das sie vor der Siedlung noch mal auf Menschen stießen, das schließ ihr Bruder aus. Doch zunächst einmal machten sie es sich in den Berghängen bequem, was durch das Moos, das hier überall wuchs, auch recht gut gelang.
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| 30.12.2003 21:22 | #115 |
| Sara |
Nachdem sie sich etwas ausgeruht hatten, mussten sie leider noch einmal aufstehen, er machte es zwar nicht gerne aber irgendwie brauchten sie jetzt was zu essen, sicher waren die Chancen auch etwas zu kriegen gering, aber zumindest würden sie es versuchen. Sie ließen ihre beiden Lederbeutel da, denn die würde bestimmt niemand hier draußen klauen und gingen dann gemeinsam in das sehr nahegelegene Waldstück, dass fast daneben lag und den riesigen Wald von Gorthar unterstand.
R: Also wir machen es so, ich halte Ausschau nach was zu futtern und du suchst Holz für das Feuer, falls du was vor mir triffst dann pfeifst du, ich natürlich auch. So wissen wir dann, wann wir aufhören müssen. Wenn du genügend Feuerholz hast gehst du zum Berg zurück und pfeifst, dann komme ich zu dir und wir suchen gemeinsam....oder ne warte mal, das ist alles zu kompliziert, wir treffen uns in einer Viertelstunde wieder am Berghang.
I: Hehe, in Ordnung Bruder, machen wirs so.
Sie teilten sich auf in zwei Richtungen und suchten, Rociel hatte seine Fackel angezündet und konnte schwach bis mässig sehen. Der Wald lag ruhig da, der Wind wehte leicht in seinen Haaren und bließ wieder neuen Dreck in sie hinein. Auch wenn man ihn nicht sah, aber in der Luft waren lauter Schmutzpartikel, die seine schönen Haare matt, spröde und fettig werden ließen. Nicht mal seine Haare konnte er sich waschen, so weit war es schon gekommen. Aber jetzt war viel wichtiger, dass er etwas zu essen auftrieb.
Seine Schritte verursachten ab und zu knacken, da er auf lose Äste und Baumwerk trat, aber noch konnte er nichts hören und nichts sehen. Tiefer und tiefer ging es in den Wald hinein, immer wanderte sein Kopf nach links und nach rechts. Nichts, absolut nichts...sollten sie etwa hungrig auch diese Nacht bleiben? Es sah fast so aus...
Er wollte sich nicht noch weiter vom Berghang entfernen und kehrte enttäuscht zurück, aber auf seinem Rückweg vernahmen seine Ohren wieder ein Knacken, aber es war nicht von ihm, es musste ein paar Meter entfernt sein. Er rannte sofort zum Ausgangspunkt der Geräusche und er hatte Glück, es war kein Wolf oder etwas anderes, sondern ein hervorragendes Abendessen, zwei Molerats. Einer reichte aber schon, er zückte fast in Freude und Erwartung auf das leckere Fleisch seinen Dolch aus dem Stiefel und rannte auf das Pärchen zu, als er in Zielweite war, konnte er den einen Molerat ohne Probleme töten, wieder einmal hatte ihn sein Dolch nicht enttäuscht und die Schädeldecke des Tieres zertrümmert, aber das Dumme war nur, der Andere lief nicht weg und war auch nicht geschockt, sondern griff ihn noch an. Eigentlich wollte er das nicht tun, aber man ließ ihm keine andere Wahl, er musste auch noch den zweiten Molerat erledigen.
Als dieser dann kurz vor ihm zum Stehen kam und langsam wankte und dann doch auf den Boden tot zusammenbrach, hatte er seine Pflicht getan. Er zog die beiden Dolche heraus und reinigte sie noch vor Ort mit einem seiner Tücher, danach steckte er sie wieder weg und war am Überlegen. Sollte er einen oder doch zwei mitnehmen? Da sie in letzter Zeit ziemlichen Hunger hatten, nahm er mal lieber beide mit, das war zwar ziemlich anstrengend und er kam auch nicht wirklich schnell vorrann mit circa zweihundertachtzig Pfund, aber mit kleinen Pausen und dem abwechseln beim Tragen der beiden ging das schon. Die fünfzehn Minuten hatte er sicherlich überschritten, als er wieder aus dem Schatten des Waldes auftauchte, aber wenigstens hatten sie nun genug Fleisch. Isabell kam dann auch gleich um zu helfen und die letzten Meter gingen dann eigentlich. Jetzt fehlte nur noch ein ein passender Bratspieß, aber sie beließen es mal dabei dem einen Tier soviel Fleischstücke wie möglich abzuschneiden und die an einem Stock zu braten.
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| 30.12.2003 22:31 | #116 |
| Isabell |
Das Essen war köstlich und man brauchte auch gar nicht untertreiben, sicher war es nicht gerade so schön ein Tier auszunehmen und das Blut noch an den Fingern zu haben, aber trotzdem, wenn man Hunger hatte war einem das egal und sie hatten Hunger, großen Hunger. Sie aßen ein Stück nach dem anderen, bis sie so satt waren, dass sie Bauchschmerzen von den ganzen Essen hatten. Aber wenigstens waren sie satt und das meiste war noch da. Also hatten sie auch noch ein gutes Frühstück. Das Freuer brannte auch sehr schön, das viele Holz sammeln hatte sich gelohnt, so dass es jetzt so schnell nicht mehr ausgehen würde, dieser Feuerstein war allerdings extrem praktisch, damit konnten sie sich lästiges anzünden sparen.
Nachdem sie satt und voll waren, lagen sie nur noch auf ihren Rücken und starrten nach oben, sie hatten sich die Hände mit Wasser abgewaschen und noch den ein oder anderen Schluck aus ihrem Feldkrügen genommen, demnächst sollten diese mal wieder aufgefüllt werden. Eigentlich konnte man sagen, war der Tag heute wieder richtig gut gewesen, irgendwie musste sie einfach solche Resümees am Ende eines Tages ziehen, wenn sie die Möglichkeit hatte so lange in die Sterne zu blicken. In ihren Wegen waren sie weit gegangen und jetzt endlich hatten sie auch das lang ersehnte Essen bekommen. Eigentlich war der Tag sogar perfekt gewesen, aber trotzdem war sie nicht voll und ganz zufrieden. Es gab diese schönen Momente viel zu selten in ihrem Leben, vielleicht wollte sie auch einfach nur zweiundzwanzig Jahre aufholen, aber das alleine konnte es nicht sein. An der Perfektion noch etwas zu verbessern war sicher schwer, theoretisch unmöglich, aber sie hatte es trotzdem vor. Ein Menschenleben zu leben war wohl genauso schwer, wie ein Dämonenleben zu leben und sie konnte sich auch wirklich nicht vorstellen, dass es Menschen gab, die heute glücklicher gewesen wären, aber es war die Frage, ob man diese Strecken gehen musste, ob man unbedingt menschlich leben musste, ob die Natur nicht auch extreme Formen erlauben würde, auf ewig.
Das ganze interessierte sie so sehr, dass sie doch glatt ihren Bruder fragen wollte, doch im letzten Moment zuckte sie zurück, denn vielleicht würde sich das wieder total bescheuert anhören.
Als sie ihr Gesicht zu ihm drehte raschelte die Bluse auf den dünnen Grashalmen, sie blickte seine linke Gesichtshälfte an, die mittellangen Haarsträhnen, die ihm über sein Ohr hingen, die kleinen Augen mit den schwarzen Wimpern und seine stupsige Nase, die so ziemlich untypisch für einen Jungen war. Und natürlich auch seine zärtlichen Lippen, die meistens blaß waren und fast nie Farbe trugen, weder rot, noch blau, noch weiß. Langsam bewegte sie sich zu ihm, er sah auch in die Sterne und sie fühlte, dass er gerade an sie dachte, es war wieder einmal ihr Blut, das sie das vermuten ließ. Sie wollte dieses schöne Gefühl einfach noch einmal spüren, es war wie eine Sucht geworden, aber eine schöne und eine gesunde Sucht. Ihre langen Finger berührten vorsichtig seine Haut und ließen seine Augen leuchten, als ob er erwacht wäre aus einem tiefen Schlaf. Die Finger waren kalt und waren wie ein Beißen auf der Haut, kleine Eissplitter die in das Blut eindrangen. Doch es blieb nicht lange kalt, warm wurde es schon recht schnell und sie beugte vorsichtig ihren Kopf über seinen und küsste ihn. Ihre langen Haare waren heute tiefschwarz gefärbt und fielen ihm ins Gesicht und auch über sie, es war so als wollten sie ihre Köpfe einschließen. Kurze Zeit später stürte sie zwei Hände um ihre Hüften und ein Gefühl von Enge und Geborgenheit machte sich breit.
Das Feuer brannte noch immer, was sollte es auch anderes tun, aber in den Flammen spiegelten sich nun die Schatten der beiden Geschwister wieder, wie sie sehr sinnlich und fast schon ängstlich miteinander spielten. In der Ferne hörte man ein Heulen, wahrscheinlich ein Rudel Wölfe, doch sie waren weit entfernt, hier waren sie ganz alleine und nur für sich, niemand konnte sie stören, das war die Belohnung der Wildnis, der Lohn nicht in der Stadt zu leben, man hatte riesige Flächen nur für sich, man befand sich zwar in der Einsamkeit, aber sie waren nicht alleine.
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| 31.12.2003 00:45 | #117 |
| Sara |
Isabell und er waren auf dem engsten Raum den es wohl gab gefesselt, sie drückten sich immer enger an sich und genossen die Nähe des Anderen. Es blieb einem nichts verborgen, man konnte jedes Detail sehen, kleine Verunreinigungen in der Haut und selbst kleine Muttermale, von denen sie beide allerdings recht wenig besaßen, das Feuer war ihr Licht, doch ihre Wärme kam aus ihrem Herzen. Es tat gut hier zu sein, es war wie eine Kur für die Seele und für das Herz, sicher mussten sie irgendwann wieder richtig kämpfen, nicht nur gegen Riesenratten, Molerats und Scavenger, aber wieso an kämpfen denken wenn es solche ewigen Momente gab. Nein, er dachte wirklich nur noch an sie, an seine Isabell, als würde sie das einzige sein, aber das war sie auch, zumindest für ihn. Zum Glück konnte sie seine Gedanken nicht sehen, sonst würde sie bemerken wie anfangs wieder Gedanken an die Unheiligkeit in ihm keimten, das sie doch keine Menschen waren und deshalb auch keine Liebe empfinden konnten und das sie als Geschwister sich nicht lieben durften, aber irgendwann waren selbst diese Gewissensbisse verflogen, er hatte sie einfach fort gejagt. Sie sollten sich doch zu Beliar scheren und dort ihre bösen Saaten säen, bei ihm würde es nicht mehr gelingen, denn er würde für Isabell alle heiligen Gebote brechen, wenn es sein musste. Das ganze war weder Innos Wille, noch war es sein Gebot, es waren nur Vorschriften von Menschen.
Sie bewegten sich ganz langsam und wenig ekstatisch, sie waren vollkommen losgelöst von irgendwelchen Zeitgefühlen oder Müdigkeitskomplexen, sie schufen sich ihre eigene Welt und lebten dort ihr Leben. Nicht isoliert, aber kontrolliert.
Verträumte Blicke trafen brennende Augen und schwarze Schönheit verband sich mit blonder Leichtigkeit, das alles konnte nur funktionieren, weil sie sich beide darauf einließen. Während er jeden Anblick und jedes Gefühl von ihr genoss wie das Höchste auf Erden, musste sie das gleiche tun, anders war es nicht zu erklären, dass es so intensiv fühlbar war. Und dann war da ja noch ihr Blut, dass in seinen Adern verlief. Isabell war nicht nur bei ihm, sondern auch in ihm. Immer wenn sie glücklich war, schien ihr Blut auch glücklich und deswegen fühlte er es auch von innen und es fühlte sich ausgesprochen gut an.
Immer wenn seine Fingerkuppen, in denen soviele Nerven lagen, auf ihre zarte, schneeweiße Haut trafen, lösten sich Blitze und durchzuckten ihn, dieses Gefühl löste Kribbeln in seinen Nervenbahnen aus und ließ den Körper scheinbar schweben, er hatte schon so ein Gefühl in sich. Es war einfach herrlich mit dieser Frau zusammen zu sein, sie gab ihm das, was er nicht mal von seinen Eltern kannte, es war einfache Vollkommenheit. Und dabei waren sie nur verspielte Kinder, die sich eigentlich mehr neckten...
Es war aber nicht nur das, was seine Schwester ausmachte, sie hatte einfach all das, was er nie hatte und nie haben würde, er bewunderte sie zutiefst. Er wusste nicht, warum ihm das Schicksal dieses Mädchen geschenkt hatte und er wusste auch nicht, warum er durch sie zur Sünde verleitet wurde aber ganz sicher war sie kein Mensch. Ob Dämon oder nicht war egal, aber sie hatte etwas so unbeschreibliches an sich, dass sie unmenschlich wirken ließ. Sie wirkte fast wie...wie...er traute sich gar nicht daran zu denken, aber sie hatte wirklich eine unglaubliche Ähnlichkeit mit den Wesen, die auch schon für seine klinge geweint hatten, zumindest was er aus Erzählungen so kannte.
Würde diese Nacht doch nur ewig dauern und möge die Erschöpfung noch ein paar Minuten oder Stunden warten...
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| 31.12.2003 01:20 | #118 |
| Isabell |
Wie sie das nur liebte, einfach nur mit Rociel zusammen sein und einfach nur seinen Körper an ihr zu spüren, es war mehr als nur plumpes Verlangen oder unwillige Gier, es war einfach nur das größte Glück der Welt, dass man ihr da schenkte. Immer wieder berührten sich ihre Lippen, sie waren wie brennendes Feuer und stechende Kälte, es waren Gegensätze die aufeinander trafen und doch vereinigten sie sich zu einem neuen, zu einem noch besseren, zu einer Perfektion und immer wenn sie ihre Lippen schmerzhaft von sich rissen ging diese Perfektion in sie über. Für kurze Momente war sie dann da. Aber weniger die Lippen des Anderen waren ihre Ziele, Isabell verwöhnte oft seine Ohren und seine Stirn, aber auch seine eiskalten Hände, die nicht einmal jetzt richtig auftauen wollten. Im Gegenzug spürte sie immer wieder zärtliche Küsse an ihrem Nacken und an ihrem Hals. Das alles war so schön und brauchte so lange, aber sie genossen es und ließen sich viel Zeit. Sie konnten sich blind vertrauen und brauchten nicht zu reden, kein Wort kam ihnen über die Lippen und sie schwiegen Stunde um Stunde. Sie fragte sich, ob das das höchste Glück der Menschen wäre, oder ob es tatsächlich noch etwas Schöneres geben konnte, aber eigentlich war es unvorstellbar. Es waren ihre ersten sinnlichen Wahrnehmungen in diesem Bereich, es war alles so seltsam fremd und neuartig und doch hatte man einfach keine Scheu und Angst davor, da man wusste, dass einem nichts passieren konnte. Man fühlte eine Sicherheit und auch ein Gefühl der Unsterblichkeit, selbst dieser Moment würde sterben aber sie hielten ihn für immer in sich. Noch nie hatte sie jemanden so berührt wie Rociel, dass er ihr leiblicher Bruder war störte sie nicht, er war einfach nur ihr Gegenpart, kein Bruder. Es war einfach nur ihr Mondschein.
Es war komisch, die meisten Mädchen waren in diesem Alter schon verheiratet, aber sicher hatten sie nicht solche intensiven Glücksgefühle wie sie jetzt. Aber eigentlich waren ihr die anderen egal, für sie gab es nur ihren Bruder und sonst keinen.
Die Nacht wollte unendlich dauern, immer und immer wieder kamen sie heute nicht zum Ende, Erschöpfung oder Müdigkeit schienen fremd, vielleicht waren sie auch einfach trunken an ihrer Liebe geworden, auf jeden Fall waren sie glücklich und die Frage nach möglichen Unglück war genauso schnell verschwunden, wie sie auch gekommen war. Sie wusste jetzt, dass sie mit Rociel nie unglücklich sein konnte und selbst die Angst, die jeder Verliebte hatte, die hatte sie nicht. Vielleicht behaupteten es einige, aber sicher sein konnten sie sich nicht, sie war sich aber sicher, dass ihr Bruder sie nie verlassen würde, dafür spürte sie viel zu sehr eine Verbundenheit, die er ausstrahlte.
Die letzten Küsse waren besonders zärtlich und lange, fast mochte man meinen sie wollten ihre Lippen nie wieder trennen und für ewig vereint lassen, jetzt hielten sie sich zurück und wurden langsam müder. Isabell saß kniend auf seinem Schoss und blickte ihm lange in die stahlblauen Augen, die sich manchmal veränderten, aber nicht heute, heute blieben sie die Augen von Rociel und in der Tiefe sah sie ihre Zukunft und ihr Glück, aber sie sah auch Kampf und Angst darin. Man konnte nicht nur Gutes in der Zukunft sehen, aber was sie sah beruhigte sie sehr und immer wieder folgten auf das lange Blicken die noch längeren Küsse. Irgendwann zerschnitt ein sanft gehauchtes Ich liebe dich Isabell die Luft und ließ den Wind voller Freudentränen erstarren, selbst der Mond, der kaum da war, und die Sterne weinten mit und nachdem auch eine glänzende, opale Träne ihr Auge erreicht hatte hauchte sie ihm ein Ich liebe dich auch Rociel ins Ohr und ließ ihn darauf die zweite, fehlende Opalträne erschaffen. Als sich die Tränen trafen versanken sie in einem letzten Kuss in den Armen des Anderen, und schliefen irgendwo eng umschlungen ein...
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| 31.12.2003 11:28 | #119 |
| Sara |
Die Nacht war wunderschön gewesen, überhaupt war es schön gewesen bei Isabell zu sein, dieses Glück schien wahrlich unverschämt zu sein, aber wenn es jemand verdient hatte, dann sie. Er bereute das alles nicht, es war einfach nur so gekommen. Was die Zukunft für sie wohl bereit hielt? Konnte man das denn wissen? Bestand die Zukunft nicht aus den Momenten der Gegenwart?
Es war ein stürmischer Wind der ihn irgendwann aufwachen ließ, irgendwann in der Zeit des Morgens. Es war heute Morgen nicht so kalt wie sonst zuvor und sie mussten nicht frieren. Gestern Nacht schliefen sie noch Haut an Haut ein, niemand störte sich daran und sie konnten schlafen wie sie wollen, warum sie überhaupt schliefen wusste er nicht, es hätte noch ewig so weitergehen können. Vielleicht schliefen sie ja nur, wegen der Reise, die sie noch vor sich hatten. Isabell lag auf seiner rechten Schulter und benutzte sie scheinbar als Kissen, zum Glück war sie mittlerweile wieder voll belastbar, ansonsten wäre das sicher mit einigen Schmerzen verbunden. Ihr Gesicht sah im Schlaf noch schöner aus und er wollte sie küssen, aber er hielt sich zurück und nahm vorsichtig ihren Kopf von seiner Schulter und legte ihn auf eine sanfte Moosfläche. Als er aufstehen wollte, bemerkte er erst, dass sich ihre Beine verkeilt hatten, so sehr waren sie verbunden, aber auch dies ließ sich ganz vorsichtig lösen. Er wollte sie nicht direkt aufwecken, auch wenn es sicher nichts schöneres gab, als ihre vollen Augen am Morgen zu entdecken und mit einem Kuss aufzustehen. Sie hatten noch Zeit, sie sollte solange schlafen wie sie mochte.
Währenddessen ging er in den Wald, um neues Feuerholz zu suchen, das was sie gestern hatten war abgebrannt und ließ sich nicht mehr entzünden. Der Wald lag ruhig da, Tau hatte sich an manchen Stellen gesetzt und ließ den Wald nun glitzern und blinken. Kleine Insekten aber auch Pflanzen würden diesen Wasservorrat sicher nutzen, obwohl es hier die Flüsse und Rinnsale gab. Wenigstens der Boden war soweit trocken geblieben und jetzt im Winter, ohne Schnee, fiel es leicht genug Feuerholz zu finden, so dass er schon bald zurückkehren konnte.
Isabell schlief noch immer und das sollte sich auch, wenn sie das mochte. Es war wohl doch nicht ganz so ohne Anstrengung gegangen, trotzdem würden sie es wieder tun. In diesen Momenten fühlte man sich wie ein neuer Mensch, man dachte den Sinn des Lebens gefunden zu haben und wollte es nicht mehr missen. Es gab soviel zu entdecken und zu erleben und dennoch spielte alles rund um die Logik verrückt. Wenn er nur daran dachte wurde ihm schwindlig und seine Sinne tanzten in Ekstatik. Es war wie das Spiel mit dem Feuer. Wenn das ewige Eis und das ewige Feuer aufeinander trafen und etwas neues schufen. Dabei waren sie keine Gegensätze im eigentlichen Sinne, sondern sie schufen sie selber.
Als das Feuer brannte schnitt er mit seinem scharfen Rasiermesser die besten Stücke von dem Molerat, die noch übrig geblieben waren und ließ sie erst mal in der Nähe stehen, das Feuer sollte erst mal entflammen und schön warm werden. Währenddessen ging er ein paar Schritte zu einer Klippe und setzte sich, hier draußen war es einfach wunderschön, er war immer so gerne hier. Aber er musste auch nachdenken, nachdenken über vieles...
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| 31.12.2003 12:27 | #120 |
| Isabell |
Ihr Schlaf dauerte heute sehr lange, denn sie war voller Freude eingeschlafen, aber auch fertig. Es war nicht nur ihre Zuneigung, sondern auch der Weg dahin, der Kräfte gekostet hatten. Außerdem schlief es sich so unglaublich sanft heute. Mitten in der Nacht war sie einmal aufgewacht und hatte ihren Bruder gesehen, wie sie so da lagen und sich eigentlich unmöglich benahmen, aber dann war sie wieder eingeschlafen, bis jetzt. Es war wohl irgendwann einfach genug, aber von Außen wurde sie heute nicht geweckt. Nicht mal der starke Wind konnte da etwas dran ändern.
Als sie nun wieder ihre Augen aufschlug war aber etwas anders, sie spürte sofort, dass Rociel nicht mehr da war und das alleine ließ sie sofort hochschrecken, obwohl sie noch schrecklich träge war. Sie hatte natürlich Angst, aber zum Glück sah sie noch seine Sachen neben ihren und ein neu brennendes Feuer. Das beruhigte sie doch etwas, später sah sie ihn dann bei einer Klippe sitzen und war beruhigt, so dass sie sich noch einmal hinfallen ließ. Hier zwischen den Steinen in ganz weiches Moos. Sie spürte noch immer die Küsse der letzten Nacht, wie auch schon die Nacht davor und sie kribbelten noch immer in ihrer Haut, so dass sie leise kichern musste.
Als sie sich dann wach genug fühlte stand sie auf und merkte, wie der Umhang ihres Bruders im Winde wehte, irgendwie sah das klasse aus.
Langsam und wohl bedacht ging sie dann zu ihm und begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange, danach setzte sie sich auch und lehnte sich an seine Schulter um in die Ferne zu blicken.
Jetzt am Morgen war die Luft noch so klar und es war hier absolut still. Sie wirkten wie zwei Hirten, die ihre Schafsherde durch die Berge trieb, fehlten nur noch die Schafe. Das Land Gorthar, es war so groß und weit, man konnte es überhaupt nicht mit Khorinis vergleichen, nicht mal ansatzweise. Sie hatte etwas über dieses Land gelernt, hier verbanden sich Gefahren mit friedlichem Dasein. Langsam fing sie auch an Gorthar zu lieben.
Es war seltsam, warum konnte sie nicht erklären, warum sie dies und jenes dann und wann fühlte. Gestern noch konnte sie kaum genug kriegen und heute war sie froh, dass sie einfach nur so dasaßen und nichts weiter taten als in die Ferne zu blicken.
Rociels Finger durchstrichen langsam ihre Haare, heute waren sie übrigens nicht mehr schwarz, sondern dunkelbraun, langsam rollten sie sich über den Finger und fielen wieder hinab. Sie spürte das sehr gerne, eben weil sie es fühlte und dabei blickten sie immer noch nach vorne.
Sie sahen den Wald, immer noch sehr grün und immer noch voller Leben, das war noch längst nicht ausgehaucht, wieso auch. Sie sahen die kräftigen Stämme und die vielen kleinen grünen Nadeln, die spitzer werdenden Fichten und Tannen und die kahlen Buchen und Eichen. Sie sahen in der Ferne weite Berge und einige waren auf ihrer Seite schon richtig nah, wenn sie sich nach links drehten. Sie sahen selbst die Stadt in der Ferne, die riesigen Stadtmauern waren unverkennbar. Und sie sahen natürlich auch den Himmel, heute rein weiß, dafür ohne jegliche Wolken. Aber eigentlich sahen sie nur ihre Gedanekn vor sich, was sie wohl wieder dachten. Isabell dachte an vieles, aber nichts so richtig. Sie dachte aber vorallem an die Zukunft, denn natürlich hatte sie Angst davor. Sie wusste nicht, wie es weiterging, hatte das Buch nicht selbst geschrieben und nicht vor sich liegen.
Irgendwann löste sich Rociel aus seiner Umarmung und ging zum Feuer um das Fleisch endlich anzubraten, es war eine gute Idee, denn sonst würden sie wohl noch ewig hier bleiben, nach der kleinen Stärkung sollten sie endlich los.
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| 31.12.2003 14:17 | #121 |
| Sara |
Sie hatten das Frühstück, oder was auch immer das war, sehr lange ausgedehnt und zwar aus einem guten Grund, sie hatten ja zwei Molerats und nicht nur einen, aber den zweiten einfach den Aasfressern zu überlassen wäre pure Verschwendung bei dem schönen Fleisch. Aber mitschleppen konnten sie den gut hundertvierzig Pfund schweren Kerl ja auch nicht, das hätte sie nur behindert. Von daher hatte er zwölf Fleischstücke und vier Keulen abgeschnitten und diese dann auch angebraten, so blieben sie länger frisch. Eingewickelt in mehrere Tücher konnten sie sie sicher einige Tage transportieren und essen, damit war ihr Hungerproblem für circa zwei Tage kein Thema mehr. Allerdings war es komisch, dass sie sich auf Reisen fast immer von Fleisch ernährten, aber es war nun mal das sinnvollste und sättigendste auf Reisen und gerade im Winter war die Natur schon karg genug. Ihre Reise führte sie dann weiter, weiter nach oben aber auch weiter am Wald vorbei, sie gingen die ganze Zeit neben ihm und doch waren sie immer ein Stückchen höher und weiter. Der Wind wehte ihnen heute leider entgegen, zwar nicht so kalt wie in den letzten Tagen, dafür aber stark und heftig, langsamer als gestern kamen sie vorrann, gingen ab und zu geduckt, machten dafür aber auch weniger Pausen. Aber dafür küssten sie sich auch in den Pausen viel länger als sonst, wobei sie allerdings nie diesen romantischen Käfig aufbauen konnten, wie sonst, da sie einfach unter Zeitdruck standen.
Er brauchte das auch nicht unbedingt, er war klug genug um zu wissen, dass man sich auch auf weniger schöne Dinge konzentrieren musste und das er nicht immer nur an sie denken durfte. Je näher sie der Siedlung kamen, desto gefährlicher wurde es. Ein paar Meilen vor ihnen, die er schon jetzt gut erkennen konnte, sah er die ersten zerklüfteten Bergfelsen, so oder so ähnlich sah auch die Stelle aus, an denen sie auf den Wurm getroffen waren, es hieß also wachsam sein, weniger Angst vor Wölfen oder Snappern oder dergleichen, sondern viel mehr Angst vor den verborgenen Geheimnissen dieses Landes und vor allem dieser Bergregion.
Man konnte das nur schwer verbinden, eine Reise in die Berge voller Gefahren unter dem Mantel der Schönheit der Natur und ihre Liebe die nirgendwo besser aufgehoben wäre wie hier, die aber dennoch nicht ewig vierundzwanzig Stunden am Tag aktiv ausgelebt werden konnte. Es war auch Liebe, dass sie nur zusammen waren und ab und zu ihre Hände berührten und sich auch mal für Sekunden ansahen oder sich nur mal was sagen. Aber sie redeten eigentlich ziemlich wenig auf dem Weg, bis auf die Diskussion über Teljarsfeld. Er hatte von seinem ersten Gortharbesuch noch ausführlicher berichtet und Isabell hatte immer wieder erstaunte Gesichtsausdrücke offen gelegt.
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| 31.12.2003 19:25 | #122 |
| Isabell |
Inzwischen brannte eine Fackel in den Händen ihres Bruders und leuchtete ihnen den Weg. Sie waren doch noch weiter gekommen, als sie es für möglich hielten. Der Wind peitschte ihnen noch immer ins Gesicht, aber das war auch schon das einzige Hindernis. Keine wilden Tiere und erst recht keine Menschen, es waren nur die schönen Berge und der schöne Wald an ihrer Seite. Es war sehr gut, sie hatten sich den idealen Weg ausgesucht, wo sie den ganzen Wald und damit die Tiere im Blick hatten und andererseits nicht zu hoch gingen um noch mehr von den Winden erfasst zu werden und diese Würmer auf sich aufmerksam zu machen. So kamen sie ganz schön weit, gestern schon waren es mehrere Meilen und auch heute war dies ihre Entfernung, die sie zurücklegten. Natürlich etwas weniger als gestern, denn sie mussten heute noch das Fleisch anbraten und gegen den Wind ankämpfen, aber ansonsten war ja alles wie schon am Tage zuvor. Es war schon seltsam, ab und zu erzählten sie mal was, meistens eher so Alltagskram, den man sich auch gut ersparen konnte, aber irgendwie heiterte es schon auf. Ansonsten hatte sie viel Zeit um wieder nachzudenken, an diesen Berghängen in relativer Sicherheit und ohnehin noch Meilen vor dem eigentlichen Ziel, ging das recht gut. Aber manchmal dachte sie überhaupt nicht an ihren Bruder und sich, sondern auch einfach nur an die Vergangenheit, die sie in Drakia erlebt hatte und auch ein paar besondere Momente. Es war wirklich eine Menge, was sie da zu finden erhoffte, aber eigentlich ging es gar nicht mal so darum etwas zu finden, es war schon in Ordnung, wenn sie überhaupt mal wieder die Bilder in ihrem Kopf sah. Während der Zeit bei Kryliyx oder auch in der Zeit, wo sie Shinoke gejagt hatten, oder aber auch noch in hundert anderen dazwischen konnte sie das nicht. Es waren meistens negative Empfindungen, Sorgen, die sie davon abhielten. Aber jetzt in diesen Augenblicken fühlte sie sich befreit, befreit aus der Gefangenschaft der Gefühle, befreit aus den Fesseln des verdammten Lebens. Sie war eine Sklavin der alltäglichen Angst und der Sorge, verdammt zu einem ungewöhnlichen Leben voll von Gewohnheit. Gepeinigt und gezeichnet der Suche wegen.
"Wer suchet, der findet" und ja, sie hatte gefunden. Innos sei Dank, oder auch den anderen Kräften, wie auch immer.
Die Berge wanderten an ihnen vorbei, doch sie gingen absolut langsam, denn es war kein Wunder, schließlich gingen sie ja an den steinernen Riesen vorbei und nicht umgekehrt, dennoch wandelte sich die Landschaft, mal kamen sie in immergrüne Gebiete voller Wildwuchs und mal mussten sie auch Kieselsteinfelder durchqueren, ihr Weg war noch weit, aber sie würden das schon schaffen, sie konnten alles schaffen und alle Wege gehen. Es gab wohl kaum etwas, was sie zusammen nicht schaffen konnten. Alle Herausforderungen, die das alltägliche Leben bot waren lachhaft, mit einer großen Portion Humor zu nehmen, nein, ihnen musste es um das Ungewöhnliche, das besondere Etwas gehen. Denn wie sonst sollte man Halbdämonen fordern. Vielleicht war es ja auch alles nur eine Illusion, ein großer Traum. Aber sie genoss diese Illusion und diesen Traum. Wieso auch nicht, solange er nicht enden mochte. Und selbst wenn er enden würde, würde alles beim alten bleiben, denn da es kein Traum war, konnte er auch nie enden. Die Logik war konfus und doch hatte sie Hand und Fuß.
Wer träumt, dem wachsen Flügel...
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| 31.12.2003 20:19 | #123 |
| Sara |
Es war schon wieder dunkel geworden, die Berge warfen ihre dunklen Schatten auf die beiden Reisenden und nahmen ihnen das wenige Licht, das ihnen geblieben war. Eingetaucht in eine Schwärze die ihresgleichen suchte waren sie dann eingehüllt, doch noch immer gingen sie die Wege entlang. Er hatte das Gefühl, dass er schon den Aufstieg sehen konnte und noch war ihnen keines dieser Mistviecher begegnet. Es war gut zu wissen, dass sie hier scheinbar auch einen Winterschlaf hielten, wie die Bären in Sherinia oder anderes Getier. Vielleicht fanden sie die Bären hier ja auch mal, aber dazu müssten sie schon eine andere Lokalität aufsuchen, hier in den Bergen waren Bärenhöhlen wohl eher selten bis unmöglich. Wenn sie morgen dort ankommen würden, wo er es sich erhoffte, dann war er äußerst zufrieden. Dann könnte der schwierige Aufstieg beginnen, der Aufstieg in das Bergarbeiterdorf. Je nach Wetterlage sollten sie aber auch nicht mehr als drei Tage dahin brauchen, denn soweit oben lag es nun auch wieder nicht. Es waren viel mehr die zerklüfteten Berghänge und eben die Gefahr vor den Würmern, aber sonst war der Aufstieg nur wetterbedingt. Manchmal schneite es und manchmal blieb es auch ganz normal. Schnee konnte er überhaupt nicht gebrauchen, vorallem wegen Isabell, aber leider konnte er das nicht bestimmen. Aber da oben musste es einfach die beiden Dinge geben, die er sich erhoffte. Einerseits warme Kleidung und dann noch zwei der drei Rüstungszutaten. Drachenschuppen und Schneewolfspelz. Wenn einer diese Waren führte dann die Herren da oben. Wer weiß, ob das nicht irgendein illegaler Schwarzmarkt da oben war, denn es wunderte ihn sehr das bei seinem letzten Besuch so viele verschiedene Waren feil geboten wurden. Aber ihm war das eigentlich egal, hauptsache sie kamen heil und munter da oben an, fanden ihre Kleidung, fanden ihren Schneewolf, ihre Drachenschuppen und kamen wieder gesund runter und am besten auch gleich raus aus der Gefahrenzone. So ungefähr stellte er sich das vor.
Für heute wollte er aber nicht mehr weit gehen, er hatte wenig Zweifel daran, dass er sich irrte und dann würden sie das morgen schon schaffen. Doch die Dunkelheit die nun herrschte, sie ließ ihnen kaum mehr Spielraum. Sie konnten durch die gewaltigen Schatten der grauen Riesen in ihrem Rücken auch nicht mehr den Wald sehen, nur noch schwarze Schatten die sich ab und zu mal im Wind bewegten, mehr aber auch nicht. Die Fackel war zwar riesig, aber auch sie ging darin unter und so war es auch kein Wunder, dass einer von ihnen früher oder später stürtzte, oder zumindest fast. Es traf diesmal Isabell, doch bevor sie mit ihrem Oberkörper nach vorne fiel hatte er sie schon fest an der Hand und verhalf ihrem Körper wieder zu Gleichgewicht, allerdings war die Lektion einleuchtend gewesen, es war besser nicht weiter zu gehen.
Belassen wir es bei dem bisher erreichten. Mehr brauchen wir nicht, wir sind genug gelaufen. Machen wir Schluss für heute. Feuerholz bekommen wir zwar nicht, aber die Fackel wird uns trotzdem ausreichend wärmen. Wenigstens ist es eine schöne Stelle, die grauen Berge haben doch was gutes an sich, sie bieten einen hervorragenden Windschutz.
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| 31.12.2003 21:03 | #124 |
| Isabell |
Wieder einmal Schluss, Schluss für den heutigen Tag aber nicht Schluss für immer, am nächsten Morgen würden sie ganz normal aufstehen und alles wäre wie zuvor, wieder einmal weitermachen, nicht nach hinten, sondern nach vorne schauen, das war es was zählte und nur das. Hatten ihre Ruhe, Ruhe vor allen und Ruhe vor Anderen. Brauchten eigentlich keine Ruhe, brauchten nur Geborgenheit und Zuneigung, brauchten nur mehr als ein Leben. Waren verbunden, waren wie eins in zwei. Suchten immer Nähe, aber nur zu einem von gleichen Blute. Nur zu ihrem Bruder sehnte sie sich sehr. Die eigentlich große Fackel erschien nun so winzig klein zu sein, schien geradezu unterzugehen in den Schatten, aber selbst wenn sie gar kein Licht gehabt hätten und absolute Finsternis um sie herum herrschte, wen kümmerte es schon? In ihrem Augen brannten immer Lichter, in ihrem Herzen und sogar auf ihrer Haut und dann waren da ja auch noch die Sterne. Auch heute waren sie wieder ihre Begleiter und gaben Einblick in das Himmelsleben bei Nacht. Sie waren wieder so wunderschön und auch hell, nein, alleine waren sie nie. Selbst die ewige Finsternis konnte ihnen nichts anhaben. In ihnen glühte ein Wegweiser, irgendwohin würde er sie schon führen, selbst in ewiger Finsternis.
Immer noch war an den felsigen Hängen viel weiches Moos, auf dem es sich prima schlafen ließ, sie nutzen es als Unterlage und als weiche Sitzkissen, wenigstens das war ihnen hier geblieben. Die Region wurde nämlich immer felsiger, irgendwann waren auch die letzten kahlen Bäume verschwunden und desto höher sie kamen, desto weniger Gras wuchs noch.
An diesem schönen Abend, an dem so klare Luft umherwehte, wollte sie zuerst einmal ein bisschen Harfe spielen. Vielleicht war es auch besser, wenn sie sich ihre besonderen Zuneigungen für später aufhoben oder ganz wegließen, doch zunächst spielte sie ein paar traurige Stück auf ihrem Instrument. Jetzt wo sie es wiederhatte wollte sie es nicht mehr hergeben. Es war ihr ein und alles und so klang es auch. Wunderschön alt und ungeheuer edel. Es war mit Abstand das einzige Instrument, das sie vernünftig spielen konnte, aber dafür war es für Isabell mehr als nur ein Instrument, es war pures Leben, das diese Harfe ausstrahlte, wenn sie gespielt wurde. Heute jedoch spielte sie traurig, was weniger ihrer Gemütslage entsprach, sondern der Situation. Ein paar dunkle, tiefe Klänge passten besser als laute und schnelle.
Doch irgendwann spielte sie den Schlussklang, lange hatte sie ihn hinausgezögert, doch irgendwann war es ruhig in den Bergen, absolut still und leise. Sie verspürte eine Lust etwas zu erzählen, sie wollte einmal wieder die Stimme ihres Bruders hören, aber sie wollte auch mal wieder ihre Stimme hören.
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| 01.01.2004 11:46 | #125 |
| Sara |
Letzte Nacht war es ruhig geblieben, ruhig bei ihnen. Sie hatten sich nur einige Dinge erzählt und es tat gut mal wieder miteinander ein ausführliches Gespräch zu haben, nichts desto trotz fühlte er sich nach wie vor wunderbar. Vielleicht war es einfach ihre Nähe die er so gern hatte, ihr Duft oder ihre Aura. Erklärungen gab es dafür sicherlich keine, aber trotzdem war es wunderbar mit ihr zusammenzusein. Seine Schwester war einfach nur toll.
Am frühen Morgen waren sie aufgewacht, heute mal sehr früh, es war noch dunkel. Die Sonne schien überhaupt nicht. Es war noch Nacht konnte man sagen und die Fackel war das einzige, was wieder einmal Licht spendete, aber schon bald änderte sich das, denn direkt hinter dem grauen Riesen ging die Sonne langsam aber stetig auf. Es wurde heller und heller und bald schon ging das Licht der Fackel unter und sie konnte gelöscht werden. Isabell und er hatten natürlich noch etwas gegessen, ein bisschen Fleisch rausgenommen und an der Fackel geröstet, so dass es schön warm war, das war ihr Frühstück und schon bald darauf gingen sie weiter, allerdings nicht ohne sich einen langen Kuss zuvor zu geben.
Die Belohnung für ihr frühes Aufstehen war schon bald in Sicht, denn sie erreichten die Stelle früher als geplant. Eigentlich sollten sie erst am späten Nachmittag hier ankommen, so aber waren sie schon am Mittag da. Er kannte sich hier jetzt wieder genau aus. Hier war er auch schon mit den Anderen gewesen, sie waren allerdings von den Wäldern gekommen und waren nicht an den Berghängen entlang gelaufen. Einerseits freute er sich natürlich riesig darüber, dass sie nun da waren, andererseits wurde es jetzt auch gefährlich, denn nun betraten sie das Gebiet der Würmer. Rociel blieb stehen und machte vor dem Anstieg noch eine kleine Pause, setzte sich auf einen Stein und wartete. Isabell setzte sich auch, auf einen anderen Stein, sah zu diesem steilen Berhang und schien sich Gedanken über den Aufstieg zu machen.
R: Hör zu Schwester, ich weiß, dass es schwierig werden könnte nach Teljarsfeld zu kommen, aber ich möchte das du mir versprichst aufzupassen ja?I: Natürlich, aber nur wenn du mir dasselbe versprichst Rociel.R: Ich hoffe die Würmer von denen ich dir erzählt habe, halten wirklich noch ihren Winterschlaf.
I: Es wird schon gut gehen.
R: Ich hoffe es, aber ich glaube fest daran. Bist du bereit?I: Jederzeit.
R: Gut dann lass uns diesen Aufstieg mal meistern.
Er war aufgestanden und seine Schwester genauso, aus irgendeinem Grund umarmte er sie und dann ging er einfach weiter. Er machte sich wieder viel zu viele Gedanken, es war schließlich nur ein kleiner Aufstieg...noch nicht mal hoch oder weit...
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| 01.01.2004 12:41 | #126 |
| Isabell |
Dieser Aufstieg war nun also das letzte, bevor sie in die Siedlung kommen sollten. Sie hatte sich das ganze sehr gut angeschaut. Die zerklüfteten Felsen, die herabrollenden Kiesel und die großen Steinbrocken. Zudem ging es steil nach oben, aber in einem Winkel, in dem man noch laufen konnte. Es erinnerte sie kaum an den Schicksalsberg, das alles war hier anders. Man konnte immer noch den Wald sehen, je höher sie kamen, je kleiner wurde er.
Die Luft hier oben schien gefroren, wurde schwerer und schwerer in ihren Lungen, dabei waren sie doch kaum höher als bei den Hängen. Nebelschwaden legten sich um die Berge und auf dem Boden kräuselte sich die weiße Pracht. Sie war materielos und man konnte sie einfach mit den Stiefeln zerteilen, doch es wurde kalt hier oben. Der Nebel hatte einiges verborgen, nicht nur die Kälte hielt sich anscheinend nur hier oben, auch die spitzen Steine. Hier war alles noch sehr natürlich und wild geblieben, der ganze Berg schien sich kaum verändert zu haben. Es gab nur einen schmalen Weg, der aber war schon oft begangen. Der Stein war platt getreten und hatte keine spitzen Ecken und Kanten mehr. Hier mussten schon einige Leute vor ihnen vorbei sein. Das einzige was sie beruhigte war, dass dort oben Menschen lebten, also dieser Berg schon oft bestiegen sein musste. Eigentlich war sie ja lieber alleine, aber dieses Mal freute sie sich fast auf ein paar neue Gesichter. Sie war gespannt auf die Menschen, die dort oben mehr oder weniger freiwillig lebten.
Die Steine wichen krachend zurück, immer waren es Kieselsteine, die unter ihren Schritten wichen und polternd nach unten fielen, die größeren, die waren fest mit dem riesigen Stein verschmolzen, vielleicht auch festgefroren. Die Geräusche klangen manchmal wie Musik, wenn ein kleiner Stein die ganzen Felsen hinunter fiel, wie bei einer Treppe, Klick, Klack, Klick...
Der Nebel lichtete sich schon nach ein paar Metern und dann sahen sie erst den richtigen Aufstieg vor sich. Es war noch ein gutes Stück, aber zum Glück wollten sie ja nicht zum Gipfel, das wäre mehr als ein gutes Stück. Dieser Gipfel, er war nämlich noch sehr weit weg, sein ganzer Schatten nahm eine übergroße Fläche ein, irgendwo hier mussten gewaltige Gebirgsketten sein. Gorthar....
Sie war sich sicher, dass sie es schaffen würden, es war schließlich nur ein einfacher Aufstieg, kein Grund Zweifel walten zu lassen, sie durften sie nicht zerfressen, sie waren selbstsicher und diszipliniert. Isabell nahm die Hand ihres Bruders und lächelte ihn an, danach zog sie ihn weiter hoch, sie durften sich nur nicht verlieren, nicht alleine lassen.
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| 01.01.2004 13:55 | #127 |
| Sara |
Eigentlich war es egal, wohin sie auch traten waren Steine, jetzt hatte sich selbst das zähe Moos verabschiedet, hier gab es wirklich nichts Grünes mehr. Die zerklüfteten Berge waren nun endgültig zu einer toten Region geworden, Gras und anderes Grünzeug war verschwunden. Nun wurde es eben ziemlich einsam und ungemütlich, die Natur forderte ihren Tribut, auch bei ihnen. Immer weiter nach oben trug es ihre kleinen Körper, die im Vergleich zu dem Berg ein kleines Hindernis waren. Wenn man zurückblickte hatte man jetzt schon einen wunderbaren Ausblick auf den Wald. Die Bäume wurden immer kleiner und man konnte kaum mehr etwas erkennen, aber man sah jetzt nicht mehr die einzelnen Details, sondern die Masse. Man konnte sehen, wie groß dieser Wald doch war, trotz seiner unglaublichen Größe sahen sie nur ein Bruchteil und das von hier oben. Irgendwo hinter den Waldrändern war Gorthar, die Stadtmauern waren gerade so zu erkennen, denn der Nebel verhinderte einen optimalen Blick in die Ferne, außerdem peitschten hier oben ganz schöne Winde durch das Gebiet, es war nun nicht mehr so leicht vorrann zu kommen. Aber alles hatte auch seine guten Seiten, denn dadurch das es so windete und kalt war, hinterließen sie absolut keine Spur, weder die sichtbaren, noch die etwas weniger sichtbaren. Sie gingen lautlos und wahrnehmungslos den Berg hinauf. So konnten diese verdammten Würmer, wenn sie denn überhaupt wach waren, sie nicht wahrnehmen. So hoffte er zumindest. Ein Kampf auf diesem gefährlichen Gebiet wäre alles andere als einfach abgelaufen. Das brüchige Gestein und die spitzen Steine waren alles andere als gut zum kämpfen, vorallem wenn es um einen Wurm ging, der um einiges größer wie man selber war.
Aber es würde schon gut gehen. Die Idee sich gegenseitig festzuhalten war aber nicht schlecht, denn die Winde hier oben waren echt brutal und je mehr Gewicht man hatte, desto besser, schließlich wollten sie nicht weggeweht werden. Eigentlich eine ziemlich fantasievolle Idee, aber die beiden waren wirklich so leicht, dass man es fast befürchten konnte. Aber das war gar nicht ihr Problem, viel weniger war es die Tatsache, dass sie wieder nichts tun konnten, außer vorwärts zu gehen, eigentlich war das doch ziemlich komisch. Immer häufiger schwiegen sie, wie sollte man auch schon hier reden. Er wusste eigentlich gar nicht, warum er sich jetzt schon wieder Sorgen machte, aber irgendwie hatte er das im Gefühl...
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| 01.01.2004 14:37 | #128 |
| Isabell |
Isabell spürte immer noch wie kalt Rociels Hand war, als ob kein Blut durch sie durchfließen konnte, aber trotzdem wurde sie immer wärmer und wärmer, je länger sie sich festhielten. Es ging auch immer weiter nach oben, bald schon waren sie auf einer unglaublichen Höhe, wobei man sagen musste, es kam ihnen nur aufgrund des Neigungswinkels des Berges so vor. Eigentlich war es nicht wirklich hoch, eigentlich war es gar nicht mal so weit, aber trotzdem. Immer wieder waren große Steinflächen zusehen, die einfach so in den Berg geschlagen wurden und auch gut der Platz von einem oder zwei Häusern sein konnte. Aber Anzeichen von menschlicher Zivilisation sah man noch nicht. Der Wald war inzwischen zu einm großen schwarzen Punkt verkommen, aber sie drehte sich nur noch ein einziges Mal um, den Rest des Wegs hielt sie meistens den Kopf gesenkt, um dem immer stärker werdenden Wind keine Angriffsfläche zu bieten.
Ihre Schritte wurden von Zeit zu Zeit immer langsamer und bald schon kamen sie fast zum stehen. An ihren Füßen bildeten sich schon Eiskristalle, teils wegen des Nebels und teils auch wegen des eiskalten Windes, aber das war noch lange kein Grund aufzuhören. Natürlich gingen sie weiter. Das Schlimmste stand ihnen jedoch noch bevor, denn was sie erst gar nicht bemerkten, was aber bald kaum noch zu übersehen war, Schneeflocken fielen vom Himmel.
Es waren erst nur kleine, ganz feine Flocken die auch sofort auf dem Boden zu Wasser schmolzen. Aber es wurden immer mehr, je höher sie auch kamen. Der Wind wirbelte sie wild umher und ließ sie gar nicht erst in ihrer Schönheit fliegen, sie donnerten in ihre Gesichter, auf ihre Körper und an den Fels. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt. Wenn jetzt noch einer dieser Würmer gekommen wäre, dann wäre wirklich alles perfekt gewesen, aber das blieb ihnen zumindest vorerst erspart. Der Himmel war nach wie vor weiß und schneeklar, hatte sozusagen die Farbe seiner jetzigen Pracht angenommen, aber dieser Schnee war zwar schön anzusehen, doch er war ein wahres Ärgernis. Anfangs fühlte sich das ganze auf den freien Hautflächen wie dem Gesicht noch angenehm an, aber der Wind war grausam, er sorgte dafür, dass die kleinen Schneekörner wie Bolzen auf ihre Haut geschossen wurden.
Bald schon sorgte die zusätzliche Kälte für ein oder zwei Grad weniger Temperatur auf ihrer Haut und das spürte sie auch. Zwar hatten sie sich noch einmal zusätzlich angetrieben und waren noch mal ziemlich schnell weitergekommen, aber die Siedlung erreichten sie trotzdem erst mal nicht. Der stechende Schmerz tat langsam weh und sie musste auf die Zähne beißen. Aber dann merkte es ihr Bruder, obwohl er vor ihr lief, vielleicht zitterte ihre Hand ja?
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| 01.01.2004 16:01 | #129 |
| Sara |
Diese verdammte Schnee, warum musste es auch ausgerechnet jetzt schneien, so ein Mist aber auch. Das ganze kam genau so plötzlich wie auch unerwartet, aber jetzt hatten sie den Schlamassel und mussten irgendwie damit leben, er hatte gehofft, dass das nie eintreffen würde, denn er wusste genau, weswegen sie ja überhaupt nach Teljarsfeld hochgingen, nicht nur wegen den Zutaten für die Rüstung, sondern auch wegen warmen Klamotten. Genau das war ja ihr Problem, eigentlich unvorstellbar und doch war es so. Nun hatte er es also vor seinen Augen, etwas was total unberechenbar hereinbrach und doch mussten sie eigentlich damit rechnen. Schnee. Richter, kalter Schnee und ein unbarmherziger Wind, der ihnen keine Ruhe ließ. Das sie es noch irgendwie schaffen konnten, daran glaubte er nicht mehr, also mussten sie versuchen durch den Schneesturm hindurchzukommen. Mal abgesehen davon, dass die Sicht binnen zwei Minuten auf ein Minimum von einem Meter sank, hatten sie noch genug andere Probleme. Er hatte es wirklich gespürt, in seinen Adern und seiner Hand, aber nicht nur das, selbst sein Amulett brannte schwach, nicht so stark wie sonst, aber es war aktiv. Das konnte nur bedeuten, dass eine Gefahr drohte, die allerdings noch entfernt war. Das hieß automatisch, dass er sich vorsehen musste. Doch zuerst einmal wollte er sich um seine Schwester kümmern, sie brauchte seine Hilfe jetzt viel mehr als irgendwer anders. Durch ihre luftige Kleidung fror sie so schon viel mehr als er selbst und jetzt auch noch Wind und Schnee. Ihre zarten Finger bebten aus Zittern in seiner Hand und konnten sich fast nicht mehr festhalten, fast war es so, als ob sie abrutschten würde, aber das würde er nicht zulassen.
Mit einem energischen Ruck zog er sie zu sich heran, die wenigen Schritte die sie auseinander lagen durften jetzt auch keine Entfernung mehr darstellen. Mit ernstem Blick sah er in ihre nun glasigen Augen und selbst das Rot von ihr schien bei dieser Kälte blau zu werden. Ihre Haare waren sonst immer so geschmeidig glatt, nie hatte sich auch nur ein Dreckpartikel darin befunden, jetzt aber war ihr Haar fast weiß, die ganzen Flocken befanden sich darin. Es war dennoch wunderschön.
Dann veränderte sich sein ernster, unnötiger Blick zu einem Lächeln, das aber auch Sorge in sich trug und er umarmte sie, mittem im Schneesturm knallten Schneeflocken an seinen Rücken und dadurch, dass sie sich nicht bewegten wurde wieder Energie verloren, aber das machte ihm nichts, nein, ihm nicht. Er spürte allerdings, wie frostig kalt die Arme und der Hals von ihr waren und selbst ihre Lippen und ihr Gesicht waren schon gefroren, dennoch küsste er sie, als ob es das normalste der Welt wäre in einem Schneesturm zu stehen. Danach rieb er ihr etwas die Hände und Arme, so dass sich wenigstens nichts einfror, was aber fast unmöglich war, bei dieser verdammten Kälte.
Er wusste nicht wieso, aber er spürte es einfach, dass ihnen vor diesem Sturm keine Gefahr drohte. Es war gefährlich, aber er war sich aus irgendeinem Grund sicher, dass sie hier nicht sterben würden. Er dachte an den Tod, aber er hatte dieses Mal keine Angst, einfach weil er wusste, dass es nicht geschehen würde. Dann aber sprach er wieder mit ihr, endlich redeten sie wieder, obwohl das hier ziemlich schwer war, denn wenn man den Mund öffnete, bekam man sofort eiskalte Luft hinein.
R: Was machst du nur für Sachen? Aber es ist ja nicht deine Schuld, dass der Schneesturm wütet. Ich geb dir jetzt meine Rüstung, sie sollte dich eigentlich warm halten, wenn wir wenigstens ne Höhle hätten, dann könnte die Fackel brennen, aber so macht das keinen Sinn, die Windrichtung ist viel zu unberechenbar und der Wind zu stark.
I: Lass deine Rüstung an Bruder. Ohne wirst du sterben.
R: Nein das glaube ich nicht, überhaupt, was ist denn die Alternative, dass du erfrierst?
I: Es...es ist so kalt hier.
R: Ich habe es geahnt, dass der Aufstieg einige Tücken birgt, aber ich hab mich mehr auf die Würmer als auf die Schneestürme konzentrierst. Ich habe schon ewig *hust* keinen Schnee mehr gesehen.
I: Ich auch nicht...
R: Keine Wiederrede, du nimmst jetzt die Rüstung.
I: Aber dann...
R: Nichts aber. Du tust, was ich dir sage Isabell.
Er löste die beiden Schulterbänder und zog seine Rüstung aus, eine Sekunde später zog der Wind an seinem ultra dünnen Samthemd und drang in die tiefsten Poren seiner Haut ein, mühelos scheinbar. Isabell legte die Rüstung nur wiederwillig an, er half ihr dabei, obwohl sie es noch so schaffte. Sie passte wie angegossen, sie hatte fast dieselbe Statur wie er. Allerdings klaute er dafür etwas von ihr, eigentlich gehörte der Harpyienlederumhang eh ihm, aber was solls. Harpyienleder zeichnete sich dadurch aus, dass er wasserundurchlässig war, das wusste er natürlich.
Inzwischen hatten sich viele kleine Schneeflocken auf seine freien Oberarme gebohrt, es war stechender Schmerz, immer und immer wieder hatten sie den Wärmeschutz durchbrochen und geißelten ihn, aber er hatte nur die Zähne zusammen gebißen und weitergemacht. Jetzt knotete er den Umhang um den Hals, stopfte ihn aber von oben bis unten in seinen Gürtel, so dass es keine freien Körperstellen mehr gab, bis auf das Gesicht. Zwar half es nichts gegen den Wind, aber der Schnee war nun machtlos.
R: Und gehts dir schon besser?
I: Das Fell, es ist so wunderschön weich. So weiches Fell. Ich spüre keine Kälte mehr, aber du, du wirst erfrieren.
R: Darauf lass ich es ankommen. Bist du bereit Isabell?
I: Ich denke schon.
R: Gut, dann lass uns diesen Sturm bezwingen.
Wieder küsste er sie und dabei tauschten sie warme Luft aus, die aus ihrem Inneren kam, danach nahmen sie sich wieder an einer Hand und jagten so schnell es ging diesen Berg hoch. Die Muskeln brannten anfangs, aber dann wurde es besser. Noch waren sie nicht gefroren, er hoffte, dass er durchhielt. Hoffnung gab ihm sein Amulett, denn das Glühen war wieder weg, ein gutes Zeichen?
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| 02.01.2004 04:00 | #130 |
| Isabell |
Dieser Schneesturm, er mochte einfach nicht aufhören zu toben, immer und immer wieder, es ging weiter und weiter. Es war ein wahres Martyrium, doch sie konnten es nicht verhindern. Nachdem sie nun die Rüstung ihres Bruders trug, ging es ihr wirklich sichtlich besser, natürlich. Das Fell, dass sie vielleicht mit einem Schattenläufer, diese edlen Tiere, in Verbindung brachte, es glich dem Fell der Schneewölfe. Nur war es schwarz und silbern und nicht weiß und hell, sondern sehr dunkel. Es gab der Rüstung ihres Bruders dieses Unheimliche. Was außerordentlich war und sie sicher noch lange behalten würde, wenn sie diesen Sturm überleben würden war, dass sie nun spürte, wie dieser menschliche Schädel, den Rociel immer mit Rexx ansprach, nun ja...lebte. Sie spürte eine tiefe Macht von ihm ausgehen und die roten Augen, die die ganze Zeit zu beobachten schien. Aber das war nicht so wichtig, wichtiger war der Schneesturm. Noch nie waren sie so an der Grenze zum Tod wie heute. Sicher war der Pfeil auf sie viel todbringender, dahinter steckte eine Sicherheit, aber hier, hier war es eben die Unsicherheit, die das ganze noch schlimmer machte, als es eigentlich schon war. Sie wollte ihren Bruder nicht in den Tod schicken, nicht so, aber er ließ ihr keine andere Wahl. Auf jeden Fall schwor sie, würde sie ihm in den Tod folgen, wie sie es sich schon lange davor versprochen hatten. Diese Gedanken waren schon da, als es erst richtig losging zu stürmen, dabei war er noch da.Die ganze Zeit hielt sich Hoffnung, dass er vielleicht doch überleben konnte, mit dem dünnen Umhang in einem Schneesturm im Winter beim Aufstieg eines Berges. Eigentlich gänzlich unmöglich, aber es hieß nicht umsonst, Ausnahmen bestätigten die Regel. Ja es war eine Ausnahme, aber nicht das alleine. Isabell war nicht dumm, der Sturm schädigte zwar sekündlich ihre Knochen, ihre Muskeln, ihr Fleisch und ihr Äußeres, aber nicht ihren Geist. Sie konnte das Gesicht ihres Bruders jederzeit sehen. Er hatte wieder Anzeichen in sich, Anzeichen der Veränderung. Sie waren nicht so schlimm wie letztes Mal, sie hielten sich in Grenzen, aber sie waren zweifelsohne vorhanden. Sie war froh, dass sie nicht voll da waren, wie sie es mindestens schon einmal bewiesen hatten, auch wenn es vielleicht heute gut gewesen wäre. Denn der Schneesturm kannte kein Erbarmen, es ging jede Stunde weiter, was sie auch taten, aber sie gingen immer weiter. Sie gaben nie auf.
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| 02.01.2004 04:22 | #131 |
| Sara |
Der Sturm wütete nun seit Stunden, immer und immer wieder, kein Erbarmen, keine Gnade. Seiner Haut ging es gut, doch sie wurde in jedem Moment von Schmerzen der Kälte gepeinigt. Jede Stunde sank nun auch die Wärme in seinem Körper und nicht nur drum herum und selbst die Rüstung konnte nicht verhindern, dass es seiner Schwester immer schwächer und schwächer ging, es war einfach nur eine grausame Erfahrung, dieser Schneesturm. Leicht hätte er tödlich enden können, aber nicht für sie, sie schafften es irgendwann.
Unter den Stiefel zerbrach der Schnee und hinterließ nur platt getretene Flächen, doch diese wurden binnen Sekunden wieder neu aufgefüllt, sogar noch vergrößert. Sie hatten keine Chance sich irgendwo unterzustellen, keine Höhle oder sonstwas. Das einzig Gute war, dass die Gefahr vor irgendwelchen Würmern gebannt war, diese sollten sie sicher nicht so schnell erreichen. Doch Würmer waren ihr kleinstes Problem, es war ein purer Kampf ums Überleben, denn in keiner Situation konnte er sich wirklich sein, dass er hier und heute nicht sterben würde...oder Isabell. Sein Leben und vorallem das seiner geliebten Schwester in die Hände eines einzigen Gegenstandes zu legen, das vermochte er nicht zu entscheiden und auch Isabell konnte das nicht. Sie waren nach wie vor auf alles bedacht und versuchten so schnell wie möglich hoch zu kommen, dem Sturm zu entfliehen, aber es mussten mehrere Stunden vergehen...Immer wieder blieb er stehen, sah zu ihr nach hinten, obwohl er die Hand spürte, so vergewissterte er sich lieber noch mit einem zweiten Sinn, ab und zu küssten sie sich auch, allerdings nur um die warme Luft auszutauschen, nur deswegen. Stunde um Stunde, mitten in die Nacht hinein, verdunkelter Himmel und sie konnten nicht die Fackel anzünden, da es zu gefährlich war, sie waren bald schon im Dunkeln strauchelnd dagewesen. Doch selbst das vermochte sie nicht daran zu hindern weiterzumachen. Aufgeben und einen qualvollen Tod des Erfrierens zu erleiden, das kam für keinen in Frage. Niemals würden sie soetwas tun. Und sie wurden belohnt, oh ja das wurden sie. Nicht mit dem Tod, oh nein, diese Belohnung wollten sie nicht, sie nahmen sich lieber das Leben und zudem noch die Aussicht. Ja sie hatten es endlich geschafft, irgendwann tief in der Nacht, ihre Körper waren blau, Rociels noch mehr als der von Isabell, bald schon würden sie erbärmlich zittern und frieren, aber das taten sie ja auch schon jetzt.
Die letzten Meter waren eine Wonne, denn nun sahen sie endlich, wie sich jeder ihrer Schritte bezahlt machte, auch in der Siedlung wütete der Sturm, doch es gelang ihnen die Taverne zu finden. Kein Mensch war mehr draußen, selbst die Tiere hatte man reingeholt. Alle Seelen waren im Warmen, nur sie nicht. Mit letzter Kraft klopften sie kräftig an die Türe, zusammen, damit es auch ja jemand hörte.
Es dauerte lange bis ihnen geöffnet, aber dann endlich, eine stämmige Gestalt und dann....dann waren sie drinnen, fielen dann sofort zu Boden und Rociel hörte noch das Klacken der Türe, ehe er ohnmächtig wurde.
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| 02.01.2004 10:37 | #132 |
| Isabell |
Isabell sah in ihrem inneren Auge einen Alptraum vor sich, ja es war ein Alptraum und es war schrecklich. Die ganze Zeit windete sie sich im Schlaf, doch irgendwann hielt sie die Bilder nicht mehr aus, die ganzen peinigenden Gestalten. Mit einem Angstschrei erwachte sie aus ihrem Traum und sah sich in der Welt der Menschen wieder. Zuerst sah sie ungläubig an die Decke, es war Holz. Dann wanderte ihr Blick weiter, an den Wänden entlang, sie vernahm zwei Bilder und dann einen Kamin. Der Kamin brannte und deswegen kam es ihr hier so warm vor, vielleicht auch wegen der sicher zehn Zentimeter dicken Wolldecke. Feinste Schafswolle. Ihr ging es wieder gut, sie lebte und fror nicht mehr. Nur ihr Körper tat an einigen Stellen weh, der Kälteschmerz hatte sich wie glühender Stahl in die Haut gebohrt und der Frostbrand wirkte noch nach. Aber dieser Schmerz würde irgendwann vergehen, im Gegensatz zu dem mit der glühenden Klinge. Als sie aufstehen wollte, fiel ihr das noch schwerer, da Muskeln und Knochen auf eine große Belastprobe gestellt wurden, doch auch dies mochte gelingen. Wo war ihr Bruder? Wo war Rociel? Als sie sich endlich umdrehte sah sie ihn in einem Bett, hinter dem ihrigen liegen. Er sah ziemlich fertig aus, doch er lebte, das war die Hauptsache. Aber wo waren sie? Das spartanisch eingerichtete Zimmer sagte ihr nichts, wie waren sie hierher gekommen? Sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass sie an irgendeine Tür geklopft hatten und dann wurde sie ohnmächtig. Vielleicht war das das Zimmer von dem Haus, womöglich der Taverne.
Sie sah einen Tisch aus Holz, einen Stuhl aus Holz und einen Kelch aus Lehm, in ihm befand sich etwas Wasser, das wohl zum trinken da war, sie benetzte damit aber ihre Augen um etwas wacher zu werden. Auf dem hölzernen Stuhl lag eine gut hingestellte Rüstung, es war ihre Rüstung, oder noch besser gesagt, die ihres Bruders. Es war die Rüstung, die ihr vielleicht den Tod erspart hatte. Darüber hing ein schwarzer Umhang, der ihres Bruders, der, so unglaublich das war, ihm vor den Tod bewahrt haben musste. Die Sachen waren nicht gestohlen, auch ihr Gold trug sie noch am Körper und auch Waffe und Goldbeutel an ihres Brudes Gürtel sah sie. Schienen also sehr ehrliche Leute hier zu sein, denn jeder andere hätte diese Schwächephase wohl ausgenutzt, hier in diesen rauen Zeiten.
Sie ging etwas zum Kamin und wärmte sich noch mehr, als es eigentlich schon war, es tat gut mal wieder ein Feuer zu sehen. Der ganze Schnee, es schien unglaublich kalt zu sein. Es war so unheimlich geworden, auf einmal. Es war wirklich komisch. Sie hätten da draußen sterben müssen, aber sie lebten noch. War es wirklich ihr Schicksal zu leben und wenn ja, warum? Warum durften sie da draußen nicht sterben, sich nicht dem Schnee ergeben? Schnee...so wunderschön und doch so todbringend.
Sie ging wieder zu ihrem immer noch bewusstlosen Bruder und nahm seine Hand. Sie war erstaunlicherweise eiskalt, trotz der, fast mochte man sagen, Hitze hier drin. Aber als sie sie berührte wurde sie augenblicklich heiß, wie konnte das sein? Leider half es nicht ihn zu wecken, sie musste also noch länger warten. Isabell strich ihm die Haare aus dem Gesicht, so dass sie es wieder frei erblicken konnte und dann, dann gab sie ihm einen Kuss in der Hoffnung, dass er bald aufwachen möge. Vielleicht mochte ja ein Kuss seine Lebensgeister erwecken.
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| 02.01.2004 10:53 | #133 |
| Sara |
In seinem Schlaf sah er zum Glück nichts, eine schwarze Nebelwand hatte ihn erfasst, aber es gab keinen imaginären Rociel, der hindurch gehen musste. Es gab niemanden, nichts und niemanden. Doch sein Erwachen war nicht nur mit Glück übersät, irgendwann spürte er ein heißes Brennen auf seinen Lippen in der realen Welt und auf einmal zog es ihn wie in einem Strudel hinfort. Dabei hatte er wirklich gut geschlafen, in einem Bett, mollig eingepackt und wirklich sehr gut schlafend ohne Alp- und Traum. Ohne Vision und Einbildung.
Als das Brennen fort war, konnte er seine Augenlieder schwach öffnen, aus kleinen Augen sah er die Schatten eines Menschen und als er sich dann bemühte besser hinzusehen erkannte er langes, tief blondes Haar? Tief blond? Er schreckte augenblicklich hoch, da war diese ungewohnte Situation, die ihn hochschrecken ließ, doch das ganze dauerte nur eine Sekunde, danach durchzuckten tausend Dolche, Pfeile und Bolzen seinen Körper und ließen ihn keine Chance auf eine Rebellion.
R: Isabell?
I: Sprich nicht soviel Bruder, du bist noch sehr schwach.
R: Bist du das?
I: Ja ich bin's, deine Schwester.
R: Was...was ist mit deinen Haaren? War das der Schnee?
I: Wovon sprichst du, ich...oh?! Jetzt wo du's sagst. Sie sind blond. Das meinst du doch oder?
R: Ja. Das habe ich noch nie an dir gesehen. Es verändert dich irgendwie. Ich...ich kann es leider nicht gut genug erkennen.
I: Es ist so, der Trank von dem ich dir erzählt habe, nun ja...er verändert die Haarfarbe nach Lust und Laune. Also wunder dich nicht.
R: Aha...ich dachte schon...
I: Was?
R: Nichts... Wo sind wir hier?
I: Wenn mich nicht alles täuscht muss das die Taverne sein, die Taverne von Teljarsfeld. Da wo wir hinwollten.
R: Was ist geschehen, wieso liege ich hier?
I: Erinnerst du dich nicht mehr an den Schneesturm? Du hattest mir deine Rüstung gegeben und bist nur mit dem Umhang und deinem Stofffetzen gereist. Irgendwann sind wir dann zur Taverne und ab da...
R: Richtig, ich erinnere mich wieder, ich bin ohnmächtig geworden...I: Ich auch. Die Leute scheinen sehr gütig zu sein, es ist alles da und wir haben ein warmes Zimmer bekommen.
R: Ich, ich fühle mich immer noch wie unter einem Stampfwerk. Ich...I: Sprich nicht soviel Bruder. Ich hole dir etwas zu essen. Eine warme Suppe, wenn ich denn eine finde. Warte hier. Das heißt...ruh dich noch ein wenig aus.
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| 02.01.2004 11:49 | #134 |
| Isabell |
Isabell sah sich noch mal an, sie sah in Ordnung aus, konnte sich raus trauen. Mit einem weiteren Klacken schloss sich die hölzerne Tür erneut. Es war wie ein ewiges Geräusch in ihrem Ohr geworden. Sie erkannte erst mal gar nichts. Ein hölzerner Gang verband... sieben, acht, neun, zehn, elf, zwölf. Also zwölf Türen. Also hatte das Gebäude etwa zwölf Zimmer. Eine beachtliche Anzahl, allerdings hatte sie verständlicherweise noch keine Gelegenheit gehabt sich das Gebäude von außen anzusehen, auch die Siedlung war noch nicht ein einziges Mal an ihr Auge getreten, nun ja, gestern viel es ihnen schon schwer zu erkennen, was Häuser und was Hütten für die Tiere waren. Aber das war jetzt auch nicht das wichtigste der Welt, hauptsache sie konnte etwas Warmes für ihren Bruder finden und sich ein besseres Bild von dem ganzen hier machen.
Die logische Konsequenz war, dass sie dann den Gang entlang weiterschritt und die hölzerne Treppe runter lief. Ihr fiel sofort etwas auf, das war die erste Treppe in einer Taverne, die nicht aus Altersschwachheit ächzte, sondern nur das Klacken ihrer Stiefel wiedergab. In der Taverne waren nur drei Menschen, sie schienen Bergarbeiter zu sein, trugen solche Kleidung, auch drei Hacken standen am Eingang in einer eigens dafür gemachten Vorrichtung. Die drei Männer fingen an zu tuscheln, als sie gekommen war, das konnte sie genau sehen, sie wusste nicht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war und was sie tun sollte, überhaupt stand sie ziemlich unbeholfen dar, da sie nicht so recht wusste, was sie tun solte, aber wenigstens der Wirt lächelte sie an, aber taten Wirte das nicht immer?
Er hatte eine weiße Schürze um den Hals und hinter ihm standen drei Regale mit einer Menge an Flaschen und Krügen. Blaue, Grüne, Rote und Gelbe, alle Farben waren hier vertreten. Hinter der Theke war ein Eingang, der mit Sicherheit in die Küche führte, das kannte sie ja schon aus den Zeiten in Drakia. Der Wirt war etwas zu dünn für einen Wirt, die meisten Wirte hatten doch immer einen Bierbauch, aber dieser hier nicht. Er wirkte auch nicht sehr alt, mehr wie Anfang dreissig, ein ziemlich glattes Gesicht für einen Mann, kleine Bartstopeln und ein Schwert an der linken Seite. Ein Schwert bei einem Wirt? Das überraschte sie, aber es herrschten wahrlich raue Sitten. Irgendwie brachte sie dann doch noch ein paar gestammelte Worte heraus, die für einen Satz sicher nicht gereicht hätten.
I: Ähm...guten Tag, ich...
W: Guten Morgen. Was hat euch eigentlich geritten in einem Schneesturm hochzukommen? Als ihr hier reingeschneit kamt hattet ihr Glück, ich konnte nicht einschlafen, hab noch Kassensturz gemacht. Wenn ich geschlafen hätte...mich weckt so schnell nichts auf.
I: Ihr wart es also gestern, der stämmige Mann, ich habe nur eure Konturen gesehen, bis ich ohnmächtig geworden bin.
W: Tja, man tut was man kann, ich habe euch gerne geholfen, wirklich. Wir aus Teljarsfeld sind nette Menschen, zwar wirken wir manchmal etwas komisch, aber eigentlich gibt es hier keine schlechte Haut. Dadurch, dass wir so weit weg von normalen Welten sind und auch nur eine kleine Siedlung gibt es hier auch keine Diebe oder Mörder. Naja, es gibt auch wenig Frauen, sonst gebe es Herzensdiebe und Liebesmörder, hähähä. Stimmt's Jungs.
C: (Chor): Juppp
W: Nein im Ernst, wir Menschen halten zusammen, nicht alle sind so schlechte und gleichgültige Seelen wie in der Stadt.
I: Jedenfalls danke ich euch, wahrscheinlich habt ihr uns mehr oder weniger das Leben gerettet. Aber jetzt habe ich eine Bitte an euch. Könntet ihr eine Suppe kochen, irgendetwas kräftiges. Es sollte am besten die ganze Kälte wegpusten.W: Für euren Mann?
I: Nein für meinen Bruder.
W: Hm, ich denke ich habe etwas ganz besonderes, schmeckt zwar nicht gut, macht aber garantiert fit.
I: Nun, wenn es ihm nicht schmeckt bringt er nur mich um, hauptsache es wirkt auch.
W: Das wird es, wartet etwas, ich muss erst noch das Wasser aufsetzen. I: In Ordnung.
Isabell sah den jungen, gutaussehenden Wirt in der kleinen Nische verschwinden und drehte sich dann von der Theke weg und schaute auf die drei Männer. Sie saßen alle vor ihren Schüsseln und schienen irgendeinen Brei zu essen. Ob das gut schmeckte? Sie hatte Zweifel. Trotzdem sah sie den Männern weiter zu, was sollte sie auch anderes tun. Dann aber ertönten Stimmen, die Männer schienen wohl fertig zu sein.
J: (Jemand): Sag mal Mädchen, was wollt ihr hier in Teljarsfeld?I: Meint ihr mich?
J: Naja sonst ist ja hier keine weibliche Person mehr, höchstens Eddi.E: Blödmann!
C: Hahahaha
I: Nun ja, mein Bruder wollte hier hin. Er sagt, hier würden wir endlich mal warme Kleidung bekommen, für den Winter und so...außerdem gibt es noch etwas was er hier will. Ich glaube es hat was mit Händlern zu tun.
J: Hmmmm...fahrenden Händlern?
I: Möglich, so genau weiß ich das nicht.
J: Euer Bruder hat Glück, momentan halten sich drei sehr bekannte Schwarzmarkthändler hier. Aber das wisst ihr natürlich nicht von uns.I: Natürlich nicht... Darf ich euch mal etwas fragen?
C: Klar
I: Was wird hier in Teljarsfeld gemacht?
J: Nun wir bauen hier schwarzes Erz ab. Das wird dann zu Schwarzstahl geschmolzen. Schwarzstahl ist typisch für Gorthar und kommt hier sehr häufig vor. Dieses magische Erz aus dem Minental werdet ihr hier nicht finden.I: Und wie lebt es sich hier so?
J: Oh oh, wie lebt es sich hier?...
J: Nun es ist kalt, meistens zumindest und die Arbeit ist nicht immer leicht, aber dafür sind wir hier eingeschweißte Brüder. Wenn hier nicht jeder dem anderen vertrauen könnte, dann wäre das hier lange nicht so erfolgreich, wir haben alle genug Gold und deswegen kommen auch die Schwarz, ähm naja die fahrenden Händler hier hoch. Einige haben auch eine Frau und Kinder, aber nur sehr wenige, die meisten Frauen verabscheuen das Leben hier oben. Mich wunderts, mal wieder eine zu sehen, hähähä.
J: Wir mögen vielleicht ein paar rohe Sitten haben, aber lasst euch nicht täuschen.
I: Hm, jetzt weiß ich wenigstens etwas über diese Gegend hier. Danke euch.W: Die Suppe ist fertig.
I: Oh, sehr gut, dann werde ich sie meinem Bruder mal bringen. Danke auch euch.W: Ach das ist meine Arbeit.
Und dann ging sie wieder hoch, eine Suppenschüssel in der Hand und etwas Brot. Hoffentlich half das auch...
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| 02.01.2004 12:34 | #135 |
| Sara |
In seiner Schwäche war er noch einmal eingeschlafen, es war wohl das Beste für seinen Geist und seinen Körper noch ein bisschen zu ruhen, doch die Ruhe sollte nicht länger als eine halbe Stunde andauern. Eigentlich war er gar nicht richtig eingeschlafen, sondern befand sich nur in einer Art Dämmerzustand. Als sich die Tür wieder öffnete hörte er das genau, sein Gehör war gut, besonders wenn es so ruhig war, dass man sich auch mal konzentrieren konnte.
Als er die Augen dann wieder aufschlug, sah er seine Schwester mit einer Schüssel in den Händen, sie stellte sie vorsichtig auf dem Tisch ab und kam dann zu ihm.
I: So ich hab dir was Warmes mitgebracht. Der Wirt meint, es würde dich wieder fit machen...
R: Na da bin ich ja mal gespannt. Was ist es denn?
I: Eine Suppe.
R: Eine Suppe? Hm...
Isabell nahm die Rüstung und den Umhang von dem einzigen Stuhl und reichte ihn Rociel, es war anstrengend zu gehen und noch viel anstrengender zu stehen, aber er schaffte es dank der Hilfe von Isabell. Irgendwie kam er sich bescheuert vor, dass er selbst beim gehen ihre Hilfe brauchte, aber die Kälte war noch immer nich aus seinem Körper gewichen. Er hoffte, dass diese Suppe dabei helfen konnte, hoffentlich war sie wenigstens warm. Dann nahm er den hölzernen Löffel zur Hand und bewegte ihn in die braune Pampe, überall waren rote Stücke zu sehen, war das Gemüse? Nun, er konnte es ja eh nicht verhindern, als rührte er nicht länger, sondern nahm einen Löffel, doch bevor er ihn zu Munde nahm, fiel ihm der starrende Blick von Isabell auf, die scheinbar begeistert von seinen Bewegungen war. Mit einem abweisenden Blick strafte er sie zum Dank und führte den Löffel dann in den Mund ein. Einer reichte schon und später bereute er, dass er das Zeug überhaupt runtergeschluckt hatte, denn augenblicklich setzte sich die Wärme in seinem Körper durch und die eingefangenen Eiskristalle zersplitterten und liefen als kaltes Wasser zu Boden. Doch danach endete die Wirkung nicht, es brannte auf den Lippen, auf der Zunge, im Rachen und auf einmal änderte sich seine Gesichtsfarbe in purpur. Wie in Panik hielt er sich die Hände vor den Mund und schnappte mit der Nase nach Luft, doch es half nichts, der Stuhl fiel schlitternd nach hinten und er wollte irgendwohin, aber es gab hier keine Stelle, an man es ihm nicht übel genommen hätte, bis er den Kamin erblickte.
Er konnte einfach nicht mehr, sein gesamter Magen, nebst Organe kam ihm hoch, sowas hatte er schon seit Ewigkeiten nicht mehr verspürt, auf einmal brach es aus ihm heraus und seine Schwester wand den Blick zu einer anderen Seite. Er erbrach sich direkt über dem Kaminfeuer und musste ganze fünf Minuten ekelhaften Magensäften einen Ausgang bieten. Dann endlich war es vorbei und er kramte panisch in seinem Allesbeutel um ein Tuch zu nehmen, das noch sauber war, um sich damit den Mund abzuwischen. Danach nahm er einen Krug übereifrig zur Hand und trank ihn mit einem Schluck aus. Erst dann ging es ihm besser. Der Kamin hatte das meiste schon vernichtet, das wenige Erbrochene was daneben lag wischte er auf, das Tuch schmiss er auch in das Feuer, damit wäre das erledigt.
Dann sah auch Isabell wieder zu ihm, doch für einen Moment wurde ihm schwindlig und er fiel wieder auf das Bett...
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| 02.01.2004 14:37 | #136 |
| Isabell |
Diese Suppe, also sie hatte wirklich eine ziemlich eindeutige Wirkung, wenigstens wirkte sie und das nicht gerade langsam. Das ihrem Bruder jetzt schwindlig war, das war für sie nichts neues, denn er musste wirklich Unmengen an Körperflüssigkeiten verloren haben. Diese Nebenwirkung hätte man vielleicht noch irgendwie verhindern sollen, aber wenigstens schien er jetzt wieder mehr oder weniger geheilt zu sein. Aber bei seiner Einlage konnte sie einfach nicht hinschauen. Ein leises Röcheln war von dem Bett zu hören, er wirkte wenigstens nicht tot und das war zumindest ein gutes Zeichen. Komischerweise nahm sie es mit einer gesunden Portion Sarkasmus auf, obwohl es ihrem kleinen Bruder jetzt sicher nicht gut ging und ihm sicher noch weniger zum lachen war. Irgendwann hatte er sich wieder gefangen, Isabell hatte unterdessen die schöne Rüstung genommen und strich noch einmal über das sanfte Fell und dachte daran, dass diese Rüstung vielleicht ihr Lebensretter war und natürlich auch ihr Bruder, aber das war er sowieso schon längst. Irgendwann erhob sich die Gestalt dann von dem Bett, sie hielt sich den Magen, als ob er gleich abfallen würde und krümmte sich noch ein wenig, aber wenigstens saß er da, sein Gesicht war noch immer nicht ganz normal und hatte dieses Erhitzte, aber sein Blick verriet mehr als tausend Worte, die sie aber trotzdem hörte.
R: Oh man, was war da bloß für Zeug drin?
I: Du kannst den Wirt ja mal nach dem Rezept fragen.
R: Ich hab ne bessere Idee, du isst den Rest von der Suppe.
I: Die ist doch schon längst kalt.
R: Na um so besser orrrrrgggg, man ist mir übel. Ich könnt fast schon wieder brechen, wenn ich nur daran denke wie übel mir ist.
I: In deinem Magen ist doch gar nichts mehr, bist du sicher, dass noch alle Organe und Darme drin sind?
R: Sehr witzig Schwester, orrggggg.
I: Na komm schon, dir gehts doch wieder besser oder?
R: Schon...
I: Na also, dann können wir ja mal runtergehen.
Sie gab ihrem Bruder die Hand und half ihm dann beim Aufstehen, danach kleidete sie ihn in Rüstung und Umhang, dem sie ihm wieder zurückgab, zumindest bis zum Rückweg. Danach verließen sie das Zimmer und nahmen noch die Suppenschüssel mit. Rociel wirkte zwar noch etwas stapsig, aber laufen konnte er und mit der Zeit würde auch der Magen aufhören zu rebellieren, so wenig wie da jetzt nur noch drin war.
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| 02.01.2004 16:36 | #137 |
| Sara |
Ohhhhhhh, war ihm schlecht. Immer noch nach der kleinen Einlage drehte sich sein Magen, wenigstens konnte er klar sehen, selbst der Schwindel war weg, aber sein Magen. Am liebsten hätte er sich noch mal hingelegt, aber wie sah das denn aus, wenn er sich vor seiner Schwester hinlegen würde und einfach den ganzen Tag verschlafen, nein das konnte er nicht tun. Also hieß es durch diesen Gang wanken. Wo war er hier eigentlich, er konnte sich nicht erinnern hier schon mal gewesen zu sein, doch dann erinnerte er sich wieder daran, dass er ja ohnmächtig war. Einer oder besser gesagt jemand musste sie beide hier hoch gebracht haben. An seinen Sachen war noch alles dran, seine beiden Schwerter, sein Gold, alles. Also nichts geklaut, wirklich sehr nette Leute hier, aber etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Schließlich war er schon mal hier gewesen und da war es ihm auch auf Anhieb sympathisch gewesen. Als er nun die Treppen herunter ging und dann in dem Untergeschoss der Taverne saß, die drei Männer an dem einen Tisch und noch einmal zwei weitere an dem anderen sah, sowie den Wirt, da erinnerte er sich wieder. Hier war er doch schon einmal gewesen. Nicht nur in dieser Siedlung, sondern auch in diesem Haus. War es die einzige Taverne hier? Wenn ja, dann war das das Gebäude, in dem er schon mal übernachtete. Wirklich sehr gut, dass seine Erinnerung noch nicht die älteste war. Leider konnte er sich nicht mehr an das Gesicht des Mannes erinnern, auch seinen möglichen Namen kannte er nicht, aber der Wirt schien ihn auch nicht zu erkennen.
R: Ihr habt uns gerettet, draußen vor dem Schneesturm nicht wahr?W: Ach, das war kein Ding, ich habe nur die Türe aufgemacht.R: Nein, nein, keine falsche Bescheidenheit. Ihr habt uns vielleicht das Leben oder zumindest eine verdammte Erfrierung erspart. Gibt es etwas, womit ich euch belohnen kann?
W: Belohnen? Ach was.
R: Ich kenne euch, vor ein paar Monaten war ich schon mal euer Gast. Leider kann ich mich kaum mehr erinnern. Ihr wollt sicher keine Belohnung?W: Nein nein.
R: Das nenn ich wahre Bescheidenheit. Meinen Respekt habt ihr. Innos Segen soll euch auf all euren Wegen begleiten. Amen.
W: Seid ihr ein Priester? Ein Priester mit einer...komischen Rüstung?R: Nein ich bin kein Priester und ich bin auch kein Paladin, ich stehe nicht im Dienste des Königs und bin kein Abgesandter des Ordens. Ich bin einfach nur ein Diener meines Herrn. Den Segen Innos kann jeder Mensch verbreiten, kein Mensch hat dafür das Privileg.
W: Verstehe. Nun wir haben hier oben nicht viel mit den Göttern am Hut, dennoch danke ich für den Segen Innos.
R: Nicht doch...
Als er dann sah, wie sich Isabell etwas gelangweilt zu diesem drei Männern setzte und scheinbar mit ihnen redete, huschte er schnell hinter die Theke und zog den Wirt zu sich, sie sollte das noch nicht wissen, deswegen war es besser, wenn sie flüsterten.
R: Auf ein Wort mein Freund.
W: Ja?
R: Ich muss unbedingt an drei Zutaten.
W: Essen?
R: Nein nein, Rüstungen.
W: Verstehe...und?
R: Feuerwaranschuppen, Drachenschuppen und Schneewolfspelz. Besonders letzters erhoffe ich mir hier zu finden. Wisst ihr, wo ich hier Schneewölfe finden kann? Wenn es welche gibt, dann hier.
W: Hm...geht zum Marktplatz, in der Nähe ist eine windschiefe Hütte, sie gehört Tristan. Er kennt sich aus, er wird es wissen.
R: In Ordnung. Danke.
Tristan...nie gehört, aber immerhin, das war schon mal brauchbar.
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| 02.01.2004 18:40 | #138 |
| Isabell |
Natürlich war ihr aufgefallen, wie ihr Bruder da mit dem Wirt redete, aber sie konnte leider nichts verstehen, also bemühte sie sich auch gar nicht erst in darauf anzusprechen, erstaunlicherweise schien es ihm wieder richtig gut zu gehen, oder hatte er während des Gespräches seine Bauchschmerzen vergessen? Schon möglich, aber auch kein Grund da weiter drauf zu achten, ihr Gespräch mit den drei Arbeitern war auch nicht gerade schlecht. Sie hatte gefragt, warum sie denn nicht arbeiteten und die Antwort schien irgendwie logisch, sie hatten einen freien Tag. Dann endlich konnten sie gehen, Hunger hatte sie schon, aber in der Rücksicht auf ihren Bruder hatte sie nichts gesagt, er wollte jetzt bestimmt nichts essen. Als sie dann damit rechnete, dass sie gehen wollte, wohin auch immer, überraschte sie Rociel mal wieder.
R: Hast du Hunger Isabell? Du musst doch total geschwächt sein oder? Hast du wenigstens was heute Morgen gegessen?
I: Nein, ich...ähm...ich.
R: Na prima, dann mach es dir gemütlich und lass dir von unserem Freund hier etwas zu essen bringen. Du verstehst sicherlich, dass ich nicht an dem Mahl teilnehmen kann, denn mir ist immer noch dank dieser verflixten Suppe speiübel. Ich werde wohl solange mal ein wenig spazieren gehen. Also bis nachher, tschüß.I: Aber...hey...tschüß.
Er war einfach so gegangen und hatte sie gar nicht zu Wort kommen lassen, dabei schien er es aber kaum unabsichtlich zu machen. Er hatte irgendetwas vor. Er wollte sie absichtlich loswerden. Die Frage war nur, sollte sie ihm folgen, oder sollte sie lieber ihrem Magen folgen.
Ein Magenknurren später....
Der Hunger hatte gewonnen, sollte er doch machen was er wollte, sie war schließlich nicht sein Dienstmädchen und immer hinterher gehen musste sie auch nicht. Also blieb sie in der warmen Taverne und lehnte sich gegen die Theke, wo sie sofort vom Wirt angelächelt wurde.
I: Einmal das Abendessen, was ihr da so da habt, aber tut mir einen Gefallen, nichts, was dieser Suppe gleicht.
W: Geht klar.
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| 04.01.2004 00:21 | #139 |
| Livia XI |
Da waren sie nun also in Gorthar, der Stadt die doch so fern wie auch nah von ihrer aller Heimat war. Dorrien und Longbow sprangen gleich vom Boot, als es nur am Steg vorbeifuhr, Irock folgte ihnen und kurz darauf kamen auch Livia und Snizzle an Land. Die Fahrt über hatten sie so viel Studium wie es möglich war betrieben. Die Sache mit Pyrokar war unter ihnen beiden schon so gut wie vergessen.
Die junge Hohe Novizin blickte rüber zum anderen Boot, wo die Sumpfler und die restlichen Milizsoldaten hinausstiegen. Wo war eigentlich der fünfte Milizsoldat, der in ihrem Boot mitgefahren ist?
"Platz da, geh doch mal weiter."
Der Mann hinter ihr schupste sie ein wenig.
"Ach, da bist du ja. Wo hast dich noch rumgetrieben?"
"Was geht dich das an."
Er warf ihr einen bösen Blick zu und bahnte sich einen Weg an ihr vorbei. Kurz dachte sie daran, ihn ins Wasser zu stürzen, entschied sich aber anders. Auf viel Stress hatte sie jetzt keine Lust mehr. Sowieso war sie viel zu müde und wollte lieber ins Bett.
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| 04.01.2004 00:35 | #140 |
| Longbow |
Da standen sie nun, endlich wieder am kleinen Hafen der großen Stadt. Sie warteten kurz, bis alle an Land waren und alles mit den Hafenarbeitern abgeklärt war, dann liefen sie die schmalen Gassen hoch. Long blickte wie letztes Mal jedes Haus an, die alle anders aussahen als in Khorinis. Alles schien reicher und prunkvoller, obwohl es den Leuten im Grunde genau so mies ging wie denen in Khorinis.
Ihr Ziel war jetzt erstmal die Herberge. Aber die in den verzweigten Gassen erstmal zu finden, war kein Kinderspiel. Während Dorrien nach dem Unterschlupf suchte, schaute sich der Ritter zu den anderen Gefährten um. Die Milizsoldaten hüpften fröhlich um die Sumpfler herum, die wohl wieder irgendeinen Sumpfkraut hervorzauberten. Long hatte es geahnt, sie waren bereits von dem Kraut besessen. Ein Jammer, dass er nicht mehr ihr Hauptmann war, sonst hätten die sich diszipliniert verhalten müssen. Vor der hampelnden Gruppe liefen Snizzle und Livia immer noch in einem Gespräch vertieft und vor ihnen Irock etwas abseits. Long beschloss, sich zu ihm zu gesellen und ihn ein wenig über das Klosterleben auszufragen, aber vorher hatte er noch was anderes im Sinn:„Ahja, Irock, noch mal danke für deinen Tipp mit Shakuras, das Gespräch mit ihm hat mir doch tatsächlich ein wenig weitergeholfen.“
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| 04.01.2004 00:52 | #141 |
| Scatty |
Langsam stieg Scatty aus dem Boot und blickte sich um. Die Nacht gab nicht viel preis, und da auch der Kai nicht gerade erleuchtet rüberkam, sah er, wie sie sehen, nicht viel. Das sollte also Gorthar sein? Also, irgendwie hätte er sich das anders vorgestellt. Heller, freundlicher. Mit Bäumen aus Zuckerwatte, knuffig-puffigen, umherhoppelnden Häschen, knusprig-kross vorgebräunt und am Spiess schmauchend, und barbusigen Schönheiten, die mit ihren Vorzügen Ambrosia am ganzen Körper verrieben... Der Hüter erwachte erst wieder aus der Trance, als ein vorbeischlendernder Arbeiter auf seiner gigantischen Speichellache ausrutschte und laut johlend an der Gruppe vorbeirutschte, direkt ins Meer, wo die wilde Fahrt mit einem Platschen endete. "HEY, KERL! Sei doch vorsichtig, du hättest dir auf den harten Steinen die Zähne ausschlagen können!" Es gab wirklich unvorsichtige Kerle.
Einen Vorteil hatte es jedoch, wäre er nicht aus seinen Träumen erwacht, hätte er den Abstecher der Gruppe ins Innere der Stadt, wo sie einen Schlafplatz zu suchen gedachten, verpasst. So eilte er sich, sein Schminkköfferchen unter den Arm zu klemmen und Himbeer jegliches Gepäck aufzuladen, dass er dabei hatte. Dieses Vorhaben liess ihn komischerweise schwitzen, und es fühlte sich auch so an, als würde nicht Himbeer, sondern er das Zeuch tragen. Hachja, sowas nennt man wohl seelische als auch körperliche Verbundenheit. Schön, dass es heute noch sowas gab.
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| 04.01.2004 00:53 | #142 |
| Irock von Elladan |
Es dauerte ein wenig bis Irock Antwort auf das, was Longbow gesagt hatte gab. Er schien über etwas nachzudenken.
„Ach, Longbow. Ja es freut mich. Ich hoffe doch, dass ihr während der Mission von euren Alpträumen befreit seit, sonst würde es sehr scher für euch sein. Nun, ich sehe an euch, dass ihr etwas auf dem Herzen habt. Sind es die Ungläubigen? Ich weiß sie könnten schlecht auf die Milizsoldaten wirken, doch ich werde sie im Namen Adanos behüten. Doch vor dem Kraut kann ich sie nicht bewahren.“
So gingen sie unter der Führung Dorriens dahin, auf dem Weg zu einer Herberge.
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| 04.01.2004 13:35 | #143 |
| Veilyn |
"Uärhh! Kann mir mal jemand... ähm, UärK! Ich meine, kann mich mal einer tra- Buaaarks!!!" Und schon schoss ein grosser, bundfarbener Strahl aus Veilyns Mund. "Igitt igitt igitt! Nie wieder in ein Boot steigen... Mann, is mir übel... Äh, hat mal, jemand... Uährkm... Äh, jemand was zum abwischen?" Mit von Erbrochenem verschmierten Gesicht sah Veilyn nun in die Runde, bis ihm diese komische, rot-weiße Färbung auffiel. "Ah, ein Tuch zum abwischen, he he."Dumm nur, dass es sich um kein Tuch sondern um die Rüstung eines Milizionärs handelte. "Verdammt noch mal, du erbärmlicher Kiffer hau ab!" "Wa- was..." Veilyn überprüfte geschockt das Tuch und musste mit verlegener Miene festellen, dass sich irgendwer darin eingewickelt hatte. "Uh, mein Herr, das tut mir jetzt aber leid, ich hab euch mit nem Tuch verwechselt..." "Was?! Ich bin doch kein Tuch! Mir war ja schon immer klar, dass Sumpfkraut schädlich ist! Am Besten man sperrt euer ganzes Lager ein und wirft den Schlüssel weg!" "Hö? Jetzt aber mal halblang! Ich hab das Zeug nur ein einziges Mal probiert, als ich noch nicht wusste, was es war! Die Halluzinationen damals haben mir schon gereicht und ich werde ganz bestimmt nicht noch einmal das Zeug rauchen!" "Na aber sicher doch." Sagte der Kerl nun mit künstlich vertrauensvoller Stimme. "Ah, verdammt noch mal, ich wusste ja schon immer, dass die Miliz nur aus verlogenen Mistkerlen besteht! Am Besten man sperrt eure ganze Truppe ein und wirft den Schlüssel weg!" "Noch ein Wort Junge und du kannst was erleben!" "Och, wird der grosse, böse Milizionär sauer? Ach nein, das tut mir aber leid! Soll ich trösten?" Langsam wechselte die Gesichtsfärbung des Mannes im rote-weißen Tuch von einem blassen Weiß zu einem leuchtenden Rot. "Ha, sauer werden! Na, das haben wir gern, hä?! Andere beleidigen und dann selbst nichts einstecken können! Ja ja, das soll euch eine Lehre sein! Ma urteilt nicht einfach so über andere, die man nicht kennt!"
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| 05.01.2004 14:37 | #144 |
| Der Inquisitor |
Die Sonne war noch nicht wieder aus dem Meer aufgetaucht, da versammelte sich bereits eine Gruppe recht unterschiedlicher Krieger und Magier vor dem Gasthaus 'Zum platten Plattfisch'. Dorrien ließ seinen Blick über seine Gefolgsleute streifen - die Sumpfler und Milizionäre warfen sich gegenseitig grimmige Blicke zu, Longbow schien etwas genervt vom Verhalten der khorinischen Stadtwachen, Snizzle und livia philosophierten über irgendwelche magischen Geheimnisse, irock blicke wichtig in der Gegend herum und Scatty schien vollkommen abwesend zu sein... Wie immer. Eine Truppe von Leuten, die eigentlich nichts miteinander zu tun hatten. Dorrien hrinste - genau das richtige für Tannenberg und seine Leute...
"Also gut, ihr wisst worum es geht?", rief der Hexenjäger, doch schienen ihm die meisten der Reisenden ohnehin nicht zuzuhören. Was ihn aber nicht weiter störte und schon garnicht an der Fortführung seiner rklärungen hinderte."Also, wir suchen eine Gruppe ehemaliger soldaten, die jetzt plündernd durch die Wälder ziehen. Es ist nicht unser Ziel, diese Leute zu töten, sondern wir sollen sie wieder auf den rechten weg bringen... Alles klar? Dann los."Dorrien wartete gar keine Antwort ab, sondern drehte sich auf dem Absatz um und marschierte zügig gen Stadttor...
Es dauerte nicht lange, bis die kleine Gruppe die Wälder Gorthars erreicht hatte. Die mittlerweise aufgehende Sonne färbte den Himmel blutrot, der knöchelhohe Schnee glitzerte im ersten Tageslicht. Doch mehr als Licht brachte der Sonnenaufgang nicht mit sich, die Temperaturen lagen weiterhin etliche Grad unter Null.
Dorriens Blick wanderte zu den hoch aufragenden, aufgrund ihrer Blattlosigkeit fast wie skelettartige Klauen wirkenden Bäumen. Die Äste bogen sich unter der Last des Schnees, Eiszapfen hingen an einigen Stämmen und der Wind pfiff kalt und schneidend zwischen den riesigen Pflanzen hindurch...
Der Hexenjäger konnte sich fast nicht vorstellen, dass Tannenberg und seine Männer in dieser Gegend noch überlebt haben sollten. Doch wenn dies wirklich der Fall war, dann wollte er lieber keine Bekanntschaft mit ihren Schwertern schließen.
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| 05.01.2004 14:51 | #145 |
| Carras |
Banditen jagen? Und nicht töten? Er als Ehrenbandit würde doch keine anderen Banditen jagen.
Viel lustiger fand er den Gedanken mit eben diesen Banditen die Milizen fertig zu machen , nicht das er sie braüchte ausser für den Ritter und die Magier wahrscheinlich , aber das schlimmste Ungeziefer auf dieser Welt waren und bleiben Milizen und Innos Magier in ihren tomatenroten langen Röcken
Carras hatte in seiner Kindheit schlechte Erfahrungen mit Milizen gemacht , sie waren daran schuld das Carras von zu Hause fliehen musste. Noch dazu war er Ex-Lee und hasste somit sowieso alle Milizen.
Noch dazu war er Sumpfler und hasste die meisten die anderen Göttern als den Schläfer dienten. Deswegen mochte er die Söldner und Banditen wahrscheinlich so sehr. Sie dienten zwar nicht dem Schläfer , sie dienten aber auch niemand anders.
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| 05.01.2004 15:41 | #146 |
| 11.Plage |
Wunderbares Zeug, einfach klasse, murmelte Plage. Er saß in irgendeinem Haus - er hatte keine Ahnung wo er war - und rauchte einen Stengel undefinierbarer Masse, Sumpfkraut genannt. Er hatte es einem Sumpfler für ein paar Goldstücke abgekauft. Es wirkte einfach wunder. Die Landschaft war nicht mehr grau und dunkel und insgesamt ziemlich gefährlich aussehend. Nein. Um Plage herum schwebten Geister, rosa Geister, rosa Geister, die wie Schäfchen aussahen. Plage versuchte sie anzufassen. Doch sie wollten sich nicht anfassen lassen. Sie gingen immer weg. Plage fand es schade.
Um ihn herum saßen viele andere Milizen. Sie hatten lustige Schweinsmasken auf. Plage lachte und lachte und lachte. Er zeigte auf die Masken und versuchte sie anzufassen. Auf einmal spürte das etwas an seinem Kiefer kratzte. Naja, kratzen ist das falsche Wort, eher drückte - und das nicht gerade schwach. Der Miliz, der grad von Plage mittem im Gesicht berührt worden, hatte genug. Er hatte ihm einen sauberen rechten Haken gegeben und Plage sank zu Boden. Er sah Vögel, die um ihn herum zwischerten. Doch die Vögel flogen immer weiter weg. Um Plage wurde es immer schwärzer. Immer schwärzer.
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| 05.01.2004 22:34 | #147 |
| Carras |
Carras schmunzelnde. Er packte den Milizsoldaten am Hals und drückte zu wobei er ihn etwas anhob , schaute ihn aber nicht an. Dann murmelte er unverständliches vor sich hin und schmiss den Milizsoldaten zu Boden der nach Luft keuchte.
Seitlich startte er aus den Augen herüber :
>> Tu - das - NIE WIEDER <<
Carras hätte sich insgeheim schon gerne geprügelt , aber er hatte jetzt vor zu verschwinden. Er packte Plage und platzierte ihn auf seinen Rücken , dann schaute er zu Scatty und Veylin herüber die scheinbar eine hochintilligente Diskussion über Feuermagier in pinken Roben gehabt hatten. Scheinbar verstanden sie und folgten ihm aus dem Haus.
>> Was ...? << begann Scatty zu sprechen
Carras überlegte kurzb und antwortete dann: >> Scatty das ist Innos Gewürm , Milizen und Innosmagier! Die Banditen sind mehr wert als sie... ich sehe nicht ein wieso wir dennen helfen sollten. Du hast ja gesehen was sie mit Plage angestellt haben. <<
Scatty machte ein ernstes Gesicht und antwortete als wäre er normal: >> Du bhast Recht , lass uns verschwinden <<
Carras lachte auf. Er hatte Scatty noch nie ernst gesehen!
Wenige Minuten später waren sie in einem der Boote verschwunden und ruderten auf Khorinis zu. Wieso er einen Milizen auf der Schulter trug verstand er eh nicht richtig.
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| 06.01.2004 10:05 | #148 |
| Irock von Elladan |
Einige Zeit blickte Irock den davonrennenden Anhängern des Schläfers hinterher. Er war nicht zornig auf sie, denn sie befanden sich in den Fängen eines Götzen, der ihnen nie die Freiheit zurückgeben würde. Sie waren somit verloren in ihrem eigenen Geschick. Der hohe Wassermagier sah nach vorn zu den Verbliebenen der Gruppe.
Jetzt waren sie noch weniger als zuvor, doch das bereitete ihm keine Sorgen. Sie standen im Segen beider Götter und allein das würde sie sicher wieder heimkehren lassen, zumindest sollte es so sein, denn kein Gott schickt seine demütigsten Diener einfach so in den Tod.
Mit sich ständig verändernden Gedanken, die ihm über die Landschaft durch den Kopf gingen, folgte er dem Rest der Gruppe. Sie waren schon ein ordentliches Stück Weg vorangekommen, nur die Kälte schien sie allmählich ein wenig zu schwächen.
Selbst in der sonst so warmen Wassermagierrobe kam sich der Magier wie ein wandelnder Eisklotz vor. Doch er riss sich zusammen und wartete gespannt darauf, was ihn und die anderen erwartete. Einen Gewinn hatten sie ja schon, die Ungläubigen waren fort und konnten sie nicht mehr an der Durchführung der heiligen Mission hindern.
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| 06.01.2004 17:13 | #149 |
| Der Inquisitor |
Dorrien verfolgte das Verschwinden der Sumpfkiffer ein wenig enttäuscht, Irock hingegen schien darüber weniger traurig zu sein. Nun ja, Irock war nunmal Idealist...
"Die Abwesenheit der Häretiker scheint Euch zu gefallen, Bruder.", sprach der Feuermagier seinen Adanos huldigenden Kollegen an, wobei er auf undefinierbare Art lächelte. Dieser nickte nur, wobei er Dorrien ein wenig misstrauisch musterte.
"Glaubt nicht, ich hätte sie mitgenommen, weil ich mit dem Pack befreundet bin. Im Gegenteil. Aber sie hätten uns gute Dienste als Lockvögel leisten können. Die, die wir suchen, hätten sich auf diese Kultisten gestürzt wie Wölfe auf ein paar einsame Lämmer. Damit hätten wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen - den schwierigsten Teil unserer Mission erfüllt und die Ketzer beseitigt."Dr Hexenjäger schwieg kurz und ließ sich das ganze Szenario noch einmal durch den kopf gehen. Ach ja, das wäre ein Gemetzel geworden... Doch leider sollte dem wohl nicht so sein.
"Was solls. Wir finden sie auch so.", stellte er schließlich trocken fest und beschleunigte seine Schritte ein wenig...
Der Schnee knirschte unter ihren Füßen, während sich die kleine Gruppe immer tiefer in die Wälder vorkämpfte. Es war nicht die erste Gelegenheit, zu der Dorrien gefrohrenes wasser in allen Formen und Farben verfluchte, die winterliche 'Pracht' machte das Vorwärtskommen der Gruppe teilweise zum Extremsport und reduzierte die Geschwindigkeit der Kämpfer auf die von Schnecken. Ein Vogel sang einsam ein Liedchen...
Moment mal, ein Vogel? Zu dieser Jahreszeit? Dorrien stutzte und riss plötzlich den Bogen von seinem Rücken sowie einen Pfeil aus dem Köcher. Die anderen zogen reflexartig ebenfalls ihre Waffen und starrten fragend den Hexenjäger an."Macht euch kampfbereit.", kommandierte er kalt, während er das Unterholz nach den Verursachern des Geräusches Absuchte.
"Wir sind nicht allein..."
Ein Ast knackte. Dorrien wirbelte herum, erspähte nur einen Augenblick lang das glänzen von Stahl im Gebüsch. Doch dieser Augenblick genügte ihm, einen Herzschlag später schoss ein Pfeil in die Büsche. Ein gellender Schmerzensschrei bestätigte, dass der Inquisitor getroffen hatte...
Noch während Dorrien den nächsten Pfeil auf die Sehne legte, ging der Schrei zu einem gequälten Röcheln über, eine Gestalt kippte aus dem Unterholz. Der Mann sah heruntergekommen aus, seine Hände umklammerten krampfhaft den Griff eines angerosteten, schartigen Schwertes.
"Das sind nicht die, die wir suchen...", stellte Dorrien trocken fest, als im nächsten Augenblick auch schon ein Haufen wild aussehender Gesellen gröhlend aus ihren Deckungen hinter Sträuchern und Bäumen hervorkam. Dorrien riss seinen Bogen hoch und ließ die Sehne los, einer der Angreifer, der eine Keule gegen den hexenjäger zu schwingen versuchte, wurde zurückgeschleudert, als sich der Pfeil mit voller Wucht in seinen Brustkorb bohrte...
"Tötet sie alle!", brüllte Dorrien und ließ seinen Bogen fallen. Mit einer fast schon eleganten Bewegung riss er sein Schwert aus der Scheide und stürzte sich auf den erstbesten Banditen, der das Pech hatte, zu nah bei ihm zu stehen...
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| 06.01.2004 17:27 | #150 |
| Longbow |
„Pass auf Longbow, hinter dir kommt einer.“
Blitzschnell fuhr der Ritter um. Seinen Zweihänder hatte er längst in der Hand, er erkannte die Person, die ihn warnte, es war Livia. Sie selbst hatte bereits eine Rune in der Hand, die rot aufglühte. Der ihn angreifende Bandit war bei ihm und schlug seine Axt auf ihn. Long parierte sofort und holte zum Gegenschlag aus, doch der wurde auch wieder pariert. Der Bandit hatte Kraft, denn sein Zweihänder wurde von ihm weit nach unten gedrückt. Er ließ von ihm ab und sprang einen Schritt nach hinten. Im gleichen Augenblick flog ein Feuerball auf seinen Widersacher, der sofort anfing zu brüllen. Sein Hemd fing Flammen, er ließ seine Axt fallen und rannte schreiend weg. Long warf ihm sein Schwert in den Rücken. Selbst einem Banditen gönnte er keinen solchen Tod. Kurz zwinkerte er Livia zu, von der der Feuerball kam und wandte sich dann zum nächsten Feind.
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| 07.01.2004 19:27 | #151 |
| Irock von Elladan |
„Welch frevelhafter Gedanke treibt dieses heruntergekommene Pack dazu an die Vertreter Innos und Adanos auf Erden und ihre Helfer anzugreifen! Sind sie denn vollkommen vom Blick Beliars in die Finsternis geführt worden?“
Hätte es keinen so wesentlichen Grund gehabt, wäre Irock niemals so laut geworden. Die fürchterliche Kälte hatte bereits seinen Verstand angefressen und dazu war sowieso kein Gedanke daran zu verschwenden mit diesen Wilden einen Kompromiss zu schließen. Also dauerte es nicht lange und auch der hohe Wassermagier sammelte seine magischen Energien und ließ sie als Eislanzen auf den Gegner zu fliegen.
Noch nie hatte er mit seiner Magie einen Menschen getötet, doch nun war es so. Er wirkte einige Zauber des Eiskristalls und ließ manch einen der Banditen mit erfrorenen Gliedmaßen zu Boden gehen. Immer wieder gingen magische Eislanzen von ihm aus, die die Mengen des Gegners ebenso wie die Waffengewalt seiner Gefährten zersprengte.
Es war eine ansehnliche Gruppe an heruntergekommenen Halunken, die wohl schon so manches Leben auf dem Gewissen hatten, dies gerechtfertigte die Härte, mit der Dorriens Leute gegen sie angingen.
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| 08.01.2004 13:29 | #152 |
| Snizzle |
Die Zeit des Kampfes war nun also gekommen. Viele der Banditen hatten sich gleich am Anfang auf die Snizzles Mitstreiter gestürzt und verwickelten diese in den Nahkampf. Der Magier hatte sich etwas abseits postiert und versuchte die Banditen anhand der Stimmen zu erkennen um sie mit einem gezielten Feuerball erwischen zu können. In diesem Getümel war dies jedoch alles andere als eine leichte Aufgabe. Die Schreie der Angreifer und Verteidiger waren laut, zu laut um einzelne Stimmen heraus hören zu können. Wenn Snizzle seine Gegner doch nur sehen könnte... Ein Schrei ertönte in der Nähe des Feuermagiers. Schon spührte Snizzle die Anwesenheit des Banditen in direkter Nähe, es blieb ihm nur der Nahkampf. Schnell hatte der Magier seinen Dolch zur Hand, da führte sein Gegner auch schon die erste Attacke aus. Gerade so konnte Snizzle den Schlag von der rechten Seite abwehren und seinen Gegner etwas zurückweichen lassen. Es war wie ein Gefühl, das Snizzle kämpfen ließ. Den nächsten, auch den übernächsten Schlag parrierte er. Ein Bandit war es wohl nicht gewohnt einem Magier im Kampf Mann gegen Mann unterlegen zu sein. Die nächste, wutentbrannte Attacke des Angreifers folgte... und damit auch die letzte. Snizzle drehte sich zur Seite hin weg und stieß mit dem Dolch zu. Er traf den Banditen, der durch die Wucht des unerwarteten Schlages zu Boden geschlagen wurde, im Rücken. Das Duell war vorbei. Die Gefährten Snizzles kämpften noch immer gegen die Angreifer. Diesmal wollte der Magier allerdings nicht noch einmal in den Nahkmapf übergehen. Was mit einer Waffe funktioniert musste mit der Magie Innos ja erst Recht gehen. Er nahm seine Rune in die Hand und konzentrierte sich. Ein Zischen und Knallen später war der Schrei eines Banditen zu hören. Durch seine Blindheit hatte er also nicht an Treffsicherheit eingebüßt, er musste lediglich auf seinen Instinkt vertrauen.
Erneut zischte ein Feuerball... und traf sein Ziel. Ein weiterer Übeltäter ging mit lautem Geschrei zu Boden. Auch von den Seiten hörte Snizzle die Schreihe der Sterbenden. Dieser Kampf neigte sich für die Banditen dem Ende zu, solange keine Verstärkung eintreffen würde.
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| 09.01.2004 20:09 | #153 |
| Livia XI |
Ein letzter Feuerball jagte auf eine Banditen, der anschließend stumm umfiel. Da er der letzte Überlebende war, der sich nicht wie die anderen Feiglinge in die Wälder verdrückt hatte, schossen alle Magier auf ihn, von Dorrien durchstachen ihn Pfeile und der Ritter beschäftige ihn mit seinem Schwert. Kurz darauf war Stille um sie herum. Alle Krieger nutzten die Pause und atmeten erstmal tief durch. Doch gönnte der Feuermagier ihnen keine lange Pause:
"Jemand verletzt? Nein? Gut! Wir müssen weiter, rasch, bevor noch mehr aufkreuzen."
Alle anderen murrten, doch blieben ihnen wohl nichts anderes als weiter zu marschieren. Dorrien hatte eh schon wieder einen großen Vorsprung.
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| 11.01.2004 16:43 | #154 |
| Longbow |
Schon seit Tagen liefen sie nun durch diese öde Landschaft, ohne ein wirkliches Ziel in Sicht. Diese Gesuchten konnten überall sein, sie zu finden war fast unmöglich. Und er selbst hatte eigentlich andere Pläne, nämlich endlich diese Horrorgedanken loswerden. Er wollte wenigstens das versuchen, was Shakuras ihm empfohlen hat, doch dazu musste er erstmal weg von hier. Er beschloss, Snizzle einfach nach einer Teleportrune zu fragen. Mit dem Boot dauerte es ihm jetzt zu lange.
„Ähm, Snizzle, ich hab da einen Wunsch, den Ihr mir sicher erfüllen könnt.“„Der wäre?“
„Ich muss zurück nach Khorinis, genau genommen ins Minental. Habt Ihr eine Teleportrune dorthin?“
„Ins Minental nicht, aber ins Kloster. Doch wieso wollt Ihr plötzlich weg?“„Ich muss einfach, bitte, gebt sie mir, als Verbündeten und Freund. Werd Eure Großzügigkeit auch zu schätzen wissen.“
Snizzle schaute ihn fragend an.
„Könnt Ihr auch Runen benutzen?“
Das muss man lernen? Er dachte, das geht ganz einfach.
„Ähm, nein, ich hab es zumindest noch nie gemacht.“
„Dann geht das auch nicht. Aber nimmt diese Spruchrolle. Die anzuwenden ist ein Kinderspiel.“
Er reichte ihm ein Pergament, auf dem irgendwas drauf stand.„Okay, ich danke Dir!“
Long beschloss, von Ihr auf Du zu wechseln.
„Sobald wir uns wieder sehen, werde ich Dir deine Großzügigkeit erwidern. Viel Erfolg bei eurer Suche noch.“
„Dir ebenso.“
Long schaute sich noch zu den anderen um. Alle liefen vor ihnen, keiner hatte ihr Gespräch bemerkt. Selbst Livia war endlich mal von ihrem Lehrer abgekommen. Der Ritter beschloss, sich klang heimlich zu verdrücken, um weiteren Diskussionen zu entgehen.
Als sie an einem Waldrand vorbei liefen, setzte er sich schnell von der Gruppe an und verschwand zwischen den Bäumen. Dort rollte er wieder das Pergament auf und las die Schrift:
Zum Heiligen Kloster Innos’
Toll, und nun? Wie kam er dahin? Eigentlich hatte er erwartet, dass da eine Art Anleitung stand. Schnell schaute er aus dem Wald in der Hoffnung, Snizzle noch zu sehen, doch die Gruppe war längst weg.
Er nahm wieder das Papier in die Hand und schaute es sich noch mal genauer an. In der Tat, nichts außer diese vier Worte.
Vielleicht musste er sie einfach sprechen?
„Zum Heiligen Kloster Innos’“
Hoffnungsvoll wartete er kurz, doch geschah nichts.
„Ich will zum Heiligen Kloster Innos’!“
Nichts.
Na toll, wie sollte das nun weiter gehen? Er lief ein paar Schritte gerade aus, in der absurden Hoffnung einen Magier über diese eintönige, verschneite Landschaft laufen zu sehen. Plötzlich verschwand aber diese Landschaft zu einer bunten Wand. Um ihn herum fing alles an zu wackeln, überall blitze es kurz auf und ehe er sich versah, holperte er gegen die Pforte des Klosters. Er kippte nach hinten um und kämpfte kurzzeitig ums Bewusstsein. Doch dann sah er schon das Gesicht von Pedro.
„Alles in Ordnung, Ritter?“
„Ja, ja, mir geht’s gut.“
Er rappelte sich hoch und schaute sich um. War er hier wirklich vorm Kloster? Doch der Gedanke war überflüssig, Pedro und die Pforte bewiesen es ausreichend. Der Novize streckte seine Hand aus und verlangte wie immer die Waffen. Long gab sie ihm murrend und durchtrat dann das Kloster. Sicher, von da kam er erst ein paar Tage zuvor und er hatte ein anderes Ziel, doch brauchte er erstmal was zum Essen.
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| 25.01.2004 21:59 | #155 |
| Aylana |
… Fast wie in Zeitlupe fiel die junge Frau auf die Knie. Ihre Kräfte waren erschöpft, ihre Ausdauer vollkommen aufgebraucht. Zuviel war geschehen auf ihrem Weg, zuweit war sie ohne pause gegangen.
Sanft schloss sich ihre Faust und vergrub sich im Boden, schweiß tropfte von ihrer Stirn auf den Kalten Boden. Der Wind schlug ihre Kapuze nach hinten, zerzauste ihr Langes Haar.
Schnell und Tief war ihr Atem, doch ihre Lungen schienen einfach nicht genug Luft aufnehmen zu wollen. Doch sie war soweit gekommen, nun war nicht der richtige Zeitpunkt um einfach umzufallen. Mit letzter Kraft erhob sich das zarte Wesen vom Boden und lehnte gegen einen einzelnen Baum. Eine Hand hielt ihre verletzte Schulter, aus der immer wieder einzelne Tropfen des Roten Lebenssaftes herauströpfelte. Konnte dies das Ende sein? War hier ihr weg zu ende? Nein! Mit neuem Mut bestückt setzte sie ein Bein vor das andere, langsam aber sicher setzte Aylana ihren Weg fort.
Doch bei jedem Schritt spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrer Schulter, ihre Beine waren beinahe taub und ihr Gesicht brannte von der Kälte des Eisigen Windes. Seit Monaten schon durchquerte die junge Frau dieses unbekannte Gelände und auf jeden Tag neu fragte sie sich ob es überhaupt ein Ende gab. Und es war nicht nur die Kälte, die dieses Abenteuer so schlimm machte, sondern viel mehr die Trommeln, die Schreie und das unbekannte das vor ihr lag. War dieses Land so groß? Konnte sie nicht endlich die lang ersehnte Stadt erreichen? Oder gab es diese Überhaupt? Solangsam zweifelte Aylana an ihrem eigenen Verstand, oder eher der Karte dieses Landes. Doch kurz bevor sie bereit war aufzugeben, erschien eine Flagge am Horizont. Schnell beschleunigten sich ihre Schritte, fast wie von einer Fremden Macht angezogen. Nach etlichen Tagen des Dunklen Waldes erreicht sie endlich das Ende dieser Hölle. Große Stadtmauern erhoben sich vor ihr, Flaggen wehten zärtlich im Wind. Unglaubwürdig starrte Aylana auf Gorthar, konnte es wahr sein, hatte sie es tatsächlich geschafft? Fast wie in Trance gingen ihre Beine darauf zu, eine einzelne Träne kullerte ihre Wange hinunter, es war geschafft. Dabei wusste sie noch immer nicht wie es dazu kommen war. Plötzlich war sie in mitten eines Waldes aufgewacht und nun war es vorbei. Warum und Wieso, war ihr unklar und vielleicht war es auch nicht wichtig. Sie war einfach nur glücklich wieder eine Stadt zu sehen, andere Menschen…
Mit Schmerz verzerrtem Gesicht betrat sie die Stadt, es war schon Dunkel und die Straßen waren von einem einzigen großen Schatten überzogen. Überaus erschöpft lies sich Aylana in einer kleinen Gasse auf einer mauer nieder. Während ihr Herz laut vor sich hin Pumpte, versuchte sie endlich einmal wieder Ruhe zu finden. Ihr ganzer Körper lag Flach oben auf der mauer, komplett im Schatten versteckt, weswegen sie auch sehr sicher war das niemand hierher sehen würde. Ihr Mantel umhüllte den ganzen Körper und auch einen Teil des Gesichtes, ohne dieses Stück Stoff wäre ihr Leben wohl schon beendet gewesen, die Kälte der Nacht hätte ihren Tot bedeutet. Aylana war glücklich, endlich hatte sie wieder die Zivilisation erreicht, nur ein Teil zu ihrem vollkommen Glück fehlte noch. Um diesen einen Teil zu finden, würde sie wirklich alles geben, selbst ihre Leben. Doch ob es wirklich möglich war, war ungewiss.
Ihr Blick war gen Himmel gerichtet, Sterne funkelten Zart am Himmelszelt. Daneben stand der fast vollendete Mond, welcher einen Teil seines Lichtes auf die Erde unter ihm warf.
Aylana versank mit geöffneten Augen in Träumen, ihr Blick war leer und nichts aussagend und doch waren ihre anderen Sinne überaus Aktiv und nahmen jede kleinste Bewegung auf.
Umso Länger ihr Blick gen Himmel gerichtet war, umso mehr wurde ihr Bewusst wie sehr man von einer Person abhängig sein konnte. Doch trotzdem versuchte sie all ihre gedanken und Gefühle zu verbergen, zu verstecken vor sich selbst und vor anderen, meistens gelang ihr dies auch.
Schließlich begann die Mauer Kalt zu werden, Aylana sprang geschickt herunter und suchte in den Straßen eine Taverne oder Ähnliches. Erst nun viel ihr auf das die Straßen wie leer gefegt waren, nur in der Ferne waren einige verzerrte Stimmen zu hören, die sich jedoch irgendwo in den Gassen verloren. Kurz darauf, nach einigen Abbiegungen, erreichte sie ein kleine Taverne nahe dem Hafen. Die junge Frau trat ein, das erste was ihr widerfuhr waren einige Neugierige Blicke von den Männern. Es schien nicht oft zu geschehen das junge Frauen alleine hier eintraten.
Aylana entschied sich für einen kleinen Tisch in der Ecke der Schänke. Das einzige was sie wollte war eine Flasche Wasser, das reichte vollkommen, vorerst. Immer noch waren Blicke auf sie gerichtet, Aylana ignorierte diese und Trank derweil genüsslich ihr Wasser. Obwohl es nur Wasser war schmeckte es hervorragend, es war das beste was sie seit langem Getrunken hatte.
Die Flasche Wasser hatte nicht sonderlich lange ihrem Durst stand gehalten, doch kaum hatte sie das Getränk entleert trat ein Mann vor ihren Tisch und grinste. Aylana warf ihm einen kurzen Blick zu, erhob sich dann und drängelte sich an ihm vorbei, nebenbei entwaffnete sie den armen Mann noch bevor dieser nach dem Schwert greifen konnte, natürlich lies Aylana den schweren Goldbeutel des Mannes auch nicht hängen. Als die Hand des Mannes an seinen Gürtel fuhr schaute er verwirrt zu Aylana, welche schon in der Tür stand.
„Was macht so eine Hirnlose Raupe wie du mit einem solch schönen Schwert?“Klirrend viel das Eisen zu Boden und die junge Frau verlies die Taverne mit einem Grinsen im Gesicht. Hinter ihr ertönten wütende schreie und man konnte hören wie er das Schwert erhob. Aylana kümmerte sich nicht weiter um den Geistig Behinderten Mann, sondern verschwand um einige Biegungen auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit.
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| 26.01.2004 21:23 | #156 |
| Aylana |
So langsam fand das Gefühl der Lebendigkeit wieder zurück in ihren Körper. Sie hatte gegessen, getrunken, gut geschlafen und immer noch genug Geld um es sich noch eine Weile gut gehen lassen zu können. Doch was würde das bringen? Sollte ihr Leben nun hier in dieser Stadt ablaufen? Die andere Wahl war allerdings zurück nach Khorinis zu gehen, doch dort würde sie ihr Glück sicherlich auch nicht finden. Immer mehr kamen ihr die Zweifel auf ob ihr Glück jemals zu ihr Finden wird, oder andersrum. Dabei war es bestimmt das Einzige Glück auf dieser Welt das Füsse besaß und bestimmt irgendwo durch die Welt lief. Das alles hatte sich Aylana gedacht als sie Aufgewacht war, natürlich war es schon wieder Dunkel, aber das war sie junge Frau ja gewöhnt. Ihren Schlafrythmus hatte sie nun vollkommen verloren, falls ihr so etwas überhaupt einmal gehört hatte. Na ja, in der Nacht war es sowieso viel einfacher jemand zu Bestehlen um sich selbst ein klein wenig zu bereichern. Schließlich aber befand sie sich wieder auf den Straßen von Gorthar wieder, im Gegenteil zum letzten mal waren die Straßen nicht vollkommen ausgestorben. Sondern einzelne Menschen liefen ihr immer wieder über den weg und zu ihrer Verwunderung wurde sie sogar von einigen Wenigen Ausnahmen begrüßt. Beinahe Erschrocken erwiderte Aylana die nette Begrüßung einer Älteren Frau, als Dankeschön lies sie der Frau sogar ihr Geld. Natürlich war diese alte Frau das einzige Wesen das es für nötig hielt die junge Frau zu begrüßen, wieso auch? Sie war ja auch nur ein langweilig weibliches Wesen das es nicht Wert war begrüßt zu werden in einer Welt in der die Männer regierten. Ach immer diese bescheuerten Vorurteile, Donnra sei dank waren nicht alle Männer so. Hatte sie gerade Donnra gesagt? Na ja, jeder verspricht sich mal.
Aylana versuchte stets ihre Gefühle und Gedanken vor anderen zu verbergen, so auch jetzt. Ihre Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, der Bogen unter dem Mantel versteckt.
Immer auf der Suche nach einen Ruhigen Plätzchen marschierte die junge Frau durch die Straßen und beobachtete die Nachtaktiven Leute bei ihrem tun. Nachdem Aylana nun schon einige male Komplett die Orientierung verloren hatte, erreichte sie schließlich wieder die gleiche Taverne wie die Nacht zuvor. Seufzend trat die junge Frau ein und wollte sich an einen Tisch setzen. Jedoch befand sie sich zu ihrer verwunderung plötzlich auf dem Boden, über ihr war der Mann von gestern.
„So so du bestielst mich also, na warte!“
Der Mann grinste genau wie einen Tag zuvor, doch zum ekel’ der Frau begann er ihren hals zu lecken. Die anderen Leute in der Taverne verließen diese Fluchtartig, oder aber feuerten den Eckelhaften perversling an. Plötzlich drang etwas in Aylana ein… schnell und hart zugleich…
Warum steckte dieser Fette Blödmann seinen Finger in ihren Mund? Wuchtig biss sie mit aller Kraft hinein bis das Blut daraus Spritzte. Der Mann sprang wutentbrannt auf, ebenso Aylana. Schnell verschaffte sie sich einen Schritt abstand und zog, beinahe Rekordverdächtig, den Bogen von ihrem Rücken, im selben Moment erreichte ihre andere Hand einen Pfeil. Sekunden Später stand die Pfeilspitze nur wenige Zentimeter von dem Gesicht des Mannes entfernt. Dieser hielt sich mit schmerz verzerrtem Gesicht den überaus Blutigen Finger und Knirrschte mit den Zähnen.
„Verpiss dich…“ drang es überraschend aus Aylanas kehle.
Andere Leute aus der Taverne fühlten sich wohl angesprochen und verließen die Taverne, so auch der Fette Blödmann. Total angeekelt verschwand Aylanas Bogen wieder auf ihrem Rücken, ebenso der Pfeil. Mit ihrem Mantel versuchte sie die Sabber des Mannes von ihrem Hals zu wischen und bestellte sich beim Wirt ein Glas wein, ja das war das richtige zum Abschluss dieses Sowieso total Bescheuerten Tages in einer sowieso total bescheuerten Stadt voll sowieso total bescheuerter… Manchmal hatte die Junge Frau das Gefühl sie wiederhole sich mit ihren Gedanken, allerdings kam ihr das wohl bloß so vor.
Nachdem das Glas Wein entleert war und der Tag dadurch einigermaßen gerettet wurde, verließ sie die Taverne wieder mit einem schlechten gedanken an den Nächsten Tag in dieser Stadt. Immernoch war ihr selbst Unklar warum sie sich nicht das nächste Bott schnappte und zurück schipperte, das konnte ja nicht so schwer sein, aber irgendwas sagte ihr, das es falsch wäre, also blieb sie eben in dieser becknackten Stadt und wartete darauf das etwas passierte worauf die Junge Frau schon lange wartete, nur was war halt die Frage. Seufzend, schluckend und spuckend lief die ex-Amazone durch Gorthar, dann befand sie sich wieder an ihrer Vorherigen übernachtungsmöglichkeit. Solangsam bezweifelte sie das es hier mehr als nur die Taverne und dieses gebäude gab. Zumindest war noch nichts anderes Interessantes in der Stadt aufgetaucht, sehr seltsam. Ob die anderen sachen nur Tagsüber da waren?
Ohne sich weitere Gedanken über ihre Gedanken zu machen trat Aylana in die Stube ein, winkte dem netten Mann hinter dem Thresen zu und ging wieder in ihre Zimmer, welches auch letzte Nacht ihre Unterkunft gewesen war. Schnell fielen die Klamotten und die Rüstung zu Boden und entblößten ihren beinahe vollkommen unbekleideten Körper. Dieser versank kurz darauf in der Wärme des Bettes, wo er wohl auch bis zum nächsten Morgen liegen bleiben Würde.
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| 01.02.2004 19:33 | #157 |
| Sara |
Tristan sollte der Typ also heißen. Also schön ,dachte er, dann will ich diesem Tristan mal einen Besuch abstatten. Die Straßen und Pfade von Teljarsfeld waren noch immer schneeverweht, der Sturm von gestern hatte nur weitere weiße Pracht gebracht, es war nichts außergewöhnliches, dass es hier zu dieser Jahreszeit heftige Schneestürme gab, wahrlich nichts außergewöhnliches. Der Schnee fiel unter seinen Stiefeln, es kam ihm so vor, als ob diese jeden Tag enger und unbequemer werden sollten. Es war an der Zeit sie endlich auszutauschen, jahrelang hatten sie ihm gedient, doch jetzt waren sie kaputt und abgefranst, sie drückten sogar ein wenig. Er war größer geworden, in all den Jahren herangewachsen. Wenn er Glück hatte, dann würden seine Leiden bald erlöst. Obwohl man dies nicht als Leiden bezeichnen durfte, waren es doch lediglich Stiefel, die zu eng wurden.
Es tat gut einmal wieder Schnee zu sehen, doch gestern war es einfach zu viel gewesen, dieser Schneesturm war ganz schön heftig gewesen und nun ja, da hätte einiges passieren können, wäre da nicht der freundliche Wirt gewesen. Immer mehr gewann er den Eindruck, dass es kein Zufall war, denn er glaubte nicht an Zufälle. Alles schon vorher bestimmt, der Weg, die Blätter und der Schnee. Die Welt war am laufen und er lief mit, die Uhren waren am ablaufen und zeigten an, dass seine Zeit kam. Doch war er am ablaufen, oder am anlaufen. Begann die neue Zeit oder verließ ihn das Leben? Lasst mich in Ruhe, ich muss mich auf andere Dinge konzentrieren. Die Geister, waren sie einmal verscheucht, gaben auf weiter auf Antworten zu pochen. Seine Schritte waren weich und zart, geschmeidig und ehrgeizig. Seine wehenden Haare kündeten von der Zukunft seines Ichs und schenkten der Welt Schönheit und angenehme Töne.
Als er zum Marktplatz kam, er hatte ihn noch gut in Erinnerung und war deshalb nicht überrascht ihn zu sehen, stellte er verständlicherweise fest, dass heute kein Händler hier war. Entweder war heute einfach nicht der Tag, oder wohl eher lag es an dem Schneesturm von letzter Nacht. Doch heute war er nicht hier um zu kaufen, heute war er wegen Informationen hier. Er suchte Tristan und fand die vom Wirt beschriebene "windschiefe Hütte". Hab ich dich endlich gefunden Tristan. Er sprach wie zu einem alten Freund, dabei war es nur ein Fremder, ein unbedeutendes Individuum, auf dessen Hilfe er, Rociel, angewiesen war. Die Tür war im Gegensatz zum Rest der Hütte das Stabilste, was man hier antraf und so klopfte er dreimal an. Pock-Tock-Klock. Es dauerte nicht lange, da wurde am Schloss gedreht und die Tür aufgemacht, vor ihm stand ein etwa gleichgroßer Mann, doch dieser hatte breite Schultern, einen rauen Bart und sah sehr kräftig aus. Ja? Dieses Ja klang leicht genervt und so gar nicht angetan von dem Besuch, doch Rociel hatte keine Zeit zu verlieren und so entgegnete er nur kurz und knapp:
R: Tristan?
T: Der bin ich. Was wollt ihr von mir?
R: Ich bin gekommen, weil der Wirt meinte, ihr hättet Informationen. T: Informationen über was?
R: Informationen über die legendären Schneewölfe.
T: Hm…in Ordnung, kommt rein, aber wehe ihr klaut hier was.
Mit einem Schmunzeln trat er dann in die Hütte, als ob er so aussah, als ob er es notwendig hatte hier etwas mitgehen zu lassen. Doch die äußere Armut der Hütte war von innen nicht mehr zu sehen. Prächtige Felle hingen hier überall, edle Metalle waren an der ganzen Hütte verarbeitet und die Köpfe von ein paar seltenen Tieren zierten die Hütte. Der Mann musste wie er Jäger sein. Staunend sah er sich um, wurde dann zu einem Tisch gebeten und der Mann servierte heißes Wasser. Es war nicht unbedingt edel, aber es war der Situation da draußen durchaus angemessen. Dann aber lehnte er sich gegen eine der freien Stellen und zeigte auf ein reinweißes Fell, dass an die Wand genagelt war. Das ist ein Pelz eines Schneewolfes. Rociels Atem stockte, er ließ die Tasse mit dem heißen Wasser wieder auf den Tisch sinken und ging zu dem Fell. Er streichelte es, als ob das Tier noch leben würde und spürte, dass es unglaublich zart war. So ein Fell, es war unvergleichbar. Noch nie hatte er so etwas Zartes berührt, nicht einmal Seide war so weich. Es ist wunderschön, so wunderschön... Es dauerte mehrere Minuten, bis er sich von dem Fell losreißen konnte, dann aber wandte er sich wieder dem Jäger zu.
