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World of Gothic

Rollenspiel nach Fall der Barriere
Quests
[GM] Drachenfeuer

13.07.2003 17:31#1
Satura [GM] Drachenfeuer
Hatte sie ihn tatsächlich verraten? Er hatte Recht, sie konnte sich nicht erinnern, ein einziges Mal an ihn gedacht zu haben... Obwohl, das hieß nun wirklich nichts. Vielleicht hatte Leon Recht, und sie war eine Verräterin. Wenn dieser ominöse Cord wirklich ihr Ziehvater gewesen war dann... Wie hatte sie ihn dann vergessen können? Verdammt, was war nur mit ihrem Kopf los? Wie sollte sie wissen, was wahr war, wenn sie sich an nichts erinnern konnte?
Die hohe Amazone bemühte sich, äußerlich gefaßt zu erscheinen, als Leon sie an dem leicht verwitterten Innos-Schrein vorbeizog, der vor Sagittas Höhle stand.
Diesmal war Leben in der Höhle; flackerndes Licht brennender Fackeln war aus dem hinteren Raum zu sehen, und erst jetzt wurde Satura bewußt, dass Leon sie hier hin zog wie ein Schäfchen zur Schlachtbank - und sie wehrte sich nicht. "Warum tust du das eigentlich?" Sie riß sich plötzlich loß von ihm, und sah ihn mit einem Aufblitzen in den Augen an. "Warum tust du das? Warum vertraust du mir nicht mehr? Warum stellst du meine Entscheidungen in Frage, und untermalst deine Kritik dann mit so schönen Worten? Wer weiß, ist Cord in Wirklichkeit der Schlechte... und du weißt es nicht! Wer sagt mir, dass ich nicht recht habe, ausser dir?" zischte sie, ihn wütend ansehend. Ihr Körper war angriffslustig gespannt, und ihre Worte trafen wie spitze Pfeile.



13.07.2003 17:49#2
Skeleon Der junge Dieb blieb abrupt stehen und starrte sie aus großen Augen an. "Ich -"
Er brach wieder ab. Was geschah hier mit ihr?
"Beruhig dich doch." murmelte er sichtlich irritiert und verunsichert. "Ich will dir doch nur helfen!"
Er näherte sich einen Schritt, doch sie warf ihm nur einen feindseligen Blick zu.
"Wie willst du denn wissen, was stimmt und was nicht, wenn du dich an gar nichts erinnern kannst? Du weißt nicht einmal mehr, wieso du hierherkamst! Du weißt nicht, woher deine Kräuterkunde stammt! Du weißt nichts!"
Schließlich fügte er noch hinzu: "Ich - versuche dir doch nur zu helfen. Ich dachte wir würden einander vertrauen."
Er blickte sie nicht mehr an, der Zorn der in ihren Augen flammte war so unbekannt, so schrecklich. Einen Augenblick stand er schweigend da, sog scharf die Luft ein und blickte sie erneut an.
"Ich kann und will dich nicht zwingen."
Mit einem Achselzucken setzte er sich wieder in Bewegung und stapfte langsam in den Stollen hinein.



13.07.2003 18:17#3
Satura "Genau, ich weiß nichts. Ich weiß nicht einmal, ob mich meine Erinnerung an uns nicht auch trügt! Wer weiß das schon?" Im selben Moment, als sie das sagte, tat es ihr schon wieder leid, doch Leon war schon wütend vorangestapft, und es war nichts mehr wieder gut zu machen... Sie hatte ihn verletzt, obwohl sie sich geschworen hatten, das nie mehr zu tun. Gesenkten Kopfes blieb sie stehen, sie fühlte sich schrecklich. Am liebsten würde sie jetzt umdrehen, und gehen.
Aber wohin?

"Ich habe euch erwartet, Kinder. Tretet ein. Auch du, Satura. Lauf nicht weg vor deinem Schicksal." tönte plötzlich eine Stimme aus dem Innern der Höhle. Satura fühlte sich ertappt; sie senkte ihren Kopf schuldbewußt und trat ein, wie um Verzeihen bittend Leons Hand streifend.
Sie traute sich nicht, ihren Blick zu heben und der Heilerin in die Augen zu sehen. Was nun, war sie an ihrem Ziel? Was sollte sie ihr sagen? Würde sie sie zu Beliar schicken, weil auch sie finden würde, dass Satura ihren Ziehvater verraten hätte?

Sagitta nahm ihr diese Aufgabe ab. "Nun setzt euch doch. Was ist nur los, ihr seid so betrübt?" Die Heilerin hielt inne, berührte Saturas Stirn. "Mein Kind, du bist ja wie im Fieber!" Dann warf sie einen prüfenden Blick zu Leon. "Gut, Cord hat mir erzählt, dass etwas nicht stimmt. Was ist passiert?"


13.07.2003 18:35#4
Skeleon Ein bitteres Lächeln huschte über seine Lippen - als Satura ihn fast schüchtern berührte. Er schluckte die Bemerkung herunter, die ihm auf der Zunge lag, und konzentrierte sich auf Sagittas Frage - er hatte bemerkt, wie Satura darauf reagierte, jemand anderen als ihn selbst von Cord reden zu hören."Ich freue mich dich wiederzusehen, Sagitta. Ich habe mich nie wirklich erkenntlich gezeigt für deine Hilfe und -"
"Da bist du keine Ausnahme." warf die Frau lächelnd ein. Es war kein Vorwurf oder eine Klage, es war einfach eine Feststellung. "Aber bitte, erkläre mir, was geschehen ist."
Leon lächelte ein wenig verunsichert, aber auch augemuntert. Diese Frau war so wie er sich eine sorgsame Mutter vorgestellt hätte.
"Es war ein Ritual. Im Amazonenlager. Es sollte ein Wesen aus einer jungen Frau entfernt werden. Doch etwas lief schief und Satura -" er warf ihr einen Blick zu, versuchte sie zu beruhigen "- rief etwas anderes." Leon grinste verlegen - wie dumm musste sich das anhören? Doch die Hexe nickte bekräftigend bei jedem Wort und wartete mit schiefgelegtem Kopf, dass der junge Dieb fortfahren würde.Ein wenig ermutigt erzählte er weiter: "Wir wissen selbst nicht alles - doch seit diesem Zeitpunkt scheint sie nichts mehr von Cord wissen zu - zu wissen." verbesserte er sich.
Die Frau nickte verständig und blickte auf eine seltsam beruhigende Art zwischen den beiden hin und her.
"Sag mein Kind." fragte sie schließlich, an Satura gewandt. "Warum hast du nicht deinen Ziehvater um Rat gefragt, wie so oft zuvor?"
Die Amazone schluckte und schien wie hin und her gerissen.
Wieder nickte die Hexe verstehend und tat ein paar Schritte hinüber zu ihrem Labortisch. Sie ging in so vollendeter Gleichmäßigkeit, dass es beinahe wirkte, als ob sie schwebte.
"Sag, Leon. Hast du noch meine Messer?"
Etwas schuldbewusst erinnerte er sich, dass er das Laborbesteck der Hexe eingesteckt hatte.
"Das - ähm."
Statt eine Ausrede zu erfinden griff er einfach in sein Lederbündel und förderte das leicht verrostete Besteck zu Tage. Etwas verlegen dreinblickend gab er es der Hexe.
"Ich danke dir." sagte sie schlicht.
Dann wandte sie sich zu Satura um und machte ein paar beruhigende Handbewegungen.
"Lass das Amulett gleich um deinen Hals, meine Liebe. Cord wollte ohnehin, dass du es hast." Sie warf der Amazone noch ein Lächeln zu, dann wandte sie sich zu einem kleinen Tiegel voller duftender Kräuter auf ihrem Labortisch.Es sah aus, als würde sie einen Trunk oder eine Salbe bereiten, denn sie goss ein wenig Wasser hinzu und stellte das Ganze auf einen Dreibein, über einem kleinen, fast bläulich lodernden Lagerfeuer stand.
Schon bald begann das Kräutergesöff zu blubbern.
"Warum erzählt ihr nicht weiter?" fragte sie, scheinbar ein wenig irritiert. "Ich mache nur eine Kleinigkeit zu essen, lasst euch also nicht aufhalten."Als sie den Tiegel in drei flache Holzschälchen verteilte sah die Brühe schon ganz annehmbar aus. Die Kräuter waren zerfallen und bildeten eine gleichmäßige, grünliche Suppe. Die Hexe griff sich einen Laib Brot, riss sich ein Stück ab und reichte es weiter.
"Wisst ihr, wenigstens ein wenig Brot bekomme ich für meine Dienste." Eine sanfte Traurigkeit klang in ihrer Stimme mit.
Leon blickte zu Satura, die mindestens so verwirrt war wie er.


13.07.2003 19:04#5
Satura Und diese arme Frau beklauten sie auch noch... Dachte Satura schuldbewußt, denn auch sie hatte damals einige Salben mitgenommen. Vom schlechten Gewissen übermannt kramte sie in einem ihrer Beutelchen und holte eine Samenkapsel der Blutpflanze hervor. Diese seltene Pflanze war für eine so hervorragende Heilerin wie Sagitta sicher etwas Besonderes, was sie zu schätzen wußte. Die hohe Amazone hielt ihr die Kapsel hin. "Nimm das, ich will dich nicht mit Geld beschämen."
Die Heilerin riß erstaunt ihre Augen auf. "Was..? Wo...?" Sie schien die Pflanze sofort erkannt zu haben. "Weißt du überhaupt, was du hier in der Hand hältst, mein Kind? Dies ist eine sehr mächtige Pflanze... aber nun, es wundert mich nicht, dass du sie gefunden hast, nach dem, was Cord mir erzählt hat." Satura fuhr innerlich zusammen, als sie den Namen hörte. Er klang wie ein Vorwurf, und tief unter der schrecklichen Leere in ihr regte sich ein Schrei, der verstummte, noch bevor er ihr Bewußtsein erreicht hatte. Unwillkürlich griff sie nach Leons Hand, doch die zuckte zurück. Stumm leidend versuchte sie es nicht noch einmal.
Sagitta hatte davon entweder nichts mitbekommen, oder sie ignorierte es. Auf jeden Fall gab sie beiden eine große Schüssel dampfender Suppe, die herrlich duftete. Stumm saßen die beiden da und aßen begierig das wohltuende Mahl. Satura tunkte das Brot ein und holte so auch noch die letzten Reste aus der Schüssel. Sagitta beobachtete die beiden lächelnd, aß selbst jedoch nichts.Artig bedankte Satura sich für das Mahl und warf einen Blick zu Leon hinüber. Die Situation erinnerte sie irgendwie an frühere Zeiten, als sie öfter Zwistigkeiten gehabt hatten... und doch war ihr die Stille zwischen ihnen noch nie tiefer erschienen - wahrscheinlich, weil ihre Beziehung inzwischen an Tiefe gewonnen hatte. Sie sehnte sich so sehr nach einem guten Wort von ihm, doch er schien weit weg, sprach mit Sagitta über sie, als wär sie eine Puppe...
Und genau so kam sie sich langsam vor, eine Puppe in einem unüberschaubaren Spiel...



13.07.2003 19:26#6
Skeleon Die Brühe sah nun nicht nur sehr viel appetitlicher aus sondern schmeckte auch ganz hervorragend. Schnell hatte er alles heruntergeschlungen und auch die letzten Brotkrumen verdrückt. Ihm fiel ein, dass er heute nur eine einzige Mahlzeit gehabt hatte und vorher auch nicht sonderlich regelmäßig zu was Essbarem gekommen war.
Wo das nun aus dem Weg war kam er mit seinen Gedanken wieder auf den Grund ihres Hierseins zurück.
"Nun -" begann er etwas zögerlich, wieso verunsicherte die Hexe ihn so? "- weißt du, was geschehen ist? Wie ich ihr helfen kann?" Er versuchte Satura einfach zu ignorieren, nicht aus Boshaftigkeit sondern eher, weil er sie nicht weiter reizen wollte. Sie schien angespannt und der Ausbruch vor wenigen Minuten hatte den Dieb mehr verunsichert als vermutet.
"Ich weiß nichts von alledem, was hier vor sich geht. Ich weiß nur, dass ich ihr helfen will." Er warf ihr einen fast traurigen Seitenblick zu und als sie ihn erwiderte wandte er sich sofort wieder ab.
Die Kräuterhexe blickte mit tiefempfundener Traurigkeit zwischen den beiden hin und her und nickte, einmal mehr.
"Mein Kind -" fing sie schließlich an Satura gerichtet an. "- egal, warum du diese Entscheidung getroffen hast, sie ist getan. Aber du musst wissen, dass dich Cord und seine Wünsche immer noch begleiten."
Sie lächelte wissend und deutete auf das Amulett, dass Satura um den Hals hing."Du weißt ja schon, was es bewirken kann. Cord wollte, dass du es trägst. Zu deinem Schutz. Und er wacht noch immer über dich und spricht durch das Amulett zu dir - du musst nur gut hinhören."
Sie hatte fast beschwörerisch gesprochen und Leon hatte das Gefühl gehabt, der Raum schrumpfe um sie her in sich zusammen.
Plötzlich lachte die Hexe hell auf und lächelte fröhlich in die Runde."Ihr erwartet doch, dass ich so etwas sage, nicht? Aber trotz allem, so ist es." Wieder lächelte sie geheimnisvoll.



13.07.2003 20:12#7
Satura "Cord wollte, dass ich es bekomme?" meldete Satura sich schwach. Es schien ihr enorme Kraft zu kosten, zu sprechen, und vor allem seinen Namen zu sprechen. Ihr Gesicht glühte wie von einem inneren Fieber, und ihre Augen waren glasig und matt. Ein Kampf tobte in ihrem Inneren, so tief, dass sie sich dessen selbst nicht bewußt war. Sagitta hatte Recht - das Amulett bewirkte etwas in ihr... und ein Teil von ihr verlangte, dass sie es ablegte.

Die Heilerin nickte. "Deswegen hatte ich es dir hingelegt. Eigentlich war das wenige Gold auch für dich... aber du bist so ein rechtschaffenes Ding, ich hätte es wissen müssen." Sie lächelte freundlich, und Leon schien neben ihr etwas kleiner zu werden, auch wenn es mit Sicherheit keine Anspielung auf seinen Diebstahl war. "Und das Amulett, es rief dich, Amazone." setzte sie hinzu.Satura sah sie verständnislos an, und auch Leon horchte auf.
Sagitta faltete ihre Hände in ihrem Schoß und sah von Leon zu Satura. Ihr Blick verriet eine Güte und eine innere Ruhe, wie sie selten in menschlichen Augen zu finden war. "Hört zu, ihr beiden. Ich erzähle euch eine Legende, so alt, dass sie in Vergessenheit geriet."
Mit ihrer angenehm ruhigen Stimme begann die alte Frau zu erzählen.
"Vor langer Zeit, so erzählt man sich, lebte an dem Ort, wo sich heute das Lager der kämpferischen Amazonen befindet, ein gar schauerliches Wesen. Es war ein Drache, dunkel wie eine mondlose Nacht, ein Diener Beliars, gesandt aus den Tiefen der Unterwelt. Er trieb sein Unwesen in dieser Gegend, und ernährte sich von dem frischen Blut der Jungfrauen, die ihm von ängstlichen Bauern der Gegend geopfert wurden, damit er ihre Höfe verschonte."

Sagitta hielt kurz inne, um ihre Worte wirken zu lassen. Die Fackeln, die die Höhle in warmes Licht tauchten, ließen mit ihrem Flackern die Erzählung noch spannender erscheinen...
Sie hub erneut an zu sprechen, und ihre warme Stimme hallte leise von den Wänden der Höhle wider: "Eines Tages stellte sich ihm die Kriegerin Chiara im Kampf, die sich geschworen hatte, ihn zu töten, um den Frauen wie auch den Bauern zu helfen. Auf dem Land wollte sie ein Lager für sich und all die Frauen schaffen, die nach Freiheit und Unabhängigkeit strebten.
Sie flehte die Göttin Donnra um Beistand an, und schwor, dass sie und alle Frauen des Lagers sie auf ewig in Ehren halten würden, wenn sie ihr helfen würde, den Drachen zu besiegen.
Tatsächlich erbarmte sich Donnra und so schaffte Chiara es in einem siebentägigen Kampf, den Drachen Necreon zu besiegen. Sein Feuer, dass große magische Kraft in sich trägt, schloß sie in zwei blutroten Rubinen ein."
"Einen dieser Steine, so sagt man, ließ sie in ein Amulett fassen, das als ewiges Andenken an den Kampf gegen Necreon die Form eines Drachen hat; den anderen arbeitete sie in den Griff ihres Schwertes Drachenfeuer ein. Untrennbar sind diese Steine miteinander verbunden, und auf ewig wird eines das andere missen."
Sagitta hielt wieder inne und sah Satura fest in die Augen; die hohe Amazone wagte nicht zu sprechen. Sie konnte kaum glauben, was Sagitta erzählte... es konnte sich nur um ihr Amulett handeln. Ungläubig glitt ihre Hand zu dem kleinen Drachen, dessen Abbild auch ihren Gürtel zierte. Sie hatte um die besondere Kraft des Amuletts gewußt, doch dass es... noch ein Schwert geben sollte - ebenfalls mit der gleichen Kraft? - Hatte Chiara nichts gegen verbrannte Hände gehabt?

"Durch die Kraft des Drachen, die in ihrem Schwert strömte, bestärkt verteidigte sie das auf dem Land Necreons gegründete Lager, das unter Donnras Schutz stand, erfolgreich gegen alle Angreifer." fuhr Sagitta fort. "Und das Amulett schützte Chiara; es verbrannte jeden, der ihr zu nahe kam, und wer dann nicht wich, bekam die Macht des Schwertes zu spüren. Man sagt, dass diese besondere Waffe sich nur von einer Frau, und nur von der Amulettträgerin, berühren oder gar führen läßt. Durch seine Kraft ist eine Frau im Kampf keinem Mann mehr unterlegen, was Kraft betrifft, so sagt man.
Als Chiaras Haar ergraute, und sie ihr Ende nahen spürte, so heißt es, gab sie einer Heilerin ihr Amulett und zog sich mit ihrem geliebten Schwert in eine Höhle zurück, um dort zu sterben. Ihr Grab und die Schätze, die es birgt, wird von mächtigen Zaubern geschützt. Es heißt, nur wenn die Trägerin des Amulettes die uralte Kraft des Steines mit der Magie Donnras verbindet, können sie die Zauber überwinden, und das Grab betreten."

Sagitta schwieg kurz, bevor sie eröffnete: "Diese Heilerin war eine Urahnin von mir, und über Generationen wurde das Amulett und diese Legende in unserer Familie weitergegeben, bis du kamst, und das Amulett dir tatsächlich gehorchte... Du musst sehr stark sein, Satura." schloß die Heilerin ihre Erzählung.

Sie hatte also Recht gehabt... es handelte sich um ihr Amulett. Verblüfft sah sie Sagitta an. "Warum - warum erzählt Ihr mir das?"



13.07.2003 20:42#8
Skeleon Wieder dieses gütige Lächeln.
"Verstehst du denn nicht? Das Amulett, es hat all die Jahre auf dich gewartet. Du bist dazu bestimmt Stein und Klinge wieder zu vereinen. Liegt das denn nicht offenkundig vor dir?"
Sie tätschelte der Amazone den Kopf wie sie es bei einem braven Kind tun würde."Du musst wissen, dass die Geschichte noch weitergeht. Nicht nur das Amulett ist erhalten geblieben, es heißt auch, Chiara habe, vor ihrem Tod, Hinweise für die Trägerin des Amuletts gelegt. Weit im Süden liegt ein Tal, das Tal der Dolmen. In scheinbar willkürlicher Anordnung stehen dort steinerne Riesen, Wegweiser, Zeichen der Legende. Ich habe sie untersucht und obwohl sie älter sind als der Ursprung von Chiaras Legende lässt mich das dennoch nicht an ihrer Richtigkeit zweifeln. Es heißt, nur diejenige Frau, die über das Amulett verfügt kann den Wegweiser entziffern. Ich habe es nie ausprobiert, obwohl ich das Amulett besitze - besaß - denn es war mir vorbestimmt, wie all meinen Ahnen, nur der Verwahrer des Steins zu sein."
Sie nickte bekräftigend und mit zusammengepressten Lippen ihnen beiden zu."Es gibt noch einen Teil in der Überlieferung, den ich jedoch nicht verstehe. Erkenne den Pfad des Untergangs. Nach der Legende hat Chiara niemals ihre Klinge für Zerstörung sondern nur zum Schutze erhoben - wie auch bei dem Kampf gegen Necreon. Ich kann dir also nicht sagen, worauf sich dies bezieht."Eine Weile saßen sich die drei schweigend gegenüber, Sagitta freundlich lächelnd, Leon misstrauisch von einer zur andren blickend und Satura restlos verwirrt.



13.07.2003 21:04#9
Satura Verwirrt blickte Satura zu der Heilerin. Da kam sie hierher, um über ihre Vergangenheit zu erfahren - und dann erfuhr sie, dass sie ein Amazonenschwert finden sollte? Sie sah zweifelnd zu Leon. "Seid Ihr Euch da ganz sicher? Ich meine... vielleicht ist das eine ganz üble Verwechslung?"
Sagitta schüttelte energisch den Kopf. "Ich bin mir sicher. Du trägst das Amulett, Kind! Und es verbrennt dich nicht mehr - es folgt dir. Und falls ich falsch liegen sollte, so wirst du Chiaras Grab niemals finden."
Sagitta griff nach einem kleinen Päckchen, dass sie sich bereit gelegt hatte. "Das ist für euch - es wird euch helfen, das Grab zu finden. Ich wünsche euch viel Glück... und erzählt mir, wie es euch ergangen ist." Satura nahm das Päckchen entgegen und hielt es vorsichtig in ihren zitternden Händen. Sie hatte "euch" betont... die hohe Amazone sah Leon fragend an. Er wirkte so kühl; hatte sie ihn so sehr verletzt?



13.07.2003 21:23#10
Skeleon Leon hatte versucht, sich auf Sagittas Erzählungen zu konzentrieren, doch es war ihm schwer gefallen. Er machte sich Sorgen um Satura, jetzt mehr denn je - und wollte es nicht zeigen.
Als die Hexe geendet hatte fing er Saturas Blick auf - und realisierte erst jetzt, dass er sie die ganze Zeit lang geistesabwesend angestarrt hatte. Ein wenig ertappt blickte er weg, seine Hand suchte sich jedoch den Weg zu der ihren. Erleichtert bemerkte er, dass sie ihm entgegengekommen war - fest umschloss er ihre Rechte.
Leon lächelte unwillkürlich, sie noch immer nicht ansehend. War damit nicht ohnehin alles gesagt?
Er nickte der alten Frau noch einmal freundlich zu, bedankte sich gestenweise für die Suppe und entschuldigte sich auf die selbe Art für seinen Diebstahl.Wie immer lächelte sie gütig und wissend und schien ihre eigenen Gedanken zu der Sache zu haben.
Langsam erhob sich der Dieb und löste seine Hand von der Saturas.


13.07.2003 22:06#11
Satura Satura stand auf und ging auf Sagitta zu. "Ich danke Euch. Ich werde mich umgehend auf die Suche nach dem Schwert machen... und Euch berichten." Sagitta nickte zustimmend und lächelte ihr aufmunternd zu. Dann nahm sie Saturas junge Hand in die ihren, und drückt sie fest. "Viel Glück ihr Zwei. Und laßt euch nicht beirren... von niemandem. Ihr gehört zusammen."
Satura blickte zu Boden und nickte, fast schuldbewußt. Sie wußte nicht, welcher Dämon sie geritten hatte, Leon so anzufahren - grundlos.

Sie drehte sich um und nahm Leons Hand. "Laß uns zur toten Harpyie gehen." Die beiden verließen die Höhle, aufgewühlt von dem Gehörten. Und in Saturas Kopf hallte es dauernd wider: Ihr gehört zusammen. Sie küßte Leon sanft auf die Wange. "Es tut mir leid..." flüsterte sie leise. "Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist..."



13.07.2003 22:33#12
Skeleon Leon blickte sie sanft lächelnd an.
"Ist schon okay - ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie du dich fühlst. Glaube mir bitte, dass ich dich nicht angreifen wollte. Ich ..."Er schüttelte ein wenig verzweifelt den Kopf.
"Ich war vielleicht etwas zu grob." schloss er schließlich.
Er gab ihr seinerseits einen Kuss auf die Wange und legte ihr den Arm um die Hüfte - vorsichtig, er berührte sie kaum, ehe sie sich ein wenig an ihn schmiegte, dann drückte er sie fest an sich, wie zuvor.
Arm in Arm stapften sie durch den Wald, fanden schließlich den Pfad und folgten den schwachen Lichtern, den Tavernenhügel empor. Während sie in der Höhle gewesen waren, war viel Zeit vergangen und die Sonne war bereits hinter den östlichen Wäldern untergegangen.
Neckisch grinsend ließ der Dieb der Amazone den Vortritt an der Türschwelle und folgte ihr gleich darauf in den Schankraum der Taverne.
Dicht an dicht ließen sie sich an einem Ecktisch nieder, etwas abseits von den Bauern der umliegenden Höfe, die hier ihre harte Arbeit zu vergessen suchten. Der Wirt Sador kam herbeigedackelt, fragte mit perfekt gespielter Freundlichkeit, was die Herrschaften zu bestellen wünschten und Leon orderte ohne Umschweife ein Bier und einen Klosterwein. Hier, nahe an der Quelle war der vergorene Traubensaft wenigstens ein Stückchen billiger. Dem Dieb fiel auf, wie leer sein kleiner Geldbeutel geworden war. Zwar hatte er noch immer die beiden Säcke voller Gold, aber irgendwie konnte er es nicht übers Herz bringen, die Tausender-Einheit auseinanderzubrechen.
Grinsend legte er sich einen Plan zurecht, wie er Sador um die Zeche prellen könnte, als der bereits mit den Bestellungen ankam.
Er stellte Krug und Weinbecher zielsicher vor den beiden ab und stapfte wieder davon. Ein wenig unsicher lächelnd hob der Junge seinen Krug und wartete, bis Satura es ihm gleich tat.



13.07.2003 22:51#13
Satura Sie prosteten einander zu, und Satura suchte die Leichtigkeit der Tage, als sie das letzte Mal hiergewesen waren, wiederzufinden; doch es gelang nicht. Etwas hatte sich verändert, etwas tief in ihr.
Der Klosterwein war immer noch der gleiche, fruchtig prickelnde Genuß den sie kannte, und die angenehm wärmende Wirkung des Alkohols half ihr, sich ein wenig zu entspannen.

Sie zog Leon sanft zu sich, knabberte kurz an seinem Ohrläppchen und flüsterte dann: "Ich mag heute nichts mehr hören von Cord, einem Fremden, Sagitta oder Chiara, ja? Ich will nur mit dir allein sein..." Sie küßte ihn auf die Wange und sah ihm in seine dunklen Augen, die eine so angenehme Ruhe ausstrahlten. "Kannst du dich erinnern, als wir das letzte Mal hier waren, hattest du auch eine Verletzung an der Hüfte... wir waren gerade aus Gorthar zurück... und hier haben wir uns zum ersten Mal geliebt... ich werde es nie vergessen, wie wunderschön es war, nach den Wochen des Verwirrt-seins, des Bangens und der Schmerzen in deinen Armen zu liegen, und dich so nah zu spüren." Sie blickte ihm unvermindert tief in die Augen, als sie weitersprach. "Ich habe noch nie für einen Mann so empfunden wie für dich; und ich kann mir nicht vorstellen, je einen anderen zu lieben als dich..."



13.07.2003 23:21#14
Skeleon Der junge Dieb blickte sie schweigend an, fühlte sich als ginge er unter und würde umschlossen von wohliger Wärme.
"Ich - kann mich nicht erinnern, je aufrichtig geliebt worden zu sein." presste er mit bebender Stimme hervor, die Maske von Sicherheit war damit verschwunden. "Und ich möchte dich niemals wieder enttäuschen. Will dich nie wieder missen ..."
Seine Worte versiegten und er schloss sie in seine Arme.
"Du kannst nicht ahnen, was du für mich bedeutest." murmelte er ihr ins Ohr, ehe er sich ein wenig von ihr löste, nur um ihr einen innigen Kuss zu geben. Er fühlte sich in diesem Augenblick wie bei ihrem ersten Kuss, eine Welle der Freude drohte ihn regelrecht zu ertränken. Doch diesesmal war das Gefühl noch intensiver, noch erquickender.
Fast wehmütig blickte er sie an, als sich ihrer beider Lippen voneinander lösten, doch sie lächelte.
"Glaubst du, die Sache mit der Rippe stellt eine Behinderung dar?" fragte der Junge schelmisch grinsend, von einem Augenblick zum anderen wieder in seine alte Art zurückverfallend. Ein wenig Spott umspielte seine Lippen, doch seine Augen sprachen eine andere Sprache.



13.07.2003 23:35#15
Satura Sanft strich sie durch sein Haar. Der Moment war perfekt, wie er war, einzigartig; und so vertraut sie sich auch waren, so neu und aufregend war es jedesmal, die Spannung zwischen ihnen zu spüren.
"Hat dich deine Verletzung letztes Mal abgehalten?" fragte Satura lachend. "Lass uns diesen letzten Abend auskosten, bevor es wieder auf Reisen geht..." Sie nippte von ihrem Wein und genoß das sanfte Prickeln an ihrem Gaumen.
Sador blickte lächelnd zu dem jungen Pärchen hinüber, und war prompt zur Stelle als Satura ihn herbeiwinkte, und ihm zwinkernd ins Ohr flüsterte: "Das gleiche wie letztes Mal..."
Sie lächelte Leon an, der sie nur fragen ansah. Satura legte ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen. "Gedulde dich, du wirst gleich verstehen." Ungeduldig und erwartungsvoll küßte sie ihn, zärtlich suchend begegneten sich ihre Zungen, und ein sanfter Schauer durchrann ihren Körper, als unverkennbare Spur eine Gänsehaut hinterlassend.



13.07.2003 23:51#16
Skeleon Ohne zu Zögern erwiderte er ihren Kuss mit dem selben Verlangen wie sie. Erst nach einer schieren Ewigkeit lösten sie sich wieder voneinander. In eben dem Moment räusperte sich der Wirt merklich - er stand wohl schon eine Weile dabei und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Aber das störte Leon nicht weiter. War doch egal, was der Kerl sich dachte.
Er gab der Amazone noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ehe er sich Sador zu wandte. Gerade noch vermied er es, ihn anzufauchen - auch wenn Leon das Gefühl hatte, der Wirt wäre quasi hineingeplatzt wollte er ihm nicht unrecht tun. Der Mann tat auch nur seine Arbeit.
Und die bestand im Augenblick darin, den beiden ein Tablett hinzuhalten, auf dem ein Schlüssel für die Zimmer lag - direkt daneben standen zwei schmale Tonbecher, randvoll mit Wein.
Unbemerkt von Sador suchte sich der Dieb einen leeren Lederbeutel und versteckte ihn in der Linken, die er zur Faust geballt hatte.
"Wieviel macht das dann?" fragte er unbekümmert.
"Alles in allem zehn Goldstücke und zwei Silberlinge - Brotzeit morgen früh eingerechnet."
Leon nickte zufrieden und suchte das Geld zusammen, gab ihm jedoch nur von den Goldstücken.
"Kannst du rausgeben?"
Der Mann nickte, schob das Gold in die Tasche und holte aus einem anderen, schmalen Beutel einige Silberlinge hervor. Etwas unsicher zählte er sie ab. "Fünf Silberlinge sind ein Goldstück, oder?"
"Ich dachte sie kommen in einem Dutzend daher." widersprach Leon, woraufhin der Wirt ihn schief ansah.
"Wirklich?"
Er wandte sich wieder den Münzen zu - in dem Augenblick durchtrennte der junge Dieb die Kordel, an der das Säckchen hing - daher der Name Beutelschneider - und knotete den Seilrest flink mit dem leeren Beutel zusammen. Der volle Sack verschwand in seiner Tasche, Sador blickte erneut von seinen Münzen auf und sah ihn etwas hilflos an.
Leon lächelte daraufhin verständnisvoll.
"Behalte den Rest." meinte er freundlich, woraufhin Sador zufrieden nickte und die Silberlinge zu ihren Brüdern in den schmalen Beutel zurückschob.Freundlich winkend wandte er sich ab und stapfte zur Theke zurück - in dem Augenblick machte einer der Bauern Radau. Perfekt, bis der Trubel sich gelegt hatte wären die beiden längst außer Reichweite sein. Ja, bis Sador das Verschwinden des Sackinhalts bemerkte würde genug Zeit vergehen, dachte der Dieb beim Anblick des auf dem Tisch tanzenden Bauern.
Vorsichtig umfasste der Junge Saturas Hand und zog sie mit sich, weg von dem Betrunkenen, weg von den Bauern und weg von Sador.
Hin zu ihrem Schlafgemach.



14.07.2003 00:18#17
Satura Übermütig und ein wenig ungeduldig zog Leon sie die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer, und Satura mußte Acht geben, den Wein nicht zu verschütten. Klackend drehte Leon den Schlüssel um, und die Tür sprang auf.
Satura stellte das Tablett auf dem kleinen Tischchen ab und sah Leon lächelnd an. "Setz dich hin." Sie kramte nach einer ihrer Salben und stellte einen Tiegel auf das Tischchen.

"Nun, ich glaube deine Blessuren gehören behandelt." sagte sie neckisch, während sie langsam begann, sich auszuziehen. Sie drehte sich um und ließ ihr Oberteil langsam von ihrem Körper gleiten, und ihr langes schwarzes Haar fiel lose über die nackte Haut. Ebenso langsam legte sie die Beinschienen und die Hose ab, Leons Blicke in ihrem Rücken fühlend.
Sie drehte sich um, und ging auf ihn zu; auch er hatte seine Schürferkleidung abgelegt und lag halb, sich auf den Unterarmen abstützend, am Bett. Sie beugte sich über ihn, sah ihm in die Augen, und fand ihr eigenes Spiegelbild.
Er lächelte, wollte sie zu ihm hinunterziehen, doch Satura lächelte. "Zuerst wirst du behandelt..." meinte sie und öffnete den Tiegel mit der heilsamen Salbe. Sie beugte sich erneut über ihn und küßte seinen Hals. Ihre Zunge glitt sanft über den bebenden Körper des jungen Diebes, doch als die Spannung für ihn beinahe unerträglich wurde, stoppte sie plötzlich und lächelte ihn frech an.
Vorsichtig massierte sie die Salbe in den großflächigen Bluterguß ein, und sein eben noch lustvolles Stöhnen verwandelte sich in ein schmerzvolles...


14.07.2003 00:34#18
Skeleon Leon fühlte sich als würde ihm ein Dolch in die eine Hüfte gerammt und zur anderen wieder herausgerissen werden. Trotz der Schmerzen grinste er ein wenig, als die Amazone sorgsam die Salbe verstrich. Was quälte sie ihn so? Was ihn am meisten irritierte war jedoch, wie sehr er diesen Augenblick genoss. Schließlich ließ er sich rücklings ins Bett sinken, als der Schmerz erneut von einem schwachen Pochen, einer merkwürdigen und gnädigen Taubheit abgelöst wurde. Er zog Satura zu sich heran und küsste sie, auf Mund und Hals, strich ihr vorsichtig über die Haut. Diesmal wehrte sie sich nicht.
Ein wenig fester schloss er sie in seine Umarmung und lächelte sie an, ehe er sie ein weiteres Mal küsste.
Der junge Dieb hielt sie eng bei sich und seine Berührungen wurden verlangender. Nie wieder würde er sie gehen lassen.
Sie wanden sich einmal herum und Leon versank in ihrer Umarmung, vorsichtig doch nach und nach drängender.
Er fühlte sich beinahe eins mit ihr und bedeckte ihren Körper mit leidenschaftlichen Küssen.



14.07.2003 13:33#19
Skeleon Am nächsten Morgen ...
... brannte die Sonne heller durch das schmale Fenster in das Schlafgemach als sie noch gestern dazu imstande gewesen wäre.
Lächelnd richtete sich der junge Dieb auf - alles schien perfekt an diesem Tag zu sein.
Der Sonnenschein, das Vogelgezwitscher, die Ruhe und nicht zuletzt dank der Amazone, die leise im Schlummer murmelnd neben ihm lag, ein wenig in sich zusammengerollt. Er bedachte sie noch mit einem fast wehmütigen Blick, als er sich seitlich aus dem Bett fallen ließ, seine Kleidungsstücke zusammenraffte und auf Zehenspitzen aus dem Zimmer schlich. Sie hatte sovieles durchgemacht, er wollte sie jetzt nicht stören - nicht jetzt, wo sie zum ersten Mal seit langem wieder ruhig geschlafen hatte.
Leise klackend schloss sich die Zimmertür hinter dem jungen Dieb.Als er sich umwandte bemerkte er, dass Sador vor ihm stand - und ihn mit einer Mischung aus Missbilligung und schelmischem Grinsen betrachtete. Hektisch riss sich der Junge die Kleidung auf den Leib, blickte dann auf und lächelte etwas verlegen.
"Ich war nur -"
"Ich weiß schon." lächelte Sador. "Nicht schwer zu erraten."Während der Wirt sprach zog Leon den Gürtel fest und bandt sich die Metallschoner um und blickte dann wieder zu ihm auf.
"Ist irgendetwas?"
"Naja -" Sador druckste ein wenig herum. "Gestern, in dem Trubel, wurde mir ein ganzes Tageseinkommen in Golddublonen gestohlen. Ich nehme an es war einer von Bengars Hof, aber beweise kann ich's nicht." Er kniff die Augen zusammen und schien nachzudenken, wie man es dem Dieb am besten heimzahlen könnte. "Je nun - das ist mir sehr peinlich, aber da ich kein Geld zur Hand hatte konnte ich keine neuen Vorräte besorgen - Frühstück fällt also aus."
Leon blickte ihn etwas trübsinnig an, nickte dann jedoch.
"Ich hoffe der Dieb kriegt seine gerechte Strafe." Einen Orden zum Beispiel. "Aber wenn ich dir das Geld für's Frühstück für die junge Frau und mich geben würde -"
Sador lächelte. "Ich würde jemanden in die Stadt schicken, um euch beiden doch noch ein ordentliches Mahl bereiten zu können ..."
"Ja dann ..."
Der Dieb langte tief in den Beutel, den er dem Wirt erst gestern Abend abgenommen hatte, achtete jedoch darauf, ihn ihm nicht direkt vor die Nase zu halten. Er förderte mehrere Goldmünzen zu Tage und drückte sie Sador in die Hand.
"Und beschaff uns einen Schlauch Klosterwein, wenn du schon dabei bist." Leon zwinkerte, der Wirt nickte ein weiteres Mal und dampfte ab.
Gemessenen Schrittes trat der Dieb in die Schankstube hinunter und ließ sich an einen Tisch nahe das Ausgangs fallen, er blickte zu dem Wirt auf, der bereits wieder hinter der Theke stand und auf neue Kunden wartete. Als der junge Dieb ihn fragend anblickte, nickte der nur. Offenbar hatte er bereits jemanden losgeschickt.
Übernachtung, Mahlzeit und Wein gratis - und einen Beutel Goldmünzen noch dazu. Ich habe meine Talente viel zu lange so treiben lassen.



