03 Königreich Argaan



Lasst die Totengräber ruhen

Krieg – so nennt es sich eigentlich, wenn die Länder in Aufruhr sind, Fanfaren dröhnen und der Stechschritt der Legionen über die weiten Ebenen hallt, wenn schwarze Schwingen die Sonne verdüstern und die Krähen zuhauf ihre dunklen Schreie gen Himmel senden und ungeduldig aufs festliche Mahl warten. All das und mehr verbindet sich mit den dunklen Zeiten des Blutvergießens, des Leidens und Sterbens und des Fahrenlassens aller Hoffnung. Nun, ein seltsamer Krieg ist es fürwahr, dessen grauer Schleier kaum den fernsten Horizont zu trüben vermag und ausgelassene Soldaten zechen und würfeln, statt die Felder mit ihrem Blut zu bestellen und den Hallen des Totengottes ohne jede Wiederkehr entgegenzueilen. Und obgleich wenige der Waffen geschwungen werden und drückender Ernst angebracht sein mag, ob der schwärenden Mahnung im Norden, scheinen wenige innerhalb der hohen Mauern von Setarrif so recht verstanden zu haben, dass diese Zeit doch eigentlich dunklen Omen und banger Zukunft angedacht war.

Die Gefolgsmänner des Beliar, die finsteren Schwarzmagier, streifen durch die Stadt, unbehelligt und unbelästigt, und niemand dort, der sich auch nur einen Deut darum scherte. Stellen sie auch jungen Frauen beim Bade nach, so werden sie zwar aus solchen zu Gehen gezwungen, doch Schrecken will nicht keimen, angesichts ihrer düsteren Anwesenheit. Mehr scheinen sie dreisten Kobolden denn finsteren Dämonen gleich zu sein, die sie ihr Schindluder in den Hallen der Bibliothek treiben, doch so recht gefürchtet zu werden bringen sie nicht über sich. Auch dem Incubus trotzen sie wenig Gemeinsames ab, mehr der Lust des Satyrs scheint ihr treiben zu ähneln.

Hat vor allem das Volke Argaans zu fürchten sich vergessen?
Oder sind sie nur so fest in ihrem Glauben, dass Harm und Not Spottlieder gesungen werden , dass sie in stoischer Seelenruhe alles ertragen werden, was das kommen möge?
Denn viel zeigen sich die Wassermagier dem Volke, größer der Kreis der Geweihten, die den Willen Adanos' in die Lande tragen: ein neuer Magier schwört nach ihrem Wohl zu trachten und zu schützen, was zu schützen sein Gotte ihm befohlen hat.
Und auch solche, die in Banden lagen, kehren zurück zu den Tempeln, mit neuen Narben und neuer Weisheit, auf dass sie den Menschen hier ein treuer Freund und starker Schild sein mögen, ihr Vertrauen nicht enttäuschend.

Doch vielleicht mag dann doch einer sein, der Zweifel hegt, ob wirklich alles beim Rechten ist, wenn der Wassermagier welche sich schon berufen fühlen, die Klingen in der Arena zu kreuzen, ihre stärke zu messen und doch nicht dem Edelmut neue Höhen zeigen, verbissen um den Sieg ringend, dem gewiss keiner der beiden sein muss. Denn noch wird gefochten und welch Ende dies wohl nehmen mag, das muss einer erraten, den nicht eines Menschen Weisheit den Weg erleuchtet...



(Turang)