R: Woher habt ihr dieses Fell?
T: Geschossen. In diesen Hängen. Vor zwei Jahren. Aber deshalb seid ihr doch nicht hier oder?
R: Ich...ich...ich muss wissen, wo es noch Schneewölfe gibt, hier in diesen Hängen, an den Gipfeln dieses Gebirges ist meine letzte Hoffnung begraben. Ihr habt sie gesehen.
T: Nun, ich kann euch helfen. Ihr wollt Schneewölfe schießen? Dann geht vom Dorf aus Richtung Norden. Bald werdet ihr einsame Hänge finden, schneebedeckt und kalt. Manchmal toben Schneestürme dort. Manchmal Lawinen. Die Wölfe leben dort.R: Richtung Norden...danke...
Er verließ die Hütte wieder, das Gespräch hatte ihm geholfen, jetzt war er bereit sein Geheimnis Isabell zu offenbaren. Sie würde es sowieso erfahren, bevor er alle Zutaten zusammen hatte. Außerdem waren sie keine Schützen. Ihnen blieb nur der Nahkampf. Er würde ohne ihre Hilfe nicht gewinnen können.
Mörder! Mörder! Mörder! Wenn du diese Wölfe tötest, dann tötest du vielleicht den letzten Bestand. Du Bastard, was bist du bloß für einer...Schweig still. Lass mich in Ruhe. Ich weiß, dass ich ein Mörder bin. Ein abscheuliches Wesen. An meinen Fingern klebt das Blut von unschuldigen Tieren und einem Menschen. Denkst du, ich weiß nicht, dass mich die Welt hasst. Die Folter an meiner Seele lässt mich morden. Ja, ich bin ein Mörder, ein verdammter Mörder, ich hasse mich dafür, doch nun habe ich mich für das Leben entschieden. Und das Leben bedeutet Opfer. Irgendwann werde ich dafür zur Verantwortung gezogen, oder ich mache es wieder gut. Das verspreche ich.
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| 01.02.2004 19:56 | #158 |
| Isabell |
Das Essen war warm, lecker und sättigend, doch irgendwie hatte sie gar keinen Hunger mehr. Er war ihr buchstäblich im Halse stecken geblieben. Jetzt waren sie hier, auf diesem Berg, oder besser gesagt auf einem Hang des Berges, der eigentlich ein großes Gebirge war und nun wusste sie nicht weiter. Was wollten sie hier bloß? Neue Kleidung hatte sie hier noch nicht gesehen, nur erfahren, dass morgen so was wie ein Markt hier war. Das dann anscheinend alle Händler kamen und sie versammelten, auf dem Marktplatz der kleinen Bergarbeitersiedlung und das dann wieder viele Geschäfte getätigt würden. Dennoch. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken hier zu bleiben. In den letzten Stunden hatte sie viel nachgedacht, weniger über Rociel oder das Essen hier, auch nicht über den Schneesturm und dieses Geheimnis, das sie hierher trieb, nein, es war anderer Natur. Isabell musste an Drakia denken, kein Heimweh und auch keine direkte Sehnsucht an ihre Heimatstadt, es war nur...so ein Gefühl. Egal wo sie auch gewesen sind, irgendwie war nichts so sehr vollkommen, als das sie sich wohlgefühlt hätte. Dabei lag es vielleicht am Winter, der all dies so hart machte, das Leben und auch die Gefühle. Sobald des Frühlings erste Knospen sprießen, würde sicher auch ihr Herz aufgehen.
Die Taverne war warm, gut beheizt und bot großem Komfort gegenüber dem da draußen. Auf dem hölzernen Mobiliar saß es sich gut und Essen und Trinken war genug da, selbst die Betten waren weich und sie hatte nichts daran auszusetzen, doch da gab es dennoch Dinge, die eine Freude verhinderten. Tiefe Sorgenfalten gruben sich in ihre junge Stirn und regten zum grübeln an. Immer wieder drangen Bilder an ihr Auge, Bilder der vergangenen Zeit. Schöne und grausame Zeit zugleich. Die Schlacht um das Amulett und die Schizophrenie die sie in dieser Schmierenkomödie spielte und auch die Zeit danach. Immer wieder war es das Blut, das ihren Weg beflecken sollte. Sie sah es vor sich und wurde nur noch trauriger. Ab und zu lehnte sie ihre Hände vor und starrte auf sie, nur um sicherzugehen, dass kein Blut mehr auf ihnen war, sehr zur Verwunderung der anderen Gäste und dem Wirt. Dann aber sah sie wieder fort und wollte weg.
Wie sie so über die Schwertklingen fuhr, da erkannte sie den Weg, der nur über den Kampf führen konnte. Langsam stand sie auf und ging wieder hoch zu ihrem gemeinsamen Zimmer. Isabell schloss nur die Tür hinter sich, schloss aber nicht ab. Als sie alleine in dem kleinen, rechteckigen Raum war, konnte sie es wagen die Klingen zu ziehen. Lautlos glitt der Stahl aus den Scheiden und blieb in ihren Händen willens. Auch an den doch sauberen Spitzen sah sie rotes Blut hängen und sah, wie es langsam auf den Boden tropfte. Plitsch, Platsch, Plitsch... Sie konnte die Tropfen gut hören, wie sie die Lache bildeten und wie bald schon ein Strom entstehen könnte. Aber sie verfiel dieser Versuchung, diesem Wahn nicht. Ruhig und gelassen wirbelte sie das Schwert herum, seitlich und präzise tauchte es unter allem hindurch, mit der Kraft der Gedanken ließ sie Gegner erscheinen und doch war sie grazil wie eine fliegende Feder eines weißen Adlers.
Das ging eine ganze Weile so, immer wieder segelten die Schwertspitzen nur knapp an Wänden und anderen Dingen vorbei, doch nichts wurde beschädigt, nichts zerstört. Bis sie auf einmal einen Gegenpol spürte, eine Macht die sich lautlos genähert hatte und als sie ihre Augen wieder aufriss stand da ihr Bruder, eines ihrer Schwerter zielte auf seine Kehle, Zentimeter von Halsschlagader entfernt. Erschrocken ließ sie beide Klingen aus den Händen fallen und taumelte, doch ihre Hand und damit ihr Körper konnten nicht fallen, da Rociel sie im Fallen aufhielt. Was machst... du hier?
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| 01.02.2004 20:02 | #159 |
| Sara |
Dich beobachten Schwester... Du hättest mich augenscheinlich töten wollen. War in deiner Vorstellung einer von vielen. Ein Teil der Masse, die du geschickt ausgeschaltest hast. Wie ein edles Raubtier reißt du. Hast eine Macht in dir, wie kaum eine vor dir. Und doch vergeudest du deine Kräfte an sinnlosem Fleisch. Du hättest mich töten sollen, hahahaha. Rociel lachte und doch war ihm mehr zum weinen zumute, denn er wäre liebend gern gestorben. Eine gerechte Strafe für seine Taten und für sein gescheitertes Leben, doch das Schicksal meinte es grausam mit ihm, wollte ihn lebend sehen. Noch eine kleine Weile, nicht mehr lange, aber ein bisschen. Zappeln lassen. Wie einen Köder am Haken. Er legte sich auf sein Bett und starrte die Decke an, ehe er auch sein Schwert aus der Scheide riss und wieder aufstand. Langsam aber sicher brachte er es in eine waagerechte Position zu seinem Schlagarm, so dass er aufrecht gerade sein Schwert in eine Richtung hielt. Dann schloss er die Augen und sah nach vorne. Wenn ich dich um einen Gefallen bitte Schwester, erfüllst du ihn mir dann? Isabells Aura war deutlich zu spüren, noch immer hatte sie Angst und war wie gelähmt aufgrund des Anblickes, als er so vor ihr stand, Zentimeter zur Schwelle ins Reich der Toten. Doch sie war noch immer im Rausch ihres eigenen Bannes und blieb so eiskalt auf den ersten Blick. Wie du wünscht. war ihre Antwort, kühl und knapp. Dann lege dein Schwert auf das meinige, auf das ich seinen Schmerz lindern kann. Er musste nicht lange warten, da war das Schaben von Stahl zu hören, aber er hatte die Antwort seines Wunsches längst gesehen. Er hatte gehofft sich zu irren, doch dem war nicht so.
Nun steckte er sein Schwert zurück und auch Isabells Krummsäbel hatten hier nichts mehr zu suchen. Waffen waren an einem Ort wie diesem völlig unangebracht. Kalt waren ihre Wangen und das war selten bei seiner Schwester und nicht gut zu wissen, nichts zitterte an ihr, aber doch war sie verstört und nicht einmal seine scharfen Blicke brachten Wahrheit ans Tageslicht. Er streichelte ihre zarte Haut, ließ seine Fingerkuppen an ihrem Fleisch laufen und erst bei ihrem Ohr blieb er stehen. Wieso...denkst du an Blut? Welche Sorge blendet deinen Geist, dass du deine Waffen in die Vergangenheit schickst? Seine Stimme war nervös und bebte ängstlich, er fürchtete sich vor etwas, dass er nur zu gut kannte. Auch er war einst dem Wahnsinn verfallen und erkannte das Blut als Feind an. Es mussten noch viele sterben, bis er geheilt war.
Er sah Isabell jetzt anders an. Legte seinen Spielerblick ab. Ja er hatte mit ihr gespielt, ein krankes Spiel, wie es nur von ihm kommen konnte. Ein abartiges Spiel, dass sich seiner widersprach, ein unmenschliches Spiel, dass sein Hass dem jungen Herzen abrann. Verfluchte dieses Spiel, krönte es doch nur seinen Hass zum König der drei Seelen. Jetzt sah er sie wieder verträumt an, mit Rociels unschuldigen Augen. Isabell hatte noch immer glasige Augen und kämpfte im Inneren, doch auch sie war schwach und unerfahren, gab sie schließlich auf. Auch in ihr erwachte die wahre Isabell erneut und bannte den bösen Geist. Besessenheit war grausam, doch noch viel grausamer war es, wenn man von sich selbst besessen war.
I: Das Blut verfolgt mich. Klebend und geifernd an meinem Schwert und bald auch an meinem Herzen.
R: Hör auf! Sprich nicht so Sternchen, ich will nicht, dass…dass du auch noch dem Dämon verfällst.
I: Von welchem Dämon sprichst du?
R: Als labile Seele wird er leichtes Spiel mit dir haben und dann wirst du zu dem, was ich einst gewesen bin. Irgendwann wirst du deine Lust nicht mehr stoppen können, deine Gier nach dem roten Elixier wird größer werden und du wirst dich verändern. Deine Macht ändert sich dann, nicht du selbst. Soll ich dir ein Geheimnis verraten. Du wolltest immer wissen, warum wir hier sind oder?
I: Ja
R: Ich...also, auch wenn du es nicht verstehst, aber ich bin hier, weil...also...
I: Was hast du denn Bruder?
R: Du wirst das nicht verstehen, ganz sicher nicht. Es ist nur…I: Warum willst du's mir nicht sagen?
R: Es ist zu banal verstehst du…Ich möchte dir ein Geschenk bereiten, ein sehr gefährliches, wenn auch seltenes und wertvolles Geschenk.
I: Ein Geschenk? Deswegen sind wir hier?
R: Nun ja, nicht direkt. Es ist etwas komplizierter. Isabell, du hast keine Rüstung mehr und da dachte ich, ach verdammt, was soll der Mist eigentlich...Schwester, ich möchte dir die legendäre Rüstung beschaffen, von der du mir erzählt hast. Du hast gesagt, dass es unmöglich sei, aber in dem Moment wusste ich, dass ist das Geschenk, das ich dir mit meinem Blut erkaufen werde. Und deswegen sind wir hier.
I: Du...du...du...du. Ach herrje, du willst Ashisou suchen? Wieso...R: Weil ich dich liebe. Und nur diese Rüstung wird mir versichern, dass du sicher bist, dass du Kryliyx vergessen kannst. Ich werde sie finden, die Schneewölfe, die Drachenschuppen und die Feuerwarane. Alle. Bald schon wird diese Rüstung deinen Körper zieren und dann, ja dann werden wir unser Schicksal suchen. Doch diese Aufgabe hat oberste Priorität und so war es mir nicht möglich diesen Ort zu meiden.
I: Aber warum hier?
R: Du weißt, ich war schon einmal hier. Hier gibt es Berge, die älter als alles andere in diesem Land sind, ich habe gehofft in dieser kalten Region die Schneewölfe zu finden und mein Glück hält an. Vorhin traf ich einen Mann, er hat mir einen Weg beschrieben, wo man noch immer welche findet. I: Du willst es also wirklich tun.
R: Ja, aus tiefster Überzeugung. Aber ich will nicht länger ein Geheimnis daraus machen. Ich werde deine Hilfe brauchen, es ist deine Rüstung, ich habe meine längst gefunden.
I: Du willst also wirklich dein Leben für diese eine Rüstung aufs Spiel setzen?R: Ja, so ist es.
I: Und deswegen sind wir hier?
R: Aye.
I: Du bist ein Idiot... aber deswegen wirst du es auch schaffen. Ich bin bereit deinem Glauben auch zu glauben. Wenn du meinst, dass wir die drei Bestanteile bekommen, dann wird es so sein.
Sanfte Küsse begleiteten ihn nun, auf dem Boden des kleinen Zimmers. Unbemerkt stattdessen blieb der gefährliche Wechsel der Seelen, sie waren beide mittlerweile befallen, wuchernd wie wachsende Lianen war die Krankheit in ihrem Körper. Die Zeit lief ihm davon. Bald brauchte er mehr. Aber jetzt war ihm alles egal, jetzt da er neuen Mut schöpfte und seine Schwester spüren konnte. Er wusste genau, dass die Suche nach der Rüstung, die sie Ashisou nannte, gefährlich werden würde, doch nur mit dieser Rüstung wäre ihr Leben in Sicherheit. Es war einst ihre und so sollte es wieder sein. Er stand zu seinem Wort, bezahlen würde er sie und zwar nicht mit schnödem Mammon, sondern mit seinem eigen Fleisch und Blut. Er war bereit es fließen zu lassen, würde er doch mit jedem Tropfen seine Schuld begleichen. Doch gleichzeitig wusste er auch, dass diese Suche der schwarzen Seite in ihm noch mehr Nährboden geben würde, seine Liebe zu den Wölfen, zu den Tieren, sie würde sich den Tod der Tiere teuer bezahlen lassen. Sehr teuer...
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| 02.02.2004 18:32 | #160 |
| Isabell |
Sonnenschein über den Bergen, irgendwo würde Schnee abtauen und die Flüsse und Bäche in Gorthar mit frischem Quellwasser tränken, solange bis wieder ein Schneesturm über dem gefürchteten Gebirge stürmen würde. Die Luft war bitter kalt und gab keinen Grund zur Hoffnung. Doch Hoffnung war ihr ständiger Begleiter, jeder Versuch sie abzulegen scheiterte, war es doch in ihnen verankert wie kaum woanders. Wo sie ohne sie wären? Es war ein Wahnsinnsunterfangen, das er da vorhatte, aber trotzdem glaubte sie an den Erfolg. Isabell würde sich nichts sehnlicher wünschen als endlich wieder an Ashisou zu kommen, doch es grenzte scheinbar an eine Unmöglichkeit. Sie traten dort an den Rand eines Abgrundes. Sie standen an der Grenze zu einer Mauer, durch die sie hindurchgehen mussten. Und doch schien sie zu schweben, wie eine Feder im Wind. Sie hielt sich das immer wieder vor Augen, fühlte es sich doch wirklich so an. Wie eine Feder im Wind...
Der Marktplatz war genauso kühl wie auch jeder andere Platz im Freien, er war nicht besser und nicht schlechter als andere Plätze, doch im Innern einer warmen Taverne würde man sich sicher wohler fühlen, mit etwas Schinken und frischem Brot, einem warmen Wasser oder vielleicht auch einem anderen Getränk. Aber noch ging es. Der Markt war größer als jemals erwartet worden, er war sehr größer, erstreckte er sich doch in zahlreichen Nebengassen weiter. Isabell hatte den Generalauftrag bekommen nach warmen Wintersachen zu sehen, das was sie am meisten benötigten waren Kleider und Stoffe, sie hatten genug Gold für Essen, für Trinken und Waffen hatten sie auch. Aber was sie eben nicht hatten waren warme Kleider und diese würden sie sehr brauchen, wenn sie auch nur einen Hauch von einer Chance in den Gletschern haben wollten. Es gab viele Dinge zu erwerben, Nahrung und Waffen, sowie Werkzeuge lagen noch am höchsten im Kurs, doch drei Händler führten auch Kleidung, selbstverständlich warme Kleidung, denn etwas anderes wäre man wohl kaum hier losgeworden. Felle waren viel hier, aber auch andere Kleidung, in die Federn, Felle oder dicker Stoff verarbeitet wurde. Vieles interessante bot sich ihrem Auge, sie befühlte und sah sich die Sachen an. Die Händler waren freundlich zurückhaltend, die eine oder andere Parole kam auch hier über ihre Kehlen, doch es war nicht wie auf den Märkten in der Stadt, wo man immer angebrüllt wurde. Sie wussten, dass hier in Teljarsfeld nicht so viele Menschen waren.
Doch der Markt war gut besucht, viele Bergarbeiter waren hier, war es doch unsicher, wann denn mal Markttag war, konnten doch durch Schneestürme und unwirsche Katastrophen die Märkte immer mal wieder ausfallen. Auch einige Frauen waren hier, es gab wirklich nicht viele Frauen hier oben, am Fuße des großen Gebirges, doch die die hier waren schienen sich tapfer zu schlagen. So suchte sie zwischen Bärenfellen und Schafswollkragen, zwischen Schattenäuferhosen und Wildfangpelz, zwischen Wolfspelzhüten und Harpyienleder. Es war nicht leicht sich zu entscheiden, besonders weil ihr Bruder weg war. Nur mal kurz weg, schau du weiter...hatte er gesagt, doch das war vor einer Viertelstunde. Sorgen machte sie sich nicht, im Gegenteil, Isabell war genervt von dieser Abwesenheit, wo war ihr Bruder nur schon wieder...
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| 02.02.2004 18:37 | #161 |
| Sara |
In seinem Gefühl sah es ziemlich düster aus, das hieß, sein Wettergefühl. Er rechnete in den nächsten Tagen mit einer Wetterverschlechterung, das hieß so viel wie Schnee oder Regen. Wobei er Schnee in diesen Höhenlagen eher sah als Regen. Sie mussten sie beeilen und noch heute aufbrechen. Am besten gestern, dachte er immer. Doch er war nicht nur wegen den Schneewolfpelzen hier, auch eine zweite Zutat erhoffte er sich hier zu finden. Er hatte keine Ahnung, wo man die Schuppen eines Drachen kaufen konnte und wie viel man dafür zahlen müsste, es war sicher nicht wenig. Nein, Drachen sind so alt und so selten, dass man sie wohl heutzutage nicht mehr lebend findet. Er glaubte an die Existenz dieser uralten, weisen und mächtigen Geschöpfe und er hatte großen Respekt vor ihnen. Nie würde er sich einem Drachen entgegenstellen, gäbe es keinen wichtigen Grund. Und damit waren nicht die Profitgier oder das Verlangen nach seinen Schuppen, der Ruhm und die Ehre oder andere Dinge gemeint, die einem Drachenerlegner zuteil wurden. Nein, er plante die Schuppen zu erwerben, endlich sollte ihm sein Gold einmal zu etwas zunutze sein. Wozu sollte er es sonst mit sich herumschleppen. Ob es überhaupt möglich war, Drachenschuppen zu erwerben, das wusste er nicht, doch er würde es versuchen. Wenn es einen Händler gab, dann hier, denn hier reisten die verrücktesten Kerle hin. Hier gab es Waren, von denen man in Khorinis nur träumen konnte, hier war das Paradies für Schmuggler und Schwarzhändler. Er hatte seine Hoffnung auf die zweite Zutat in die Hände dieser Leute gelegt, doch sollte es ein Geheimnis bleiben, zu viele Gefahren rankten sich darum.
Drachenschuppen...ich muss irre sein. Diese Rüstung muss ein Geheimnis der Götter sein, wenn sie so etwas abverlangt. Ob es so was überhaupt noch gibt? Drachenschuppen? Na die Händler werden staunen, hoffentlich lachen sie mich aus. Aber nein, das wagen sie nicht. Sie werden eher staunen und ungläubig schauen. Warum fangen wir eigentlich nicht mit den Feuerwaranen an? Die habe ich zwar noch nie gesehen, doch ich weiß, dass es sie gibt. Das sie existieren. Aber nein, ich wollte es ja so. Hm...der Typ da vorne sieht ja seltsam aus. Trägt nen Scavengerskalp aufm Kopf. Komischer Vogel...aber seine Waren scheinen interessant. Tierhäute, seltsame Phiolen. Hm...könnte sein, dass ich meinen Mann gefunden habe. Oder zumindest eine Hilfe. Drachenschuppen sind hier jedenfalls nicht...
Sagt guter Mann, führt ihr auch noch mehr als dieses Zeug? Wertvolleres Zeug... Die dicken Augenbrauen linsten hinter dem toten Kopf auf, scheinbar hatte man seine Konzentration gestört. Doch das machte nichts, hauptsache der olle Vogel war jetzt bereit ihm zu antworten. Er war sicher schon älter, aber nicht alt. Hatte etwas Verschlagenes und seine Augen blieben meistens verborgen. Doch er schien freundlich. Wertvoller? Wie wertvoller? Sehr wertvoller? Oder sehr wertvoller? Beim letzten Wort betonte er das sehr extra lange und schien gespannt zu sein. Rociel indes wurde vorsichtiger. Betrüger lauerten an jeder Straßenecke und so wollte er vorsichtig sein. Ihn haute niemand übers Ohr, auch kein mysteriöser Älterer. Ich rede von sehr, sehr wertvollerem Zeug. Dinge, die man mit Gold aufwiegt und in keiner Relation mit Vergleichbarem stehen, ich rede von alten Relikten, Trophäen, die man vergessen hat. Habt ihr Schuppen von Waranen? Er wollte zuerst einmal schauen, ob der Mann überhaupt etwas führte. Nö, hab ich nicht, entgegnete dieser fast ohne mit der Wimper zu zucken. Und wie sieht’s mit den Schuppen der legendären Feuerwarane aus? Wenn er diese auch nicht hatte, dann...na ja, die hatte er bestimmt nicht. Nö, hab ich nicht. Und wieder schien er beim falschen Händler gelandet zu sein, er wand sich enttäuscht ab und murmelte etwas von wegen: ob hier überhaupt jemand Schuppen führt? Aber selbst wenn, bestimmt keine Drachenschuppen..., da änderte sich der Ausdruck in dem schon wieder einschlafenden Gesicht des Mannes und er sprang auf, wobei er seinen Scavengerskalp verlor.
Hey ihr?! Kommt mal mit. Der Mann, der ohne das Skalp ziemlich komisch aussah, hatte er doch eine Glatze, an der noch vereinzelt Haare hingen, führte ihn zurück zu seinen Stand und dann direkt in eine Gasse, wo es ziemlich leise und einsam war. Zur Sicherheit hatte er seine Gedanken schon bei seinem Schwertgriff, doch dann kam es etwas anders, eine unerwartet positive Wendung der Ereignisse...
So, hier sind wir alleine. Ich kann euch helfen. Ich verstehe jetzt, was für Schuppen ihr sucht, Drachenschuppen nicht wahr? Also schön, manchen wir es kurz. Ich kenne jemand, der diese Schuppen verkauft. Er ist einer der berüchtigten Drachenjäger. Ich weiß nicht, ob er schon jemals einen erlegt hat, aber ich weiß, dass er Schuppen dieser Tiere besitzt. Ich bin bereit für ein geringes Entgelt seinen Namen und seine Adresse zu verraten. Er ist nämlich sesshaft geworden, müsst ihr wissen. Einhundert Goldstücke und mein Wissen gehört euch. Überlegt es euch, aber überlegt schnell. Rociel dachte kurz nach, natürlich konnte das auch ein fieser Trick sein, der Typ wäre sicher bald weg und wer weiß, ob er ihn noch jemals treffen würde, außerdem waren hundert Goldstücke nicht minder viel. Doch er musste es einfach riskieren, so viele Chancen würden sicher nicht mehr kommen, an derart seltene Informationen zu kommen. Also schön, öffnet eure Hand, hundert Goldstücke sollen euch gehören. Das mit der Hand war zwar extrem blöd, doch er konnte es sich nicht mehr leisten Ledersäcke wie nichts zu verschenken, das sah zwar besser aus, aber brachte nicht wirklich was. So behielt er sein Lederbeutelchen und gab nur 100 Münzen preis. In Ordnung. Hört zu. Der Mann von dem ich rede heißt Garez. Er ist ein komplizierter Typ, der euch übers Ohr hauen wird, aber das ist ja nicht mein Problem. Er wohnt in der Stadt Gorthar. Geht vom Tor aus zum Marktplatz. Danach geht ihr in die große Gasse, die Richtung Hafen führt. Wenn ihr die Taverne "Einäugiger Barsch" findet, dann findet ihr auch Garez. Er ist öfter dort Kunde als jeder andere, außerdem ist sein Haus direkt neben der Taverne. Ihr werdet ihn sicher finden. Zwar konnte Rociel unmöglich feststellen, ob es die Wahrheit war, die der Mann da gesprochen hatte, doch der Deal war perfekt, er musste sich darauf verlassen. Doch zuerst einmal mussten sie die Wölfe erlegen, ehe sie nach Gorthar zurückkehren konnten.
Mit einem nickenden Zeichen ging er dann wieder, raus aus der Gasse und hin zum großen Platz. Er war zufrieden, jetzt brauchten sie nur noch die Pelze und Kleider. Vor allem seiner Schwester musste dicke Kleidung gekauft werden, ohne Rüstung wäre es kein Spaziergang und sie wussten nie, ob nicht doch ein Schneesturm früher kam, als gedacht...
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| 02.02.2004 19:15 | #162 |
| Isabell |
Am Marktplatz trafen sie sich dann wieder. Rociel hatte Glück, dass es ein langer Markt war, kaum ein Händler hatte seinen Platz zur Mittagszeit geräumt und es schien nicht so, als ob dies vor dem späten Nachmittag jemand tun würde. Sie hatte zwischendurch einmal eine Pause gemacht. Die Händler hatten hier einen guten Umsatz, auch wenn nicht immer in Gold bezahlt wurde, ein paar Käufer, das konnte sie sehen, bezahlten ihre Waren auch mit Schmuggelware. Aber das war ihr herzlich egal, sie hatte inzwischen gefunden, was sie suchte. Bei dem größten Kleidungshändler wollte sie eine Bärenfellweste kaufen. Sie war weich, roch nicht mehr nach dem erlegten Tier und bot genügend Schutz. Es war ein überaus dickes und zähes Fell und es würde sicher sehr warm darunter sein. Dann hatte sie noch eine enge Bluse gefunden, fast mochte man es Korsett nennen. Eigentlich war es auch eins, aber eben nicht ganz. Man schnürte es hinten zu, es bestand aus einem lederartigen Material, dass als Fell einer ihr unbekannten Wurmspezies gehandelt wurde. Jedenfalls sollte dieser Fetzen den Oberkörper zusätzlich schützen. Dann hatte sie noch eine Hose gefunden. Sie war etwas ganz besonderes, denn in ihr wurden kleine Metallplatten eingearbeitet, aber nicht über den ganzen Teil, sondern nur über kleine Teile an den Knien und an dem Fußbereich. Das Material war aus Wolfspelz. Diese drei Teile sollten ihr diesjähriges Winteraussehen prägen, auf jeden Fall stand die Eleganz dem Nutzen in nichts nach, nur das klobige Bärenfell ließ sie unnatürlich rund erscheinen, doch das war bei dieser Expedition sicher nicht wichtig. Insgesamt waren die Sachen teuer aber erschwinglich, zweihundertdreiundvierzig (243) Goldstücke betrug der Preis. Ihr Bruder begutachtete die Sachen sehr kritisch, doch am Ende der Untersuchung wandte er sich ihr nur kurz zu und sagte lächelnd, du hast einen guten Geschmack. Dann verschwand auch er bei den Kleidungshändlern und sie folgte ihm langsam, musste sie doch die ganzen Sachen schleppen, dann angezogen hatte sie noch nichts davon. Rociel hetzte über die Stände und schien überhaupt keine Geduld mehr zu haben, wie unter Zeitnot beriet er sich kurz mit den Händlern und war immer wieder empört über die Preise. (Das ist doch dieser Schund nicht wert, für das Selbstgenähte soll ich zahlen?...)
Doch dann half sie ihm bei der Suche und gemeinsam fanden sie recht schnell etwas Passendes. Da er noch seine Rüstung hatte und diese auch nicht hergeben würde, war die Suche einfacher, doch besonders im Unterleibsbereich statteten sie ihn vollkommen neu aus. Eine wahrlich dünne Hose war das einzige, was er trug, diese wurde nun durch eine dicke, warme Hose ersetzt, es war wieder Bärenfell, aber das eines Schwarzbären, so dass sich farblich nichts änderte. Dann noch eilte er wieder in Eile zum Rüstungshändler und kaufte sich Armschienen aus schwarzem Leder. Es waren mehr Armbänder, aber die Flächen, die außerhalb der verlängerten Rüstungsschiene lagen, waren auch nur durch sein dünnes Samthemd bedeckt. Am Ende bezahlte er für die beiden Teile sogar mehr als sie, nämlich zweihundertfünfzig Goldstücke, aber so richtig vergleichen konnte man das nicht. Dann aber schien schon wieder Eile angesagt zu sein, ohne wirklich zu wissen, warum sie eigentlich so hetzten, schleppte er Isabell wieder in die Taverne zurück. Stellt uns bitte Proviant und Feuerholz für drei Tage zusammen. Die Anweisungen an den Wirt wirkten knapp und planend, doch sie konnte nur milde lächeln, ehe sie schon weitergezogen wurde.
Als sich die Tür hinter ihnen schloss, war aber Schluss. Mit einem wütenden Blick, der mehr oder weniger glückte, wollte sie endlich wissen, warum sie es so eilig hatten und über die halbe Siedlung rennen mussten, doch alles was sie auf die Frage erntete war ein mieses Grinsen ihres Bruders, was sie noch wütender machte. Aber während er noch seine Sachen anlegte, schien er dann doch auf ihre Frage einzugehen, er hatte es also nicht ignoriert...
Also ich hab mich schlau gemacht, gleich nach unserer erneuten Ankunft hier, werden wir abreisen und zwar nach Gorthar. Ich habe erfahren, dass es da einen Drachenjäger gibt, hast du gehört Schwester, einen Drachenjäger! Und was macht so ein Drachenjäger? Richtig, er verkauft die Schätze eines Drachen. Zumindest hoffe ich das, sonst drehe ich diesem dreckigen Wiesel den Hals um. Der Typ der mir die Informationen verkauft hat, weißt du...
Also, ich hoffe stark darauf, dort die Schuppen kaufen zu können, denn wo soll man schon einen echten Drachen finden und dann noch erlegen? Hörst du mir überhaupt zu?
Isabell nickte nur kurz, sie hatte schon gar nicht mehr daran geglaubt, denn selbst wenn die Schneewölfe nicht ausgestorben waren und sie es schaffen würden die Feuerwarane zu erlegen, wie sollte man heutzutage noch Drachenschuppen bekommen. Ihre Rüstung war ein altes Geschenk, aber nicht selbst gemacht, dennoch hatte sie es erlernt, sie konnte sich noch gut an diesem einen Tag im Maisommer erinnern, an dem Tag, wo sie diesem Geschöpf begegnet war, das ihr diese Rüstung schenkte und ihr die Geheimnisse verriet. Ashisou war einzigartig, man würde sie nie kopieren können, aber wenn es wirklich gelingen sollte...dann würde ihre Schwester ebenfalls stark werden.
Jetzt wurden ihre Augen ein wenig glasiger als zuvor, die Gedanken an Ashisou brachten Gedanken an Kryliyx und dieser war zwar besiegt, aber noch nicht vergessen. Und dann war da ja auch noch die Freude, vor allem war sie stolz so einen Bruder zu haben, auch wenn sie ihn manchmal hasste, natürlich nicht wirklich. Jaja, sicher Bruderherz, fahr nur fort, warum diese Eile? – Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich weiß, es könnte auch Irrglauben sein, aber ich spüre schlechtes Wetter. Das können wir uns nicht leisen, deswegen will ich so schnell wie möglich los, verstehst du? Isabell nickte, schlechtes Wetter war hier oben wirklich ein Problem, in den Höhenlagen wurde Luft dünn und Schnee zum tödlichen Weiß.
Sie machte nun schneller, so dass sie schon bald in der Lage waren aufzubrechen. Es fiel schwer das gemütliche Dorf zu verlassen, sie hatte es richtig zu mögen gelernt, doch es blieb ihnen keine Wahl. Dieses Mal waren die Rucksäcke kleiner und leichter, aber dafür wichtig. Der Wirt wurde von Rociel bezahlt, für alle Dienste, die sie in Anspruch genommen hatten (60 Gold), danach verließen sie die Taverne und schon kurz darauf die Siedlung durch das nördliche Tor. Es war später Mittag, früher Nachmittag, als sie ihre Suche begannen, auf der Suche nach den legendären Schneewölfen, die längst nur noch in ihrer Erinnerung existierten...
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| 03.02.2004 18:10 | #163 |
| Sara |
Bald schon wurde die kleine Bergarbeitersiedlung kleiner, hinter ihnen verschwand sie. Als sie die ersten Gletscher erreichten war es später Nachmittag. Der Weg war anstrengend aber in Ordnung gewesen. Ihre Stiefel sanken immer wieder tief im Schnee ein und sie hatten beschlossen sie vorrann zutasten. Der, der vorne lief, achtete auf Löcher im Schnee oder was auch immer und der Hintere achtete darauf, dass bei einer Gefahr gleich eine rettende Hand zur Seite stand. Zudem gab er Acht auf die Umgebung. Meistens war er vorne und nur selten hinten, doch an ihrem guten Anfang änderte das nichts. Sie waren in nördliche Richtung gereist, genau wie es dieser Tristan gesagt hatte. Wenn er die Wahrheit sprechen sollte, würden sie schon sehr bald auf die ersten gefährlichen Gletscher stoßen.
Die Landschaft war wunderschön, der weiße Schnee und die malerischen Gebirgsspalten waren ein perfekter Kontrast, außerdem hielt sich der blaue Himmel, wurde aber immer wolkenbehangener und kündete schon einmal von einer nicht rosigen Zukunft. Natürlich würde es schneien, nicht regnen. Ein Schneesturm war das letzte, was sie gebrauchen konnten, zumal die Temperaturen jetzt schon unter Null waren. Es war bitterster und tiefster Winter und genau diese traumhafte Schneewüste hatte er sich oft erträumt, doch zugleich wusste Rociel auch, dass die Gefahr allgegenwärtig war. Sie durften nicht zu sehr genießen, durften sich nicht von dem Wintermärchen täuschen lassen. In den wenigen Pausen die sie machten, untersuchte er immer wieder ihre Rucksäcke. Sie hatten streng rationierte Nahrung für drei Tage bekommen, es war vom Wirt sehr ordentlich zusammengetragen wurden. Es war dieses Mal kein Brot dabei und das war sehr gut, denn dies würde sich in der Kälte nicht halten können. Trockenzwieback war ihr Mittel, er war genau das Richtige für so was. Dazu noch etwas Wurst und Käse, aber vor allem Eier. Sie mussten vorsichtig behandelt werden, durften keiner allzu großen Erschütterung ausgesetzt werden, doch darauf zu achten, dass war eine seiner zahlreichen Aufgaben.
Und dann... dann war da noch sein Schwert. Das Dämonenschwert Tessaiga, er hatte großen Respekt vor dem Stück Stahl. Sein Mentor hatte über dieses Schwert gesprochen, als ob es ein Gott wäre, als ob es eine ultimative Waffe wäre. Doch die anfängliche Begeisterung war gewichen. Nun fürchtete er sich mehr davor. Er würde das Schwert nur im äußersten Notfall benutzen und erst mal bei Todesodem bleiben. Der Erzeinhänder hatte ihm immer gute Dienste geleistet und war ebenfalls eine tödliche Waffe, ja, er würde ihn weiter führen. Er hatte einfach noch zu großen Respekt vor dem Schwert, das nur ein Dämon tragen konnte. Auch dies beunruhigte ihn, ließ es ihn doch nur noch unmenschlicher wirken. Aber er war kein Dämon, auch wenn er oft mit sich haderte, er war und blieb ein Mensch. Er hatte die Stärken und Schwächen eines Menschen, doch dämonische Gedanken waren ihm fremd. Ein Irrglauben?
Kurz vor ihrem längsten Stück an diesem Tage, machten sie eine sehr lange Pause von fast einer Dreiviertelstunde. Isabell spielte lange Zeit Harfe, er wurde wieder müde und musste an vieles denken. Diese Expedition, wie er es nannte, war ein unglaubliches Risiko. Niemand konnte garantieren, dass die Schneewölfe Gegner wären, denen man beikommen könnte. Besonders da sie keine Fernkampfwaffen besaßen. Und dann war da immer noch die Suche nach den Feuerwaranen. Er machte sich schon einmal Gedanken über ihren Aufenthaltsplatz und kam zu dem Ergebnis, das seine alte Heimat diese Tiere beherbergte. Das Minental. Aber dorthin wollte er nicht mehr zurück. Nie mehr. Es musste andere Wege geben. Doch eines nach dem anderen. Erst die Wölfe, dann die Drachen und dann sah man weiter.
Ihre letzten Schritte an diesem Abend führten in einen unbeschreiblich schönen Sonnenuntergang. Die Zeit schien hier still zu stehen, keine Bedeutung mehr zu haben. Was bedeutete schon Zeit, wenn man die Ewigkeit in seinen Augen sah, vor allem wenn man so etwas zu zweit genießen durfte. In diesen Momenten war selbst er abgelenkt, doch es wurde nicht ausgenutzt. Sie hätten noch weiter gehen können, doch sie wollten nicht denselben Fehler wie schon so oft machen. Kräfte sparen war hier die oberste Priorität, denn die sehr anstrengenden Marsche und die eisige Kälte kosteten Energie und Kraft. Doch Rociel war physisch und vor allem psychisch eisern, er war entschlossen diese Sache durchzuziehen, für Isabell. Und dann gab es da noch etwas, was ihnen in die Karten spielte, eine kleine Höhle. Sie war nicht sehr groß und sie bot auch nicht mal Platz, für sie ganz, es war mehr eine klitzekleine Wölbung des Berges. Doch es reichte, es war nur eine winzige Stelle die keinen Schnee hatte, doch dies sollte reichen für ein Feuer.
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| 03.02.2004 19:20 | #164 |
| Isabell |
Bald schon brannte in dieser Art Freiluftaussichtsplattformhöhle ein klitzekleines Feuerchen, dass sogar mit seiner Wärme den Schnee ein paar Zentimeter neben jeglichem Boden zum schmelzen brannte. Durch die Enge der Höhle wurde es sehr schnell warm und das war sicher auch das Ziel, dass sie verfolgten. Mit dem Brennholz musste sparsam umgegangen werden, reichte es doch gerade mal für drei Tage. Genau wie der Proviant. In der Dunkelheit der nun immer schneller kommenden Nacht schien auch der Tag hier zu enden. Bald schon warf das Feuer, kleine Schatten von sich, die immer größer wurden, je dunkler es wurde. Es war ein scheinbar normales Bild, zwei Menschen abends bei einem Feuer sitzend, das Schatten warf, doch das war es nicht. Es war wirklich ungewöhnlich, einfach nur so dazusitzen und etwas auf Zwieback und Schinken herum zuknabbern. Isabell dachte sich, dass es sicher besser wäre heute noch mehr zu essen als morgen und morgen mehr zu essen als übermorgen. Denn jeder Tag konnte schon der letzte sein und der Proviant könnte verloren gehen. Und außerdem waren die Sachen jetzt noch frisch, doch sie würden immer härter und gefrorener, desto länger sie warteten.
Unter dem Knacken der Äste wurde es wieder leiser, man konnte nicht unbedingt gut liegen, doch es ging mehr schlecht als recht. Zwar stießen sie sich immer wieder an den Beinen des Anderen, doch wenigstens war es mehr oder wenig möglich auf dem Boden zu liegen. Ohne die Winterkleidung wären sie sicher schon längst erfroren. Besonders das Bärenfell bot sehr viel Schutz vor Kälte, war dafür alles andere als einfach zu handhaben und sehr schwer, zumindest für sie. Aber die Rüstung war noch ein wenig schwerer gewesen und so hatten sich Schulter und Rücken schon an das Gewicht gewöhnt. Und da der ohnehin nicht so schwere Rucksack immer leerer wurde, würde auch dieses Gewicht in den nächsten Tagen noch schwinden.
Irgendwie schien es Zeit zu sein zu schlafen, doch sie fühlte sich gar nicht müde. Im Gegenteil, sie hatte dieses eine Ei aus dem Proviantrucksack genommen und sah es sich längere Zeit an. Nach einiger Zeit musste sie dann einfach fragen, denn eine Antwort fand sie nicht...Sag mal, wozu haben wir eigentlich die Eier dabei? Ich meine, hast du eine Pfanne? Oder wie sollen wir sie zubereiten? Ihr Bruder war in seinem Schatten kaum zu erkennen und regte sich auch nicht, fast schon war sie der Meinung, dass er sicher schon eingeschlafen war, doch dann höhnte ein leises Kichern aus seiner Schlafecke. Hrr...Hrrrr...Hahahaha...keine Pfanne...Wir haben Eier und keine Pfanne. Ich bin gerade am einpennen und dann erzählst du mir, wir haben keine Pfanne, harharhar. Tja, was soll ich sagen…du hast Recht. Ich habe mir selber noch gar nicht so die Gedanken drüber gemacht, aber du hast Recht. Tja. Das bedeutet wohl, dass wir weniger Proviant haben als gedacht und noch sparsamer sein müssen... Das war wohl wahr, sie mussten noch sparsamer sein. Doch noch hatte sie keinen Hunger, noch genug zu essen. Und man starb ja nicht gleich, nur weil man einen Tag nichts aß. Ein paar Tage ohne Nahrung würden sie es sicher aushalten, auch wenn die Anstrengung und die Kälte hier mehr Kalorien forderten als eine Wanderung im Tal, wo die Luft nicht so dünn war. Dennoch, noch war sie zuversichtlich. Der heutige Tag hatte ihr Selbstbewusstsein gegeben, auch wenn sie nicht seit dem Morgen unterwegs waren und noch keine Frostnacht in dieser Bibberkälte verbracht hatten, es war ein guter Anfang gewesen.
Lange noch lag sie da, die Knie angewinkelt und die Arme unter ihren Kopf gebracht. Ein weiches Kissen war der verlängerte Teil ihrer Fellweste zwar nicht, doch wenigstens tat der steinerne Boden nicht so weh. Sie konnte immer noch nicht einschlafen, blieb noch eine Viertelstunde so wach. Mit dem Blick zu den Sternen, die am Nachthorizont standen, sie lag genau zum Eingang des kleinen Windschutzes, ihr Bruder davor. Mondlicht mochte auf seinem Körper scheinen, doch sein Gesicht sah man trotzdem nicht. Auch wenn sie damit rechnete, dass er schon lange schlief, fragte sie dann noch einmal, selbst wenn keine Antwort kam, war es ja nicht so schlimm. Sag mal Bruder, hast du dich schon mal gefragt, warum es so viele Sterne gibt? Lange Zeit wartete sie, doch Rociel sagte nichts mehr. Obwohl er noch wach war und die Augen offen, schwieg er still und ließ sie im Glauben er schlief. Vielleicht wäre ein Gespräch jetzt nicht so wichtig gewesen, als der Schlaf.
Das Feuer knisterte leiser, Holz knackte um so lauter. Bald schon würde es ausgehen, so in zwei, drei Stunden. Doch bis dahin würden sie die Wärme noch haben und dann im Schlaf würden die warmen Pelze und Felle sie hoffentlich wärmen. Die erste Nacht hier oben, in den Gletschern, sie war so was wie eine Herausforderung an den Körper. Isabell legte sich jetzt auch endlich hin und versuchte zu schlafen, doch kurz bevor es dann gelang, hörte sie noch die Wölfe in der Ferne heulen. Ganz deutlich war das Wolfsheulen in ihrem Ohr zu klingen, anscheinend warteten sie schon. Das jedenfalls dachte ihr Bruder, der nun ebenfalls ganz wegnickte, er konnte viel besser einschlafen, schon immer. Sie waren an einen Punkt gekommen, wo es kein Zurück mehr gab, sie hatte sich für diese irre Expedition entschieden, ob sie heil heraus kommen würden, das stand in den nächtlichen Sternen, die funkelten wie die schönsten Edelsteine diesseits der Erdseite. Vielleicht wussten die Sterne ja Antwort auf diese Frage, doch für diese Nacht schwiegen sie, ließen dem ruhigen Gebirge seinen Schlaf...
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| 04.02.2004 08:39 | #165 |
| Sara |
Früh am Morgen gab er auf, die Kälte hatte mehr oder weniger gewonnen und zwang ihn nun zum aufwachen. Das Feuer war wie erwartet erloschen, irgendwann in der Nacht, die Glut hatte zwar noch eine Weile gelodert, doch auch sie war nun vollkommen weg. Um ihn herum war es wieder eisig kalt. Schnee lag nur wenige Zentimeter von ihm entfernt und am frühen Morgen waren kalte Winde aufgezogen, die sich selbst durch seine warme Kleidung fraßen. Er hätte gerne noch geschlafen, doch durch die Anspannung und dem extrem knapp bemessenen Zeitplan war er ganz froh darüber so früh am Morgen aufgewacht zu sein. Da er sowieso am "Ausgang" ihres Unterschlupfes lag, ging er ein paar Schritte nach draußen und lockerte seine müden Beine, seine Arme und auch den Nacken, der bei diesem Freiluftschlaf immer gefährdet war sich zu verspannen. Als er dann wieder fit war, sah er ein wenig in die Richtung, in die sie nun mussten. Der Schnee war natürlich nicht weg und auch die dünne Luft hatte sich gehalten. Und doch blieb ihnen die gute Sicht durch den blauen Himmel erhalten. Die weißen Wolken waren noch dichter geworden und schon bald würden sie die letzten großen blauen Flecken da oben schlucken. Sie mussten sich wirklich beeilen.
Noch immer musste er viel an Dinge denken, die nicht primär etwas mit ihrer Expedition zu tun hatten, er musste zum Beispiel an diese Gestalt denken. Auf dem Berg im Minental, sie kündete von der Zukunft. Er hatte damals etwas versprochen, die SIEBEN zu suchen. Und jetzt war er von seinem Ziel viel weiter entfernt als je zuvor. Er spürte, wie langsam seine Kraft stärker wurde und doch fühlte er sich schwach. Als ob seine Zeit ablaufen würde, als ob ihn jemand jagen würde. Doch war es der Tod? Oder war es nur etwas anderes, etwas was man besiegen konnte? Jedenfalls hatte er nicht vergessen, was Pator ihm da gesagt hatte, auf dem Schicksalsberg. Und es war tatsächlich sein Schicksal es anzunehmen. Doch die Mühlen mahlten langsam.
Er umfasste das Amulett des Wissens an seinem Hals und spürte nur, wie sehr es doch bebte, er nahm Todesodem und erblickte das Amulett, dass in die Klinge eingearbeitet wurde und dann sah er weit in die Ferne... Mit einem Seufzen steckte er das Schwert wieder zurück, ließ das Amulett wieder um den Hals fallen und baumeln, ehe er zurück zu seiner Schwester ging. Mittlerweile hatte sie die Kälte wohl auch geweckt, auf jeden Fall war sie wach, als er nun zu ihr trat.
Morgen Schwester. Und wie hast du die erste Nacht in dieser eisigen Kälte erlebt? Isabell schien im Gegensatz zu ihm noch müde zu sein, vielleicht war sie ja auch einfach so aufgewacht und hatte keine Probleme mit der Kälte, die wie reiner Schmerz an der Haut zerrte. Während sie ihr Haar glatt strich fand sie dann die ersten Worte an diesem Tage. Es ging, ich lebe ja noch. Aber warum bist du schon so munter? – Weiß nicht, ich konnte nicht mehr schlafen, meine Haut ist eingefroren. Lass uns kurz frühstücken und dann losgehen ja? Wir haben keine Zeit zu verlieren, die Wolken werden dichter und der Proviant wird knapper. Mit einem Nicken stimmte sie ihm zu und rieb sich die letzten Schlafkörner aus den Augen, die sie so oft zum blinzeln brachten.
Nach dem kärglichen Mahl waren sie zwar wenig gesättigt, doch es würde reichen, zusammen mit viel Wasser ergab es ein sinnvolles Frühstück. Dann aber gingen sie weiter. Es war schön ein paar Schritte zu gehen, doch die Anstrengung in dem teilweise sehr tiefen Schnee war enorm. Wieder galt es Acht zu geben, nicht in Löcher oder Spalten zu fallen. Ruhig zu bleiben und auf die lauernde Umgebung zu achten. Die Gegend wirkte zwar sehr friedlich, man erkannte kaum Tiere, außer den ein oder anderen Vogel, aber das täuschte. In diesen Gipfeln lebten durchaus Tiere, aber die meisten hielten jetzt wohl ihren Winterschlaf, was ihnen äußerst zugute kam. Doch Rociel war auf jeden Fall gewappnet, seine Hände waren mehr bei seinem Schwertgriff als in der Luft, Vorsicht war für ihn wichtiger als Nachsicht.
Aber die ersten Schritte blieb es ruhig, die ersten Gletscher ließen sie ohne Erfolg oder Niederlage hinter sich, doch dann kamen sie in ein tiefer gelegenes Gebiet, das von zwei großen, unregelmäßig angeordneten Felsplatten eingekeilt wurde. Rociel spürte, dass hier etwas auf sie warten sollte, doch was dies war, dass konnte er nicht sagen...
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| 04.02.2004 20:17 | #166 |
| Isabell |
Es war schon komisch, aber sie fror immer noch nicht. In der Nacht war der Schlaf angenehm gewesen, sie hatte sogar etwas geschwitzt. Und auch jetzt musste sie nicht zittern oder frieren, einzig alleine im Gesicht war die Kälte spürbar, ihre Ohren waren zum Glück durch die Haare geschützt, aber der Rest bekam den eisigen Wind ab. Zum Glück war es kein starker Wind, sondern nur eine sanfte Brise, aber deswegen wurde es kein Stück angenehmer. Nun sollte also der zweite Tag anstehen und noch immer wusste sie nicht, ob sie überhaupt eine Chance auf Erfolg haben würden, denn bis jetzt hatte sie noch keinen Hauch von einem Schneewolf gesehen, nicht mal ein normaler Wolf war zu erspähen. Doch diese Spalte in die sie jetzt kamen, sie gab all ihren bisherigen Bemühungen neue Hoffnung. Sofort bemerkten sie es beide, es war nicht schwer zu erkennen, denn die Spuren waren noch frisch. Die Pfoten hatten sich in den weißen Schnee gedrückt und hinterließen eine deutlich sichtbare Spur, die genau in diesen Spalt führte. Das es die Abdrücke von Wölfen waren, daran gab es keine Zweifel. Ihre Augen leuchteten hell auf, geblendet vom Jagdfieber und vom Wahnsinn ihrer Mühen ging es weiter, immer ein Auge auf die Spur und dann wieder auf den Schnee und immer noch sicherte einer das Gebiet, während der Andere mehr auf das, was vor ihnen lag, achtete.
So ging das eine ganze Weile, vergessen waren die Landschaft oder der Himmel, das Wetter und die Kälte, die immer noch eisig und eisern unter null Grad lag, jetzt zählte nur noch dieser eine Weg. Es war kaum überraschend, doch die Falle schnappte mehr oder weniger nicht zu. Sie hatten sich kurz zuvor abgewechselt und Isabell ging nun vorne. Es war nur ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, da tappte sie ohne Sicherung in das Schneeloch. Ein tiefes Loch war da, der Schnee hauchdünn darüber und so rutschte sie hinein, konnte im letzten Moment aber noch Rociels Hand ergreifen. Das Loch war gut fünf Meter tief und hätte sicher zu einigen Problemen geführt, sowohl in Hinsicht auf die Knochen als auch auf die Frage, wie man da wieder rauskommen sollte. Doch noch war es ja gut gegangen.
Isabell klopfte sich den Schnee von Brust und Beinen, doch damit war ihre kleine Pechsträhne noch nicht vorbei. Als ob die Wölfe es gemerkt hätten, dass jemand in das Loch getreten war, stürmten zwei von ihnen heran, ihr Knurren war schon lange zuvor zu hören und gab ihnen genug Zeit sich in Stellung zu bringen. Sie hätten es sich fast denken können, dass die hochsensiblen Tiere ihre Witterung aufgenommen hatten, doch eigentlich war es Glück das sie hatten, würden sie doch nun sehen, ob es hier wirklich noch Legenden gab.
Angespannt war die Situation, sie waren weg von den Löchern, hatten sich an eine Stelle gebracht, wo der Schnee nur dünn den Boden bedeckte, wo man gut stehen und kämpfen konnte. Sie hatte beide Schwerter gezogen, denn bei unbekannten Gegnern auf fremdem Terrain konnte man sich keine Spielereien leisten. So warteten sie, doch man enttäuschte sie nicht, ihre Wartezeit betrug nicht lange, keine halbe Sekunde nach dem Einbruch in das Loch war es dann soweit...
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| 04.02.2004 20:21 | #167 |
| Sara |
Die beiden Dolche waren nicht mehr in ihren Stiefelscheiden, sondern hingen straff an seinem Gürtel, er hatte wie auch seine Schwester keinen Wert auf Überraschungen gelegt und war bestens vorbereitet, die Hand lag schon am Griff und wartete nur noch auf den Gegner, doch die immer lauter werdenden Geräusche verstummten schnell wieder. Doch es blieb nicht ruhig, denn während sie in beide Richtungen des Spalts starrten, tauchten auf einmal vor ihrer Nase die beiden Wölfe auf. Sie waren wie unsichtbar, das weiße Fell passte sich an die Schneedecke an und erschwerte die Sicht auf irgendwelche Körper. Einzig die Pfoten, die Nase, der Mund und die Augen waren nicht weiß, sondern schwarz, der restliche Körper glänzte in der Farbe des Schnees. Die Wölfe bildeten ein Pärchen und waren nicht zerstreut, ihre Wut und vielleicht auch ihr Hunger ließen sie schneller angreifen als gedacht und sobald sie losrannten, sobald hatte er wieder Probleme sie zu sehen. Seine Augen waren gut, doch diese Tiere konnten sich mit dem Schnee bestens tarnen und das taten sie auch. Etwas hilflos blickte er sich um, sah kurz zu Isabell und warnte mit bloßem Augenkontakt zur Vorsicht. Dann wurde es tatsächlich still und Sekunden verstrichen, ohne dass etwas passierte. Dann aber schwebte ein Adler über den Spalt, sein Schrei schien der Anstoß für die Schlacht zu sein und in der Tat, im Schutze der Tarnung rannten die Wölfe los. Er konnte kaum etwas erkennen, vor allem nicht, wer wo war. Doch trotz aller Vorsicht rannte er nach links, um die Wölfe zu trennen, so hatte jeder nur einen Gegner zu erledigen. Er war angespannt, sah immer wieder aufgespritzte Schneedünen, da sprangen kleine Stücke in die Luft, doch wer dachte, dass man den Wolf so leichter sehen konnte, der täuschte. Entweder war er zu schnell, oder zu geschickt, alleine durch die Bewegung konnte man keinen Wolf vernehmen. Schon so oft hatte er sie gelehrt bekommen und einige Male ihre Anwendung geübt, doch er war noch lange kein Meister dieser Kampfart, dennoch sah er auch heute nur diese eine Möglichkeit. Er schloss seine Augen und konzentrierte sich auf den Punkt vor ihm, langsam und möglichst lautlos zog er die Klinge aus der Scheide. Locker und leicht umfasste er den Griff seines Schwertes mit beiden Händen, atmete tief und klar, in seinem Kopf wurde es still, die Konzentration nahm zu und er sah nicht mehr mit den Augen, sondern er sah mit den Ohren. Lauschend auf das Hecheln des Wolfes und den aufwirbelnden Schnee entstanden in seinem Kopf Bilder, die sich zu einem Gesamtbild formten, ein schwarzer Tunnel mit einem schnell näher kommenden Subjekt. Er war gut, äußerst gut sogar, doch Angst trübte das Hören, er war sich nie sicher, ob es nicht schon zu spät war und ob das Bild, das er vor sich sah, nicht nur eine Einbildung sei, doch er vertraute sich und lauschte weiter.
Als das Geräusch lauter wurde, so sah er auch den weißen Fleck näher kommen, als dann Schnee neben ihm platt getrampelt wurde, öffnete er die Augen wieder und vollstreckte die Waffe. Es war kein Angriff im Sinne eines Schlages, der zum Tode führen sollte, doch es hatte bewirkt, dass der Wolf zurückgewichen war. Und jetzt half ihm auch kein Schnee mehr, hatte er doch eine überdeutliche Spur hinterlassen. Das Schwert tanzte seinen ganz eigenwilligen Tanz, dennoch blieb es geschmeidig in seinen Fingern, nun führte er wieder mit einer Hand, der Rechten. Als die Spitze nur einen Wimpernschlag danach auf den Wolf zustürmte hielt dieser den Schlag auf, in dem er mit den Zähnen die Spitze aufhielt. Mit einer großen Kraft zog er die Klinge nun an sich, doch seine Hand ließ nicht los. Schnell reagierte er und zog mit der freien Hand einen Dolch aus dem Gürtel und diesem Angriff war der Wolf hilflos ausgesetzt. Denn nun ergoss sich Blut aus dem Mund des edlen Tieres, dessen wahre Schönheit er noch nicht bewundern durfte, der Dolch war durch den Nacken gegangen und hatte diverse Blutbahnen offen gelegt. Es war ein schneller Tod, ohne Schmerz, ohne Leid, doch er empfand kein Mitleid, keine Selbstschuld, er konnte keine Sekunde und keinen Gedanken für das tote Tier verschwenden, denn er musste Isabell helfen. Seine Schwester war noch immer in einen wilden Kampf verwickelt, an eine der zwei Wände gedrängt verteidigte sie tapfer, gegen die Doppelklingenverteidigung kamen die scharfen Zähne des Wolfes nicht an, doch so wirklich stabil sah das auch nicht aus. Er gab sich ganze fünf Sekunden um die Situation zu beurteilen, dann eilte er mit erhobener Klinge auf den ebenfalls fast unsichtbaren Wolf zu.
Diese Tiere waren schlau und hatten einen unglaublichen Spürsinn, der zweite Schneewolf ließ sich nicht einfach und leicht von hinten erlegen, nein er endete seine Angriffe und machte die Fliege, doch so schnell gab Rociel nicht auf an das Fell zu kommen, er hatte noch immer den blutigen Dolch in der Hand und zielte nun auf etwas, worauf man nicht zielen konnte. Der erste Wurf ging daneben, landete der Dolch doch nach langem Flug im Schnee aber so lange wartete er nicht ab, zog sofort den zweiten und warf diesen ebenfalls in die Richtung, in die er den Wolf vermutete. Nennt es Glück, nennt es Verstand, jedenfalls streifte dieser Dolchwurf das Fleisch des Weißen und hinterließ eine äußerst auffällige Blutspur.
Als sie ihn erst mal eingekreist hatten, schien es ein leichtes Spiel zu werden, doch es passierte noch mehr, als eigentlich sollte. Der Wolf hatte nicht nur gute Sinne, sondern auch äußerst viel Kraft, so wehrte er sich nach wie vor energisch gegen drei Schwerter, doch als sie ihn endlich soweit hatten, dass er schon aus nun mehr zwei Wunden blutete war es an der Zeit den letzten Schlag zu setzen, doch in Rociels Kopf hämmerte ein Hammer, er konnte dieses unschuldige Geschöpf nicht töten, zu gemein waren sie, erst der Dolch, dann das Ausbluten und jetzt sollten sie in töten... Hatte er vorhin noch keine Skrupel gehabt, da die Situation vollkommen anders war, so befiel ihn nun das schlechte Gewissen und in dem Moment, wo er zuschlagen sollte, versagte der Schlagarm. In dem Moment machte der Schneewolf einen letzten Versuch und sein Maul mit den nagelspitzen Zähnen raste auf ihn zu, er konnte nur mit zitternder Hand hinsehen, wie das Maul in einem Moment auf ihn zuhielt, doch im letzten Moment, wirklich im allerletzten, fünfzehn bis zwanzig Zentimeter vor seinem Hals, durchdrang ein heulendes Geräusch den Spalt. Der Wolf sank zu Boden und eine Blutlache breitete sich aus, färbte den Schnee rot. Isabells Krummschwerter waren parallel in die Bauchdecke des Tieres eingedrungen – hatten ihm so das Leben gerettet.
Er lehnte seinen Kopf zurück, schloss die Augen und atmete auf. Danke Schwester war alles was er in dem Moment sagen konnte, dann ging er zu dem ersten Tier zurück und setzte sich auf einen herausragenden Stein, den er vom Schnee befreite.
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| 06.02.2004 17:16 | #168 |
| Isabell |
Sie musste ein wenig keuchen, die Anstrengungen des Kampfes waren heftiger als erwartet, doch auf den Knien lehnend und tief Luft holend konnte schon bald ein geregelter Sauerstoffhaushalt gewährleistet werden. Ihre blutigen Schwerter und das Blut im Schnee ließen die einst so schöne Landschaft unwirsch erscheinen, nun lag auch hier der Tod, schwebte über ihren Köpfen, aber nicht um sie zu holen. Es waren andere, die wieder einmal an der Reihe waren. Isabell machte sich nicht so viele Gedanken über den Tod der Tiere, sie sah es berechnend. Sie war auch tierlieb und sah sie gerne, doch sie wusste eine klare Grenze zu ziehen, anders als ihr Bruder. Sie wollte nicht unbedingt auf dieser einen Aktion drauf rumhacken, doch noch immer war sie verwirrt. Diese Schwäche war selten, man sah Rociel nicht oft in Schwäche, nur wäre es fast tödlich, oder zumindest sehr gefährlich geworden und das machte ihr Angst. Den toten Wolf vor ihr realisierte sie erst viel später.
Dann aber sah sie zu dem Tier. Es war tatsächlich ein Schneewolf. Das Fell war rein weiß, ohne Flecken, ohne Schmutz, ohne Kerben. Es war auch keine Farbe, sondern echte Naturfärbung. Der Wolf lag nun tot da, für immer, er würde nie mehr aufstehen können, nichts mehr spüren. Es war kalt, das Fleisch war kalt und auch das Fell wurde kalt. Das Blut, entweder in den Boden versickert oder langsam erkaltend. Doch Insekten und Aasfresser gab es hier nicht. Noch nicht. Das Fell war genau wie bei Ashisou, es war weich, flauschig und zäh. Sie war verwirrt, konnte man doch niemals damit rechnen so einen Wolf wirklich zu finden. Es war wirklich so, Schneewölfe galten als potenziell ausgestorben, es gab sie einfach nicht mehr. Alle sagten das, doch alle irrten sich. Isabell wünschte diesen Wölfen, dass sie auch noch in ein paar Jahren bestanden, doch gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass sie mit dem töten nichts, aber auch gar nichts dazu beitrugen, im Gegenteil, sie beschleunigten nur ihre Ausrottung. Und auch Isabell musste sich vorhalten lassen, aus niederen Beweggründen zu handeln. Sie wollte das edle Fell nur für eine Rüstung, es gab keinen echten Sinn. Wahrscheinlich war es das, das ihren Bruder so bedrückt machte. Und natürlich seine Bewunderung für die vierbeinigen Tiere, schon früher hatte er ihr verboten sie zu töten. Tiere schützen erschien ihr in ihren Augen seltsam und ungewohnt, denn kaum ein Jäger nahm wirklich Rücksicht auf sie. Eigentlich nahm niemand Rücksicht auf sie...
Sie seufzte, dann aber nahm sie den Wolf am Kragen und schleifte ihn Richtung Rociel, die Zunge hing dem Tier aus dem Maul und hinter ihr hinterließ es eine blutige, rote Spur. Aber es half ja alles nichts, es musste getan werden. Mit ziemlich geknickter Haltung und trauriger Mine empfing ihr Bruder sie, kniend vor dem ersten Wolf, das Fell vom Körper lösend, seine Hände blutverschmiert, in der Hand sein scharfes Messer. Wie viele brauchen wir noch?, war alles was er sagen konnte, natürlich nicht mit einem hoffnungsvollen Unterton. Drei war die knappe Antwort ihrerseits, denn fünf Felle brauchten sie für eine Rüstung, die ihren Massen entsprechen sollte. Die Menge, sie hatte sie im Kopf, kannte jeden einzelnen Bauschritt dieser besonderen Rüstung. Fünf Felle waren eine ganze Menge, besonders gegen diese Tiere, die viel aggressiver und geschickter waren als die normalen Waldwölfe. Ihre Schönheit zeigte sich erst in ihrer Stillform, dann wenn sie nicht angriffen und ihre potenziellen Ziele oder auch Opfer töten wollten. Doch dementsprechend schwer war es auch sie zu erlegenen, aber mit zweien war der erste Anfang gemacht, nun galt es nur noch zu hoffen, dass bald die nächsten kamen. Auch wenn ein wenig Ruhe gut getan hätte, ihre Vorräte würden sich in sechsunddreißig (36) Stunden aufgebraucht haben, in spätestens zweiundsiebzig (72) sollten sie wieder im Lager sein. Kommst du gut voran? war die wenig hilfreiche Frage und ihr Bruder ließ sich Zeit mit der Antwort, erst setzte er den letzten Schnitt durch die Haut des Wolfes. Das erste Fell ist ab, sei so gut und reinige meine Waffen im Schnee, hier ist ein Tuch zum abwischen. Gesagt, getan, so hatte sie wenigstens etwas zu tun. Ihr Bruder tat ihr leid, musste er doch noch die übelsten Aufgaben übernehmen, aber sie hatte einfach keine Ahnung von diesen Fähigkeiten. Das es seine Entscheidung war hier zu sein, das war jetzt nur sekundär.
Nach ein paar Minuten war auch das zweite Fell des Wolfes vom Körper getrennt, Rociel reinigte es ebenfalls im Schnee, um wenigstens etwas das Blut abzubekommen. Auch die beiden Dolche und sein Schwert strich sie mit Hilfe des Tuches im Schnee ab, ihre Schwerter auch. Bald hatte sich der Boden rot gefärbt, nur noch selten war mehr weiß als rot zu erkennen, das Blut der Wölfe würde noch lange hier von dem Kampf zeugen, genau wie ihre Kadaver, die aber bei hungrigen Tieren bald beliebt werden würden. Sie mussten sich nicht mal mehr durch das Fell arbeiten...
Sie gingen weiter, Rociel trug die Felle, die nicht minder viel wogen, sie hatte nun die Verantwortung und musste dieses Mal besser aufpassen, noch einmal durfte sie nicht in eine Bodenfalle treten, die erste umgingen sie geschickt. Es dauerte keine fünf Minuten, als der Spalt dann eine radikale Gradänderung vernahm und irgendwie hatte sie es schon geahnt…
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| 06.02.2004 19:45 | #169 |
| Sara |
Vorsicht Rociels Stimme bebte, als er die Felle ungeschickt fallen ließ und nach hinten in den Schnee kippte. Vor ihnen standen vier Wölfe, sie waren gut zu erkennen, denn an ihren Mündern klebte das Blut eines erlegten Bären. Ja, ein Bär, erlegt von vier Wölfen. Eigentlich unmöglich, doch diese Wölfe waren keine normalen Tiere. Ihre Schönheit war mit immenser Kraft und enormer Intelligenz verbunden. Das Blut tropfte ihnen manchmal noch in einzelnen Bahnen aus dem Mund, färbte auch hier den Schnee, der vielleicht noch ein paar Meter hoch war, doch durch die Kälte teilweise gefroren und hart wie Stein. Sie blickten gierig zu ihnen, am Anfang noch wogten sie zwischen der bisherigen Beute und den zwei neuen, doch schon bald hatte der Anführer der vier die Felle ihrer toten Brüder und Schwestern gesehen und mittels einem Knurren die anderen darauf aufmerksam gemacht. So vermutete er jedenfalls den enormen Wandel der Situation. Seine Schwester hatte da besser reagiert, war auf den Beinen geblieben und hatte die Schwerter gezückt. Auch er stand jetzt wieder, keine Sekunde erlaubte er sich diesen Bestien eine Schwäche zu zeigen. Diesmal wollte er nicht der Gejagte sein, der Jäger im Fell des Schafes, das ein Wolf sein wollte. Doch der letzte Kampf war reines Glück und jetzt hatten sich die Wölfe freilich verdoppelt. Es war schon so gut wie verloren, bevor der Kampf begann. Aber Kämpfe waren nie verloren, auch wenn sie so aussahen. Die Kraft Innos wird uns leiten, der Glaube ist unsere Stärke. Innos è con noi. Sehe nicht mit blindem Auge, sondern sehe mit wachem Sinne.
Seine Gedanken waren schwer und verwirrt, doch noch bevor der Kampf beginnen sollte wurde es still, eine Hülle aus reiner Ruhe umgab seinen Kopf, ließ ihn klare Gedanken fassen. Der Gedanke an Tessaiga fiel, doch mit eisernem Willen zog er doch seinen alten Freund. Das Schwert vibrierte in den Händen und zog ihn zu den Wölfen. Der Blutgeruch lag in der Luft. War das der Bär, die Münder der Wölfe oder war das sein Schwert? Es lag kein Blut mehr darauf, doch es hatte noch immer den Geruch der Gefallenen an sich.
Isabell bewegte sich langsam zurück zu ihm, erst als sie schon fast da war, fragte er sich, was das sollte. Sie stand nun mit ihm Seite an Seite und die Wölfe waren stehen geblieben. Ihre Pfoten waren mit spitzen Nägeln übersäht, diese kratzten sie nun im Schnee und wollten sie wohl bald in ihre Feindeskörper rammen. Doch auch die aufgerissenen Mäuler waren kein beruhigender Anblick, aber das alles hatten sie schon hundert Mal hinter sich. Es war keine neue Situation, doch jedes Mal war es ein neues Risiko dabei abzukratzen. Außerdem jagten sie hier keine Ratten, sondern Legenden…
Was soll das, was machst du hier verdammt?, flüsterte er leise, denn er wollte die Wölfe nicht noch mit lautem Geschrei aggressiver machen. Wir haben nur zusammen eine Chance oder?, war die ebenfalls sehr zart-leise Antwort seiner Schwester. Ein Nicken ging über seinen Kopf, sie hatte Recht, es machte keinen Sinn die Angreifer zu teilen, auch zu zweit wären sie überfordert. Also musste schnell ein Plan her, denn die Wölfe ließen sich außergewöhnlich lange Zeit mit ihrem Angriff, flohen aber auch nicht um Verstärkung zu holen. Sie wollten ihre Beute nicht alleine lassen und sie hatten Hunger und sie waren so blutdurstig, wie er es einst war. Wäre er das jetzt immer noch, dann wäre dies seit mehreren Minuten das Grab von vier Schneewölfen, doch er war nicht mehr so. Und er bereute es nicht.
In Ordnung. Hör zu, wir...
Eben noch hatte er einen Plan, wollte ihn seiner Schwester ausbreiten, da ging ein unglaublich lautes Graulen über den beiden Spaltwänden und wurde noch lauter zurückgegeben. Der Leitwolf hatte zum Angriff gerufen, einige Meter trennten sie nun noch von dem Menschenpärchen und in weniger als zehn Sekunden sollten es keine Meter mehr sein.
Rociel wusste, jetzt war es zu spät für kluge Sprüche und strategische Pläne, jetzt zählten nur noch Innos und die Klingen. In einer zwei Meter entfernten Reihe standen sie und erwarteten den Angriff. Wie erwartet stürmten die Wölfe getrennt, doch nicht zwei zu zwei, sondern drei Stück kamen auf ihn zu, darunter aber nicht der Leitwolf. Die drei Wölfe hatten Schwierigkeiten ihre optimale Tarnung zu halten, da die roten Blutmünder sie verrieten, doch das half nichts. Die ersten Angriffe wehrte er ab, doch dann schlugen sie ihm das Schwert aus den Händen. In dem Moment, wo er das Schwert verlor, war er geschockt, denn dies war so was wie eine Höchststrafe, eine unglaubliche Schwäche, doch er wusste, er durfte jetzt keinen Trübsal blassen.
Mit einem Tritt in die Magengrube wehrte er den darauffolgenden Angriff des einen Wolfes ab, ehe er blitzschnell in die Hocke ging und die Dolche in seine Hände glitten. Noch ehe er sich versah spürte er einen heftigen Schmerz in seinem linken Unterarm, Blut rann rasend über die Haut und die Nerven sendeten unaufhörlich bitteren Schmerz. Doch sein Adrenalin war zu hoch, nur kurz spürte er den Biss noch, dann schon wurde es unwichtig. Mit einem rasanten Umdrehen rammte er dem Wolf den Dolch in den Hals und ließ ihn nun bluten – nur starb der dabei – danach machte er zwei Ausfallschritte und stand nun den Zwei anderen gegenüber. Während er mit den beiden kleinen Dolchen zwei mal zwei Zahnreihen abblockte, sah er seine Schwester zu Boden gehen, nur kurz zuckte es in seinem rechten Augapfel, dann schon bekam ein weiterer Wolf einen Tritt in den Magen, was zwar nicht störte, ihm aber Zeit verschaffte – Sekundenzeit. Er wusste, dass es zu spät war, sah ein, dass diese Niederlage unabdingbar war, dennoch musste er den Wahnsinn Realität werden lassen. Er opferte den nächsten Angriff des noch verbliebenen Wolfes und konzentrierte sich so für diesen einen Wurf, der Dolch überwand die Zeit und die Luft, ehe er den Bauch dieses Leitwolfes verunstaltete, was diesen aber nur Sekunden davon abhielt seine Tat zu vollenden, doch auch dieser bekam einen Tritt und Isabell stand wieder. Sie schien unverletzt, nicht jedoch er, denn natürlich hatte der Wolf vor ihm seine Chance gewittert – aber nicht genutzt. Drei lose Zähne lagen auf dem Boden und er erinnerte sich an den Stoß an seiner Brust, die ihn fast das Gleichgewicht genommen hätte. Doch er hatte keine Zeit nachzudenken, später würde er sich an nichts mehr erinnern können. Aber mit Dolchen – nun nur noch einem – zu kämpfen war hoffnungslos gegen diese Mördertiere. Trotzdem konnte er dem wiedererwachten Zweiten ausweichen, nur um einen Wimpernschlag später den Zahnlosen entgegenzutreten, der immer noch viele Zähne hatte.
Es waren immer noch zwei Wölfe und er hatte EINEN DOLCH. Sein Schwert lag nur wenige Meter entfernt im Schnee, aber der Weg wurde versperrt von weißen Bestien.
Inzwischen war auch seine Tierliebe nicht mehr da, auch wenn er sie nicht töten wollte, so kannte er doch kein Erbarmen. Doch weder sein Blutdurst, noch eine Amoktat folgten. Er blieb wie immer. Ein Fehler? Nun, sicher nicht, doch die Situation wurde immer schlechter, denn hier handelte es sich nicht um Minuten, sondern um Zehntelsekunden. Man konnte nicht denken, man musste instinktiv handeln, man musste schneller sein.
Sein Arm blutete noch immer stark, er hatte schon eine Menge Blut verloren und das merkte man, denn dieser Arm wurde langsam kalt und taub, doch noch hielt er ihn. Der Boden war noch roter als der zuvor, es war ein einziges Blutbad und es mochte einfach kein Ende nehmen…es gab kaum mehr Hoffnung...
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| 06.02.2004 21:33 | #170 |
| Isabell |
Zack, wieder war der Angriff nur knapp am Doppelblock der Klingen gescheitert. Sie konnte sich keinen einhändigen Block leisten, das war gegen diesen Druck, der hinter den Zähnen stand, unmöglich, es würde sie wegreißen. Zack, ein weiterer Angriff der nur mit Mühe und Not abgewehrt werden konnte. Der Wolf war wirklich stark, doch es war nur einer. Ihr Bruder hatte es mit drei zu tun, jetzt noch mit zwei. Es sah nicht gut aus, sie sah fast nichts von ihm, hörte aber immer noch das Knurren der Wölfe hinter sich. Es war schwierig etwas aufzuschnappen, die Konzentration lag jetzt ganz bei diesem Leitwolf. Als sie einmal zu lange rüberschaute, da fiel sie und ohne diesen Dolchwurf wäre es Schluss, Aus, Ende mit dem werten Leben gewesen. Er war wie aus dem Nichts gekommen und sie konnte nicht sehen, welchen Preis Rociel dafür zahlte. Doch obwohl es die Bauchdecke aufriss und im Körper des Wolfes stecken blieb, zog dieser den Fremdkörper einfach raus und machte weiter, als sei nichts gewesen. Er blutete stark, der Boden war schwarz, doch er wurde immer stärker. Keine Schwäche, keinen Schwachpunkt, Gegner wie Menschen, wie ein dunkler Fluch in weißem Gewand, so erschien es ihr.
Zack, ein ungezählter Nächster. Wieder taumelte sie nach hinten und hatte Sekunden für den nächsten, doch dieser Kampf konnte so nicht weitergehen, ihre Kräfte schwanden, es kostete einfach zu viel Kraft und immer wieder sackten die Füße in den Schnee ein. Isabell versuchte es, versuchte aus dieser nimmermüden Angriffswelle hinaus zu kommen, doch es gelang nicht – noch nicht. Es war der x-te Angriff, der auf die Schwerter niederging, ungezählt und unerklärbar mit einer Kraft, die von keinem Wolf je gekommen wäre, da taumelte der Wolf, nur eine einzige Sekunde, doch diese nutzte sie zur Flucht. Auch wenn sie nicht wusste, ob er schneller war und ob sie nicht eher zuschlagen hätte sollen, so rannte sie in die Richtung ihres kämpfenden Bruders und musste mit Schrecken ansehen, wie sein linker Arm immer steifer wurde, rot gefärbt war und Blut an ihm herunterlief.
Aber sie blieb nicht erschrocken stehen – ihre Lebensrettung. Denn hinter ihr eilte der Leitwolf hinterher, schwach und langsamer, doch auf derselben Stufe wie auch sie.
Bruder, was ist mit dir? Ihre Worte nach voller Hast und mit keuchendem Atem folgten, als sie schon näher kam, da ertönte eine geschwächte Stimme schon fast mit ihrem letzten Wort und sie schrie nur: Mein Schwert, ich brauche mein Schwert, schnell, ich halte diese Angriffe keine Sekunde länger! Mit gehetzten Blick sah sie sein Schwert auf dem Boden liegen, mitten im Schnee, rundherum Blut, aber nichts auf der Klinge. Dann aber hörte sie den Atem des Leitwolfes näher kommen und rannte, was das Zeug hielt.
Als sie die Klinge erreichte, ließ sie eines ihrer Schwerter fallen und hob es auf, gerade als sie es in seine Richtung schmiss sprang auch der Leitwolf auf sie zu. Sie konnte den Angriff zwar mit größer Kraftanstrengung abwehren und auch ihren zweiten Tharek’Il aufnehmen, doch das nur, weil der Wolf nun geschwächt war. Ob der Wurf gelang, sah sie nicht mehr, denn jetzt begann alles von vorne. Die Kraft des weißen Riesen war nur minimal schwächer und sie baute immer mehr ab, doch weiterhin hielt sie sich gegen ihn wacker.
Es gelang sogar noch im Tumult der Hektik einen Treffer zu landen, mitten im Gesicht sorgte sie für die sofortige Erblindung des rechten Auges, da einfach ihre Schwertspitze darin steckte, doch der Wolf schien unbesiegbar, kämpfte weiter und mit noch mehr Wut im Bauch...
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| 06.02.2004 21:38 | #171 |
| Sara |
Als er die ersten Töne seiner Schwester hörte, schöpfte er Hoffnung, erstens war sie am Leben und zweitens hatte sie wohl die Muse um noch zu reden, doch als das Schwert dann zwei Meter von ihm entfernt landete und erneute Kampfgeräusche zu hören waren, schwand auch dieser kleine Lichtblick. Doch da er mittlerweile kurz vor einer Ohnmacht stand, keine Chance gegen die zwei Weißen hatte und sowieso mit einem kleinen Dolch auf diese Entfernung gegen diese Mauern von Zähnen nichts ausrichten konnte, war alles egal.
Er atmete ein letztes Mal Sauerstoff, er dem einen den Dolch vors Gesicht hielt, dem anderen versuchte zu treten und sich so eine Lücke erkämpfte, diese wurde noch einmal mit wildem Rumgehampel gehalten, was ausreichte um einen letzten Sprung zu machen.
Er flog mehr oder weniger durch die Luft, hatte er doch keinen Schwung, keinen Anlauf, keine Flügel...
Als er wieder auf dem Boden landete und einatmete, da war es neue Luft, die sein Herz am schlagen ließen, doch er atmete nicht nur ein, gleichzeitig flog der Griff des alten Freundes in seine Hände und zertrümmerte den Schädel des Vorderen der Beiden. Es war unglaublich, aber das Schwert hatte...[...]...Nun blieb dieser weiße Wolf stehen. Diese Bestie, dieses Kraftpaket. Es war stehen geblieben, stoppte jeden Angriff und ging rückwärts. Sein Arm zitterte, seine Hände zitterten. Das Schwert bog sich hin und her, immer wieder wurde es der Gewalt eines Bebens untergeordnet, das durch seine Adern ging. Seine schweißverklebten Haare tanzten nun fröhlich. War es Wind? Nein, es war Windstille...
Dann aber stoppte das Zittern und wunderbarer Stahl kam zum stehen. Der Wolf, nun nicht mehr gebannt, fletschte alles, was er noch hatte, denn es war der mehr oder weniger Zahnlose. Dann kam die Rache für die zwei toten Kameraden, nun kam die Rache für drei fehlende Zähne, nun kam die Rache für das Eindringen in die Hoheitsbereiche, nun kam die Rache für den Tod der anderen beiden.
Das weiße Edeltier sprang...
Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu Stunden, Stunden zu Tagen...Dann aber ließ sich die Ewigkeit dieses Sprunges bitten, der Wolf landete auf Rociel.
Die erste Tatze strich ihm die Haare aus dem Gesicht.
Die zweite Tatze segelte fünf Zentimeter über seinem linken Auge weg.Die erneute erste Tatze verfehlte sein rechtes Auge knapp.
Die erneute zweite Tatze hinterließ einen dünnen Abdruck auf seinen Wangen.Die wieder erneute erste Tatze schnitt ein Haarbündel.
Die wieder erneute zweite Tatze blieb zwischen dem Nasenbein stecken, wenige Millimeter vor seinem linken und rechten Auge prangerte ein Nagel
Sie waren gefallen und zum erliegen gekommen. Warmes Blut ergoss sich über seinen gesamten Oberkörper, wovon er aber nichts merkte, doch an seinem Kinn hing die rote Zunge des Wolfes und war warm und kühl zugleich. Vorsichtig wie nie zuvor hob er die linke Pfote hoch, sein Sehlicht behielt er. Jetzt lag da dieser Wolf auf ihm und sah ihn aus toten Augen an. Jetzt, jetzt empfand er wieder Liebe zu diesem Tier. Sein angewinkelter Arm hievte den Kadaver hoch, im Bauch des Tieres steckte sein Schwert, das im Sprung schon den Körper durchbohrt hatte und trotzdem kämpfte der Tote weiter, bis zum Aufprall. Es war blutrot und es gab keine freie Stelle mehr, an der es nicht rot war.
Gerade wollte er sich um den Wolf kümmern, da drang ein Klingengeräusch zu ihm. Seinen Wahnsinn hatte er zwar verloren, nicht aber seine Treue. Wieder war ein Wolf von ihnen eingekesselt, doch er kam keine Minute zu früh, denn Isabell fiel zu Boden, als er da war, anscheinend hatte sie nur noch darauf gehofft, war mit Kräften und Geiste am Ende, konnte keinen Finger mehr rühren, doch auch für ihn waren die letzten Meter eine Qual, immer noch schwebte seine Ohnmacht über ihn. Er konnte hinter Isabells Körper den Angriff abwehren, den Wolf ein paar Meter weglocken, doch dann...die Augen wurden schwer und dann...fiel das Schwert erneut aus der Hand, mitten im Kampf verlor er jegliche Kraft und fiel, nicht ganz bewusstlos, noch nicht ganz, er stand an der Schwelle. Doch mal ganz abgesehen davon, dass die Situation abstrus war und sie wie auf dem Präsentierteller lagen, war da ein Dolch. Es war sein Dolch. Todeszyklus. Es war der Dolch, den der Leitwolf herausgezogen hatte...
Als sich dieser dann von seiner Beute abwandte und sich der weiter entfernten Isabell näherte, da war wohl so was wie die letzte Kraft aufgetaucht. Kaum an Kräften rettete er sich vor dem Schlaf und zog sich zu diesem Stück Stahl, der Wolf ließ sich Zeit, hatte er doch jetzt alle besiegt. Das war sein Todesurteil, denn Rociel brauchte sehr lange, um den einen Meter entfernten Dolch zu erreichen. Doch dann, er nahm ihn, richtete seinen Körper auf, zog sich auf den Knien hoch. Langsam beugte sich sein Körper nach hinten, hielt das Gleichgewicht und zitternde Hände ließen einen zitternden Dolch los. Der Wolf blickte in dem Moment nach hinten, als er zu Boden ging, als der Dolch kam. Er konnte nicht mehr, fiel vorn herüber in den blutigen Schnee, doch während er fiel, sah er die blauen Augen der weißen Seele, der Legende. Er sah seine Worte in den Augen. Sah keinen Hass, keine Boshaftigkeit, nein, der Weiße bedankte sich bei ihm, er war sogar froh diesen ehrenvollen Kampf gehabt zu haben.
Dann krachte sein Kinn auf den Schnee – schmerzhaft – und er wurde nun vollkommen ohnmächtig, was auch niemand mehr ändern konnte, in dem Moment des Aufschlages krachte eine Stahlspitze in die Schädeldecke, ließ so alles mögliche knacken, was es da Knackbares gab, eine Blutfontäne erging über Isabells Körper und der Wolf, er hatte keine Kraft mehr...der Unbesiegbare, der Übermächtige, das MYTHOS war tot.
Tot, tot, tot.
Dann war es ruhig. Kein Geräusch mehr, nichts. Der Spalt war tot, alles war tot. Kein Wind wagte es, keine Sonne wagte es, kein Unwetter wagte es. Nur der Himmel wagte es und Innos, der sicher wagte. Es war aus. Schluss. Vorbei. Tot. Mausetot.
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| 07.02.2004 10:47 | #172 |
| Isabell |
Isabell kam erst spät zu sich, es mussten Minuten verstrichen sein, bis sie wieder die Kraft hatte ihre Muskeln zu bewegen. Sie hatte ganz leise geatmet, durch ihre zarte, süße Nase kam nur wenig Luft in die Lungen hinein und auch sonst merkte der Körper nichts mehr, was um ihn herum geschah. Sie hatte auch physische Schmerzen, obwohl sie nicht verwundet wurde. Ihr Herz zog sich nun zusammen, ihre Brust schmerzte. Wie ein ungewöhnlich starker Druck presste sich etwas gegen sie, als sie sich versuchte zu erheben. Der Körper hatte noch genug Energie, noch genug Kraft, war noch nicht zu sehr geschwächt. Konnte sich bewegen. Die Kälte war nun immer deutlicher zu spüren, auch wenn sie noch immer dampfte. Der Schweiß war hier gefroren und auch sonst war keine Wärmequelle mehr vorhanden. Wenn Blut vergossen wurde, dann war es nun erkaltet. Ihre Finger streckten sich zu ihren Schwertern, die Ummantelung der Griffe gab ihr Sicherheit. Doch es war kein Kampf mehr auszutragen, alles war zuende, alles war vorbei. Ihre Augen sahen noch wenig, ihre Gedanken mussten zu viele Bilder verarbeiten. Der Schnee, der kalte Schnee. Das Blut und die Kadaver.
Endlich stand sie wieder, auf beiden Beinen, zwar noch etwas wacklig, aber ohne hektische Bewegungen hielt sich ihr Körper ganz gut. Es war nur eine Schwäche gewesen, keine Ohnmacht, keine wirkliche. Aber jetzt wanderten ihre Blicke über alles, sie konnte Rociel nicht sehen, nicht hören, nicht spüren. Ihr Bruder...Sie suchte den Schnee nach ihm ab, langsam und mit weit aufgerissenem Mund. Angst war in ihren Falten zu lesen, die Haare unwirsch und schmutzig. Verklebt und blond. Blonde Haare? Welche Seltenheit an diesem Tage. Nicht schöner und nicht schlechter als sonst, aber dennoch etwas besonderes.
Sie sah den Leitwolf, den großen weißen Leitwolf, der nun da lag. Um ihn herum war im Radius von einem Meter der Boden dunkel gefärbt und doch lag er noch immer wie eine Schönheit da. Sein Gesicht schien glücklich zu sein, doch konnte ein Toter wirklich glücklich sein? Der Dolch, der zwischen den Augen prangerte schien dem zu wiedersprechen. Sie verschwendete keine Gedanken an ihn, wo war nur Rociel? Dann endlich sah sie ihn, sein Körper lag im Schnee, sein Gesicht ebenfalls. Er rührte sich nicht mehr, war blutüberströmt. Auch um ihn war es rot geworden. Oh nein, Bruder! In ihrem Kopf zerfiel Glas und Kristall, ein Spiegelbild seines Antlitzes zerbrach in tausend einzelne Teile. Sie rannte, nein strauchelte mehr zu ihm. Immer noch schwach und ohne Augen für die Welt stolperte sie über den Kadaver eines anderen Schneewolfes, sie fiel kopfüber in den Schnee und schlitterte zu ihm. Doch auch dies hinderte sie nicht. Mit wiedererwachten Kräften zog sie ihren Körper nach vorne, schleifte sich zu dem Leblosen.
Als sie ihn endlich erreichte sah sie das volle Ausmaß der Katastrophe, sah die Wunde in seinem Arm, sah keine Regung mehr in ihm. Ihre Augen wurden glasig und füllten sich mit Tränen, im Inneren bebte es. Sie traute sich nicht und doch überwand sie ihre Angst. Mit eiskalten Händen umfasste sie seine Wangen und drehte seinen Kopf vorsichtig herum. Aus dem Mund ihres Bruders war Blut entwichen und eine kleine Rinne ging vom Mundwinkel bis zum Kinn. Er hatte eine Wunde an der Schläfe und seine Rüstung hatte sich dunkelrot gefärbt. Für einen Moment zerbrach nicht nur sein Spiegel, auch ihr Herz knackte bedrohlich, dem Zerbersten nahe. Doch dann spürte sie Leben in ihren Händen, ihre beiden eiskalten Hände erfüllten sich mit Wärme und ein angenehmes Gefühl ging durch ihren Körper. Neue Energie das Geschenk dieser Wohltat. Da wusste sie, dass er noch lebte, sie lächelte und wusch sich die Tränen aus dem Gesicht. Doch sie wusste, dass sie schnell handeln musste. Sie nahm eines der Tücher und reinigte die Wunde. Wasser gab es hier genug, doch sie nahm den Schnee nur zur Kühlung, das Wasser kam aus ihren Vorratskrügen. Als die Wunde gesäubert war und unter dem roten Arm wieder seine blasse Haut zum Vorschein kam, nahm sie ein sauberes Tuch und band es fest um die Wunde. Als provisorischer Verband sollte es reichen, zumindest bis sie in die Siedlung zurückgekehrt waren.
Dann nahm sie vorsichtig das erste Tuch noch mal und säuberte es, ehe sie mit frischem Wasser das Blut aus seinem Gesicht strich. Wie ein zerbrechliches Stück Kristall ging sie mit seinem Gesicht um, wollte nichts zerstören. Noch immer spürte sie weder Regung, Atem oder Leben, nur sein Puls schlug schwach. Sein Herzmuskel war unter der Brust zu spüren. Doch die Wunde an der Schläfe machte ihr Sorgen, viel Blut hatte er verloren. Zuviel? Sie konnte nichts weiter tun, als zu warten, ein wenig seine Rüstung putzen, aber keine echte Hilfe mehr sein. Dabei reichte es schon, dass sie da war...
Mit ihrem Zeigefinger strich Isabell durch sein Gesicht, fuhr sanft über die leicht geöffneten Lippen und verspürte das ungewöhnliche Verlangen ihn zu küssen. Sachlich und kühl gab sie ihrem Verlangen Halt, doch dadurch wurde es nur noch größer. Irgendwann konnte sie nicht mehr an sich halten und gab ihm einen kurzen, sanften Kuss...
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| 07.02.2004 14:31 | #173 |
| Sara |
W: Du hast dich wacker geschlagen.
R: Ich habe nur wieder getötet.
W: Aber dennoch wirst du immer stärker.
R: Mag sein, aber was bringt mir diese Stärke, wenn sie dem Tod ein Diener ist?W: Nicht dem Tod. Sie ist dein Diener.
R: Ich will das aber nicht, Leid, Schmerz und Verderben.
W: Niemand will das und doch ist es das natürlichste auf der Welt.R: Hast du es gewusst? Das dein Ende nahte?
W: Nein. Ich bin voller Erwartung in den Kampf gegangen.
R: Hm, verstehe.
W: Aber es ist noch nicht vorbei.
R: Nein...
W: Noch lange nicht.
R: Ja...
W: Mach dir keine Gedanken, es war deine Bestimmung.
R: Meine... du also auch.
W: Ja! Ich auch.
R: Kennst du den Ausgang?
W: Den Ausgang deines Krieges nicht. Den Ausgang deiner Schlacht ja.R: Ich habe euch nicht ausgerottet?
W: Nein, unserer gibt es viele. Wir sind nicht nur in Gorthar.R: Das ist schön.
W: Ich muss jetzt gehen. Für mich ist die Zeit gekommen. Aber du, mein Fürst, wirst deinen Weg weitergehen. Ich möchte, dass du mich nicht enttäuschst. R: Ich werde mein Bestes geben...
Der weiße Wolf verschwand in der Dunkelheit, einem wabernden, schwarzen Wasser. Rociel hingegen sah ihm noch eine ganze lange Zeit nach, ehe er sich umdrehte. Während es hinter ihm schwärzer denn je wurde, ward es vor ihm immer heller. Weiße Milch, so schien es fast. Er tauchte in Wasser und schwamm zurück zum anderen Ufer. Doch als er aus dem Wasser auftauchte waren seine Augen voller Wasser und geblendet von der Sonne. Eine Gestalt lag vor ihm, sie sah aus wie ein Mensch. Er kannte diese Gestalt, auch wenn sie mehr wie einzelne Blätter die im Sonneschein funkelten aussah, so mochte sein Gehirn doch glauben, dass es ein Mensch war. Er spürte, wie sie immer näher kommen wollte und dann spürte er auch eine warme Brise auf seinen Lippen. Worte drangen an sein Ohr. ...Idiot...verdammter...auf..mach...deine...Augen...bitte... Er spürte, wie es anfing zu regnen an diesem See, wie er einen Tropfen abbekam und noch einen und einen dritten. Doch es waren salzige Tropfen, die da auf seine Haut fielen. Woher kannte er diese Gestalt nur? Er versuchte sich zu erinnern, doch es gelang nicht – bis die Sonne verschwand. Nicht mehr geblendet war ein Schatten vor ihm, dieser Schatten hatte langes Haar und die Gesichtszüge kannte er auch. Er fühlte sich sicher, auch wenn er sie nicht kannte. Eine Frau? Sofort zuckte es durch seinen Körper, als er begriffen hatte, dass es eine Frau war und keine einfache menschliche Gestalt. Isabell!
Mit dem Ruf nach ihrem Namen strömte auch weiteres Blut aus seinem Mund, doch seine blinden Augen durchwanderten einen rasanten Tunnel, ehe sie in der Realität aufschlugen. Sofort beugte sich sein Oberkörper nach oben, keine Anzeichen von Schwäche, Lähmung oder Orientierungsverlust. Natürlich war er verwirrt, sah auch so aus. Er blickte sich mit großen, fragenden Augen um. Kein Gedächtnisverlust, aber ein ungewohnter Gefühlsverlust. Schon kurz darauf spürte er seine Nase in ihren Haaren, ihren Kopf an seinem Hals, ihre Arme hinter seinem Rücken. Dann aber sah er zu seinem Arm. Zwar mit dunklem Tuche verbunden, spürte er nun den Schmerz. Er hatte ihn fast nie beim Kampf gespürt, doch jetzt wurde er real. Doch er war geschwächt. Die meisten Nerven waren kaputt, zerstört, zerbissen. Es war eine sehr tiefe Fleischwunde, doch es würden keine Lähmungen bleiben, bei guter Pflege dürfte er in ein, vielleicht zwei Wochen wieder fit sein.
Bist du in Ordnung Schwester. Geht's dir gut? Er sah eine Menge Blut, zuviel Blut, doch ihr schien es gut zu gehen. Alles andere wäre auch eine Katastrophe gewesen, er erinnerte sich wieder an die letzten Bilder vor seinem Kollaps. Es war nicht zu spät. Und Rociel wusste zu gut, dass Innos selber diesen Dolch geführt hatte, denn er selber konnte es nicht gewesen sein. Isabell rückte wieder ein Stückchen nach vorne, lächelte und legte den Zeigefinger auf ihre Lippen. Schweigen? Natürlich, er verstand schon, was sie meinte. Dann küssten sie sich erneut, aber dieses Mal war er bei Bewusstsein und diese warme Brise auf den Lippen, die er gespürt hatte, jetzt wusste er endlich, was das gewesen sein musste. Er legte seine Hand auf ihre Wangen und gab ihr einen zweiten Kuss, doch die Realität holte sie schon bald wieder ein. Das Blut, das Schlachtfeld, die Kadaver. Und dann kam auch noch der Wind zurück, lange hatte er sie gemieden, doch nun wurde er wieder stärker und außerdem neigte sich der Tag seinem Ende zu. Er bat sie um Hilfe, hochzukommen, auch wieder auf eigenen Beinen zu stehen, stand dann mit wackligen Beinen da. Konnte jedoch schon bald wieder die Kraft spüren, die zurückkam. Sein linker Arm war etwas taub, er konnte die Finger zwar bewegen, doch schnelle Bewegungen waren nicht mehr drin. Er hielt ihn vorsichtshalber lasch nach unten. Sie mussten nun langsam wieder zurückkehren, diesen Weg hier vergessen und wieder weitermachen. Es war eine Impression, doch auch sie war nichts weiter.
Noch einmal sah er zu dem toten Leitwolf. Er hatte sich dieses Gespräch nicht eingebildet. Es war wirklich. Er fühlte sich besser, nicht mehr als Mörder, nicht mehr als Vernichter. Doch das Blut klebte nach wie vor an seinem ganzen Körper. Und würde auch nie mehr vom Schwerte weichen. Ich habe diese Toten bezahlt. Und die Währung war mein eigenes Blut, dachte er in sich, als er nun die Augen des Leitwolfes schloss, wie er es auch bei allen anderen Wölfen tat. Er wollte ihnen ein anständiges Ende geben, wollte sie vergraben. Nicht unter der Erde, dazu reichten die Mittel nicht, aber unter dem Schnee, es sollte weißer Schnee sein, der ihr Fell ersetzte.
Hilfst du mir Schwester. Bitte kümmere dich um unsere Ausrüstung, die Reinigung der Waffen und begrabe die gehäuteten Wölfe unter Schnee. Ich werde wieder...arbeiten...
In Ordnung Bruder, überlass das mir, ich kümmere mich drum.
Und dann tat er seine schreckliche Arbeit und nahm das Messer und schnitt einem Wolf nach dem anderen diese wunderbaren Felle vom Leib. Auch dem Leitwolf. Sie brauchten fünf Felle und hatten sechs, doch Rociel hatte etwas anderes mit diesem einen, legendären Fell vor. Es mochte ekelhaft, grausam, unnatürlich oder einfach nur abstoßend sein, doch für ihn war es das ganz im Gegenteil. Indem er mit dem Fell des großen Wolfes umherlief würde er immer bei ihm sein. Nicht nur in seinen Gedanken, denn in seinem Herzen war kein Platz für jemanden anderen als Isabell. Er wollte es endlich war machen. Neue Stiefel. Das Fell würde ihn wärmen und perfekte Stiefel hervorbringen. Er würde sie schätzen und so noch mehr mit den Tieren verbinden. Außerdem brach er noch die Zähne und Krallen des großen Wolfes. Die anderen ließ er in Ruhe, es war Schwäche, mangelnde Kraft, aber auch nur Anstand. Den Wolf, das Tier, das er am meisten schätzte hatte er am übelsten zugerichtet, als er nun unter weißem Schnee verschwand. Doch es war nur noch eine leblose Hülle. Ein Jäger war er, doch kein gewissenloser. Die Macht des Wolfes war seine Seele und diese würde auf ewig in seinen Stiefeln weiterleben, in seinen Zähnen, in seinen Krallen. Und genau das war die Philosophie, die hinter dem steckte.
Er blickte sich noch einmal um, als sie schon ein paar Meter gegangen waren. Er sprach ein Gebet für die toten sechs Seelen, dann aber erlosch jeglicher Gedanke, jetzt ging es auch für sie wieder ums Überleben und ums Weiterkommen.Er trug drei Felle, Isabell auch. Er hätte auch alle genommen, doch dazu war seine Hand noch nicht belastbar.
Bald schon war der Spalt Geschichte und damit auch die Schneewölfe. Era oltre. Possono nel resto di pace.
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| 08.02.2004 12:19 | #174 |
| Isabell |
Die Nacht war bitter kalt gewesen, ihre geschundenen Körper waren nun nicht mehr so widerstandsfähig wie noch zuvor, doch es waren nur zwei Tage, zwei grausam lange Tage gewesen. Als sie diesen kleinen Felsspalt erreichten, da wo sie auch auf ihrem "Hinweg" übernachteten, da waren sie froh, da ging ihnen ein Licht auf und als sie ihre gesamte restliche Nahrung verspeisten, ging es ihnen schon fiel besser. Doch mitten in der Nacht begann es zu schneien, so wie es ihr Bruder gesagt hatte, schlechtes Wetter zog an. Ihre Situation war dennoch nicht schlecht, sie waren mehr geschützt, als sie es verdient hatten, ein Feuer brannte unter ihnen, denn trockenes Holz hatten sie noch genug und eben jener Restproviant, der geteilt wurde und ihnen wieder etwas an Kalorien und damit Energie zurückgab, die sie verloren hatten. Doch an Schlaf war kaum zu denken. Lange Zeit blieben sie wach und erzählten sich ihre Gedanken und Gefühle der letzten Stunden, stellten Fragen und lauschten tiefen Antworten. Dabei versorgte sie immer wieder seine Wunde mit frischem Wasser und reinigte den Verband. Eine dünne Schicht hatte sich schon gebildet, die weiteren Blutauslauf verhinderte, doch das war nur der Anfang und längst noch keine Heilung. Als sie dann doch irgendwann einnickten, stellten sie die Rucksäcke vor den Eingang und ließen nur eine kleine Schicht für die Luft. Es war eine geschickte Sache, denn etwas Besseres konnten sie nicht tun, aber dass ihre Glieder am nächsten Morgen klamm und kalt, ja gar frostig waren, das konnten sie nicht verhindern.
Isabell ging es überhaupt nicht gut, doch die Nahrung begann zu wirken und verschaffte den Muskeln neue Elastizität. Geschmeidig war anders, der Schneefall von letzter Nacht hatte neuen, frischen, anstrengenden Schnee gebracht und so war es kein Wunder, dass sie noch langsamer vorankamen. Die Felle die sie trugen waren eine weitere Belastung, sie waren schwerer als erwartet, aber sie hatte schon Ewigkeiten keine Erinnerungen mehr an sie gehabt, nicht mehr mal das Gefühl. Aber diese weiche Oberfläche, diese glatten Haare, sie sorgten schon bald für Erinnerungen. Nach diesem Kampf hielt sie alles für möglich, dachte aber auch offen über ein Ende nach. Denn sie kannte die Feuerwarane, hatte gesehen, welche tödliche Kraft in ihren Schlünden inne wohnte. Sie hatten die Seele der Drachen und konnten Feuer speien, wenn sie es nur wollten. Diese Echsen hinterließen verbrannte Erde und verbranntes Gras und waren der Tod für alles Lebende, das sich ihnen näherte. Es war nicht im Ansatz zu erahnen, was sie dafür tun mussten an diese Schuppen zu kommen. Es müssten mindestens drei tote Warane sein, denn ihre Schuppen waren neben dem Fell der Schneewölfe der Hauptbestandteil. Nach dem diese Wölfe so schwer, beinahe tödlich gewesen wären, wollte sie nicht dran denken, was die Seelen der Drachen mit ihnen machen sollten. Aber ihr Bruder würde nie aufgeben, nicht mehr jetzt und der Ehrgeiz steckte an. Sie musste zugegen ebenfalls gefesselt zu sein, von der Vorstellung die Exoten dieser Erde zu jagen. Das war mehr als eine Expedition, das war ein Abenteuer und das hatte sie sich in den letzten Wochen so sehr gewünscht. Nur die Gedanken an den eigenen Tod passten da nicht, ihre Unsterblichkeit war am Wackeln und das vergossene Blut ihres Bruders waren mehr als nur ein Attribut an die Schneewölfe, es war viel mehr ein Zeichen ihrer Verletzbarkeit.
Noch immer haftete das Blut des großen, weißen Wolfes an ihr, einige Gesichtspunkte waren noch rot, die Haare waren bei beiden verdreckt und verklebt und vor allem ihr Bärenfell hatte es übel mitgenommen, die Haare des Felles waren all klebrig rot. Auch ihrem Bruder ging es nicht anders, aber wenigstens ihre Waffen waren sauber. Doch die Sauberkeit interessierte sie nur sekundär, alles was sie sich wünschte war ein warmes Bad, eine warme Mahlzeit und ein gutes Bett für eine Nacht. Mehr brauchte sie nicht, doch dies alles konnten sie nur in Teljarsfeld bekommen und dort hin waren sie unterwegs. Es war sicher ein Erfolg, sie fühlte sich gut wieder lebend in dieses Dorf zurückzukehren, mit Beute und ihrem Leben, es war ein Gefühl der Selbstbestätigung, doch dies alles bedeutete nicht so viel. Sie hatten ein paar Wölfe getötet, gut, aber die echten Feinde waren immer die der eigenen Rasse.
Isabell verschwendete einen Gedanken an Kryliyx, immer wenn sie an ihn dachte war das ein Glückspiel der Gefühle, denn mal war sie stolz und mal sehr traurig, nur ihre Angst hatte sie verloren. In dem Moment, wo sie seine Rüstung ins Meer schmiss hatte sie sich endgültig von ihm getrennt. Dieses Mal dachte sie mit einem Grinsen an ihn, ja sie verhöhnte ihren einstigen Herren und war sich selbstsicher. Bald schon werde ich Ashisou wieder tragen, meine Waffen sind an meiner Seite und meine Gedanken sind stärker als je zuvor. Nun Dämon, sollte ich dich jemals wiedertreffen, wirst du schon sehen, was du davon hast. Sie lachte in sich hinein und die tiefschwarzen Haare verbargen dieses Lachen, doch nicht vor ihrem Bruder. Er ist tot, klang es neben ihr und ließ das Lachen verstummen und zu einem bleichen Gesicht erhärten. Isabell blieb stehen und sah dem Weitergehenden nach, der aber lachte nun seinerseits und blieb ebenfalls unter wehenden Haaren verborgen. Das Mythos ist tot, der große weiße Wolf, hahaha. Erleichtert atmete sie durch und machte sich auf ihm zu folgen. Für einen Moment hatte sie ernsthaft gedacht, dass Rociel wusste, was sie gedacht hatte, aber das war ja unmöglich... hätte sie mal sein Gesicht gesehen...
Die Pausen wurden länger und die Landschaft änderte sich. Immer noch war es weiß, umrahmt von den grauen Riesen dieses Gebirges. Doch es wurde angenehmer, wärmer, sonniger. Kleine Sonnenstrahlen kamen in der Tat heraus, sie wärmten die geschundene Haut und taten sehr gut, auch für das Wohlbefinden. Vor ihnen machte sich ein abschüssiges Gebiet breit, doch sie atmeten durch. Zwar würden sie noch einmal aufpassen müssen nicht zu stolpern, doch als Belohnung sahen sie schon den Rauch aufsteigen. Noch einen Kilometer, dann hatten sie es geschafft, die Siedlung kam näher und schon bald würden sie da sein. Erleichterung in den beiden Gesichtern, blutig kamen sie zurück, äußerst blutig. Doch auch mit den Fellen, sogar mehr als erwartet.
Der Abstieg auf dem abschüssigen Geröll gelang, sie halfen sich so gut das mit jeweils drei schweren Wolfsfellen eben ging. Am Ende atmeten sie erleichtert durch und gaben sich einen kurzen Kuss, kurz bevor sie das Lager durch das Tor betraten, durch das sie vor etwas mehr wie zwei Tagen gegangen waren.
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| 08.02.2004 15:24 | #175 |
| Sara |
Die Torwache machte zurecht große Augen, als sie die beiden "Heimkehrer" erblickte, sofort wurde um Verstärkung gerufen, da sie einen Großangriff vermuteten, bei all dem vielen Blut, dass an ihren Körpern hafteten, doch Rociel beschwichtigte schnell, dass ihnen niemand auf den Fersen war, dass die Kämpfe längst vorbei waren. Einige Leute versammelten sich um das Pärchen, kamen aus ihren Häusern und sahen die mehr oder weniger geschundenen Körper des Jägerpaares. Auch der Jäger Tristan kam aus seiner windschiefen Hütte, lag sie doch gar nicht so weit entfernt von dem Tor. Als er sie so sah, musste er sofort an die Schneewölfe denken und als er dann die weißen Prachtfelle in ihren Händen sah, kam er sofort auf sie zu. Ihr habt es also wirklich geschafft ja? Habt euer Ziel vollendet und die legendären Schneewölfe besiegt...und seid noch am Leben. Das verdient Respekt. Ihr seid ein würdiger Jäger. Bitte, lasst mich euch beim tragen helfen. Die keuchende Stimme überschlug sich fast und Rociel hatte nichts gegen die Abnahme der Felle, solange sie nicht damit den Besitzer wechselten, aber das würde schon nicht passieren. Der Mann war ein Vertrauter geworden, mehr oder weniger zumindest. Er besaß genug Kredit bei ihm. Auch wenn die Sache mit dem Drachen noch nicht nachgeprüft wurde, aber eben genau das wollten sie in der nächsten Zeit tun. Ja bitte, wenn ihr die Güte hättet uns die Felle in die Taverne zu bringen wäre das sehr nett, auch wenn ihr noch die drei meiner Schwester nehmen würdet, wäre ich euch sehr verbunden. Es war ein erhabenes Gefühl die Gewichte zu verlieren, es war doch sehr schwer gewesen die Hände immer so zu halten, dass die Felle dort Platz fanden. Man konnte es nicht mit normalen Wolfspelzen vergleichen, die Schneewölfe waren gut eineinhalb Mal so groß, wie große Waldwölfe. Und besonders der große Leitwolf hatte eine Größe, die an die eines jungen Mannes erinnerte. Jetzt aber hatten sie wieder freie Arme, er spürte noch immer die Blicke neben sich, einige Menschen tuschelten über die blutverschmierten Menschen, doch die meisten stießen Lachen und Grölen aus und freuten sich, dass mal wieder was los war. Rociel lächelte ein paar Leuten zu, doch eigentlich nahm er sie gar nicht war, er war froh, dass er es hier her geschafft hatte und dass es jetzt wieder aufwärts gehen würde. Hier würde er ordentlich seine Wunde behandeln können und auch das bekommen, was er brauchte, neuen Proviant. Er würde Wasser bekommen und auch ein Bett, doch das war alles nicht so wichtig, wichtiger war ihm, dass er seinem ehrgeizigen Ziel ein Stückchen näher gekommen war. Es schien unmöglich eine ausgestorbene Rasse zu finden, es war geschafft. Noch nie war er in seinem zweiten Leben als Krieger so schwer verletzt worden und doch war es nur ein Kratzer, über den Andere nur lachen können. Er würde es schon überstehen, man sollte sich nun nur nicht zu viele Gedanken über diese Verletzung machen, viel mehr war es wichtig, dass sie weiterhin ehrgeizig blieben und weiter hart arbeiteten.
Sie betraten nach kurzem Wege die Taverne, die meisten Leute waren zurück in ihre Hütten gegangen, nur wenige hatten wirklich gegafft und keiner war in irgendeiner Form böse, nur die Diensthabende Wache bekam einen Tadel, da sie einen Angriff vermutet hatte, doch eigentlich ist Vorsicht ja besser als Nachsicht oder?
In der Taverne suchte er sich den erstbesten Stuhl und ließ sich darauf fallen, nach ihm kamen seine Schwester und Tristan die Türe hinein. Der Wirt war etwas erschrocken, beim Anblick des ganzen Blutes konnte man dies durchaus verstehen. Was ist denn mit euch passiert? Das sieht ja schlimm aus... - Halb so schlimm, ein kleiner Kratzer im Arm, mehr nicht, beruhigt euch doch wieder ja. Ob das wirklich zur Beruhigung half, das wusste er nicht, doch es tat irrsinnig gut wieder mal auf einem Stuhl zu sitzen. Rociel wandte sich zu seiner Schwester, die immer noch stand anstatt sich auch hinzusetzen und blickte mit Verwunderung auf ihre schwarze Haarpracht. Er hatte sich gewundert, war er doch auch in gefährlichen Zeiten ein ausgesprochen guter Beobachter, es war sehr seltsam, die Haarfarbe von blond zu schwarz, doch er hatte sich an diesen Zaubertrank gewöhnt. Seine Schwester sah genau so schön aus wie immer und er mochte sich nicht vorstellen, was er ohne sie nur tun würde, obwohl der Gedanke vor ein paar Wochen noch undenkbar gewesen war. Was willst du jetzt tun? Zuerst hatte sie gar nicht verstanden, dass er sie meinte, aber dann wünschte sie sich sehnsüchtig ein Bad. Ein warmes Bad. Ich möchte dieses Blut loswerden. Und dann will ich diesen Tag vergessen. Ja, ein Bad hätte er auch gut nehmen können, doch seine Schwester sollte ruhig bekommen was sie wollte, wie es aussah hatte er mit Tristan noch einiges zu bereden und außerdem hatte er Hunger, einen RIESENGROßEN HUNGER. Und da man auch hier unten gut essen konnte, ließ sich das alles miteinander vereinbaren. Baden konnte er später noch.
Ließe sich das machen, ein Zuber und warmes Wasser Wirt? – Gebt mir eine Viertelstunde und ich zaubere euch zudem noch ein Essen. Aber dann will ich alles wissen! Rociel nickte nur und sah sich schon einem langen Erzählertag ausgesetzt, doch das war ihm mehr Recht als alles andere. In dieser gemütlichen Stube hockend, mit etwas Essen und Trinken und genügend Feuerholz, das war schon was. Heute sollten sie diesen Luxus noch haben, denn morgen Nachmittag wollte er schon wieder weiter. Ja er war schon wieder in Gedanken bei der Rückkehr nach Gorthar, denn die Zeit drängte.
Das Schicksal...ich habe es Pator versprochen. Ich nehme meine Bestimmung an und vereine die SIEBEN, doch große Gefahren ziehen auf, die Welt schläft nicht und auch meine Jäger sind erwacht. Ich weiß nicht, aber sie werden nicht mehr lange warten. Es wird mehr als nur Menschen in diese Schlacht ziehen und es werden weniger sterben, als gedacht, doch sollten die Amulette fallen...so fällt auch die Hoffnung auf den Gral. Und meine Hoffnung auf das Tal, das wir Paradies nannten. Auf die schwerelosen Wolken und auf den Frieden.
Die Rüstung ist ein kostbarer Zeitraub, doch der Meister hat noch nicht gerufen, doch die Zeit drängt. Ich spüre, dass es nicht mehr lange sein wird...
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| 08.02.2004 17:07 | #176 |
| Isabell |
Endlich oben schloss sie die Türe hinter sich und ließ sich nun endlich auch fallen, jetzt war es also endgültig vorbei. Bis Morgen zumindest. Ein endgültiges Ende war noch lange nicht in Sicht, aber das hatten sie ja längst gewusst. Sie lehnte sich über die Lehne ihres Stuhles und sah in das dampfende Wasser in dem Waschzuber. Voller Freude der kommenden Entspannung entkleidete sie sich, die blutigen Sachen mochten sowieso nicht so recht zu ihr passen. Das Bärenfell war zwar gut und bot sehr viel Wärme, doch konnte sie damit einfach nicht gut umgehen. Es war ihr einfach zu dick. Hoffentlich erschien der Frühling bald, die Kälte war ihr ein Dorn im Auge.
Das Wasser war wie gewohnt sehr warm, doch ihre eiskalte Haut hatte trotzdem keine Probleme damit. Bald schon änderte sich die Körpertemperatur und wurde wärmer und wärmer. Das Blut fiel vom ganzen Körper, es war mehr hängen geblieben, als sie sich jemals erdacht hätte. Das klare Wasser wurde schon sehr schnell rot, nicht so dunkel wie echtes Blut, nicht wie der Schnee auf den Bergen, aber trotzdem bekam das Wasser eine unangenehme Färbung und vor allem der Geruch haftete daran. Aber vor allem ihren Haaren widmete sie besondere Aufmerksamkeit, denn sie waren mit dem roten Lebenssaft am schlimmsten verschmiert und verklebt worden. Es war kein schönes Gefühl verklebte Haare zu haben und schon gar nicht, wenn in ihnen das Blut von toten Tieren haftete. Doch trotz allem konnte Isabell auch ein wenig entspannen, obwohl sie immer wieder selbst für das Gegenteil sorgte. Es waren einfach keine Bäder, die am Ende eines großen Ganzen standen. Sie waren immer unterwegs und würden es auch immer sein. Es war der ewige Wechsel zwischen einem kurzen Stopp, in dem sie einfache Menschen und Gäste des menschlichen Volkes waren und dann folgte wieder die Zeit, in der sie einsam und alleine in der großen, weiten Welt umherirrten, auf der Suche nach Dingen die sie mit dem Begriff Materie umschrieben. Gingen sie dort ihrer dämonischen Seite nach? Zwang das Blut ihres Vaters sie dazu, niemals Rast zu finden? Ein paar sehr gute Fragen, die sie sich da stellte, doch ihre Theorien gaben nur Hoffnung, keine Gewissheit. Es war aber anzunehmen, dass ihr Dämonenanteil einen großen Anteil an ihrem Verhalten hatte. Sie war froh diesen Weg nicht alleine gehen zu müssen.
Nach einer guten halben Stunde stieg sie wieder aus dem nicht mehr ganz so warmen Wasser, der Wirt hatte freundlicherweise ein Handtuch mitgebracht, mit dem sie sich nun abtrocknete. Nachdem ihr Körper wieder frisch und trocken war, fühlte sie sich hundert Mal besser als davor, kein Blut mehr, kein Gestank und auch wieder die zarte Haut. Da das Wasser sowieso schon blutig rot war, konnte sie auch noch die Sachen waschen, zumindest das große Bärenfell und die Wolfspelzhose. Ihr Entschluss stand schon lange fest, die Weste würde sie in Gorthar verkaufen, die Hose würde sie behalten. Und was sie mit dem Korsett machen sollte, das wusste sie noch nicht, vielleicht war es ja eines Tages noch mal zu gebrauchen, anziehen würde sie es vorerst nicht mehr, da man da wirklich wie zugedrückt war. Man hatte schon manchmal Schwierigkeiten mit dem atmen und selbst anlegen konnte man es auch nicht. Das war nichts, zumindest nicht mehr. Aber sie hatte ja noch ihr schwarzes Kleid und die einfache Lederweste, die sollten nun reichen, solange die restlichen Sachen trockneten. Nach diesem kurzen Bad hatte sie Hunger bekommen und ging wieder hinunter, schließlich wollte sie nicht den ganzen Tag da oben alleine verbringen. Doch der Tag neigte sich ohnehin seinem Ende. Zumindest konnte sie das so erkennen. Bald schon würden sie sich alle zu Bette begeben und dann erwartete sie morgen der Abstieg, hinunter in den Wald, doch zuerst auf die Bergkämme und dann wieder nach Gorthar, wo es Drachenschuppen zu finden galt. Ob dies wirklich die Wahrheit war? Sie hatte ihre Zweifel, denn Drachen waren wirklich selten und eigentlich noch mehr ausgestorben als Schneewölfe, nach ihnen konnte man wirklich nicht einfach fragen und besiegen konnte man einen Drachen schon gar nicht, wenn, dann mussten sie einen dieser geheimnisvollen Händler finden. Aber Gorthar war sicher der erste Platz, den so ein Händler wählen würde.
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| 08.02.2004 19:38 | #177 |
| Sara |
...Also da waren wir nun, in diesem kalten Spalt und warteten. Unglücklicherweise waren da nicht nur diese beiden Felswände, sondern auch ein Boden und dieser Boden war mit Schnee bedeckt. Nun, dieser Schnee verbarg meistens nur einfachen Boden oder eben eine weitere Schneeschicht, aber da gab es auch ein paar verdammte Löcher. Miese kleine Löcher, die nicht tief am Boden lagen, sondern so richtig blöd im Schnee, verborgen von einer dünnen Decke. Naja, da tappte meine Schwester eben rein und danach war die Hölle los. Zwei von diesen Wölfen kamen, sie waren so unglaublich groß, schnell und durch ihr weißes Fell so gut wie unsichtbar, es war wirklich so, man konnte sie kaum erkennen, der Schnee verbarg ihre Körper. Wir hatten unsere große Mühe damit, sie zu schlagen, aber am Ende schafften wir es.
Wir hatten gerade ihre Felle abgenommen und waren weiter gezogen, da trafen wir auf ihn.
Ihn? Fragten die Leute in der Taverne. Neben dem Wirt und Tristan waren auch ein paar andere Leute in die warme Taverne gekommen, es wurde dunkler und der Tag neigte sich erneut, da war es klar, dass der ein oder andere sein Bier genießen wollte, oder einfach nur mit den Freunden schwatzen. Was sollte man hier oben schon anderes tun. Doch alle hatten sich nun dran gemacht den Worten von Rociel zu lauschen, der versuchte die Geschichte so spannend wie möglich zu erzählen. Er hatte es nicht nötig irgendetwas aufzubauschen, denn die Geschichte bot genug Potenzial, so wie sie sie erlebt hatten, außerdem konnte er es nicht leiden, wenn man mit übertriebenen Heldentaten prallte und aus dem besiegten Wurm einen Lindwurm machte. Trotz alledem, er war kein guter Geschichtenerzähler, vermochte nicht wirklich gut zu sein und war es trotzdem, aber nur, weil er genug wahre Prahlereien in der Geschichte hatte. Wenn er etwas Trockenes erzählt hätte, dann wäre wohl kein einziger Zuhörer mehr da. Aber eigentlich ging es ihm gar nicht um die Zuhörer, er hätte auch sehr gut alleine sein Wasser trinken und seine Schnitten essen können, doch die Anderen wollten ja alles hören. Besonders Tristan war scharf auf jedes einzelne Wort, zwar war er noch derjenige, der am wenigstens auf ein Weiterreden drängte, doch innerlich sog er jedes einzelne Wort auf, fühlte sich an längst vergangene Zeiten erinnert. Durch die ganzen Blicke traute er sich schon gar nicht mehr weiter zu essen, nahm nur einen kleinen Schluck aus dem Krug um weiter fort zufahren. Das sich unter die Zuhörer nun seine geliebte Schwester mischte, blieb unbemerkt.
*Räusper*. Ja ihn! Es war ein Wolf, ein Tier und doch war es das nicht. Einen solch großen Wolf habt ihr noch nicht gesehen, er war weiß, so ein Weiß, von einer solch erlesenen Schönheit, dass es nicht einmal die Diamanten aus Inith schafften sich daran messen zu lassen. Er war groß wie ein Mensch, mindestens fünf Fuß hoch. Seine Zähne, hier habe ich einen, spitz wie der schärfste Dolch. Seine Augen blendeten mich mit ihrer Schönheit, seine Weisheit war so erhaben, dass man ihn sofort anerkannte, als das, was er war. Es war eine wahre Legende dieser Berge. Es mochte nicht viele geben, die diesem Ruf gerechtfertigt werden. Es gibt immer starke Tiere und ganz sicher, die Schneewölfe gehören zu den stärksten Tieren dieser Region, aber er, er war etwa ganz besonderes, ja, ich möchte meinen er war ein Mythos. Doch er war nicht alleine, drei weitere Schneewölfe standen um ihn herum. Sie hatten zu viert, das muss man sich mal vorstellen, einen ausgewachsenen Bären erlegt, ohne einen Kratzer zu erleiden, ohne Verwundete oder Tote Brüder und Schwestern. Doch dies war unser einziger Vorteil, denn durch die rot gefärbten Mäuler konnten wir sie sehen, als sie kamen...
Sie griffen uns an, doch sie ließen sich Zeit. Schneewölfe sind keine dummen Tiere, sie handeln mit Bedacht. Sie schauten uns aus, machten uns nervös und aufgeregt. Bis sie dann kamen. Drei Wölfe kamen auf mich, der große Leitwolf ging auf meine Schwester los.
Es war ein aussichtsloser Kampf, wir konnten einfach nicht gewinnen. Ein einziger Wolf war ein würdiger Gegner für mich, drei waren zu viel. Das schlimmste – und auch peinlichste – war, dass ich mein Schwert verlor. Ja, es gelang ihnen es mir aus der Hand zu schlagen. Ich hatte nur noch meine beiden Dolche. Schon nach den ersten Angriffen geschah die Verwundung, einer der Wölfe rammte seine Zähne in meinen Arm, sie waren scharf wie Messer und schmerzten wie kochende Säure. Doch den Schmerz spürte ich nur kurz, zu angespannt war ich da. Es gelang mir jenen Wolf sofort zur Strecke zu bringen, doch damit blieben immer noch zwei. Na ja und dann passierte etwas, was noch viel schlimmer war, als der Schmerz in meinem Arm...
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| 08.02.2004 20:22 | #178 |
| Isabell |
Isabell hatte mit einem gespannten Ohr gelauscht, ehe sie sich dann doch von der Treppe weg, auf einen hölzernen und vor allem, freien Stuhl bewegt hatte. Ihr Bruder ein Geschichtenerzähler? Das konnte sie sich nicht entgehen lassen. Auch wenn den Anfang verpasst, so war es doch höchst spannend ihm zuzuhören, es hatte ein wenig von Geschichten, die sich die Barden des Landes erzählten, nur eben mit schuppigen Drachen und heroischen Helden. Mit riesigen Riesen und bösen Hexen und Zauberern. So gesehen hätte es auch als Gutenachtgeschichte durchgehen können, nur war es eben doch nicht so schön gewesen, wie es sich manchmal anhörte. Bis zu jenem Punkt hatte jeder Gast in der Taverne gespannt zugehört, einigen war sogar die Lust am Bierkrugheben vergangen, so gespannt waren sie. Einige mochten in ihrer Fantasie schweben, andere wiederum an persönlich erlebte Dinge erinnert worden, doch trotzdem lauschten sie alle. Bis zu jenem Punkt an dem er aufhörte zu erzählen und da sie inzwischen gut hingehört hatte, wusste sie auch, worum es in diesem einen Punkt ging. Zwar konnte sie nicht ganz verstehen, warum er aufhörte weiterzuerzählen, doch bald schon vermutete sie es zu wissen, denn sie spürte eine unglaublich emotionale Aufregung in ihrem Bruder und das brachte sie wiederum auf die richtige Erkenntnis.
Was ist dann passiert, erzählt weiter, oh großer Wolfsbezwinger, sprach's aus allen Ecken und Enden, die die Taverne nur hatte. Doch Rociel hielt inne und redete nicht mehr. Isabell schmunzelte, zu persönliches wollte sie natürlich auch nicht preisgeben und sie war kein halb so guter Redner wie er, was schon alleine daran lag, dass sie nicht so eine überzeugende und ausdrucksgewaltige Stimme hatte, wie es ihrem Bruder inne lag, doch den Leuten sollte das Ende der Geschichte ruhig präsentiert werden und so erhob sie sich und ging auf Rociel zu. Die Leute verstummten, die meisten zumindest, hatten sie doch genauso wie er nichts von ihrer Ankunft bemerkt. Er zumindest bekam erst mal einen Riesenschrecken, als Isabells Hände seine Schulter umfassten und sie sich dann darauf anlehnte.
Ehe das Gemunkel in den Ecken überhand nahm, begann sie auch schon mit dem, was sie sagen wollte.
Nun, meinem Bruder scheint es die Sprache verschlagen zu haben und das aus einem verständlichen Grund, doch wenn es euch nichts ausmacht, würde ich die Geschichte weitererzählen.
Es war so, ich hatte meine liebe Not mit dem großen Wolf. Er war viel zu stark für mich und ich konnte ihn unmöglich alleine besiegen, das wurde mir schnell klar, also wehrte ich seine Angriffe ab und hoffte, dass mir Rociel zu Hilfe kommen konnte, doch der hatte ja anderweitig ebenfalls seine Probleme. Ich sah immer wieder zu ihm rüber und dann…tja dann stürzte ich, der Angriff des Wolfes hat mich überrannt. Ich lag da, konnte mich nicht mehr wehren, der Wolf sah mich mit seinen kalten, blauen Augen an. In seinen Augen lag Güte und Weisheit, doch auch die Mordlust schimmerte darin. Er wollte mich töten, das steht für mich fest, er war schon dabei sein Maul zu öffnen und die scharfen Zähne wie Widerhaken in meine Brust zu rammen, da kam dieses Zischen.
- Und weiter, was war das für ein Zischen?
- Es war ein Dolch. Einer von meinem Bruder. Der Dolch kam mit unglaublicher Geschwindigkeit an und donnerte in das Fell, genau da, wo der Bauch lag. Ich kann euch versichern, er steckte bis zum Schaft im Wolf drin und doch schien dieser nur gejuckt. Mir gab es Gelegenheit aufzustehen und mich neu zu formieren, der Todesstoß gelang aber nicht. Der Wolf zog den Dolch einfach mit seinen Zähnen heraus und obwohl daraufhin unaufhörlich Blut aus seinem Körper strömte, er kämpfte immer weiter.
Irgendwann bot sich dann eine Gelegenheit zu fliehen, ich war erschöpft und ohne Kraft, wollte nur noch in die Nähe von Rociel, zu Zweit hat man mehr Chancen dachte ich, doch hinter mir hetzte der Wolf und mein Bruder rief nach seinem Schwert. Ich sah es und versuchte es ihm zuzuwerfen, doch der Wurf gelang nicht ganz, ich musste mich wieder um den Wolf kümmern und zu dem Zeitpunkt hatte ich wirklich keine Hoffnung mehr. Doch trotzdem schaffte ich es, dem Wolf sein Augenlicht zu nehmen, auf einem Auge bohrte sich mein Schwert hinein, aber es war wie verhext, er schien durch jede Verwundung stärker zu werden, selbst mit einem Auge kämpfte er wie mit drei. Tja und dann weiß ich nicht mehr so Recht, ich verlor irgendwann das Bewusstsein, die letzte Energie war einfach weg, wenn ihr mehr wissen wollt, müsst ihr meinen Bruder fragen.
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| 08.02.2004 20:24 | #179 |
| Sara |
Natürlich wollen wir, erklang es mehrheitlich im Chor, doch er wetterte ab. Er konnte sich selber nicht mehr genau an alles erinnern, doch das was er noch wusste, das sollten die Männer nicht so erfahren. Für ihn war die Geschichte zu Ende, sie hatten genug Spektakuläres gehört, für eine Geschichte sollte das reichen. Aber irgendetwas musste er ja sagen. Er war immer noch unter dem Einfluss von Isabells Worten, die dicht neben seinem Ohr gesprochen hatte. Nie hätte er es für möglich gehalten, doch nun waren sie soweit, Geschichtenerzähler, ob wahr oder nicht. Natürlich brauchten sie keine Sorge haben, als Lügner hingestellt zu werden, denn die Beweise lagen in ihrem Zimmer, doch langsam ging es ihm auf die Nerven so sehr ihre Expedition auszubreiten. Er hörte lieber Geschichten, als sie selber zu erzählen.
Nun, alles was ich euch dazu sagen kann ist, dass ich die beiden Wölfe besiegen konnte, das Schwert konnte ich mit etwas Geschick und viel Glück erreichen. Und dann blieben nur noch der große weiße Wolf und ich, denn Isabell ist, wie sie schon sagte, mitten im Kampf zusammengesackt. Mir ging es ähnlich, deswegen ist meine Erinnerung auch so schlecht. Aber wir beide waren in einer ähnlichen Situation, er hatte viel Blut durch den Dolchwurf verloren und ich durch die Wunde am Arm. Dass er nur noch auf einem Auge sah, das wusste ich natürlich nicht. Was dann genau passierte, das weiß ich nicht, jedenfalls wurde ich erst später wieder wach, auch ich war ohnmächtig geworden, doch der Wolf lag tot da, er hatte einen Dolch zwischen den Augen. Und das war das Ende, das Ende einer Legende.
Und damit auch unserer Geschichte. Wir nahmen die Felle ab und gingen auf dem schnellsten Wege hierher zurück. Wenn Interesse besteht, die Kadaver der Wölfe liegen noch immer da. Doch ich würde es lassen, es ist ein karges Grab und der Anblick nicht schön. Außerdem kann ich nicht ausschließen, dass noch weitere Wölfe dort oben hausen. Ihr solltet ihnen also ihren Frieden lassen. Und jetzt, jetzt bin ich müde und werde schlafen gehen. Gute Nacht die Herren.
Natürlich war das nicht ganz die Wahrheit, denn er konnte sich sowohl an die letzten Momente vor seiner Ohnmacht erinnern, wie er mit dem Wolf sprach und er hatte auch nicht vor schlafen zu gehen, aber so hatten die Menschen ihre Geschichte, bald wieder ihr Bier und er seine Ruhe. Als sich die Diskussion nach dem Ende gelegt hatte, stand Tristan auf und sprach noch ein paar Sätze.
Ihr und auch eure Schwester seid sehr mutige Jäger. Ich als Bezwinger eines dieser Wölfe weiß, dass ihr die Wahrheit sprecht und eure Felle sind Beweis genug. Nicht, dass sie uns gefährlich waren und wir euch nun zum Dank verpflichtet wären, doch trotzdem gebührt eine solche Tat Anerkennung und meinen Respekt habt ihr, wenn ihr mal irgendwas braucht, eine Information oder eine Hilfe, dann seid ihr immer ein gern gesehener Gast bei mir, Jäger müssen schließlich zusammenhalten. Auch ich wünsche euch eine gute Nacht, gehabt euch wohl Freunde.
Während Tristan ging, schüttelten ihm einige die Hände und klopfen ihnen auf die Schulter, der Wirt lächelte verschmitzt und zwinkerte ihm zu, ehe er eine Freibierrunde ausgab, die er aber nicht in Anspruch nahm. Als sich der Tumult endlich gelegt hatte und er einige neue "Bekannte" hatte, konnte er endlich mit Isabell ein paar Worte wechseln.
R: So ich gehe jetzt aber wirklich und werde heute nicht mehr runterkommen.I: Wenn du willst, kannst du noch baden, das Wasser ist aber schon etwas dreckig.
R: Na ja und du?
I: Ich bleibe noch, habe großen Hunger jetzt, aber ich komme später nach.R: Ist gut, bis dann.
So verabschiedete er sich von Isabell und erst als die Tür in die Angeln fiel und es leiser wurde, war auch für ihn Schluss. Auch dieses "Abenteuer" hatte er überstanden und nun würden ein paar Stunden Ruhe nicht schaden, morgen schon würde er sie brauchen.
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| 08.02.2004 21:48 | #180 |
| Dark-Druid |
Mit einer lockeren Bewegung wurde das geflochtene Hanfseil über einen kleinen Pfeiler am Hafen geworfen, leise knarzend wurde es von starken Händen festgezurrt, die Schlinge fest fixiert. Kratzend schabte die feuchte Bootswand an der algenbehangenen Kaimauer, an der sich die Wellen seicht klatschend brachen. Schaukelnd trieb die kleine Schaluppe im gorthanischen Hafen, als eine schwarz verhangene Gestalt aus ihr trat. Mit einem leisen Klacken schlugen die eisenbeschlagenen Sohlen der schweren Kampfstiefel auf dem Kopfsteinpflaster auf, knirschend gaben einige kleinere Steinchen dem Gewicht nach, das nun auf ihnen lastete.