14.07.2003 16:20#20
Satura Ein Windstoß öffnete das alte Fenster mit plötzlicher Gewalt, und ächzend und knarzend schwangen die Flügel nach innen. Ein leichter Schauer lief über die Haut der Amazone, die einsam, nackt und halb abgedeckt in dem Bett lag. Sie fröstelte, doch ihre Haut war mit Schweiß bedeckt. Satura zog ihre Knie enger noch an ihren Körper als zuvor und kuschelte sich in die Decke, Trost suchend.
Satura riß ihre Augen auf, voller Angst; mit eiskaltem Entsetzen mußte sie feststellen, dass die Dunkelheit nicht wich. Kein Lichtreflex traf auf ihre Netzhaut - sie war blind.
Ein leises Säuseln drang von fern an ihr Ohr, verhallte irgendwo in ihrem Inneren und verschwand... Es war ihr, als würde ihr Name gerufen, von einer Stimme, die ihr so schrecklich bekannt erschien - und doch so fremd. Ein Bild flackerte vor ihrem inneren Auge auf - etwas in ihr schien die Stimme zu kennen, und an die Grenzen der Dunkelheit in ihrer Erinnerung, die so viel tiefer war als die Nacht vor ihren Augen, schien etwas zu klopfen, sich mit aller Gewalt gegen die Mauern zu werfen - alleine, diese hielten.

Sie preßte ihre Lider zusammen, zitternd vor Angst, als die fremde Stimme mit einem Mal verstummte - Stille.
Eine sanfte Berührung ließ sie vorsichtig die Augen wieder öffnen, und das Dunkel um sie regte sich, veränderte sich, zog sich zurück und wich einem fahlen Licht, das an das diffuse Leuchten der Sonne im morgendlichen Nebel erinnerte. Ebenso diffus und verschwommen wirkte die Gestalt des alten Mannes, dessen Umriss mit dem Nebel verschwamm. Trotz allem vermeinte Satura, einen sanften, fast väterlichen Gesichtsausdruck wahrzunehmen. "Mein Mädchen, erinnere dich... glaube ihm nicht..." Der Greis öffnete mit einer ausholenden Geste seine zuvor verschränkten Hände, und zahlreiche kleine schwarze Vögel flatterten aus den weiten Ärmeln seiner fahlweißen Robe.

Ein schrecklich bekanntes Geräusch erfüllte die Luft, ein Sirren und Flappen, das an kleine lederne Flügel erinnerte... Geckernd landete eines der Tiere auf dem Brustkorb der Amazone und offenbarte sein schreckliches Gesicht. "Neiiin!" schrie Satura auf, als der kleine Dämon seine Zähne gierig in ihren freiliegenden Hals bohrte. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihren Körper, und in schrecklicher Pein bäumte sich alles in ihr auf, als immer mehr der abstoßenden Wesen auf ihrem geschundenen Körper Platz nahmen...

Unruhig wälzte sich eine junge Frau in einem fremden Bett, im Schlaf leise schluchzend. Ihr Gesicht war blaß, und von einem tiefen Schmerz gezeichnet. Schmale Finger krallten sich in die weichen Laken, vergeblich Halt suchend. Ein heiserer Schrei entrang sich der Kehle der Schlafenden...



14.07.2003 16:43#21
Skeleon Leon starrte wie gebannt auf die Tischplatte vor sich und musterte die Holzmaserung. Wie lange wohl der Bote für Sador noch brauchte? Wann wohl Satura aufstand und - mit einem Mal wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Satura. Seltsam verzerrt doch immer noch erkennbar hallte ein Schrei in die Schankstube herunter, die wenigen Gäste blickten überrascht auf und Leon tauschte einen fast ängstlichen Blick mit dem Wirt aus.
"Sieh besser mal nach!" riet der ihm - im nächsten Moment hastete der Dieb die Treppe hinauf, stolperte den Korridor entlang, hielt sich an der schweren Holztüre fest und stieß sie auf.
Wo Satura eben noch friedlich in die Laken gehüllt geschlummert hatte befand sich jetzt ein wilder Wust aus Tuch und Leinen - und mittendrin die Amazone, die sich verzweifelt hineinkrallte und gedämpft schrie, als sie sich herumwarf.Leon hastete voraus, packte sie unsanft an den Schultern und schüttelte sie grob. Plötzlich riss Satura die Augen auf und blickte wirr im Raum herum, suchte die Decke ab und blickte zum Fenster hinaus, schien etwas aus den Augen verloren zu haben. Ihr Blick blieb an dem jungen Dieb hängen, doch es dauerte einen Moment bis sie zu realisieren schien, wo sie war. Irritiert blickte sie sich um und sah dann zurück zu Leon, der sie an sich zog und ihr einen zärtlichen Kuss gab.
"Ist alles in Ordnung mit dir?" fragte er besorgt. Inzwischen musste er leider zugeben, dass an Saturas Träumen manchmal mehr dran war als es schien. Es sorgte ihn, sie so aufgewühlt zu sehen.
Fast zu vorsichtig wog er sie ein wenig hin und her und küsste sie in unregelmäßigen Abständen auf Wangen und Mund.



14.07.2003 17:49#22
Satura Verwirrt sah sie zu Leon. War das wieder die Realität...? Es dauerte einige Zeit, bis sie den Traum vollends abgeschüttelt hatte, sich schließlich aus Leons liebevoller Umarmung wand und sich aufsetzte. "Ach..." murmelte sie. "War doch nur ein Traum..." Der junge Dieb sah sie prüfend an, doch ihre Augen zeigten nur die schmerzvolle Leere, die seit dem Ritual in ihnen Platz genommen hatte. Ihr Gesicht wirkte blaß; die Anstrengungen der letzten Zeit hatten sie doch mehr mitgenommen als gedacht.

Leon aber ließ nicht locker und bohrte nach, bis die hohe Amazone schließlich seufzend nachgab. "Nun gut... es war einfach nur seltsam, alles schien so fern... und dann tauchte aus dem Nebel plötzlich dieser alte Mann auf... er wirkte so eigenartig - gut, und er sprach, ohne den Mund zu öffnen: 'Mein Mädchen, erinnere dich... glaube ihm nicht...'" schilderte Satura ihm den Traum. "Und in diesem Moment... ließ er aus seiner Robe lauter kleine Dämonen frei, und..." sie hielt inne. Leon verstand, hielt sie fest in seinen Armen und streichelte sie zärtlich. Satura lehnte sich an seine Brust, genoß den beruhigenden Klang seines schlagenden Herzens und das regelmäßige Heben und Senken seines Brustkorbes. Sie hielt sich an ihm fest; verlangte sie zu viel von ihm? In letzter Zeit war sie sehr belastet, und sie merkte, wie Leon darunter litt.

"Lass uns aufbrechen." Sie stand abrupt auf und raffte ihre Sachen zusammen. "Was hilft es verdammt noch mal, hier herum zu sitzen und zu heulen... laß uns etwas tun. Ich bin das Gejammere leid... es muß einen Weg geben, dass..." Ja, was wollte sie denn eigentlich? Ihre Erinnerung finden... und wo findet man Erinnerungen? Sie schüttelte den Kopf ob dieser abstrusen Gedanken und lächelte Leon schwach an. "Lass uns ins Lager zurückkehren... ich möchte mich vorher noch mit anderen besprechen; irgendwie habe ich nach Sagittas Erzählung das Gefühl, wir sollten uns nicht alleine auf die Suche nach Chiaras Grab machen..."


14.07.2003 18:06#23
Skeleon Der Junge blickte sie mit misstrauischer Sorge an, nickte dann jedoch."Ja, du hast recht. Wir sollten vielleicht auch noch einmal die Priesterin Thaleiia aufsuchen. Denn sprach Sagitta nicht von der Magie der Donnra? Würde mich zu sehr interessieren, worum es sich dabei handelt." Leon hatte schließlich immer selbst als Sarias Opfer hergehalten und wusste darum natürlich nichts von ihrer Magie.
Der junge Dieb bot ihr den Arm an, doch sie lächelte nur flüchtig und stiefelte ihm voraus aus dem Zimmer. Leon warf einen letzten Blick auf die zerwühlten Laken, dann wandte er sich ebenfalls zum Gehen.
Sie möchte keine Schwäche mehr zeigen. kam es dem Dieb in den Sinn, als Satura ihm voran den Korridor entlang stapfte.
Er holte sie ein und legte ihr bestimmt den Arm um die Hüfte. Sie sollte nicht glauben, er würde sie alleine mit ihren Problemen lassen - selbst wenn sie das wollte, dachte er, ein wenig schmunzelnd.
Sie gingen die Treppe hinunter, erreichten die Schankstube und Satura wollte bereits weiterlaufen.
"Einen Moment noch!" meinte Leon, löste sich von ihr und schritt zu Sador hinüber. "Ist unser Frühstück angekommen?"
Daraufhin nickte der Wirt.
"Ist - mit ihr - auch alles in Ordnung?" fragte er, scheinbar aufrichtig besorgt. Leon nickte stumm - er wusste es selbst nicht.
"Hör mal, wir wollen möglichst bald aufbrechen. Kannst du uns das Essen nicht einfach als Verpflegung mitgeben?
Der Mann nickte freundlich, wandte sich ab und holte aus seiner Truhe ein paar Fressalien hervor: Schinken, Käse, ein Laib frisches Brot, ein wenig Milch in einer blechernen Kanne und - wie Leon grinsend feststellte - sogar dem Weinschlauch. Sador wickelte alles in einem großen, karierten Tuch ein und reichte es dem Dieb.
Der Wirt sorgte sich scheinbar wirklich um sie - fast tat es ihm leid, ihn beklaut zu haben. Kurzerhand fischte er in seinem Lederbündel nach dem Beutel mit Halbedelsteinen und reichte dem Mann ein Tigerauge.
"Nur ein kleiner Dank für eure Sorgen um Satura."
Freundlich lächelnd wandte er sich ab, schloss zu der Amazone auf und verließ gemeinsam mit ihr die Taverne. Der Dieb machte sich in Gedanken eine Notiz - er ließ wirklich nach, sah es schon kommen: er würde eines Tages noch einem Beruf nachgehen.
Mit einem Grinsen erinnerte er sich an den Beutel Goldstücke, der an seinem Gürtel baumelte. Das wog den Wert des läppischen Steinchens leicht wieder auf ...
Satura war recht schweigsam - scheinbar in ihre eigenen Gedanken versunken. Mit einem unterdrückten Seufzer ging der Junge weiter neben ihr her, versuchte nicht, sie wieder an sich zu ziehen. Er wollte sie nicht bedrängen.Als sie ein Stück Weges gegangen waren blieb er schließlich stehen und blickte die Amazone fragend an.
"He, wo gehen wir hin? Nach Khorinis geht es aber in die Richtung?!"


14.07.2003 19:08#24
Satura Er schreckte sie aus ihren Gedanken auf. "Ich dachte, wir gehen durch das Minental - vielleicht ist das der kürzere Weg." Die Worte flossen von ihren Lippen, als hätte jemand anderes sie ihr auf die Zunge gelegt. Aber warum eigentlich nicht... dachte sie. Vielleicht sind wir ja wirklich schneller. Schweigend setzte sie ihren Weg fort, Leons Einwände, der Weg wäre für sie beide allein viel zu gefährlich, in den Wind schlagend. Seufzend stapfte der junge Dieb ihr nach, sich beeilend, wieder zu ihr aufzuschließen. Er wußte, dass es keinen Sinn hatte, ihr gut zuzureden, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.

Eine so falsch scheinende Gleichgültigkeit setzte sich in Saturas Gedanken fest; sie war wie eine Maschine, die tat, weil sie mußte, nicht weil sie wollte. Sie spürte schon längst, dass das Loch in ihrer Erinnerung keine wirkliches Loch war, sondern ein fremder Gedanke, brutal über ihre Erinnerung gestülpt. Sie spürte ein ständiges Flüstern in sich, ohne die Worte zu verstehen. Es war ihr, als würden zwei verschiedene Mächte an ihrer Seele zerren... und wenn sie nicht Acht gab, würden sie sie zerreißen.

Ein leichter Wind war aufgekommen und fuhr durch ihr langes Haar, dass sie wie zumeist offen trug. Sie sah zu Leon, der stumm an ihrer Seite schritt, und bemerkte nicht zum ersten Mal in letzter Zeit den sorgenvollen Ausdruck in seinem Gesicht. Wie gerne würde sie ihm die Last abnehmen, doch sie trug selbst so schwer...

Bald erreichten sie den Paß, von dem aus ein abschüssiger Hang sich bis in das berühmt-berüchtigte Minental erstreckte. In der Ferne sah man die Umrisse einer Feste mit dem Horizont verschmelzen, und einen Fluß, der sich wie ein strahlend blaues Band durch die ansonsten so karge Landschaft zog. Ein Schauer lief der hohen Amazone den Rücken entlang; das Minental war eine staubige, tote Ebene... sie mußte unwillkürlich an das Gorthaer Schlachtfeld denken, und welche Schrecken dort auf nächtliche Besucher warteten.
Sie verspürte den Drang, das karge Tal möglichst schnell zu durchqueren. "Kennst du dich hier aus?" fragte sie Leon plötzlich. Sie wußte zwar ungefähr, in welche Richtung sie mußten, doch den genauen Weg kannte sie nicht.


14.07.2003 19:25#25
Skeleon Leon blickte auf und schüttelte stumm den Kopf, ehe er antwortete:"Seit ich mich erinnern kann stand die Barriere. Und ich war gut genug, nicht selbst dort eingelocht zu werden. Nach dem Fall der magischen Mauer war ich nur ein einziges Mal hier. Und dabei auch nicht weiter als vielleicht eine Viertelmeile vom Pass aus."
Er tat ein paar Schritte weiter in das schmale Tal hinein, das sich vom felsigen Durchlass aus in das eigentliche Minental hinabschlängelte, stetig breiter werdend, ehe es von dem schnellströmenden, in der matten Sonne schwach schimmernden Band durchschnitten wurde.
Über dem Tal schien ein dünner Dunstschleier zu hängen, der Licht und Wind ausgrenzte. Die Luft war kalt und dennoch stickig.
"Besser, wir beeilen uns. Ich möchte nicht hier im Tal übernachten. Und wir wissen wohl beide nicht, welcher der schnellste Weg ist ..."Ohne ein weiteres Wort setzte er sich in Bewegung und hing wieder seinen düsteren Gedanken nach.
Bis heute Morgen schien alles wieder so gut, so vollkommen zu sein. Doch nun? Aber aufzugeben war er nicht bereit. Zu tief lag sein Wunsch, Satura nahe zu sein.
Eine Weile stapften die beiden schweigend durch die trostlose, felsige Einöde des schmalen Tales, in dem der Pfad verlief. Die Erde schien zerschunden: Wo vormals saftige Grasbüschel gewachsen waren, konnte sich nun nur noch dorniges Gestrüpp und Unkraut auf dem brachen Land festsetzen. Abgesehen von einigen wenigen Vögeln, die lauernd ihre Kreise zogen, weit über den Köpfen der beiden, hörten und sahen sie kein Zeichen eines lebenden Tieres. Irgendwo in der massiven Festung inmitten des weit ausgedehnten Trogtales hielten sich Milizionäre und Ritter auf, irgendwo im Osten lauerten die Orks. Doch von alledem bemerkten die beiden nichts in der erdrückenden, düsteren Stille unter dem schwachen, kränklichen Licht der ausgesperrten Sonne.



14.07.2003 19:49#26
Satura In der bedrückenden Stille des Minentals rang Satura sich ein Lächeln ab, und nahm Leons Hand, bemüht, die düsteren Gedanken zu zerstreuen, die in ihren Köpfen herumspukten.
"Komm, lass uns zum Fluß hinunter laufen!" Sie zog ihn mit sich, und lachend liefen sie den steilen Weg hinunter, der zum Flußbett führte. Sie vergaßen alle Vorsicht, stolperten den Hügel hinunter und erreichten bald das kühle, plätschernde Wasser.

Satura beugte sich hinunter und schöpfte mit beiden Händen das erfrischende Naß in ihr erhitztes Gesicht. Sie betrachtete ihr Spiegelbild, und erschrak selbst darüber, wie schlecht sie aussah. Unter ihren Augen waren dunkle Ringe, und ihre Augen selbst... schienen so leer... Ein Steinchen löste sich unter dem Fuß der hohen Amazone und fiel plätschernd ins Wasser. Das Bild zerrann, und Satura erhob sich mühsam wieder.

Die Stille um sie herum schien ihr noch intensiver, noch absoluter geworden zu sein, und auch Leon horchte angestrengt in die Weite des Tales. Ein Rascheln in einem verdorrten Gebüsch am anderen Ufer ließ sie aufhorchen. Mit einem Mal waren all ihre Sinne angespannt, und stumm stupste sie Leon an, in die Richtung des Geräusches deutend.
Es war zu spät; ein schwarzer Schatten löste sich knurrend - "Ein Warg!" rief Satura. Sie erinnerte sich, das letzte Mal mit Milena ein solches Tier gesehen zu haben. Wie hatte die Amazone gesagt? 'Warge werden auch Orkhunde genannt... sie halten sich meist in der Nähe der Orks auf.'
Sirrend glitt ihre schlanke Klinge aus der verzierten Scheide, und Leon tat es ihr gleich.

Das Wasser spritzte auf, als zwei der häßlichen Tiere in den Fluß sprangen, auf das andere Ufer zuhaltend.



14.07.2003 20:16#27
Skeleon Die plumpen Kreaturen legten eine unvermutete Geschwindigkeit vor, als sie sich mit wilden Bewegungen durchs Wasser pflügten. Gischt spritzte auf, als sich der erste Warg auf ihre Seite des Flusses warf und knurrend näherte er sich langsam. Nur einen Moment später kam der zweite Orkhund hinterdrein und tat es ihm gleich.
Vorsichtig wichen Satura und Leon zurück.
Die beiden Warge hielten in ihrem Vormarsch inne und knurrten laut auf. Zähne wurden gebleckt, Speichel lief den Wesen aus den Lefzen und im nächsten Moment durchbrach lautes Gebell und Heulen die Stille des Minentals. Widerwärtig dröhnte Leon der Klang in den Ohren, seltsam verzerrt, seltsam falsch klangen die Stimmen der Warge.
"Was - nun?" wisperte er Satura abgehackt ins Ohr.
Im nächsten Augenblick fuhren beide herum, als sie hinter sich ein weitere Warge vernahmen. Drei weitere Orkhunde kamen mit langsamen, fast gemächlichen Schritten auf sie zugestapft.
Als wüssten sie ihre Beute sicher.
Der Junge fluchte leise - kehre deinem Gegner nicht den Rücken zu fiel es ihm siedendheiß ein. Er warf einen Blick über die Schulter und sah aus dem Augenwinkel, wie sich der Kreis langsam auch auf dieser Seite schloss. Satura bemerkte es ebenfalls und antwortete verspätet -
"Hier wegkommen." zischte sie ihm zu.
Die Amazone riss ihn an seinen Kleidern herum und stieß ihn ein Stück vor sich her, stürzte ihm nach und so versuchten sie, aus dem Kreis der Orkhunde zu entkommen. Kläffend und Knurrend jagten die Bestien hinter ihnen her, erzürnt, ihre sicher geglaubte Beute aus dem Kreis gelassen zu haben - aber die Menschen würden nicht weit kommen ... auf flinken, kurzen Beinen jagten sie hinter Leon und Satura her - der Dieb rief ihr im Laufen zu: "Wohin gehen wir? Hast du einen Plan?!"
Sie grinste hilflos.
"Weg von ihnen!"
Sie hasteten über Stock und Stein, immer dicht gefolgt von den Orkhunden. Sie schienen ausdauernd, schnell und wütend zu sein.
In ihrer Eile merkten Satura und Leon nicht, dass sie nach Norden liefen - weg von der Festung der Miliz, weg von dem Pass in Richtung Amazonenlager.


14.07.2003 22:21#28
Satura "Sie kommen näher!" rief Satura über das Kläffen der Warge hinweg. Keuchend rannten die beiden querfeldein - doch die Verfolger waren ihnen rein konditionsmäßig weit überlegen, und lange würden die Beiden das Höllentempo nicht mehr durchhalten können. Die hohe Amazone meinte schon, den heißen Atem der Tiere in ihrem Nacken spüren zu können...
Sie meinte, ihr rasender Puls müßte jeden Moment ihren Brustkorb sprengen, ihre Lunge schrie nach Sauerstoff und ihre Beine fühlten sich mittlerweile an wie zwei leblose Klumpen, die nur noch funktionierten, weil ein eiserner Überlebensdrang sie dazu zwang...

"Leon..." keuchte Satura nach Luft ringend, "Wir müssen sie überraschen... bleib stehen und dreh dich um, wenn ich jetzt sage!" Hektisch sah Satura sich um. Nicht weit vor ihnen tat sich eine hohe Felswand auf...
"JETZT!" rief sie, und die beiden Verfolgten drehten sich beide plötzlich um, ihre Klingen wiesen schräg nach vorne - und es trat genau das ein, was Satura gehofft hatte: die beiden ersten Warge konnten nicht mehr rechtzeitig stoppen und liefen ungebremst in die gezückten Schwerter der beiden; sie spießten sich selbst auf. Wären nicht noch die drei anderen Biester gewesen - Satura hätte sich angewidert abgewandt. So aber rief sie Leon zu: "Schnell, renn rückwärts, dass wir die Felswand im Rücken haben!" Er tat wie ihm geheißen; bald standen sie Seite an Seite mit dem Rücken an dem kalten Fels.

Satura nickte Leon aufmunternd zu. Die anderen drei Warge hatten sich vom Tod ihrer Gefährten nicht lange aufhalten lassen...



14.07.2003 22:34#29
Skeleon Leon atmete schwer, seine Klinge schwankte in seiner Hand unsicher auf und ab. Fest presste er sich gegen den Wall aus blankem Fels, der hinter den beiden aufragte.
Die verbliebenen Kreaturen jagten heran, sprangen über die beiden durchstossenen Leiber und stürzten mit Schaum vorm Maul, mit einer tödlichen Gleichmut auf Satura und ihn zu. Sie hatten Blut geleckt, und so es auch nicht das ihrer Beute war, das sich auf der durstigen Erde ausbreitete und sogleich versickerte, waren sie allein von dem Anblick in selbstmörderische Raserei verfallen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen hatten die Bestien zu den Verfolgten aufgeschlossen, stürzten noch immer umgebremst auf die beiden zu und brüllten laut auf, als sie zum Sprung ansetzten.
Leon tauchte zur Seite hin weg, als der Warg mit weit aufgerissenem Maul über ihn hinwegjagte und schwer mit der Felswand kollidierte. Ein zweiter bedrängte Satura, die jedoch geschickt auswich und ihm mit der Klinge in einem Zug den Rücken durchstach. Leon warf ihr nur einen kurzen Blick zu, ehe er sein eigenes Schwert herumriss und den Orkhund, der an ihm vorübergestürzt war, mit einem heftigen Schlag erledigte.
"Pass auf!" drang Saturas Stimme viel zu spät an sein Bewusstsein, schwer wie ein Felsbrocken auf Talfahrt traf ihn der muskulöse, nach Blut dürstende Leib des letzten Warges. Dumpf schlug er mit dem Schädel auf die Felswand auf und blieb einen Moment benommen liegen. Über sich sah er die Fratze des Wargs, wie er sich mit vor Speichel und Schaum tropfenden Lefzen über ihn beugte, er bleckte die langen, klauenförmigen Zähne -
Ein silbriger Blitz durchschnitt die Luft und der Orkhund stürzte seitlich weg, ein Schwall dunkelrotes Blut hinter sich herziehend.
Über ihn gebeugt stand Satura mit einem Lächeln da, die hell schimmernde Klinge auf Hüfthöhe gehalten. Dunkles Blut perlte von dem Stahl ab und der Junge warf einen Blick auf den getroffenen Warg. Seine Seite war mit einem einzigen Hieb aufgeschlitzt worden.
"Schönes Schwert ..." murmelte der Dieb noch immer etwas benommen, als Satura ihm aufhalf.



14.07.2003 22:56#30
Satura Sie warf ihm einen besorgten Blick zu. "Alles in Ordnung?" Leon nickte nur kurz. Während ihrer Flucht hatte sich die Sonne endgültig verzogen; ein abnehmender Mond erleuchtete schwach den nächtlichen Himmel. "Es ist schon dunkel... verdammt, ich hab keine Ahnung wo wir jetzt sind! Blöde Viecher..." Wütend trat sie gegen den leblosen Körper eines der Tiere. "Wir sollten nach einer Unterkunft Ausschau halten, eine Höhle oder so etwas in der Art..." meinte die hohe Amazone schließlich resignierend. "Vielleicht kann ist ihr Fleisch ja ganz genießbar... besser als Rattenfleisch sicher." Sie grinste ihn frech an und kniete sich kurzerhand neben eines der Tiere.

Es war recht schwierig, in der Dunkelheit einen Warg auszunehmen - doch um den Hunger zu stillen, sollte es reichen.
Suchend schritten die beiden die Felswand ab, hoffend, bald eine passende Höhle zu finden - die aber auch weit genug vom Ort des Gemetzels weg war; die stinkenden Kadaver würden mit Sicherheit einige ungute Zeitgenossen anlocken, die Satura nicht unbedingt in ihrer Nähe wissen wollte, wenn sie schlief.


14.07.2003 23:13#31
Skeleon Mit einigen Stücken frischem - und dennoch nicht wohlriechendem - Wargfleisch im Gepäck schritten die beiden die Wand ab. Der abnehmende Mond spendete nur wenig Licht und der Dunstschleier, der beständig über dem Minental zu hängen schien, tat sein Übriges. So dauerte es seine Zeit, bis der Dieb stehenblieb, Satura an der Schulter zurückhielt und mit der anderen Hand die Wand empordeutete."Siehst du das?"
Kaum erkennbar zeichnete sich ein dunkler Fleck von der fast schwarzen Granitwand ab, etwa fünf Meter über ihnen.
"Sieht aus wie ein Stolleneingang, oder nicht? Da oben wären wir außer Reichweite von irgendwelchen wilden Tieren oder sowas!"
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stapfte der Junge auf die Wand zu und begutachtete sie. Hier und da taten sich Risse und Vertiefungen auf, dort, wo die Erosion besonders hart gewütetet hatte in all den Jahren des langsamen Zerfalls. Flink kraxelte der Dieb ein Stück weit nach oben, hielt inne und spähte weiter in die Dunkelheit.
"Ja! Es ist eine Höhle. Hinter der Felskante ist ein kleiner Absatz und unter dem Überhang tut sich der Stollen auf!"
Ein paar Zentimeter kletterte er wieder hinab, ehe er den Rest mit einem Sprung abkürzte.
"Lass uns ein bisschen was zum Verfeuern sammeln und dann nach oben steigen, einverstanden?"
Satura blickte ein wenig skeptisch die Felswand empor, nickte dann aber. Schnell, fast hektisch rupften sie vertrocknete Grasbüschel hier und da aus - nach Holz blickten sie sich vergeblich um in der kargen Einöde, aber das tat es zur Not auch. Vorsichtig spähten sie in die Landschaft rund herum - doch nirgendwo regte sich etwas. Nur weit in der Ferne, etwa im Zentrum des Minentals schimmerte schwacher Feuerschein zu ihnen herüber. Ein Wachtfeuer, wie Leon annahm.
Als sie genug Reißig und Stroh in ihre Taschen gestopft hatten wollte sich der Junge wieder an den Aufstieg machen.
"Ist nicht schwierig, achte nicht auf die Höhe sondern schaue einfach vom einen Halt zum nächsten. Ehe du's dir versiehst bist du oben!"
Lächelnd blickte er sie noch einmal an, ehe er die ersten zwei Meter erkletterte und damit schon fast die Hälfte hinter sich gebracht hatte. Er blickte zu Satura zurück und wartete auf sie.



14.07.2003 23:46#32
Satura Na toll... Klettern sollte sie jetzt auch noch... Aber Leon hatte Recht, dort oben würden sie vor unangenehmem Besuch geschützt sein, und so machte sie sich seufzend daran, die Felswand zu erklimmen. Sie suchte Halt in den Rissen und Spalten des Steins, und bei der Gelegenheit fiel ihr auf, dass sie unbedingt etwas in Sachen Geschicklichkeit lernen müßte... dann würde sie sich nun nämlich wesentlich leichter tun.

Leon schien sich ein Grinsen ob Saturas zunächst vergeblichen Versuchen, die widerspenstige Wand zu bezwingen, nicht verkneifen zu können, bot ihr aber seine Hand als Hilfe an - was sich als Fehler erwies, denn die hohe Amazone warf ihm nur einen giftigen Blick zu. "Ich - schaff - das - schon!" presste sie wütend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als sie sich das letzte Stück der Wand emporhievte. Völlig geschafft ließ sie sich auf den Boden der kleinen Höhle fallen. "Ich rühr heut keinen Finger mehr..." meinte sie schnaufend, machte sich aber dann doch daran, ein kleines Feuerchen zu entzünden, über dem sie das stinkende Hundefleisch braten könnten.

Die Höhle erwies sich als gut gewählter Schlafplatz; nicht nur, dass man durch die erhöhte Lage einen Ausblick auf den klaren Sternenhimmel hatte, bald tat sich am Boden einiges; ein Huschen und Rascheln von großen und kleinen Füßen...Satura kuschelte sich an Leon und küßte ihn zärtlich. Ihre Hand strich durch sein zerzaustes Haar, und vorsichtig befühlte sie seine Stirne, auf der sich eine kleine Beule gebildet hatte. Vorsichtig küßte sie die Verletzung. "Das du dir auch immer weh tust..." sie lächelte ihn an.
Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und knabberten an dem aromatischen Wargfleisch, dass wesentlich besser schmeckte, als sein Geruch hatte vermuten lassen.



15.07.2003 00:02#33
Skeleon Achtlos warf der Junge die knöchernen Überreste des Mahls zum Stolleneingang heraus, leise raschelnd kamen sie im strohigen Untergrund auf und blieben dort liegen.
Unsauber wischte sich Leon mit dem Handrücken über den Mund, woraufhin Satura ein wenig die Augen verdrehte. Diskret ignorierte der Dieb das und zog sie stattdessen noch ein Stückchen näher zu sich - eine seltsame Kälte schien vom Grund des Talkessels aufzusteigen und sich ihren Weg die Felswand empor zu bahnen und Leon wollte Saturas Nähe spüren. Er gab ihr einen zärtlichen Kuss und sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Vor ihnen prasselte leise und beruhigend das Feuer. Der Dieb fühlte sich schläfrig und strich Satura geistesabwesend durchs Haar - als die sich plötzlich wieder aufrichtete."Was ist denn?" nuschelte der Dieb missmutig - ohne es zu merken wäre er beinahe eingenickt. Satura grinste vielsagend, schwieg jedoch, kramte ein wenig in ihren Taschen und förderte das Paket Sagittas zu Tage.
"Na, wollen wir's aufmachen?" griente die Amazone.
Ohne eine Antwort abzuwarten riss sie an den dünnen Kordeln herum, die das lederne Bündel zusammenhielten.



15.07.2003 18:38#34
Satura Neugierig öffnete Satura das sorgsam eingewickelte Päckchen. Darin befanden sich drei Schriftrollen, zwei Tiegelchen und zwei Heiltränke. Einer der Tiegel trug die Aufschrift: "Blutstillend", der andere "Für müde Beine". Die hohe Amazone ließ die beiden Salben lautlos in einem der Beutelchen an ihrem Gürtel verschwinden. Bei der ersten Schriftrolle handelte es sich um eine vergilbte Karte, auf der in alter Schrift kunstvoll gemalte Zeichen die Orte beschrieben. "Sieh mal!" Sie wedelte mit dem Pergament vor Leons Nase herum. Die zweite Schriftrolle schien neuer zu sein, und im schwachen Licht des erlöschenden Feuers begann Satura zu lesen. "Hm, das ist eine Abschrift der Legende um Chiara..." Die hohe Amazone runzelte nachdenklich die Stirn. "Anscheinend hat Sagitta sie aus einem Buch extra für uns abgeschrieben..." Sie legte die Rolle zur Seite und öffnete auch die letzte.
Das Feuer war nun endgültig am Erlöschen, und das einzige, was Satura noch erkennen konnte, waren aufwändig gezeichnete, fremdartige Symbole, die den Rand der Rolle säumten. Achselzuckend ordnete sie den Inhalt des Päckchens wieder feinsäuberlich zusammen und kuschelte sich an Leon.

Irgendwann mussten sie wohl eingeschlafen sein, denn als Satura ihre Augen wieder öffnete, war die Unterkunft von hellem Tageslicht geflutet.


15.07.2003 19:14#35
Skeleon Der Junge murmelte unwillig vor sich hin, als Satura ihn sanft an der Schulter zog.
"Komm, aufwachen!" raunte sie ihm lächelnd zu. "Ist noch ein weiter Weg. Vor allem müssen wir den Weg erst wiederfinden!"
Seufzend richtete Leon sich auf und spähte umher. Helles Tageslicht beleuchtete die Höhle, in einer kleinen Versenkung lagen noch die Überreste des Lagerfeuers, sein Lederbündel lag in einer Ecke.
Und Satura machte sich abmarschbereit.
Noch immer nicht ganz munter richtete er sich auf, packte sich seinen improvisierten Rucksack auf den Rücken und folgte Satura, die eben auf den kleinen Absatz vor der Höhle hinausgetreten war. Er machte einen Schritt und stand nun neben ihr.
Gemeinsam spähten sie durch die dunstigen Schlieren, die über dem Minental hingen und versuchten, irgendwelche Anhaltspunkte ihres Zieles ausfindig machen zu können.
Leon blickte zum Himmel empor - die Sonne stand hoch, bleich und kränklich im Südosten. Das Licht, dass durch die Bewölkung drang war auf eigentümliche Weise grell, fast schmerzhaft.
Leon wandte den Blick wieder ab und deutete auf eine Felsspitze, die ein Stück weiter westlich aufragte.
"Ich glaube, daran können wir uns orientieren, auch wenn die Sonne wandert!"Satura war einverstanden - so hoch aufragend, wie das natürliche Monument aus verwittertem Granit wirkte, würden sie es auch von der tiefsten Talsohle aus noch erkennen können.
Flink wie ein Affe kraxelte der Junge die Felswand wieder herunter, blieb unten stehen und wartete auf Satura. Sie kam nicht gerade schnell voran, doch nun, im Sonnenlicht bewegte sie sich doch ein ganzes Stück sicherer als noch gestern Abend.
Als sie beide wieder den ausgedörrten, erdigen Boden unter den Füßen hatten, wandten sie ihre Blicke gen Süden, wo die Felsnadel klar und deutlich in den Himmel stach.
Sie nickten einander zu - und stapften davon, Richtung Süden.


15.07.2003 20:14#36
Die Orks Die wulstigen Augenbrauen zogen sich ein Stückchen über den gelben Pupillen zusammen, während der Orkkrieger vorsichtig hinter dem Felsen hervorlugte, hinter dem er in Deckung gegangen war.
„Und?“, fragte Kar’Garak hinter ihm, doch Me’Tal hob nur ruckartig die Hand, um seinen Begleiter zum Schweigen zu bringen. Der Elitekrieger strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht, seine langen, ungepflegten Zotteln fielen ihm locker auf die gepanzerten Schultern.
„Nur zwei...“, knurrte er schließlich, er sah nicht wie Kar’Garak nickte, doch er konnte es sich denken. Seine Hand schloss sich ein wenig fester um den Griff seiner schartigen Axt, die aufgrund der Tatsache, dass er sich nie die Mühe machte, seine Waffe von Blutspuren zu reinigen, eine rostrote Färbung angenommen hatte. Noch einen Augenblick wartete er, dann sah er zu seinem Gefährten, der ebenfalls mit erhobener Waffe bereitstand...
Ansatzlos stürmte der Elitekrieger nach vorn, Kar’Garak folgte ihm. Me’Tals kalte gelbe Augen fixierten die beiden Menschen. Die Panzerplatten seiner Rüstung schabten metallisch aneinander, die Schritte des Orks wirbelten kleine Staubwolken auf, seine schweren Kampfstiefel hinterließen deutliche Abdrücke im trockenen Boden.
Das Klingenblatt seiner Axt flog kurz über dem Boden dahin, bereit, im nächsten Moment hochgerissen zu werden und Bäuche aufzuschlitzen...