Langsam suchten tiefschwarze Augen die Umgebung ab, glitten Ruhelos über hochaufragenden Lastenkräne und hölzernen Kisten, die das momentane Bild dominierten. Hinter den gestapelten Gütern tat sich die eigentliche Stadt auf, unüberschaubare Mengen von Häusern, besser Hütten, betrachtete man ausschließlich die ärmliche Hafengegend.
Die Jünger Ankhraghas waren hier. Und sie hatten die Krone. Druid hoffte, dass die Brüder Erk’Hakras recht behalten hatten und sie noch nicht wussten, wer der auserwählte Gatte der Dämonenkönigin war, ohne ihn würde ihre Beschwörung nicht beginnen können.
Trotzdem musste er sich beeilen, wenn der Kult es zu schnell in Erfahrung brächte, wäre alles aus! Aber dazu würde er es nicht kommen lassen. Er würde Rudolph wohl mal wieder einen kleinen Besuch abstatten müssen...Ein bösartiges, wölfisches Grinsen huschte über seine schmalen Lippen, als Druid an den feisten Mann dachte...
Plötzlich fixierten seine Augen ein breitschultrige Gestalt, die am Hafen stand. Bis auf eine durchnässte Leinenhose war sie unbekleidet. Ansatzlos setzte sich der Gildenlose in Bewegung, hielt auf seinen Schüler zu. Angekommen holte er einen Stapel von Kleidern unter dem Mantel hervor, ließ sie vor dem Banditen auf den Boden fallen. Die blau angelaufenen Lippen in ständiger Bewegung, beugte dieser sich nach vorne, zog sich zähneklappernd die Lederrüstung wieder an. „Ihr habt Euch gut geschlagen...“, war der einzige Kommentar, den Druid ihm gegenüber aussprach. „Aber wir müssen weiter. Wir haben keine Zeit zu verlieren, der Feind wartet nicht auf uns. Folgt mir!“ Ohne auf Antwort zu warten setzte er sich in Bewegung, schritt zielstrebig in eine der Gassen, die sich wie ein gigantisches Netz durch die Stadt zogen. Marquez blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Sie würden in dem Vorposten der Dämonenanhänger vorsichtig sein müssen, es galt leise zu agieren, stellten sie sich doch einer dutzendfachen Mehrheit an Gegnern. Doch nur einer zählte. Rudolph. Er würde wissen, wohin die Krone unterwegs war...
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| 09.02.2004 19:08 | #181 |
| Isabell |
Der Weg führte weit hinab, es war ein anstrengender Weg gewesen, doch verschont von einem Schneesturm war es gar nicht mal so schlimm gewesen. Rociels Wunde war mit Alkohol gereinigt und trug nun die vier Felle hinunter, zwei blieben aber an ihr hängen.
Es war ein schwerer Abschied gewesen, denn in Teljarsfeld war man nett zu ihnen und man hätte noch den ein oder anderen Tag dort verbringen können, doch nur eine Nacht konnten sie in diesen bequemen Federbett verbringen, schon waren sie wieder unterwegs.
Ihre frühe Abreise tat ihrer Wegstrecke gut, weites Gebiet konnte hinter sich gelassen werden, die Siedlung war aus ihren Augen verschwunden und auch aus ihren Gedanken. Sie nahmen dieses Mal nicht den Weg auf den Bergkämmen, sondern stiegen in den Wald herab. Es war eiskalte Berechnung, denn sie wollten nicht frei dem Wetter ausgesetzt sein. Doch auch lauerten im Walde die Tiere, die noch wach waren und nicht schliefen. Der Weg war nur mit wenigen Pausen gespickt, sie trieben sich an, um in die Stadt zu kommen, nichts desto trotz beobachten fleißige Augen ihr Treiben und waren entzückt von ihrer Ankunft. Sie schlichen durch die dunklen Wälder und jagten über dichtes Unterholz, sicher hätte es Isabell ganz und gar nicht gefallen, wenn sie das gesehen oder gewusst hätte, doch die vermeintliche Gefahr ging sehr geschickt vor, so blieb sie scheinbar unbemerkt. Einem Hinterhalt war man hier sehr leicht aufgesessen und trotzdem hatten sie sich für den Wald entschieden. Es war auch eine Zeitrechnung, denn so sparten sie große Teile des Weges und würden schon Morgen, spätestens übermorgen an die Tore Gorthars klopfen.
Man spürte im Wald, dass der Frühling nun mit schnellen Schritten voran kam, zwar hielt sich Kälte und trostloses Klima, doch der Frühling war für den Wechsel bereit und schwang schon seine Hände über das Land. Hin und wieder kamen sie zu früh und hatten keinen Nutzen oder wurden zunichte gemacht, eine kalte Nacht, ein eisiger Regen und schon waren die ersten Bemühungen hinfort, doch an vielen Baumstämmen stieß ein kräftiges Grün empor und auch die Vögel waren schon zurück. Nicht alle aber einige, sie sangen ihre Lieder und erheiterten die Gesellschaft, auch die Geschwister wurden vorzüglich von ihnen unterhalten. In ihren Märschen mussten sie immer viel gehen und kamen selten einmal zur Ruhe, auch fiel hier die Orientierung schwer, denn keiner von ihnen war schon mal in diesem Teil gewesen, für Isabell war dieser ganze Wald sowieso Neuland. Doch sie wussten in die richtige Richtung zu gehen und schafften mehrere Kilometer an diesem Tag.
Die dicken Stämme der Tannen und Pinien verdeckten die Sicht, ihre Nadeln waren immer noch dran, wie sollte es auch anders sein. So fiel es schwer einen Blick zurück zuwerfen, doch wenn sie es taten und es gelang durch das grüne Dach durchzudringen, so sahen sie den kleinen Aufgang den sie gegangen waren immer kleiner werden und weit entfernt.
Doch als es Nacht wurde...
In der Dunkelheit verschwunden, sahen sie kaum mehr etwas, die Sterne über ihren Köpfen, auf einer Lichte wie so oft. Sie warteten nun auf den Beginn eines neuen Tages, ließen sich nieder auf den weichen Fellen, die nun ihr Blut und ihren Schrecken verloren hatten, nicht jedoch ihr Gewicht und ihren Geruch. Es waren gute Kissen und Decken, doch diese brauchten sie ohnehin nicht mehr. Das Fell war warm genug und hier unten war die Temperatur spürbar wärmer als noch oben. Trotzdem war es äußerst angenehm, dass sie nicht auf dem harten Boden schlafen mussten. Die Felle waren ausnahmslos in gutem Zustand und hatten kaum Löcher, nur selten waren ihre Waffen auf das Fell gegangen, meistens in den Bereich des Kopfes. Sie würden sich perfekt auf der Rüstung machen, wirklich perfekt. Die Vögel kehrten zu ihren Nestern und Ästen zurück, das letzte Zwitschern ging noch lange in die Nacht herein und nebenbei wärmte auch ein Feuer ihre klammen Knochen.
Isabell spielte die Harfe ein weiteres Mal, immer in der Sorge sie zu verlieren, begleitete die wunderbare Harfe sie doch auf allen Wegen und in Momenten wie diesem war es Zeit sie zu spielen. Dann erklangen zarte Töne über dem Fleck, an dem sie gespielt wurde, dann verstummte Mensch und Tier und ließ sich leiten, über alles, über jeden. Und sie? Sie fand bei dem Spielen immer wieder Zeit an die Wolken zu denken, an die Wolken, auf denen man laufen konnte, die weicher waren als jedes Bett und jede Feder. Die Harfe, ein Instrument der Freude und des Glückes, spie traurige Töne aus, die an einen Verstorbenen erinnerten, doch es passte zu ihrer Situation. Sie waren nicht fähig dem Glücke zu frönen, solange nichts entschieden war. Ihre Gradwanderung ging zwischen gut und böse und war anstrengender von Tag zu Tag. Die traurige Ballade hätte auch gut unterlegt werden können, denn sie sah ihren Bruder beim träumen. Sein Mund formte sich und leise Worte drangen durch ihn ins Freie, Worte die zu Tönen passten, Reime die sich die Hand gaben und doch blieb es still und stumm, da heute keine Muse für Worte blieb. Sie hätten ein gutes Bardenpärchen abgegeben, in den Schänken und Tavernen hätte man sich um sie gerissen und sie hatten einen Vorteil, denn sie waren nicht nur zu zweit mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten für Folklorevolk ausgestattet, ihnen gingen nie die Geschichten aus, denn wo sie auch hinreisten, so waren sie nicht aus diesem Grunde da. Und doch waren diese Gedanken Müßiggang, denn ihre Tränen waren in der Regel nicht fürs Volk bestimmt, sondern spiegelten düstere Persönlichkeiten wieder.
Irgendwann endete aber auch der schöne Klang der Harfe, vorsichtig legte sie sie zur Seite und dann sollten sie Essen, genügend Proviant gab es von den Bergleuten mit, zwar wenig Fleisch und Brot, dafür viel Zwieback und Käse. Für ihre kurze Wanderung sollte es reichen.
Es war eine schöne Zeit, so schmerzhaft sie auch war. Isabell verspürte Schmerzen, die geringen waren auf der Schulter, wo sie die Felle getragen hatte, die echten waren in ihrer Seele, die sich immer mehr gegen diese Sinnlosigkeit des Seins wehrte. Immer noch führten sie kein glückliches Leben, obwohl sie alles dafür besaßen und doch blieb es ihnen verwehrt.
Das schöne war dennoch unverkennbar. Die Felle waren wirklich weich und angenehm bequem, sie würde sie bald schmerzhaft missen. Und dann lagen sie da, nach dem Essen, nach der wundervollen Musik. Lauschten nächtigen Vögelchen, sahen in die Sterne und dem wehenden Baumwipfeln und manchmal flüsterten sie leise. Arm in Arm, Schulter an Schulter, eng beieinander und vertraute Zweisamkeit...
Doch wie schon erwähnt, es war...
Denn es sollte bald ein jähes Ende haben, schon kurz nachdem sie den großen Wagen entdeckt hatten und sich darüber stritten, wo er denn nun war...
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| 09.02.2004 21:36 | #182 |
| Sara |
Ja, da war es wieder, dieses Gefühl. Erst war es nur ein Gefühl, doch dann wurde es zu einer begründeten Gewissheit, denn das Amulett begann urplötzlich Wärme auszusenden. Schon während ihren ersten Minuten im Wald hatte er es gespürt. Doch sie hatten nicht mit dem Amulett des Fürsten gerechnet, er hatte den stechenden Schmerz gespürt, doch da es sich schon sehr schnell wieder abschwächte wusste er, dass eine Gefahr geflohen war. Doch das Amulett war kein Spielzeug, das vor Wölfen warnte, es musste schon einen Grund haben um aktiv zu werden, einen unmittelbaren und so blieb er wachsam. Er fand es richtig zum erbrechen, dass so ein schöner Moment in ihrem wirklich nicht sehr schönen Tagesablauf wieder alles zerstören musste, doch es half nichts und sie taten gut daran schnell zu reagieren.
Sternchen, nimm deine Waffen, du wirst sie gleich brauchen. Seine Stimme klang gehetzt, nach dem Aufleuchten des Amulettes war nichts mehr so, wie noch vor Sekunden. Wo sie gelacht, gealbert und gekuschelt hatten, wieder mal holte sie ihre eigene Realität ein, der Kampf. Doch dieses Mal hielt das Glühen an, die Gefahr sollte nicht wieder verschwinden. Zweimal war ihm dann doch zuviel, er wollte wissen, wer oder was ihm nach dem Leben trachtete. Es waren sicherlich keine Wanderer, Jäger, Wölfe oder Scavenger, nicht mal einem Schattenläufer traute er so eine Tat zu. Es musste etwas sein, das wirklich töten wollte, gezielt und geplant, denn ansonsten würde das Amulett nicht vor einer Gefahr warnen.
Aber Jäger waren es doch irgendwie, denn sie jagten sie.
Aber warum, was spürst du Bruder? Isabell war aufgestanden und hatte ihre Waffen gezogen, genau wie er auch, nun warteten sie, das Amulett glühte heftiger und berichtete vom näher kommen der Gefahr. Nun sollte es nicht mehr länger dauern... Wir werden bald unangenehmen Besuch bekommen. Und in dem Moment, wo er diese Worte sprach, war es dann auch so weit...
Gestalten der Nacht tauchten auf, umzingelten sie binnen Sekunden. Rociel zählte zwölf, Isabell erging es nicht anders. Die Gestalten kamen in Form von Menschen und sie rochen auch nach ihnen. Keine Sekunde zweifelten sie an der Echtheit ihrer Artgenossen zum Teile. Doch sie hatten etwas Merkwürdiges an sich, ihre Augen glühten in der Nacht und nicht mal das Feuer konnte sie bändigen, doch es konnte sie sichtbar machen. Jeder von ihnen hatte ein Schwert in der Hand, es waren gute Schwerter, kein Schrott. Andere trugen zusätzlich Äxte, Beile, Messer und Haken, je nach Belieben. Doch nicht sie waren es, die wirklich die Gefahr schienen, aus einem Baumwipfel, ganz in ihrer Nähe, ertönte eine Stimme, sie klang wie der singende Wind und trug unheilige Kunde ins Land. Wer sie war konnten sie nicht ausmachen, doch es war myrthanisch, das gesprochen wurde und damit auch für sie verständlich.
Wir haben euch gefunden, Dämonenbrut. Ihr seid die Schande eines jeden Menschen, ihr seid der Abgrund zu Beliars Reichen, ihr seid verfluchte Wesen. Ihr geht bei Menschen ein und aus, ihr tötet nach belieben und ihr habt keinen Funken Ehre in eurem Körper. Die Sünde, dass euch menschliche Körper geschenkt wurden muss gerecht werden, eure Seelen erlöst und eure Hüllen verbrannt werden. Im Namen des Gelirkas – Erhebt eure Waffen, gläubige Diener, im Namen des einzig wahren Gottes, tötet sie, tötet die Dämonenbrut!!! Amen.
In den Augen der Menschen glühten die Augen erneut auf, unnatürlich und unmenschlich war dies und doch glaubten sie weiter an ihre Existenz des Wahren, das was ihre Augen ihnen zeigten. Dem Kampf entbrannte schnell und hektisch, er und Isabell blieben dicht zusammen, aber natürlich nur so, dass sie sich nicht behinderten. Noch waren sie viel zu fremd, um sich ernsthaft gegen eine solche Truppe durchzusetzen. Und nun war es wieder soweit, menschliche Angriffe, mit dem Schlimmste was es gab, sie gehörten zu den besten Angriffsarten. Schwerter krachten, fliehen konnten sie nicht, denn sie waren eingekreist, zwölf Mann, das klang viel – und genau das war es auch. Natürlich konnten sie nicht alle auf einmal angreifen, doch es war eine schwere Anstrengung die Angriffe von sechs, sieben, acht Armen zu parieren, doch man musste anmerken, dass es alles keine Meisterkämpfer waren, ihnen unterliefen reihenweise Fehler, doch dies glichen sie mit perfekter Mannschaftsarbeit aus, es gab kaum Chancen einmal selber anzugreifen, doch hier auf der Lichtung fiel es leichter zu kämpfen, als oben im Berge. Dort war die Luft so wenig geworden und es so kalt, dass man kaum Kondition, doch dieser Kampf hätte noch Stunden gehen können. Einen klaren Vorteil hatte niemand, denn das was sie an zahlenmäßiger Unterlegenheit hatten, glichen sie mit guten Techniken aus. Aber auch das hätte ihnen nichts genutzt, auf Kurz oder Lang wären sie hier gescheitert, doch langsam zweifelte er an diesen Menschen. Ihre Gesichter, verdeckt unter schwarzem Tuch, ihre Augen rot schimmernd. Ihre Bewegungen, gleichmäßig und synchron...und dann war da noch diese Aura...
Er kämpfte sich einen Weg zu Isabell, tauschte mit ihr die Seiten, auch sie kämpfte mehr als nur gut, war sie doch klar die bessere Kämpferin als er, das stand schon lange außer Frage. Er ließ sich die Zeit und beobachtete sie immer zwischen den Angriffen. Ihre Schwerter wirbelten wie ein Schild und ihre Haare waren wie glühende Pfeile. In ihren Augen war das Feuer einer Kämpferin zu sehen und sie war nicht bereit hier aufzugeben. Mitten in einem Schlag gelang es dann, der erste Treffer, den sie bei ihren Gegnern landen konnten. Doch dann weiteten sich seine Augen und er konnte von Glück sagen, nicht schon wieder getroffen worden zu sein. Dieser Mensch, er blutete nicht und er kämpfte weiter, zog sich nur etwas zurück. Kein Blut? Trotz eines Treffers mit dem Schwert, das kurzzeitig in der Haut verschwand? Nicht nur bei ihm war die Verwunderung groß, auch seine Schwester konnte es kaum fassen. Aber da hatte er genug, er mobilisierte einige Kräfte und schlug die angreifende Welle zurück, er wusste, dass er keinen der hier Anwesenden töten durfte, da es ja Menschen waren und er geschworen hatte keinen Menschen zu töten, doch ihm kam es so vor, als ob hier mehr als nur ein Geheimnis im Gange war. Diesen Namen, Gelirkas, den hatte er schon mal gehört...und dann erinnerte er sich, mitten im Kampfgetümmel, zwischen aufeinander prallenden Schwertern und einem Klingen, das die Vögel verstummen ließ. Denselben Namen trug auch der Umhang, denn sie mal gefunden hatten. Irgendetwas wollte sie damals auch belauschen, ausspionieren, töten, doch sie konnten diesem etwas nachjagen und fanden doch nur den Umhang mit genau diesem Namen.
In seinem Kopf arbeitete es, doch äußerlich führte er den Kampf weiter, unaufhörlich gelang es die Truppe zurückzuschlagen, doch als sich schon eine Möglichkeit zur Flucht bot, ließen sie davon ab, ohne Felle ging es nicht und mit ebenfalls nicht, außerdem floh er aus keinem Kampf, er wollte mehr über diese geheimnisvolle Gruppe erfahren. Und dann, es war mehr ein Versehen als gewollt, fuhr Isabells Krummschwert durch die Luft und donnerte in den Hals eines Mannes. Er sah in diesem Moment genau, wie die Spitze des Schwertes auf der anderen Seite herauskam, wollte schon schreien und sah seine geliebte Schwester als Mörderin, da gab es ein aufquellendes Geräusch, danach war so eine Art Mischung aus Horror und Idiotie angesagt. Dieses Ding, einst Mensch, zerfiel zu Staub, wahrhaftig blieben die anderen elf stehen und sahen etwas verwirrt aus, ein Teil wurde aus ihrer Mitte gerissen und damit hatte niemand gerechnet. Auch sie nicht. Hihihihihihi
Ein grauenhaft boshaftes Lachen ging über seine Lippen, nun waren es seine blauen Augen, die diabolische Züge annahmen und auch seine Schwester schien erleichtert zu sein, keinen Menschen getötet zu haben. Tötet sie! Bringt mir ihre Köpfe, na los, im Namen von Gelirkas, steht nicht nutzlos herum, erklang es von diesem einsamen Baumwipfel und die elf Soldaten schienen verstanden zu haben, lösten ihre Starre und schwangen wieder Schwerter und sonstige Tötungswerkzeuge. Doch noch immer kicherte Rociel, nun änderte sich das Blatt ra-di-kal. Hihihihi, lauft.........LAUFT so schnell ihr könnt...
Natürlich liefen sie nicht, im Gegenteil, sie griffen wieder an, doch das war ihr Todesurteil. Jetzt brachen alle Siegel, die ihn hinderten. Keine Ehre mehr, kein Stolz. Es gab keine Menschen, die er schützen und vor dem Tod bewahren wollte. Alle Bannsiegel waren gebrochen, aber er verfiel nicht in einen Blutrausch, denn hier gab es kein Blut zu holen. Er sah es nur als Bedrohung an und war nun ermächtigt die Feinde zu töten. Auch hatte er keinen Respekt mehr vor ihnen, wie er es noch vor den Wölfen hatte. Da sie nicht gelaufen waren, mussten sie nun zahlen…sofort blockte er die ersten Angriffe die da kamen ab, rammte sein Schwert durch die Reihen und ließ die Hände erzittern. Dem ersten seiner Opfer rammte er das heilige Schwert in den Kopf, Sekunden später löste sich der Körper erneut in Staub. Dann nutzte er die Lücke und rannte fort, hinter ihm fünf Vermummte hinter her, nach nur wenigen Metern, ging er in die Hockte und zog die Dolche, drehte sich um und ließ den Wind sprechen, zwei weitere Soldaten fielen hierbei. Dann war wieder sein Schwert dran und während sie vergeblich versuchten ihn aufzuhalten, bahnte er sich einen Weg zu Isabell. Auch neben ihr lag nun ein Staubhaufen mehr, doch gegen die Urgewalt ihrer Schwerter die nun ebenfalls entfesselt daher liefen, hatten sie keine Chance mehr. Für Sekunden stießen sie Rücken an Rücken, wobei er scherzhaft fragte: Alles in Ordnung? und auf diese seltendämliche Frage ein noch gemeineres Klar, und bei dir?, als Antwort zurückbekam.
Sekunden nach dieser Berührung wirbelte Isabell links von ihm und traf zwei seiner Verfolger ziemlich locker mit beiden Schwertspitzen zwischen den Augen, er hingegen tauchte rechts von ihr hinab und stieß einer weiteren Puppenfigur, die es war, sein Schwert durch den Bauch. Alle drei zerfielen zu Staub und es blieben noch vier, nun einsame Kämpfer übrig. Doch ohne Gefühlsregung und den Gedanken an ihr Ende kämpften sie weiter wie zuvor, doch vergebens, alle fanden ein schnelles Ende in ihrem Stahl, der ohne rotes Blut viel besser aussah. Als der Kampf vorbei, die Schlacht geschlagen war, da herrschte nur kurz Ruhe, denn die Stimme aus dem Wipfel war noch nicht verschwunden, letzte Giftpfeile verschoss sie in Richtung Boden, wo auf der Lichtung Staub einst lag. Ein kräftiger Wind zog auf, verstreute die Gefallenen Was-auch-immer in alle Himmelsrichtungen und ließen auch die Baumkrone wackeln, in der die Stimme saß und sich die ganze Zeit über den Kampf ansah.
Grrrrr, diese Schlacht mögt ihr gewonnen haben Dämonenbrut, doch wir kommen wieder, der Gelirkas Orden wird euch auf ewig verfolgen, wir dulden keine Parasiten auf unserer Mutter Erde. Ihr habt erst eine von vielen unserer Waffen gesehen, andere werden folgen. Glaubt euch nicht in Sicherheit, auch euer Ende ist nah. Und dann wird eure Asche über Gorthar wehen.
Dann wehte nur die einzelne Baumkrone, ohne Wind, das Amulett leuchtete schwächer und schon bald war jegliche Gefahr entschwunden. Sie standen auf ihrer Lichtung, nicht weit entfernt ihr Feuer. Es war alles wie zuvor, kein Blut, keine Leichen, nichts. Nur die Worte und Bilder der letzten Momente eine Erinnerung.
Noch lange sollten sie darüber reden, jegliche Romantik an diesem Abend war verschwunden, doch sie hatten keine Angst vor der Drohung, viel mehr rätselten sie über Sinn und Zweck dieses Ordens, woher diese Stimme wusste, was ihr Geheimnis bleiben sollte und woher sie stammt und was sie ist. Aber Angst hatten sie nicht mehr und konnten auch gut einschlafen, davon ließen sie sich auch nicht mehr verrückt machen, ein paar Verrückte, nicht weiter schlimm. Natürlich nahmen sie es nicht zu locker und machten sich schon ihre eigenen Gedanke, doch Rociel ließ dies nicht zu schlimm ausufern, er hatte mehr Angst vor einem Schattenläufer als vor dem nächsten Angriff dieser Fanatiker...
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| 10.02.2004 16:48 | #183 |
| Isabell |
Auf den Waldpfaden war es nicht stiller geworden als am vorherigen Tage. Immer noch sollte der Frühling Einzug halten und immer noch wurden sie durch die Vögelstimmen erheitert. Die Nacht war herrlich gewesen, das stand außer Frage. Die Felle waren wirklich viel besser als jedes Bett. Doch nun mussten sie wieder getragen werden und sorgten für gehörige Anstrengung. Lange schon hatten sie die nördlichsten Ausläufer des gorthanischen Waldes hinter sich gelassen und waren schon längst im Westteil, nur noch ein paar Schritte von ihrem Ziel entfernt sozusagen. Häufiger gab es nun begehbare Pfade, die von Menschenhand geschaffen wurden und abseits der regulären Wege waren. Sie dienten mehr der Orientierung, als dem besseren Laufen, doch die Sehnsucht nach der Stadt war groß. Es hätte durchaus interessant sein können den Spieß umzudrehen und den Jäger zu jagen, oder einfach nur im Wald den Frühling hautnah mitzuerleben, doch ihre Aufgaben ließen dies nicht zu. Da auch Isabell inzwischen angesteckt wurde gab es auch für sie nichts Größeres mehr, als die Rüstung zu vervollständigen. In einsamen Minuten und Stunden, wo sie alleine blieb und innerlich zu sich fand, sah sie sich schon in Ashisou und der Gedanke war gut, er war antreibend. Die Expedition zu beenden war gar kein Thema mehr, alleine durch ihren Bruder nicht. Auch wenn sie nicht verstehen konnte, warum er trotz seiner Verletzung weiter so auf Zeit drängte, so ehrgeizig wollte sie ihn nun unterstützen.
I: Diese Wesen gestern, was könnte dies gewesen sein Bruder?R: Du kannst Fragen stellen. Ich kenne sie nicht. Ich bin kein guter Weltenkenner, mein Leben ist kurz und ich bin unerfahren. Aber könnte Magie mitgespielt haben? Spiegelbilder der Stimme oder herbeigerufene Kreaturen...Nekromantie...ich weiß es nicht.
I: Hm, ich dachte nur...
R: Sag bloß, du machst dir ernsthafte Sorgen wegen dem "Gelirkas" Orden? Ich bitte dich...
I: Ich mach mir keine Sorgen, aber ich versuche es zu verstehen. Ich kenne diese Leute nicht, aber sie scheinen zu wissen, wer wir sind.
R: Sie nannte uns "Dämonenbrut". Ich würde nicht sagen, dass sie uns kennen. Das sind Fanatiker, irgendeinem Gott dienend. Aber in Wahrheit haben sie sogar Recht.
I: Was?
R: Mach dir nichts vor. Nachdem wir wissen, was wirklich mit uns ist, gibt es kein Heim mehr, in dem wir sicher sein können. Wir müssen es akzeptieren, dass die Menschen uns immer jagen werden, sobald sie etwas erfahren. Und das ist die größte Gefahr, nicht die Schwerter ihrer Krieger, sondern ihr Wissen. Bei der nächsten Begegnung allerdings werden wir dem ein Ende machen. Wir werden die Anführer nicht entkommen lassen. Niemand hat das Recht uns grundlos anzugreifen und töten zu wollen, auch wenn uns ein schweres Erbe inne liegt, so dulde ich dies nicht.
I: Aber wenn sie abhauen, dann haben wir Pech.
R: Diese Fanatiker? Die werden nicht abhauen, bis zum letzten Atemzug werden die kämpfen, weil sie doch denken, es ist für eine gute Sache. Aber bis dahin steht uns noch eine Menge Arbeit bevor. Es darf uns auf jeden Fall nicht behindern, unsere Aufgabe ist zu wichtig, du weißt, wovon ich spreche.
Sie erinnerte sich an das Gespräch von heute Morgen. Selten war ein Angriff so kalt an ihnen vorüber gegangen. Und doch sah man Isabell an, dass sie diesen Namen nicht aus dem Kopf bekam und die vermeintlichen Spinner nicht auf die leichte Schulter nehmen wollte.
Doch heute hatten sie in der Tat ihre Ruhe, ein paar Wildschweine und Scavenger hatten sie gesehen, doch da sie genug Proviant noch hatten und ihre Last so schon schwer war, beließen sie es bei ein paar Blicken auf das Wild.
Was willst du mit den Fellen tun? Wir können sie unmöglich mitnehmen. Und die Schuppen? Wenn es sie gibt… Es war ihr gerade so in den Kopf gekommen, denn noch mindestens einmal müssten sie ausziehen, müssten gehen. Und unbedingt ohne Felle. Doch wem konnte man in einer fremden Stadt trauen? Hatte Rociel Freunde dort? Sie glaubte nicht.
Ich kenne ein paar Leute dort. Die schulden mir noch einen Gefallen. Und nun ja, sie haben Angst, da sie anständige Leute sind. Aber deine Frage ist berechtigt, ich kann dir nur eines garantieren, sicher ist in Gorthar nichts, Die Stadt ist schlimmer als Khorinis zu seinen besten Tagen. Aber wo wäre es klüger seine Felle zu lassen? Prix wäre eine Idee, aber sein Lager ist oft alleine.
Schweigsam gingen sie weiter. Vor ihnen sollte sich der Wald lichten. Sie kamen nur blöderweise an einer falschen Stelle raus, nämlich direkt auf der Seite, an dem die Stadtmauern keine Tore hatten. Trotzdem verließen sie nun den Wald und traten in die freie Ebene zwischen der Stadt und dem Wald. Mochten sie es auch geschafft haben, so war dies immer noch kein Grund zu jubeln. Im Gegenteil, Gorthar war mehr Schwierigkeit als wirkliche Sicherheit.
Als sie die Stadt durch das Tor betraten, wurden sie nicht von ihren Problemen erlöst, sondern bekamen einige dazu, denn jeder wusste, dass Gorthar nicht nur hinterhältig, sondern auch gefährlich war. Aber nichts konnte sie schrecken, auch wenn sie ihren Bruder am Tor vor einer hitzigen Diskussion mit einer Stadtwache abhalten musste. Sie hatte schon früh gemerkt, dass sich diese nicht sonderlich mochten, aber was musste der Kerl auch fragen, was für Felle sie da hatten und als sie antworteten laut lachen. Na ja, das war ja nur Vorgeplänkel. Ihr Bruder gab die Richtung vor, sie suchten einen Mann namens Garez, der sein Haus neben dem des "Einäugigen Barsches" haben sollte. Die ersten Eindrücke dieser Stadt waren natürlich erschlagend, doch sie gingen trotzdem weiter, begleitet von einigen neugierigen Blicken.
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| 10.02.2004 20:17 | #184 |
| Sara |
Schnell war die Nacht herein gebrochen. Zeit war wirklich so schnell vorbei. Die Tage wurden zwar länger und doch gingen sie immer schneller vorbei. Zwei Schatten huschten durch die nächtlichen Gassen, Soldaten zündeten überall in der Stadt Fackeln an und sorgten so für die passende Beleuchtung. Der Marktplatz war ziemlich leer, nur wenige trieben sich hier rum und keiner hielt sich länger auf. Ein kurzer Schwatz war noch drin, aber dann wollte man doch nach Hause gehen, wie man es sich vorgenommen hatte. Die Händler strichen schon vor Stunden die Segel und zogen ab. Die ersten anderen Schattenbewohner kamen aus ihren Löchern gekrochen, aber das waren schon keine einfachen Diebe mehr, sondern Leute, die es wirklich faustdick hinter den Ohren hatten. Sprich, übles Pack. Doch hier oben gab es nichts zu holen, zu viele Wachen und Milizen, da hatte das keinen Sinn. Die Burg konnte man selbstverständlich nicht mehr sehen, nur ihr Aufgang wurde durch Fackeln erhellt. Noch nie war er in diesem Gebäude gewesen, dort, wo der Herrscher über Gorthar saß, wenn man das denn überhaupt so nennen durfte. So genau kannte sich Rociel nicht aus, wusste nicht ob es ein Statthalter, König oder Feldherr war, der hier das Sagen hatte, doch solange man als Reisender in die Stadt durfte, seine Waren anbieten und die Möglichkeiten der Übernachtungen in Anspruch nehmen durfte, solange war alles in Butter. Denn mehr war diese Stadt auch nicht. Sie hatte eine entscheidende Rolle in der Verbindung zwischen Khorinis und Drakia und war auch ein wichtiger Punkt um Geschäfte zu schließen und wichtige Leute zu treffen, aber mehr war Gorthar eben nicht. Aber Städte waren selten etwas Wichtiges, damals als die Dämonen in der Stadt waren, das war was...ein Dämon in einer solchen Stadt, eine schreckliche Vorstellung. Tja, er hatte es ja überlebt, aber wie viele hatten es nicht geschafft. Damals wusste er noch nicht, was so ein Dämon eigentlich ist, kannte es nur aus Erzählungen, doch nun wusste er, was so ein Dämon war, welche Macht in diesen Wesen der Urzeit steckte und er wusste auch, dass er zu ihnen gehörte und doch nie einer von ihnen werden würde, im Gegenteil, jeden seiner Brüder im Blute würde er töten, soweit dies möglich war. Doch neben den Erinnerungen an die Vergangenheit der Stadt, holte sie auch die Realität bald ein.
Sie gingen nun eine andere Straße, doch sie war genauso breit wie die an der Stadtmauer. Und genau so war sie auch angelegt. Auch hier wurde es abfällig, auch hier wurde es immer schlimmer, je weiter man absank. Ihre Taverne musste irgendwo hier sein und so starrten sie gebannt auf die Schilder, die über den Häusern prangerten oder in Form eines Schildes wippten. Wieder einmal war aber auch das Elend hier, nicht nur in Form der abgewrackten Häuser, sondern auch in Form der Personen. Langsam wurden die Straßen dunkler und die Menschenmasse wurde voller. Doch es standen fast nur Frauen auf der Straße, nichts ungewöhnliches für Gorthar, abends im Hafenviertel, da sah das immer so aus. Viele Männer gingen auf die Angebote ein, andere fragten auch herum, doch meistens warben die Dirnen für sich. Ein schmutziges Geschäft und es war jedes Mal das gleiche, wenn er hierher kam. Wenn sie nicht unbedingt hierher gemusst hätten, er hätte das Hafenviertel gemieden. Doch so machten sich die Frauen auch wieder an ihn ran, es lag sicher nicht an seiner Attraktivität, oder seinem Aussehen, sondern viel mehr an seinem reich aussehenden Äußerem. Den meisten Frauen war das Aussehen egal, hatten die Männer nur genug Gold. Nur, die meisten standen danach ohne da, oder total billig entlohnt. Arbeitete man nicht in einem Bordell, so war das nicht so leicht. Er konnte wählen zwischen Kopfschmerzen und vollkommener Depression über diese Seelen, aber lange hatte er es aufgegeben sich darüber aufzuregen. Man konnte sagen, er war von einer leichten Gleichgültigkeit befallen. Er konnte ihr Leben zwar mit Goldgeschenken verbessern, aber Innos war nicht gewillt sich diese Taten länger mit anzusehen, denn damit wurde das wahre Leiden der meisten Frauen nicht besser. Was ihnen fehlte war Gold, Selbstvertrauen und ein Mann, der sie nicht nur zum billigen Vergnügen wollte, doch dieses Etablissement war inzwischen eingebürgert. Irgendwann gab er es dann auf, sah nicht mehr hin, dachte an andere Sachen, zum Beispiel die Häuser. Die Frauen waren teilweise wirklich hübsch und fast immer sehr jung, manchmal noch beinahe Kinder. Das bei ihnen am heutigen Tage ab und zu eine Goldmünze auf den Boden fiel, war sicher reiner Zufall.
Je weiter sie gingen, desto mehr Salzgeruch stieg ihnen in die Nase, es waren Prisen des Meeres, das schon bald zu sehen wäre, doch dies verhinderte die Tatsache, dass sie ein erleuchtetes Haus fanden. Eine Kerze brannte über dem Schild und gab schwach zu erkennen, die Aufschrift: Zum einäugigen Barsch. Sie waren also da, eines der beiden Häuser daneben war das Haus von Garez, sofern der Informant nicht gelogen hatte. In den letzten Minuten waren seine Zweifel arg gestiegen, denn das alles erschien ihm immer mehr als Täuschung. Hundert Goldmünzen, eine anständige Summe, doch natürlich wollten sie es jetzt wissen. Hinter ersten Lagerkisten, die auf den Hafen verwiesen, leuchteten zwei rote Punkte auf, es waren die Zigaretten von zwei dieser Gestalten, die er als "windig" bezeichnen würde, doch sie feierten dort nur die feierliche Übergabe von ein paar der Sumpfkrautstengel.
In der Taverne hingegen war es ruhig. Es schien eine Taverne der besseren Klasse zu sein, war doch alles recht sauber und die meisten ruhig. Es schien eine Taverne für Hafenarbeiter zu sein, er sah viele Männer in Arbeitskleidung dasitzen. Vielleicht waren auch die zwei Stadtwachen ein Grund für die Ruhe, doch es wirkte mehr, als ob sie ihren Feierabend hier verbrachten, trunken sie doch ausgiebig Bier an diesem Abend und auch jetzt. Trotzdem, die Taverne war ziemlich groß im Inneren und so drang aus zwei Ecken unterschiedliche Musik, was bös auf die Ohren ging und dafür brauchte man eigentlich wirklich Alkohol zum wegspülen und nicht mehr hören, doch natürlich konnte das nicht die Lösung sein. Einige Leute verdrehten ihre Augen Richtung Isabell, das waren dann meistens die, die noch nüchtern waren und sehen konnten, wie gesagt, es war ruhig, doch in Ruhe konnte man auch schlafen und deswegen lagen hier auch einige stark Betrunkene auf dem Boden. Obwohl man unter dem Bärenfell das sie trug kaum etwas von ihrer wahren Schönheit sehen konnte, so waren die Männer zu Recht begeistert, gab es doch hier keine Frauen (nun ja, sie hätten sich nur mal in den Hinterzimmern umsehen müssen...)
Rociel kümmerte das wenig, insgesamt nämlich gar nicht, er hatte nun bei Innos Besseres zu tun, als auf irgendwelche Schnapsleichen eifersüchtig zu sein. Er ging ohne große Umschweife zum Tresen und bestellte ein Wasser, das prompt geliefert wurde. Nachdem er den Krug geleert hatte, nahm er noch ein Zweites, doch bei der Bezahlung legte er zehn Goldmünzen mehr drauf, als es eigentlich sein sollte. Der Wirt stutzte zu Recht, wollte er dafür doch eine absolut simple Gegenleistung und während die Musik in seinen Ohren dröhnte und dudelte und die Gäste weiter redeten und trunken, fragte er im normalen Ton und doch im Lärm untergehend. Wer von denen hier ist Garez? Zuerst zuckte der Wirt nur mit den Schultern, aber als Rociel dann seine Hand stoppte, die nach dem Gold griff, lehnte er sich über den Tresen und sprach so, dass es wirklich niemand hören konnte. Eine kurze Wegbeschreibung in seinem Lokal samt einer kurzen Personenbeschreibung des Besagten Namens später, nahm er sein Gold und füllte weiter Bierkrüge mit Bier und Schnapsgläser mit Schnaps.
Rociel flüsterte nun Isabell ihrerseits etwas zu, eigentlich wiederholte er nur das, was sie nun wussten. Sie entschieden sich dafür nicht zu sehr aufdringlich zu werden und erst mal abzuwarten, was geschah, also blieben sie noch ein wenig zusammen am Tresen, ein drittes Wasser nahm er trotz allem nicht, widmete sich einem seiner Tavernenspiele, nämlich Holz zu schätzen, Leute beobachten und nach alten Erinnerungsstücken suchen, die dieser Taverne aber oft fehlten, aber er hatte ja nicht Einblick in alles. Mit der Zeit gingen die Leute, aber Garez war nicht unter ihnen, so machten sie sich langsam auf ihn zu suchen...
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| 10.02.2004 23:29 | #185 |
| Dark-Druid |
Lautlos fiel die schwere, doch einfach gehaltene Eichentüre ins Schloss, das leise, kaum hörbare Pfeifen des Windes, das draußen in den Straßen herrschte, verstummte mit einem Mal. Zwei dunkle Gestalten standen in dem schmalen Gang, der sich hinter der Pforte auftat, bewegten sich leise umher, nur eine armselige, kleine Kerze sandte ihr schwaches, flackerndes Licht in die Dunkelheit.
Die beiden Schatten entfernten sich geräuschlos, drangen tiefer in das Gebäude ein.
Der Person, die, den Kopf in einer äußerst ungesunden Position haltend, in eine versteckte, kleine Nische verfrachtet worden war, wurde keine weitere Beachtung geschenkt, nur hin und wieder, bei einem besonders hellen Aufleuchten der geringen Flamme, blitzte ein kleines Stückchen der blanken Plattenrüstung auf. Sie waren drin.
Schnell und doch ohne das geringste Geräusch zu verursachen huschten Marquez und Druid durch die Gänge und Zimmer. Hier, auf der untersten Etage waren Wachen glücklicherweise noch nicht zu zahlreich und ließen sich leicht umgehen. Der Großteil der hier ansässigen Kultisten schlief derweil wohl unten in den weitläufigen Katakomben. Doch nicht Rudolph. Der Leiter des Vorpostens des Ankhraghakultes hatte seine Gemächer droben im zweiten Stock, gut bewacht von seinen Schergen. Der Hauptsitz befand sich irgendwo im gorthanischen Wald, die genaue Stelle kannte Druid nicht. Noch nicht.
Ein leises Klacken ließ den dunklen Krieger aufhorchen. Da war es wieder. In monotonem, gleichbleibendem Rhythmus schlugen Stiefel auf dem Marmorboden auf, näherten sich mit beständiger Geschwindigkeit. Er presste sich an die Wand nahe der Ecke, hinter der sich die Geräuschquelle befand, bedeutete Marquez es ihm gleichzutun. Näher und näher kam die Nachtwache, noch immer hallte das tonlose Klicken seiner Sohlen durch den Gang, kurz vor der Treppe zum ersten Stock, wie Druid noch wusste.
Plötzlich, vollkommen Ansatzlos schnellte er um die Ecke, riss das gepanzerte Bein in die Höhe. Keine Sekunde zu früh. Begleitet von einem seichten Seufzen knickten die Beine des Kultisten ein, als der schwere Kampfstiefel des Mantelträgers gegen seine Schläfe donnerte, kurz bevor er auf dem Boden aufschlug wurde der Körper von starken Armen aufgefangen, lautlos weggezogen. Kurz blitzte geschliffener Stahl auf, zuckte schließlich nieder, kurz bevor Druid und sein Schüler weiterschlichen, sich langsam die Treppe zur ersten Etage hocharbeiteten. Noch ein weiterer Stock und sie wären bei Rudolph. Nur der tote Wachmann, der mit durchgeschnittener Kehle in einer dunklen Ecke lag, zeugte noch von ihrer ehemaligen Anwesenheit im Erdgeschoss.
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| 11.02.2004 21:23 | #186 |
| Isabell |
Dunkler wurde diese Taverne nun, vermittelte ein Gefühl eines kleinen, engen Rattenloches. Keine Musik mehr war zu hören, verstummte Kehlen, verstummte Zungen. Die Lichter wurden gelöscht, die Kerzen gingen aus. Die Taverne war dabei zu schließen, viel mehr war es der Wirt, der das tat. Zapfenstreich, Sperrstunde, was auch immer, hier wurde es ruhig.
Den Mann, den sie Garez nannten, saß in einer Ecke und nahm einen letzten Schluck aus dem nunmehr leeren Krug. Es war erst sein Dritter, deswegen stand, bzw. saß er noch aufrecht. Vor ihm stapelten sich kleine, lederne Säckchen, so wie man es machte, um Gold schnell und einfach zu transportieren. Aus einigen war das Gold auch deutlich zu erkennen und der Eindruck war schnell gewonnen, dass es alles Goldsäckchen waren.
Einzelne Karten lagen da, das letzte eine Herzsieben, durchlöchert von einem Dolch, in den hölzernen Tisch gehauen. Natürlich ging es hier um Glücksspiel, was sonst. In den hintersten Winkeln der Taverne lag der Tisch, abseits von neugierigen Blicken, aber trotzdem mitten in einer großen Masse. Das Gesicht des Mannes schimmerte nur im Feuerschein von zwei Kerzen hervor, denn die großen Öllampen waren längst aus. Der Mann hatte Gold und das war schon mal ein Problem, denn wer selber genügend Gold hatte, der brauchte selber keines mehr. Oder besser gesagt, man musste schon ganz schön was bieten. So jedenfalls war es bei den meisten Menschen, die ihr Gold mit Glücksspiel gewannen. Doch noch immer wussten sie nicht, ob es überhaupt der Mann war, den sie suchten. Er hatte die beiden Schatten längst wahrgenommen, doch keine weitere Beachtung geschenkt. Ihr Bruder, direkt wie immer, setzte sich an einen Stuhl, direkt neben den offensichtlichen Jäger. Dieser schaute grimmig zurück und deutete mit einer Handbewegung, dass der Gast lieber die Finger vom Gold lassen sollte. Was aber nicht unbedingt ein großes Hindernis gewesen wäre. Isabell blieb lieber stehen, um im Notfall eingreifen zu können. Sie hatte kein Interesse an einem Gespräch mit einem Halunken, sondern wollte vielmehr in ein warmes Bett. Der Wirt löschte die letzten Lichter, doch zu ihnen traute er sich nicht. Es waren nicht nur die kleinen Bestechungsmünzen von ihnen, nein, es war die Bekanntheit dieses Mannes, den sie Garez nannten. Er wohnte nicht umsonst neben dieser Kneipe und war nicht umsonst öfter hier als andere. Er war so was wie eine berühmte Persönlichkeit hier unten im Hafenviertel und auch der Wirt wusste das natürlich. Der Glücksspieler hatte genug Gold, um sich ein Haus am Marktplatz, ein Teil auf dem Burgberg oder aber ein großes Anwesen außerhalb zu leisten und doch blieb er hier. Der ehemalige Drachenjäger, der einst viel umjubelte Held, war kampfunfähig, jedenfalls mit dem Schwert, auf Dauer und mit Rüstung. Er konnte keine schweren Sachen mehr tragen, so nutzte ihm sein Teil der Beute wenig.
Die Menschen hatten Respekt vor dem Mann, der da saß wie ein Stein. Unter seinen struppigen Barthaaren an Kinn und den Wangen sah er eher wie ein Milize, ein Trunkenbold oder ein junger Fischer aus. Man konnte alle Aussagen verwerfen, da sie bei diesen Verhältnissen nicht ernst zunehmen waren, doch sie schätzte ihn nicht älter als dreißig ein. Er hatte noch kein graues Haar, sondern dunkle Haare, schwarz oder braun.
Sicher musste man damit rechnen, dass er ein kauziger Typ war, doch als er dann nach einiger Abwesenheit und dem Goldzählen zugewandt, den Dolch blitzschnell aus dem Holz zog und ihrem Bruder an den Hals hielt, das ging dann doch ein wenig weit für ihren Geschmack. Was wollt ihr beiden eigentlich von mir, häh? Man merkte dem Mann an, dass er auch auf diesen Besuch hätte verzichten können und bis zu diesem Zeitpunkt wirkte er auch auf sie eher wie ein kleiner Betrüger, konnte ja niemand ahnen, dass das seine Art war, die Leute zu begrüßen. Nicht jeder hatte den Sinn nach Gesprächen, insbesondere zu dieser Uhrzeit. Steckt den Dolch weg, oder dies ist euer letztes Gold gewesen. Isabell hatte beide Hände bei den Schwertgriffen und war auch bereit sie hier zu ziehen. Es wäre mehr als ungünstig gewesen hier in Gorthar einen Menschen zu töten, vor allem da der Wirt mehr oder weniger nüchtern war und die Fremden beäugte, aber der Dolch war auffallend dicht an Rociels Kehle und so etwas mochte sie ganz und gar nicht. Ihr seht, ihr habt ein Problem. Ihr seid zwar schnell... In dem Moment bewegte ihr Bruder seine Finger wieder, die schon die ganze Zeit auf dem Stiefel lagen. Es schien so, als ob er das ganze noch mit einem Grinsen sah, zumindest wäre es typisch für ihn gewesen. Nun schnellte seinerseits ein Dolch in seine Hände und lautlos glitt er an die Kehle des Mannes. ...aber ich bin schneller... Nun ließ er seine zweite Hand vom Tisch fallen und zückte auch den zweiten Dolch. Mit zwei Dolchen an seiner Kehle war das schon was anderes, selbst wenn der Fremde bei dem sehr offensichtlichen zweiten Hochholen hätte zustechen wollen, so hatte er immer noch den ersten an der Haut, den er nicht sehen konnte. ...und überlegen. Da ich euch so gut wie in der Hand habe eine Frage, wollt ihr den Dolch wegnehmen, oder soll ich euch einen Zaubertrick zeigen? Es war ein kleines, mieses Psychospielchen, denn wenn der Typ ihn hätte töten wollen, dann hätte er schneller gehandelt.
Er verzichtete und nahm seinen Dolch herunter, verschwand wieder in der dunklen Ecke, weg von jedem Kerzenschein. Ich hatte langen keinen mehr, der mich so aufs Kreuz gelegt hat. Ihr habt gewonnen, ich werde euch eure Fragen beantworten, denn ihr seid sicher nicht gekommen, um zu spielen, nicht wahr? Und dann begann ihr Gespräch auch schon, nachdem nun auch Isabell auf einem Stuhl in einer guten Entfernung zu dem Fremden Platz genommen hatte.
Der Wirt hatte auf Geheiß des Mannes verstanden und drängte niemanden zum Gehen, stattdessen schloss er nur seine Taverne ab, so dass außer ihnen keine Menschenseele mehr da war. Für den Mann gab es ein viertes und letztes Bier, versetzt mit Wasser, für ihren Bruder sein langweiliges Wasser und sie selbst nahm eine kalte Milch. Danach zog sich der Wirt zurück und ihr längeres Gespräch begann. Anfangs war auch Isabell nicht von Garez überzeugt, aber mit der Zeit begann sie ihre Schwertgriffe lockerer zu halten...
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| 11.02.2004 21:29 | #187 |
| Sara |
G: Also, was wollt ihr denn wissen, dass ihr mich aufgesucht habt und auch so hartnäckig seid?
R: Zuerst einmal wäre es nett zu wissen, ob ihr der seid, für den wir euch halten. Seid ihr Garez?
G: Garez Sadahrr, einst gefürchteter Kämpfer, nun ein Krüppel mit einem Dolch und eine Menge Wissen und Talent für das dubiose Glücksspiel. Wollt ihr eine Runde spielen? Einsatz eine Goldmünze?
R: Nein danke, ich ziehe es vor mein Gold zu behalten...Ihr erwähntet, dass ihr ein Kämpfer wart, erlaubt mir eine Frage. Wart ihr ein Drachenjäger?G: Oh ja, ein Drachenjäger, so nannte man uns auch. Doch viel mehr waren wir Abenteurer, jung, naiv, voller Kraft und voller Glauben.
R: Nun wisst ihr, warum ich hier bin. Habt ihr jemals einen Drachen erlegen können?
G: Oh ja. Einen haben wir erlegt und das ist mehr als die meisten Menschen jemals schaffen werden. Doch der Lohn war nicht der beste.
R: Wieso? Erzählt uns eure Geschichte?
G: Ihr wollt meine Geschichte hören? Dann lehnt euch zurück, lasset mich die Kehle anfeuchten und dann will ich euch meine Geschichte erzählen...
Garez, er war es also wirklich, nahm einen kräftigen Zug aus seinem Krug, dann lehnte auch er sich zurück und schulterte die Arme. In seinem Kopf schienen alte Erinnerungen aufzufrischen, damals, als er noch jung und gesund war. Nicht minder oft hatte er seine Geschichte erzählt, doch das war lange her, schon lange wollte keiner mehr die alten Geschichten hören. Die junge Generation tat die Worte gar als Lug und Trug ab. Seine Trophäen hat er deswegen auch nie gezeigt, er handelte zwar damit, doch das blieb ein Geheimnis. Er wäre nicht mehr sicher, wenn die Leute erfahren würden, was er da so im Keller hatte. Rociel sah kurz zu Isabell und lächelte, doch es musste diabolisch aussehen, so im Schein von zwei dicken Kerzen, die sicher noch für Stunden Wachs hatten.
Es war vor dreizehn Jahren. Ich war neunzehn Jahre alt, hatte die Ausbildung zum ordentlichen Waffenkämpfer an dieser Stätte mit Bravour bestanden. Ich ging in den Dienst der Stadt über, man nahm mich mit Kusshand, ich war jung, ich war begeistert und ich war gut. Ich war sogar ausgesprochen gut. Fünf Monate gingen ins Land, es war nicht aufregend, doch man sorgte trotzdem für genügend Unterhaltung. Es gab oft Feste auf der Feste, na ja, oben auf der Burg eben. Und dann gab’s auch die Privilegien. Egal ob Taverne, Kneipe oder Bordell, es war schon lustig, aber eben nicht spannend. Feinde trauten sich in dieser Zeit nicht an die Stadt heran, ganz im Gegenteil zu früher und der Zukunft die dann kam. Dann aber kamen sie, eine Gruppe Abenteurer, sie trugen Rüstungen wie Könige und hatten Waffen wie Götter. Sie nannten sich selber, Drachenjäger, ja stimmt, aber trotzdem fühlten auch sie sich als Abenteurer. Bruno, Haskir, Arion, Hans, Theodor und Feliss, ihr Anführer, so waren ihre Namen. Sie machten hier nur einen Zwischenstopp, doch natürlich blieben solche Typen nicht unbemerkt. Auch ich traf sie und nachdem ich mit ihnen eine Nacht geredet und getrunken habe, entschlossen wir uns mit ihnen zu gehen. Ich und mein Freund Anton. Sie versorgten sich mit Proviant und bezahlten uns eine bessere Ausrüstung, standen sogar einen Tag in der Schmiede, ihr müsst wissen, Haskir war der beste Schmied der Stadt, obwohl er nur drei Tage blieb. Nun ja, dafür mussten wir aus dem Dienst treten, was den Herren gar nicht schmeckte. Ich wurde entlassen, durfte aber nie wieder eintreten. Doch auch sie hatten erfahren, was der Sinn dieser Gruppe war und fanden es durchaus amüsant, gegen Drachen zu kämpfen. Sie versprachen mir ein Haus, wenn ich lebend zurückkommen könnte und einen Beweis erbringe, dass der Drache tot war. Nun ja, es ist zwar ne kleine Bruchbude, aber das Haus habe ich ja...
Nachdem wir alles hatten, marschierten wir los. Wir hatten Zugtiere dabei, die unseren Proviant schleppten. Drei Wochen lang gingen wir Richtung Inland, weit in das gorthanische Land hinein. Hier, bei der Hauptstadt, sind nur der Göttersitz und das daran liegende Gebirge bekannt, doch auch im Inneren von Gorthar gibt es große Gebirge. Eines davon nannten sie Todeszacken und so war es auch. Verbrannte Erde, Ödland und die Berge in Form von Zacken, die den Vulkan umrandeten. Und in diesem Vulkan, er war zwar noch aktiv, aber nicht mehr an der Oberfläche, stiegen wir hinab. Nach fünf Wochen ging ein Drittel unserer Vorräte verloren, die Tiere waren auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Jedenfalls passierte noch öfter so mysteriöses Zeug, doch wir schafften es heil und mit Aussicht auf Erfolg. Für mich war das alles wahnsinnig spannend, auch die anderen waren nicht viel älter, Feliss, unser Anführer war dreiunddreißig (33) und damit der älteste. Wir waren alles gute Kämpfer, wir mussten uns gegen die eine oder andere Gefahr auf dem Weg zum alten Drachen stellen, doch wir besiegten alles und jeden.
Doch der Drache überforderte uns alle, wir waren zu jung und zu unerfahren für ein solches Monstrum. Wir hatten alle schon viel gehört, tauschten unsere Erfahrungen aus und schätzten, doch als wir den Drachen zum ersten Mal sahen…wir hatten uns alle grob um die Hälfte verschätzt. Das Ding war so groß und wenn es die Flügel anhob, dann konnte man es mit einer Burg verwechseln. Unsere anfängliche Freude war verflogen und die Schätzungen, wie viel Gold jeder bekommen sollte, dahin.
Nun, wie kam es dazu, dass wir ihn doch erlegen konnten, fragt ihr euch sicherlich. Es gab ein paar Felsvorsprünge im Krater, an denen man hochklettern konnte. Feliss und ich kletterten unbemerkt vom Drachen da hoch, bis wir genau über ihm waren. Dann schlug die Stunde der Anderen, die ihn ablenken sollten. Inzwischen weiß ich, dass das alles totaler Schwachsinn war, denn unser Plan hatte viele Lücken und Fehler. So war es auch nicht verwunderlich, was danach passierte. Hans und Theodor, sie waren übrigens Brüder, wurden einfach von der Flamme geröstet. Der Drache hatte natürlich den Angriff bemerkt gehabt und schnaubte gefährlich. Sein Feuer war sogar bei uns oben zu spüren, es musste heiß wie die Sonne selbst sein. Doch um die toten Kameraden zu rächen wurden wir alle nur noch wilder, Feliss und ich wagten den Sprung aus sechs Metern und krachten auf die Schuppen des Tieres. Wir konnten uns gerade so festhalten, bevor wir abgerutscht wären. Schuppen waren glatter als man dachte. Die Schilde gaben unseren Kameraden Schutz, doch der Drache schnappte sich Anton und Bruno wie ein Spielzeug und zerquetschte ihre Körper, am Ende konnten wir nur noch Körperfetzen begraben.
Feliss und ich kämpften und auf dem riesigen Rücken immer weiter nach vorne, bis wir da waren, wo wir hinwollten. Dem Hals, dem Prunkstück des Drachen. Sie hatten besondere Waffen erhalten, Haskir meinte nur, es wären die billigsten Waffen, die je geschmiedet wurden, doch sie trugen eine besondere Fähigkeit in sich. Inzwischen weiß ich, was er meinte. Es waren keine Waffen aus Erz oder Stahl, deswegen billig. Ich weiß immer noch nicht, aus was sie waren, doch der undurchdringliche Schuppenpanzer wurde durchbohrt von ihren Schlägen und Stichen. Dreiundzwanzig Mal stach ich zu und kein Schlag ging nicht durch die Haut. Da der alte Drache weder fliegen konnte, noch sich auf dem Rücken verteidigen, hatte er keine Möglichkeit sich zu wehren, den Abschüttlungsversuchen hielten sie stand.
Irgendwann muss er dann gefallen sein, ich weiß nicht mehr wann, aber zu allem Unglück begrub er Arion unter sich, als er fiel. Ich wurde bei dem Sturz schwer verletzt, mein Rücken und meine Hand wurden gequetscht, ich kann zwar wieder ohne Schmerzen leben und einen Dolch führen, aber meine Kondition ist im Eimer und schwereres als ein Dolch hält mein Arm auch nicht aus. Ihr sehr, mein Preis war auch hoch, doch bescheiden zu dem der Gefallenen.
Am Ende waren nur noch drei übrig. Ich hatte meinen Freund verloren und neue Kameraden und sie ebenfalls ihre Freunde. Wir begruben sie an Ort und Stelle, schenkten ihnen so viel von ihrem Teil, wie es nur ging.
Danach nahmen wir uns unseren Teil. Drachenzähne, Drachenschuppen, ihr Blut und auch ihre Krallen. Komischerweise gab es keinen Hort bei diesem Drachen...aber vielleicht waren wir wirklich so bescheuert und haben ihn übersehen, ihr könnt ja suchen...na ja, kommen wir zum Ende meiner Geschichte. Ich jedenfalls kehrte zurück nach Gorthar, ein paar Tage blieben Haskir und Feliss, dann zogen sie zurück in ihre Heimat. Wir haben uns nie wieder gesehen, aber trotzdem werde ich das nie vergessen.
In Gorthar waren wir tagelang die Helden, doch dann bestahlen uns Räuber, denn die Nachricht hatte sich natürlich wie ein Lauffeuer verbreitet. Nun ja und hier endet es auch schon, ich blieb in meinem Haus und besuche seitdem regelmäßig diese Taverne, wenn ich mich nicht irgendwo...anders...rum treibe. Wenn ich gewusst hätte, wie einfach es ist mit Glücksspielen sein Gold zu verdienen...nein, ich wäre trotzdem mitgegangen. Diese Jagd hat mich vielleicht ruiniert, aber trotzdem wird man ein Leben lang daran erinnert, was man da doch geleistet hat. Nicht zu vergleichen mit ein paar toten Orks oder Wargen. Die jungen Soldaten geben ja schon an, wenn sie mal einen Snapper erlegt haben. So etwas war für uns damals ein Frühstück oder ein Mittagessen. Es war eine aufregende Zeit...
Aber jetzt sagt schon, ihr wollt etwas von mir und damit meine ich nicht diese Geschichte, die euch auch jeder gute Barde erzählen kann. Nur das bei uns keine Jungfrauen vorkommen müssen...
Kurze Stille. Rociel hatte die Geschichte verfolgt und dabei auf Garez geachtet. Natürlich klang es wie ein ausgedachtes Märchen, jeder hätte das gedacht, dass ein halbes Duzend Männer einen Drachen zu Fall bringen? Einen Drachen? Lächerlich...aber Garez erzählte mit einer solchen Inbrunst, dass es die Wahrheit sein musste. Nun, außer an ein paar Stellen, der Fürst war sich sicher, dass er ab und zu gelogen hatte.
I: Und die Schuppen? Ist euch wirklich ALLES geklaut worden?G: Ja alles, wieso? Ach Moment mal…jetzt geht mir ein Licht auf, ich hatte es geahnt...ihr seid hier, weil ihr die Trophäen kaufen wollt, stimmt's? Nun, wie ich schon sagte, ich habe nichts mehr.
R: Interessant. Ich habe anderes gehört. Wenn der Preis stimmt schätze ich...G: Seid still. Wir sind nicht alleine. Kommt morgen zu mir. Ich erwarte euch in meinem Haus. Dann werden wir ja sehen, ob der Preis stimmt. Und zu niemanden ein Wort. Nein, nein, ich habe nichts mehr, ihr werdet euch einen neuen Drachen suchen müssen, hähähä.
Garez nahm den allerletzten Schluck an diesem Abend, dann verließ er die Taverne durch die Hintertür, für die er anscheinend einen Schlüssel hatte. Da standen sie nun, in einer dunklen Taverne, in der zwei Kerzen glühten, aber sie hatten keinen Schlüssel und auch nicht die Absicht noch groß raus zugehen. Ihr könnt ein Zimmer mieten, wenn ihr nicht mehr raus wollt. Zehn Goldmünzen die Nacht! Die Stimme hinterm Tresen war also noch da, auch wenn man sie nur noch als wabernder Schatten sah. Nun aber entzündete sich eine Lampe, die sie – für zehn Goldmünzen – in ein Zimmer führte, das das Ende dieses Tages darstellte. Die Felle blieben diesmal auf zwei Stühlen und gingen nicht mit in das Bett, das als Ruhestätte schnellen Anklang fand, denn der Tag war schon sehr spät – denn er war schon sehr jung – es war Viertel vor Drei. Sie waren einen guten Schritt weitergekommen, weiter als jemals erhofft. Auch wenn Zweifel blieben, die blieben bei solchen Sachen immer. Es sah gut aus, morgen sollte die Entscheidung fallen. Es schien logisch, warum Garez jedem weismachen wollte, das er nichts mehr hatte. Aber Rociel hatte von Anfang an den Verdacht, dass ein Typ wie er sich nicht einfach der Beute bestehlen lassen würde. Aber sie würden sehen, morgen war auch noch ein Tag...
Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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| 12.02.2004 15:40 | #188 |
| Marquez |
Souverän und ohne Feindkontakte hatten sie die Treppe hinter sich gelassen und standen nun direkt vor der Tür aus dem Treppenhaus in das Ganggewirr des 2. Stockwerkes. Zum Glück für die beiden Invasoren bestand jene Tür jedoch nur aus einigen, dürftig zusammengeschusterten Holzbrettern, was zur Folge hatte, dass man dank der Schlitze dazwischen einen perfekten Ausblick auf den dahinterliegenden Gang hatte. So riskierten Druid und Marquez also einen flüchtigen Blick und machten eine weitere Wache genau auf der anderen Seite der Tür aus, die völlig allein mit dem Rücken zu selbiger halb einnickend auf einem Stuhl saß und somit wohl leichte Beute darstellen würde.
Nachdem sie eine Weile gewartet hatten, um nicht doch unverhofft auf Verstärkung zu treffen, schob Marquez die Tür auch schon auf, verpasste dem unaufmerksamen Posten einen wuchtigen Tritt ins Genick und packte ihn, noch bevor er bäuchlings aufschlagen konnte, um ihn lautlos zurück ins Treppenhaus zu ziehen. Druid würde den armen Kerl wohl wieder auf irgendeine weitere lehrreiche Weise erlegen, um auch einhundertprozentig sicher zu gehen, doch der Bandit wollte das gar nicht sehen. Er ging lieber schon einmal vor, um nach weiteren Patrouillen Ausschau zu halten. Und überraschenderweise stellte er fest, dass sich außer dem Wachmann am Treppenhaus nur noch fünf weitere in diesem Stockwerk aufhielten. Zwar versammelten sie sich alle um die gleiche Tür, die wohl in das Gemach Rudolphs führen würde, doch trotzdem stellte sich Marquez die Frage, welcher leichtsinnige Idiot hier wohl für die Bewachung des Kommandanten verantwortlich war. Bis jetzt hatte noch nicht einmal jemand nach der Treppenhauswache gesehen...
Na gut, vielleicht war es ja die Aufgabe des Mannes, der sich nun, kurz nachdem der Bandit zu seinem Lehrmeister zurückgekehrt war, von der Gruppe entfernt hatte, auf den Korridor zur Treppe einbog und Marquez’ hinterhältigen Ellenbogen zu spüren bekam, wer weiß das schon? Jedenfalls zogen sie nun weiter und schlichen an die übrigen vier heran. Diese waren allerdings alles andere als dämlich postiert, ganz im Gegenteil: Nun würden sie wohl ihre Tarnung aufgeben müssen.
Die beiden Infiltranten beschlossen also nach einer kurzen Beratung, sich aufzuteilen und so hinter zwei Ecken in Position zu bringen, dass sie gleichzeitig von beiden Seiten auf die Tür zugreifen konnten. Ein Klopfzeichen sollte hierbei als Signal zum Angriff dienen, aber dafür sorgten die Feinde schon selbst.
Gerade als Marquez nämlich bereit war und zum kraftvollen Schlag gegen die Wand ausholen wollte, setzte sich eine der Wachen mit wütenden Worten in Bewegung: »Das kann doch nicht sein, dass der so lange braucht. Ich wette mit euch um einen Schinken, dass der sich wieder besäuft. Echt, solche Leute sollte man auf der Stelle feuern, aber nein, auf mich hört ja keiner.« Das Gekeife versandete nun zu einem unverständlichen Gebrummel und der Wachmann bog in den Gang, auf dem Marquez ihn schon sehnlichst erwartete, ein.
Sogleich sprang der Bandit auch schon auf seinen Kontrahenten zu und schickte ihn mit einigen ansehnlichen Tritten zur gegenüberliegenden Wand, an der er, nach einem dumpfen Aufprall und aus dem Mund blutend, wie ein nasser Sack herunterglitt. Die anderen Drei zogen nun reflexartig ihre Schwerter, um die Bedrohung so schnell wie möglich aus dem Weg zu räumen, doch weit kamen sie nicht, denn Druid war inzwischen aus seiner Deckung gesprungen und räumte mit den beiden, die ihm am nächsten waren, auf. Der vierte bemitleidenswerte Kultist, der gar nicht wusste, vor wem er zuerst fliehen sollte, lief zwischen den beiden jedoch noch ein wenig panisch im Kreis umher, wurde dann aber endlich in gemeinsamer Arbeit der beiden Leeler erlöst und bekräftigte schließlich mit seinem Aufschlag auf dem Boden, dass der Weg zu Rudolph nun frei war.
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| 12.02.2004 21:55 | #189 |
| Isabell |
Dunkle Schatten lagen im Land, früh am Morgen klopfte es an einer Tür. Sie hatten ihre Felle genommen und waren durch die Hintertür verschwunden. Nun stand nur noch die Tür aus massivem Eichenholz im Weg. Zwei Initialen kündeten von dem Mann, der hier wohnte und ein verschlagenes Leben führte. Isabell wusste nicht, wie sie Garez einschätzen sollte, ob er glücklich mit seinem jetzigen Leben war, oder ob er sich wieder einen Weg in den Kampf finden wollte. Er war ein guter Erzähler gewesen und ein guter Spieler war er sicher auch, aber sonst... Nur wenig Eindrücke hatte sie sammeln können, doch war es nicht ihre Art gewesen fremde Menschen besser kennen zulernen, wenn dies sowieso keine Bekanntschaft auf Dauer war. Die Zeit für Freundschaften war sowieso abgelaufen, sie waren zu alt, um echte Freunde im Herzen sehen zu können, außerdem gebot es ihr Fluch nicht, sich mit anderen Menschen abzugeben. Da sie schon jetzt jede Sekunde den Tod planten war es sinnlos und wer wollte schon einen Dämon zum Freund? Und sei es nur als Bekanntschaft...
Der Mann, der ihnen nun leicht verschlafen die Tür öffnete, war es sicher nicht. Mit einem freundlichen Guten Morgen begrüßte er die Gäste, bot ihnen etwas zu trinken an und verabschiedete sich wieder. Garez hatte echt Nerven, er pflegte immer bis Mittags zu schlafen, er hasste es auf die Pest morgens aufzustehen, doch das Klopfen hatte ihn heute aufstehen lassen. Das änderte jedoch nichts daran, dass er sich noch mal hinlegte, Angst bestohlen zu werden, hatte er wohl nicht. Vielleicht war es auch eher die Sicherheit, dass sie etwas von ihm wollten, dass nur er kannte, selbst wenn sie die Schuppen stehlen wollten, sie hätten sie nie gefunden und das wusste der findige Drachenjäger a.D.. Auch wenn es nicht geplant war solange zu warten, so sahen sie sich doch ein wenig in Garez Bude um. Es war ein richtiges Haus, nicht unbedingt groß, aber auch nicht klein. An den Wänden hingen gemalte Bilder von Drachen und von drei Menschen. Als sie näher heran trat, erkannte sie die Namen. Es waren Haskir, Feliss und eben Garez, wie sie vor ihrer Beute standen. Spätestens da wurde ihr klar, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Sie hatten tatsächlich einen Drachen erlegt. Überall in dem Haus waren schwere Truhen mit noch dickeren Schlössern, unknackbar nicht, aber sicherlich verdammt schwierig und selbst wenn Diebe hier gesucht hätten, so wären sie nur mit einer Menge Gold davon gekommen, aber seine Schätze waren nicht in den Truhen und auch große Teile des Goldes nicht, es war nur ein Bruchstück und doch unheimlich viel. Garez sah nicht unbedingt reich aus, er trug bessere Bürgerklamotten, aber mancher Händler hier hatte feinere Stoffe an. Auch sein Äußeres ließ mehr die Tendenz des normalen Arbeiters als des reichen Edelmannes herausblicken. Sie wusste nicht, wie sie dazu stehen sollte, doch es machte auf jeden Fall seine angebliche Verletzung glaubwürdig. Wenn Isabell ehrlich war, mochte sie den Abenteurer sogar, aber trotzdem vertraute sie ihm nicht voll. Nur selten waren ihre Augen geblendet von der Tatsache, bald die zweite Zutat für Ashisou zu haben, denn noch war alles so unwahrscheinlich weit weg. Man musste bedenken, dass es hier nicht um ein einfaches Kettenhemd oder einen magischen Plattenpanzer ging, nein, nein, Ashisou besaß keine Verzauberungen und war doch ein Objekt aus reiner Magie. Man sagte den Drachen heilige Kräfte nach, genau wie den Schneewölfen und den Feuerwaranen, es war ihre Kraft, die in diesen Rüstungen steckte und nur wenige wussten, wie man sie baute. Die Kunst war lange vergessen und das war auch gut so...
Es war eine echte Schande und Schmach, dass ein Träger dieser Rüstung von einem Dämon gefangen werden konnte, doch es war nicht mehr zu ändern. Träume in die Vergangenheit waren erlaubt, doch immer blieb das eigentliche Ziel vor Augen. Noch war überhaupt nichts entschieden.
Im Haus gab es auch bequeme Möbel, zwei Kamine und ein paar normale Teppiche, es wirkte alles einfach und gut bürgerlich und genau diesen Eindruck sollte es wohl auch vermitteln. Sie besprachen noch ein wenig die Vorgehensweise und die weiteren Pläne, denn planlos waren sie oft in die Tage gewandelt. Doch Rociel hatte nicht viel zu sagen, schien schweigsam, nachdenklich, ruhig. Getrübt war ihre Stimmung nicht, doch sie konnten die Tage feiern wie sie wollten, nie wieder würde Glück durch ihre Adern kreisen. Glück durch Städte, Fremde, Fremdeinwirkung. Egal was sie auch taten, Glück konnte nicht mehr existieren, auch ihr war klar, dass das Leben vorbei war und es nur noch den einen Weg gab. Hätten sie sich unter anderen Umständen, an einem anderen Zeitpunkt in einer anderen Welt getroffen, anstatt so, es wäre sicher nicht anders gekommen. Doch vielleicht wäre die Bestimmung eine andere, ihr Schicksal blieb in jeder Welt, an jedem Zeitpunkt dasselbe. Immer wieder suchten sie die zwei Worte heim, Bestimmung und Schicksal, seltsam war es. Immer wieder schnürte ihr ein fremdes Element die Luft ab, immer wieder zögerte sie vor Hindernissen, die nicht existierten. Was sie vorhatten war Wahnsinn und Pflicht zugleich, auch wenn sie keine Chance für diese Welt mehr hatten, so würden sie doch für etwas kämpfen. Am Anfang wollte sie es nicht wahrhaben, hielt ihr Blut nicht für so schlimm, doch auch ihr war klar geworden, dass jeder Mensch sie jagen und töten wollte. Als Dämonenkind hatte man keine Chance auf Leben. Eine schwere Depression, die sich seit Wochen durch ihre Adern und Nervenbahnen zog, durch ihre Gedanken und Hirnwindungen, wie ein Gift das seinen Lauf nahm. Immer mehr nahm die Verfremdung ihren Lauf, immer mehr dachte sie an ihre Zukunft. Alles entfernte sich, Dinge die einst nah waren, rückten in weite Ferne. Ihr Blut nahm eine Veränderung an sich, durch die Erweckung des einstigen Vaters gab es kein Zurück mehr. Sie hatten keine Wahl, entweder den Tod, oder das Leben mit diesem Blut. Sie wurden immer stiller, immer einsamer. Menschen interessierten jetzt schon kaum mehr, bald wären sie ganz aus dem Kopf heraus gespült. Und dabei war es vermeidbar, denn auch ihr Blut hatte Schwächen und Fehler. Man konnte sie nicht immer sehen, doch es war kein Blut, das sie zerstören konnte, wenn sie es nicht wollten. Doch weder Isabell noch ihr Bruder taten etwas gegen diese Zerstörung, anscheinend war es sogar ihr Ziel...die Pläne der Dunklen Seelen zu kennen war unmöglich, doch wer weiß...
Wenn verkohltes Fleisch aus dem glimmenden Rostbraun aufersteht und die Feuer erhängt, dann hat es geschlagen für einen neuen Brandherd. Wenn man die Zukunft kennt, kennt man den Sieg, die Niederlage, das Nichts. Ein Grinsen bedeutet Unheil, ein fahler Blick bedeutet Gefahr. Sahen sie sich doch oft so an und Sterne in ihren Augen funkelten. Wenn andere Blutquellen pumpten, dann flossen ihre umso mehr. In jedem Körper schwamm der Andere. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Ein Narr, wer gar nichts entdeckt. Ein kluger Kopf, wer böse Taten lenkt. Sie sah seine Gedanken brach daliegen, konnte sie deuten. Naive Köpfe erkannten nur unschuldige Kinder, doch wer kannte schon den Fluch. Doch niemand kannte die Wahrheit über Rociel und Isabell, niemand würde je wieder von ihnen hören, niemand kannte sie und würde sie jemals kennen. Kinder waren sie lange, nie sollten Schlächter ferner liegen. Rätsel wollten gesprochen, Taten gefolgt sein.
Ein fremdes Grinsen ging über ihr Gesicht, als Rociel ihr antwortete, doch gleichzeitig bebte roter Lebenssaft in den Adern und kündeten von Lügen, von Dreck und Verdammnis. Fremd waren sie und doch gehemmtes Vertrauen auf Ewigkeit. Gefangen durch Flüche, gefangen durch Seelen, gefangen durch Lügen, gefangen durch Bestimmung. Heilige Rätsel offenbarten Wahrheit und Lüge, kompliziert waren sie, doch musste man sie nur deuten. Auch Menschen waren Rätsel, doch sie waren älter als Äonen...
Irgendwann gegen Mittag kam er dann, Garez. Frisch gewaschen und mit neuen Kleidung machte er einen weitaus frischeren Eindruck als noch gestern. In seinen Augen funkelte Gold, in seiner Hand hielt er einen schweren Schlüssel. Mit wenigen Worten führte er die wartenden Gäste in eine kleine Kammer, in der standen allerhand Sachen, von Eimern, Besen, Harken, Schaufeln, Werkzeug und Holzplatten über Nägel, Bolzen, Farbe und Eisen. Der Mann räumte einen Schrank zur Seite und betätigte den Hebel, der als Fackel getarnt war. Vor ihnen öffnete sich eine Geheimtür und sie staunten nicht schlecht. Das Leben in ihren Gesichtern war zeitweise erstarrt, als da eine überaus raffinierte Konstruktion zur Seite fuhr und Einblicke in ein schwarzes Nichts gaben. Hähähä, wenn die Kunden mir bitte folgen wollen, Vorsicht Stufen.Eine Fackel wurde entzündet, als alle drei Personen in dem sehr engen Gang standen, schloss Garez die Tür und lachte erneut auf. Es war offensichtlich, dass sie so schnell nicht wieder hier raus kamen, selbst Isabell wurde jetzt wieder argwöhnisch gegenüber dem fiesen Lachen des ehemaligen Drachenjägers. Sie gingen vielleicht fünf Meter unter der Erde, der Weg führte immer schräg nach unten. Tief in einem Seitentrakt des Kellers waren sie dann da, am Ziel. Garez entzündete sechs weitere Fackeln, die fest an den Wänden montiert waren und schnippte mit dem schweren Eisenschlüssel in seiner Hand.
Nun sehr her, kleine Schatzsucher. Ihr wollt meinen Reichtum sehen, oh ja, ihr sollt ihn sehen, hähähä. Garez entzündete die letzten zwei Fackeln, blaues Feuer züngelte in den Kelchen, geschnitzt aus den Köpfen zweier Menschen. Die Köpfe waren echt, doch Isabell war nicht im Stande zusammenzuzucken, man konnte Menschen zu sehr entstellen und ihnen ihre Würde nehmen, in Zeiten des Krieges und des Kampfes war ein Anblick von toten Köpfen nichts besonders, selbst ihr Bruder machte da keine Ausnahme, im Gegenteil, Rociel war noch besonders grausam… oder nein, er erkannte den Tod als respektlos an.
Doch mit Garez geschah etwas, das war viel wichtiger. Die blauen Flammen sprangen über die Begrenzungen der Köpfe, flossen in der Luft weiter und bildeten einen Käfig zwischen ihnen. Mit einer jugendlichen Leichtigkeit nahm er den Schlüssel und steckte ihn in die Truhe. Dreifach gehärteter Stahl. Eine Schicht aus Panzererz, solides Holz, perfektes Schloss. Die Truhe der Truhen. Alle drei waren gebannt, Garez erlag auch diesmal dem Fluch des Drachen, ihr Bruder veränderte sich auch, ein Glänzen funkelte in seinen Augen und bei ihr...Isabell weitete ihre Augen, wollte die legendären Drachenschuppen sehen. Wie lange hatten sie darauf gewartet. Mit einem sechsfachen Klacken öffneten sich die Sperren des Schlosses, Metalle wichen zur Seite und Garez glühen wurde größer. Endlich wich auch der letzte Keil des Schlosses. Der Mann öffnete den schweren Deckel und dann tauchte der dunkle Raum in ein helles Licht. Ein Schrei wich aus der Truhe, Nebel stieg daraus auf, die blauen Flammen schossen hinein und schwammen dort weiter. Das Lachen des Mannes ließ Mark und Knochen erschüttern und schürte nur noch mehr den Wahn, den er schon lange erlegen war.
Beugend vor dem Schatz schnappte er sich eine der Drachenschuppen und hielt sie lachend in den Armen, alles glühte an und um ihn und seine Augen waren nun deutlich dem Wahnsinn erlegen. Seht, dass ist mein Schatz. Das ist die Magie des Drachen. Nehmt die Schuppe, aber gebt sie mir wieder.
Rociel nahm die Schuppe entgegen und im selben Moment lag sich eine dunkle Aura um ihn, sofort spürte sie es, in ihrem Blut trat eine deutliche, unglaublich starke Veränderung ein, doch das was sie sah hätte auch ausgereicht. Sofort erlosch jeglicher Glanz und es war ohne Zweifel etwas passiert. Isabell fürchtete sich in dem Moment, da sie nicht wusste, was. Während Garez immer mehr aus der Truhe holte und immer mehr vom Fluch eines Drachenschatzes besessen wurde, kam Rociel langsam auf sie zu. Seine Augen waren blau, unverfärbt und rein, seine Hände zitterten nicht und gerade das machte ihr Angst, denn die schwarze Aura war nie von ihm gegangen, dann reichte er ihr die Schuppe mit der einen Hand und legte gleichzeitig die andere auf einen Punkt an ihrer Hand. Das ist der zweite Teil, sind sie echt? Seine Stimme klang normal und wie immer, es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich auf diese Schuppe konzentrieren konnte, doch dann spürte sie auch die schwarze Aura in sich selber. Sie zuckte zurück, hätte die Schuppe fast fallen gelassen, doch ihr Bruder presste die Hand nur fester auf ihr Handgelenk und beruhigte sie. Ganz ruhig. Entspann dich, der Fluch wird nicht auf dich übergehen. Isabell verstand nicht ganz, was er meinte, doch sie spürte, wie es warm wurde und sich nichts negatives tat. Im Gegensatz zu Garez, der nun vollkommen austickte und immer lauter und gestörter lachte. Unbeeindruckt davon, nahm sie die Schuppe nun genauer unter die Augen, sie sah auf den ersten Blick, dass es echt war, kein Zweifel, denn die Magie haftete auf Ewig daran. Mit einem Nicken gab sie die Schuppe zurück und als sich die Hand ihres Bruders von ihrem Handgelenk löste, da ging die schwarze auf einmal weg, wie Magie...Wie hast du das gemacht? Doch er drehte sich nur um und zwinkerte locker, als ob nichts wäre.Ich sag’s dir später, jetzt sollten wir uns um den Freund da vorne kümmern. Wie viele Schuppen brauchst du für die Rüstung? – Ich brauche fünf, genau fünf Stück. Ja, fünf Stück waren es, die an der alten Rüstung hafteten. Sie bilden die Herzstücke der Rüstung und waren die Hauptelemente der ureigenen Magie, die selbst über der der Wölfe und Warane stand.
Mit einem Mal war das Lachen verstummt, mehrere weitere Schuppen, Zähne und Krallen waren aus der Kiste entwichen und der vorhin noch so normale Mann sah schwer verwirrt aus, doch die Magie ihres Bruders wirkte auch auf den stärksten Anhänger des Fluches, machte ihn gefügig wie ein kleines Kind, doch nicht seine Sinne waren getrübt.
R: Nun Garez, ihr habt bewiesen, dass ihr ein Mann der Wahrheit seid, habt bewiesen, dass ihr einen Drachen getötet habt und habt damit meinen Respekt verdient, doch ihr wisst genau so gut wie ich, dass es nun enden muss. Nennt mir euren Preis, den ihr für fünf Drachenschuppen wollt und bedenkt, dass ich euer Geheimnis nun kenne.
G: Es wird euch nichts nutzen, wenn ihr hier nicht mehr lebend rauskommt. Also denkt dran, ich habe euch in der Hand.
R: So sind alle Geschäftsmänner und besonders die, die dem Fluch des Drachen verfallen sind, Wusstet ihr, dass ein toter Drache immer noch töten kann?G: Ach lassen wir das. Ihr wollt meine Schuppen und ihr werdet in ganz Gorthar keinen anderen finden der welche hat. Ihr könnt entweder meine alten Kumpanen suchen, irgendwo auf dieser Welt, könnt versuchen einen anderen Drachen zu finden und zu töten oder aber, ihr nehmt mein Angebot an.
R: Sprecht.
G: Aye! Ich bekomme ein Drittel von dem, was ihr dabei habt. R: Hm...wenn ihr von meinem Gold redet, soll es mir Recht sein, aber ich werde eher Beliar töten als mich von meiner Ausrüstung zu trennen.G: Natürlich meine ich Gold, mit anderem Zeug kann ich nichts anfangen.R: Nach meinen Rechnungen habe ich eintausendzweihundertneunzig (1290) Goldstücke dabei, ein Drittel wären dann...
G: Ja damit bin ich einverstanden, gebt mir die vierhundertdreißig (430) Goldstücke.
R: Ihr seid ein guter Rechner, nehmt die Schuppen, ich werde euch das Gold oben geben.
G: Gerne, wenn ihr endlich meine Schulter loslassen würdet.
R: Oh nein, nicht eher ihr die Sachen nicht wieder verschlossen habt. G: Hm, komischer Kauz seid ihr.
Die ganze Zeit sah sie dem Schauspiel zu, jedes einzelne Teil verschwand wieder in der Truhe, bis sich diese krachend schloss, wieder sechsfach verriegelt wurde, allerdings um fünf Schuppen ärmer. Die Flammen wurden gelöscht, doch der Fluch haftete auch noch leicht an den Schuppen. Trotzdem war es ein angenehmes Gefühl, als sie endlich wieder aus der Kammer traten. Der Trick für die Öffnung der Tür war simpel, ein verstecktes Loch in der Wand, verborgen durch eine Platte, enthielt den Hebel. Kaum vorzustellen was wäre, wenn dieser nun gesponnen hätte.
Garez war ein armer Mann, der Fluch würde ihn schon bald zerstören, doch sie hatten ihr Ziel erreicht und die Schuppen gehörten ihnen. Zwar war es eine geradezu lächerliche Menge, doch die Rüstung brauchte keine Masse um zu beeindrucken. Nun waren sie so dicht vor dem Ziel, nun fehlten nur noch die Schuppen der gefürchteten Feuerwarane...
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| 13.02.2004 18:42 | #190 |
| Dark-Druid |
Leise schwang die Türe auf, eröffnete den Blick in die Gemächer Rudolphs. Blitzschnell und absolut lautlos huschten die Beiden durch den Türspalt, schlossen die Pforte sofort wieder hinter sich. Sie war nicht verschlossen gewesen. Der kurze Kampf eben war hoffentlich nicht zu laut gewesen, denn wenn die Rufe der Wachmänner weitere aufmerksam gemacht hätten, hätten Druid und Marquez wohl ein Problem. Der Übermacht, die sich noch in den Katakomben, die sich unter dem von außen unscheinbaren Haus befanden, befand, waren sie nie und nimmer gewachsen.
Ein paar sachte brennende Öllampen, die in gläsernen, in Metall eingefassten Gefäßen an den Wänden ruhten, sandten flackernde Lichtstrahlen durch den Gang in dem sich die beiden Kämpfer nun befanden. Der Boden war mit purpurfarbenem Teppich ausgelegt, die Mauern, in denen sich auf beiden Seiten eine Vielzahl von Türen auftat, waren mit reich verzierten, kunstvollen Holzfresken geschmückt, zeugten entweder von dem Reichtum des Besitzers oder dem des gesamten Kultes. Hinter welcher der kräftigen Türen sich der feiste Mann seiner Nachtruhe hingab, war nicht allzu schwer in Erfahrung zu bringen, zeigte ihnen doch sägendes Schnarchen unüberhörbar den richtigen Weg.
Sauber gefaltet und gestapelt lagen die ausladenden Kleider Rudolphs neben seinem Bett, einem schweren Gestell aus festem, dicken Holz, auf dem eine dicke, scheinbar weiche Matratze prunkte. Der Leiter des Vorpostens in der Stadt lag seelenruhig schlummernd auf jener Matratze, bedeckt von einer wärmenden Decke, den Kopf auf ein dickes Kissen gebettet. Durch ein großes Fenster fiel das fahle Mondlicht in die Kammer, erhellte das ansonsten dunkle Zimmer ein wenig. Im Zwielicht ließen sich einige hochaufragende Schränke und Regale erkennen, in einer der hinteren Ecken stand ein ansehnliches Schreibpult, auf dem mit Schnitzereien verzierten Nachttisch prangte eine gelöschte Kerze in einem goldenen Ständer, die geweißten Wände waren mit Malereien und Bildern aller Art behängt.
Leise sirrend glitt Trauerschatten aus seiner ledernen Ruhestätte, fand festen Halt in der Hand des Kriegers, der ihn führte. Unhörbar huschte Druid zum Bett, kniete sich vorsichtig über Rudolph, presste mit einem Mal die Linke auf seinen Mund, die schwarze Klinge gegen seinen Hals.
Mit einem erstickenden Schrei erwachte der dem Tiefschlaf, mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen starrte er zu dem schwarzen Kämpfer hoch, versuchte um Hilfe zu rufen, sich zu befreien, doch die Hand Druid schloss sich fest wie ein Schraubstock um Kiefer und Lippen, ließ keinen Laut zu. Mit Nachdruck presste er die rasiermesserscharfe Klinge seines Schwertes an die Kehle des Liegenden, der schließlich aufgab und ruhig verharrte.
„Pssssscht“, langsam legte der Gildenlose seinen Finger auf seinen Mund. „Ihr habt da etwas, das ich gerne in meinem Besitz wüsste, Rudolph...“, seine zutiefst schwarzen Augen durchbohrten den Mann förmlich, Druid konnte spüren, wie er unter ihm erbebte, als ihm ein Schauer über den Rücken lief.„Alles, was Ihr seht, soll das Eure sein, aber verschont mein Leben!“„Na, na, na… Ihr wisst, was ich meine, mein Freund.“, leise erhöhte er den Druck, der auf der Klinge lastete.
„Nein, nein... ich weiß nichts!“, wieder steigerte sich das Gewicht, „aber ich weiß e...“, ein einzelner, einsamer Blutstropfen presste sich unter dem schwarzen Stahl hervor, rann langsam über den Hals, tropfte schließlich, einen roten Fleck hinterlassend, auf das weiße Laken.
„A... Also gut. Die Krone ist im Besitz eines Kriegers aus unseren Reihen. Mit einer kleinen Gruppe aus Kämpfern sucht er nach dem Grab Ankhraghas, um zu erfahren, wer der Auserwählte ist.“
„Wo ist dieses Grab?“
„Ich weiß es ni...“, ein weiteres Mal drückte sich die Schneide des Schwertes gegen seinen Hals. „Aber, ich weiß es wirklich nicht. In der Stadtbibliothek könntet Ihr mehr erfahren!“
Das war es. Er hatte genug gehört.
Plötzlich wurden viele, schnelle Schritte auf dem Korridor hörbar, scheinbar waren sie doch entdeckt worden. Aber das war egal, Druid wusste, was er wissen musste. Mit einem wimmernden Schrei glitt Rudolph in das Reich der Träume, als die Faust des Kriegers schmerzhaft mit seinem Wangenknochen kollidierte."Jämmerlich..."
Schnell sprintete er zu dem Fenster, das zur Straße führte, wenn auch zwei Stockwerke über dem Boden gelegen. Mit einem schnellen Hieb schlug er die Scheibe ein und hockte sich in den Rahmen.
„Kommt schon, Marquez!“, mit diesen Worten sprang er.
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| 14.02.2004 10:14 | #191 |
| Sara |
Es war viel Zeit vergangen, zwei Stunden waren sie in dem Kellerraum gewesen, dabei kam es ihm so kurz vor. Die Schuppen, sie waren wirklich prächtig, wurden bezahlt. Ein Drittel seines Goldes war ein lächerlich geringer Preis für diese Schuppen, doch es zehrte auch an seinen Goldbeständen. Doch Gold war so unwichtig, so ohne Bedeutung für ihn. Nun war es so. Früher nicht. Sie hatten zwei Teile, bekamen von dem wieder geheilten Garez noch ein paar Lappen und Tücher, damit konnten sie die Felle, aber besonders die Schuppen gut einwickeln. Als er versuchte die sechs Felle hochzuheben, schmerzte seine Hand erneut, noch immer waren die Schmerzen da und man konnte die Hand noch nicht voll belasten. So musste er sich mit vier Fellen begnügen, auch seine Schwester hatte in diesen Tagen viel zu schleppen. Kurz waren sie auf dem Marktplatz von Gorthar. Isabell verkaufte ihren Bärenfellpanzer. Er konnte dies gut verstehen, schließlich war ein Bärenfell schwer, dafür aber sehr, sehr warm. Es war einfach nötig gewesen, der sichere Tod hätte gerade sie getroffen, hätten sie nicht für teures Gold diese Kleidung gekauft. Er wollte nichts von seinen neu gewonnenen Sachen wieder abgeben, denn sie passten zu ihm.
In einer kleinen Taverne hatten sie sich dann hingesetzt, es war eines der besseren Häuser, oben am Marktplatz, ganz in der Nähe der Burg, zwei Wachen standen vor dem Haus. Es war nicht gut besucht, es gab keine klimpernden Barden und auch keine erzählenden Barden, auch wenn beides nicht verboten schien. Es war sehr ruhig, es diente wohl wichtigen Geschäftsleuten als Verhandlungsort oder einfach nur für Leute, die in Ruhe essen und trinken wollten oder sich abseits des Rummels der riesigen Stadt unterhalten. Es war überaus gemütlich hier, ein offener Kamin, sehr groß, spie seine Wärme in die ganze Taverne und machte es gleich dreimal so gemütlich. Fast kam er richtig ins schwärmen, sie aßen seit langer, langer Zeit mal wieder richtig edlen Fraß. Das Lokal bot sich dafür an, waren die Preise doch nicht mehr als ein Drittel über dem normalen Preis und es schmeckte vorzüglich. Sie ließen es sich schmecken, genossen dieses vorerst letzte Essen in dieser Stadt, denn Rociel hatte schon weitere Pläne. Selbstverständlich ging es in erster Linie um die letzte Zutat, doch es war auch noch mehr. Genüsslich ließ er die Putenpastete auf seiner Zunge zergehen, ehe er sich mit einem Schluck Wasser die Kehle ölte.
R: Wir werden heute noch aufbrechen.
I: Und wohin geht es diesmal?
R: Isabell...ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust...
I: Wenn es in meiner Macht steht...
R: Ich möchte, dass du die nächsten Tage alleine bleibst.
I: Alleine? Du meinst, ohne dich?
R: Ja so in etwa. Wir werden gleich nach dem Essen zu Prix Lager aufbrechen, du kennst ihn und Ra inzwischen ja. Ich möchte, dass du bei ihm bleibst, ihm ein wenig zur Hand gehst und dich etwas schonst, denn sobald ich wieder komme, wird sich vieles verändern.
I: Und du? Ach ich weiß schon, du wirst die Feuerwarane suchen, stimmt's? R: Ja das werde ich. Ich habe mir lange den Kopf zermatert, ob es wirklich sinnvoll ist, alleine loszuziehen, aber ich muss diese Aufgabe alleine schaffen. Hör zu, es ist so, dass wir mit den schweren Fellen und Schuppen unmöglich nach Feuerwaranen suchen können. Auch sind unsere Vorräte am Ende und selbst, wenn wir uns neu eindecken, so werden wir es kaum schaffen. Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dir diesen Traum zu erfüllen und doch war der Weg alles andere als leicht. Doch ich spüre, dass nun die Zeit gekommen ist, in der ich mich dem Feind stelle. Ich habe da noch eine alte Rechnung zu begleichen…und ich möchte nicht, dass du mich dabei siehst.
I: Ist es denn so schrecklich?
R: Ja, ich...muss so handeln. Bitte versteh mich Sternchen.
I: Ist schon gut. Ich werde dir nicht folgen. Aber nur, wenn du mir eines versprichst. Pass auf dich auf.
R: Oh ja, das verspreche ich dir.
Sie führten ihr Mahl weiter, freilich nicht mehr so wie zuvor. Rociel war froh, dass er es endlich los war und seine Schwester machte sich jetzt ihre Gedanken dazu. Nun schmeckte das gute Essen kaum mehr so gut, wie noch zuvor, doch sie beendeten ihr Mahl trotzdem.
Der Wirt wurde anständig bezahlt, letzte Blicke gingen zu dem schönen Kamin und dann war die Taverne auch schon um zwei Gäste ärmer. Ein letztes Mal schweifte sein Blick über die Stadt. Es war typisch, denn das machte er immer. Letzte Erinnerungen sammeln, noch einmal ganz genau hinschauen, denn immer schweifte der Gedanke mit, dass es das letzte Mal sein konnte. Das Leben in dieser Stadt war einzigartig, die Geschäftigkeit der Leute und der Trubel auf den Straßen. Es war nicht immer schön, aber doch war Gorthar etwas ganz besonderes in seinen Augen. Wahrscheinlich waren es die Kontraste und die Größte, die Gefährlichkeit und die Sehnsucht, die ihn diese Stadt lieben ließen, doch auch letzte Blicke mussten versiegen und so war es irgendwann am frühen Nachmittag, als sie durch die Tore hinaustraten. Nicht mal mit den Wachen gab es diesmal Streit, ein Zeichen, dass er fast als Omen deuten wollte, aber selbstverständlich nicht tat. Draußen im Freien, da waren sie vor kurzem hergekommen, jetzt waren sie also wieder zurück. Nur wenig Proviant hatten sie noch auf ihren Schultern, die Last von fünf Drachenschuppen und sechs Wolfsfellen lastete schwer und machte das Gehen mühselig, doch schon bald sollte das alles ja ein Ende haben, so war die Theorie...
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| 14.02.2004 14:12 | #192 |
| Isabell |
Ein lauer Wind wehte durch die Reihen der großen Fichten, einzelne Tannen kreuzten ihren Weg. Die Bäume bogen sich vor ihnen, mal nach links, dann wieder zurück nach rechts. Heute war kein sonniger Tag, sie steckte unter dicken Wolken fest. Immer noch war es sehr kalt draußen, ihr Atem war sichtbar, es konnte nur wenig über Null liegen. Doch gegen die Kälte in Teljarsfeld war das alles nichts. Die Wärme und Geborgenheit der Taverne war verflogen, dicke Realitätsmomente holten sie ein. An den freien, unbedeckten Stellen ihrer Haut bildete sich eine Gänsehaut, die wie Windpocken aussah, wenn man genau hinsah. Einige Haare des Schneewolfpelzes hingen ihr im Gesicht, doch das machte die Sicht auch nicht mehr schlechter, denn klar lag der Weg vor ihnen. Die Stadt war nur wenige hundert Meter von ihnen entfernt, doch der Wald war dunkel und kündete von seiner Einsamkeit. Die ersten Vögelstimmen waren zu hören, doch alsbald sollten sie verstummen. Waren sie bisher noch auf fester Wiese gelaufen, traten sie nun auf Tannenzapfen, Nadeln und weiche Erde. Auf ihrem Weg durch die dichten Bäume sah sie auch ein paar Pilze an verfaulten Bäumen hängen und auch die ersten roten Beeren gingen an einigen einsamen Büschen auf. Ein Eichhörnchen tollte wild und kess an einem Baumstamm herum, nagte an einer Nuss und nahm die beiden Waldbesucher gar nicht richtig war. Es ließ sich nicht stören, auch nicht als sie näher als zwei Meter herankamen. Isabell musste willkürlich lächeln, als sie das süße Tier sah, doch dann knackte die Nuss auf und mit der Nuss verschwand auch der Gast auf dem Stamm, irgendwo im Wipfel der Tanne.
Tiefer drangen sie in den Wald ein und doch war ihre Reise schon fast vorbei. Die Erinnerungen an Prix waren nett, sie hatte jedoch mehr seinen kleinen Schüler Ra im Gedächtnis, mit dem sie schon mal ausführlich geredet hatte. Es waren beides keine schlechten Menschen, hatten immer ein Lächeln übrig, zumindest hatte sie diesen Eindruck gewonnen, in den paar Stunden wo sie bei ihnen waren. Es machte ihr Gewiss nichts aus, ein paar Tage hier zubleiben, konnte sie doch eine kleine Pause gut gebrauchen, doch weniger von der Anstrengung als ihrer Psyche her. Es behagte ihr ganz und gar nicht, ihren Bruder einfach so ziehen zu lassen, waren sie doch seit der Widerfindung auf dem Schicksalsberg nie mehr getrennt gewesen, doch sie spürte in seinem Blut, dass er wirklich alleine gehen musste.
Es war aber nicht nur die Hoffnung auf die Schuppen, die dann endlich die Rüstung vollenden würden und damit eine kleine Legende auferstehen ließen, es war viel mehr die Hoffnung auf einen besseren Abschnitt, der darauf beginnen würde. Doch immer schwebte die Angst mit, dass der Tod sie trennen könnte. Unsterblichkeit, einst ein großes Thema, war lange vergessen. Die neuesten Wunden in Körper und Seele hatten gezeigt, dass eine Unsterblichkeit noch lange nicht für sie galt. Niemand war unsterblich, auch sie nicht und auch ihr Bruder nicht. Aber die Wege mussten gegangen werden, es klang seltsam, aber sie war sich dieses Mal viel sicherer, dass er es schaffen würde. Ihr Blut hatte auch einen Vorteil, denn es machte die Gefühle sensibler, als bei anderen.
Lichtend wichen die letzten Bäume von ihnen, sie waren endlich angekommen. Schwer war die Last der Trophäen und in einem hatte er Recht, sie konnten die Kostbarkeiten unmöglich mitschleppen. Vielleicht hatte er aufgrund ihres Wertes auch beschlossen, sie nicht in der Stadt zu lassen. Es war nicht unbemerkt geblieben, genau wie Garez Drachenschatz vor ein paar Jahren. Hätten sie die Sachen dagelassen, wären sie sicher gestohlen worden und dann wäre jede Mühe umsonst gewesen. So würde sie die ganze Zeit drauf aufpassen, wenigstens ein kleiner Trost.
Das Lager lag abseits von Bäumen und anderem waldtypischen. Eine kleine Mulde, blanke Steine, ein harter Untergrund, nur wenig Erde, so sah es aus. Doch war es gut geschützt, für Rociel war dies alles lange bekannt, doch ihr fiel diese gute, strategische Lage erst jetzt auf. Man konnte nur von einer Seite her angreifen und so war das Lager ein wenig gesichert, außerdem war da ja noch die Nähe zur Stadt. Es ragten zwei Zelte heraus, der Platz des großen Lagerfeuers, zwei hölzerne Stämme, die man als Bank benutzen konnte und natürlich noch weitere Kleinigkeiten wie eine kleine, hölzerne Kammer. Es war nichts Reiches dabei, sondern ein einfaches Jägerlager, doch nun war es unbewacht und niemand war da. Es war sehr ruhig, unter ihren Stiefeln fielen kleine Kieselsteine den Abhang herunter, polterten wenige Zentimeter und blieben wieder stehen. Ein scharrendes Geräusch kündigte sie schon lange vorher an, doch das Lager blieb trotzdem leer. Die Vorratskammer war sicher wieder prall gefüllt, doch dieses Mal wollten sie sich nicht einfach bedienen, stattdessen nahm Isabell mit einem schönen, grünen Apfel vorlieb. Es war ein saftiges Stück und in ihm steckte die Süße des Frühlings, doch schon bald war er aufgegessen und so verschwand schon bald der süße Geschmack.
Trotz der Verzögerung warteten sie, die Felle wurden ein letztes Mal auf ihren Zustand untersucht, der nach wie vor einwandfrei war. Nun waren sie einige Zeit von ihren Körpern getrennt und rochen immer noch sehr nach Wolf, doch vielleicht würden sie das bald nicht mehr tun. Letzte Blutsflecken waren verkrustet, standen aber auch auf einer Liste, die sie abarbeiten wollte. Ansonsten waren sie rein und wunderschön, besonders das größere Fell des Leitwolfes. Die Drachenschuppen hingegen wirkten düster, noch immer glitzerten sie rot und schwarz und orange und braun. Vielleicht war es ja ein großer Feuerdrache gewesen. Der Fluch klebte auch an diesen Schuppen, doch er war zu schwach, um sie in ihren Bann zu ziehen, aber dieser Fluch war gleichzeitig Segen, denn nur diese Magie konnte die anderen magischen Elemente entfesseln. Erst durch die Drachenschuppen konnte die Kraft der Schneewölfe erwachen und die gebündelte Wärme der erkalteten Schuppen erwecken.
Plötzlich fiel es ihr wieder ein, denn unten im Keller von Garez war da diese seltsame Situation, die schwarze Aura, Isabell dämmerte es wieder. Rociel, was ich dich noch fragen wollte. Was war eigentlich da unten im Keller von Garez los, als du mir die Schuppe gegeben hast? Was war das für eine finstere Aura, die sich um dich und dann um mich legte? Ihr Bruder sah sie seltsam an, wie jemand, der mit allem gerechnet hätte, nur nicht mit dieser Frage. Dann entspannten sich seine Gesichtszüge aber wieder, wirkten fast überheblich, als er ihr antwortete. Das Amulett. Du weißt doch inzwischen, welche Macht in diesen Relikten steckt. Da unten im Keller, da war eine magische Aura, eine sehr starke magische Aura. Doch es war weniger künstlich geschaffene Magie, als eine jahrtausend alte Magie. Ich vermute, es hatte auch was mit den blauen Flammen zu tun, aber eigentlich ging es um den Drachen. Diese uralten Geschöpfe sind nicht einfach tot, wenn man sie besiegt. Du müsstest es am besten wissen. Der Bann da unten war so stark, dass jeder ihm verfiel. Du hast es an Garez gesehen, hätte ich ihn nicht berührt, so wäre er wohl vollkommen ausgetickt, ein Wunder, dass er es all die Male überlebt hat. Die Kräfte des Amulettes legten diese Aura um mich, um nicht von dem Schatz des Drachen geblendet zu werden, auch ich war ihm schon fast verfallen und du auch. Isabell nickte, er hatte Recht, sie war da unten fast einer Macht erlegen, die sie nicht kontrollieren konnte.
Als auch dies geklärt war, konnte sie sich entspannter zurücklehnen, denn solange niemand kam, wollte Rociel noch bleiben. Wie vor einer Hinrichtung waren das quälende Momente und doch war es schön, es kam immer drauf an, wie man es sah...
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| 14.02.2004 20:43 | #193 |
| Marquez |
Das ließ sich Marquez nicht zweimal sagen. Sofort eilte er zum Fenster, durch das Druid gerade geflohen war, schoss mit einem beherzten Hechtsprung hindurch und fing sich an der Regenrinne des kleinen Vordaches über dem Eingang wieder auf, die unter einem qualvollen Knarren nachgab und zusammen mit ihrem Ballast gen Boden glitt, bis der Bandit schließlich mit einem grazilen Ausfallschritt vor seinem wartenden Lehrmeister landete. Doch noch während sich die beiden in Bewegung setzen wollten, schlug die Tür hinter ihnen krachend auf und ließ sie zusammenfahren.
»Weg hier!«, rief Druid ihm noch zu und lief dann in die nächste dunkle Seitengasse hinein, in der Hoffnung, dass sie ihnen wenigstens vorübergehend als sicheres Versteck dienen würde. Marquez blieb ihm zuerst dicht auf den Fersen, doch dann, als er meinte, in Sicherheit zu sein, hielt er an und wagte einen kurzen Blick zurück:
Die Kultisten, die inzwischen aus dem Gebäude herausgeströmt waren, schienen sich in zwei Gruppe aufzuteilen: Die eine schwärmte in alle Himmelsrichtungen aus, um die Fliehenden zu suchen, die andere aber eilte direkt die Straße hinunter – und Marquez war klar, was das wohl bedeuten würde, nämlich dass sie die Bibliothek vor ihnen erreichen würden. Die Straßen waren jetzt also garantiert nicht mehr sicher.
»Also, den direkten Weg können wir schon mal abhaken...«, murmelte er, als er wieder zu Druid zurückkam. Dieser würdigte das aber nur wenig:»Na, dann lasst Euch mal was einfallen!«, sagte er nüchtern und wand sich ab.Nun ja, Marquez war dann doch irgendwie ratlos, und so ließ er seinen Blick schweifen, als ob er hoffte, die Häuserwände würden ihm eine zufriedenstellende Antwort geben. Doch überraschenderweise waren sie keine große Hilfe. Lediglich der Boden konnte ihm einen entscheidenden Hinweis geben, barg er doch ein breites, dunkles Gitter, welches ein Loch in einer nahen Ecke bedeckte und im fahlen Mondlicht umherglänzte.
»Sagt mal...«, begann der Bandit nun zögerlich. »Druid, wisst Ihr ungefähr, wo die Bibliothek Luftlinie liegt?«
Druid nickte.
»Also gut, dann sollten wir vielleicht den Weg durch die Kanalisation nehmen. Helft mir mal mit dem Gitter...«
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| 15.02.2004 00:08 | #194 |
| Sara |
Es verstrichen mehrere Stunden, in denen nichts mehr passierte. Bald erfüllte ein kleines Feuer den Platz, die Flammen loderten auf und erhellten das ganze Gebiet. Es zog viele Tiere an, doch die meisten hielten sich versteckt, unsichtbar für die menschlichen Augen. Knisternd und knackend gab das Feuerholz nach, das er aus dem kleinen Schuppen geholt hatte. Gelbliche, rötliche und schwarze Farben zogen hinauf, manchmal auch in grün. Die qualmende Säule stieg in einen Himmel, an dem Sterne standen. Äußerlich war er unzufrieden, denn diese Verzögerung um Stunden mochte ihm gar nicht ins Konzept passen, doch innerlich war er fast froh darüber – noch musste er nicht losziehen, noch war er bei ihr. Er hatte mehr Sorgen, als er bisher dachte, doch hier schien alles so leicht und so unbeschwert zu sein. Es machte alles nur noch schlimmer. Ein paar Sterne funkelten von oben herab und sie sahen aus wie die Augen seiner Schwester. Noch immer war kein Zeichen von Prix und Ra, ungewöhnlich für Jäger, dass sie so lange ihr Lager alleine ließen. Hoffentlich war ihnen nichts zugestoßen. Ihre kargen Vorräte hatten sie zusammengelegt und längst gegessen, nun warteten sie nur noch auf ein Lebenszeichen der Jäger. Er mochte heute Abend nicht mehr aufbrechen, es war sinnlos mitten in der Nacht loszuziehen, denn auch Rociel musste schlafen und alleine in der Wildnis zu übernachten, wenn man hier ein großes Feuer und eine relative Sicherheit hatte, das erschien ihm als absolut inakzeptabel.
Es war wirklich eine Hinrichtung, denn je länger der Abschied dauerte, desto schmerzhafter würde er werden. Aber auch er mochte irgendwann nicht mehr an Feuerwarane, Amulette und Schicksale denken, irgendwann brach man jeden Zauber, in dieser wunderschönen Winternacht. Kalt war es geworden, noch kälter als am Tage und der Atem mochte nun schon öfters gefrieren. Dennoch waren sie gut gewärmt, das Feuer war da, ihre Kleidung war da und niemals würde es so kalt wie in einem Schneegebirge werden. Kälte war nur da, um eine noch viel heißere Hitze zu entflammen. Sie saßen eng beieinander und starrten in unterschiedliche Richtungen. Mal in die Sterne, mal in den Wald, mal in das Feuer. Es war ein ewiges Warten und immer noch vom quälenden Abschied zersetzt. Er hatte keine Ahnung, wie es sich anfühlen würde plötzlich alleine zu sein. Niemanden mehr an seiner Seite zu wissen, niemals fragen zu können, wenn man keine Antwort mehr wusste. Alleine in Sterne und Feuer schauen, einsam des Weges gehen. Alte Wunden brachen wieder auf, doch auch sie machten ihm Mut. Es gehörte dazu zu leben, Mensch zu sein. Dinge zu meistern ohne jemandes Hilfe. Mensch sein... Rociel konnte dieses Wort nicht mehr hören. Er war kein Mensch mehr, würde es nie mehr sein. Er wünschte sich einen Jemand, der die Zukunft sehen konnte. Er wollte wissen, wie es weiterging. Er gab sich selber noch vier Jahre, vielleicht fünf. Danach musste sein Leben ein Ende haben. Dann wäre er dreiundzwanzig oder vierundzwanzig menschliche Jahre alt. Viele Leute starben viel früher und trotzdem würde er einen jungen, starken Körper hinterlassen. Gedanken an den Tod waren nichts neues, meistens auch nur plastisch eingesetzt, doch zum ersten Mal beschäftigte er wirklich realistisch damit. Rociel war schwer gezeichnet durch dieses Blut, er hatte seinen Vater immer geschätzt und geliebt und er tat es heute noch. Doch trotzdem war er es, der ihm nun jeden Lebensmut nahm. Er wollte diese eine einzige Aufgabe erledigen. Viele, ärmere und unterprivilegierte Menschen hatten in ihrem Leben etwas erreicht, etwas worauf sie stolz waren. Er hatte das nicht. Noch nicht. Doch seine Aufgabe lag klar vor ihm, er brauchte nur die Augen aufmachen, um sie zu sehen. Er war ein sehr ehrgeiziger Charakter, er wollte immer das Beste erreichen, wollte perfekt sein. Ich hole die sieben Amulette. Ich verbinde sie. Suche den Gral. Dann soll Innos stolz auf mich sein. Niemand sonst wird es je schaffen, meine Macht soll grenzenlos sein. Doch auf dem Höhepunkt jener, werde ich meine Belohnung fordern. Ihr habt sie mir versprochen. Ihr habt gesagt, wenn ich alle Aufgaben erledigt habe, darf ich in das Tal zurückkehren. Ich werde gemeinsam mit Isabell gehen. Nur wir beide. Der Rest der Welt kann uns gestohlen bleiben. Wir sind unheilige Sünder. Wir sind unwürdige Geschöpfe. Wir lieben uns, obwohl wir Geschwister sind. Wir leben mit dämonischem Blut in unseren Adern. Wir töten auf all unseren Wegen. Wir sind abnormal. Herr, nur du weißt es, nur du kannst es sehen. Bitte, lass die Zeit verrinnen, verleih uns Flügel, auf dass es nicht vier Jahre dauern muss.
Der Wunsch nach dem Tod war so groß wie nie zuvor, eine einst so kleine Flamme, sie loderte nun wie das große Lagerfeuer vor ihm. Die Zeit war reif, in der jüngsten Vergangenheit waren wenig Helden gestorben. Bald sollte es wieder geschehen, doch Helden mussten erst zu göttlicher Macht kommen, um als Held zu sterben. Macht... wie unnatürlich sie doch war. Wer braucht schon Macht, wenn er unstillbare Gier befriedigen kann? Eine kleine, weiße, leise brennende Flamme war neben dem Feuer in ihm. In ihr stand mit dicken schwarzen Lettern ein einzelnes Wort. Leben. Ein Zeichen? Oder nur ein besiegtes Überbleibsel. Noch war niemand gestorben...
Hatschiiiii! In Gedanken versunken kam er wieder zu sich, als ein Nieser durch den Wald ging. Hier im Hintergrund die Felswand, dass gab ein hübsches Echo. Dir ist kalt, warte, ich wärme dich ein wenig. Rociel nahm eines der Wolfsfelle und wickelte es um Isabell, sofort wurde ihr wärmer und Kälte blieb fern. Wie ein kleines Kind legte er dann seinen Kopf auf ihre Schulter und sah ins Nichts. Es war hier so friedlich, so ruhig. Und immer noch keine Spur von den Jägern. Hast du Angst, mein Bruder? Hatte er Angst? Er wusste es nicht. Er hatte keine Angst mehr vor dem Tod, doch es gab Sprüche, die würden in der Ewigkeit noch Wahrheit prangern und einer davon war von ihm. Er hatte Angst um Isabell, weil er sie hatte, als einzige und immer würde es so bleiben. Ich weiß nicht Schwester. Ich habe Angst um dich. Ich möchte dich nie mehr missen, nie verlieren. Aber ich muss gehen und ich werde in Zukunft gehen müssen und du wirst gehen und in Zukunft gehen müssen. Aber eines verspreche ich dir, den letzten Krieg, die letzte Schlacht, die werden wir gemeinsam führen und dann den letzten Weg gehen und durch das letzte Tor schreiten. Natürlich nur, wenn du mich auch begleiten willst. Ich bin fest entschlossen, denn es ist mein einziger Wunsch. Wir sind nie alleine, du weißt doch, unser Blut bindet uns auf Ewig.
Rociel nahm eine Hand seiner Schwester und führte sie wie betäubt unter seine Rüstung, auf der bloßen Haut seiner linken Brust waren ihre eiskalten Finger wie kleine, feine Stiche, die durch das dichte Netzwerk von Haut und Gewebe drangen. Es tat weh und doch erfüllte eine unbekannte Wärme schon bald ihre kleinen Finger. Unter dem Fetzen Haut schlug es kräftig, Blut wurde gepumpt und verwertet, es war dämonisches Blut und menschliches Blut, doch egal welches Blut es auch war, der Effekt war derselbe. Und dieses Herz wird immer für dich schlagen. Nie für jemand anderes...nur für dich...
Isabell wollte etwas sagen, doch zuvor legte er ihr den Zeigefinger auf die Lippen und sie verstummte. Der Mond schien kräftig und hell, Raben krähten zu später Stunde, wie Unglücksboten kreisten die schwarzen Vögel offen über das immer weiter währende Feuer. Flammen sollten von ihrer Anwesenheit künden, loderten immer weiter und höher. Es war schön, zu schön um wahr zu sein, wäre da nicht dieser ganze Kram zuvor, man hätte direkt übermütig werden können. Rociel streichelte sanft ihre Wangen, so kalt wie ein frostiges Herz das trauert, ein Kuss, so wie die Ewigkeit. Ihre Lippen brannten ihre Liebe, ein Feuerwerk der Gefühle, in dieser eiskalten Nacht. Es sollte ungewöhnlich kalt werden, doch in die Felle gewickelt, störte sie das wenig. Es war ein vorgezogener Abschied, ein letztes Mal Nähe spüren und auch Wärme und Geborgenheit finden. Ihre Lippen, einst rau von Kälte, wurden immer weicher und keine Worte fielen mehr, mussten mehr fallen. Ein Herz nur, dass war ihm geblieben, es war das einzige, rein menschliche, was er noch hatte und es sollte ganz alleine dem Mädchen gehören, dass er so über alles liebte.
In dieser seltsamen, undurchdringlichen Winternacht funkelten die Sterne nur für sie...
Und immer noch keine Spur von den Jägern...
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| 15.02.2004 11:51 | #195 |
| Isabell |
Kräftige Winde ließen Nadeln brechen und fliegen, letztes Laub wurde aufgenommen, die Äste der Bäume bogen sich und Asche flog durch die Luft. Das Feuer, erloschen auf dem Höhepunkt seiner Macht, glimmte nicht mehr, war aus. Wärmendes Feuer fanden sie aber auch so noch. Die Vögel kreisten nun nicht mehr über die schlafenden Köpfe, hatten sich auf die Jagd begeben oder waren in ihren Nestern, wie sie schlafend. Die Nacht war vorüber, der Wind hatte den schwarzen Himmel weggepustet und nun wieder ein graues Wolkenband hinterlassen. In diesen Tagen zeigte sich der Winter noch mal von seiner schönsten Seite, ohne Sonne, dafür mit viel Grau. Wenigstens regnete es nicht, doch die Wolken ließen dies erwarten. Der Sturm brandete bis kurz nach Sonnenaufgang, dann wurden die Winde schwächer und schwächer und ließen irgendwann ganz davon ab. Der Wald beruhigte sich wieder und nun flogen auch die Amseln über die Lichtung. Kleine Tautropfen, Wasser in seiner schönsten Form, fielen von Ästen in mühsamer Prozedur, ernährten kleine Insekten, die schon gierig drauf gewartet hatten. Am Lager war es ruhig, keine Jäger waren da. Als Isabell kurz nach dem Winde erwachte, war sie schon sehr munter, ungewöhnlich für sie. Eingewickelt in zwei der Wolfsfelle war die Nacht sehr angenehm gewesen, doch diesen Morgen hasste sie jetzt schon, obwohl er noch gar nicht richtig begonnen hatte. An einer kleinen Stelle ihres linken Armes hatte sich eine Tannennadel hineingebohrt, der Wind musste sie hierher getragen haben. Sie zog die kleine Nadel heraus und merkte, dass ein winziges Blutrinnsal aus der Wunde kam. In diesem Blut sah sie ihres Bruders Gesicht und es war schwer die Tränen zurückzuhalten. Die sanften, so gefühlsbetonten Küsse, seine ungewöhnlich zarte Haut, sein Lächeln und seine Stimme, all das würde sie vermissen. Es schien so unverständlich, warum es so sein musste, warum es keinen anderen Weg gab, doch sie hatte es innerlich akzeptiert, ließ ihn gehen. Noch immer schlief er tief und fest und sie wachte schon ewig. Ein paar Vögel kreisten am Himmel, flogen Bögen und runde Silhouetten und verschwanden wieder in ewigem Nichts. Die Augen des Mädchens wurden leerer, je länger sie doch in den Himmel starrte. Er war grau und doch unheimlich schön, dieser Himmel mit seinen Wolken und seinen Bändern. Wenige Tränen liefen ihr die Wangen hinab, leise ohne zu wimmern gab sie sich dem Schmerz hin. Es schien so ganz normal zu sein, ohne etwas Besonderes, aber für sie war diese Trennung nicht leicht. Wenn man träumte und etwas schönes sah, dann wollte man es behalten, wenn man dann aufwachte verschwindet dieses schöne, wird erst zu einem schwarzen Abbild und verflüssigt sich dann mit dem schläfernden Augen. Auch in ihren Tränen nun.
Das Licht im Himmel war sicher nur Einbildung, genau wie die Stimme, die sie in ihrem Kopf singen hörte. Ein wenig erinnerte sie die Stimme an dieses helle Licht, dass sie in Drakia gesehen hatte. Die Stimme, die ihr den Weg nach Khorinis gewiesen hatte, die Stimme, die ihr ihren Bruder brachte. Sie hörte sie wieder singen, leise Töne, so sanft wie aus einer hellen Stimme eines Seraphins. Es war seltsam, aber obwohl sie nur sang, konnte Isabell Worte erhören. Klar verständliche Worte. Es war so, als ob sie mit der Luft sprechen würde. Ihre Tränen wurden getrocknet und die Stimme sprach ihr Mut zu. Es war so schön und so warm, genau zum richtigen Zeitpunkt war die Stimme gekommen. Sie änderte alles in ihr und die glasigen Augen weiteten sich um zu lächeln. Sie bildete sich ein, dass sie sich umarmt hätten, doch dann verschwand auch schon jeder Klang und jeder Ton, keine Musik mehr, keine Lieder. Still blieb es jedoch trotzdem nicht...
Sie hatte verstanden, auch wenn mal wieder nicht sicher war, ob es nur ein Traum war oder nicht, sie hatte verstanden um was es ging. Nicht mehr traurig sein, nein, das wollte sie nicht. Damit machte sie Rociel seinen Abschied nur noch schwieriger und es waren ja auch nur ein paar Tage. Noch immer schlummerte er leise, ein echter Langschläfer, durch nichts aus der Ruhe zu bringen, doch sie weckte ihn jetzt, er hatte genug geschlafen. Mit einem Stöhnen begann er den Tag, wurde er doch unsanft geweckt, aber anders ging es nicht. Ein sanfter Kuss auf die Wange sollte ihn aber schnell trösten, ehe sie zum ersten Mal an diesem Morgen aufstand.
Und immer noch keine Spur von den Jägern...
Bis jetzt, denn ein ziemlicher lauter Lärm kündigte sich aus dem Wald an, es dauerte nicht lange, da waren es menschlichen Stimmen, die näher kamen...
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| 15.02.2004 14:40 | #196 |
| Sara |
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Hey ho sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Seit Tagen schon auf großen Schritten
Unter der Kälte, wir so litten
Kehren nun heim in unsre Hütten
Dürfen bloß den Wein nicht verschütten
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Meister schau, Meister sieh da
Unser Lager, ich sehe es klar
Bald schon sind wir wieder da
Ist das nicht herrlich, wunderbar
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
War'n in den Tiefen des Waldes schon
Holten uns dort, den Jägerlohn
Kämpften mit allen möglichen Tieren
Keiner wollte einfach verlieren
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Die Pfeile in des Tieres Brust
Die Schwerter waren unsre Lust
Sie gingen zu Boden, bevor es ward hell
Der Kampf war kurz, der Kampf war schnell
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Der Rückweg so lang, der Rückweg so weit
Warum auch nicht, wir haben ja Zeit
Wenn da nur die Kälte nicht wär
Und die Beute, sie ist schon schwer
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Ich möchte nicht mehr länger warten
Meister, lass mich etwas braten
Die Beute ist hier, das Feuer muss an
Lasst mich an das Holz heran
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Hey ho, sind's Jägersleut
Reißen das Wild, jagen die Beut
Jägerlehrling, nun hör mir zu
Gib nun endlich einmal Ruh
Gleich schon werden wir was essen
Dann kannst du die Beute fressen
Doch erst werden wir sie brechen
Klauen, Nägel, Zähne stechen
Dann auch noch die Felle gerben
Woll'n doch nicht Lohn verderben
Hey ho, zum Lager herein
Da wird's bald schön warm
Da ist es ganz fein
Hey ho, zum Lager her...ein
Wie kann das denn sein?
Haben wir etwa bekannten Besuch?
Oder spiegelt mein Auge nen düsteren Fluch?
Nein ich denk nicht, denn ich sehe sie auch!
Ich heiß euch willkommen, so will es der Brauch.
Rociel war gerade ein paar Sekunden wach gewesen, als diese Stimmen auf ihn zugekommen waren. Ein ziemlich stürmischer Morgen, erst die gute Laune seiner Schwester und jetzt das. Er war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, konnte es nicht so Recht glauben. Ungläubig rieb er sich die Augen, doch das änderte nichts daran. Meine Güte Prix, was ist hier los? Wann habe ich euch jemals singend durch den Wald gehend gehört? Die Jäger waren genauso erstaunt wie er selbst, denn mit Besuch rechnete man nicht, viel mehr mit Banditen aller Art, die alles verwüstet haben, oder noch besser, noch im Lager zurückbleiben. Tja, daran ist mein junger Lehrling Schuld. Er stimmt diese zweifelhafte Kunst an und ich lasse mich viel zu oft hinreißen. Aber egal jetzt, weg von unserer zweifelhaften Kunst, hin zu euch Fürst. Was treibt euch hierher? Habt ihr vor, mal wieder länger unter uns Jägern zu verweilen?
Er schüttelte den Kopf und verneinte, er wäre sicher gerne geblieben, gab es nicht viele Orte, wo er gerne war und noch weniger Menschen. Aber trotz der leichten Verwirrung hielt er an seinen Plänen fest. Etwas abseits, wo sie ungestört waren, konnte er die Details mit Prix besprechen, dabei war das alles so unwichtig, wenn er nur daran dachte...
R: Es tut gut, euch einmal wieder zu sehen, alter Jagdfreund. Unsere Begegnungen, fürchte ich, werden jedoch immer kürzer. Na ja, gut, dass ihr noch am Leben seid. Ich muss euch um ein paar Gefallen bitten.
P: Mich kriegt man nicht so leicht unter die Erde. Aber ich erweis dir gerne nen Gefallen.
R: Ich brauche Proviant…für sieben Tage.
P: Aye, ich denke das ist kein Problem.
R: Und dann möchte ich dich noch bitten auf Isabell aufzupassen...P: Wie? Deine...sie war doch deine Schwester oder?...
R: Ja.
P: Ah ja, also sie begleitet dich nicht?
R: Nein, ich habe sie darum gebeten hier zu bleiben. Ich muss diese Aufgabe, die vor mir liegt, alleine schaffen. Isabell ist eine ausgezeichnete Kämpferin und wird dir sicherlich gerne helfen, wenn ihr auf die Jagd geht, aber pass trotzdem ein wenig auf sie auf, ich mache mir jetzt schon Sorgen.
P: Völlig unbegründet, du weißt doch warum.
R: Wie? Ach so jaja.
P: Und in sieben Tagen...
R: ...Hoffe ich wieder da zu sein. Ich habe keine Ahnung, wo ich diese Mistviecher finden kann.
P: Mistviecher?
R: Feuerwarane.
P: Puhhhh. Da hast du dir aber ganz schön was vorgenommen.
R: Kennst du sie?
P: Ja, hab schon mal einen erlegt.
R: Und?
P: Nun ja, kein schönes Vergnügen, meine Haut war ein paar Tage nicht mehr zu gebrauchen, nur ein paar Salben konnten sie wieder herstellen. Diese Viecher können Feier speien, einen halben Meter weit, vielleicht mehr. Sie sind schnell, nicht auf Dauer, aber ein paar Meter können sie rasend schnell sein, dabei täuscht ihre Träge oft. Lass dich in keinen Nahkampf verwickeln, ohne Schild ist das tödlich. Wenn du es schaffen solltest sie zu erlegen, noch etwas. Ihre Schuppen sind sehr hart und doch sehr elastisch. Du musst sie von der Unterseite schneiden, nicht wie Fell ringsum. Es ist eine ganz eigene Kunst, ihre Schuppen zu nehmen, du wirst es lernen müssen, aber schneid immer da, wo sie sich leicht lösen lassen. Und noch ein letzter Tipp. Schneide ihre Zunge ab. Nicht die Zähne, die sind wertlos, aber ihre Zungen, sie gehören zu den wertvollsten Trophäen, die es unter Jäger gibt. Ich würde sie dir gerne abkaufen, oder aber du hast selber Verwendung dafür. Aber auf keinen Fall einem frisch getöten Feuerwaran die Zunge mit der bloßen Hand abnehmen. Benutze irgendetwas anderes dafür, außerdem solltest du sie abkühlen. Das gilt aber nicht für die Schuppen, sie sind nicht heiß.
R: Hm, danke. Das hilft mir sehr. Weißt du, wo ich welche finde?P: Hm...na ja, nicht direkt...
R: Sag schon?!
P: Es gibt da einen alten Turm. In ihm wohnte einst...ähm...ach keine Ahnung, hab's vergessen. Aber egal, vor diesem Turm sollen sie sein. Er liegt am Meer, Strand ringsherum. Man kommt gut dorthin, aber wer riskiert es schon. Vor zwei Jahren habe ich einen Mann getroffen, in Gorthar, der da war und entkam. Vielleicht sind sie immer noch da.
R: Ja, ja, ja, wo ist dieser Turm, da muss ich hin.
P: Er liegt am Strand, gehe von hier aus zur Nordküste, Richtung Khorinis, ich kann es dir auch noch mal zeigen. Laufe dann immer am Strand entlang, der Mann sagte, er wäre in zwei Tagen geflohen, also rechne mit drei Tagen. R: Das, das ist die beste Nachricht seit langem. Prima. Jetzt nur noch den Proviant aufnehmen und dann los.
P: Stell es dir nicht zu einfach vor, ich sag ja, diese Biester sind extrem gefährlich...
Rociel nickte artig, wie ein Lehrling vor seinem Meister, doch Lehrling war er schon lange nicht mehr, er hatte jetzt die besten Voraussetzungen für diesen letzten Teil der Expedition, doch während Prix seinen Rucksack packte ging er zurück zu Isabell, die Ra schon alles erzählt hatte, wie er annahm. Kurz begrüßte er ihn und mischte sich etwas in die Unterhaltung ein, dann aber zog er sie weg von ihm und ging ein paar Schritte raus aus dem Wald, zu der Stelle, wo man auf Gorthar blicken konnte und der Waldesrand mündete. Die Zeit des Abschiedes war gekommen, bitterer Abschied...
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| 16.02.2004 17:08 | #197 |
| Sara |
Sie standen da, der Wind wehte wieder leichter, mal landeten Haare im Gesicht, mal wieder nicht, der Blick auf die Stadt war ungetrübt und auch der diesige Himmel konnte dies nicht ändern. Rociel sah zum Tor, dass er nicht ganz erkennen konnte und legte sich letzte Worte zurecht, doch am liebsten wäre er einfach gegangen, in der letzten Nacht, ohne diesen Abschied. Schon wieder Krähen. Ja, die schwarzen Vögel flogen wieder über ihre Köpfe und krähten heiser, bis sie sich auf einen Ast niederließen und sie von dort aus beobachteten. Kurze Zeit später kam dann Prix, mit ihm ein voll gefüllter Rucksack mit Proviant. Es würde mehr als nur reichen, schließlich führte die Reise nicht in unwegsames Gebiet und vielleicht hätte er sich auch so mit Frischfleisch versorgen können, aber so war es sicherlich besser. Als der Jäger kam, drehte er sich um, bedankte sich sehr, mahnte noch mal die Worte an, auf das Prix gut auf seine Schwester Acht gab und dann schüttelte er ihm die Hand und umarmte ihn. Aber nur kurz und mehr in Freundschaft. Prix war einer der wenigen Männer, die ihn so akzeptierten und nicht mal zurückschrecken würden, wenn sie wüssten, dass er ein Dämon war. Rociel war ewig dankbar dafür und so fiel es ihm noch schwerer, als der braunhaarige Jägermeister nun wieder verschwand, doch er hatte ein Grinsen im Gesicht, was er nicht deuten mochte. Jedenfalls wäre der Jäger ohne die Tipps vom einzig wahren Meister hier schwer aufgeschmissen, denn auch wenn er die Warane gefunden hätte, so hatte er sich tatsächlich noch nie den Kopf zerbrochen, wie er dann eigentlich vorgehen wollte. Er hatte schließlich noch gar keine Erfahrung mit diesen Tieren.
Dann waren sie wieder alleine, aber noch bevor er sich wieder der Stadt widmen konnte, ging Isabell auf ihn zu. Sie umklammerte seine Hände und lehnte sich zu ihm, spielte ein wenig mit seinen Fingern und den ihrigen und sprach dann endlich. Geh jetzt, ich wünsch dir viel Glück, aber du wirst es sicher nicht brauchen. Wenn du zurückkommst, dann werden wir gemeinsam Ashisou fertigen und bis dahin kümmere ich mich um die Felle. Was soll ich dir aus dem Fell des großen Wolfes machen? Armschoner? Schulterklappen? Handschuhe? Glück? Kein Glück? Was spielte das schon für eine Rolle. Die Feuerwarane sind mir doch vollkommen egal. Alles was ich will bist du Schwester, das weißt du doch... Rociel sah zu ihr, in die großen, weiten Augen, die wie ein großes Feld voller Sonnenblumen waren. Seine Lippen waren getrübt durch die Last und verklebt durch trockenen Speichel, aber trotzdem klang seine Stimme klar. Ich möchte neue Stiefel daraus machen lassen. Meine Alten sind mir zu eng geworden. Ich denke, ich sollte jetzt wirklich...gehen. Er drehte sich um und ging den von Prix gewiesenen Weg, ganze zwei Schritte, dann drehte er sich wieder um und lief zu ihr zurück, wie ein angstvolles Kind das nicht von zu Hause weggehen wollte. Doch er hatte keine Angst, er wollte, nein, er musste noch einmal ihre zarten Lippen spüren. Ihr Kuss war so wunderschön und lange hielt er sie fest, wollte sie nicht loslassen, dann aber stieß sie ihn sanft weg und drehte sich um und hüpfte weg, doch einmal noch sah sie zu ihm. Geh jetzt Brüderchen, ich werde jeden Tag an dich denken und mach mir ja keine Schande, die Feuerwarane sollen dich kennen lernen. Sie zwinkerte ihm zu und verschwand, irgendwo ein paar Meter weiter hinten im Lager, versperrt die Sicht durch dicke Tannen.
Da stand er nun, ganz alleine, für Momente wie gelähmt, dann aber zogen sich die Falten zu einem breiten, zufriedenen Lächeln. Sie hatte keine Angst mehr um ihn, also durfte er auch keine mehr haben. Und es war unmöglich, dass etwas passierte, er brauchte Selbstvertrauen und das gab er sich genug. Sein Ehrgeiz brachte erst diese Situation und sein Blut war schon wieder heiß, es wollte diesen Kampf haben, dieses Blut, den Tod, den Erfolg, die Bestätigung. Mit den beiden Schwertern am Gürtel und der Rüstung, sowie den alten Stiefeln stand er dann gemein grinsend da, wo er auch zuvor reglos verharrt war. Seine Lippen waren geöffnet und eiskalter Wind huschte durch den Innenmund und die Lungen, die Bronchien und den Gaumen. Sein schwarzer Umhang flatterte in der stärker werdenden Brise und gab dieses unheimliche Geräusch von sich, das eigentlich gar nicht unheimlich war, aber heute schon und auch schon oft war. Rexx, sein Schädel, sendete unheilige, schwarze Nebel aus und selbst der Feuerstein leuchtete auf. Alles an ihm schien mit Leben erfüllt zu sein, es schien durch seinen Körper zu strömen. Seine Augen glänzten und freuten sich wie die eines kleinen, glücklichen Kindes, das seine ersten Goldmünzen bekommen hat. Dann drangen seine Worte aus dem Mund, sie klangen grimmig und doch gesprochen in einem gewissen Wahnsinn.
Ja, die Feuerwarane werden mich kennenlernen, hehehehehe, hahahahaha, hihihihi...
Mit einem gewaltigen Satz machte er kehrt, der Umhang wurde leiser und das Leben in und an ihm erlosch zum größten Teil, unglaublich schnell bewegte sich die Gestalt dann in Richtung Stadt, aber nicht zum Stadttor. Ein irrer Schrei hallte durch die Berge und kündete von Unheil, der Wind war der Bote, doch welches Wesen sollte der Abnehmer für den sein, der geradewegs marschierte, unaufhaltsam, wie ein Dämon.
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| 16.02.2004 20:38 | #198 |
| Sara |
Inzwischen war die Sonne untergegangen und Rociel plante heute eine sehr frühe Rast zu machen. Ab morgen wollte er sich keine Pausen mehr gönnen und seinen Körper schinden, doch heute sollte der sowieso schon angebrochene Tag nicht mehr weiter genutzt werden. Schon beim Sonnenuntergang war er stehen geblieben, hier an der Küste von Gorthar. Das Meer fiel krachend gegen die Steine und Felsen oder schwamm nur dem sandigen Ufer entgegen, aber nicht oft waren diese Stellen so schön. Sand war Seltenheit und Klippen überwogen hier, oft musste er hohe Hügel besteigen oder an gefährlich spitzen Felsen vorbeiklettern, aber er wollte sich auf keinen Fall vom Meer abdrängen lassen. Der Sonnenuntergang war hier so schön gewesen und mit der Romantik des Meeres hätte er so gerne den Duft von Isabells Haut oder das Glänzen ihres ewig schönen Gesichts gesehen, doch sie war fern und damit musste er sich abfinden. Aber Zweifeln über die Richtigkeit dieser Sache, das tat er nie, denn er wusste, dass sie das richtige taten. Zusammen, denn auch hier war er nicht allein. Er hätte mit Rexx sprechen können, aber jedes Gespräch verursachte immer leichte Kopfschmerzen. Und in die Welt der Lebenden ging er immer alleine, man konnte ihn nicht zum sprechen bewegen, diesen seltsamen Magieuntoten.
Rociel hatte sich trotz der widrigen Küste ein kleines Plätzchen gesucht, wo Sand lag, denn Sand war der beste Untergrund, den er bekommen konnte. Spitze Felsen waren die Alternative, das Meer war noch nicht stark genug, um an dieser Stelle die Steine auszuwaschen. Der Sand war nicht weich und pulvrig, sondern sehr körnig und einen weichen Schneewolfspelz gab es auch nicht, aber er war damit zufrieden, was er hatte. Allein die Wohltat seine Stiefel ausziehen zu können war schön und seine Zehen spielten mit dem Sand, an dem immer wieder neues Salzwasser ankam. Der Sand war klebrig und bald auch seine Zehen, doch das störte ihn nicht, im Gegenteil. Schön war es hier, auch nach Einbruch der Dunkelheit. Trotzdem dauerte es lange, bis das milchige, lila-blaue am Horizont verschwand und sich schwarz färbte. Sterne waren überhaupt nicht zu sehen, doch sein wahrer Stern begleitete ihn auch hier. Rociel hatte mehrere Minuten auf den silbernen Ring geschaut, den sie ihm geschenkt hatte. Es war ein einfacher Ring aus einfachstem Silber ohne jeglichen, materiellen Wert und er beachtete ihn eigentlich viel zu wenig. Doch jetzt wo er sie am sehnlichsten brauchte, da war dieser Ring so was wie eine Stütze, eine Hoffnung. Manchmal ließ er Bilder in seinem Kopf erscheinen, manchmal auch nur die Stimme. Und manchmal war es ihm fast so, als ob Isabell wirklich neben ihm liegen würde...
Das alles machte ihn nur noch trauriger und selbst die Blicke hinaus aufs Meer konnten da nichts dran ändern. Er zog die Beine aus dem Sand, trocknete sie und zog die engen Stiefel wieder an. Die Nächte waren kalt und hier erst recht. Er wollte sich ja keine Erkältung zuziehen.
Sein Feuerstein hatte die ganze Zeit gelodert, doch auch die ein Meter hohe Flamme wurde jetzt vollkommen gelöscht. Er ließ das Feuer aus, wollte niemanden anlocken, aber eigentlich war hier sowieso nichts, bis auf die Fische, die Krebse, die Muscheln und die Korallen.
Immer wieder krachte das Wasser gegen Steine und Klippen, doch bei ihm rauschte es nur entlang, die Wellen kamen regelmäßig und durch den Wind kamen sie auch stark, doch der junge Fürst hatte keine Einschlafprobleme, denn er mochte diese Naturgeräusche sehr, lebte er doch gerne in der Natur und nicht gegen Zwang oder anderer Gründe.
Er war gespalten, hingerissen zwischen zweierlei Sachen. Dem Kampf und der Aufgabe. Auch am heutigen Tage wünschte er sich vor dem einschlafen, dass er am nächsten Morgen aufwachen sollte und sein Kopf danach leerer wäre. Schon lange nicht mehr quälten ihn Fragen, auf die es keine Antwort gab, doch ihn quälten nun andere Dinge und er fragte sich immer wieder, warum er diese Qual erlitt. Es waren keine schönen Gedanken. Und Hoffnung gab es nur für andere, nicht dafür.
Hoffnung...wo bist du. Schläfst du auch wie ich? Bist du auch so müde geworden? Ach Hoffnung, wir beide waren nie große Freunde, aber doch musst du wissen, dass ich dich immer schätzen wusste. Weißt du, wenn ich heute an Khorinis denke, dann muss ich weinen. Es geht schon wieder los...
Weißt du, ich hab in Khorinis die glücklichsten Jahre meines Lebens gehabt und jetzt stellt sich Stück für Stück heraus, dass dieser Bruch darin schon vorhergesehen war. Jetzt soll ich einfach das Beste aus meinem Leben machen, einfach so. Dabei bin ich doch noch gar nicht soweit. Und du, du hast mir immer geholfen. Aber jetzt, jetzt hilft mir Isabell dabei. Es gibt so viele Leute in Khorinis, bei denen ich mich entschuldigen müsste und dann gibt es noch mehr Leute, die den Tod dort verdient haben. Aber nein...ich möchte nicht spekulieren, welcher Mensch den Tod verdient hat, das weiß nur der Gevatter selbst. Aber zumindest rächen müsste ich mich an ihnen. Glaubst du, dass die vielen Leute, die eine Entschuldigung verdient haben die Anzahl derer rechtfertigen, die dann vielleicht Rache spüren müssten?
Ach Hoffnung, ich bin so ein dummer Junge, ich glaube ich werde einfach hier bleiben und nicht mehr nach Khorinis gehen. Es tut mir leid, hört ihr, es tut mir bei allen leid, bei denen ich mich entschuldigen will. Und der Rest wird sich irgendwann verantworten müssen...irgendwann...
Und nun lass uns schlafen Hoffnung, beschütze mich und gib mir deine Kraft auch für andere Sachen, nicht nur für mein grausames Leben. Bleib bitte bei mir und schlaf gut weiter.
Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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| 17.02.2004 19:07 | #199 |
| Sara |
Der nächste Tag sollte ein guter Tag sein, mit blauem Himmel und warmen Brisen vom Meer.
Keine Erkältung, keine Schmerzen und ein fast leerer Kopf, es war wie ein kleiner Schritt nach vorne. Das Meer machte keine Pause, regelmäßig und immer wieder kamen die Wellen und immer wieder sah er sie. Manchmal war es eintönig auf die Wellen zu starren oder ihr Geräusch aufzunehmen, doch dann ging er einfach die nächsten Hügel hinauf und sah ein wenig hinaus, lauschte den Möwen oder anderen Vögeln. Oder er schloss die Augen und döste ein paar Minuten. Doch das Meer war sein ständiger Begleiter, die Küste nun schon so vertraut wie sonst nur Städte. Er war noch nie an einem Küstenstreifen entlang gegangen, nur immer an kleinen Stellen, meistens am Hafen einer Stadt, oder von großen Klippen heruntergeschaut. Es war nicht langweilig, denn die Natur besaß ganz eigene Zauber, die einen in den Bann ziehen konnten, aber es war eben sehr einsam. Die Küste war einsam, schon seit jeher. Schiffe fuhren natürlich nicht hier, fernab von jeder Route und Fischer? Was sollten Fischer hier schon fangen, nein, er war der einzige Mensch, hatte mehrere Meilen Land und See nur für sich. Erst am frühen Morgen hatte er zum ersten Mal in seinen Rucksack gesehen und sich die Sachen angeschaut, die Prix ihm da eingepackt hatte und war überrascht von der Vielfalt...an Fleisch...
Es gab gepökeltes Fleisch, getrocknetes Fleisch, frisches Fleisch, gehacktes Fleisch, in Form von Haxen, Keulen und bratgerechten Stücken. Alles in allem hatte er ungefähr zehn Kilo Fleisch mit. Da taten die fünfhundert Gramm Trockenzwieback auch nicht mehr weh, im Gegenteil. Er hatte schmunzeln müssen, als er gesehen hatte, was es war, doch das war typisch für Prix und machte ihm nur wenig aus. Nur mit dem Wasser musste er sich vorsehen, denn hier am Meer gab es nicht mehr so zahlreich Quellen und Salzwasser konnte er schlecht trinken. Alles in allem war er hochzufrieden mit seiner Ausrüstung, auch für die Schuppen war in Form eines Lederbeutels gesorgt, seine Dolche waren blank gewienert, Todesodem steckte in seiner ledernen Scheide und seine Rüstung saß wie an gegossen, es gab keinen Grund nicht guter Dinge zu sein.
Der Wind pfiff durch die vielen Löcher und Mulden, Meerwasser hatte den Stein ausgewaschen und Löcher hinterlassen. Zahlreiche Tierarten hatten sich dort ein Heim gebaut, nah am Meer und doch vor den Wellen geschützt. Er förderte ein paar Muscheln zu Tage, schwarze Kalkpanzer und schleimiger Inhalt, doch er ließ sie zurück, hatte er auf diese Köstlichkeiten keinen Appetit. Aber obwohl er sehr oft Pausen machte, um so was zu untersuchen, war er doch schnellen Fußes unterwegs. Wenn man Glück hatte, konnte man über steinerne, sandige Flächen laufen, die direkt diesen Weg nahmen, doch wie schon am Vortage erlaubte das Meer nicht immer einen Durchgang, wenn man nicht schwimmen wollte und das hieß Umwege über die Klippen nehmen.
Den ganzen Vormittag ging dieser Weg, zog sich über den Mittag, über den Nachmittag, immerzu. Er konnte nichts tun, keine Feinde, endlich Ruhe. Keine Waffen mehr und doch trainierte er selbst hier. In kleinen Pausen Schlagübungen und im Gehen das Ziehen der Waffe. Manchmal noch dachte er an seine Ausbildung. Damals war er so schlecht gewesen und doch konnte er die Prüfungen bestehen. Diese ganzen Worte von damals, sie erschienen ihm jetzt so unnötig, die ganzen Schläge waren eingeprägte Abläufe, längst hatte sich das Schwert weiterentwickelt und auch seine Hand führte nun ganz anders. Aber trotz dieses Erfolgs mochte er sein Schwert und seine Fortschritte nicht. Sein Schwert konnte man zwar vom Blut befreien, sauber putzen, reinigen, doch den Gestank wurde man nie wieder los. Kein richtiger Gestank, aber ein zarter Geruch von Blut, es lag über der Spitze der Klinge. Und dann noch die ganzen schwarzen, körperlosen Seelen...
Immer wieder das Meer, die Weite des Horizontes und der Himmel. Es tat gut einmal alleine zu sein und diese Leere zu fühlen. Das was er zum denken brauchte hatte er noch, aber ansonsten ließ er sich nur noch treiben. Immer wenn Isabell ganz fern zu seien schien, sah er nur auf den Silberring und strahlte wieder. Viel Zeit hatte man hier, die Küste war wohl der einsamste Fleck der Welt. Manchmal redete er laut, sprach seine Gedanken aus und manchmal antworteten ihm die Vögel mit lautem Krächzen. Sie waren die einzigen, die noch hier waren und ohne sie wäre es zu einsam gewesen, aber dieses bisschen Leben um ihn herum war schön, sehr schön sogar. Doch trotz allem führte der Weg weiter gen Norden, er konnte den Turm schon näher kommen spüren, sehen war gewiss nicht möglich. Ein bisschen Angst hatte er, doch das gehörte ja dazu und aufgeregt war er, oh ja, sehr aufgeregt, denn es war nicht nur so, dass er noch nie gegen einen Feuerwaran gekämpft hatte, er hatte sie auch noch nie gesehen. Zum Glück hatte er so ein gutes Gedächtnis, denn sonst hätte er sicher längst dieses eine, doch sehr bescheuerte Abenteuer vergessen. Es war sicher schon ewige Monde her, aber an die Attacke des Warans gegen seinen Freund bei Miliz, Long, an die konnte er sich noch sehr gut erinnern. So hatte er jetzt zumindest eine Vorstellung, wie es ungefähr aussehen könnte, dieses Biest, doch zunächst wollte er ja diesen Turm finden. Ein alter, verlassener Turm. Seltsam...wieso sollte ihn jemand verlassen und warum leben die Feuerwarane ausgerechnet dort? Hm...na ja, ich werde es schon noch herausfinden...
Der Abend war gegangen, die Nacht war gekommen und der Mond hatte die nicht vorhandene Sonne abgelöst. Sterne waren auch heute nicht am Firmament zu sehen, doch man spürte, wie Kälte immer mehr über die Küste kam. Der Wind war ihr Bote. Der Frühling kam zwar mit Siebenmeilenstiefeln auf das Land zu, doch der Winter war noch nicht besiegt. Gestern hatte er früh gerastet, hatte er ja auch ein perfektes Plätzchen gefunden gehabt, doch heute ging Rociel weiter, die Fackel mit der riesigen Flammensäule erhellte das Gebiet weit und er hatte auch noch genug Kraft, lang geschlafen und gutes Essen, den ganzen Tag an der frischen Luft, er fühlte sich fit und kraftvoll, nicht müde. Ein paar Meter sollten noch zu schaffen sein...
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| 18.02.2004 00:23 | #200 |
| Dark-Druid |
Leise scheppernd blieb das schwarze, gusseiserne Gitter, das einen schmalen Zugang zu dem weitverzweigten Kanalisationssystem der Stadt verschloss, auf den groben Pflastersteinen liegen, als Druid und Marquez die kleine Öffnung sprangen. Lautlos setzten die schweren Kampfstiefel auf dem feuchten, glitschigen Boden auf, Knie wurden gebeugt, fingen die Wucht des Aufpralls federnd ab. Grünlich schimmernde, algenartige Gebilde hingen von den gemauerten Wänden, schienen fast mehr lebendig, denn wie alte, vermodernde Pflanzen. Das Geräusch stetig niederfallender Wassertropfen hallte beständig durch die alten Gänge, wurde von den Mauern dutzendfach zurückgeworfen und verstärkt. Alle paar Meter öffnete sich an der nassen Decke ein weiterer Durchlass, durch die ein fahles, schummriges Licht in die hier vorherrschende Dunkelheit fiel. Nach kurzer Orientierung hob Druid die behandschuhte Rechte, deutete den Gang entlang.
„Hier her!“, schon lief er los, dicht gefolgt von Marquez. Eigentlich sollte die Kanalisation dem Straßensystem Gorthars angepasst sein, somit wäre es nicht sonderlich kompliziert, unbemerkt zur Stadtbibliothek zu gelangen. Schnellen Schrittes eilten die beiden durch das Zwielicht, bogen hie und da ab, vorbei an rattenverseuchten, stinkenden Abfallhaufen und schmalen, dreckigen Brackwasserbächen, bis sie endlich in die Nähe ihres Zielortes kamen. Beim nächsten Durchbruch des dicht gelegten Pflastersteinmusters stiegen sie die rostigen, kaum benutzten Leiterstufen hinauf, die fest im Stein verankert waren. Leise schabend glitt das alte Eisengeflecht, das das Loch bedeckte, beiseite, machte den Weg an die Oberwelt wieder frei. Geschwind klommen sie aus dem dunklen Gängegewirr wieder an die Frischluft.
Plötzlich hörte Druid ein lautes Klacken in seinem Rücken. Instinktiv warf sich der Krieger zur Seite, rollte sich geschickt über die Schulter ab, während der Bolzen krachend an einer steinernen Hauswand zersplitterte. Hektisch fingerte der Kultist an seiner Armbrust herum, versuchte ein neues Geschoss einzulegen. Zu spät. Schon prangte seine schwarze Klinge in den Händen Druids, als er mit wütenden Schritten heranstürmte. Im letzten Moment ließ der Schütze seine Waffe fallen, riss sein eigenes Schwert aus der Scheide, entging mit einer klirrenden Parade dem tödlichen Schlag. Ein weiterer Hieb durchschnitt zischend die Luft, prallte wirkungslos auf die hochgerissene Klinge. Blitzartig wirbelte Druid herum, ließ sein Bein in die Höhe schnellen, wurde jedoch jäh gestoppt, als sein Gegenüber grob seinen Arm packte und zu sich riss. Den zusätzlichen Schwung nutzend sprang Druid vor, rammte dem rot Gepanzerten sein Knie in den Magen, dieser taumelte zurück.
Ein silbriges Blitzen in seinen Augenwinkeln veranlasste den Kämpfer dazu, sich ruckartig auf den Boden fallen zu lassen. Keine Sekunde zu früh. Marquez, der mit seiner Reaktion gerechnet hatte, führte einen kräftigen Hieb – und traf. Leise röchelnd ging der Kultist auf die Knie, kippte schließlich vollends zur Seite. Gebrochene Augen starrten kraftlos ins Nichts, während sich langsam eine Blutlache um den toten Körper ausbreitete.
...Seicht zupfte der frische Nachtwind an dem schwarzen Mantel des dunklen Kriegers, enthüllte für eine Sekunde die darunter getragenen Waffen. Tiefschwarze Augen fixierten starren Blicks ein ganz bestimmtes Fenster im ersten Stock. Dahinter verbarg sich das Kartenarchiv der gorthanischen Stadtbibliothek und mit diesem auch die gesuchte Pergamentrolle. Der leicht wogende Umhang wurde zurückgeschlagen, ein zusammengelegtes Seil vom Waffengurt gelöst. Abschätzend wog Druid es in der Hand, rollte es nach einigen Sekunden ab. Mit geübten Bewegungen schwang er die vorbereitete, lassoartige Schlaufe um eine vorstehende, stählerne Fahnenstange und zurrte es fest. Zu festlichen Anlässen wurden an diesen Stangen, die in der ganzen Stadt verteilt waren, die Flaggen mit dem gorthanischen Wappen aufgehängt, nun dienten sie als willkommene Hilfe zum Einbruch, denn da der Haupteingang versperrt war, musste halt dieser unkonventionelle Weg herhalten.
Geschickt kletterte der Krieger an dem schwankenden Seil in die Höhe, nach wenigen Momenten kriegte er das Metallstück zu fassen und zog sich daran empor. Er schützte sich mit den Händen vor dem Herunterfallen, drückte dann plötzlich die angezogenen Beine durch und schnellte vor. Nur wenige Fuß entfernt war das zu erreichende Fensterbrett, geschmeidig setzten seine Füße auf. Mit einem ruckartigen Ellenbogenstoß war das Fenster von dem hinderlichen Glas befreit, ein prüfender Seitenblick auf den nickenden Marquez versicherte, dass niemand etwas gehört hatte. Dieser beeilte sich nun auch, das Seil hinaufzuklettern, es oben angekommen zu lösen und zusammenzurollen, damit auch weiterhin niemand so schnell das unerlaubte Eindringen bemerkte. Einen beherzten Sprung später stand er, zusammen mit Druid, im Kartenarchiv Gorthars...
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| 18.02.2004 18:46 | #201 |
| Sara |
Scharf war das Rasiermesser, zerschnitt Felle und Fleisch, Muskelsehnen und Gewebe, ein perfektes Jagdmesser und doch so klein und unscheinbar. Es musste sehr oft geschliffen worden sein und bald sollte er es einmal nachschleifen lassen. Es musste scharf bleiben. Diese Arbeit übernahm am besten ein Schmied. Doch jetzt nutzte er es nicht um Tieren ihr Fleisch oder anderes zu entnehmen, nein, er brauchte es um seine Schwerter fertig zu schnitzen. Es war ganz witzig gewesen, als er sie am Nachmittag entdeckt hatte. Schon sehr früh war er wach geworden, müde war er und die Stätte war nicht ganz so gut, wie letzte Nacht gewesen, doch trotzdem raffte er sich noch vor Sonnenaufgang hoch und marschierte nach einem kurzen Frühstück los. Er aß sehr wenig, aber genug, das Fleisch war sehr eiweißhaltig und auch sonst versorgte es ihn mit vielen Kalorien, schmeckte dafür nicht immer gut. Dieser Vorsprung brachte einige Meilen ein, die er jetzt einfach weggeworfen hatte. Bei einer kleinen Rast entdeckte er sie. Drei Stück, am Boden seines Rucksacks. Sie waren unvollständig und noch lange nicht vollendet und irgendwie wollte er das nun tun. Das Messer war sehr genau und ermöglichte ihm perfekte Arbeit, doch bis er sich wieder reingearbeitet hatte dauerte es lange. Es sollten genaue Kopien von ihren Schwertern werden, nur aus Holz und damit weniger gefährlich. Er wollte sie eigentlich zum trainieren benutzen, nachdem ihm klar geworden war, dass man mit echten Waffen nicht ernsthaft gegeneinander kämpfen konnte. Doch irgendwie musste diese Idee verfallen sein – bis heute. Lange schon arbeitete er nun daran, schaute immer mal wieder auf das Meer, von seiner Klippe hatte man einen ausgezeichneten Ausblick, konnte hunderte Meter weit sehen. Dass es heute genauso trist am Himmel, wie auch gestern war, das störte dabei ganz und gar nicht. Nebenbei knabberte er immer wieder an dem Trockenzwieback herum, es schmeckte nach nichts und so wirkte es auch, aber wenigstens war es so hart, dass man seine Zeit brauchte, um es runterzuschlucken.
Nachdem die Waffen ihre Färbung und ihre Lackierung schon bekommen hatten, war es schwerer Dinge zu verändern, doch noch viel zu viele Sachen gefielen ihm nicht, Fehler mochten erst hier auffallen, in der absoluten Einöde, wo man von nichts anderem abgelenkt wurde. Immer wieder fielen kleine Holzspäne zu Boden und bildeten einen kleinen Kreis um ihn, doch besonders Isabells Schwerter wurden sehr genau bearbeitet, immer erst sekundenlang geplant, bevor ein Schnitt gesetzt wurde. Er mochte die krummen Schwerter sehr, hatte sie oft bewundert, da sie vollkommen gegen jede normale Schwertnorm waren, aber mehr als ihren Namen kannte er auch nicht. Sie waren wenig verziert und doch war es wohl eine Herausforderung sie aus dem dicken Eichenholz zu schnitzen, aber je länger er dran arbeitete, desto schöner wurden sie. Aber auch stabil und nicht zu dünn und nicht zu dick. Er konnte ganz gut schnitzen. Früher hatte er oft Wanderungen mit seiner Mutter gemacht, in den Wäldern waren sie zwar nicht oft alleine, doch trotzdem machten die Ausflüge einen Heidenspaß und ab und zu schnitzte er sich da einen Wanderstock, aber zurück in der Stadt auch mehr. Kleine Holztauben und Laternen hatte er schon ganz gut hinbekommen. Vielleicht hätte er einfach Tischler werden sollen, die Arbeit brachte gut Schotter und auch sonst war sie nicht schlecht, Meister Thorben hatte es ihm ja auch schon angeboten, aber er hatte das Angebot nie angenommen, er wollte damals unbedingt so sein, wie es sein Vater wollte, ein starker Soldat für die Miliz. Heute würde er die Stelle mit Kusshand annehmen, aber dies würde nicht mehr möglich sein, nicht mehr in diesem Leben oder der Erfindung eines Zeit zurückstellenden Zaubers.
Irgendwann waren beide Kopien der Krummschwerter fertig, zwar musste an einige Stellen nun wieder die Politur gesetzt werden, doch im Ergebnis war alles perfekt. Ein bisschen stolz war er ja schon, doch so schön die Holzschnitzereien auch waren, sie waren nicht wirklich wichtig. Zuletzt machte er auch die Kopie von Todesodem fertig, doch dabei kam es zu keinen Schwierigkeiten mehr, hatte er doch sein Schwert zum Nachbau vor sich. Ganz am Ende der Arbeit schnitzte er dann die Namen der Schwerter und die Namen ihrer Besitzer auf die Innenseite der Klingen, womit sie eindeutig gekennzeichnet waren, dann blies er Rociel die Späne und den Holzstaub hinfort und siehe da, die Arbeit hatte sich wahrlich gelohnt. Kurz lächelte er, sah sich die Stücke gut an und von allen Seiten, doch es gab keine Mängel mehr. Die Spitzen waren anfangs scharf, aber sie hatte er etwas abgeschnitten, so dass es nicht mehr direkt gefährlich war. Mit diesen Waffen sollte man üben können. Ihm war klar, dass die Schönheit der Waffen nur kurz andauern würde und nach dem ersten Kampf überall Risse und Fugen drin wären, doch für die Übergabe an seine Schwester musste so ein Schwert natürlich perfekt sein.
Zufrieden stand er von dem kleinen, platt gedrückten Stein auf, steckte die drei Schwerter weg und sah ein wenig herunter auf das Meer. Die Wellen brandeten wie ein Uhrwerk gegen die Küste und alles wirkte so wunderschön ruhig, trotz des Lärmes, der dabei entstand. Wieder waren die Möwen da, diese Küstenbewohner flogen ihm jetzt direkt um die Nase, weil er ja auf einer Klippe stand, doch jetzt hieß es wieder runter zum Meer zu kommen und das sollte noch ein wenig dauern, wenn er nicht halsbrecherisch klettern wollte.
Trotzdem lachte er ein wenig mit den Geräuschen der Vögel und rannte mit seinen Sachen davon, er fühlte sich hier am Meer total geheilt von allem, die salzige Luft und die Geräusche hatten ihm schon immer gut getan, doch dies war wirklich wunderbar einsam hier…und wenn er wirklich mal echte Sehnsucht hatte, dann hatte er ja seine Erinnerungen und Isabells Ring. Er hoffte nur inständig, dass es ihr genau so gut ging, wie ihm, es wäre schlimm, wenn nicht...
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| 18.02.2004 19:30 | #202 |
| Sara |
Hier oben gab es immer noch Küstengras, so bezeichnete er das arg geschundene Grün, welches jedem Wind und Wetter ausgesetzt war, doch wenigstens war es hier noch Grün, gab es doch sonst nichts weiter hier an Vegetation, außer mal nen Strauch oder ein Gebüsch. Bäume waren Mangelware, wenn mal nach Meilen ein baumartiges Gebilde näher kam, war es ohne Blätter, verdörrt und nur noch ein Skelett aus rostbraunen Ästen. Kein Wunder, bei diesem starken Wind hier, konnten sich Blätter sicher kaum halten, aber wenigstens war die Luftfeuchtigkeit hier sehr hoch.
Doch das kümmerte ihn wenig, ein bisschen jedoch sehnte er sich nach Regen. Lange schon hatte es nicht mehr geregnet, sehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Aber da konnte er leider nichts machen außer warten. Irgendwann würde es schon mal wieder einen Grund für den Himmel geben, um zu weinen. Und solange es das nicht tat, musste er weiterhin streng seinen Wasserverbrauch regulieren. Es war verdammt, ein paar Meilen weiter ins Landesinnere musste es wieder Wälder geben, in denen man sicher Wasser finden würde, aber er konnte nicht anders, musste an der Küste bleiben, denn nur so konnte er den Turm der Feuerwarane, wie er ihn mittlerweile getauft hatte, finden.
Mit schnellen Schritten huschte er weiter, mittlerweile hatte er ein paar Klippen gefunden, die abschüssig waren, wo er runter springen konnte, zumindest musste er nicht klettern. Der Strand war hier praktisch nicht vorhanden, jedenfalls wurden nun immer mehr Steinstrände aus dem anfänglichen, grobkörnigen Sand. Doch einen Vorteil hatte auch dies, denn seine Füße, samt den Stiefeln, sanken kaum ein und konnten den mal kleineren und mal größeren Wellen immer besser ausweichen. Wenn er sich so die Stiefel betrachtete, auch abends vorm Schlafen, dann konnte man ihr Alter wirklich sehen. Es gab überall ausgebeulte Stellen, abgeschürfte Farbe und noch mehr. Es waren keine Löcher drin und auch sonst waren sie noch gut, denn er pflegte nicht nur Schwert und Körper gut, wenn es ging, aber der größte Kritikpunkt an ihnen war, dass sie einfach zu klein wurden, er passte schlichtweg nicht mehr richtig rein, es war ein wenig unangenehm in ihnen zu laufen.
Als die Sonne unterging verharrte er ein wenig, machte seinen kleinen Stopp zum Abendbrot, oder wie man das nennen konnte. Jedenfalls schlag es doch äußerst übel auf den Magen, vor dem Schlafengehen rohes Fleisch zu essen, überhaupt Fleisch, diese sättigende, aber auch schwerverdauliche Nahrung. Es war äußerst unangenehm sogar. Also wollte er sich den Speck, den er nun zu sich nahm, später gleich wieder weglaufen. Und es gab wirklich nichts schöneres, als nach vorne zu schauen und dort einen Sonnenuntergang zu sehen, wenige Meter von einem entfernt das Meer. Alleine das Glitzern auf dem Wasser, das Wogen der Wellen. Leider war es kein feuriger Untergang, denn das graue Wolkenband vom Tag, löste sich natürlich nicht einfach auf. Aber die blitzenden Strahlen, sie machten diesen Ablauf heute zu etwas ganz besonderem, ein Lichtschauspiel, das man auch nicht jeden Tag sah. Na ja, ein wenig melancholisch war es natürlich auch, denn mit Isabell wäre selbst diese Schönheit noch hundert Mal aufgewertet worden, aber jede Medaille hatte eben ihre Kehrseite, damit musste er leben.
Nach vollendetem Mahl und einem endgültigen Verschwinden des Lichts, zündete er die Fackel an, die sogleich in jener irren Flamme entbrannte. Noch war nicht Schluss und die Stelle war auch nicht besonders gut zum übernachten. Er musste weitergehen, schon alleine um seines Zeitplans Willen. Es war ein Gehetze, das immer wieder von zu langen Pausen unterbrochen wurde, doch hauptsache er kam irgendwie voran. Schon ein duzend Meilen war er von Prix Lager entfernt, doch das schreckte ihn nicht und war auch noch keinesfalls gut. Ob und was an der Geschichte dran war, die sein Freund da aufgeschnappt hatte, war nicht raus. Es hätte ja auch sein können, dass er gar nichts fand. Doch daran mochte er nicht denken, durfte er gar nicht denken. Wieso sollte er es auch tun? Momentan war er bester Dinge und trotz der frohen Aussichten dachte er in nicht minder vielen Momenten eiskalt daran, wie er die Biester doch töten könnte und was danach geschah. Er genoss es, diese ungewöhnliche Freude über dieses Gebiet, doch er war nicht blöd, natürlich war dies nur eine Momentaufnahme. Rociel konnte hier nicht auf Dauer glücklich sein, es war nur deshalb so gekommen, da hier alles neu und unberührt war. Doch sein eigentliches Ziel, die Warane, sie blieben immer noch entfernt, trotz des langen Weges.
Der zweite Tag würde bald enden, Prix hatte gemeint, dass diese Anzahl dem Flüchtenden reichte, drei Tage also normal wären. Morgen war der dritte Tag und er fragte sich, ob morgen das Ende seiner Freude kommen würde, oder ob man ihm noch eine Galgenfrist gab. Aber wollte er die eigentlich haben?...Er wusste es gar nicht, was er denn nun wollte, er würde es einfach auf sich zukommen lassen...
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| 19.02.2004 20:18 | #203 |
| Sara |
Es waren weitere Stunden vergangen und wieder lagen vier Meilen hinter ihm, doch das Wetter wurde immer schlechter und schlechter, der Wind wurde zeitweise so schlimm, dass er sich an irgendetwas festhalten musste, ein Wunder, dass es den schwarzen Harpyienumhang nicht wegriss, doch drohend und Unheil verkündet flatterte er im Rhythmus des Windes, immer versuchend zu fliegen und immer wieder von den beiden Nischen an der Rüstung gehalten. Rociel war nun nicht mehr von der Umgebung zu trennen, der Himmel hatte sich verdunkelt und die See peitschte ihre Wellen voran. Wie ein Feldherr benahm sich der Wind, immer höher und höher wurden die Wellen, von den Schreien und dem Heulen angetrieben, krachten sie nun gegen die Klippen und er hatte ein nicht gerade kleines Problem. Es war unmöglich am Strand weiterzugehen und so musste er wieder die Klippen rauf, zum Glück kündigte sich das Unwetter rechtzeitig an, so dass ihm genug Zeit dafür blieb. Wenn er nun nach unten sah, so konnte man nur noch auf Wasser blicken. Stück für Stück drang das Meer weiter vor und die Wellen donnerten zu knallhart an den Stein, dass Wasserfontänen bis zu ihm hinauf spritzten. Aber regnen tat es noch immer nicht. Vergeblich hoffte er auf die reinigenden Tränen des Himmels, es mochte winden, es mochte stürmen, es mochte donnern, aber nicht regnen.
Wie lange er jetzt schon unterwegs war wusste er nicht, viel weniger noch, wann endlich sein Ziel erreicht sein sollte. Wetterkapriolen waren tragisch, doch kein Grund, warum er auch am dritten Tag nicht ankommen sollte. Er fragte sich, ob er den Turm vielleicht übersehen hatte, doch das war so gut wie unmöglich. War es tatsächlich nur eine erfundene Geschichte? Prix hatte ihn bestimmt nicht angelogen, dafür konnte er seine Hand ins Feuer legen, aber es war ja nicht seine Geschichte und wo weiß, wo er sie aufgeschnappt hatte. Von einem Barden, die sowieso mehr erfanden als Wahrheit sprachen? Von einem Betrunkenen, die sowieso nicht mehr zurechnungsfähig waren? Oder vielleicht doch von einem ganz normalen Aufschneider, der Spaß daran hatte sich groß und mutig darzustellen. Oder war er vielleicht dicht vor dem Ziel? Zweifel nagten wie die Ratten am Käse, doch noch wollte er nicht aufgeben und auch morgen nicht. Der Proviant, sparsam wie er war, würde noch für Tage reichen, solange sollte die Suche weitergehen. An der Küste hatte er gesagt, die Richtung stimmte, er konnte ihn nicht übersehen haben. Ein Turm fiel doch auf. Oder etwa nicht?
Der Wind kam von Westen, blies ihm direkt ins Gesicht. Verdammter Mist, Sauwetter!, dachte er sich, doch es half ja nichts. Er war nur noch ein kleiner Spielball im Kampf der Gezeiten, mit Leichtigkeit hätte er in einem ungeschickten Moment von den Klippen fallen können, weggefegt von einem Orkan oder einer Windhose, wie es hier an der Küste möglich war. Doch nichts desto trotz, er hielt sich wacker. Immer wieder machten die Wolken Pause, wahrscheinlich um tief Luft zu holen, ehe sie wieder anfingen zu blasen, in diesen Pausen war es fast ein wenig normal und er kam noch ganz gut weg. Erkennen konnte er nicht mehr fiel, die Sicht war eingeschränkt auf wenige Meter, es waren nur noch schwarze und dunkelblaue Umrisse zu erkennen. Das grüne Gras wedelte so sehr, dass einige Stücke rausrissen, sich einfach nicht mehr halten konnten. Wie schwarze Schatten konnte man das alles wahrnehmen. Trotz allem, es war gar nicht mal so schlimm, so ein Küstenunwetter war natürlich viel heftiger als eines im Wald, wo man Bäume oder andere Unterschlüpfe zur Auswahl hatte, hier an der Klippenwand gab es keinen Schutz mehr, nur am Strand hätte es den gegeben, aber der war überflutet.
Meine Güte, das hätt’s jetzt echt nicht mehr gebraucht, so finde ich den Turm doch nie. Warum muss dieses Unwetter jetzt kommen, warum nicht dann, wenn ich den Turm gefunden habe, so ein Mist. Hoffentlich ist es im Lager von Prix jetzt besseres Wetter. Wahrscheinlich sitzen diese faulen Schlafmützen an nem schönen Lagerfeuer und essen gerade und ich? Ich kann nicht mal das Feuer entzünden, da mir die Flamme ins Gesicht wehen würde und an Essen will ich gar nicht denken, da wird mir ja übel bei dem Wind. Wo ist denn jetzt dieser doofe Turm, wenn das alles nur ein Märchen war, dann, dann, ach verdammt, natürlich gibt es den und ich wird ihn auch finden und zwar noch heute, jawohl, nur Mut Rociel, das wird schon...
Noch einige Meter schaffte er es danach, alles war wie vorher auch schon, der Wind nahm seine Pausen...und er wurde stärker. Genau in einer dieser Phasen, wo es wirklich unmenschlich harter Gegenwind war, hörte er ein Zischen, doch eher mehr ein Pfeifen, er hörte es nicht lange, war aber noch im Stande ein Musikinstrument auszuschließen, wollte sich aber nicht weiter damit beschäftigen.
Kurze Zeit später gab es einen dumpfen Aufprall, irgendein Stück Holz, womöglich ein schwerer Ast einer Eiche, war ihm in den Nacken geflogen. Die Wucht war so heftig, dass er ohnmächtig wurde, auf der Stelle. Wie ein halbleerer Rübensack viel er dann zusammen und blieb bewusstlos liegen. Das Unwetter tobte weiter, doch es sollte ihn nicht weiter stören.
Er lag am Fuße einer Klippe, zehn Meter vom Abgrund entfernt...
...er wollte den Turm finden? Noch heute? Er hatte ihn gefunden, denn genau unter dieser Klippe, nur ein paar Schritte entfernt, da stand er, der alte Turm. Die Feuerwarane waren ebenfalls da, doch verbargen sie sich, hassten die Wind sehr. Leider sollte der Fund erst mal unbemerkt bleiben, aber wenigstens war die Suche abgeschlossen, der legendäre Turm...und er war nicht das letzte Geheimnis. Doch Schlafende sollte man nicht wecken und so konnte er dort mehr oder minder freiwillig erst mal pennen...
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| 20.02.2004 16:31 | #204 |
| Isabell |
Die Tage seit der Abreise ihres Bruders waren sehr ruhig gewesen und gut fühlte sie sich auch. Es war mal was anderes, eine willkommene Abwechslung, warum sollte sie das nicht genießen. Die beiden Jägersleut waren ausgezeichnete Gesprächspartner, auf Dauer würde sie es zwar nicht mit Prix und Ra aushalten, doch so für ein paar Tage war es in Ordnung. Aber andererseits spürte sie, wie sie das Abenteuer doch reizte, es musste schon interessant sein, diesen Turm zu suchen, so malte sie es sich zumindest in ihren Gedanken aus, dass aber der Kampf mit den Feuerwaranen nicht schön würde, das war auch ihr klar und sie beneidete ihren Bruder kein Stück darum. Eigentlich hatten sie so gut wie nichts zu tun, einmal waren sie auf der Jagd, aber nur um die arg geschundenen Fleischvorräte aufzufüllen, zwei Scavenger hatten die Jäger dabei erlegt, gezielt mit zwei Pfeilschüssen erlegt. Ansonsten blieben sie lange im Lager, richteten Fleisch hin, brieten es an, verpackten es, richteten ihre Waffen, schnitzten Pfeile und natürlich wurde eine Menge gegessen und getrunken und vor allem geredet. Isabell erfuhr so manch Geheimnis über ihr Leben in der Wildnis, von Gorthar als Stadt und auch viele Legenden und Mythen, die sich um diese Insel rankten. Prix war sehr erfahren und in den besten Jahren, er war ein echter Gorthaner und wusste viel über die Stadt und das Land. Es war immer wieder eine Freude zu hören, was hier alles passiert sein soll, doch auch die negativen Dinge ließ er nicht aus. Wenn sie nicht die Felle gehabt hätte, dann hätte sie aber nichts weiter tun können, als zuzuhören und mitzuquasseln, so konnte sie wenigstens die Stiefel bearbeiten und das war ganz schön schwer. Das wichtigste war das Werkzeug und die ganzen Sachen konnte sie zum Glück von Prix bekommen, ohne sie wäre nicht mal ein Anfang möglich. Aber auch so war es schwer, denn die passenden Sachen mussten erst mal gefunden werden. Das Fell musste geteilt werden und sollte gut bis knapp zur Hälfte des Schienbeines gehen. Aber das Fell des großen Wolfes war so groß, es hätte auch für zwei Paare gereicht, deswegen fütterte sie auch die Innenseiten damit. Schon als die Stiefel in ihrem Grundformat standen waren sie reinweiß und nicht von reinem Schnee zu unterscheiden, das war der Mythos, der auf ihnen lag.
Selbst das Wetter meinte es gut, auch wenn die Küste weit weg war gab es ab und zu Wind vom Meer, doch das wurde durch die Bäume alles so gebremst, dass man nicht wirklich von Sturm sprechen konnte. Manchmal schien sogar die Sonne. Es waren richtig gute Tage, was dies anging. Ihre Entscheidung ihn ziehen zu lassen, bereute sie nicht, aber Sorgen waren trotzdem dabei. Zwar waren ihr auch noch nie Feuerwarane begegnet, aber sie hatte ihre Schuppen lang genug am Leib getragen und genau gespürt, welche Macht diese Schuppen in sich hatten. Man konnte das alles gar nicht mit einander vergleichen, auch die Pelze der Wölfe wirkten nun nicht unbedingt stark, doch fasste man sie an oder trug sie, dann konnte man sich die Macht der Tiere, die einst unter ihnen waren, genauestens vorstellen.
Alles ging eigentlich gut, alles bis heute. Es war irgendwann mitten im Nachmittag, keine Kirchenglocke mochte schlagen und läuten, doch das war egal. Sie saßen zusammen um den Lagerfeuerplatz und gingen ihren Sachen nach. Das bedeutete im Genauen, dass Prix seinen Bogen mit irgendeiner Paste einrieb und neue Pfeile auf der Sehne spannte, Ra sein Schwert seit einer halben Stunde auf und ab rieb und dabei Nüsse knackte und sie weiter mit Nadel, Messer und Geschick an den Stiefeln baute.
Von irgendwoher zog dann der Wind an, die Bäume vorne im Wald schüttelten sich und dann kamen sie. Sie konnte die Anwesenheit gerade noch rechtzeitig spüren und sah den Mann im Baum verschwinden, er hatte ein Tuch vor dem Mund und doch war ihr so, als ob er grinsen würde. Ein Wimpernschlag später flog ihr etwas entgegen, es war eine schwarze Rose, die vor ihren Augen zu Boden ging. Wütend zertrat sie die welken, schwarzen Blätter und dann kamen sie auch schon.
Es schienen hunderte zu sein, doch es waren nur sechzehn, sie erkannte die Gestalten wieder, es waren diese Aschefiguren, die scheinbar nur ein Zauber am Leben hielt, düstere Nekromantie hatte Rociel noch gesagt. Und so schien es nun tatsächlich, denn wieder zogen sie ihre Waffen, Schwerter, Äxte, verkrüppelte Messer, das ganze Reservoir, nur mit einer Absicht, zu töten. Isabell war sich sicher, dass der Angriff ihr und nicht den Jägersleuten galt und sie hoffte, dass es ihrem Bruder nicht genauso erging, dann aber blieb keine Zeit mehr zu denken.
Die Drei hatten sich aufgestellt, Prix und Ra hatten ihre Bögen gezogen (Ja auch Ra konnte mittlerweile passabel damit umgehen) und Isabell stand mit beiden Schwertern in der Hand am Eingang des Lagers. Und dann kam die Meute, vermummt wie schon gewohnt und aggressiv wie immer...
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| 20.02.2004 17:15 | #205 |
| Isabell |
In den Augen der Feinde war ein unnatürliches Glühen zu sehen, doch scheinbar waren es genau die gleichen Gestalten wie auch schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen. Die Typen waren nicht dumm und konnten kämpfen, doch man war in der Lage sie zu stoppen. In der Masse überrollten sie alles, doch in der Qualität besaßen diese Zauber kleine, aber feine Mängel. Sie kamen mit großen Schritten näher und Isabell musste zugeben, sie war einem Kampf nicht abgeneigt, denn es war wirklich etwas öde, nur herumsitzen und nichts tun können. So wartete sie auch nicht, sondern lief den Vermummten entgegen. Neben ihr flogen zwei Pfeile, links und rechts vorbei und donnerten in den Kopf, respektive in den Bauch einer Gestalt, sofort löste sich der eigentlich Tote zum gewohnten Ascheberg auf, für Prix und Ra musste es erschreckend wirken, doch die Zeit für ausführliche Erklärungen war leider nicht mehr geblieben.
Ihre Schwerter hatte sie in den Händen tanzen lassen, doch als sich jetzt drei Vermummte auf sie stürzten gerieten sie direkt in die Todesmühle der Klingen und ihr Körper wurde regelrecht aufgeschlitzt. Wo bei anderen nun Blut spritzen würde, war bei denen nur Asche, die herauswehte, im zweiten Nachsetzen war aber auch der ganze Körper verschwunden. Eines dieser Geschöpfe blockte ihren Angriff erfolgreich ab und sofort waren die restlichen Gestalten auf sie zugestürmt, doch nur durchbohrte Herzen blieben auf ihrem Weg durch das Chaos zurück. Herzen die es nicht gab und doch gut getroffen waren. Sie hatte die Anatomie dieser Zaubergeschöpfe verstehen wollen und war zu dem unweigerlichen Beschluss gekommen, dass die Anatomie wie die eines Menschen war, traf man sie nur an der Schulter, so waren sie noch nicht besiegt, traf man durch die Stelle, wo das Herz bei Menschen lag, waren sie jedoch sofort tot.
Es war leicht ihre Körper zu durchbohren, einmal tödlich getroffen wurden sie zu Staub und Asche und das Schwert tauchte hindurch, doch das nur, weil ihre dünnen Stoffteile keinen Schutz boten. Anders wäre es gewesen, wenn sie Rüstungen angehabt hätten.
Die Reihen des Feindes wichen schneller, als erwartet, neben ihr donnerten unaufhörlich Pfeile in Körperteile und imaginäre Gliedmaßen, ihre Schwerter hatten keinen einzigen Tropfen Blut gesehen, doch der Staub blieb nicht lange so wie er war, wehte ihn der Wind doch fort.
Auch die letzten vier Kämpfer versuchten es vergeblich, mit Schwertern und Äxten gingen sie zusammen auf die einsame Kämpferin los, doch unter dem ersten Schwertstreich tauchte sie hindurch, ehe sie dem Keulenschwinger ein Schwert in den Bauch rammte, um gleichzeitig die zweite Schwertkapriole mit ihrem linken, verteidigenden Arm zu blocken. Doppelt hält besser, war das Motto beim nächsten Zug, als sie mit beiden Schwertern den zwei Angriffen der Schwertkämpfer standhielt und dem Linken danach einen Tritt in die Magengrube versetzte, worauf er nach hinten taumelte. Der dritte im Bunde wollte besonders schlau sein und schlich sich mit der Axt von hinten an, doch als sie nach hinten ausholte, wobei sie den noch stehenden Schwertkämpfer im Blick behielt, hatte der Axtkämpfer die Tharek’Ils zwischen Stirnbein und Nasenbein. Den Schwung darauf nutzte sie, um die Waffe zu Boden zu reißen und dann mit einem gesalzenen Tritt dem Letzten, noch Stehenden, sein Gesicht zu zertrümmern. Erstaunlich daran war, dass sie das Knacken der Knochen zu hören gedachte, doch bevor man das prüfen konnte standen beide Schwertkämpfer wieder, stark waren sie ja, doch die Jäger beendeten dann mit zwei gezielten Schüssen das ganze Trauerspiel, denn mehr war dieser Kampf nicht. Eine willkommene Abwechslung, ein bisschen Training für müde Knochen, aber keine Gefahr. Warum sie allerdings das Lager angriffen, das verstand sie nicht.
Mit schlurfendem Blick ging sie zurück zu der Rose und zertrat sie noch mal, es war wirklich schwarz. Dann sah sie wütend zu dem Baum, wo sie den Mann gesehen hatte, doch keine Seele war mehr dort. Der Staub und die Asche der nicht vorhandenen Leichen waren inzwischen weg, dann hörte auch der Wind auf zu stürmen. Für sie stand fest, dass irgendjemand hinter der Sache stecken musste, diese schwarze Rose stand wohl für ihren Tod. Aber derjenige, der sie töten wollte, der musste doch wissen, dass er mit diesen Marionetten nichts anfangen konnte. Es war rätselhaft, dieser ganze Angriff wirkte so sinnlos, sie konnte ihn nicht erklären, egal wie lange sie sich den Kopf zermarterte. Und Prix und Ra wollten natürlich auch wissen, was da gerade geschehen war und so begann sie langsam zu erzählen, was sie über die vermummten Gestalten wusste. Es war nicht viel, eigentlich war es nichts, aber eines stand fest, der Gerlirkas Orden war mehr als eine Organisation von Spinnern. Aber bisher hatten sie noch nie mehr als einen gesehen und der war immer vermummt oder unsichtbar. Trotzdem schienen mehrere Leute dahinter zustecken. Seltsam war es, wirklich seltsam. Um sie zu töten musste er auf jeden Fall mehr als nur staubige Krieger schicken, aber sie war sich sicher, dass das noch nicht alles war. Vielleicht war es nur ein Test für sie. Das musste es sein. Und warum sich ihre Anführer nie trauten sich zu zeigen war genauso seltsam. Aber sie würden es rauskriegen, nur war sie hier zum warten verdammt, was ihr so gar nicht gefiel...
Zumindest Rociel schien es gut zu gehen, jedenfalls mochte sie nichts Gegenteiliges verspüren, sein Blut war ruhig, als ob er schlief, was sie kaum annahm...
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| 20.02.2004 20:28 | #206 |
| Sara |
Mit dröhnendem Schädel wachte der junge Fürst wieder auf, er war länger ohnmächtig gewesen, als gedacht, aber wenigstens war nichts weiter passiert. Sein Nacken und sein Hinterkopf taten brutal weh, als ob ein Schattenläufer sich die Nacht über drauf bequem gemacht hätte, doch er wusste noch zu gut, wie er dieses Zischen hörte und urplötzlich die Lichter ausgingen. Irgendein schwerer Gegenstand musste ihm gegen den Kopf gefallen sein, nur er wusste nicht was. Nur langsam kam er in einer Art Kriechbewegung wieder hoch. Es war gar nicht so einfach den Koller wieder abzubekommen, denn er hatte sich jetzt festgebissen, aber spätestens bei den ersten Zügen des rauen Seewindes war es dann um seine Trägheit geschehen. Seine Beine wirkten noch wacklig, alles schien ganz neu und unbenutzt, wie kleine Kinderbeinchen, doch das änderte sich auch. Immer wieder packte er sich an den Kopf, Kopfschmerzen waren als Geschenk zurück geblieben und die konnte er nicht so einfach abschütteln, doch noch öfters massierte er seinen Nacken so gut das eben ging. Das wäre die ideale Aufgabe für seine Schwester gewesen, aber das war wohl ein wenig egoistisch gedacht. Als er dann erst mal wieder fest dastand und sich umblickte, konnte er endlich die Klippen erkennen. Doch der Turm, der da vor ihm stand, musste wohl unter einem Schleier aus grauem Dunst verhängt gewesen sein. Zu aller erst ging er zur Nordseite, da wo das Meer in Form von meterhohen Wellen gegen donnerte und krachte. Inzwischen war da wieder ein dünner Strand, freilich nur aus Steinen und Felsen, aber das Meer war wieder schön zurückgegangen. Noch immer schüttelte er den Kopf langsam hin und her und zwickte die Augen zusammen, als er endlich den richtigen Weg nach vorne einschlug. Er wankte bis zu den Klippen und da wo sie aufhörten blieb er stehen. Zuerst waberte da irgendeine schwarz-graue Masse vor seinen Augen, aber als er sie noch einmal rieb wurde die Kontur eines Turmes deutlicher. Da begriff er, zückte noch ein letztes Mal die linke Hand um sich zu kneifen und nach einem schmerzhaften Zwicken seiner Nägel in die junge Haut da wusste er, dass es keine Illusion war. Er sah tatsächlich einen Turm und da es hier nicht allzu viele Türme geben konnte, musste es der Turm sein, den er suchte.
Sofort war jegliche Müdigkeit oder Verwirrung aus dem Gesicht verbannt und mit großen, weiten Augen starrte er hinunter, der Turm war gut fünfzehn Meter hoch und hatte eine beachtliche Größe, auch waren ein paar quadratische Kammern daneben und außerdem war er in einem sehr guten Zustand. Rociel staunte nicht schlecht, doch wo waren die Feuerwarane? Er brauchte nicht lange zu warten, bald schon hörte er ihr Zischen, denn durch das Rauschen des Meeres und der Betäubung seiner Ohren und überhaupt, aller Sinne, war er ja erst so verwirrt gewesen und hatte das laute Zischen nicht hören können. Jetzt aber konnte er sie sehen und seine Gefühlswelt schwankte voller Ehrfurcht und Gier. Ehrfurcht deswegen, weil diese Tiere gut vier Meter lang und einen Meter hoch waren. Aus ihren Mündern kam entweder die lange, zischelnde Schlangenzunge oder ein leichtes Qualmen, das von Feuer kündete, ihre Schuppenhaut war schimmernd in allen rötlichen Tönen und sie schlichen um den Turm wie lauernde Wächter. Und Gier, weil er sich sofort in sie verliebte, er wollte ihre Trophäen unbedingt haben, es wäre ihm eine große Ehre die Haut dieser Königstiere sein Eigen nennen zu dürfen und außerdem war die Lust in ihm hochgestiegen den Kampf zu beginnen und endlich wieder eine Waffe in Händen zu halten. Es war nicht sein wirkliches Ich, eher eine Mischung aus allen drei Seelen zusammen, die hier zusammen wirkten, aber er konnte an sich halten und wartete ab.
Lange noch sah er hinunter, beobachtete ihre Laufwege und ihre Anzahl, nämlich genau drei, er hatte auch bemerkt, dass sie Kälte nicht ausstehen konnten. Immer wenn der Wind kräftiger wurde, zogen sie sich in Höhlennischen zurück. Das sollte vielleicht ein kleiner Vorteil für ihn sein, hoffte er zumindest. Doch irgendwann stand seine Taktik, nun ja, es gab einfach keine. Er schlich die Klippen entlang, die schon von Weitem einen Ausgang ankündigten, einen Weg, sandig und steinig, eine Mulde direkt zum Turm, wohl künstlich angelegt oder einen Grund für den Erbauer seinen Turm dort zu bauen. Wie auch immer, jedenfalls stand er recht bald an der letzten Stelle zwischen sich und den Waranen, an der sie ihn nicht sehen und wahrnehmen konnten. Normalerweise betete er nicht vor kämpfen, nur wenn er das Bedürfnis hatte Innos etwas mitzuteilen, doch ab und zu war so eine Ausnahme, wie zum Beispiel heute.
Innos,
mein Herr und Meister. Lange ist es her, dass ich meinen Aufgaben gerecht geworden bin, lange ist es her, das ich zu dir gesprochen habe oder meinen Tribut gezahlt. Doch es gibt Veränderungen in meinem Leben, was erzähl ich dir das, du selbst hast sie ja eingeleitet, aber was soll man schon jemanden erzählen, der alles weiß? Ich gedenke nicht mehr an deine Kirchen zu spenden, da ich glaube, dass es nichts hilft, da ich glaube, dass viele Anhänger verroht und verdorben sind. Trotz meiner Untätigkeit im Moment bin ich jederzeit bereit, sobald Meister Tolban mich ruft, werde ich kommen und meine Pflicht erfüllen. Und noch etwas will ich dir sagen, ich habe meine Bestimmung, die du mir auferlegt hast, angenommen, doch ich wünsche mir meinen Lohn dafür. Wahrscheinlich weißt du auch, warum ich hier knie und zu dir spreche. Ich denke, du weißt, warum ich es tue. Schenk mir bitte die Kraft, um gegen diese Königstiere zu bestehen. Schenk mir Regen, Regen, den das Land braucht. Amen.
Dann trat er aus dem Schutz der Klippen, hinab die natürliche Rampe, langsam und bedacht gingen seine Blicke gen Himmel, an dem urplötzlich Wolken aufzogen, doch noch war kein Tropfen zu spüren. Er hatte den Turm im Blick, aus der Nähe wirkte er noch ein wenig fantastischer und größer als von da oben. Sein Blick ging zu der Klippe, wo er eben noch stand, dann aber schwenkte er um, direkt in die Augen eines Feuerwarans. Auch das Königstier sah ihn und kurze Zeit starrten sie sich Angesicht in Angesicht, doch dann ging ein lautes Grollen und Fauchen aus dem Maul und die beiden Anderen stürmten im Gleichschritt zu ihm hin. Langsam näherten sie sich dann dem Fremdling. Wie sie es immer taten, erst langsam zum Opfer und dann blitzschnell zuschlagen. Doch einen Menschen hatten sie noch nie verspeist und das war ihr Pech, denn dieses Opfer starrte nicht nur, es bewegte sich auch und nicht erst, wenn es zu spät war. In Innos Namen, glitt über seine kalten Lippen, als er Todesodem aus seiner schwarzen Scheide zog und in dem Moment donnerte ein ohrenbetäubender Donnerschlag über das Gebiet am Turm und er setzte sich in Bewegung...
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| 21.02.2004 09:37 | #207 |
| Dunkle Legionen |
Zischend bahnte sich die stählerne Spitze des Bolzens ihren Weg durch das weiche, warme Fleisch, zerfetzte mit immenser Wucht Blutgefäße, Organe und Knochen gleichermaßen, bevor sie schließlich zum Stillstand kam und der gefiederte Schaft zitternd aus dem gepeinigten Leib ragte. Schmerzgeplagt heulte die getroffene Kreatur auf, knickte kurz mit den Hinterläufen ein, nur um direkt darauf noch wütender vorwärts zu stürzen. Ein weiteres Mal entlud die Armbrust klackend ihre tödliche Fracht, schleuderte das nächste Geschoss in Richtung des knurrenden Wolfes, der durch den Schuss zur Seite geworfen wurde, sich einige Male auf dem staubigen Boden überschlug und nun endgültig liegen blieb. Ungerührt blickte Romul sich um, prüfte, ob einer der anderen seine Hilfe brauchte.
Sie war nicht gefordert. Wie zu erwarten. Sie alle waren erfahrene Krieger, ein Rudel Wölfe stellte nicht die geringste Gefahr für sie dar. Ohne Hast beförderte er einen weiteren Bolzen zu Tage, spannte die riesenhafte Kriegsarmbrust, die in seiner Armbeuge ruhte, und legte wieder an...
Brüllend ließ Hetrak seinen Hammer auf das bemitleidenswerte Wesen unter ihm niederfahren, erwischte es mit voller Wucht auf dem Rückgrat. Das laute Jaulen verebbte in ein leises, knurrendes Röcheln, als die Knochen unter der Last des stählernen Monstrums mit einem Krachenden Geräusch barsten, das Tier fast sprichwörtlich in den Boden gestampft wurde. Die pure Kampfeslust sprach aus den zusammengekniffenen Augen des rothaarigen Riesen, als er die mächtige Waffe wieder in die Höhe wuchtete und nach einem weiteren Opfer für selbige spähte. Plötzlichspürte er, wie etwas an seinem linken Bein zerrte. Eines der angreifenden Geschöpfe hatte sich ihm von hinten genähert und zugebissen. Die mehrere Millimeter dicken Panzerplatten ließen sich von diesem Biss jedoch nicht im Geringsten beeindrucken, mehr als ein seichtes Drücken war unter ihnen nicht zu spüren.
Wieder schwang der bärbeißige Hüne den schweren Hammer, fegte den jaulenden Wolf mit einem wohlplatzierten Hieb förmlich davon. Einige Meter weiter schlug der geschundene Leib wie ein nasser Sack auf dem Boden auf...
Blitzschnell zuckte der dicke, metallbeschlagene Stab nach unten, traf krachend den Schädelknochen eines Tieres, wechselte nur Sekundenbruchteile später seine Bewegungsrichtung und hieb mit dem anderen Ende noch einmal auf den pelzigen Kopf. Benommen wurde selbiger geschüttelt, doch sogleich stürzte der Wolf wieder vor. Instinktiv stieß Migal sich vom Boden ab, streckte die Beine während des sauberen Saltos, touchierte mit der rechten Stiefelspitze den weit geöffneten Unterkiefer des Angreifers. Noch bevor er den Sprung vollendete schnellte das harte Stabende wieder in die Höhe, prallte wuchtig gegen selbigen Unterkiefer. Zwei abgebrochene Reißzähne fanden ihren Weg aus dem Maul des Raubtieres, segelten in hohem Bogen umher, schlugen schließlich lautlos auf dem Boden auf. Das schmutzigbraune Ledercape flatterte leise Knarrend zur Seite, als der wendige Mann herumwirbelte und das nächste Mal zuschlug. Hart traf der Kampfstab den Wolf im Nacken, streckte ihn damit ein für alle Mal nieder...
Der Kampf war vorbei. Penibel säuberte Kalor die Klinge seines Kampfschwertes. Diese Arbeit war wichtig, wollte er seine Waffe noch etwas länger behalten, denn getrocknetes Blut war nicht unbedingt das, was sich ein gepflegtes Schwert wünschte. Seit vielen Jahren teilte die Klinge nun schon ihren Weg mit ihrem Besitzer, man konnte fast sagen, sie hatten sich aneinander gewöhnt, wäre das bei einem Gegenstand aus kaltem Stahl möglich.
Mit nahezu chirurgischer Gründlichkeit putzte der Krieger auch noch die letzten, unscheinbaren Reste des roten, dickflüssigen Lebenssaftes fort, flackernd spiegelten sich die rötlichen Zungen des kleinen Lagerfeuers auf der blanken, scharfen Schneide. Sirrend glitt sie wieder in ihre ledernes Bett, als sich der Mann von dem großen Findling abstieß, an welchem er eben noch gelehnt hatte. „Gut gekämpft, Migal!“ Der etwas entfernt Sitzende schaute den hochgewachsenen, breitschultrigen Kalor nur kurz aus grauen, ausdruckslosen Augen an, wandte sich dann wieder ab und starrte reglos in die Dunkelheit.
„Komischer Kauz.“, knurrte der Anführer des kleinen Kampftrupps. Warum war ihm dieser Kerl bloß mitgeschickt worden? Klar, er konnte gut kämpfen – aber das konnten andere auch. Irgendetwas behagte ihm nicht an dem schweigsamen Mann, er strahlte etwas... undurchsichtiges aus. Kalor konnte es sich nicht genau erklären, konnte auch nicht sagen, was es war.
Seltsam.
Ein paar Sekunden noch blickte er zu Migal, wie er da saß, eingehüllt in seinen ledernen Umhang und den alten, abgewetzten Hut auf dem Kopf, unter dem sich einige weiße Haarsträhnen hervorstahlen und spielerisch im kalten Westwind umhertanzten. Dann wandte er sich ab, begab sich zu den anderen Dreien, die an der Feuerstele hockten und leise erzählten...
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| 21.02.2004 22:35 | #208 |
| Sara |
Er wollte sich auf keinen Fall in einen offenen Kampf mit drei der Viecher einlassen, so war der erste Schritt weg zu kommen. Doch die Warane waren nicht blöd und wurden nun schneller und schneller, binnen Sekunden verfünffachten sie ihr Tempo, doch er rannte bereits zu einer sicheren Deckung, direkt in eines der Häuser, die neben dem Turm standen. Es ging alles total schnell, fast hätten sie ihn gehabt, nur wenige Zentimeter trennten sein linkes Bein von dem zuschnappenden Maul eines Warans, die scharfen Zähne hätten sein Bein zermahlen. Er flog quer durch die Luft und landete sanft auf Stroh. Eine Türe gab es nicht, es war seit jeher ein offener Durchgang gewesen und er konnte den Eindruck nicht verlieren, dass es sich um einen Stall handelte. Doch er hatte keine Zeit zu verlieren, denn noch während er sich umdrehte kamen die Feuerwarane, blieben aber alle am engen Eingang stecken, doch dabei sah er zum ersten Mal, welche Macht diese Tiere hatten, der Waran, der am Eingang steckte, öffnete sein Maul und schickte ihm einen feurigen Gruß zu. Aus dem Maul stiegen Flammen aus und direkt auf ihn zu, wieder entkam er nur Sekunden vor dem Auftreffen, das ganze Stroh ging augenblicklich in Flammen auf und mit Knacken und Knistern war es bald darum geschehen. Die Flamme war keinesfalls klein und er erinnerte sich, von welchen Tieren er das kannte. Drachen! Eine Welle der Entrüstung ging über ihn und ein wenig bekam er auf dem Nacken Schweißausbrüche zu spüren, was nicht nur an der Hitze, die den Stall kurzzeitig erfüllte, lag. Die Feuerwarane haben die Seele von Drachen inne. So ein Mist. Damit werden sie nicht einfacher zu erlegen sein. Wo bleibt nur das verdammte Unwetter...
Während am engen Eingang immer noch die Warane versuchten einzudringen, beruhigte er sich ein wenig, war er doch erst mal in Sicherheit, doch wo war er hier eigentlich? Einige Holzkonstruktionen zeugten von menschlicher Hand, die einst hier gewaltet haben musste. Ein paar Schränke und Regale, größtenteils leer. Es war auch sehr dunkel, es hätte sich nicht gelohnt eine Fackel zu entzünden. Ein paar Lichtstrahlen drangen vereinzelt durch das morsche Dach und dann fand er eine Leiter. Sie führte zu einer Luke, ihr Metallring lag genau in einem Lichtstrahl. Und dann keimte in ihm eine waghalsige, ja fast total bescheuerte Idee, doch nur mit bescheuerten Ideen konnte man bescheuerte Pläne genial erscheinen lassen...
Er kletterte die morsche Leiter hinauf, zwei Sprossen krachten zusammen, doch der Rest hielt, war für ein Glück, dass er so leicht war, aber das Gewicht seiner Ausrüstung machte das wieder wett. Als er die Luke dann geöffnet hatte, musste er feststellen, dass er auf dem Dachboden war, nur blöderweise fehlte das halbe Dach. Die paar Mauerüberreste waren genau das, was er von unten auch gesehen hatte, aber jetzt stand er auf dem ebenfalls morschen Holzboden und balancierte vorsichtig nach vorne, an den Rand des Dachbodens. Es war gar nicht mal so hoch, vier, maximal fünf Meter. Man hatte einen guten Einblick auf den Eingang, zwei Feuerwarane trotteten bereits zurück zu ihren Höhlen, einer jedoch war noch geblieben und grollte weiterhin am Eingang, immer noch auf das Opfer lauernd. Das war seine Chance. Eigentlich hatten die Warane einen ausgezeichneten Geruchsinn, da sie nicht unbedingt die besten Seher waren, doch bei dem immer stärker werdenden Wind schien das nicht mehr so zu sein. Leider war er noch nicht genau unter dem Eingang und genau da war das Problem, denn hier waren noch Teile des Daches und nur eine dünne Rinne führte an ihr entlang. Er hatte keine Wahl und zog sich an der Miniaturmauer hinauf, dann, auf Zehenspitzen balancierend, kam er Meter um Meter näher. Es war schwierig, immer wieder hielt er sich am Holz klammernd fest, da ihn der Wind sonst hinuntergefegt hätte, doch er schaffte es. Dann stand er da, genau über dem Königstier, das immer noch nicht aufgab.
Sein Schwert, das er mittlerweile wieder weggesteckt hatte, zog er mucksmäuschenstill aus der Scheide und dieses Mal donnerte es auch nicht. Er sah noch einmal kurz herunter, zu den zwei Anderen, die inzwischen weiter entfernt waren und dann zum Himmel, der zwar dunkel war, aber keinen Regen brachte. Und dann...dann wagte er es...und sprang...
Der Sprung sollte keine ganze Sekunde andauern, genau in dem Moment, wo der Wind kurz ruhte, es war ein Sprung von einer Mauer zum Boden, doch er achtete nicht auf seine Gelenke, sondern nur auf sein Schwert. Als erstes kamen die Beine auf, genau auf dem Rücken des Tieres, dieses drehte den Kopf und schüttelte sich, doch es ging alles fiel zu schnell. Die angewinkelten Knie taten weh und wollten nachgeben, der Sprung war schon von ner kritischen Höhe gewesen, doch was zählte war das Ergebnis. Denn nur einen Liedschlag nach dem Aufkommen des Unterkörpers später, beugte sich der Oberkörper nach vorne und die Arme winkelten sich an. Er hatte das Schwert mit beiden Händen am Griff gehalten, hielt es dieses Mal fest, durch den unglaublichen Druck des Sprunges hatte die Klinge, die ohnehin äußerst scharf war, keine Probleme den sonst undurchdringlichen Panzer der Schuppen zu durchdringen. Der Waran war allerdings nicht sofort tot, er wand sich und spuckte wieder Feuerlamellen in die Öffnung, gerade noch rechtzeitig, bevor er vom Rücken fiel, konnte er einen seiner Dolche erwischen und mit vereinter Kraft beider Hände in den Nacken des Tieres bohren. Es war unglaublich zähe Haut, doch danach war er tot. Sofort und endgültig. Der leblose Körper erschlaffte und fiel seitlich, auch er ließ sich zur anderen Seite wegfallen. Die Knie taten weh, doch sie waren in Ordnung. Allerdings blieb ihm keine Zeit, weder das Tier zu bewundern, es zu analysieren oder sich mal eine Verschnaufpause zu gönnen, denn vom Todeskampf ihres Artgenossen angelockt, kamen nun die anderen zwei näher. Zwar langsam, aber sie kamen. Nur mit Mühe konnte er sein Schwert wieder befreien, erst der harte Steinboden hatte die Wucht gestoppt, es musste wirklich durch den ganzen Körper hindurch sein. Dann ging er weg von dem Haus, weg vom Turm, wieder hin auf die freie Fläche dazwischen. In der einen Hand hielt er den blutigen Dolch, in der anderen das blutige Schwert, doch noch war weder eine Blutgier noch eine Lust in seinen Augen. Er hatte zuviel Respekt vor den Königstieren und viel zu viel Sorge um sein eigenes Leben, als das er sie als Spiel nutzen könnte. Dafür war diese Jagd nicht geeignet.
Er sah sie näher kommen und sie sahen ihn, der Wind peitschte sein Gesicht und ließ das Meer wieder etwas größer werden, doch am liebsten wünschte er sich jetzt bei Isabell zu sein, an irgendeinem Lagerfeuer und nicht in dieser verdammten Situation, die so gar nicht gut aussah. Er testete noch schnell seine Knie, ob sie bereit waren im Notfall wegzulaufen, aber es blieb dabei, nichts war ernsthaft durch den Sturz verletzt worden. Die Warane jedoch kamen nun auf selber Höhe auf ihn zu. Er kannte das Bild, nur waren es jetzt nicht mehr drei, sondern zwei. Allerdings würden sie wohl kaum noch mal auf denselben Trick hereinfallen, etwas anderes musste her, nur was...
Er überlegte nicht lange, denn es war zu spät, die Warane hatten kurzzeitig ihr Tempo angezogen und standen nun sieben Meter von ihm entfernt. Weglaufen war nicht mehr, es war zu spät. Er musste gegen die Königstiere kämpfen. Im Nahkampf...
Und da kam nun die Kämpferseele in ihm hervor, auch wenn er normal war, konnte er kämpfen, nur hatte er Skrupel. Jetzt hatte er keine Skrupel und Ängste mehr, sah die Warane wie Ratten an und verhöhnte sie richtig. In seinen Augen war ein schwarzer Schleier eingekehrt, etwas Fremdes, etwas, dass nicht im gehörte, oder doch? Jedenfalls verzog sich sein hilfloser Gesichtszug zu einer grinsenden Mimik, er hielt das Schwert nach oben, wo noch immer Blut des toten Waranes herunter lief, tropfend, einzeln auf die Erde. Die zwei Artgenossen stachelte das noch mehr an und sie fauchten und grollten und stießen gemeinsam eine Flamme zum Himmel, die der eines Drachen mehr als nur würdig war. Rociel indes zog sein Schwert ab, wirbelte einmal um den Handteller und hielt es erneut nach oben...
Im selben Moment gingen Urgewalt und göttliche Kraft in eines über, als ob die Welt auseinander brechen würde donnerte es, eine mehrere Sekunden andauernde Kettenreaktion. Ein Donnerschlag nach dem nächsten, ließen kleine Steine von den Klippen bröseln und ließen kurzzeitig seinen Gehörgang ertauben. Auch die Warane waren in Ehrfurcht erstarrt und nach dem kurzen Donner, der scheinbar eine Zusammenarbeit von der Natur und Innos selber war, fielen die Tropfen. Plitsch, Platsch... Erst waren es ganz wenige, sie gingen alle neben die Warane, doch es sollte nicht lange dauern, da fielen Tonnen von Wassermassen auf sie herab. Eine Flucht war nicht mehr möglich und so stand er reglos da, im strömenden Regen, eine Urgewalt, wie aus dem Nichts gekommen. Das Land sehnte sich so sehr danach, doch die Warane wollten nur noch in ihre Höhlen. Ihr Körper dampfte, schwerer, heißer Dampf zog durch das ganze Gebiet bis zum Turm und machte die Landschaft zu einer weißen Suppe, ihr Atem war nun harmlos, kein Feuer konnte mehr aus ihm entweichen und genau darauf hatte er gewartet. Jetzt war es an der Zeit dem Intermezzo ein Ende zu bereiten. Seine Mundwinkel öffneten sich und ließen die Zunge hinauskommen. Gierig verschlang sie den Regen, lange Zeit schon hatte er nichts mehr getrunken. Das kühle Nass rann über die gebleckten Zähne, kalt und erfrischend in den Rachen. Dann aber lächelte er in den Nebel und rannte mitten hinein.
Die Warane fauchten laut und bissen wild um sich, warfen ihre Krallen nach vorne, doch wie ein Schattenmeister tauchte er hindurch, angetrieben von unglaublichem Wahn und übelster Präzision huschte er zwischen ihnen hin und her, tauchte immer wieder ab und ließ die Königstiere in den Wahnsinn verfallen. Der andauernde Regen und die Gefahr dieses "Raubtieres" im Nacken ließ sie ängstlich wirken, doch sie konnten fast nichts tun, ihre Sinne waren in diesem Chaos so gut wie wertlos. Rociel machte es Freude, dennoch blieb ein Funken von Vernunft und Ehrfurcht zurück, ließ sich auf keine Spielchen ein. Sofort als es möglich war, griff er einen der Warane an und tatsächlich konnte er den Hals treffen, auf den ersten Treffer folgte ein zweiter und wild blutend raffte das arme Tier dahin, aber er hatte ganz andere Sorgen.
Gerade wollte er sich wieder umdrehen, da bekam er einen dumpfen Schlag auf die Brust, es war so heftig, dass er mehrere Meter weit durch die Luft flog und kurzzeitig benommen liegen blieb. Der zweite Waran hatte ihn mehr zufällig als absichtlich mit dem gewaltigen Schwanz getroffen und ihm so ganz schön angekratzt. Und das dümmste war, er hatte dabei noch seinen Dolch verloren, das Schwert zum Glück nicht. Der Waran hatte die Berührung auch gespürt und hatte weitergesucht, doch scheinbar hob dieser Angriff den Wahnsinn bei dem prachtvollen Tier auf, wie gewohnt fand es die Spur schnell und präzise und kam nun mit schnellen Schritten auf ihn zu. Der Untergrund war durch den Regen nass geworden und nicht mehr ideal zum gehen, sein Glück. Gerade rechtzeitig bemerkte er den roten Koloss und rollte zur Seite, die Steinmauer hinter ihm zerbarst durch die Wucht des Aufpralls, doch ohne irgendeinen Schaden davon zu nehmen, griff der Feuerwaran erneut an. Rociel blieb nur stehen, irgendwie verändert war der schwarze Schleier von den Augen weg, nun sahen sie wieder milchig und unschuldig aus, wie die meisten sie kannten. Er blickte regungslos nach oben, besser gesagt auf den erhobenen Arm. Sein Blut schien schneller zu fließen als sonst und er vermochte ein Glühen an dem Ring aus Silber zu vernehmen, doch noch viel mehr, das Amulett von Almira, das an der Klinge eingebettet war, es schien ebenfalls etwas auszustrahlen... Innos Macht, flüsterten seine Gedanken, als er noch immer gebannt auf den Silberring starrte, während der Waran auf ihn zustürmte. Schwester...ich danke dir. Sein Arm holte aus und wie bei einer Winde kam das Echo zurück, wie durch Butter ging das Schwert, als es den Schädel von links nach rechts, zum Nacken heraus, durchbohrte, der Waran war zu spät. Sie waren sich jetzt ganz nah, wie auch schon bei den Schneewölfen sah er dem sterbenden Waran kurzzeitig in die Augen. Er blinzelte naiv und jugendlich, wie einen großen Schmetterling sah er den alten Waran an, in dessen alte, vielen gesehenen Augen. Doch dann schnappte der Waran noch mal zu und öffnete sein Maul, gleichzeitig drehte er "den Spieß" um und beendete damit jegliche Lebenszeichen des Königstieres, wobei warmes, rotes Blut auf sein Gesicht spritzte.
Sofort zog er das Schwert dann heraus, wollte diesen Anblick nicht ertragen, das hatte das Tier nicht verdient, war es schon genug gepeinigt, dann blieb er lange Zeit im Regen stehen, schon nach wenigen Minuten war das Blut aus seinem Gesicht verschwunden, weggespült von tausender kleiner Tropfen Wasser. Auch das Putzen des Schwertes wurde ihm erspart und selbst den fallen gelassenen Dolch brauchte er nicht von seinem roten Fluch befreien, trotzdem suchte er lange keinen Unterschlupf, sondern blieb nur draußen im Regen. Es war wie eine reinigende Waschung, Innos wusch ihm die Schuld ab, zumindest für diese Tat. Natürlich war es ein natürlicher Kreislauf von Leben und Sterben, aber es war nun mal eine Tötung, das Beenden eines Lebens und mit dieser Schuld musste er Leben.
Seine eiskalten Finger umfassten das Gesicht, fuhren durch Haare und über die bloßen Arme. Plitsch, Platsch, Plitsch, Platsch... Irgendwann jedoch fühlte er sich frei, frei von der Schuld, genug geweint, genug gereinigt. Ich hab es geschafft. Schwester, hörst du mich, ich hab es geschafft. Deine Rüstung, dein Traum, er wird real. Bald schon bin ich zurück, aber du sollst es jetzt schon wissen. Ich hab sie erlegt, jaaaaa.
Mit gesenktem Haupt ging er trotz der Freude betrübt zurück, er ging in den Turm, sah nicht nach links und nicht nach rechts, einzig alleine das Bett interessierte ihn. Woher er sich so gut auskannte? Es war ein Rätsel...die ganze Zeit hatte er sich nicht umgesehen, als ob er sich hier so gut auskannte, dabei war er hier das erste Mal...er war wirklich ein wenig trunken, nur von was? Es half nichts nach der Erklärung zu suchen, denn der völlig entkräftete Körper schlief bald unter der staubigen Decke ein...
Ein seltsames Ende für einen seltsamen Tag, der doch sehr bedeutend war. Aber er hatte in einem Recht behalten, es war kein Spaziergang, der Tod lauerte überall, leise winkend um die Ecke. Doch es sollte eben doch nicht sein...
Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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| 22.02.2004 17:42 | #209 |
| Sara |
Ein Geräusch weckte seinen tiefen Schlaf, schlaftrunken stand er auf und rieb sich die müden Augen. Seine Klamotten waren zum größten Teil noch immer nass durch den Regen und nun war dieses klamme Gefühl da. Er hoffte, dass er sich nicht erkälten würde, aber eigentlich standen die Chancen nicht schlecht. Die Kopfschmerzen waren noch immer da, quälten ihn schon so früh. Wenigstens seiner Wunde ging es anscheinend wieder besser, er hatte gestern keine Schmerzen mehr beim Kampf gehabt. Aber wo war er hier bloß? Wie war er hier rein gekommen, in diesen Raum, in dieses Bett? Fragen quälten ihn noch mehr, er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er die Feuerwarane besiegt hatte und dann fehlte der Rest. Jetzt kannte er sich überhaupt nicht mehr so gut hier aus, ihm war alles fremd und neu. Alles wurde genauestens angeschaut, mit sorgfältigen Blicken begutachtet. Unter fast allen Sachen lag eine dicke Staubdecke, aber trotzdem war dieser leere Turm ein Mysterium. Auf seinem Weg durch die Gänge entdeckte er Bücherregale, die nach wie vor mit hunderten Exemplaren gefüllt waren, eine sehr gute Hausbibliothek war hier geführt. Er erkannte den Sinn und Zweck der Bücher nicht, doch er fasste nichts an. Alte Holzarbeiten wie Tische, Stühle oder Bänke waren vorhanden, doch sie waren morsch und würden wohl nicht mehr standhalten. Er testete es bei einem Stuhl aus, sofort brach eines der Beine ab und er stand schnell wieder auf, bevor es ihn noch hinhaute. Nach ein paar Gängen links und rechts, kam er in eine Küche. Ein metallener Ofen stand dort, ein Kamin, Geschirr und Blech. Da waren Schränke mit Besteck und Pfannen, Töpfe und Kannen. Alles wirkte alt und kaputt und doch lag der Glanz eines schönen Lebens darauf. Alles war geordnet und in Reihe gestellt, die Tassen und Teller, genau wie die Messer und Gabeln.
Es verschlug ihn zu einer Rondelltreppe, die er gerne ging, da die Stufen aus Stein waren. Ein roter Teppich lag darauf, doch er war verfranst und hatte Löcher und unzählige Flicken. Als er in das erste Stockwerk kam, sah er eine verriegelte Tür vor sich, zwei weitere Türen waren auf dem Gang, auch sie waren verriegelt. Rociel wollte sie aufbrechen, doch daraus wurde nichts, denn die Türen waren aus massiver Eiche und schienen noch immer in Schuss zu sein. Es war überaus seltsam, daneben stand altes, morsches Holz, doch dieses war richtig neu. Es glänzte sogar, wenn man näher hinsah. Ein kleines Fenster war ebenfalls zu sehen, als er hinaus blickte konnte man das Meer sehen, ein wunderschöner Anblick. Der Himmel war blau und die Vögel, vor allem die Möwen waren fröhlich. Er nahm viele, tiefe Luftzüge, denn es tat gut frische Luft zu atmen. Dann aber wandte er sich wieder von dem Fenster ab und aus einem natürlichen Reflex wollte er es schließen. Da fiel ihm das Scharnier auf. Es war ebenfalls aus Metall, doch es gab keinen Ton von sich. Kein Wimmern, kein Quietschen, kein Gar nichts. Dafür, dass dieser Turm so verlassen schien, war hier scheinbar noch einiges in perfektem Zustand. Seltsam, überaus seltsam. Hier stimmt doch irgendwas nicht, das spür ich doch im hintersten Knochen meines Körpers...
Wieder kehrte er zur Rondelltreppe zurück und bestieg sie weiter, eine weitere Etage nach oben. Auch hier, dasselbe Bild. Alle drei Türen absolut sicher verschlossen. Einen letzten Versuch wagte er beim letzten Stockwerk, dass eigentlich gar keines war. Er trat nämlich mit den letzten Schritten auf die Spitze des Turmes, mitten ins Freie. Die Treppe hörte genau bei der letzten Bodenplatte auf. Der Turm war ein Rundturm und das Geländer hier oben war mit einigen Zinnen versehen, doch trotzdem konnte er heruntersehen, er war groß genug dafür. Rociel sah nun sehr weit, er konnte aber nichts erkennen, was seine Neugier ausgelöst hätte, weder Gorthar, irgendetwas auf dem Meer oder in nördlicher Richtung. Doch es gab etwas anderes, viel, viel wichtigeres hier oben. Total fehl am Platze stand da eine Truhe. Sie war aus massiven Fichtenholz gezimmert und extrem klein, keine große Schatztruhe, nicht mal tausend Goldstücke hätten dort hinein gepasst, aber sie war auch zu groß für einen Bogen oder eine Armbrust. Der junge Fürst konnte sich eigentlich nur eines für den möglichen Inhalt vorstellen: Bolzen. Denn selbst für Pfeile war es zu klein. Man konnte sicherlich von hier oben gut verteidigen, auch wenn nur vier Leute Platz gehabt hätten. Das Gute war, es gab kein Schloss, also konnte er sie öffnen. Mit einem Klacken öffnete sich das Scharnier, das wieder nicht quietschte oder ächzte und zu seiner Verwunderung waren keine Bolzten darin. Ein grüner, wild funkelnder Stein lag auf der Spitze von einem gefalteten Pergament. Zuerst war er von der Schönheit dieses Steines geblendet, doch dann nahm er ahnungslos den Brief an sich und faltete ihn auseinander. Was er dann zu lesen in die Finger bekam, ließ seine bleiche Haut gänzlich farblos werden...
Rociel-Sama,
es freut mich, dass du den Turm endlich gefunden hast, doch es wird noch etwas dauern, bis du hier her zurückkehrst. Das Schicksal meint es nicht gut mit dir und wird dich an deiner empfindlichsten Stelle treffen. Es wird aber deine letzte Probe sein, bevor sich die Tore für dich öffnen. Der Stein, der aussieht wie ein Smaragd, er ist das eine Teil zum Tor, durch das du gehen musst. Den zweiten Teil habe ich im Turm versteckt. Wenn du beide Teile hast, musst du das Tor suchen, das sich ebenfalls hier befindet. Wenn du dich entschließt hindurchzugehen, dann gibt es kein Zurück mehr, also überlege gut. Aber eigentlich kenne ich deine Entscheidung sowieso.
Wir hoffen alle, dass du deine von Innos auferlegte Mission schnell zu Ende bringst, denn wir brauchen dich hier dringender als jemals zuvor in der langen Geschichte.
Rociel konnte es nicht fassen, er war kreidebleich und lebloser als es ein Musterzombie je sein konnte, als er fertig gelesen hatte, bildete er sich scherzhaft ein, dass er es an den Augäpfeln haben würde. Das muss es sein, meine Augen spielen mir einen Streich…, doch gerade in dem Moment, wo er sich die Augen rieb, flog das Pergamentstück aus der Hand und flatterte nur noch Richtung Meer, keine Chance mehr es zu kriegen. Er konnte nicht mehr überprüfen, ob das alles Einbildung war, oder tatsächlich passiert. Aber der Stein, den hielt er in den Händen, immer noch. Er war wirklich so schön wie ein Smaragd, hatte dasselbe Feuer wie er und doch sollte es nur eines von zwei Teilen sein?
Er ging wieder hinunter, bis er am Ausgang des Turmes stand und wieder auf das Feld trat, wo er gestern noch gekämpft hatte, dabei wiederholte er stets die Kernpunkte des Briefes, denn auch wenn er keine Erklärung dafür hatte, so wollte er die Worte nicht vergessen. Der grüne Stein kam in seine Tasche, wo er sehr gut aufbewahrt war. Rückkehr in der Zukunft, Ein Stein von zwei, Tor durch das ich gehen muss, Rückkehr...
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| 23.02.2004 11:36 | #210 |
| Sara |
Es wehte nur eine sanfte Brise aus Nordwest kommend. Seine Augen starrten ein wenig verwirrt auf die Fläche vor dem Turm, doch alles war beim alten geblieben. Er sah gleich vorm Eingang einen Kadaver liegen, die Blutspur war nicht mehr da, der Regen hatte jeden einzelnen Blutstropfen hinweggespült. Links daneben lag der zweite Waran und ganz hinten, am Eingang des Stalles, war auch der, den er als ersten getötet hatte. Der steinige Boden wirkte aufgewühlt, überall waren tiefe Furchen dort, wo einst eine glatte Ebene war. Rociel konnte sich noch gut an alles erinnern, an die Bilder des Kampfes, an den Regen und seine Worte, doch dann war da ein Loch, bis er wieder in dem Turm aufwachte, auf dem Bett mit der staubigen Decke. Wieso war er hinein gegangen und wieso erinnerte er sich nicht mehr daran? Fragen, die er nicht beantworten konnte – natürlich nicht.
Schleppend zogen ihn die Füße mit, ein paar Meter hin zum ersten der Warane. Er drehte sich noch einmal hin zum Turm, der wie ein drohender Riese dastand. Schwarz war der Schatten, der auf ihn fiel, dabei machte der blaue Himmel den Tag so friedlich. Er schüttelte den Kopf, wollte nicht glauben, was da alles passiert war und doch wehrte er sich nicht mehr dagegen. Er umfasste das Amulett, das seit vielen Mondjahren um seinen Hals baumelte und spürte die tiefe Kraft, die davon ausging, selten achtete er darauf, nur wenn es sich mal wieder in seinen Hals brannte, doch ab und zu spendete es ihm auch Kraft. Er wusste, dass es Segen und Fluch zugleich war und stellte sich die Frage, ob er ohne dieses vermaledeite Amulett nicht besser dran gewesen wäre, doch die Antwort war so klar, war er doch selbst die Antwort, sein Leben war die Antwort. Mit einem Lächeln, teils gequält, teils sanft legte er die Hand wieder weg und griff nach dem Rasiermesser, dann gab er dem silbernen Ring einen Kuss, wobei er an seine Schwester dachte. Bald schon, werden wir wieder zusammen sein. Nicht mehr lange musst du auf mich warten, Sternchen. Er spielte ein wenig mit dem Messer in der Hand, fuhr sanfte Linien in der Luft, ehe er vorsichtig seine Hand auf den toten Oberkörper legte. Er war kalt und ohne Feuer, dafür aber umso robuster. Es war ein Gefühl, als fasst man auf einen rauen Bimsstein. Wie hatte Prix noch gesagt? Von der Unterseite schneiden, nicht ringsherum. Rociel tastete vorsichtig auf dem schuppigen Körper entlang, bis er eine solche Stelle fand. Er war neugierig und voller Begeisterung, doch es war das erste Mal, dass er einem solchen Tier Schuppen nahm und dann noch einem Königstier.
Sein Schnitt ging tief durch das Fleisch und war auch zu tief angesetzt, Blut quoll in ganz wenigen Mengen aus der Wunde, aber es spritzte nicht mehr, wie sonst. Als er an der Schuppe entlang schnitt und sie letzten Endes abteilte, stellte er enttäuscht das Ergebnis fest. Die Form der Schuppe hatte sich vollkommen verändert und dicke Fleischbrocken hingen noch daran, ein klares Fehlergebnis wie er wusste. Doch deswegen gab er noch lange nicht auf, er versuchte es ein zweites Mal, dieses Mal sollte er nicht so tief schneiden, doch durch den mangelnden Druck rutschte er ab…und zerkratzte das schöne Stück. Immer noch besser, als sich in die Fingerchen zu schneiden. Beim dritten Mal allerdings ging alles gut, durch das kleine Loch der ersten zwei Versuche konnte er jetzt viel einfacher auf den Schuppenkörper kommen. Dieses Mal presste er mit der linken Hand den Daumen auf die Schuppe und führte den Zeigefinger mit den Messerschnitt, wobei er allerdings die Schuppe immer ein wenig anhob, bis sie zu seiner Freude aus dem Korsett des Mantels sprang und in seinen Händen landete. Die Schuppe, sie war gar nicht mal so groß, doch dafür gab es sie so oft am Körper des Warans. Sie spiegelte im hellen Tageslicht, hätte die Sonne geschienen, wohl noch mehr.
Er legte sie vorsichtig neben sich und machte weiter, nachdem es einmal geklappt hatte und er sich die Technik angeeignet, ging es richtig zügig. Noch immer musste er hochkonzentriert arbeiten, doch es fiel ihm schon wieder fiel leichter auf das Rauschen der Wellen und das Piepsen der Möwen zu achten. Schuppe um Schuppe löste sich von dem Körper, der immer mehr zu stinken begann, auch die ersten Assgeier waren schon da. Noch kreisten diese wahrlich hässlichen Vögel auf den Klippen und warteten, doch lange würden sie nicht wegbleiben, dass war ihm klar. Doch Rociel hatte ein etwas merkwürdiges Denken, wenn es um die Tiere ging und so hatte er schon eine Idee, doch zuerst musste die Arbeit beendet werden. Es ist eine ganz eigene Kunst, ihre Schuppen zu nehmen. Wie Recht Prix doch hatte, die Lektion jedenfalls hatte er gelernt. Ein Kinderspiel war es sicher nicht, denn er hatte gerade mal die Hälfte eines Warans, als er schon Schwierigkeiten mit seinen Fingern hatte.
Rociel aber hielt noch durch, motivierte sich selber mit der Aussicht auf eine Pause, was Rücken und Magen gleichzeitig freute. Als er den ersten der drei Feuerwarane komplett von seinem Schuppenkleid befreit hatte, gönnte er sich dann die kleine Auszeit. Es musste irgendwann am Nachmittag gewesen sein, vielleicht auch schon früher Abend, er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte und wie die Zeit verrann, doch war er mehr als zufrieden mit der Arbeit. Als er sich jetzt an ein Stück der tiefen Steinmauer lehnte, an einer Keule köstlichstem Molerafleisch knabberte und zum Himmel blickte, tropften ein, zwei Tropfen Schweiß von seiner Stirn. Er hatte es gar nicht bemerkt, denn trotz des schönen Tages und der anstrengenden Arbeit waren es immer noch winterliche Temperaturen, die er aber dank der wundervollen Ausrüstung kaum bemerkte. Die Arbeit verlangte schon einiges ab, war kein Zuckerschlecken, das war höchstens das Brechen von Krallen oder das Ziehen von Zähnen, aber so was hier...
Er war schon ein wenig stolz auf sich, das er das alles so gut hinbekam, es machte ihn zu einem viel besseren Jägersmann, als er es ohnehin schon war, doch er schämte sich auch dafür, denn die Schneewölfe und die Feuerwarane, sie alle verdienten den Tod nicht, aber es war ein ganz natürlicher Kreislauf, wie er wusste.
Irgendwann dann lehnte er sich zurück und sah nicht mehr gen Himmel, sondern ließ die Augen geschlossen, das Essen lag schwer und die Arbeit wirkte noch, so dass er einfach ein bisschen vor sich hindöste...nur eine kleine Pause......
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| 23.02.2004 20:59 | #211 |
| Marquez |
Sofort begaben sich die beiden auf die Suche und liefen mehrmals zwischen den Regalreihen auf und ab, auf denen sich das gigantische Kartenrepertoire Rolle an Rolle dahinerstreckte, immer mit einem Ohr nach feindlichen Schritten auf dem Gang horchend. Druid und Marquez gingen zwar davon aus, dass die Kultisten es nicht wagen würden, in das Bibliotheksgebäude selbst einzudringen, jedoch bestand immer noch die Gefahr, von einem Nachtwächter oder so etwas ähnlichem auf frischer Tat ertappt zu werden – und das sorgte für nicht weniger Nervenkitzel.
Doch trotz der Eile, die nun Not zu tun schien, hielt Marquez kurz inne, als sein Blick auf ein herrenlos herumliegendes Buch fiel, mitten zwischen den Karten. Wie das wohl hierher kam?
Nun, dem Banditen war es egal, war es für ihn doch endlich einmal eine Gelegenheit, etwas zu tun, was seiner Rolle als Bandit entsprach. Schließlich klang der Titel des Buches recht verheißungsvoll, da er voll und ganz Marquez’ Interessengebiet zu treffen schien:
„Die eigene Armbrust in drei Schritten“
Sein Blick wurde ganz glasig vor Vorfreude und er presste das Buch direkt an sein Herz. Etwas Besseres hätte ihm wohl heute nicht mehr passieren können. Jedenfalls war ihm noch nichts über einen Armbrustbauer in den Reihen der Söldner bekannt, und wenn sich das auch noch als wirklich zutreffend herausstellen würde, dann hätte er für immer ausgesorgt.
Hach ja, wenn er es in der Situation gekonnt hätte, hätte er sicherlich ein Freudentänzchen aufgeführt, doch Druid unterbrach ihn im genau diesem Moment mit dem heiseren Zuruf, dass er die gesuchte Karte gefunden hatte, und die Luftschlösser des Banditen zerplatzten postwendend wie Seifenblasen im Kakteenbeet. Eine kurze Sekunde der Verwirrung folgte, aber dann fiel es Marquez wieder ein: Sie mussten nun verschwinden...
Nachdem er sein neu erworbenes Schriftgut nun eingesteckt hatte, trat er an das Fenster heran und ließ sogleich das Seil herunter. Während er begann, daran herunterzuklettern, beseitigte Druid noch schnell die auffälligsten Spuren und folgte schließlich.
Der Rest der Flucht fand ohne nennenswerte Zwischenfälle, und ohne die beiden auch nur ansatzweise zu fordern, wieder einmal unterhalb der Straßen, in der Kanalisation statt, und so hatten sie bald den Stadtrand erreicht, um sich nun endlich auf die nächste Etappe der Reise zu begeben: Der Jagd durch die Wälder von Gorthar.
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| 23.02.2004 21:31 | #212 |
| Sara |
Nach einer Stunde, oder waren es zwei, ließ ihn das Geräusch von krähenden Vögeln aufschrecken. Diese verdammten Viecher hatten seine Unachtsamkeit ausgenutzt und an dem Waran herum geknabbert, was er extra vermeiden wollte. Schnell stand er auf, zog sein Schwert und fuchtelte damit herum, so dass die Aasfresser wieder auf ihre Klippen flogen. Dann steckte er das Schwert wieder weg und ging in den Turm. Eigentlich hätte er nicht gedacht, dass er dieses Gemäuer noch mal betreten würde, doch er brauchte ein Werkzeug, dass er so nicht hatte. Leider war seine Zeit sehr knapp bemessen, so dass er nicht stundenlang nach der Schaufel suchen konnte, eine Spitzhacke hatten sie hier sowieso nicht. Doch er hatte da eine sehr originelle Idee, denn beim Kamin stand auch so eine Art Schaufel. Wahrscheinlich war ihr Sinn ein ganz anderer, vielleicht ein Haushaltsgerät für die Küche, er wusste es nicht. Jedenfalls war es ein langer eiserner Griff und am Ende war eine kleine Plattform, nicht so groß wie bei einem Spaten, aber es sollte zum graben reichen. Als er wieder aus dem Turm ins Freie trat, waren die Vögel schon wieder im Anflug, doch er kam gerade noch rechtzeitig, wobei es einem Geier gelang im Sturzflug ein dickes Stück Fleisch zu reißen, worauf alle anderen sich auf den Geier stürzten, der schleunigst das Weite suchte. Umso besser, dachte er sich und fing nun an mit dem graben. Es war eine mühsame Arbeit, da es zwar möglich war überhaupt zu graben, doch trotzdem noch anstrengender als die Schuppen zu ziehen. Er hasste diese Art von Arbeit, doch auch sie musste getan werden und so tat er das, was getan werden musste. Die Löcher mussten groß und einigermaßen tief sein. Es war schwierig auf dem Boden, denn bevor er den sandigen Teil erreichte, galt es jede Menge Steine wegzuschürfen und selbst im Sand waren massenweise Steine, zum Glück war das Werkzeug aus massiven Eisen gegossen. Er grub binnen neunzig Minuten drei Löcher, jedes war vier Meter lang und einen Meter hoch. Es war eine Heidenarbeit, er hasste sich jetzt schon dafür und nicht minder oft waren Gedanken an den Tag getreten, warum er diesen Mist nur tat, doch irgendwie war es selbstverständlich. Viele Leute hätten ihn dafür ausgelacht, einige wären vielleicht sogar sauer, dass er diesen Bestien ein Grab schaufelte, aber so war er nun mal. Jägerehre und ein anderes Denken zum Stolz brachten ihn dazu. Diese Tiere waren keine Bestien oder Monster, keine Kreaturen, die Beliar geschaffen hatte, um Menschen zu töten. Es waren absolut wundervolle Tiere und wenn er sie Königstiere nannte, dann hatte das Hand und Fuß und war keine Spinnerei eines erfolgslosen Barden. Er hatte zwar etwas ganz natürliches getan, doch gleichzeitig auch das Leben von drei wundervollen und seltenen Tieren beendet. Zwar war es merkwürdig ihnen jetzt ein Grab zu geben, das dem eines Menschen gleich kam, doch anderswie hätten sie die Aasgeier zerfetzt und das wollte er nun nicht. Das hatten sie nicht verdient. Als er dann endlich fertig war, schnaufte er kurz durch, eine kleine Pause, dann ging es schon weiter. Er wollte den Waran gerade packen, da blitzte seine Zunge aus dem Maul und er erinnerte sich an die Worte von Prix. Die Zungen sollten eine seltene Jägertrophäe sein und er wollte sie ihm für viel Gold abnehmen. Nun, das kam ihm ganz gelegen, war sein Goldbeutel doch durch den Kauf von Winterkleidung und Drachenschuppen stark belastet worden und es wäre eine Schande sie nicht zu nehmen, doch gleichzeitig hatte er ihn noch gewarnt, sie erst abkühlen zu lassen. Nun, genug Zeit war vergangen, es hatte geregnet und es war kühler Wind aufgezogen, die Temperaturen waren niedrig und es war kaum was passiert.
Rociel nahm nun eines seiner Tücher und wickelte es so um die Hand, dass es perfekt saß. Dann nahm er wieder sein Messer und lehnte sich zu dem Waran. Dieser stank jetzt schon deutlich, doch zum Glück war es nicht Sommer... Es war ein etwas übler Moment, als er das Maul nach oben und unten zerrte, ein wenig hatte er ja schon Angst, dass diese riesigen Zähne jetzt zuschnappten, doch dann lehnte er sich doch sehr nah daran. Zum Glück war gutes Licht, so dass er fiel sehen konnte. Er berührte die Zunge erst zuckend, nur für einen Wimpernschlag ließ er die Hand darauf, doch es war in Ordnung, er konnte sie anfassen. Mit einem beherzten Schnitt trennte er das fleischige Stück vom Körper, es war orangefarben und schimmerte rötlich, es wirkte wirklich wie etwas ganz besonderes. Der Jäger wickelte es in das Tuch und verstaute es gut in seinem Beutel, wo auch die Schuppen ihr Dasein fristeten. Als dann alles erledigt war und Waran weder Schuppen noch Zunge mehr hatte, hievte er das extrem schwere Tier in eines der Löcher. Er hatte gut gemessen, denn es passte perfekt hinein. Anschließend bedeckte er das Loch wieder mit dem ganzen Sand und der Erde und den Steinen, die daneben lagen, solange, bis der Waran verschwunden war.
Die Geier schauten grimmig und enttäuscht, doch noch hatten sie ja zwei Warane, doch sie konnten sich schon denken, dass aus dem Festmahl nichts mehr wurde und so zogen die ersten schon wieder ab, irgendwo gab es sicherlich ne tote Möwe zu holen.
Rociel hingegen stand die schlimmste Arbeit noch bevor, zwei weitere Warane warteten darauf ihre Schuppen zu verlieren. Genau wie die Zungen. Es war eine mühsame, wirklich schwierige Arbeit, sie war der pure Stress, aber machte auch eine Menge Spaß. Er ließ sich leicht motivieren, denn er wusste, dass er in seinem Beruf nur so weiter kommen konnte. Sein großes Vorbild war natürlich Prix. Rociel war sich sicher, dass Prix schon jedes Tier in Gorthar einmal mindestens ausgenommen hatte, außer vielleicht einen Drachen, jedenfalls wusste er eine Menge über die Tiere. Es war immer ein Mittelweg zwischen Freude und Hass, doch die Ehre ein solches Tier als Jäger ausnehmen zu dürfen überwog. Er konnte viel lernen, diese Schuppen, diese Zungen. Es waren äußerst lehrreiche Tage gewesen, denn selbst er wusste noch nicht alles. Zum ersten Mal in seinem Leben war er auf diese Tierart gestoßen und er bereute es auf keinen Fall. Aber als er dem letzten Waran die letzte Schuppe abgenommen hatte und auch die Zunge vorsichtig abschnitt, da war er wirklich am Ende seiner Kräfte. Seine Arme fühlten sich an wie geschlagenen Teig von einem Nudelholz verprügelt und auch seine Beine waren wacklig und nicht sehr gut bewegbar. Er fluchte laut in die Luft, sah wie es dunkler wurde und wie er aber noch zwei, drei Stunden hatte, bis es endgültig nicht mehr ging, zum ersten Mal war wieder eine Zeitrechnung in seinem Kopf möglich, doch er konnte wirklich nicht mehr. Schwer schnaufend hievte er Waran Nummer zwei und drei in die Löcher, jeder Spatenstich fiel im schwer und es grenzte an ein Wunder, dass er es schaffte beide Tiere noch vollkommen zu begraben. Dann aber konnte er nur noch stützend auf dieses eiserne Teil stehen. Die Geier krächzten laut, zu ihnen blickte er auf und grinste sich eins, denen hatte er es gezeigt. Trotzdem war er ein wenig enttäuscht, hätte nie gedacht, dass er so lange für die drei Warane brauchen würde, doch es war ja noch ein bisschen mehr passiert, als nur das. Er hatte den Turm erkundet, die Löcher gegraben und ein kleines Nickerchen gehalten, außerdem war er erst spät nach Sonnenaufgang aufgewacht. Alles in allem konnte er zufrieden sein, war er aber nicht, wollte er doch heute schon los zu Isabell. Doch es half ja alles nichts, er konnte ja nicht mehr Mal richtig sehen.
Schweren Herzens ging er zurück in den Turm, wieder genau in die Richtung, wo das Bett stand, doch diesmal wusste er genau, was er tat. Als er dort war, ließ er alles fallen, zog sich schon im Halbschlaf die Stiefel aus und ebenfalls die Rüstung, das war's dann aber auch schon, ehe er mit ein paar brabbelnden Worten einschlief. Tut mir leid...Schwester. Er hatte wirklich so viel Energie verloren, dass der Schlaf keine Sekunde brauchte, ihn mit sich zu nehmen. Doch vielleicht war es auch gut so, ganz sicher war es das, konnte er dann morgen frisch in den Tag starten, das Gewicht seines Proviants hatte zwar ein paar Kilo abgenommen, doch dafür hatte er neue Pfunde zu schleppen, aber na ja, der Tag hatte noch nicht mal begonnen...
Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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| 24.02.2004 13:54 | #213 |
| Sara |
Der dunkle Schatten zerfrisst deine Seele. Du wirst langsam alt und älter und noch älter. Deine Kraft wird aus dem Körper gesaugt, wie Blut. Es wird stinken und modrig werden, keiner wird es mehr trinken wollen. Deine Augen erfüllen sich mit Schleiern und wirken wie eine milchige Krankheit, ein grauer Starr vielleicht. Wenn sie erst einmal hier her kommt, dann wird sie dich verschlingen, wie einen Wurm in ihren Mund saugen. Das ist es, was Beliar ihr befohlen hat. Du hast keine Chance aus dieser Hölle wieder heraus zu kommen. Zwar ist es kein Ort, an dem Beliar Macht hat, aber scheitern wirst du trotzdem. Wir werden deinen Körper auseinander reißen und deine Glieder an die Wölfe verfüttern. Es wird uns eine Freude sein, Innos wird toben vor Zorn, doch er wird wütend sein auf dich, nicht auf uns. Spürst du es schon Rociel? Spürst du es? Es ist ein Fieber, es wird immer wärmer, immer mehr und mehr und mehr und mehr und...
Neiiiiiiinnnnnnnn
Mit schweißverschmierten und verklebten Haaren wachte Rociel früh am Morgen wieder auf, in seinen Augen war noch immer die Angst zu sehen, die Angst durch die Bilder, die er gesehen hatte. Die Bilder, sie waren so abartig, so unvorstellbar, unexistent. Nun war da nur noch die große weite Leere, nichts was mehr daran erinnerte. Eine Wand sah ihn leer an, eine kleine Spinne krabbelte über ihre Weben und ließ sich nicht von seinen bohrenden Blicken stören. Nur langsam sang der Rhythmus seines Herzschlages, langsam ließ der Schweiß von ihm ab. Er wischte sich die Stirn, die Haare und den Nacken, alles war nass und verschmiert. Dieser Traum, dieser Alptraum, er war schrecklich. Schon lange hatte er keine richtigen Träume mehr gehabt und jetzt das…es war seltsam, aber nach einigen Minuten der absoluten Stille, in der nur sein keuchender Atem das tonangebende Geräusch war, hatte er sich schon wieder gefasst.
Warum erzählst du mir das alles? Du weißt doch, dass ihr keine Chance habt. Egal was ihr auch tut, ich werde immer eine Antwort darauf wissen. Egal was, ihr seid mir immer unterlegen. Ihr könnt mich nicht töten. Warum diese Bilder, warum zeigt ihr mir das alles? Hab ich nicht schon genug Qual erlitten? Überhaupt, Beliar, du Dreckssack, hab ich dir nicht schon genug in die Hände gespielt, ich töte doch schon mehr als ich sollte...ihr verlogenen Träume, glaubt ihr so könnt ihr mich kriegen? Ich bin nicht mehr so labil wie früher, ich spucke auf eure Bilder des Grauens.
In seinen ausgetrockneten Mund befand sich nur wenig Speichel, doch er wollte den Turm nicht mit so was beleidigen. Schnell zog er seine Stiefel an, befestigte die Rüstung am Oberkörper und marschierte mit schnellen Schritten hinaus. In seiner Verwirrtheit bemerkte er, dass er seinen Rucksack noch da hatte und so eilte er schnell zurück, um das wichtigste Stück zu holen. Endlich wieder draußen, atmete er tief ein und aus, gute, klare Luft war hier. Noch immer und wohl auch in alle Ewigkeit roch es nach Salz, doch dafür war das Meer berühmt und verhasst, Tonnen von Wasser, doch alle so salzig wie aus den Minen der Berge. Er konnte schon wieder lächeln, sah ein paar Möwen am Strand zu und schmiss ihnen ein dickes Stück rohes Fleisch zu. Sofort stürzte sich eine Meute von zwei Duzend Möwen darauf, doch er sah ihnen gerne dabei zu. Er selber nahm sich auch eine dicke Haxe, brauchte er doch die Kalorien und auch sein Hunger musste gestillt werden. Die Geier allerdings mussten leer ausgehen, die drei Gräber waren unangetastet und würden es auch dank der Steinschicht bleiben. Innos möge sich eurer Seelen annehmen. Er war ernst dabei geblieben, doch man musste auch vergessen können, die Königstiere waren tot, getötet von seiner Hand und doch war er sich sicher, war es der Lauf des Lebens. Ein paar Meter weiter konnte er wieder lächeln, dieses Mal jedoch über den Ausblick.
Er war wieder auf den Klippen, sah zum Horizont, der nicht gut zu sehen war. Diesiges Wetter herrschte heute, kein blauer Himmel mehr, sondern schmutziges Grau. Ihm war das egal, sei es grau, blau, gelb, weiß oder schwarz, die schönsten Himmel brannten orangenfarben rötlich. Die ganze Zeit über hatte er ein dickes, breites, fast schon unverschämtes Lächeln auf den Lippen, denn er wusste genau, dass es jetzt so schnell wie möglich zurück zu Isabell gehen sollte. Wie hatte er sie vermisst, ihre strahlenden Augen, ihre langen, gut riechenden Haare, ihre zarten Lippen und ihre liebevolle Art mit ihm umzugehen.
Die Zeit alleine hatte ihm sehr gut getan, hatte ihm auch weitergeholfen, in vielerlei Hinsicht, er konnte nachdenken und war auf sich alleine gestellt, nach langer Zeit einmal wieder. Es war keine Selbstbestätigung des Könnens, sondern viel mehr eine unausweichliche Prozedur, die einfach kommen musste. Doch er hatte auch verstanden, was noch sehr viel schlechter war, was man verbessern musste. Ihm war die melancholische Art nicht verborgen geblieben, mit der sie durch die Wochen reisten, aber das musste unbedingt ein Ende haben. Es war eine große Herausforderung, aber trotzdem nahm er sich fest vor sich zu verändern. Die Tage hatten ihn schon ganz natürlich verändert. Auch wenn ihr Leben nicht lebenswert war, so hatten sie doch mehr, als manch normaler Mensch je haben würde. Und ihre Bürde war nicht so schwer, als das sie nicht mehr lachen und weinen dürften. Viel zu düster war ihre Stimmung, in dieser schönen Zeit, in der sich Winter und Frühling die Hand gaben. Vielleicht waren es ja auch die ersten Knospen, die in seinem Herzen aufgegangen waren, aber trotzdem… Nicht alles war weich und süß wie Honig, er hatte auch anderweitig Pläne. Die Gelirkas Sekte sollte er nun ernster nehmen als bisher, er wollte diese Gruppe zerstören, ehe sie die Geschwister zerstörte. Vielleicht waren sie Dämonenkinder und unheilige Geschöpfe, doch das würde niemanden das Recht geben, sie zu jagen. Noch hatten die Menschen Glück, waren sie doch an keinem Blutvergießen interessiert, doch egal wer der Kopf dieser Sekte war, er würde sich an ihm rächen.
Es war nicht nur alles Schön, was die Veränderungen betraf. Zwar wirkte der junge Fürst gelöster, entspannter und viel, viel glücklicher als vor seiner Abreise, doch man musste mit Besorgnis sehen, dass ein Schwur zu wackeln anfing. Es knackte gewaltig und war auf der ganzen Insel zu hören, wenn man nur die Ohren aufmachte. Er war am bröckeln und die erste Schicht aus Schutt und Stein brach entzwei. Es handelte sich um den Schwur, keine Menschen zu töten...
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| 24.02.2004 19:30 | #214 |
| Sara |
Den ganzen Tag über reiste er am Küstenstreifen entlang. Es war keine große Neuerung dabei, er kannte schon alles und war deshalb eher abgeneigt als hell aufsehend. Selbstverständlich ging er denselben Weg zurück, wie er auch schon gekommen war. Was sollte er schon anderes tun, er hatte keine Wahl. Trotzdem war es alles andere als langweilig. Er hatte genug zu tun, Gedanken ordnen war eigentlich immer angesagt. Er war wie ein großer, alter Bibliothekar. Er musste ganz viele Dinge einordnen, die wochenlang, manchmal auch Mondjahre liegen geblieben waren. Mit der Zeit entstand dann ein richtig gut geordnetes Gedächtnis. Es war mühsam, aber die Kopfschmerzen, sie verschwanden umso schneller er dies beendete. Klare Gedanken waren das wichtigste im Leben, ein Kopf voller liegen gelassener Eindrücke und Informationen war leicht anfällig. Der Wahnsinn konnte jeden befallen, doch er wollte nicht zu jenen armen Kreaturen gehören. Das Beste in so einer Situation war eine gründliche Meditation, mindestens ein Mondjahr lang, doch dafür hatte er einfach keine Zeit mehr. So sehr die entspannende Art sich treiben zu lassen auch lockte, er konnte es nicht tun, wirklich nicht. Nebenbei galt seine Bewunderung auch den Schuppen der Königstiere. Er studierte sie, formte sie nach, versuchte sie und ihren Aufbau zu verstehen, dabei waren sie ein perfektes Zusammenspiel von brotloser Schönheit und gnadenloser Effizienz. Man konnte wirklich von einem Rüstungsbollwerk sprechen und dabei waren sie einzeln doch so leicht. Sicherlich, alle zusammen waren schon ganz schön schwer, doch eine einzelne Schuppe schien das Gewicht einer Feder zu haben. In seinen Gedanken war aber noch viel mehr passiert, außer dem Ordnen von hellen und dunklen Gedanken, von alten und neuen Impressionen. Er malte sich aus, wie die Rüstung doch aussehen mochte, die seine Schwester da formen wollte. Er war aufgeregt wie ein kleines Kind und neugierig war er, riesenneugierig. Erst jetzt realisierte er, was sie da überhaupt geleistet hatten. Er sagte bewusst wir, denn es war nicht er alleine, der dafür verantwortlich war. Ohne die Zustimmung seiner Schwester und ihren ewigen Mutgeschenken an ihn, die sie schon durch ihre bloße Anwesenheit offenbarte, hätte er das alles nie geschafft. Natürlich galt der Dank auch anderen, dem Wirt der Taverne in Teljarsfeld, Tristan dem Jäger, der alte Händler, Garez der Drachenjäger und natürlich seinem Gott Innos, doch die wahre Leistung hatte Isabell erbracht und das wusste er auch. Gut, sie hatten keinen Drachen getötet, doch das war auch unmöglich. Es ging dabei auch nicht darum, einen Drachen zu erlegen, viel mehr war es das Glück und ihr Ehrgeiz, der sie zu den Schuppen führte. Wer fragte schon ernsthaft in einer Bergarbeitersiedlung am Fuße des Göttersitzes nach Drachenschuppen, die er in dieser Bettelsstadt Gorthar finden sollte? Eben...
Dazu noch die Trophäen von zwei der mächtigsten Tierarten der Erde. Natürlich war bei allen drei Trophäen auch Schmerz dabei, denn man musste sich ernsthaft die Frage stellen, ob nicht auch Drachen nett sein konnten, obwohl diese hypothetische Frage schwachsinnig war. Doch die Schneewölfe und die Feuerwarane hatte er selber gesehen und der junge Fürst wusste, dass er Recht hatte.
Aber trotzdem, die alleinige Tatsache, dass diese Expedition nun ein Ende hatte, sie war Gold wert. Endlich war da ein Ziel vor Augen, er hatte alle Hindernisse auf seinem Hindernislauf übersprungen, jetzt stand nur noch ein lockerer Zieleinlauf bevor. Das Wetter würde ihn auch nicht mehr stoppen, wieso sollte es das auch tun und Tiere? Nein, Tiere trauten sich schon seit er denken konnte nicht an ihn heran, zumindest nicht zufällig. Er hatte da diese Aura und er wusste inzwischen auch, an was es lag. Das einzige Hindernis auf diesem langen, weiten und anstrengenden Parcours hätten Menschen sein können, doch hier war niemand. Keine Menschenseele, sie waren alle in der Stadt, vielleicht noch vereinzelt im Wald, wie Prix und Ra oder die Räubergesellen, aber hier an der Küste? Nein, hier war niemand. Er war ganz alleine hier und auch jetzt war er noch drüber froh.
Es war nicht sehr schön, den ganzen Tag nur das öde Land zu sehen und auch das Meer war auf Dauer grau und eintönig, doch es kam immer darauf an, was man aus seinen Momenten machte. Ihm war nie langweilig gewesen, vielleicht lag es daran, dass er diese Einsamkeit richtig lieb gewonnen hatte. Selbst die gute Laune mochte den ganzen Tag nicht vom strengen Wind weggeweht werden, sie blieb die ganze Zeit als ein Lächeln zurück. Er schaffte ungewöhnlich viele Meilen am heutigen Tag, gut zwei mehr als noch auf dem Hinweg. Das machte ihn überaus stolz, denn noch mehr Zeit durfte er einfach nicht verlieren. Er hatte schon sechs Tage seit seiner Abreise verbraucht, morgen wollte er eigentlich zurück sein, doch er würde morgen nicht zurück sein. Dafür aber übermorgen, das nahm er sich fest vor, denn gerade seine Schwester würde sich sonst zu sehr sorgen, ihn am Ende noch suchen. Doch er hielt sie für vernünftig genug dies nicht zu tun.
Immer wieder jagte er durch die Küstenstreifen, vorbei an Klippen und Stränden, an Ufern und Steinwegen. Oft war es absolut still und auch die Vögel waren weg. Konnten sich doch nicht überall Möwen aufhalten. In diesen Zeiten war der flatternde Umhang das einzige, was man hörte. Ab und zu summte er Lieder nach, die er einst in Tavernen hörte, ab und zu pfiff er vor sich hin, es waren alles belanglose Dinge, doch sie halfen die Ruhe zu brechen. Es war auch eine Zeit des Friedens. Hier, an der Küste. Selten war der Frieden so nah und so authentisch wie hier. Dauerhaft leben konnte er hier trotzdem nicht. Sobald er Hunger bekam brach er den Frieden und das für immer und ewig. Für die Durchreise war diese gorthanische Nordwestküste der friedlichste Ort auf der ganzen Welt, doch sobald er stehen blieb, sei es an der Stadtmauer, dem Turm oder aber dem Waldrand, so brach der Frieden entzwei.
Doch eines konnte er einfach nicht verstehen, nahm es als die Frage dieser Expedition mit zurück. Als Rätsel. Was war mit diesem Turm? Existierte dieser Brief wirklich und wenn ja, was bedeutete er? Immer noch schwirrten die Worte in seinem Kopf herum, er konnte sie nicht vergessen. Und dann war da noch dieser wundervolle Smaragd, der keiner sein sollte, sondern eine Art Schlüssel, doch nur eine Hälfte. Es waren Fragen über Fragen, die darauf aufbauten, doch er beschloss alles, was sich um den Turm rankte, für sich zu behalten, es in keine Erzählung einzubauen und lieber geheim zu halten. Etwas, wovon er keine Ahnung hatte, musste niemand wissen. Es sollte sein persönliches Rätsel bleiben. Ansonsten waren alle Fragen für diese Expedition gestellt, alle Antworten waren gegeben. Er kam zurück, besser und kräftiger, als er gegangen war, doch bis er seine geliebte Schwester wieder in den Armen halten sollte, sollte noch etwas Zeit vergehen. Zeit, die er sie gönnte.
Isabell...ich vermisse dich so sehr, aber bald...bin ich wieder bei dir.
Auf einer Klippe schlief er heute, nicht unten am Strand. Er wollte etwas Neues ausprobieren, etwas flexibel sein, es tat gut und war nicht so unbequem. Es war in Ordnung, außerdem war es ja nur eine Pause, eine Pause für ein paar Stunden seines schon so langen Lebens...
Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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| 25.02.2004 17:46 | #215 |
| Sara |
Mit gewundenen Zügen kreiste der Wind durch sein Haar, die gekräuselten Linien, die alles zerzausten. Lange schon war es vorbei, lange schon waren die Zeiten vorbei. Ab und zu sah er Flötenspieler auf den Klippen sitzen und lauschte ihrer nicht vorhandenen Musik. Manchmal standen da auch große Füllhörner aus güldenem Metall, die aussahen, als ob sie bald platzen würden. Unter all dem lag ein grüner Teppich. Gras war sein Hauptbestandteil, doch es gab riesige Flächen mit Klee. Vierblättrige Pflanzen waren keine Seltenheit und ein Symbol des Glücks. Glück... Über dem grünen Teppich war der blaue Himmel. Sein Blau war azurn und manchmal auch hell. Es waren weiße Schäfchenwolken daran geklebt, doch manchmal sahen sie auch ringförmig, oder stabähnlich aus. Manchmal bildeten sie auch einen Verbund und verwischten so die Bilder, wurden weich und weit, bis sie sich wieder lösten. Seine Hand ging zum Himmel, doch dieser war unerreichbar fern. Niemals konnte er so hoch springen, so weit laufen. Manche Berge aber waren hoch genug. Sie zu erklimmen war eine Möglichkeit. Doch solche Berge gab es nicht hier. Vielleicht gab es sie auch gar nicht... aber den Göttersitz gab es doch... Ein kleiner Schmetterling flog ihm auf die Nase, er lag da wie ein Fels. Und doch war die auf und ab bewegende Brust Erschütterung genug, dass der Schmetterling wieder weiter flog. Gelb gefleckt, auf schwarzem Grund, das war alles, was die beiden Augen gesehen hatten. Seine Nase kitzelte ein wenig und er mochte langsam wieder weiterziehen.
Es waren Erinnerungen, gemischt mit der Realität. Diese kleine Pause war irgendwann am Mittag gewesen, doch nicht am Abend. Am Abend war der Himmel nicht blau. Aber der Himmel war auch am Morgen, oder am Mittag blau. Die Farbe fehlte und konnte nur in den Gedanken ersetzt werden. Graue Dunstschleier zogen ganz weit oben über ihm. Die Schäfchenwolken waren graue Schleier, die man nicht mal als Wolke erkannte. Er versuchte sich als Maler zwischen zwei Welten, seine Farben waren die Erinnerungen und sein Pinsel war die Phantasie, es brauchte nur noch eine Leinwand, die er jeden Tag einatmete. Luft. Sie war eine perfekt Leinwand für Dinge, die nicht für die Ewigkeit, sondern nur für einen vergänglichen Augenblick gedacht waren.
Rociel jagte an der Küste entlang, wo vor Sekunden noch die Abdrücke seiner Stiefel waren, da waren ein paar Momente später schon die Wellen, die jede Spur verwischten. Er rannte deshalb, weil er keine Zeit mehr hatte. Heute Mittag war es ein letztes Aufbäumen gegen die Schmerzen gewesen, doch es ging nicht, er konnte einfach nicht mehr. Die Einsamkeit, sie dauerte nun schon viel zu lange an. War er früher regelmäßig und auf Dauer alleine, so mochte er das Zusammensein nun nicht mehr missen. Er hatte soviel gelernt auf dieser Reise, sie hatte ihm soviel gebracht. Nicht nur die Schuppen und Zungen der Warane, auch nicht den Smaragd ähnlichen Stein, nein, sie hatte ihm so viele neue Erfahrungen gebracht. Er hatte gelernt, Dinge, die er noch in ein paar Mondjahren gebrauchen konnte. Dinge, von denen er noch lange zehren konnte. Aber irgendwann war es einfach zusammen gebrochen. Es gab nichts mehr zu lernen, es gab keine Eindrücke mehr, die neu waren. Alles war verbraucht. Und genau das hatte er sich immer wieder eingeredet und so war es auch gekommen. Es gab nun keinen Topf mehr, der ihn nährte, alles war aufgegessen, er musste woanders hin. Doch da war noch etwas in ihm, es ging nicht nur darum diese Gegend zu verlassen, er hatte ein Weh zurück zu seiner Schwester zu kommen. Es war schlimm, fast so schmerzhaft wie eine richtige Wunde, oder eine Krankheit. Er sehnte sich jede Sekunde danach, endlich die Mauern der Stadt zu erblicken, zu Prix Lager abzubiegen, er hielt es nicht mehr aus. Der Schmerz mochte ihn tragen, ließ ihn andere Schmerzen vergessen. Man konnte nicht mit einer Rüstung am Leib rennen, nicht dauerhaft zumindest, aber er hastete dennoch mit sehr schnellen Schritten durch das Küstengebiet an Gorthars Nordwestseite. Die letzten Vorräte hatte er aufgebraucht, selbst diese riesigen Mengen waren irgendwann weg, wenn man täglich zwei bis drei Kilo Fleisch aß. Getrunken hatte er gar seit drei Tagen nichts mehr. Er zog sich das Wasser aus den teils sehr frischen Fleischstücken regelrecht heraus. Mangelerscheinungen konnten jedoch noch vermieden werden und sollten eigentlich auch nicht auftreten, da er auch beim Regenfall ausgiebig getrunken hatte.
Durst konnte ein schrecklicher Begleiter sein, man konnte schier dem Wahnsinn verfallen, wenn man neben sich das ganze Wasser sah und dann wusste, dass man es nicht trinken konnte. Das man nur noch durstiger werden würde. Aber Durst war ihm noch das Liebste. Die brennenden Gelenke sehnten sich nach Pausen, doch die gewährte er ihnen nur wenige und immer blieb er dabei in Bewegung, blieb nie richtig stehen. Schon am Nachmittag war er weiter gekommen, als am gesamten gestrigen Tag, doch er jagte immer weiter. Manchmal fiel er unsanft über Steine, die er einfach übersah, manchmal sprang er auch über große Baumstämme, die die Flut abgespült hatten, nichts konnte ihn auf seinem Weg stoppen, selbst wenn sie es gewollt hätten. Nur angetrieben von seiner unendlichen Liebe zu Isabell konnte er das alles schaffen, die ganzen Strapazen und Entbehrungen auf sich nehmen. Er wollte irgendwann einmal, wenn alles vorbei war, die schönen Seiten der Fauna besuchen. Er wollte an die schönsten Strände, in die üppigsten Wälder und auf die romantischsten Berge und noch vieles mehr. Aber eines war ihm jetzt schon klar, das eine, das wunderschöne Tal…das gab es nicht auf dieser Welt. Irgendwann sollte es auch da hingehen. Später als gedacht, aber auch früher als erhofft. Aber war das nicht eigentlich egal?
Keuchend war er sowieso, doch hörte man das so gut wie nie, er war ja nicht am hecheln. Doch wenn er dann ab und zu was sagte, hörte man immer wieder, wie erschöpft er doch schon am Nachmittag war. Es verlangte wohl mehr von seinem Körper ab, als jemals gedacht, doch die Kraft und der Ehrgeiz waren da. Und sein Antrieb würde niemals erlöschen. Selbst bei den Temperaturen, nie etwas unter zehn Grad lagen, schwitzte er noch. Aber die Perlen wurden schon so gut wie es nur ging vom Wind abgetrieben. Der Wind, er war nun wieder ein Freund, kühlend und sanft, kaum ein echter Gegner für seine Beine. Der Wind war verhasst und geliebt, konnte Fluch und Segen, Freund und Feind sein.
Immer weiter hetzte er, traute sich nicht zu stoppen, nicht stehen zubleiben, er war sich sicher, dass er dann keinen Schritt mehr tun konnte, so ging die Flucht Richtung Stadt weiter und weiter. Der eine Mann, von dem Prix erzählt hatte, der schaffte es auch in zwei Tagen. Rociel hoffte insgeheim, dass er das auch schaffen konnte, doch so richtig realistisch war es ja nicht. Trotzdem, die Entfernung schwand mit jeder Sekunde die er so schnell voran kam, ohne Rücksicht, ohne Achtung, nur dem Wahnsinn der Liebe verfallen...
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| 25.02.2004 20:14 | #216 |
| Dark-Druid |
Schon seit einigen Stunden war die Sonne hinter dem Horizont versunken, der sich nun als schwarze Linie vor dem dunkelgrauen Himmel abzeichnete. Mit ihr war die, zugegebener Maßen sehr geringe, Wärme gewichen, hatte der eisigen Kälte der gorthanischen Nacht Platz gemacht, die nun mit unerbittlicher Strenge Einzug hielt, wie mit langen, frostigen Fingern bewehrt kroch sie unter Kleidung und Rüstung. Es hatte wieder geschneit, der ohnehin schon wadenhohe Schnee war wieder um einige Zentimeter gestiegen, erschwerte das Vorankommen mit allen Mitteln. Mittlerweile war von dem dichten Flockenregen nur noch der ihn begleitende Wind übrig geblieben, der allerdings das übrige tat, den Weg beschwerlicher zu machen.
Trotz dessen stapften zwei dunkle Gestalten durch die schwarze Nacht, missachteten die Kälte und den Wind so gut es ging, ihr finales Ziel ständig vor Augen. Endlich die gewünschte Krone in Händen zu halten. Schweigend gingen Marquez und Druid nebeneinander. Die Kapuze schützend ins Gesicht gezogen, die rabenschwarzen Augen zu schmalen Schlitzen verengt, die behandschuhten Hände tief in den Taschen des Mantels verborgen stiefelte der Krieger neben seinem Schüler her.
Plötzlich tauchte in der Ferne ein schwacher Lichtschein auf, nur schwach, doch er schien definitiv von einem offenen Feuer zu stammen. Aufmerksam richtete Druid seinen Blick in die Richtung aus der das Licht kam, doch war nichts zu entdecken, die Feuerstelle schien in einer Vertiefung zu liegen, geradewegs lenkte er seine Schritte darauf zu, denn wenn es dort Feuer gab, gab es dort auch Menschen. Und das bedeutete, dass die Beiden möglicherweise ein warmes Nachtlager bekamen. Beim Näherkommen bestätigte sich die Vermutung, gedämpfte Stimmen drangen an ihre Ohren, mittlerweile Schleichend bewegten sie sich weiter auf den Lichtschein zu. Schon bald entdeckten sie einen ausgetretenen, schmalen Pfad, der seicht in eine Mulde führte und nach kurzer Zeit, in der sie selbigem Pfad gefolgt waren, öffnete sich vor ihnen ein kleiner Platz. Einige Holzhütten, typisch für Jäger oder Holzfäller, standen hier, in der Mitte der geringen Ebene brannte ein Feuer, um das 3 Personen versammelt waren, zwei Männer und eine Frau, soweit Druid dies von hier aus erkennen konnte. Langsam trat er aus der Deckung einiger Büsche heraus und näherte sich der Gruppe, dicht gefolgt von Marquez. Geräuschvoll wurde der Schnee unter ihnen zusammengepresst, sie versuchten gar nicht erst, leise zu sein...
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| 25.02.2004 20:41 | #217 |
| Isabell |
Prix hatte sie als erster gehört, schon lange vor Ra und ganz am Ende nahm auch sie die Geräusche war, doch da war es schon fast zu spät.
Isabell hatte ihre Augen und Ohren anderweitig gelegt, heute wollte ihr Bruder wieder bei ihnen sein, doch er war nicht gekommen, den ganzen Tag über nicht. Sie hatte lange Zeit gewartet, seit dem Angriff dieser Zaubermänner war nichts mehr geschehen, auch gingen sie nicht mehr auf die Jagd, kümmerten sich um das frisch Erlegte und mussten auch noch andere Dinge erledigen. Die Stiefel waren ebenfalls lange fertig. Es waren zwei schöne Stiefel geworden, weich und bequem, rein weiß und mit einer dicken Ledersohle verziert, Kein Stahl war an ihnen, sondern nur das weiße Fell der Schneewölfe und ein wenig Ersatzleder. Doch mit der Beendigung der Aufgabe war auch die Langeweile gekommen. Gerade in diesen Momenten achtete sie sehr auf ihre Blutbahnen, mochte sie doch zu gerne wissen, wie es ihrem Bruder ging, doch sicher war sie nie. Prix und Ra hatten ihr den ganzen Tag über Mut gemacht, dass es durchaus vorkommen konnte, dass das Wetter oder eine ungenaue Angabe des Mannes dazu führen konnten, dass ein oder zwei Tage die Ankunft sich verzögern sollte, doch das alles beruhigte sie nicht. Sorgen machten sich in dem faltenlosen Gesicht breit, Angst und Kummer spielten eine große Rolle. Natürlich taten sie das. Ein wenig bleicher war ihr Gesicht geworden, alles um sie herum schien so unwichtig, wenn doch bloß Rociel wieder zurückkommen würde.
Als sie nun aber aufblickte, da schien sich etwas getan zu haben. Besucher? Sie hatte da ihre Zweifel, eher ein weiterer Angriff dieser Sekte, war ihr erster Gedanke. Man konnte niemanden trauen, schon gar nicht mehr hier, deswegen ließ sie Prix auch ein Zeichen geben. Es war keine Angst die sie vor dem etwas hatten, denn ihr Lager war so gut wie uneinnehmbar, doch trotzdem war Vorsicht besser als Nachsicht. Für ein paar Momente konzentrierte sie sich wieder auf die Realität.
Im Schein des Feuers konnte man nur wenig sehen, doch umso mehr den knirschenden Schnee hören. Es hatte erst kürzlich geschneit, doch für sie machte es keinen Unterschied, am Lager lag kein Schnee, zu warm und zu geschützt war es doch dafür.
Schon wenige Momente später sah der Jägermeister die Wanderer, ein Fingerzeichen gab an, dass es zwei waren. Isabell wunderte sich, denn sie hätte mit mehreren gerechnet, trotzdem blieb sie auf der Hut. Als die Gäste näher traten, wurden sie gebührend empfangen. Ra und sie standen mit gezogenen Klingen am Eingang des Lagers, Prix stand als Meister vorne und hielt seinen Bogen fest. Natürlich rechneten sie mit einem Angriff, was denn sonst.
Wer seid ihr und was wollt ihr hier?, klang die kräftige Stimme von Prix durch den Wald. Zwei Wanderer auf der Suche nach einem Nachtquartier, war die knappe Antwort einer tiefen Stimme. Ein Nachtquartier? Da seid ihr hier am falschen Platz. Wir haben keine Betten frei. Aber unter der Voraussetzung, dass ihr eure Gesichter enthüllt und nichts Böses im Schilde führt, kann ich euch ein Platz am wärmenden Feuer anbieten. Einer der Männer nickte und gab dem anderen ein Zeichen. Unter den Kapuzen kamen fast genauso finstere Gesichter hervor, doch es war ja auch schon dunkel. Anscheinend waren es tatsächlich Menschen, die auf der Durchreise waren. Die junge Frau war erleichtert und gab sich wieder ihren Sorgen hin. Still seufzend rasselten die Krummsäbel in ihre Scheiden, ehe sie sich wieder zu ihrem Platz am Feuer begab.