15.07.2003 20:56#37
Skeleon Leon warf Satura einen Blick zu und lächelte sie an. Trotz aller Widrigkeiten kamen sie gut voran und der Junge hatte das Gefühl, alle Probleme der Welt mit einem einzigen Fingerzeig aus dem Weg räumen zu können. Wenn sie nur dieses widerliche Tal hinter sich brächten - das heulen des eisigen Windes, der matte und doch schmerzende Schein der kränkelnden Sonne, die durstige, tote Erde - Leon lief ein Schauer den Rücken hinunter. Er war froh, wenn er hier wieder rauskam, zusammen mit Satura.
Ein wenig verwirrt war er noch von ihrem Besuch bei Sagitta - sie sagte, 'geht das Schwert suchen' und prompt brachen sie auf, ließen alles stehen und liegen und stapften nun durch diese gottverlassene Einöde. Immerhin lenkte diese Aufgabe die Amazone von ihrem Verlust ab. Ihm selbst war das bisher nicht gelungen, zu deutlich war seine Erinnerung an den Augenblick, als sie an ihm gezweifelt hatte, ihre Abscheu schien ihrem Innersten entstammt zu haben. Aber vielleicht war da noch mehr, als Leon erkennen konnte. Er seufzte schwer und suchte ein wenig zittrig Saturas weiche Hand. Er drückte sie sanft und war glücklich, sie den Druck erwidern zu fühlen ... er war trotz allem so froh, sie zu haben ...
Ein paar Meter stapften sie schweigend weiter nebeneinander her, Hand in Hand. Ein merkwürdiges Geräusch ließ Leon aufblicken - und abrupt stehenbleiben. Seine Hand krallte sich schmerzhaft in die, Saturas, unwillig riss sie sich los, warf ihm einen verwirrten Blick zu und sah dann den Grund für Leons Verhalten: Von einem felsigen Steinhang stürzten zwei riesenhafte, furchteinflößende Gestalten auf sie zu. Wild schwangen sie ihre fast mannshohen Äxte durch die Luft, stampften bei jedem Schritt gewaltig auf die steinige Erde und brüllten laut auf, als sie sahen, dass ihre Beute sie bemerkt hatte. Leons Blick haftete sich an ihre schwere Rüstungen, dann an ihre olivgrüne, von Adern und Muskeln durchzogene Haut.
Der Dieb stieß Satura ein Stück vor sich her, weg von den heranstürmenden Orkkriegern.
"Lauf!" brüllte er über den allgemeinen Lärm hinweg.
Steine kullerten den Hang hinab, zischend durchschnitten die groben Äxte die Luft, bei jedem Schritt der Orklinge erbebte die Erde und ihre Kampfschreie überstiegen das alles noch um Welten. So schnell sie ihre Beine tragen konnten hasteten die beiden davon - Hunde zu bekämpfen war eine Sache, doch sich mit zwei ausgewachsenen, schwer bewaffneten und in genau diesem Moment auf sich zu donnernden Orkkriegern anzulegen, eine ganz andere.
Leon stolperte in vollem Lauf an Satura vorbei, sprang über einen Felsblock hinweg und blickte auf, als Satura es ihm gleich tat. Keuchend blieben sie einen Moment stehen. Hatten die Orklinge gesehen, wohin sie geflohen waren? Der Dieb wagte es nicht, über den Rand ihres Versteckes hinauszublicken. Aber hierbleiben konnten sie auch nicht.
"Komm!" zischte er Satura zu, warf sich flach auf den Boden und kroch ein Stück weg von dem Felsblock. Wachsam sah er sich um, verharrte einen Moment und lauschte.
Nichts.
Lauerten die Bestien bereits auf sie?
Vorsichtig kroch der junge Dieb weiter, in ein Dornengebüsch hinein. Er blickte sich um, nickte Satura zu und sie folgte ihm nach.
"Was sollen wir jetzt tun?" fragte Leon die Amazone. "Sie werden nach uns suchen! Oder sich in genau diesem Moment heranschleichen."
Ein Geräusch ließ den Dieb herumfahren - eine kleine Eidechse huschte durch das Gestrüpp davon.
Nur einen Moment später sprang eine riesenhafte Gestalt über den Felsblock hinweg, unter dem sich die beiden vorhin versteckt gehalten hatten. Dumpf schlugen ihre schweren Stiefel auf dem staubigen Boden auf.
"Kar'Garak! Nur'tu ke Brok'Dar!" brüllte der Orkling. Nur einen Moment später brach der zweite Krieger aus einem Gebüsch hervor. Leon und Satura blieben unbeweglich liegen und beobachteten sie aus ihrem eigenen Versteck heraus. Fast sah es aus, als würden die Orks schnüffeln - ihre Nüstern blähten sich weit und wurden mit aller Gewalt zurückgesogen. Langsam näherten sich die beiden Krieger dem Versteck, in dem Satura und Leon noch immer regungslos lagen.Nur noch wenige Schritte war der erste Ork von dem Gebüsch entfernt, als der andere plötzlich etwas grunzte, das entfernt an Worte erinnerte."Ko raschor. Me'Tal rak." murmelte er. Der erste Krieger blickte auf und sah ihn undeutbar an. Schließlich nickte er, wobei seine Axt fast den Boden berührte. Er legte eine Pranke an sein Ohr und lauschte angestrengt. In unerwartet sanften Bewegungen wandte er sich unterschiedlichen Richtungen zu, es sah beinahe aus, als ob er schunkelte, bis er plötzlich inne hielt. Aus der Ferne drang leises, seltsam verzerrtes Gebell an seine Ohren. Hatten die Köter etwas entdeckt? Unschlüssig standen die Krieger auf dem leeren Platz zwischen Felsblock und Dornengestrüpp. Sollten sie nachsehen gehen? Oder versuchen, die Spur der beiden Menschlinge wieder aufzunehmen.
Diese wagten es in diesem Moment nicht einmal, zu atmen ...



15.07.2003 23:00#38
Die Orks Me’Tal kniff die gelben Augen zusammen, ein leises Knurren entrang sich seiner Kehle. Der Ork ließ seinen Blick über die Landschaft streifen. Eines musste man den Menschen lassen – weglaufen, das konnten sie...
Und jetzt spielten irgendwo die Hunde verrückt. Die Paladine? Vielleicht planten die mal wieder einen Ausbruchsversuch. Diese Narren. Jetzt stellte sich nur die Frage, ob sie die beiden Flüchtlinge weitersuchen sollten oder ob sie sich zur Burg begeben sollten...
Der Ork strich sich mit der prankenartigen Hand über das schmierige Haar, seine Axt lag locker in seiner Hand. Erneut spähte er in die Runde. Sie mussten ganz in der Nähe sein, er konnte die beiden Menschen ja schon fast riechen. Und wieder bellten die Hunde in der Ferne...
„Scheißviecher...“, knurrte Me’Tal und dachte einen Moment lang nach.„Sieh nach was die Köter haben, ich suche weiter.“, wies er schließlich seinen Begleiter an, ohne sich zu diesem umzudrehen. Der Krieger zögerte einen Moment, lief dann aber los.
Mehr oder weniger zufrieden setzte Me’Tal seine Suche fort, horchte, schnüffelte, spähte konzentriert in die Umgebung. Bis sein Blick auf einen kleinen Felsvorsprung fiel.
Der Elitekrieger verzog die gesprungenen Lippen zu einem hämischen Grinsen, das seine großen, unregelmäßigen gelben Zähne entblößte.
Seine Hand schloss sich fester um den Schaft seiner Schlachtaxt.Langsam näherte er sich dem Felsen...



15.07.2003 23:24#39
Satura Die Nerven der hohen Amazone waren bis zum Zerreißen gespannt, als sie die klobige Gestalt des Orks hinter dem Felsblock auftauchen sah, hinter dem sie sich eben noch versteckt hatten. Zuerst hatte sie Leon noch verlucht, ob seiner blöden Idee, sich in einem Dornenstrauch zu verstecken... doch ein paar Dornen in den Händen waren immer noch besser als ein Orkschwert zwischen den Rippen.
Wieder und wieder sog der Ork tief die Luft ein, schmeckte sie, und suchte den Geruch der Menschen herauszufiltern.
"Wo ist der andere hin?" flüsterte Satura leise. Leon deutete ein "Keine Ahnung" an, und ließ seinen Blick prüfend über die Ebene streifen. Nichts, hier war einfach nichts, ausser ein bisschen Gestrüpp und Felsen...
Saturas Herz pochte so heftig, dass sie das Pulsieren bis in den letzten Winkel ihrer kleinen Zehe spüren konnte. Ihr Körper war angespannt, und ihr Atem kontrolliert flach.

"Es ist nur noch einer..." flüsterte Satura. "Lass uns fliehen... ich hab eine Idee!" Leon sah sie verständnislos an, doch sie nickte nur bekräftigend. Langsam und vorsichtig, um möglichst kein Geräusch zu verursachen, glitt ihre Hand in eines ihrer kleinen Beutelchen. Eine dicke, harte Dorne bohrte sich unbarmherzig in die weiche Haut, und sie musste ihre Zähne aufeinanderpressen, um sich nicht durch einen Schmerzenslaut zu verraten.
Sie zog langsam den kleinen Behälter mit reinem Alkohol hervor, den sie zur Wunddesinfizierung immer mithatte und gab ihn Leon. Dann krümmte sie sich vorsichtig, um ihren Stiefel zu erreichen, in dessen Geheimfach sich die Feuersteine befanden... "Es muss sehr schnell gehen..." flüsterte sie erneut. Du muss ihn treffen, sodass der Alkohol sich über ihn ergießt..." Leon nickte - er schien zu verstehen.

Satura sah ihn noch einmal fest an, schlug die beiden Steine dann heftig aneinander, sodass die Funken flogen, und entzündete den Alkohol...


15.07.2003 23:55#40
Skeleon Im selben Moment schleuderte der Junge den tönernen Tiegel in hohem Bogen von sich - eine blaue Stichflamme schoss daraus hervor, leckte über den Rand des Behälters und umschlug ihn in gleißendem Blau. Nur einen Sekundenbruchteil später zersplitterte das brüchige Gefäß an der eisernen Rückenpanzerung des Orkkriegers. Brennender Alkohol spritzte in alle Richtungen davon, troff zu Boden und entzündete unzählige kleine Feuerchen. Das verdörrte Gras brannte wie Zunder.
Die Flüßigkeit, die auf dem Rücken des Orklings zurückgeblieben war brannte nun lichterloh, helle Flammen loderten auf, dicke Rußschwaden kräustelten sich empor - der Krieger wusste nicht, wie ihm geschah.
Wütend um sich schlagen versuchte er die Flammen zu ersticken, warf sich zu Boden, inmitten der kleinen Feuerhölle, die der restliche Alkohol entfacht hatte. Grunzend rollte sich der Krieger beiseite, sprang auf und taumelte ein Stück weit, ehe er sich wieder fing. Von der leeren Fläche schlugen nun die Flammen über auf das Dornengestrüpp, in dem sich Satura und Leon verborgen gehalten hatten.
Blitzschnell sprangen sie auf und jagten davon, während der Orkling verzweifelt versuchte, seine zottige Haarpracht zum Verlöschen zu bringen."Kar'Garak! Drukar Ikno!"
"Iknorr!" dröhnte es hinter den beiden Flüchtenden.
"Das wäre fast schiefgegangen!" rief der Junge Satura im Rennen zu. "Fast wären wir selbst gebraten worden!"
"Aber eben nur fast." griente Satura neckisch und Leon erwiderte ihr schelmisches Lächeln. Er ergriff ihre Hand und gemeinsam stürzten sie davon, weg von den leiser werdenden Wut- und Schmerzschreien des Orkkriegers, auf die Felsenspitze im Süden zu.
Me'Tal indessen hatte sich seine Mähne in einem Haufen staubigem Sand erstickt. Der Alkohol auf seiner Rüstung war verbrannt, nur Schrecken und Verwirrung und leichte Verbrennungen an der grünlichen Kopfhaut waren zurückgeblieben.Er sah zurück zu der Stelle, wo die Menschen versteckt gelegen haben mussten - das Gestrüpp war verbrannt, die verdorrte Erde verkohlt - die Spuren verwischt.Der Krieger entließ einen grausigen Schrei des Hasses in die dunstige Luft des Minentals. Satura und Leon blickten verwirrt und fast verängstigt zurück - und beschleunigten ihren Schritt.
Die Menschen würden bezahlen.
Mit einem heftigen Schlag seiner Axt ließ er den Felsblock, hinter dem sich die beiden versteckt gehalten hatten, zerbersten. Schweren Schrittes stapfte er davon, Kar'Garak hinterher - die beiden Menschen konnte er nicht mehr einholen, das wusste er. Aber in ihrer Festung saßen noch mehr dieser feigen Bastarde. Sie würden büßen, für die Schande, die ihre Brüder über den stolzen Me'Tal gebracht hatten.
Mit erhobener Axt trottete er den Pfad in Richtung Festung davon.


16.07.2003 07:47#41
Satura Sie wußte nicht, wie lange sie durch die staubige Einöde gelaufen waren; irgendwann blieben sie erschöpft stehen, schwer atmend und müde. "Ich glaube, die haben wir abgehängt." sagte Satura schnaufend. Die Sonne war bereits untergegangen, und die Geräusche der Nacht erfüllten das Tal. "Ich fürchte fast, wir müssen noch eine Nacht hier verbringen." Sie seufzte - sie war nicht besonders angetan von der Vorstellung, hier zu übernachten - allerdings war der Gedanke daran, sich in der Dunkelheit zu verirren auch nicht unbedingt besser. "Morgen werden wir uns an der Sonne orientieren, und einen Weg in das Lager finden. Aber heute bin ich wirklich zu müde..."

Leon nickte, und nach einiger Zeit fanden sie auch einen passenden Unterschlupf für die Nacht - eine kleine, moosbewachsene Mulde, von der Krone eines mächtigen Baumes vor Wind und Wetter geschützt. "Ich werde wachen." sagte die hohe Amazone, als Leon Bedenken wegen dem umherstreifenden Getier äußerte. "Ich wecke dich dann, dass auch ich etwas Schlaf bekomme, ja?" Der junge Dieb nickte und legte sich nahe an sie in das weiche, duftende Moos.

Die Nacht war voller Geräusche, doch keine Gefahr näherte sich dem kleinen Lager. Lange saß Satura da, starrte auf den Sternenhimmel oder in die undurchdringliche Dunkelheit und hing ihren Gedanken nach. Leon schnarchte leise, und ein zufriedener Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Sie küßte ihn sanft, sodaß er nicht erwachte, und lächelte. Morgen würden sie ins Lager zurückkehren.


16.07.2003 11:29#42
Skeleon Noch immer in tiefster Nacht wurde Leon schließlich sanft von der Amazone geweckt. Er lächelte noch etwas schläfrig, richtete sich auf, rieb sich den Schlummer aus den Augen und gab ihr einen innigen Kuss. Er stapfte hinüber zu einem abgeflachten Felsblock, von dort sah er zufrieden zu, wie sich Satura auf dem Moos bettete. Nur wenige Momente später hatte der Schlaf sie bereits übermannt - und sie kuschelte sich tiefer in das trockene Stroh. Der Dieb indessen ließ seinen Blick schweifen - fast vollkommene Dunkelheit umgab sie, nicht einmal die Orks würden sie hier ausfindig machen können. Doch am Himmel strahlten klar die Sterne, auch wenn ihr Licht nicht reichte, den Erdboden zu erhellen. Der abnehmende Mond beleuchtete die Szenerie nur schwach und die Schatten erschienen in dem fahlen Licht nur noch schwärzer. Dennoch - jetzt, bei Nacht atmete Leon erleichtert auf. Die Luft war kühl und frisch und der dunstige Schleier schien sich aus dem Talkessel erhoben und verflüchtigt zu haben.
Eine Weile saß der Dieb schweigend da, kratzte mit seinen Stiefeln willkürliche Muster in den staubigen Boden, als ihn sein Blick gen Osten führte. Fast übergangslos schien sich hinter den hoch aufgetürmten Felskuppen ein sanftes Licht zu schleichen. Er starrte das Schauspiel wie gebannt an - unmerklich wurden die Felsspitzen im Kontrast dunkler, der Himmel dahinter nahm ein weißliches, helles Gelb an und von einer Sekunde auf die andere erhob sich der schimmernde Feuerball, Leon kniff geblendet die Augen zusammen und wandte seinen Blick ab. Mit jeder Minute breitet sich der Lichtschein aus, huschte über Hügel und Bergrücken und füllte alsbald das ganze Tal mit fahlem, kühlen Licht. Der junge Dieb blickte zu Satura - sie schlief, ruhig und entspannt. Er war froh, sie so und nicht anders vor sich zu sehen. Ein wenig trübsinnig dachte er an den Morgen in der Taverne ...
Schweigend erhob er sich von seinem Felsbrocken, stapfte langsam zu der Amazone hinüber und blieb stehen, ein wenig über sie gebeugt. Mit einem Lächeln kam er ihrem Gesicht noch ein Stück näher, gab ihr einen zärtlichen Kuss und strich ihr über die Wange - sie schien die Berührung kaum zu bemerken. Ein wenig unsanfter ruckte er ihr an der Schulter und schämte sich fast, ihre wohlverdiente Ruhe zu stören ...
Sie schlug die Augen auf und blickte ihn aus zusammengekniffenen, schläfrigen Augen an.
"Ich glaube, es ist Zeit, dass wir weitergehen ..."



16.07.2003 20:06#43
Satura Widerwillig schlug sie ihre Augen auf, und nur seufzend folgte sie Leon, der voller Energie vorausging. Frühstück fällt wohl aus...
Es war noch früh morgens, als sie losgingen; die Sonne hatte gerade erst ihre ersten zarten Fühler ausgestreckt, doch der strahlend blaue Himmel war ein Vorbote für einen heißen Tag...

Dank der Karte, die Sagitta in ihrem Päckchen beigelegt hatte, konnten sie nun auf den Weg zurückfinden - und stellten fest, dass sie sich ordentlich verlaufen hatten, auf der Flucht vor den Wargen und vor den Orks. Es dauerte den ganzen Vormittag, bis sie wieder zu dem Fluß zurückkamen, an dem Satura sich gelabt hatte. Sie nutzten die Gelegenheit, unter dem Schatten eines Baumes Zuflucht vor der sengend heißen Mittagssonne zu suchen, ihre müden Füße im frischen Wasser abzukühlen und die Wasserschläuche aufzufüllen.
Sie ruhten ein wenig, bevor sie den Marsch durch die verdörrte Ebene fortsetzten.

Wie froh war Satura, als sie am frühen Abend und ohne weitere Erschwernisse orkischer Art die Bergkette erreichten, die sie vom Amazonenlager trennte. Nun würde es nicht mehr lange dauern, und sie würde zu Hause sein. Und tatsächlich war für sie, die Heimatlose, das Lager ein Ort der Zuflucht und der Ruhe geworden, so sehr, dass sie am liebsten die Amazonen am Tor, die Wachdienst hatten, umarmt hätte. Sie beherrschte sich aber, grüßte nur freundlich. "Es ist schön, wieder hier zu sein."

Von dem langen Marsch ermüdet und ausgelaugt steuerten Leon und Satura den Speisesaal an, sich auf ein kühles Bier und eine kräftige Mahlzeit freuend.


18.07.2003 00:55#44
Satura Ihr Herz? Nun, Satura konnte sie gut verstehen... ihr wäre es zwar lieber gewesen, mit Melliandra selbst zu sprechen, aber die Zeit drängte.Die kleine Gruppe aus Abenteurern verließ das Amazonenlager und wandte sich gen Norden. Blutfeuer kannte die Gegend, und der auf der Karte verzeichnete Ort schien ihr auch etwas zu sagen. Nun, wenn es gut ging, so würden sie morgen abend vielleicht schon am Grab sein, und dann übermorgen wieder hierher zurückkehren, dachte Satura beschwingt. Eine dunkle Ahnung in ihr allerdings belächelte diesen Selbstbetrug.

Der Mond hatte in den letzten Tagen an Kraft gewonnen, und sein sanftes Licht zeigte ihnen den Weg. Das Minental schien einen Großteil seiner beängstigenden Ausstrahlung verloren zu haben, jetzt, wo Satura sich in einer Gruppe geschützt wußte.
Eine Zeit lang ließ sie sich verträumt von ihren Gedanken leiten, die sich das wundervolle Schwert Drachenfeuer in Gedanken ausmalten, dann glitt ihr Blick wieder in die Realität zurück, und das in der Ferne sich erhebende Bergmassiv schien ihr drohender, als sie es je empfunden hatte.



18.07.2003 01:23#45
manmouse Kühl blies der Wind der Gruppe um die Nase und in der Ferne waren die Schreie von Nachtvögeln auszumachen. Alles in allem war die Gegend gespenstisch.Leise vor sich hinstapfend schlich der junge Wanderer neben Lehna und Jori hinter den ganzen Frauen her. Blutfeuer bildete mit Saria die Vorhut, während Leon neben Satura herschritt, was an sich auch nichts verwunderliches wahr.Dadurch das die eine Amazone abgesagt hatte waren sie nur noch zu siebend, aber das konnte nur von Vorteil sein, wenn die Gruppe möglichst klein blieb. Wer wusste schon ob sie auch alle an einem Stück wieder zukehren würden.Im hellen Mondlicht bot die trockene Einöde des Minentals einen Atemberaubenden Anblick. Wuchtige blattlose verknöcherte Sträucher säumten ihren Weg eine Zeitlang und Esteron rechnete jeden Moment damit, das irgend ein hungriges Vieh aus ihnen neugierig herausspringen würde. Zum Glück wurde der junge Mann aber eines besseren belehrt und so kamen die Frauen mit den drei Männern im Gepäck ohne jegliche Zwischenfälle voran.
Kurz nach Mitternacht blieben die Frauen plötzlich stehen und der Wanderer wäre Leon beinahe verträumt in die Stiefelhacken gelaufen, wenn ihn Lehna nicht zurück gezogen hätte. Esteron war es nicht gewohnt bei Nacht durch die Gegend zu wandern, und er spürte schon jetzt, das noch einiges auf ihn zukommen würde, mit dem er eigentlich nicht gerechnet hatte, als er Satura und Lehna die Zusage erteilt hatte.



18.07.2003 01:43#46
Satura Eine schier unendliche Weite dehnte sich links und rechts des Weges aus, eingezwängt zwischen dem mächtigen Felsmassiv, das sich drohend im Nordosten erhob und dem Meer. Bizarr anmutende Felsformationen in der Ebene wirkten wie zufällig gestreute Anhaltspunkte in dem weiten Dunkel.

Und irgendwo in dem lebensfeindlichen Nichts bewegte sich ein kleiner Trupp leichten Schrittes auf die Berge zu. Es war wohl kurz nach Mitternacht, als eine leerstehende Höhle sich als Unterkunft anbot.
"Laßt uns hier rasten," schlug Satura vor. "Ich werde die erste Wache übernehmen." Blutfeuer bot sich für die zweite Schicht an. Es wurde beschlossen, kein Feuer zu entzünden, denn die Nacht war klar und lau, und die Höhle, die sich in einen Ausläufer der Bergkette bohrte, bot Schutz vor Wind und Wetter.
Das anfängliche Flüstern der Gefährten verstummte bald; ausgelöscht von Müdigkeit, untergehend in dem leisen, regelmäßigen Atem der Schlafenden. Satura warf noch einen Blick zu Saria, die sich scheinbar aufgekratzt von einer Seite auf die andere wälzte, und erst spät einschlief.

Die hohe Amazone bezog ihren Posten nahe des Höhleneingangs und starrte in die Nacht. Eine angenehme Stille hatte sich über die Gruppe niedergelassen.


18.07.2003 08:37#47
Skeleon Leon saß eine Weile im Schatten des Stollens und spähte zum Höhleneingang, wo sich Satura, hoch aufgerichtet, auf ihren Wachtposten begeben hatte. Er seufzte ein wenig, legte sein Lederbündel leise klappernd ab und kroch durch die Reihen der Gefährten, bis er auf gleicher Höhe mit Satura war.
Noch immer schweigend erhob er sich, gab ihr wortlos einen Kuss auf die Wange und lehnte sich locker gegen die Felswand, hier am Abbruch der Höhle. Eindringlich, fast skeptisch musterte er sie.
"Warum schläfst du nicht?" raunte sie ihm im Gegenzug zu.
"Ich kann später noch genug Zeit verschlafen." meinte er lächelnd. "Ich will dich neben mir wissen, Liebes."
Fast beiläufig warf er einen Blick hinaus in die schroffe Wildnis der Gebirgslandschaft.
"Bitte sage mir, warum du Saria mitnehmen wolltest."
Er legte seinen Kopf schief und sah sie fragend an. Als sie nicht gleich antwortete fuhr er fort.
"Weißt du, seit der Sache mit der ... Verzauberung bin ich uneins über sie. Sie könnte mich nochmal verhexen und ich wüsste es nicht einmal." Wie recht er damit hatte, ahnte er nicht einmal. "Ich weiß nicht, ob ich ihr hier nach noch vertrauen kann ..." ... vor allem, wenn man die anderen Punkte über Saria im Gedächtnis hat.
Der Junge murmelte etwas undeutliches.
Er hatte Saria nicht verpfiffen, ihr nicht weiter geschadet, ihr sogar geholfen. Nicht ganz uneigennützig, okay, aber dass sie es ihm so heimzahlte? Wer konnte ahnen, wozu sie in der Lage wäre, würden sie wirklich auf einen Schatz stoßen ...
Mit einem Seufzer ließ sich der Dieb zurücksinken. Er spähte hinaus in die Dunkelheit und war nicht wenig überrascht, bereits den ersten, fahlen Sonnenschein im Osten erkennen zu können.
"Wird es nicht langsam Zeit, die Schicht auszuwechseln?" sagte er mit einem matten Lächeln.



18.07.2003 12:45#48
blutfeuer der morgen überraschte sie mit einer dichten wolkendecke, die in den bergen lag und das land unter ihnen verschwinden ließ.

"hoffentlich verzieht sich die suppe bald. wenn die wolke lange bei uns bleibt, werden die sachen feucht und klamm, das kann im gebirge sehr gefährlich werden, zumal wir bald in regionen kommen werden, in denen wir klettern müssen."
blutfeuer fühlte sich irgendwie verantwortlich dafür, dass die anderen sich vernünftig auf die berge vorbereiteten. eigentlich befolgten auch alle ihre hinweise und sorgten dafür, dass ihr gepäck absturzsicher am körper befestigt war. nur saria konnnte irgendwelche blöden bemerkungen kaum zurückhalten. es hätte blutfeuer nicht gewundert, wenn das mädchen nur um ihre ehemalige lehrerin zu ärgern mit offener pfeiltasche in die felswand gestiegen wäre.
blutfeuer musste in sich hinein grinsen. wenn saria wüßte, wie ähnlich sie sich beide waren, würde sie sich sicher sehr wundern.

blutfeuer konnte sich noc gut an ihre eigene ausbildung bei nienor erinnern. damals hatte sie auch verbissen versucht irgendeine schwäche bei ihrer lehrerin zu entdecken. irgendwann würde auch dieses mädchen begreifen, dass es eigentlich besser miteinander als gegeneinander geht.

die gruppe war nach einem kräftigen frühstück bereit für den weiteren aufstieg. prüfend sah die amazone in die gegend. sie würden jetzt den weg zum pass verlassen und quer am hang entlang in ziemlich abgelegene und felsige gegenden kommen. blutfeuer erläuterte noch einmal kurz, was harpyien sind und wie sie anzugreifen pflegen.

dann marschierten sie los, einer hinter dem andern in einer langen reihe. sollte sich einer als zu schwach erweisen, würde man möglicherweise auch eine seilschaft bilden müssen.



18.07.2003 13:46#49
Lehna Der Kies knirschte unter den Füßen der Wanderer, während sich die kleine Gruppe langsam in höhergelegene Gebiete vorkämpfte. Ein kleiner Stein löste sich, als Lehns auf ihn trat, geriet ins Rollen und fiel Klackend in die Tiefe. Lehna riskierte einen kurzen Blick den Abhang neben ihr hinunter, sah aber sofort wieder weg. Himmel, das schien ja, als würde der Abgrund einen anspringen...Schweigend stapfte sie neben Esteron her, der scharfe Wind ließ ihre Haare und ihren schwarzen Mantel, den sie gestern noch von Hummelchen erhalten hatte, launisch durch die Gegend flattern. Fast unbewusst hatte sie ihre Hand auf dem Griff ihres Schwertes ruhen, ihr Blick streifte prüfend über die felsige Landschaft vor ihnen. Jeden Moment erwartete sie irgendwelche Harpyien, auch wenn sie sich wohl noch nicht ganz in diesen Jagdgebiet befanden...Schließlich blieb ihr Blick auf der Amazone hängen, die ziemlich selbstbewusst die Führung der Gruppe übernommen hatte. Blutfeuer... Seltsamer Name. Vielleicht ein Name, den sie zu Ehren dieser Amazonengöttin angenommen hatte? Lehna zog ein wenig misstrauisch die Augenbrauen zusammen. Hoffentlich stellten sich die Amazonen am Ende nicht doch noch als ein Haufen Fanatikerinnen heraus...Aber das war jetzt so ziemlich ihre kleinste Sorge. Was Blutfeuer betraf, hatte sie andere Bedenken. Die junge Frau schien eine ziemliche Abenteurernatur zu sein. Lehna mochte Abenteurer nicht sonderlich, Menschen, die die Gefahr suchten, nur um etwas ‚zu erleben’. Solche Leute hatten für gewöhnlich keine Ahnung, wie das Leben außerhalb ihrer Traumwelten voller Schätze und Abenteuer sein konnte. Es waren die Leute, welche diejenigen, die einfach nur ein friedliches Leben führten, belächelten, ja ihnen in manchen Fällen sogar mit Überheblichkeit begegneten. Und doch bewiesen sie damit immer nur ihre mangelnde Lebenserfahrung...
Lehna seufzte leise. Wenn nur nicht ständig etwas dazwischenkommen würde, wie gern würde sie einfach zusammen mit Esteron ein ganz normales, unauffälliges, ‚langweiliges’ Leben führen. Eine kleine Hütte und ein friedlicher Alltag... mehr wollte sie doch gar nicht...
Ihr Blick wanderte von Blutfeuer weiter zum Bergmassiv, das noch vor ihnen lag. Immerhin könnte sich die Anwesenheit der Abenteurerin noch als recht nützlich erweisen, sie schien sich wenigstens hier auszukennen. Und vermutlich war sie auch eine recht gute Kämpferin, ansonsten hätte sie ihren ‚Beruf’ wohl nicht lange überlebt.
Ein schriller, auf bizarre Art menschlich klingender Schrei riss sie aus ihren Gedanken. Reflexartig riss sie ihr Schwert aus der Scheide, das Licht der Sonne spiegelte sich hell in der bläulichen Erzklinge. Mit zusammengekniffenen Augen suchte sie den Himmel ab.
Und da war er auch schon, ein dunkler Schatten, der sich auf die Gruppe zu bewegte. Dann ein weiterer. Immer mehr kamen hinter den Felsen hervor, das Rauschen des Windes vermischte sich mit dem Gezeter der grotesken Vogelfrauen und den aufgeregten Rufen der Gruppenmitglieder, die sich auf den unausweichlichen Kampf vorbereiteten...



18.07.2003 14:10#50
Satura "Bleibt stehen!" rief Satura gegen das schrille Geschrei nach vorne. "Wir müssen dicht zusammenbleiben, und seht zu, dass ihr mit dem Rücken zur Felswand steht!" Ihre schlanke Klinge glitt widerstandslos aus der reich verzierten Scheide und verharrte regungslos in der Luft, auf Befehle wartend.
Die hohe Amazone kniff ihre Augen fest zusammen, und versuchte den Ursprungsort der Gefahr auszumachen. Ihr Blick glitt suchend über die hart aus dem Berg geschnittenen Felskanten, über denen die Harpyien kreischend ihre Kreise zogen. Mehrere der dämonischen Wesen kamen mit rasender Geschwindigkeit auf die Gruppe zu, die krallenbewehrten Klauen zum Angriff nach vorn gestreckt.
Aus den Augenwinkeln nahm Satura wahr, dass Blutfeuer und Saria ihre Bögen bereits spannten, abwartend scheinbar, ob die Harpyien wirklich angreifen würden.
Sie würden.
Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen griffen sie an, und Saturas Amulett glühte hell. Leon stand neben ihr, sein Schwert zum Kampfe bereit.
Nie noch hatte sie derartige Wesen gesehen. Sie waren größer, als Satura aus der Entfernung vermutet hatte, und sahen wie eine schreckliche Parodie auf jedwede weibliche Schönheit aus.
Trotz ihres kräftigen Körperbaus bewegten sie sich anmutig fast und wendig durch die Luft - und schnell.
Satura sah die Harpyie auf sich zukommen; sie ertrug es nicht, dem dämonischen Wesen in die Augen zu sehen. Kreischend streckte es seine Krallen nach ihr aus. Die hohe Amazone riß ihr Schwert nach oben, und die Klauen der Harpyie kratzten an der hellen Klinge entlang. Im nächsten Moment schon schien sie aus einer anderen Richtung wieder anzugreifen, stieß herab und zielte auf das Gesicht der Kriegerin. Mit schreckensgeweiteten Augen sah sie die messerscharfen Klauen sich ihrem Gesicht nähern, als die Harpyie plötzich gellend kreischend wieder in die Luft erhob, von ihr abließ und sich scheinbar wütend umdrehte.
Jetzt erst sah Satura, dass ein Pfeil zwischen den Schulterblättern des Wesens stak... Doch ihr blieb keine Zeit, sich über den kurzen Sieg zu freuen, schon waren zwei weitere Harpyien nahe.



18.07.2003 14:27#51
Skeleon Der junge Dieb tauchte unter einer heranbrausenden Vogelfrau hinweg, richtete sich blitzschnell wieder auf, wandte sich um und ließ seine Klinge zischend durch die Luft schnellen - doch die Harpyie war bereits außer Reichweite. Ein unmenschlicher Schrei machte Leon auf die verwundetet Harpyie aufmerksam, die, von Satura ablassend, auf Blutfeuer zuschnellte, die ihr einen Pfeil in den Rücken gejagt hatte. Er setzte ihr nach und hieb ihr von oben herab den Rücken entzwei. Kreischend sackte die Kreatur in sich zusammen, schlug an der steilen Felswand auf und torkelte unkontrolliert in den Abgrund hinunter.Rechts von sich hörte er das Scharren von Stahl auf Horn - mit heftigen Schlägen versuchte Satura, die Schläge zweier weiterer Harpyien abzuwehren. Leon sprang hinzu und gab ihr Deckung vor einer der Bestien - mit einem glucksenden Krächzen brach die erste Harpyie in sich zusammen, als Satura sie nun ungestört beharken konnte. Nur einen Augenblick später kreischte die zweite auf, als Leons Stahl sie durchbohrte.
Wild blickte er sich um - es musste fast ein Dutzend sein, dass über die Gruppe hergefallen war, Blutfeuer und Saria schossen einige vom Himmel, während Esteron und Lehna, genau wie Satura und Leon, sich gegenseitig verteidigten und so die Reihen der Harpyien Stück für Stück lichteten.
Leon sprang überrascht zurück, als ihn ein Schlag in die Magengrube traf - die scharfen Harpyienklauen kratzten nutzlos an seiner Filzkleidung herab, bevor Satura der Bestie in die Hüfte stach.
Kreischend ließ die Harpyie von ihnen ab und versuchte davon zu flattern, langsam an Höhe gewinnend - wie von einem Knüppelschlag getroffen stürzte sie vorwärts und fiel dann hilflos in die Tiefe.
Leon blickte zur Seite und sah, wie Saria ihren Bogen langsam sinken ließ. Zwei weitere Harpyien machten sich davon, das Schicksal ihrer Schwestern nicht teilen wollend, flatterten über die Köpfe der Gruppe hinweg und verbargen sich hinter dem Bergrücken. Krächzend und kreischend entfernten sie sich auf ihren weiten, verfilzten Spannen.



18.07.2003 14:44#52
Satura Satura lächelte Leon erleichtert zu - war er diesmal tatsächlich ohne Verletzungen davongekommen? Die Harpyien ließen von ihnen ab, sei es, um Verstärkung zu holen, sei es, um sich endgültig zurückzuziehen. Lehna und Esteron hatten sich gut gehalten - zumindest Lehna, denn Esteron schien recht unbeholfen zu sein.
"Ich glaube, ich sollte Esteron einmal ein paar Kniffe mit dem Schwert zeigen... es wird auf die Dauer anstrengend für Lehna, ihn immer verteidigen zu müssen." Sie lächelte - es gab eine Zeit, da war es zwischen ihnen genau so gewesen. Nicht das ihr das zu anstrengend gewesen wäre - aber die Gefahren in Gorthar erschienen ihr rückblickend nicht so groß wie die hier, in diesen Bergen.
Zu ihrer linken Seite tat sich ein klaffender Abgrund auf; unmerklich fast waren sie immer höher, immer tiefer in das Bergmassiv vorgedrungen, auf immer schmaleren Wegen wandelnd. Vor ihnen schlängelte sich der Pfad unregelmäßig weiter den Berg hinauf, bis er irgendwann im Nebel der Wolken verschwand.Es war recht kühl hier oben, und Satura war froh, den wärmenden Umhang bei sich zu haben.
"Lasst uns weitergehen." rief sie den anderen zu. "Wir sollten zu sehen, uns von diesen Biestern zu entfernen, wer weiß." Satura hatte das ungute Gefühl, dass dies nicht der letzte Angriff war.

Es schien ihr fast, als würde sie in ein Gebiet vordringen, dass die Vogeldämonen für sich beanspruchten - und als wären diese Harpyien eben nicht mehr als eine Vorhut an Wächterinnen gewesen...



18.07.2003 15:03#53
Skeleon Leon stapfte schweigend eine Weile neben Satura her, vor ihnen Blutfeuer und Saria, hinter ihnen Esteron und Lehna. Und dieser Gardist. Der junge Dieb warf ihm einige, misstrauische Blicke zu, beließ es jedoch dabei. Er blickte wieder nach vorne und sah, wie sich am Himmel dunkle Wolkenberge zusammenballten. Etwas unsicher blickte er sich um.
Als er früher im Wald unterwegs gewesen war, hatte er schon einige Unwetter in Gebirgen miterlebt - und wusste, dass mit ihnen nicht zu spaßen war. Sie konnten plötzlich aufziehen, ihre nasse Ladung herabregnen lassen und sich dann ebenso schnell wieder auflösen. Und ein Gewitter konnte tödliche Folgen haben, hier oben.
Leon warf der Amazone neben sich einen vielsagenden, besorgten Blick zu, den sie jedoch nicht richtig zu deuten schien. Zärtlich erwiderte er ihren Kuss.Der Gebirgspfad wandte sich nun um einen Steilabbruch herum und führte dann ein Stück steil am Hang empor, ehe er sich wieder abflachte und in weiten Serpentinen auf einem Geröllfeld wieder an Höhe gewann. Hier und da vernahm der Dieb das Geräusch von Stein auf Stein. Die Gruppe trat einige Kiesel los, doch das allein konnte nicht der Grund für die Geräusche sein. Er blieb abrupt stehen und lauschte angestrengt.
Vernahm er nicht das leise Flattern von Flügeln? Das hämische, krächzige Lachen, das er erst vor wenigen Minuten gehört hatte?
"Bleibt mal stehen!" forderte er die anderen auf. "Bleibt stehen und lauscht - ich glaube, die Harpyien kommen zurück."
Doch nichts geschah.
Die anderen winkten ab und stapften wieder weiter, doch der Junge blieb noch immer unschlüssig stehen. Wenn es Harpyien waren, wieso griffen sie dann nicht an? Oder flohen? Oder taten irgendwas?
Klackernd klopfte ein kleiner Felsbrocken über den Geröllhang hinweg, auf dem der Serpentinenpfad verlief. Dann noch einer.
Und da wusste Leon, was die Vogelfrauen vorhatten.
"Bringt euch in Sicherheit!" schrie er verzweifelt, wurde jedoch schon von den Geräuschen übertönt, die vom Hang herunterdröhnten. Die anderen blickten irritiert nach oben, doch Leon riss Satura mit sich, stieß die anderen vorwärts und trieb sie ein Stück abseits des Pfades, weg vom Geröllfeld, hinein in ein dorniges Gestrüpp. Schmerzhaft bohrten sich die Stacheln in seine Haut, doch er trieb sie weiter.
Im nächsten Moment rauschte eine Welle aus Stein über den Hang hinunter, Querschläger flogen durch die Luft und schlugen sich durch das Gestrüpp, in dem sich die Gruppe verborgen hielt.
Mit lautem Donner ging die Lawine über den Rand des Hanges hinweg und rauschte die Steilwand entlang hinab ins Tal.
Hämisches Krächzen und Lachen, das Flattern großer Flügel und das Scharren scharfer Klauen. Die beiden entfleuchten Harpyien glitten über den verheerten Hang, spähten eine Weile und flogen davon, als sie keine Anzeichen der Menschen erkennen konnten.
Nur zögerlich brach die Gruppe wieder aus dem Gestrüpp hervor.In der Ferne rollte ein Donner aus.
Tief unter ihnen setzte die Lawine ihren Weg durch ein bewaldetes Tal fort, ehe sich ihre Gewalt zu verlieren drohte.



18.07.2003 15:31#54
Satura Satura presste sich dicht an den Boden, den Schmerz ignorierend, den die spitzen, harten Dornen verursachten, als sie sich gnadenlos in ihre ungeschütze Haut am Hals bohrten. Sie bemühte sich, ihren Atem flach zu halten, und keiner der Gruppe wagte, einen Laut von sich zu geben. Mit einem gewaltigen Donnern und Poltern rumpelte das Geröllfeld an ihnen vorbei... es war, als würde sich der halbe Berg bewegen. Eine Staubwolke umfing sie, und auch als das Echo der Lawine abgeklungen war, blieben sie noch liegen, sich in den Schutz des Gestrüpps kauernd.