Nehmt ein bisschen von dem Fleisch. Zwar sind unsere Vorräte vor kurzem geschröpft worden, doch noch nagen wir nicht am Hungertuch. Leider kann ich euch nur Wasser anbieten. Aber, wollt ihr uns nicht erzählen, was euch so hierher führt? Prix war viel zu gütig, aber vielleicht war es auch richtig so. Ra schwieg die ganze Zeit, Misstrauen brannte in seinen Augen und sie, sie dachte ohnehin nur an Rociel und wie es ihm jetzt wohl ging, während sie hier mit zwei Fremden am warmen Feuer saß...
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| 25.02.2004 21:05 | #218 |
| Dark-Druid |
Mit einem knappen Kopfschütteln schlug Druid die angebotene Fleischkeule aus, er war nicht hungrig. Es schienen tatsächlich Jäger zu sein, die sich hier niedergelassen hatten, davon zeugten die aufgespannten Felle und Häute an den Seiten des Lagers und zwischen den Hütten. Und sie schienen ihr Handwerk zu verstehen, betrachtete man die sauberen Arbeiten. Ungerührt hatte Druid beobachtet, wie ihre Gastgeber die Waffen gezogen hatten, als sie das kleine Lager betreten hatten. Es schien fast so, als erwarteten sie einen Angriff, von wem auch immer. Aber es war eine raue Gegend, Banditen waren häufig und wilde Tiere trieben sich in den dunklen Wäldern umher, kein Wunder, dass die erfahrenen Jäger vorsichtig waren.
Der Krieger hielt seine Augen bedeckt, den Kopf gesenkt. Es war nicht nötig, dass man die ungewöhnliche Färbung entdeckte, wahrscheinlich würde es nur Ärger geben. Nicht, dass es ihn gestört hätte, die Menschen im Falle einer Auseinandersetzung zu töten, aber er konnte sich keine zu großen Verletzungen leisten, wollte er die Kultisten einholen. Und diese würde es geben – schon alleine der Bogenschütze würde dafür sorgen. Ein leises Flackern huschte über seine zu Boden gewandten Augen, als nach dem Ziel von Marquez und ihm gefragt wurde.
„Wir wollen nur ein paar ale Bekannte treffen, weiter im Hinterland...“, sie brauchten ihre wahren Ziele nicht zu kennen. Niemand wusste, wie lang der Arm des Kultes schon war, vielleicht gehörten gar diese Leute dazu. Außerdem entgingen Druid die misstrauischen Blicke des Schwertträgers nicht. „Ihr scheint zu jagen. Erfolg gehabt?“
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| 25.02.2004 21:25 | #219 |
| Isabell |
Erfolg? Kann man so sagen. Die Wälder von Gorthar sind ein Geschenk für jeden Jäger. Solange man nicht aus Profitgier jagen geht und die Tiere und die Natur respektiert, kann man durchaus ein schönes Leben hier führen. Wie verstehen uns als Freunde. Freunde der Natur. Nur selten zieht es uns in die Stadt, dort kaufen wir Rohstoffe und Luxusgüter, im Gegenzug werden unsere Trophäen sehr geschätzt, genau wie das Fleisch. Vielleicht wisst ihr, dass Gorthar noch nie sehr viel Nahrungsmittelvorräte hatte...
Prix sprach laut und deutlich und doch mochte sie kaum etwas verstehen. Die Sätze drangen durch ein Ohr rein und durch das Andere wieder heraus. Was sollte sie schon groß tun, etwa fröhlich sein? Selbst wenn diese Männer etwas zu verbergen hatten und der wahre Grund nicht der war, ein paar Bekannte zu besuchen, solange sie nichts taten war es ihr egal. Der einzige Grund warum sie überhaupt ein wenig aufmerksam war, war Ra, dem sie zur Not lieber beistehen wollte. Außerdem war es nicht gut, wenn sie diese Männer zu sehr beachteten. Noch immer wusste sie nicht, wie mit ihrem Blut umgehen sollte. Mit dieser Sekte hatte sie jedenfalls genug am Hals, je weniger davon wussten, desto besser.
Normalerweise hätte es sie ja interessiert, aber jetzt war nicht nur ihr Herz voller Sorge, sondern auch die Zunge schwer und unwillig. Der einzige der eigentlich redete war Prix. Die Gäste waren seltsamerweise sehr ruhig, der Eine sagte gar nichts und der Andere sagte kaum was. Doch wahrscheinlich hatten sie ihre Gründe, die sie gar nicht wissen wollte.
Das Feuer knackte, das Holz wurde langsam von innen verbrannt. Die verbrannten Späne flogen durch die Luft, Glut glimmte und eine Nachtigall sang in der Ferne. Warum nur fielen ihr diese Sachen auf, warum nahm sie sie bloß war? Die Sorge machte sie langsam krank, sie spürte das, doch zum Glück sollten sie sich bald schlafen legen, dann würden wieder einige Stunden vergehen und wenn sie wieder aufwachte war er bestimmt da, ganz bestimmt...
Womit verdient ihr den euer Gold?
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| 25.02.2004 21:47 | #220 |
| Dark-Druid |
Leise knackend verbrannten die aufgeschichteten Holzscheite in flammender Umarmung der leckenden Feuerzungen, graue Stellen bildeten sich auf dem rotglühenden Brennstoff. Wohlige Wärme ging von der kleinen Feuerstelle aus, sprang über auf Füße und Beine der Sitzenden. Einige umgeworfene Stämme und Holzstücke dienten als provisorische, einfache Sitzgelegenheiten, an einigen Stellen des teilweise entrindeten Holzes war schon der Wurmstich zu entdecken. Flackernde Lichter huschten über die schwarzen Haare Druids, tauchten sie von Zeit zu Zeit in tiefes, dämonisch anmutendes Rot oder in ein etwas schwächeres, helleres Orange. In gleichmäßigen, geschwungenen Falten hing der lange, dunkle Mantel von des Kriegers Schultern, touchierte mit dem Saum leicht den grasbewachsenen, durch die Hitze des Feuers schneefreien Boden. Kein Lüftchen regte sich in der geschützten Mulde, kein Windhauch fuhr durch die Haare. Es dauerte eine Weile, bis Druid antwortete. „Gold? Ich verdiene keines mehr. Einst war ich Steinmetz und verdiente damit meinen Unterhalt. Doch ich gab die Arbeit auf. Doch brauche ich auch kein Geld mehr. Nahrung kriege ich aus der Wildnis, Ausrüstung besitze ich schon. Und sollten doch noch einmal Kosten anfallen, so habe ich noch einiges von meiner früheren Tätigkeit...“, als keine Antwort folgte, wandte er sich an die Frau, die unbeteiligt, scheinbar in tiefe Gedanken versunken bei der kleinen Gruppe saß.
„Was ist mit Euch? Ihr scheint Kummer zu haben.“, zwar interessierte es Druid nicht wirklich, was mit ihr los war, doch konnte er so vielleicht von sich selber und seiner Vergangenheit ablenken.
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| 25.02.2004 22:27 | #221 |
| Isabell |
Was geht euch mein Kummer an Steinmetz? Ich denke nicht, dass es euch etwas angeht. Die schroffe Antwort mochte unhöflich sein, hatte der fremde Gast doch eine normale Frage gestellt. Doch die junge Frau war sehr reizbar und glaubte nicht, dass es diesen Typen auch nur den Hauch von Interesse abverlangte. Doch es hatte keinen Sinn mehr noch länger hier zu warten. Er würde heute nicht mehr kommen. Ganz sicher nicht.
Mit dem Schnippen eines Holzspans in das Feuer stand sie auf und deutete schon alleine damit an, dass sie nun gehen wollte. Die ganze Nacht über würde sie sicher kein Auge zubekommen, die Sorge und der Kummer nahmen fast stündlich zu, doch es gab keinen Weg daran etwas zu ändern. Schon gar nicht darüber zu reden, denn sie redete nicht über sich oder über Rociel. Schließlich waren sie Dämonen, sie durften mit Fremden nicht reden.
Gute Nacht Prix, schlaf gut Ra. Die höflichen Verabschiedungen klangen gequält und erschlagen, doch die beiden wussten, was sie in den letzten Stunden durchgemacht hatte und nahmen es ihr nicht übel. Müde schritt sie denn in eines der drei Zelte, das speziell für Gäste war, obwohl man dies so gut wie nie bei den beiden antraf. Prix hatte eine Menge über damals erzählt und so wusste sie nun, dass auch ihr Bruder einst hier geschlafen hatte, lange vor ihrem Wissen voneinander. Er und der Jägermeister kannten sich also schon sehr lange, fast ein Jahr nun war es jetzt her. In gewisser Hinsicht ähnelten sie sich sogar. In dem kleinen Zelt gab es eine kleine, hölzerne Liege, bespannt mit einem Wolfsfell und eine dicke Felddecke, eine Lampe mit Öl und ein kleines, leeres Holzfass, auf der man seine Gegenstände ablegen konnte. Isabell legte nur ihren Gürtel ab, zu kalt war es für anderes. Die Stiefel zog sie noch rasch aus, eines der Krummschwerter legte sie in Griffweite. Es war besser, solange Fremde und Sektenanhänger frei im Wald herum liefen.
Ich ziehe mich dann auch mal zurück. Ihr solltet auch schlafen. Besonders die hölzerne Bank da drüben bietet sich dafür an, sie ist zudem überdacht und nah genug am Feuer. Aber haltet das wie ihr wollt. Versteht mich nicht falsch, ich erbringe euch die Freundlichkeit, die ich auch erwarten würde, doch für mich seit ihr nichts weiter als Fremde. Ihr könnt mein Lager und mein Feuer benutzen, aber wenn ihr hier irgendetwas mitgehen lasst, dann werdet ihr euch wünschen, nie hier gewesen zu sein.
Kurz schwelgte wieder der alte Hass gegen Banditen aller Art in ihm auf, hatte er sie doch so gehasst, bis er Ra kennen lernte, mehr oder weniger freiwillig. Natürlich traute er den beiden Fremden nicht und seine Warnung war durchaus ernst gemeint. Sie mochten vielleicht gute Kämpfer sein, aber in seinem Lager beklauten ihn keine Banditen, so viel stand fest. Die Fremden erwiderten nichts, natürlich taten sie das nicht und so zog auch Prix sich zurück, nachdem Ra kurz nach Isabell gegangen war. Die beiden Männer blieben alleine am Feuer zurück, allein mit sich und ihren Plänen.
Mit einem Gebet auf den Lippen schlief sie ein, das Knacken des Feuers übertönte alle anderen Geräusche, oder aber sie hörte sie nur nicht, da sie immer noch an nichts anderes denken konnte...
Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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| 25.02.2004 22:29 | #222 |
| Sara |
Als die Nacht über Gorthar hereinbrach war er immer noch am laufen. Er konnte schon lange nicht mehr, die Rüstung und auch der schwere Rucksack wurden jede Minute noch schwerer, der Körper baute immer mehr ab, doch das hinderte ihn nicht daran weiterzulaufen. Irgendwie wollte diese Bewegung einfach nicht stoppen, viel mehr wollte er einfach nicht stoppen. Der Anblick war nun nicht mehr ganz so souverän, seine Haare lagen wirr im Gesicht und die Zunge baumelte einsam aus dem Mund. Sie sehnte sich nach Wasser, aber Wasser hatte er nun mal nicht. Schmerzen waren schon lange da, doch unterdrückt und kaum mehr wahrzunehmen, irgendwann unterdrückte ein Gehirnimpuls einfach den beißenden Schmerz, da selbst die Nerven nicht ewig dieser Belastung standhielten. Die Frage nach dem Warum war durchaus berechtigt und doch lag die Antwort ganz klar auf der Hand. Er konnte sich keine Verspätungen mehr leisten. Selbst die Dunkelheit wollte ihn nicht wirklich stören, der Wind war nun annehmbar und so nahm er im Laufen seinen Feuerstein samt Ast aus dem Rucksack und entzündete ihn. So hatte er auch noch Licht und hätte theoretisch bis zum nächsten Morgen weiterlaufen können, aber was in der Theorie gut klingen mochte, war noch lange nicht Praxis kompatibel.
Er schaffte noch zwei Meilen seit Einbruch der Dunkelheit, irgendwann war selbst der Abend durch die Nacht abgelöst und es war wirklich schwarz und dunkel. Es waren schon mehr Meilen als eigentlich möglich und die eigentlich leichte Rüstung wirkte nun wie ein Panzer aus Stahl auf den weichen Schultern, die Beine, die seit Stunden ohne Pause unterwegs waren, sie waren wacklig und nicht sehr stabil, vollführten immer wieder denselben Ablauf. Ein kleiner, kaum faustgroßer Stein sollte ihm dann zu Fall bringen. Er stolperte, total unglücklich und kaum absehbar. Mitten im Lauf, doch zum Glück waren seine Arme noch mit das Beste am ganzen Körper. Es entstand kein physischer Schaden, nicht mal ein Aufprall oder ein Schock, dennoch entlud sich ein ganzes Packet voller Schmerzen in seinem ganzen Körper. Durch alle Gliedmassen und jede Muskelfaser zuckten hunderte Blitze pro Sekunde und er hatte nicht mal mehr die Kraft laut aufzuschreien. Nur immer wieder kehrende, stöhnende Laute gab er von sich, hatte die Augen geschlossen und sah eine schwarze, wabernde Wand vor sich. Die Fackel brannte indes noch, doch sie lag auf dem Boden und spendete kaum Wärme oder Licht.
Die Schmerzen ließen mit der Zeit nach, doch andauern sollten sie noch eine Ewigkeit. Sein ganzer Körper schrie nach Wasser und er konnte ihm keines geben. Mit letzter Kraft löschte er die Fackel, dass bloß nichts passierte, aber danach konnte er nur noch auf den Boden starren und sich kaum bewegen. Jede Bewegung mit einem größeren Gliedstück schmerzte. Die Finger zu bewegen war kein Problem, oder den Mund auf und ab auch nicht, aber sobald er sein Knie, sein Bein oder seinen Arm bewegen wollte, versagten diese. Unheimliche Schmerzen waren der Lohn dafür, dass er sich den ganzen Tag über kaum Pausen gönnte und einen unmenschlichen Raubbau am eigenen Körper betrieb. Es waren ganz andere Schmerzen als an dem Tag, wo er die Wunde durch einen der Wölfe erlitt, denn dort hatte er sich freiwillig geopfert, auch sein Liebesschmerz war anders, er war vergänglich. Aber dieser Schmerz, so sehr er doch physischer Natur war, er erinnerte ihn so sehr an den Schmerz der Einsamkeit. Es war ein Musterbeispiel dafür. Trotz seiner riesigen Anstrengung konnte er es nicht schaffen bis zu Isabell zu kommen und er blieb weiter allein. So schmeckte die Einsamkeit und niemand wusste besser wie es war als er selbst. Er hätte jetzt am liebsten den Rubinstein genommen und geweint, so dass er wenigstens ihr Gesicht kurz vor sich sehen konnte, aber in seinen Gedanken gab es ohnehin schon seit Ewigkeiten nur ein Bild. Doch selbst dafür reichte die Kraft nicht mehr.
Es waren keine grünen Kleewiesen, auf denen er lag, es war ein stinknormaler Boden, mit einigen Gräsern und verdammt viel Ödland und eben jener Stein, denn er nicht mal wegschmeißen konnte. Der Himmel war schwarz und nur wenig blau, keine Sterne waren zusehen und das schon seit mehreren Tagen. Der einzige, auf den man sich verlassen konnte, war der Wind. Es schien ihm fast so, als ob er ihn zudecken wollte. Eine sanfte Decke, immer noch war der Schmerz da und es war beileibe kein Schmerz, wenn man sich mal kurz sticht oder Kopfschmerzen hat, es waren tausende Stiche und Messerspitzen, die auf der Haut ihre Bahnen zogen. Trotz alldem gelang es dem Wind ihn zu beruhigen, wieder um seine Nase, seine Augen und seinen Mund zu fahren. Kleine, scharf gezeichnete Linien zu ziehen. Und dann zerzauste er wieder das Haar des jungen Fürsten. Mit gewundenen Zügen…
Schmerz war hart und nur schwer zu verdauen, doch stinknormaler Schmerz war etwas für Schwächlinge unter dem Volk der Lebewesen. Schmerz kannte hunderte Formen und eine der grausamsten war der der Einsamkeit. Schmerz konnte töten, doch Rociel ließ sich nicht töten, denn er gehörte nicht zu den Schwachen, aber noch war er viel zu jung, viel zu jung...
Es gelang dem Wind, oder viel mehr demjenigen, der diese weiche Feder schwang, den Schmerz zu bändigen. Augenlieder zu erschweren und ein Lied zu singen. Es war ein Lied, das Isabell oft sang, die Melodie war traurig und klang nach wenig Hoffnung, doch genau dieses Lied ließ den Schmerz vergessen. Dem Wind gelang es, Baldrian zu streuen und Pulver zu werfen. Irgendwann mochte er schlafen, sehr schnell sogar.
Der Fürst hatte seine Lektion gelernt, doch war auch ein großer Lohn für ihn errungen. Er lag nur noch wenige Meilen vor Gorthar. Der morgige Tag galt als sicherer Ankunftstag in Prix Lager, sofern nichts schief ging, würde er sehr viel früher dort sein, als erwartet. Die Schinderei hatte sich also gelohnt und doch blieb die Frage, ob es alleine seine einsame Liebe war, die ihn zu solch einem Lauf verholfen hatte. Die Sterne hätten die Antwort geben können, doch sie waren nicht da und so blieb, am Ende des Tages, dunkle, kalte Nacht...
Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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| 26.02.2004 15:55 | #223 |
| Dark-Druid |
Klickend schloss sich die stählerne Schnalle des schweren Waffengurtes, mit einem leisen Geräusch schloss sich eine weitere am Kragen des Mantels. Langsam blickte Druid sich um. Es war schon wieder Schnee gefallen, geschwungen und noch fast gänzlich unberührt ruhte die weiße, Kalte Decke über dem Wald, hüllte ihn mit sanften Schwingen ein. Vom gestern noch knisternden Feuer war nur noch Asche geblieben, unter den grauen Staubhaufen aber glimmte dann und wann die noch heiße Glut rötlich auf. Sanft wiegten sich die schneebedeckten Wipfel der hochaufragenden Bäume über ihnen im Wind, das Blau des Himmels war gänzlich hinter den dicken Wolken verborgen, die sich langsam über das Himmelszelt schoben.
Die eigentlichen Bewohner des kleinen Jägerlagers waren schon wach, standen wachsam doch unbewegt vor ihren Hütten, schienen die beiden Fremden, auch Marquez war schon seit einiger Zeit auf den Beinen, misstrauisch zu beobachten. Endlich löste sich einer der Jäger aus seiner Starre, bewegte sich mit zielstrebigen Schritten auf die Feuerstelle zu. Mit etwas Reisig brachte er das Feuer wieder in Gang, nach kurzer Zeit leckten die ersten, heißen Flammenzungen schon an dem neu aufgeschichteten Holz, während die wohlige Wärme die frostigen Temperaturen der Nacht verdrängte.
Mit einer beiläufigen Bewegung strich sich Druid einige Haarsträhnen ins Gesicht, suchend, fremde Blicke von seinen Augen fernzuhalten. Ob es nun etwas brachte, vermochte er noch nicht zu sagen, schaden würde es aber nicht. Auf den mehr üblichen, als ernstgemeinten Morgengruß antwortete der Krieger nur mit einem Nicken. Stumm drehte er sich zum Ausgang des Lagers hin. Nach einigen Minuten begann er zu sprechen.
„Ich bedanke mich für die Gastfreundschaft, die Ihr uns entgegen gebracht habt. Aber wir müssen nun bald weiterziehen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
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| 26.02.2004 16:40 | #224 |
| Sara |
Als der geschundene Körper wieder aufwachte war es noch nicht sehr spät am Morgen. Hell war es dennoch schon. Diesmal waren es keine Träume die ihn weckten, sondern die Kälte. An der Küste war es immer noch sehr warm und mild, was an dem stürmischen Wind lag, doch im Inland war sogar eine dünne Schicht Schnee gefallen. Anfangs traute er sich gar nicht richtig die Augen zu öffnen, doch er war immer noch da, wo vor ein paar Stunden die Reise unsanft endete. Fast ängstlich stand er wieder auf, hatte jedoch keine Schmerzen mehr. Ab und zu zuckte noch ein brennender Schmerz durch Körpersehnen und vor allem die Beinmuskeln schmerzten, doch es war nichts gerissen, nichts verrenkt oder ausgekugelt. Rociel spürte nur den Durst, langsam bemerkte selbst er es. Viel zu lange kein Wasser mehr getrunken. Als er nach seinen letzten Vorräten sah, konnte er nur eine kleine Keule von Moleratfleisch erkennen, sie war trocken und schon lange nicht mehr frisch, trotzdem würgte er das Fleisch herunter. Doch zum Glück viel sein Blick schon bald auf die weiße Fläche, die weiter im Landesinneren lag. Es war eine große Erleichterung, dass er so schneller an Wasser kam als erwartet, aber selbst ohne diesen Schnee hätte er es noch ins Lager geschafft.
Es war eisig kalt auf der Haut, als er den Schnee in die Hände nahm, auf seinen Handflächen wurde der Schnee schnell zu Wasser und er leckte die Tropfen genüsslich ab, er sich ein wenig puren Schnee gönnte. Danach ging es ihm schon sehr viel besser. Noch immer konnte er sich gut an den gestrigen Tag erinnern, doch er hakte ihn längst ab. Es war nur wieder ein Tag von vielen. Ganz anders wie heute. Ein wenig dehnte er seine Beine, beugte seinen Oberkörper nach vorne und streckte die Arme weit nach vorn. Das ganze diente weniger einer Aufwärmung, als einer Überprüfung. Dann jedoch war auch er schnell unterwegs, immer wieder an der Küste entlang. Es sollten noch drei volle Stunden vergehen, ehe da endlich dieser graue Riese vor ihm stand. Von weitem hatte er nichts mitbekommen, urplötzlich war die Stadt da. Rociel blickte auf dicke Stadtmauern, ringsherum ein dünner Graben. So war er auch gekommen. Die Küste hatte sich davor verabschiedet, machte einen ihrer vielen Knicke und wand sich weiter am Meer entlang. Solange, bis es sich weiter ins Land gefressen hatte.
Er hatte mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied genommen. Die Zeit hatte ihm viel gebracht und davon war vieles positiv und lehrreich für ihn, doch jetzt war eine neue Zeit angebrochen, wieder weg aus der einsamen Stille. Und auch wenn es nur ein möglicher Mensch war. Dieser Schnee mochte gar nicht zu dem passen, was er die letzten Tage erlebt hatte und seine Hände waren beide eiskalt, es wunderte ihn sehr, denn an der Küste schien der Winter schon abgedankt zu haben. Aber eigentlich war es egal, welches Wetter sie hatten. Man merkte schon auf dem Weg zum Tor, wie groß diese Stadt eigentlich war. Er brauchte eine Viertelstunde um von ihren nördlichen Außenturm bis zum Stadttor, das in der Mitte lag, zu kommen. Doch bevor ihn die Wachen auf den Einlass ansprachen machte er kehrt, direkt Richtung Waldrand hinein. Erst wollten sie ihn noch befragen, doch die Bequemlichkeit siegte dann doch.
Es dauerte nicht lange, da hatte er den Wald erreicht, er blieb unter den ersten Bäumen stehen und atmete tief ein. Er hatte diese Luft so sehr vermisst. Auch hier gab es weiße Stellen, doch die dicken Nadelkleider von Fichten und Tannen schufen viele freie Stellen, so dass der Wald fast so blieb, wie er ihn verlassen hatte. Es war ein gutes Gefühl wieder in seinem Wald zu sein. Auf was er sich nun freute war ein bequemes Bett, richtiges, klares Quellwasser und am meisten natürlich auf Isabell. Und natürlich auf die guten Nachrichten, die er mitbrachte.
Die beiden Scavenger, die an ihm vorbeisausten, ließ er heute ziehen, war er doch noch immer leicht angeschlagen und wollte nun kein Blut mehr auf seinem Körper und seiner Rüstung. Diese rückte er noch einmal zurecht und legte sich die Haare, damit er wenigstens einigermaßen gut aussah, zugegeben, da war er ein wenig eitel zu sich selbst, aber die Überraschung war groß, als er am Lager die beiden Fremden sah.
Er kannte seine Pappenheimer und das waren sie definitiv nicht. Noch hatten sie ihn nicht gesehen, da das Lager leicht verwinkelt hinter dem Bergmassiv lag, doch ihre Waffen waren kein Zeichen von Beruhigung. Dennoch ging er weiter zur Mulde hinzu, im Schutz der Bäume. Er hörte Stimmen, Stimmen von Prix und dem Fremden. Wieso erinnerte er sich daran? Sie schienen im Aufbruch zu sein und das Rätsel über die Stimme ließ ihn nicht mehr los. Er kam nun näher, die eine Hand am Griff seines Schwertes, die andere zur Begrüßung parat, etwas gewohntes schien in der Stimme des Fremden zu liegen, aber er kannte viele Stimmen und er wusste nur allzu gut, dass diese Gelirkas Sekte hinter ihnen her war. Und dann, dann war er bis auf wenige Schritte an den Fremden herangekommen, dieser hob noch die Hand zum Zeichen eines Abschiedes und da er aber auch das Geräusch vernahm, der junge Fürst war alles andere als leise, drehte er sich in seine Richtung...
Du? Fast gleichzeitig kam der Ausspruch und ließ zwei verdutzte Gesichter zurück...
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| 26.02.2004 17:33 | #225 |
| Dark-Druid |
Gerade im Aufbruch, da vernahm Druid einige Geräusche hinter der Biegung des Aufganges, blitzschnell wanderte seine eben noch erhobene Hand zum Knauf seines Schwertes, hatte er doch bemerkt, wie angespannt und aufmerksam die kleine Jägertruppe gestern Abend und auch heute gewesen war, fast als würde sie eine Gefahr erwarten. Ein Körper schob sich schnellen Schrittes an der Erdkante vorbei, schon sah Druid die Rüstung – irgendwie kam sie ihm bekannt vor. Endlich kam der Kopf, damit auch das Gesicht des Fremden zum Vorschein. Den Bruchteil einer Sekunde schien es, als könnte man es im Kopf des Kriegers arbeiten sehen, kurz bevor ein erstauntes „Du?“ seine Lippen verließ. Pergamo stand vor ihm. Gekleidet in die gleiche Rüstung, die er in seinem Traum getragen hatte! Ungläubig blickte er zu dem Kämpfer, während seine Hand vom Knauf der Waffe glitt...
Dann besann er sich, fasste sich wieder. „Was führt denn dich hierher? Das letzte mal als wir uns getroffen haben, war...“, er machte eine kleine Pause. Nein, im Traum konnte es nicht gewesen sein, das war Unfug – jedenfalls dachte Druid das, „...das muss noch auf dem Hof gewesen sein.“, führte er den Satz zuende.
In seinem Kopf drehten die Zahnräder seines Denkapparates rumpelnd zu dampfenden Hochtouren auf, Erinnerungen an die Geschehnisse in der Zeit seines Schlafens wurden wieder wach. Llundoll. Das kleine Dörfchen war Schauplatz des Erwachens der alten Götter geworden, war fast dabei zerrissen worden. Nicht viel hatte gefehlt und der ganzen Welt wäre es nicht viel besser ergangen. Doch eines, eines drang noch viel stärker in sein wirkliches Bewusstsein zurück. Pergamo war in seinem Traum gestorben, fortgerissen von den namenlosen, ständig in Schatten gekleideten Wesen. Er war gestorben...
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| 26.02.2004 18:32 | #226 |
| Sara |
Nun ja, in ihrem Gesichtsausdruck sahen die ungefähr genauso blöd aus, jedenfalls glaubte er nicht, dass er viel besser dreinblickte als der Mann vor ihm. Aber konnte das wirklich Druid sein? Er kannte ihn noch von der Zeit als Schürfer und dann war da ja noch diese Vision. Er konnte sich noch gut daran erinnern, es war ein traumartiger Zustand, eher mit einem Delirium vergleichbar. Er lag damals in einem schweren Fieber hatte ihm seine Schwester noch erzählt, deswegen war es nicht sonderbar, dass er abstruse Bilder sah. Doch damals hatte er wirklich gedacht, die Dinge wären real passiert. In diesem Traumzustand kam auch der alte Schürferfreund vor, doch davon wollte er besser nichts erzählen, am Ende hielt Druid ihn noch für verrückt.
Es war schon lange her, seit sie sich das letzte Mal in der Realität begegnet waren, inzwischen war eine Menge aus dem einstigen Steinmetz geworden. Er hatte ihn als starken Mann in Erinnerung, Muskel bepackt und breitschultrig und daran hatte sich auch nichts geändert. Nur komisch, dass er dieselbe Rüstung anhatte, wie auch in seinen Visionen. Diese Banditenrüstungen. Wie gut, dass Prix keine Ahnung von Khorinis hatte, wenn er gewusst hätte, was diese Rüstung bedeutete, dann hätte er ihnen wohl bestimmt keinen Platz angeboten und genau danach sah es für ihn zumindest aus. Aber dieses winzige Detail sollte ihm egal sein, er scherte sich einen Dreck um die Rüstungen von anderen Leuten, da er sowieso nur seine eigenen Interessen wahrte.
Natürlich freute er sich auch den einstigen Weggefährten wieder zusehen und vor allem, er war am Leben. Nicht unbedingt selbstverständlich, aber der verstand es eben am Leben zu bleiben. Doch es hegten sich auch Zweifel unter ihm, damals wusste er schließlich noch nicht, wer er wirklich war. Das ganze war ihm unangenehm, aber er hatte sich im Griff – hoffte er zumindest.
Seine Mimik entspannte sich wieder. Er zog ein geduldiges Grinsen auf. Dann nahm er auch den kleineren Mann hinter Druid wahr. Ein ziemlich uninteressanter Anblick, zumindest im Glanze des Kriegers vor ihm. Er schien nicht mehr an den Hof gebunden. Doch was in Innos Namen machte er in Gorthar? Das alles konnte nur er ihm erzählen.
Einen Geist gesehen? Hähähä, hahaha. Sein Lachen klang kurz höhnisch, denn ihm gefiel der verdutzte Ausdruck auf dem Gesicht des Kriegers, doch dann formte es sich wieder zu dem nun schon bekannten Grinsen. Wie geht’s dir denn so, alter Freund? Bist du hier in Gorthar, weil du wieder irgendein Ding drehen willst, oder wolltest du mich nur mal in meinem Lager besuchen? Wahrhaftig, du hättest dir keinen besseren, oder soll ich eher sagen, schlechteren Zeitpunkt aussuchen können! Es ist jedenfalls schön zusehen, dass wenigstens einer noch am Leben ist.
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| 26.02.2004 19:06 | #227 |
| Dark-Druid |
"Naja... ich hab hier so einiges zu erledigen, weißt du? Mal nach hier, mal nach dort... Bei Lee bin ich schon lange nicht mehr. Ein paar Monate, nachdem du weg warst, hab ich mich auch von da verzogen. Es war nichts für mich, ständig nur auf einem Bauernhof zu hocken und mich zu Tode zu langweilen. Aber das nennt sich wohl mal einen Zufall. Nichtsahnend ziehen mein Schüler", er deutete auf Marquez, "und ich durchs Land, auf der Suche Nach einem Nachtlager kommen wir dann hier an. Und wer lebt hier? Pergamo...", ein Lächekn bildete sich auf seinem Gesicht. Ein ehrliches, ernstgemeintes Lächeln. Es war lange her, dass er das letzte Mal so gelächelt hatte, zu lange vielleicht. Kritisch beäugte Druid sein Gegenüber. Er hatte wahrlich etwas aus sich gemacht, man konnte es nicht anders ausdrücken.
"Aber warum ist es gerade ein schlechter Zeitpunkt? Überhaupt scheinen deine Kumpanen", er nickte kurz in ihre Richtung, "etwas nervös zu sein..."
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| 26.02.2004 19:50 | #228 |
| Sara |
Ach na ja. Eigentlich dürfte ich jetzt gar nicht mit dir reden. Mich erwartet jemand und ich fühle mich schon richtig schlecht, dass ich noch so lange hier rum stehe. Und dass meine Kameraden nervös sind kann ich verstehen. Einerseits sind die Wälder von Gorthar voller Banditen, im Frühling, im Sommer, im Herbst wie auch im Winter. Fremde sind hier ungewöhnlich. Und besonders solche Fremde. Aber ich denke, dass es an etwas anderem liegt. Wir haben da gerade ein paar Probleme mit einer Sekte. Ein paar Spinner, die uns umbringen wollen. Na ja, nicht so wichtig.
Sag, hast du Lust noch ein wenig zu bleiben? Ich würde mich gerne ein wenig über alte Zeiten unterhalten. Ich bin seit sehr vielen Mondjahren nicht mehr in Khorinis gewesen und wer weiß, ein wenig Klatsch in der tristen Zeit tut doch immer gut. Nicht viel Zeit bleibt dafür, die Zeit ist rau und auch in Gorthar ist man nicht sicher. Selbstverständlich nur, wenn du nicht dringend weg musst, ihr beide wolltet gerade aufbrechen? Du willst mir doch nicht weismachen, dass ihr hier zum spazieren hergekommen seid. Nach Gorthar kommt man nur, wenn man den Tod sucht oder gezwungen wird. Niemand kommt freiwillig nach Gorthar. Aber wie du dich auch entscheidest, ich muss wirklich jemanden aufsuchen...
Er dachte dabei an Isabell, Druid hatte da mehr oder weniger einen wunden Punkt bei ihm getroffen. Jetzt war er all die Meilen gereist und hatte diese Schmerzen auf sich genommen, hastete jeder verlorenen Sekunde hinterher und nun redete er in aller Seelenruhe mit jemand. Druid war kein Niemand, sondern durchaus ein Freund und doch war es nicht richtig. Aber er konnte doch nicht einfach einen Freund dastehen lassen oder? Es war eine verzwickte Situation und der junge Fürst hoffte, dass der freie Krieger sein Angebot annehmen würde, doch war er auch fest entschlossen ins Lager zu kehren, egal was er nun sagen sollte. Sein Herz würde sonst zerspringen...
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| 27.02.2004 16:09 | #229 |
| Dark-Druid |
Mit einem Nicken bedeutete Druid seinem dem alten Kumpanen, dass er ruhig gehen sollte und ohne ein weiteres Wort schritt dieser an ihm vorbei, weiter in das Lager hinein. Der Krieger blieb noch eine Weile stehen. Im Grunde hatte er nicht viel Zeit, Ankhraghas Anhänger warteten nicht, wenn er sie aufhalten wollte, müsste er sich sputen, doch er haderte mit sich. Zwar war er nicht wirklich daran interessiert, über alte Zeiten zu plaudern, doch eines brannte ihm auf der Seele. Dieser Traum, wenn es denn wirklich einer war. Mit einem ganzen Trupp, geleitet von der Schwarzmagierin Meditate waren sie darin aufgebrochen, die Wiederkehr der alten Götter zu verhindern. Im Grunde nichts Besonderes, sollte es einfacher Traum gewesen sein, denn während des Schlafens geschahen viele Dinge, die nicht sein konnten. Was ihn aber stutzig machte war die Tatsache, dass Pergamo während der Geschehnisse des Traumes die gleichen Kleider getragen hatte, wie auch jetzt. Es war mehr als unwahrscheinlich, dass das nur ein Zufall sein sollte, wenn Druid es sich auch nicht erklären konnte. Ein Windstoß ging durch die Blätter weit über ihnen, jagte den Schnee davon, ließ ihn haltlos zu Boden fallen. Geräuschlos trafen die kalten Flocken auf ihre Brüder, die regungslos auf dem Boden verharrten, fügten sich in das ebenmäßige Bild aus geschwungenem Weiß.
Der Krieger überlegte. Sollte er nicht vielleicht doch noch etwas bleiben, versuchen, die Sache zu klären? Sollten die Kultisten wirklich das Grab erreichen, bevor er sie stoppen konnte, müssten sie ohnehin noch zurück und an dem Krieger vorbei, spätestens dann würde er sie stellen können. Er hatte sich entschieden.
„Wir bleiben“, ertönte seine Stimme, während er sich umwandte. Für einen kurzen Moment blieb sein Blick auf Marquez hängen, der Bandit hatte die ganze Zeit unbeteiligt neben ihm gestanden. Zusammen gingen sie wieder zurück in Richtung des Lagerfeuers.
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| 27.02.2004 17:06 | #230 |
| Sara |
Mit hastigen Schritten betrat Rociel das Lager, Prix stand da und begrüßte ihn flüchtig mit einem Na endlich zurück? doch er achtete gar nicht so sehr darauf. Na ihr macht’s mir hier Sachen. Lädst hier einfach einen alten Freund von mir ein. Ach übrigens, ich hab dir was mitgebracht. Rociel fummelte hastig an seinem Rucksack herum, das Lederteil mochte sich nicht öffnen, doch nach ein bisschen Hilfe von Prix ging das schon. Er holte die drei Schätze heraus, umwickelt in seine Tücher waren sie. Daneben glänzten duzende Schuppen der Königstiere, sauber abgetrennt ließen sie Prix erstaunen. Du hast es also wirklich geschafft? Hätte ich mir ja denken können, dass du sonst nicht zurückgekehrt wärst. sagte er mit seiner kräftigen Stimme. Ja aber sieh dir mal die Tücher genauer an. Hehe, das ist doch was du wolltest oder? Drei Flammenzungen, aber ich weiß noch nicht genau, was ich mit ihnen machen soll. Aber eine kannste bestimmt haben, dein Fleisch hat mir schließlich sehr geholfen. Aber jetzt zu was anderem, sag, wo ist meine Schwester? Ich habe sie noch nicht gesehen? Der Jägermeister sah sich ein wenig hilflos um, doch die Blicke des Fürsten waren tödlich. Anscheinend war sie nicht mehr hier. Sie ist noch vor den Fremden los... lautete seine spärliche Erklärung. Das Gesicht des Mannes wurde farbloser, für einen Moment kamen ihm üble Gedanken, alles nur das nicht. Sie konnte doch nicht einfach aufbrechen. Am Ende suchte sie ihn noch. Ich vermute mal, sie ist in der Nacht aufgebrochen.
Hm. Im Kopf des Mannes war es so leer, er hörte dieses Lied, dieses melancholisch-pessimistische Lied auf der hellen Harfe. Er konnte sich wieder daran erinnern, an die Momente auf dieser rauen Klippe. Sein Kopf war so schwer, sein Schmerz war verdrängt und doch kam er wieder und wieder. Er war wie das Meer, das wieder und wieder an die Klippen strandete. Eine Welle nach der nächsten. Irgendetwas wollte er sagen, doch aus den geöffneten Mundwinkeln mochte kein Ton dringen. Die einsamen Winde wehten um sein Haar, sie schienen ihm alleine bestimmt und alleine zu gehören. Wieso nur ausgerechnet jetzt? Wieso hatte er diesen einen verdammten Tag verloren. Arghhhhh Ein gurgelndes Geräusch drang aus seiner Kehle, als er sich beugte, die bloßen Hände auf den harten Boden schlug, mit seinen Fingernägeln auf harter Erde entlang fuhr und geballte Fäuste auf ihm niedergingen. Erst Prix mochte ihn dabei stoppen. Auf einer Hand hatte ein spitzes Teil einer verlorenen Pfeilspitze eine dünne Schnittwunde verursacht, aus der nur mäßig rotes Blut kam. Doch genau dieses Blut brauchte er, um sich zu erinnern.
Nach dem Treffen mit Druid und der Hast der letzten Stunden war sein Kopf verwirrt, total zugenagelt und verbohrt musste er gewesen sein, dass er nicht mehr daran dachte. Genüsslich leckte er den roten Lebenssaft von der Seite der Hand und verzog dabei sein Gesicht zu einem unmissverständlich gemeinen Grinsen. Als er sich umdrehte, mochte er sogar schon einen Schatten vernehmen, mochte es auch nur der Wind sein. Hahahahaha, ich bin so blöd. Aber verzeih mir, du kennst die Umstände. Er hatte schon verstanden, doch für den Rest der Anwesenden blieb sein Verhalten übereis…merkwürdig. Alles in Ordnung? fragte Ra, der bisher still und versteckt in einer Ecke gestanden hatte. Hey Ra, wie geht’s dir, natürlich ist alles klar, was denkst du denn. Gar nichts war klar, zumindest wäre es so gekommen, hätte er nicht diesen Zufall zu Hilfe bekommen. Nun waren die Gesichtszüge entstand und weniger Falten mochten sich darauf breit machen. Er zwinkerte dem jungen Jägerlehrling zu. Es war immer noch irgendwann am Mittag und er hatte Hunger und vor allem eins, Durst. Hast du ein wenig Wasser, ich verdurste? Prix nickte, noch immer leicht verwirrt über die seltsamen Gefühlsschwankungen holte er einen Krug mit Wasser. Schnell war dieser geleert und ein zweiter gefüllt. Wenn es irgendwie geht, bitte ich dich die beiden auch noch zu bewirten, schließlich sind sie meine Gäste. Auch wenn ich Fremde noch weniger mag als du, ich kenne einen von ihnen, ich denke, sie sind in Ordnung. Er flüsterte dabei, mussten sie es ja nicht mitbekommen, das Lagerfeuer war nicht weit entfernt. Ein weiteres Mal nickte er und stellte seine Vorräte zur Verfügung. Die Aussicht auf eine Feuerzunge war einfach zu groß und überzeugend.
Rociel schritt schnell zurück zum Feuer und setzte sich auf einen Holzstumpf, dann verzog er wieder die Mimik und lächelte. Wie bei einem Puppenspieler konnte er sich darstellen. Er war jetzt sehr beruhigt, denn im Gegensatz zum Rest der hier Anwesenden wusste er, wo Isabell sich aufhielt. Zumindest war es beruhigend es zu wissen.
Nun bin ich beruhigt. Er nahm einen tiefen Schluck Wasser aus dem Krug. Also, wie geht es denn dem Hof? Und in der Stadt, immer noch so viel los? Keine Orks und Schwarzmagier hoffe ich mal? Ach ja, du wolltest mir erzählen, warum du hier bist. Er zwinkerte den ehemaligen Steinmetz an und bat ihn auch einen Krug zu nehmen. Sein Schüler schien ja nicht sehr lebhaft zu sein, sagte er doch kein Wort. Lag vielleicht an den misstrauischen Blicken, die er hier überall nachgeschmissen bekam. Oder er war stumm. Vielleicht die Zunge raus geschnitten? Schlimme Zeiten waren das, wirklich schlimm...
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| 27.02.2004 17:53 | #231 |
| Dark-Druid |
Gleichgültig beobachtete Druid die plötzlichen Verhaltensschwankungen Pergamos, maß ihnen jedoch keine weitere Bedeutung zu, er schien seine Gründe zu haben, jedenfalls ließ sich das aus dem vorhergegangenen Gespräch mir dem Jäger schließen. Er suchte wohl die junge Frau, die am gestrigen Abend noch bei ihnen gewesen war. Seine Schwester, der Krieger wusste gar nicht, dass Pergamo eine hatte. Aber was interessierten ihn schon die familiären Angelegenheiten anderer Leute?
Nach einer Weile gesellte sich der junge Fürst wieder zu den beiden Sitzenden, bot jedem einen Krug Wasser an, dankend nahm Druid an. Ich gleichen Moment näherten sich auch Prix und Ra, diese beiden Namen hatte er mittlerweile mitbekommen, dem Feuer, ließen sich auf den Stämmen nieder, die rings um die knisternde Hitzequelle verteilt waren. Bevor er antwortete griff der ehemalige Bandit in seine Tasche, beförderte eine in zwei Teile zerbrochene Holzpfeife zu Tage, augenscheinlich hatte sie irgendeine feindliche Begegnung nicht unbeschadet überstanden. Ohne mit einer Wimper zu zucken warf er den nicht mehr zu gebrauchenden Gegenstand in die rötlichen Flammen, packte kurzerhand ein einen Beutel, der an seinem Gürtel hing und zog sie, beladen mit einigen Tabakblättern, wieder heraus. Gemächlich begann er die getrockneten, schmutzigbraunen Blätter zu einem ungefähr fingerlangen Tabakstängel zusammenzurollen, während er anfing, zu erzählen.
„Über den Hof kann ich dir nicht viel erzählen. Vor einigen Wochen war ich das letzte Mal dort, es schien sich nicht viel verändert zu haben. Die Stadt hab ich auch schon lange nicht mehr gesehen, doch wüsste ich keinen Grund, weshalb sich etwas geändert haben sollte. Die letzte Zeit trieb ich mich vornehmlich im Minental herum, die Orks allerdings sind von den Paladinen stark dezimiert worden, wenn es andersherum aber auch nicht viel anders war.“ Ohne erkennbare Gefühlsregung sprach Druid, all das scherte ihn wenig. Ob es nun ein paar mehr oder weniger Paladine und Ritter gab, die in Khorinis ihr ehrenvolles Dasein fristeten...
„Im Grunde bin ich einfach nur hier, weil ich auf der Suche nach jemandem bin. Er besitzt etwas, das... mir gehört und er vergaß es mir wiederzugeben.“, der Krieger war vorsichtig. Pergamo alleine hätte er vielleicht etwas mehr erzählt, doch in Gegenwart der beiden Jäger erzählte er lieber nichts genaueres...
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| 27.02.2004 19:15 | #232 |
| Sara |
Du rauchst? Ich kann mich gar nicht mehr dran erinnern, dass ich dich mal rauchen gesehen hab? Das Feuer knackte leise und bedächtig, am Tage ließ man es klein brennen, schließlich sollte kein Holz verschwendet werden. Er spielte ein wenig mit einem Stock, ritzte Zeichen in den Aschesand und ließ seine Spitze in der Glut ankokeln, nicht lange blieb er ohne Flamme. Während er die Flamme dicht vor seine Augen führte und einige Leute sich weiter giftige Blicke zusendeten, überlegte er ein wenig. Schwelgte in alten Erinnerungen. Die Situation mochte vielleicht nicht die beste sein, doch solange sich die beiden Duos nicht angriffen war ja alles in bester Ordnung. Man musste ja nicht gleich fröhlich sein. Die einen mochten die Fremden nicht und die Fremden mochten die einen nicht. Er kannte sie alle, bis auf den komischen Stummen, sie waren alle in Ordnung. Allerdings konnte er sich schon denken, dass es eine Zumutung für Ra und wohl auch für Prix sein musste, dass diese Typen immer noch da waren und sich hier ordentlich bedienten. Noch immer auf den Feuerball konzentriert, sprach er dann zu den beiden Jägerfreunden. Ich glaube, die Fleisch und Holzvorräte sind etwas arg geschröpft worden in letzter Zeit. Dafür entschuldige ich mich. Aber es hat keinen Sinn hier herumzustehen und sich misstrauisch zu beobachten oder? Was wir zu besprechen haben ist sowieso nur altes Zeug. Ihr könnt ruhig gehen. Ich werde schon dafür sorgen, dass die beiden nichts anstellen.
Die Flamme machte im aufziehenden Wind einen Austritt nach rechts und kam näher auf ihn zu. Der Wind fachte die kleine Feuerquelle noch zusätzlich an. Wie das Maul eines großen Monsters fraß sich die Flamme nach vorne. Je länger er sie mit den Augen fixierte, je mehr spielten sich andere Spiele in seinem Kopf ab. Die Augen verschmolzen mit dem Feuerzahn und ließen ein verschwommenes Bild entstehen.
Gerne mach ich das nicht. Ich hoffe, du weißt, was du tust. Aber du hast Recht. Es geht mir tierisch auf die Nerven, hier nur herumzustehen. Komm Ra, wir brauchen etwas Fleisch. Wehe mein Lager steht danach nicht mehr!Die Jäger schnappten sich Bogen und Köcher und rannten aus dem Lagereingang, durch die Mulde, doch zuvor griff er noch instinktiv Prix rechten Arm und zog seinen Kopf herunter, ehe er ihm etwas ins Ohr flüsterte. Du kannst dich ganz auf mich verlassen. Wie eine falsche Schlange züngelten die Worte durch die Luft. Es dauerte nicht lange, dann waren sie in den hinteren Wäldern verschwunden. Sie würden bestimmt gute Jagd machen. Vielleicht ja die zwei Scavenger, die er gesehen hatte. Auf jeden Fall waren sie weg und das Lager war nun allein.
Immer noch – oder besser gesagt wieder – blickten seine Augen auf den züngelnden Ast, der immer kleiner und kleiner wurde. Die Flamme tanzte wie die großen Tänzer auf den Maienfesten, oder bei großen Feiern. Als Kind der oberen Schicht hatte er sie oft gesehen, doch oft waren sie allen anderen Menschen auch zugänglich. Das Tanzen leitete ihn direkt zurück zu Khorinis. Die Tänzer konnten immer so schön tanzen, so gut wollte er auch einmal werden. Vielleicht hätte er es auch geschafft, wären da nicht die scharfen Scherben des Spiegels der Vergangenheit. Auch diese kleine Nebensache wurde ihm zerstört. Khorinis. Das Minental hatte also Orks getötet gesehen. Und auch die mutigen Männer des Königs. Des Innos. Wieder landete die Flamme in Khorinis, in der sich so viele falsche Schlangen aufhielten. Khorinis war ein Ort von Leuten, die keinen Glauben an Innos mehr hatten und sich unter seiner Sonne aalten.
Knackkk, der Ast zerbrach in zwei Teile, als er aus seiner Meditation erwachte, blitzschnell sah er auf Druid, mit weit aufgerissenen Augen und die zwei Stücke ins Feuer schmeißend. Sein Schüler flüsterte dem Krieger etwas ins Ohr, doch der machte eine abweisende Handbewegung. Das er sprechen konnte, eigentlich schon klar, war eher Nebensache, sorgte nicht etwa für eine Beachtung seinerseits, seine Augen waren auf Druid fixiert. Khorinis, ich hasse und verachte diese Stadt, doch gleichzeitig liebe ich sie. Khorinis ist inzwischen ein Dreckloch geworden. Man muss sehr verblendet sein, wenn man es nicht sieht, in dieser Stadt lebt mehr Abschaum als in Gorthar. Verlogener Abschaum. Und das schlimmste. Im Dienste des Königs stehen... er stockte, nein, das würde er ihnen nicht anvertrauen. Egal, nicht so wichtig. Jedenfalls ist jeder gefallene Paladin ein Verlust für die Menschen...aber letzten Endes…muss doch jeder seinen eigenen Weg gehen. Ich bin mir sicher, dass sie alle ihren Weg gehen werden. Doch mich interessiert das nicht mehr.
Der Rauch von Druids Stängel drang in seine Atemhöhlen und ließ ihn kurz aufhusten. Dann nahm er einen weiteren Ast und stocherte wieder in der Erde herum. Kurz dachte er an sie, hoffentlich konnte sie es auch spüren, genau wie er auch. Dann aber stand der ehemalige Schürfer wieder im Mittepunkt.
Riecht ja schrecklich, ich hab’s ja immer geahnt, dass du mich umbringen willst war mir klar, aber auf so hinterhältige Weise doch nicht. Rociel lachte kurz, ehe er wieder ernsthaft wurde. Aber erzähl mir mal mehr zu deiner Sache. Scheint ja interessant zu sein.
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| 27.02.2004 22:41 | #233 |
| Dark-Druid |
Das Wort „umbringen“ verdunkelte für einen Sekundenbruchteil unmerklich Druids Mine, doch sofort schwenkte sie in ihre typische, ausdruckslose Art zurück. Nachdenklich starrte er in die züngelnden Flammen vor sich, beobachtete die Glut, die sich dicken Würmern gleich um die brennenden Holzscheite rankte, ein dämonisches Rot auf die Gesichter der Sitzenden warf, ab und an fuhr ein kleiner, seichter Windstoß in das Feuer, ließ die rötlich glühenden Bahnen hell aufleuchten.
Tanzend spiegelten sich die leckenden Feuerzungen auf den pechschwarzen Augäpfeln des dunklen Kriegers, zuckten fröhlich bald hierhin, bald dorthin. Leise knisternd arbeitete sich das Glimmen der Jägerpfeife den trockenen Tabak entlang, kleine, sich kräuselnde, bläulich graue Dunstschwaden stiegen von ihr auf, mischten sich mit der Rauchsäule des mit Steinen eingefassten Lagerfeuers.
Innos. Er hätte nicht gedacht, dass der Fürst ihn verehrte und seine fanatische Garde noch dazu. Der Gott des Feuers scherte sich einen Dreck um das Schicksal der Menschen, er kümmerte sich nur dann um sie, wenn er sie mal besonders dringend brauchte. War das noch immer nicht oft genug bewiesen worden? Doch wegen so etwas Unwichtigem wollte er keinen Streit vom Zaun brechen...
„Selbst dir kann ich nicht viel sagen, Pergamo, im Grunde sollte ich gerade hier in Gorthar gar nicht darüber Reden...“ In einem dicken Strom bahnte sich der Rauch einen Weg durch die Luftröhre Druids, sammelte sich in seinen Lungenflügeln, nur um kurz darauf wieder hinausgestoßen zu werden. Nur soviel: Es geht um ein uraltes Artefakt von immenser Macht, deren derzeitige Besitzer, einige Kultisten, sich darauf verstehen, durch dieses Artefakt etwas zu beschwören, was diese Welt sicher nicht mehr sehen will. Und nach denen, die das Stück nun haben, suche ich.“, instinktiv schaute der Kämpfer sich um, beugte sich einige Zentimeter vor, bevor er weitersprach, „Nimm dich vor dem Kult in Acht. Soweit ich das beurteilen kann, haben sie ihre Leute fast überall.“ Druid erinnerte sich an die Flucht aus dem Außenposten der Ankhragha-Anhänger. Wie konnte es geschehen, dass eine derartige Menge von Kriegern, die aus dem Haus geströmt waren, unbehelligt blieben? Sicher, es war Nacht, viele Stadtsoldaten waren wohl nicht unterwegs gewesen, doch das war in diesem Fall auch keine ausreichende Erklärung...
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| 28.02.2004 09:53 | #234 |
| Sara |
Ein Kult? Hahaha, ein Kult und eine Sekte. Sehr seltsam. Kommt mir bekannt vor. Hm…und du gedenkst diesen Kult zu jagen und ihnen das Artefakt wieder abzunehmen? Interessant...ich finde es seltsam, dass es diese Leute hier in Gorthar so vermehrt gibt. Ich kenne noch so eine Sekte, bin damals nur mehr oder weniger glücklich entkommen. Wer weiß, vielleicht gehören die ja zu deinen Kultisten. Oder zu meiner Sekte. Wer weiß...
Aber mach dir mal um mich keine Sorgen. Mal ganz abgesehen davon, dass die sowieso nichts von mir wollen können, bin ich was Sekten und Kulte angeht ganz gut ausgelastet.
Ein weiteres Mal verging eine lange Zeit des Schweigens, der Wasserkrug war leer, der Mund trotzdem noch trocken. Es war langsam Zeit die ganze Sache zu Ende zu bringen und dafür hatte er eigentlich gar keine Zeit zu verlieren. Er war auch ein wenig kaputt, die letzte Zeit war doch anstrengender als erwartet, so brauchte er nun langsam die Sicherheit wieder. Nun wusste er, was Druid und sein Schüler also vorhatten, doch es mochte ihn in keinerlei Weise interessieren. Das hieß, interessieren tat es ihn schon, nur riss es nicht so vom Hocker. Kulte und Sekten waren ja beinahe das Gleiche und man nannte sie so im Volksmund, weil sie meistens anderen Religionen und Göttern huldigten, die nichts mit Innos, Adanos und Beliar zutun hatten. Wenn Druid nun so einen Kult jagte, dann hatte das sicherlich seine Gründe. Er mochte sich nicht vorstellen, um welches Artefakt es dabei gingen mochte, doch es war für seinen Freund anscheinend von enormer Bedeutung. So führten die Wege wieder zusammen, sie waren alle nicht freiwillig in Gorthar, doch er war gerne hier gefangen, was konnte Khorinis schon noch aufbieten...
Die Feuerflamme hatte auch den zweiten Ast fast vollständig verbrannt, dennoch hielt sich ein schwarzes Kohlegerippe, ein Ascheskelett, das wie ein echter Ast wirkte. Doch mit der Zeit zog der gefürchtete Wind wieder auf und löschte die kleine Flamme, die so mutig nach oben gelaufen war. Stille und Ratlosigkeit machte sich breit. Anscheinend hielt Druid auch nicht mehr viel von Khorinis, jedenfalls hielt Rociel nicht sehr viel Begeisterung und Freude in seiner Stimme fest. Überhaupt hatte er sich mehr zum ruhigeren entwickelt, aber selbst in Schürferzeiten war er nie sehr auffällig gewesen. Vielleicht hätte es etwas gebracht, das Gespräch neu zu entfachen, indem er ihn auf seine finstere Aura angesprochen hätte, doch er sah darin keinen großen Sinn, so etwas behielt man wohl besser für sich. Vielleicht hätte es auch was gebracht, seinen Schüler mal zu fragen, ob er denn einen Namen hätte, doch so etwas banales schien ebenfalls unnötig zu sein, der junge Mann hatte wohl seine Gründe zu schweigen, so sollte ihm dies gewährt sein. Aber eigentlich sah er sogar älter als er aus. Aber jeder sah älter als er aus.
Bis auf das Knacken war es ruhig geworden, fast zu ruhig...
Er mochte diese Stille nicht, nicht hier im Wald, denn sie kündete meist von Unheil. Er kannte diese Stille, sie war immer dann losgetreten, wenn irgendetwas kam und er konnte sich auch schon fast denken was. Vielleicht war es ja wirklich nur eine schöne Wintersstille, aber keine Tierstimmen zu hören und einen eben noch so starken Wind verstummen zu lassen war seltsam. Rociel wollte seinen alten Freund nicht mit seinen Problemen belästigen, schon gar nicht in Dinge verwickeln, die ihn nichts angingen, außerdem schien er auch in Eile zu sein. So deutete er schon einmal vorsichtig an, dass es Zeit war. Er hatte keine Ahnung, ob die dunklen Vermummten sich auch trauten in Anwesenheit von Fremden anzugreifen, doch wusste er auch nicht, wann sie denn da sein würden.
Vielleicht solltet ihr langsam gehen. Ich erwarte anscheinend noch Besuch.
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| 28.02.2004 12:42 | #235 |
| Dark-Druid |
Knisternd fraß sich sie Glut den Tabakstängel entlang, als der Krieger ihn ein weiteres Mal zum Mund führte. Nur wenige Sekunden später segelte er zu Boden, schlug funkenschlagend auf und wurde sogleich von der Stiefelspitze Druids zertreten. Kurz blickte er ins Feuer, den Kopf auf den geballten Händen abgelegt.
„Du hast Recht, wir müssen sehr bald weiter, wenn es dir aber nichts ausmachen sollte, würde ich gerne diese Nacht noch hier verbringen. Denn es dunkelt langsam wieder und ich bin mir nicht sicher, ob wir schnell genug eine geeignete Unterkunft finden.“ Gorthar war eine raue Gegend, die Nächte waren kühl und wilde Tiere trieben sich überall herum, gerade nun im Winter waren sie auf Futtersuche, war doch in den kalten Monaten bei weitem nicht genug Nahrung für sie vorhanden. Auf offener Flur zu schlafen schien für zwei Männer, wenn sie auch kampferprobt sein mochten, zu gefährlich.
Langsam glitt Trauerschatten aus seiner ledernen Ruhestätte, nicht zum Kampf, wie man eindeutig an der Art des Ziehens erkennen konnte. Die nachtschwarze Klinge wurde in den Schoß des Kriegers gebettet, langsam und sorgfältig begann er, sie zu polieren, fuhr mit geübten, vorsichtigen Bewegungen die Seiten des dunklen Stahls mit einem Tuch auf und ab. Er hatte dieses Schwert niemals geschliffen und doch war es schärfer als alles andere, was er vormals in Händen halten durfte. Keine Scharte, kein Kratzer trübte das makellose Bild der schlanken, langen Klinge, sooft er sie auch im Kampfe verwendet hatte. Fasziniert, beinahe liebevoll stich er über das Schwert, auf dem sich matt der Schein des Feuers spiegelte...
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| 28.02.2004 13:47 | #236 |
| Sara |
Rociel sah sich nur flüchtig das Schwert von Druid an, es sah recht gut aus, doch etwas anderes konnte man von einem ehemaligen Hofbewohner nicht erwarten. Aber wer weiß, wo er die Klinge herhatte. Doch seine Gedanken waren mehr auf die Stille gerichtet, lange Zeit war nichts passiert und er konnte annehmen, dass es tatsächlich nur eine Laune der Natur war, doch daraus wurde nichts. Ein scharfer Wind zog kurz nach den bittenden Worten von Druid auf, so dass er die beiden Gäste nicht mal mehr wegschicken konnte. Ihm passte das gar nicht, dass ausgerechnet jetzt ein Angriff kam und noch weniger passte es ihm, dass seine Schwester nicht bei ihm war, doch zunächst einmal beobachtete er nun sorgsam die Umgebung. In den Bäumen sah er Nadeln baumeln und trotz des Schneefalls waren keine Schritte zuhören, natürlich nicht. Es blieb dabei, er wollte die Gäste nicht in seine Angelegenheiten hineinziehen und so blieb ihm nichts anderes übrig als schnell zu handeln.
Wartet hier. Ich muss kurz was erledigen.
Das Wort "kurz" war herrlich unpräzise, denn eigentlich hatte er keine Ahnung, was denn überhaupt los war. Die Zauberer der Sekte waren äußerst geschickte Männer, er nahm sie immer erst wahr, wenn sie sich bemerkbar machten. Schnell huschte er aus der Mulde, ohne zu wissen, wann er zum Lager zurückkehren sollte. Doch sehr weit kam er nicht. Einige Meter war er erst gegangen, als er im Wald die Formation sah. Wie die Gezeiten, so bauten sie sich auf, bekamen Hände, einen Kopf, Arme. Zum Schluss standen die fünf Vermummten wieder da, still und regungslos. Noch schienen sie nichts zu merken, also ging er vorsichtig auf sie zu. Als er genau in der Mitte der Formation und seinem ursprünglichen Standort stand, schnappte die Falle zu, zwei weitere Formationen huschten aus Sträuchern und sprangen aus Bäumen. Die fünfzehn Mann umfassende Truppe griff zu den Waffen, doch er erkannte schnell, dass es genau dieselben Zauber waren, wie schon beim ersten Angriff.
Wieder begannen sich die Wipfel der Bäume stark zu biegen und der Wind ließ seinen Umhang gefährlich flattern, die Haare wild umher biegen und brechen, die Vermummten blieben stehen. Da schoss mitten aus dem Wipfel ein Gegenstand auf ihn zu, dem er gerade noch ausweichen konnte.
Diesmal bist du dran!
Mehr sagte die Stimme nicht, doch er hatte auch keine Möglichkeit mehr auf irgendetwas zu reagieren, denn im selben Moment, in dem die Vermummten sich wieder bewegten – und das recht schnell – kamen zwei Gestalten die Mulde hinauf.
Rociel hatte keine Zeit mehr sie wegzuschicken, er zog seine Waffe und verpasste zwei seiner Angreifer einen tödlichen Stich, wie schon gewohnt verschwanden die Zauberbilder zu Staub, der durch den Wald flog. Ohne sich um Druid und den Anderen zu kümmern, hatte er schon genug mit den Schwertern, Äxten und Messern zu tun, wenigstens gelang es, eine kleine Schneise zu schlagen, so dass die Falle der Umzingelung nicht gelang. In unmittelbarer Nähe hörte er klirrende Schwerter und Worte von Druid an den Schüler, doch sie gingen unter. Während er sich noch fünf Angreifern erwehrte, zog er sich immer mehr zurück. Sein Gehör ließ nach und die Augen wurden träger, so wie er meistens kämpfte schienen die Bewegungen seines Schwertes nicht seine zu sein. Die ganze Zeit sah er zu den Vermummten, studierte ihre Bewegungen. Obwohl er sie noch nicht so lange kannte, schienen die Bewegungen einprägsam zu sein. Plötzlich erwachte er aus seinem "Studium", blitzschnell durchdrang sein Schwert die Brust eines Vermummten, blieb dort stecken und fiel durch die Asche auf den Boden, ehe die beiden Dolche in seine Hände sprangen und die zwei nächststehenden sie zwischen den Rippen spürten, danach blockte er die Angriffe von Schwert und Axt, ehe einer der beiden mit einem Tritt in die Magengrube kehrt machte. Der andere spürte kurzzeitig noch den Dolch in seiner Kehle, ehe die Verletzung tödlich wurde und auch dieser Zauber verging. Noch ehe sich der Niedergeworfene erwehren konnte, war schon wieder sein Schwert in seinen Händen und zwischen den Rippenflügeln. Der Rest der Truppe hatte sich auf die Störenfriede gestürzt und so konnte er kurz durchatmen und zusehen, wie einer nach dem anderen zu Asche wurde. Druid und sein Schüler schienen das ganz gut hinzukriegen, bedurften also keiner Hilfe. Dennoch fielen bald zwei scheppernde Metalle neben den Kriegern zu Boden, seine Dolche waren gut geflogen.
Noch während der Kampfeslärm tobte und langsam leiser wurde, ging er zu dem Objekt, dass ihn so knapp verfehlt hatte. Er hob es auf und blickte kurzzeitig zu dem Baum, doch der Nekromant war ihm schon wieder entkommen. Eine schwarze Rose, murmelte er leise vor sich hin, bevor er das Stück auf dem Boden zertrat. Als er sich wieder umdrehte sah er, dass alle Vermummten besiegt worden waren, der Schüler von Druid pustete ganz schön im Gegensatz zu seinem Meister, der nur seine Klinge zurücksteckte. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, dafür aber einiger Worte, hob er seine Waffen auf und ging er zurück zum Lager und ließ den wiedergekehrten Wind die Asche verteilen.
Ich hab doch gesagt, ihr sollt warten!
Innerlich war er froh darüber, dass es nur wieder diese komischen Gestalten waren, doch es machte ihm auch große Sorgen, dass sie anscheinend immer mehr wurden. Irgendwann war auch der einfachste Kämpfer nicht mehr zu stoppen, würde er in einer ganzen Armee laufen. Und genau auf das schien es herauszulaufen.
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| 29.02.2004 00:33 | #237 |
| Marquez |
»Oh, wir sind absolut untröstlich...«, rief Marquez dem Vorbeigehenden hinterher, während er ein Schlückchen aus seiner Feldflasche nahm und es genüsslich seine Kehle durchspülen ließ.
Dieser undankbare Pergamo konnte wirklich froh sein, dass er den Kampf überhaupt ohne einen Kratzer überstanden hatte. Jedenfalls hätte Marquez gern einmal erfahren, wie sich ihr Gastgeber allein gegen dieses gute Dutzend Kämpfer zur Wehr setzen wollte – und in wie vielen Einzelteilen sie ihn dann hätten aufsammeln dürfen, egal ob diese Kerle nun aus Staub, Asche und sonstigem Quark bestanden oder echte Menschen waren...
Alles in allem wirkten sie zwar nicht allzu fähig, das hatte selbst der Bandit sofort bemerkt, aber ihre Anzahl allein machte sie trotzdem zu einer nicht gerade unwesentlichen Bedrohung. Er hätte nur gern gewusst, woher diese Wesen wohl kamen. Ob es vielleicht solche Untoten waren wie Zombies?Marquez seufzte und schüttelte schließlich resigniert mit dem Kopf.»Die Geheimnisse dieser Welt sind unergründlich...«, murmelte er gelangweilt und machte sich nun auch daran, ins Lager zurückzugehen. Er hatte nun keine Lust mehr, über diese Belanglosigkeiten nachzudenken. Wenn das Auftauchen dieser Kerle auch nur in irgendeiner Form wichtig war, würden sich seine Fragen sicherlich von selbst durch Druid und Pergamo klären. Die beiden alten Freunde hatten zuvor ja ohnehin schon die ganze Zeit geredet und Marquez dabei ganz nebenbei allein durch die Tatsache, dass sie alte Freunde waren, den letzten Antrieb geraubt, sich am Gespräch zu beteiligen. Was hätte er als irgendein dahergelaufener Schüler auch schon Sinnvolles beitragen sollen? Von irgendwelchen Trivialia zu reden wäre doch geradezu unwürdig gewesen...
Um sich also wenigstens jetzt nicht zu langweilen, wenn er schon den ganzen bisherigen Tag so brav abwarten musste, beschloss er, wie auch in der Nacht zuvor, ein wenig in seinem neuen Buch zu lesen. Schon gestern hatte ihn ob der verschachtelten Nummerierung im Inhaltsverzeichnis der Schlag getroffen, reichte sie doch von »1.1 Materialbeschaffung« über »2.3.1 Funktionsweise einer Nuss« bis hin zu »2.4.6.2 Die richtige Dicke der Sehne« und ähnlich komplizierteren Ziffernketten, aber was eben ein echter Armbrustbauer sein wollte, durfte sich von solchen Unwegsamkeiten einfach nicht abschrecken lassen.Vertieft in Kapitel 1.3 schritt Marquez nun langsam an den anderen beiden vorbei, setzte sich etwas abseits auf einen der freien Plätze und überließ »die beiden Großen« wieder ungestört ihrer gegenseitigen Aufmerksamkeit.
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| 29.02.2004 11:17 | #238 |
| Sara |
Am nächsten Morgen...
Die Nacht war ruhig geblieben, spät in der Nacht waren auch die beiden Jäger wieder ins Lager zurückgekehrt, dabei hatten sie zwei große Scavenger, als ob er es geahnt hätte. Alles schien seinen gewohnten Gang zu nehmen, keine Überraschungen mehr zu bieten. Es war alles so vorhersehbar. Immer wieder hatten sie lange geschwiegen und an eigene Probleme gedacht. Eigentlich war es auch ganz gut so. Das Feuer brannte auch nicht mehr lange. Nur wenig Holz wurde nachgelegt, geradeso viel, dass es für die Nacht reichen sollte.
Als die Sonne wieder aufgegangen war, da schien nur ein weiterer Tag anzufangen, absolut gleich und absolut langweilig. Vielleicht würde heute ein weiterer Angriff der Sekte folgen, wer weiß. Rociel spürte, dass er sich vorbereiten musste und deswegen musste er sich unbedingt wieder mit seiner Schwester vereinen. Und auch Druid und sein Schüler mussten ihre eigenen Wege gehen. Beim obligatorischen Frühstück zu fünft war es wie schon so oft zuvor, doch so wirklich dran stören tat sich niemand mehr. Was für eine nette Runde...Es ist an der Zeit, dass ihr aufbrecht. Die Zeit bleibt nicht stehen und wer weiß, wie lange euch dieser Kult noch Zeit gewährt. Ich begleite euch noch ein Stückchen, dann trennen sich unsere Wege wieder. Niemand hatte einen Einwand einzubringen und so führte man das Mahl, das hauptsächlich aus Trockenzwieback, gebratenem Fleisch und Wasser bestand, fort.
Kurz vor ihrem Aufbruch folgte dann die übliche Abschiedsprozedere, wobei es für Rociel natürlich viel persönlicher war, als für die anderen. Es tat richtig gut ein paar Tage hier im Lager zu sein. Früher war er hier Stammgast, doch selbst früher war er nicht lange hier gewesen. Doch so vieles hatte sich geändert. Die Lockerheit und die Freiheit war eingeschränkt worden, selbst Prix und Ra konnte er sein Geheimnis nicht anvertrauen, selbst die alten Freunde wie Druid musste er fürchten. Das alles war nicht ganz so leicht, doch er war stark, irgendwie klappte doch alles. Zum Abschied gab es neben dem Schulter klopfen und die Hände schütteln auch ein bisschen Trauerstimmung, denn wer wusste schon, ob man sich noch mal lebend wieder sah.
P: Hey warte, hast du nicht was vergessen?
R: Hm?
P: Die Zungen!
R: Ja stimmt. Drei Stück sind es. Du kannst zwei haben, eine würde ich gerne behalten. Als Andenken an die Zeit.
P: In Ordnung, hier. Ich geb dir für die beiden fünfhundert Goldstücke. Das sollte ein kleiner Ausgleich sein.
R: Klar, kein Problem. Also mach’s gut.
P: Mach’s lieber besser.
R: Und pass ein wenig auf Ra auf.
P: Wieso?
R: Er wird langsam besser als du, hehe.
P: Ja, er wird besser und besser.
Irgendwann waren alle Hände mehr als dreimal geschüttelt und dann standen sie schon wieder an der Mulde zum Lager. Druid und sein Schüler gingen schon weiter, als er sich noch einmal umdrehte. Seine Blicke schweiften über die Zelte, die Feuerstelle, die Holzklötze und das kleine Tal in der Mulde des Hügels, als ihm die beiden noch einmal zuwinkten. Ein wenig in Gedanken winkte er zurück, bis er sich auch umdrehte und wieder zum Duo vor ihm aufschloss.
Die letzte Nacht hatte es zum Glück nicht geschneit und so waren nur noch wenige Stellen weiß, dennoch war der Wald immer noch nicht voll und ganz zum Frühling erwacht. Kalt war es auch, doch dicke Kleidung brachte zumindest ihm eine wollige Wärme auf die Haut. Knackend gaben manchmal die Äste unter ihnen nach, oder aber sie hörten die dumpfen Geräusche auf Steinen, harten Erdboden oder Moos. Eigentlich hatte er keine Ahnung, wo Druid sie hinführte, aber eigentlich war es ihm sowieso egal, denn jetzt wo er sich endlich vom Lager gelöst hatte, brauchte er nur noch den passenden Zeitpunkt abzuwarten, bis er sich von der Gruppe lösen wollte. Jedenfalls wartete Isabell hier irgendwo im Wald, es hätte ihn auch nicht gewundert, wenn sie ihn die ganze Zeit beobachten würde. Obwohl er sie nicht verstand, war er sich zumindest die ganze Zeit sicher, dass es ihr gut ging und das war die Hauptsache. Er konnte es kaum noch erwarten sie wieder zu sehen und deshalb beobachtete er die Umgebung genau, schließlich war ein Ort besser als der andere. Doch sie waren auch in der Nähe der Bibliothek. Vielleicht war die Zeit ja schon gekommen. Er war sich unsicher, doch noch gab es keinen Anlass zum Meister zurückzukehren. Eher lief er noch etwas weiter. Doch selbst Rociel war nicht so blind, als das er nicht erkennen würde, wie sehr Meister und Schüler vor ihm wieder auf ihrer Suche bedacht waren. Man konnte besonders dem Schüler anmerken, dass er sichtlich erleichtert war, wieder weg aus dem fremden Lager zu sein. Nun ja, bald sollte er Druid wieder ganz für sich haben, denn bald war es soweit.
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| 29.02.2004 17:56 | #239 |
| Dark-Druid |
Leise pfeifend fuhr der kalte Wind durch den Wald, kahle Äste und Zweige wiegten sich sanft hin und her, ab und an fielen ihm einige der letzten, zähesten Blätter zum Opfer und segelten langsam zum noch teilweise Schneebedeckten Boden. Die höchsten Wipfel der Nadelbäume, noch immer in ihrer vollen, grünen Pracht stehend, bogen sich im seichten Wehen leicht, wurden bisweilen, wenn der Wind seine Richtung wendete, zur anderen Seite gedrückt, nur um wenig später wieder herumzuschnellen. Hoch oben, nur knapp unter den hellgrauen Wolkenbergen waren einige Vögel, vermutlich Raben, zu erkennen, wie sie ihre weiten, langgezogenen Kreise zogen. Ihre schwarzen Silhouetten zeichneten sich leicht verschwommen von dem tristen Grau in Grau des Himmels ab.
Schweigend stapften die drei durch das immer noch dichte Unterholz, Büsche und Sträucher säumten ihren Weg, vereinzelte hingen rote Beeren darin, noch verfehlt von den scharfen, hungrigen Schnäbeln der Vögel, die nicht weiter in den Süden, in wärmere Gebiete geflogen waren. Druid ging vorran, den Blick stur geradeaus gerichtet. Irgendwo dort vorne, sicherlich Dutzende von Meilen entfernt war sein Ziel, die Krone. Und mit ihr eine Gruppe aus kampferfahrenen Kriegern. Doch davon würde er sich nicht aufhalten lassen, nicht er.
Er spürte eine gewisse Unruhe bei Pergamo, es schien als suche er nach etwas. Druid brauchte sich nicht umzudrehen um zu bemerken, wie seine Augen forschend die Umgebung absuchten. Womöglich nach weiteren dieser seltsamen Geschöpfe, die ihn gestern angegriffen hatten. Es waren komische Wesen, scheinbar genauso „sterblich“ wie ein Mensch, doch tödlich verwundet zerfielen sie zu Staub, nicht weiter blieb von ihren Körpern übrig – nicht einmal ein einzelner Tropfen Blut auf der Klinge. Und doch bewegten sie sich so, als wären sie menschlich, nichts in ihrer Kampfesweise ließ darauf schließen, einen Untoten vor sich zu haben...Abermals schweiften seine Gedanken ab, richteten sich auf seinen Auftrag. Unablässig näherten sie sich dem Schlachtfeld. Druid hatte davon gehört, seltsame Dinge sollten des Nachts dort vor sich gehen, nicht wenige, die sich nach der großen Schlacht zur Zeiten der Barriere daraufgewagt hatten, waren niemals mehr gesehen worden und wenn doch, dann oft als psychische Wracks, verängstigt, paranoid. Selbst mutigen Männern sollte es so ergangen sein. Und doch war der Weg über dieses trostloses Fleckchen Erde der schnellste Weg und es galt, ihn zu nehmen...
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| 01.03.2004 15:07 | #240 |
| Sara |
Es war immer offensichtlicher, dass Druid und sein Schüler weitersuchten, sich wieder ganz auf ihre Suche konzentrierten, nach diesem geheimnisvollen Artefakt und diesen Kult und das war auch richtig so. Noch wenige halbe Stunden begleitete er sie, doch gegen Mittag spürte er das Ende kommen. Sie waren nicht mehr in der Nähe der Bibliothek und stellten somit keine Gefahr mehr da. So konnte auch er endlich in die Tiefen des Waldes verschwinden. Nicht mehr lange begleitete sie der schwarze Schatten, der ehemalige Mitschürfer von Druid. Er blieb stehen und blickte den kleiner werdenden Männer, vor ihm, hinterher. Ihr Eifer war schon wieder zurückgekehrt, so nahmen sie es gar nicht wahr, dass er nicht mehr hinter ihnen lief. Da verschwand er langsam, der alte Krieger und mit ihm der andere, den er nie so richtig kennen gelernt hatte, aber auch nicht kennen lernen durfte. Ihre Silhouetten waren im dichten Wald nicht mehr lange zu sehen, durch die Sträucher und die dicht bei dicht stehenden Tannen und Fichten gelang es ihnen bald zu verschwinden. Auch die Geräusche ihrer Stiefel verklangen recht schnell und so sah er nur noch auf zwei Bäume, viele Sträucher, den Waldboden und immer wieder kleine Lichtstrahlen, die den Weg durch die Baumkronen gefunden hatte. Noch ein wenig blieb er dabei, in alten und auch den neuen Erinnerungen schwelgend. Irgendwie hatte er es doch geschafft den Traum tunlichst zu vermeiden und das war auch gut so. Doch dann erwachte er wieder aus den Erinnerungen und lächelte zufrieden. Es hatte auch etwas gutes, dass er jetzt wieder alleine war. Jetzt konnten sie endlich das zu Ende bringen, was sie schon lange angefangen hatten. Endlich sollte die legendäre Rüstung erschaffen werden.
Mit einem leisen Klirren fuhr sein Schwert aus der Scheide und nachdem er es lange Zeit vor den Augen hin und herkreisen ließ fuhr er blitzschnell nach vorne und vollführte ein paar Schläge. Mal links, mal rechts, mal mitten ins Herz. Mal über Kopf, mal geblockt, mal gedreht. Das ganze passierte dieses Mal ohne Gegner und war auch in keinerlei Weise für jemandes Augen bestimmt, ein reines Kurztraining, um fit zu bleiben. Doch während da noch die Klingenwirbel und Schwertstreiche von statten gingen, dachte er schon wieder über die Zukunft nach. Vielmehr über die Bedrohung dieser Sekte und den folgenden Kämpfen. Das er sich im Kampf gegen die Schneewölfe verletzt hatte, das war in Ordnung. Ein wenig war er froh darüber. Doch auch die anderen Kämpfe in der Vergangenheit waren allesamt seltsam verlaufen. Zwar waren am Ende immer sie die Sieger und blieben meistens auch von Verletzungen verschont, kämpften souverän und gekonnt, doch etwas lief trotzdem schief. Irgendwie reifte die Idee, daran weiterzuarbeiten. Er hatte zwar vor einigen Mondjahren schon seine Meisterprüfung bei seinem alten Freund Long abgelegt, doch noch lange nicht fühlte er sich wie ein Meister im Kampfe. Auch wenn das Schwert längst nicht nur ein lebloses Stück Metall für ihn war, ein perfekter Kämpfer war er noch lange nicht. Er musste besser werden und weitertrainieren. Immer wieder fuhr die Klinge durch seine Hände, blieb elegant vor Baumstämmen stehen und rotierte mit seinem Körper. Die Bewegungen wirkten sanft und geschmeidig und die Klinge so unscheinbar harmlos und dabei waren es eben jene Bewegungen, die in einer Kampfsituation den Tod brachten und Blut vergossen. Auch wenn nicht immer Blut floss, wie bei diesen seltsamen Zaubern, die Bewegung blieb doch immer die Gleiche. In seiner Meditation fiel ihm aber noch mehr auf. Er sah Bilder von älteren Kämpfen vor sich und immer wieder fiel es ihm auf, dass er und Isabell einsame Kämpfe führten. Sicherlich war es schwierig dicht an dicht seine gesamte Kampfkunst zu entfalten, doch diese Einsamkeit im Kampf irritierte ihn so sehr, dass er aus Versehen seine Klinge gegen den Baumstamm schlug, den er bis dato immer galant umgangen hatte. Während er nun aufhörte zu trainieren und sein Schwert wegsteckte, grübelte er weiter darüber nach, doch die Antwort hatte er sich schon sehr früh zurechtgelegt, bis er sie am Ende auch akzeptierte. Jedenfalls durfte das so nicht weitergehen, denn immer wieder tobte an einer Stelle noch ein Kampf, während anderswo schon alles vorbei war. Das meistens noch über Meter erstreckt. So konnte das nicht weitergehen.
Als letzten Punkt auf seiner Liste der abzuhackenden Gedächtniseinfälle stand dann der Gelirkas Orden, von ihm liebevoll Sekte genannt. Vielleicht hatte er da ja auch einiges falsch gesehen. Von einem Orden oder einer Sekte zu sprechen war nur möglich, wenn es ernsthaft eine große Anzahl von Mitgliedern gäbe. Das Problem war nur, dass er bisher nur einen einzigen "Menschen" gesehen hatte. Erst war da dieses Attentat, das misslungene, da war nur einer dran beteiligt, doch auch bei den immer wiederkehrenden Angriffen der Vermummten gab es nur einen einzigen, der wirklich da war. Wenn es noch mehr Leute gab, dann tarnten sie sich zu geschickt, als von ihm erfasst zu werden, er hatte sie nicht wahrgenommen. Eventuell musste man die Aussage korrigieren und nur von wenigen, oder gar nur einer Person sprechen, womit das Feindesbild weniger, aber nicht ungefährlicher wurde. Damit war er auch schon beim letzten Punkt seines Programms angelangt. Die Gefährlichkeit von Gelirkas. Am Anfang hatte er noch halb ironisch gemeint, dass von diesen Leuten keine Gefahr ausgehe, doch langsam korrigierte sich sein Wahrnehmungsbild. Er nahm diese Gefahr jetzt sehr ernst, denn er spürte förmlich, dass sich dort neue dunkle Wolken am Firmament bildeten.
Ein nachdenklicher, gar gequälter Gesichtsausdruck hatte das Lächeln ersetzt und zog noch eine Weile mit ihm. Es gab aber auch nichts als Ärger und Schwierigkeiten, aber das war wohl normal, wenn man ein Mensch war, der kein Mensch ist, aber gerne einer wäre. Wenigstens gab es noch die Natur, dieses Mal insbesondere zwei Lärchen, die mit ihrem Gesang wieder das Lächeln, zumindest Ansatzweise, auf sein Gesicht zauberten. Der laue Wind und die ersten Frühlingsanzeichen in spe waren weitere Faktoren, dass seine schlechte Laune gar nicht erst antrat ihren Dienst zu tun, denn eigentlich hatte er gar keine schlechte Laune. Außerdem war er nun froh, endlich wieder seine Schwester zu sehen. Doch eigentlich wusste er gar nicht, wo er sie suchen sollte. Er war sich zwar in den letzten Tagen immer wieder sicher, ihre Anwesenheit im Blute gespürt zu haben, doch wenn er jetzt schon so nachdenklich war, schweiften auch Gedanken an sie ab. Ob er sich nicht geirrt hatte? Denn was sollte man aus Blutbahnen und Blutströmen wissen? Ein wenig Sorge machte sich auf seinem Gesicht breit, doch trotzdem ging er weiter durch die Wälder. In welche Richtung war eigentlich egal, denn eigentlich war jede Richtung gut.
Immer weiter ging es, zwei Stunden lang, in denen die Natur es schaffte, ihn in ihren Bann zu ziehen. Er war gerade an einer kleinen Lichtung vorbei, da verließ er sie auch schon, ringsherum dichte Bäume und Sträucher, Dickicht und Dunkelheit durch den grauen Himmel, da hörte er ein zischendes Geräusch, doch ehe er sich umdrehen konnte, spürte er einen Druck auf seinem Mund und wurde gleichzeitig ins Dickicht gezogen. Banditen?
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| 02.03.2004 17:28 | #241 |
| Sara |
Unsanft landete er mit dem Rücken auf dem harten Boden, gleichzeitig presste sich die Hand immer noch stark auf seinen Mund und als er schon seine Kraft nutzen wollte um hochzuschrecken, hatte er eine Klinge am Hals. Dennoch, die Person lachte nur und zog das Schwert schnell wieder zurück. Du? Was soll der Mist, willst du mich umbringen? Wütend stand er auf, wurde er doch gerade von seiner Schwester mehr oder weniger klassisch aufs Kreuz gelegt. Doch er verstand nicht, was das soll und sah sie mit großen Augen an. Wieso begrüßte sie ihn nicht einfach und ließ es dann dabei. Auf diese Art von Begrüßung hätte er echt verzichten können. Ein kleiner Spaß wird ja noch erlaubt sein. Du hast dir übrigens ganz schön viel Zeit gelassen, schönen Dank auch. Ein wirklich toller Empfang, wirklich toll, anstatt sich zu freuen, fingen sie gleich mit einem Streit an, das hatte er jetzt wirklich gebraucht. Zeit gelassen? Ich glaub ich hör nicht Recht. Gut, ich habe einen Tag länger gebraucht als angekündigt, aber woher sollte ich wissen, wie weit ich gehen muss und was mich dort erwartet. Ich habe alles getan, hab mich auf dem Rückweg fast in den Tod gerannt und hab selbst meinen alten Freund für dich stehen lassen, weil ich dich so sehr sehen wollte und als du dann nicht da warst, klasse, echt klasse. Hast du ne Ahnung, wie ich mich die ganze Zeit gefühlt hab. Weißt du wie... Isabell gab ihm einen Kuss. Erst noch waren seine Gesichtszüge angespannt, doch mit der Zeit wurden sie gelöster. Lass uns nicht streiten, ja? Auch Rociel gab ihr einen Kuss, oh ja, wie sehr hatte er das alles vermisst, ihr Geruch, ihre langen, vollen Haare, ihre sanften Lippen und ihre Stimme. Alles war wieder da, die Einsamkeit hatte keine Chance mehr. Auch wenn ihre Haut kalt war, so war ihr Inneres doch noch viel wärmer. Er wollte wirklich keinen Streit, nicht wegen so belanglosen Dingen, nicht dafür. Viel mehr wollte er sie bei sich fühlen, erst jetzt fühlte er sich wieder wohl, sicher, lebendig. Die ganze Zeit hatte ihm das gefehlt, aber jetzt war es wieder da.
Nach einiger Zeit setzten sie sich hin, an einem schönen, dicken Stamm einer Fichte gelehnt, hatten sie sich so viel zu erzählen. Vielleicht war der Himmel grau und vielleicht erklangen im Moment keine Stimmen der Fauna und Flora, dennoch war es auch an diesem einsamen Fleckchen, mitten im tiefsten Wald sehr schön. Zwar trugen erst die dicken Nadelbäume eine matte, grüne Pracht, doch an den Laubbäumen hatten sich schon überall erste Knospen an den Ästen gebildet und bald würde sicher auch der Wald wieder grün sein. Es konnte nur noch eine Frage von Wochen sein, bis der Frühling anfing, doch für Rociel war schon heute ein Frühlingstag. Während sie so redeten, streichelte er ihre Hand und fuhr mit seinen Fingern durch ihre Haare, so wie er es früher immer machte. Spontan gaben sie sich auch kurze Küsse, doch nicht mehr so intensiv wie noch vor einigen Minuten. Es gab wahrlich viel zu reden, doch am wichtigsten war, dass sie wieder zusammen waren, nichts mehr sollte sie in baldiger Zeit trennen, das versprach er ihr hoch und heilig bei Innos Namen.
R: Hast du die Sachen dabei?
I: Ja, sie liegen auf einem Baum, schließlich konnte ich sie nicht immer tragen, alleine die Felle sind schwer genug.
R: Schon in Ordnung, hauptsache sie sind da.
I: Erzähl mir von deiner Zeit. Was hast du alles erlebt?
R: Eine ganze Menge. Soll ich wirklich alles erzählen?
I: Wir haben doch Zeit, oder haben wir die nicht?
R: Unendlich viel. Wir haben alle Zeit dieser Welt. Also gut. Ich habe mich an die Anweisungen von Prix gehalten und bin die ganze Zeit an der Küste entlang gelatscht. Es war keine üppige Natur, aber ich habe jeden Tag das Meer gesehen, Seevögel und an den Küsten rauschte das Meer in meinem Ohr. Es war sehr einsam, es gab – bis auf die Vögel – keine Tiere und erstrecht keine Menschen. Ich war also ganz alleine dort. Ich hatte viel Zeit zum nachdenken, habe viele persönliche Erkenntnisse gewonnen, bin mir auch bei manchen Dingen klar geworden, dass es so nicht weitergehen kann. Alles in allem muss ich sagen, hab ich die Zeit nicht bereut. Ich habe oft an dich gedacht, aber auch oft an die Feuerwarane. Nach drei Tagen, oder vier, wie man es sieht, hab ich diesen Turm dann erreicht. Er ist unglaublich groß, na ja, zumindest recht beeindruckend, es gibt aber noch Nebenhäuser wie Stallungen und so, aber alles ziemlich zerfallen. Und vor dem Turm war so ne Art Sandbank, allerdings mit vielen Steinen und natürlich die Klippen, die fast die ganze Küste entlang gehen. Ich erspare mir mal die Details, aber der Kampf war schwerer als andere Kämpfe bisher. Ich habe mal wieder verdammt großes Glück gehabt. Es waren drei Warane und dieser Viecher tragen den Zusatz in ihrem Namen nicht, weil sie rote Haut haben, sondern weil sie wirklich Feuer spucken können. Hast du schon mal gegen einen Feuerwaran gekämpft?
I: Nein, bisher noch nicht.
R: Vielleicht haben wir, oder hast du, eines Tages mal die Gelegenheit, auch wenn ich nicht scharf drauf bin. So was vergisst man nicht so schnell. Ich sag dir, es hat mir in der Seele wehgetan sie zu töten. Aber schlussendlich gelang der dreifache Streich, wobei der Regen nicht ganz unbeteiligt war. Aber das Beste kommt ja noch. Nach dem Kampf war ich total fertig und kann mich nur noch daran erinnern, irgendetwas gesagt zu haben und dann – am nächsten Morgen – wach ich doch allen Ernstes in einem Bett auf, mitten in diesem Turm. Ich habe keine Ahnung, wie ich dort rein gekommen bin, doch es wird noch viel, viel besser. Oder sollte ich eher sagen, schlimmer? Jedenfalls hab ich den Turm erkundet, alte Bücherregale, eine Küche, eine Abstellkammer, ach was weiß ich, auf jeden Fall war das untere Stockwerk vollkommen eingerichtet, absolut seltsam. Ich bin dann noch in die anderen Stockwerke, doch weder im ersten noch im zweiten konnte ich irgendetwas betreten. Doch der Hammer kommt ja jetzt erst. Oben auf den Zinnen war eine kleine Truhe. Wirklich nicht sehr groß. Ich hab sie geöffnet und fand einen wunderschönen, hell leuchtenden Stein, dazu noch einen Brief. Ich schwör dir, ich war noch nie in diesem Turm drinnen und doch war der Brief an mich gerichtet. Zumindest trug er meinen Namen in sich. Ich habe den Brief gelesen, doch dann verloren, deswegen bin ich mir immer noch unsicher, ob ich nicht phantasiert habe. Aber die Worte hab ich mir gemerkt. Rückkehr in der Zukunft, Ein Stein von zwei, Tor durch das ich gehen muss. Irgendwo muss noch so ein Stein sein, ich hab ihn jedenfalls erst mal mitgenommen. I: Darf ich ihn mal sehen?
R: Natürlich, selbstverständlich. Er ist in meinem Allesbeutel…hier…wunderschön nicht wahr?
I: Wie ein…Smaragd.
R: Ja, wie ein Smaragd. Und doch ist es keiner. Es ist etwas anderes. Jedenfalls könnte es sein, dass ich diesen Stein einmal brauche, vielleicht ja auch du. Deswegen nehmen wir ihn auf jeden Fall mit und geben ihn nicht mehr aus der Hand…
Der Rest ist nicht so wichtig. Ich habe diesen einen Tag verschenkt, weil ich erst spät aufgewacht bin, die Feuerwarane ausnehmen, den Turm erkunden und am Ende hab ich sie auch noch begraben, ich wollte nicht, dass sie die Geier holen. So hab ich den einen Tag verloren. Ich hab auf dem Rückweg alles versucht, aber es klappte nicht die verlorene Zeit aufzuholen. Tut mir leid.I: Ach na ja. Ich hab mir zwar Sorgen gemacht, aber ich hab mir schon gedacht, dass du mich nicht absichtlich solange warten lässt…
R: Aber warum bist du so kurz vor meiner Ankunft weg vom Lager. Ohne Abschied, ohne alles. Ich war doch fast da.
I: Da waren diese Fremden, ich wusste nicht, ob ich ihnen trauen konnte. Außerdem wollte ich die Sache mit dem Blut testen, ob das wirklich funktioniert und nicht nur in meinem Kopf herumspukt. Ich hab dich wirklich gespürt, tief in mir.
R: Ich auch, sonst wäre ich wahnsinnig geworden. Doch der Schrecken war groß. Ich weiß nicht, ob ich mich für mein Blut hassen oder lieben soll. Ist es ein Fluch, oder ein Segen? Jedenfalls war es richtig, sich von Fremden fernzuhalten.
I: Aber wer war denn dieser Fremde, mit dem du dich unterhalten hattest?R: Du hast uns gesehen? Ich hab’s mir doch gedacht. Na ja, Druid ist kein Fremder für mich. Ich kenne ihn schon lange, sehr lange. Länger als ich dich kenne. Obwohl das ja nicht ganz richtig ist. Jedenfalls haben wir uns ewig nicht gesehen, aber eines ist komisch…
I: Was?
R: Erinnerst du dich noch an die Zeit, wo ich in Drakia im Bett mit Fieber lag? I: Ja…traurige Zeit.
R: Durchaus. Nur komischerweise hatte ich ja in meinem Fieber einen Traum. Keinen kurzen, keinen unrealistischen Traum, sondern ein Traum, eine Vision, die sich über meine ganze Krankheit zog und täuschend realistisch wirkte. Druid kam auch in ihm vor, dabei hatte ich ihn vor langer Zeit schon aus den Augen verloren. Ich musste einfach mal wieder mit ihm reden, alte Zeiten und so. Der andere war ein Schüler von ihm, ich hab mich nicht weiter damit beschäftigt. I: Aber am Ende ist doch alles gut gegangen.
R: Ja, zum Glück ist es das.
Die Hand seiner Schwester war so sanft auf seiner Handfläche und wie hatte er doch diese Intensität von Gefühlen vermisst. Auch im fahlen, dunklen Licht sah sie noch wunderschön aus und doch so ungeschützt und zerbrechlich, keine Kämpferin, sondern eine Frau. So schön das auch war, dafür war sie die falsche Person, hatte das falsche Blut, den falschen Freund, den falschen Bruder und sie war am falschen Ort. Eine Rüstung war unabdingbar und jetzt endlich war es geschafft die Ressourcen zusammenzuklauben, endlich würde sie nicht nur schön, sondern auch wieder sicher sein. Dies alleine beruhigte ihn immens und so schweifte sein nachdenklicher Blick von ihrem Oberkörper wieder zurück zu ihrem Gesicht, dass ihn wieder lächeln ließ.
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| 03.03.2004 15:44 | #242 |
| Raven the 4th |
Leise gleitete der kleine Kahn gen Ufer. Das einzige was die kalte Luft, die sich an den Weidenbüschen des Ufers festkrallte, durchschnitt war die keuchende Stimme des Kapitäns und das leise Knarzen des Holzes unter dem Druck, der nun von den Rudern auf die Planken wirkte.
Der Drachenjäger hatte schon vor langer Zeit sein Hirn ausgeschaltet und auf Durchzug geschaltet. Dieser alte Mann redet wahrlich in einem durch. Zwar waren die Geschichten von riesigen Orkgaleeren und mächtigen menschlichen Streitkräften, sowie fernen Ländern, seltsamer Tiere und großen Schätzen teilweise sehr interessant und Grehat war ein wahrlich guter Geschichtenerzähler, doch nach sieben Stunden Segelfahrt, qualmte selbst Raven, der sehr gerne Geschichten lauschte, der Kopf.
Ausserdem erzählte der alte Mann zwischendurch auch Geschichten völlig anderer Art, welche der Jäger einfach nicht hören wollte.
Nun war es endlich in wenigen Augenblicken vorbei und ein erleichtertes Grinsen legte sich auf das Gesicht des Leelers.
Der Nebel hing knapp über der ruhigen Wasseroberfläche und die harten Planken der kleinen Nußschale durchschnitten ihn wie das Messer eines Kochs einen saftigen Braten (welcher natürlich nicht halb so gut schmeckte, wie Ravens gebratene Scavengerkeulen).
Als nur noch wenige Meter die beiden vom Ufer trennten, holte Raven seine Tasche hervor und krammte darin herum.
nach kurzem Suchen, zog er ein prächtiges Wolfsfell und die dazugehörigen Krallen und Zähne dazu hervor.
"Hier, die sind für dich! Ich kann dich nicht einfach mit meiner bloßen Anwesenheit bezahlen, das ist mir unangenehm...", sagte der Jäger grinsend und unterbrach damit eine weitere Geschichte über eine Liebschaft des alten Grehat.Dieser nickte nur kurz und holte dann die Ruder ein. Er drehte sich in Fahrtrichtung und sobald eine großer Ast eines Weidenbusches, die weit über die Wassergrenze reichten, in Reichweite war, ergriff er diesen und brachte das kleine Boot somit zum Stillstand.
Raven war mittlerweile aufgestanden und hatte seine müden Glieder durch ein langes Gähnen ein wenig erquickt. Vor lauter Geschichtenhorchen müssen, hatte er die ganze Fahrt lang nicht geschlafen und die Müdigkeit war deutlich zu erkennen.
Mit einem gekonnten Satz sprang er schließlich von Board. Musste sich jedoch sogleich an einem der Büsche festkrallen, um nicht gleich wieder rückwärts in das kalte Nass zu fallen.
"Adieu! Und lebwohl!", keuchte der Alte noch und stieß sich dann vom Ufer ab.Raven sah ihm noch eine Weile schmunzelnd nach und spazierte dann durch den dichten Wald in Richtung Landesinnere. Dieser Alte war ein lustiges Kerlchen, doch war er auch zu bemitleiden; so ganz alleine den ganzen Tag am Kai herumzusitzen und darauf zu warten, dass jemand vorbeikommt, dem man seine Geschichten erzählen kann, das kann nicht das Wahre sein.
Nun ja, Raven war froh, das sein angestrengtes Gehör endlich wieder Ruhe hatte und leise vor sich hin summend setzte er seinen Weg fort.
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| 04.03.2004 19:58 | #243 |
| Isabell |
Es tat so gut seine Wärme wieder bei ihr zu spüren. Es war so ungewohnt neu das alles, obwohl sie doch schon so lange zusammen waren, doch die langen Wochen kamen ihr vor, wie wenige Tage. Die Streicheleinheiten und die Küsse gaben ihr wieder neue Kraft zu lächeln und glücklich zu sein. Es waren Momente wie diese, die sie hoffen ließen, dass irgendwann doch einmal alles aufhören würde, dass sie so ewig glücklich bleiben könnten. Niemand konnte es ihnen verbieten und niemand konnte ihnen Befehle erteilen, doch man konnte ihr Glück zerstören und das wollte sie verhindern. Sie wollte sich, aber vor allem ihren Bruder schützen. Mögliche Aufgaben mussten erledigt werden, durchaus war sie in die Sache mit den SIEBEN eingeweiht und hatte die Sache auch verinnerlicht, aber das war alles nicht so wichtig, hauptsache sie hatten sich, der Rest konnte ihr gestohlen bleiben. Einfach nur dasitzen, die Seele baumeln lassen, ein klein wenig reden, mehr genießen und sich nahe sein, das war es, auf das sie Jahre lang gewartet hatte. Es war unwahrscheinlich schön, dass man niemanden anders brauchte. Keine Freunde, keine Stadt, keine Häuser, nur den eigenen Bruder. Das Leben so viel freier auslebte. Wie viele schon konnten sich dies leisten. Vielleicht waren sie hier draußen den wilden Tieren ausgesetzt, mussten sich das Gold und die Nahrung selber verdienen, aber wie viele schon hatten diese Freiheit? In einer Stadt wie Gorthar oder Khorinis war man doch ein Gefangener seiner selbst. Es gab doch nichts Schöneres, als hier zu sein. Zumindest für diesen Moment, doch die Schattenmomente waren alle nicht lang anhaltend, dafür aber meist grausam und wirkten noch nach.
Jetzt erzähl du mir mal, was in der Woche hier alles passiert ist. Isabell wurde wieder ein klein wenig in die Realität geholt, doch nur ein klein wenig. Um das alles zu erzählen brauchte sie allerdings noch ein paar Sachen. Warte kurz. Geschwind schwang sie an einem Ast hoch, der an dem Baum hing, unter dem sie saßen und von dem sie ihren Bruder auch gefunden hatte. Dort oben, im Geäst der alten, maroden Fichte, da waren sie aufbewahrt, die Kostbarkeiten, an denen sie ganz schön zu schleppen hatte. Die Wolfsfelle, die Drachenschuppen und auch die neuen Stiefel. Als alles unten war, überreichte sie ihrem Bruder erst mal das neue Schuhwerk und bekam dafür großes Lob und einen dicken Kuss auf die rechte Wange. Sie passten wie an gegossen und waren wirklich rein weiß. Nur die Schnallen und die Bänder waren schwarz, dies verlieh ihnen ein dunkles Aussehen, viel dunkler, als sie eigentlich waren, doch der Weißanteil war trotzdem sehr hoch. Sie glänzten fast wie die Sonne im Schnee, obwohl die Sonne gar nicht schien.
I: Freut mich, dass sie dir gefallen. War ne ganz schöne Arbeit, zum Glück hatte dein Freund genügend Flickteile.
Na ja, das war auch das einzige was wir so gemacht haben. Schuhe schustern und am Lagerfeuer sitzen. Viel geredet und so. Aber es gibt da etwas, was du wissen solltest.
R: Was?
I: Wir wurden erneut von diesen Aschemännern angegriffen. Du weißt schon, diese Typen im Namen dieses Ordens…
R: Diese Sekte? Sie hat euch angegriffen? Als ich nicht dabei war?I: Aye. Wir konnten sie aber ohne Probleme zurückschlagen. Trotzdem, wir sollten darüber noch mal reden…
R: Allerdings, das ist jetzt schon der dritte Angriff. Mich haben sie auch gestern angegriffen. Im Wald. Sie waren zwar nicht stark…aber trotzdem, mir hat es gereicht.
I: Dann ist es also doch ernster, als zunächst gedacht. Haben sie auch eine schwarze Rose geworfen bei dir?
R: Allerdings. Scheint deren Erkennungszeichen zu sein. Eine schwarze Rose…seltsam.
I: Wieso seltsam?
R: Mit einer schwarzen Rose verbinde ich den Tod von etwas Schönem. Auch Hass, aber auch Stärke und Macht. Überleg doch mal, schwarze Rosen gibt es nicht in der Natur. Das heißt, man lässt diese schönen roten Blumen welken, oder malt sie schwarz an. Die schöne Rose stirbt. Tod. Dunkelheit. Hass. Es steht nicht für etwas Positives. Mag sein, dass die Sekte diese Rose als Zeichen für unseren Tod führt, mag sein, dass sie aber auch für die Richtlinien der Sekte steht. I: Schon möglich. Also nehmen wir sie doch nicht auf die leichte Schulter?R: Nein, auf keinen Fall. Aber meine Ideen haben noch ein wenig Zeit, morgen…I: Wie du meinst…
R: Die Schuppen des Drachen, die Felle der Schneewölfe…
I: Hm? Was meinst du?
R: Da liegen sie…die Sachen. Zwei von drei Ressourcen, so kostbares Zeug. Es ist an der Zeit, mein Versprechen war zu machen.
I: Du hast Recht, wir müssen die Rüstung endlich erbauen. Heute Abend ist die richtige Zeit dafür. Ich habe eine schöne Stelle gefunden.
R: Brauchst du dafür eigentlich Stahl? Zum verbinden?
I: Nein, diese Rüstung hat keinen Stahl.
R: Und wie lange wird es dauern.
I: Drei Tage. Aber ich werde nicht ununterbrochen arbeiten müssen.R: Das ist gut. Sehr gut.
I: Was ist gut?
R: Ach nichts, ich erzähle es dir morgen.
Ein sanfter Kuss beendete das Gespräch und ließ wieder Ruhe einkehren. Es war jede Sekunde schöner. Obwohl die Zeit so kontraproduktiv und sinnlos schien. Doch es tat gut zu träumen, zu fliegen, die Welt hier zu haben, so allein und doch nicht einsam…
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| 06.03.2004 01:08 | #244 |
| Marquez |
Verdammt, da war es schon wieder. Und das nun markerschütternder als jemals zuvor. Gellender als der Schlachtruf eines Schattenläufers hallte es durch die mondlose Nacht. Dieses unheimliche Geräusch verfolgte sie nun schon seit mehreren Stunden und es trieb Marquez in den Wahnsinn.
Oftmals blickte er in seiner Nervosität zu Druid hinüber, doch der kümmerte sich nicht darum. Immer war sein Blick starr nach vorne gerichtet und er dachte wahrscheinlich nicht einmal im Entferntesten daran, anzuhalten und sich der drohenden Gefahr zu stellen. Ob er es wohl nicht hörte?
Nein, das war unmöglich. Man konnte sich diesem grauenvollen Geräusch nicht entziehen, was man auch anstellen mochte. Man konnte einfach nicht überhören, dass Marquez der Magen knurrte...
»Versprich mir bitte...«, seufzte der Bandit, deutlich vom Hunger gezeichnet, auf, »dass wir demnächst mal anhalten und einen kleinen Mitternachtsimbiss zu uns nehmen, ja? Ich bin hier noch kurz davor, verrückt zu werden...« Aber Druid reagierte nicht. Offenbar konnte oder wollte er den Ernst der Lage nicht verstehen.
Aber bitte, wenn er wollte, dass sein Schüler verhungerte...So knurrte der Magen im Laufe der Nacht weiter. Und das blieb auch das einzige Geräusch, das die Stille der Nacht durchbrechen konnte: So recht wollte sich nämlich kein Lüftchen bewegen.
Der ganze Waldabschnitt stand still. Vielleicht hier und da mal ein Rascheln im dichten Unterholz, bedingt durch einen Igel oder sonstiges Getier, aber sonst gespenstisches Schweigen. Nur die zwei Jäger der Krone inmitten von Dunkelheit. Nichts, das es wahrzunehmen gab.
Doch plötzlich änderte sich dieser Zustand, denn Marquez vernahm ganz unerwartet ein Geräusch aus der Finsternis, das ausnahmsweise einmal nicht sein Magen war, und blieb misstrauisch lauschend stehend. Fast wie ein heiseres Flüstern klang es - als ob jemand im Gebüsch hockte und sie beobachtete. Gepaart mit der Atmosphäre, die dieser Wald in dieser Nacht versprühte, war das natürlich nicht gerade zuträglich für das Nervenkostüm des Banditen, und so bewegte sich die rechte Hand langsam aber sicher für den Fall der Fälle zum Griff des am Gürtel ruhenden Schwertes, an dem sie die nächste Zeit verharren würde.»Sag mal...«, flüsterte er seinem Lehrmeister zu, der nun auch inzwischen stehen geblieben war, »du hast das doch sicher auch gehört, oder? Glaubst du...«Doch jäh wurde er von einem Pfeil unterbrochen, der geräuschvoll am Baum zwischen ihnen einschlug. Auf der Stelle war Marquez in eine Deckung abgetaucht, jedoch sprang sofort ein Schwertkämpfer vor ihm aus dem Gebüsch und begann, mit kraftvollen Hieben auf ihn einzuschlagen. Noch halb am Boden warf Marquez diesem jedoch postwendend seine Klinge entgegen, mit der er mühevoll Schlag um Schlag zu parieren versuchte, aber schließlich zog er es dann doch vor, nun lieber aufzuspringen, den nächsten Schlag des Angreifers souverän ins Leere gehen zu lassen und ihm stattdessen einen Tritt in die Magengrube mit auf den Weg zu geben. Drei oder vier Ellenbogenhiebe später lag der verwirrte Widersacher schließlich kampfunfähig am nächsten Baum, doch der Heckenschütze fuhr jetzt damit fort, Marquez fröhlich unter Feuer zu nehmen. Der Kerl musste dringend weg, und der einzig sichere Weg dorthin war der durch das Buschwerk, in das er sich nun mit einer Hechtrolle verabschiedete...
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| 06.03.2004 16:17 | #245 |
| Dark-Druid |
Mit einem schwungvollen Seitwärtssalto katapultierte sich Druid aus dem Gefahrenbereich, nur Sekundenbruchteile später zischte ein Pfeil durch die Stelle, an der er zuvor gestanden hatte. Noch in der Luft verließ Trauerschatten sein in Leder gefasstes Bett, prangte aufrecht in der Hand des Kriegers. Er verschaffte sich einen kurzen Überblick über die Lage.
Ein gutes Dutzend Banditen war aus dem dichten Buschwerk gebrochen, bewaffnet mit Keulen, Beilen und Schwertern, abgewetzte Lederpanzer und Fellrüstungen schützten ihre Körper. Einige von ihnen hatten sich bereits auf Marquez gestürzt, dessen Ellebogen schon Bekanntschaft mit dem unschön verformten Kiefer eines Schwertkämpfers gemacht hatte, andere der Angreifer hatten sich in der Botanik versteckt und beharkten die beiden Wanderer mit Pfeilen.Mittlerweile waren einige der Wegelagerer auf den etwas abseits stehenden Mantelträger aufmerksam geworden, näherten sich ihm mit schnellen Schritten. Während er den ersten über sein plötzlich ausgestrecktes Bein stolpern ließ und mit einem harten Schlag an die Schläfe zu Boden schickte, drehte er den Oberkörper beiseite, sodass der zweite mit seinem Schwerthieb nur wirkungslos in den Boden hackte. Blitzartig riss Druid sein rechtes Bein in die Höhe und rammte die Ferse seiner Kampfstiefel schmerzhaft zwischen die Rippen des Banditen, der mit einem keuchenden Aufschrei zurück geworfen wurde. Noch in der selben Bewegung ruckte der dunkle Krieger herum, versetzte dem zuvor gestolperten, der sich wankend wieder aufrichtete einen weiteren Tritt in den Magen, sodass er sich krümmend ein weiteres Mal zu Boden ging.
Schwarze Augen fixierten einen dritten Menschen, der sich Druid mit erhobenem Kurzschwert näherte. Klirrend traf die Waffe auf schwarzen Stahl, als der Krieger den Trauerschatten kraftvoll in die Höhe riss, zwei weitere Angriffe vergingen ohne Wirkung an der Parade, bevor der ehemalige Söldner vorschoss, seine Klinge frei von jeder Emotion im weichen Fleisch seines Opfers versenkte. Ungläubig blickte der Bandit hoch, schockiert aufgerissene Augen trafen auf zwei scheinbar endlos kalte, rabenschwarze Löcher, dann sackte der leblose Körper in sich zusammen, schlug begleitet vom schmatzenden Geräusch der zurückgezogenen Klinge auf der harten Erde auf, während sich unaufhaltsam eine Blutlache um den durchstoßenen Leib ausbreitete.
Ohne dem Toten weitere Beachtung zu schenken ruckte der Kopf des Kämpfers herum, der zweite der Banditen kniete hustend auf dem Boden, sich die angeschlagenen Rippen haltend, richtete sich langsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder auf. Ein fast unsichtbares, wölfisches Grinsen huschte für den Bruchteil einer Sekunde über die starren Züge Druids, während er auf den wankenden Gesetzlosen zuging, seinen Gang schließlich zu schnellem Sprint beschleunigte. Kurz vor seinem Ziel drückte er sich kraftvoll vom Boden ab, streckte ein Bein durch, während er das andere anzog. Mit dem Eindrehen der Hüfte kollidierte sein Fuß mit den schon gepeinigten Rippen seines Gegners, mit einem hörbaren Knacken barsten diese vollends, mit einem lauten Aufschrei verabschiedete sich der Schwertkämpfer vom Boden, segelte haltlos durch die Luft und schlug mit einem dumpfen Aufprall an einem dicken Baumstamm auf. Kraftlos sank er an der rauen Rinde hinab, blieb reglos am Boden liegen.
Plötzlich machte der Krieger einen schwarzen Schemen hinter sich aus. Instinktiv knickte er das rechte Bein ein und duckte sich zur Seite. Keine Sekunde zu früh. In dem Moment, in dem er sich vom Boden abstieß sirrte ein silbriger Blitz auf ihn zu, schnitt ob des unerwarteten Ausweichens nur in die ungeschützte Stelle zwischen Unterarmpanzerung und Oberarmschutz. Geschickt rollte er sich über die Schulter ab und brachte sich in eine kniende Position. Er spürte, wie sein warmes Blut aus der Wunde sprudelte, sich in einem heißen Strom seinen Weg den Arm herunter suchte, im Einklang mit seinem Herzschlag schoss ein dumpfes Pochen von der Wunde aus durch seine Nervenbahnen.
Druid fixierte den Angreifer. Niemand anders war es, als der erste der Räuber, die ihn angegriffen hatten.
Seine Hand schloss sich fester um den lederumwickelten Griff Trauerschattens, langsam drückte er sich hoch, stand etwas breitbeinig, den Kopf zu den Boden gesenkt. Ansatzlos schnellte er nach vorne, sprang auf den verdutzten Banditen zu, der mit Mühe und Not den ersten, kraftvollen Hieb Druids parierte. In schneller Folge trafen die Schläge nun die brüchige Verteidigung des Räubers, ließen ihn wanken. Mit einem Mal stolperte der zurückgedrängte Wegelagerer über eine aus dem Boden hervorstechende Wurzel, brauchte ein wenig zeit um sich zu fangen. Diesen Moment nutzte der Krieger, wirbelte herum, riss das gepanzerte Bein in die Höhe, hämmerte es wuchtig gegen die Schulter seines Gegenübers, der mit einem erstickenden Schrei den Boden unter den Füßen verlor, kurz danach hart auf selbigem Aufschlug. Sofort war Druid über ihm, die schwarze Klinge hoch erhoben. Mit einem Ruck trieb er sie durch den Hals des liegenden, der gurgelnd seien letzen Atemzug tat. Kaltblütig wurde das Schwert wieder herausgerissen, auf dem das Blut der Opfer noch leicht rötlich schimmerte.
Ein leises Pfeifen, das schnell lauter wurde, wurde ein weiteres Mal hörbar, Geistesgegenwärtig warf sich der Mantelträger zur Seite. Ein heißer Windhauch streifte seinen Hals, hinterließ ein seichtes Brennen auf der Haut. Verdammt, er hatte nicht mehr an die Bogenschützen gedacht...
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| 06.03.2004 21:24 | #246 |
| Marquez |
Völlig unbemerkt kämpfte sich Marquez Meter um Meter zur vermeintlichen Position der feindlichen Bogenschützen vor. Vermeintlich deshalb, weil die Sicht in diesem dichten Unterholz natürlich reichlich beschränkt war, besonders wenn man die ganze Zeit nur kroch. Aber wenn sein Orientierungssinn nicht gerade vorhatte, ihm Streiche der ganz üblen Sorte zu spielen, dann würde er die Übeltäter eigentlich ohne große Probleme finden können. Das, was ihm da schon viel mehr Kopfschmerzen bereitete, war, dass er nicht wusste, wie viele es denn überhaupt waren. Was würde er nur machen, wenn dort vor ihm noch einmal ein Dutzend Fernkämpfer auf ihn wartete, begleitet von bis an die Zähne bewaffneten Schutztruppe? Sehr unschön wäre das...
Fast so unschön wie dieses Knacken eines zertretenen Astes, das er gerade dicht hinter sich gehört hatte... Keinen Sekundenbruchteil später rollte er sich auch schon zur Seite auf den Rücken, um den eventuellen Angreifer rechtzeitig erspähen zu können – und das war auch gut so, denn im selben Moment fuhr ein Schwert direkt dort, wo er eben noch gelegen hatte, in den hartgefrorenen Boden.Zunächst zu Tode erschrocken, dann aber nur noch berechnend und abgeklärt, sprang Marquez sofort auf und nutzte den kurzen Augenblick der Verwirrung, in dem sein Feind die Klinge wild fluchend wieder aus der Erde zu ziehen versuchte, um auf sichere Distanz zum Wegelagerer zu gehen und sich auf dessen nächsten Angriff vorzubereiten, der auch nicht lange auf sich warten ließ. Unglücklicherweise hatte dieser Kerl aber, was die Künste im Schwertkampf betraf, wesentlich mehr auf dem Kasten als sein Kollege von vorhin, und so war Marquez mehr in Rückwärts- und Ausweichbewegungen verstrickt, als auch nur in irgendeiner Form in den Angriff übergehen zu können. Doch plötzlich sah der Bandit im Dienste Lees sein Chance: Der Strauchdieb schien sich seiner Sache vielleicht etwas zu sicher zu werden, und so packte ihn Marquez schlicht und ergreifend am rechten Arm, als der gerade kurz in einer Ausholbewegung weit über dem Kopf des Aggressors verharrte. Es hagelte nur so Beschimpfungen und Flüche, doch nach einer schnellen Drehung samt Armbruch auf der Schulter Marquez’ war auch das vorbei und der Besiegte sank laut aufschreiend zu Boden. Ein wuchtiger Tritt in die Rippen folgte, dann noch einer, und nach einem verhöhnenden Kommentar a la »Du solltest dringend mal einen Arzt aufsuchen...« wand sich Marquez schließlich vom Daniederliegenden ab, um weiter auf die Suche nach den Schützen zu gehen - diesmal aber im Laufschritt, um Druid nicht noch länger warten lassen zu müssen.
Kurz darauf hatte er besagte Schützen auch schon gefunden: Fünf waren es, mit einfachen Jagdbögen bewaffnet, und noch hatten sie Marquez, der nun wieder ins Schleichen überging, nicht bemerkt. Zuerst war er zwar wegen ihrer bloßen Anzahl ratlos, aber dann löste sich schon ein Teil des Problems von selbst, als zwei der Schützen sich ein wenig von der Gruppe entfernten, um Druid, der offenbar Deckung gesucht hatte, nicht aus den Augen zu verlieren. Nun stand der Plan für Marquez fest: Wie eine Katze sprang er an den kahlen Baum, der zwischen ihm und den Feinden lag, kletterte möglichst lautlos an ihm hinauf und brachte sich schließlich auf einem Ast ein paar Meter über den Kontrahentenin Position. Noch ein tiefer Atemzug, um den Respekt vor der Höhe zu überwinden, und die alte Entschlossenheit, die kurz verblasst war, trat wieder in seinen Blick. Ja, er musste sogar fast lächeln – womöglich war er gerade vollends verrückt geworden...
Nun ja... Er sprang. Arme voraus schnellte er auf die Schützen nieder und zog zwei von ihnen an den Schultern mit nach unten, um sie schließlich schmerzvoll mit ihren Gesichtern auf dem immer noch hartgefrorenen Boden aufschlagen zu lassen. Der dritte im Bunde drehte sich natürlich sofort um, doch da stand Marquez, der noch etwas benommen war, schon wieder, schlug ihm, den unglaublichen Schmerz in seinen Beinen unterdrückend, den Bogen aus der Hand, ergriff ihn kurz darauf und presste ihm schließlich eindringlich das Schwert gegen den Hals.
»Waffen weg!«, schrie er den letzten beiden Schützen, die nun auf ihn zu zielen begannen, schwer keuchend zu, wobei er sich etwas von den beiden schmerzerfüllt am Boden liegenden entfernte, um nicht noch hinterhältig überlistet zu werden.»Bitte! Tut doch endlich, was er sagt!«, stimmte der panisch winselnde Wegelagerer zwischen seinen Armen schließlich nach ein paar Augenblicken des Schweigens ein, doch seine Kollegen machten immer noch keine Anstalten. Einer der beiden auf dem Boden wollte sogar gerade wieder aufstehen, doch er wurde von Marquez zurückgehalten:
»Hey! Habe ich dich gebeten aufzustehen? Denk nicht mal daran, ok? Und nur zur Erinnerung: Für euch da drüben gilt das mit dem Fallenlassen der Waffen immer noch. Also kommt dem jetzt langsam aber sicher mal nach, sonst...«Doch das »Sonst« wurde jämmerlich von zwei plötzlichen Schlägen auf ihn erstickt. Die zwei aufgelegten Pfeile seiner erbarmungslosen Opponenten hatten sich in den Kopf seiner Geisel gebohrt und ließen sie sofort tot aus dem Griff Marquez’ zusammensacken. Er selbst konnte sich zwar noch unverletzt mit einer Drehung hinter den Baum retten, doch dort glitt er an ihm schließlich, hektisch atmend und gelähmt vor Bestürzung, zu Boden.
Diese Schweine hatten einfach geschossen...
Marquez konnte nicht mehr, er war kurz vor dem Zusammenbruch. Völlig entgeistert blickte er erst ins Leere und dann auf den leblosen Körper in der Blutlache. Diese Unmenschlichkeit machte ihn fertig.
Und bis sie ihn nun auch noch erwischen würden, schien es nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
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| 06.03.2004 21:29 | #247 |
| Sara |
Sanft wehte der Wind um die Haare und selbst aufkommende Kälte ließ sie nicht schrecken, doch irgendwann rührten sich die schmiegsamen Glieder nach oben. Es war Zeit. Die Stiefel passten perfekt, sofort schnürte er sie fest an seine Beine. Die Würde des großen Alten war noch immer darin am Leben, doch nun wärmten sie zunächst einmal sein Beinwerk. Seine alten Stiefel standen da und wirkten so, wie vorm Schlafengehen, doch er hatte sie nun das letzte Mal angehabt. Ein wenig ungewohnt waren die ersten Bewegungen in dem neuen Schuhwerk, noch gab es kleine Ecken und Kanten, doch wie jedes paar Schuhe musste auch dies erst eingelaufen werden. Zusammen hatten sie diese Lichtung, ganz für sich, nur sie alleine. Es war ein guter Platz, ein äußerst guter Platz. Hier konnte er sich gut vorstellen die Kämpfe auszuführen, außerdem sollte man gute Feuer machen können. Rociel spürte, dass die Zeit unaufhaltsam lief, bald schon würde sie gekommen sein. Es konnten nur noch wenige Wochen hin sein, bis der Meister sie rufen würde, eher Tage. Noch hatte er keine Ahnung, was die Erwartungen von Tolban waren, wohin es sie führen sollte und wie es enden sollte, aber es würde um ein weiteres Amulett gehen, natürlich würde es das, war es doch die einzige, die wahre Aufgabe, die der Meister von ihnen verlangen würde. Er war bereit, physisch und psychisch. Selten war er im Geiste so stabil wie seit kurzem, Isabell hatte ihm so viel Kraft gegeben, so viel Stärke, so viel Vertrauen und doch war es die Sorge, die das Glück immer wieder erschütterte. Und physisch…er war gereift. Wie ein guter, alter Wein verbesserte er seine Waffentechnik. Besonders im Kampf mit dem Dolche gab es immer noch Fortschritte zu vermelden, da wo man schon fast nichts mehr verbessern konnte, gelangen ihm immer mehr Kniffe. Doch auch der Schwertarm lernte und lernte, doch es gab immer noch zu viele Fehler. Es durfte einfach nicht passieren, dass er das Schwert aus der Hand fallen ließ und auch die Schläge mussten viel energischer sein. Dennoch war er zufrieden und bereit, vor allem die geistige Feste gab ihm das Selbstvertrauen. Egal, wohin der Meister sie schicken würde, ihr Ziel war klar gelegt.
Seine Schwester und er standen auf der Lichtung, blickten sich um und schienen unschlüssig, was der Rest des Tages noch bringen sollte. Plötzlich packte sie Rociel und gab ihr einen weiteren Kuss auf die Lippen, nur so, ohne Grund. Das hieß, einen Grund gab es schon. Er genoss den Geschmack ihrer süßen Lippen, doch noch viel mehr gab ihm dies die zauberhafte Leichtigkeit eines Vogels. Es war wirklich betörend. Dann lief er zurück zu dem Baum, der nur wenige Schritte neben ihnen stand und unter dem alles abgelegt war, die Felle, die Schuppen und sein Lederrucksack. Schnell hatte er das gefunden, nach dem er gesucht hatte. Die drei Holzschwerter waren noch immer da, wo sie auch hingehörten und schmiegten sich jetzt an seine Hand. Er ging lächelnd zurück und warf die Schwerter, die leicht Krumm an der Klinge waren, zu Isabell. Hier, hab ich geschnitzt. Ich hoffe sie gefallen dir. Es fehlen noch ein paar Details, doch die braucht es eh nicht. Der junge Fürst ging ruhig zurück und entledigte sich dann seiner Rüstung, die er vorsichtig gegen den Stamm des Baumes stellte, danach kehrte er zurück zu seiner Schwester, die ihre Schwerter scheinbar schon ausprobierte und den ein oder anderen Schlag ausführte. Die beiden sind wunderschön. Fast wie die echten Tharek’Ils. Das muss eine große Arbeit gewesen sein Mondschein. Aber sag mir, welchen Zweck dient es? Unterdessen vollführte auch Rociel die ersten Schläge mit dem viel leichteren Holzschwert, das aber aus extra schwerer Eiche gemacht wurde. So schnell sollten sie nicht brechen. Wenn die Schläge gegen den Wind brachen, hörte man das Flattern darin, obwohl es nur mäßig wehte, sein Umhang kräuselte sich nur wenig. Das will ich dir sagen Sternchen. Lass uns kurz hinsetzen. Die Geschwister setzten sich auf die üppige Grasfläche, auf der noch vereinzelte Tropfen waren, da der Schnee wieder getaut sein musste. Er hockte sich mit gekreuzten Beinen zu ihr gerichtet hin und begann dann eine etwas ernstere Mine aufzusetzen, was aber nur selten gelang, wenn man eigentlich keinen Grund hatte ernst zu sein, doch das Thema erforderte dies nun mal. Also…ich hab mir in letzter Zeit ein paar Gedanken gemacht und bin zu einem Entschluss gekommen. Lass mich eines vorweg nehmen. Wir kämpfen beide gut. Dennoch machen wir beide viel zu viele Fehler. Weniger direkt im Kampf, als in unseren Verhaltensmustern. Ich hab mir ein wenig Gedanken über die Zukunft gemacht. Natürlich würden wir am liebsten unsere Waffen weglegen, nie mehr anfassen. Aber das geht nun mal nicht. Die Aufgaben in der Zukunft werden uns zu ihrem Gebrauch zwingen. Weißt du, ich habe weniger Angst vor Tieren, als vor den Menschen und ihren Zaubern, sowie den Orks und Beliars Kreaturen. Tiere sind Geschöpfe der Natur, was sie nicht ungefährlicher Macht, doch ich fürchte mich nicht vor ihnen. Vielleicht, weil ich sie respektiere. Aber die Menschen, die Orks und die Zauber machen mir Angst. Große Angst. Ich sehe in die Zukunft und ich sehe, dass es nicht so weitergehen kann. Noch hatten wir Glück, meistens ohne Verletzungen, nicht mal blaue Flecke. Aber es war wirklich Glück und nicht so sehr unser Verdienst. Wie oft schon warst du in Gefahr und wie oft schon konnte ich mich nur mit Glück zurückretten? Für die Zukunft sehe ich schwarz. Dunkelschwarz. Ich halte mich noch längst nicht für einen guten Kämpfer, doch ich muss einer werden, denn sonst… kann ich dich nicht beschützen. Wir müssen besser werden, verstehst du? Unsere Feinde, sie alle, sie trachten uns nach dem Leben, ein Leben, dass es nicht gibt. Ich habe die Schwerter geschnitzt, weil ich denke, wir müssen besser werden, wir müssen wieder trainieren. Als ob es unser erstes Mal wäre. Wir müssen uns verbessern, viel besser zusammenarbeiten. Nur zusammen können wir es schaffen. Wir dürfen uns in Kämpfen nicht mehr auseinander treiben lassen, spalten uns die Gegner, haben wir bald verloren. Eigentlich wollte ich es dir erst morgen sagen, aber was nützt das schon. Dieser Moment ist dafür genauso gut geeignet, wie jeder andere auch.
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| 06.03.2004 23:24 | #248 |
| Isabell |
Sie war natürlich überrascht von den Worten ihres Bruders. Kaum hatten sie sich wieder, schon sprachen sie über so ernste Sachen, wie ihren ewigen Kampf. Doch es war in Ordnung, es war richtig. Zwar hätte sie so früh nicht darüber gesprochen, doch aufgefallen war es ihr natürlich auch, es war unmöglich, es zu übersehen. Die Kämpfe seit Wochen hatten eines gezeigt, sie waren zwar Geschwister, aber noch überhaupt kein gutes Kämpferpaar. So war die Entscheidung dies zu trainieren und zu verbessern durchaus lobenswert. Du hast absolut Recht Bruder. Mir ist das auch aufgefallen und ich finde es gut, dass du es ansprichst. Ich denke mal, deine zurückhaltende Kritik an mir ist nicht ganz richtig, mag sein, dass ich gut kämpfen kann, nur leider sehe ich davon selbst nicht sehr viel. Ich mache wohl auch noch zu viele Fehler, was wohl daran liegt, dass sich früher kaum gegen Menschen gekämpft habe, sondern hauptsächlich gegen Tiere. Wie du es schon sagtest, die sind einfacher zu schlagen. Ich denke, von einem intensiven Training können wir beide profitieren. Wenn wir es richtig angehen, sollte es eine enorme Stütze für die Zukunft sein. Aber du solltest eines bedenken, nicht nur die Schwertschläge sind wichtig, auch unsere Bewegungen. Das ganze ist ein sehr langer Prozess und spielt sich erst nach langer Zeit ein, der Kampf ist eben doch für Einzelgänger geschaffen. Aber man kann immer Stück für Stück besser werden. Aus ihr sprach es, wie aus dem Munde einer alten Kriegerin, dabei hatte sie wohl weniger Kämpfe geführt als ihr Bruder, dennoch maßte sie sich diese Worte an, hatte sie doch einfach Recht. Schließlich sollte sie sich auch auf Rociel verlassen können und dasselbe sollte er auch erwarten. Im Kampfe waren sie doch am verwundbarsten, trotz ihres außergewöhnlichen Talentes. Sollte es den Feinden jemals gelingen sie auseinander zutreiben, konnte dies das Ende bedeuten. Nicht immer waren die Feinde harmlose Staubkreaturen und würden es auch nicht sein.Lass uns mit dem Training anfangen. Wir sollten heute nicht mehr allzu viel machen und denk dran, ich muss noch die Rüstung zusammenbauen, aber dennoch sollte die Zeit ausreichen. Ich bin bereit Bruderherz.
Sofort schmiss sie die hölzernen Imitate ihrer Schwerter in die Luft, hechtete nach oben und fing sie wieder auf. Ehe sich ihr Bruder versah, stand sie schon an der einen Ecke der Lichtung und wartete, ehe sich Rociel zum Aufstehen bequemte. Gemächlich ließ er es angehen, als er sich in die andere Ecke begab und ebenfalls das Imitat seines Schwertes in Händen hielt, kurze Zeit hatte sie den Eindruck, dass er gelangweilt wäre, doch das war nur ein Spiel, wie sich schnell herausstellte. Die Sonne befand sich schon kurz vor Sonnenuntergang, bald schon würde es hier stockdunkel sein, doch das machte nichts, noch war es hell genug, um zu kämpfen. Langsam verstand sie auch den tieferen Sinn der Schwerter, waren ihre sonst so spitzen Enden jetzt abgestumpft, so dass sie nicht so schnell eine ernste Verletzung verursachten. Es sollte also endlich die ganze Kunst gefragt sein.
Ohne auf die lahmende Taktik ihres Bruders zu achten, griff Isabell nun an. Ihre Klingen blieben schwach und baumelnd, doch die Lockerheit ihres Griffes sollte sich schon bald ändern. Mit einem gewaltigen Sprung hechtete sie zu ihrem Bruder, doch der tat noch immer nichts. Doch so hatte sie es schon zahlreich oft beobachtet und war deshalb nicht verwundert. Erst im letzten Moment zog er sein Schwert hoch und blockte den Angriff, kurz darauf sprang sie nach hinten, um etwas Luft zwischen sich und Rociel zu bringen. Die ersten Holzsplitter hatten sich beim Zusammenprall der Schwerter gelöst, doch sie blieben ganz und schienen auch nicht zu zerbrechen. Es war gutes Holz, das er da verwendet hatte. Doch viel Zeit zum überlegen blieb nicht, denn nun schien ihr Bruder aus seinem „Schlaf“ erwacht zu sein und führte die Nachbildung seiner Klinge gegen ihre hölzernen Schwerter. Das Gefühl beim Kampf mit den Schwertern aus dem Material der Bäume war ein anderes, als mit Metall. Beim Eisen da gab es schrille, klingende Geräusche, die weit entfernt noch zu hören waren, nun aber hörte man nur dumpfes Pochen und leises Klopfen. Ihr Bruder ließ sich nicht lange bitten und reagierte seit dem ersten Schlag, wie sie es gewohnt war, aggressiv und schnell. Zunächst einmal blieb sie dabei seine Schläge abzuwehren, was mit zwei Schwertern wesentlich leichter fiel, dennoch ging sie Schritt um Schritt zurück, bis zur Mitte der Lichtung drängte er sie. Dann aber ging sie sich auf die Knie, hielt beide Schwerter in einer X-Form, so dass der Angriff ihres Bruders nicht hindurch kam, im selben Moment schlug sie ein Bein gegen sein linkes Schienbein und brachte ihn ins taumeln, doch noch im Fallen stützte er sich mit einer Hand zu Boden ab und griff mit Schwung erneut an. Damit hatte die junge Frau nicht gerechnet und musste klein beigeben, was weitere Mühen der Abwehr mit sich zog. Es war schade, dass sie den Sonnenuntergang nicht genießen konnten, aber so wahnsinnig schön war er auch nicht, also verpassten sie nicht so viel. Nach einiger Zeit, in der immer wieder die Holzklingen aufeinander trafen und es keinen klaren Sieger gab, da sie mit zwei Schwertern in der Verteidigung kaum zu knacken war, entschied sie sich für den Angriff, doch schon die kleinsten Bemühungen wurden im Keim erstickt. Rociel führte sein Schwert ungewöhnlich geschickt und hatte ein einfaches Mittel gegen ihren Doppelblock, mit links-rechts Schlägen wehrte er ein Schwert ab und griff das nächste an. Die ganze Zeit über fand sie kein Mittel dagegen, doch der Kampf war alles andere als ein Vergnügen. Trotz der Kälte um sie herum tropften feine Schweißperlen die Stirn herab und fielen auf den nassen Boden. Das Keuchen wurde nur durch die dumpfen Geräusche übertönt, doch ihr Bruder keuchte lauter als sie. Dennoch hatte sie die Vermutung, dass dieser Kampf noch sehr lange hätte dauern können und er nicht an der Kondition enden würde. Noch einmal versuchte es Isabell und fuhr mit beiden Schwertern nach vorne, mitten in der Angriffsbewegung ihres Bruders stoppte sie nun das Schwert und warf ihn kurzzeitig zurück, die Klingen nahmen nun einen anderen Weg, sie führte mit ihrer rechten Hand, der offensiven Hand, das Schwert immer nach vorne und nutzte das zweite nur im Notfall, doch die Konzentration ihres Bruders war auf die rechte Hand forciert, da kam es natürlich unerwartet, als das Schwert der linken Hand nach vorne schnellte und sein Schwert aufs Korn nahm. Die Holzsplitter waren weniger geworden, doch nun flogen sie wieder, sie sah sich schon als Siegerin, als sie sein Schwert fest zwischen den ihrigen sah, doch als ob nichts passiert wäre, legte Rociel seine zweite, so arbeitslose Hand an den Griff und mit dem Druck der beiden Arme gelang es ihn schließlich sich zu befreien. Mit einem Ruck fuhren sie wieder auseinander, als sie seine Stimme vernahm. In Ordnung, genug für heute, gehen wir schlafen, sonst reicht uns die Zeit morgen nicht. Einverstanden? Natürlich war sie einverstanden, erleichtert über diese Entscheidung ließ sie die Schwerter wieder schlaff abwärts fallen und ging zu ihrem Bruder, der übler aussah, aber genauso gut gekämpft hatte, aber es war ja nur eine kleine Probe…Einverstanden.