Die Harpyien waren schon längst verschwunden, als die Gefährten sich mühsam und teilweise zerstochen aus dem Gebüsch robbten.
Ungläubig starrten sie auf den verschütteten Weg, über den die Steinlawine hinweggedonnert hatte. Von einem dürren, aber doch recht großen Baum war nichts mehr zu sehen... die Gewalt der Lawine hatte ihn wahrscheinlich entwurzelt und ins Tal mitgerissen. Langsam legte sich die Staubwolke, und es entblößte sich ein weites, kahles Feld, durch das der Weg sich unvermindert aufwärtswand. Nur zögernd machte sich die Gruppe wieder auf den Weg, alleine Blutfeuer schien sich nicht irritieren zu lassen und ermutigte alle, weiterzugehen. Der Himmel hatte sich verdüstert, aus dunklen Wolkenballen tönte das ferne Grollen eines mächtigen Donners, und ab und an durchzuckten Blitze den fast schwarzen Himmel.
Die sieben jedoch setzten unbeirrt ihren Weg fort.



18.07.2003 16:02#55
Saria "Donnra ist erzürnt", sprach Saria seltsam tonlos, den leeren Blick starr auf die dunklen Wolkentürme gerichtet.
Der Anblick der schwarzen Wolkenmasse ließ ein mulmiges Gefühl in ihrer Magengrube entstehen. Verflogen war der Frohmut, machte einer unbegründeten aber dennoch heftigen Angst Platz.
Zuerst der Angriff der geflügelten Furien und dann hatte sich auch noch der Berg aufgebäumt, um die Reisegruppe unter sich zu begraben. Glücklicherweise hatten Satura und die anderen schnell genug reagiert. Saria war einen Moment starr vor Schreck gewesen. Erst als die anderen schon fast in Deckung gewesen waren, hatte sie reagiert und war ihrem Beispiel gefolgt. Hätte sie auch nur eine Sekunde später reagiert... Sie wollte besser gar nicht drandenken.
Die Gewalt, mit der die Lawine niedergegangen war, hatte den gesamten Berg zum Erzittern gebracht. Noch immer glaubte Saria das Donnern der übereinanderpolternden Steine hören zu können. Waren die Götter ihrer Reise nicht wohlgesonnen?
Schwachsinn, die interessierten sich doch gar nicht für ein paar Abenteurer, die irgendwo inmitten der Felswüste des Gebirges nach einem vielleicht nicht einmal existierenden Schwert suchten. Nein, das Schwert musste existieren. Es durfte gar nicht anders sein.
Und Saria hatte schon eine gute Vorstellung davon, was sie mit der Waffe anstellen würde...



18.07.2003 18:46#56
Skeleon Die kleine Gruppe arbeitete sich über den von Felsen überrollten Hang empor, vom alten Pfad war nichts mehr zu erkennen und so kletterten die Sieben von einem Brocken zum nächsten. Immer wieder hielt der junge Dieb inne und blickte sich um - das Gewitter kam näher, Donner hallten über den Berg und irgendwo in der Ferne hingen Regenschleier im Himmel. Seufzend richtete Leon seinen Blick wieder auf die zerborstenen Felsen vor sich und machte den nächsten Schritt.Blutfeuer trieb sie immer mehr an, wahrscheinlich hoffte sie in Kürze einen Unterstand finden zu können - denn sich hier vom Gewitter überraschen zu lassen wäre das letzte, was sie sich wünschen könnten.
Mindestens eine volle Stunde stapften und kletterten die Sieben über das zerklüftete Geröllfeld, als Blutfeuer schließlich aufrecht stehenblieb. Leon und die anderen kamen ihr nach und atmeten erleichtert auf: Vor ihnen lag der Grad der Bergkette. Sobald sie diese Wegstrecke hinter sich gebracht hätten, würde der Pfad hinab in das Tal der Dolmen führen - in Sicherheit vor dem Unwetter, das sich rund um sie herum zusammenbraute.
Mit leichtem Schritt stapfte Leon hinter Blutfeuer her, wurde ein wenig langsamer und wartete, bis Satura zu ihm aufgeholt hatte.
Nebeneinander näherten sie sich jetzt dem Grad, zu beiden Seiten fiel der begraste Hang steil ab und in seiner Mitte zog sich ein schmaler, erdiger Trampelpfad.
"Vorsichtig jetzt." ermahnte Blutfeuer die anderen. "Tretet nicht aufs Gras, es ist zu rutschig für einen sicheren Halt. Kommt ihr einmal ins Straucheln geht es nur noch bergab."
Leon nickte bestätigend, reihte sich hinter Satura ein und stapfte den schmalen Pfad entlang, fast mehr auf die Amazone vor sich als auf seine eigenen Füße achtend. Etwas irritiert blieb er stehen, wischte sich über die Stirn und blickte besorgt zum Himmel. Ein erster Regentropfen. Fast unmerklich beschleunigte er seinen Schritt und stapfte wieder hinter Satura her. Hoffentlich hielt das Wetter noch, bis sie wenigstens den Grad hinter sich gebracht hatten ...



18.07.2003 19:18#57
Satura Die Gruppe erklomm den Hügel in schnellem Schritt, vor dem drohenden Regen, der sich im schwer verhangenen Himmel ankündigte, fliehen wollend. Ein verwachsener Pfad zog schlängelnd sich in das Tal hinunter, das in Nebel samten eingehüllt war. Riesige Steine ragten spitz aus den Nebelschwaden - sie schienen eine eigenartige Form zu bilden, waren eindeutig nicht von der Natur so zusammengetragen worden. Saftiges Grün überwucherte den Boden des Tales - ein krasser Gegensatz zu der felsig-unwirtlichen Steinwüste, in der sie die letzten Stunden verbracht hatten. Von irgendwoher drang das Plätschern eines Baches, und trotz des Nebels konnte man schwer mit Früchten behangene Bäume erkennen.
Satura blieb kurz stehen, von der atemberaubenden Schönheit des Anblicks in den Bann gezogen. Das ganze Tal wirkte wie ein paradiesischer Garten, unpassend fast hier mitten in der rauen Bergwelt.
"Satura! Komm!" rief Leon drängend von vorne, und voller Vorfreude lief die hohe Amazone der Gruppe nach, hinunter in das Tal. Keinen schöneren Ort hätte Chiara sich aussuchen können, um zu sterben... dachte sie bei sich. Sie war sicher, hier musste, wie auf der Karte verzeichnet, das Grab der Amazone sich befinden.
Es war ein anstrengender Tag gewesen; Satura konnte diese Kletterei nicht ausstehen. Nun, es war besser, als mit einem Boot über's Meer zu fahren... Der Abstieg gestaltete sich mit dem ganzen Gepäck fast noch beschwerlicher, als der Aufstieg, und sie ertappte sich dabei, wie sie immer wieder den dukeln verhangenen Himmel nach fliegenden Schatten absuchte...
Die Gruppe erreichte den Boden des Tales, als die Wolken brachen. Ein heftiger Regen setzte ein, und innerhalb kürzester Zeit schien sich das Tal in einen matschigen Sumpf zu verwandeln. Ihr Umhang klebte bald völlig durchnäßt an ihrem Körper, und der überflüssiger Weise einsetzende Wind ließ sie frieren; ausserdem trieb er den Regen schräg in ihr Gesicht.



18.07.2003 19:31#58
Skeleon Die kleine Gruppe teilte sich auf und schwärmte aus, durch das gesamte Tal. Leon begutachtete die Felsbrocken mit gemischten Gefühlen. Wie waren sie hierhergekommen? Wer hatte sie so aufgestellt, so angeordnet? Und vor allem, wozu?
Hier und da rankten sich wilde Gräser die Brocken empor, an vielen Stellen hatten die Pflanzen Risse ins Gestein gesprengt. Sie mussten uralt sein.Unwillig wischte sich der Junge eine nasse Strähne aus den Augen. Seine Haut war klitschnass und seine Schürferklamotten hingen, vollgesogen mit Wasser, schwer an seinen Schultern. Er stolperte ein paar Schritte weiter, auf der Suche nach einem Unterstand. Irgendwo in dem etwa fünfhundert Meter im Durchmesser zählendem Tal taten sechs andere Menschen dasselbe.
Etwas überrascht blieb der Dieb stehen. Vor ihm zog sich ein Steinkreis, auf einem niedrigen Hügel. Die Felsen waren hier genauso verwittert und zerborsten, doch sie schienen mit voller Absicht so platziert zu sein. Sie umschlossen einen grob behauenen Steinquader. Unsicher stapfte Leon ein paar Schritte darauf zu und besah ihn sich von oben bis unten. In der Mitte seiner Oberseite war eine schmale Kuhle eingelassen. Daraus stak ein steinernes Gebilde hervor, es erinnerte an eine Gabel mit zwei Zinken. Sie schienen eine Fassung zu bilden - und irgendwie kam dem Dieb die Form bekannt vor, doch er konnte sie nicht recht zu ordnen. An einer Seite lief das Gebilde zu einer Art Felsblende zu, es erinnerte Leon an eine Schießscharte.
Er kratzte sich am nassen Kopf.
Plötzlich horchte er auf. Hatte er nicht eben einen Ruf gehört?Der Laut wiederholte sich. Der Junge lief in die Richtung davon - hoffentlich hatte jemand einen trockenen Unterstand gefunden. Während er lief machte er sich ein Bild von dem Weg, um zurück zu diesem seltsamen Altar zu finden. Er stolperte durch den Regen und vergaß bald alles andere - er wollte nur noch raus aus der Nässe.
Erleichtert erkannte er, dass die Stimmen seinen Gefährten gehörten. Offensichtlich hatten sie sich wieder gesammelt und einen Unterschlupf gefunden ...



18.07.2003 20:00#59
Satura Leon hatte sich fasziniert den seltsamen Steinen zugewandt, während der Rest des Trupps durchnäßt und nicht gerade in bester Stimmung das Tal durchschritt, um irgendwo Zuflucht vor Kälte und Regen zu finden. Der dunkle Himmel wurde von Blitzen zerrissen, und das ohrenbetäubende Grollen des Donners machte jeden Gesprächsversuch zunichte.

Blutfeuer rief irgendetwas, doch der Wind riß ihr die Worte von den Lippen. Bekräftigend deutete die Amazone mit ihrem Arm in eine Richtung, und die anderen folgten ihr. Und tatsächlich, wenige Meter vor ihnen tauchte eine Hütte aus dem Nebel auf. Eine Hütte, hier, mitten im Nirgendwo? Da wollte wohl jemand alleine sein - sehr alleine.
Als sie näher kamen, sahen sie, dass die Hütte wohl verlassen war; die Tür war offen und wurde vom Wind knarzend hin und her gerissen.

Schnell liefen sie hinein, unter das schützende Dach. Die Dielen waren alt und ächzten unter dem ungewohnten Gewicht. Der Raum war sehr klein, und es roch modrig. In dem Halbdunkel der Hütte konnte Satura ein Bett, einen einfachen Herd und einen kleinen Tisch mit einem kaputten Stuhl ausmachen. Neben dem Herd war ein Stapel mit trockenem Holz aufgetürmt, und eine kleine Pfanne hing darüber. Es war zwar eng für sie alle sieben, doch besser, als weiter im Regen herumzuwaten. Die Hütte war tatsächlich verlassen; nichts deutete mehr auf ihren ehemaligen Bewohner hin.

Satura streckte ihren Kopf bei der Tür hinaus. Wo war Leon? Wenn sie seinetwegen noch mal hinaus in den Regen würde müssen... Die hohe Amazone fluchte innerlich. "Leeeon! Leeeeon!" rief sie einige Male, und ihr Echo wurde von den Bergen zurückgeworfen. Plötzlich löste sich ein Schemen aus der Nebelwand.


18.07.2003 20:11#60
Skeleon Die Hütte tauchte so plötzlich vor seinen Augen auf, wie es der Steinkreis getan hatte. Und genauso plötzlich schloss sich hinter ihm die Wand aus grauen Schlieren wieder. Er stolperte die letzten Schritte und trat erleichtert in die Hütte hinein.
"Ist ja gut, ich bin ja da ..." griente er, Satura flüchtig auf die Wange küssend. Ein paar Schritte weiter in der Hütte riss er sich das Oberteil seiner Schürferrüstung vom Leib und warf achtlos das Lederbündel ab. Erleichtert atmete er auf, als ihm nur noch die Schürferklamotten völlig durchnässt am Leib hingen.
Einen Augenblick später fröstelte ihn bereits.
"Wir werden uns alle noch den Tod holen, wenn wir hier rumstehen, völlig durchnässt."
Satura deutete wortlos und matt lächelnd auf den Herd und das Feuerholz daneben. Sie schafften ein paar Holzscheite in die kleine Luke, Satura holte wieder ihr Zunderzeug hervor und nur einen Augenblick später brannte ein wärmendes Feuerchen. Die kleine Gruppe drängte sich eng um den Herd, aus dem der angenehme, rötliche Feuerschein drang. Keiner fragte mehr, woher das Häuschen stammte - sie waren einfach froh, dass es hier war.
"Glaubst du, es ist hier?" raunte der Dieb Satura zu, die neben ihm hockte. Im selben Atemzug zog er sie noch ein Stück näher an sich und strich ihr eine nasse Strähne aus dem Gesicht. Ein wenig bereute er es, soviele Leute um sich zu haben.
Von draußen drang das Rauschen des Regens durch das alte Strohdach. Doch noch hielt es dem Prasseln stand.



18.07.2003 20:59#61
Satura Satura presste sich eng an Leon und genoß die Wärme, die der Ofen abstrahlte. Bald stand der Wasserdampf im Raum, während sich die nassen Gestalten wieder in trockene Menschen verwandelten.
"Ganz sicher. Wozu sonst die Karte, die Sagitta uns gegeben hat? Was hätte das für einen Sinn, eine Stelle einzuzeichnen, die nicht das Grab ist?" Andererseits, dachte sie, sind einige hier sich nicht einmal sicher, ob das Grab überhaupt existiert... und das Schwert.

Der Regen schien nicht nachzulassen, geschweige denn aufzuhören. Unablässig trommelte es auf das Dach der Hütte, das aber dicht zu halten schien, und rann in Sturzbächen an den Aussenwänden hinab.
"Ich glaub, ich mach uns mal was zu essen." Saturas Vorschlag erntete begeisterte Zustimmung, und so begann die hohe Amazone, das mitgebrachte Moleratfleisch in der Pfanne zu braten. Die stärkehaltigen Knollen warf sie in die Glut des Ofens.
Bald war die Hütte erüllt mit dem Duft herzhaft gewürzten Fleisches, und die Stimmung hob sich beträchtlich.
Lehna und Esteron saßen eng beieinander, und obwohl alle von dem anstrengenden - lebensgefährlichen! - Tag fertig waren, kehrten langsam wieder die Lebensgeister zurück.



18.07.2003 21:14#62
Skeleon Fröhlich mampfte der Dieb auf seiner Knolle herum. Die Kälte und der Hunger ließen das schon so leckere Gewächs gleich nochmal so gut schmecken. In der anderen Hand hielt er ein Stück Moleratfleisch, selbst gefangen, gewürzt, eingepökelt und neu gebraten. Abwechselnd biss er von der Wurzel und der Keule ab und blickte fröhlich in die Runde. So hatte er sich das Ganze vorgestellt: Ein Dach über dem Kopf, gutes Essen - und am wichtigsten von allem, Satura an seiner Seite. In diesem Moment schmiegte sie sich wieder eng an ihn, er legte ihr sanft den Arm um die Schulter und hielt ihr die Moleratkeule hin. "Naja, es könnte schon so sein. Aber was hätte dann der Rest der Legende zu bedeuten? Was die seltsamen Schriftzeichen, am Kartenrand?" meinte er schließlich, auf seine Frage zurückkommend.
Als Satura das Fleisch ablehnte und auf ihr eigenes Stück wies zuckte er die Schultern und biss einen großen Happen ab.
"Vor allem aber sieht mir dieses Tal nicht nach einem Grab aus. Ich habe einen alten Altar entdeckt, nichts aber von einem Grufteingang oder sowas, sieht aus wie eine Opferstätte -"
Leons Blick fiel zufällig auf Saturas Amulett, das locker in ihrem Ausschnitt baumelte. Etwas machte Klick in ihm.
"- aber irgendwie habe ich das Gefühl, es hätte mehr damit auf sich."Er schluckte seinen Verdacht hinunter und blickte stattdessen schweigend auf den Drachen oder zumindest grob in diese Richtung und beschloss, das Ganze auf Morgen zu verschieben.
"Ich bin jedenfalls dafür, dass wir uns diesen Altar näher ansehen. Und vielleicht noch einmal Sagittas Abschrift, wenn wir keinen Hinweis auf dieses Grab finden."



18.07.2003 21:40#63
Satura Satura deutete Leons Blicke eindeutig falsch, denn sie grinste ihn neckisch an und flüsterte ihm ins Ohr: "Nach diesem Abenteuer gönnen wir uns mal ein Monat auf einer einsamen Insel..." Der junge Dieb blickte sie kurz verständnislos an, doch Satura fuhr laut fort: "Hm, ein Altar sagst du? Was macht ein Altar mitten in der Wildnis? Vielleicht war der Einsiedler ja ein Priester... ist er irgendeiner Gottheit geweiht?" Sie nagte nachdenklich auf dem Knochen herum und sah Leon fragend an. "Nun, morgen wird hoffentlich das Wetter besser, und wir können uns das dann näher ansehen. Kein Hinweis auf das Grab, sagtest du?" Satura sah Blutfeuer an, die ihren Blick freundlich lächelnd erwiderte.
Die hohe Amazone atmete tief durch. Kein Grab. Sie stand auf, entzündete eine Kerze, die am Tisch stand, und setzte sich in der anderen Ecke der Hütte auf das Bett. Sie zog die Karte hervor, die sie in Sagittas Päckchen gefunden hatte, und sah sie noch einmal genau an. "Nein, es muss... es muss hier sein." Genau hier ist ein Kreis eingezeichnet." Ihre Stirn legte sich nachdenklich in Falten, als sie die seltsamen Symbole musterte. "Sieh mal!" sagte sie aufgeregt zu Leon. "Die Symbole hier..." sie deutete auf einen leeren Kreis, darunter war eine Schlange - es konnte sich mit viel Phantasie auch um einen Drachen handeln - gezeichnet, und wiederum darunter war der Drache in dem Kreis abgebildet. "Seltsam." murmelte sie.



18.07.2003 22:10#64
Skeleon Leon blickte ein wenig verwirrt zwischen ihrem Amulett, ihrem Ausschnitt und dem Rand der Karte hin und her.
"Es ist so einfach! Die Karte sagt es uns doch ganz deutlich!"Satura blickte ihn etwas verstört an.
"Auf dem Opferaltar befindet sich eine steinerne Halterung, eine Fassung für etwas. Ich hatte schon gedacht, mir käme die Form bekannt vor." Er deutete auf ihr Amulett.
"Das ist dieses kleine Drachengetier."
Jetzt wies der Dieb auf das Symbol am Kartenrand.
"Und der Kringel, der Kreis muss für die Halterung stehen." Breit grinsend deutete er auf das letzte Symbol.
"Beides gehört zusammen. Wir müssen nur das Amulett einlegen und -"- ja und was? Würde sich eine Falltür auftun? Würde Chiara erscheinen und ihnen das Schwert und ihre besten Glückwünsche geben?
Lächerlich.
Es musste noch irgendetwas dabei sein.
Trotzdem fühlte er sich, als wäre seiner Hoffnung ein Dämpfer verpasst worden."Naja. Ich finde, wir sollten Morgen hingehen und schauen, ob das Amulett hineinpasst. Vielleicht habe ich mich auch nur verguckt, sonderlich gut war die Sicht ja ohnehin nicht."
Nein, er war sich sicher, es würde passen. Aber er glaubte nicht, damit irgendetwas erreichen zu können. Er wollte Satura nicht unnötigerweise zuviel Hoffnung machen, die doch nur enttäuscht würde.
Einen weiteren Bissen später kaute er wieder auf der Knolle herum.


18.07.2003 22:43#65
dunkle Diener Nicht mehr als ein Schatten, flüchtig, nicht greifbar, und doch vorhanden. Das Gras wurde niedergedrückt, Spuren entstanden in der durchnässten Erde, um gleich darauf vom Regen wieder fortgespült zu werden. Der Wind heulte, in grauen Schlieren stürzte das Wasser vom Himmel, hinab auf die völlig durchnässte Erde. Die Regenwürmer kamen aus ihren Löchern im Boden, um nicht zu ertrinken.Doch noch etwas war erwacht.
Ein Jäger, nicht mehr als ein Schatten, so schien es...
Die Dunkelheit war sein Licht, Kälte seine Liebe, Einsamkeit sein Begleiter, der Tod sein Leben.
Und dies Tal war sein Jagdgebiet.
Sein Heim.
Hier war seine Beute...
Für einen Moment glühten blutrote Augen im Dunkel auf, gezeichnet vom Wahnsinn der Einsamkeit. Abgebrochene Fingernägel, scharf genug, um selbst Tiere aufzuschlitzen, gruben sich kurz in die schlammige Erde. Sehnige Muskeln spannten sich unter der kalkweißen, vernarbten Haut, wie ein Schemen näherte er sich der kleinen Hütte. Das lange, dünne Haar hing ihm in nassen Strähnen ins Gesicht, seinen Bart hatte er schon lange ausgerissen.
Er schob die schmalen, blassen Lippen zurück, verzerrte den Mund zu einem wahnwitzigen, bestialischen Grinsen. Leise sog er die Luft ein, seine Muskeln spannten sich in freudiger Erregung.
Sie...
Diejenigen waren dort, zu denen er selbst einst gehört hatte. Diejenigen, die ihn ausgestoßen hatten, weil er anders gewesen war.
Seine Erinnerungen waren verschwommen, zu einem Zerrbild verkommen, nur noch Grausamkeit und Brutalität schien es damals gegeben zu haben.„Däääääääämoooooooon...“, zischte er, es war ungewohnt für ihn, seine Stimmbänder zu benutzen. ‚Dämon!’, hatten sie gerufen.
‚Dämon!’
Er duckte sich wie ein Raubtier zum Sprung, näherte sich der Hütte, dem Feuer, das dort brannte, und ihnen. Weiße Haut, weißes Haar, rote Augen.„Däääääääämooooooon...“
Seine Augen verengten sich zu schlitzen, katzenhaft glitt er zur Seite, schwebte fast über die Wiese dahin, während er das Haus umkreiste, das Haus mit ihnen.War er ein Mensch, oder eine Bestie?
Wer war die größere Bestie, die Bestie, oder der Mansch, der die Bestie geformt hatte?



18.07.2003 23:01#66
Satura Satura sah zu ihrem Amulett, und dann zu Leon. "Das könnte wirklich passen..." Sie sah wieder auf ihr Amulett hinunter -
und erstarrte.
Leon sprach beschwingt weiter, doch als Satura nicht antwortete, hielt er inne und sah sie fragend an. "Was...?" Sein Blick fror ein, saugte sich an dem strahlend roten Amulett fest.

Mit einem Schlag war es still geworden in der Hütte. Lehna und Esteron sahen Satura fragend an, und Blutfeuer war mitten im Schritt erstarrt, lauschend. Das fröhliche, leichte Geplapper und Gelächter war einer eisigen Stille gewichen, in der das Prasseln des Regens auf das Dach wie Trommelschläge klang.Satura hörte vor Anspannung das Blut in ihren Ohren rauschen, fühlte ihren Puls sich in schwindelerregende Höhen bewegen. Was machte ihr solche Angst? Sie war doch sonst kein furchtsamer Mensch...

Jäh zerriß ein dumpfes Pochen die beunruhigende Ruhe. Jemand klopfte gegen die schwere Holztüre, die unter der Schwere des Schlages zu beben begann. Ein zweites, ein drittes, ein viertes Mal... lange würde die Tür dem nicht stand halten. Blutfeuer reagierte als erstes. Mit einer geübten Bewegung spannte sie die Sehne ihres Bogens. "Vielleicht war das Haus doch nicht unbewohnt..."
Aus ihrer lethargischen Erstarrung gerissen, kam nun hastige Bewegung in die Gruppe. Satura sprang auf und zog ihr Schwert, Leon tat es ihr gleich. Gerade rechtzeitig, denn just in diesem Moment barst die Tür.



18.07.2003 23:15#67
Lehna Mit einem dumpfen Aufprall landete die Tür auf den Holzdienen der Hütte, kleine Splitter flogen durch die Luft. Ein kalter Windstoß ging durch die Hütte, ließ das Feuer im Herd flackern und bizarre Schatten an die Wand werfen. Augenblicklich drang der regen in die Hütte ein, peitschte den Insassen in die angespannten Gesichter.
Sie alle standen mit gezogenen Schwertern und gespannten Bögen da.Warteten.
Nichts...
Verunsichert sah Lehna zuerst zu Esteron, dann wieder zur Tür. Der graue Regenschleier, der gnadenlos die Wiese nieder stampfte, war alles, was es dort draußen zu sehen gab. Fragend sahen sich die Gruppenmitglieder an, Saturas Amulett glühte noch immer, fast noch stärker als vorhin schien es zu leuchten, aber das konnte auch Einbildung sein.
Doch sie waren nicht mehr allein...
Vorsichtig, mit kampfbereit erhobenem Schwert, näherte sich Lehna der Tür, zog mit der Linken einen ihrer Dolche aus dem Gürtel. Der kalte Regen peitschte ihr ins Gesicht, sie kniff die Augen zusammen, spähte nach draußen. Esteron, Satura, Leon und der Stadtgardist Jori waren hinter ihr.
Nichts.
So schien es.
Denn niemand warf einen Blick nach oben...



18.07.2003 23:43#68
manmouse Esteron blickte wie die anderen einen Moment gebannt zur Tür, die vor ihnen auf dem Boden lag und dann nach draußen in den Peitschenden Regen. Da war nichts! Nur ein ziemlich heftiges Unwetter.
Esteron grinste, viel fast in lautes Gelächter aus. Die Gruppe hockte in einer einsamen verlassenen Hütte, in einem Gottverdammten leeren Tal und bei der kleinsten Naturgewalt machten sie sich allesamt in die Hosen.Der junge Wanderer trat für ihn vollkommen ungewöhnlich, einen Schritt nach hinten und steckte das gezückte Kurzschwert zurück in das Gehänge. Da war nichts!
Der junge Mann grinste noch immer, seine Augen leuchteten. “Also ihr könnt ja weiterhin auf das Naturspektakel achten, ich widme mich lieber dieser Herzhaften Moleratkeule und die Knollen. Wäre doch zu schade, wenn die Sachen kalt werden. “
Der Wanderer wandte sich jetzt vollkommen von seinen Gefährten ab und stapfte zurück zum Feuer, das unruhig und wild im Kamin züngelte. Esteron war völlig im Eimer. Blutfeuer hatte die Gruppe über die Berge getrieben, und das, obwohl kaum einer von ihnen eine solche Strapaze gewohnt war. Zudem hatten sie das ganze Gepäck auf den Rücken durch die Gegend geschleppt. Der Wanderer konnte sich also echt was besseres vorstellen als, sich von ein bisschen Wind und Regen von seiner wohlverdienten Ruhe abbringen zu lassen.
Mittlerweile hatte sich auch Jori zu dem Wanderer zurück an den Kamin gesellt. Esteron grinste ihn mit einer passenden Geste an und begann mit seiner Hand eine der ach so köstlichen Wurzeln aus der Glut zu fischen, und war dabei ein wenig unachtsam.
“So eine verdammte Scheiße“, brüllte der junge Mann während er vollkommen überhastet aufsprang nach hinten taumelte und rücklings über das Gepäck seiner Freunde stolperte.



19.07.2003 00:03#69
Lehna Lehna seufzte leise und sah zu Esteron. Vielleicht hatte er ja wirklich recht. Aber Saturas Amulett...
Ach, egal. Es war nicht das geringste zu sehen. Sie ließ ihren Blick noch einmal über die Landschaft vor der Hütte streifen, aber es war noch immer nichts anderes zu sehen als der Regen. Da war wohl wirklich nichts.Lehna ließ ihr Schwert sinken, zuckte mit den Schultern und wandte sich zum Gehen – doch dabei blieb es auch...
Eine bleiche Hand schoss von oben herunter, blutrote Augen blitzten kurz im Regen auf. Lehna stieß einen erschrockenen Schrei aus, als sich klauenartige Finger in ihre Haare gruben, sie festhielten und ruckartig nach oben rissen. Heißer Schmerz durchfuhr sie, es schien, als wollte ihr jemand die Kopfhaut abreißen. Völlig überrascht ließ sie ihre Waffen fallen und griff nach oben, ihre Hände umfassten einen muskulösen Arm. Im selben Moment verlor sie den Boden unter den Füßen, der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen, sie wusste nicht mehr, was nun überhaupt passierte...
Eine Sekunde Später wurde sie an ihren Haaren über das Stroh des Daches gezerrt, eine Hand packte sie mit schraubstockartigem Griff am Oberarm, und dann ging es auch schon wieder runter vom Dach. Stechender Schmerz durchfuhr ihre Schulter, als sie unangenehm verrenkt wurde, sie schrie. Doch das... was auch immer es war... interessierte das nicht.
Wenig später war sie vom Grau des Regens verschluckt worden...


19.07.2003 10:52#70
Satura Noch in der letzten Nacht.
"Lehna!" Satura stürzte zur Tür, hinaus in den strömenden Regen. Als sie nach oben blickte, sah sie gerade noch die Füße der Amazone über den Giebel verschwinden. "Kommt, schnell!" rief Satura unnötigerweise, denn die anderen waren ihr schon nachgestürmt. Es war stockdunkel, und ohne sich noch einmal umzusehen, rannte sie in die Nacht davon.
Der Boden unter ihren Füßen war aufgeweicht, und sie sank bei jedem Schritt bis zu den Knöcheln in den weichen Schlamm ein. "Lehna!" Immer wieder rief sie den Namen der Amazone, verzweifelt auf eine Antwort wartend - alleine, die Nacht blieb still.

Satura vermeinte von fern her ein rasselndes Keuchen zu vernehmen, und verringerte ihre Geschwindigkeit, dem Geräusch langsam folgend. Der Boden wurde immer weicher, verwandelte sich langsam in einen Sumpf, der die Beine der hohen Amazone mit saugendem Griff festzuhalten versuchte. Jeder Schritt wurde zu einer großen Anstrengung, doch Satura gab nicht auf, sie mußte Lehna finden.Die anderen hatte sie schon weit hinter sich in der Dunkelheit gelassen, sie war allein.

Plötzlich, ein Aufblitzen kalter roter Lichter - nur wenige Schritte vor ihr. Sie blieb stehen - wissend, es hatte sie entdeckt. Sie zückte eines ihrer Wurfmesser, zielte zwischen die roten Augen...

Das rote Licht erlosch für einen Augenblick, um im nächsten Moment fast schon zynisch wieder aufzuleuchten. "Aahh..." Ein erstickter Schmerzensschrei entrang sich einer gequälten Kehle. "Lehna!" Dieses... etwas musste den Angriff geahnt - gesehen? - haben, und hatte sein Opfer als Schutzschild benutzt... "Lehna... es tut mir leid... verdammt!" schrie Satura gegen den heulenden Wind, der an Intensität immer mehr zuzunehmen schien.
Sie mußte die Amazone retten... Lautlos glitt ihre Klinge aus der Scheide, und sie kämpfte sich durch den schlammigen Untergrund zu dem Wesen vor, das Lehna entführt hatte.



19.07.2003 11:22#71
Skeleon Leon blickte sich hilflos in dem dunklen Gewirr aus Nebelschlieren und wehenden Ästen um.
"Was ist geschehen? Wo ist Satura?" rief der Dieb gegen den Wind an, seine Stimme wurde hinfortgeweht, kaum, dass sie seine Kehle verlassen hatte."Lehna! Wo seid ihr?" hörte er Esteron verzweifelt und gegen den Wind beinahe stumm rufen. Auch die anderen riefen ihre Namen, doch kaum verließen die Worte ihre Münder, wurden sie auch schon vom Heulen des Sturms verschlcukt. "Satura!" stimmte der Dieb in das hilflose Rufen mit ein.
Nasskalte Finger berührten Leon an Gesicht, Armen und Händen und ihn fröstelte. Unsicher stapfte er weiter in die Richtung, in der Satura verschwunden war. Der aufgeweichte Modder schmatzte unter seinen Füßen, schien ihn festzuhalten, hinabzuziehen. Mit jedem Schritt wurde das Gefühl stärker, dass ihn etwas aufzuhalten versuchte.
Blutfeuer, Saria, Esteron und Jori stapften dicht neben ihm durch den Nebel. Lehna war verschwunden - und sie hatten die Spur von Satura in der Düsternis verloren.
Die Nebel verdichteten sich noch um sie herum.
Plötzlich hielt der junge Dieb inne.
Von irgendwo links von ihnen trieb der Wind eine klägliche Stimme zu ihnen herüber. Nicht nur Leon hatte es bemerkt - ohne zu zögern wechselte die Gruppe die Richtung und versuchte, Saturas Ruf zu folgen, den der Wind gnädig in ihre Richtung geweht hatte.



19.07.2003 12:52#72
Lehna Undeutlich konnte Lehna Saturas Schemen vor sich ausmachen. Dennoch wollte nicht so recht neue Hoffnung in ihr aufkeimen, ihr Widersacher hielt ihr Genick schraubstockartig fest, scharfe, abgebrochene Fingernägel gruben sich schmerzhaft in ihre Haut, das Regenwasser vermischte sich mit dem Blut, das aus ihren Verletzungen sickerte...
Plötzlich wurde sie brutal zur Seite gerissen, die Welt schien einen Sprung zu machen. Im nächsten Moment fuhr schneidender Schmerz durch ihre Schulter, die schrie gequält auf und realisierte noch, dass eines von Saturas Wurfmessern in ihrer Schulter steckte – kurz unterhalb des Halses...
Die Kreatur hinter ihr stieß ein glucksendes, fast schon schadenfroh klingendes Lachen aus und begann, sich tiefer in den Sumpf zurückzuziehen. Mit schlafwandlerischer Sicherheit fand sie ihren Weg, bewegte sich mit katzenhafter Anmut über die Felsen und Bäume.
Satura blieb zurück...
„Nicht jetzt...“, murmelte Lehna plötzlich. Ihre rechte Hand schloss sich um den Griff des Wurfmessers, das aus ihrer Schulter ragte, riss es rücksichtslos heraus. Auf die neuerlichen Schmerzen, die dadurch verursacht wurden, achtete Lehna gar nicht. Die kurze Klinge beschrieb einen Halbkreis durch die Luft, um sich dann gnadenlos in den Unterarm der Bestie zu bohren. Die geschliffene Klinge bahnte sich ihren Weg durch Fleisch und Muskeln wie durch Butter, das Wesen stieß einen erschreckend menschlich klingenden Schmerzensschrei aus und ließ Lehna fallen...
Die Amazone versuchte sofort, etwas Abstand zwischen sich und dieses Wesen zu bringen, kroch rücklings durch den sumpfigen Boden. Sie zog ihren letzten Dolch aus dem Gürtel und versuchte, auf die Beine zu kommen, als sich erneut der Umriss ihres Gegners aus dem Dunkel schälte.
Sie erstarrte fast mitten in der Bewegung.
Es war ein Mensch...
Ein mittelgroßer, älterer Mann stand in gebeugter Haltung vor ihr und musterte sie gehässig aus blutroten Augen, in denen der blanke Wahnsinn geschrieben stand. Seine schmutzige Haut war unter der Dreckschicht so weiß wie Schnee, auch sein langes, verfilztes Haar war völlig farblos.
Verängstigt wich Lehna einen Schritt zurück und hielt dabei ihren Dolch schützend vor sich, ihre Hand zitterte stark. Sie stolperte und fiel rückwärts in den Schlamm, was ihrem Versuch, weiter von ihrem Gegner wegzukommen, jedoch kein Ende setzte. Verzweifelt versuchte sie, sich mit den Beinen weiter weg zu schieben.
Der Mann vor ihr kniff die Augen zusammen und zog die Lippen zurück, wobei er eine Reihe großer, gelber Zähne entblößte. Ein bestialisches Knurren entrang sich seiner Kehle, wie ein Raubtier duckte er sich zum Sprung...


19.07.2003 13:19#73
Saria Fast blind durch den dichten Nebel und die nahezu perfekte Dunkelheit um sie herum, stolperte Saria durch die nächtliche Sumpflandschaft. Ihre Hände umklammerten ihren Bogen als ob er alleine ihr den Mut geben würde, sich weiterzuschleppen, die Sehne war leicht gespannt, ein gefiedertes Pfeilende zitterte zwischen ihren Fingern.
Schmatzend entließ der schmutzigbraune Morast ihren Stiefel, saugte sich kurz darauf wieder mit unnachgiebiger Hartnäckigkeit an dem Leder fest, als die Diebin stehenblieb und sich hilflos umsah.
"Hey! Wo seid ihr denn alle?!"
Nur ein paar Sumpflöcher antworteten ihrem Ruf mit lautem Glucksen. Blubbernd stiegen Blasen in einem nahen Tümpel auf, ein fauliger morastiger Gestank lag in der Luft. Außer den rauchigen Nebelschwaden rührte sich nichts. Wo waren die anderen?
Bis vor wenigen Minuten war Blutfeuer noch dicht an ihrer Seite gewesen. Doch dann plötzlich verschwunden. Egal wie laut Saria rief, es kam keine Antwort. Als ob der Sumpf den Rest der Gruppe verschluckt hätte...
Sarias angsterfüllter Blick wanderte zu Boden. Ihre Stiefel steckten fast knöchelhoch in dem braunen Schlamm. Bildete sie es sich nur ein, oder sank sie mit jeder Sekunde ein Stückchen tiefer in den Morast?
Von plötzlicher Panik erfüllt, rannte Saria weiter. Plötzlich trat ihr rechter Fuß ins Leere, durchbrach platschend die Wasseroberfläche eines von verdorrtem Gras überwachsenem Sumpfloches. Mit einem erschrockenen Schrei warf sich die Diebin herum, stürzte und landete klatschend in dem Schlamm. Augenblicklich rappelte sie sich wieder auf, riss den Bogen in die Höhe und blickte sich gehetzt um.
Hatte da nicht eben ein Schrei den Schleier der nächtlichen Stille durchbrochen?Die Nebelschwaden drifteten leicht auseinander. Ein bösartiges Knurren drang aus der Dunkelheit. Die Schwärze vor Saria manifestierte sich zu einem hageren, seltsam gebückt gehenden Monster, rote Augen glühten feurig in der Finsternis der Nacht.
Einen Augenblick später wurde die Gestalt vom wogenden Nebel verschluckt. Doch das Knurren wurde zunehmend bedrohlicher. Die Diebin spürte ihren Puls in die Höhe schnellen, ihr Herz sich in eine wummernde Adrenalinpumpe verwandeln. Von panischer Angst ergriffen, sprang sie zurück, riss den Bogen in die Höhe und die Sehne durch. Singend entließ die Waffe einen gefiederten Todesboten, der sirrend die Nebelschwaden zerfetzte und von der Dunkelheit verschluckt wurde. Am ganzen Körper zitternd, wich Saria weiter zurück, fingerte nach einem weiteren Pfeil und stürzte über eine vorspringende Wurzel einer verkümmerten Sumpfweide. Platschend landete sie erneut im Morast, robbte blindlings rückwärts, tastete nach ihrem fallengelassenen Bogen. Wo waren Satura und die anderen?!


19.07.2003 13:56#74
Satura Das nasse Haar klebte in Strähnen an ihrem Gesicht, an ihren Füßen klebte feuchter, schwerer Morast und die Kälte kroch langsam in ihre Glieder. Ihre klammen Finger spürten kaum noch das Schwert, das sie in vermeintlich festem Griff hielten...
Wo war Lehna hin? Wo der Entführer? Entschwunden in die Dunkelheit...
Ein greller Blitz durchzuckte den dunklen Himmel, und für einen Augenblick ward es taghell in dem Tal, ein kurzer Moment, der reichte, um schreckliches zu offenbaren. Donnergrollen folgte fast augenblicklich, und immer noch regnete es Sturzbäche.
Satura hatte ihn gesehen... kalkweiß sich gegen die umgebenden Schatten abhebend. Sie löste sich aus dem kurzen Moment der Erstarrung und lief los, keuchend gegen den sie festhalten wollenden Sumpf ankämpfend. Wo waren die anderen?

Erneut durchzog ein greller Blitz in feinen Äderchen den Nachthimmel, und im selben Moment ertönte ein ohrenbetäubender Krach. Die hohe Amazone zuckte zusammen, als wenige Schritte neben ihr ein knorriger Baum ächzend zu Boden ging, lichterloh brennend. Langsam schien der Regen nachzulassen, und wie eine übergroße Fackel erleuchtete der brennende Baum die Nacht.
Am Rande ihres Sichtfeldes tauchte eine Gestalt auf, taumelnd. Es musste jemand aus der Gruppe sein. "Hierher!" rief Satura. "Kommt hierher!"
Und vor ihr stand er.
Scharf gegen das Dunkel abgegrenzt zeichneten sich die bizarren Umrisse eines gebrochenen Wesens ab. Der Widerschein des Feuer spiegelte sich auf der aalglatten, nassen Haut. Hinter ihm auf dem Boden lag Lehna, Satura in stummer Verzweiflung anstarrend.
Die hohe Amazone riß sich aus der Erstarrung, die der Anblick des seltsamen Wesens ausgelöst hatte und kam langsam, erhobenen Schwertes, auf ihn zu. Sie war erschrocken, welch menschliche Züge das verwitterte Gesicht diese Wesens barg...


19.07.2003 14:25#75
Lehna „Satura...“
Widerliches, schlammiges Wasser drang Lehna in den Mund, gelangte in ihre Luftröhre, was einen unangenehmen Hustenanfall zur Folge hatte. Suchend tastete ihre Linke im Schlamm herum, während die mit der Rechten ihren Dolch fast krampfartig umklammerte. Satura ging langsam auf die Kreatur zu, die ein tiefes, drohendes Knurren hören ließ – wobei die Stimme erschreckend menschlich und doch gleichzeitig bestialisch klang...
Lehna bekam eine alte, morsche Wurzel zu fassen und zog sich an selbiger etwas weiter weg von der rotäugigen Kreatur, die jetzt langsam Satura umkreiste, dabei aber auch immer ihre eigentliche Beute im Auge behielt. Lehna versuchte sich aufzurappeln, doch es schien fast, als hätten der Sumpf und der Regen selbst etwas dagegen. Immer wieder rutschte sie aus und landete platschend im Schlamm, um es gleich darauf noch einmal zu versuchen. Schließlich gelang es ihr, sich an einem aus dem Schlamm ragenden Baumstamm hochzuziehen...
Was das rotäugige Wesen aber nicht ganz so toll zu finden schien. Blitzartig wirbelte es herum und sprang auf Lehna zu, die reflexartig ihren Dolch nach vorn stieß. Die Klinge bohrte sich tief in den weißen, muskulösen Körper, doch die Kreatur...der Mann...schien es gar nicht zu spüren. Einmal mehr krallte er sich in Lehnas Haaren fest und riss sie mit einem brutalen Ruck herum, wieder landete sie platschend im Schlamm – und schlug verzweifelt um sich, als ihr Kopf gnadenlos unter Wasser gedrückt wurde...



19.07.2003 15:54#76
Saria Eine Windböe strich über die morastige Sumpflandschaft, wiegte sanft die faserig wirkenden Äste der Weide, ließ Saria frösteln und die nebligen Schwaden auseinandertreiben. Da war es wieder, das grässliche Ungeheuer, dass sie kurz zuvor erspäht hatte.
Ein eisiger Schauer tastete sich einem kalten, feuchten Finger gleich ihr Rückgrat hinunter. Blindlings griff die Diebin in den warmen Schlamm, in der Hoffnung, ihren Bogen zu finden. Ihre suchenden Finger ertasteten etwas hartes, abgeschliffenes. Mühsam stemmte sich die Amazone in die Höhe, glitt auf dem tückischen Morast aus und wäre beinahe wieder gestürzt, fing sich jedoch auf einem Knie ab.
Doch das Wesen blickte nicht in ihre Richtung. Es kniete über einer menschlichen Gestalt mit langem Haar und drückte ihren Kopf immer wieder in eine Schlammpfütze. Erst auf den zweiten Blick erkannte Saria, dass es sich bei der Person um Lehna handelte. Zwar wehrte sie sich mit heftigen Schlägen und Tritten gegen den tödlichen Griff, doch wurde ihre Gegenwehr zunehmend schwächer. Die Arme der Erzamazone zitterten wie Espenlaub, als sie den Bogen hob und die Sehne spannte. Zähflüssiger Morast tropfte von der Waffe und ließ sie schwer werden, Schlingpflanzen hatten ihre dünnen Leiber wie Schlangen um Griff und Spannbogen geschlungen. Das lange Haar hing wirr und nass in Sarias Gesicht, einzelne Strähnen klebten feucht vor ihrem Auge. Während sie die Sehne bis an ihr Kinn zog, versuchte sie das Zittern ihrer Arme weit genug zu unterdrücken, um den Kopf des Wesens ins Visier nehmen zu können.
Dieses Biest das Lehna festhielt... Es ähnelte stark einem Menschen und gleichzeitig auf groteske Art und Weise einem Tier. Der Körper war blass, beinahe schon aschfahl, das Haar wucherte wild über Buckel und Schultern, lange, an Klauen erinnernde Fingernägel krallten sich in Lehnas Fleisch. War das... wirklich ein... Mensch?
Warum fiel es Saria so schwer, den Pfeil loszulassen? Binnen weniger Augenblicke würde er sich in einen verschwommenen Schemen verwandeln, sich in den Hinterkopf des Wesens bohren und Lehnas Leben retten. Weshalb tat sie es nicht, warum ließ sie nicht los?!
Irgendwo in einer der hintersten Ecken ihres Bewusstseins loderte eine Erinnerung in frischer Intensität. Zu weit entfernt, zu sehr verdrängt um bis in Sarias Denken vorstoßen zu können, aber intensiv genug, um ihre Handlungen unbewusst zu beeinflussen. Der Bogen, der Pfeil, es war...
"Lehna!"
Im selben Moment, in dem Saria den Namen schrie, entfloh der gefiederte Schaft ihren durch Kälte und Nässe klammgefrorenen Fingern. Einem hungrigen Raubvogel gleich schoss der Pfeil über die gluckernde Sumpflandschaft hinweg, vorbei am traurigen Anblick der Weide, vorbei an dichtem Schilf, direkt auf die bösartige Kreatur zu.
Diese fuhr geschmeidig wie eine Katze herum. Und zuckte zurück, als sich das Geschoss mit einem dumpfen Aufprall in ihre Schulter bohrte. Das Wesen brüllte wütend auf, die feurigen Augen brannten sich direkt in Sarias Blick, ließen die Diebin in stillem Horror erstarren.
Saria wollte zurückweichen, wegrennen, hauptsache fort vor diesem grauenvollen Anblick der hungrigen, von Wahnsinn gekennzeichneten Augen. Doch in ihrer Panik glitt sie erneut auf dem Matsch aus, strauchelte rückwärts und prallte mit einem erschrockenen Keuchen gegen einen Baumstumpf.
Ihre freie Hand tastete in ihrer Tasche herum, fühlte unregelmäßig geformten, wohlig warmen Stein und schloss sich um ihn. Lichtreflexionen tanzten durch die Augen der Diebin, schmale Lichtbahnen schlängelten sich ihren Arm hinab, verdichteten sich zu einem gleißenden Netz zwischen ihren Fingern. Der Bogen klatschte abermals in den Morast, als sie die Hand hob und abwehrend vor sich hielt.
Auf einmal wurde der Nebel wenige Schritt neben der mörderischen Kreatur von einem gleißenden Glühen erhellt. Kurz darauf schälten sich die Umrisse einer schlanken Kriegerin aus den wogenden Schwaden. Der komplette Körper wurde von golden glänzenden Panzerplatten geschützt, unter dem Helmvisier blitzten strahlend blaue Augen. In ihren Händen ruhte ein langer Speer mit gezackter Spitze, welche drohend auf die Bestie gerichtet war. Langsam und seltsam lautlos näherte sich die Kriegerin der Kreatur...



19.07.2003 23:43#77
manmouse Esteron stand etwas abseits der „Gestalten“, sein Blick glitt suchend zu Lehna, unfähig ihr auch nur ansatzweise zu helfen. Nicht das er es nicht wollte, er konnte nicht. Regungslos stand der junge Mann im grünlichbraunem stinkendem Morast. Sein Blick ging ungläubig zwischen der Unwirklichen finsteren Gestalt, dem Monster; das mit allem Hass dieser Welt auf seine plötzliche Gegnerin blickte, und der Gestalt in der goldenen Rüstung die einen Speer mit gezackter Spitze in ihren Händen hielt, hin und her. Wo kam dieses Wesen plötzlich her? Langsam sank die Spitze seines Kurzschwertes in den weichen Boden. Lehnas Kopf wurde noch immer in den Schlamm gedrückt, doch er konnte sich noch immer nicht Bewegen.
Nass hing sein blondes langes Haar strähnig in seinem Bart. Das Schreckensszenario wurde noch immer von dem brennendem Baum erhellt. Beide Gegner blickten sich in die Augen, ihre Körper waren gespannt. Jederzeit zum Angriff bereit. Der Wanderer verstand die Welt nicht mehr.
Der Kopf von Lehna wurde noch einmal energisch unter einem Keuchen der jungen Frau ruckartig hoch gezogen und wurde dann achtlos fallen gelassen. Lehnas Körper fiel wie ein Lebloser Sack zusammen, und blieb regungslos im Morast liegen.
Die Kriegerin in der goldenen Rüstung begann das Monster zu umkreißen, ihr Körper begann sich langsam vor Lehna zu setzen. Das Ungeheuer fauchte laut, und es kam dem Schrei von Hunderter Toten gleich. Doch die „gute“ Gestalt wich keinen Schrittweit zurück, im Gegenteil sie schien nur darauf zu warten.
Die Augen von Esteron fixierten Lehna, wie sie langsam wieder zu sich kommend, im Schlamm lag und sich langsam versuchend aufraffte. Auch ihr Blick ging irritiert zu den beiden Gestalten. Sie wollte haltsuchend davon kriechen.Die roten Augen des Ungeheuer blitzen auf und es sprang mit einem lauten Zischen zur Seite. Der Morast spritze bei seiner Ladung in einer riesigen Fontäne empor. Lehna schrie verzweifelt auf, und unterlies weitere Versuche der Flucht.Warum griff denn keiner das Ungeheuer an? Der Blick des Wanderers wandte sich von Lehna ab, blickte nun auf Satura die sich mit gezückter Waffe auf das groteske Vieh zu bewegte. Die Hohe Amazone schien ebenfalls entschlossen zu sein. Ihr Amulett, das ihr aus dem Ausschnitt hing leuchtete bedrohlich. Wieder zischte die Kreatur bedrohlich auf. Da war noch ein Schatten der aus dem dunkelm trat. Leon!



19.07.2003 23:43#78
Skeleon Mit dem Knirschen berstender Knochen traf die eisenverstärkte Stiefelspitze auf den Unterkiefer der Kreatur - im selben Moment schnellte ein matt schimmerndes Langschwert auf ihren bleichen Rücken hinab. Mühelos durchschnitt die Klinge das weiche Fleisch, die Muskelfasern und das spärliche Fett im ausgemergelten Körper, wurde jedoch scheppernd von steinharten Gebeinen zurückgeschleudert. Die schimmernde Gestalt hatte Leon durch die Nebelschlieren hierhergeführt, sie hatte das bleiche Wesen verwirrt, es war zurückgewichen - direkt in seine Arme gelaufen. Ohne zu zögern hatte Leon angegriffen und in dem Augenblick war das Bild wieder verschwunden.
Der junge Dieb taumelte zurück, als das Wesen zu ihm herumfuhr. Aus schrecklich menschlichen, berechnenden Augen starrte es ihn an, Leon starrte hilflos zurück. Die Wunde auf dem Rücken schien die Kreatur nicht einmal zu bemerken, ihren ausgerenkten Kiefer schob sie unbeholfen hin und her, ehe er mit dem Geräusch reißender Sehnen wieder einrastete. Schnell flogen die blutroten Augen zwischen den drei Menschen hin und her. Zwei waren zeitweilig ausgeschaltet, nur dieser hier hatte sich eingemischt, war fast aus dem Nichts aus der Nebelbank aufgetaucht. Irgendwo hinter dem Wesen näherten sich Gestalten im Laufschritt - der Rest der Gruppe, hoffte Leon.
Einen Augenblick verharrte die bleiche Kreatur, spannte sämtliche Muskeln an und lauerte - nur um dann vorzuschnellen. Sie warf sich auf den Dieb, packte mit der einen, klauenartigen Hand sein rechtes Handgelenk und entwandt ihm das Langschwert, mit der anderen umschloss sie seinen Hals und drückte zu, immer fester und fester. Gurgelnd und ächzend wandt sich der Dieb, fingerte mit der freien Hand nach seinem Dolch und förderte ihn mit unsicheren Fingern zu Tage. Er formte eine Faust um den kalten, eisernen Griff. Ohne zu zögern stieß er ihn dem Wesen in den Unterleib - doch es reagierte nicht einmal darauf, mehr noch, es presste sich enger an den Dieb um seinen Griff um den Hals des Jungen noch verstärken zu können. Tief grub sich der Stahl in den Leib des Wesens, doch es verzog nicht einmal einen Muskel in dieser Fratze aus Hass und Wahnsinn. Der junge Dieb hörte undeutlich seine eigenen Wirbel aneinanderschaben, als das Wesen an seinem Hals zu reißen begann. Hilflos und nach Luft ringend riss er die Waffe wieder hervor, nur um sie an anderer Stelle wieder in das bleiche Fleisch zu stoßen.
Ein leises Knurren verließ die aufeinander gepressten Zähne des Wesens, es ließ Leons Rechte los und packte stattdessen seinen Hals mit beiden Klauen. Gegen seine Panik verzog der junge Dieb sein Gesicht zu einem fiesen Grinsen - die Kreatur hielt einen Moment inne, ein fragender Ausdruck lag in ihrem Gesicht - und sah, wie sie von einem heftigen Schlag in die Seite zu Boden gestreckt wurde. Ohne jeden Laut des Schmerzes, aber von der schieren Wucht getrieben stolperte es beiseite, ließ Leons Hals los, fing sich wieder und blickte sich überrascht um.
Saria war wieder auf die Beine gekommen und hielt ihren Bogen in Händen, bereit, einen neuen Pfeil aufzulegen, die Sehne zu spannen und den tödlichen Bolzen losschnellen zu lassen. Ihre Hände zitterten sacht. Der Dieb blickte zu Lehna, die sich nun mit einer Hand die blutende Schulter hielt. Sie hatte sich wieder aufgerichtet, lehnte mit der anderen Hand gegen einen halb vermoderten Baumstamm und verfolgte die Szene mit glasigem Blick. Esteron hastete auf sie zu - Leon warf Satura einen Blick zu, die zeitgleich aus den Nebeln hervorgebrochen kam - während der Rest der hinzugetretenen Gruppe den Kreis um das Wesen enger schloss.
Ein gurgelnder, trotziger Laut verließ die Kehle des Wesens. Es war auf freiem Felde - umgeben von ihnen, mit ihren Waffen, ihrem Holz, ihrem Stahl. Ihrem Hass.
Es rollte sich ein wenig in sich zusammen, der eine Pfeil stak ihr noch immer in der Schulter, der andere in der Hüfte, helles Blut troff ihr aus mehreren Wunden, doch es schien nicht von Schmerzen sondern vielmehr von Erinnerungen gebeutelt da zu liegen, sich windend und hin und wieder schützend die Hand über sich haltend.
Unsicher, was zu tun sei, blickte Leon von einem zum andren. Es sah aus wie ein Mann, ein schwacher, verwundeter Mann. Er trat ein paar Schritte zurück und schob die Klinge beiseite, die sich krümmende Kreatur mitleidig betrachtend.


20.07.2003 01:50#79
Lehna Röchelnd schnappte Lehna nach Luft, versuchte das schlammige Wasser auszuwürgen. Die Welt verschwamm vor ihren Augen, in Verbindung mit dem Regen und der Dunkelheit konnte sie fast gar nichts mehr sehen. Dafür drangen die Geräusche des tobenden Kampfes um so intensiver an ihre Ohren, schienen noch verstärkt zu werden. Der Wind jaulte wie ein Rudel hungriger Wölfe, sie hörte auch das hektische Pochen ihres eigenen Herzens...
Ein neuerlicher Hustenanfall schien ihren Hals von Innen heraus zerreißen zu wollen, ihr Magen schlug bereits Purzelbäume, einen Moment später erbrach sie mit Schlamm vermischte Magensäure auf den sumpfigen Boden...Keuchend versuchte sie sich hochzustemmen, realisierte erst jetzt, dass sie noch immer krampfhaft den Griff ihres Dolches umklammert hielt. Doch sie versuchte nicht die Waffe wegzustecken, die Gefahr, dass sie dabei danebentraf und sich am Ende noch selbst aufschlitzte, erschien ihr doch etwas zu groß.Es bereitete ihr einige Mühe, ihre kraftlosen Glieder dazu zu bewegen, ihr wenigstens teilweise wieder zu gehorchen. Sie stützte sich an einem modrigen Baumstamm ab, presste die andere Hand auf ihre schmerzende Schulter und suchte mit glasigen Augen die Umgebung ab. Sie beobachtete den tobenden Kampf, ohne jedoch wirklich etwas erkennen zu können, da die Welt vor ihren Augen noch immer verrückt spielte. Dünnes Blut sickerte zwischen ihren Fingern hervor und vermischte sich mit dem Regenwasser.
Was war überhaupt genau passiert? Lehna versuchte, die wirr durch ihren Kopf schwirrenden Gedanken einigermaßen zu ordnen. Esteron... Satura... Sara… diese Kreatur jetzt...
Plötzlich legte sich von hinten ein Arm über ihre Schulter, Lehna schrie erschrocken auf und riss sich los, sie stolperte jedoch über ihre eigenen Füße und landete mit einem lauten Platschen wieder im Sumpf. Prustend stemmte sie sich wieder hoc, und als sich erneut ein paar Hände um ihre Schultern legten, realisierte sie endlich, dass es sich um Esteron handelte. Der junge Wanderer half ihr behutsam auf die Beine, sie versuchte das ganze mit einem dankbaren Lächeln zu quittieren, was aber gründlich danebenging und in einem neuerlichen, würgenden Hustenanfall endete. Zitternd drückte sie sich schutzsuchend an Esteron, ihr Blick wanderte zu den anderen, die inzwischen diese seltsame Kreatur in die Enge getrieben hatten.
Langsam näherte sich Esteron dem Kreis, wobei er weiterhin Lehna stützte, die unsicher neben im her tappte. Das Wesen krümmte sich auf dem schlammigen Boden, zwei Pfeile steckten in seinem Körper, die es jedoch genauso wenig wahrzunehmen schien wie die zahlreichen Schnitt – und Stichwunden. Etwas anderes machte ihm Angst...
„Was... was machen wir jetzt mit ihm?“, fragte Lehna unsicher und sah vorsichtig auf die Kreatur hinunter, als fürchtete sie, dass das Wesen im nächsten Moment aufspringen und sie mit bloßen Händen zerfleischen könnte...


20.07.2003 02:45#80
manmouse Na was für ne Frage. Der Wanderer blickte die Gesichter der anderen die in der Runde standen, und scheinbar nicht genau wussten was sie mit ihm anstellen sollten. Der junge Mann war noch immer recht aufgewühlt von den Ereignissen der letzten Minuten.
“Da normale Wunden dem Vieh nichts anzuhaben scheinen schlage ich vor, das wir ihn hier und auf der Stelle köpfen. Bevor er noch mehr Unheil anrichten kann.Die Hand des jungen Mannes tastete nach dem Griff seines Kurzschwertes. Nein, damit konnte man ihn sicherlich nicht ins Reich von Beliar schicken. Stattdessen griff Esteron zu der Erzklinge von Lehna, die er in dem Haus aufgesammelt hatte und schritt zögernd auf die Kreatur zu. Er hatte noch nie etwas Lebendes getötet. Sicher den einen Zombie im Minental, aber so etwas? Die anderen Gefährten blickten ihn noch immer stumm an, erst als Esteron bereit war zum Schlag auszuholen wurde er von Lehna zurück gehalten.“Bitte Esteron nicht! “ Der Wanderer blickte fragend, fast finster auf die Kreatur, die zu grinsen schien, dann zu Lehna.
“Lass mich. Er verdient es nicht anders.“ Die Augen von dem Wanderer funkelten auf. Es brachen alle Dämme, die Regungslosigkeit die er eben noch bei dem Kampf an den Tag legte, war wie weg geblasen. Für den jungen Mann zählte nur noch die Vernichtung. Immer wieder musste er daran denken was er Lehna angetan hatte. Wer weiß was mit der jungen Frau geschehen wäre wenn die anderen es nicht aufgehalten hätten?
“Nein, lasst es uns zuende bringen.“ Esteron befreite sich aus den Armen der jungen Frau und trat wieder einen Schritt vor. Wurde diesmal allerdings von Jori und Satura zurück gehalten. Der Wanderer verstand die Welt nicht mehr. Wieso wollte sie das Monster nur schützen? Es wollte Lehna töten.

“NEIN, LASST MICH“, schrie der junge Mann, während er mit den Armen wild um sich schlug. Lehna trat auf den jungen Mann zu und nahm ihm sanft die Waffe aus der Hand, die Augen von Esteron weiteten sich fragend.
“Warum wollt ihr es auch noch beschützen? Wir müssen es vernichten sonst kommt es wieder. Und dann haben wir keine Chance“ Noch ein letztes Mal versuchte sich der Wanderer loszumachen. Jedoch ohne sichtlichen Erfolg.
Satura sah den jungen Mann mit einem traurigem Lächeln an und versuchte beruhigend auf ihn einzureden. Doch in seinen Augen lag immer noch die Panik, gemischt mit einem trotzigem Funkeln. Der Junge Mann wurde fast wahnsinnig.“Wir werden uns um ihn kümmern. Verlass dich darauf mein Freund.“ Dann drehte sie sich zu Jori und Lehna um, und nickte ihnen mit einer Stummen Geste zu. Die zuviel aussagte wie: Kümmert euch um ihn!
Saria, Blutfeuer und Leon hielten derweil das Vieh in Schach, während die Hohe Amazone wieder zurück zu den anderen ging.
Esteron blickte noch einmal verzweifelt zu der Kreatur und bekam noch einmal für den Moment einen Blickkontakt zu ihm zustande. Seine Augen glühten noch immer blutrot vor Hass. Unsagbarer Schmerz lag in seinen Augen. “Sie merken es sowieso nicht mein junger Freund“ Der Wanderer verstand nicht recht. Er sah fragend zu Lehna, die ihn nur milde anlächelte.
Esteron keuchte auf. Nein..., Nein... er ist noch immer böse und stark, tötet ihn endlich.“



20.07.2003 11:02#81
Satura Als Satura erwachte, strahlte helles Tageslicht durch die Ritzen der Hütte und warf sanfte Lichttänze auf die entspannten Gesichter der Schlafenden. Sie setzte sich auf und dehnte die verspannten Glieder; die Nacht am Boden zu verbringen war nicht gerade bequem. Doch es hatte keine Diskussion darüber gegeben, dass Lehna, die verletzt war, und Esteron das Bett bekommen hatten.
Schaudernd dachte Satura an die letzte Nacht zurück, diese unheimliche Mischung aus Weltuntergangsstimmung und Bedrohung. Sie hatten Esteron davon abhalten können, die Kreatur zu töten, hatten sie schreiend in den Wald gejagt, fort von hier... hoffend, er würde nicht mehr zurückkommen.
Sie hatte Lehnas Wunden versorgt, die - Donnra sei Dank - nicht so schlimm waren, wie sie anfangs ausgesehen hatten.

Gähnend öffnete Satura die knarzende Tür der Hütte und trat nach draußen in das helle Sonnenlicht. Leon, der die letzte Wache gehalten hatte, saß schlafend an den Türrahmen gelehnt. Die hohe Amazone lächelte; eigentlich hätte sie ihn rügen sollen, dass er während seiner Wache eingeschlafen war, aber es war ja nichts passiert.
Sein Gesicht wirkte entspannt und friedlich, leicht hob und senkte sich sein Brustkorb, und seine Hand umfaßte fest den Griff seines Schwertes. Einzelne Haarsträhnen standen wirr in seiner Stirn, und seine Wangen waren vom Schlaf gerötet.

Satura beugte sich zu ihm hinunter und küßte ihn sanft. Als Leon verwirrt erwachte und die Augen öffnete, meinte sie lächelnd: "Die anderen schlafen noch. Komm, lass uns das Tal erkunden - heute läßt es das Wetter zu. Vielleicht finden wir ja auch etwas fürs Frühstück. Beziehungsweise sollten wir unsere Wasserschläuche auffüllen..."

Im Tal stand ein leichter Dunst, und langsam trocknete der Boden wieder auf. Erst jetzt entfaltete es seine ganze paradiesische Schönheit: über das Tal verstreut standen riesige, schwer mit süßen Früchten behangene Bäume, und die Wiesen grenzten sich saftig grün gegen die kargen Felsen des Bergmassivs ab.


20.07.2003 11:18#82
Skeleon Staunend blickte sich der junge Dieb um.
Die grobbehauenen Felsbrocken, das hoch aufragende, graue Bergmassiv und im Gegensatz dazu die saftige Wiese, auf der die Dolmen standen, die Bäume, der Geruch würziger Kräuter. Eine rauhe Schönheit ging von diesem Talkessel aus, ja, er war auf seine Weise ein Paradies.
Verborgen unter überhängendem, noch vor kühlen Tautropfen triefenden, wilden Grashalmen floss ein schmaler Bach dahin. Wiesenblumen reckten sich und öffneten zögerlich ihre Knospen im schnell heller und wärmer werdenden Sonnenlicht.Als wäre ihm eine Last vom Leib genommen atmete Leon tief durch.Nichts erinnerte mehr an die Bedrohungen der letzten Nacht. Er hoffte nur, die Kreatur würde keinen Schaden mehr anrichten - und Esteron.
Mit einer unwilligen Handbewegung verscheuchte er diese Gedanken, wandte sich um und ging auf Satura zu, die sich auf die Zehenspitzen reckte, um die saftigen Früchte vom Baum zu holen.
Grinsend bot er ihr eine Räuberleiter an, sie stieg darauf, stützte sich an seiner Schulter ab und rupfte mit der anderen die Früchte aus - der junge Dieb fing eine davon auf, musterte sie kurz und biss hinein. Offensichtlich ein Apfel, knallrot und süß, wie keine anderen, die er kannte.
Nachdem sie sich mit Äpfeln eingedeckt hatten schlenderten sie, die Taschen beladen, durch das Tal, neugierige Blicke auf die Dolmen oder die Pflanzen rund um sich herum werfend. Von dem Sumpf konnten sie nichts mehr erkennen - fast kam es dem Dieb vor, wie ein böser Traum, der jetzt im strahlenden Sonnenschein restlos verpufft war.
Vor den beiden ragten einige Felsbrocken auf, aufgerichtet auf einem niedrigen Hügel, in perfekter Kreisform. Leon umfasste Saturas Hand und zog sie mit sanfter Gewalt darauf zu.
"Das ist er! Das ist der Steinkreis."
Sie traten zwischen den Felsen hindurch und hatten freien Blick auf den Steinquader. Jetzt bei Tageslicht schien die Fassung noch offensichtlicher genau für diesen einen Zweck gemacht zu sein - "Versuchen wir's?" fragte der Dieb grinsend.



20.07.2003 11:50#83
Satura Satura sah ihn fest an und atmete dann tief durch. Tatsächlich schien die Fassung genau für ihr Amulett zu passen.... nein, nicht nur zu passen, sie schien dafür gemacht zu sein!
Langsam ging sie auf den Altar zu und nahm vorsichtig ihr Amulett ab, hoffend, dass es wirklich passen würde. Sie zögerte - was wenn nicht?
Keiner von den beiden hatte auch nur einen Gedanken daran verschwendet, was sein würde, wenn es nicht passte... Was dann? Alles umsonst?
Satura schüttelte den Kopf, wie um diese Gedanken loszuwerden. Sie hielt das Amulett in ihren Händen - ihr fiel auf, wie sehr sie sich ihm schon lange verbunden fühlte. So sehr, dass es ihr immer schwer fiel, es aus den Händen zu geben.
Trotzdem drückte sie es vorsichtig in die steinerne Fassung - es passte! Ihr Herz machte einen freudigen Sprung, und instinktiv trat sie einen Schritt zurück.

Nichts.
Einfach gar nichts geschah.
Keine Explosion, kein Rauch, keine Geister, Dämonen, Skelettkrieger, Harpyien - kein Drache, keine Chiara, kein Grab, kein Schwert. Mit allem hatte sie gerechnet - dass sie nicht herfinden würden, dass hier gar nichts war, dass das Amulett nicht in die Fassung passen würde... aber so etwas? Das einfach nichts, überhaupt nichts passierte?

Nach ewig scheinenden Sekunden löste sie sich aus ihrer Erstarrung, und sah Leon an. "Toll. Was nun? Was soll das? Wozu die Karte, wozu der Aufwand? Was sollen wir den anderen sagen?" Ihre Stimme war laut und wütend geworden. Sie trat zu der Fassung und griff zu ihrem Amulett, wollte es wieder herausnehmen. "Ah, verdammt..." Sie zuckte zurück - das Amulett war heiß! "Ich habe mich verbrannt!" Sie starrte auf ihre Finger, auf denen sich kleine Brandblasen bildeten.



20.07.2003 12:04#84
Skeleon Der Dieb trat neben sie und begutachtete das Amulett interessiert."Es ... leuchtet!"
Doch es war nicht das rötliche Schimmern, das Pulsieren, dass er inzwischen so gut kannte. Ein helles Strahlen ging davon aus, nein, von etwas dahinter ... er blickte auf und sah in die helle Sonne. Er fuhr mit der Hand vor der breiten Öffnung der Halterung hin und her, ein großer, matt rosa Lichtreflex breitete sich auf seiner Handfläche aus.
"Der Kristall - bricht das Licht."
Er nahm seine Hand weg und folgte dem Lichtreflex, der sich schwächer werdend auf der saftigen Wiese verlor. Dann umschritt der Dieb das Podest und betrachtete das schmale Ende der Halterung.
"Es kommt nur so wenig Licht hinein, es wird gestreut."
Wieder umrundete er den Altar.
"Und von hier aus - würde das Licht gebündelt werden."
Geblendet hob er die Hand vor Augen, als sie in den Lichtreflex gerieten, trat einen Schritt zur Seite und blickte Satura fragend an.



20.07.2003 13:09#85
Satura "Na sehr gut. Der Kristall reflektiert Licht - ist ja was ganz Neues. Und führt uns das weiter? - Nein." Satura war enttäuscht. "Diese Lichtreflexion ist was ganz normales, und... ich wüßte nicht, was es bedeuten sollte."
Sie holte einen Apfel aus ihrer Tasche und biß hinein. Er schmeckte herrlich süß und saftig, und der Saft rann über ihre Hände, klebrige Spuren hinterlassend. Leon stand schweigend da und spielte mit dem Lichtreflex. Gelangweilt zog die hohe Amazone eines ihrer Wurfmesser, warf den Apfelbutzen in die Luft und schleuderte das Wurfmesser nach. Das Messer durchbohrte das Kerngehäuse noch im Flug, spieße ihn auf und bohrte sich in den Stamm eines nahen Baumes, wo es federnd zur Ruhe kam.

"Ich hab keine Lust mehr auf dieses Tal, auf dieses Grab, und dieses Schwert. Wozu machen wir das überhaupt? Ich habe ein Schwert..." Wütend starrte sie auf den Boden. "Das Ergebnis ist, dass Lehna gestern fast draufgegangen ist. Nur weil sie mir und meinen wahnsinnigen Ideen folgt. Wir könnten jetzt... am Strand liegen, und einfach nur unseren Frieden haben..."
Sie ging zu ihm, umarmte ihn und küßte ihn sanft. "Ich glaube nicht, dass wir hier etwas finden."



20.07.2003 13:25#86
Skeleon Leon konnte kaum verbergen, wie schön die Vorstellung wäre - wieder im Amazonenlager die Zeit totzuschlagen, am Strand zu liegen, Satura in den Armen zu halten, sie zu lieben.
Aber sollten sie wirklich einfach alles aufgeben? Gerade weil die Dinge nicht so günstig standen, sollten sie weitermachen!
Er schob sie vorsichtig von sich und blickte sie eindringlich an."Lass uns wenigstens noch einen Blick auf die Abschrift werfen, okay? Vielleicht haben wir nur eine Kleinigkeit übersehen."
Satura blickte ihn etwas skeptisch an und zog unwillig das Pergament hervor, sanft lächelnd nahm der Dieb es entgegen.
"Also - den Ort, der auf der Karte vermerkt ist haben wir gefunden. Das Amulett passt. Die Zeichen am Kartenrand stimmen damit überein - irgendetwas muss da dran sein, meinst du nicht?"
Er überflog kurz die Abschrift, seine Augen blieben am letzten Satz hängen. "Pfad des Untergangs -"
Ein wenig unsicher dreinschauend sah der junge Dieb vom Text auf, umrundete den Altar erneut und sah zur Sonne, die jetzt im Süden stand - sie schien in einem Winkel von 90° auf die Halterung, nur ein wenig Streulicht fiel durch den Kristall und erzeugte den nun verwaschenen Lichtreflex. Leons Hand fuhr nach Westen hin, die Richtung, in die die Sonne von ihrem Zenit aus zu wandern begann. Nach Westen wies auch das breite Ende der Fassung.
"Sonnenuntergang." meinte er schließlich. "Aber was hat es mit der Magie Donnras auf sich?" sah er fragend Satura an, die ihm bis eben mit mäßigem Interesse zugesehen hatte. "Amulett und Magie müssen vereint sein." fügte er hinzu. "Aber was ist damit gemeint? Komm schon, es ist alles wie vorbereitet in diesem Tal, die Fassung, das Amulett, der Sonnenstand ..."
Er blickte die Amazone an und hoffte, sie würde seinen neu aufgekeimten Enthusiasmus teilen.



20.07.2003 13:39#87
Satura Seufzend sah Satura den Jungen an. Er hatte ja recht, wenn sie jetzt aufgaben, waren alle bisherigen Opfer und Anstrengungen umsonst.
"Ja, du hast Recht... das könnte schon stimmen, dass die Legende damit auf den Sonnenuntergang hinweist... und naja, Magie Donnras... wenn der Kristall schon das Licht bricht, so wird das wohl etwas mit einem Lichtzauber zu tun haben? Nur... was wird sich dann ergeben?" Sie sah Leon fragend an, der aber nur nachdenklich die Schultern zuckte.

"Auf jeden Fall, bis Sonnenuntergang haben wir noch Zeit. Lass uns zur Hütte zurück gehen, die anderen freuen sich sicher, wenn wir ihnen frische Früchte zum Frühstück bringen. Ausserdem möchte ich mir noch mal Lehnas Wunde ansehen." Die sie verursacht hatte... Nachdenklich zog sie ihr Wurfmesser aus dem Baumstamm und säuberte es, ehe sie es wieder in den Gürtel zurücksteckte.


20.07.2003 13:51#88
Skeleon Leon sah der Amazone die Schuldgefühle regelrecht an, hatte er doch gestern noch erfahren, was geschehen war. Sanft zog er sie an sich und gab ihr einen zärtlichen Kuss.
"Du konntest doch nichts dafür, was hättest du tun sollen? Aber du hast recht, lass uns zurückgehen."
Er lächelte sie noch einmal aufmunternd an, ehe er sein überladenes Lederbündel wieder schulterte und neben ihr her stapfte.
"Und wenn es nicht funktioniert, dann - dann kehren wir zum Lager der Schwestern zurück und -" er schmunzelte sie vielsagend an, gab ihr einen Kuss und stapfte schweigend weiter neben ihr her, schob sich an reichbeladenen Bäumen vorbei und zwischen den rissigen, doch unbesiegten Dolmen hindurch. Die Nebelschlieren hatten sich restlos gelichtet, waren die schroffen Berghänge empor gestiegen und hatten sich mit der dünnen Wolkenschicht vereint, die am sonst so blauen Himmel hing. Erneut atmete der Dieb tief durch.
Zwischen den Dolmen kam schließlich die morsche, von Moos und Flechten überzogene Holzhütte zum Vorschein. Nur das von schweren Leibern zerdrückte Strohdach und die aus den Angeln getretene Tür wiesen noch auf die gestrigen Geschehnisse hin.
Blutfeuer und Saria saßen in dezentem Abstand voneinander vor dem Haus und genossen den Sonnenschein - Lehna lag wohl noch im Bett, gemeinsam mit Esteron. Ob dieser Gardist Jori auch noch dort wachte?
Grüßend hob der Dieb die Hand zu den beiden Amazonen, als Satura und er sich ihnen näherten.