Die paar Schritte zu dem einsamen Baum waren in kurzer Zeit gegangen, heute noch sollten sie ein Bett in der Wildnis haben. Noch waren die anderen Wolfsfelle unbearbeitet und geschmeidig, so lagen sie heute wieder wohl gebettet. Ein weiteres Fell für jeden diente als Decke und zudem entzündeten sie noch ein Feuerchen, das sich aber auf die Flamme der ewig brennenden Fackel ihres Bruders stützte, bis morgen sollten sie aber genügend Holz für ein richtiges Feuer haben. Andererseits war es auch sehr nass, man musste sehen, ob es noch trockenes Geäst gab. Den Sonnenuntergang hatten sie zwar verpasst, doch das kleine Aufwärmtraining hatte gut getan. Sie bewunderte ihren Bruder sehr, wie er doch mit einem einzigen Schwert umgehen konnte und das, obwohl er ja noch ein zweites bei sich trug. Doch auch Isabell hatte gehört, was Tolban über Tessaiga gesagt hatte und so konnte sie ihren Bruder durchaus verstehen, dass er es noch nie eingesetzt hatte, doch es tat gut, so ein Schwert bei sich zu haben. Doch morgen würde erst mal die Rüstung im Vordergrund stehen, denn die machte sich auch nicht von alleine, doch für heute hatten sie genug.
Es waren zwar nur wenige Tage gewesen, doch für sie war es wie eine halbe Ewigkeit, dass sie wieder zusammen einschliefen. Eng beisammen lagen sie unter und auf ihren Fellen, die sie schon wärmten. Die Fackel ließ ihre Gesichter seltsame Schattenkonturen annehmen und schimmerte Licht in das Schwarz der Nacht. Sie hatte eine Hand ihres Bruders genommen und fühlte sich wohl bei dem Gedanken, wieder zusammen einzuschlafen. Sie gaben sich noch unzählige kurze Küsse, bis sie endlich einschliefen, doch so ein Tag musste auch mal enden, so schön er auch war. Ein Tag ohne Angriff, welch ein Geschenk.
Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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| 07.03.2004 13:50 | #249 |
| Sara |
Der nächste Morgen war noch nicht sehr alt, da standen sie schon frisch und munter auf ihren Beinen. Gestern war es doch früher als sonst, durch die kurze Anstrengung hatten sie gut schlafen können, doch mit den ersten Sonnenstrahlen wachte auch das Leben in ihnen so richtig auf. Die nächsten Tage sollten kein Zuckerschlecken werden, sowohl Rociel als auch seine Schwester schienen das verstanden zu haben. Doch es ging nicht nur um das trainieren mit dem Schwerte, es sollte ein echtes Training für ihre Körper werden, wenn sie fertig sein sollten, mussten nicht nur ihre Schwertstreiche zueinander passen, auch die Bewegungen mussten stimmen. Außerdem hatte sie beide lange kein Ausdauertraining gemacht. Früher, Rociel erinnerte sich gerne daran, war er jeden Morgen im Wald gelaufen, immer vor seiner Schicht in der Mine hatte er dort seine ersten Kilometer zurückgelegt, sich mit Wasser erfrischt und seine Gelenke belastet. Außerdem lernte er dort auch die ersten Tiere zu erlegen und sich eigenständig Fleisch zu besorgen, denn als Schürfer waren die Zeiten noch härter wie als Jäger. Zwar waren sie durch ihr anstrengendes Leben nach wie vor in Form und konnten sich auch nicht über zuviel Fett am Körper beklagen, doch die Kondition musste trotzdem dran glauben. Genauso wenig wie es passieren durfte, sein Schwert in einem Kampf zu verlieren, so musste man bei langen Kämpfen auch seine Kräfte einteilen können, man durfte nicht schlapp machen, die Knochen und die Muskeln durften nicht müde werden, denn sonst wäre das schon ein angekündigtes Ende. Außerdem stand die sagenhafte Rüstung von Isabell auf dem Plan. Er war schon sehr gespannt, wie sie denn aussehen würde, hatte sie doch im Vorfeld so davon geschwärmt. Es war also einiges zu tun und so begann dieser Morgen mit einem Dauerlauf. Zu gern wäre er ein wenig im Wald gelaufen, doch dies war nicht möglich, da sie ihr „Gepäck“ nicht außer Acht lassen durften. Es war zu gefährlich dermaßen wertvolle Trophäen im Wald von Gorthar unbewacht zu lassen. Den Banditen wäre es eine helle Freude, das Risiko wollten und durften sie nicht eingehen. Die Lichtung war zwar nicht sehr groß, vielleicht sechzig Fuß lang und die Hälfte davon breit, aber dennoch konnte man gut laufen. Allerdings legte er für den Lauf fast alles, was er am Körper trug ab, Rüstung sowieso, aber auch Waffengürtel, Allesbeutel und natürlich auch die beiden Klingen. Seine Schwester tat es ihm nach. Sie liefen die ganze Zeit im Kreise herum, wie viele Kreise sie liefen, das wollte er nicht so genau sagen, war es doch nicht mal eine halbe Minute, die sie für eine Umrund der Lichtung brauchten, aber dennoch, mit der Zeit erzielte es seine Wirkung. Sie schwiegen dabei, redeten kein Wort, schonten ihre Körper und liefen immer beständig. Dabei liefen sie nicht nebenher, sondern immer die Hälfte der Umdrehung hinter dem Anderen. Das ganze war kein Vergnügen, aber auch nicht nur leidige Pflicht. Es war, spätestens nach den ersten dreißig Minuten Dauerlauf, durchaus anstrengend, aber sie liefen noch eine weitere Dreiviertelstunde, immer rund herum. So sollte es die nächsten Tage öfters aussehen, aber nur so konnte man das harte Programm durchziehen. Sie hatten beide beschlossen diese paar Tage zu nutzen. Sicherlich würde es keine Perfektion mit sich ziehen, aber sie sollten endlich zueinander finden, auch im Kampf. Es war lange überfällig, denn die Zeit lief ihnen schon lange voraus, aber durch die Bemühungen zur aktuellen Zeit konnten sie den Zeiger kurzzeitig verlangsamen. Eine Uhr, die abzulaufen drohte, anhalten und überholen, nur das konnte ihr ehrgeiziges Ziel sein, dass es zu verwirklichen galt. Rociel wusste, dass die beiden Dämonenkinder viele Feinde hatten und noch viel mehr in der Vergangenheit haben sollten, doch er war erst zufrieden, wenn sie diesen Feinden kalt lächelnd ins Gesicht sehen würden und sich an ihnen rächen. Rache, das war es was ihn leitete, er wollte sich an all denen rächen, die sie töten wollten. Eine Kämpferseele, die niemals kämpfen wollte, die den Frieden lieber liebt als das sinnlose Blutvergießen, doch im Zwang wollte er nicht feige sein, im Zwang des Kampfes wollte er jeden besiegen. Jeden der es wagte sich ihnen in den Weg zu stellen, bei der einen, bei der einzigen Aufgabe.
Am Ende des Laufes stand die Sonne schon höher, ja es war die Sonne, die sie seit einer Ewigkeit mal wieder sahen. Das grelle Licht blendete die Lichtung und war so hell, dass man schon fast auf den Frühling hoffen konnte, doch es war immer noch eisig kalt, aber warmer Schweiß floss den Nacken hinab, aber auch an Armen und Beinen befand sich die klebrige Körperflüssigkeit. Sie hatten trotz der Kälte ganz schön viel davon abbekommen. Seine Haare waren so zerzaust, das man schon an Wasser denken musste, doch es war nur der Schweiß. Die Anstrengung des kurzen Dauerlaufes war sichtbar und Rociel war zufrieden, als seine Schwester um eine kleine Pause bat, die gleichzeitig das Ende des Laufes darstellen sollte. Für’s erste war das in Ordnung außerdem galt es nur als Aufwärmung. Während sie sich zum verschnaufen an den Baumstamm lehnten, keuchten sie noch lange, selbst die Küsse schmeckten salzig, doch der junge Fürst war unermüdlich, er wollte seinen Körper nicht schonen, er wollte ihm nicht mehr Pause als nötig gönnen. Schnell schon, nach fünf Minuten, stand er wieder und legte sich die prachtvolle Rüstung an. Gemeinsam mit dem Umhang war sie wieder geschehen, die Verwandlung des schmächtigen Jungen zum großen Krieger. Ihm war die äußere Verwandlung egal, er hatte was er wollte, seinen Überlebensschutz, das, was Isabell bald auch haben sollte. Er steckte den Waffengürtel an und kontrollierte, ob mit Todesodem alles in Ordnung war, doch es gab keine Beanstandungen. Wo willst du denn hin?, fragte Isabell mit immer noch leicht keuchender Stimme. Ich habe Hunger, den solltest du auch haben. Wir müssen sehr viel essen und trinken, wenn wir unser Programm durchhalten wollen, aye. Ebenfalls keuchend nahm er einen Schluck aus dem Wasserkrug, danach gab er seiner Schwester noch einen dicken Kuss auf die Stirn. Ruh dich noch ein wenig aus, ich bin bald wieder da, ich nehme das nächst beste, was ich kriegen kann, damit ich nicht solange weg bleibe. Du wolltest ja sowieso noch etwas anderes machen. Zwinkernd deutete er auf die Felle und verschwand dann mit gemächlichen Schritten im Wald. Er hatte wirklich Hunger und da sollten sie sich Abhilfe verschaffen. Es fiel ihm schwer schon wieder alleine loszuziehen, aber es war ja nur eine kleine Aufgabe und nichts Ernstes. Außerdem konnten sie dank der Trophäen gar nicht zusammen los, aber was machte er sich Gedanken, er wollte ja bloß einen Scavenger oder ein Molerat erlegen…
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| 07.03.2004 14:55 | #250 |
| Raven the 4th |
Ein Schmerzensschrei zerriss die Stille der Nacht. Instinktiv kniete sich der Jäger zu Bogen und seine kalte Hand griff nach seinem Bogen.Raven konzentrierte sich, bis er schließlich leise das Klirren von Waffen und immer wiederkehrende Schmerzensschreie vernahm.
Ein kurzer Rundumblick verriet ihm, dass seine Position keine Gefahr bot und ohne weiter nach zu denken, sprang der Drachenjäger auf und sprintete in die Richtung, aus der der Kampfeslärm kam.
Schier endlos erschien ihm der Weg über gefrorene Moosschichten und abgestorbene Wurzeln, vorbei an kahlen Bäumen und den unheimlichen Schatten, welche jene auf die kalte Erde warfen.
Während er sich gerade wieder unter einem tiefhängenden Ast durchduckte, griff die Hand des Jägers gekonnt an dessen kunstvoll gearbeiteten Köcher, den er seit der Reise mit Legolas stets an seiner Hüfte trug.
Konnte er seinem Gehör vertrauen, so war das Kampfesgetümmel nur mehr wenige Meter entfernt; doch noch konnte das geschulte Auge in der Dunkelheit nichts ungewöhnliches ausmachen.
Plötzlich zerriss ein heißes Saußen die Luft neben Ravens Ohr und sogleich stoppte dieser seine Schritte abrupt und warf sich zu Boden.Scheinbar war er dem Geschehen näher gekommen, als er ahnte. Doch schnell erkannte er, dass dieser Pfeil nicht ihm gegalten hatte, sondern sich nur im Dunkel des Waldes verirrt hatte.
Denn anhand der Flugbahn des Pfeiles konnte der Bogenschütze dessen Urheber ausmachen. Und dessen Blick war nicht auf Raven gerichtet, sondern einen Mann, den der Jäger nun in Deckung hinter einem dicken Baum erblickte. Hektisch musterte Raven die beiden Kontrahenten, ehe er zu der Erkenntnis kam, das der Hühne hinter dem Baum wohl ein Bandit Lees wäre und ein Grinsen legte sich auf das Gesicht des Drachenjägers; welches jedoch sofort wieder einem starren Blick weichen musste, da er nun einen weiteren Strauchdieb ausmachte, dessen aufgelegter Pfeil ebenfalls in Richtung des Banditen zeigte.
Noch immer hatte Raven Zweifel, wem er in dieser Situation helfen sollte, und ob sein Urteil über die Rüstungen, die er in dem Zwielicht des Mondes kaum erkennen konnte, richtig war, doch er wollte nicht einem seiner Kollegen nicht geholfen haben, nur weil er seinen eigenen Augen nicht mehr traute.
Langsam robte er näher an den Ort des Geschehens und, hinter einem großen umgefallenen Baum angekommen, richtete er sich langsam aus seiner liegenden in eine kniende Position auf und zielte.
Die beiden Schützen verharrten still und schienen auf eine unbedachte Bewegung des Banditen zu warten und so boten sie dem Drachenjäger ein gutes Ziel.Einen kurzen Augenblick später surrte auch schon ein langer Pfeil durch die kalte Luft und durchbohrte die Lederrüstung eines der Wegelagerer im Bereich zwischen dessen Herz und Hals.
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| 07.03.2004 20:34 | #251 |
| Isabell |
Nur wenige Momente nachdem ihr Bruder im Wald verschwunden war, raffte auch sie ihren Körper wieder nach oben. Es musste weitergearbeitet werden, daran führte kein Weg vorbei. Schnell hatte sie auch alle Sachen, die sie brauchte. Die Wolfsfelle, die Schuppen der Warane und die des Drachen. Heute sollte sie allerdings erst mal mit dem Grundgerüst anfangen. Schnell waren Nadel und Pfaden zur Hand, die sie immer bei sich trug. Zuerst einmal musste das Grundgerüst aufgebaut werden und dieses bestand aus den vielen Feuerwaranschuppen. Es waren einzeln sehr kleine Teilchen, doch wenn man sie erst einmal verbunden hatte, war es ein solider Panzer, der alleine schon ausgereicht hätte. Noch war es zwar zu früh, die Zauberformel zu sprechen, doch sie summte schon die Klänge vor sich hin, damit sie in drei Tagen auch ja bereit war sie zu sprechen. Alte, schaurige, mystische Klänge, ein Zauber eines wunderbaren Wesens. Nie hatte sie herausgefunden, was es für ein Wesen war, doch die weiße Lichtgestalt war ihr für immer im Kopf geblieben. Sie hatte zwar ihre Rüstung damals an Kryliyx verloren, doch nun sollte es eine zweite geben. Erneut sollte Ashisou ihren schmalen Körper zieren. Sie würden damit endlich eine weitere Stütze im Kampf erhalten. Die Rüstung, so sagte man, konnte einfach Pfeile ohne Mühen abwehren. Sie sollte gegen jegliche Zauber schützen. Und im Nahkampf zäh wie biegsames Leder einer Schlange. Dennoch war man damit nicht unbesiegbar, man hatte nur die besten Chancen lebend aus einem Kampf herauszukommen, doch versichern konnte dies auch die Rüstung nicht. Während Isabell so Minute um Minute eine Schuppe mit der nächsten verband, zogen dunklere Wolken auf. Dennoch hielt sich die Sonne tapfer, zwar schien sie jetzt an grauen Wolken vorbei, aber die gelben Frühlingsstrahlen blieben und sollten der Erde ein klein wenig den Frühling schmackhaft machen, oder ihn zumindest einmal ankündigen. Isabell war glücklich, in den letzten Tagen war wieder so viel passiert, es schien einfach keine Ruhe zu geben, keine Pause, doch so wie es jetzt war, so konnte es weitergehen. Immer noch war sie frisch verliebt und es mochte einfach kein Ende nehmen. Es war ein Gefühl von unglaublicher Harmonie, wenn sie zusammen waren und sich nahe waren, all dies genoss sie noch wie am ersten Tag. Wen scherte es da schon, dass sie Geschwister waren, ihre Liebe niemals anerkannt werden würde. Sie brauchten niemand, der sie bewunderte, keine alltäglichen Freunde, auf die sie sich stützten konnten. Kein Getuschel der Nachbarn in einer Stadt wie Khorinis oder Gorthar. Sie lebten auf ihren Flecken der Erde, gegen jede Regel, gegen jedes Wort. Niemand konnte sie daran hindern es zu tun. Die Flucht schien tatsächlich mit Erfolg gekrönt zu sein. Seit sie aus Drakia weg waren. Niemals hätte sie sich das träumen lassen, noch vor ein paar Monaten sah das alles so anders aus. In der Gefangenschaft dieses Bastards war sie dem Tod näher als dem Leben. Niemals hätte sie weiterleben dürfen und doch tat sie es. Und es war richtig so. Sinn und Unsinn dieser Entscheidung dahingestellt, hätte sie ihn damals getötet? Nicht einmal die Chance dazu ergab sich, aber hätte sie es getan? Isabell lächelte wieder, der Sonnenschein kam ihr genau recht, er war so was wie ein Zeichen ihres Gemüts, es schien wieder die Sonne, doch sie schien so oft und vertuschte so nur die dunklen Schatten der Nacht, die in manch einem Herzen wohnten. Es würde nie so perfekt sein, niemals würden andere für sie lächeln und auch das Leben war niemals so rund, wie sonst gewohnt, aber dieser Preis war einfach nur lächerlich. Man hatte ihnen das Leben geschenkt, was nicht nur für viele treue Gläubige eine Sünde war. Dadurch, dass sie es jetzt wussten, was sie waren, nahm man ihnen jegliche Lebenshoffnung. Aber so, so konnten sie ihr Leben wenigstens aushalten. Es war einfach nur die verruchteste Lösung, für zwei Seelen, die es nie hätte geben dürfen. Innos, Adanos, Beliar, egal welcher Gott, der, der ihnen das Leben schenkte, hatte sich schuldig gemacht, für immer und auf ewig, doch nun waren sie da und so wie sie nun waren, wollten sie für ewig bleiben.
Nicht auszudenken, wenn das Gefüge der Macht gestört werden würde. Egal welcher Teil der beiden genommen würde, der Gegenpart würde sich an jedem rächen, der noch einen Funken Glück in sich trägt. Sie würden wüten, schrecklich wüten. Bald wird man sie auch nicht mehr stoppen können, dann, wenn sie ihre wahre Macht erreicht haben. Und das alles nur, für dieses eine Artefakt, diese unglaubliche Macht, die vor Beliars Schergen in Sicherheit gebracht werden muss, nur wenn es zerstört ist, können sie es nicht mehr nutzen. Doch rechtfertig dies wirklich die Erschaffung von zwei solch unkontrollierbaren Seelen? Was meinst du, was hat sich unser Herr dabei gedacht Tarugie? –
Ach Pator, denkt doch nicht immer über Dinge nach, die du nicht verstehst. Es entwickelt sich alles prächtig, du wirst sehen, die beiden werden es schaffen, genau wie es unser Herr vorausgesehen hat, als er sie erschuf. Aber ich denke, es ist an der Zeit. Ich werde in Kürze mit dem Cherubim in Kontakt treten. Wir dürfen uns keine Fehler mehr leisten. Der Zeitplan muss eingehalten werden. Die neue Gefahr…sie wächst jeden Tag an.
Die Rüstung wuchs und wuchs, anfangs noch ein Beutel mit vielen kleinen Schuppen, war sie doch nun schon zu einem strafen, ansehnlichen Stück Rüstung geworden. Ihr Bruder kam kurze Zeit später. Bei sich trug er ein Wildschwein, ein schönes, leckeres Stück Fleisch. Sie würden ihre helle Freude daran haben. Isabell war soweit zufrieden, essen hatten sie genug, auch noch genügend Wasser, doch davon brauchten sie mehr. Viel, viel mehr. Die Trainingseinheiten waren anstrengend und Kraft raubend, sie mussten viel trinken. Kurze Zeit nachdem Rociel den Eber abgelegt hatte, war er auch schon wieder verschwunden. Feuerholz sammeln, nahm sie zumindest an. Die Rüstung jedoch musste weitergearbeitet werden. Es war nicht wirklich Präzisionsarbeit gefragt, denn diese würde die Zauberformal erledigen, doch man brauchte ein stabiles Rohwerk, um erfolgreich zu sein. Am ersten Tag sollte zumindest der größte Teil der Waranschuppen verbunden sein, am zweiten Tag kam dann das schwierigste, die Drachenschuppen an den wichtigsten Stellen einer Rüstung zu platzieren und am dritten Tag musste das weiße, wärmende Felle auf den Panzer genäht werden, doch selbst dann wäre es noch nicht mal eine ansatzweise gute Rüstung. Dies jedoch sollte das Ritual, sollten die Worte des Überbringers ändern. Erst im Schutze der Nacht würden sie ihre Wirkung entfalten, dann, wenn nach einer Vielzahl von Äonen wieder rote Zweige durch die Nacht fuhren, das schauerliche Schauspiel einer längst vergessenen Zeit, einer Zeit der Magie.
Wie vermutet kam ihr Bruder bald zurück, auch wenn er sich lange Zeit ließ, Dafür war er voll bepackt mit trockenem Holz. Als ob dies noch nicht reichen würde, ging er gleich noch einmal, um die nächste Fuhre zu holen, doch dieses Mal verabschiedete er sich mit dem Hinweis, dass er danach weiter zutrainieren denke. Ein klares Zeichen, dass sie auch akzeptierte. Schließlich waren sie in diesen Tagen viel beschäftigt, kein Vergnügen sollten diese Tage werden. Doch eigentlich war es egal, wie viele Anstrengungen ihr Körper über sich ergehen lassen musste, solange Rociel hier war, gab es keine Schmerzen mehr…
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| 08.03.2004 17:43 | #252 |
| Sara |
Lass uns weitermachen, einverstanden? – Ja ist gut, warte noch eine Sekunde.
Der nächste Tag war abgebrochen und sie befanden sich nach wie vor auf der kleinen Lichtung im Wald von Gorthar. Die Übungen gestern waren allesamt zu seiner Zufriedenheit ausgefallen, weitere Male hatten sie ihre Holzschwerter genommen und damit den Schwertkampf gefördert, oder es zumindest versucht, außerdem waren sie heute morgen wieder gelaufen, allerdings ein bisschen länger. Ihr Zeitplan war in Ordnung, zumindest bekam er alles durch, das er auch durchbringen wollte. Das ganze war schwierig, denn einerseits musste Rociel Rücksicht auf das Voranschreiten der Rüstung nehmen, andererseits wollte er natürlich auch nicht nur trainieren, sondern auch die Zeit mit Isabell genießen, schließlich waren sie in keinem Arbeitslager, sondern hatten jede Menge Freiraum und die Natur und ihre wohlklingenden Stimmen brachten eine sehr entspannte Stimmung in ihr provisorisches Lager. Es war nicht leicht, da er weder hetzen noch drängen wollte, schließlich brachte es nichts, wenn sie nur die Schwerter gegeneinander schlugen, sie mussten wirklich mit ganzer Sache dabei sein, mit Herzblut kämpfen. Aber das war eigentlich selbstverständlich. Dennoch, der junge Mann konnte mit den Ergebnissen durchaus zufrieden sein. Sie waren eigentlich gut versorgt, das Wildschwein, dass sie gestern Abend noch über einem Feuer gebraten hatten, sollte sie die nächsten Tage mit Nahrung versorgen, ansonsten hätte er noch einmal raus müssen, doch diese Zeitverschwendung sollte kein Problem darstellen. Noch zwei Tage also, dann wollte sie fertig sein. Sobald die Rüstung passend sitzen würde, müssten sie wieder weiterplanen. Es war ein wenig konfus, er wusste nicht, was sie danach tun sollten, doch er hielt es am besten danach zu Tolban zurückzukehren. Bestimmt hatte sein Mentor wieder etwas Wichtiges zu sagen, vielleicht wartete er schon auf ihr Kommen, sie waren lange nicht mehr in der Bibliothek gewesen. Etwas wehmütig dachte er an früher, damals hatte er noch Zeit, in der Bibliothek belanglose Bücherwälzer zu lesen, inzwischen würde er diese Zeit wohl nicht mehr haben. Das Leben, oder sollte er besser sagen, die Zeit, sie veränderte sich so schnell. Man konnte sich nicht sicher sein, was in einem halben Jahr wäre. Er konnte nicht mal für das nächste Mondjahr planen. Wissen ist Macht, durchaus, aber er wusste ja nichts über die Zukunft. Doch war nicht Beständigkeit sowohl als auch die wahre Freude? Er wusste es nicht, doch so viele Gedanken wie damals konnte er gar nicht mehr verschwenden, nicht mehr heute. Nicht mehr jetzt.
In Ordnung, was hast du dir denn so vorgestellt. Wieder ein reiner Kampf? Rociel schüttelte den Kopf und ging etwas näher zu Isabell zu. Nein, lass uns mal nur versuchen die Schlagreihenfolge einzustudieren. Ein paar Griffe, ein paar Tricks. Wir müssen uns dabei bildlich Gegner vorstellen. Sprich, Konzentration ist gefragt. Versuch immer zweimal meine Klinge zu parieren und dann müssen wir blitzschnell unsere Schwerter tauschen. Ich geb dir meins und du gibst mir deins, das muss blitzschnell gehen. Und es kann auch mal vorkommen, dass ich nur nehme und nicht gebe, damit musst du auch rechnen. Das ganze muss schnell gehen, sehr schnell, wir attackieren den bildhaften Feind, machen eine Drehung und tauschen die Schwerter aus. Solche Kniffe müssen wir beherrschen. Der Sinn dieser Sache ist der, dass niemand ohne Schwert dasteht und die Feinde überrascht werden. Aber natürlich gehört da noch viel mehr dazu. Das alles ist ein langwieriger Prozess, aber desto eher wir anfangen, desto besser. Isabell nickte und gab einen zustimmenden Ton von sich. Danach sollte es losgehen. Rociel und seine Schwester brachten sich in Stellung. Dann begann ihr Training. Mit einem dumpfen Ruck prallten die hölzernen Klingen aufeinander, links, rechts und dann kam der Wechsel. In der angedeuteten Drehung brachte er seinen Schwertgriff an die Hand seiner Schwester, die danach packte, genauso andersrum. Beim ersten Mal, wen wundert’s, ging aber einiges schief. Erstens, es dauerte zu lang, zweites, ihre Arme hätten sich fast verheddert, drittens, ein Schwert fiel zu Boden. So konnte das natürlich unmöglich gehen, doch das war anzunehmen, dass dies nicht klappte, also versuchten sie es erneut. Wieder griff er sie an, zwei, drei Schläge später die Drehung und wieder versuchten sie die Schwertübergabe. Diesmal entdeckte der Fürst aber noch eine weitere Finesse, die er bisher nicht gesehen hatte. Wenn er sich duckte bot er weniger Angriffsfläche und konnte die Klinge seiner Schwester besser greifen. Ein drittes, ein viertes, ein fünftes und viele weitere Male später, hatten sie es geschafft. Die erste Hürde war genommen. Rociel hatte Spaß dabei, denn das Kämpfen war auch eine Art Kunst, vergleichbar mit der Musik zum Beispiel. Er verabscheute das kämpfen gegen Lebewesen, die man töten musste oder zumindest schwer verletzen. Das Kämpfen für Schmerz war natürlich keine Kunst, keine Passion. Aber ein Kampf, mit edelsten Mitteln und Einsatz von höchsten Künsten, das war die wahre Kunst eines Schwertkämpfers. Rociel wusste, dass er das Talent dazu hatte in die Fußstapfen der besten Schwertkämpfer Myrthanas zu treten, vielleicht sogar der Beste zu werden, doch er war nicht verblendet oder dumm, momentan war er vielleicht so gut wie ein einfacher Milizsoldat. Dennoch war er ihnen allen überlegen, da er mit Leidenschaft und Ehrgeiz kämpfte, dennoch war er alles andere als meisterlich. Doch dies wollte er ändern, durch ständiges Sammeln von Erfahrungen und eigenem Training. Isabell konnte ihm da nur weiterhelfen, es war eine Ehre mit ihr zu trainieren, doch selbst sie war nicht fehlerfrei und konnte immer noch dazu lernen. Inzwischen waren sie ein gutes Stück weiter und innerlich grinste sich der Fürst so etwas breites. Er strotzte geradezu von Zufriedenheit, denn der Zeitplan lief und lief und lief, es war bislang perfekt. Sein Ziel lag schon früh klar, zunächst einmal sollten die ersten Kämpfe folgen, zur Sensibilisierung und zum erneuten Beobachten des Gegenparts. Außerdem sollten die ersten konditionellen Einheiten aufgenommen werden. Heute jedoch sollte es an das gehen, um was es ihm eigentlich ging. Die Finesse, das Besondere, das, was sie unberechenbar, tödlich und überraschend werden ließ. Der erste von vielen solcher Finessen saß nun. Die Situation war einfach, die Vorstellungskraft kannte hier keine Grenzen. Sie standen dicht beisammen, Gegner, wie viele war unwichtig. Ein einfacher Zug, der Gegner griff an, sie wehrten die Angriffe ab, dann eine geschickte Drehung, genau im richtigen Moment, der Austausch der Schwerter, den sie später noch mit einem Tritt in die Magengrube des Gegners perfektionierten. Je nach Situation tauchte einer ab, der andere griff nach vorne, nahm sich die Klinge, ließ die seinige fallen oder auch nicht und sofort hatten sich Standort und Möglichkeitsradius geändert, mögliche Feinde sollten spätestens jetzt ein Stück Stahl zwischen den Rippen haben. Das ganze klang unheimlich kompliziert und über Rociels Erklärungen konnten sie, beide, oft nur lachend staunen, aber es war nicht nur heiße Luft, sondern funktionierte auch. Es gelang, das ein oder andere Mal noch hatten sie Probleme, doch die Abläufe schienen so einfach, so perfekt von Hand zu gehen, dass sie mit Freude weitermachten. Ihrer Phantasie waren keine Grenzen gesetzt und Grenzen kannten sie nicht. Verrückt waren sie, verrückt und jung, doch arbeiteten sie wie besessen, besessen für etwas, das man auch sehr makaber ausdrücken konnte. Sie arbeiten, um perfekt zu töten. Doch sie mussten es tun, jeder Kämpfer tat dies, nur taten sie es aus einem Zwang, nicht aus einem Befehl oder aus Lust. Der nächste Schlag, die nächste Finesse, sie wartete, für die beiden Lehrer, die gleichzeitig Lernende und Schüler waren und manchmal auch ohne Lehrer lernten…
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| 08.03.2004 21:04 | #253 |
| Isabell |
Los, du kriegst es…ja, gut, geschafft. Ohne Pause ging es weiter, wieder führten sie ihre Kämpfe weiter, ihre Übungen. Isabell war mit Herzblut dabei, gab alles, damit es auch eine Wirkung erzielte. Natürlich hatte sie am Anfang Zweifel, wer hätte das nicht, doch Zweifel waren dazu da, dass man sie beseitigte. Inzwischen hatten sie schon mehr erreicht, als ihnen die nächsten Kämpfe gebracht hätten. Es war immer noch Distanz zu spüren gewesen, sie wollten sich vielleicht nicht verletzen, vielleicht war auch so eine gewisse Scheu und auch eine berechtigte Angst davor, mit dem Gegenpart in einem echten Kampf, wo es um sehr viel ging, zu experimentieren. Doch diese Distanz bauten sie jetzt Schritt für Schritt ab, wollten nicht nur liebevoll und im Blute sich vereinen, sondern auch endlich im Kampfe zu einem einzigen Teil zusammen wachsen. Die Vorteile lagen ganz klar auf der Hand und sie wussten, dass sie dabei nur gewinnen konnten. Sie waren noch jung, hatten noch längst nicht ausgelernt. Auf der Suche nach Perfektion begegneten sie sich auch selbst, sahen ihr eigenes Spiegelbild. Inzwischen übten sie an etwas anderem, dem Werfen des Schwertes über größere Distanz. Sollten sie einmal nicht nah genug sein, um das Schwert im Schwung zu wechseln, so sollte es durch die Luft segeln und in der Hand des Anderen landen. So schön klang das in der Theorie, doch in der Praxis…richtig, da war das überhaupt nicht so. Die Schwerter besaßen die unverschämte Eigenschaft nie so zu fliegen, wie sie es wollten und zudem haperte es zu Beginn noch auf das richtige Zeitgefühl, schließlich konnte man sich nicht in aller Ruhe auf den Flug des Schwertes konzentrieren und so mussten sie unter erschwerten Bedingungen versuchen zu fangen. Es war nicht einfach und wie immer galt, dass sie es noch längst nicht perfekt konnten, das würden sie wohl auch erst nach einigen Mondjahren schaffen, doch der Wille zählte, der Ansatz war da, die Bereitschaft. Sie waren ehrgeiziger und bereiter als jede einfache Kämpferausbildung. Sie schonten sich nicht, gaben sich nur selten Trinkpausen und sie wollten es unbedingt schaffen. So wurde jede gelungene Aktion auch gefeiert und spornte zu neuen Taten an. Sie waren beide gleichgut und so wurde sich auch gleichermaßen für den Anderen gefreut. Sie konnten dieses Training nicht alleine gewinnen, der Sinn bestand nicht darin der Beste zu sein, sondern die Aufgaben am besten zu schaffen. Hier war es ganz sicher von Vorteil, dass es unter den Geschwistern keinen Konkurrenzkampf gab. Sie achteten den Anderen immer, schon aus reiner Pflicht. Selbst Streit gab es so gut wie nie, sie hatten eben kaum einen Anlass sich zu streiten, der Sinn dahinter war verborgen. So hechteten sie von Übung, dabei fielen ihnen immer neue Dinge ein. Die Kriterien waren eindeutig, es musste ihnen etwas im Kampf bringen, Dinge, die schön anzusehen waren aber nichts brachten, die übten sie nicht lange, sondern nur um etwas auszuprobieren und sich neue Anregungen holen. Sicher hätte bei den Übungen jeder Schwertmeister, ob würdig oder Aufschneider, den Kopf geschüttelt und ihnen mehr Kinderspiele zu Buche gehalten, doch das war es sicher nicht. Sie wunderten sich selber über die ganzen Ideen, die sie mit einbrachten, doch ein Kinderspiel war es sicher nicht. Langsam aber sicher schufen sie ihre ganz eigene Kampfart, die vor allem auf Schnelligkeit wert legte. Unterstützend dabei. Ihre leichten Jägerrüstungen, wobei Ashisou eigentlich nicht als solche bezeichnet werden konnte, sowie die scharfen und leichten Einhänder. Für Zweihänder konnte sich ihr Herz noch nie erwärmen und auch ihr Bruder schien diese Schwerter auszuschließen. So waren sie zwar nur leicht gepanzert und hatten oberflächlich schwache Klingen, doch jeder der sie deshalb unterschätzte war ein gefundenes Fressen. Was nutzte es einem gepanzerten Ritter mit mächtigem Schwert, wenn er dieses nur ein paar Mal schwingen könnte, bis er die Klingen zwischen dem Körper spürte. Bruderherz, was hältst du…von einem weiteren…Schlag? Das Keuchen in den Stimmen war jetzt Standart, doch das hinderte niemanden daran aufzuhören. Ein bisschen ging noch. Schieß los, was haste im Sinn? Isabell holte tief Luft und erklärte ihre Idee dann. Also ich hab mir das so gedacht. Zustechen auf engsten Raum. Neben den Armen, dicht am Kopf vorbei, über die Schulter. Eben auch bei uns. Damit man nicht erst eine passende Schlagposition einnehmen muss, wenn man dem Anderen helfen will. Ihr Bruder schaute bedenklich, war die Idee doch gefährlicher, als sie sich anhörte, doch der Gewinn war natürlich ebenfalls groß… Hm, alles klar, wir versuchen es. Aber sei am Anfang vorsichtig. Der eine kämpft und der andere versucht dann dicht am Körper den Feind zu erwischen. Die Sicht sollte dann klar sein. Wenn du willst, fang ich an. Sie nickte zustimmend um Puste zu sparen und wartete. Das ganze war natürlich auch ein wenig irreal, denn so etwas konnte man kaum trainieren, da man sich in einem echten Kampf immer anders verhalten würde, als hier, wo fast nichts passieren konnte. Aber sie war zuversichtlich, dass es etwas bringen würde. Ihr Bruder brachte sich in Stellung, stellte sich einen Gegner vor, mit dem er in einen Nahkampf verwickelt sein könnte und vollführte die üblichen Schläge. Dabei schien er tatsächlich zu kämpfen und tat auch so, als ob er Angriffe abwehren würde, was sie kurzzeitig schmunzeln ließ, doch dann achtete sie genau auf seine Bewegung, auf die Bewegung der Schulter vor allem. Immer wieder zuckte sie hoch, ehe sie für einen Moment abfiel. Dann bereitete sie sich vor, zog eines ihrer Schwerter und lief zu ihm, dicht über der Schulter zischte ihr Krummsäbel vorbei und musste den Gegner getroffen haben, mit dem zweiten Schwert fuhr sie nach hinten, wo mögliche Verfolger lauern könnten. Danach hätte die Übung durchaus weitergehen können, doch sie stoppten hier, weil sie sich immer nur auf eine Sache speziell konzentrieren wollten. Ohne echte Bedrohung war dies natürlich größtenteils lächerlich und auch sehr, sehr schwer, da sahen die Hiebe in der Luft mehr witzig als ernst gemeint aus, doch dies hinderte sie nicht am konsequenten Training weiterzumachen. Es war einfach unmöglich sich auf einen Kampf vorzubereiten, nicht mal gegen eine Ratte, aber dennoch, sie waren fest von dem überzeugt, was sie hier taten und dies sollte sicher mal belohnt werden…
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| 08.03.2004 21:43 | #254 |
| Marquez |
Ein qualvoll erstickender Aufschrei auf der anderen Seite des Baumes ließ schlagartig jegliche Verzweiflung von Marquez abfallen.
»Was zur Hölle...?«, platzte es aus ihm heraus und sein Kopf fuhr reflexartig aus der Deckung hervor, um nachzusehen, was passiert war. Rein theoretisch hätte es zwar auch eine Falle sein können, doch für eine Falle wäre das, was er da sah, vielleicht etwas zu erleichternd gewesen. Marquez hatte nämlich anscheinend unerwarteten Beistand bekommen, wenn er gerade die richtigen Schlussfolgerungen daraus gezogen hatte, dass einer der beiden Schützen leblos am Boden lag und der andere bereits, den Bogen von sich geworfen und die Arme im Nacken verschränkt, daneben kniete. Sehr aufschlussreich, wie schnell sich ein Blatt doch wenden konnte.
Marquez suchte natürlich sofort die Büsche ab, in denen er den freundlichen Schützen vermutete. Bald darauf fiel ihm auch ein Schatten ins Auge und als dieser ihm auch noch zuwinkte, konnte der Bandit endlich wieder beruhigt aus der Deckung treten. Und das kam ihm gelegen. Schließlich musste er noch rasch mit einem gewissen Strauchdieb abrechnen, was er auch kurzerhand mit einem saftigen Tritt ins Gesicht erledigte. Der gute Mann ging zwar leider sofort elendig wimmernd zu Boden, aber so hatte Marquez jetzt wenigstens die nötige Ruhe, sich mit dem Unbekannten zu treffen, der gerade aus dem Schatten trat und sich auf ihn zu bewegte. Besser gesagt, er hätte die nötige Ruhe gehabt, wenn da nicht dieses unschöne Detail am Rande gewesen wäre, das ihm gerade aufgefallen war, als er seinen Blick auf die am Boden liegenden Körper gerichtet hatte:Das waren nämlich eindeutig nur vier: Zwei Tote, ein Bewusstloser und einer, der noch vom jüngsten Sprungangriff mit Kopfschmerzen in der Ecke lag... Da fehlte einer. Und das war nicht gut.
Marquez schaute sich beunruhigt um. Vielleicht sollte er seinen Verbündeten lieber warnen.
»Ähm, halt! Warte mal!«, rief er diesem so laut flüsternd wie möglich zu. »Bleib besser da stehen! Es könnte sein, dass hier noch einer...«
Doch er wurde wieder einmal unterbrochen – diesmal von einem barbarischen, sich mehrmals überschlagenden Kampfschrei aus dem Busch schräg links hinter ihm. Marquez drehte sich natürlich sofort um und zog sein Schwert, doch als er sah, dass der tobende Angreifer mit nichts anderem als einem Dolch bewaffnet war, musste er unweigerlich lächeln und packte ganz einfach dessen Waffenarm, den er ihm sogleich umdrehte. Doch der Wegelagerer wollte einfach nicht einsehen, wieso er jetzt schon aufgeben sollte und versuchte immer wieder, begleitet von zahlreichen, nicht jugendfreien Flüchen, nach seinem Bezwinger zu treten. Irgendwann wurde es Marquez aber zu bunt und da er – wie schon mit dem anderen Schützen zuvor – nicht mehr allzu mitleidig war, entriss er dem Gegner ganz einfach dessen höchsteigenen Dolch und bugsierte ihn zustechenderweise in dessen höchsteigenen Arm. Einen Schmerzensschrei später hatte der Kerl auch schon das Weite gesucht. Augenscheinlich hatte er jetzt endlich genug...
Jetzt wollte sich Marquez aber wirklich seinem Retter zuwenden, der sich bei näherer Betrachtung als Drachenjäger herausstellte, also wirklich niemand, der ihm nach dem Leben trachten würde.
»Also...« Der Bandit holte tief Luft. »Erst einmal will ich mich für die Hilfe bedanken. Das war ein erstklassiges Timing gegen dieses üble Pack. Ich sag dir, die schießen sogar auf ihre eigenen Leute, solange diese im Weg stehen. Widerliches Gesindel... Aber ich hätte da jetzt noch, bevor ich zu sehr ins Schwafeln gerate, eine Bitte: Könntest du vielleicht noch kurz mitkommen und mit mir nach meinem Lehrmeister sehen? Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass bei ihm noch mehr... äh...«
Marquez hielt inne. Ihm fiel da gerade etwas auf: Das Gesicht dieses Mannes da vor ihm kannte er doch irgendwoher.
Kurz schauten sie einander schweigend an, doch dann ging dem Banditen das entscheidende Licht auf: Das war dieser eine Typ, den er bei der großen Orkjagd im Minental gesehen hatte.
»Ähm... Raven! Sag doch gleich, dass du es bist...« Der Bandit reichte ihm mit einem verlegenen Lächeln die Hand. »Ich bin Marquez, falls du dich noch an mich erinnern solltest...«
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| 08.03.2004 22:26 | #255 |
| Sara |
In Ordnung, hören wir auf.
Sie hatten wirklich genug trainiert, mehrere Stunden, fast ohne Pause. Natürlich schwitzen sie wieder, hatten ihren Atem verloren, keuchten lautstark um die Wette und doch hatten sie noch Zeit sich anzulächeln. Es war eine Genugtuung, als sie die Holzschwerter auf den Boden pfeffern konnten, das tat wahrlich gut. Das Programm war sehr gut durchgekommen, sie konnten wirklich zufrieden sein. Es gab keinen Grund zu meckern. Realere Bedingungen gab es dafür auch gar nicht, aber die Erfolgserlebnisse motivierten ihn schon für Morgen. Er freute sich ein wenig drauf, aber die Anstrengungen zerrten natürlich auch an der Substanz. Zum Glück trug er bei dem Training nicht seine warme Rüstung, aber dies wäre im Kampf unvermeidbar. Apropos Rüstung, um genau die sollte es kurze Zeit später wieder gehen. Er war wirklich stolz auf Isabell, anstatt sich eine Pause zu gönnen oder zu sagen, dass sie jetzt nichts mehr machen wollte, ging sie schon zehn Minuten später zu ihrer Arbeit mit der Rüstung zurück, doch Rociel reichte ihr erst mal etwas zu trinken und ein Stück des Wildschweins. Heute sollte es das erst mal gewesen sein mit dem Training an der Waffe, zumindest für sie. Die Rüstung hatte eigentlich oberste Priorität und so war es vielleicht gar nicht so gut, dass sie jetzt, schön fertig, damit weitermachen wollte, aber zu lange konnten sie auch nicht hinten dran bleiben. Der Zeitdruck bestand eigentlich nur aus diesem einen Gefühl, dass bald Veränderungen eintreten würden, doch sein Gefühl hatte sich in der letzten Zeit sehr selten geirrt. Doch wenn es nun nicht in drei Tagen fertig werden sollte, dann mussten sie eben so viele Tage dranhängen, wie sie brauchte. Aber seine Schwester hatte ja selbst diese Frist genannt. Langsam wuchs in ihm auch die Spannung nach dem Aussehen und der Wirkung im Endeffekt, was die Rüstung aushielt und wie sie aufgebaut war, deswegen schaute er ihr ab und zu auch mal über die Schulter bei der Arbeit, konnte aber noch nicht viel erkennen. Heute allerdings widmete er sich noch anderen Aufgaben, der Trinkwasserbesorgung zum Beispiel. Ich wird dann mal unsere Wasservorräte auffüllen, bis später. Ein weiteres Mal verließ er das Lager und ließ Isabell alleine bei der Arbeit. Wahrscheinlich war es auch gut so, dass sie sich besser konzentrieren konnte. Gestern, auf der Jagd nach dem Wildschwein war er an gleich zwei Quellen vorbeigekommen, diese wollte er nun auch nutzen.
Nach einer Viertelstunde durch den Wald, kam er an einer der Quellen an. Sie war nicht sehr groß, gerade mal einen Meter breit und kaum zwei Finger tief, aber sie war beständig und plätscherte mitten durch den Wald. Wahrscheinlich eine von hunderten Quellen, die von den mächtigen Gletschern von Gorthars Gipfelkette gespeist wurde. Jetzt, wo der Schnee wieder taute und das Wetter wärmer wurde. Leider merkten sie davon noch nichts, aber frieren konnte man das nicht nennen, was sie bei den Anstrengungen auf der Haut fühlten. Die Krüge waren bald bis zum Rand gefüllt und mit Kork verschlossen, der Weg konnte wieder zurückgehen. Er machte sich ein wenig Sorgen, der Pessimismus war nicht so leicht zu besiegen. Es war doch irgendwie die Frage, ob das wirklich Sinn machte, das alles. Ob sie nicht sowieso irgendwann sterben würden. Warum nicht sie? Lebten sie doch mit Abstand am gefährlichsten von allen. Die Menschen in der Stadt hatten dicke Mauern, ein paar Milizen und massig Nachbarn, aber sie hatten nur wilde Tiere und Banditen um sich. Die wilden Tiere waren ja nicht mal das Problem, die Menschen waren es. Menschen, wie die Gelirkas Sekte. Sie hatten sich vorgenommen dieses Problem noch mal zu diskutieren und dabei konnte eigentlich nur ein Standpunkt rauskommen. Er hatte sie auf jeden Fall unterschätzt, das war ihm spätestens nach dem zweiten Angriff klar. Das Gefährliche an der Sekte, wenn es denn überhaupt eine war, war, dass sie keine Ahnung hatten. Wer dahinter steckte, wie viele es sind und auf was sich ihre Macht, ihr Einfluss gründet. Schließlich tauchten nicht mal eben ein paar Typen auf, die einem umbringen wollten und schon gar nicht mit solchen Zaubern. Außerdem hatten sie ihr Geheimnis streng gehütet, woher also hatten diese Männer, wenn es denn welche waren, diese Informationen über ihre Vergangenheit, über ihre Körper…
Sorgen, dass war es, was er hatte, was ihn plagte. Die Zukunft mochte rosig sein, doch sie mochte genauso gut Dornen übersät sein. Dornen, an denen man sich schneiden und stechen konnte. An denen man hängen bleiben konnte. Dennoch wollte er sich sein Glück nicht zerstören lassen, dafür hatte er zuwenig davon. Als er wieder ins Lager bzw. auf die Lichtung gekommen war und das Wasser abgestellt hatte, nahm er Isabell auch erst mal in dem Arm und küsste sie zärtlich. Er war eben doch schwach und niemals stark gewesen, so zerbrechlich, zerbrechlich wie ein Stück Kristall…
Aber der Tag war noch nicht vorbei, sie mussten noch weiterarbeiten und so werkelte Isabell weiter, während er sich nach kurzer Auszeit dem Schwerte widmete, allerdings dem echten, dem scharfen. Er übte ein paar Grundschläge, versuchte aber auch in seinen Kampfstil neue Elemente einfließen zu lassen. Eine Übung fürs Leben…
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| 09.03.2004 16:12 | #256 |
| Isabell |
Die Sonne stand hoch am Zenit und die Schweißtropfen perlten von der Stirn der schönen Frau. Erst jetzt waren sie wieder mit ihren Übungen des Vormittages fertig geworden. Laufen, leichte Gymnastikverrenkungen und ein bisschen leichtes Schwerttraining, wie auch schon gestern. Danach hatten sie erst mal gefrühstückt, das Wasser war schön kühl, hatte es doch gar eine dünne Eisschicht in der Nacht bekommen, doch davon hatten sie gar nichts gemerkt, von der Kälte. Das Fleisch war zwar schon etwas ranzig, aber die angebratene Haut hielt das Fleisch darunter wenigstens genießbar. Dadurch, dass es über dem Feuer hing konnten die ersten Aasfresser auch schön davon ferngehalten werden. Aber nach dem Essen und der ersten Regenerationsphase mussten sie schon wieder weitermachen. Es war nicht übermäßig anstrengend, sie fühlte sich in keinerlei fertig oder am Ende, aber sie hatten einen straffen Zeitplan zu bewältigen. Doch heute war die Vorfreude noch viel größer als an den anderen Tagen, denn heute Abend sollte es soweit sein. Sie würden endlich die Rüstung komplettieren, sie würde endlich fertig werden. Ein Traum würde wahr werden. Es durfte einfach nichts mehr schief gehen. Als ihr Bruder das erste Mal von ihr sprach, hielt sie ihn noch für einen Träumer, doch sie hatten es tatsächlich geschafft. Mehr oder weniger alleine hatte er die drei Ressourcen besorgt, immer an das Gelingen geglaubt. Man konnte schon von Anfang an sehen, wie sehr er doch daran glaubte es zu schaffen, ihr Anteil bei dieser ganzen Aktion war lächerlich gering. Wer dachte schon ernsthaft dran, beim Namen einer Drachenzutat optimistisch zu sein. Und selbst die Feuerwarane, die noch öfter auf der Insel gesichtet wurden, waren nicht wirklich Trophäentiere, sondern eher Todesboten. Und Schneewölfe in eisigsten Gegenden zu suchen, ohne die realistische Chance sie zu finden, dazu gehörte auch einiges an Selbstvertrauen. Doch jetzt wollte sie es nicht vermasseln und ihren Teil dazu beitragen, so dass es wirklich ein würdiges Imitat der legendären Ashisou würde.
Gestern war es gelungen die fünf Drachenschuppen anzunähen. Es war eine sehr mühsame Arbeit, die noch lange nicht stabil, sondern nur ein vorsichtiges Gerüst war, doch sie war fertig und nur das zählte. Drei Schuppen bildeten eine Pyramide in Form von drei zylinderartigen Körpern, die restlichen zwei wurden als Rückenpanzerung aufgenäht. Die Arme blieben frei, die gesamte Rüstung war ärmelfrei. Es war ein reiner Oberkörperschutz, allerdings mit Verlängerung des Beckens. Die kleinen Waranschuppen sahen ein wenig wie ein enges Kettenhemd an, so eine ähnliche Funktion hatten sie ja auch. Durch ihre enorme Resistenz gegenüber Feuer war man dort fast vollständig vor Flammen geschützt, doch durch die lederartige Struktur war eine ideale Bewegungsfreiheit an der untersten Schicht gewährleistet. Die Panzerplatten des Drachens waren dagegen alles andere als flexibel, doch an den Stellen wo sie saßen brauchte es dies nicht. An der Brust, wo sie mögliche Pfeile bremsen sollten und natürlich auch am Rücken, über hinterhältige Attacken unschädlich zu machen. Dabei war es natürlich nie eine Garantie, dass der Pfeil nicht doch durch die Schuppe dringen konnte, aber die Schuppen eines Drachen waren so dermaßen hart, dass es schwierig, fast unmöglich war. Keine Rüstung bot an nur einer einzigen Stelle hundertprozentigen Schutz, aber je besser die Rüstung, desto höher die Chancen, das klang einleuchtend und das war es auch. Ashisou war sicherlich eine der besten Lederrüstungen, oder besser gesagt Schuppenrüstungen, die es gab, denn sie besaß nicht nur den Schutz von ein paar der mächtigsten Wesen der Welt, sondern wurde auch noch mit Magie behandelt. Dennoch war sie keine Wunderrüstung und konnte nur mit einem guten Besitzer lange überleben. Einem schnellen Besitzer, einem wendigen Besitzer. Jemanden, der gut kämpfen konnte. Heute sollte das Meisterstück folgen, das Fell der Wölfe auf die Rüstung zu nähen. Dabei stellte sie sehr schnell fest, dass sie viel zu viel Fell hatten und einiges übrig bleiben würde, doch das konnte man dann ja noch sehen. Es war eine mühevolle Arbeit, mit Nadel und Faden und dem Messer, dass sie inzwischen von Rociel bekommen hatte, zu arbeiten, aber es würde sich sicher auszahlen, sie fieberte schon auf das Ende der Arbeit hin und legte sich deshalb besonders ins Zeug, denn wenn sich die Sonne senkte musste sie fertig sein. Außerdem war dies ihre Rüstung für die nächsten paar Jahre, eher noch für immer, deswegen sollte sie auch schön sein. Das praktische Denken hatte bei Isabell Vorrang, aber die Schönheit einer Rüstung durfte nicht außer Acht gelassen werden, weswegen sie auch zunächst nur die besten Stücke der inzwischen schon etwas angeschlagenen Wolfsfelle benutzte. Das Fell hatte den Sinn dieser Rüstung Schutz gegen die Natur zu gewähren, Wind und Kälte abzuwehren. Dabei war es das edelste Fell, das man wohl von einem Wolf bekommen konnte.
Während sie noch weiterarbeitete, hatte ihr eifriger Bruder wieder zum Schwert gegriffen, abseits des Baumes, in der Mitte der Lichtung, sah man ihn Schwerterhiebe üben und üben. Solange sie heute arbeitete, solange trainierte er noch. Er hätte sich auch einfach ausruhen können, aber wahrscheinlich war ihm das unangenehm. Die junge Frau war in diesen Tagen mehr und mehr stolz auf den kleinen Bruder und sie war innerlich froh über diese Schicksalswendung. Ihr Bruder hätte auch ein Säufer, ein Schläger oder einfach nur ein stocksteifer Milzsoldat sein können, aber niemals auf der Welt hätte sie vor der Zeit eine solche Vorstellung von einem Menschen entwickelt. Er war nicht nur ein liebevoller Mensch, sondern auch ein zärtlicher Liebhaber, seine Scheu war so anders, als bei so vielen Männern. Dies alles ließ die negativen Seiten wie das Blut ihres Vaters vergessen machen. Dieses Leben war trotz der ganzen Querelen soviel perfekter und schöner als das Dahinsiechen davor. Oft sah sie ihm kurz zu, wie besessen er doch war, eine Besessenheit, die fast schon Angst einflössend war. Doch nun kam er wieder, mit einem zackigen Geräusch hörte man die Klinge in der Scheide verschwinden. Sie sah zu ihm auf, wie sein Kopf rot war und musste kurz kichern, obwohl sie wusste, dass sie nicht viel anders aussah, vor noch nicht allzu langer Zeit. Dann setzte er sich neben sie. Man bin ich kaputt, aber ich denke, dass mit das sehr, sehr weiterhelfen wird. So intensiv habe ich nicht mal bei meiner Ausbildung trainiert. Wahrscheinlich war ich deswegen damals nie wirklich gut. Na ja egal, ich wollte mit dir nur kurz über die Sekte reden. Du weißt schon, wir wollten das Thema kurz anschneiden. Sein aufgerichteter Oberkörper fiel, abgestützt mit den Händen, zu Boden, bis er ganz im matten Gras lag. Sie sah die Nachdenklichkeit in seinem Gesicht, als er ruhig zum Himmel, der heute mehr blau als grau aber dennoch nicht schön aussah. Sie wollte auch ernst bleiben, hatte aber kein Problem damit, im Gegenteil, es würde wichtig sein darüber zu reden. Diese Frage quälte sie nämlich auch schon die ganze Zeit. Doch die Konzentration blieb weiterhin bei der Rüstung, an der sie nebenher weiterarbeitete.
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| 09.03.2004 17:42 | #257 |
| Sara |
Also, was haben wir? Zunächst einmal einen Angriff auf uns beide. Das war noch dieser schnelle Vermummte, von dem ich annehme, dass es ein Mann war, aber natürlich könnte es auch eine Frau gewesen sein, jedenfalls nennen wir ihn mal einfach Mann. Also, der Typ wollte uns aus dem Hinterhalt meucheln, was ihm aber, dank des Amulettes, nicht gelungen ist. Wir konnten ihn stellen, fanden aber nur noch einen Umhang, auf dem die Worte Gelirkas drauf waren. An dem Umhang war kein Blut, aber auch keine Staub oder Aschereste, also konnte ich ihn nicht getroffen haben, sondern nur den Umhang. Es ist also zweifelhaft, ob es ein Mensch war, wäre aber durchaus möglich. Ich halte fest, es war ein gut ausgebildeter Attentäter, der uns da töten wollte. Dann passierte lange Zeit nichts mehr, bis uns diese Stimme beim ersten Mal begegnete. Sie sprach von Dämonenblut und Unheiligkeit. Sie kannte unser Geheimnis, die Frage ist nur, woher kannte sie unser Geheimnis? Niemals ist es uns über die Lippen gekommen. Sehr seltsam. Ein weiterer, offener Punkt ist, dass diese Stimme sehr göttlich sprach. Als ob sie im Auftrag eines Jemanden handeln, den sie als Gott betrachteten. Ich schließe Beliar und Adanos aus. Es sind entweder verrückte Innosanhänger, das würde sehr gut passen, oder dieser verrückte Schläfer hat seine Finger im Spiel. Natürlich kann es auch einfach sein, dass sich unser Feind einen eigenen Gott geschaffen hat. Auf jeden Fall glauben sie im Recht zu handeln, aber das glauben Fanatiker ja immer. Wir stellen fest, dass die Stimme bei allen drei Malen aus einem Baum kam. Sie versteckte sich, traute sich nicht so Recht an uns zu treten, uns ihren Körper zu zeigen. Aber ich meine, dass es immer dieselbe Stimme war. Und immer wieder war es derselbe Zauber. Es muss ein Zauber sein, denn Gestalten, die wie Menschen aussehen und wie Menschen kämpfen, aber weder Blut noch eigenen Willen besitzen und bei einem tödlichen Treffer zu Staub zerfallen, das kann nur das Werk eines Nekromanten oder eines anderen Zauberers sein. Allerdings sind diese Kämpfer immer sehr schwach gewesen, was uns vielleicht in Sicherheit wiegen soll. Ich für meinen Teil sehe das als Test. Unsere Gegner scheinen sich sicher zu fühlen, sicher und stark. Aber doch zu schwach, um uns offen anzugreifen und uns ihr Gesicht zu zeigen. Und dann ist mir noch etwas Weiteres aufgefallen. Es werden immer mehr. Erst war es ein gutes Duzend, dann etwas mehr und beim letzten Angriff, den ich erlebt habe, waren es mindestens fünfzehn. Außerdem schrecken sie nicht zurück uns einzeln anzugreifen, obwohl das noch logisch ist, taktisch sogar klug war. Aber ebenso gut könnte es ein weiterer Test gewesen sein. Ich weiß nicht wozu das alles und ich weiß nicht, wer dahinter steckt, aber ich habe da so meine Vermutungen. Auf jeden Fall bin ich davon überzeugt, dass es mehrere sind. Ich glaube nicht an den großen, mächtigen Zauberer, der sich in den Bäumen versteckt und seine Zauber wirkt, aber auch ab und zu mal zu einem kleinen Meuchelattentat ansetzt. Nein, ich bin fest überzeugt, dass es eine Art Sekte ist, aber der Umfang ist mir vollkommen unklar. Ob das jetzt fünf oder fünfzig sind, ich hab keine Ahnung. Aber für mich steht eines fest, wir sollten diese Leute gut im Auge behalten. Anfangs hielt ich sie noch für Spinner, aber das hat sich jetzt geändert. Die Typen sind gefährlich. Wer es schafft fünfzehn Zauberwesen zu erschaffen, die sich bei Tode in Luft auflösen, aber dennoch echt und nicht körperlos sind, kämpfen können und damit auch töten können, der gibt sich doch nicht mit Schwächlingen wie diesen zufrieden. Ich glaube…uns könnte da noch ganz schön Ärger drohen. Aber Angst habe ich nicht. Und auch keinen Respekt. Ich möchte nur, dass wir in Zukunft etwas besser aufpassen. Auch dafür ist dieses Training. Sollten sie es noch einmal wagen – und sie werden es ganz sicher noch einmal wagen – dann werden wir keine Gnade mehr walten lassen. Diese Wesen sind es nicht wert beachtet zu werden. Keine Menschen in meinen Augen. Ich werde sie beim nächsten Mal…nicht so schonend behandeln.
Dann endlich stoppte er, er spürte, wie trocken seine Lippen waren und wie trocken sein Gesicht doch schon war. Der Wind hatte wieder Fahrt aufgenommen und man spürte seine sanften Züge auf den Knochen und der Haut, wenn man nur darauf achtete. Rociel sah zum Himmel, so unendlich weit weg. Kurze Zeit vergaß er wieder die Welt um sich herum, aber dann raffte ihn nicht nur Isabells liebliche Stimme wieder auf, sondern auch die Tatsache, dass er wieder weiterarbeiten wollte, vielleicht auch von Bruder Ehrgeiz dazu gezwungen wurde.
Ich weiß nicht, ob es wirklich mehrere sind, aber dennoch gebe ich dir Recht. Das Gelirkas ist eine Bedrohung für unser Leben, aber wir können es uns nicht leisten solche Gestalten und Organisationen frei walten zu lassen. Wir sollten uns sobald wie möglich mit dem Problem näher beschäftigen. Ich möchte dir noch etwas sagen, wenn es dir noch nicht aufgefallen ist. Ich bin eben erst darauf gekommen, als du gesprochen hast. Gelirkas… Dreh das Wort mal herum und du siehst, warum sie gerade uns jagen. Sakrileg. Ein heiliges Vergehen. Wie die Hexenjäger. Wie die Jäger der Sünder…
Hahaha…sie sehen uns als ein Sakrileg. Ich bin allerdings bereit, für mein Sakrileg zu sterben, denn ohne es wäre ich schon längst tot. Psychisch tot. Und wohl auch physisch.
Hehehe…wir werden die selbsternannten Jäger austricksen. Wir finden ihren Bau und schlagen der Schlange den Kopf ab. Und leben als die glücklichsten Sünder auf dieser Welt weiter.
Sie hatte Recht. Noch einmal ging er die Initialen auf dem Umhang durch und die Buchstaben standen wirklich für das Wort Sakrileg. Nur eben rückwärts…jetzt wurde ihm so einiges klar, zwar waren damit nicht die meisten Fragen beantwortet, aber es ließ die Sache klarer wirken. Viel klarer. Hehe, du hast Recht Sternchen. Wir schlagen der Schlange den Kopf ab und sorgen dafür, dass keiner mehr nachwächst. Das Glitzern in ihren Augen, die sich fast die ganze Zeit nur auf das nähen des Felles konzentriert hatten, war ansteckend, aber dennoch war er derselben Meinung. Er hasste es gejagt zu sein, er jagte lieber selber.
Rociel gab seiner Schwester einen sanften Kuss und zog dann wieder zur Mitte der Lichtung, hatte er zuvor noch sein Schwert aus der schützenden Scheide geholt. Noch im Gehen sprach er dann noch einmal zu seiner eifrigen Schwester.
R: Wie lange brauchst du denn noch, wir müssen noch weitermachen!I: Nicht mehr lange, ich bin gleich fertig, aber etwas Zeit brauch ich noch, das Fell geht schwieriger als gedacht.
R: Nein, nein, schon gut, lass dir alle Zeit dieser Welt. Ich hab das nur wissen wollen. Niemand soll dich bei deiner Arbeit drängen. Es soll die beste, die schönste und die stärkste Rüstung werden, die je einen menschlichen Körper geziert hat, hörst du. Ich werde dir dafür besorgen, was du willst, auch die Zeit!
Danach kehrte wieder Ruhe ein und nur die gleitenden Bewegungen der Klinge zuckten durch die Luft.
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| 09.03.2004 18:13 | #258 |
| Raven the 4th |
Raven grinste und klopfte sich die feuchte Erde vom Harnisch, sobald sich der feste Händedruck des Leelers gelöst hatte.
"So schnell vergess ich niemanden, vor allem keinen Anhänger Lees. Ich hab bloß teilweise Probleme, zu zuordnen, wo oder wie ich wen kennengelernt habe."Der Jäger wandte den Blick ab von dem Banditen und in das sich lichtende Dunkel, das vor ihnen lag.
"Sollten wir nicht...?", Raven packte wieder seinen Bogen und ein fragendes Lächeln lag auf seinem Gesicht.
Marquez fuhr schlagartig herum und setzte sogleich ein schnelles Tempo vor.Wortlos folgte Raven dem Verbündeten, der von Wurzel zu Wurzel, die die beiden übersprangen schneller wurde.
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| 09.03.2004 20:56 | #259 |
| Isabell |
Schon wieder waren sie am trainieren, doch dieses Mal ohne Schwerter. Kein Holz, kein Metall. Dieses Mal trainierten sie etwas ganz anderes. Die letzte Art des Kampfes. Die Idee kam dieses Mal von ihr und wurde auch dankend angenommen. Die Rüstung war endlich fertig, noch sah sie wie ein unfertiges Stück aus, doch das sollte sich bei Einbruch der Nacht ändern. Doch bis dahin hatten sie noch ein kleines bisschen Zeit, die Zeit, in der wieder intensiv gearbeitet wurde. Isabells Spekulation zielte darauf spezielle Bewegungen in den Kampf hinein zu bringen. Bewegungen, die nützlich waren um den Gegner maximalen Schaden zuzufügen. Es war schwierig, denn die meisten Bewegungen waren schon längst bekannt und schwer ausbaubar, doch es fanden sich Bewegungsabläufe, die man wunderbar kombinieren konnte. Sie übten einfachste Aufgaben wie das Ducken oder das Beugen des Körpers, das Gleichgewicht auf einem Bein und auch im Fallen zu halten. Doch all dies war nur eine Verbesserung einer Kunst, die jeder Kämpfer von selbst trainierte und die deswegen auch keine lange Übung benötigte. Doch eines war ihre Königsdisziplin, ein Bewegungsablauf, gegen die sie sich erst gewehrt hatte und den sie doch am Ende duzende Male trainierten. Das ganze sah eine kampfähnliche Situation vor. Sie kämpften gegen eine Vielzahl von Feinden, was auf diese Vermummten angespielt war. Mitten im Kampf lösten sie sich voneinander, so dass sie genügend Anlauf hatte. Sobald der Weg frei war sollte sie auf Rociel zulaufen, mit einem schrillen Pfeifton das Signal geben und dann ging er in die Hocke, bot sozusagen eine ideale Rampe auf der sie dann absprang. Das ganze musste schmerzhaft für den Rücken sein, denn die Stiefel und der Rest des Körpers hatten schon einiges an Gewicht, doch Isabell tat es dann doch. Das ganze hatte einen gravierenden Vorteil. Die Feinde die sie während des Sprunges ausschalten konnte, waren groß und selbst wenn nicht, allein die Möglichkeiten beim Aufkommen waren unendlich. Gleichzeitig war sie jegliche Verfolger los, da diese ins offene Messer liefen. Der Nachteil war allerdings auch, dass es dafür Anlauf brauchte und den hatte man im Kampf selten. Deswegen übten sie noch eine weitere Finesse. Einen Kampfstil, der lange Zeit behindert wirkte, da sie kaum Platz für ausfahrende Schläge hatten, doch dafür bildeten sie ein fast uneinnehmbares Bollwerk der Verteidigung. Rücken an Rücken konnten sie fast jeden Angriff abwehren, doch dies alleine sollten nicht alles sein. Sie übten den Schwertwechsel blind, wieder nur durch eine Pfeifreihenfolge aufmerksam machend. Sie versuchten die Schläge präzise nach hinten und nicht nur nach vorne. Der Sinn des ganzen war einfach, auch in der Enge noch Möglichkeiten zu haben. Dabei mussten sich immer wieder Hirngespinste ausgedacht werden. Es war wirklich schade, dass sie hier keine Strohpuppen hatten, aber eigentlich war es gar nicht mal so schlimm. Sie kamen gut voran.
Zu guter letzt beendeten sie das Training mit einem Dualkampf. Es war alles genau abgesprochen und doch war es ein Zufallskampf. Sie wollten versuchen alle Elemente des bisherigen Trainings zu kombinieren. Gegeneinander kämpfen, natürlich mit den Holzschwertern, dabei nicht nur tödliche, sondern auch unvorhergesehene Schläge reinbringen. Doch dann sollten sie auch Ausweichbewegungen üben und immer mal wieder die gemeinsamen Techniken anwenden.
Die Schwerter splitterten kaum noch, obwohl es immer härter zuging, unglaublich schnell waren die Bewegungen jetzt, sie hatten spätestens jetzt gesehen, dass es etwas gebracht hatte, so intensives Training zu betreiben. Beim ersten Kampf war es zwar gut, aber lange nicht so schnell. Verbissen waren ihre Gesichter, der Griff der Klingen wurde fast sekündlich gewechselt. In ihren Augen brannte Feuer, dass sonst nur in Kaminen oder bei Lagerfeuern zu sehen war, sie sah selbst, wie verbissen ihr Bruder die Zähne zusammenknirschte, man mochte sich nach einem Knacken sehnen, um die Beobachtung geradezu zuhören. Doch dieser Kampf sollte ein Musterbeispiel werden, wie eine Prüfung sozusagen, sie legten sich deswegen besonders ins Zeug, gaben sich die größte Mühe. Neben unzähligen Schlägen, die immer wieder die Schwerter zusammenkommen ließen, waren ihre Bewegung fast perfekt. Natürlich gab es auch Fehler, manchmal ging sogar alles schief, doch sie resignierten dann nicht, sondern kämpften einfach weiter. Sie schafften es in einer Drehung ihre Waffen auszutauschen, kämpften blind mit Rückenkontakt, sie wagten sich selbst an die durchaus gefährliche Disziplin ohne Ankündigung gezielte Schläge dicht an den Köpfen des Partners vorbei zu führen, doch was sie am meisten freute, ihre Königsdisziplin gelang. Am Ende, Isabell war mittlerweile vollkommen am Ende und sehnte sich nur noch nach dem erlösenden, letzten Schlag, führten sie sie aus. Niemand hätte aufgegeben, doch sie mussten aufhören, die Sonne, oder besser gesagt das Licht, war untergegangen, sie sahen immer weniger und das bedeutete soviel wie Endzeit. Isabell fuhr herum, ihr Körper drehte sich mit ihr, die Klingen tanzten im gleichen Takt, ihre schwarzen Haare fielen baumelnd nach vorne. Sie streiften das Schwert von Rociel, ehe sie sich nach vorne warf. Mit einem gehechteten Salto brachte sie sich raus, wäre fast ausgerutscht, konnte sich aber sicher auf die eigenen Beine retten. Wie besprochen war noch immer die Kampfsituation gleich, ihr Bruder, umringt von fünf Leuten, wehrte sich erbittert gegen die Angreifer. Ihre Klingen fuhren einmal herum, dann packte sie energisch zu, die Griffe fest in der Hand, gestern noch von ihrem Bruder durch kleine Einkerbungen verbessert. Sie lief zu ihm, gab dem verabredeten Pfeifton von sich, dann passierte es, mit einer blockartigen Abwehrbewegung verschaffte er sich Zeit, ging in die Hocke, während zwei Schläge seiner Feinde über die Stelle donnerten, wo eben noch sein Kopf war. Das Spiel musste gespielt werden, unbedingt und Perfekt, ein Drama, gut genug für das Leben da draußen, zu schlecht für ein geeignetes Publikum, denn das Blutvergießen war zu enorm. Sie nutzte seinen Rücken als Trittfläche, sprang an dem realen Rociel in die Höhe, rammte Zweien das Schwert in den Rücken, ehe sie röchelnd zu Boden fielen, sofort herrschte Panik, Chaos, Verwirrung, ehe die zweite Garnison fiel, enthauptet, aufgeschlitzt, tot, tot, tot. Die Verfolger liefen in das Schwert ihres Bruders, das zweimal das Herz nur knapp verfehlte, einen auch am Bein niederstreckte. Das Drama war vorbei, oder auch, der Kampf war gewonnen, die Darsteller verbeugten sich, oder auch, die beiden fielen glücklich, aber auch schwer, schwer schnaufend und keuchend in das Gras. Sie hatten es geschafft. Natürlich war es nicht perfekt…natürlich nicht…aber so wie es war, war es besser. Ihre Feinde hatten am heutigen Tage einen Grund mehr sie niemals zu finden, denn in Isabells Kopf keimte der Gedanke, das durchzuziehen. Das regelmäßig zu machen. Noch während ihr Brustkorb wild auf und ab bebte, war sie süchtig geworden, süchtig nach der unmöglichen Perfektion. Süchtig nach der Bühne, die es nicht gab.
Glücklich war sie nun, sehr glücklich und auch ihr Bruder schien glücklich zu sein. Aber was hieß schon schien, natürlich, sie wusste es ja. Sie konnten nur lächeln, trotz des Auf und Ab, dem wilden Herzschlag und dem rasenden Puls. Sie hatten etwas geschafft, auch wenn noch überhaupt nicht raus war, ob man all das Gelernte überhaupt mal praktisch anwenden könnte. Aber sie waren beide so zuversichtlich, so strahlend, trotz der Dunkelheit, sie hatten keinen Grund mehr nicht daran zu glauben. Wieder schmeckten die Küsse von seinen Lippen salzig, aber das machte nichts, sie hatten Zeit, die Nacht war noch nicht vorbei, sie hatten nun mehrere Stunden um das Angefangene zu vollenden, um den Tag zu einem perfekten Tag zu machen. Der Zauber, so wusste sie, wirkte nur in der Nacht, wenn diese im Lande herrschte. Warum wusste sie nicht, doch sie war bereit dafür. Aber noch mochte sie nicht an den Zauber denken, denn es war da doch ein kleiner Wehrmutstropfen dabei, ein roter Lebenstropfen…
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| 09.03.2004 22:56 | #260 |
| Sara |
Nach einigen Minuten standen sie wieder auf. Sie waren zwar absolut kaputt, doch in ihren jungen Brustkörben füllte sich wieder neue Luft. Ihr Atem wurde kontrollierter, das Keuchen ging. Erneut rappelten sie sich auf, jetzt spürte auch Rociel, dass es mehr als nur einfaches Schwerttraining war, es war gleichzeitig Muskeltraining, Konditionstraining und auch ihr Geist profitierte davon. Aber jetzt hatte er eigentlich genug. Vielleicht morgen mal wieder, aber für heute konnten die Knochen nicht mehr. Besonders der letzte Kampf, er war so was wie eine Kür, eine unglaubliche Anstrengung, ein Kraftakt. Zusammen gingen sie dann zurück zu dem Baum, unter dem immer noch, seit ihrem Wiedersehen, die ganzen Sachen lagen. Doch aus den losen Drachenschuppen, den vielen Waranschuppen und den großen Wolfsfellen war ein Gebilde geworden, das schon entfernt nach einer Rüstung aussah, allerdings noch längst keine war. Natürlich wunderte sich der junge Fürst, gab es doch allen Grund dazu. Sie wollte fertig werden, heute, und hatte auch gesagt, dass sie fertig wäre, ansonsten hätten sie ja gar nicht so viel noch gemacht. Entsprechend groß war nun die Verwunderung, als er das gute Stück zum ersten Mal sah. Ich dachte du bist fertig. Aber da fehlt ja noch irgendwas oder? Vorsichtig tastete er an der Rüstung, die von außen hin komplett weiß war und nur innen einen tiefen Schnitt besaß. Ein weißer Saum aus Wolfsfell bildete Band, gleichzeitig befanden sich tiefe Löcher in der Innenseite. Perfekte Schneiderkunst wollte er meinen, nur leider war die Rüstung klapprig und würde wohl den nächsten Sturm nicht überleben, weswegen er arg zweifelte, ob das der Endzustand einer solch mächtigen Rüstung sein sollte. Schon wollte er seiner Schwester den Vorwurf machen, doch Stahl zu brauchen, als diese mit einer mehr als überraschenden Antwort herausrückte. Nun ja, du hast Recht, da fehlt noch was. Der Rüstung fehlt noch das Bindeglied, das Stück, dass ihr die Stabilität gibt. So etwas wie Leim. Oder eben eine Naht. Ich habe dir noch nicht alles gesagt. Ich wollte das nicht so früh sagen, aber inzwischen wünschte ich, dass ich es getan hätte. Also…diese Rüstung besteht aus reiner Magie. Die Magie der Wesen, denen diese Trophäen einst gehörten, sie schlummert noch immer darin und diese Magie wird mit einem Spruch gebannt, doch noch viel mehr, diese Rüstung, Ashisou, sie kann nur mit diesem Spruch entstehen. Ich habe ihn einst gehört, als ich die Rüstung bekam. Damals war sie schon fertig, aber ich konnte alles erfahren. Ich weiß selber nicht mehr genau, was ich damals fragte, aber den Spruch habe ich noch genau auf den Lippen, seit Jahren schleppe ich ihn mit mir herum, seit mir Kryliyx meine Rüstung raubte. Es gibt da nur ein Problem, genau deshalb wollte ich es dir nicht erzählen. Aber lass uns zuerst zu dem kleinen Steinhaufen da vorne gehen, dort will ich das Ritual ausführen. Doch Rociel wartete nicht lange mit seiner Nachfrage, wie sollte er auch ruhig bleiben, nachdem die Worte eher aufgeregt als freudig klangen. Was, was für ein Problem? fragte er mit aufgeregter Stimme. Das Bindemittel, der Leim, die Magie…sie besteht aus rotem Lebenssaft., entgegnete seine Schwester ruhig. Blut? Hm… Der junge Mann überlegte, ob es wirklich so sinnvoll war, dieses Ritual durchzuführen. Schon seit jeher hatte er ein gespanntes Verhältnis zur Magie, aber die Worte seiner Schwester lösten ein klein wenig Angst in ihm aus. Er wollte nicht, dass diese ganze Suche, diese ganze Anstrengung und die ganze Stimmung durch so etwas zerstört wurden, das durfte einfach nicht sein. Erklär mir, was es mit dem Blut auf sich hat. Was geschieht dabei genau? Isabell sah ihn nur komisch an und legte die Rüstung auf einen der Steine. Sie lag da nun, nichts mehr darunter und daneben. Wie auf einem Altar. Dabei handelte es sich nur um einen einfachen Stein, das sei hier festgestellt. Nun, eigentlich nicht viel. Es muss eine fließende Blutquelle in der Nähe sein, während die Formel gesprochen wird. Das Blut wandert so geradewegs in die Rüstung, sie bekommt so ihre vollendete Form, aber ich habe es noch nie gesehen, es ist auch für mich nicht genauestens vorhersehbar. Seine Schwester griff zum Rasiermesser, dass er ihr vor ein paar Stunden erst gegeben hatte, für die Arbeit an eben jeder Rüstung. Von außen sah sie so wunderschön aus, aber doch war sie unvollständig, nicht komplett. Geschwind schnappte er nach dem Messer, seine Hand nahm es spielerisch selber und aus der Hand von Isabell. Ich werde es tun. Du wirst dich ganz auf diese Formel konzentrieren. Ich vertraue dir, egal was kommt. Aber ich kann nicht zulassen, dass du dir deinen schönen Körper ruinierst. Er zog nur noch sein schwarzes Leinenhemd aus, dann stand er schon oberkörperfrei da. Die Rüstung, die trug er nicht zum trainieren, es wäre ja auch hirnrissig gewesen eine Rüstung dabei zu tragen und mehr als die Rüstung und das Hemd besaß er nicht. Es blieben nur noch seine Armschienen, doch die sollten jetzt keine Beachtung finden. Warte kurz und schnell eilte er noch zu ihrem provisorischen Lager und besorgte die Fackel mit dem Feuerstein. Bis eben war sie aus, obwohl sie nur noch schwer sahen, aber nun brannte sie wieder und erhellte das Gebiet einige Meter. Die Flamme war unheimlich, zuckte an den Bäumen und warf grauenvolle Schatten, doch immer noch besser als die totale Finsternis. Rociel war fest entschlossen das durchzuziehen. Er hatte Angst, denn wer fügt sich schon freiwillig Verletzungen zu und ließ noch einen Zauber über sich ergehen, aber er musste es tun, es war ein Instinkt, als ob er sie vor etwas beschützen musste. Als sie noch etwas sagen wollte, nickte er nur, es gab keine Diskussionen mehr. Vor der Rüstung stehend, Isabell den Rücken zugekehrt, nahm er dann sein Rasiermesser, dass er eigentlich nur für die Jagd gebrauchen konnte, die Klinge war so scharf, dass sie genau das richtige war. Mit einem genauen Schnitt zwischen dem Brustkorb ließ er sein Blut aus dem Körper strömen, er setzte den Schnitt nicht sehr tief, nur wenige Millimeter. Es tat weh, wie jeder Schnitt, doch das warme Blut linderte den anfänglichen Schmerz. Ein zweites Mal nickte er, so dass sie verstanden hatte. Kurze Zeit darauf hörte er die Worte der Formel, von denen er allerdings nichts verstand.
A ALLA GOJA HO HOPI HAJATA
AL HEJA GOJA HOI GOI HAJATA
Als die letzten Silben gesprochen waren, begann er etwas in sich zu spüren. Es wurde warm in seinem Körper, er spürte ein Lauf einer flüssigen Bahn, er verspürte einen Druck, einen Schmerzimpuls an der Stelle, wo das Blut hinaus trat und die Brust herunter lief, auf dem Weg zum Bauchnabel. Doch dort sollte es nie ankommen. Vor seinen Augen erhob sich das Blut, bildete eine Schlange, eine Schlange die direkt auf die Rüstung zuzielte. Man hörte nur noch das Knistern der Fackel, selbst sein Atem war verstummt, als sich das Blut sammelte und langsam auf die Rüstung niederging, allerdings unglaublich präzise und kaum sichtbar. Das Seil schwebte weiterhin in der Luft, ein Seil aus reinem Blut, das sich aus seinem Körper erhob. Doch nicht mehr lange konnte er sorgenfrei zuschauen, es wurde langsam kälter in seinem Körper, er bekam Kopfschmerzen, ein Pochen in seinem Kopf. Das Blut drängte immer weiter hinaus. Die Rüstung jedoch bekam nun eine Form, wurde viel massiver, dehnte sich wenig, aber immerhin aus. Irgendwann wurde ihm dann schwarz vor Augen, ein Flimmern und spätestens da bekam er ein ungutes Gefühl, doch fast zum selben Zeitpunkt hörte es auf. Das Blut riss von der Rüstung ab und innerhalb von einer Sekunde zog es alles wieder zurück in seinem Körper. Er spürte einen richtigen Ruck und fiel zu Boden. Sein Kopf war schwer und die Finger hatten Mühe sich zu bewegen, doch es war geschafft, die Rüstung war nun in ihrer schönsten Blüte.
Es ist vorbei, du hast es überstanden Mondschein. Komm, ich helf dir hoch. Mit Isabells Hilfe schaffte er es tatsächlich aufzustehen und er konnte sogar gehen, doch es war alles noch etwas verschwommen und er war etwas wacklig auf den Beinen. Schau mal, noch was Gutes, wir haben zwei Wolfsfelle übrig, eine warme Nacht ist uns damit sicher. Seine Schwester strahlte richtig und dieses Strahlen und das Wissen, dass ihr bei alldem nichts passiert war, das ließ hoffen und gab ihm auch die Kraft zu einem Lächeln. Dennoch war die mehr oder weniger freiwillige "Blutspende" sehr Kräfte raubend gewesen. So blieb auch keine Zeit mehr, nicht mehr viel. Immer noch schummrig zog er sein Hemd wieder an, verspürte einen Kuss auf seiner Wange, aber danach kippte er wirklich um. Er brauchte nur ein wenig Schlaf, um wieder zu Kräften zu kommen…nur ein wenig Schlaf…
Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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| 10.03.2004 15:49 | #261 |
| Isabell |
Schon gestern Abend war es alles andere als gut gelaufen. Sie hätte niemals mit einem solchen Prozess gerechnet, sie kannte diese alte Formel nicht. Wusste nur ihren Sinn, dass man sie brauchte für die Vollendung der Rüstung, doch hatte sie keine Ahnung, dass es so dermaßen enden könnte. Dieser Anblick, er war einerseits faszinierend, aber andererseits auch schrecklich, denn es war nicht anzunehmen, dass Rociel Freude daran hatte, als sein Blut aus dem Körper gerissen wurde, nur um auf der Rüstung zu landen. Doch sie konnte nichts tun. Das einzige, was sie in ihrer Hilflosigkeit tun konnte war ihn nach dem Zusammenbruch zuzudecken und vorsichtig hinzulegen. Es wäre sinnlos gewesen noch mehr zu tun. Zum Glück war sein Puls wieder stabil, genau wie Herzschlag und die Wunde war auch gestoppt. Trotzdem machten sich Schuldgefühle breit, die sie die ganze Nacht wach hielten. Sie konnte nicht viel schlafen, vielleicht drei oder vier Stunden, doch lange lag sie in der vergangenen Nacht wach und sah in die Sterne. Es waren seit langer Zeit einmal wieder Sterne und sie war sich sicher ihr Bruder hätte diese gerne gesehen, sah er doch so gerne die vielen leuchtenden Himmelskörper und vor allem den Mond. So war das alles nicht geplant gewesen, aber jetzt hatten sie auch das überstanden und sie sollten noch viel mehr überstehen. Es war nur der Gipfel einer elendslangen Kette, die zu dieser Rüstung führten, aber sie war nun endlich zu Ende. Sie hatten es geschafft. Auch wenn sie dabei mitgeholfen hatte, fast alles hatte Rociel getan, es war genau das, was es werden sollte, ein echtes Geschenk und sie freute sich auch riesig darüber. Nur gab es da auch zahlreiche Probleme dadurch, denn nun wusste sie nicht mehr, wie sie sich dafür revanchieren konnte. Irgendetwas musste sie ihm dafür geben, auch wenn er eigentlich nichts wollte, aber das ging ja nicht. Er konnte nicht einfach eine mystische Rüstung verschenken und dann nichts dafür nehmen. Auch darüber grübelte sie, doch die Vorwürfe von gestern Nacht blieben noch lange in ihr bestehen.
Schon früh am Morgen hatte sie die Rüstung dann ein erstes Mal anprobiert. Doch zunächst einmal musste sie sich sehr wundern. Es war sogar eine unheimliche Verwunderung. Denn diese Rüstung sah exakt so aus wie noch das Unikat, dass sie einst überreicht bekam. Kein Teil war anders und selbst die Stücke, die vor ihrem Zauber gestern Nacht noch anders aussahen, hatten sich scheinbar an die alte Erinnerung angepasst. Es war so, als ob die Rüstung in ihrem Kopf entstanden wäre. Verzweifelt war sie, denn die Rüstung war wirklich zu schön. Ihre Kanten hatte sie bei dem Zauber verloren, auch ein erheblicher Teil ihres Gewichtes schien auf magische Weise verschwunden zu sein, oder war dies nur die Einbildung an das erste Stück? Sicher, es war nur äußerlich dieselbe Rüstung und würde niemals an die Macht der wahren Ashisou heranreichen, doch sie wollte diese Rüstung stets in Ehren halten, sie pflegen und sie gut behandeln, sie an ihrem Körper tragen, aber auch im Kampfe, denn dafür wurde sie gemacht. Sie wollte sie weiterhin Ashisou nennen, denn auch wenn es nicht dieselbe war, ein Stück davon wohnte auch dem Imitat inne. Und so wurde die Taufe schnell und ohne Umstellungsprobleme vollzogen. Sie sah ähnlich glanzvoll aus als noch vor dem Verlust der ersten Rüstung. Sie war wieder in ihrer vollen Garnitur. Nun besaß sie nicht nur die zwei Waffen und ihren Körper, sondern auch ihre Rüstung. So war es wieder perfekt. Für eine lange Zeit lächelte und strahlte sie ihre Freude und ihre Zufriedenheit nach außen, denn sie fühlte sich jetzt auch besser, als sie die Rüstung trug, man spürte sie gar nicht mehr auf den Schultern, doch ihren Schutz, ihre Schönheit und das angenehme, weiße Fell, das blieb trotzdem erhalten. Doch ihre Freude wich schnell aus ihrem Gesicht, als sie ihren Bruder noch immer am Boden liegen sah. Erst da nahm sie die Rüstung wieder ab und ging zu den großen Krügen mit Wasser. Das meiste hatten sie während der vergangenen Stunden verbraucht, doch es gab noch genug. Sie schöpfte ein wenig heraus in ihre kleinen Krüge und ging dann zu Rociel. Vorsichtig gab sie ihm einen Kuss, denn er aber nicht zu spüren schien. Dann löste sie sein Hemd und blickte auf die Wunde, um die sich ein großer, roter Fleck gebildet hatte. Vorsichtig versuchte Isabell nun das Blut zu entfernen und hoffte inständig, dass Rociel bald aufwachen würde.
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| 10.03.2004 17:06 | #262 |
| Sara |
In seinem Traum sah er noch einmal, wie Blut lief, allerdings nicht so wie gestern Abend geschehen. Er sah nur, wie ihn ein wilder Wolf anfiel, ihn schwer an der Brust verwundete und dann verschwand. Dort lag er dann, alleine im Wald, sein Körper blutete, er konnte die Wunde nicht stoppen. Das ganze Blut lief ihm hinab, auf den Boden, der bald von dem roten Lebenssaft getränkt war, aber trotzdem wollte er nicht sterben. Es war so komisch, er konnte weiterhin alles sehen. Mit offenen Augen betrachtete er seine Wunde, seine Umgebung. Überall standen Bäume, große Nadelbäume waren es. Der Boden hingegen bestand aus lauter welken Blättern, die ganz klar von Laubbäumen stammen mussten. Seine Hände hielten nicht die Wunde zu, sondern lagen regungslos links und rechts neben ihm, nur seine Finger fuhren langsam in die Erde, die weich unter den Blättern war. Seine Augen mochten ab und an blinzeln, auf jeden Fall waren sie noch nicht tot. Doch diese Szene begleitete ihn sehr lange. Fast seinen ganzen Traum über war diese Szene zu sehen, wie ein Standbild wirkte es, würden sich nicht winzige Teile des menschlichen Körpers, seines Körpers, bewegen.
Spät am Mittag wurde er geweckt, er wachte auf. Geweckt wurde er von Isabell, dessen Bild er verschwommen vor sich sah, doch es war nicht mehr die Blutarmut, die ihn alles verschwommen sehen ließ, es war viel mehr die gläsernen Augen, die noch von seinem Traum übrig geblieben waren. Er spürte aber auch eine Kälte auf seiner Haut, die ihn zucken ließ, die ihn frieren ließ, die eine Gänsehaut verursachte. Er blinzelte ein paar Mal hinter einander, dann rieb er sich die Augen. Er vermochte ein Guten Morgen wahrzunehmen, dass aus einer hellen Kehle entstand. Nach dem Austreiben der Müdigkeit durch kontinuierliches Reiben der Augen konnte er sie dann auch sehen. Doch er sah nun auch, wie sein freier Oberkörper voller Wasser war. Seine Schwester drückte seine Brust wieder zurück nach unten, als er aufstehen wollte. Bleib noch ein wenig liegen, sagte sie nur. Er blieb liegen und wusste nun auch, warum er diese Kälte, dieses eiskalte Wasser gespürt hatte. Isabell war so gütig und versorgte seine Wunde, die er von gestern mitgenommen hatte. Jetzt wo er wach war, entstand ein kleines Gespräch, wobei er nur zur Seite schaute, genau in einen Wald, wie in seinem Traum. Ich habe schon alles erledigt. Du brauchst dich um nichts mehr kümmern. Es ist keine sehr große Wunde, ich denke, es wird auch keine Narbe zurückbleiben. Wieder spürte er neues Wasser, das den dünnen Weg zum Bauchnabel lief und an den Brustflügeln herunter lief. Es waren die Reste ihres Quellwassers gewesen, zumindest musste es das sein. Bestimmt war die Nacht wieder eisig kalt, er konnte sich nur nicht mehr erinnern. Findest du mich denn noch schön?, fragte er leicht verwirrt, mit einem leeren Blick, durch den alles hindurch zugehen schien. Auf einmal hörte Isabell auf mit dem Tuch über den Körper zu fahren und gab ihm einen Kuss auf die Stelle, wo die Wunde lag, aus der aber kein frisches Blut mehr drang. Du bist ein Idiot, seufzte sie nur hilflos. Ja, das bin ich wohl. Nach einiger Zeit tupfte sie ein letztes Mal über die feuchte, aber blutlose Brust, ließ wieder von ihm ab und verschwand augenscheinlich aus seiner Nähe.
Noch immer starrte er in den Wald, dachte an seinen seltsamen Traum. Er konnte sich sogar ein wenig freuen, denn es war ein Traum gewesen, der endlich mal aus reinen Gedanken bestand, bei dem er keine Visionen oder Schicksalszeichen vermuten musste. Dennoch wirkte er so leer, als ob mit dem Blut von gestern auch ein Stück von ihm gegangen wäre. Doch das war nur der erste Anschein. Nach einiger Zeit waren es die Hände und die Arme, die erste Zeichen von sich gaben. Er hatte ein wenig Angst vor dem Anblick, deswegen wollte er erst fühlen, was sich da verändert hatte. Doch das erste was er zu fassen bekam war das Amulett, das seine Schwester zum Glück nicht abgenommen hatte. Doch dann fuhr er über die Stelle. Es war weniger schlimm als befürchtet, nur ein dünner Schnitt zog sich uneben durch die eigentlich glatte Stelle. Danach richtete er sich auf, sein Körper schwer, doch es klappte. Ein wenig blickte er getrübt zum grauen Himmel, der ruhig mal wieder strahlen und ihn aufmuntern konnte, doch es gelang dennoch zu lächeln. Für die ersten Momente musste er noch oft an die Momente der Blutfusion denken, doch dann fiel ihm auch wieder das Andere ein. Wofür sie das alles gemacht hatten. Sein leerer Blick bekam wieder Struktur, als er zu Isabell ging. Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung gewesen, soviel stand fest. Er umarmte sie von hinten, lehnte seinen Kopf auf ihre Schulter und sah mit großen Augen zu dem Gegenstand, der vor ihnen lag. Es war die Rüstung und sie sah gut aus, mehr noch als das. Dennoch war er unsicher und wollte es von ihr selbst wissen. Flüsternd fragte er sie dann. Ist alles gut geworden, haben wir es geschafft?
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| 10.03.2004 18:55 | #263 |
| Isabell |
Ja, alles ist perfekt. Dein Opfer war nicht umsonst. Auch sie flüsterte, sie wusste gar nicht, warum sie das eigentlich tat, doch es war auf jeden Fall in Ordnung so. Es tat gut mit anzusehen, dass jetzt alles wieder seine geregelten Bahnen ging, alles nahm den Lauf der vorherbestimmt war. Kurzzeitig hatte sie gezweifelt, ob es wirklich richtig war, ob die ganzen Strapazen und Opfer nicht doch zu groß waren, aber das war nur für einen kurzen Moment so. Diese Aufgabe konnten sie getrost als abgehakt ansehen, nun kam es darauf an nach vorne zu blicken. Kurz griff sie nach seinen Armen, hielt sich an ihnen fest, wie an einem rettenden Seil. Eigentlich wollte sie nicht von hier weg, doch sie ahnte schon, dass es unvermeidbar war diese wunderschöne Lichtung zu verlassen. Sie hatten die paar Tage hier wundervolle Bedingungen gehabt, keine Feinde hatten sie hier aufgespürt, sie hatten eine frische Quelle, genügend Wild und einen perfekten Trainingsplatz. Sollte dies alles nur für die paar Tage sein? Warum konnten sie nicht länger hier bleiben? Die Antwort war ihr schon längst klar, aber die Frage kam immer wieder zurück und ließ sich nicht einfach verdrängen. Ich…ich bin froh. Ich…die letzten Wochen waren sehr anstrengend für uns gewesen. Wir waren in Gebieten, in die man normalerweise nicht freiwillig zieht. Wir haben das ein oder andere Mal dem Tod ein Schnippchen geschlagen. Dabei gab es immer wieder Situationen, an denen ich Zweifelte. Die ganze Zeit hat mich ziemlich zermürbt. Die Bedrohungen wollen einfach nicht abreißen, sie lassen uns nicht los. Aber wir dürfen nicht aufgeben. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das durchstehen, du und ich. Weißt du Schwester, irgendwie erwische ich immer total die falschen Momente, um so was zu sagen. Ich, ich kannte dich noch nicht mal vor nicht allzu langer Zeit und die paar Mondjahre seit denen wir nun zusammen sind haben dies bezüglich einiges geändert. Gerade diese Aufgabe, diese Chance etwas Verrücktes zu machen und zu schaffen, sie hat mir neue Kraft gegeben. Und dafür bist du verantwortlich. Ich…ich liebe dich Isabell. Ich liebe dich Schwester.
In ihren Augen standen die Tränen, irgendwie so, warum auch immer. Warum war sie nur kurz davor zu weinen. Vielleicht, weil sie das alles gar nicht verdient hatte? Sie wusste nun selber nicht mehr, was sie sagen sollte, alles hätte er tun können. Meckern, Kritik üben, verärgert sein, aber warum das. Sie hatte es einfach nicht verdient, nicht so und überhaupt. Ich liebe dich auch, so sehr Rociel, so sehr. In diesem Moment mochte es abstrakt erscheinen, dass sie sich nicht küssten, aber sie blieben weiterhin so wie vorhin, aber ihre Hände, sie mochten sich küssen, hielten sie den Anderen doch fest und gaben ihm Kraft, halfen seiner Angst und gaben ihm Schutz. Ohne das alles wäre es gar nicht möglich, diesen ganzen Kampf zu überstehen, aber es war so einfach, so spielend leicht. Isabell wünschte, sie könnte mehr tun, mehr tun um Rociel ihre Liebe zu beweisen, aber das ging nicht. Sie hatte ihren Bruder nach all den Jahren gefunden und doch war es nie sicher, ob ihre Liebe überhaupt sein sollte. Denn sie durfte nicht sein und sie war alles andere als leicht zu verstehen. Aber im Moment war sie die glücklichste Sünderin der Welt. Mochte die Welt zusammenfallen, sollten Kriege ausbrechen, Völker sterben, sollten sie für immer fliehen, oder nur verachtet und verspottet werden. Es war so egal. In ihrer eigenen Liebe nährten sie sich von allem, brauchten nicht mal den Tod zu fürchten. Doch selbst dem Leben hatten sie jegliche Angst abgerungen.
Aber jetzt, jetzt lass uns gehen. Ich verspreche dir, irgendwann wird das alles ein Ende haben, wir werden stoppen und stehen bleiben. Nicht mehr weitergehen. Weißt du nicht mehr? Ich habe es dir schon einmal versprochen…Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen noch so viel tun, noch so viel machen, die Welt liegt uns noch lange nicht zu Füßen. Komm schon du lahme Kröte, packen wir die Sachen, auf zur Bibliothek, haha.
So seltsam, so unlogisch. Wie er das nur machte, so fröhlich. Diese Fröhlichkeit war anziehend, ob sie wollte oder nicht, sie wurde davon geradezu angesteckt. Der Pessimismus, das schwere Herz, die Suche nach Worten, die nur annährend ihre Gefühle ausdrückten, das alles brauchten sie jetzt nicht mehr, denn sie hatten ihre Fröhlichkeit und ihre Ziele. Niemand sollte sie mehr aufhalten, denn sie liebten sich so sehr. Niemand würde es wagen, keiner getrauen. Aus ihrer kalten Mine wurde eine warme, lächelnde, während sie die Rüstung zu Hand nahm, sie vorsichtig nahm und straf um den Oberkörper schnallte. Wer ist hier eine lahme Kröte, sammle lieber die beiden Felle ein und komm, bis du da bist, bin ich schon zweimal da gewesen. Wieder ging ein Lachen durch die Lichtung und die Gesichter strahlten um die Wette. Es herrschte Aufbruchstimmung, die Reise zu neuen Ufern. Neue Herausforderungen mussten her. Die Bibliothek sollte gewiss nur ein Anfang sein.
R: Schwester?
I: Ja Bruder, was ist?
R: Ich wollte nur sagen, dass die Rüstung wirklich wunderschön aussieht. Du siehst klasse damit aus. So rein weiß, so zart und dünn und doch strahlt sie geradezu eine Macht aus. Und ich bin stolz, dass mein Blut dich jetzt mehr oder weniger beschützt.
I: Danke, es freut mich, dass sie dir gefällt. Nur blöd, dass wir beide wohl etwas schwarz-weiß rumlaufen. Ein wenig desillusioniert.
R: Na und wenn schon, schwarz und weiß passen doch prima.
I: Genau. Ähm…was machen wir denn mit den beiden Fellen?
R: Na ja, zum mitnehmen auf Dauer sind zu schwer und sie würden sich auch nicht lange so schön halten. Wie wäre es, wenn wir sie erst mal in der Bibliothek lassen?
I: Ja, warum nicht.
R: Gut, dann lass uns gehen, hast du alles?
I: Dein Messer, hier.
R: Ah ja, stimmt. Gut, sonst noch was vergessen? Die Fackel hab ich, meine Tasche, mein Schwert, die Holzschwerter.
I: Alle drei?
R: Ja alle drei. Hast du dein Schwert?
I: Klar, was denkst du denn?
R: Na wir sind ja auch Zwei, wieso sollten wir was vergessen haben, wenn hier nichts mehr liegt.
I: Stimmt, hihihi.
R: Na dann los. Wer als letzter bei der Bibliothek ist hat verloren.I: Hey, ich will einen Vorsprung, du Unhold.
R: Vergiss es, ich muss mehr schleppen, hehehe.
Und so verließen sie wieder die Lichtung und tollten gemeinsam neckend durch den Wald, nur um nach einiger Zeit zum Waldgebiet der Bibliothek zu kommen. Dort hievten sie den schweren Bleideckel hoch und stiegen hinab in den Untergrund, wobei sie von zwei Wölfen als letztes gesehen und beobachtet wurden…
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| 11.03.2004 19:56 | #264 |
| Sara |
Tief ging es hinab in den tiefen Schacht, sie quälten sich mühsam herunter, zum Glück bot die alte, verrostete Leiter einen guten Halt. Sie kletterten mit ein bisschen Abstand nach unten, so dass sie sich nicht in die Quere kamen. Vor ihnen lag Dunkelheit und hinter ihnen lag Dunkelheit. Schon sehr lange waren sie nicht mehr hier gewesen, lange Zeit war vergangen, sie hatten sich auf die Rüstung, auf dieses wunderbare Stück konzentriert, doch nun musste es weitergehen, weiter in die so verhasste Richtung. Während des Abstieges erinnerte er sich noch einmal daran, wie er einst mit Prix und Ra hier unten war. Damals noch hatte er sie vor dem Labyrinth stehen gelassen, sie angewiesen zu warten. Es war die richtige Entscheidung, das wusste er nun, doch was hatte es ihm damals gebracht? War es überhaupt vermeidbar, dass er den Weg auf dieses fremde Land fand? Konnte man es überhaupt verhindern, dass er diesen Eingang betrat? War die Frage der wachenden Statue nicht schon vorher klar? Was wäre wenn nicht… Die hypothetische Frage musste er zurückweisen, ohne Antwort durch den Raum gleiten lassen. Rociel wusste nur zu gut, dass es keine Fragen ohne Antwort gab, genauso wenig gab es Dinge, die zufällig geschahen. Es mag manchmal spontan und zufällig wirken, doch eigentlich ist es längst bekannt, man kann solche grundschweren Dinge nicht zufällig erkennen, keine Entscheidungen von solchem Ausmaße freiwillig treffen. Vielleicht wäre ja einiges anders gewesen, wenn er damals nicht dieses Amulett von Tolban bekommen hatte, doch er hätte auch niemals seine Schwester kennen gelernt. Niemals, das wusste er. Ihr Treffen und ihre erste Begegnung, das Wiedersehen unter diesen Umständen, es war doch lange vorher so und dennoch entschied der Zufall über den passenden Moment. Es war alles so verwirrend, man konnte es nicht mehr verstehen, er verstand es selber nicht. Als er nun zu seiner Schwester sah und nur noch das dunkle Haar in der Dunkelheit vernahm, da warf er diese Gedanken über einen möglichen anderen Verlauf des Schicksals wieder ab. Was wäre wenn, es war ihm egal. Es wäre sicher nicht besser gewesen, sondern höchstens schlimmer. Außerdem sollten sich die Barden, Schriftgelehrten und Philosophen mit solchen Zukunftsfragen beschäftigen, seine Zeit war längst abgelaufen, als er noch krankhaft hinter solchen Beispielen hinterher hechelte.
Locker blies er sich eine Strähne aus dem Gesicht und setzte seinen Weg weiter nach unten fort. Nach einer gewohnten, fast akribisch geregelten Zeitspanne kamen sie unten an, zuerst klackten die Stiefel von Isabell auf dem steinernen Boden des Ganges auf, kurze Zeit später die von Rociel. Schnell kramte er seine Fackel heraus, denn nach wie vor war es im Gang, der zum Labyrinth führte, stockdunkel. Sie gaben sich einen Kuss, nur so, ohne großen Hintergrund oder Verlangen. Noch lange zehrte er von dem Blick ihrer tiefen Augen, in die er sich so verliebt hatte und heute konnte er es sich leisten zu träumen. Denn in diesen Gängen hatten sie nichts zu fürchten. Keine Fallen, keine Feinde, als Träger des Amulettes war er hier unten unantastbar und das war auch gut so. Es gab nicht viele dunkle Verließe und Gänge, in denen er sich so sicher und ein bisschen auch wohl fühlte, wie in diesem hier.
Das Klacken ihrer Stiefel war durch das Echo lauter als es sein sollte, doch dabei bemerkte er nur, wie gut die neuen Stiefel schon passten. Dabei trug er die beiden Felle und seine alten Stiefel, die hatte er im Rucksack. Er wollte sie nicht einfach in der Wildnis lassen, hätten sie da doch eh nichts genutzt, obwohl man nie wusste, ob die Banditen nicht auch alte, ausgelatschte Stiefelpaare verwehrten konnten. Eines musste an den Schneewolfstiefeln, die er fortan nur noch weiße Stiefel nennen wollte, allerdings noch verbessert werden. Es fehlte noch die kleine Scheide oder besser gesagt die Lasche für die Dolche. Jetzt trug er sie zwischen seinem Waffengürtel und ehrlich gesagt hatte er auch kein Problem sie dort zu belassen, doch er hatte es lieber, wenn seine kleinen, aber durchaus tödlichen Waffen verdeckt lagen, nicht von jedem sofort gesehen wurden. Es war so was wie eine Hilfe, eine Überraschung, die genauso schnell zu einer tödlichen Überraschung werden konnte. Er wollte Isabell bald darum bitten dies zu verändern.
Doch das Klacken war auch gar nicht mal so laut, denn der summende Text von Isabell war zwar leise, aber doch so schön, dass er ihm lauschte, still und ohne Interesse zu bekunden, abweisend wirkend um nichts zu stoppen, doch er hörte dem kleinen, wörter- und melodielosen Liedchen gerne zu. Dabei fiel ihm nur wieder auf, was er sowieso schon immer wusste, dass seine Schwester ein wunderschönes Talent zur Musik hatte, ein Talent, das er nie besitzen würde. Doch jeder hatte seine Vorlieben, er interessierte sich eben mehr für Schriften und für die Werke von echten Meistern der einzig wahren Dichtkunst. Die Barden von heute waren meistens Stümper, die sich von der Bezeichnung etwas versprachen, doch die wahren Künstler, die wahren Barden, die waren meistens unbekannt und hatten nie sein Ohr erreicht.
Mit dem Schweifen und Klingen kamen sie nach nicht allzu langem Wege zum Labyrinth, einer wohlbekannten Stelle. Er kannte sie inzwischen in- und auswendig, kannte jede Abkürzung, jeden Weg, so wollten sie auch daran vorbei, schnell und flink, ohne Hast und ohne Eile, aber auch ohne große Weile.
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| 11.03.2004 21:22 | #265 |
| Isabell |
Es war finster, aber nicht mehr in ihrem Herzen. Nur ihre Augen sahen in wabernde Schwärze, das große Licht der Fackel unterstützte sie dabei nach ganzen Kräften. Die Wände waren alle glatt, einfacher Fels und dicke Spinnenweben sowie Generationen von Staubkulturen, das war es, was zu ihren Seiten zu sehen war. Der Boden war ebenfalls aus flachem Stein, gehauen aus einem riesigen Massiv. Die Kräfte, die dafür erforderlich waren, sie wollte es sich gar nicht vorstellen, aber es musste eine gewaltige Kraftanstrengung gewesen sein, denn anders wäre dies nicht machbar gewesen. Sie vertrieb sich die Zeit mit einem Lied aus Drakia, einem Lied des Windes. Summen konnte man es, aber auch Pfeifen. Es war kein schönes Lied, das hieß, der Inhalt war nicht schön, es erzählte vom Wind, der über ein einsames Fischerdorf wehte, in dem nur noch wenige Menschen lebten. Doch ihre Lieder waren selten schön, denn sie waren alle in einer Zeit entstanden, in der es ihr nicht sonderlich gut ging. Dennoch fanden sie immer Zuhörer, wenn sie die Harfe anklingen würde, die immer in ihrem Rucksack verweilte, seit sie Rociel auf dem Gipfel des Schicksalsberges auf mysteriöse Art und Weise wieder entdeckt hatte. Die Harfe, ein Instrument der Seraphim. Sie konnte traurig klingen, sie konnte fröhlich klingen, sie konnte unendlich langsam klingen, sie konnte schnell wie der Wind singen.
Weiter summte sie das Lied des einsamen Windes über Drakia, während Rociel weiter zielstrebig zu dem Ziel ihrer Reise, der richtigen, kleinen Bibliothek steuerte. Sie folgte ihm auf gleicher Höhe und sah so fast zeitgleich mit ihm, wie sie das Ende dieser verzweigten Gänge erreichten. Die große, marmorne Halle tat sich auf, bot sogar etwas mehr Licht als die Dunkelheit in den Gängen. Den Anblick, den sie letztes Mal hier hatte, denn würde sie wohl nie mehr vergessen. Es war sicher eine unglaubliche Überwindung für ihren Bruder, ihr das alles zu offenbaren, denn es war ja doch ein Geheimnis von höchster Güte, zwar war es nur ein kleines Zeichen, denn eigentlich sollte dies ja selbstverständlich sein, wenn man sich liebte, doch diese Selbstverständlichkeit, die herrschte leider nur in wenigen Köpfen vor. Es war doch sehr schmeichelnd. Doch zurück zu der Halle, ihre große Masse, ihre riesige Größe und ihre fanatischen Säulen prägten den Anblick, zu Beginn ihres Weges, viel mehr ihres Ganges war der Marmor noch sauber, er blitzte und bleckte sogar richtig, doch mit der Zeit wurde er immer staubiger und dreckiger. Bald schon kamen die ersten Fetzen von Rüstungen, Waffen und Schilden in ihren Blick, später dann auch die Knochen und Kadaver von Menschen. Sie sah das ja erst zum zweiten Male, doch ihr Bruder musste es schon viel öfter gesehen haben. Es war nicht mehr allzu schlimm diese Toten zu sehen, denn das konnte man auf Schlachtfeldern, gar Friedhöfen jeden Tag tun, doch der Gedanke, wie die Toten gestorben waren, das war interessant und sicher nicht sehr schön.
Ihre Blicke trafen sich erst, als sie schon den Anblick der Toten abgelegt hatten. Die ganze Zeit mussten die Blicke an sich vorbeigewandert sein. Der Boden bot eben doch weniger Gräuel als der Blick in Ecken, in denen Skelette vor sich hin moderten und verfaultes Fleisch noch am verwesen war. Der Anblick ließ sie eigentlich kalt, doch man versuchte ihn trotzdem zu vermeiden. Es musste nicht sein, dass sie auch noch Anteil am Tod der Schlummernden hatten, das ging sie nichts an. Zum Beginn der elendslangen Treppe mit ihren wenigen Stufen aber dem Zauber, der sie dreimal so lang wirken ließ, stoppten sie dann. Wir nehmen wieder den Trank denke ich, jeder die Hälfte, in Ordnung? Isabell nickte zustimmend, ihr Bruder nahm eine kleine Ampulle aus seinem Beutel. Er öffnete den Pfropfen und schüttelte die Ampulle leicht, etwas Dampf entwich schaurig, doch das hinderte ihn nicht die Hälfte des Inhaltes in sich hinein zu kippen. Danach war sie an der Reihe und tat es ihm nach. Der Trank schmeckte nach nichts, ganz leicht bitterlich vielleicht, doch das konnte man so genau nicht sagen. Die Wirkung war dafür enorm. Heute rannten sie nicht, um die volle Macht des Trankes zu entfalten, sondern gingen ganz gepflegt die Stufen hinauf. Normalerweise hätte sie das sehr viel Kraft gekostet und die Anstrengung wäre enorm gewesen, doch mit Hilfe des Trankes bewegten sie sich ganz normal und konnten die Treppe schneller als gewohnt nehmen.
Die nächste Station war ebenfalls ein guter Bekannter, doch für die junge Frau war es immer noch ein Respekt einflössender Anblick und die beiden Skelette, die in voller Kampfmontur mit dem Zweihänder auf dem Rücken regungslos dastanden, auch sie waren alles andere als beruhigend. Es war keine Angst, es war wirklich nur ein Gefühl von Respekt. Respekt vor diesem Zauber, dieser Mechanik oder einfach nur dieser Art von Kunst so ein Meisterwerk zu vollenden, zu erschaffen. Als sie sich einem bestimmten Punkt näherten, hörten sie die Stimme der Statue in ihren Köpfen, die wieder nach dem Grund ihres Kommens fragte. Wer wagt es in die heiligen Hallen der Bibliothek zu treten? Sie hatte große Achtung vor dieser Stimme und wollte auch keinen Ärger mit ihr, doch zum Glück war es nur noch eine Art Routinevorgang, nichts mehr wovor man sich fürchten müsste. Lässig und ein wenig gelangweilt, was aber sicherlich daran lag, dass Rociel schon ein paar Mal gegähnt hatte, antwortete er der Statue dann mit kräftiger Stimme. Ich bin der Träger des Amulettes des Wissens, lasst uns passieren. Eine kurze Bestätigung noch, dann bewegten sich die Wächterskelette, aber nicht um sie anzugreifen, sondern nur um Platz zu machen, wie schon so oft und doch war es immer wieder spektakulär, wenn sich diese Knochenmänner bewegten.
Nun endlich war der Weg frei zur Bibliothek. Sie gingen über die steinerne Brücke und öffneten dann vorsichtig die hölzerne, stabile und massive Holztür.
Drinnen dauerte es nicht lange, bis sich ein wohliges Gefühl bei ihnen breit machte, denn die Kaminfeuer brannten und der Teppich tat sein weiteres, doch nicht lange blieben sie allein. Der alte Priester Tolban, den Rociel so schätzte, kam ihnen schnell entgegen. Er lächelte zwar, sprach aber ernst. Es freut mich euch gesund und munter zu sehen. Doch ihr werdet eure Kräfte brauchen, legt euch sofort hin, wir sprechen morgen.
Und das taten sie auch. Wieder mussten sie sich ein engstes Bett teilen, doch im Gegensatz zu anderen hatten sie damit kein Problem, im Gegenteil, so blieb es wenigstens schön warm. Ein Kuss sollte diesen Tag versiegeln und beenden, war er doch ruhig und friedlich verlaufen.
Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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| 12.03.2004 16:14 | #266 |
| Sara |
Am nächsten Morgen hatten sie einen schönen Start in den Tag gehabt. Zwar wusste man einige duzende Meter unter der Erdoberfläche nie wirklich, ob es Tag, Nacht oder etwas dazwischen war, aber nachdem sie gestern Abend den Abstieg in die Bibliothek gewagt hatten und sofort nach ihrer Ankunft ins Bett „gezwängt“ wurden, dürfte es sich in der Tat um einen Morgen handeln, an dem sie erwachten. Es dauerte lange, bis sie sich aufraffen konnten aufzustehen, denn als es endlich, oder besser gesagt leider, nicht mehr ging weiterzuschlafen, waren sie noch gerne ein wenig im wachen Zustand in dem sehr engen Bett. Doch das Gewissen rief und so standen sie nach einiger Zeit auch auf. Sie bereiteten sich auf die Worte von Tolban vor, waren bereit sofort wieder auszuziehen. Nun endlich hatten sie beide eine stolze Rüstung, die sie jeden Morgen anlegen wollten. Auch die Stiefel bedeckten danach die Füße, hielten sie auf dem kalten Steinboden warm. Auch ihre Rucksäcke, die Felle und noch das zweite Paar Schuh waren dort. Ein kleiner Tisch, auf dem die Felle lagen, zwei Stühle, auf denen die Rüstungen einst Platz gefunden hatten. Das war alles.
Doch es erwartete sie eine Überraschung, denn als sie den weisen Mann endlich gefunden hatten, wies dieser schon wieder zurück, ließ kein Gespräch entstehen und beantwortete schon gar nicht erst eine Frage von ihnen. Alles was er zu sagen hatte war, dass sie sich erst mal ordentlich stärken sollten und empfahl ihnen dazu den Weg in die Speisekammer, denn Isabell nicht, dafür aber Rociel kannte. Sie taten wie ihnen geheißen, mit dem Wink, nach dem Essen zu ihm zurückzukehren. Die Sachen ließen sie dann doch noch einmal in ihren Zimmern zurück. In der Speisekammer erwartete sie wieder einiges an leckeren Sachen, manchmal fragte sich der Fürst, wie Tolban das machte. Wie konnte er all diese Lebensmittel hier herunter kriegen, wenn doch niemand hierher kommen durfte? Es war ihm ein Rätsel, denn es waren auch keine alten Sachen, sondern äußerst frische Vorräte. Brot, Käse, Milch, Fleisch, Wurst, Gemüse, sogar Obst. Es gab allerlei feines Zeug. Sie griffen gerne zu und aßen ausgiebig und viel. Von allem etwas, eine gesunde Mischung. Sie tranken Milch, seit langer Zeit mal wieder kein Wasser. Sie aßen Brot mit Käse und mit leckerer Wurst, nahmen sich Fleischstücke und Karotten. Zum Schluss aßen sie kleine Preiselbeeren, die in dem Regal für Obst in einem kleinen Schälchen versteckt waren. Dabei wurden sie wieder ein wenig kindisch und steckten sich die Beeren mit den Lippen zu. Doch dennoch blieb es ein gelungenes Frühstück und es nährte die Frage, warum sie nicht jeden Tag so ausgiebig und gemütlich frühstücken konnten. Rociel wurmte dies gewaltig, doch es stand ihm nicht zu, derartige Dinge zu fordern. Noch jedenfalls nicht.
Nach dem Essen war es dann soweit. Sie gingen zum Priester, besser gesagt zu dessen Unterkunft, in der er so lange saß und klopften. Nach dem schon gewohnten Herein traten sie in die kleine Kammer. Es sah alles so gewohnt aus, der Kamin brannte und schenkte Wärme und Licht, die Bücherregale tanzten in Schattenspielen und die Farben der Einbände flackerten auf. Sein Mentor saß in einem breiten Sessel und seine rote Robe wirkte bedrohlich feurig. Setzt euch erklang es aus der Ecke und eine knochige Hand deutete auf zwei einfache, aber reich verzierte Eichenholzstühle, die mit feinem Samt bezogen waren, wie geheißen taten sie es und dann warteten sie gespannt auf die Worte. Er war dabei noch viel aufgeregter als seine Schwester, doch aus Gewohnheit oder Reflex, wer weiß, hielt sie seine Hände fest, was ihn unglaublich beruhigte. Das Ansetzen der Stimme des alten Mannes war immer wieder ein Genuss und doch eine respektvolle Art zugleich, denn obwohl man es dem sehr alt aussehenden Wrack nicht anmerkte war er ein unglaublich starker Mann, dessen Aura viele in seinen Bann ziehen konnte. Er hatte größten Respekt davor. Keiner wagte es zu sprechen, als er sprach und seine Worte klangen nach dem, was er erwartet hatte. Es war also doch richtig, dass sie gekommen waren. Es war Zeit.
T: Ihr habt die Zeit sinnvoll verbracht wie ich sehe. Eine schöne, neue Rüstung hast du da Isabell. Oder sollte ich lieber sagen, du hast Ashisou wieder? Nun ja, ich könnte euch tadeln, dass ihr eure Zeit mit so etwas verschwendet, aber es war richtig so. Du wirst diese Rüstung noch oft brauchen und ihr oft danken, sie ist genau das richtige für dich mein Kind. Und du Rociel, du hast neue Stiefel wie ich sehe. Der Alte ist immer noch darin. Doch du hast noch etwas anderes in dir. Eine viel größere Balance. Sehr gut, sehr gut. Aber euch muss klar sein, dass die Zeit des Schlendrians vorbei ist. Ihr werdet noch heute aufbrechen, eine neue Suche erwartet euch. Ich denke, ihr seid in der Zwischenzeit gereift und nun bereit dafür. Ihr müsst wissen, ich kenne den nächsten Standort, des nächsten Amulettes. Und ich werde ihn euch mitteilen. Gorthar. In Gorthar wird das dritte Amulett zu finden sein. Dabei ist es gar nicht in dieser Welt, in der wir leben.
Ich werde euch die ganze Situation erklären, hört gut zu. In Gorthar gibt es ein umfangreiches Kanalisationssystem. Doch dort unten ist noch mehr, viel mehr. Eure Aufgabe ist es, den magischen Spiegel zu finden. Mehr kann ich euch nicht sagen, ich weiß nicht mehr. Wenn ihr den magischen Spiegel gefunden habt, aktiviert ihn, schreitet durch ihn hindurch und holt das Amulett. Ich weiß nicht, welcher Part euch erwartet. Ihr seid aber stark genug um mit allem fertig zu werden. Ich gebe euch wieder ein paar Tränke mit, doch verlasst euch nicht auf sie. Sie geben euch ein wenig Kraft, mehr jedoch nicht. Wenn ihr das Amulett habt, dann kehrt zu mir zurück. Ich werde für euch beten und eure Ankunft herbeisehnen. Es ist von hoher Wichtigkeit, dass diese Mission erfolgreich verläuft. Innos steht euch bei.
I: Ähm, Moment mal, wie sollen wir den einen kleinen Spiegel unter Gorthar finden, Gorthar ist riesig, da wird die Kanalisation das doch auch sein.R: Stimmt, wir werden Wochen brauchen…
T: Ihr werdet an der richtigen Stelle einsteigen. Ich hab das in den Knochen.I: Pffff….
R: Schwester, ich glaube ich weiß was er meint…in Ordnung, natürlich werden wir im Dienste Innos diese Mission führen. Ihr werdet uns bald gesund und munter wieder sehen. Aber eines noch. Wir brauchen Vorräte, wir brauchen etwas Holz und vor allem noch Wasser, viel Wasser. Und dann wollte ich euch noch bitten unsere beiden Felle in Verwahrung zu nehmen. Außerdem hab ich noch ein altes Paar Stiefel, dass ich im Gästezimmer lassen will.
T: Aye, das geht alles in Ordnung. Gebt mir die Felle, in einer halben Stunde stehen eure Sachen bereit.
R: In Ordnung, wir warten.
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| 12.03.2004 16:54 | #267 |
| Isabell |
Sie warteten die Zeit ab, in zwei angenehmen Sesseln in einer der Zimmer in der eigentlichen Bibliothek, beide hatten sich ein Buch genommen, in dem sie ein wenig lasen, es war nur so zum Vertreib der Zeit, da sie sowieso nicht soviel davon hatten. In ihrem Buch, das den Titel "Arsun Katarum" hatte, ging es um alte Legenden, die sich um ein Land namens Katarum drehten. Sie hatte von diesem Land nie etwas gehört, doch die Geschichten waren schön beschrieben. Daraus ließen sich viele Texte für die Lieder machen, dachte sie sich, doch bevor sie ernsthaft daran dachte sich aus diesem Buch ernste Anreize zu holen, kam schon der greise Mann mit ihren Rucksäcken. Sie waren jetzt viel, viel schwerer und es würde zu Beginn keine schöne Zeit mit diesen Gewichten auf dem Rücken werden, doch so waren sie trotzdem optimal vorbereitet, denn wie lange sie weg sein würden, das war natürlich unbekannt. Sie gingen zum Ausgang der Bibliothek, die schwere, massive Holztür war dies und sie wurde nun mit einem leichten Knirschen geöffnet. Es war Rociel, der zuerst durchging, doch der jungen Frau lag noch etwas am Herzen, wozu sie ihren Bruder aber ganz und gar nicht brauchte, weswegen sie ihn schon einmal anwies, weiterzugehen. Ich komme gleich nach. Dann wandte sie sich zu Priester Tolban, der immer noch im Rahmen der Türe stand und sie aus tiefen Augenhöhlen ansah.
I: Meister, ich…ich habe eine Frage an euch. Mein Bruder sagt immer, ihr wäret so weise, vielleicht könnt ihr mir ja helfen.
T: Was bedrückt dich denn, mein Kind?
I: Es ist wegen Rociel. Diese Rüstung…wie es zustande gekommen ist. Und auch sonst. Er ist immer so, ich weiß nicht…
T: Zuvorkommend?
I: Ja, ja so in etwa, ihr wisst was ich meine. Gibt es denn nichts, mit dem ich mich revanchieren könnte? Habt ihr vielleicht eine Idee?
T: Die Stiefel hat er doch schon lange von dir bekommen. Was denn noch?I: Die Stiefel? Das kann man doch so nicht vergleichen, ein kleines Paar Stiefel. Es war sogar seine Idee, sie zu schustern.
T: Na dann koch ihm mal was, irgendwann, nach diesen Abenteuer. Besonders Fisch mag er, am besten mit frischen Kräutern. Gerade jetzt wachsen frische Kräuter zuhauf.
I: Kochen? Ich versteh nicht ganz. Was soll das?
T: Nun, dann will ich es dir mal näher erklären, wenn du meine Worte nicht verstehst. Was ich sagen will ist, dass Rociel keine Geschenke von dir erwartet. Er ist glücklich, wenn du bei ihm bist, mehr braucht er nicht. Deine pure Anwesenheit ist in seinen Augen ein Geschenk. Wenn du ihm was kochst oder eines deiner Lieder spielst, oder etwas anderes, in deinen Augen Unwichtiges machst, dann wird er glücklich sein. Genau wie du dabei auch glücklich wärst, nicht wahr? Schau Isabell, der Junge liebt dich und du doch ihn? Wieso sollte man so ein sicherlich schönes Geschenk wie diese Rüstung mit etwas noch größerem zurückzahlen? Er hat sie dir aus Sorge um dich geschenkt, nicht wegen dem Materiellen, das ist ihm egal. Ein Geschenk aus Liebe muss man nicht mit etwas anderem zurückzahlen. Es war ein Geschenk. Mach dir nicht so viele Gedanken, das ist schlecht für eure Mission. Bleib einfach nur bei ihm und so wie du bist, das wird er mehr schätzen als jedes Materielle, verstanden?
I: Ja, ich glaube ich war blind. Aber das leuchtet ein.
T: Natürlich tut es das und nun geh, ihr habt in den kommenden Wochen fiel zu tun. Passt auf euch auf.
Sie ging ein paar Schritte nach vorne und hinter ihr krachte die Tür in die Angeln, vorne, vor der Treppe und hinter der Statue wartete ihr Bruder. Mit ihm warteten auch noch die Skelette auf sie, doch diese wollte sie mehr warten lassen als ihn. Als sie die Statue hinter sich gelassen hatte, rasteten die Skelette wieder auf ihrer alten, wachenden Position ein.
Was wolltest du denn noch mit meinem Mentor besprechen? fragte ihr Bruder, nachdem sie sich kurz geküsst hatten. Ach nichts, es war nur wegen der Kanalisation. Ich wollte nur wissen, ob es da unten auch Ratten gibt. Die Lüge war zwar schlecht, aber sie schaffte es einigermaßen glaubwürdig zu präsentieren. Danach gingen sie langsam die Treppen hinab. Ratten? Natürlich gibt es da Ratten. Riesenratten, so groß, dass sie kleine Mädchen mit einem Biss verschlingen, wohahahaha. Lass uns hier verschwinden, auf nach Gorthar. So ein Spinner, dachte sie sich schmunzelnd, doch wenigstens nahm er es so locker.
Sie nahmen für ihren Rückweg erneut einen Schluck aus dem angebrochenen Fläschchen, von diesen hatten sie nur noch ein Volles, das mussten sie für die Rückkehr bewahren. Doch erst mal hatten sie noch eine Essenz intus und rannten so durch die Hallen, durch das Labyrinth und durch den großen Gang, so dass sie schon nach einer Viertelstunde im Dauerlauf zu der Leiter kamen, die sie nach oben, ans Tageslicht, bringen sollte.
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| 12.03.2004 20:23 | #268 |
| Sara |
Das Licht tat gut, es war eine wahre Wonne es zu sehen. Da merkte man erst, wie sehr einem das natürliche Licht gefehlt hatte. Unten, in den alten Gewölben, da fiel einem das gar nicht auf. Da nahm man das einfach hin. Da wusste man, dass es kein Licht gab, es war selbstverständlich, sich an kleine Fackeln zu gewöhnen und immer mal wieder im Dunklen zu stehen. Aber das natürliche Licht des Himmels tat schon gut, es war eine richtig schöne Befreiung. Gemeinsam entstiegen sie dem Schacht, hinter ihnen verschloss er den bleiernen Deckel und ließ die Bibliothek ein weiteres Mal hinter sich. Schon wieder. Doch nun hatten sie wieder eine klare Order, ein klares Ziel. Ein weiteres Amulett wartete, es war also wirklich an der Zeit. Bisher kannte er nur einen einzigen fremden Besitzer und diesen hatte er in absolut schlechter Erinnerung. Er konnte sich gar nicht vorstellen, was für ein schlechter Typ Kryliyx war und was er alles getan hatte, seine Taten waren so unvorstellbar grausam, er wollte es nicht wissen, er verdrängte diese ekelhaften Gedanken. Er hoffte inständig, dass der nächste Besitzer kein so unfreundlicher Kerl war, doch er vermutete es fast schon. Am liebsten hätte er Isabell wieder umarmt, lief sie doch ein paar Schritte vor ihm, hätte sie festhalten wollen, sie eng an sich drücken und sie nie wieder loslassen, doch er hielt sich in der eigenen Bewegung auf und ließ alles so, wie es war. Seine Gedanken sollten nicht wieder um alte Geschichten kreisen und seine Schwester sollte nicht wieder den Namen ihres Peinigers hören, er mochte sich nicht vorstellen, wie oft sie in der letzten Zeit an ihn dachte. Hoffentlich kein einziges Mal. Doch egal was da auch hinter diesem Spiegel auf sie lauern würde, sie würden es in Beliars Reich schicken, da hatte er keine Skrupel mehr. Er war auch schon so weit, dass er ernsthaft den Tod von Menschen in Kauf nahm, aber nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Es bröckelte, man konnte die Schichten noch immer fallen hören, man konnte gespannt oder gebannt sein, wann wirklich die letzte Hemmschwelle sinken sollte, oder ob das nie passieren würde.
Gemeinsam jagten sie durch den Wald, doch sie jagten nicht nach Fleisch, sondern nach einer großen Stadt namens Gorthar. Zum Glück war die Bibliothek nur einen kleinen Wurf von Prix Lager entfernt und wie jeder wusste, hatte der Meisterjäger sein Lager am Waldesrand, der direkt zur Stadt angrenzte, errichtet. Doch sie machten einen kleinen Bogen um das Lager des alten Freundes. Rociel hatte das so beschlossen. Er wollte nicht vor einer Jagd zurückkommen, erst nach der Jagd wollte er sich wieder zu seinem Freund gesellen. So gingen sie zwar einen kleinen Umweg, aber diese Differenz war wirklich so gering, dass es nicht mal wert war dies zu erwähnen. Bei ihrem Lauf dachte er aber nicht nur an das Vergangene und an das Abenteuer, das vor ihnen lag, er dachte auch an Dinge, die schon lange, lange vergessen waren. Er erinnerte sich wieder an die ersten Gortharbesuche, damals, als er noch ziemlich unklug war und keine wirkliche Ahnung vom Leben und vor allem von sich und den Anderen hatte. Damals, wo er noch so viel jünger und unschuldiger war. Er mochte nur wenige Mondjahre gealtert sein, doch es fühlte sich nach mehr an. Fünf Jahre sollten eventuell vergangen sein, wenn man seinem Gefühl Glauben schenken sollte. Und auch hunderte von Opfern gab es bereits seitdem. Alle gestorben durch seine Klinge. Immer im Glauben an Innos so gehandelt, im Hinterkopf das Wissen, das man das richtige tat und im Gewissen die tausend Stiche, die einen quälten, das man eben doch nur ein plumper Mörder sei. Das man nichts besseres wäre, als der ganze, mordende Abschaum, der unschuldige Frauen und Kinder niederstreckte, sich an ihnen verging und ihnen ihre Seele nahm. Auch er zerriss Familien, vielleicht keine Menschen, doch wo war da der Unterschied. Waren nicht alle Tiere auch Lebewesen? Diese Frage würde ihn wohl noch die Ewigkeit seines Lebens quälen und nur das Zurückdenken an den Tod von Beliars Geschöpfen ließ ihn jubeln. Bei ihnen kannte er keine Gnade, waren sie doch ein Feind von Frieden und Glück und keine Geschöpfe des Lebens. Ja, sie schlachtete er gerne, wie Vieh, das eine Wolfsherde riss.
Aber er hatte nicht nur die Erinnerungen an seine Kämpfe in dieser Zeit, nein auch die Stadt Gorthar, die er damals als absolut Fremder erkundete. Er war zum ersten Mal in der Stadt und sie war bis heute die größte, die er je gesehen hatte. Gorthars Größe mochte einen erschlagen, doch bis auf Respekt hatte er noch nie etwas davon gespürt. Im Gegenteil, die Armut der Stadt und die Verbrechen ließen ihn mehr schmunzeln als fürchten. Doch immerhin hatte Gorthar seinen Respekt, während Khorinis schon in der Lächerlichkeit versunken war, trotz einer ewig bleibenden Träne. Er mochte noch Bilder von damals in seinem Kopfe haben, eines dieser Bilder war die Begegnung mit einer Sekte, an die er sich erst kürzlich im Rahmen des Wiedersehens mit Druid erinnern konnte. Damals war er auch an einer ganz bestimmten Stelle der Stadt, ganz in der Nähe des Hafenviertels, in eine Art Kanalisation gestiegen, sonst hätte er den geheimen Eingang in das Haus der Sektenbrüder gar nicht erst gefunden. War es das, was der Meister meinte? Es musste, es musste…
Er würde aus ausprobieren können, denn die Stadt lag vor ihnen, sie standen mittlerweile am Tor und warteten auf die beiden gorthanischen Milizen. Es waren äußerst junge Männer, hart im Nehmen und mit weicher, sanfter Stimme. Er wunderte sich, war er doch so oft durch dieses Tor gegangen, dass er auch die Wachen meinte zu kennen, doch Gorthar war rau und nicht weniger brutal wie Khorinis. Eher noch mehr. Vielleicht waren die alten Wachen verstorben, vielleicht ein Bandit, vielleicht ein Attentäter, vielleicht ein Dieb, vielleicht auch in einer Schlacht. Vielleicht war es ein natürlicher Tod, oder auch nicht. Eigentlich war es vollkommen egal, denn die höchste Wahrscheinlichkeit besaß die Theorie, dass es einfach eine Wachablösung gegeben hatte. Doch um ehrlich zu sein, weder Isabell noch ihn interessierte das die Bohne. Sie ließen ein paar normale Fragen zu ihren Beweggründen des Einlasses in die Stadt über sich ergehen, flunkerten ein wenig hier und da, also überall, und wurden prompt, wie sollte es anders sein, hineingelassen.