20.07.2003 14:27#89
Saria Mit geschlossenen Augen lag Saria in der prallen Sonne, genoss die wärmende Berührung der goldenen Sonnenstrahlen und die fast vollkommene Stille in dem kleinen Felsental, die nur vom leisen Rauschen des Windes durchbrochen wurde, der sich in den langen Halmen der Wiese verfing.
Ebenso genoss ihre Hand die Berührung des Lederbeutels, der vom Licht verborgen in ihrer Manteltasche ruhte. Zärtlich strichen ihre Fingerkuppen über das weiche Material, fuhren die Körper der Kupfermünzen nach, die sich in dem kleinen Beutel dicht aneinanderdrängten.
Was Saria anbelangte, hatte sie ihren Teil der heutigen Arbeit schon erledigt. Und zwar gleich in den frühen Morgenstunden, während der Rest der Gruppe noch seelig schlummerte und sich von den Schrecken der vergangenen Nacht zu erholen versuchte. Denn wenn sich Saria richtig erinnerte, war heute Zahltag. Zumindest für die Stadtwache und Esteron.
Natürlich hatte Saria nicht ihren gesamten Besitz an sich genommen. Das wäre viel zu auffällig. Unauffälliger und gleichzeitig um einiges interessanter war es, einige Münzen zu entwenden, dem schlafenden Reisegefährten ein paar von ihnen in den Beutel zu stecken und den Rest für sich selbst zu beanspruchen. Aus eigener, schmerzvoller Erfahrung wusste die Diebin, dass manche Leute die nervige Angewohnheit hatten, ihre Münzen durch winzige Einkerbungen oder ähnliche, unauffällige Verzierungen zu kennzeichnen. Falls Jori ebenfalls einer dieser Kerle sein sollte, würde er sich sicherlich über die Tatsache freuen, dass Esterons Münzvorrat nicht nur etwas angeschwollen war, sondern auch noch seine Kennung trug.
Um der Gefahr einer möglichen Leibesinvitation zuvorzukommen, hatte Saria ihren Mantel dabei. Wie es sich für eine ordentliche Diebin gehörte, verfügte das Kleidungsstück über die eine oder andere, versteckte Tasche. Offiziell war sie völlig unschuldig.
Natürlich hatte sie die Gunst der Stunde gereizt, die Karte zu entwenden. Allerdings hatte sie ihr nicht sonderlich weitergeholfen. Den seltsamen Schriftzeichen hatte sie keinen Sinn entlocken können und so hatte sie beschlossen, ihren Plan zu einem späteren Zeitpunkt der Reise in die Tat umzusetzen. Zu einem Zeitpunkt, an dem der Weg zum Grab schon relativ frei von möglichen Sackgassen war.
Lächelnd öffnete Saria die Augen, um in das freundliche Gesicht der Sonne zu blinzeln. Und verzog abwertend die Mundwinkel, als ihr Blick direkt auf Leon fiel, der zusammen mit Satura auf die Hütte zuhielt. Was machte der eigentlich die ganze Zeit über mit der Amazone?
Satura war zwar vielleicht etwas naiv, aber sich mit so einem Typen abzugeben... nein, das konnte nicht sein. Leon war nervig, nervig und ein ziemlicher Störfaktor. Warum musste der überhaupt mitkommen?
"Guten Morgen", grummelte Saria mit gemischten Gefühlen und wandte sich sofort an Satura, ohne Anstalten zu machen, ihre Abneigung dem Dieb gegenüber zu verbergen.
"Habt ihr schon etwas entdeckt? Das war vielleicht ein Schrecken heute Nacht. Seid ihr diesem Monster noch einmal begegnet? Ist es endlich tot? Und wie geht es jetzt weiter?"
Die Diebin blinzelte, als sich ein Jucken in ihrer Nase bemerkbar machte. Kurz darauf musste sie kräftig niesen. Verdammt, würde sie sich jetzt wirklich eine Erkältung eingefangen haben?



20.07.2003 16:52#90
Satura Satura lächelte und warf der Erzamazone einen Apfel zu, die ihn überrascht, aber behände fing. "Es freut mich, dass du schon so aktiv bist. Wir haben tatsächlich etwas gefunden, von dem wir aber noch nicht so genau wissen, was wir damit anfangen sollen..." Leon warf ihr einen ernsten Blick zu, den sie ihrerseits fragend beantwortete. Sie sagte aber erstmal nichts mehr.

Fröhlich betrat Satura die Hütte; Lehna und Esteron waren mittlerweile auch aufgestanden. "Guten Morgen alle miteinander!" begrüßte sie die anderen. "Lehna, ich möcht mir gern noch mal die Wunde ansehen... Aber hier, esst erst einmal." Die hohe Amazone verteilte die Äpfel und setzte sich dann neben Lehna aufs Bett. "Und Esteron... wenn du Lust hast, zeig ich dir ein paar Tricks mit dem Schwert." Sie sah ihn freundlich an, hoffend, er würde es nicht falsch verstehen.



20.07.2003 17:18#91
manmouse Esteron schlief noch immer unruhig. Immer wieder warf er sich hin und her. Den rotglühenden Blick vor Augen. Kalt und gehässig.
“Hast du wirklich geglaubt, das sie mich töten würden? Du Narr.“ Der Wanderer stand nun alleine im tiefen Morast. Vor ihm hockte im Schatten des brennenden Baumes diese Kreatur. Wie ein wildes Tier zum Sprung bereit. Seine Stimme war nicht menschlich, eher gurgelnd fast erstickend. „Sie ahnen nicht einmal auf was sie sich da eingelassen haben. Sie hätten mich töten sollen als sie noch die Kraft dazu hatten“ Der Wanderer war unfähig sich zu rühren. Immer tiefer geriet der junge Mann bei seinen Bewegungen in den Schlamm. Schmatzend sog er ihn auf, wollte ihn verschlingen. Wie der böse kalte Blick der Kreatur. „Und deine kleine Freundin hole ich mir als erstes. Ich habe noch soviel vor mit ihr und sie wird mir nicht noch einmal durch die Finger gleiten.“ Der junge Mann wollte sein Schwert ziehen. Sein Blick auf die Kreatur fixierend, doch seine Hände griffen ins Leere, denn dort wo es sein sollte war nichts. „Versuch es nur mein junge. Du bist längst keine Gefahr für mich. Versager!“

“NEINNNN!“, der Wanderer schreckte schreiend hoch. Er war wieder in der Hütte. Suchend glitt sein Blick durch den Raum und blieb an Lehna haften die neben ihm im Bett lag. Sie war noch bei ihm, er hatte sie noch nicht geholt.Keuchend ließ siech der Wanderer wieder in das Bett fallen. Kalter Schweiß rann noch immer an seiner Haut herab, und sein Herz pochte wild in seiner jungen Brust. Warum hatte sie es nicht getötet? Immer wieder stellte sich der junge Mann diese Frage.

Nach einer Weile quälte sich der junge Wanderer aus dem Bett. Jori saß in der Ecke von dem warmen Kamin und war mittlerweile auch aufgewacht, womöglich durch den Schrei von Esteron. Die junge Amazone drehte sich unwillig und murrend, aber wach im Bett zur Seite. Sonst war niemand mehr in dieser Hütte. Esteron blickte auf. Er hörte Stimmen, die von der kleinen Veranda vor der Hütte kamen. Eine Stimme kam näher. Lächelnd betrat Satura die Hütte. Verteilte Obst und kümmerte sich um Lehna, während sie Esteron irgendwas von Tricks beibringen erzählte. Der Wanderer maß die Frau mit einem bösen Blick. Tricks beibringen, und warum hatten sie ihn dann gestern daran gehindert das Vieh zu töten?


20.07.2003 17:54#92
Satura Esteron warf ihr einen bösen Blick zu, den Satura mit einem gekonnten Lächeln auffing. "Nun komm schon. Lass uns ein bißchen üben, dann können wir auch reden." sagte sie sanft.
"Draußen scheint die Sonne, und es ist wunderschön hier. Einen besseren Ort finden wir nicht zum Üben. Ausserdem kannst du dann gleich deine ganze Wut an mir auslassen. Tu dir keinen Zwang an." Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Satura die Hütte und stellte sich draußen auf der Wiese auf. Die Sonne stand schon tiefer, und trotzdem waren ihre Strahlen noch kraftvoll.
Das Schwert der Einhandlehrmeisterin glitt sirrend aus der reich verzierten Scheide, und mit lockeren Schlägen schwang sie die Waffe herum. Sie liebte dieses Schwert; es war leicht, wendig und messerscharf. Und es war von Leon.Es war ein Geschenk, dass ihr in ihrer schwierigsten Zeit Halt gegeben hatte, als ein Zeichen, dass er sie nicht vergessen würde.
Satura seufzte bei den Gedanken an früher; und wie schwer es war, sich selbst einzugestehen, dass sie... dass sie sich verliebt hatte. Verliebt in einen Mann, der einige Jährchen jünger war als sie, in einen Dieb und Söldner. Seltsam diese Worte hatten keinen negativen Beigeschmack mehr...



20.07.2003 18:01#93
Skeleon Eben dieser Dieb sah mit einem Lächeln zu, wie Satura wieder aus dem Haus herauskam. Saria ignorierte er einfach, sie tat ja fast so, als hätte er ihr geschadet und nicht umgekehrt. Nur einen Moment später kam Esteron hinter der Amazone hergetrottet, er schien bis eben geschlafen zu haben, und nicht gerade ruhig, wenn man sich seine wirren Haare betrachtete. Der junge Dieb ging ein paar Schritte mit den beiden mit, bis sie auf einer Lichtung in dem Wald aus Steinsäulen angelangt waren. Etwas abseits stand ein Baum, ebenfalls beladen mit Früchten - grinsend verabschiedete sich der Dieb von den beiden anderen, kraxelte an dem rissigen, dicken Stamm empor und schwang sich auf einen Seitenast. Er riss sich ein paar der Äpfel ab und begann darauf herum zu knabbern, während er beobachtete, was Esteron und Satura da trieben - sie hatte ihr Schwert gezogen und schien den Wanderer zu einem Kampf aufzufordern. Achtlos warf Leon das Kerngehäuse hinter sich, schnappte sich die nächste Frucht und sah wieder zu der Amazone und dem Wanderer.



20.07.2003 19:10#94
manmouse Esteron sah die Hohe Amazone funkelnd an. Meinte sie etwa wirklich das sich der junge Mann ein Duell mit ihr liefern würde? Hier vor den gaffenden Weibern und Leon? Er hasste es.
Der Wanderer warf einen letzten Blick auf den jungen Dieb der ihm aufmunternd zugrinste, dann glitt seine rechte Hand zum Knauf seines Kurzschwertes und er zog es surrend aus der Scheide, und hielt es fast lustlos mit der Spitze zum Boden.
Satura trat dem jungen Mann herausfordernd entgegen und hielt ihm spielerisch die Waffe an die Brust. Der junge Mann sah der Hohen Amazone in die Augen und schob die Waffe mit seiner linken Hand fast sanft zur Seite. Um dann mit der rechten Führungshand hart zuzuschlagen.
“Anstatt mich hier anzugreifen hättet ihr besser diese Kreatur getötet“, raunte er ihr böse entgegen “ Aber bitte, schlag mich ruhig nieder. Solange das Vieh dort draußen auf euch lauert.“
Der Wanderer grinste böse und senkte seine Waffe wieder.



20.07.2003 19:23#95
Satura Satura keuchte überrascht auf, als die Hand des jungen Wanderers sie hart traf. "Hey, seit wann schlägst du zu, wenn ich dich nicht drum bitte?" Sie grinste ihn an. "Wenn's dir Spaß macht." meinte sie achselzuckend. "Du bist ein Verlierer. Warum schützt du Lehna nicht? Warum muss immer sie dich verteidigen?" Sie sah ihn an, immer noch lächelnd. Ihre Stimme war ruhig und hatte den gleichen sanften Ton wie immer.
"Genau, weil du es nicht kannst. Warum hast du das Wesen gestern nicht selbst getötet? - Genau, weil du es nicht kannst. Es hätte dich ausgelacht. Weißt du überhaupt, an welcher Seite man ein Schwert anfaßt? - Ach, entschuldige, es reicht ja, wenn Lehna das weiß..."

Satura lächelte spöttisch. "Und statt dich zu trauen, gegen mich zu kämpfen, schlägst du mich lieber. Was für ein Mann bist du doch..."



20.07.2003 19:38#96
Skeleon Leon blickte etwas irritiert von einem zur anderen. Er biss ein letztes Mal in seinen Apfel, schleuderte den Butzen achtlos beiseite wie die anderen und sprang die ein einhalb Meter direkt vom Ast herunter. Gemächlich trat er auf Satura und Esteron zu - er spürte regelrecht die Spannung in der Luft liegen. Ein Knistern oder Donnergrollen hätten die Stimmung nur verdeutlichen können.Trotz allem grinste der Dieb sie abwechselnd an, als das jedoch nicht erwidert wurde zerfiel seine Miene vor Unsicherheit.
"He, man könnte fast meinen, ihr würdet euch zanken."
Ein neues Grinsen huschte über seine Lippen, erstarb jedoch beim Anblick der ausdruckslosen Gesichter vor sich.
"Was denn, was denn?"
Leon, der das Gespräch nicht mitanhören sondern den Wortlaut nur erahnen und die Reaktionen beobachten hatte können starrte sie verwirrt an.
"Okay, ich möchte einen fairen Kampf sehen -" versuchte er es erneut, mit der fröhlichsten Stimme, die er noch aufbringen konnte.
Er trat zurück und blickte sie in gespielter, freudiger Erwartung an."Na was denn?" griente er verunsichert.



20.07.2003 20:13#97
manmouse Esteron warf Leon einen übellaunigen Blick zu. Diese Ratte steckte doch mit seiner Geliebten unter einer Decke.
“Das geht dich einen Haufen Moleratdung an. Leon.“, brüllte der Wanderer sichtbar erregt.
Dann drehte er sich zu Satura um, blickte ihr finster in die Augen. Er wusste das sie Recht hatte. Er war ein Versager, ein Weichei. Doch gab es ihr das Recht, ihn so vor den anderen „Weibern“ bloß zu stellen? Auch wenn sie miteinander befreundet waren? Er wusste selbst am besten was für ein Schwächling er war.
“Danke Satura, jetzt weiß ich es umso besser.“ Seine Augen funkelten enttäuscht auf. Die junge Frau reizte ihn absichtlich, und er konnte nicht anderes tun als auf ihr blödes Spiel einzugehen.

Der junge Mann dachte an das, was ihm Gardiff am Strand im Amazonenlager bei seiner ersten Lektion gesagt hatte.
Fühle es, und lass dich nicht von ihr führen, sondern führe du sie.Der Junge Mann trat einen Schritt vor, hob sein Kurzschwert und schlug achtlos und ungestüm auf Satura ein.
Die Amazone sprang lachend, fast spöttisch zurück und parierte die ungezielten Schläge locker. Die Wut in Esteron stieg weiter auf. Immer weiter drängte er die Frau weiter zurück. Schweiß rann ihm von der Stirn, und sein Atem ging mit jedem Mal schwerer, doch er hörte nicht auf.



20.07.2003 20:27#98
Satura Satura parierte die schnellen, wuchtigen Schläge Esterons mit federnder Klinge, wich jedoch etwas zurück, um seiner Wut Raum zu lassen. "Nicht schlecht." meinte sie anerkennend. "Deine Schläge sind schwungvoll, das ist gut. Aber du verwendest zuviel Kraft, das wäre nicht nötig. In fünf Minuten liegst du nach Luft japsend am Boden, wenn du so weitermachst."

Wie um es ihm zu beweisen, ging sie von der Defensive zum Angriff über. Ihre Schläge waren schnell, aber sie lenkte sein Schwert ab, ohne viel Kraft zu verwenden. "Siehst du, ich verwende deine Kraft gegen dich. Und genau das kann dir dann auch passieren. Und was noch wichtiger ist..." Die hohe Amazone machte einen Schritt auf ihn zu und ließ ihre Klinge scharrend an der des jungen Mannes entlanggleiten, seine Waffe nach außen ablenkend, bis ihr Gesicht nur mehr wenige Zentimeter von seinem entfernt war. "Es ist verdammt noch mal egal, wer dir beim Kämpfen zusieht. Und wenn es dein ärgster Feind ist, lass dich nicht ablenken, sonst verlierst du. Und genauso ist es nicht gut, mit einer solchen Wut zu kämpfen... obwohl ich das Gefühl habe, anders hätt ich dich gar nicht zum Kämpfen gebracht... Denk mal drüber nach, warum du so wütend auf mich bist. Ich glaube nämlich, in Wirklichkeit macht dich etwas ganz anderes wütend... und das liegt nur an dir, und nicht an mir. Also laß es gefälligst auch nicht an mir aus."

Sie trat wieder ein paar Schritte zurück, ihr Schwert locker kreisend lassend.Leon sah den beiden zu, verwirrt von einem zum anderen sehend. Er schien zurecht nicht wirklich zu verstehen, warum Esteron ihn so angefahren hatte. Eigentlich verstand Satura den jungen Wanderer auch nicht wirklich...



20.07.2003 21:02#99
manmouse Esteron beachtete die Kommentare von Satura nicht weiter. Ihm war es schlichtweg egal. Alles war ihm jetzt egal.
Wieder schleuderte er seine Waffe um sich und geriet immer mehr in Fahrt, ohne es zu bemerken wurden seine Bewegungen runder, fliesender. Er drängte Satura nun weiter zurück und setzte all seine Kraft ein, um die Amazone besiegen zu wollen. Der junge Mann fühlte sich erinnert, in seinem tun, in seiner Kraft.“Wütend? Worauf sollte ich wütend sein“, schrie der Junge Mann und sprang dann einen Schritt zur Seite um seine Gegnerin von rechts anzugehen. Wieder polterten die Schwerter in einer regelmäßigen Reihenfolge aufeinander, um dann immer wieder auseinander zu gleiten.
Dies war kein Trainingskampf. Nicht für Esteron. Er wusste nicht warum er sich so verhielt, warum er seinen ganzen Ärger auf Satura und ihren Freund entlud, doch er konnte nicht anders.

Dann brach Esteron ganz plötzlich seine Attacken ab, blickte Satura traurig in die Augen und ließ sein Schwert mit einem dumpfen Aufschlag ins weiche Gras fallen.
Erschrocken blickte der junge Mann auf. “ Es tut mir leid...“ dann stürmte er verwirrt an Satura vorbei in den Wald, der sich hinter der Hütte befand.


20.07.2003 21:07#100
Satura Die hohe Amazone starrte dem Verwirrten ungläubig nach. Sie warf Leon einen bezeichnenden Blick zu. Was ist mit dem los? Leon zuckte nur die Achseln.Satura sah weiterhin in Richtung Wald. "Nun, ich hoffe, er weiß, was er tut." Mit anteilnahmslosen Gesichtszügen wandte sie sich den anderen zu. "Es gibt etwas zu tun."

Sie steckte ihr Schwert weg und ging mit schnellen Schritten auf den Altar zu. "Ich möchte wegen ihm nicht noch eine Nacht mehr hier verbringen. Oder ist irgendjemand von euch scharf darauf?" Niemand sagte etwas, und so wandte Satura sich an Leon. "Die Sonne steht tief; lass es uns versuchen."


20.07.2003 21:18#101
Skeleon Der junge Dieb nickte Satura aufmunternd zu, gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und schritt an ihr vorbei, auf den Altar zu. Sie folgte ihm gleich darauf nach, nahm zögerlich das Amulett von ihrem Hals und fügte mit zittrigen Fingern den Edelstein in die Fassung ein.
Im ersten Moment flackerten unförmige Lichtreflexe auf und ab, doch als die Amazone ihre Hände zurücknahm und das Amulett ruhig und sicher in der steinernen Halterung verwahrt lag beruhigte sich das rötliche Flimmern. Ein Strahl aus sanftem, rosarotem Licht ging durch die Staubpartikelchen deutlich sichtbar von dem Edelstein aus, er wurde von der Sichtblende abgeschnitten und formte einen perfekten Kreis. Doch obwohl das Licht gebündelt war verlor es sich in der sanften Abenddämmerung. Der junge Dieb nickte Satura zu.
"Du hast recht - es reicht nicht. Ich will zu gerne die Magie Donnras sehen -"Er blickte in die Runde. Saria blickte missmutig und skeptisch zurück."Von dir weiß ich, dass du ihre Magie wirken kannst." raunte er ihr zu. Mit einer spöttischen, einladenden Geste wies er auf den Altar.



20.07.2003 22:11#102
Saria Die Miene der Diebin verfinsterte sich vor unterdrückter Wut, mehr und mehr Blut stieg in ihren Kopf als sie trotzig die Arme vor der Brust verschränkte."Und warum sollte ich das bitte tun?", fragte sie herausfordernd, "Weil du es mir befiehlst?"
Saria lachte spöttisch.
"Da kannst du aber lange warten. Den Tag, an dem ich mir von dir etwas sagen lassen werde, wirst du bestimmt nicht mehr erleben! Mach's doch selber, du Besserwisser!"
Erst als sie einen warnenden Blick von Satura einfing, zuckte Saria seufzend die Schultern und trat auf den Altar zu.
"Aber nur für die Gruppe und nicht für diesen dahergelaufenen Streuner", meinte sie mit einem vor Gift triefenden Blick zu Leon.
Ihre Finger strichen über den Runenstein auf ihrem Armreif, zogen eine Spur funkelnden Lichts hinter sich her, formten kurz darauf zusammen mit der zweiten Hand eine kugelähnliche Form und erstrahlten in einem grellen, goldenen Licht. Dieses schien an Sarias Handflächen Wasser gleich hinabzulaufen, sich gleichzeitig aufeinander zu zubewegen und sich zu einer hell strahlenden Miniatursonne zu verdichten - Und zerplatzte in leuchtende Funken, als ein Nieser Sarias Konzentration sprengte.
Leise fluchend atmete die Diebin tief durch und schloss die Augen, um es abermals zu versuchen. Sie spürte die astralen Ströme kribbelnd ihre Arme herabfließen, sich in ihren Händen zu einem Ball intensiver, durch Magie veränderter und zum Leuchten gebrachter Luft verdichten. Schließlich endließ Saria die Lichtkugel aus ihren Händen, steuerte sie mit sanften Handbewegungen direkt vor den als Linse fungierenden Kristall des Amuletts.


20.07.2003 22:30#103
Skeleon Der junge Dieb blickte sie mit einer Mischung aus Wut und Verwirrung an. Hatte er ihr irgendetwas getan? War nicht sie, die kleine Hexe, schuld an allem gewesen, was im Amazonenlager schiefgegangen war? Er schluckte die Bemerkung wütend hinunter, die ihm auf der Zunge lag. Irgendwann würde er es ihr noch heimzahlen. Wenn sie so weiter machte würde er eine seiner Regeln wohl doch noch zu brechen haben.
Ein wenig beruhigt sah er jedoch zu, wie Saria sich vor dem Altar aufbaute und mit ihrer Beschwörung begann. Fasziniert beobachtete der junge Dieb die flackernde Lichtkugel, die sich allmählich in ihren Händen manifestierte, heller strahlte und unwillig flackerte, bis Saria sie in die Freiheit entließ. Sanft auf und ab schwebend flog die magische Kugel vor der Fassung des Amuletts hin und her, gab ihr Licht in alle Richtungen ab und tauchte den umliegenden Steinkreis in ein weiß-rötliches Schimmern. Fast unmerklich, unbeabsichtigt von Saria, näherte sich die schimmernde Kugel dem Kristall an, schwebte darauf zu, tauchte in ihn ein und - verschwand. Im nächsten Moment flackerte der Edelstein hellrot auf und warf einen Lichtstrahl aus, ähnlich dem, den die Abendsonne zustande gebracht hatte, nur greller, mächtiger - ein heller Lichtpunkt zeigte sich auf einem der nahen Dolmen, eine Schicht feiner, fast unsichtbarer Kristalle darauf entflammte zu feurigem Leben - Licht wurde gebrochen, weitergestrahlt und in einem einzigen Augenblick auf dem ganzen Dolmen verteilt. Diese Anordnung konnte nicht natürlichen Ursprungs sein. Oder?Staunend trat der Junge einen Schritt zurück, als die steinerne Säule in helles, weiß-rotes Licht getaucht da stand - wie eine Fels gewordene Flamme. Mehrere Minuten hielt dieser Anblick an. Ungläubig sah die Gruppe dem Schauspiel zu - bis Saria die Konzentration verließ. Langsam wurde das Licht der Donnra schwächer - der Edelstein verblasste - das steinerne Feuer verlöschte. Leon stand mit offenem Mund da und starrte auf den Felsbrocken, das Nachflimmern noch immer bläulich auf der Netzhaut.



20.07.2003 22:47#104
Lehna Verwirrt starrte Lehna zu Satura, dann wieder auf den Wald hinter der Hütte. Der Wald in dem Esteron eben verschwunden war. Verdammt, was sollte das werden..? Die übrigen Gruppenmitglieder begaben sich zum Altar hinunter, nur sie blieb verunsichert wie angewurzelt stehen. Überlegte. Bis sie nach einer Weile auch losrannte – in den Wald...
Gehetzt sah sie sich um, spürte nicht, wie ihr einige Äste ins Gesicht peitschten.
„Esteron!“
Eine Spur von Panik lag in ihrer Stimme, doch nur ein kleiner Vogel beantwortete ihren Ruf. Verflucht wo war er?
Wer war er...?
Irgendwann, sie wusste nicht wie lange sie jetzt schon gesucht hatte, blieb sie erschöpft auf einer kleinen Lichtung stehen. Ihr Puls raste, sie spürte ihr Herz schon fast bis zum Hals schlagen. Auch ihre Schulter schmerzte ein wenig, obwohl Saturas Salben bis eben noch eine betäubende Wirkung gehabt hatten.Gehetzt sah sie sich um. Keine Spur von Esteron, nur der Wald um sie herum, die Bäume, die Sträucher.
Lehnas Hand wanderte zum Griff ihres Schwertes, sie atmete tief durch. Jetzt bloß nicht ausflippen. Ansonsten würde wieder so etwas passieren wie in Gorthar. Esteron musste hier irgendwo sein, es handelte sich um ein kleines Tal, nicht um einen riesigen Wald. Und er würde auch nicht einfach so verschwinden, ohne sie...
Plötzlich hörte sie ein leises Knurren hinter sich, mit einem kaum vernehmbaren Knacken brach ein Ästchen. Reflexartig riss Lehna ihr Schwert aus der Scheide, drehte sich jedoch noch nicht um. Sie wusste, wer da hinter ihr war... Wusste, dass er sie langsam umkreiste...
Ein Lichtstrahl brach sich in der bläulichen Erzklinge, ein leises Rascheln hinter Lehna. Blitzartig wirbelte sie herum, pfeifend schnitt die rasiermesserscharfe Waffe die Luft, traf auf blasse Haut und zerschnitt fast widerstandslos Fleisch und Muskeln...
Das Wesen sprang überrascht einen Schritt zurück, dunkles Blut sickerte aus der frischen Wunde an seinem Oberarm. Lehna hob ihre Waffe hinter ihren Kopf, so dass die Spitze nach vorn zeigte, ihre Augen verengten sich zu schlitzen, sie behielt jede Bewegung ihres Gegners im Auge. Dieser umkreiste sie wie eine Raubkatze, seine blutroten, vom Wahnsinn gezeichneten Augen schienen ihren Blick geradezu durch sie hindurch bohren zu wollen.
Doch unter dem Wahnsinn und der Mordgier bemerkte Lehna etwas ganz anderes.Verzweiflung. Einsamkeit.
Einen stummen Hilferuf...
Töte mich doch endlich!
Plötzlich musste sie ein wenig Lachen, doch es klang verbittert, nicht belustigt.
„Weißt du...“, sprach sie plötzlich und verzog die Lippen zu einem seltsamen, undefinierbaren Lächeln.
„Wir sind uns gar nicht so unähnlich.“



20.07.2003 22:55#105
Satura Wie gebannt hatte Satura das unglaubliche Schauspiel verfolgt. Das rötliche Licht des Kristalls hatte sich in alle Farben aufgespalten, und auf dem Stein, dessen Oberfläche mit tausenden kleiner Prismen bedeckt war hatte sie wieder vereint und die Strahlen vervielfacht.

Als der Zauber verblaßt war, ging die hohe Amazone ungläubig zu dem Stein und ließ ihre Finger über die raue Oberfläche gleiten. Er war wärmer als zu erwarten wäre; als wären eben unglaubliche Energiemengen durchgeflackert."Was... was hat das zu bedeuten?" sie sah Leon aufgeregt an. "Hier - hier ist nichts!" Ihre Finger suchten den Stein Quadratzentimeter für Quadratzentimeter ab. Sie schüttelte den Kopf. "Nichts..." Auch Leon hatte begonnen, die Dolmen zu untersuchen.

"Saria, bitte, wir brauchen den Zauber noch einmal, vielleicht... vielleicht haben wir etwas übersehen? Irgendetwas...." sie sah die Erzmazone bittend an. Saria lächelte spöttisch, anscheinend freute sie die Tatsache, dass Satura sie darum bat. Nach einem kurzen Murren aber konzentrierte sie sich noch einmal, und wieder entstand ein heller gleißender Lichtball, der nach kurzem, unsicheren Schweben von dem roten Kristall regelrecht aufgesogen wurde.
Mit kleiner Zeitverzögerung wiederholte sich das zauberhafte Spiel von vorhin nochmals.



20.07.2003 23:15#106
Skeleon Der Junge schlug geblendet die Hand vor die Augen, als das grelle Licht sich wieder über die gesamte Oberfläche der Felsensäule verbreitete. Bunte Farben spielten über die kleinen Feuer aus Licht, gebrochen, geteilt, und im nächsten Kristall wieder zu einem weißroten Strahlen vereint. Wie eine versteinerte, schimmernde Stichflamme ragte der Felsblock in den Himmel und ließ die Schatten, die ihn umgaben, noch dunkler, noch nebensächlicher erscheinen. Donnras Licht flackerte. Und so tat es der feurige Dolmen.
Saria schien ausgelaugt, weniger körperlich als geistig. Sie hatte sich vorn übergelehnt und blickte aus kalten, glasigen Augen zu Satura und Leon, die verzweifelt die Steinsäule umrundeten, nach irgendeinem Hinweis forschend. Ein wenig Spott schien in ihrem Blick zu liegen, ob der hilflosen Versuche der beiden.
Seufzend ließ der junge Dieb schließlich von dem Dolmen ab, warf Satura noch einen letzten Blick zu und lehnte sich dann an einen der anderen Felsen.Es musste einen Hinweis geben. Es war unmöglich, dass all diese Zufälle - das Dolmental, die Fassung für das Amulett, der Edelstein selbst und zuletzt dieses, dieses Feuer - ja, wirklich nichts weiter als Zufälle waren. Leon schüttelte den Kopf. Doch was war das Geheimnis?
Frustriert gab auch Satura auf und ging zu ihm herüber.
"Was nun?" fragte sie, mit beinahe bebender Stimme. "Kein Hinweis, kein Nichts. Es kann doch nicht einfach alles umsonst gewesen sein?"
Sie trat in den Staub vor sich, eine kleine Sandwolke stieg auf und legte sich langsam wieder.
"Ich habe dieses Tal so satt." rief sie schließlich aus. Sie blickte sich um, warf böse Blicke auf die Steinsäulen und insbesondere den Altar. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihr Amulett wieder daraus hervorzunehmen. "Wo steckt jetzt auch noch Lehna?" fragte sie zweifelnd, winkte dann jedoch entnervt ab.Leon grinste, vermutlich hatte sie Esteron eingeholt -
Irritiert sah er auf als Satura ohne ein weiteres Wort davon trottete. Er hatte sie aufzumuntern versucht, dabei Erfolg gehabt - und jetzt traf sie dieser Rückschlag, dieses sinnlose Feuerwerk umso heftiger. Schnellen Schrittes folgte er ihr nach, als sie in Richtung Steilhang davonstapfte.



20.07.2003 23:15#107
manmouse Der junge Mann wusste nicht mehr wie weit er in den Wald hinein gelaufen war, er wollte nur noch aus dem Sichtfeld der anderen verschwinden. Er hatte sich nicht unter Kontrolle gehabt. Denn sie war ihm vollkommen entglitten. Der Wanderer bereute was eben geschehen war, auch wenn er keine Erklärung dafür hatte.Warum hatte Satura ihn auch vor den anderen bloß gestellt. Er wusste selbst das er ein Schwächling war. Unfähig Lehna jemals ausreichend zu schützen.Mit Tränen in den Augen setzte sich der junge Mann auf einen vermoderten Holzstumpf und verbarg sein weinendes Gesicht in seinen Händen.Er dachte an den Traum der letzten Nacht, an die Worte die ihm die Kreatur gesagt hatte. “Du bist ein Versager!
Und dann an Satura, auch sie hatte ihn als Versager bezeichnet. Er wollte wütend sein auf sie, und er genoss die Wut die in ihm aufgeflammt war. Er wusste nicht warum.
Aufgebracht hob Esteron einen kleinen Stein auf und warf ihn mit voller Wucht gegen einen Baum. Dann fühlte er sich erinnert, an den Edelstein mit dem eingeschlossenen Dämon, der sich eingewickelt in ein dickes Stück Vorhangstoff, in seiner Tasche befand.
Vorsichtig tastend suchten seine Finger seine Nähe. Fast schon behutsam legte er den Stein frei und sah ihn fasziniert an. Der Stein begann wieder zu glühen, wie in der Nacht vor der Abreise am Strand. Wieder sah er die dunkle Fratze in ihm, wie sie ihn fordernd angrinste. „Na wie ist es, wenn man sich nicht mehr unter Kontrolle hat mein Freund? Ein schönes Gefühl oder?“
Die Augen von dem jungen Mann weiteten sich. Erschrocken wickelte der junge Mann den Stein zurück in den dicken Stoff und verstaute ihn wieder in seiner Tasche.
Dann ein Schrei, ein Rufen. “Esteron!“ Es war Lehna. Sich hatte sich aufgemacht um ihn zu suchen. Der Wanderer blickte traurig in die Richtung aus der der Ruf kam und zögerte. Er war einVersager, nicht mehr und nicht weniger. Er war Lehna nicht wert. Sie würde besser ohne ihn klar kommen.
Der junge blieb noch einen Moment auf dem Baumstumpf hocken und blickte abermals in die Richtung. Das rufen war nun verstummt. Ob Lehna wieder zu den anderen zurückgekehrt war? Weil auch sie endlich wusste was für einen Versager sie sich da angelacht hatte?

“Lehna! Verzeih mir bitte.“ Verzweiflung lag in seiner Stimme als er von dem Baumstumpf aufsprang um zum Waldrand zu hechten um Lehna aufzuhalten.Esteron stolperte durch das Dickicht und die Äste. Viel einige Male zu Boden und rappelte sich wieder auf. Und dann erreichte sie, doch Lehna war nicht allein.Keuchend blickte Esteron auf die Kreatur von gestern. Zischend ruckte der Kopf der weißen wieder erstärkten Gestalt zu ihm herum und musterte in aus seinen roten glühenden Augen.
“Ich sagte doch das ich sie mir als erstes hole du Narr. Verschwinde lieber wieder in den Wald du Versager, denn was ich mit deiner kleinen Freundin vorhabe wird dir nicht gefallen.“
“NEINN“ Esteron schrie und eilte verzweifelt auf die Kreatur zu, um sich zwischen es und Lehna zu stellen.
“Ich lasse es nicht zu. Hörst du?“

Esteron verstand noch immer nicht, was hier überhaupt vor sich ging. Er wusste nur das er kein Versager war, auch wenn ihn alle für einen hielten.


20.07.2003 23:42#108
Satura Wütend stapfte sie den Hang hinauf. "Kannst du mir bitte mal sagen, wer sich diese blödsinnigen Rätsel ausgedacht hat? Will uns da irgendjemand auf den Arm nehmen?" Sie blieb stehen, reckte ihren Kopf gen Himmel und schrie: "Lacht ihr schon über uns?"

Sie hatte zunächst nicht bemerkt, dass Leon ihr gefolgt war, doch als sie stehengeblieben war, hatte er sie eingeholt. Er legte sanft den Arm um ihre Hüfte, sie beruhigen wollend.
Satura seufzte. "Was sollen wir nur machen. Esteron ist ausgezuckt - frag mich nicht wieso. Jetzt sind er und Lehna irgendwo im Wald, und wer weiß was dort auf sie wartet... und was ihnen zustößt... und Esteron macht sicher mich dafür verantwortlich.. und dann ist dieses dämliche Tal auch noch ein völliger Betrug... nichts ist hier, einfach gar nichts... Blutfeuer hat schon Recht gehabt... wahrscheinlich denkt sie jetzt auch noch, ich bin total verrückt... und ich bin schuld wenn Lehna und Esteron was passiert..." Dicke Tränen kullerten ihre Wangen hinunter, und sie schluchzte an Leons Schulter gelehnt. Es war ihr peinlich, doch sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, und so barg sie ihr Gesicht in seiner Umarmung.



20.07.2003 23:57#109
Skeleon Leon blickte mit gemischten Gefühlen auf Satura herab.
Einerseits war er verwirrt - er hatte die stolze Amazone noch niemals so offen weinen sehen. Sie hatte sich früher nicht einmal ihre einfachsten Gefühle eingestanden. Andererseits war er froh, froh, dass sie sich ihm anvertraute, egal, wie beschämend es für sie sein musste.
Der junge Dieb blickte sie an, versuchte, aufmunternd zu lächeln, und zog sie fest an sich. Eine zärtliche Umarmung und einen innigen Kuss später schob er sie sanft von sich, legte ihr erneut den Arm um die Hüfte und führte sie ein Wegestück den Berghang hinauf, weg von der Gruppe, weg von den Dolmen.Nur wenige Minuten später erreichten sie den Gipfel eines grasigen Hügels, der ersten Ausläufer des Gebirges. Sie ließen sich nebeneinander ins Gras fallen und spähten über das Trogtal hinweg. Irgendwo dort unten waren ihre Gefährten und trieben wer weiß was.
Aber das zählte jetzt nicht.
Leon zog die Amazone erneut ein Stück an sich, sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und atmete tief durch.
"Das kommt schon alles wieder in Ordnung." murmelte er ihr ins Ohr. "Wir packen morgen alles zusammen, klären die Sache mit Esteron und verschwinden aus diesem gottverdammten, grausig paradiesischem Tal, okay?"
Er gab ihr einen sanften Kuss.
"Hier finden wir ja doch nichts."
Wie um ihn zu widerlegen flackerte tief unter ihnen ein helles Leuchten auf. Der Dolmen stand wieder in weißem Brand und strahlte, weithin sichtbar. Doch in diesem Moment scherten sich die beiden nicht darum. In der Dunkelheit erkannten sie nicht, dass die Lösung des Rätsels direkt vor ihnen lag. Doch selbst wenn sie dies erkannt hätten, hätten sie sich nicht aus der Umarmung gelöst, in die sie versunken waren.