Schnell steuerten sie gemeinsam, Hand in Hand, die große Gasse zum Hafenviertel an. Es ging wieder leicht hinunter. Doch auch die Häuser und Gestalten wurden immer weiter in die Tiefe gezogen, es wurde dreckiger, es roch schlimmer und es kamen düstere Gestalten hinzu. Es waren alles irgendwelche kleinen Verbrecher, doch ein Pärchen mit jeweils zwei Schwertern an den Seiten werteten die meisten Leute als schlechte Beute, da möglicherweise der eigene Tod raus springen konnte. Nur wenige waren so verrückt oder so verzweifelt, dass sie es ernsthaft versuchten, doch heute sollten sie von solchen Leuten verschont bleiben. Zum Segen Rociels und zur Freude Isabells warf sich heute keine Dirne an den Fürsten, was vielleicht auch an ihrem eng umschlungenen Gang lag, doch auch ihm war dies nur Recht, er hatte kein Interesse an anderen Frauen und schon gar nicht an Eifersucht seiner Schwester. So war es fast ein Wunder, dass sie ohne irgendeine Störung zu besagter Stelle kamen. Sein Gedächtnis war noch ziemlich gut, erstaunlich für diese lange Zeitspanne, doch spätestens in dem Moment, wo sie – unbemerkt von jedem Auge des Gesetzes und anderen Augen – ein Gitter aushebelten, in dessen Schwärze verschwanden und wieder einsetzen, war klar, dass sie nun lange Zeit keine Sonne, kein Licht, keine Sterne und keinen Mond mehr sehen würden.
Ein Kuss sollte dies erst mal vergessen machen, danach entzündete sich die Fackel von Rociel, die Fackel mit dem ewig brennenden Feuerstein und die Suche konnte beginnen. Wo waren sie hier eigentlich?...
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| 16.03.2004 21:04 | #269 |
| Rovan |
Verschwiegen stand Rovan in der Ecke einer Taverne Gorthars und lauschte den unterschiedlichsten Unterhaltungen, ehe er sich, ohne einen Laut von sich zu geben, von der Wand, an welcher er lehnte, abstieß und das Gebäude verließ. Langeweile. Warum war er hergekommen? Um etwas zu erleben, um seine kaum unterdrückbare Sucht nach Perfektion einen Schritt weiter zu bringen. Wut überkam ihn, und ohne nachzudenken schlug der Krieger gegen ein Holzbrett, welches an der Wand der Taverne lehnte. Ein krachendes Geräusch ertönte, dann brach das rett entzwei und knallte auf den leicht matschigen Boden. Voller Verachtung betrachtete der Gildenlose die Trümmer des Brettes, ehe er seinen Kopf nach oben riss und seinen Weg fortsetzte.
Dutzende Straßen durchquerte er, ehe er das Tor hinaus in die Wildnis fand, kurz betrachtete und dann durchtrat. Das Wetter war nicht sonderlich angenehm, doch sagte dem Einzelgänger die Bewölktheit und der graue Himmel zu, zumal ihm dies, einen unscheinbaren Ausdruck verlieh, was allerdings selten etwas nutzte. Spähend begutachtete er die Wälder und Felder, die sich vor dem Kämpfer erstreckten und setzte dann seinen wahllosen und für ihn völlig sinnlosen weg fort. Vielleicht mochten ihn die Götter doch, und ihm würde etwas Interessanteres widerfahren als Thekengespräche und täglicher Tratsch.
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| 17.03.2004 18:49 | #270 |
| Marquez |
Wieder ein lebloser Körper auf dem Boden. Druid hatte wirklich eine ordentliche Spur hinterlassen, die selbst noch bei fehlendem Licht und diesem dichten Nebel gut zu verfolgen war. Raven und Marquez, die den Ort des Überfalls nun schon längst hinter sich gelassen hatten und ins vorsichtige Schritttempo übergegangen waren, mussten demnach ganz auf dem richtigen Weg sein. Und schließlich hörte Marquez auch etwas, das von der anderen Seite eines nahen kleinen Hügels zu kommen schien. Wie eine Drohung oder eine Pöbelei klang es, und das war ein sehr gutes Zeichen. Schließlich musste ja jemand dagewesen sein, um angepöbelt zu werden.
Marquez lief jedenfalls sofort den Hügel hinauf und kroch behutsam über die Kuppe, von wo aus er einen guten Überblick über die Situation bekam: Druid war, offenbar unverletzt, von fünf der Schurken in einem weiten Radius eingekreist worden. Vielleicht wollten die Kerle da ja abwarten, bis ihr vermeintliches Opfer verhungert war oder - noch schlimmer - einen Wadenkrampf wegen Überanstrengung bekam – aber wer verstand schon die Taktiken von Dilettanten? Jetzt würde es ihnen zumindest gehörig an den Kragen gehen und so stand Marquez auf, wartete, bis Raven neben ihn getreten war, und unterbrach das Treiben überzeugt und gut hörbar:
»Meine Herren, das Spiel ist aus! (Oh Mann, das wollte ich schon immer mal sagen...)«
Mit gezogenen Waffen traten die beiden nun auf die Strauchdiebe zu und forderten sie auf, die Ihren abzulegen, doch von Kooperation war, wie zu erwarten, wenig bis keine Spur. Zwei der feindlichen Banditen wurden angewiesen, Druid zu bewachen, die anderen drei postierten sich vor Raven und Marquez und versuchten, möglichst bedrohlich auszusehen. Aber als dann einer von ihnen die Geduld verlor und von den Drohgebärden in den Angriff überging, war der Kampf schneller vorbei, als er angefangen hatte: Ein Wegelagerer hatte sich sofort einen Pfeil eingefangen, ein anderer war des Zusammenhaltes seiner Kehle entledigt worden und ein dritter konnte sich nun nach einem neuen, intakten Oberschenkel umsehen. Der schäbige Rest hatte den Heimweg vorzeitig angetreten.
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| 18.03.2004 23:50 | #271 |
| Dark-Druid |
Leise röchelnd glitt der letzte der Räuber zu Boden, mit einem schmatzenden Ruck verließ der schwarze Stahl des Trauerschattens den leblosen Leib. Völlig emotionslos blickte Druid auf die toten Körper herab, die um ihn und die beiden anderen verteilt lagen. Narren. Blindlinks, ohne die Kampfkraft der „Opfer“ richtig einschätzen zu können, waren sie in ihren Tod gerannt. Doch... hatten sie ihn nicht eingekreist, fast getötet? Unsinn. Im Zweifelsfalle hätte er auch diese noch bezwungen, wenn er auch dankbar war, dass Marquez und sein neuer Begleiter, scheinbar einer der Drachenjäger, die sich auf Khorinis aufhielten, gekommen waren. Eine Verletzung reichte. Kritisch fuhren seine Augen seinen linken Arm hinab, trafen schon bald auf die frische Wunde, die das freie Fleisch zwischen Armschiene und Schulterpanzerung zierte. Es blutete noch immer heftig, doch er spürte den Schmerz kaum, nur das dumpfe, kribbelnde Pochen, das von dem Schnitt ausging. Mit einer schnellen Bewegung riss er einen Streifen vom unteren Ende seines Mantels ab, band damit seine Wunde notdürftig ab, um die Blutung zu stoppen oder wenigstens einzudämmen.
Langsam blickte er auf, schaute zuerst zu Marquez, schwenkte dann hinüber zu dem Krieger, der nun neben seinem Schüler stand. Ein brauner, abgewetzter Mantel hing über die breiten Schultern des braunhaarigen, bärtigen Kerls, eine robuste, wenn auch schon leicht mitgenommene Drachenjägerrüstung schützte den kräftigen Körper. In den Händen des Mannes, dessen Gesicht eine unschöne, lange Narbe durchfurchte, prangte ein gut gearbeiteter, durchschlagskräftiger Langbogen, einige der von ihm abgeschossenen Pfeile ragten wohl gerade aus den toten Körpern der Banditen um sie herum.
Langsam wanderte der Blick des dunklen Kämpfers zu den Augen seines Gegenübers, bis sich ihre Blicke trafen. Als der Drachenjäger die zutiefst schwarzen Augäpfel erblickte, glaubte Druid in den Augen des Mannes vor ihm ein leichtes Blitzen erkennen zu können, stark genug um ein Zeichen der Überraschung zu sein, doch ebenso schwach genug, für eine Lichtreflexion.
„Danke“, mit einem Ruck wandte Druid den Blick ab, stapfte bestimmt an den beiden vorbei, sie folgten ihm auf den Fuß. Fürs erste kümmerte er sich nicht um den Neuankömmling, zumindest diese Nacht würde er ohnehin mit ihnen verbringen, war die Sonne doch schon hinter den Gipfeln des Gletschers verschwunden. Wie ein weißer Riese türmte er sich fern am Horizont auf, im Dämmerlicht kaum noch zu erkennen. Eindeutig jedoch hoben sich die dämonisch anmutenden Luzkanzacken, die vom Göttersitz aus hoch in den Himmel ragten, von dem dunkelblauen, fast schwarzen Himmel ab. Es kursierten Gerüchte in Gorthar, dass vor einigen Monaten jemand verrückter Weise versucht hatte, jene Felsplattform zu besteigen. Alleine. Ein tödliches Unterfangen. Ganze Veteranentrupps waren in den eisigen Höhen des Gletschers elendig erfroren oder von den Luzkan, den unbestrittenen Herren des frostigen Eises, zu Grunde gerichtet worden. Doch selbst wenn jener Krieger es geschafft haben sollte, die gefrorenen Wassermassen zu bezwingen und den Göttersitz zu erreichen, alleine das war nahezu unvorstellbar, wäre er spätestens auf dem Gesteinsplateau ums Leben gekommen - denn in dieser Zeit wütete über dem Gipfel des Berges ein Unwetter, das die Menschen Gorthars noch lange in Erinnerung behalten sollten. Nicht einmal die Ältesten der Stadt konnten sich daran erinnern, jemals ein derartiges Naturereignis erlebt zu haben...
Leise knisternd flackerte das kleine Lagerfeuer auf, verbreitete gleichermaßen Licht wie auch Wärme in der engen, ausgedienten Wolfshöhle, in der sie Schutz für die Nacht gefunden hatten, lange, schlierige Schatten bildeten den Tanzpartner für die springenden, roten Flammen. Marquez und der Fremde schienen sich zu kennen, folgte man ihren Gesprächen. Langsam versuchte Druid die linke Hand zu schließen, es ging ohne nennenswerte Probleme, nur machten sich mit der Zeit, in der das Adrenalin im Blut abnahm, die Schmerzen der Wunde bemerkbar. Egal. Es funktionierte alles und das war es, was zählte. Entspannt doch wachsam saß der Krieger am Eingang des Erdlochs, den Rücken an die Wand gelehnt, ein Bein ausgestreckt, das andere eng zum Körper gezogen. Regungslos verharrte er, starrte einfach nur in den nächtlichen Wald, der sich vor der ehemaligen Raubtierbehausung auftat, bis er sich schließlich erhob und mit langsamen, ruhigen Schritten auf das knackende Feuer zuging, an dem auch die anderen beiden saßen, und sich dort wieder niederließ.
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| 20.03.2004 13:09 | #272 |
| Raven the 4th |
Die kohlraben schwarzen Augen hatten sich tief in das Gedächtnis Ravens eingebrannt. Während er sich jedoch mit Marquez unterhielt, kamen andere Erinnerungen in seinen Geist und dieser grausame Blick verschwand ins Unterbewusstsein, bis sich der verschlossene Kerl zu ihnen gesellte.
Raven blickte kurz auf, wandte seinen Blick sogleich aber wieder zu Marquez, da der fremde Drachenjäger noch immer nichts sagen zu wollen schien.Der Jäger versuchte weiterhin das selbe Gespräch zu führen, doch die direkte Anwesenheit dieses unheimlichen Mannes, irritierte ihn. Es war nicht Furcht, die Raven verspürte, sondern eher Neugier, doch ihn zu fragen, was es mit seinen Augen auf sich hatte, kam dem Drachenjäger gar nicht in den Sinn.
Als das Gespräch mit Marquez nun langsam zu Ende ging, drehte sich Raven zu dem Fremden und zog die Kapuze aus dem Gesicht.
"He, Dark-Druid!", der Jäger hatte den Namen des Mannes von Marquez erfahren, der scheinbar Unterricht im Schleichen von ihm bekam. "Was machst du hier draussen? ... ich meine, ausser Marquez das Schleichen beibringen?"Noch ehe Raven den Satz beendet hatte, machte er eine hektische Bewegung gen seiner Tasche und zog nach kurzem Wühlen drei Flaschen Bier heraus, die er in der Runde verteilte.
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| 20.03.2004 18:04 | #273 |
| Marquez |
Marquez nahm sein Bier zwar dankend an, doch anstatt es zu trinken, steckte er es nur ein. Ein Blick zum Himmel hatte ihn nämlich gerade darauf gebracht, dass er jetzt vielleicht noch rasch etwas Wichtiges erledigen sollte, bevor es für die Gruppe einen Aufschub bedeuten würde. Denn der Tagesanbruch näherte sich mit Riesenschritten, während sein Hunger jetzt nach dem Kampf wieder anfing, sich bösartig bemerkbar zu machen. Ein so nicht hinnehmbarer Zustand...Der Bandit erhob sich also und gab den fragenden Mienen, die ihn sogleich anblickten, Antwort:
»Tja, da ihr beiden euch gerade so schön unterhaltet, dachte ich mir mal, ich verschwinde kurz und besorge uns etwas zu essen, bevor noch der Tag über uns hereinbricht und wir mit leeren Mägen dastehen... Also, bis gleich.«Im Laufschritt entfernte er sich nun vom Lagerfeuer, und bald war er in der Dunkelheit zwischen den Gebüschen verschwunden. Sein Weg führte Marquez ein paar Hundert Schritt den Pfad zurück, auf dem Druid und er gekommen waren. Dort hatte er nämlich vorhin ein kleines Rudel Scavenger ausmachen können. Er musste sie jetzt nur noch wiederfinden und dem reichhaltigen Frühstück würde nichts im Wege stehen. Blieb nur zu hoffen, dass keinem Überrest des Strauchdiebgesindels begegnen würde. Die Jungs mussten echt so richtig sauer sein, da wäre es allein kein allzu großer Spaß gewesen, auf einen oder mehrere von ihnen zu treffen. Aber da vorne im Dickicht waren schon die ersten Tiere aus dem gesuchten Rudel, also weg mit diesen überflüssigen Gedanken und auf das Wesentliche konzentriert...
Die Scavenger schliefen noch, also ging Marquez ins Schleichen über und hielt nach einem Exemplar, das möglichst weit vom Rest der Gruppe entfernt lag, Ausschau. Obwohl die Viecher scheinbar nichts mitbekamen, so würde sie trotzdem jedes noch so kleine verdächtige Geräusch aufwecken, das wusste auch er. Und was passierte, wenn ihn das Rudel umzingeln würde, daran wollte er gar nicht denken. Das Ziel wollte also mit Bedacht gewählt sein.
Schließlich hatte er sich aber entschieden, und so ließ er nun lautlos seine Klinge aus dem Gürtel fahren und musterte das Terrain zwischen ihm und der zukünftigen Beute, das zwar nun mittlerweile durch die Dämmerung schon etwas besser einzusehen war, aber dennoch jederzeit böse Überraschungen bereithalten konnte. Nur ein trockener Ast unter dem Stiefel und es würde sofort vorbei sein mit dem Schleichen. Diesmal schien der Boden aber sauber zu sein, es konnte nun losgehen. Marquez hätte auch gleich zum Beutezug angesetzt, doch irgendetwas riss ihn plötzlich aus dem Vorbereitungen heraus....
Da war ein Rascheln im Gebüsch hinter ihm. Zwar war nicht zu sehen, wer das verursachte – dafür war noch zu viel Buschwerk im Weg –, aber Marquez dachte natürlich gleich an die Wegelagerer von vorhin und drehte sich angespannt der möglichen Gefahr zu. Es musste natürlich nicht unbedingt einer der Wegelagerer sein, aber wie sollte er das nur herausfinden?
Vielleicht sollte er einfach einmal seine Position preisgeben... Marquez räusperte sich.
»Waffen weg!«, rief er beherzt, aber dabei immer noch leise genug, um die nahen Scavenger nicht auch noch aufzuwecken. »Waffen weg, Hände hinter den Kopf und dann rauskommen!«
Er wartete gespannt lauschend auf eine Reaktion.
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| 02.04.2004 16:34 | #274 |
| Estragon |
Nichts vermag den Lauf des Schicksals vorher zu sehen oder gar zu schätzen. Und doch ist alle vorbestimmt, alles unveränderlich in die Gestirne des Kosmos geätzt mit dem Blut der Götter die starben um ihren tausenden Werken einen Sinn zu geben. Die Götter oder Dämonen die ihren Platz einnehmen, lenken nur den Willen derer, die sie beerbt haben. Um am Ende ihres Zenites selbst eine Bestimmung zu Hinterlassen.
Doch jeder Gott oder Dämon legt alles zu seinen Teilen. Und manchmal unterscheiden sich Götter von Dämonen nur der Bezeichnung nach. Kriege stehen bevor, so wie sie es immer tun. Denn Krieg ist eine Konstante sowie Tod und Wiedergeburt. Krieg ist die letzte Instanz der allgegenwärtigen Kreisläufe, die von Beginn zum Ende und wieder zum Beginn führen.
So überlebt im Krieg nur das Starke und Harte. In welche Hüllen es sich kleidet, wie es zu den Waffen greift oder was ihm zur Verteidigung seiner Existenzberechtigung billig und möglich ist, wird es einsetzen oder in der Bedeutungslosigkeit versinken.
Denn Krieg ist die Probe. Im Einzelnen ist es der Kampf. Alles ist ein fortwährender Kampf, eine Probe täglich aufs Neue. Am Ende steht der Sieg, um sich dem nächsten Kampf zu stellen, oder die Niederlage. Die Bedeutungslosigkeit. Das Vergessen.
Der Beginn, die Probe, der Tod. Keiner kann diesem blutigen Machwerk entrinnen. Doch man kann sein Dasein so gestallten, das ein würdiges Zeugnis seiner eigenen Existenz die Zeit solange wie Möglich überdauert. Denn nur darum geht es, den Kreislauf durch seine Zeugnisse zu überwinden.
Auch Götter und Dämonen stehen unter jener Probe. Sie ziehen gehen alles und jeden in den Krieg, nur um ihre Zeugnisse zu setzen und das Unvermeidliche ein kleines Stück in der Unendlichkeit heraus zu zögern.
Und ihre stärksten Waffen sind die Jünger. Die sterblichen, die ihnen Huldigen. Sie wirken und bewegen den Kreislauf ständig fort. Selbst in ihrer Verleumdung des Allmächtigen, können sie unbewusst selbigen in die Hände spielen. Am Ende dienen sie doch den Göttern oder Dämonen, die wiederum dem Kreislauf als Indikator und Generator dienen.
Als letztes steht der Titan. Der Vieläugige. Der alles Vernichtende. Der Tod. Zusammen mit seiner Schwester, der Zeit. Der Kalten. Der Blinden. Der Gleichgültigen. Und sie gebaren ein Kind. Jenes Kind, das wirkt im Kleinsten, aber auch größten Ding. Der Wiedergeburt.
Ein Gott auf einem Planeten hat einen kühnen Plan gefasst. Dazu wirkt er etwas, was bei Göttern als Trumpfwaffe schlechthin gilt. Einen Knotenpunkt seines Willens. Viele dieser Knotenpunkte unterstehen den Göttern und Dämonen. So wird auch dieser Punkt wandern, wie die anderen und wirken, was noch keiner sah. Beliar, Gott des Todes und der Dunkelheit, kehrte nach Myrthana zurück. Dort senkte er seine Augen auf den Teil der Welt, die man Gorthar nennt. Er greift ins Nichts hinaus und wirkt.
Sein Wille durchstößt unsichtbar die Wolken, jagt über das tiefblaue Meer, über Berge und Wälder. Es durchpflügt den Himmel, unter sich eine dichten Dschungelsumpf hinter sich lassend. Am Horizont ist ein gigantischer Friedhof in den Formen und Zwängen einer leblosen Stadt gefangen. Ohne jenes grausame Schlachtfeld zu beachten, setzt die Macht Beliars ihren Weg fort, denn dort unten ist Vergangenheit. Voraus liegt Zukunft. Mächtige Zukunft.
Ein leeres Tal wird sichtbar. Es ist leer, der Grund ist mit Knochen unzählbarer Lebewesen bedeckt. Doch das chaotische Böse wurde des Ortes verwiesen. Es hatte die Probe nicht bestanden. Andere waren als Siegreiche vom Schlachtfeld zurückgekehrt, um sich neuen Kämpfen und Proben zu stellen. Doch das alles hatte keinen Belang für die Essenz des finsteren Totengottes. Er war hungrig auf etwas, was noch vor ihm lag. Die Schnüre seines Willens würden an etwas geknüpft, was hätte seinem Bruder ein mächtiges Werkzeug und ihm einen lästigen Dorn im Auge sein können. Tatsächlich war er nur knapp einem Feldzug der Truppen Innos gegen seine Jünger entgangen. Viel hätte er verlieren können. Jetzt würde sein Bruder eine Menge verlieren.
Eine grüngraue Hügellandschaft zeigte sich am Boden, dort sein ganzes Sterben war nur auf einen Punkt fokussiert. Es lag in den tiefen Eingeweiden, die dem Bau am Horizont innewohnten.
Die schwarze Abtei, jetzt nur noch die vergehende Abtei, liegt nun geistlos und ohne Kraft unter ihm. Wie ein Drache ohne Atem. Wehrlos dem Zahn der Zeit ausgesetzt. Und mit unnatürlichem Hunger stürzt er sich auf den nackten Fels. Hatte ihn zuvor Magie abgehalten, war nun freie Bahn für den Verfall gegeben. So brechen die Steine und Mauern im Sonnenlicht zu Staub, wie Schnee der in der Wüste schmilzt. Bald würde hier nur noch versuchter Boden von dem einstigen Übel künden.
Beliar jagte in die Tiefe, durchstieß die Dächer der Abtei mühelos. Er machte sich weder die Mühe, dem Gängen zu folgen, noch musste er lange suchen. Wände waren kein Halt für ihn und er kannte den Weg genau.
Das Schiff der Kappel liegt glanzlos im einfallenden Sonnenlicht. Löcher klafften in der Decke bis hoch zum Dachstuhl. Das schwarze Glas der Fenster ist gebrochen und im Tagesschein tanzen die Staubflocken ihren Sinnesbetörenden Tanz von Verlockung und Unerreichbarkeit.
Beliar fährt auf eine Ecke des Schiffes zu, ohne bei den mächtigen Artefakten auf dem Boden Rast zu machen. Sandartiger Staub wirbelt auf, Beliars nistete sich ein. Wirkt seine Kräfte in die leblose erdige Asche. Findet einige Tabaksammen. Dort bricht Leben auf. Erde aus den Gegenden von Khorines (wer weiß schon zu sagen, wie sie dort hingelangen können, oder besser wohl, was spielt es für eine Rolle, wenn Schicksal am Werke ist) bietet Nährboden für die Samen. Der Aschestaub wird regelrecht inhaliert und mit Erde und wachsenden Pflanzensträngen vermengt. Bald schwellen die unheiligen Keime zu einem lichtlosen Lebewesen heran, fingern suchend über den Steinboden und die Mauern der Ecke empor. Blätter sprießen in giftigvioletten Farbtönen. Smaragdgrüne Dornen hebelten sich aus den schon holzigen Stängeln. Die Wurzeln drängen spielend zwischen die Fugen der Steinfließen, bohren sich schnell und tief. Treffen auf giftiges Wasser. Saugen gierig. Bekommen Kraft. Wachsen. Erstarken. Beliar hat den Anstoß gegeben und zieht sich langsam zurück Andere Geschicke verlangen seiner Aufmerksamkeit. Wie immer gibt es keine Pause. Pausen bedeuten Vergessen. Vergessen bedeutet Vergehen.
Die Ecke ist völlig von wabernden, bösartig schillernden Leben erfüllt. Dicke Wurzelstränge haben die Steinfließen vom Boden gepresst. Die Blätter haben an Spannweite und Stärke gewonnen.
Seit Beliars eintreffen sind etwa sieben Minuten vergangen. Und die Pflanze breitet sich immer schneller aus. Bleibt nur im lichtlosen Schatten. Meidet das Tageslicht. Greift um sich wie eine Pest auf schnellen, ledrigen Schlingarmen. Was kann nur der Zweck sein? Was kann aus solch einem…widernatürlichen Ding nur entstehen? Eines gewiss nicht. Etwas Gutes.
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| 02.04.2004 23:24 | #275 |
| Estragon |
Die Schatten dehnten sich mit der fortschreitenden Abenddämmerung immer weiter aus. Waren ihre Grenzen zuvor noch scharf gezogen, so wurden sie bald schwammig, das Licht wich einem diesigem Dunstschleier. Bald war auch die letzte Spur des Tages aus dem gewaltigen Mittelschiff gewichen.
Die pulsierenden Wurzeln der Pflanze hatten in wenigen Stunden das ganze Mittelschiff erobert. Überall wiegten sich breit gefächerte Blätter in tiefen Violett und scharfem Grün im Wind der lauen Nacht. Mit dem letzten Licht waren auch die letzten Barrieren für das mächtige Kraut gefallen. Nicht hielt es mehr auf.
Die dicken Stränge kletterten mit fast Krakenhaftanmutenden Griffen die letzten Wände empor. Sie durchbrachen und durchwirkten die Felsen, brachen in die oberen und unteren Stockwerke der Abtei ein. Unterhalb des Kapellenschiffes labten sie sich in giftiger Erde und ätzenden Tümpeln. Gierig schienen sie nach aller negativen Energie zu forschen, um sie auf zu saugen und sich einzuverleiben.
Die Glasrosette, wodurch früher das Licht blutrot auf die Erde gefallen war, war das erste Tor zur Außenwelt. Dort die Pflanze schien noch kein Interesse daran zu haben ihren schattigen Hort zu verlassen. Tatsächlich konzentrierte sie sich voll und ganz drauf, in die tiefen, lichtlosen Kerker der Abtei einzudringen. All wüsste sie, das die Sonne wiederkehren würde.
Aber als dann doch eine ihrer Triebe vorsichtig die Kante des Rundfensters erklommen hatte, da schien das Sternenlicht auf ihre Feuchtglänzende Lederhaut. Die Sterne, schon auf Motoren für allerlei Spuck, Fluch und Hexerei, wirkte auch hier nicht anders.
Der schon fast armdicke Strang begann unter dem sanften, toten Licht der Sterne zu zittern. Wasser pumpte sich vom Kern, der bereits tief unter der Abtei schlummerte, hinauf in den Strang.
Mehr und mehr schwoll das Ding an. Die Haut spannte sich zum zerreisen, wurde fast glasig. Das platzte der Trieb wie eine überreife Frucht. Blutrote Säuere ergoss sich aus dem Fenster in die Außenwelt, der Stein begann sich sofort unter dem ätzenden Saft der Pflanze aufzulösen.
Der geplatzte Trieb blutete noch ein wenig aus, dann schob sie mit vorsichtig tastenden Bewegungen eine Schote ins Freie. Sie reckte ihren Kopf, wie ein kleines Tier, das aus seinem Bau schauen will, um nach Feinden zu spähen.
Das Sternenlicht sprenkelte die pergamentartige Haut der Schote. Saturn und Merkur standen sich genau in ihrer Laufbahn gegenüber, die Erde dazwischen. Der Saturn war der letzte Anstoß. Weder Beliar noch das Schicksal jener Welt hatte dies geplant. Alle Götter wirbelten einen kurzen Augenblick nach Gorthar um und die Kräfte des Chaos erbeten für Bruchteile eines Herzschlages. Das war es geschehen. Unter dem harten, kalten Glanz eines Planeten, der nicht mal einen nadelspitzen Punkt auf dem gewaltigen Himmel einnahm, begann sich die grünweißliche Schotenhaut in dunkles Blauviolett zu wandeln. Die Knospe bildete feste Kanten aus. Sie wurde größer, begann in einem wilden Rückmuss zu pulsieren. Das Beben setzte sich bis in das Zentrum des Kapellenschiffes fort.
Dann, begleitet von einem reisenden Geräusch, sprengte die Knospe ihre schützende Hülle, entfaltete die seidigen Blütenblätter. Außen fast schwarz, nach innen in Scharlach übergehend, reckte sie sich dem Saturn förmlich entgegen.
Saturn Energie hämmerte ungebremste auf die Blüte ein, die wie ein Trichter seine Kräfte auffing und über die fleischigen Arme ins Zentrum leitete.
Dort begannen sich neue Sprösslinge zu bilden. Viele Stängel und harte, dolchartige Dornen erhoben, wickelten sie um einander, wie die viele Fäden um die Narbe einer Spindel.
So schraubte sich ein mächtiger, kokonartiger Stamm in die Höhe. In fast vier Metern Höhe stoppte er sein Wachstum. Eine Krone aus rasiermesserscharfen Stacheln, lang wie Degenklingen, wuchs unter den wispernden Geräuschen der restlichen, wachsenden Stränge, Wurzeln und Blätter.
In der Mitte schwoll dieser Kokon an, dehnte sich rasch und härtete nach etwa drei Metern eine Rinde aus. Neue, winzige Dornen und Stacheln bedeckten diese hölzerne Rinde. Wie eine überdimensionale Diestel stand das Gebilde schlussendlich auf einem geschraubten Stamm.
Die Blüte am Fenster hatte sich schon wieder geschlossen und der Trieb war zurück in die raschelenden Schatten der Kapelle gewuchert. In der Mitte erhob sich nun diese Knolle wie ein bösartiges Geschwür in der Realität.
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| 04.04.2004 16:35 | #276 |
| Estragon |
Das Sonnenlicht war in die Abtei zurückgekehrt. Die feinen Strahlen durchfluteten die schwarzen Hallen, in der sich die Pflanzenstränge zu einem komplizierten Netz ausgebreitete hatten. Im Zentrum die große Diestelknolle, die wie ein grünledernes Drachenei dalag. Die Haut des Pflanzenkokons dehnte sich gleichmäßig aus, als ob die üble Frucht atmete.
Seit das Tageslicht in die Hallen fiel, hatten sich viele der Pflanzenteile in den Schatten zurückgezogen oder waren im Sonneschein zu trockenen, toten Zweigen verdörrt.
Als auch der Kokon von den ersten Strahlen erfasst wurde, begann sich dessen Haut sofort in ein zorniges Scharlachviolett zu färben. Bald erfüllte sich der Kappelensaal mit einem beißenden Geruch von Schwefel und fauligem Zimt. Die Wurzeln der Knolle waren stark, doch auch sie begann unter den erbarmungslos würgenden Fingern der Sonne, auszutrocknen. Der Kokon war dem Absterben ausgeliefert. So beschleunigte sich die innere Entwicklung des Gewächses um ein Vielfaches. Eine Notgeburt stand bevor, doch das Kind musste noch so viel Zeit wie möglich haben, um voll auszureifen.
So begann das Innere der kugelförmigen Pflanzenfrucht zu pulsieren. Ein schwaches Glimmen schwoll in schnellen Taktschlägen zu einer Serie von Blitzlichtern an. Für Bruchteile von Sekunden hätte man durch die glasige Haut erahnen können, was in dem Kokon heran wuchs. Es hatte Arme und Füße. Einen Kopf. Es sah fast aus wie ein menschliches Wesen. Doch das konnte nicht sein. Das war völlig ausgeschlossen…oder etwa doch ni…
Ein Knall jagte durch die wispernde Stille der Abtei. Die Haut des Kokons war an der Rückseite gerissen. Heiße Flüssigkeit schoss unter hohen Druck dampfend aus der Wunde. Die Sonne brannte weiter. Versuchte verzweifelt der Geburt des Scheusales zuvorzukommen. Innos letzter Versuch, doch noch einen Keil zwischen seinen Bruder Beliar und dem Schicksal zu treiben.
Aber es war vergebens. Die Hülle war geplatzt, doch die Geburt konnte nicht mehr verhindert werden. Das Wesen würde überlebensfähig sein.
Ein zweiter Riss jagte durch den Kokonmantel, der langsam unförmig wurde und in sich zusammen sackte.
Dann durchstieß plötzlich eine menschliche Hand den Riss, griff panisch in die dampfende Luft, schloss sich, öffnete sich. Eine schleimige Schicht bedeckte die blasse Haut des Armes, der jetzt zum Vorschein kam. Der Arm war angespannt, starke Muskeln hoben sich unter der ungesundblassen Haut. Ein zweiter Arm kam zum Vorschein. Dann ging alles sehr schnell. Ein letzter Riss trennte die Kugel förmlich entzwei. Ein Schwall grüngelben Schleims erbrach sich dickflüssig auf die Erde. Darin war eine menschliche Gestalt auszumachen.
Mit einem fleischigen Klang schlug der Körper auf.
Einen Augenblick lag das Wesen wie tot auf der Erde. Dann riss es den Körper hoch, hechtete auf die Knie und schrie erstickt auf. Sein Gesicht war eine Mischung aus Überraschung, Verwirrung und blankem Entsetzen.Es war ein Mann. Ein männlicher Mensch vom Körperbau her. Der Mann hatte breite Schultern, die mit genug Training, einmal mächtige Muskeln aufbauen würden. Seine Hüfte war schlank und seine Schenkel massiv. Doch alle das nutzte nicht viel, wenn man nicht atmen konnte.
Der Mann schrie immer noch erstickt, gurgelte wie ein Ertrinkender. Der Kokon, die ehemalige Gebärmutter, aus der er entstammte, war bereits unter der hellen Sonne in sich versunken und dem Austrocknungstod anheim geliefert.
Der Mann ließ beugte sich vor, seine Knie rutschten vor. Er würgte schwer und übergab sich endlich. Der letzte Schleim wurde aus den Lungenflügeln und der Luftröhre gerissen. Luft strömte ungehindert in seinen Körper.Seine Augen öffneten sich langsam und vorsichtig.
Alles schwamm mit wabernder Unwirklichkeit vor ihm. Er wollte aufstehen, fiel sogleich wieder hin.
Es half nichts. Er musste kriechen. Der Geburtsschleim machte das einfach. Der Frischgeborene robbte sich langsam vorwärts. Instinktiv steuerte er eine dunkle Ecke an. Dort, wo die Pflanze ursprünglich ihren Ausgangspunkt gehabt hatte. In der Ecke angekommen, kauerte er sich nackt und frierend zusammen. Sein Kopf lehnte an den Felsen der Mauer. Seine Augen, noch in ein tiefgrünes Smaragd gehüllt, verloren langsam die frische Farbe. Wurde zu einem blass grünem Grau. Hart wie Stein. Kalt wie ein Gletscher. Ein Geltscher, den dieser Mann erst kürzlich überquert hatte.
Erinnerungen fluteten durch den neuen, fast unbeschrieben Verstand. Erinnerungen eines Toten. Der Mann schloss gequält die Augen, doch es half nichts. Die Erinnerungen kamen unaufhaltsam.
So saß der Mann drei volle Stunden in der dunklen Ecke, wartete darauf, dass seine Muskeln bald voll zur Arbeit fähig sein würden und ertrug die fremden Bilder, die sich in seinem Kopf ausbreiteten. Doch nisteten wie üble Geister, um zu spucken und zu peinigen.
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| 04.04.2004 18:04 | #277 |
| Estragon |
Der Mann hatte sich endlich aus der Ecke gewagt. Die aufkommende Dunkelheit gab ihm etwas mehr Selbstvertrauen, obwohl die Kälte der Nacht mit ihr kam. Die Pflanzen, unter den vielen Stunden des Martyriums aus Sonnenlicht leidend, waren nun völlig aus dem Kirchenschiff zurückgewichen.
Der Mann hatte seinen Körper genug Zeit gegeben, sein Herz schlug kraftvoll und gleichmäßig. Seine Muskeln waren geschmierte Stahlbänder auf harten Knochen. Seine Augen, nun völlig grau, mit einem leichten Stich von Grün an den Rändern der Iris, blickten wachsam und furchtlos.
Doch sein Verstand war noch völlig verstrickt in der Ordnung seiner eigenen und der fremden Erfahrungen, die ihm, durch welche Kräfte auch immer, -Beliar- verliehen worden waren.
Hilias…der war ich früher. Doch Hilias ist tot. Ist gestorben…ich lebe…weil irgendeine Kraft mich wiedererweckt hat …
Aber welche Kraft? Und warum? Der Mann schob diese Fragen einstweilen beiseite. Sie würden sicher später Beantwortung finden. Jetzt musste er sich erst einmal orientieren.
Er suchte einen Augenblick in dem diesigen Halbdunkel des toten Kappelenschiffes nach Auffälligkeiten oder Anhaltspunkten, welcher Natur sie auch sein mochten.
Dabei bemerkte der Mann eine Unregelmässigkeit in seinem Denkprozess. Sie drängte sich förmlich auf. Wie ein kalter Schauer.
Ich sehe den Ort des Todes meines früheren Ichs… dachte der Mann unbestimmt. Und empfinde nichts…keine Trauer, keine Furcht, keine Wut…
Und als er diese Tatsache erkannte, nahm er sie einfach als gegeben hin. Er wunderte sich nicht einmal lange darüber. Er hatte es schon fast vergessen, als er einige interessante Entdeckungen machte.
Als Erstes fand er den Rucksack des Hilias. Ohne auch nur eine Spur von Melancholie oder Sehnsucht zu verspüren, kippte er den Rucksack auf der Erde aus und beäugte den sich ergießenden Inhalt mit kaltem Interesse eines Insektensammlers, der ein paar schöne, aber gewöhnliche Käfer unter dem Vergrößerungsglas hat.
Da war der Funkenzünder…das seltsame Werkzeug, das einem das Feuer machen erleichterte.
Dort das Schwefelblech, das aus Hochpoliertem Feinstahl gefertigt, beim Aromatieren von Rauchkraut helfen sollte. Als der Mann es zwischen den Fingern drehte, überkam ihn ein primitives Verlangen, eine Pfeife zu rauchen. Doch diese war nirgends zu sehen. Der Mann suchte in dem toten Erinnerung des Hilias nach einem Anhaltspunkt dafür, wo die Pfeife hätte sein können. Doch Fehlanzeige. Hilias Erinnerungen wussten es nicht zu sagen. Für den Mann es, als blätterte er in einem Lexikon, das über das Leben eines Fremden geschrieben worden war. Sein scharfer Verstand war schon dabei, das durcheinander nach Kategorien wie Nützlich, Wichtig, Interessant oder Belanglos einzustufen. Was Hilias gerne gegessen hatte oder was seine Lieblingsfarbe war, das er einmal mit vier sich den Ellenbogen beim Spielen gebrochen hatte oder er Wiesen im Morgentau, für das schönste der Welt hielt, das waren Dinge, die der Mann sofort als Unwichtig abstempelte und tief in den Mülleimer seines Gedächtnis verfrachtete. Dort wurde es bleiben und doch keine Platz verschwenden.
Er fand noch einige andere Sachen. Zum Beispiel das alte Rasiermesser, von Hilias oftmals ehr als Waffe, den als Werkzeug verwandt. Es hatte einige Rostblüten angesetzt, war aber immer noch scharf und zu verwenden. Dann fand er noch ein Seil von etwa 20 Fuß. Eine Fackel, und vier Lederbeutel. Einer war sogar noch mit Tabakkraut gefüllt.
Der Mann sortierte alles, was er noch brauchen konnte, wieder in den Rucksack ein, verschnürte ihn sorgfältig und nickte knapp. Er hatte gemerkt, dass er doch etwas empfand. Eine Art Grundstimmung, fast schon nicht mehr als Emotion zu bezeichnen, von rationaler Zufriedenheit und Harmonie. Er war ruhig und ausgeglichen, entspannt, aber dennoch wachsam und mit dem Verstand ohne Pause denkend, planend, analysierend.
Die Luft wurde immer kälter. Das Mauerwerk selbst schien den Frost anzuziehen. Der Mann fand einen, der zwei Mäntel, die in Hilias besitz gewesen waren. Es war der aus rotem Leder. Hilias Erinnerungslexikon sagte ihm, das er Filzmantel wohl nicht mehr zu gebrauchen sei, weil er im Sumpf von einer der Stahlkugeln völlig zerrissen worden war.
So schlüpfte der Mann in den Mantel –er ging ihm knapp bis zu den Knien, war in den Schultern aber genau passend. Nur die Ärmel waren zu kurz. Er würde sie später abtrennen. Dann würde dieser Mantel ganz passabel ausschauen.Der Mann hievte den Rucksack auf seine Schulter, überlegte kurz und schritt dann auf den Ausgang zu.
Er stieß auf Höhe des Lichtkreises, in dem die verdorrten Reste des Kokons, gegen einen festen Gegenstand. Mit hochgezogen Augenbrauen kniete er sich nieder. Als er erkannte, was dort lag, lächelte er. Doch es war eine mechanische Geste, ohne Humor oder Wärme. Es erreichte einfach nicht die Augen.Es war der Schaft vom Speer des Veltrin. Die Klingen waren sicher in den Sumpfen verloren gegangen, obwohl die Hilias-Erinnerungsenzyklopädie diesen Gedanken weder bestätigte noch widerlegte.
Aber der Schaft war hier. Ein etwa 1, 90 Meter hoher Stab aus gehärtetem Eisenholz. Die Enden waren mit Metall ummantelt, wahrscheinlich die Klingenhalterung. Im Augenblick war der Speer als ein nützlicher Kampfstab zu gebrauchen, ob der Mann wusste, dass es ihm an der nötigen Übung fehlte, dieses Ding effektiv zu führen.
Er wollte sich schon mit dem Stab in der Hand erheben, als eine schwache Lichtreflektion im Staub seine Augen kurz blendete. Er fühlte einen Stich aus Kopfschmerzen, die aber schnell wieder verschwanden.
Er griff ohne Zögern in den Staub und fischte nach kurzem tasten, eine feine Kette von der Erde. Daran hing ein Kristall. Klar und rein.
Das magische Auge der Meditate. Sofort schloss der Mann seine Faust um den Stein. Er wollte nicht, dass die Hüterin ihn durch den Stein sehen konnte. Das wäre zu führ gewesen, sagte ihm sein Verstand.
Er erhob sich und ließ den Stein in der Manteltasche verschwinden. In der lichtlosen Verhüllung des Leders war er von neugierigen Blicken aus dem Kastell gefeit.
Er sah sich ein letztes Mal um. Vielleicht waren ja noch mehr Schätze zu finden. Doch der Boden hütete lediglich Staub und trockene Pflanzenreste.Der Mann verließ die Kapelle mit schnellen Schritten.
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| 04.04.2004 19:13 | #278 |
| Estragon |
Die Gänge waren finster und der Boden voller tückischer Bruchstücke vom Mauerwerk der Decke und Wände gespickt. Der Mann hatte eine Fackel entzündet und suchte sich ohne Zögern, aber auch ohne Hast einen Weg durch das Labyrinth aus Gängen. Er spähte in einige Räume, fand allerlei Plunder, der verdächtig nach Folterung aussah, ließ das meiste aber als Belanglos zurück. Einzig Bücher und Schriftstücke erweckten seine Neugier. Er schaute sich viel an, ohne auf die Zeit zu achten. Warum auch darauf achten. Keiner vermisste ihn. Und Hilias, den manche gekannt hatten, war tot und blieb es auch. Selbst wenn der Mann dessen Erinnerungen in sich trug.
Er selbst empfand nur wenig für Hilias. Nicht mehr als eine wegwerfende Geringschätzung seiner Taten und seiner vergangenen Existenz. Lediglich überraschte ihn die Tatsache, dass dieser kleine Sterbliche es bis hier hin geschafft und getan hatte, was tat.
Der Mann durchstreifte noch einige weitere Räume, hielt sich aber von den unteren Stockwerken der Abtei fern. Dort war es sicher immer noch gefährlich, selbst wenn alle Untoten vernichtet worden waren. Ungeziefer muss nicht immer Untot sein, kann aber genauso gefährlich werden.
Nach einigen Biegungen entdeckte er ein Treppenhaus, das in die oberen Bereiche zu führen schien.
Der obere Flügel der Abtei war früher wohl das Schlaf und Lebenszentrum der Mönche gewesen, denn hier entdeckte der Mann mehre große Schlafräume und einige kleinere, die dafür etwas luxuriöser ausgestattet waren.
Hier räuberte der Mann hemmungslos die Bücherregale. Einiges war in unverständlichen Runen verfasst. anderes nur teilweise zu lesen.Aber es gab auch Bücher, die der Mann imstande war, zu entziffern. In einer Kammer entdeckte er einen Schreibtisch mit vielen Briefen, die er gleich an Ort und Stelle öffnete. Ein Dolch lag praktischerweise auf dem Schreibtisch. Ohne es wirklich wahr zunehme, steckte er ihn in die Manteltasche, nach dem er einige Briefe geöffnet hatte. Dass diesem Gegenstand etwas Magisches anhaften könnte, daran dachte er nicht.
Die Briefe waren in der Gemeinsprache verfasst und beschrieben einige höchstbemerkenswerte Sachen. Da war von einem großen Handel die Rede, mit einigen Waffenhändlern aus dem Süden. Die Augen dass Mannes weiteten sich verblüfft, als er die Skizzen der Waffen entdeckte, um die sich der Handel zu drehen schien.
Die Kugeln. Die fliegenden Todeskugeln aus dem Sumpf. Sie waren also keine Hauseigene Erfindung der Abtei gewesen, sondern kamen aus dem Süden? Sehr interessant.
Der Mann steckte die Briefe ein, die er für am wichtigsten und aufschlussreichsten erachtete und machte sich in den zweiten Stock auf. Denn dort sollte, laut der Korrespondenz ein Lager mit ersten Waffenproben und der Vergütung für die Händler liegen.
Der Mann fand das Lager nach kurzem Suchen. Es war ein hoher Raum, voll gestopft mit Regalen, Kisten, Behältern, Gläsern, Schaukästen, Beuteln die an der Decke festgemacht waren, Truhen und Amphoren. Der Mann entdeckte gleich beim eintreten den großen Kleiderschrank. Es roch nach Mottengift. Er ging erleichtert auf den Schrank zu, von dem man die Fronttüren abgenommen hatte. Womöglich wurden die Sachen früher oft gewechselt und Türen hätten nur Zeit und Bewegungsspielraum des Raumes verbraucht.
Der Mann wählte mit Bedacht aus. Er entschied sich für eine lange, weiche Robe, die sich hauteng an seinen Körper schmiegte. Darüber zog er ein schlichtes blaugraues Hemd an. Einen Gehrock in der Farbe Dunkelgrün hielt er für angemessen. Am Ende zog er einen schweren Mantel aus dem Schrank. Er war aus dichten Maschen gewebt, doch der Stoff war dem Mann unbekannt. Das Schwarz strahlte allerdings eine starke Faszination auf ihn aus. Desweiteren nahm er noch einge Ballen Stoff mit, die im unteren Teil des Schrankes rumlagen. Vielleicht waren sie nochmal nützlich. Neu eingekleidet, sah er sich nun in den restlichen Regalgängen um.
Der Reichtum ihm förmlich entgegen sprang war unglaublich. Gold in prallen Säcken, Silber in schweren Kisten. Juwelen und kostbare Geschmeide funkelten im Fackelschein. Der Mann sah alles mit unbeeindruckten Augen. Er sammelte sich wahllos einige Edelsteine aus den Schalen und Krügen und füllte seine Lederbeutel mit ihnen. Noch ein wenig Gold wanderte in seine Taschen, dann war sein Raubzug am Materiellen schon beendet.
Er glaubte einfach nicht, das Reichtum seine weiteren Wege schwer beeinflussen würde.
Was ihm allerdings ungleich mehr beeindruckte, das war die vielen Schriftrollen und Zaubersprüche die er hier fand.
Skelettarme, Feuergolem, Drachengas und vieles mehr. Er wählte nur jene Sprüche, die er auch zu beherrschen glaubte. Doch er hielt sich zurück. Magie war eine gefährliche Sache, wenn man sie nicht vollends beherrschte. So beäugte er einige der Rollen, nahme aber keine an sich. So würde er erst gar nicht in die Versuchung geraten, irgendwo eine kleine untote Arme zu entfesseln, damit man ihn später als Hexer und Ketzer verbrennen konnte.
Außerdem entdeckte er noch einen Silberteller, auf dem, in Seide gehüllt, sich einige stahlfarbene Kugeln verbargen. Er erkannte sie sofort. Die fliegenden Todeskugeln vom Sumpf. Im Augenblick waren sie inaktiv. Er steckte vier Stück davon ein. Den Rest ließ er lieber liegen. Daneben lag ein weiter riechverzirrter Dolch. Er steckte ihn ebenfalls ein. Tauschwaren konnte man nie genug haben.
Aber an einer Kostbarkeit kam er einfach nicht vorbei. Auf einem blauen Samtkissen, unter einer gläsernen Glocke geschützt, lag ein Paar Augengläser, die durch einen feinen, silberfarbenem Bügel mit einander verbunden waren. Das Glas war farbig. Es schimmerte leicht grüngrau. Er hob die Glocke an und berührte das schlanke Metall der Bügel. Die Gläser verfärbten sich sofort in ein kräftiges Blau.
Stimmungsglas…es nimmt meine Stimmungen auf und reagiert entsprechend… Der Mann fand das auf höchstem Masse anregend. Er griff die Augengläser unter der Glocke hervor und setzte sie auf. Ein angenehm matter Farbton senkte sich über seine Sicht. Die Farbe von Perlmut, wie er glaubte. So müssen Muscheln ihre Welt sehen… dachte er völlig ernsthaft.
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| 04.04.2004 19:48 | #279 |
| Estragon |
Der Mann stand vor den Toren der Abtei. Die umliegende Hügellandschaft war in ein sanftes Abendrot gehaucht, obwohl es schon sehr spät sein musste. Das muss von den Augengläsern kommen… dachte Estragon und kaute auf einem Stängel des selbigem Gewürzes.
Es wuchs wild, hier gleich am Rand der Abtei mauer und verströmte einen kühlen, süßherben Duft. Der Mann hatte mehr aus einer Laune heraus, als aus einem festen Plan geboren, sich diesen Namen gegeben.
Namen waren im Grunde bedeutungslos. Die Taten sprachen für einen. Aber in der Welt der Sterblichen waren Namen wichtig. Erst Namen schienen den Dingen Formen und Farben zu gegen. Es wenn etwas betitelt wurde, wurde es Realität in den Köpfen der Menschen. Das fand Estragon sowohl belustigend, als auch irrationell.
Denn er hatte festgestellt, dass er neben den wenigen Grundstimmungen auch noch eine harte, sehr bittere Form der Belustigung empfinden konnte.
Estragon kaute weiter auf dem saftigen Stängel, schmeckte das Kraut im Mund. Wie süßes Metall. Dann sah er auf sein Schwert runter, das zwischen den Händen hielt.
Er hatte es im Innenhof gefunden. Diese magische Klinge, die Hilias einst mit Freunden in einem versteckten Tal gefunden hatte. Auch sie konnte Stimmungen empfangen und anzeigen. Doch waren diese ehr negativer Natur. Schmerz und Leid waren die Motoren für die Klinge.
Estragon sah zum Himmel empor.
Saturn…er müsste im Zenit stehen… dachte er und wusste gleich, das diese Eingebung nicht von ungefähr stammen konnte. Das ging tiefer…sehr viel tiefer. Estragon beschloss, sich mit dieser Sache genauer zu befassen, wenn er erst die Zeit dafür hatte.
Erst einmal ging es darum, nach Khorines zurück zukehren und dort ein paar Antworten einzuholen. Soviel er wusste –oder besser gesagt, sich zusammen reinem konnte- hatte nur Beliar die Macht, einen Toten neues Leben zu schenken. Auch, so vermutete Estragon, bei dieser Sache nicht nur die Kräfte Beliars am Werke sein konnten. Er sah wieder zum Himmel, wo er den Saturn zu sehen glaubte. Nein, wahrlich, hier sind noch andere Kräfte am Werk…nur welche fragte sich der Gewürzkauer.
Die Abtei lag schon verrottend hinter ihm, als Estragon nach Norden ziehend, die ersten Hügelkuppen überquerte. Das Meer lag in weiter Ferne. Der Horizont war erfüllt davon. Der Neugeborenen ging sicher, ohne zaudern, seinen Weg. Er hatte noch zwei weitere Beutel aus der Abtei mitgenommen, um darin Reichtümer und jede Menge Bücher verstauen zu können. Ein dicker Wurzelballen schaute aus einem der Rucksäcke hervor. Estragon.
Der, der bald als Kräuterkauer in Khorines bekannt sein würde, hatte nicht widerstehen können und eine Staude von dem Gewürz mitgenommen. Es würde das Rauchen ersetzen…eine Weile jedenfalls.
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| 04.04.2004 23:37 | #280 |
| Estragon |
Estragon folgte dem blassen Mondschein durch eine lebende, atmende Graslandschaft. Ein lauer Südwest strich mit flüsternder Stimme durch die Hügel. Glitt über sie, wie eine zarte Stimme über die haarigen Häupter schlafender Kinder.
Glühwürmer tanzten in ihren müden Drehungen. Zwei Kaninchen nutzten die dunkle Nacht, um im Unterholz ein kleines Mahl einzunehmen.
Und obwohl diese Tiere zum scheuesten Wild überhaupt zählt, zuckten sie nicht einmal zusammen, als Estragon den Fuß direkt neben ihnen im Gras aufsetzte.Der Krautkauer lief mit leisen, fast schlendernden Bewegungen durch die Nacht. Hier und dann streckte er die Hände aus, ließ die Grashalme durch seine Finger spielen und schloss die Augen.
Er genoss den Frieden der Nacht. Die Ruhe. Die Harmonie. Hier draus, in der freien Natur. Dort, wo die einzigen Gesetze, die des Überlebens und Koexistenz bestehen. Nicht die durch Moral und Ethik aufgeschwemmte Kodexen, die in ihrer bigotten Selbstherrlichkeit, doch den eigentlichen Sinn der Gerechtigkeit weder schützen noch waren, sonder lediglich über eines hinweg täuschen. Dass die Vernichtung der selbigen Freiheit des Geistes nur durch die Zwänge und zweidimensionalen Vorstellung von Recht und Wahrhaftigkeit unterminiert werden.
Doch hier war alles noch im Gleichgewicht. Jeder kannte das harte Gesetz der Natur hier draus. Jeder lebte damit. Niemand entzog sich durch Verrat oder Arglist. Keiner versuchte den anderen zu unterjochen, um seine Chancen fürs Überleben zu steigern.
Die Pflanzen…sie waren die Krone der Harmonie. Sie lebten und starben ohne Wehklagen oder Lamentieren. Vom ersten Keimen bis zum letzten Polenflug. Jeder Halm war über den Zeitraum seines vollen Daseins nur auf eines bedacht. Die Nachkommenschaft zu sichern und ihm den Weg zu bereiten. Keine Lebensformen widmeten sich dieser Aufgabe so zielstrebig und diszipliniert wie die Pflanzen.
Estragon fand ihre Nähe als äußerst angenehm und befriedigend. Doch mehr als eine ausgeglichene Ruhe kam in ihm nicht auf. Wirkliches Glück oder Freude, das empfand Estragon nicht. Nicht im eigentlichem Sinne.
Der einsame Wanderer stieg einen weiteren Hügelrücken empor. Seine Brille war auf die Nase gerutscht, was ihm nichts ausmachte. Die Nacht war angenehm mit ihrer samtigen Dunkelheit. Er langte auf der Hügelspitze an und hörte endlich die Brandung des Meeres. Der Horizont war vom Glanz des Mondscheines erfüllt, der sich auf den Wellen des Ozeans brach.
Das Meer. Salzige, kalte Geliebte so vieler Männer. Sie mochte fesseln wie keine Zweite, aber auch töten wie kein Dämon grausiger es hätte vollbringen mögen.Bezirzende Schönheit und Anmut schlief oft in einem Bett mit Tod und Verderben. Estragon konnte dem Meer nur Neugier entgegen bringen. Ein Leben auf den nasskalten Fluten zu verbringen, angekettet auf eine hölzerne Nussschale, völlig den Willen der Winde ausgeliefert…das war nichts für ihn. Nicht auf Dauer.
Er erreichte den Strand, als der Mond schon fast hinter dem Horizont gesunken war. Das Meer schabte mit wispernden Seufzern aufs Land, die Wellen kämpften sich vorwärts, brachen in weißschaumigen Strudeln, versickerten oder liefen zurück.
Der Kräuterkauer sah einen Moment versunken in das Wellenspiel, dann raffte er sich auf und lief den Strand in östlicher Richtung entlang.
Die Sonne kündete gerade mit ihren ersten, blassvioletten Farbfächern am Himmel vom beginnenden Tag, da machte Estragon zum Schlafen halt. Er breitete sich in dem weichen Gras der Dünnen aus, nutzte eine der Rucksäcke als Kopfkissen, legte das Schwert zum Schlag bereit, neben sich. Nicht gegen Tiere. Die würden ihn in Frieden lassen, dessen war er sich gewiss.
Menschen allerdings…Er würde einfach bereit sein. Vorsicht war der Vater des Glasbläsers.
Keine fünf Minuten später schlief der seltsame Mann, dessen Herkunft so eigenartig wie seine Ziel war, einen traumlosen, leichten Schlaf.
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| 05.04.2004 09:54 | #281 |
| Estragon |
Die Sonne stand schon hoch, das Meer rauschte, Möwen kreischten in der Brandung. Estragon schlief noch immer. Sein langes schwarzes Haar umspielte seine Schultern, einige Strähnen hingen in der frischen Brise wie die Bänder von Papierdrachen, die von Kindern und Seefahrern gleichermaßen genutzt wurden.
Eine Möwe kam auf den Strand geflattert, nicht weit von Estragons Schlafplatz entfernt. Ihr scharfer Schnabel leuchtete gelb, ihre dummen Glotzaugen blickten mit gieriger Neugier auf den Berg Fleisch. Ob es tot war? Und wenn, war es dann essbar?
Möwen sind nichts als die angemalten Geiger der See. Sie picken nach allem, was da kreucht und fleucht. Was sie nicht kennen, wird erst einmal als potenzielles Futter eingestuft.
Die Möwe watschelte heran, flog ein paar Schritte und landete direkt hinter Estragon. Der schlief immer noch. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Seine Augenlider waren fest verschlossen.
Möwen mögen nicht mehr Verstand als ein Sack Türklingen besitzen, aber sie sind vorsichtig und oft auf erstaunliche dreiste Weise, furchtlos.Der Vogel kam noch ein paar seiner kleinen Watschelschritte an den Fleischberg heran. Okay, er lebte noch, doch schien wehrlos zu sein. Sonst hätte er sich sicher schon erhoben. Der scharfe Schnabel klappte leicht auf und zu. Die schwarzen Knopfaugen blickten voller, erbarmungsloser Gier. Der Schnabel visierte das rechte Auge des Fleischberges an. Die Möwe stieß zu.
ZZFFINNN…
Der Kopf des Vogels landete im hohen Gras der Dünen. Einige Tropen Blut klebten am weichen Gefieder. Estragon steckte das Schwert wieder ganz in die Scheide. Er hatte es nicht einmal zur Hälfte ziehen müssen, so nahe war ihm die Nervensäge von Vogel gekommen. Er legte die Waffe wieder neben sich und erhob sich. Öffnete die Augen und schloss sie gleich wieder.
Das Tageslicht trieb einen glühenden Bolzen aus Kopfschmerzen in seinen Schädel. Die Augen begannen zu tränen.
Estragon schob die Augengläser –sie war jetzt silberbläuliche gefärbt-dicht aufs Gesicht, strich sich über das lange, wild fallende Haar und sah zu dem toten Vogel hinüber.
Er bekam Hunger.
Ein kleines Feuer war schnell entfacht. Die Vogel in wenigen Minuten gerupft und schon bald verströmte das bratende Fleische eine saueren, tranigen Geruch. Das Fleisch würde zäh sein und nicht gerade ein Gaumenschmaus. Doch das war Estragon egal. Er musste Nahrung zu sich nehmen. Egal ob sie schmeckte oder nicht.Nicht mehr dran als an einem Täubchen… dachte er und stellte ohne viel Überraschung fest, das seine Welt der Gefühle und Empfindungen sich um eine neue Fassette erweitert hatte. Eine Art verärgerte Missmut. Noch ein ganzes Stück von den kräftigen Emotionen wie Wut oder Zorn entfernt. Sicher eine halbe Galaxie von Hass weg. Aber immerhin eine Regung.
Er verspeiste das halb rohe Fleisch in wenigen Biss. Die Reste ließ er für die Krabben zurück, die in der Nacht mit der Flut kommen würden. Am Tag die Möwen, in der Nacht die Krabben.
So ging er weiter nach Osten.
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| 05.04.2004 15:53 | #282 |
| Estragon |
Estragon wanderte an der Nordküste Gorthars nach Osten. Seine Füße treiben sich in den lockeren Sand. Möwen brüllten in der Luft. Er kaute auf einem Stängel des wilden Gewürzes, das er von der Abtei mitgenommen hatte.
Seine Gedanken waren klar und gradlinig. Er konnte nicht durch den Sumpf wandern. Das war ausgeschlossen. Nur mit Hilfe eines Freundes von Hilias, Wie hieß die Frau doch gleich? Sie war wichtig…Renata war ihr Name…, hatte man den Weg durch die Sumpfländer im Osten gefunden.
Estragon würde nicht so leicht durch das Chaos aus Brackwasser, modernen Steinpfaden und Schlingpflanzen finden. Das war ausgeschlossen. Aber er konnte nicht ewig die Küste entlang wandern. Am Horizont zeichneten sich schon die ersten steilen Klippen ab. Der Strand würde sich vielleicht noch über ein paar Meilen erstrecken, dann gab es nur noch den Weg nach Südosten. Unweigerlich in den Sumpf.
Während er noch über seine Möglichkeiten sinnte, machten seine Augen eine überraschende Entdeckung. Er schob die Augengläser auf die Nasenspitze, worauf sich das Sonnenlicht mit heißen, blenden Strahlen bis in sein Gehirn bohrte. Kopfschmerzen flammten auf.
Doch ein kurzer Augenblick reichte aus, um Estragons Vermutung zu bestätigen. Er beschleunigte seine Schritte und setzte die Gläser wieder dicht vor die Augen. Sie waren jetzt in einen rostroten Farbton getaucht.
Ein Schiff, oder vielmehr ein kleines Boot mit Segel lag dort am Strand. Estragon nährte sich ohne Zaudern.
Der Besitzer, in einfache Arbeiterkleidung gehüllt, kniete vor einigen Netzen, den Rücken Estragon zugewandt. Leise Flüche vor sich hinbrabbelnd, bemerkte er die Ankunft des Krautkauers nicht.
Estragon räusperte sich. Der Fischer drehte sich erschrocken um und hatte in Windeseile einen Dolch aus dem Gürtel hervor gezaubert. Ein kleines, schäbiges Ding, aber immer hin ein Dolch.
Verflucht sei dein Antlitz, das es geboren wurde!!! schepperte der bärtige Mann. Seine Augen blitzten in wildem Grün. Estragon fand diesen Fluch auf erstaunliche Weise poethisch, für einen einfachen Fischer.
„Ich grüsse euch.“ sagte Estragon tonlos.
Der Mann ließ stirnrunzelnd das Messer halb sinken. „Wer seid ihr? Was wollt ihr?“ knasterte er misstrauisch und zog die Augen zu schmalen Schlitzen.
Estragon ignorierte die Frage vorerst und sah auf das Boot. „Ihr seid Fischer und das ist euer Boot?“ fragte er.
Der Angesprochene verzog leicht das Gesicht. „Nein, ich bin Schreiner und das ist mein Sägebock, Blindfisch. Ich arbeite nur so gerne am Wasser, weil das Klima hier so schön is.“ antwortete er säuerlich.
Estragon zog die Augenbrauen hoch. „Dann ist das nicht euer Boot?“ fragte er ernsthaft.
Der Fischer betrachte den Krautkauer mit einem entgeisterten Blick, als wolle er abwäge, ob dieser Kerl ihn mit dieser Nachfrage verarschen wollte.„Doch, das ist mein SCHIFF.“ sagte er und betonte das Wort Schiff mit beleidigtem Nachdruck.
Estragon nickte zufrieden und war mit einem schnellen Satz ins Boot gehüpft. Der Fischer sah ihn nun gänzlich fassungslos an.
„Könntet ihr mich mal aufklären, was das werden soll?“
Estragon achtete nicht auf ihn, zog nur ein paar bunte Edelsteine aus der Manteltasche und warf sie dem Fischer zu.
„Das wird eure Kosten decken, denke ich. Ihr werdet mich fahren.“ Der Fischer fing die Steine geschickt, hielt sie misstrauisch gegen ins Licht, prüfte mit einem Biss ihre Härte. Dann hellte sich seine Mine auf. „Mann, das wird mir Zuhause keiner glauben. Ehrlich, potz Blitzt sage ich!“„Sagte ihr das?“ fragte Estragon. Er hatte es sich bereits bequem gemacht. und die Rucksäcke ruhten zwischen seinen Füßen.
Der Fischer grinste ein löchriges Grinsen. Sein Misstrauen war wie weggeblasen. „Schlag drauf ein und trinkt aus, wohl gesagt, sage ich. Ich sag’s drei Mal, so ihr wollt.“
„Ich hab es etwas eilig, wenn wir dann bitte würden?“ drängte Estragon. Seine Augengläser hatten zu mattem Grün gewechselt.
„Natürlich, geht sofort los.“ Der Fischer sprang ins Boot, wollte sein Netz hinein hieven, dann sah er noch mal auf die fünf schlanken Edelsteine, die in seiner Hand funkelten und lachte laut auf.
„ Das vermalledeite Netz brauch ich eh nicht mehr.“ rief er freudig aus. Estragon nickte. Nicht weil er verstand, sonder um zu zeigen das er den Fischer gehört hatte. Sein Verstand war schon wieder mit ganz anderen Sachen beschäftigt. Er regelte das Geschnatter des Fischers auf belangloses Geflüster runter.
Der Fischer setzte schnell das kleine Segel und stieß das Boot mit einem langen Paddel vom Ufer ab.
„Wohin soll es eigentlich gehen?“ fragte er und spannte das Ruder ein.„Khorines. Die Hafenstadt bitte.“ sagte Estragon beilaufig.
„Ay, Khorines die Hafensta…“ Das Lächeln des Fischer gefror in dem runden Gesicht. Der Backenbart bebte leicht.
„Khorines? Dazu noch die Hafenstadt? Habt ihr Landratte auch nur die geringste Vorstellung, wie weit das is?“ spuckte der Fischer.
Estragon antworte nicht, zog lediglich einen Lederbeutel aus der Manteltasche und schüttelte ihn in der Luft. Gold begann zu klimpern.
„Bei Ankunft gibt es noch mehr.“ sagte er.
Der Fischer starrte gierig auf den Beutel, leckte sich die rissigen Lippen und seufzte dann.
„Also Ay, von mir aus. Die Hafenstadt also.“ Er zog ein mehren kurzen Leinen, das Segel fing Wind auf, das Boot gewann an fahrt.
Estragon blieb regungslos sitzen. Die Augengläser waren zwei undurchsichtige, Orangerote Scheiben geworden.
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| 05.04.2004 16:39 | #283 |
| Estragon |
Dort wo das Leben blüht, da zieht’s mich hin.
Drum lasst uns trinken und wohl lachen und fließen soll der Wein.
Wo die Fässer roll und Bier wohl läuft. Danach steht mir wohl fein der Sinn.
So will ich nie zurück zu Herd und Weib, denn nirgens kann es schöner sein!
Reim dich oder ich fress dich… dachte Estragon und rieb sich mit abgespanntem Gesicht die Schläfen.
Schon setzte der Fischer, der sich mit Namen Kobalt vorgestellt hatte, zu einer neuen, lallenden Strophe an. Das Meer war ruhig, der Himmel mit einigen Wolken bedeckt. Der Wind kam kräftig von Südosten.
Nichts soll uns lasten, nichts soll grämen uns Herz.
Hier ist Begegnung, hier Freude, nichts kann uns schrecken in so manch finster Nacht.
Ich will hören die Krüge knallen, den Prostgesang und manch derben Scherz.
Und wenn die Gardler kommen und uns nehmen wollen unsern Spaß, sag ich…
Vielleicht hätte ich schwimmen sollen…ja, das wäre sicher eine gute Idee gewesen… dachte Estragon. Hilias mochte viel Schlimmes durchgemacht haben, aber das hier…Diese Folter übersteig mit Sicherheit die gesamte versammelte Kunst der Abtei bei Weiten.
Die Stimme des Fischers brach in einem atonalen Missklang. Darüber lachte er, das die Bohlen seiner Nussschale nur zu schlackerten.
„Was wollte ihr eigentlich in Khorines?“ fragte er und riss das Segel rum. Der Wind faste neuen Halt in den Stoffen und das Boot machte einen weiten Satz nach vorne.
„Ich will dort jemanden besuchen.“ sagte Estragon knapp. Der Seegang wurde merklich rauer, aber das Boot, das musste er langsam zugeben, machte eine Teufelsfahrt.
„Wenn denn?“ bohrte Kobalt nach. Er hatte das Deck der Länge nach durchquert, um den vorderen Mast der Schallupe ebenfalls zu besegeln.
„Meine Mama.“ sagte Estragon noch knapper und deutete unmissverständlich an, das die Unterhaltung sofort einzustellen war.
Kobalt sah Estragon kurz an, dann lachte er noch schallender. „Tja, ihr habt eure Geheimnise. Das will ich euch lassen. Was ist ein Mann ohne Geheimnise? Na? NA?“
Estragon rollte die Augen hinter den blauen Augengläsern. Na schön, er tat dem Mann den Gefallen.
„Was?“ fragte er, ohne sein offenkundiges Desinteresse zu verstecken.„EIN WEIBSBILD!!!“ donnerte Kobalt und stemmte die Hände in die breiten Hüften. Sein Lachen drang bis zum Himmel.
Der Kiel des Bootes durchschlug wie eine geölte Säge die Wellen.Einen Augenblick stand es fast zur Gänze in der schäumenden Luft, dann schlug es auf und jagte weiter.
„JA, DAS IST EINE SEE NACH MEINEM GESCHMACK. WIE GESCHAFFEN FÜR DIE LADY!!! SIE LIEBT SOLCHE TAGE UND RENNT DANN IMMER BESONDERS SCHNELL!!!“ Die Hälfte von Kobalts Gebrüll ging in einer weiteren Welle unter. Estragon sah aufs Meer.Die Wellen wurden höher. Der Himmel zog sich zu. Ein Sturm kam auf. Auch das noch… dachte er enttäuscht und wandte sich an Kobalt.
„Es kommt ein Sturm auf, oder? Wird uns das nicht verlangsamen?“ brüllte er gegen die tosende See.
„NUR WENN WIR ES WOLLEN! WOLLEN WIR? WIR KÖNNEN NOCH SCHNELLER!!! MEINE DICKE HAT SICH NOCH VON KEINEM WASSER BREMSEN LASSEN!!!“
Estragon schaute nachdenklich auf den Wellengang, aber die Möglichkeit, noch schneller nach Khorines zu gelangen, war einfach zu verlockend.„Tu alles, dami…“ Ein breiter Schwall Salzwasser beendete den Satz, bevor er fertig war.
„WAS?“ brüllte Kobalt und reckte, etwas zu übertrieben theatralisch wie der Krautkauer fand, den Kopf nähr.
„Ich sagte: Tut alles damit wir Khorines so schnell wie möglich erreichen.
Das ließ sich Kobalt nicht Zweimal sagen. Er rieb sich freudig die Hände und feuerte seinen Pott immer lauter an. Estragon lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Bald ertönte auch das Säuferlied wieder. Diese Reise sollte bald ein rasches Ende nehmen, sonst hat’s bald einen Fischer weniger auf dieser Erde… dachte der Krautkauer angestrengt.
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| 05.04.2004 23:07 | #284 |
| Sara |
Es war dunkel, so dunkel hier unten, selbst ihre Fackel hatte er vor der Kletterei gelöscht, wäre es auch durchaus schlecht mit einer Fackel zu klettern. Doch diese Dunkelheit tat fast schon gut. Ihre Augen brauchten ein wenig Ruhe, nur ein bisschen, das hatten sie sich verdient. Rociel lag irgendwo auf ihren Knien, vielleicht auch irgendwo anders, er konnte es nicht genau definieren, aber irgendwas von seiner Schwester würde es schon sein. Sie hatten ein paar Minuten gelauscht, nun aber bewegten sie sich weiter. Es war ein metallener Gang der hohl sein musste, denn sie hörten das Scheppern darin, als sie auf allen Vieren den Gang entlang krochen. Sie konnten unmöglich aufrecht stehen, bei einer Höhe von einem einzigen Meter. Also krochen sie eben, dieses Mal ging er aber wieder voraus. Er wünschte sich nur noch hier raus zukommen, wieder in seinen geliebten Wald einzutauchen, wieder Wind zwischen seinen Haaren zu spüren. Sie hatten es sich so fest vorgenommen zu baden, irgendwo an einem Waldsee, wo sie ungestört waren. Doch das war nicht so einfach, erst mal mussten sie einen Weg aus dem Schloss finden und das dürfte schwer genug werden. Man würde sie wie Eindringlinge behandeln, vielleicht sogar als Spione, Attentäter oder Diebe. Die Wachen durften sie auf keinen Fall finden, ansonsten war ihre Existenz in Gorthar nicht mehr gesichert und er konnte es sich nicht leisen auch noch diese Stadt zu verlieren, die sein vielleicht letzter Zufluchtsort am Meer war. Es gab höchstens noch Drakia, aber dies war mehr ein Dorf als eine Stadt.
Vorsichtig kamen sie den Gang entlang, es ging gut voran, nur der entsetzliche Lärm machte ihm zu schaffen, denn es war wirklich verdammt laut dieses Gepolter. Hoffentlich gab es hier unten keine Wachen, er hoffte es sehr. Mit ansonsten ruhigem Atem krochen sie den linearen Gang weiter, bis er endlich mal eine kleine Biegung nahm. Vor ihnen musste es noch endlos weitergehen, doch plötzlich fiel ein Lichtstrahl auf sie ein, mitten von oben. Doch es war nicht die Sonne, sondern, nur ein beleuchteter Raum. Nur ein Gitter verhinderte den Ausstieg. Auf dem Gang waren noch mehr dieser Lichtpunkte zu sehen, bis es wieder dunkler wurde, aber das war weit in der Ferne. Vielleicht endete dieser Gang da ja, oder eine weitere Biegung, wer wusste das schon.
Jedenfalls wollten sie hier aussteigen und gemeinsam versuchten sie das Gitter hochzuheben, doch der Versuch misslang. Aber deswegen gaben sie nicht auf, es musste eben nur ein roheres Werkzeug zur Hand genommen werden. Sein Schwert war dafür genau richtig.
Krachend brachen die morschen Stäbe dann nach unten, begruben sie kurzzeitig, aber dann schlüpften sie raus aus den Gang, mitten rein in die Kelleranlage des Schlosses. Jetzt waren sie also auch mal da und Rociel flüsterte nur zu Isabell: Ich wollte hier schon immer mal hin.
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| 06.04.2004 12:29 | #285 |
| Isabell |
Dieser Schelm, ganz bestimmt wollte er jetzt nicht hier sein, doch sie nahm es mit Humor, dass sie immer noch nicht aus ihrem Martyrium erlöst wurden. Es war eben nicht ganz so einfach, wenn man in fremden Gängen umherwuselte, doch das sollte sie nicht hindern auch noch diese Hürde zu nehmen.
Nachdem sich das Gitter gelöst hatte, bzw. zerbrochen war, tauchten sie in einen schwach beleuchteten Raum ein. Ein paar Fässer standen hier und es gab keine Wache, weit und breit war keine zu sehen und das war gut so. Neugierig dem Geruch folgend, öffnete Isabell den Deckel eines der Fässer und musste feststellen, dass sie voller bestem Quellwasser war. Sie nahm einen großen Schluck daraus und füllte ihren Krug noch einmal bis zum Anschlag auf, auch Rociel ließ sich dieses Angebot nicht entgehen. Sie öffneten noch ein paar weitere Fässer, doch außer Wasser war nichts mehr zu finden. Doch es war schon mal schön, wenn man sich an den Vorräten des Herzogs bedienen konnte. Es war zwar nicht der König, aber immerhin. Was wohl der Herzog selbst dazu gesagt hätte? Wahrscheinlich wäre es ihm nicht so recht gewesen, aber man konnte es ja nie allen Recht machen. Sie sahen sich wieder um und konnten den weiteren Verlauf sehen. Es war nicht schön, schon wieder unter der Erde, oder zumindest weg von der Sonne zu sein, schon wieder durch dunkle Gänge zu laufen, die durch Fackeln beleuchtet wurden und dieses eingesperrte Gefühl wahrzunehmen, aber das Gefühl in dem Schloss von Gorthar zu sein, dort wo Menschen lebten, das war sehr beruhigend.
Isabell ging voraus, noch ließen sie ihre Fackel unangezündet, wollten schließlich kein Aufsehen erregen, huschten deshalb in der Dunkelheit umher. Ihr Bruder immer dicht hinter ihr, während sie bemüht waren leise voranzukommen. Es war klar, dass sie nach oben mussten, deswegen galt ihre Aufmerksamkeit besonders den Treppen. Doch zunächst führten zwei Gänge weiter durch die Anlage. Einer führte zu einem weiteren Raum mit Fässern, der andere lag seitlich von den beiden und schien der richtige zu sein. Erst am Ende war wieder eine Fackel angebracht und so mussten sie ein langes Stück absoluter Dunkelheit zurücklegen. Wenn jemand von hier Wasser holte, dann würde er es wohl mit einem Fackelträger tun. Der Gang war allerdings breit genug, um ein Fass zu rollen.
Der Boden bestand aus kleinen Steinen, alle gut zurecht geschlagen und gemeißelt, ehe sie in den Boden eingesetzt wurden. Kleine, rote Ziegel aus Lehm vielleicht. Es war ein Albtraum für ihre Stiefel, die so einen Krach verursachten, wenn sie auftraten, doch jetzt hörte man nichts mehr von ihnen, denn sie setzten ihren Weg so gut es ging lautlos fort. Sie waren zwar langsam, aber dafür von keinem Augen- und Ohrenpaar wahrzunehmen.
Sinneslos-wahrnehmungslos.
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| 06.04.2004 18:44 | #286 |
| Sara |
Rociel versuchte zumindest lautlos über den Boden zu schleichen, doch er war nicht halb so talentiert wie seine Schwester. Lag es an den neuen Stiefeln? Aber eigentlich müsste er sich doch langsam an die gewöhnt haben. Klar, sie waren klasse und langsam hatten sie auch die Form seiner Füße angenommen, jede Delle war inzwischen gewichen und es gab nichts daran zu meckern, aber vielleicht war es ja das. Aber wahrscheinlich auch nicht, denn seine Stiefel waren perfekte Stiefel, wunderbare Stiefel, nur wenige konnten an diesen Glanz herankommen. Wieder schüttelte der Fürst seinen Kopf und verwarf diesen Gedanken, immer weiter hinter Isabell hinterher. Vielleicht war es ja auch die Farbe, vielleicht lag es daran, dass er weiße Stiefel hatte und man nur mit dunklen Stiefeln gut schleichen konnte. Das wäre zumindest eine plausible Erklärung, aber so ganz mochte ihn das nicht überzeugen. Aber bestimmt lag es am Fell, ja, das musste die Lösung sein. Wegen des Felles konnte er nicht so gut schleichen, das klang nicht nur äußerst logisch, das musste einfach stimmen…
Ach alles Blödsinn, fuhr es ihm durch den Kopf, als er hinter seiner Schwester stehen blieb. Bis jetzt war kaum ein Geräusch an sein Ohr gedrungen, also konnte er nicht so schlecht sein, was machte er sich eigentlich für Gedanken. Sie waren mittlerweile am Ende des Ganges angekommen. Die schwarzen Facetten hatten sie wieder freigegeben. Zuerst hätte man nur einen Schatten sehen können, dann ein paar Bewegungen und auf einmal schossen sie ins Licht der Fackel. Sie hing genau an der Stelle, wo sich beide Gänge ablösten, war also sehr strategisch aufgestellt. Für mehrere Sekunden waren sie in Licht getaucht und sichtbar für das menschliche Auge und wieder den Sinnen der Menschen ausgesetzt, doch hier unten war keiner, niemand, der sie sehen konnte. Trotzdem hatte seine Schwester ein Zeichen gegeben, dass sie abwarten sollten. Sie pressten ihre Körper an die Wand, ohne Rücksicht auf die Rucksäcke und warteten. Bzw. er wartete. Seine Schwester jedoch fuhr vorsichtig um den Gang und analysierte die Lage. Es schien alles ruhig zu sein, keine Wachen zu geben. Komm weiter, aber trotzdem müssen wir leise bleiben.
Er nickte nur zustimmend, mit einem milden Lächeln, das er ihr dafür schenkte, dass sie die Führung und das alles übernahm. Zwar war er auch noch anwesend, aber weniger aufmerksam wie sonst. Alleine das Schuhproblem hatte ihn ziemlich unaufmerksam gemacht, doch das war nicht das einzige. Es gab da noch andere Sachen. Die Schmerzen in den Beinen waren nach wie vor da. Zwar nicht mehr in der Form wie zuvor noch in Zopar, aber er konnte nicht gerade sagen, dass es ihm Spaß machte zu laufen. Zudem war er nicht so gut, was diese Eleganz in der Dunkelheit anging. Doch er nahm sich vor, besser aufzupassen. Der Gang hatte sich erst mal nicht geändert, noch einmal dasselbe.
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| 07.04.2004 00:08 | #287 |
| Isabell |
Wie ein lautloses Raubtier, beispielsweise ein Wolf, schlichen sie dich den Gang entlang. Gut, manchmal stolperte ihr Bruder über das ein oder andere Steinchen, aber deswegen wurden sie nicht unbedingt lauter. Oder aber ein Falke, der lautlos durch die Lüfte segelte und dann im Sturzflug auf seine Opfer niederging. Erst als es zu spät war, spürten sie den Luftzug und dann schnappte das Maul zu. Sie wollten zwar nicht unbedingt wie der Wolf, oder der Flake ein Beutetier fangen, aber dennoch waren ihre Situationen vergleichbar. Noch wurden sie zwar nicht gejagt, aber das konnte schon bald anders sein. Nur meistens gab es für die Gejagten kein Entkommen, die Jäger setzten auch nach einer ersten, misslungenen Attacke gierig nach und deswegen durfte es einfach zu keiner ersten Attacke kommen. Isabell war sehr darauf bemüht, lautlos zu sein, vor allem aber nutzen sie die Schatten, um sich perfekt zu tarnen, schließlich konnte immer mal wieder etwas Unvorhergesehenes passieren. Z.B. konnte ein Soldat des Herzogs hier runter kommen, wahrscheinlich wären es dann mehrere gewesen. Dann wären sie in der Dunkelheit sicher gewesen und hätten entsprechend reagieren können, doch wären sie einfach nur drauf los gelaufen, dann wäre es zu einem Problem geworden.
Der Gang, der sie nun schon eine ganze Weile begleitet hatte, hatte also eine Biegung gemacht und noch mal in einen ähnlichen Gang geführt. Doch nichts war hier an diesen Gängen komplett ähnlich. Die Mauern waren etwas anders, es gab andere Risse und andere Formen und wie zufällig sah sie mit ihrem messerscharfen Augen einen Knochen in einer Ecke liegen. Es war dieses Mal aber kein menschliches Skelett oder ein Knochen eines Menschen, sondern nur der Oberschenkel eines Scavengers, zumindest ein Teil davon. Diese Knochen hatten eine besondere, fast schon gebogene Form, deswegen konnte man das gut erkennen. Solche kleinen Details hätten sie in Zopar oder auch in der Kanalisation kaum gefunden, vor allem drehte sich hier nicht alles um den Tod, denn man war verständlicherweise in einem menschlichen Palast darauf bemüht, dass es nach etwas aussah. Irgendwie ähnelten sich die Geschmäcker ja doch, fiel ihr auf…
Doch viel wichtiger war, dass auch dieser zweite Gang einmal endete und zwar ziemlich abrupt. Ein Schatten wurde von der Fackel wiedergegeben, doch er bewegte sich nicht, das war das Problem, denn der Schatten ähnelte einem Menschen. Sofort, als sie dies gesehen hatte, war sie stehen geblieben und mit ihr Rociel. Jetzt müssen wir total ruhig sein, ganz ruhig!, hatte sie ihm noch zugeflüstert. Ein falscher Ton konnte alles zunichte machen. Denn das Licht der bescheuerten Fackel hatte sie sichtbar gemacht, nur noch wenig Schatten und schon gar keine Dunkelheit gab es mehr. Dafür wurde um die Ecke dieser Schatten geworfen und nur noch eine neunzig Grad Ecke trennte die beiden voneinander. Nun machte es sich bezahlt, dass sie vorsichtig waren. Bald schon lugte ein weiblicher Kopf um die Ecke, nur ganz kurz und in derselben Sekunde, war er schon wieder weg, doch er hatte genug gesehen. Ein Mann, eine Wache, sie steht direkt vor dem einzigen Zugang und rührt sich nicht, ihr Blick geht von uns weg.
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| 07.04.2004 02:21 | #288 |
| Dunkle Legionen |
„Halt!“
Ruckartig schnellte Kalors Faust in die Höhe, durchstieß die kühle, dunkle Nachtluft wie ein schwarzer Pfeil. Regungslos verharrte der Kämpfer, blickte angestrengt in die Ferne, die geballte Hand noch immer wie einen drohenden Schatten erhoben. Ein kalter Windstoß jagte über das Schlachtfeld, wehte die eisige Luft des alten, riesenhaften Gletschers, der, noch viele, viele Meilen entfernt, wie ein frostiger Monarch weit über Gorthar ruhte, zu dem stillen Corps der Männer, die sich hinter ihrem Anführer aufgebaut hatten, hinüber. Der Sand des verheerten Landes knirschte unter einem sich bewegenden Kampfstiefel, kurz bevor sich der durch eine abgewetzte Lederrüstung geschützte Mann wieder umwandte.
„Irgendwas nähert sich dort drüben“, antwortete er auf die stumme Frage, die ihm aus den Gesichtern seiner Männer entgegenschlug. Der kleine Trupp hatte sich verschätzt, als er sich entschied, das Schlachtfeld doch noch am gleichen Tage überqueren zu wollen. Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden, ehe sie das verfluchte Gebiet hinter sich hatten lassen können, doch sie hatten gehofft, wenigstens keiner der unseligen Kreaturen zu begegnen, die dem ehemaligen Schauplatz des Krieges zwischen der gorthanischen Armee und den verurteilten Gefangenen der khorinischen Barriere ihren schrecklichen Ruf verliehen. So, wie es nun aussah, war diese Hoffnung vergebens Gewesen.
„Bereitet euch auf einen Kampf vor!“ Ein leises Knurren lag in seiner Stimme, ehe er weitersprach und ein kaum merkliches, dunkles Grinsen über sein Gesicht huschte, „Machen wir dem Viech den Garaus!“
Finster folgte Romul dem Blick Kalors, der sich mittlerweile wieder umgedreht hatte. Gegen den dunklen Horizont zeichnete sich deutlich ein schwarzer, schnell näherkommender Schemen ab, nicht lange und das Wesen, was auch immer es war, wäre heran. Langsam löste er die Metallschnallen, die das Monstrum von einer Armbrust auf seinem Rücken hielten, spannte selbige mit geschickten, routinierten Bewegungen und legte ruhig, mit beinahe stoischer Gelassenheit, ob der Gefahr die sich den Männern näherte, einen Bolzen ein. Er hörte wie auch neben ihm die Waffen gezogen wurden und den Weg in die Hände ihrer Besitzer fanden. Romul kniete nieder, bettete die Armbrust auf seinem Knie und wartete...
Die Gruppe aus erfahrenen Kriegern hatte sich in einer Reihe aufgestellt, alle Blicke waren auf das mittlerweile zu einem beachtlichen Klotz angewachsenen Schwarz gerichtet, dass sich ihnen noch immer stracks näherte. Es schien groß zu sein. Sehr groß.
Das Schlachtfeld hatte seine eigenen Gesetze, die der Natur waren außer Kraft gesetzt, der Stempel den sie der Welt aufgedrückt hatte, war hier nahezu vollständig verblasst. Eine unbekannte, doch starke Macht hatte sich hier niedergelassen, machte die widernatürlichsten Dinge geschehen, sobald es dunkelte. Des Tages hielt sie sich meist versteckt, tief im Herzen des unwirtlichen Landes, weit unter den verrosteten Waffen und Rüstungen und den ausgeblichenen Knochen, die ab und an noch als stumme Zeugen des lange zurückliegenden Kampfes aus dem Sand ragten.
Leise klickend schlugen die vom Winde mitgetragenen Sandkörner gegen die Beinschienen Migals, der breitbeinig neben seinen Kameraden stand, den metallbeschlagenen Kampfstab ruhig in beiden Händen wiegend. Mit einem leisen, monotonen Flappen hüpfte sein altes Ledercape im Wind auf und ab, spielte den Tanzpartner für die langen, weißen Haarsträhnen, die unter dem weiten Schlapphut hervorlugten und von der beständigen, kühlen Brise erfasst wurden. Zusammengekniffene Augen fixierten die drohende Gefahr.
Langsam wurden Konturen erkennbar, fügten sich zu einem bizarren Bild zusammen. Das, was sich dort näherte schien von insektoider Natur zu sein, dunkle Bänder aus Chitin wölbten sich um einen riesenhaften länglichen Leib, getragen von sechs langen, dünnen, zerbrechlich wirkenden Beinen. Der Kopf, ein monströses Ungetüm, umschlossen von weiteren, festen Chitinplatten, beherbergte neben den überdimensionalen Facettenaugen zwei riesige, sich ständig bewegende Zangen, augenscheinlich groß genug, um einem erwachsenen Mann ohne größere Anstrengung einen Arm abzutrennen.
Und es kam näher...
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| 07.04.2004 22:23 | #289 |
| Sara |
Hm, lass mich mal kurz nachdenken… Seine Stimme war kaum mehr zu hören, doch leise reden, das konnte er wirklich. In Rociels Gehirn arbeitete es wie wild, was konnte man gegen jemanden machen, der zwar ein leichtes Ziel gewesen wäre, den man aber nicht töten durfte. Es war eine Gewissensfrage. Außerdem würde man die Wache sicherlich vermissen, wenn sie auf einmal nicht wiederkäme. Aber wenn man sie nur niederschlagen würde, dann hätte man in ein paar Stunden spätestens einen Riesenaufruhr im Schloss. Konnten sie sich diese Zeit leisten? Eigentlich nicht, denn sie kannten hier ja überhaupt nichts. Bliebe noch die dritte Möglichkeit, den Niedergeschlagenen zu fesseln und zu knebeln, doch würde man ihn so legen, dass er bald gefunden werden konnte, dann hätte man dasselbe Problem wie einfach nur niederschlagen, schlief man ihn in eine dunkle Ecke, konnte es sein, dass ihn nie jemand fand, er sich nicht selbst befreien konnte und elendig verrecken würde. Das wäre noch schlimmer als der Tod. All diese Möglichkeit wollten ihm nicht so recht zusagen, so überlegte er angespannt, was es für eine vierte Möglichkeit gab, doch noch während er überlegte, bewegte sich der Schatten plötzlich.
Die schweren Kampfstiefel der gorthanischen Stadtwache hallten in dem Raum, doch Innos sei Dank kam er nicht in den Gang, wo sie lauerten, denn im Moment waren sie keine unsichtbaren Geister, sondern durchaus sichtbare Wesen in Menschengestalt. Doch die scheinbare Wache ging einfach fort, ein paar Schritte, Klack-Klack. Danach hörten sie eine Weile nichts mehr, bis auf einmal das Geräusch von fließendem Wasser an sein Ohr drang. Hatte Isabell es auch gehört? Sie schlich vorsichtig nach vorne, um die Ecke herum, mitten in das Licht und blitzte auch um die nächste Ecke. Dann kam sie schnell, aber immer noch lautlos, in gebeugter Haltung, wie bei einem Kreuzschaden zurück und flüsterte ihm ihre Beobachtungen zu. Die Wache entleert gerade ihre Blase, dürfte noch ein paar Sekunden abgelenkt sein. Was sollen wir tun? Sollen wir es wagen?
Er tippte sich schnell ans Kinn, hoffte so besser denken zu können, doch auf einmal kam ihm plötzlich tatsächlich eine Idee. Sie war genauso genial wie gefährlich, doch er setzte sie um. An seiner Schwester vorbei, huschte er zu der Fackel. Es war eine normale Fackel, ein hölzerner Schaft, dessen Ende brannte, wahrscheinlich noch mit Tierfett oder ähnlichen angeheizt, doch sie war nicht fest, sondern ganz normal an einer eisernen Wandhalterung gelehnt. Mit geschickten Fingern zog er den hölzernen Schaft heraus und warf die Fackel zwanzig Meter in den Gang, von dem sie gekommen waren. Dann machte er seiner Schwester ein Zeichen und hoffte, dass sein Plan aufging.
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| 07.04.2004 22:45 | #290 |
| Isabell |
Isabell war ein wenig nervös, war die Situation doch gar nicht so locker, wie sie zuerst schien. Es war zwar nur eine Wache und dazu auch noch ein Mensch, was ja nicht unbedingt etwas heißen musste, aber durchaus schon einiges verriet, aber auch dieser konnte ihnen mit seiner Waffe gefährlich werden. Außerdem wäre es fatal gewesen, wenn sie entdeckt worden wären.
Jetzt aber machte sie zwei Schritte nach vorne und kam zu ihrem Bruder. Sie waren jetzt in absolute Dunkelheit gehaucht, was sehr gut war, zumindest für den Anfang. Doch warum hatte er das getan? Warum die Fackel weggeschmissen. Sie brannte ja immer noch, hatte immer noch einen hohen Lichtstreufaktor. Nur würde die Wache es sofort bemerken, dass die Fackel weg war. Aber wie würde sie reagieren, es hätte auch sein können, dass sie sofort Alarm meldete und dann hatten sie ein Problem. Sie mussten abwarten.
Die kräftigen Schritte kamen zurück, das plätschernde Geräusch des Wasserlassens war verklungen, der Mann näherte sich ihnen wieder.
Was ist das denn… Die Worte der Wache klangen überrascht, aufgeregt und ein wenig perplex, doch ihre Schritte wurden schneller und auf einmal trat sie wieder in den Eingang des Ganges. Isabell konnte die Augen des Mannes spiegeln sehen und versuchte nicht mehr hinzusehen, damit ja kein Spiegelglanz von ihren Pupillen sie verriet. Sie presste sich jetzt an die Wand, versuchte den Atem anzuhalten, nur noch selten Luft zu holen und dann durch den Mund und nicht durch die Nase.
Wo ist denn auf einmal die Fackel hin…? Was ist hier los.
Der Mann kam näher, näher zu ihnen und sie konnten jetzt nichts mehr tun, konnten die Beine nicht enger ziehen, konnten nicht nach ihren Waffen greifen. Jede Bewegung hätte sie verraten können, denn ein geringes Restlicht drang noch aus dem Raum, der vor ihnen lag und hätte sie verraten. Dennoch waren sie eingehüllt in das schwärzeste Schwarz, das es gab und konnten nur hoffen, dass die Wache nicht aus reinem Zufall sie entdeckte.
Sie kam immer näher, plötzlich stand sie nur noch einen Meter von ihnen und machte einen weiteren Schritt nach vorne. Sie hatten riesiges Glück, denn zwischen ihrem linken Bein und Rociels Rechten schlug einer der Füße auf. Dann spürte sie den Atem der Wache und konnte sogar die Farbe der Rüstung sehen, so nah war sie, nur einen Fingerbreit entfernt. Die Wache holte mit ihrer Hand aus, doch sie griff nicht nach den beiden Gestalten, unter ihr, sondern nach dem Platz, wo bis eben noch die Fackel stand.
Tatsächlich, weg. Dann drehte sie sich um und klatschte sich an den Kopf. Das klatschende Geräusch im Gesicht war deutlich zu hören, man konnte sogar die Fettzellen raus hören, doch schon wieder sprach die Wache zu sich selbst. Ha, da ist sie ja. Liegt da vorne und brennt wie ne Eins. Verdammt, wie ist die dahin gekommen? Na egal, wird schon alles seine Ordnung haben, wenn ich das der Ablösung erzähle, die lacht sich tot, wo Adrian doch immer an Spione und Diebe glaubt, hihihi.
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| 07.04.2004 23:08 | #291 |
| Sara |
Spione und Diebe? Ja, das waren sie, das passte auf sie gut. Zwar hatten sie keinerlei Interesse an irgendwelchen geheimen Informationen, wollten hier auch nicht mal die Spinnenweben stehlen, aber das würde ihnen keiner glauben. Dabei wollten sie doch einfach nur wieder raus, aber was hätten sie machen sollen? Hätten sie hingehen sollen, sich der erstbesten Wache anvertrauen und einfach sagen, dass sie raus wollten und mal nur im Keller nach frischem Wasser gesucht haben? Oder vielleicht die Wasserfässerlieferanten seien? Nein, das würden sie sich ja nicht mal selber glauben, deswegen mussten sie weiter ihrer Linie folgen und bis jetzt schien das auch aufzugehen. Es war zwar verdammt knapp gewesen, aber der Typ hatte sie nicht entdeckt. Nun kehrte die Wache ihnen den Rücken zu und als sie fünf Meter in der Dunkelheit verschwunden war, huschte Rociel vorsichtig nach vorne. Seine Schwester folgte ihm auf den Fuß, sie hatten nur wenige Sekunden Zeit, dann würde die Wache zurückkommen und sie würde eine sehr helle Fackel mitbringen, das wussten sie nur zu gut. Doch sie hatten Glück, denn gerade als sie aus dem Gang herausgetreten waren, sah Rociel den zweiten, den Verbindungsgang. Es war nur ein kleiner Raum mit zwei kleinen Fackeln in der Mitte, drei Kisten standen an der östlichen Wand, dazu noch ein Gitter, das aber zu war. Doch das gängige Loch in der Wand kündete von einem Weg, waren doch wieder kleine Backsteine in den Boden gelassen.
Doch sofort fiel auf, dass der Weg mit jedem Schritt ein wenig steiler wurde. Der Anstieg war nicht groß, aber sie stiegen unweigerlich eine Treppe nach oben. Da es immer runder wurde, musste es eine Wendeltreppe sein. Doch was es auch war, sie hatten unbemerkt den untersten Keller verlassen und kamen nun ein Stockwerk höher, was einen großen Erfolg darstellte. Nicht mehr lange, dann sollte es endlich vorbei sein. Es war ein menschliches Schloss, es konnte nicht hunderte Stockwerke wie ein Palast in Zopar haben. Außerdem wurde es in jedem Schloss edler, desto höher man kam, je tiefer man ging, desto dunkler, schmutziger und chaotischer wurde es. So war es seit Jahren in den großen Bauten der Menschen. Der Keller als Ort für die Lagerung von Gütern und als Ort für Dinge, die man niemanden antun wollte, wie Folter oder Kerker. Von diesem Gedanken beflügelt, huschten sie die Treppe hoch und sobald sie endete, überließ er Isabell wieder die Führung und diese nahm es sofort an. Der nächste Raum war anders, ganz anders als noch eben.
Inzwischen spürte er die Müdigkeit in seinen Lidern. Seine Augen wurden immer schwerer, doch der Prozess zog sich langsam. Er würde wohl noch ein wenig durchhalten. Für einen Moment bat er um Pause, sie waren in eine dunkle, aber unnötige Ecke geschlichen und tranken beide einen Schluck von ihrem guten Wasser, Rociel benetzte sich dabei gleich die Augen, das half um wach zu bleiben…
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| 08.04.2004 22:01 | #292 |
| Isabell |
Sie wartete geduldig auf ihren Bruder, sah ihm deutlich an, dass es langsam genug war, er Schlaf brauchte. Auch für sie wäre ein bisschen Schlaf angebracht gewesen, doch sie ließ sich das nicht anmerken. Isabell musste aufmerksam bleiben, die Konzentration hielt sie wach. Diese eine Wache, das konnte noch nicht alles gewesen sein, ganz bestimmt nicht. Wahrscheinlich würde die Präsenz der Wachen größer, je weiter sie nach oben kamen. Dabei wollten sie doch eigentlich nur hier raus und gar nicht mal hier sein. Doch das interessierte eine Schlosswache ganz bestimmt nicht und deshalb blieb es bei ihrem geheimnisvollen Kurs.
Als ihr Bruder wieder in Ordnung war, huschte Isabell aus dem dunklen Versteck heraus und direkt zu ein paar Säulen hin. Es waren keine klassischen Säulen, nicht so, wie sie es aus Zopar noch kannten, wo die runden Marmormonumente wie riesige Giganten wirkten, die bis in den Himmel reichten, doch wahrscheinlich gab es in Zopar gar keinen Himmel und würde es nie geben. Es waren eben quadratische Säulen und sie hatten auch nicht den Sinn einer Verschönerung, sondern hatten wohl eher praktischen Nutzen. Hinter einer von ihnen war nun ein weiblicher Körper versteckt, der sich perfekt mit der Dunkelheit verbinden konnte, der aber noch viel besser lautlos sich bewegte. Von einem zum anderen schlich sie sich voran und Rociel war stets dahinter. Mitten in einer weiteren Bewegung hörte sie auf einmal Stimmen, Stimmen, die aus einem Gang kamen, auf den sie zugingen.
Ein weiteres Mal suchten sie ihr Heil in der Dunkelheit und pressten ihre Körper an kalte Steine, die so kalt waren, als ob es draußen schneien würde. Kalte Wände und Steine, die doch so leise waren und keinen Ton von sich gaben, kalte Steine, die ihnen ihren Außenleib zu Verfügung stellten, damit sie ihren Feinden entkommen konnten, ungesehen blieben, wie Schatten sich verhielten. Die Stimmte, sie verstummte, doch das Geräusch blieb. Erneutes Stiefeltrampeln und ein pfeifender Ton kamen erneut eine Treppe herunter, während sie ausharrten und wieder die Luft anhielten. Isabell linste um die Säule, eine Haarsträhne fiel ihr dabei um die Säule, doch das machte nichts, ihr Gesicht fiel schließlich auch. Mit nur einer Hälfte des Antlitzes und nur einem Auge sah sie den Schatten, der vor dem eigentlichen Körper wanderte. Das Pfeifen war nicht verstummt, wurde nun nur noch lauter, als die Treppe hinter sich gelassen wurde und die Stiefel nun einen klaren Ton von sich gaben, direkt zwischen den Säulen links und rechts umherwanderten. Das musste die Ablösung sein, von der die erste Wache ganz unten gesprochen hatte. Ihr größter Feind war das Licht und genau dieses brachte der pfeifende Mann mit, in Form einer kleinen Fackel leuchtete er links und rechts, versäumte aber in seiner guten Laune sich umzusehen und selbst dann hätte er sie nicht entdeckt. Zumindest wahrscheinlich nicht, eine Garantie gab es dafür natürlich nicht. Ohne zu zögern trabte er dann die zweite Wendeltreppe herunter, verschwand wieder und zog auch das Licht mit sich hinunter. Doch lange würde es nicht fernbleiben, bald schon würde die erste Wache hochkommen. Sie hatten die Wahl, entweder warten, oder sich beeilen…
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| 09.04.2004 00:42 | #293 |
| Sara |
Was meinst du, sollen wir warten, oder sollen wir es riskieren? Rociel schaute seine Schwester mit großen, müden Augen an. Eigentlich war er nicht mehr in der Lage solche Entscheidungen zu fällen, doch wenn er noch fit gewesen wäre, hätte er wohl einen Blick riskiert, also sagte er mal, rein aus dem Bauch heraus: Also, wir können es ja versuchen… Irgendwie klang das ein bisschen leichtsinnig, denn dem Fürsten war die Lage durchaus bewusst, aber was sollte er schon sagen, wenn er doch kaum mehr richtig denken konnte und das laufen ihm noch am wenigsten gut tat. Isabell hatte nur genickt und Zustimmung signalisiert, sofort huschte sie weiter lautlos durch den Gang, nun aber direkt und ohne hinter Säulen Deckung zu suchen. Rociel wollte ihr folgen, doch zuvor musste noch etwas getan werden. Er kniff seine Augen zusammen und gab sich eine schallende Backpfeife. Das erzeugte zwar etwas Schall, war aber viel zu leise, um gehört zu werden. Für ihn war es nicht halb so schmerzhaft, als wenn es jemand anders gemacht hätte, da der Druck des Schlages geringer war, da er ja fast nach hinten schlug, doch Schmerzen hatte er dennoch verspürt und diese sollten ihn jetzt erst mal wach halten. Er konnte es sich nicht leisen im Stehen zu schlafen, dafür war das ganze zu prekär. Dann huschte auch er hinter Isabell her und gemeinsam standen sie dann vor der Treppe und gingen in gebeugter Haltung nach oben.
Die einzelnen Stufen waren kein Problem, sie waren alle in den Fels geschlagen und gut zu gehen, selbst er konnte auf diesem guten Unterbelag ohne Probleme lautlos schleichen und das war auch gut so, denn die Wache in dem Raum hatte gute Ohren und hätte sie wohl bemerkt. Doch eben als sie ankamen, verschwand diese einfach, öffnete eine Türe, ging hindurch und ließ die Konstruktion wieder zufallen. Ihre Chance und natürlich nutzten sie sie. Sofort kamen sie in den Gang, ein wenig unachtsam war er, doch da es niemanden mehr gab, der etwas hören konnte, spielte es keine direkte Rolle. Aber ihr Problem wurde bald offenbart, denn es gab nur diese eine, mögliche Holztür, alle anderen Wände waren zugemauert. Außerdem herrschte hier schon wieder ein Dunkelheitsproblem, denn eine einsame Fackel brannte. Dieses Mal jedoch war es nicht nötig sie zu entwenden, außerdem mussten sie vorsichtig sein, zu oft dasselbe Schema konnte misstrauisch machen. Vielleicht hatte die erste Kellerwache ja tatsächlich von der plötzlichen Selbstständigkeit der Fackel erzählt, noch einmal denselben Trick und man konnte damit rechnen, dass die Wache kombinieren konnte. Während er die Treppe beobachtete, lauschte seine Schwester an der Tür und auf einmal öffnete sich das Hindernis, schließlich war es nicht abgeschlossen. Komm Bruder, wir lassen uns doch nicht von einer Tür aufhalten. Die Ironie sprang einem ins Gesicht, doch durch ihren Zwang an das Flüstern durfte er nicht lachen oder laut aufschreien. Er fragte sich nur, warum sie das getan hatte, woher sie wusste, dass niemand hinter der Tür stand. Aber jetzt war das egal und sie liefen durch den tiefen Steingang, an dem mehrere Fackeln hingen.
Es wurde heller, ein Albtraum…
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| 09.04.2004 01:28 | #294 |
| Isabell |
Es war ein dünner, sehr tief gelegener Gang, die Fackeln an den Wänden waren zwar lange nicht so verschwenderisch aufgestellt wie in Zopar, doch sie waren klug und strategisch platziert, so dass man keinen dunklen Flecken mehr fand. Zudem waren die Wände so eng, dass sie hintereinander laufen mussten, einen anderen Weg gab es nicht. Hier, wo die Dunkelheit kein Verbündeter mehr war, mussten sie sich beeilen und so waren ihre Schritte nicht mehr ganz so gedämpft, wie noch zuvor. Fast schon laut waren sie, in der Hoffnung, dass niemand sie hörte und wenn, an die Wache dachte, die ohnehin hier sein musste. Verschwenderisch war der Lärm, mit dem sie nun durch die Gänge schweiften, doch ihr Glück hielt lange Zeit an. Der Gang war zwar längst nicht so lange, wie sie es von manch einem aus der Kanalisation oder Zopar gewohnt waren, doch stattliche fünfzig Meter hatte auch er zu bieten. Ein Verbindungsgang, der weiterführte. Nur wohin? Isabell war noch immer nervös, am liebsten hätte sie sich mit Rociel unterhalten, doch dazu war wirklich der falsche Zeitpunkt. Zu laut wäre es, zu lange würde es dauern und ob ihr Bruder überhaupt noch reden wollte, daran hegte sie große Zweifel.
Als sie endlich aus diesem beklemmend engen Gang raus kamen, bzw. das Ende in Sicht kam, wurden ihre Schritte wieder langsamer, denn nun begaben sie sich wieder in die Hände des Schicksals, ein Schicksal allerdings, dass sie ändern konnten. Sofort huschten sie in die erstbeste, dunkle Ecke, die hier nur noch selten gestreut waren, denn immer wieder waren Fackeln an den Wänden angebracht. Es waren kluge Standorte und genau das machte es ihnen so schwer die dunklen Ecken zu erwischen, doch noch einmal gelang es, in eine düstere Ecke zu verschwinden, dort, wo Süd- und Ostwand zusammenliefen und eine Menge Dreck lag, dort, wo keine Fackel angebracht war, dort kauerten sie nun, wollten erst mal beobachten, nicht in eine mögliche Falle laufen.
Dass sie gerade noch rechtzeitig aus dem Gang gekommen waren, merkten sie relativ rasch, denn dieselbe Wache, die vor ein paar Minuten noch durch diesen Gang gekommen sein musste, kehrte nun mit einem großen Tablett zurück. Während sie sicher im Dunklen saßen, sahen sie im Lichtschein der brennenden Hölzer, dass die Wache Appetit auf Brot, Käse und Wein hatte, doch es war ihnen egal, er hätte auch tote Riesenratten essen können. Die Tatsache, dass er wieder durch den Gang marschierte, war für sie Gold wert. Isabell wartete ein paar Sekunden, dann, als er außer Hörweite war, tapste sie auf spitzen Füßen los, ihr Ziel war genau definiert, eine Holztür, die kein Schloss hatte und genau gegenüber ihres Blickwinkels lag.
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| 09.04.2004 11:50 | #295 |
| Sara |
Mit schnellen Schritten und möglichst genau tauchten sie wieder aus ihrem schwarzen Loch heraus. Es war eine abfallende Wand, an der sie bisher gelehnt hatten, wenn man es genau nahm, war es die eine Seite der riesigen Treppe, die sie nun sahen. Allerdings nur flüchtig, denn die Treppe führte weit von ihnen weg, aber sie führte nach oben. Die kleine Tür, zu der sie jetzt gingen, war aber direkt auf derselben Ebene wie auch der Gang angesiedelt. Es war die einzige Tür, die sich nach der Unterführung vorfand und sie war nicht abgeschlossen, oder durch ein Schloss oder eine Kette versperrt. Während seine Schwester sich an der Tür zu schaffen machte, sah er immer wieder zu der Treppe. Sie war zwar nicht mehr beleuchtet als der restliche Gang, konnte aber durch ihre Größe überzeugen und sah wirklich so aus, als wäre sie ein wichtiges Glied in der Kette zum Keller hin. Und genauso war es auch, stellten sie zumindest schließlich fest. In dem Raum, der sich vor ihnen offenbarte, gab es keine Wege, es war kein weiterführender Raum. Isabell wollte schon wieder zurücktreten, als er gähnen musste, das war ein Zeichen. Er konnte einfach nicht mehr, die Reise durch den Spiegel, die Strapazen von Zopar, das auftreibende Nervenkostüm jetzt. Er musste einfach schlafen und zwar schnell. Noch sah Isabell zwar gut aus, aber lange konnte es seine Schwester auch nicht mehr aushalten. Also lehnte er mit der Hand gegen die Tür und sie nickte nur, ohne Worte.
Gemeinsam traten sie dann über die Schwelle, während er sich umsah, schloss seine Schwester lautlos die Tür hinter ihnen. Es war ein fast stockdunkler Raum, nur eine einzige, zentrale Fackel brannte in der Mitte des Raumes. Überall waren Kisten, Fässer und Regale gestapelt, kleine Fässer, große Fässer, große Kisten, kleine Kisten. Mal waren sie aus hellem Holz, mal aus dunklem, doch über fast allen lag eine große Staubdecke. Auch die Gläser und Flaschen konnten daran nichts ändern, auch sie hatten schon Staubfaden angesetzt. Gemeinsam stiegen sie über das ganze Zeug und ihnen fiel ein penetranter Salzgeruch auf, aber auch Gewürze lagen hier in der Luft, ganz am Ende des doch sehr großen Raumes standen einige Säcke davon. Es schien, als ob das so was wie eine Kammer für Nahrungsmittel aller Art war. Doch davon wollte er sich später überzeugen, Rociel wusste, dass das Amulett bei Gefahr warnen würde, aber trotzdem verkrümelten sie sich in eine schwarze Ecke, zwischen zwei Kisten. Es war weiß Gott kein schöner Schlafplatz, aber sie konnten nicht wählerisch sein. In dieser finsteren Ecke, legte er sich auf seinen Rucksack und bot seiner Schwester seine Schulterpartie als Kopfkissen an. Zwar war das nicht nur von Vorteil, aber das machte ihm nichts, hauptsache sie hatte es einigermaßen bequem. Einen letzten, gewohnten Kuss gab es noch und die üblichen Gute-Nacht-Wünsche, die aber schon fast im Halbschlaf aus seinem Munde wichen, dann verstummte er und ließ seinen Sinnen freien Lauf und nickte weg…
Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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| 10.04.2004 00:41 | #296 |
| Isabell |
In der Nacht lag der Palast still dar. Besonders in dem Raum der beiden Schlafenden war nichts zu sehen. Es war absolut dunkel und still, obwohl es gar nicht Nacht im Schloss war. Der Raum, in dem einige Lebensmittel gelagert worden, von denen es so viele im ganzen Schloss gab, stieß auf keine Bedeutung, war also unbedeutend. Sie schliefen tief und fest, doch heute war es nicht ganz so wie gewohnt. Einige Spinnen krabbelten an den Wänden hinauf und hinab, doch sie waren nur Zeuge des Schauspiels, das sich in der Nacht abspielte. Eine kleine Unglaublichkeit die geschah, ohne das ein Mensch sie sah. Die drei Amulette von Isabell und Rociel, sie glühten, aber nicht wie sonst, um ihre Kraft auszuspielen und ihren Sinn an dem jeweiligen Körperstück auszuführen, nein, sie strahlten ein sanftes, temperaturloses Licht aus, dass auf ihre Körper schien. Es schien nichts zu bewirken und doch war es überaus mysteriös, was dort in diesem Raum geschah. Auch als sich wieder in den Gängen leben zeigte und die ersten Schritte vor der Tür ertönten, erste Stimmen laut wurden und jemand einzutreten drohte, schien das Licht weiter. Es hätte etwas Beruhigendes dargestellt, hätte man es mit einem menschlichen Auge gesehen, doch es wäre so beruhigend gewesen, dass man nie mehr aufgewacht wäre…
Es war kein Licht für menschliche Wesen, nein das war es nicht. Das Licht war durch die Kraft der drei Amulette gebündelt. Erst jetzt konnte es sich wieder entfalten, nach über elfhundert Jahren. Mehr als einem Jahrtausend. Denn noch nie hatten sich so viele Amulette auf einem Fleck befunden, seit sie damals auseinander gerissen wurden und dieses Ereignis konnte man nicht nur in diesem Raum verspüren. Es gab zahlreiche Lebewesen und Lebensformen, die es spürten, die wahrnahmen, was da passierte. Es war ein Chaos, denn die Welt der Dämonen, die der Untoten und die der Menschen war gestört und bis auf die Untoten, die nie mehr diesen Schlag überstehen sollten, nachdem sie nun führerlos waren, befanden sich die anderen schon im Aufbruch. Kluge, geschickte Köpfe, die mehr waren, als nur Vertreter ihrer Spezies, die mehr wussten, als niedere Abhängige.
Es hatte begonnen, die Amulette entfalteten ihre Macht, noch…war sie nicht allzu groß, aber alleine dieses harmlose, unscheinbare Licht, es war ein Zeichen…
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| 10.04.2004 00:42 | #297 |
| Sara |
…So weich, so frisch, ein Traum…ein Traum…ein Traum…bin ich in einem Traum? Wahrscheinlich, denn ich kann doch gar nicht fliegen. Aber…unter mir ist gar kein Boden mehr. Die Wolke…so zart. Ich schwebe auf einer Wolke. Ein Kind, das bin ich wohl. So klein und so jung. Meine Narben in der Seele sind weg. Keine Waffen mehr am Körper tragend. Sag mal, was ist das für ein schönes Gewand, dass ich trage? Es ist so angenehm, so rein weiß. Es fühlt sich wie edelste Seide auf dem Körper an, aber es ist keine. Es fühlt sich an, als ob es aus dem Stoff wäre, aus dem auch die Wolken gemacht wurden. Kann man mich sehen? Nein, nackt bin ich nicht. Was für ein schöner Stoff das doch ist. Kann ich ihn behalten, wenn ich wieder aufwache? Wieso ist es hier so warm? Ach ja, die Sonne scheint hier ja auf uns. Aber wenn es mir zu heiß ist, kann ich einfach durch die Lüfte segeln. Es macht Spaß. Hach, das ist ein klasse Gefühl zu fliegen.
Aber wo sind meine Flügel? Mein Rücken…sie…sie sind weg. Aber…neinnnn….wieso falle ich? Wo sind sie….Isabell, hilf mir, hilf mir bitte… Mein Atem, wieso ist er so schnell. Wieso falle ich? Ich will nicht fallen. Da unten ist es dunkel. Da unten ist es böse. Sie wollen mich nicht haben. Sie mögen uns nicht, sagen sie. Wo sind sie nur, bitte, ich will nicht, wo sind sie, wo, wo sind meine Flügelllll…
Ahhhhhh….hhhhh……chhhhh…..chhhh…..chhhh…..chh…ch…h……… Rociel schreckte hoch, seine Haare fielen ihm sofort über die Augen und sein Atem pustete sie immer wieder nach vorne. Nach dem Schrei atmete er lange durch, nur langsam konnte sich sein Atem beruhigen. Irgendetwas musste geschehen sein. Was war bloß geschehen? Er wusste es nicht. Er wusste es nicht… Rociel spürte, wie sich seine Schwester langsam erhob und wieder wach wurde. Sein Schrei und das nervöse Bewegen seines Brustkorbs mussten dazu beigetragen haben. Noch immer war er leicht aus der Fassung und wusste nicht, was passiert war. Seine linke Hand lag an seiner Schläfe und versuchte diese zu beruhigen, das Pochen in seinem Kopf, es hämmerte total laut, doch jetzt wurde es wieder ruhiger, sein ganzer Körper schien in Aufruhr gewesen zu sein, aber jetzt ging es wieder besser. Plötzlich war jedes Pochen weg, er war wieder in Ordnung. Und sogar richtig ausgeschlafen, denn mehr als acht Stunden hatte er geschlafen, bis zum Ende sogar gut geträumt, doch an einen Traum erinnerte er sich nicht. Als ob ihn irgendetwas daran hindern würde, eine Erinnerung, irgendetwas…
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| 10.04.2004 00:44 | #298 |
| Isabell |
Die junge Frau räkelte sich ein wenig, hatte sie doch nur mitbekommen, wie irgendjemand geschrieen hatte und sich ihr Kopf bewegte, dadurch war sie zum aufwachen gezwungen worden. Wenn ich den in die Hände kriege, der kann was erleben…, dachte sie noch im Halbschlaf, ohne wirklich zu ahnen, was geschah. Als sie aber ihre Arme ausstreckte und dabei fast in das Gesicht von ihrem Bruder kam, langsam ihre Augen sich öffneten und sie ein schmatzendes Geräusch von sich gab, was eher auf den Klos im Hals zurückzuführen war, den sie verspürte, da wurde sie dann auch wieder wach und kam in den Vollbesitz ihrer Sinnenskräfte. Mit einem kräftigen Röcheln presste sie das schleimige Stück aus ihrem Rachen in den vorderen Mund und wollte es dort mit ein bisschen Speichel vermischen, als sie bemerkte, dass ihr Mund staubtrocken war. Also lehnte sie sich zur Seite und spuckte das ekelhafte Ding einfach aus dem Mund, verklebte sich aber ein bisschen die Lippen.
I: Uaaahhhh, warst du das, der gerade geschrieen hat Bruder?R: Guten Morgen, oder Abend? Mittag? Bleiben wir bei Morgen. Ja, ich glaub schon, dass ich das war.
I: Hm… Isabell kniff ihren Bruder in den Arm, aber nicht doll, aber auch nicht lasch, eher so mittelmäßig.
R: Hey, was soll das, aua.
I: Das musst du nicht verstehen. Aber ich wünsch dir trotzdem einen guten Morgen. Obwohl man bei dieser Finsternis doch wohl von Nacht ausgehen muss oder?R: Ach was, das ist nur die Dienstleistung der Herberge. Verdunkelung rund um den Tag…ahhhhh….
I: Was hast du denn?
R: Wenn ich nur, wüsste, warum ich eben so geschrieen hab und mein Herz so schnell schlug und ich so schnell atmen musste.
I: Schlecht geträumt? Vielleicht einen Albtraum gehabt?
R: Ja möglich…aber ich erinnere mich an keinen Traum, absolut nichts…I: Hm…kommt vor. Hauptsache den Schrei hat niemand gehört. Hast du mal ein Tuch für mich?
R: Ja, sicher…
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| 10.04.2004 00:46 | #299 |
| Sara |
Der junge Fürst reichte seiner Schwester eines der Tücher und sah weiterhin in den dunklen Raum, auf ein Schema einer Kiste um genau zu sein. Gerade wollte er sich wieder erheben, da donnerte die Tür auf und er schreckte sofort nach unten, in der Hoffnung, dass ihn noch niemand entdeckt hatte. Auch Isabell hatte es gehört, schließlich waren die lauten Stiefelschritte und die dunklen Stimmen unüberhörbar. Schon wieder mussten sie sich an die Kisten kauern, sich verstecken, hoffen nicht entdeckt zu werden, beten, dass die offensichtlich zwei Männer nicht nach hinten kamen. Derweil belauschten sie unfreiwillig das Gespräch der zwei unterschiedlichen Stimmen, ohne das Bild der Wachen sehen zu können.
W1: Oh man, der olle Alte hat doch echt nen Knall.
W2: Wieso, was plant er den jetzt schon wieder?
W1: Man munkelt, dass er alle Wachen mit neuen Schwertern ausstatten will.W2: Das wäre doch klasse. Aber eigentlich brauch ich gar kein neues Schwert, Salo macht mir meines ja immer schön scharf und putzen mach ich sowieso nebenbei.
W1: Also ich finde dieses ewige Schwerterputzen total öde. Deswegen wäre mir das durchaus recht, wenn es denn mal neue gäbe, aber ich frage mich, wie der das finanzieren will.
W2: Ach, das ist doch nicht unser Problem. Hauptsache wir bekommen unseren Sold.
W1: Tja, fragt sich für wie lange noch.
W2: Was meinst du denn damit schon wieder. Stehen etwa Soldkürzungen an?W1: Aye
W2: Oh nee, da darf doch nicht wahr sein. Und das alles für so popelige Schwerter?
W1: Siehste, genauso hab ich auch reagiert, als ich es erfahren hab.W2: Um wie viel handelt es sich denn?
W1: Soweit ich weiß ist die Kürzung nur für sechs Wochen angesetzt. Fünfzig weniger pro Woche.
W2: Na ja, hätte schlimmer kommen können. Dann krieg ich ja für mein altes Schwert sicher noch hundert raus, vielleicht auch zweihundert.W1: Du hast’s gut, für mein olles Ding müsste ich wohl draufzahlen. W2: Tja, kann man nichts machen. Los jetzt, wir müssen dieses blöde Fass hochbringen.
W1: Das stinkt ja zur Hölle. Was ist da drin? Ratten?
W2: Nein, in Öl eingelegter Fisch…
W1: Wähhh, ich hasse Fisch und dann noch Öl…
W2: Stell dich nicht so an, es ist schließlich nur ein Fass.W1: Ja ja, schon gut.
W2: Hast du sonst noch was erfahren…
Die beiden Stimmen wurden leiser, entfernten sich wohl. Hinter ihnen fiel die Tür wieder in die Angeln und es wurde wieder still und dunkel. Das hatten sie also überstanden. Rociel stieß sich wieder von der Kistenwand ab und atmete durch. Das hätte auch anders ausgehen können und das wusste er.
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| 10.04.2004 00:47 | #300 |
| Isabell |
Puhhh, das war aber knapp. Isabell schnaufte auch durch. Nur wegen einem Fass eingelegtem Fisch wären sie fast entdeckt worden, das war aber gar nicht gut. Die junge Frau sah zu ihrem Bruder, der nach dem Schlaf schon wieder recht agil wirkte und lächelte, als er zu ihr sah. Dann aber erhob auch sie sich und gemeinsam gingen sie dann vorsichtig durch den Raum. Immer in den tiefsten Ecken schleichend, nicht das sie von einer sich unerwarteter Weise öffnenden Tür enttarnt wurden. Eigentlich hätten sie direkt weiter gehen müssen, aber gegen ein gutes Frühstück hatte sie auch nichts einzuwenden und deswegen konnte man sich ja hier noch mal umsehen. Was meinst du, sollen wir es mal wagen und uns den Inhalt der Kisten und Fässer anschauen? Ihr Bruder überlegte nicht lange und nickte, tapste aber sofort noch hin zur Fackel. Hier, fang. Rociel warf ihr die Fackel hin, die er zuvor aus der eisernen Halterung entfernt hatte und sie fing das brennende Stück Holz ohne Probleme auf. Such du nach was Verwertbaren, ich halte draußen Wache, ich denke mal, so dürften wir ziemlich sicher sein.
Die junge Frau vernahm noch, wie sich die Tür wieder öffnete und kurzzeitig ein hellerer Lichtschein im Raum war als zuvor, doch dann fiel die Tür wieder in ihre Angeln und es war genauso dunkel wie zuvor. Isabell fuhr mit der Fackel um die Kisten und sah sich diese genauer an. Es war auf jeder Kiste und auf jedem Fass darauf geschrieben, was sich darin befand und so hatte sie es leichter zu erkennen, was wo drin war, obwohl die Handschrift des Schreiberlings eine Zumutung war.
Eingelegter Fisch in Olivenöl…bahhhh, das gibt’s also noch mal. Nun ja, nichts für uns. Und hier...Äpfel grün, hm…und da…Äpfel rot. Sehr interessant, davon können wir was gebrauchen… Isabell sah sich die Kiste an und bemerkte, dass der Decke mit Nägeln zugehämmert war, aber das sollte nicht ihr Problem sein. An der Seite, wo die Kiste im Dunklen stand, holte sie nur kurz mit ihrem schweren Schwert aus und ehe man sich versah kullerten die Äpfel aus einem kleinen Loch. Das wiederholte sie bei der anderen Kiste noch mal. Sicherlich würde es irgendwann auffallen, aber bis dahin waren sie längst weg aus dem Schloss und selbst wenn sie noch da wären, man würde wohl eher Ratten als Spione vermuten. Da sie ohnehin unsichtbar bleiben mussten, spielte das auch keine Rolle mehr. Isabell nahm zehn grüne und zehn rote Äpfel, die wirklich lecker prall und süß aussahen und stopfte sie in ihren Rucksack, der zwar wieder etwas voller war, aber da würde sie ohnehin Gewicht verlieren, wenn ihr Bruder erst mal seinen Anteil hatte. Danach suchte sie weiter, es gab bestimmt noch etwas gutes hier unten…
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| 10.04.2004 12:39 | #301 |
| Sara |
Vor der Tür war nichts los, es war sogar gähnend langweilig und das nahm der junge Fürst auch wörtlich, denn er gähnte sich seinen Kater erst mal kräftig aus dem Körper, aber dabei hielt er immer die Hand vor dem Mund. Nicht, weil er das als unheimlich edel und höflich empfand, sondern aufgrund des geringeren Lärmpegels, allerdings besaß er trotzdem einen gewissen Anstand, so dass er eigentlich auch sonst nicht vor hatte vor seiner Schwester mit offenem Mund zu gähnen. Wie oft diese gute Absicht jedoch schon fehlgeschlagen war, das wusste er nicht. Aber es war ihm auch nicht so wichtig. Der Gang war inzwischen wieder totenstill und so sah er sich die Treppe ein bisschen näher an, sie hatte achtundsechzig Stufen. So was machte man allerdings nur, wenn einem wirklich langweilig war. Aber was sollte er schon tun, es war niemand da und außer den dunklen Wänden, die normalerweise in Schwarz erstrahlten, gelegentlich aber auch von Fackeln in rot, gelb, orange und braun gefärbt wurden, eigentlich aber grau waren, gab es hier nichts. Bis auf die lange Unterführung und die Treppe, auf die er sein Hauptaugenmerk richtete, aber auch immer auf die Tür achtete, die aber ein gutes Stückchen weg war. Gelegentlich nahm er einen Schluck Wasser zu sich, doch das half auch nichts. Er war ja wieder wach, seine Sinne hatten sich vollständig erholt und auch wenn ihn noch leichte Kopfschmerzen plagten, das waren eigentlich keine Schmerzen, sondern nur die Zerknittertheit nach dem Aufstehen. Er hatte schließlich nicht gerade bequem gelegen, nein, das hatte er wirklich nicht. Und dann auch noch mit diesen Strapazen im Hintergrund. Oh man… Rociel seufzte, konnte er sich nicht erinnern, dass er hier Wurzeln schlagen wollte. Aber er gab Isabell natürlich alle Zeit der Welt. Das Blöde war nur, dass ihm nach zehn Minuten einfiel, dass sie ja selbst noch etwas Proviant hatten, gerade schon wollte er zur Türe gehen, da nahm er noch eine Stimme war. Gleichzeitig hallten Treppen auf der Treppenseite. Sie waren gerade jetzt gekommen und dieses Mal kamen sie von der Tür und von der Treppe. Solange war nichts passiert und jetzt doch gleich ein Doppelschlag? Der Fürst huschte nun zurück in die Tür, öffnete sie in dem Moment, wo eine äußerst aufmerksame Wache auf die Treppen trat. Gerade noch der Schatten hatte sie verraten und natürlich die Stiefeltritte, die Tür schloss sich wieder und sie waren unentdeckt geblieben, aber er wäre nur zu gerne in den toten Winkel an der Treppenwand gehuscht und beobachtet, was denn da passierte. Doch er wusste, dass er das nicht konnte.
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| 10.04.2004 13:39 | #302 |
| Isabell |
Eine weitere Kiste offenbarte sich mit ihrem Inhalt. Trockenzwieback. Das Zeug waren sie ja schon gewohnt, es war ein adäquater Brotersatz, da man schlecht frisches Brot hier unten bekommen konnte. Ihre Reserven waren schließlich auch nicht mehr die besten und so nahm sie auch aus dieser Kiste ein paar Zwiebackscheiben heraus, sie waren sehr hart und nicht gleich auf den ersten Blick genießbar, aber sie waren nicht so wählerisch. Danach sah sie sich noch ein bisschen an den Regalen um. Die Flaschen trugen zwar keine Bezeichnung, aber Isabell konnte den Inhalt schon heraus riechen, dennoch öffnete sie eine Flasche, auf eine etwas rabiate Weise, indem sie einfach den Flaschenkopf abschlug. Aber das herausziehen des Korkens dauerte ihr zu lange. Die Flüssigkeit, die dann noch in der angebrochenen Flasche zurückblieb, war tatsächlich gegorener Traubensaft, auch Wein genannt. Ob es ein guter Jahrgang war wusste sie nicht und es war ihr auch egal, denn probieren brauchte sie den Alkohol nicht. Sie stellte die Flasche wieder zurück und sah sich noch einmal um, aber alles andere war nicht zu gebrauchen, also musste es bei Zwieback, Wasser und Äpfeln bleiben. Ein wenig tat es ihr ja schon leid, da ein besseres Frühstück sicher die Stimmung nicht gerade gedrückt hätte, doch da konnte man nun nichts machen.
Gerade als sie zur Tür gehen wollte und ihrem Bruder ein Zeichen geben, dass sie dann soweit wäre, öffnete sich diese und Rociel stürmte herein, schloss sogleich die Tür wieder hinter sich und sah sie mit aufgeregten Augen an. Schnell, wir müssen uns wieder verstecken, da kommen zwei Wachen., flüsterte er leise aber bestimmt. Isabell hatte schon verstanden und brachte die Fackel wieder an ihre ursprüngliche Position, ehe sie zusammen wieder hinter die Kisten verschwanden, hinter denen sie auch schliefen. Dann wurde es wieder ruhiger, für ein paar Momente jedenfalls.
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| 10.04.2004 13:53 | #303 |
| Sara |
R: Und, bist du fertig geworden?
I: Na ja, es gibt hier nicht viel, müssen uns wohl mit Trockenzwieback, Wasser und Äpfeln begnügen.
R: Macht ja nichts, hauptsache was zwischen den Zähnen.
I: Na wenn du meinst, ich hätte lieber was anderes gegessen. Frisches Brot, Käse, Wurst, Milch.
R: Schwester?! Wir sind hier in einem Keller auf der Flucht und nicht in einer Taverne zu Gast.
I: Ja, stimmt ja auch, aber trotzdem…
R: Pssst. Ich höre was an der Tür…
Ihre leisen Stimmen verschwanden wieder, denn tatsächlich öffnete sich die Tür erneut. Auch wenn es so unscheinbar wirkte, dieser Raum schien es ja ganz schön in sich zu haben, aber es erschien logisch, denn schließlich konnte man die Lebensmittel nicht alle verderben lassen. Doch die Anspannung war schon wieder riesengroß, denn sie wussten ja nicht, wer kam und was er wollte. Nur die Stiefel hörte man wieder als einzige, wie sie auf dem Stein aufschlugen. Es hörte sich nach Metall an, kleine Nieten, vielleicht auch ein Kettenhemd mit kleinen Ringen. Auf jeden Fall war das Geräusch nicht eindeutig zu definieren. Die Tür war nicht wieder zugefallen, entweder derjenige hatte sie leise geschlossen, oder sie stand noch auf. Aber sie sahen sowieso kaum etwas, trotzdem hatte Rociel den Griff an einem der Dolche, denn er wollte sich hier zwar verstecken, aber nicht zusammen kauern, wenn es die Situation erforderte, musste man eben…handeln…
Nun aber verstummten die Schritte zunächst einmal und man hörte nichts mehr, ehe eine knorrige Stimme die Luft zerbrach und ihnen half ihren "Gast" zu identifizieren.
Arrghhh, was ist das denn für ein Schund. Ver-dammt. So-ein-Mist!!! Jetzt hab ich mich doch tatsächlich geschnitten. Hoffentlich entzündet sich das nicht, diese blöden Flaschen stehen hier schließlich schon ne Zeit. Welcher Idiot hat denn hier den Flaschenkopf abgeschlagen und das Ding dann einfach so wieder hingestellt. Und dann auch noch diese dunkle Heit, ähhh Quatsch, Dunkelheit. Oh man…heute geht aber auch alles schief. Na wenigstens ist der Wein noch ganz, denn der Herr Offizier haben will, aber so nicht…die angebrochene Flasche nehm ich mit und trinke die selber. Als Entschädigung sozusagen, wird schon niemandem auffallen.
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| 10.04.2004 22:23 | #304 |
| Isabell |
Hihihi. Isabell musste sich schon bei den ersten Worten des Mannes das Kichern verkneifen, nun aber, wo die Tür wieder deutlich krachend zugefallen war, ließ sie ihrer Schadenfreude freien Lauf. Natürlich verstand es ihr Bruder nicht und sah sie nur komisch an, doch das machte nichts, momentan musste sie sich einfach über diese Wache amüsieren.
Sag mal, geht’s dir gut? Langsam hörte sie wieder auf, wischte sich die Tränen aus den Augen, die beim Lachen entstanden waren und schüttelte den Kopf. Weißt du, ich hab doch wissen wollen, was in den Flaschen war, also hab ich einfach den Flaschenkopf abgeschlagen, hab dann festgestellt, dass es Wein war und die Flasche…hihihi…wieder ins Regal gestellt und die Wache hat sich nun dran geschnitten, ist das nicht witzig… Rociel rollte nur die Augen zusammen und seufzte, aber es war ein angenehmes Seufzen und Isabell hatte schon verstanden, dass er endlich essen wollte. Deswegen beruhigte sie sich wieder und vergaß dese kleine Aktion recht schnell wieder und kramte nun aus ihrem Rucksack die erbeuteten Sachen. Also, Trockenzwieback, den wir mit den Wasservorräten aufweichen müssen, dann eben noch die Äpfel. Ich schmeiß das ganze alte Zeug jetzt raus, es ist entweder zu hart oder zu verdorben, ich denke nicht, dass ich das noch essen will, du vielleicht? Ihr Bruder winkte nur mit einem flüchtigen Blick auf das Herausgeholte ab und so landete das Zeug kurzerhand hinter ein paar Fässern. Bis es da auffiel waren sie sowieso nicht mehr da, zwar war es ja nicht ganz korrekt, aber sie waren schließlich keine willkommenen Gäste, sondern Diebe, Spione und wahrscheinlich auch Attentäter, da durfte man so was schon mal. Der Zwieback schmeckte anfangs gar nicht gut, aber als Wasser und Speichel kombinierten, konnte man das harte Zeug essen. Die Äpfel schnitt ihr Bruder in kleine Stücke, so dass sie angenehmer und leichter zu essen waren, jeweils zwei Stück aßen sie jetzt, die restlichen sechzehn nahmen sie mit, jeder getrennt natürlich. Dadurch, dass sie das ganze alte Zeug entleert hatte, war ihr ohnehin leichter Rucksack endlich angenehm zu tragen, ein Gefühl, dass ihr sehr gut bekam.