21.07.2003 00:38#110
Lehna Die sonderbare Kreatur knurrte erbost, versuchte Esteron zu umkreisen. Der junge Wanderer allerdings blieb zwischen ihr und Lehna, die noch immer mit erhobener Waffe dastand und ihren Gegner nicht aus den Augen ließ...
Wenn nur Esteron jetzt nicht aufgekreuzt wäre! Immer, aber doch nicht jetzt... wenn die Bestie angriff, hätte er keine Chance zu überleben. Und......genau deswegen stand er jetzt hier...
„Verdammt, Esteron, bau keinen Scheiß!“, zischte sie und stockte. Das war wahrscheinlich genau das gewesen, was sie jetzt besser nicht hätte sagen sollen...
Kurzerhand drückte sie ihm vorsichtig ihr Schwert in die Hand. Die Kreatur vor ihnen knurrte erneut und duckte sich zum Sprung, Lehna zog ihre beiden Dolche.„Esteron... Tu ihm einen Gefallen... Manchmal ist der Tod die besser Alternative.“
Sie schwieg kurz, ein fast mitleidiger Blick streifte den blassen Mann mit den roten Augen, der mehr Tier als Mensch war, der langsam zurückwich, seine Muskeln spannte, sich auf den Angriff vorbereitete.
„Du schaffst das.“, fügte Lehna flüsternd hinzu.
„Ich vertraue dir...“



21.07.2003 03:43#111
manmouse Esteron lächelte seine Freundin freudestrahlend an, als sie ihm das Schwert in die Hand gedrückt hatte. Genauso wie im Minental spürte der junge Mann die für ihn warme bläuliche Erzklinge. Lehna lächelte ihm noch aufmunternd zu, dann begann der Kampf.
Die Kreatur oder was auch immer es nun war, zischte laut auf, spannte seine Muskeln und sprang kraftvoll nach vorne.
Der Wanderer wich kurz zurück, sein Selbstbewusstsein war noch nicht halb so stark, wie er es sich eben noch gewünscht hatte.
Der Albino sah das ebenso, denn er griff nicht Lehna sondern den Versager an. Wuchtig rammten sich seine zu Krallen gekrümmten Finger in die Schulter von Esteron. Rissen Haut, Fleisch und Sehnen mit sich. Der junge Mann schrie unter starken Schmerzen auf. Keuchend ging er in die Knie, während ihm Tränen in die Augen stiegen.
-Du bist ein Versager-, dämmerte es dem jungen Mann immer wieder im Kopf.“Nein, ich bin kein Versager“

Unter sichtbaren Schmerzen raffte sich der junge Mann auf, wartete auf den nächsten Angriff. Seine Linke Schulter war inzwischen unbrauchbar geworden und aus ihr sickerte viel Blut heraus. Esteron wich zurück. Die „Kreatur“ bäumte sich zu ihre vollen Größe auf und stürzte ohne Einhalt auf den jungen Mann.Surrend bohrte sich die Erzklinge in den Torso von dem Albino. Doch er wich nicht zurück im Gegenteil.
Sein Körper bedeckte den jungen Mann, er saß auf ihm. Immer wieder deckte er den jungen Mann mit Schlägen und Wunden ein. Esteron keuchte, während er immer weiter auf sich einschlagen ließ, Lehna stand fast wie gelähmt da. Unschlüssig ob sie eingreifen sollte. Doch sie tat es nicht.
Esteron brauchte diese eine Chance. Nur diese eine Chance.

Esterons blutiger Kopf wurde hin und her geschleudert. Überall war seine Haut aufgerissen, hing in leichten Fetzen herab. –Ich bin kein Versager- Der Wanderer versuchte gegen den Körper anzukämpfen. Schleuderte ihn zu Boden und schlug immer wieder mit dem Schwert stechend auf die Kreatur ein. Zischend wich sie zurück. Krümmte sich unter Schmerzen. Schrie. Der Kampf dauerte nicht mehr lange.
Der Wanderer sackte auf die Knie, hob noch ein letzten Mal sein –Lehnas- Erzschwert und stach dem Vieh mitten ins Herz.
“Du bekommst Lehna nicht. Keiner bekommt sie. Und merk dir, ich bin kein Versager.“ Schrie der junge Mann in den Wald, dann sackte Esteron blutend an der Waffe herab, zu dem gekrümmten Leichnam und blieb erschöpft auf ihm liegen.


21.07.2003 04:06#112
Lehna Lehna blieb noch einen Moment lang wie angewurzelt stehen, starrte aus die Szene, die sich ihr bot, als würde ihr Gehirn das gesehene erst langsam verarbeiten. Und irgendwie kam es ihr auch genau so vor, als würden ihre Gedanken in einem Strom zähflüssigen Honigs dahintreiben...
Irgendwann, es erschien ihr fast eine Ewigkeit gedauert zu haben, ließ sie ihre beiden Dolche einfach in die Wiese fallen und stakste ungelenk zu Esteron, ließ sich neben ihm auf die Knie sinken. Vorsichtig beugte sie sich über ihn, fasste ihn behutsam an der noch unverletzten Schulter, drückte den jungen Wanderer an sich.
„Esteron... Du... du warst nie ein Versager...“, flüsterte sie heiser, während sie besorgt seine zahlreichen Verletzungen betrachtete. Er blutete stark, viel zu stark...
Warum habe ich nicht eingegriffen?
Im nächsten Moment verfluchte sie sich selbst wieder für diesen Gedanken. Sie wusste es. Weil sie Esteron hatte helfen wollen...
„Du... bist verletzt.“, stellte sie stockend fest. Himmel, was für eine großartige Erkenntnis. Da wäre ja glatt ein Nobelpreis fällig...Sie brachte ein unsicheres Lächeln zu Stande, beugte sich hinunter und gab Esteron einen sanften Kuss auf die blutverschmierte Wange. Sie schmeckte seinen Schweiß und sein Blut auf ihren Lippen, doch es störte sie nicht. Er hatte es für sie getan... Wie schon so vieles...
Einmal mehr drängte sich ihr beinahe der Gedanke auf, warum Esteron das alles tat. Ob sie das überhaupt wert war. Und hinzu kam die Feststellung, dass sie selbst alles für ihn tun würde – und so blieb es wieder bei dem selstsamen Verstehen und gleichzeitig Nichtverstehen...
„Wir müssen zu den anderen. Vielleicht hat...“
Lehna stockte, schluckte kurz.
„Hat Satura ja ein paar Salben für dich.“, beendete sie zögerlich ihren Satz. Satura...



21.07.2003 04:37#113
manmouse Langsam richtete sich der junge Mann auf. Sein Körper spürte die Verletzungen nicht, noch nicht. Esteron lächelte. Er hatte seinen inneren Schweinehund nun endgültig überwunden. Der Wanderer blickte noch einmal zurück auf den toten Körper.
"Lass uns gehen!" Die junge Frau nickte, schnappte sich ihre Waffen, dann schritt sie ihren Freund stützend aus auf den Waldrand zu, zurück zu der Hütte und womöglich auch zu den anderen. Heute würden sie ruhiger schlafen können.
Langsam schlichen die beiden unter den Bäumen hervor. Kalter Wind empfing sie stürmisch und die Blutverklebten Blonden Haare des Mannes wehten flatternd, fast tanzend durch die Luft.
Esteron blieb einen Moment stehen.

“Lehna, ich habe hier etwas was dir gehört.“ Zitternd griff der junge Mann in seiner Hosentasche und beförderte den Edelstein und ein paar Goldmünzen zu Tage. Esteron warf kurz einen überraschten Blick auf die Münzen, sich fragend, wo die so plötzlich hergekommen waren, zuckte kurz mit den Schultern und steckte das Gold zurück in die Tasche. Dann drehte er sich zu der Amazone um, öffnete den Stoffumschlag und legte den Stein frei, der sogleich zu glühen begann.“Nimm ihn an dich. Ich habe ihn lange genug mit mir herum getragen, um zu wissen das ich ihm nicht gewachsen bin.“ Als Lehna den Edelstein aus dem Stoff hob, und ihn in ihre zarte Hand legte, wurde das leuchten für einen kurzen Moment stärker. Dann flackerte der Stein kurz mehrmals auf und das leuchten ging zurück um nun gänzlich zu versiegen.
Die Amazone lächelte, Esteron begann ebenso zu grinsen. Und so schritt das Pärchen lachend hinunter zu der Hütte, nun konnten sie Satura endlich bei ihrer Suche unterstützen, soweit es ihre Möglichkeiten zulassen würden. Ihre gemeinsame Freundin hatte viel zu lange warten müssen.



21.07.2003 19:41#114
Skeleon Am nächsten Morgen spähte der junge Dieb von dem Felsabsatz aus über den Talkessel. Satura und er hatten die Nacht hier zugebracht, einander in den Armen liegend waren sie allzubald eingeschlafen. Und nun beobachtete Leon das Schauspiel, dass sich unter ihm abspielte. Im schwachen Licht der aufgehenden Sonne begannen die Nebelschleier aus dem Tal aufzusteigen, sich zu verteilen und aufzulösen. Eine Wolkenwalze strich über den westlichen Hang hinweg, um sich irgendwo außerhalb des Tales in feuchter Luft zu verlieren. Die Dolmen standen aufrecht und unveränderbar auf dem Grund des Tales. Deutlich zeigte sich die niedrige Erhöhung, auf welcher der Steinkreis und der Altar ruhten und nur unweit davon glaubte Leon den Dolmen auszumachen, der in der letzten Nacht in feurigem Licht gestanden hatte. Zwischen diesen beiden Punkten funkelte ein schmales, silbriges Band - ein Bächlein, das sich durch das Tal zog. Er verfolgte den Verlauf, bis es sich in der sumpfigen Region im hinteren Bereich des Kessels verlor, ebenso in die andere Richtung, in der der Quell deutlich sichtbar aus einem steinernen Tunnel hervorschoss. Irgendwo auf den von weißem Schnee bedeckten Berggipfeln rund herum schmolzen Eis und Frost, um als kleiner Springquell in diesem Tal anzukommen und sich im Laufe seiner Reise zu verlieren.
Leon atmete erleichtert die frische, fast kalte Luft ein. An irgendetwas erinnerte ihn diese Felsenanordnung, doch er wusste nicht an was. Zögerlich drängte sich ihm ein Gedanke auf. Diese Formation von Felsen dort hinten, sie bildeten eine schmale Linie, umschlossen von kleineren Steinbrocken. Irgendwie -Unschlüssig stand er da und überlegte, woher ihm die Szene bekannt kam. Ja, genau. Es erinnerte ihn an die Landzunge nahe Khorinis, die er einmal von der Brücke nahe Akils Hof begutachtet hatte. Er stand im falschen Winkel dazu, aber -
Ihm kam ein nerkwürdiger Gedanke, unsicher was er wirklich zu erwarten hatte, zog er seine alte Karte hervor. Hier und da war sie verschmiert, wo er mit einem Griffel versucht hatte, die Änderungen der letzten Zeit zu vermerken. Mit dem Finger fuhr er die Landzunge auf der Karte entlang, während seine Augen der Felsformation folgten. Er drehte das Pergament ein wenig, damit die Ausrichtung stimmte - vor ihm lag nun Südosten statt Norden auf der Karte. Er verglich, fuhr auf der Karte weiter, blickte zurück, sah ungläubig hin und her und versuchte es erneut, diesmal in der anderen Richtung.
Es blieb kein Zweifel offen - was er hier vor sich hatte, war eine grobe Darstellung der Insel Khorinis. Nur Küstenverläufe und Bergketten waren darauf 'eingezeichnet', eben genau die Zeitzeugen, die auch nach langen Jahren, vielen Jahrhunderten noch fast genauso bestünden.
Seine Finger und Augen ruckten fast automatisch herum, als er nach und nach immer mehr der Karte verglich. Sie war grob, unsauber und größtenteils stimmten die Proportionen nicht, doch es war trotz allem unverkenntlich Khorinis. Seine Hand blieb mitten in einer Bergkette hängen, während seine Augen auf dem Altarhügel lagen. Er blickte zu dem feurigen Dolmen - und im nächsten Moment rückte seine Hand hinterher.
Der markierte Punkt lag mitten in der Bergkette, ein Stück weiter westlich als das Dolmental zwar, aber nur wenige Meilen entfernt hinter dem Flußlauf - Luftlinie. Er zückte seinen Griffel, machte an der betreffenden Stelle einen großzügigen Kreis und wandte sich ab. Schnellen Schrittes stapfte er auf Satura zu, die auf einem Baumstamm nahe des Steilhanges saß und zwei Äpfel begutachtete, offensichtlich ihr Frühstück.
"Ich glaube, wir können doch noch nicht heimfahren." meinte er grinsend, als er neben sie trat.



21.07.2003 20:35#115
Satura Satura blickte auf, Leon fragend ansehend. "Wovon sprichst du?" Der junge Dieb wirkte seltsam fröhlich und gelöst, und ein siegessicheres Lächeln umspielte seine hübschen Lippen.
Sein feuriger Enthusiasmus war geradezu ansteckend, und gespannt lauschte sie seinen Worten. "Sieh mal..." sagte er, und seine Augen sprühten vor Vorfreude, als er ihr die Karte zeigte, und gleichzeitig auf das Tal deutete. "Sieh nur, es passt alles: Die Dolmen, das Bächlein, die kleinen Felsen..."
Die hohe Amazone sah ihn zunächst nur verwirrt an, erst langsam verstand sie. Ihr Blick glitt von der schmierigen, abgegriffenen Karte auf das lebendige, grünende Tal, und erst jetzt wurde ihr bewußt, wie unnatürlich das Tal wirkte; seine Lebendigkeit, das Paradiesische war echt - doch die Konturen, die scharf in die Landschaft geschnitten waren, wirkten nicht zufällig.Staunend verglich sie wieder und wieder Tal und Karte. Ihr Herz pochte wild. Sollte das wirklich des Rätsels Lösung sein? So nahe, und doch schwer zu erkennen?

Stumm zog Satura Leon heran, zärtlich berührten ihre Lippen die seinen, und wie ein stilles Danke fühlte er sich sanft geküßt.



21.07.2003 20:49#116
Skeleon Schließlich lösten sich ihrer beider Lippen wieder voneinander, auf Leons lag ein nervöses Lächeln.
"Darf ich das als Zustimmung deuten? Versuchen wirs?"
Anstatt zu antworten gab ihm die Amazone noch einen Kuss und lächelte ihn neckisch an. Er nickte nur grinsend, fasste sie sanft bei der Hand und zog sie von ihrem Sitzplatz hoch, den schmalen Pfad des Steilhanges mit sich hinunter. "Was glaubst du, haben die anderen in der Zwischenzeit gemacht? Wir sind abgehauen, ohne ihnen nochmal bescheid zu sagen." Andererseits haben Esteron und Lehna es genauso gemacht. "Na, Hauptsache sie kommen mit. Ich denke, bei dem vermerkten Punkt könnte es sich direkt um das Nachbartal handeln!" meinte der junge Dieb aufgeregt, als er neben Satura den Hang hinablief. "Vielleicht schaffen wir die Wanderung zu unserem Ziel noch heute!"
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren durchschritten die beiden den Wald aus steinernen Säulen. Wie seltsam konturlos das alles von hier unten aussah - und wie sich das Bild veränderte mit dem Gesamtüberblick. Inzwischen schien die Vormittagssonne wieder mit aller Kraft in den Talkessel, der das Licht regelrecht zu sammeln schien. Flirrende Hitze und der würzige, fast stickige Duft wilder Kräuter. Ihr Weg führte sie an dem Altarhügel vorbei und als Leon schon weiterstapfen wollte, hielt ihn Satura mit sanfter Gewalt zurück. Er blieb stehen, sie löste sich von siner Hand und ging schnellen Schrittes auf den Altar zu. Sie beugte sich über die steinerne Fassung und holte mit flinken Fingern das Amulett hervor.
Wie einen unersetzlichen Schatz wandte die Amazone es einen Augenblick in ihren Fingern - das war es wohl auch - ehe sie es sich wieder um den Hals hängte, kehrt machte und zurück zu Leon lief.
"Ich frage mich, wer gestern noch einmal Magie gewirkt hat. Ohne das wären wir jetzt nämlich so weit wie gestern gewesen." sagte der junge Dieb beiläufig, als sie wieder nebeneinander durch das Tal in Richtung Hütte zu schlendern begannen.


21.07.2003 21:05#117
Satura Das neugewonnene Wissen um das Ziel, und vor allem auch seine Nähe entfachten in ihr eine übermütige Freude. Sie lief über die duftende Wiese, durch das teilweise kniehohe Gras und sog die kräftige Luft tief in ihre Lungen. Der in der vorletzten Nacht so schreckbehaftete Ort erschien ihr nun, im strahlenden Sonnenlicht als der schönste auf ganz Khorinis.
Satura tanzte zu einer lautlosen Musik; selten hatte sie sich so frei gefühlt wie in diesem Moment.

Was könnte es auch schöneres geben, als hier mit ihrem Geliebten in diesem wunderbaren Tal zu sein, ihre Freunde an ihrer Seite zu wissen - kurz glitt ein Gedanke zu Lehna und Esteron - und einer geheimnisvollen Legende auf der Spur zu sein? Es gab nichts, was ihr Glück trüben könnte, nichts.
Ihr Herz schlug wild in überschäumender Lebenslust, und ihr Haar tanzte wild mit dem Wind. Die untergehende Sonne tauchte die Welt in ein sanftes, rötliches Licht, das von ihrem Amulett tausendfach zurückgeworfen wurde.


21.07.2003 21:45#118
Lehna Lehna saß neben Esteron auf dem niedrigen Bett, der junge Wanderer lag hinter ihr und starrte mit leeren Augen zur Decke. Gestern Abend hatte die junge Amazone seine Wunden so gut sie es eben konnte mit ausgefransten Stoffstreifen verbunden, aber sonderlich professionell war es nicht gerade.Wo wohl die anderen sich herumtrieben?
Leise seufzend sah sie zur Tür, doch noch immer ließ sich niemand blicken. Waren die anderen etwa schon weg? Nein, sicher nicht... Das meiste Gepäck befand sich noch in der Hütte. Vielleicht war irgend etwas unvorhergesehenes passiert. Oder sie waren alle unten bei diesem seltsamen Steinkreis.
Sie überlegte kurz, ob sie nicht einmal nachsehen sollte, entschied sich aber nach einem Blick auf Esteron dagegen. Warum auch immer, sie wollte ihn jetzt nicht alleine lassen. Behutsam legte sie ihre Hand auf die seine, lächelte ihn aufmunternd an. Der junge Wanderer versuchte zurückzulächeln, was jedoch gründlich danebenging und in einem stummen Schmerzensschrei endete. Leise seufzend wandte sich Lehna wieder ab und starrte weiterhin sinnlos auf den Boden oder ab und zu mal zur Tür hinaus, auf das saftige, grüne Tal, eine scheinbare Idylle, wie sie tödlicher kaum hätte sein können...


21.07.2003 22:07#119
Satura Von ihrem Rausch der Sinne ganz erschöpft nahm sie Leons Hand und stolperte mit ihm zur Hütte zurück.
"Lehna! Esteron! Da seid ihr ja! Geht es euch gut..." Satura brach mitten im Satz ab, als sie die notdürftig verbundenen Wunden sah, und stürzte zu ihm. Sie sagte kein Wort des Vorwurfs, sah ihn nur betroffen an. Ohne zu fragen begann sie sorgsam, ihn zu verarzten.

Wo haben die sich schon wieder herumgetrieben... Seufzend löste sie die notdürftigen Verbände und begann, die Wunden mit Alkohol zu desinfizieren. Esteron biß tapfer die Zähne zusammen und atmete stoßweise ein und aus. Satura wußte, dass es ziemlich weh tun musste, sagte jedoch weiter nichts, sich traurig an Esterons Wutausbruch erinnernd.
"Leon, gibst du mir bitte den Heiltrank aus Sagittas Päckchen? - Zwei müssten darin zu finden sein." Leon nickte und kramte kurz in dem Bündel. Dann reichte er ihr den Trank, den Satura an Esteron weitergab. "Trink das." Sie machte sich nun wieder schweigend daran, die Wunden mit einer Vollmondsalbe einzucremen.


21.07.2003 22:31#120
manmouse Der Wanderer schluckte die bittere Flüssigkeit anstandslos herunter und lächelte Satura freundlich an. Es imponierte ihm, wie sie sich trotz des gestrigen Streits rührend um im kümmerte.
Suchend ging sein Blick zu Leon. Dann wieder zurück zu Satura. “Es tut mir leid, das ich euch beide gestern so angefahren habe, ich war nicht Herr meiner Sinne.“ Leon maß den jungen Mann mit einem prüfenden Blick und Satura lächelte nur leicht verschüchtert. Der junge Wanderer nickte nur kurz, legte dann den Kopf vorsichtig in den Nacken, um Satura die Arbeit zu erleichtern.Er fühlte sich gut. Seine Schmerzen waren geringer als man den Wunden nach zu urteilen meinen könnte.
Er hatte diese Kreatur besiegt, und Lehna geschützt nur das zählte und nichts anderes. Esteron seufzte und ließ die weitere Prozedur ungeduldig über sich ergehen. Er konnte es kaum erwarten.

Als die Hohe Amazone mit der Behandlung fertig war und Esteron noch einen versöhnlichen Blick zuwarf, stand der Wanderer energisch auf und grinste wie eine Mumie auf Abwegen in den Raum. Irgendwie war er voller Energie.“So“, begann der junge Mann abschätzend. ““Was genau habt ihr gestern erreichen können? Sind wir dem Geheimnis schon ein Stückchen näher?“



21.07.2003 22:45#121
Skeleon Satura wollte gerade zum Sprechen ansetzen, aber Leon kam ihr grinsend zuvor."Ja - es hat die ganze Nacht gedauert -" er warf der Amazone einen neckischen Blick zu "- aber wir sind ein ganzes Stück weiter."
Mit einem selbstzufriednenen Lächeln zog der junge Dieb die alte, verschmierte Karte hervor, rollte sie auf und hielt sie dem Wanderer vor die Nase. "Wir sind hier, mitten in der Bergkette."
Dabei wies er auf eine Stelle, unweit im Osten des Kringels."Und irgendwo dort liegt unser Ziel."
Jetzt fuhr er mit dem Zeigefinger in den Kreis hinein und machte eine unbestimmbare Geste.
"Jetzt ratet mal, wie wir drauf gekommen sind!"
Lehna und Esteron blickten ihn einen Augenblick interessiert an, als er jedoch nicht damit rausrückte, wurde ihr Gesichtsausdruck schon ein wenig dumpfer. "Ja -" fuhr Leon schließlich fort "- wir dachten, in diesem Tal wäre Chiaras Grab. Die Steinsäulen als rituelle Wächter oder - irgendwas."Er zuckte die Achseln.
"Nun, heute morgen habe ich durch Zufall herausgefunden, was dieser Talkessel wirklich ist: Eine riesenhafte, gigantische Karte der Insel Khorinis! Sicher, sie ist grob, hier und da stimmt was nicht, aber man kann klar Küsten- und Gebirgsverläufe erkennen. Das Ganze sieht man von hier unten aus nicht einmal ansatzweise. Was am Steinkreis geschehen ist, wisst ihr ja sicher eh schon."Die beiden blickten ihn fragend an, doch das bemerkte er nicht."Jedenfalls haben wir eins und eins zusammengezählt und -"
Er wies triumphierend auf den schmierigen Kreis auf dem alten Pergament seiner Karte.



21.07.2003 23:26#122
manmouse Der Wanderer runzelte die Stirn und fing dann an zu grinsen.Nun da das Ziel schien, dank Leons ausführlicher und vor allem sehr guter Beschreibung klar zu sein. Konnte es ja eigentlich auch sofort los gehen. Inzwischen traten auch Blutfeuer und Saria in die Hütte ein und Leon konnte noch einmal von vorne beginnen. Tat es aber wohl gern.
Nach dem der junge mit seinen erneuten Ausführungen fertig war, warf Esteron einen fragenden Blick in die Runde. Der Wanderer verstand zwar nicht das geringste vom Kartenlesen, für ihn waren das ein paar hübsche Bilder und mehr nicht, aber da Leon und auch Blutfeuer sich einig zu sein schienen, stapfte der junge Mann voller Tatendrang zu seinem Gepäck, schulterte es unter ziemlichen Schmerzen, die er sich aber nicht anmerken lassen wollte, auf die noch intakte Schulter und grinste schief in den Raum.
“Also, wegen mir können wir gerne losziehen. Ich denke hier haben wir uns ausreichend Erholung gegönnt. Oder was denkt ihr?“
Lehna und Satura warfen dem jungen Mann einen mehr als fragenden Blick zu und nur Jori schien sich ebenfalls für den Abmarsch bereit zu machen. Leon und die beiden anderen Amazonen musterten Esteron mit Jori im Rücken stehend und machten ein Gesicht, als wenn sie gleich laut los lachen wollten.
“ Was denn wollte ihr hier noch länger bleiben?“ Fragte er in die Runde und stapfte dann an den Türlosen Holzrahmen.
Kühler Wind blies ihm um die Nase, doch das Wetter schien ideal zu sein, denn der Mond leuchtet eisig bestimmend herunter.
Wer wusste schon wie lange die Energie des jungen Mannes noch reichte.


21.07.2003 23:39#123
Skeleon Leon blickte ihn mit einer Mischung aus Zweifeln, Sorge und Spott an. Der Kerl war völlig zerschunden, wovon auch immer. Er glaubte eigentlich nicht, dass -In dem Moment schritt Satura an ihm vorbei, auf Esteron zu, zwang ihn mit sanfter Gewalt, sein Bündel wieder abzulegen und schob ihn zum Bett zurück. "Du bist schwer verwundet, hast eine Menge Blut verloren." belehrte sie ihn mit einem sorgenvollen Lächeln. "Wohl oder übel werden wir hier noch eine Nacht verbringen müssen. Willst du vielleicht die erste Wache übernehmen, Leon?" griente sie ihn neckisch an. Vielleicht würde er ja wenigstens ein, zwei Stunden wachbleiben.
Esteron indessen sträubte sich ein wenig, woraufhin ihn die hohe Amazone streng ansah.
"Ich glaube, eine Wache brauchen wir heute Nacht nicht ..." warf der junge Wanderer ein.
"Meine Salben und der Wundalkohol können Schlimmeres verhindern, aber so schnell können sie dich auch nicht wieder auf die Beine bringen. Wenigstens bis Morgen werden wir warten, verstanden?" fuhr Satura unbeirrt fort.
Mit einem Lächeln schob sie Lehna zu Esteron, dann machten sie und die anderen sich bereit für die hoffentlich letzte Nacht in diesem grausig paradiesischen Tal.
Leon trat zu Esteron und Lehna, kam sich zwar vor, als störe er ein wenig die traute Zweisamkeit, aber diese Frage brannte ihm doch auf der Seele:"Sag mal, was ist überhaupt passiert? Was habt ihr denn getrieben, dass du so zugerichtet bist?"



21.07.2003 23:57#124
manmouse Der Wanderer sah zuerst zu Lehna und dann zu Leon und den anderen. Eigentlich brennte er nicht gerade darauf, sich vor ihnen zu rühmen mal nicht -versagt- sondern die Kreatur getötet zu haben. Allerdings was sollte er ihnen sonst erzählen? Das Lehna plötzlich ihrem Drang nach gekommen war, neue Sexualpraktiken an ihm ausprobieren zu müssen.
Esteron rutschte auf dem Boden näher an die Wand heran. “Nun ja. Nachdem Lehna mir nachgeeilt war und mich gefunden hat, kam diese Kreatur von gestern. Und nach einigem hin und her haben wir sie halt getötet.“
Langsam glitt seine Hand zu Lehna auf den Schoß und streichelte ihr sanft über das Bein, während er sie mit leuchtenden Augen ansah. Die in der Hütte anwesenden musterten den Wanderer mit einem fragendem Blick, verkniffen sich aber weitere Fragen. Jori grinste, Saria wendete sich gelangweilt ab und Blutfeuer sah den jungen Mann eindringlich an.

“ Aber nun lasst uns schlafen. Wir beide nächtigen heute auf dem Boden. Schlimmer als das durchgelegene Bett kann er nicht sein.“ grinste der junge Mann. Sollten die beiden Frauen oder auch Satura an der Seite von Leon in ihm nächtigen.
Die Hohe Amazone drehte sich achselzuckend und weniger verständnisvoll als Leon von dem jungen Pärchen ab und zog Leon an sich heran. Esteron zwinkerte den beiden noch zu, wünschte ihnen eine gute Nacht und wandte sich dann seiner Geliebten zu, die dem jungen Wanderer eben nicht ins Wort gefallen war sondern zu dieser Aussage stand.
“Ich liebe dich Lehna“, hauchte er der jungen Frau ins Ohr und machte es sich dann neben ihr bequem.
Schlafen konnte der junge Mann jedenfalls noch nicht. Und so lauschte er dem rascheln der anderen die sich ebenfalls zu Nacht bereit machen und blickte lächelnd zum Türlosem Rahmen hinaus. Während seine Hand zu Lehna herüberging. Dann halt Morgen.



22.07.2003 07:43#125
Satura Frühmorgens erwachte Satura, als die ersten Sonnenstrahlen ihre Nase kitzelten. Ein herrlicher Tag kündigte sich an; der Himmel war strahlend blau, und vor der Hütte zwitscherten die Vögel. Und es lag ein anstrengender Marsch vor ihnen.In der Hütte war es noch still, irgendjemand schnarchte leise. Lediglich Blutfeuer saß hellwach am Türrahmen, sie hatte wohl die letzte Schicht der Wache übernommen und lächelte Satura freundlich an.

"Aufstehen!" rief die hohe Amazone beschwingt in die Runde der Schlafenden, die nur mürrisch ihre Augen öffneten nach der viel zu kurzen Nacht. "Wir müssen aufbrechen." sagte die hohe Amazone bestimmt.
Nach einem kurzen Frühstück bestehend aus frischen Früchten und kühlem Quellwasser zogen sie los.

Sie gingen durch das taunasse Gras in Richtung der Berge, und ließen das kleine Tal hinter sich, dessen saftige Wiesen von oben gesehen fast noch mehr leuchteten. Sie tauchten in die karge Bergwelt ein, wo nur ab un an zwischen verwitterten Felsen ein Grashalm hervorlugte.



22.07.2003 16:30#126
blutfeuer die sonne knallte auf die felsen und die gruppe hatte sich auf anraten von blutfuer jetzt mit einem langen seil gesichert. vorn ging blutfeuer, die mit einem starken stock das lose gestein untersuchte und am ende ging skeleon, der sich noch am besten gehalten hatte.

alle waren erschöpft, denn so viel wasser konnte man gar nicht trinken, wie die sonne dem körper entzog. wenn das ziel stimmte, was satura und leon ausgemacht zu haben schienen. dann würde es noch ein langer weg werden.
immer wieder rutschte geröll den hang hinab. die extreme sonne der letzten tage hatte dem boden jede feuchtigkeit entzogen und hatte ihn brüchig und trocken gemacht.

"wir brauchen eine pause. vor uns befindet sich eine kleine höhle im fels. da sollten wir hinein und versuchen, wieder zu kräften zu kommen. ich hoffe mal, dass wir keine ungebetenen hausherren vertreiben müssen. an sich ist der fels zu steil für größere tiere."

blutfeuer spähte zunächst vorsichtig in das dunkel und entzündete dann eine fackel, die sie in die höhle hineinwarf. als nichts passierte, ließ sie die anderen nachfolgen.

schnell war ein kleines feuer gemacht und lehna und esteron begannen die höhle zu durchsuchen. irgendwo tröpfelte es im inneren und die wasserschläuche könnten durchaus wieder aufgefüllt werden.



22.07.2003 17:45#127
Lehna Die Flamme der Fackel, die Lehna in den Händen hielt, flackerte unruhig in dem leichten, aber stetigen Luftzug in der kleinen Höhle. Gierig wand sich das Feuer um den mit ölgetränkten Tüchern umwickelten Ast, warf zuckende, verzerrte Schatten an die trockene, staubige Höhlenwand, während Lehna langsam weiterging. In ihrer Hand hielt sie locker ihr Schwert, Esteron ging ein kurzes Stück hinter ihr. Die Höhle hatte sich als größer erwiesen als ursprünglich angenommen, nachdem Saria einen durch Pflanzen fast verdeckten Gang bemerkt hatte. Die Höhle wirkte sonderbar sauber...
Bewohnt...
Nach kurzer Zeit machte der Gang einen Knick und mündete in eine weitere Höhle – und Lehnas Vermutung, dass hier jemand wohnte, bestätigte sich. Allerdings schienen die Hausherren gerade nicht anwesend zu sein, wenn auch nur zeitweise. Einige Betten und Strohsäcke standen in dieser Höhle herum, zusammen mit ein paar Truhen und einem großen Kessel, unter dem ein Häufchen frischer Asche herumlag.
„Was es nicht alles gibt...“, grinste Lehna und steckte ihr Schwert weg, um wieder zurück zu den anderen zu gehen.
„Wie’s scheint, wohnt hier jemand...“, meldete sie ihre Entdeckung, doch sofort hob Blutfeuer die Hand und lugte nach draußen. Lehna hob fragend die Augenbrauen, bevor sich die Amazone wieder umwandte.
„Da kommt jemand...“, stellte sie nüchtern fest.
Fast automatisch wanderte Lehnas Hand zum Griff ihrer Waffe...


22.07.2003 17:56#128
Satura Satura reagierte schnell. "Ab ins Innere der Höhle; ein schmaler Gang lässt sich im Fall des Falles besser verteidigen!" Sie bedeutete den anderen mitzukommen, und schnell zogen sie sich tiefer in die Höhle zurück. Es gab nach dem durch Gestrüpp verdeckten Seitengang noch einen weiteren in der Wohnhöhle. Er war schmal und dunkel, und wurde offensichtlich als Vorratskammer verwendet. Es roch nach Früchten und Fleisch, und einige Kisten standen herum.

Schwere Schritte hallten an den Höhlenwänden wider, und still kauerten sich die sieben in die Schatten. Gleich würden sie um die Ecke biegen... Es mußten wohl Banditen sein, denn nicht nur, dass einige Goldkelche in der Wohnhöhle herumstanden, wer würde auch sonst derart abgeschieden wohnen - außer verrückten Einsiedlern. Sie erwartete große, grobschlächtige Männer mit knochigen, hart geschnittenen Gesichtern und riesigen Zweihandäxten...

Doch um die Ecke bogen sechs Frauen, eifrig plappernd. Sie waren noch recht jung, und sahen doch nicht minder gefährlich aus: sie waren allesamt bis zu den Zähnen bewaffnet und hatten schwere Rüstungen an. Noch hatten sie die Störenfriede nicht bemerkt... Satura hielt den Atem an. Irgendetwas mußten sie tun.



22.07.2003 18:16#129
blutfeuer "wo kommen die denn plötzlich her? doch niemals über den zugang aus der felswand? es muss noch einen zugang geben. blutfeuer, du läßt nach."
die amazone biss sich wütend auf die lippen. zum glück waren das ja mädels, mit denen würde man ja wohl irgendwie auskommen können. das schien ja eine richtige räuberbande zu sein!#

es schien als wolle satura aufstehen um mit den mädels zu reden. blutfeuer und saria verständigten sich schnell mit blicken und jede legte den bogen an die wange. zuvor hatten sie sich die pfeile zurechtgelegt, mit denen sie notfalls schnell eingreifen konnten. auch die anderen hatten vorsichtig ihre waffen gezogen.

blutfeuer nickte satura zu



22.07.2003 20:57#130
Satura Satura atmete noch einmal tief durch, hob dann ihre Hände und trat langsam aus dem Schatten des Verstecks hervor. "Seid gegrüßt und..." weiter kam Satura nicht, denn alle sechs Frauen hatten sich auf einmal zu ihr umgedreht und ihre Schwerter gezogen. Zwei von ihnen führten wunderschöne, schwere Bihänder, die anderen vier elegante, schlanke Einhänder. Sie schienen auch im Fernkampf ausgebildet zu sein, denn auf dem Rücken trug eine jede eine Armbrust. "Was soll das....?" rief eine von ihnen erstaunt. "Wo kommt die denn her?"
Die hohe Amazone nahm ihre Hände noch höher und meinte: "Ich komm aus eurer Vorratskammer, und da wo ich her komme gibt's noch mehr von meiner Sorte. Aber... wir haben lediglich einen Unterschlupf für die Nacht gesucht, wir wußten nicht, dass die Höhle..." Als Lager für Diebesgut verwendet wird? Satura schüttelte den Kopf. Nein, das war nicht so gut. "... bewohnt ist."
"Was heißt ihr seid mehrere? Und was sucht ihr hier in dieser von allen Göttern verlassenen Gegend? Wer schickt euch? Diese verdammten Königstruppen, nicht? Gib es zu!"
Satura versuchte sie zu beschwichtigen. "Das heißt nur, dass in diesem Moment mindestens zwei Pfeile direkt auf dein Herz gerichtet sind. Wir sind auf der Suche nach... einem Tal, in dem wir die Antwort auf einige Fragen finden wollen, und wie gesagt, wir wollten hier die Nacht verbringen, weil uns die Höhle auf unserem langen Weg als geeigneter Schutz vor Harpyien und anderem Ungetier erschien. Ausserdem müssten wir unsere Wasservorräte auffrischen."
"Nun, dann soll dein Heer doch bitte mal vortreten, und wir werden sehen, ob wir euren Worten Glauben schenken können." sagte die Banditin spöttisch.


22.07.2003 21:04#131
blutfeuer blutfeuer nickte saria zu. die diebin verstand sofort und drückte sich noch tiefer in den schatten. man sollte niemals sofort alle karten auf den tisch legen.

die anderen traten jetzt von allen seiten in das licht der höhle mit gesenkten waffen.

"wir sind hier und wir werden wohl nicht aufeinander losgehen müssen. wir wollen nur wasser und eine bleibe. ich denk mal, dass ihr das verstehen werdet. morgen früh ziehen wir weiter und gehen unserer wege.

von euren vorräten brauchen wir nichts und ich hoffe, wir werden uns einig."


22.07.2003 22:01#132
Skeleon Die sechs Frauen warfen sich zweifelnde Blicke zu, sahen dann abschätzend zu Blutfeuer, ehe eine zu sprechen begann - offensichtlich die Anführerin."Wir machen uns keine Sorgen um unsere Vorräte." meinte sie schließlich. "Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich sechs Schmarotzer mehr gebrauchen kann."
Sie warf einen neckischen Blick auf die anderen fünf Frauen, die jedoch nur leise grummelten. Mit einem Lächeln entkräftete sie ihre Stichelei. Ihr Blick wanderte von einem zum anderen, Saria stand noch immer im Schatten verborgen. Dann verzog die Banditin ihre Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln."Okay - ihr wollt ein Nachtlager, wir wollen aber auch nicht ohne Nutzen davonkommen. Ihr könnt hier bleiben, gegen ein wenig Gold."
Ihr Blick schien mehr auszusagen - soviel wie, den Rest holen wir uns dann selbst.
Leon blickte ein wenig irritiert von einer zur anderen, beugte sich dann zu Satura hinüber und wisperte ihr ins Ohr: "Ich wär einverstanden - das Geld hole ich uns schon wieder zurück -"
Erst schmunzelte sie, schüttelte dann jedoch den Kopf. So wie diese Frauen aussahen, waren sie nicht auf die Späßchen des jungen Diebes aus."Was gibt's denn da zu tuscheln?" warf die Anführerin auch prompt ein, ließ sich jedoch mit einer beruhigenden Handbewegung besänftigen. "Also, wie sieht's aus?" hakte sie nach. "Haben wir einen Handel?"



22.07.2003 22:37#133
blutfeuer "moment mal"

blutfeuer schob sich an die seite von satura.

"ist ja ganz schön, wenn ihr uns hier schlafen lasst gegen ein bisschen gold. die frage ist nur, ob wir die nacht überleben! wer saft uns denn, dass ihr nicht in der nacht über uns herfallt? wer seid ihr überhaupt?"

die sprecherin der gruppe führ mit der hand an die messerscheide, ließ sie dann aber wieder fallen.