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| 10.04.2004 22:40 | #305 |
| Sara |
Das Essen war köstlich! Rociel wusste, dass er log, aber er machte bei seinem Gesichtsausdruck auch kein großes Geheimnis um diese Tatsache. Jedenfalls hatten sie jetzt auch gefrühstückt oder zu Abend gegessen, wenn man das Mahl als solches betrachtete war es ja nicht mehr wie ein kleiner Bissen, aber man konnte ja nicht alles haben.
Nun lass uns aber weitergehen, sonst kommen wir nie mehr hier raus. Zustimmende Worte von seiner Schwester danach, gingen sie vorsichtig zur Tür, an die er wieder sein zartes Gehör platzierte und lauschte. Der Gang war so leise wie ein Toter im Sarg, obwohl diese Bezeichnung seit Zopar ja eine neue Bedeutung bekommen hatte. Es konnte natürlich sein, dass jemand vor der Tür oder im Gang stand, aber das konnten sie niemals erahnen, er verließ sich da ganz auf seine Sinne und auf das Amulett.
Leise öffnete sich die Tür, nur Zentimeter, immer in kleinen Schritten, da man die ungeölten Angeln lieber schonen wollte, dann huschten sie durch eine dünne Öffnung und schlossen die Tür wieder. Es war niemand da, weder im Gang waren Wachen, noch vor der Tür oder auf der Treppe. Isabell nahm sofort wieder die Führung an sich und sah sich vorsichtig und mit geübten Schritten um, während er sich mehr auf die Sicherung der Wege kümmerte, bzw. noch die Tür schließen musste. Es war ihm schon klar, dass seine Schwester immer noch hier unten besser dran war als er, aber jetzt nach dem Schläfchen fühlte er sich viel wacher und konzentrierter und er war sich sicher, dass auch er jetzt sehr leise und kontrolliert sein konnte, es hatte schließlich alles was mit der Frage des Geisteszustandes zu tun. Wenn sie den Wachen einen Schritt voraus waren, dann war ihnen das nur recht.
Isabell stand an der hinteren Wand gelehnt und schaute nach oben, achtete wohl auch auf mögliche Geräusche und Schattenwürfe, denn man durfte nicht vergessen, hier unten hatten die Tagesabläufe keinerlei Einfluss, hier sah es immer so aus, wie es aussah. Natürlich war auch die Brenndauer von den Fackeln begrenzt, aber das mal außen vor. Rociel hingegen achtete weiterhin auf die Unterführung und so sicherten sie beide einen Gang, spielten gut zusammen, bis seine Schwester ihm ein Zeichen gab und auf leisen Sohlen kamen sie die Stufen hoch, alle achtundsechzig, Stufe um Stufe, Schritt um Schritt, dabei ließen sie sich nie zuviel Zeit, aber von Hast oder normalem Gang konnte natürlich nicht die Rede sein. Es wäre wohl fatal gewesen, hier einfach aufrecht, selbstbewusst hoch zulaufen. Als ob es das normalste der Welt war…nein, da wählten sie doch lieber ihre Art das Schloss zu erkunden, besser gesagt immer mehr aus dem Keller hochzukommen…
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| 11.04.2004 02:09 | #306 |
| Isabell |
In Ordnung, komm.
Isabell sah zu der Ebene, auf die die Treppe endete und hatte nichts bemerkt, keine Schritte, keine Stimmen, keine sonstigen Geräusche. Es gab weder irgendwelche Türen, noch uneinsichtigen Bereiche, nur eine einzige Wand, in die sie nicht mehr einsehen konnten. Es war jetzt viel einfacher, auch ihr hatte der Schlaf gut getan. Hatte sie davor doch eher mit ihrem Adrenalin und ihrer angespannten Lage die Augen wach halten können, war es nun viel mehr eine absolute Präzision, mit der sie zu Werke ging. Auch Rociel wirkte deutlich konzentrierter, was auch ihr zugute kam, denn so musste sie nicht so sehr auf ihn achten und konnte sich auf die wichtigsten Bereiche konzentrieren. Sie hatten so was noch nie gemacht und auch für Isabell war es das erste Mal, dass sie durch ein Schloss schlich. Früher, beim Jagen, hatte sie gelernt was es hieß sich lautlos fortzubewegen, ohne Geräusche und Spuren zu hinterlassen. Auf die Umgebung achten und auf ihre Bewegungen. Immer einen Schritt voraus sein und mögliche Gefahren vorher erkennen. Nur dann laufen, wenn man so gut wie sicher war, nur dann losstürmen, wenn es nicht mehr anders ging. Lieber langsam und bedächtig vorgehen, so sah man oft das Dreifache als sonst. Doch nun waren ihre Gegner keine wilden Tiere, sondern menschliche Wachen und so sehr sie auch im Zwiespalt mit den Menschen lag, sie waren auf einem sehr hohen Sinnesniveau und vor allem viel gefährlichere Gegner. Dazu kam noch die Tatsache, dass sie niemanden töten durften, dies hatte sie inzwischen ihrem Bruder mehrmals versichert. Zwar hatte sie noch nie einen getötet, aber dennoch hätte Isabell es wahrscheinlich getan. Nur was nützte ihnen ein Weg voller Leichen. Sie würden alle lautlos sterben, aber das waren sie nicht, nein, das war nicht ihr Gesicht…noch nicht.
Erneut kamen sie in gebückter Haltung von einer Treppe hoch und sofort wuselte die junge Frau zu einem dunklen Winkel und presste ihren Körper daran. Ihr Bruder nahm die andere Seite und gemeinsam sahen sie dann um die Ecke, was in dem doch sehr breiten Gang zu finden war. Der Gang war nicht lang, zehn Meter vielleicht, dafür drei Meter breit. Es war still, niemand zu sehen, doch Fackeln speisten gierig an ihrem Holz, das Knacken war zu hören und das Licht zu sehen, nur die Fackeln selber waren unsichtbar, nicht einsehbar. Sie konnten nichts machen, ob warten oder nicht, hier waren sie machtlos, also huschte Isabell schnell hervor, tappte die zehn Meter auf großen Zehenspitzenschritten heran und verschwand nach rechts. Sie hatte Glück, kein Mensch, doch ihr Arm war auch bereit gewesen. Die Fackeln, die sie vermutet hatten, hingen an der Wand, die das Gegenstück derer bildeten, an der sie noch eben stand. Mit einem kleinen Schluck aus ihrem Wasserkrug löschte sie eine der Fackeln und sorgte so für mehr Dunkelheit in dem Raum. Mit nunmehr nur noch drei Fackeln ließ es sich besser leben, die Helligkeit war deutlich zurückgegangen und Dunkelheit brauchten sie, nur schwaches Licht war gut.
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| 11.04.2004 02:26 | #307 |
| Sara |
Vorsichtig jetzt. Lass uns mal in den Gang dort gehen.
Isabells Befehl klang trotz der flüsternden Stimme immer noch eindringlich und doch hatte sie nichts von ihrer beruhigenden Süße verloren. Immer wenn er sie hörte, wurde er hingerissen, auch wenn ihm nicht immer gefiel, was sie sagte. Aber diese romantischen Gefühle unterdrückte er gewohnt professionell, dafür war später immer noch Zeit, jetzt mussten sie zusehen, hier raus zukommen und Rociel war optimistisch, dass dies bald auch geschehe. Es war nur ein Gefühl, aber er hatte nach dem Wasserspeicher und der kleinen Vorratskammer nicht das Gefühl, dass sie noch lange von Fenstern ferngehalten wurden. Er rechnete fest damit, dass noch eine, oder zwei Treppen kommen würden und diese dann den Keller besiegelten. Allerdings half ihnen das noch nicht so wirklich, denn sie wollten ja wieder raus hier und nicht in die feinen Stockwerke, doch das könnte sich unter Umständen nicht vermeiden lassen. Aber egal, mit versuchten, leisen Schritten kam er hinter Isabell her. Auf einmal hörte er ein Geräusch, doch seine Schwester hatte es auch schon wahrgenommen. Es klang fast wie ein…Schnarchen, ja, ganz sicher sogar.
Kurz nach ihr versuchte er mit Scheckenschritten in den Raum zu kommen. Als er dann da war und sich nach rechts umdrehte, sah er einige Zellen, doch momentan saß niemand darin, was wohl ihr Glück war, denn dieser jemand hätte sonst wohl herumgeschrieen, dass sie ihn doch befreien sollten. Aber trotzdem hatte das Schnarchen natürlich einen Ursprung, ein etwas dicklicher Mann, in einer stolzen, aber verkleckerten Rüstung der Schlosswachen saß auf einem hölzernen Stuhl und hatte das Gesicht nach vorne gekippt, den Kopf also gebeugt und gab nun diese komischen Geräusche von sich, die so klangen, als ob irgendwas mit den Mandeln nicht stimmen würde. Vor ihm lag eine angebrochene Flasche Wein und siehe da, der Flaschenkopf fehlte und war nirgendwo zu sehen. Ja, ja, Wein macht fein, fein müde., flüsterte er leise zu seiner Schwester und die musste sich schon wieder ihr Lachen verkneifen, da sie natürlich auch gemerkt hatte, welche Wache das war. Doch neben den Zellen, die mit Gitterstäben verschlossen waren, war auch ein weiterführender, schmaler Gang, der an einer Tür endete. Isabell war hingeschlichen und wollte sie öffnen, doch sie war verschlossen…
Auf einmal sah Rociel den blitzenden Schlüsselbund, ein großer Eisenring, an dem mehrere dieser Schlüssel hingen. Das musste die Lösung sein. Was jetzt?, fragte er Isabell. Keine Ahnung, wie sollen wir an die Schlüssel kommen? Der junge Mann runzelte die Stirn und zuckte mit den Achseln. Ich versuch’s…hoffentlich wacht er nicht auf… Rociel streckte seine Finger nach dem Eisenring aus und wollte danach greifen, da drehte sich der Mann zur Seite, also wieder von neuem. Beim zweiten Mal gelang es den Ring zu packen, aber dann – gerade in dem Moment, wo er ihn schon von der Kette lösen konnte – gab der Mann wieder ein paar Geräusche von sich. Ehhh, flache Win, ich wil Vin, hicks…uuarrghh Der Mann kippte wieder um und Rociel griff nun beherzt zu, der Lohn war der Schlüsselbund, den er Isabell lächelnd übergab. Vielleicht wäre aus ihm mal ein passabler Taschendieb geworden…
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| 11.04.2004 23:37 | #308 |
| Isabell |
Vorsichtig und vor allem leise fuhr sie in das Schloss an der Tür, der erste Schlüssel passte nicht. Der zweite auch nicht und auch der dritte war ein Fehlgriff. Insgesamt hatte der Schlüsselbund sieben Schlüssel, aber sie hatten ja Zeit, viel Zeit. Und doch lief sie unaufhörlich, sie wollten hier endlich raus.
Dann endlich, Nummer vier war der richtige. Die Tür öffnete sich und Isabell gab den Schlüsselbund wieder an ihren Bruder weiter. Jetzt ganz vorsichtig… Rociel schlich erneut zu dem Mann, der scheinbar wieder langsam am aufwachen war, zumindest hatte er eben noch gesprochen und außerdem kam schon wieder neue Gefahr für sie, denn von weiter hinten hörten sie eine Stimme, verdammt, schon wieder eine Wache.
Hans? Haaa-nnnsss? Hey, bist du da? Die schweren Stiefelschritte kamen näher und betraten den Gang, jetzt zählten die Sekunden. Isabell hatte die Tür aufgehalten, ohne zu sehen, was dahinter lag und ihr Bruder hantierte um oder am Körper der schlafenden Wache. Nun komm schon, schnell! Sie wusste ja, dass es auch nichts half ihn so zu drängen, aber die Schritte wurden immer lauter, klangvoller, konnten jeden Moment um die Ecke biegen. Ich hab’s! Ohne auf absolute Lautlosigkeit zu achten, lief er zur Tür und huschte hindurch, sofort nahm sie den Knauf in die Hand und zog die Tür zu, erst ganz am Ende wurde sie sanfter und hob die Tür lautlos in die Angeln. Gerade im richtigen Moment, denn schon kam der Schreihals um die Ecke, er hatte nichts bemerkt, sah nur den schlafenden Kollegen und nahm zur Feier des Tages auch einen Schluck, doch da sie das nicht wissen konnten machten sie sich auf weiterzugehen und das bedeutete in dem Fall eine Treppe hoch zulaufen, die wohl steiler nicht hätte angelegt sein können.
Die Wände waren hier alle sehr grob und unbehauen, kein Zeichen von Glanz und Pracht, selbst die Fackeln waren spärlich bis gar nicht gesät und so hatten sie mehr Mühe nicht zu stolpern, als überhaupt voranzukommen. Die Treppe war wirklich steil, aber am Ende konnte man einen weißen, schimmernden Punkt erkennen. Da die Wände enger anlagen, als bisher, sie vielleicht einen halben Meter Platz hatten und es absolut leer war, gaben sie vorerst ihre lautlose Fortbewegung auf und stürmten nahezu diese Treppe hoch. Wer sollte sie schon hören, hier unten…
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| 12.04.2004 11:19 | #309 |
| Sara |
Schneller, schneller, wir müssen uns beeilen. Wenn wir doch nur schneller vorankämen. Hoffentlich ist bald ein Ende in Sicht. Der Palast hier ist sehr groß, aber er kann doch keine riesigen Ausmaße haben. Oder doch? Egal, wenn wir hier nur rauskommen…
Seine Gedanken spielten wieder einmal mit ihm, er konnte nichts dafür, war er doch noch immer von großen Gängen die unter der Erde lagen verwirrt, doch jetzt machte er das Tempo, in einem Gang, in dem man nur äußerst schwer an jemanden vorbeikam, hetzte er ungewohnt schnell nach oben. Als ob es auf eine bestimmte Zeit ankommen würde, doch das war es nicht. Das Licht dort oben, es trieb ihn, es trieb ihn wie die Pflanzen, die sich auch immer nach dem Licht sehnten und danach wuchsen. Es war kein künstliches Fackellicht, nein, er war sich ganz sicher, das war…
Sonnenlicht! Ja, tatsächlich. Fenster, riesengroße Fenster. Wir haben es geschafft. In seiner Euphorie vergaß er glatt, dass sie noch immer fremd und unbekannt hier drinnen waren und so stoppte er sein Mundwerk selber und hielt sich die Hände in einer eindeutigen Geste vor den Mund. Verdammt, wieso konnte er es nicht lassen. Das Sonnenlicht blendete sie, es drohte ihre Körper zu fressen, doch auch für die Augen war es ein enormer Schock, zum ersten Mal seit Wochen wieder einen Sonnenstrahl zu sehen. Gleichzeitig jedoch war es eine ganze Fensterallee, die nach links und rechts weiterging, das alles auf einem purpurroten Teppich, auf dem ein Wappen eingenäht war. Ein Wappen des Herzogs? Ganz bestimmt war es das.
An den Wänden hingen trotzdem Fackeln, aber sie brannten nicht. Wahrscheinlich waren sie für die Nacht, wie auch immer, egal was für einen Sinn sie hatten, sie waren unbedeutend in ihrem Fluchtplan. Links oder rechts? Mit fröhlicher Miene des Sonnenlichts wegen, fragte er seine Schwester nach dem Weg, aber diese Abzweigungen, sie waren schon nervend. Warte, sag nichts. Wir nehmen den Linken gang, ja den Linken. Das überraschende Gesicht zum trotz, jagte er weiter in den linken Gang und auch wenn er nun auf dem Teppichboden rannte, es blieb bei einer fast hundertprozentigen Lautlosigkeit, Teppichboden war nun mal der ideale Geräuschdämpfer. Da hatten auch seine schweren Fellstiefel nichts mehr zu melden. Das Tempo war begründet, es war nicht mal mehr der Drang unbedingt raus zu wollen, es war viel mehr eine Art Sinn und Zweck. Unten in den Kellern, da war Schleichen angebracht, aber nun war dies nicht mehr nötig, es kam jetzt darauf an, dass sie die Gänge im Auge betrachteten.
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| 12.04.2004 12:21 | #310 |
| Isabell |
Die Pracht der Hallen hatte sich mit einem Mal um zweihundert Prozent gesteigert. Jetzt liefen sie nicht mehr auf normalen Steinboden, voller Staub und Spinnenweben, nun liefen sie auf gutem Teppich. An den Wänden wuselten keine kleinen Tiere mehr herum und sie waren nicht mehr auf Fackellicht angewiesen. Zwar wurde die Dunkelheit grauenvoll vom Licht der Sonne geschlagen und so war eine Unsichtbarkeit nicht mehr möglich, aber das Sonnenlicht, es war so schön, sie konnte darauf nicht böse sein. Es war komisch, ein Licht, mit dem man die meiste Zeit seines Lebens verbrachte, kam einem nun so fremd vor. Die Augen schmerzten doll und weiteten sich unnatürlich stark. Das Licht brach sich auf der Linse und wurde zurückgegeben, es fühlte sich merkwürdig an, dabei spürte sie nur einen leichten Druck auf den Augen. Doch dafür hatten sie ja gar keine Zeit, denn schon ging es weiter, immer weiter den Gang entlang, der sich leicht bog und so in einer Kurve endete.
Wie zwei geschickte Tiere klatschten sie an die Wand, mit dem Rücken zur Türe Deckung suchend, gerade in dem Moment, wo die Schritte kamen. Zwei Männer, beide mit weißen Schürzen, trugen je zwei Tablette, auf denen allerlei Köstlichkeiten standen. Sie kamen direkt durch den Steinbogen, der prächtigen Putz besaß, während die beiden Geschwister links und rechts an der Wand lehnten. Doch die beiden Köche hatten keine Augen für sie, nur das schöne Essen und die Kunst des Kochens interessierte sie und obwohl ihre Tarnung leicht auffliegen konnte, hielt sie stand. Das Licht war nun ihr Feind, aber trotzdem hatten sie die Vorteile auf ihrer Seite.
Als die komischen Typen vorbei waren, huschten sie in den Gang, direkt in eine weitere Wendeltreppe, Eine führte nach oben und eine nach unten, eigentlich waren es ja nicht zwei, sondern nur eine, aber egal. Hoch natürlich, sagte Rociel und Isabell nickte nur zustimmend. Gemeinsam flogen sie geradezu die Treppe auf, nahmen zwei Stufen pro Schritt. Als dann eine erneute Öffnung in der Wand zusehen war, bzw. die Treppe ihr Ende erreicht hatte, lauerten sie wieder an der Wand und dieses Mal hatten sie Pech, denn direkt in dem Raum standen vier Wachen starr und fast wären sie ohne Sicherung in die Falle gelaufen. Die Wachen standen aber schlecht, den Gang sahen sie nicht ein. Es war eine Chance, aber sie mussten wieder vorsichtig sein…
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| 12.04.2004 12:44 | #311 |
| Sara |
Sie hatten keine schlechten Karten, Rociel sah genau, wie die Wachen standen und was sie taten. Sie waren allesamt unaufmerksam, spielten mit ihren Rüstungen oder tranken auch mal einen Schluck Wasser. Ihre Augen wirkten müde, als ob sie schon lange nicht mehr geschlafen hatten, aber sie mussten aufpassen. Im richtigen Moment huschte Isabell aus dem Gang, schlitterte zu einer Säule und ging dort in Deckung in der Hocke. Rociel hatte einen Moment lang gezögert, doch das holte er jetzt nach. Allerdings nahm er sich eine andere Säule, alles andere wäre wohl schwachsinnig gewesen. Er legte seinen Zeigefinger auf die Lippen und zeigte nach rechts und seine Schwester nickte. In gebückter Haltung huschte sie zur nächsten Säule und blieb dort wieder stehen. Eine der Wachen bewegte sich plötzlich und marschierte in einen dunklen Gang. Eine weniger, dachte er sich nur. Rociel wagte es nun auch und lief direkt über den freien Platz, die Stiefel waren nicht lautlos und eine der Wachen die ihn sehen musste sah herüber. Genau in dem Moment, wo ihr äußerster Blickwinkel auf die Ecke traf, huschte der letzte Teil seines flatternden Umhangs herum. Die Wache blinzelte und rieb sich die Augen, doch als sie nichts mehr sah, musste sie wohl auch an Übermüdung gedacht haben jedenfalls blieb es ruhig.
Doch noch immer war die Tür, durch die sie wollten, gut bewacht und sie hatten keine Chance dort hin zu kommen. Der junge Mann sah zu Isabell, die sich eine andere Säulenseite ausgesucht hatte. Wieder Zeichen. Er hielt die Hand zu ihr, deutete ihr zu warten, dann aber sah die Wache erneut weg und er winkte. Auch seine Schwester huschte ohne Rücksicht auf den Untergrund zu der Seite, sprang über die Pflanzenkübel, die hier standen und landete lautlos auf dem Boden. Sie waren der Tür jetzt sehr nahe, aber die beiden Wachen davor machten es unmöglich vorbeizukommen. Aber dann hatte er noch eine Idee. Vorsichtig nahm er ein Goldstück aus seinem Beutel und hielt es grinsend vor dem Gesicht seiner Schwester und sie nickte hämisch grinsend zurück. Dann nickte auch er ein weiteres Mal und kam aus seiner Deckung. Das Goldstück flog an eine Wand, klimperte von da aus auf den Boden, direkt vor die Augen der drei übrig geblieben. Sofort wurden die schläfrigen Wachen wieder aufmerksam und sie taten es. Sie waren wirklich so dumm und fielen auf den Trick herein. Alle drei gingen auf das Goldstück zu und Rociel war noch nicht fertig. Eine weitere, runde Edelmetallmünze flutschte in seine Hände und diese flog genau zu der Treppe, aus der sie kamen. Dann ging es blitzschnell, während die Wachen sich der Münze näherten, mussten sie los, das Risiko war dabei enorm, doch eine Wahl blieb ihnen nicht…
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| 12.04.2004 14:25 | #312 |
| Isabell |
Sie hatten vielleicht ein paar Sekunden, jeder falsche Schritt, jedes Geräusch konnte eine der aufgeregten Wachen zum Umdrehen bewegen, doch das Glück war anscheinend auf ihrer Seite. Sie tauchten aus der Deckung hervor, schleiften dabei ein paar der grünen Blätter und bogen rasend schnell in den Bogen, der zu einer weiteren, kleineren Treppe führte. Auch diese nahmen sie, allerdings schnell, aber auf Ruhe bedacht, da man die Schritte deutlich gehört hätte. Es war alles gut gegangen. Das einzige Problem für die Wachen war, wie sie zwei Goldmünzen zu dritt aufteilten, aber in ihrer Überraschung und Gier hatten sie gar nichts gemerkt, sie hatten einfach schon lange nicht mehr geschlafen.
Als sie die Treppe hinter sich gelassen hatten, kamen sie direkt auf einen Vorhof hinaus, direkt in die Sonne, aber auch direkt unter eine Menge Leute. Sie taten gut daran sich sofort in einen toten Winkel zu begeben, dort wo sie von mehreren Kisten abgedeckt wurden. Sie konnten von hier aus gut die Menschen beobachten. Auf dem Platz herrschte reges Treiben, eine Art Marktplatz, aber sicher nicht zum handeln. Eher wurden hier Waren angeliefert und die Bezahlungen empfangen. Oder aber Steuern entrichtet. Sie hatten trotzdem schon mehr geschafft als normal üblich. Das Glück musste nur noch ein bisschen halten, nur noch ein bisschen…
R: Puhh…nicht schlecht.
I: Nicht schlecht!
R: Meine Güte, das war knapp, aber jetzt haben wir es geschafft. I: Ja, direkt in die Freiheit.
R: Noch nicht ganz, erst müssen wir vom Schloss endgültig weg. I: Ja, aber hier wimmelt es doch von Wachen.
R: Stimmt. Wir müssen einfach aufpassen.
I: Wir könnten uns für den Anfang die Kleider von zwei Bauern schnappen.R: Welche?
I: Die da.
R: In Ordnung. Aber wir müssen sie ordentlich betäuben. Wir brauchen noch…zwei Stunden, vielleicht. Ich mach das. Du gibst mir Deckung.
I: Ist gut.
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| 12.04.2004 15:30 | #313 |
| Sara |
Sieben schwer bewaffnete Männer standen auf den Wehrgängen, doch sie richteten ihre Blicke zur Stadt und nicht auf den Platz. Die beiden Torwachen aber, sie waren gefährlich, doch sie waren genauso unaufmerksam, wie die Kollegen unter Tage. Sie mussten aber auch eine ganze Menge im Auge behalten, das fiel eben nicht so leicht. Diesmal rannten sie nicht, sondern gingen, schnell aber doch normal. So mischten sich die beiden Eindringlinge, Spione, Diebe und sicherlich auch Attentäter mitten unter die Masse. Trotzdem war ihr Anblick ungewöhnlich und sicher nicht passend, deswegen waren sie ja so nervös, gerade weil dies noch viel schlimmer war als zuvor, bei all ihren Gängen im Keller. Da unten, da hatten sie es in der Hand, da lag ihr Anspruch auf die Unsichtbarkeit, da sah sie niemand. Jetzt hatten die beiden Fremden schon einige Augenpaare erspäht, doch bis jetzt hatte sie jeder als Wachen, Krieger oder Gäste abgetan und noch niemand hatte Verdacht geschöpft. Dennoch war es alles andere als eine beruhigende Situation.
Dann endlich hatten sie den Platz überquert, standen an dem kleinen Warenlager, wo ihre zwei Opfer ein und ausgingen und Säcke hineinschleppten. Das war ihre große Chance. Pass gut auf, dass niemand in den Raum geht. Isabell nickte artig und lehnte sich, gebückt an den Wagen, so dass der Eingang gut im Blick blieb.
Rociel hingegen tauchte in den dunklen Raum, eine Art Kammer, ein Warenlager. Hier waren stapelweise Säcke und Kisten und Fässer aufgetürmt. Der Fürst hatte sich den schwarzen Umhang vors Gesicht geworfen und kam nun direkt auf die beiden Arbeiter zu. Hey, was zum… Weiter kamen sie nicht, denn mit einem ernst gemeinten Entschuldigung nahm er ihre Hinterköpfe und ließ sie mit mittelmäßiger Wucht aneinander prallen. Zwei fette Beulen würden übrig bleiben und das tat ihm leid, doch es ging nicht anders. Schnell zog er sie dann bis auf die Unterwäsche aus und nahm ihre Kleidung.
Pffffiiiuuit.
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| 12.04.2004 17:02 | #314 |
| Isabell |
Draußen war nichts passiert, niemand war vorbeigekommen und niemand hatte sie gesehen. Einzig und alleine ein weiterer Bauer war kurz an die Ecke einer Mauer gelaufen und hatte seine Blase erleichtert, aber auch der hatte nicht zu ihr gesehen. Dann hörte sie das Zeichen, den schrillen Pfiff, stieß sich vom Wagen ab und ging in die Kammer. Ihr Bruder hatte die beiden Bauern wohl irgendwie ausgeschaltet, wie war ja egal und unter einem Strohballen versteckt, sie sah noch den Kopf herausschauen, damit die Kerle auch atmen konnten und nicht so froren. Er selber war schon in eines dieser schäbigen Gewänder gekleidet und warf ihr das ihrige zu. Es war wirklich schäbig und eigentlich wollte sie nicht in die Klamotten eines anderen rein, aber es ging nun mal nicht anders, also streifte sie es über und so schlimm war es gar nicht.
So und was jetzt?, fragte sie mit leicht irritiertem Blick. Pass auf, meine Idee sieht folgendes vor. Wir gehen jetzt daraus und laden den Wagen weiter ab, dann ziehen wir ihn wieder mit, bis zum Tor und sagen, dass wir wieder zur Stadt gehen. Eigentlich total simpel, wir müssen nur aufpassen, dass wir ernst bleiben und unsere Gesichter nicht zu sehr preisgeben. Am besten wir senken den Kopf zu Boden. Die Idee war gut, aber ob das wirklich klappen würde? Sie mussten es probieren, die Freiheit winkte schon. Dabei waren sie ja nie wirklich Gefangene gewesen. Einzig und alleine gefangen in Palästen und Kammern, das waren sie. Gemeinsam schleppten sie die Säcke in die Kammern, sahen aus wie ganz normale Bauern. In den Säcken war Getreide, sie konnte den feinen Geruch riechen.
Dann endlich waren sie fertig, der letzte Sack war entladen, jetzt kam es darauf an. Die beiden nahmen den hölzernen Karren, umpackten die Koppel und zogen ihn zum Tor. Das ging ganz gut, denn er hatte deutlich Gewicht verloren. Wäre er voll beladen gewesen, dann hätten sie es nicht geschafft, da sie das einfach nicht konnten, aber so wirkten sie in ihrer Rolle aus erfahrenen Bauern ganz überzeugend. Das Tor kam näher und die beiden Wachen lenkten ihren Blick auf sie, während sie bemüht waren ihre Gesichter nach unten zuhalten. Jetzt zählte es, entweder alles ging gut…oder sie mussten kämpfen…
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| 12.04.2004 17:25 | #315 |
| Xion1989 |
Squall und Xion verliessen das Schiff und betraten den boden Gorthars. Endlich waren sie angekommen. Das war ja schonmal etwas. Nun musste er aber mal an die Orte gehen an denen er schon war. Nach einer Halben Stunde waren die beiden durch ganz Gorthar gelaufen und er hatte langeweile. An einem stand den Xion dort sah kaufte er sich erstmal die Gewürze die er für seine Stängel brauchte. Nun war er föllig pleite doch geld würde er nichtmehr brauchen. Stillschweigend sezte er sich dann auf eine bank und dachte nach.
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| 12.04.2004 18:40 | #316 |
| Sara |
Ein paar kalte Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet, die Sonne ließ sie hell blitzen, wie ein paar funkelnde Edelsteine, denn das Tor lag nun vor ihnen und die Wachen zogen ihre Augenbrauen hoch.
Halt! Wohin soll’s gehen?
Vorsichtig, jetzt ganz vorsichtig. Sie mussten wie Bauern auftreten und doch musste eine Selbstsicherheit zu spüren sein, eine gesunde Arroganz. Sie mussten ihre Rollen gut spielen, ja, sonst würden sie ein Problem bekommen, ganz vorsichtig…
Ware ist ausgeliefert und liegt gut aufbewahrt in der Kammer. Jetzt geht’s erst mal zurück in die Stadt und dann gönnen wir uns ein Bier!
Die Wachen nickten nur grinsend und meinten noch: Ja, ein Bier wäre nicht schlecht. In Ordnung, ihr könnt passieren.
Sie zogen den Karren durch das Tor, das sowieso geöffnet war und grinsten in sich hinein, dass ihr Plan offensichtlich aufgegangen war. Doch noch hatten sie gar nichts erreicht, denn nun befanden sie sich nur weg vom Schloss, aber noch waren sie im Außenring, die großen Mauern die um das Schloss standen, sie waren noch nicht überwunden. Das wusste er gar nicht und so kam es umso überraschender, als sie nun wieder ihre Köpfe anhoben und sich zuzwinkerten, als sie außerhalb jedes Sichtbereiches einer Torwache waren. Das zweite Tor kamen näher und zwei Wachen standen davor, nur zwei Wachen musste man sagen, doch gleichzeitig waren es auch die Soldaten auf den Wehrgängen hinter ihnen, die zu ihnen blickten.
Noch ein Schritt, dann sind wir frei nicht wahr? Rociel nickte mit einem aufmunternden Blick. Führwahr, noch ein Schritt und sie waren endlich aus dieser Hölle raus, die nicht erst im Keller des Schlosses vom Herzog zu Gorthar begonnen hatte. Das Tor kam näher und wieder senkten sie ihre Köpfe zu Boden. Man, das tat ganz schön weh im Nacken, da war aber mal wieder ne Masur fällig. Dann traten die beiden Torwachen zu ihnen heran. Das Spiel wiederholte sich. Haaallt! Wohin soll es gehen?, fragte der eine. In die Stadt wollten wir., antwortete Rociel. Was war geladen?, entgegnete der andere. Weizen mein Herr, erwiderte seine Schwester blitzschnell. In Ordnung, ihr könnt passieren. In dem Moment atmete er erleichtert auf, schienen sie doch mehr Glück als Verstand zu haben, doch gleichzeitig verließ es sie auch schlagartig.
Hey, Moment mal! Stehen bleiben! Ich weiß ganz genau, dass bei der Weizenlieferung keine Frau dabei war und warum senkt ihr eigentlich eure Gesichter zu Boden, wer seid ihr?
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| 12.04.2004 22:46 | #317 |
| Squall_L |
Endlich hatten die 2 Gorthar erreicht und das sogar ohne etwas dafür zu bezahlen. Als Squall das Festland betrat schaute er sich die Stadt an, sie war recht groß, im Vergleich mit Khorinis müsste sie sich nicht verstecken. Auf den Straßen der Stadt tobte das Leben und wo Squall auch hinschaute wurde gehandelt.
Die 2 Schritten einige Zeit durch die Stadt und Xion zeigte Squall alle die Sachen in der Stadt die er kannte und das waren nicht sehr viele, daher dauerte es auch nicht sehr lange und sie waren fertig. Xion kaufte sich seine Gewürze und setzte sich dann auf eine Bank. Doch Squall war nicht nach einer Pause zu mute, er war neugierig auf die Stadt und er wollte hier unbedingt mal etwas mit den Händlern handeln.
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| 12.04.2004 23:11 | #318 |
| Isabell |
Sie sah einen Moment zu Rociel und ihre Augen schienen dasselbe zu denken, sofort ließen sie die Koppel des Wagens los, er nach rechts und sie nach links. Die Wachen waren davon so sehr überrascht, dass sie keine Chance hatten. Isabell ergriff den Arm der Wache, die sie eigentlich schon durchlassen wollte und rammte ihr Knie in den Bauch des Mannes, danach sprang sie mit Schwung nach hinten, mit den Händen voraus, schlug ihre Beine an den Kiefer des Mannes, der sicherlich einige Schmerzen haben würde, stieß sich mit den Händen vom Boden wieder ab und am Ende dieser akrobatischen Einlage landete sie wieder sicher mit beiden Beinen auf der Erde. Ihr Bruder hatte das ganze etwas anders gelöst, zumindest sah sie, wie die zweite Wache ziemlich bewegungsunfähig auf dem Boden lag und einen Teil des Karrens schwer beschädigt hatte. Auch ihre Wache lag bewusstlos auf dem Boden und würde so schnell nicht wieder zu sich kommen. Es war schon ein wenig brutal, das musste sie zugeben, aber sie waren Dämonenkinder und keine Menschen, sie hatten niemanden umgebracht, hier nicht und auch nicht im Schloss. Hätten sie wirklich Sicherheit haben wollen, dann hätte ihr Weg eine rote Blutspur gehabt, aber das lehnten sie ja kategorisch ab. Nun aber hieß es nur nach Rennen und sie rannten. Die Wachen auf den Wehrgängen würden es schnell bemerken und auch die ersten Einwohner von Gorthar würden es bald sehen, der Karren war zudem auffällig. Vielleicht würden die zwei Bauern ihn ja noch zurückkriegen, aber den Schaden würde ihnen sicher niemand bezahlen.
Isabell streifte den Anzug wieder ab, die Kleidung des Bürgers brauchte sie nun nicht mehr, schnell warf sie ihn auf den Karren drauf und auch Rociel tat es ihr nach. Dann rannten sie durch das geöffnete Tor und verschwanden sofort in der erstbesten Seitengasse, es war vorbei, sie waren nun endgültig frei, frei von diesen ganzen verflixten Tagen und Wochen. Endlich konnten sie wieder die Sonne jeden Tag sehen, den Mond und die Sterne. Sie konnten wieder frische Luft einatmen und alles machen was sie wollten. Es war ein herrliches Gefühl und Isabell wollte einfach nur noch lachen und sie lachten, gemeinsam und wild, ohne auf etwas oder jemanden zu achten, sie lachten einfach nur noch um die Wette, obwohl sie gerade eine Rippe und einen Kiefer gebrochen hatten. Sicher war dies nicht der Grund für ihre Freude, aber sie waren einfach nur noch glücklich diesen ganzen Mist überstanden zu haben.
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| 13.04.2004 16:32 | #319 |
| Sara |
Frei, frei, frei. Rociel hüpfte auf einem Bein und bemerkte, wie ihn umstehende Leute komisch angafften, aber die Leute waren ihnen egal, wen interessierten schon die Leute. Sie nicht, nein, sie waren immer noch in einem Rausch aus Freude. Man würde die Bauern und die Wachen bald finden, doch sie nicht, sie würde man niemals finden. Bald schon würde Gorthar diesen Zwischenfall vergessen, aber alles was zählte war der Erfolg und ihre erfolgreiche Wiederkehr. Und es ging ihnen gut, sehr gut sogar. Als ob irgendetwas an ihnen heilende Kräfte besaß, aber das war bestimmt nur Einbildung. Ja, jetzt ist es endlich vorbei, jetzt können wir wieder zurück in die Wälder und Wiesen, können endlich wieder den Staub entfernen und unsere Kleidung waschen. Ist das nicht wunderschön Bruder, hihihi. Normalerweise strahlte er immer nur bei dem Lachen seiner Schwester, aber im Moment lachte auch er aus vollen Zügen, während sie gemeinsam durch viele Gassen jagten und sich immer mehr dem Hafenviertel näherten. Doch sie wollten nicht direkt dorthin, eher eine Kurve war das Ziel des Fürsten. Einmal runter zum Viertel der Fischhändler und Fischer, einmal wieder das Meer sehen und riechen und dann sollte es auch schon wieder hinauf zum Marktplatz gehen. Es war immer noch hell und noch nicht sehr spät, guter Nachmittag oder später Mittag, irgendwie so was. Vorher hatte er noch seine Liste gemacht, sie mussten zum Schmied eine neue Kette für das Amulett brauchten sie und dann wollte er seiner Schwester noch einmal ganz groß zum essen einladen. Wieder in der teuersten Taverne, die eigentlich gar nicht so viel teurer war, aber gutes Essen servierte. Er wollte sich einmal richtig den Bauch voll schlagen. Wie lange hatten sie nichts frisches, nichts warmes mehr gegessen? Er wusste es nicht, doch diese Belohnung die würden sie sich noch gönnen, erst dann sollte es wieder zurück zu seinem Mentor gehen.
Aber jetzt war das egal, jetzt lachten sie nur noch um die Wette, um das fröhlichste Gesicht und egal wie viele Augenpaare sich auf sie richteten, egal wie viele sie für verrückt hielten, die Masse hatte doch keine Ahnung, keine Ahnung was wahre Freude für zwei Dämonenkinder bedeutete…
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| 13.04.2004 17:30 | #320 |
| Isabell |
Zusammen ging es die abfallenden Gassen hinunter zum Hafenviertel. Vorbei an schönen, alten Häusern, die noch das Prunkstück der Altstadt bildeten. Immer weiter ging der Zerfall – egal. An einigen Häusern standen die Menschen und traten von ihren Geschäften ab, manche befürchteten vielleicht Banditen, aber am helllichten Tag? Ein kleiner Taschendieb stahl die Geldbörse eines Ramschhändlers, so unaufmerksam war dieser, als er die beiden Personen an seiner Gasse vorbeihuschen sah – egal. Was kümmerte es sie, wenn die Leute unaufmerksam waren und so ihr Gold verloren. Hauptsache sie waren glücklich. Das Bild der Masse, es ähnelte sich immer wieder und das, obwohl sich die Gesichter der Menschen immer änderten. An einigen Häusern fielen noch kleine Blumen herab oder kleine Kletterranken mischten sich darunter, diese Häuser sahen richtig gut aus. Doch stehen blieben sie deswegen noch lange nicht. Immer wieder tanzten sie Hand in Hand, drehten Kreise und Pirouetten und ließen die Einwohner in blankem Entsetzen zurück. Wie ein kleiner Sturm sausten sie vorbei und wenn sie wieder in eine neue Gasse eingebogen waren, war der ganze Zauber aus. Einige alte Menschen lehnten am Fenster oder von kleinen Balkonen herab und lächelten breit, über die Freude in ihren ansonsten so dunklen Gassen und Hinterhöfen, doch sie spielten kein Spiel für andere, sondern freuten sich nur für sich. Nur eine Person gönnte Isabell ihr Lächeln und das war ihr Bruder.
Am Hafenviertel ließen sie sich wieder los und tollten einzeln in Richtung Meer, doch sie wollten nicht zu den Stegen, sondern gingen ein wenig abseits der Menschen zu ein paar Klippen, ein paar harmlose Steine, auf die sie sich setzten und endlich Ruhe fanden. Dort verstummte ihr Lachen, aber nur für den Moment des Genusses und nicht für Trauer, Erinnerungen oder Buße. Einfach nur genießen…das Meer…so blau…so schön…
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| 13.04.2004 19:14 | #321 |
| Xion1989 |
Xion saß immernoch auf der Bank und schaute zu boden. Ihm war langweilig denn beim lezten mal war mehr los. So stand er auf und schaute zu Squall.
Hier hast du ne Teleport Rolle zum Sumpf. Wenn du zurück willst benutze sie wenn nicht ists auch gut. Ich geh jezt noch etwas aleine hier herum und was du machst ist mir egal. Wir sehen uns irgentwann mal
Xion schritt nun langsam weg und sezte sich an einen Felsvorsprung wo er erstmal eine Flasche Wein trank. Stillschweigend dachte er nach und kam zum entschluss nach hause zu gehen. Hier war nichts los und er wollte auch nicht hier sein. So nahm er seine Teleport Rune , stand auf und Teleportierte sich zurück in den Sumpf.
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| 13.04.2004 19:26 | #322 |
| Sara |
Schhhhhhhhhhhhh…….Schhhhhhhhhhhh
Die Wellen rauschten auf die Klippen, wurden gebrochen von einzelnen Felsen die aus dem Meer herausragten. Der Wellengang war ruhig, eigentlich kaum erwähnenswert. Ein paar Möwen flogen an der Küste, also auch bei ihnen, es war still geworden, kein Lachen mehr und doch war es vielleicht noch schöner als zuvor, ohne die ganzen, blöden Blicke. Auf jeden Fall war es genauso schön. Endlich hatten sie es geschafft, erst jetzt hielt er sich das vor Augen, sah die Risiken, die sie eingegangen waren. Manchmal erkannte man erst im Nachhinein, was man da alles aufs Spiel gesetzt hatte. Doch ihre Einsätze waren ohnehin nie niedrig und spielten in der obersten Liga mit. Andere hatten es da leichter, sie konnten sich da ihre Einsätze kaufen, konnten…Leben kaufen. Aber es war nicht so wichtig…nicht so wichtig…jetzt.
Rociel hielt seine Schwester im Arm und saß hinter ihr, aber den Kopf hatte er auf ihre Schulter gelegt. Auf die Linke. Noch immer rochen sie nach all dem Abfall, nach dem Dreck, nach dem Geruch von toten Menschenkörpern, die sie nicht getötet hatten. Nach Blut, nach Eiter, nach Schleim, nach Verwesung…bald sollte sich das ändern, schon sehr bald. Und dann würde auch seine Schwester wieder nach süßem Honig und blauem Flieder riechen, nach vollkommener Süße und zauberhafter Schönheit. Doch all das waren nur äußerliche Werte, Dinge, die er mit seinen Sinnen wahrnahm. Was waren schon Sinne, wenn man ein Herz hatte, ein Herz so rein wie fließendes Quellwasser aus dem Schicksalsberg…
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| 13.04.2004 22:04 | #323 |
| Isabell |
Kleine Windkringel flogen durch ihr Haar. Es war dick und schwer geworden, hatte sich mit Blut und schmutziger, schwerer Luft voll gesogen. Jetzt wehte es nicht mehr auf, wie noch zuvor, sondern lag schwer da. Es war ein Haar, das sie nicht wollte, mit dem sie sich nicht identifizieren konnte. Was machte es da schon, dass es gestern braun und heute rötlich schimmerte. Egal in welcher Farbenpracht es dalag, es würde nie so schön sein, als wenn es frisch nach duftenden Rosen riechen würde. Oder nach leuchtenden Narzissen. Oder nach feurigen Tulpen. Oder…so.
Es gab so vieles, was sie ändern mussten. Eine Menge wollte getan werden. Aufgaben würden schon bald wieder anstehen, ob wichtig oder nicht, was machte das schon. Man belud sie mit Arbeit, man belud sie mit schweren Bürden. Aber egal, was man ihnen auch aufbürdete, sie würden das schon irgendwie zurechtbiegen. Sie hatten doch alles bisher geschafft, irgendwie musste das doch einfach gehen. Natürlich…Glocken schlugen in der Ferne…natürlich würden sie es schaffen, schließlich standen sie immer für den Anderen ein. So war es ihr Schwur. Ihr Blut.
Sie spürte, wie alles gut war, alles normal. Der Pulsschlag war normal, genau wie das Herz. Das Blut floss langsam und stetig, sowohl bei ihr als auch bei ihrem Bruder. Alles war gut, nur ihre Zeit drohte zu gehen. Die wunderschönen Meereszüge, sie waren ein Geheimnis für sich, doch jetzt war es nicht so wichtig was das Meer sagen wollte, viel wichtiger waren ihre Herzen, die sich scheinbar festklammerten. Isabell genoss das Gefühl der Umarmung, des Daseins einer fremden Vertrautheit. Etwas, das ihr mehr als nur vertraut war, schon fast zu ihrer eigenen Seele gehörte. Unverwechselbar war dieses Gefühl, keine Person auf dieser Welt konnte diese Intensität auslösen, niemand so nah bei ihr sein.
Die Haut, sie regte sich und zog sich zusammen. Sie fror nicht, hatte aber dieselben Symptome. Gänsehaut.
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| 14.04.2004 00:56 | #324 |
| Sara |
Rociel drückte sich fest an sie, schmieg sich an ihren Hals und ihre Körper. Keine Worte waren bisher gefallen, kein Lachen mehr, kein Aufschrei, kein Nichts. Genug Zeit war verstrichen, um sich seine Gedanken zu machen. Etwas Beruhigendes zu tun, weg vom Trubel der letzten Minuten. Langsam wieder normal werden, aber eigentlich war dieses Unterfangen schon im Vornherein zum Scheitern verurteilt. Denn sie hatten die Natur so lange nicht mehr gesehen, das war jetzt wirklich Zeit dafür. Und der Frühling sollte da gerade recht sein. Sie hatten so viel nun vor und Rociel wollte alles dafür tun, dass es auch gelang. Jetzt erst mal die Stadt besuchen, schön Essen gehen und noch einen Schmied aufsuchen und dann mussten sie wohl oder übel noch einmal hinab in die Tiefe, bei seinem Meister Bericht erstatten. Aber dann wollte er keine Höhle, keinen Keller und keine Kanalisation mehr von innen sehen und zwar für mindestens zwei Mondjahre. Isabell würde ihm da sicherlich zustimmen. Ach ja…Isabell…so schön…
Mit zarten Zügen fuhr er ihr durch die Haare. Auch sie hatten spürbar unter ihrem Abenteuer gelitten, er konnte Blut in ihnen riechen. Und selbst danach noch waren sie wunderschön, dort, wo andere Frauen nur normale Haare hatten, hatte seine Schwester eine Pracht aus Farbe und Glanz. So schön…er schwelgte noch immer in ihren Plänen. Sie wollten an einen Waldsee, das hatten sie noch vor dem ganzen Mist versprochen. Das würde bestimmt herrlich werden. Er konnte es kaum mehr erwarten. Wenn der See nur halb so schön wie der war, der bei dem Vorposten der Söldner in Khorinis stand, dann würde es herrlich werden. Rociel konnte sich noch daran erinnern, wie er dort damals badete und sich immer den Dreck vom Schürfen abwusch. Man konnte ja einiges von ihm behaupten, aber er hatte sich nie so gehen lassen, wie einige der Mitschürfer. Sauberkeit war ein großes Gebot für ihn, das er auch strickt einhielt. Deswegen war es selbstverständlich, dass er sich sobald es ging von diesem zweckbedingten Dreck löste, es war schließlich kein angenehmer Geruch. Nicht dass es ihn interessierte, was die Leute hier in Gorthar von ihnen hielten, es war ihm egal, aber allein schon um Isabells wundervolle Nase wegen würde er es als eine Pflicht ansehen. Außerdem hatte man schließlich Anstand und Würde, kam man doch aus gewissen Kreisen…auch wenn ihm sein Titel nichts bedeutete und er mittlerweile eh niemanden mehr kannte, dem es interessierte, ob er ein Graf, ein Lord oder eben ein Fürst war, ein paar gute Dinge hatte er immer noch aus dieser Zeit mitgebracht. Man musste schließlich niemanden beweisen, wie dreckig oder wie stinkend man doch war. Wo lag da die Motivation?...
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| 14.04.2004 22:02 | #325 |
| Squall_L |
Nachdem Xion gegangen war stand Squall alleine in dieser ihm völlig unbekannten Stadt. Xion war auch jemand gab ihn eine Teleportrune und glaubte alles wäre so einfach, doch das Squall das Teleportieren nicht beherrschte und es vorher noch nicht gemacht hatte, das schien er wohl vollkommen außer Augen gelassen zu haben.
Aber Squall sollte es egal sein so konnte er hier das machen was er wollte. Also machte er sich auf und schaute sich bei den Ständen der Händler um. Als er zu einen Händler kam der Schmuck verkaufte sah Squall eine Kette die er so klasse fand, das er sie haben musste, er wusste nicht warum aber er wollte diese Kette haben.
„Hallo. Wie viel kostet diese Kette?“ Der Händler drehte sich zu Squall und antworte „Die ist leider schon verkauft, sie wird gleich abgeholt aber diese können sie haben.“ Der Händler nahm eine andere Kette hervor die derjenigen die Squall haben wollte sehr ähnlich sah. Doch diese Kette wollte Squall nicht er wollte die andere. „Ich gebe ihn auch das doppelte von dem was der andere ihnen zahlt.“ Für einen kurzen Moment schien der Händler überzeugt doch dann lehnte er ab. „Nein das ist ein Kunde den ich nicht verärgern will.“ Dann gab Squall sich geschlagen „OK da kann man wohl nichts machen.“
Squall schritt von dem Stand weg und setzte sich wieder auf die Bank. Er wollte diese Kette haben, doch nur wie sollte er sie bekommen. Er musste abwarten und sehen wer diese Kette kaufen würde und vielleicht könnte er dann mit denjenigen verhandeln. Als setzte Squall sich so auf die Bank das er den Stand des Schmuckhändlers gut im Sichtfeld hatte und wartete ab.
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| 15.04.2004 22:37 | #326 |
| Isabell |
Nach einiger Zeit des Wartes, des Erinnerns, des Genießens, drückte sie seine Arme stärker gegen ihren Körper. Es war kalt, sehr kalt, aber die Hände ihres Bruders waren fast immer kalt. Nur selten hatte sie dort Wärme gespürt. Und doch war Rociel an anderen Stellen warm. Nichts desto trotz umschloss sie seine Handflächen nun, ihre Hände waren warm, das totale Gegenteil, fast nie waren sie kalt, nur selten. Droben, dort in Teljarsfeld, wo ihnen fast die Nase abgefroren wäre, dort war es kalt, oh ja, aber ansonsten…immer warme Hände. Doch sie umschloss seine Hände nicht, um ihm Wärme zu spenden, wenn dann noch, um ihm Wärme zu zeigen, doch auch das war es nicht. Eher Aufmerksamkeit. Wollte auch ihren Bruder aus den Erinnerungen reißen, wollte ihn „empfänglicher“ für die Worte machen. Ein kleines, gut gemeintes Zeichen…nicht mehr…nicht weniger.
I: Schön hier, nicht?
R: Sehr schön. Was gibt es Schöneres, als hier zu sein, allein. Nur wir beide und das Meer.
I: Und die Möwen.
R: Hehe, ja, und die Möwen.
I: Ich wünschte, wir könnten ewig hier bleiben.
R: Bei Innos, bloß nicht!
I: Warum?
R: Es ist zwar wunderschön hier, aber es gibt noch so viele andere schöne Orte, an manche will ich zurückkehren, zu anderen bin ich noch nie gekommen. Und außerdem…wäre es doch eine Schande, wenn wir so dreckig und stinkend hier sitzen bleiben würden. Ich möchte so gerne noch an den See. Im Wald. I: Ja stimmt. Da möchte ich auch gerne hin…
Für ein paar Minuten kehrte wieder Schweigen ein, komischerweise hörte sie ausgerechnet in diesem Moment das Meeresrauschen und die Schreie der Möwen ungewöhnlich intensiv, bis wieder Zungenlaute die Stille durchdrangen.
R: Denkst du viel über die Zukunft nach?
I: Hm…
R: Ich auch…
I: Und was denkst du so?
R: Ich weiß nicht. Irgendwie passt es nicht, aber es wird sich schon aufklären…I: Ja, das wird es. Irgendwann werden wir schon eine Antwort auf alles bekommen.R: Manchmal sehne ich mich nach dem Tal. Und den Wolken. Und der Freiheit. I: Das Tal? Glaubst du wirklich, dass es mehr war, als ein Traum? R: Aber sicher. Es war unsere Zukunft.
I: Das wäre schön. Hoffentlich kommt sie bald, die Zukunft.
R: Aber sicher wird sie das, ganz bestimmt…
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| 16.04.2004 14:05 | #327 |
| Sara |
Rociel hätte seine Schwester jetzt am liebsten umarmt, wenn er das nicht schon längst getan hätte, er war glücklich und keine Wünsche mehr, nur für diese paar Momente, danach würde alles wieder normal werden und auch die Wünsche würden zurückkehren, aber diese Zeit hatte er unterhalb der Erde, weg von der Sonne, schmerzlich vermisst. Natürlich hätten sie auch in einem Kellerloch, neben Skelettknochen und faulenden Gedärmen verweilen können, es gab ja sogar Orte, an denen nicht mal diese Annehmlichkeiten waren und nur einfacher Stein sein Dasein fristete, doch wie sollte man sich entspannen, wenn man von jeder Seite Angst haben musste, zumindest Angriffe fürchten? Er musste diese Missionen sicher führen, konnte niemals die Augen in Ruhe schließen, nie hätte er seine Schwester mit diesen Augen dort unten gesehen, mit denen er sie jetzt ansah. Allein das Gefühl war immer hektisch und erregt, war nervös und zappelig, hier war es ruhig, als ob es sich mit Samthandschuhen auf seine Haut legte, wie eine zweite Hülle, wie die von einer Schlange. Nur, dass man sie nicht wechseln konnte, sie kam und ging, wie es ihr gerade passte, doch er hatte das seltene Glück sie öfter spüren zu können, das Kribbeln zu genießen. War er noch immer so naiv, so naiv verliebt wie am ersten Tag, als er dieses Gefühl der Liebe wieder in sich entdeckte, das seit dem Tod von Mutter und Vater von ihm gegangen waren? Oh ja, er war es und noch viel mehr. Blind war er, mit den besten Augen eines Menschen ausgestattet, mit den scharfen Sinnen eines Dämons darin und doch sah er sie nicht, die Naivität dieser Gefühle. Er wollte sie nicht sehen, er hasste sie. Wie Eiter klebte sie gefangen in einer Außenkammer seines Körpers, verbannt wurden der gelbe Neid und die farblose Missgunst. Zu lange schon hatten sie in seinem Körper gewütet, ihn zu einem Scheusal gemacht, kräftig unterstützt von den zweiten Genen dämonischem Ursprungs. Doch auch die menschliche Seite hatte großes Interesse gehabt, da Menschen nicht automatisch gut waren, auch Menschen konnten "dämonisch" sein. Abgrundtief böse. Beliar mochte es lieben, der Hass mochte es lieben. Doch für Innos und die Liebe war es Gift. Grünes Gift, das in die unschuldigen Herzen geträufelt wurde.
Gift, das er erfolgreich lindern konnte, Gift, das er gegen die Schlange einsetzte. Er wollte nicht zerstören, er wollte erschaffen. Neue Gefühle schaffen, Gefühle, die sich in seinem Körper anfühlten wie…Isabell…
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| 16.04.2004 14:42 | #328 |
| Isabell |
Eine Möwe fiel hinab in das Meer, so machte es den Anschein. Im vollem Flug stürzte sie sich hinein und dann kam sie mit voller Wucht wieder heraus, war nicht mal voll im Wasser, nur zur Hälfte, nur ein bisschen. Im Schnabel hatte sie einen kleinen Fisch, die schuppige Haut spiegelte sich in der Sonne, bald würde sie den Fisch wohl essen, vielleicht auch schon jetzt, in dieser Sekunde. Die Tierwelt war einmalig, ließ sich so einfach beobachten, ohne Hemmungen, ohne gemeine Reize. Aber war es denn wirklich in Ordnung, dass sie dabei zusahen? Waren all diese schönen Beobachtungen nicht einfach nur starrende Blicke? Sie wollten schließlich auch nicht dabei beobachtet werden, wenn sie schliefen oder aßen, oder was auch immer. Aber vielleicht war ja diese Distanz die Entschuldigung. Niemanden dabei verletzen zu wollen, nie zu starren, sondern nur zu träumen. War das ein gerechtes Angebot. Nie zu starren, sondern nur zu träumen?...
In den Träumen der Erde sah sie ihren Bruder und selbst dort, wo sie ihn nicht mehr mit den Augen sah, sah sie ihn mit dem Herzen. Irgendwo auf dieser Welt war ein Tal, ein kleines Tal, die Natur lebte dort in absoluter Vollkommenheit, die grünen Wiesen, so saftig und genährt, platzten aus allen Nähten. Die Tiere führten ein glückliches Leben und doch mussten sie sterben. Mal wurden ganze Tierfamilien ausgerottet, aber nur von anderen Tieren und nur selten, nur wenn es der Lauf der Natur es so wollte, was auch gleichzeitig der Lauf des Schicksals war. Dennoch waren selbst die toten Seelen glücklich mit ihrem Leben, gab es doch keinen schöneren Platz zu leben. Sie hatte nicht viel gesehen, es gab bisher nur diesen einen Traum, doch sie hatte viel darüber nachgedacht, wie es denn weiter aussehen konnte. Eines war sicher, sie waren auch da. Und die Wolken und der Regenbogen. Sie waren alle eine Familie und die Tiere sahen sie nicht als Menschen, obwohl sie in dieser Gestalt auch dort existierten. Schicksal?...
Isabell drehte sich plötzlich um. Unerwartet, auch für sie. Sie wollte in die Augen von Rociel schauen, lange genug hatte sie ihn gespürt, aber das reichte jetzt nicht mehr, sie wollte es wirklich spüren. Seine Liebe…Sie gab ihm einen tiefen Kuss…schon wieder…selten. Diese langen Berührungen, diese Zweisamkeit in Perfektion, viel zu selten war sie in ihren Gefühlen zu spüren. Aber jetzt schon…und wieder. Doch kein Kuss konnte an den in Drakia heranreichen. Sie spürte es ganz genau. Rociel dachte dasselbe wie sie, für diesen Moment, das Blut verriet ihn…beide. Der Kuss in Drakia. Als…Fremde. Vor der Tür ihres Hauses, bitterkalt war es, eisiger Frost schlich sich ihre Blutbahn hoch. Bis zum Herz. Da stoppte es. Und doch war dieser Kuss anders gewesen. Anders als jetzt, total, absolut, nimmergleich…
Darf ich die Fürstin zum Essen einladen?
Isabell nickte…lächelnd…grinsend…glücklich…
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| 16.04.2004 20:57 | #329 |
| Sara |
Nun schwerlich konnten sie sich von den Klippen lösen, da ging es seiner Schwester wohl genauso wie ihm, doch irgendwie riss er sie dann weg, so wie er es auch mit sich selber tat. Einen kleinen Ruck geben war nicht schwer, würden sie doch noch oft hierher kommen können und schöne Orte gab es wie Sand am Meer, man musste sie nur finden und möglichst von menschlichen Behausungen weggehen. Sie waren der Tod der Natur, Gorthar war dafür das beste Beispiel, denn in der Stadt selbst gab es nichts schönes, Orte an denen man sich gerne aufhielt. Im Gehen gab er seiner Schwester noch einen weiteren Kuss, nur kurz, auf die Wange, ihm war so danach, er war total glücklich.
Die ersten Gebäude von Gorthar kamen bereits näher, die alte Taverne, die kannte er nur zu gut. Der Wirt schuldete ihm noch einen Gefallen, aber er wollte ihn nicht jetzt einlösen. Diese Hafenspelunke, die es sicherlich war, sie genügte ihren hohen Maßstäben nicht, sie wollten richtig gutes, köstliches Essen, das nicht schon älter als die Gäste aussah. Zwar würde man in dieser Stadt wohl nirgends perfektes Essen finden, außer vielleicht im Schloss, wo sie sowieso nicht hinkamen, aber sie kannten da ja eine Taverne, bei der es sich lohnte zu speisen. Dort schmeckte es immer ausgezeichnet und man hatte vor allem seine Ruhe. Genau dorthin waren sie nun unterwegs, in ein kleines, ruhiges, gemütliches Gasthaus. Danach sollte der Schmied dran glauben, besser gesagt an eine Kette, die der fähige Mann anfertigen sollte, aber das hatte ja noch Zeit und gebührte keiner Hektik. Sie ließen sich nicht mehr hetzen, nicht mehr hier, in Gorthar.
Ein bissiger Fischgestank kam zu ihnen herüber geweht, ein paar Fischer fuhren letzte Netze ein, kamen mit frischem Fang von den Booten, einige arbeiteten schon seit Stunden und dieses Mal schien es sich gelohnt zu haben. Zumindest sah der Fang sehr groß aus, aber er verstand nichts vom Fischen, vielleicht irrte er sich ja auch. Die ersten Augenpaare sahen sie an, jetzt, wo sie nur noch ruhig und normal schritten, nicht mehr lachten, manchmal nuschelten. Egal, na und? Seine Augen waren sowieso nur bei seiner Schwester. Nun, manchmal auch auf dem Weg, den sie gehen mussten. Ihr Lächeln…ihre weißen Zähne. Nur eine Seraphim konnte so schöne Zähne haben. Ob er auch weiße Zähne hatte? Er wusste es gar nicht mehr so genau, dabei hatte er doch erst vor kurzem die Gelegenheit gehabt, in einen magischen Spiegel zu schauen…
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| 16.04.2004 20:58 | #330 |
| Isabell |
Isabell ging mit ihrem Bruder die Gasse hinauf, die große Hafenstraße, die sie nun auch schon kennen gelernt hatte. Aber über die waren sie nicht gekommen, über viele kleinere Seitengassen waren sie gegangen. Schön war es nicht immer gewesen, manchmal lagen Müllberge im Weg, aber zum Glück war das eher die Seltenheit, die Stadtverwaltung schien wohl doch daran interessiert zu sein, dass es einigermaßen nach etwas aussah. Aber vielleicht gab es so was ja hier auch gar nicht, in Drakia hatten sie so was schon immer gehabt. Die junge Frau wunderte sich, dass sie nie hier war, dabei lag Gorthar doch gar nicht mal so weit entfernt von ihrer Heimatstadt. Aber sie hatte nicht einmal was davon gehört. Schon seltsam, was es so alles gab. Inzwischen kam ihr Gorthar fast schon so vertraut vor, wie es Rociel gehen musste. Sie lernte von ihm, konnte man sagen. Schade, dass es ihr überhaupt nichts brachte, dass sie die Kanalisation so ausgiebig besucht hatte. Aber daran hatte sie auch gar nicht mehr gedacht, was sollte es in einem stinkenden Loch schon groß zu sehen geben.
Ein bärtiger Mann fiel ihr ins Auge, der geistig abwesend wirkte, seine Pfeife im Mund steckend, kleine Qualmwölkchen dort heraus kommend. Eine ältere Frau mit Kopftuch und Schürze nahm große Teile des Fanges entgegen, unterstützt von den Fischern verschwanden hunderte Fische in einem Hauseingang, direkt am Hafen. Ein junger Bursche lehnte schlaksig an einer zerbröckelten Häuserwand, die kleinen Steine konnte man noch sehen. Er hatte einen Dolch in den Händen, spielte damit herum, schien aber niemanden zu bedrohen oder angreifen zu wollen, im Gegenteil. Der stets gesenkte Kopf des jungen Mannes erhob sich in dem Moment, als sie zu ihm sah und ein breites, erhabenes Grinsen wich ihm aus den Gesichtszügen. Sie lächelte milde zurück, war sie doch heute in Stimmung dazu, zog dann aber wieder zurück, bloß nicht zulange auf andere Menschen sehen, dachte sie sich. Und dann kamen sie wieder, die kleinen Häuser mit den komischen Namen, die Tavernen, die man durch eine Hintertür betrat, dort, wo immer ein Schläger im einzigen, engen Gang stand und wo vorne die Gäste hinein gingen um sich zu betrinken. Tavernen nannten sie sich, doch hinten waren es kleine Bordelle, nicht zu vergleichen mit den edlen Häusern, die jedoch kein Deut besser waren. Schon immer hatte sie diese Strecke gehasst, nicht immer hatten sie Pech, aber heute schon, denn heute waren sie wieder da. Warum ausgerechnet heute…
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| 16.04.2004 21:00 | #331 |
| Sara |
Wie eifersüchtig sie doch war. Immer schon gewesen. Und doch war er kein bisschen besser, konnte er es doch fühlen, als er sah, wie sie dem fremden Schönling einen freundlichen Blick zuwarf. Aber nein, hehe. Ein selbiges Lächeln hatte er aufgezogen und sich zur Seite gewand, was waren das auch für Gefühle, die es nur wieder versuchten. Sie waren nicht schlecht, das musste man ihnen schon lassen, aber Erfolg konnten sie dennoch nie haben. Nicht bei ihm. Wieso sollte er auf Eifersucht hereinfallen. Sie war wirklich eine der schwächsten Kämpferinnen. Nein, auf Eifersucht würde Rociel nie reinfallen, dafür war er gewappnet. Es gab andere…die ihm schwer zu schaffen machten. Und dann waren sie wieder an die berühmten Stellen gekommen. Zwischen dem "seriösen" Altstadtviertel, dem Marktplatz und den "besseren" Tavernen und dem schmutzigem Hafenviertel, dort wo der Abschaum hauste. Entweder zu Abschaum gemacht, indem man liebliche, unschuldige Seelen dorthin verbannte, weil man ihnen jede Lebensgrundlage nahm, oder aber der wahre Abschaum, die ganzen Banditen, Diebe, Mörder, Vergewaltiger. Was waren da schon Säufer und Bettler. Am schlimmsten betroffen waren jedoch die Frauen, die in mehr als einem halben Duzend dubiosen Lokalitäten angeboten wurden. Manchmal machten sie es auch freiwillig, eine neue Form des Bettelns sozusagen, aber die meisten verkauften ihre Seelen dort nicht aus freien Stücken. Sicher, sie boten ihren Körper an, doch was war denn mit ihrer Seele? An diese dachten die wenigsten, sie wurde doch zerstört. Und den Körper gab man als Zugabe darauf.
Für diese Frauen empfand er immer noch ein wenig Mitleid. Sicher, er konnte es nicht verstehen, war nie in einer vergleichbaren Situation, kannte die Verhältnisse nicht, ward nicht in Gorthar geboren oder aufgewachsen, aber dennoch hätte er es geschafft. Unabhängig von Bestimmungen und Schicksalsprophezeiungen, er wäre nicht so geendet wie die meisten hier. Trotzdem, er hatte Mitleid für menschliche Subjekte, alleine das war nur einer von tausenden Fehlern in einem eigentlich perfekten Blutlinie. Aber diesen Fehler bereute er nicht, dennoch tat er nichts dagegen. Sicher, er hätte mit ausreichend Zeit und genügend Geduld jede Frau retten können, sogar zu reicheren Frauen machen können, als die jetzigen "Reichen", aber hier war nun mal der Punkt, dass er sich nicht darauf verstand Menschen zu helfen, Menschen die ihm fremd waren, die er nicht kannte. Er hatte nichts davon. Rociel hielt sich da schön raus. Außerdem hatte er diese Zeit nicht. Und wenn hier, warum nicht auch woanders? Helfen…helfen konnte nur die Zeit und die Gebete an die zerstörten Seelen, Innos würde sich ihnen annehmen…bestimmt.
Aber trotz seines Mitleids, heute war er ausnahmslos zurückhaltend. Ja, schon fast distanziert. Die Frauen, sie waren alle sehr „knapp“ bekleidet und auch durchaus ansehnlich, auch wenn man den meisten ansah, dass beides, Körper und Seele kaputt waren. Dennoch, er vermied die Blicke und sah häufig auf den Boden, zur Seite, gen Himmel. Er ließ es sich jedoch nicht nehmen, ein paar Goldmünzen geschickt fallen zu lassen. Man hatte ja schließlich Stil. Und hieß es nicht, wer habe soll geben? Auch wenn er kein Freund dieser Sätze war, diese Frauen bettelten nach Liebe, wollten sie jedoch nicht, sie wollten Gold. Er wollte ihre Liebe auch nicht und er gab ihnen Gold. So gesehen…ward er auch heute wieder zum Kunden der Dirnen, auch wenn die Münzen keine Summe waren, sie hatten großen Wert für "seine" Frauen.
Und so führte sie die Gasse weg von diesem brisanten Bereich, kein Gespräch, keine Blicke, keine Eifersucht. Meisterhaft gelöst, findest du nicht auch Sternchen?
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| 16.04.2004 22:02 | #332 |
| Isabell |
Hm? Was?...Ach so...hm. Noch immer war Isabell ganz in Gedanken gehüllt, sie mochte diesen Ort einfach nicht gut leiden. Aber jetzt war es ja nicht mehr so wichtig, denn die schönere Gegend kam zu ihnen, besser gesagt sie kamen zu ihr, denn die Häuser bewegten sich schließlich nicht. Die Gassen wurden freundlicher und vor allem menschenleerer, doch die Häuser hatten nun einen weitaus besseren Putz als noch weiter unten. Kleine Blumen hingen schon von so manch herausgeputztem Balkon, doch die richtig schönen Häuser kamen ja erst auf der Gegenseite des Marktplatzes zum Vorschein, die Bauten die sich dem Schloss zugewandt hatten. Der Markplatz war fast so wie eine natürliche Barriere, auch wenn es eben auch schöne Häuser auf der Meeresseite gab, die aber zunehmend verfielen. Nur ganz am Marktplatz waren die richtigen gorthanischen Häuser zu erkennen. Die prachtvollen Bogenhäuser mit den alten Statuen. Dort, wo nicht selten rote Blumen herab regnen wollten, wo sich die Anwohner an den Balkonen zeigten und wo die Holzverkleidungen von den besten Schreinern und Tischlern, Schnitzern und Handwerksmeistern gemacht wurden. Auch der ein oder andere Handwerker selbst hatte hier seinen Sitz, es gab keine speziellen Plätze, wo sich die Handwerker aufhielten, das war anders als in Khorinis. Aber davon wusste sie ohnehin nicht viel, sie hatte es nur einmal gehört. Khorinis lag ohnehin weit weg, eine vergessene Stadt, mit der sie nur noch das Obere Viertel in Verbindung brachte, dort wo ihr Vater, ihr Bruder und seine Mutter lebten. Doch das war passe, nun blickte sie auf ein dickes Eichenschild auf dem der Name eines Tischlers eingraviert war. Wunderschöne Arbeit, wirklich begnadete Schnitzkunst. Ausgehöhlt mit schwarzem Marmorsand. Dazu Kupferguss in die Hohlräume. Wirklich nicht schlecht. Aber in Gorthar fand man ohnehin alles, was man finden wollte, wenn man denn genug des gelben Edelmetalls hatte. Wahrscheinlich brauchte man nicht einmal das mehr, es zählten längst schon andere Währungen, hier in der Hafenstadt.
Schau mal dort! Und sie zeigte auf das riesige Tor, das doppelt und dreifach verstärkte, hinter den riesigen Steinmauern mit den Wehrgängen und Zinnen. Dahinter siehst du den Wald? Schön dort. Rociel nickte eifrig. Ja und schon bald werden wir da sein, es ist keine Frage von Tagen, sondern nur noch von Stunden. Und ich bin froh, wenn ich endlich mal wieder ausschlafen kann. Aber dann schlafen wir lange ja, ganz lange. Nun war sie es, die ihm Zustimmung durch ein Nicken, verbunden mit einem Lächeln, zeigte. Ist gut. Ausschlafen, oh ja. Wann hatten sie das schon das letzte Mal? Es musste Ewigkeiten her sein, ohne Gefahr im Nacken zu schlafen. Obwohl, diese Gefahr gab es auch hier, in Gorthar, aber längst nicht so sehr wie in einer Kanalisation, ohne von Zopar zu sprechen. Die Freiheit kam immer mehr und ihr Glücksgefühl hielt noch immer. Schön war es, wirklich schön.
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| 16.04.2004 23:02 | #333 |
| Squall_L |
Nun sollte Squall herausfinden für wer die Kette die er so gerne haben wollte gekauft hatte. Es standen mehrer Leute am Stand aber Squall konnte erkennen das der Händler zu der bestimmten Kette griff. Dann übergab er sie an eine Frau. Squall war etwas verwirrt, das war ein Kunde den man nicht verärgerte. Eigentlich hatte Squall mit einem großen Krieger oder einen reichen alten Sack gerevchnet. Aber eine Frau, das konnte er nicht glauben. Diese Frau sah nicht aus als wäre sie besonders reich oder eine große Kriegerin.
Sie schaute sich dann noch etwas am Stand um und machte sich dann auf den Weg davon. Squall sprang auf und machte sie auf den Weg hinter der Frau her. Sie maschierte durch die ganze Stadt und Squall wusste nicht was sie vor hatte. Doch dann plötzlich verlor er die Frau aus den Augen. Das konnte doch nicht sein nun war die Kette weg, für ein und alle mal weg. Squall setzte erschöpft und verärgert auf eine Bank. Das ihn soetwas passierte war ja kalr, irgendwie hatte ihn in letzter Zeit das Glück verlassen.
Dann plötzlich setzte sich jemand an Squalls Seite. Es war die Frau die jene Kette gekauft hatte. "Fremder sag mir warum verfolgst du mich?". Squall war erschrocken, war er ihr so auffällig gefolgt? "Diese Kette die sie gekauft haben." "Ja was ist mit ihr?" "Ich würde sie gerne haben!" Die Frau begann etwas zu lachen "Und warum sollte ich sie ihnen geben?". Squall überlegte ob er es mit einer Drohung versuchen sollte oder ob er sein lassen sollte. Immerhin kannte er die Gegend und die Menschen hier nicht. Auch wenn die Frau nicht wie eine Kriegerin aussah hatte Squall es im Gefühl das er von ihr einiges erwarten könnte. "Das weiß ich nicht, aber ich würde ihnen mehr dafür als sie bezahlt haben." "Also das ist wirklich kein guter Grund, überleg dir lieber etwas vernünftiges und dann können wir uns weiter unterhalten."
Die Frau stand auf und drehte sich zu Squall um. "Wenn dir ein guter Tausch einfällt, dann kannst du mich ja wieder aufsuchen." Sie zeigte auf ein Haus und verschwand dann in dasselbe. Irgendwie kam das alles Squall komisch vor, aber Squall war klar das seine Chance die Kette zu bekommen relativ hoch waren, wenn er sich etwas vernünftiges überlegen würde, denn sonst hätte die Frau ihn sicherlich nicht eingeladen.
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| 17.04.2004 10:52 | #334 |
| Squall_L |
Squall saß auf der Bank und ihm fiel kein vernünftiger Tausch ein, was könnte er der Frau für die Kette geben und war es diese Kette überhaupt wert. Vielleicht würde er sie nach einigen Tagen nicht mehr tragen da sie ihm nicht mehr gefällt. Er hatte aber irgendwie im Gefühl das es nicht so sein würde. Also wollte er weiter überlegen.
Vielleicht sollte er ihr etwas von seiner Magie zeigen? Vielleicht würde das ja ausreichen so als ein Art Unterhaltung. Doch das wäre nicht richtig so, Beliar hatte den Schwarzmagiern die Magie für andere Dinge gegeben und nicht um damit herumzuspielen. Dann kam Squall eine Idee, warum bat er ihr nicht an sie mit auf Reise zu nehmen, vielleicht kannte sie Khorinis noch nicht und wenn er alle Kosten übernehmen würde, dann würde sie das Angebot vielleicht auch annehmen.
Squall klopfte an die Tür und wurde hereingebeten. „Und hast du dir einen vernünftigen Tausch überlegt?“. Squall schritt in das Haus und sah die Frau auf einen Stuhl sitzen. „Ja einen einigermaßen guten, wie wäre es wenn ich sie mitnehmen nach Khorinis und alle Kosten für die Fahrt und alles andere übernehmen?“ „Khorinis da war ich schon lange nicht mehr, das letzte mal als ich da war, da war ich noch ein Kind.“ „Also heißt das ....“ „Nicht ganz, ich will nicht das du mir die Fahrt und alles bezahlst, du sollst mir dort die Stadt zeigen, dann sollte deine Schuld getan sein.“ Squall willigte ein, das war besser als er es sich vorgestellt hatte. Die Frau stand auf und ging zur Tür hin „Ich werde uns ein Schiff für die Überfahrt besorgen.“
Gesagt getan, schon stand Squall auf einem Schiff und sie waren zum abfahren bereit. Irgendwie war diese Frau sehr komisch und Squall wurde nicht schlau aus ihr, warum tat sie das alles, er hatte keine Antwort darauf.
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| 17.04.2004 11:43 | #335 |
| Sara |
Die eifrigen Leute wuselten um sie herum, man fühlte ich kaum mehr alleine hier auf dem Marktplatz, wo die großen Stände neben den kleineren standen. Man konnte wahrlich alles in Gorthar bekommen, wenn man denn nur wollte. Nicht jeder Händler hatte sein ganzes Angebot immer auf seinen Ständen und Tischen ausgebreitet, manchmal brauchte es auch gute Kontakte, um an eine besondere Ware heranzukommen. Die Stadtwachen an den Toren sahen manchmal zu ihnen, doch sie hatten keinen Grund auf sie zuzukommen. Ihre Flucht war offenbar gelungen, auch wenn es mittlerweile aufgefallen sein musste, dass nicht alles stimmte. Aber dies ignorierte der Fürst nun, ging mit seiner Schwester auf dem Markt schlendern und spazieren. Die Taverne, wohin er wollte, lag etwa fünfzig Meter entfernt, aber warum sollten sie nicht noch ein wenig die Auslagen der Händler bestaunen. Es roch nach guten Gewürzen, wenn auch längst nicht mehr die Auswahl da war, die man mal vor dem Krieg hier sehen konnte. Gorthar, die Gewürzstadt des Nordens. Aber auch Stoffe fielen ins Auge, mal von edlerem Ausmaß, mal auch für das einfache Volk, zu bezahlende Ware. Ein paar Fleischer boten frisch Geschlachtetes an, zwei Bäcker kämpften um die Brotkundschaft und auch ein Eiermann preiste seine Eier an. Daneben gab es noch ein paar Bauern, die frisches Gemüse und Obst feilboten. Einen Stand mit Schmiedekunst sah man, wo schwere Waffen und Helme und Rüstungen lagerten, der aber gut abgeschottet wurde von zwei grimmigen Wachen, die wohl jeden Dieb abschreckten. Auch der Verkäufer passte sich an, viele Muskeln, stämmiger Oberkörper, Vollbart. Ein fremd wirkender Mann saß auf seinen Teppichen, hatte ein paar Wasserpfeifen vor sich stehen und zog an ihnen, andere gesellten sich zu ihm und lauschten seinen Geschichten.
Auch sie wurden das ein oder andere Mal angesprochen, ob sie nicht dies oder das gebrauchen könnten. Immer lehnten sie ab, komischerweise waren sie freundlich. Rociel wunderte sich nicht einmal, sie waren schließlich auch gekommen, der netten Atmosphäre wegen.
Der Taschendieb hatte jedoch Pech, sein gut getarnter Goldbeutel war eine zu große Herausforderung für die kleine Ratte. Der Fürst hatte den Mann am Handgelenk gepackt und wieder fortgeworfen, so dass er nach hinten taumelte. Unauffällig, schließlich durften sie hier nichts in Schutt und Asche legen. Aber so schnell ließ er sich nicht bestehlen, soweit kam es noch. Gold bedeutete ihm primär nichts, aber sekundär war es auch für ihn wichtig, wie sollte er sonst das gute Essen bezahlen.
Als sie endlich bei der Taverne angekommen waren, stand wie gewohnt die Wache neben dem Türeingang. Gerade wollten sie hindurch, wurden sie unhöflich aufgehalten.
Halt! Bettler haben keinen Zutritt. Empört nahm er den Arm des Mannes weg und sah sich theatralisch um. Wo sind denn hier Bettler?, war seine grinsende Antwort darauf. Wer so aussieht und so stinkt hat bestimmt kein Gold, um hier zu bezahlen, hier gibt es nichts umsonst! Unfähig war dieser Kerl, unfähig. Erkannte er denn nicht den Prunk ihrer Rüstungen. Sah er nicht die adligen Züge? Verdammt, lassen sie uns endlich rein., bemerkte seine Schwester mit spitzer Zunge, zurecht. Ich hoffe das reicht und nun aus dem Weg! Ungern aber gezwungenermaßen gab er der Wache eine handvoll Goldstücke. Der Wächter bekam glänzende Augen und musste seine Meinung wohl revidieren. Er wich zur Seite, ohne noch einen Blick auf sie zu verschwenden und so konnten sie endlich rein. Wie es sich gehörte, reichte er seiner Schwester die Hand, als sie sich zu Tisch begaben.
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| 17.04.2004 12:09 | #336 |
| Isabell |
So eine unverschämte Pfeife, sieht der denn nicht, dass wir keine Bettler sind… Isabell war noch immer erzürnt von solch einer Ignoranz, beruhigte sich aber wieder, als sie in der Taverne waren. Dankend nahm sie die Hand ihres Bruders und gemeinsam wollten sie sich dann einen schönen Platz zum essen suchen. Die Taverne war schön verwinkelt und hatte fast noch prächtigere Holzverkleidungen als der Tischler. Kleinere, ausgestopfte Tiere vervollständigten das schöne Bild. Kleine Blumenranken und Blumenköpfe lagen auf den einzelnen Tischen verstreut, hingen an den Verkleidungen und fielen geradezu herunter. Ein großer Kamin in der Mitte der Taverne lenkte kurzzeitig ihre Blicke auf sich. Die Glut wirkte magisch anziehend und es wurde auch schon vom Hinsehen heiß. Der Kamin musste sehr alt sein, er wirkte zumindest so. Es war wie ein Ort, an dem man hundert neue Sachen sah und wenn man sich umdrehte war schon wieder alles anders. Überall gab es kleinere Überraschungen, die wirklich auf einen romantischen Moment hoffen ließen. Kleinere Fenster strahlten intensives Sonnenlicht auf die Tische, die mit strahlend weißen Tischdecken garniert waren. Man merkte schon recht schnell, dass es keine normale Kneipe war, bei der die Bierkrüge auf die öden Eichentische gedonnert wurden und das Fleisch auch vom Boden noch gegessen wurde.
Wollen wir den nehmen, der ist schön. Isabell hatte sich entschieden, ein kleiner Tisch für zwei Personen, mitten an einem Fenster, das verwinkelt auf den Marktplatz gerichtet war. Man konnte sie nicht sehen, aber sie konnten das rege Treiben beobachten, wenn man richtig gerichtet saß. Zudem stand auf dem Tisch eine schöne Vase, mit Verzierungen mit Goldblattfarbe. Blumenranken höhlten den Platz fast ein und zwei Töpfe mit immergrünen Ranken verfeinerten zusätzlich den positiven Eindruck. Eine Mischung aus Natur und Stil. Alles was du willst Sternchen, nehmen wir ihn. Isabell lächelte, ihr Bruder rückte den Stuhl nach hinten und wartete, bis sie Platz genommen hatte, erst dann setzte er sich auf seinen Platz, genau gegenüber von ihr.
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| 18.04.2004 03:08 | #337 |
| Dark-Druid |
Langsam arbeitete sich die kleine Gruppe ostwärts, Raven hatte sich Druid und Marquez angeschlossen, nachdem ihm erklärt worden war, was ihre Aufgabe in diesen Landen war. Druid dachte nach, während er, wie immer einen gewissen Abstand haltend, die anderen führte, noch eine weitere neue Seele hatte sich zu ihnen gesellt, schien sie im Kampf gegen den Kult zu unterstützen. Rovan. Marquez hatte den dunkelhaarigen, hochgewachsenen Mann scheinbar im Wald gefunden, während er auf der Jagd war und schien ihn zu kennen. Das Auffälligste äußere Merkmal des in eine schwarze Rüstung und ein Lederwams gehüllten Kriegers waren wohl die giftgrünen, unter den langen, schwarzen Haaren hervorstechenden Augen. Wie zwei wachsame Smaragde saßen sie in den Augenhöhlen, streiften immer aufmerksam über die Umgebung.
Druid wusste nicht viel über ihn, doch störte er sich auch nicht daran. Marquez würde ihm wohl das nötigste mitgeteilt haben, ansonsten sprach der Fremde nicht viel, hielt sich sogar meist eher etwas abseits der anderen, sei es während des Marsches oder aber der Rast. Was dem ehemaligen Söldner aber nur recht war. So störte er ihn nicht und stellte wenn es darauf ankam auch eine brauchbare Hilfe im Kampf dar.
Aufmerksam durchforsteten Druids Blicke die umliegenden, licht stehenden Bäume. Es war nichts auffälliges in den sich hin und herwiegenden Ästen zu entdecken, nur der Wind strich mild durch die langsam sprießenden Blätter. Hier und da bahnte sich ein kleiner Vogel oder ein anderes, ähnliches Geschöpf seinen Weg durch die Flora mal laute, warnende Schreie ausstoßend, mal ein Balzlied auf den zahnlosen Schnäbeln.
Doch der Krieger hatte keine Augen dafür. So, wie er sie unter normalen Umständen kaum hatte, so hatte er sie nun erst recht nicht. Vor ihnen lag das Schlachtfeld, ein sprichwörtlicher Hort des Bösen und Gefährlichen. Doch sie mussten es überqueren, es gab keinen Weg dem kargen Ödland auszuweichen und trotzdem schnell genug zu sein.
Es war nicht so, dass Druid eine wirkliche Furcht beim Gedanken an die Ehemalige Kampfstätte empfand, vielmehr war es ein großer, begründeter Respekt, der sich in seinem Kopf breit gemacht hatte. Wenn in den zugegebener Maßen oftmals wohl übertriebenen Berichten über jenes Gebiet auch nur ein Funken Wahrheit steckte, und dieser steckte mit erschlagender Sicherheit darin, dann war selbiger auch mehr als angebracht.
Ein letzter grünender Hügel wurde erklommen, als Druid stehen blieb, den Blick ausdruckslos nach vorne gerichtet. Nur wenige Sekunden später, als sie ihn erreicht hatten, sahen den Grund dafür auch die anderen drei. Dort vorne, nur noch wenige hundert Meter entfernt, lag es.
Das Schlachtfeld.
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| 18.04.2004 03:20 | #338 |
| Dunkle Legionen |
Klackend entlud die Armbrust ihre tödliche Fracht, schleuderte sie mit brachialer Gewalt ihrem Ziel, dem riesenhaften, schwarzen Leib des monströsen Insektoiden entgegen, der sich mit rasender Geschwindigkeit näherte. Mit unmenschlicher Wucht schlug der Bolzen durch die dicken Chitinplatten, die mit einem lauten Knall barsten, bohrte sich tief in den Körper des Käfers, schien ihm jedoch kaum zu schaden. Vielmehr steigerte der Treffer die Wut des Wesens, das einen zischenden Schrei ausstieß und mit unverminderter Geschwindigkeit auf die Gruppe erfahrener Krieger zuraste.
Mit beinahe stoischer Gelassenheit spannte Romul die gewaltige Armbrust, die er sein Eigen nannte, ein weiteres Mal, legte das nächste Geschoss in die geschnitzte Führungsrinne, hob sie auf, legte an und schickte den Bolzen auf seine tödliche Reise.
Bis auf einige Dutzend Meter war der Feind nun heran, nah genug, dass die Nahkämpfer der kleinen Kriegertruppe zum Zuge kommen konnten. Mit einem ohrenbetäubenden, wütenden Kreischen richtete das unselige Tier sich auf, als Kalors Klinge zum ersten Mal den Weg auf die harte Panzerung des Gegners fand, schabend daran hinabglitt. Ein weiterer nutzloser Hieb bestätigte die Ahnung des Kämpfers. Mit seinem Schwert war es sinnlos zu versuchen, die Körperplatten des Insekts durchdringen zu wollen – die Stellen zwischen den einzelnen Bändern waren seine Ziele, während Hetrak mit seinem Hammer und Migal, der Stabkämpfer, viel eher in der Lage waren, das Chitinkorsett zu durchschlagen. Vor allem unter den Hieben des rothaarigen Riesen musste es sich beugen, jeder Schlag forderte seinen Tribut in Form von geborstenen Platten und wild umherfliegenden Hornstücken.
Nicht viel Zeit blieb dem erfahrenen Mann, seine Erkenntnis zu verarbeiten, als die gefährlichen Zangen des Ungetüms genau an der Stelle zusammenschlugen, an der er vor einigen Sekundenbruchteilen noch gestanden hatte und von der er sich mit einem gewagten Hechtsprung einem Reflex folgend entfernt hatte. Geschickt rollte er sich über die Schulter ab, als plötzlich ein Bolzen nur wenige Zentimeter an seinem Kopf vorbeizischte. Ruckartig wandte er sich zu dem kleinen Romul um, doch dieser schien ihn gar nicht zu beachten. Mit routinierten Bewegungen machte er sich daran, seine Waffe wieder schussbereit zu machen. Krachend barst eine weitere der Platten unter den schnell und rhythmisch kommenden, harten Schlägen Migals Kampfstab. Geschickt tänzelte der Mann vor dem Biest, Sand spritzte auf, als sich eins der Gliederbeine in den Boden grub und der beschlagene Stab ein weiteres Mal niederzuckte.
Der Kampf war in vollem Gange und es schien, als wäre die Kämpfergruppe in klarem Vorteil, als plötzlich etwas Unerwartetes geschah. Wie von Geisterhand beschworen, kam Wind auf, entwickelte sich innerhalb weniger Sekunden zu einem wahren Sturm. Mit einem keuchenden Heulen fegte er über die Ebene, riss den Sand mit sich, schleuderte ihn in Wildem Tanz durch die Luft, jagte sie den Kriegern entgegen ...
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| 18.04.2004 18:15 | #339 |
| Marquez |
Inzwischen war es Nachmittag geworden und die Gruppe hatte sich weit ins Schlachtfeld vorgearbeitet. Auf Dämonen oder ähnliches Gesocks, wie es Druid in seinen Schauermärchen erwähnt hatte, waren sie nicht getroffen, jedoch schien Marquez’ Lehrmeister auch ohne derlei Begegnungen mit jedem Schritt, den er in diesem wüsten Land machte, unruhiger zu werden, als ob er spürte, dass der Sturm nach der Ruhe dabei war, immer näher zu rücken.
Und wie unerträglich die Ruhe doch war – das Land war nämlich absolut tot: Nicht eine Pflanze spross aus dem aschgrauen, trockenen Boden und die einzigen Bäume auf dem Weg waren erstens abgestorben und blattlos und zweitens an einer Hand abzählbar. Tiere trauten sich schon gar nicht in diese Gegend, allerhöchstens mal ein Geier, der aus großer Höhe nach unvorsichtigen Abenteurern in Leichenform suchte, aber das blieb die Ausnahme. So war selbst der Himmel, an dem nicht eine Wolke zu sehen war, genau so leblos wie das Land unter ihm. Nur die Sonne wanderte langsam aber beständig vom Osten in den Westen und brannte dabei erbarmungslos auf die Vier hernieder. Dazu kam noch, dass sich die meiste Zeit kein Lüftchen regte, und wenn das dann doch mal passierte, dann war es nur ein heißer Fallwind aus dem Gebirge, das sich im Süden erstreckte.Marquez jedenfalls hatte nur noch wenig Lust, unter diesen Bedingungen weiterzumarschieren und wünschte sich sehnlichst, dass sein Aufenthalt in Gorthar bald vorbei sein würde. Es war nur zu hoffen, dass Druid wusste, wo er die Leute, die ihm da folgten, hinführte. Die Gruppe, die die Krone bei sich hatte, war unter Garantie schon längst über alle Berge, zumal die Suche nach Spuren in dieser Einöde unweigerlich an die berühmt-berüchtigte Nadel im Heuhaufen erinnerte.
Wenigstens hatte Marquez aber noch seine Feldflasche bei sich, die er nun gierig im festen Glauben, dass sie vor Sonnenuntergang wieder vom Schlachtfeld herunter sein würden, leerte. Noch kurz die Schweißtröpfchen von der Stirn gewischt und weiter ging die Plackerei auf dem Wege durch das Ödland.
Kurze Zeit später glaubte Marquez jedoch in der Ferne ein leises Geräusch zu hören, eine Art Pfeifen oder Heulen, und es wurde mit der Zeit lauter. Eine Quelle dafür war zwar weit und breit nicht zu entdecken, aber genau das war es, was ihn misstrauisch machte. Kurz blickt er zu den anderen, doch ob auch sie es hörten, war durch bloßen Blickkontakt nicht in Erfahrung zu bringen und zum Nachfragen hatte der Bandit keine Lust. Stattdessen richtete er seinen Blick wieder nach vorn auf den kleinen Hügel, der vor ihnen lag. Vielleicht würde er von dort erspähen können, was für dieses Geräusch verantwortlich war. Wenig später hatten sie den Hügel auch schon erklommen, und sofort fuhr Marquez aufgrund des Anblicks zusammen: Mächtige, graue Staubwolken wirbelten dort einige hundert Meter vor ihnen mit eben diesem lauten Heulen umher und machten einen Ausblick auf das, was dahinter lag unmöglich, so dicht waren sie. Und das allerbeste daran: Das ganze Gebilde bewegte sich mit rasender Geschwindigkeit auf die Gruppe zu – so schnell, dass sie gerade noch die Gelegenheit hatten, sich die Arme als Schutz gegen den Staub vor die Augen zu halten, bevor sie von den ersten kräftigen Böen des pfeifenden Sturmes in einem plötzlichen Schlag erfasst wurde und die mitgetragenen Schmutzwolken um sie herum zu tanzen begannen.
Der erste Atemzug im Sturm endete für Marquez in einem Hustenreiz, sodass er sich schnell seinen Hemdkragen unter der Lederrüstung hervorzog und ihn über seinen Mund spannte, um wieder möglichst frei durchatmen zu können. »Oh, verdammt, ist das widerlich!«, entfuhr es ihm. Doch einen kurzen Augenblick später hatte er sich wieder vom Schock erholt und wandte sich an seinen Lehrmeister:
»Was werden wir jetzt machen?«, rief er ihm in einem Tonfall zu, der deutlich machte, dass ihm das Ganze hier gewaltig stank.
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| 20.04.2004 15:39 | #340 |
| Sara |
Sie sahen ein wenig auf die Verzierungen ihres Tisches, hatten Platz genommen und warteten. Während seine Schwester aus dem Fenster sah, blickte Rociel immer wieder auf ihren Kopf, er wusste nicht warum, aber noch nie war ihm aufgefallen, dass seine Schwester so schöne Ohren hatte. Wieso fiel ihm das erst jetzt, in einem gehobenen Gasthaus auf. Sie warteten auf die Bedienung, wusste er doch genau, dass es so etwas hier gab, schließlich waren sie nicht zum ersten Mal hier. Doch die Wache schien sie nicht erkannt zu haben, nun gut, er hatte auch noch nie ein gutes Gedächtnis zu unwichtigen Personen gehabt. Total schrecklich war das, er konnte sich nicht einmal mehr an das Gesicht des Wirtes erinnern. Oder der Bedienung. Seltsam, wirklich seltsam.
Auf einmal kam dann jemand, ein junger Mann, glattes, schwarzes Haar, kurz geschnitten. Eine Schürze hatte er um den Bauch gebunden, darüber ein schwarzes Hemd mit zugeknöpften Kragen. Während Isabell von all dem noch nichts bemerkte, sah der Fürst in den Augenwinkeln, wie die Bedienung angewidert das Gesicht verzog, rochen sie wirklich so schlimm? Er machte sich schon mal auf dumme Sprüche bereit, rollte die Augen und schenkte dem jungen Mann ein abweisendes Lächeln zur Begrüßung, was dieser mit einem schleimigen Dank entgegennahm. Er konnte froh sein, dass die Taverne so schön und das Essen so gut war, denn ansonsten wäre er wohl nicht so zimperlich mit einem Menschen umgegangen, das mindeste wäre eine Entschuldigung gewesen. Dann trat er an den Tisch und auch Isabell sah ihn.
Was gedenken sie zu speisen? Rociel hatte es sich schon überlegt, er wollte endlich mal wieder sein Leibgericht essen. Ich hätte gerne einfachen Fisch, von mir aus Forelle oder Karpfen, was eben da ist, ohne Gräten, mit frischen Kräutern, sowohl innen als auch außen. Dazu noch ein Wasser, frisch versteht sich. Die Bedienung nickte nur und gab zu verstehen, dass sie verstanden hatte und wandte sich dann wieder zu Isabell, die auch schon darauf wartete ihre Bestellung abzugeben. Ich nehme ein Moleratragout, dazu Pilzsauce und Knödel. Dazu eine kalte Milch. Ein zweites Mal nickte der Mann und verschwand dann wieder in irgendeinen Winkel des Gasthauses.
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| 20.04.2004 15:56 | #341 |
| Isabell |
Der Markt draußen endete noch lange nicht, als derselbe Mann ihnen die Getränke brachte. Sie stießen an, lächelten kurz und nahmen einen Schluck von ihren Getränken, ehe sie sich wieder ihrem Gespräch widmeten. Mit dem Zeigefinger spielte Isabell an einer der Blumenranken, es roch nach Orchideen, wo immer man die auch in Gorthar herbekam. In freier Natur hatte sie diese noch nicht hier gesehen. Ein flüchtiger Blick fiel auf den silbernen Ring, der am Ringfinger ihres Bruders lag, er hatte ihn noch immer. Die Zeit, sie war lange her und doch gab es immer noch kleine Details, die sie daran erinnern ließen, der Ring, ein Beweis ihrer Liebe, er war noch immer da und machte keine Anstalten zu verschwinden. ?und dann werden wir noch mal kurz nen Schmied aufsuchen, der macht uns schnell ne Kette und dann können wir endlich raus hier. Ihr Bruder wiederholte sich, er merkte es nur nicht, aber Isabell lächelte dennoch und wartete.
Dann endlich kam ihr Essen, zwei schöne Platten, zwar nicht Silber, aber etwas anderes, das genauso aussah. Es duftete lecker und war reichlich, den Preis wollte sie gar nicht wissen, letztes Mal war es schon unverschämt teuer gewesen, doch an Gold wollte man nun nicht denken, man wollte mal wieder seinen Gaumen erfreuen.
Es schmeckte, wie es aussah. Delikat. Das zarte Fleisch zerging förmlich auf der Zunge, man brauchte es fast nicht mehr kauen. Die Knödel waren ohnehin zart und hatten sogar ein bisschen Petersilie als Füllung, was sie sehr aufmerksam fand. Die Pilzsauce jedoch war am besten, kleine Stücke eines Waldröhrlings mussten darin gewesen sein, vielleicht war es auch Steinpilz, aber sie vermutete schon den Röhrling. Das Essen genossen sie jedoch, lange brauchten sie dafür. Rociel schien es auch zu schmecken, aber keiner von beiden hatte es nötig den guten Geschmack mit Schlingen und Stopfen zu beweisen, wie man es gerne unter den Bauern und Gesindel sah. Lass mich mal von deinem Ragout probieren Schwester. Sie war überrascht, nickte aber und reiche ihm ein kleines Stück des Fleisches in der Sauce herüber und er gab zu, dass es auch sehr gut war. Jetzt musst du mich aber auch mal kosten lassen ja? Rociel grinste. Klar doch. und reichte auch ihr ein Stückchen des hoffentlich frischen Fisches rüber, das sie genüsslich von der Kabel aß. Es war wirklich sehr frischer Fisch, Petersilie, Knoblauch, Zwiebeln, Sellerie, Schnittlauch und Zitronengras schmeckte sie, aber es waren sicher noch andere Kräuter dabei gewesen. Schmeckt sehr gut. Eine ehrliche Meinung, aber als ihr Bruder musste man schließlich Geschmack haben grinste sie in sich hinein.
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| 20.04.2004 15:58 | #342 |
| Sara |
In aller Ruhe, ohne Hatz und Eile wischte er sich möglichen Dreck mit dem Taschentuch aus Samt ab, legte es dann vorsichtig auf den leeren Teller. Nachdem er einen Schluck Wasser genommen hatte, spürte er einen leichten Druck in seinem Hals, doch er verkniff es sich mühevoll. Ein gutes Zeichen, dass es geschmeckt hatte und das hatte es wirklich. Er war mit dem Essen überaus zufrieden gewesen und würde die Bude auf der Stelle weiterempfehlen. Aber das wollte er auch schon das letzte Mal. Rociel fiel auf, dass es kaum Gäste in der Taverne gab, viele Tische blieben leer, in ihrer Ecke war sogar niemand anzutreffen, doch das war auch das schöne. Der Fürst rief nach der Bedienung, die dann auch nach ein paar Sekunden kam. Sie räumte das Geschirr ab und erkundigte sich nach einem Nachtisch, den er doch nicht ausschlagen wollte. Was Süßes hatte er schon ewig nicht mehr gegessen.
Was können sie denn empfehlen?, fragte er ratlos in Richtung des schwarzhaarigen Mannes. Apfeltorte ist derzeit sehr beliebt., antwortete dieser. Dann bringen sie uns doch zwei Stück davon, aber keine ganzen Torten, nur zwei Stück. Warum er jetzt diesen Zusatz gebracht hatte, fragte er sich auch noch eine Minute danach, aber man wusste ja nie, am Ende brachten die wirklich noch zwei Torten. Gesättigt war er auf jeden Fall, also hatte das Essen nicht nur einen Gaumensinn gehabt. Es tat wirklich gut mal wieder Fisch zu essen, das hatte er wirklich vermisst. Für ein paar Momente war die Welt wieder in Ordnung, es ging nichts über leckeren Fisch.
In der Einsamkeit der Taverne fing auch er jetzt an, an den Blüten der Blumen zu spielen, roch er an den duftenden Kelchen ein paar Mal, ehe er seinen Blick wieder total auf Isabell fixierte. Noch immer beachtete er ihre Ohren mehr als den Rest, da ihn dies unglaublich faszinierte. Vorsichtig griff er über ihre Hand, die ruhig auf dem Tisch lag. Er streichelte die Haut, die an den Händen nichts von ihrer Geschmeidigkeit verloren hatte und langsam drang er in ihre Zwischenräume ein, und hielt die Hand mit seiner fest. Ein breites Lächeln begleitete die Tat, ehe sich seine Finger wieder blitzschnell lösten, sahen die spähenden Augen doch den Mann mit der Torte kommen.
Auch der Nachtisch war fantastisch, ein Traum aus Zucker konnte man sagen. Er fühlte sich an die alten Torten seiner Mutter erinnert, eine traurig-süße Erinnerung. Nach dem sie gespeist und sich noch etwas zurückgelehnt hatten, kam die Bedienung ein viertes Mal, wozu war ihm, Rociel, auch klar. Aber Gold spielte keine Rolle, diese eine Stunde, die sie wohl hier waren, das war es ihm wert. So gutes Essen würden sie so schnell nicht im Wald bekommen, eine kleine Gaumenreise war es ihm wert.
So, das macht dann…mal zwei…fünfundneunzig Goldstücke. Eine stolze Summe, die ihm der Kerl da nannte, aber sie ging in Ordnung, er konnte mit dem Verlust leben. Sagen wir hundert., meinte er noch grinsend und zog einen hundert Goldstücke Beutel vom Gürtel, streute die Münzen aus und zählte sie dem Mann in die Hand. Der Rest war selbstverständlich Trinkgeld. Dann aber verließen sie das schöne Gebäude, wobei sie noch die eine oder andere Blume bestaunten. Ein schöner Abschluss ihres Gortharaufenthalts, der ja noch nicht ganz vorbei war, jetzt musste der Schmied gefunden werden, der eine Kette auf Lager hatte.
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| 20.04.2004 16:02 | #343 |
| Isabell |
Die klare Frühlingsluft fand selbst einen Weg in die tiefen Wege, die nach Gorthar führten, ließen sie aufhorchen was sie zu berichten hatten, fühlten sich gut an. Ihre Finger tänzelten umeinander, ehe sie sich doch entschlossen getrennt zu bleiben, das Essen spürte sie noch immer im Magen und auf der Zunge. Es war ein sehr bekömmliches Mahl gewesen, aber ein wenig Bewegung würde dem Verdauungsprozess sicherlich nicht schaden. Der Marktplatz war noch immer voller Regen und Treiben, die Händler feilschten um Goldmünzen und lockten Kunden mit preisendem Geschrei an ihre Stände. Ein zweites Mal, dieses Mal aber nicht direkt durch die Stände, sondern etwas abseits, passierten sie die Promenade und kehrten dann zurück in die gut betuchte Gegend von Gorthar. Hier wollten sie nun einen Schmied finden, einen Schmied für eine simple Kette, doch erst jetzt fiel Isabell ein, dass sie sich ja aussuchen musste, ob sie lieber Gold oder Silber haben wollte. Wahrscheinlich war sogar noch mehr möglich, doch es sollte schließlich kein Schmuckstück sein, sondern nur eine Kette. Sie entschied sich dann für Silber, da ihr Gold zu aufdringlich war, Silber war da anders, sie mochte Silber, hatte sie Rociel doch auch einen Ring aus Silber geschenkt.
Den Schmied fanden sie recht schnell, schon in den ersten Gassen hörte man den Amboss, wie er seine Arbeit verrichtete, kleine Dampf stieg vom Ofen nach oben, es wurde rasch gearbeitet. Sie fanden einen Mann, Schweißperlen satt und überströmt davon. Sein Name musste Igor sein, denn am Schild des Hauses stand "Igors Schmiede", also war der Mann wohl jener Herr. Die Schmiede lag nach außen, man arbeitete also vor dem Haus, doch dies schien hier niemanden zu stören, der Mann arbeitete an Schwertern, man konnte sehen, dass ein Duzend Rohlinge vor ihm lag, erst zwei Stück schon fertig aussahen. Eine Menge Arbeit, die da auf den Schmied zukam, doch zuerst wollten sie einmal die Kette erwerben. Warum sie ausgerechnet zu einem Schmied gingen war eine gute, wenn auch sinnlose Frage, denn eine direkte Antwort hatten sie darauf nicht. Als sich der Schmied den beiden Fremden angenommen hatte, fragte sie auch gleich nach der Kette. Sagt Schmied, könntet ihr mir eine schöne Silberkette machen oder verkaufen? Der grobe Mann sah nur kurz auf und zuckte mit den Augenbrauen, eher er ein grollendes Lachen von sich gab und wieder zurück zum Amboss hinkte, sein rechtes Bein war taub wie es schien. Eine Kette? Ich bin Waffenschmied und kein Goldschmied. Geht zu Bratis, der hat so ziemlich jeden Plunder, den ich nicht habe. Ihr findet ihn gleich hier in der Gasse, dreißig Meter weiter.
Die beiden bedankten sich und nahmen den Ratschlag an, allerdings fragte sie sich noch einmal, warum sie ausgerechnet zu einem Schmied gingen, aber diese Frage war eben sinnlos. Bratis Laden zeichnete sich durch ein kleines Schild aus, das auf einen Goldschmied hindeutete. Auch hier traten sie vorsichtig ein und erspähten einen kleinen Zwerg hinter der Theke. Gut drei Köpfe größer als sie war er und das wollte was heißen. Mit großen Augen sah Bratis sie an. Ohhh, Kundschaft, fein. Was darf es sein? Ein Ring mit Rubinen, Smaragden oder Diamanten, oder lieber doch ein Saphircollier, ein Armband aus Gold und Topas oder doch lieber etwas für den Hals? Isabell grinste, das klang nicht gerade billig, aber Hals traf es ganz gut. Sie kramte in ihren Taschen und nahm das kühle Amulett heraus, legte es auf den Tresen und erntete sofort einen wütenden Blick ihres Bruders dafür. Eine Silberkette für dieses gute Stück., entgegnete sie dann. Ohhhh, darf ich mal sehen, ein sehr, sehr schönes Stück und diese Kraft, die es ausstrahlt. ? Finger weg! Ihr Bruder schnappte gierig nach dem guten Stück und entriss es dem kleinen Zwerg. Es war wohl doch keine so gute Idee es herauszuholen. Dennoch, anlegen wollte sie es ja schon. Wie lang? Bis zum Becken, Bauch oder Brust? Ich nehme Maßeinheiten gerne. Gutes Silber, schlechtes Silber? Große Ösen, kleine Ösen? Verschnörkelungen? Isabell überlegte, es sollte so klein wie möglich sein. Bis zum Hals, sehr klein. Und noch etwas. Der Verschluss muss sicher sein. Gutes Silber natürlich und ansonsten schlicht. Bratis hüpfte förmlich auf seinem großen Hocker und eilte in den Hinterraum und wuselte sogleich schon wieder hervor. So, eine wunderschöne Kette. Sie wird euer Schmuckstück in ein schönes Licht setzen. Bestes Silber, rein wie das Wasser der Quellen. Schmiegt sich eng um den Hals, muss deswegen hinten festgemacht werden. Wie ihr es gewünscht habt. Isabell nahm die Kette und bemerkte, dass sie wirklich schön war. Sie legte sie an und sah kurz zu Rociel, der lächelte zuvorkommend. Gefällt sie dir?, fragte er daraufhin. Ja, sehr sogar, war ihre ehrliche Antwort darauf. Also schön, verehrter Bratis, was wollt ihr für diese kostbare Blüte erlesener Goldschmiedskunst. Ihr sehr es an unserem Äußeren, wir sind arme Bettler, also rechnet nicht damit, dass wir den Preis der Idioten aus Gorthar zahlen. Wir könnten das Stück auch mit dem Schwert bezahlen, aber wir sind normalerweise ehrliche Kunden. Also, sagt mir einen gerechten Preis. Sie musste sich das Grinsen verkneifen, der Zwerg schluckte, hatte Rociel ihn durchschaut? Es war ja schon gemein, aber was soll?s niemand hatte gesagt, dass sie nett waren. Ähhmm, hehe?wären euch?vierzig Goldstücke recht? Eigentlich wollte Isabell schon ihren Goldbeutel zücken, aber ihr Bruder leerte schon wieder einen seiner Goldbeutel auf der Theke. Ich gebe euch ... dreißig, ja, dreißig. Dazu noch zwei extra, so, schönen Tag noch. Nachdem er achtzehn Münzen in den Lederbeutel gezählt hatte, verließen sie wieder den Laden, ohne auf einen Einspruch des Besitzers zu warten, der ja trotzdem noch Gewinn gemacht hatte. Die Kette behielt sie gleich um. Ein wirklich schönes Stück, aber warum hatte sie Rociel wieder bezahlt. Er war heute wirklich großzügig und schon wieder fühlte sie sich an das Gespräch mit Tolban erinnert. Der alte Mann meint, ich würde ihm durch meine Anwesenheit ein Geschenk machen, aber trotzdem fühl ich mich schlecht. Hm?ja?das könnte eine Idee sein?
Den Gedanken jedoch behielt sie für sich?
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| 20.04.2004 16:03 | #344 |
| Sara |
Als sie aus dem Laden kamen, nahm er einen tiefen Atemzug, die Luft war wirklich gut heute. Plötzlich spürte er die Hände seiner Schwester um seinen Hals, wie es ihn etwas nach links zog und ein Kuss auf seiner Wange sein Ziel fand. Wofür war der denn?, fragte er überrascht, doch Isabell strahlte nur und dabei fielen ihm ihre großen Kornblumenaugen auf, in die er sich fast reinlegen konnte. Versinken und nie wieder herauskommen, einschlafen und nie wieder aufwachen. Doch urplötzlich änderte sich die Szenerie, sein Amulett begann plötzlich zu glühen, keine einfache Wärme, kein Sonnenstrahl, der von einer Scherbe oder einem Spiegel reflektiert wurde. Es war wirklich das Amulett, er spürte es. Auch Isabell hätte es gespürt, doch sie trug das Amulett noch nicht um den Hals. Er sah sich hektisch um, eine Gestalt stand ein paar Meter von ihm entfernt, vermummt, zwei Schwerter an den Seiten. Wie im Wissen der Standorte sah er auf ein nahe liegendes Dach. Eine Gestalt, vermummt, zwei Schwerter an den Seiten. Sie waren in einer engen Gasse, wenn nun auch noch die dritte Befürchtung eintreten würde, sie saßen in der Falle. Irgendwo musste der Meister sein, der Nekromant, der Zauberer, doch einen Grund ihn zu suchen hatte er nicht. Sein Gesicht wurde kreidebleich, all die Freude der letzten Stunden verschwand fluchtartig, sie floh dank der Kraft des Schwertes an seiner Seite, blutdurstig war es noch immer und ein Kampf lag in der Luft. Was hast du denn? Er war stehen geblieben, hatte Isabell gar nicht mehr gesehen, wie sie weiterging. Verständlich ihre Frage, vorgetragen mit lieblicher Freudenstimme. Aber Rociel sah, wie sich die Gestalten nicht näherten, sie anscheinend nur beobachteten, auf etwas zu warten schienen.
Er nahm den Arm seiner Schwester, bewegte sich erst schnell, dann schneller. Lauf! Wir müssen hier weg, schnell zum Tor.
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| 20.04.2004 16:04 | #345 |
| Isabell |
Unwillkürlich wurde sie mitgerissen, ohne es zu wollen rannte sie die ersten paar Meter, dann setzten sich ihre Beine selbstständig in Bewegung und gingen das Tempo von Rociel. Sie spürte, wie sich Reste des Essens noch bewegten, ein schlechtes Zeichen, doch das hielt sie nicht an, bzw. vom Rennen ab. Doch ihr Gesichtsausdruck deutete in die Fassungslosigkeit. Was war nur mit ihrem Bruder los. Sie wollte es unbedingt wissen, auch im Hinblick auf die Kondition, auf die Seitenkrämpfe im Magen, wenn man während eines Spurts redete, es war ihr egal, sie wollte es wissen. Warum rennen wir denn? Warum müssen wir weg? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, deutlich langsamer aber klar sprudelten die Worte aus dem Mund ihres Bruders. Der Gelirkas Orden?wieder da?hinter uns her. Wir saßen in?der Falle. Isabell sprach kein Wort mehr, rannte nur noch, sie waren schnell, doch Ausrüstung, Rüstung und Rucksack hemmten sie sehr. Doch trotzdem blieb sie dicht an der Seite ihres Bruders, aber einmal warf sie einen Blick zurück, wollte mögliche Verfolger erkennen und bemerkte den Schatten auf dem Dach. Die Gelirkas Sekte?sie hatte schon gar nicht mehr mit dieser Organisation gerechnet. Diese Spinner, die sie töten wollte, da sie wussten, wer sie waren. Sie hatten nichts mehr von sich hören lassen, seit sie in Gorthars Untergrund getaucht waren. Aber nun kamen sie wieder, hatten anscheinend nicht vergessen und griffen sogar in der Stadt, unter Menschen an. Es war unglaublich. Am liebsten hätte sie ihr Schwert gezogen und gekämpft, doch Isabell wusste, dass es nichts brachte gegen Puppen zu kämpfen. Sie mussten das Übel an der Wurzel packen, nur wo lag die Wurzel? Das war die große, alles entscheidende Frage. Aber auch das würden sie rausbekommen.
Nun jedoch rannten sie, kamen sobald wieder auf den Marktplatz, tauchten durch den Tumult, versteckten sich in der Masse. Sie hechteten an Ständen vorbei, selbst Passanten fielen unter ihrer Eile, die Waren waren nicht mehr sicher, wenn sie in die Nähe kamen, sprangen über Fässer und Kisten, nutzten sie, um besser durchzukommen, dann schlug ihr Bruder den Weg in eine Seitengasse ein, zusammen hechteten sie um eine Häuserwand, klatschten ihre Körper daran. Ihre Körper schlugen auf und ab, die Brustkörbe fielen und stiegen, als ein grinsendes Gesicht neben ihr lachte ? nein, vielmehr kicherte. Grinsend und mit einer Augenbraue zuckend sah sie zu ihm und Rociel meinte nur stolz: Sie kriegen uns nie. Niemals, hihihi. Nun fing auch sie an, wurde von dem Kichern eingefangen und gezwungen mitzulachen. Gemeinsam drangen dann zwei abstrakte Geräusche aus der Gasse, sie lachten über den Orden und über ihre Gerissenheit, aber dann wurde es wieder still, ihr Brustkorb hatte sich beruhigt, der Atem normalisiert, der Herzschlag fast. Gemächlich schritten sie zum Tor, ignorierten die gorthanischen Wachen, senkten Kopf und Haupt, beeilten sich durch die Schwelle zu kommen. Keiner hielt sie auf, keiner...aber ein ungutes Gefühl lag in ihrer Hüfte?dort, wo auch das Amulett lag?
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| 20.04.2004 16:05 | #346 |
| Sara |
Das erste Grün. Seit Ewigkeiten der Enthaltsamkeit wuchs wieder Gras unter ihren Füßen. Die beiden gingen ein paar Meter, seine weißen Stiefel, er hatte wieder nicht dran gedacht. Die Lasche, die musste er nun wann anders einnähen. Aber die Dolche störten ihn schon lange am Bauch. Vielleicht konnte er es bei Prix machen. Sie sollten zu ihm gehen, für diese Nacht. Dort würde es sicher auch wieder etwas zu essen geben. Zwar verspürte er keinen direkten Hunger, doch man wusste ja nie.
Als die paar Meter hinter ihnen lagen sah er sich um, blieb stehen und wartete. Seine Augen wanderten über den Waldrand, nichts bewegte sich dort. Der Himmel war klar und blau, doch die Sonne war wieder gegangen. Weitergewandert. Der Boden war wunderschön, auch wenn es schönere Wiesen als diese gab. Also drehte er sich wieder um und musterte die Stadt. Die Mauern, die Wachen am Tor. Die Wiesen lagen schon seit jeher auf einem kleinen Hügel, alle Wiesen vor dem Tor waren so. Er konnte ein wenig in die Stadt hereinschauen. Und dann sah er es. Oder ihn. Egal. Die schwarze Gestalt, die kleiner wirkte, aber durchaus präsent war. Sie stand deutlich zu sehen auf einem Dach, sah vermutlich in ihre Richtung. Er beobachtet uns.
Dann drehte sich der Fürst wieder um und legte einen Arm auf die Schulter seiner Schwester, die ihn auch gesehen hatte, zusammen verschwanden sie dann im Wald, weg von Gorthar, weg von den Menschen. Die Heimat rief, doch zunächst mussten ein paar Kleinigkeiten erledigt werden. Doch das würde leicht von der Hand gehen, ganz bestimmt würde es das.
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| 20.04.2004 16:06 | #347 |
| Isabell |
Die Gestalt vergaß sie bald wieder, konnte sie doch nichts richtig erkennen, nicht mal das Geschlecht des Mensches, kein Gesicht, nichts. Stattdessen fasste sie den Gedanken auf, sie durfte nun zum ersten Mal sehen. Der Frühling, von dem sie in Zopar und unter Gorthar geträumt hatte, er wurde nun endlich Realität. Sie sah den Frühling vor ihren eigenen Augen. Sie sah, wie die Sträucher und Büsche am Waldesrand und an den Baumstämmen zuerst gekommen waren, sah die Knospen, die Blüten. Die Bäume hatten mehr Äste als zuvor, kleine, dünne waren neu hinzugekommen. Die ersten trugen kleine, in sich verwachsene Blätterkugeln, die schon bald platzen würden und dann die schönen Blätter in alle Richtungen ausbreiten ließen. Einige Bäume waren auch schon grün, doch ganz so weit waren die meisten noch nicht. Die Tannen und Fichten kamen nun grau herüber, obwohl das nicht die Farbe ihres Nadelkleides war, doch in dem schillernden Grün der meisten Pflanzen wirkte ihr Grün wie ein dunkler Abklatsch des scheußlichen Graus. Sie hatten lange genug gedient, zwei Haareszeiten schön gewesen, hatten sie lange erfreut, nun aber sollten die Laubbäume wieder an die Macht und der Wald sollte hell erstrahlen, wenn die Sonnenstrahlen durch das Blätterdach stießen und sie weckten. Selbst einen Kirschbaum sah sie, wie wunderschön die Kirschblüte doch aussah, sie war wahrhaft das Frühlingskind Nummer Eins, nichts Schöneres stand vor ihr im Moment. Sie stand direkt an einer kleinen Mulde und erst jetzt fiel ihr auf, dass sie wohl bewusst zum Jägerlager von Prix und Ra gegangen waren. Vielleicht war das ja auch ganz gut, wenn sie in der ersten Nacht noch in einem sicheren Lager schliefen, ehe es dann weiter ging.
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| 20.04.2004 17:12 | #348 |
| Sara |
Gemeinsam gingen sie dann den abfallenden Weg hinab, die Kirschblüte stach in diesem Lager jetzt wirklich ins Auge. Bis jetzt war da immer nur dieser Baum gewesen, er hatte nie irgendwelche Blüten gesehen. Waren sie so lange weg gewesen? Anscheinend ja. Er schüttelte den Kopf, wirklich unglaublich, was man so alles verpasste im Laufe der Zeit. Prix saß am Lagerfeuer, das zu ihm gehörte wie der Bogen und sah sie schon von weitem kommen. Na was haben wir denn hier? Mal wieder zu Besuch hm? Inzwischen war es ruhiger geworden, nicht die Lautstärke, das Amulett hatte sich beruhigt. Draußen aber sangen die Vögel tolle Lieder und auch sonst war es im Wald immer laut. Zumindest schien die Gefahr des Ordens für ein paar Momente gebannt. Na du oller Jäger, immer noch nicht ohne Arbeit? Wir haben mal gedacht, wenn wir schon in der Nähe sind, sagen wir mal hallo. Prix nahm einen Zug aus seiner Pfeife und bildete ein paar Rauchringe, ehe er das Gespräch fortführte. Hm. Dann seid willkommen. Du kannst dich gleich nützlich machen. Hol die Axt ausm Schuppen und hack die paar Stücke da vorn zu Brennholzscheite. Und dann werd ich wohl mal Ra suchen gehen. Isabell fuhr hervor. Wo ist er denn? Prix nahm wieder ein paar Züge und wies dann auf den Wald vor ihm. Ach, die Zeit macht’s. Bald brauch man ihm nichts mehr zeigen, er ist inzwischen schon weit genug, dass er alleine jagen kann, nicht nur kleinere Tiere, auch mittlere. Nur an die großen Brocken sollte er sich noch nicht wagen, aber so viele von dieser Kategorie gibt es hier sowieso nicht. Rociel tippte auf das Kinn seiner Schwester und gab ihr einen kurzen Kuss, dann wandte er sich dem Schuppen zu, ließ aber vorher noch den Rucksack von den Schultern gleiten und auf die hölzerne Bank fliegen. Nachdem er die Axt gefunden hatte, machte er sich zugleich an die Arbeit, er wollte fertig werden, um sich noch um die Schuhe kümmern zu können.
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| 20.04.2004 17:37 | #349 |
| Isabell |
Die junge Frau hatte sich wieder dem Wald zugewandt, sah ihn lange und intensiv an. Er wirkte wie ein riesiges Lebewesen, als ob jeder Baum, jeder Strauch, jede Blume ein Teil von ihm wären. Sie nahm sich einen Apfel aus ihrem Rucksack, den sie noch aus den Vorräten des Schlosses hatten und legte auch ihren Rucksack ab, inzwischen war es erträglich geworden, das Gewicht, nur noch ein Viertel von dem Gewicht, dass sie bei ihrer Ausreise hatten. Der Apfel war süß, sein Fruchtfleisch war zart, es schmeckte gut, gleichzeitig war es wässrig, so dass sie auch noch einen guten Durstlöscher damit gefunden hatte. Ab und an schwenkte ihr Blick zu Rociel, der ohne Murren die Aufgabe von Prix angenommen hatte, fast so schien es, als ob es ihm noch Spaß machen würde. Der Jägersmann saß währenddessen einfach nur da und sah ab und an in den Himmel, paffte an seiner Pfeife und schloss die Augen. Ein wenig Ruhe für Geist und Seele, das würde ihnen auch gut tun und nichts anderes war in den nächsten Tagen geplant. Es würden sicherlich schöne Tage werden, wenn nichts mehr dazwischen kam, aber alleine die Ankündigung der Gelirkas Sekte ließ das Gegenteil befürchten. Sie seufzte, lächelte aber sogleich wieder, da sie zwei Vögel auf einem Ast fliegen sah und kurzzeitig ihr gelbes Gefieder bewundern konnte, ehe sie wieder weiterflogen. Diese kleinen Momente und Augenblicke, sie mochte das, mochte das sehr. Es war irgendwie Leben, nie dasselbe, monotone Grau. Der Alltag, ein schreckliches Bild, gemalt von einem stümperhaften Künstler, Natur jedoch war aus der Hand einer Göttin entstanden. Erst jetzt bemerkte sie, wie schrecklich die Zeit in den Labyrinthen unter der Erde doch gewesen war. Eine schreckliche Zeit, an die ihre Erinnerung verging.
Die junge Frau nahm nun wieder ihre Kette und öffnete den Verschluss. Dann legte sie das Silberstück in ihren Schoß und griff in die Tasche an der Hüfte. Das Amulett kam zum Vorschein, das Stück, für das sie all diesen Mist auf sich genommen hatten. Es sah total unscheinbar aus, noch nicht einmal sonderlich wertvoll, doch der große Edelstein in der Mitte war wirklich prächtig. Sie merkte sofort, dass es kein einfaches Schmuckstück war. Es war mehr, viel mehr. Wenn man genau hinsah, dann erkannte man sogar eine Art Bewegung, man spürte etwas. Es hieß, es sei ein Relikt Innos. Nun, dann war es mehr als ein Schmuckstück, eine Reliquie. Sie blinzelte, ließ ihre Spannung abfallen und zog die Kette durch die dünne Öse, dann legte sie die Kette wieder um. Das Amulett machte sich kaum bemerkbar, lag an ihrem Hals kalt, doch man gewöhnte sich schnell daran. Isabell fuhr mit der Hand darüber und nahm den letzten Bissen vom Apfelgerippe, dann warf sie die Kerne und das Gerippe weg.
Die Geschichte hat begonnen, sehet nur, wie sich die Teile zusammenfügen. Das Schicksal ist unaufhaltsam, die Bestimmung des Mädchens erfüllt sich, Innos Wille wird geschehen...
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| 20.04.2004 19:48 | #350 |
| Sara |
Ein Stück nach dem anderen spaltete er mit der Axt in kleinere Teile, es ging mühelos, seine Kraft war noch lange nicht aufgebraucht. Sie hatten die letzten Stunden gut verbracht, erst bei dieser Tätigkeit bemerkte er, wie gut sich sein Körper doch erholt hatte. Einzelne Sehnen schmerzten noch immer, aber im Großen und Ganzen war er wieder im Soll. Am Ende der Arbeit legte er die fertigen Stücke wieder an ihren Platz und brachte die Axt zurück in den Schuppen, wobei er Prix einen grinsenden, selbstbewussten Blick zuwarf. Dieser aber paffte nur ein weiteres Mal und zog weiterhin seine Kreise.
Hier fang! Isabell warf ihm einen Apfel zu und er fing ihn nur knapp. Er zwinkerte ihr zu und warf ihn wieder zu ihr zurück. Danke für den schönen Apfel, aber ich brauch jetzt beide Hände. Er setzte sich auf die Holzbank und zog beide Stiefel aus, das Innenfutter war kein bisschen kaputt, aber dafür endlich nach seinen Füßen geformt. Schmerzen hatte er keine mehr, er konnte jetzt problemlos damit gehen. Nur diese verfluchten Laschen fehlten. Was willst du denn damit? Isabell war neugierig, hatte sich zu ihm gesellt und die Stiefel und die restliche Prozedur betrachtet. Ich muss doch noch die beiden Stiefelscheiden anbringen, die Dolche am Bauch sind lästig und zu auffällig. Seine Schwester strahlte auf einmal und ihm fiel das wunderschöne Amulett an ihrem Hals auf. Es sah wirklich gut aus, der dicke, schwarze Stein schien zu beben. So ähnlich wie seines, nur eine andere Inschrift, andere Verzierungen. Lass mich das doch machen Bruderherzchen, dann kannst du doch noch deinen Apfel essen. Rociel war überrascht, aber nach ein paar Momenten des Überlegens willigte er ein. Na gut, wenn du unbedingt willst. Er stand auf und ging barfuss an Prix vorbei, mussten die Flickteile doch auch im kleinen Schuppen sein. Hey Prix, das Leder, ist das noch im Schuppen? Der Jagdmeister nickte nur zustimmend und so machte sich der Fürst auf in Richtung Schuppen. Er brauchte gegerbtes Leder oder Fell. Die passenden Stücke fanden sich schnell, war der Schuppen doch sehr ordentlich eingerichtet. Das war bestimmt Ra’s Verdienst. Rociel übergab seiner Schwester die Teile, Nadel und Faden hatte sie ja selber. Danach nahm er den Apfel und suchte sich ein schönes Fleckchen, wo die letzten hellen Strahlen des Tages drauf fielen, lehnte sich entspannt zurück, schloss die Augen und biss in das Obststück. Was für ein Tag…er war froh, dass es bald vorbei war.
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| 20.04.2004 21:21 | #351 |
| Isabell |
Endlich konnte sie sich einmal revanchieren. Es war zwar nur ein kleiner Dienst, mehr nicht, aber zumindest kam sie sich nicht mehr so nutzlos dabei vor. Die zwei kleinen Stiefeldolchscheiden waren schnell angenäht, aber natürlich kam es auch bei der Arbeit auf Präzision an und die wollte sie dabei auch leisten. Sollte Rociel ruhig einmal ausspannen, das war schon in Ordnung so, er machte sowieso viel zu viel für ihren Geschmack, ein wenig mehr Ruhe schadete ihm sicher nicht.
Isabell nahm vorsichtig die Nadel, die sie immer mit sich führte, und fädelte den Faden ein. Danach nahm sie ein geeignetes Stück des Felles, es war wohl Wolfsfell und hielt es an die Stelle, wo es später einmal im Stiefel sein sollte. Danach nahm sie die Nadel und machte einen Stich nach dem anderen, eng beieinander liegend, damit es auch wirklich hielt. Später dann nahm sie das untere Stück der Lasche und faltete es um, bevor auch dieses angenäht wurde. Somit war die einfache Stiefelscheide gemacht und der spitze Dolch war vom Fuß gut abgetrennt. Es war ein zähes Fell und würde sicher lange genug halten.
Plötzlich kam dann Ra zurück, anscheinend hatte er gute Beute gemacht, trug er doch einen großen Hirsch, zumindest versuchte er ihn zu tragen. Prix hatte seinen Gehilfen schon gesehen, half beim Tragen des Tieres. Später dann machte sich auch Rociel dran zu helfen. Es wurde wieder ein wenig hektisch ums Lagerfeuer, doch eigentlich war es wie immer. Alles schien so gewohnt, aber keine graue Bekanntschaft die man kannte. Es war viel mehr ein Erlebnis von bekannten Elementen, die sich immer zu etwas Neuen verbanden.
Gemeinsam saßen sie dann zu später Stunde da, aßen zu viert frisches Fleisch vom Hirsch, was wirklich eine Delikatesse war, redeten und fragten, mal weniger, mal mehr. Gelacht wurde selten aber wenn, dann aus ganzem Herzen. Und am Ende, am Ende spielte Isabell noch ein wenig auf der Harfe, selten spielte sie bei gleich drei anderen Leuten. Doch heute machte sie eine Ausnahme. Und irgendwann ? in später Nacht ? verloren sich auch die letzten Klänge des Instruments und sie gingen schlafen. Während Ra und Prix in ihren Zelten verschwanden, blieben sie draußen. In einer Steppdecke eingehüllt, am glimmenden Lagerfeuer liegend, eng beieinander. Ein paar Küsse waren gefallen, ein paar Mal streichelten sie sich, doch eigentlich waren sie wirklich müde. Ihre Tage wurden so schrecklich lang. Auch das musste sich dringend ändern. Isabell schmiegte sich eng an den Oberkörper ihres Bruders, benutzte ihn wieder als Kopfkissen, wie schon so oft. Irgendwann, im Schrei der Eule, waren sie dann eingeschlafen.
Wer träumt, dem wachsen Flügel.
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| 21.04.2004 13:38 | #352 |
| Sara |
Die ersten Sonnenstrahlen am Morgen weckten die beiden schlummernden Gestalten. Ein paar Blätter wirbelten durch die Luft und im Spiel zwischen Licht und Schatten bildeten sich kleine Muster auf ihren Gesichtern. Die Schattenspiele waren zu viel für das Auge, das schon nah am Erwachen war, den Tiefschlaf längst verlassen hatte und nur noch vor sich hin dämmerte, auf genau so einen Moment wartete, um vorsichtig aufzuwachen. Nur nicht zu schnell, schließlich war die ganze Welt noch schwer, träge und langsam, man musste es ja nicht sofort übertreiben, man hatte ja Zeit, viel Zeit. Anfangs waren seine Augen verschwommen, doch sein Gehirn arbeitete schon fast auf einem wachen und konzentrierten Stand. Er blieb absolut so liegen, wie er aufgewacht war, nur die Augen bewegten sich – auf und ab. Immer öfter blinzelte er nun mit den Lidern, sah weit und lang in den Himmel über ihn. Eine blaue Decke war dort aufgerissen, doch kleine Quellwolken schoben sich in reinem Weiß darüber. Eine kleine Wolke flog direkt über ihn und er verfolgte sie die ganze Zeit, bis sie wirklich weg war.
Inzwischen fühlte er sich wieder wach, aufgewacht ohne Eile, ohne Hektik und vor allem ohne Angst und Panik. Nie konnte man sich in diesen Gemäuern sicher sein, hier im Wald fühlte man sich wohl. Man ward beschützt von den Bäumen und von der Natur und hier im Lager seines Freundes fühlte er sich ohnehin sicher. Vorsichtig zog er den linken Arm aus der Umklammerung von Isabelles Händen und strich ihr sanft durch die schwarzen Haare, wobei er immer nur die Obersten berührte, damit sie es nicht spürte. Es roch wunderbar nach der Kirschblüte, die nur wenige Meter entfernt wuchs und einige Bienen waren schon unterwegs, den kostbaren Blütenstaub zu ernten.
Plötzlich bewegte sich etwas auf seinem Hüfte und er blickte vorsichtig auf. Rociel hatte sich extra die ganze Zeit nicht bewegt, weil er seine Schwester nicht aufwecken wollte, aber auf einmal drehte sie sich um, lächelte nur und meinte: Ich hab es gespürt, dass du wach bist.
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| 21.04.2004 15:53 | #353 |
| Isabell |
Ein Grinsen huschte über ihre Lippen, dann war es doch wieder ein Lächeln. Sie räkelte sich auf, müde und wenig begeistert vom neuen Tag. Aber wach war sie ja und ausgeruht auch. Irgendwann musste man mal aufstehen und Rociel würde bestimmt nicht noch einmal einschlafen wollen. Noch mitten in ihren langsamen Bemühungen sich zu erheben, kam auch Prix aus seinem Zelt, blieb jedoch erst mal unbemerkt, nur ihr Bruder grüßte ihn beiläufig.
Als sie dann wieder da lag und den Oberkörper auf die Ellenbogen stützte, sah sie ein wenig herum. Rociel stand auf und ging ein paar Schritte, auch sie blieb nicht mehr lange am Boden, sondern machte sich auf in den Tag zu kommen. Die Augen rieb sie sich, Schlafkörner sollten herausfallen, dann aber schnappte sie sich die beiden Stiefel und brachte sie zu ihrem Bruder. Hier, ich bin gestern noch fertig geworden. Hast du eigentlich gar keine kalten Füße? Sie schaute ungläubig auf seine nackten Füße und sah besorgt wieder hoch. Ach was, ein bisschen, vielleicht. Dank dir. Er schnappte sie sich und zog sie auch sogleich an, ehe er sie wieder festband. Isabell lächelte ein letztes Mal zurück, dann aber wandte sie sich zu dem Lagerfeuer, holte ihren Rucksack und zwinkerte zu dem älteren Jagdmeister, ehe sie sich zu der Kirschblüte hinwandte. Die Zeit des Gehens war gekommen, Vergänglich lag in der Luft.
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