"wir sind eine gruppe von freien frauen, die sich ihren lebensunterhalt selbst verdienen und keinen faulen kerl bekochen und auch sonst ganz gut allein zurechtkommen. auf eure paar kröten sind wir mit sicherheit nicht angewiesen. wenn ihr hier schon rumgeschnüffelt habt, werdet ihr ja wohl gesehen haben, dass wir gut ausgestattet sind. also sind doch wohl eher wir die, die um ihre sicherheit besorgt sein sollten."

blutfeuer musste grinsen. die sprüche hätten von ihr sein können.
"na ist gut, so kommen wir kaum weiter. wir haben ein hohes sicherheitsbedürfnis und ihr habt das auch. es ist eure höhle, aber wir sind stärker, wie ich wetten könnte. machen wir es doch so. wir bleiben in der vorderen höhle und ihr geht nach hinten zu euren schätzen. jeder stellt ne wache auf und alles ist in ordnung. am morgen verabschieden wir uns mit ein bisschen gold für euch und gefüllten wasserschläuchen für uns. ist das in ordnung?"

die mädchen der anderen gruppe blickten finster. als eine von denen heimlich ihr schwert hinter den rücken barg, sirrte plötzlich ein pfeil durch den raum und blieb wippend vor der räuberin im boden stecken.

"tja, wir sind nicht nur besser ausgerüstet, wir sind auch in der überzahl."
blutfeuer grinste, als saria aus ihrer deckung trat.

"vielleicht sind hier ja noch ein paar versteckt? also lass uns lieber frieden schließen. die meisten unter uns sind angehörige des amazonenlagers und wir sind nicht interessiert daran, freien frauen irgendwas zu klauen. lieber wäre mir, wir könnten zusammen essen und trinken und ein bisschen erzählen."


23.07.2003 00:11#134
Saria Den Rücken fest an den rauhen Fels der Höhlenwand gelehnt, hockte Saria in ihrer Ecke und beobachtete mit müden Augen die restlichen Reisenden. Seitdem sich die beiden Parteien nach mehr oder weniger kurzer Diskussion auf einen Kompromiss, von dem beide profitierten, geeinigt hatten, lagen bis auf Satura alle ihrer Gefährten in ihre Decken eingewickelt auf dem kalten Steinboden. Die hohe Amazone hatte sich bereiterklärt, die erste Wache zu übernehmen. Jetzt saß sie am Rande der Gruppe und achtete mit wachem Blick darauf, dass sich weder ein wildes Tier, noch eine der Räuberinnen zu nah an die Schwertjäger heranwagte. Ihre Klinge ruhte in ihrer Scheide quer über Saturas Schoß, ihre Hand lag auf dem Griff der Waffe. Vor allem auf die Bande sollte sie aufpassen, denen konnte man doch nie im Leben trauen. Das war Konkurrenz. Saria konnte Konkurrenz auf den Tode nicht ausstehen. Schlimm genug, dass Leon mit von der Partie war.
Heulend pfiff der Wind durch die Höhle, ließ Funken von der noch immer rot leuchtenden Glut aufstieben und trieb einen Hauch der kühlen Nachtluft herein. Fröstelnd rutschte die Diebin ein Stück an der Wand hinunter und zog die Decke enger um die Schultern. Im Amazonenlager wartete in diesem Moment ihr warmes Bett auf sie. Doch statt in der warmen Stube einen erholsamen Schlaf im kuscheligen Bett einzuholen, saß sie in einer tristen und vor allem kalten Höhle irgendwo im Nirgendwo von Khorinis. Und bisher war die Ausbeute mehr als arm gewesen. Bei diesem Gedanken begann Saria sich zu fragen, wo diese Bande die ganzen Reichtümer her hatte. Auf der Straße lagen bestimmt keine goldenen Kelche herum und auf Bäumen wuchsen sie erst recht nicht. Ob es auffallen würde, wenn dort die eine oder andere Kostbarkeit fehlte?
Doch leider gab es da immer noch Satura und die Banditin, die über die Schätze wachte. Seufzend rollte sich die Diebin in ihrer Ecke zusammen und unterdrückte ein müdes Gähnen. Sie würde schon noch auf ihre Kosten kommen. Ganz sicher. Und selbst, wenn sie nur Leon eine Klippe runterschubsen durfte...Der Gedanke ließ Saria schmunzeln. Dieser dumme, eingebildete, grobe Klotz der sich selbst Dieb schimpfte. Der konnte ja nicht einmal auf sich selbst aufpassen. Wenn sie selbst damals nicht gewesen wäre, würde der längst im Kerker der Hafenstadt verschimmeln...
Lautlos schlug Saria ihre Decke ein Stück zurück, um zu dem Dieb schielen zu können. Ob er es überhaupt merken würde, wenn ihm sein Münzbeutel fehlte? Doch von dem Dieb war keine Spur zu sehen.
Leon glänzte durch völlige Abwesenheit. Verstört setzte sich Saria vollends auf und blickte sich verwirrt blinzelnd um. Auch vom Rest der Gruppe war nichts zu sehen. Bei Donnra, was ging hier vor sich?
War sie versehentlich eingeschlafen und die Gruppe war ohne sie weitergezogen? Irgendetwas stimmte hier nicht. Mit der Hand am Dolchgriff stand die Diebin auf und näherte sich dem Höhleneingang. Weißes Mondlicht fiel durch das Loch in der Felswand und hinterließ einen unförmigen, hellen Fleck auf dem sonst grauen Gestein. Auf Zehenspitzen schlich sich die Amazone an den Ausgang heran, drückte sich flach an die Felswand und lugte nach draußen.
Und war umso erstaunter, als sie anstatt der steil abfallenden Klippe einen schmalen Pfad entdeckte, der mitten durch einen dichten Wald führte. Beunruhigt blickte Saria in die Höhle zurück. Immer noch niemand zu sehen. Langsam wurde ihr das Ganze unheimlich. Irgendjemand spielte ihr einen ganz üblen Streich..."Satura?!", rief sie in die Dunkelheit hinaus, als sie sich vorsichtig nach allen Seiten Ausschau haltend aus der Höhle schob und auf den Pfad hinaustrat. Keine Antwort.
"Blutfeuer?!"
Stille. Selbst das Geäst der Bäume schien den Atem anzuhalten, außer ihrem hämmernden Herzen und leisen Atmen war nichts zu hören.
"Wo seid ihr denn alle?!"
Zuerst langsam, dann immer schneller lief Saria den kleinen Weg entlang. Die anderen mussten hier doch irgendwo sein, so lange konnte sie gar nicht geschlafen haben. Plötzlich, ohne den Übergang wirklich zu registrieren, stolperte die Diebin auf eine vom Mondlicht schwach erhellte Lichtung hinaus. Augenblicklich wich sie zurück, spürte jedoch nach einem Schritt hartes Holz in ihrem Rücken. Wo war der Pfad hin?
"Setz dich doch, Saria", drang eine tiefe Stimme an ihr Ohr.Sarias Finger zuckten zusammen, wollten den Dolch aus der Scheide reißen, griffen jedoch nur in dünne Luft. Die Diebin schluckte schwer, dann drehte sie sich zögernd um. In der Mitte der Lichtung zeichnete sich der schwarze Umriss eines Mannes ab. Der Schatten einer weiten Kapuze verschlang sein Gesicht, eine dunkle Kutte verschleierte die restliche Gestalt. Sein rechter Arm deutete einladend auf einen von mehreren Baumstümpfen, die einen Kreis um die Mitte der Lichtung formten.
"Wer... bist du?", fragte Saria unsicher, "Und woher kennst du meinen Namen?"Sofort war das Misstrauen da. Es war nie gut, weniger zu wissen als sein Gegenüber. Und das Gefühl der Unwissenheit gefiel der Diebin ganz und gar nicht.
"Ich bin dein Freund", antwortete der Fremde mit seiner tiefen, aber dennoch sanften Stimme und ließ den Arm sinken, als Saria keinerlei Anstalten machte, sich zu rühren.
"Von mir aus, dann bleib halt stehen". Nach einem Schulterzucken ließ er sich selbst auf einen der Baumstümpfe sinken und machte es sich auf selbigem bequem. "Woher will ich wissen, dass ich dir vertrauen kann? Ich habe keine Freunde."Der Kerl wollte doch irgendetwas von ihr. Anderenfalls hätte er sie längst angegriffen oder erst gar nicht angesprochen. Nur was? Sie kannte ihn ja nicht einmal...
"Nun", der Mann legte die weiten Ärmel seiner Kutte aneinander, "Es steht dir natürlich frei, mir zu vertrauen. Aber dir könnte einiges entgehen, wenn du es nicht tust. Neben einem hübschen Schwert auch eine ganze Menge Gold..."Also doch geschäftlich. Hatte sie ja gleich gewusst. Sarias Haltung entspannte sich unmerklich.
"Du meinst, du kennst einen Weg zu dem Schwert?"
Obwohl sie versuchte, möglichst neutral zu klingen, konnte sie nicht ganz verhindern, dass die Neugier leicht in ihrer Stimme mitschwang."Saria, Saria, Saria...", lachte der Fremde trocken, "Glaubst du, ich würde dich aufsuchen, wenn es nicht der Fall wäre? Natürlich kenne ich einen Weg.""Und was verlangst du für deine Hilfe?", hakte die Diebin nach.Ein Weg zu dem Schwert... Wenn er die Wahrheit sprach, war das die Gelegenheit, den anderen zuvor zu kommen. Und wer zuerst kam, malte zuerst."Nicht viel", antwortete der Kuttenträger gelassen, "Ich bin lediglich an einem Stück interessiert. Natürlich kein wertloses. Zumindest für mich nicht. Den Rest kannst du für dich behalten, ich benötige ihn nicht. Und ich verlange als Gegenleistung lediglich, dass du diesem Leon etwas Ärger bereitest. Was für dich ja kein sonderlich großes Problem darstellen sollte. Dieser Kerl entwickelt sich langsam zu einer richtigen Plage, findest du nicht?"
Da konnte Saria nur zustimmen. Leon eins auswischen und dafür die Kohle abstauben, das war mehr als fair.
"Einverstanden."
Die Diebin nickte.
"Sag mir nur, wo die anderen hin sind."
Der Fremde lachte leise.
"Schau dich doch um. Sie sind immer noch dort, wo du sie zuletzt gesehen hast."Als Saria sich verwirrt umblickte, stellte sie verwundert fest, dass sie sich wieder zurück in der Höhle befand. Nichts hatte sich verändert, selbst Satura saß noch ebenso regungslos wie zuvor auf ihrem Platz. Hatte sie nur geträumt?Nein, unmöglich. Dafür war der Traum viel zu real gewesen. Also hatte sie eine Aufgabe zu erfüllen. Leise schlug Saria die Decke zurück und zog mit spitzen Fingern ihr Blasrohr hervor. Behutsam ließ sie einen der winzigen Pfeilchen in das Röhrchen gleiten, bevor sie es an den Mund setzte und Saturas Hals anvisierte. Bis diese Schlafmützen aufwachten, war sie schon längst über alle Berge. Ein leises Keuchen, dann zeichnete sich der gefiederte Schaft des kleinen Geschosses am Hals der hohen Amazone ab. Ihre Hand hob sich noch, um nach dem Ursprung des plötzlichen Juckreizes zu tasten, dann verließ ihn die Kraft und sie sackte geräuschlos in sich zusammen.
Eilig legte Saria einen neuen Pfeil ein und schlich an die Kante zum Nebenraum, in dem die Bande der Räuberinnen schlief. Abermals war ein leises Husten zu vernehmen, die Wächterin sank wenige Augenblicke darauf in einen tiefen Schlummer. Die Diebin beeilte sich, die beiden Geschosse einzusammeln und in ihrer Tasche zu verstauen, bevor sie zu Satura schlichm, ihre Reisetasche öffnete und die Karte herauszog. Ein kurzes, heftiges Schnarchen ließ sie zusammenzucken. Esteron wälzte sich träge auf die Seite, schlief jedoch seelenruhig weiter.
Ein Glitzern in ihrem Augenwinkel erregte die Aufmerksamkeit der Amazone. Die Beute...
Leon brauchte Ärger. Nun gut, den konnte er haben. Saria konnte sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen, als sie zu dem Haufen an Wertsachen schlich, sich einige besonders schöne Stücke herausgriff und sich zu dem schlummernden Dieb zurückpirschte. Mal sehen, was die Räuberinnen sagen würden, wenn sie morgen ihre Beute in Leons Taschen entdeckten. Natürlich ließ es sich die Diebin nicht nehmen, ein, zwei Kostbarkeiten für sich selbst zu beanspruchen. Doch mehr konnte sie sich nicht leisten, der Hauptverdacht sollte schließlich auf Leon fallen. Sie würde zu gerne Leons Gesicht sehen, wenn er von der Sache Wind bekam. Doch bis dahin würde sie schon Meilen entfernt sein. Als sie den Ausgang erreichte, hauchte Saria dem Dieb noch einen spöttischen Kuss zu, dann stahl sie sich in die Nacht davon.



23.07.2003 00:33#135
blutfeuer irgendetwas hatte sie geweckt. ein luftzug, eine leichte bewegung in der dunkelheit. die jägerin öffnete die augen, ohne sich zu bewegen. alles war still und nichts hatte sich verändert.

dann hob sie langsam den kopf. irgendwas stimmte nicht. satura war auf merkwürdige weise zusammengesunken, das war das erste, was ihr auffiel. vorsichtig drehte sie sich um. im schwachen licht, dass das verglimmende feuer warf, konnte sie erkennen, dass saria nicht auf ihrem platz war. natürlich - diese göre. bestimmt gab das wieder ärger. wie konnte sie auch darauf vertrauen, dass saria sich mal in eine gruppe einpassen konnte. sie könnte sich selbst ohrfeigen. so ein leichtsinn aber auch. jetzt galt es den schaden zu begrenzen, so gut es ging.

leise stand die jägerin auf und schlich zu satura. die war völlig weggetreten und nicht zu wecken. prüfend fuhr die hand der amazone zum hals um den puls zu fühlen. dabei ertastete sie einen frischen leicht geschwollenen einstich.
blutfeuer kannte diese spur. es war einer von den pfeilchen des blasrohres, der solche einstiche verursachte. da saria nicht an ihrem platz war, lag die vermutung nahe, dass die kleine diebin ihre eigenen gefährten beklaut hatte. vielleicht war sie ja bei den anderen in der nebenhöhle.

leise schlich die amazone zum eingang der nebenhöhle und musste dort feststellen, dass auch die wache diesen typischen einstich am hals hatte und in tiefem schlaf lag.

wer konne jetzt am besten helfen? leise tippte sie leon an und legte den finger auf den mund. sie deutete dem erwachenden jungen mann die zusammengefallene satura und die fehlende saria und winkte ihn vor die höhle. sehr leise folgte er ihr ins freie. dort teilte die amazone ihm mit, was sie beobachtet hatte.
"ich weiß nicht, was sie vorhat. auf jeden fall ist sie nicht mehr in der höhle und am hang kann ich sie auch nicht entdecken. wenn ich die zwischen die finger bekomme. ich möcht nur wissen, was sie geklaut hat. sie macht das doch nicht einfach so. sie hat doch was mitgehen lassen. und wenn die fremden mädels morgen merken, dass ihre schätze weg sind, dann können wir den ärger ausbaden. wir müssen etwas unternehmen."

leon stimmte blutfeuer zu und sie beschlossen, das erwachen von satura abzuwarten. wenn saria noch immer die giftladungen benutzte, die sie mal von ihr bekommen hatte, dann würde das mädchen bald aufwachen. dann musste man neue pläne schmieden.



23.07.2003 08:08#136
Satura Nervös umfasste Satura den Griff ihres Schwertes, wissend, dass es sinnlos war, hier eine Waffe zu ziehen. Sie war schon lange nicht mehr hier gewesen, und doch konnte sie nicht sagen, dass sie diesen Ort vermißt hätte...Sie spürte die alte Unsicherheit, die sie längstens abgelegt gemeint hatte, in ihr aufsteigen. Wo war er? Was wollte er?

Der Wald, den sie durchschritt, war dunkel und geräuschvoll wie immer, der Weg auf dem sie Schritt war überall, wo sie hintrat, und nirgends, wo sie gegangen war.
Endlich erreichte sie die Lichtung, wo er saß, sie erwartend."Sei gegrüßt, mein Mädchen." Satura schwieg; sie musterte ihn prüfend. "Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Setz dich."
Satura nahm auf einem der alten Holzstämme, die rund um das Feuer angeordnet waren, platz und sah den Fremden immer noch schweigend an. Das Feuer knisterte beruhigend, und langsam sank auch ihre Nervosität wieder. Ein Teil in ihr blieb trotzdem unangenehm berührt, dehnte sich kaum spürbar gegen die Wand aus Schwärze in ihrer Seele. Etwas schrie, schien sich zu wehren und zur Vorsicht zu mahnen - allein Satura merkte davon kaum etwas.

"Was willst du?" fragte sie schließlich gerade heraus. "Ich wollte dich warnen... vor deinem blinden Vertrauen." Satura sah ihn prüfend an. "Und wer sagt mir, dass ich dir vertrauen kann?" Der Fremde lachte. "Du bist noch immer die gleiche mißtrauische Satura, wie konnte ich glauben, du würdest mir nun, da ich dir geholfen habe, Lehnas Dämon zu vertreiben, vertrauen." Er lachte leise und traurig, und Satura fühlte, wie ein Teil in ihr sich danach sehnte, ihm zu vertrauen, ihm zu glauben; ein Teil der stärker war, als das Gewissen, das an die dunkle Grenze des Vergessens pochte.
Die hohe Amazone senkte fast schuldbewußt ihren Kopf, und der Fremde hub von Neuem an zu sprechen.

"Du meinst, die Harpyien waren eine Gefahr; oder der Einsiedler. Vielleicht auch die Banditinnen, bei denen ihr untergeschlüpft seid... Du irrst. Die schrecklichste Gefahr ist in euren eigenen Reihen... Es ist der Verrat." Er legte eine kurze Pause ein, um seine Worte wirken zu lassen wiewohl auch nachzudenken.
"Während du eingeschlafen bist, hat er seine Finger ausgestreckt nach euch..." Er ging langsam vor Satura auf und ab, und seine lange Robe verlieh ihm den Schein, er würde schweben. "Leon konnte dem Glanze des Goldes nicht wiederstehen... nun, ich verstehe ihn doch, es ist schwer, seine Finger bei sich zu behalten, bei sovielen Kostbarkeiten." Er lachte leise. "In diesem Moment hat er einige Reichtümer an sich gerafft..." Satura lachte auf. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Leon mich verraten würde?!" Sie schüttelte den Kopf.
Plötzlich blieb der Fremde stehen, und seine Stimme schwoll zu einem schrecklich mächtigen Grollen an, als er weitersprach. "Hat die Liebe dich schon so verblendet, dass du kein Auge für die Wirklichkeit mehr hast? Er war immer schon ein Dieb, und er würde nicht zögern, auch dich zu verraten, wenn es sich denn lohnt. Er weiß doch, du würdest ihm immer wieder verzeihen..." Die letzten Worte hatte er leiser, fast ein wenig verächtlich gesagt. Satura senkte ihren Kopf. Er hatte Recht...
"Nun lausche. Saria ist erwacht, und hat Leon gesehen; er hat Angst bekommen, dass das Mädchen ihn verrät. Er wußte, dass es ein leichtes wäre, gegen sie Mißtrauen zu erwecken, da du ihm grenzenlos vertraust... Und damit jeder Verdacht von ihm abgelenkt wird, hat er die Karte zu Chiaras Grab genommen und ihr in die Tasche gesteckt, und sie mit Gewalt in die Nacht davongejagt, ihr mit dem Tode gedroht... Niemand würde ihr nun noch glauben. Und er kann keck auch noch das Gestohlene behalten... Ein raffinierter Plan, nicht?"
Satura starrte den Fremden an, nicht glauben könnend, nicht glauben wollend. "Nein, Leon würde soetwas nicht..." "Ach Mädchen, was willst du? Er ist ein Söldner, er hat das Amazonenlager ausspioniert, und daraus, dass er dich fast getötet hat auch noch Geld gemacht... Er ist ein Dieb, ein Taugenichts, ein Mörder." Er schüttelte stumm den Kopf, und seine Stimme hatte etwas eigenartig sanftes bekommen. Satura senkte ihren Kopf - was wenn er Recht hatte? "Du musst nun gehen, das Leben wartet auf dich. Paß auf dich auf."
Mit einem Schlag war Satura hellwach. "Nein..." keuchte sie. Sie fühlte sich sanft geküßt, und als sie die Augen aufschlug, sah sie Leons Gesicht über ihrem. "Endlich bist du wach..." sagte er lächelnd. Doch die hohe Amazone sah ihn nur erschrocken an, sprang dann auf und zog ihr Schwert. Sie bemerkte, dass auch Blutfeuer wach war, und gerade etwas sagen wollte. Doch Satura bedeutete ihr hastig, nichts zu sagen. Ihr Schwert tanzte vor Leons Brust. "Leer deine Taschen."



23.07.2003 09:22#137
Skeleon Der junge Dieb wich einen Schritt vor ihr zurück und blickte sie entgeistert an. Was soll das denn jetzt werden? Mit einem Seufzer zuckte er die Achseln und fuhr mit seinen Händen in die weiten Taschen seiner Schürferhose. Seine Hand schloss sich um den Erzbrocken, er zog ihn hervor und warf ihn in den Staub. Dem folgte das Bündel Wurfmesser, ein kleiner Beutel mit Goldstücken und -Verblüfft hielt er inne, als er kaltes Metall spürte. Rascher nun zog er das Gold hervor, dumpf klingend landeten zwei, drei Kelche und eine Schale auf dem staubigen Höhlenboden. Satura blickte ihn mit einer Mischung aus Unglauben und Enttäuschung an - oder war es Hass?
"Du hast uns verraten." raunte sie.
"Was? Wie kommt das Zeug in meine Taschen?" Saria. "Diese kleine Hexe -" zischte er unwillig "- sie hat mir das Zeug untergejubelt! He, du bedeutetest mir, nichts zu klauen und daran hab ich mich gehalten. Wir sind reich, wir brauchen solchen Plunder nicht!"
Energisch wies er auf sein Lederbündel, in dem die zwei Sack Gold verborgen lagen. Doch Satura blickte nur misstrauisch. Hilfesuchend wandte er sich an Blutfeuer.
"Was ist mit dem Gift, von dem du sprachst, ha? Habe ich solche Mittelchen? Sie hat euch beide ausgeschaltet -" jetzt wies er erst auf Satura und dann auf die noch immer bewußtlose Frau im hinteren Stollen "- und mir die Sachen zugeschoben."
"Warum sollte sie das tun?" fragte die hohe Amazone, nicht weniger misstrauisch als zuvor.
"Was weiß denn ich? Warum hat sie mich verhext? Vielleicht bin ich ihr lästig geworden oder sie glaubt, ich würde mich an ihren kleinen Nebenverdiensten vergreifen?!"
"Nebenverdienste?"
Leon stockte ein wenig. Eigentlich hatte er ja nicht vorgehabt, sie zu verraten - aber wenn sie es soweit trieb!
"Sagen wir, sie gehört auch zu den Leuten, die manchmal lange Finger machen. Ich bin nicht so dumm, ausgerechnet von diesen Banditen was zu klauen, okay? Und sowieso, glaubst du wirklich, ich hätte dich betäubt - auf dich geschossen?" Er wies auf den Einstich des Pfeils an ihrem Hals.
Fast vorwurfsvoll sah er sie an.



23.07.2003 12:38#138
blutfeuer "nun bleibt doch mal ganz ruhig. ihr weckt noch unsere nachbarn. wir müssen beraten.
satura, deine idee, dass leon hier sein unwesen getrieben hat, ist einfach unsinn. er liegt hier und schlief bis eben. saria ist nicht mehr da. erzähl mal genau, was dir im traum begegnet ist.

nachdem saria alles genau berichtet hatte, war ja wohl klar.
"ich weiß nicht, wie sie es gemacht hat. vielleicht kann sie dir ja sogar eine illusion in den traum zaubern. unsre freundin ist geschickt und ich kann mir gut vorstellen, dass sie auch den zaubersprüchen der donnra neue dimensionen entlockt. auf jeden fall muss ich leon beistimmen, unsere saria ist eine gefährliche frau und hat geschickte finger. sieh bitte mal nach, ob du noch alles hast. ich vermute einfach mal, deine schatzkarte ist auch weg und wenn du pech hast, sogar das amulett!"

inzwischen waren am zugang zum anderen höhlenteil die banditen erschienen, die von der unruhe unter den amazonen wohl doch geweckt wurden. als sie das goldgeschirr auf dem boden sahen zogen sie die schwerter.

"also doch, einfach nur diebe! das werdet ihr mit eurem leben bezahlen!"
"haltet ein!"

blutfeuer stellte sich zwischen die gruppen, die inzwischen alle ihre waffen gezogen hatten.

"lasst uns erst darüber reden. es ist etwas sehr unangenehmes passiert und wir werden das klären. aber lasst uns zuerst reden und dann weitersehn."
die anführerein der banditen senkte die schwertspitze.

"diese erklärung möchte ich hören! so weit ich sehe, ist die sache ganz einfach: unser besitz steht zu euren füßen und wir haben ihn da nicht hingetragen."
blutfeuer steckte ihr schwert als friedenszeichen zurück in die scheide.
"richtig, und wir wissen auch, wie es da hingekommen ist und wir werden es euch aushändigen. wenn ihr wollt, bekommt ihr auch noch die diebin. und wir werden euch entschädigen. können wir jetzt darüber reden?"

die fremden nickten und nach und nach ließen sich alle am feuer nieder.
"komm satura, erzähl die ganze geschichte unserer expedition. ich denke mal, wir müssen zusammen weiter und nach saria suchen. wir müssen ihr zuvorkommen und die mädels hier wollen ihre genugtuung. und die sollen sie auch haben. mir reicht es nämlich mit unser meisterdiebin. alles hat seine grenzen und diesmal hat sie ihre eigenen leute bestohlen. das muss ein ende haben."



23.07.2003 13:54#139
Skeleon Leon blickte betrübt in die Runde, warf Satura immer wieder verstohlene Blicke zu und sah dann wieder schweigend ins Lagerfeuer vor sich. Die anderen sprachen vom bisherigen Verlauf der Expedition, davon, wie es weitergehen sollte, was wegen dem gestohlenen Gut zu tun sei und wie man Sarias Spur wieder aufnehmen konnte. Doch auf all das lauschte Leon nicht.
Er blickte auf.
"Du vertraust ihm also mehr als meinem Wort." meinte er schließlich an Satura gewandt, völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Der junge Dieb atmete einmal tief durch, erhob sich, packte sich das Lederbündel auf den Rücken und stapfte zum Höhleneingang. Dort wandte er sich noch einmal um, warf einen schmalen Beutel mit Gold zu den Banditen als Entschädigung und trottete hinaus. Wie schön Saturas 'Traum' mit dem Geschehenen übereinstimmte, dachte er spöttisch, als er den schmalen Gebirgspfad entlangstiefelte. Fast als hätten sie sich gegen ihn verschworen. Was hatte er denn getan? Er hatte für seine Fehler gebüßt, hatte ihr immer das Beste gewollt.
Seufzend ließ er sich auf einen halb verrotteten Baumstumpf nieder und sank ein Stück ein.
Er würde nicht wieder davonlaufen - nur etwas Abstand halten. Erst Cord. Jetzt er.
Der Junge fingerte nach dem Erzbrocken, holte ihn hervor und wandte ihn vorsichtig in der Hand. Die schmalen Äderchen pulsierten im matten Mondlicht. Fest schloss er die Faust um das Gestein und schloss die Augen.


23.07.2003 14:39#140
blutfeuer "satura, ich glaube du machst hier kapitale fehler. du vertraust irgendwelchen träumen, die dir sostwer ins gehirn gezaubert haben könnte und verrätst deinen besten freund. ich versteh dich nicht."

die fremden mädchen hatten eigentlich nur fasziniert gelauscht und den goldbeutel von leon aufgefangen. dann meinte die eine von denen:
"wir können uns doch zusammen auf die suche machen. dieses früchtchen finden wir schon. wir haben excellente spurensucher und werden dir deine karte schon wieder holen und für die ehrenlose type findet sich auch die gerechte strafe. geh lieber deinem freund hinterher und versöhne dich mit ihm. die erklärung von blutfeuer ist doch absolut schlüssig."

blutfeuer fügte noch hinzu

"außerdem gehört zu einer liebe auch vertrauen, sonst taugt das alles nix."
menno, da hatte sie aber weise gesprochen!



23.07.2003 17:29#141
Saria Mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen stapfte Saria durch die Nachmittagshitze. Zwar erbarmten sich ab und an kleinere Wolkenfetzen und schoben sich schattenspendend vor die grelle Sonne, doch dafür hatten sich die Felsen dermaßen aufgehitzt, dass die Verlockung, zum Wasserschlauch zu greifen, mit jeder Minute weiter wuchs.
Zum Glück war die Diebin zwei Mal auf leise vor sich hin plätschernde Bäche gestoßen, an denen sie sich nicht nur am kühlen Wasser laben, sondern auch noch ihren angeschlagenen Wasservorrat wieder aufstocken konnte. Vielleicht war ihr Donnra doch noch wohlgesinnt. Bisher standen ihre Chancen zumindest nicht schlecht.
Und sogar noch besser, als in der Gruppe. Wer teilte schon gerne, wenn er genausogut alleine zurechtkam. Für Sarias Geschmack war es ohnehin viel zu langsam vorangegangen. Ständig hatten sie auf irgendwen awrten müssen. In letzter Zeit meist auf Esteron, dem seine Verletzungen doch mehr zuzusetzen schienen, als er selbst zugeben wollte.
Tja, dann sollten sie sich aber auch nicht beschweren, wenn sie am Grab ankamen, nur um es leer vorzufinden. Das war nun einmal das Vorrecht des Schnelleren. Oder besser gesagt, der Schnelleren. Geschah ihnen nur recht. Brauchten ja nicht so rumtrödeln...
Ja, es war doch schön, von niemanden abhängig zu sein. Allzu gefährlich schien die Gegend auch nicht zu sein. Von ein paar Steilhängen und Geröllfeldern mal abgesehen, gab es nicht allzu viele Gelegenheiten, sich ernsthaft zu verletzen. Wilde Tiere gab es hier kaum, und vor allem keine, mit denen Sarias Bogen nicht fertig geworden wäre. Ab und zu hatten sich die Schatten großer Vögel am Himmel abgezeichnet, kreisten dort einige Minuten lange und verschwanden dann wieder hinter einem der zahlreichen Bergrücken. Vielleicht wieder Harpyien. Doch selbst, wenn es sich wirklich um einige der Vogelfrauen gehandelt haben sollte, sie hatten die Diebin nicht bemerkt. Eine einzelne Person erregte nun einmal um einiges weniger Aufmerksamkeit...



23.07.2003 18:10#142
Satura Satura sah Blutfeuer fassungslos an. "Wie kannst du nur so kompromißlos eine unserer Schwestern als Verräterin abstempeln?" In ihren Augen blitzte es auf, kurz wurde die Leere von einem wütenden Blitzen erfüllt.

Warum hielt Blutfeuer zu Leon, statt zu der Amazone? Warum verteidigte sie Leon so vehement? Warum begriff sie nicht, dass Leon sie verraten hatte, nicht nur ihre Liebe und ihr Vertrauen, sondern sie alle? 'Meisterdiebin' hatte Blutfeuer gesagt... entweder, das war eine glatte Lüge, oder Leon, der es offensichtlich wußte, steckte mit Saria unter einer Decke. Aber warum sollte er dann mit einem Teil der Schätze hierbleiben? Nein, es mußte eine Lüge sein... und wenn es eine Lüge war, so mußten Leon und Blutfeuer unter einer Decke stecken - warum auch immer. Und so fügte sich das ganze auch zusammen...

Satura wandte sich von der Amazone mit kühlem Blick ab. "Gehen wir. Vielleicht finden wir Saria noch, bevor sie in den sicheren Tod läuft. Das arme Ding ist ganz alleine da draussen..." Euretwegen.



23.07.2003 18:38#143
Skeleon In Gedanken verloren saß der junge Dieb auf dem Baumstumpf, drehte und wendete den Erzklumpen in der Hand und starrte ziellos in das Tal, weit unter ihm. Ein Knirschen von Kies kündigte die Ankunft der restlichen Gruppe an. Satura stapfte voraus und Leon sah zu ihr auf - in dem Moment, als er ihren Blick erwidert fühlte wünschte er sich, er hätte es nicht getan.
Wie er sie in diesem Augenblick hasste. Er hatte alles versucht, um seine alten Fehler wieder gut zu machen. Und was geschah? Sie warf alles beiseite, vertraute einem Etwas und einer kleinen Schlampe. Mit einem Seufzer erhob er sich und trottete hinter den anderen her. Blutfeuer versuchte mit Satura Schritt zu halten, doch die ließ niemanden an sich heran - eine Spannung schien zwischen ihnen in der Luft zu liegen. Lehna und Esteron folgten ihnen nach, er seinen Arm um ihre Hüfte gelegt. Leon fing einen undeutbaren Blick des jungen Wanderers auf, ehe der sich wieder seiner Liebsten zuwandte.
Mit gesenktem Kopf ließ sich der Dieb zurückfallen und stapfte neben Jori, dem Gardisten her. Er tat, was unter normalen Umständen nicht getan hätte: Er sprach ihn an.
"Nah? Läuft diese Expedition wenigstens nach deinen Vorstellungen? Mach dir keine Sorgen wegen der Schürferkleidung - ich gehöre zu den Wegelagerern, nicht zu den Dreckfressern." Er grinste schief, doch als der Gardist nicht reagierte, verdrehte er ein wenig die Augen und trottete schweigend neben dem Mann her.Eine seltsame Kälte schien sich über die Gruppe gelegt zu haben. Satura stapfte schweigend und mit erhobenem Kopf voraus. Zumindest auf diesem eindeutigen Bergweg konnte sie die Orientierung nicht verlieren, dachte Leon spöttisch. Blutfeuer hatte ihre Bemühungen, die hohe Amazone zu beruhigen fürs erste eingestellt und marschierte nun ebenfalls wortlos ein Stück hinter ihr den von Kies und Geröll übersäten Pfad entlang. Esteron und Lehna waren ihrerseits beschäftigt, Jori war stumm wie ein Fisch und dem Dieb waren die Themen ausgegangen. All dieses Übel hatte mit dem Ritual begonnen, erinnerte sich Leon. Und schuld an diesem Ritual war die junge Amazone Lehna gewesen - mit einem Seufzer verdrängte er den Gedanken wieder. Es war nicht an ihm, die Schuld auf andere abzuschieben.
War es doch Satura gewesen, die Cord während des Rituals verraten und damit für immer verloren hatte. Mit einem schiefen, unechten Lächeln auf den Lippen stiefelte er weiter, neben Jori als letzter über das weite Geröllfeld. Irgendwo hinter ihnen machten sich die Banditen zum Abmarsch bereit. Und irgendwo vor ihnen war Saria.



23.07.2003 22:55#144
Saria Einsam und kalt funkelten winzige Sterne am dunklen Nachthimmel, erinnerten an kleine, schimmernde Perlen die jemand auf ihrem schwarzen Samttuch vergessen hatte. Verträumt starrte Saria in das Meer aus erstarrten Lichtpunkten, den Kopf schwer auf ihre Hände gestützt lag sie auf einem leicht abgerundeten Felsen nahe der steil abfallenden Klippe.
Das Sternenlich war eines der wenigen Dinge auf der Welt, das sich nicht ohne weiteres klauen ließ. Obwohl es wunderschön anzusehen war, konnte man es nicht erreichen. Einerseits ärgerte Saria dieser Umstand, andererseits übte er auch einen gewissen Reiz auf sie aus. Ob es einen Weg gab, dieses Licht einzufangen? Oder es völlig auszulöschen?
Wie so ein Stern wohl aus der Nähe aussah? Glühte er noch heller? War er wirklich fest am Himmelszelt verankert?
Alles Fragen, auf die Saria keine Antwort finden konnte. Seufzend zog sie eine Hand unter ihrem Kinn hervor und ließ sie in der Tasche verschwinden. Dann ließ sie die frische Nachtluft tief in ihre Lungen strömen, streckte den Zeigefinger aus und deutete direkt in den Himmel. Einer der Sterne begann intensiver zu leuchten, dann dehnte sich von ihm ausgehend ein Streifen hellen Lichtes aus, wanderte schnurstracks über den Himmel und näherte sich einem weiteren Stern. Dort verharrte er kurzzeitig, bevor er einen Knick machte und geradewegs auf eine weitere, stumme Perle zuhielt. Stück für Stück zeichnete Saria auf diese Weise die einzelnen Sternenkonstellationen nach.
Dort ist ein Wagen, da ein Bär, dort... eine Schlange... vielleicht hier ein Bogen...
Es boten sich zwar unzählige Möglichkeiten, die einzelnen Sterne miteinander zu verbinden, doch wurde dieses Spielchen mit der Dauer langweilig. Seufzend richtete sich die Diebin auf und entließ die Magieströme in die Freiheit. Lautlos löste sich die Illusion am Himmel auf und verging in feinem Staub. Lustlos breitete Saria ihre Decke aus und rollte sich hinein. So ganz alleine war es manchmal doch etwas langweilig...



24.07.2003 01:34#145
Lehna Schweigend trottete Lehna neben Esteron her, ihre Gedanken waren bei Satura und Leon. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass hinter dieser Suche wesendlich mehr steckte als nur ein Schwert. Und sie wusste, dass auch diesmal mehr hinter der Krise steckte als ein dummer streich... oder wie auch immer man das nennen mochte... von Saria.
Sie seufzte leise.
Wenn sie doch nur wüsste, was...
Das alles musste etwas mit dem Ritual zu tun haben. Mit dem, was Satura dabei entfesselt hatte, um sie zu retten. Oder mit dem Preis, den Satura scheinbar dafür bezahlt hatte. Wobei die Geschichte sicherlich noch um einiges länger war...
Lehna fluchte innerlich. Sie konnte nichts tun... nur beobachten... Sie war hilflos, wie schon so oft. Weil sie nichts wusste, nicht einmal Ansatzweise wusste sie bescheid über Saturas... Problem...
Lehna warf einen kurzen, entschuldigenden Blick zu Esteron und löste sich dann von ihm, um sich ein Stück zurückfallen zu lassen.
Schweigend trottete sie jetzt neben Leon her, musterte den jungen Dieb abschätzend, versuchte herauszufinden, wie er zur Zeit ihr gegenüber eingestellt war. Es war schon manchmal kompliziert mit Leon...
„Leon... Was ist los mit Satura? Da ist doch...etwas...“, brach sie endlich das Schweigen und sah den Dieb bittend an.
„Ich will nicht hilflos zusehen müssen... Aber wenn ich nichts weiß... kann ich auch nichts tun.“



24.07.2003 06:58#146
Satura Wütend war Satura vorangestapft, einsam unter all den Menschen. Stundenlang waren sie durch die einsame Felswüste gewandert, sich immer nach Osten richtend. Mochten sie auch keine Karte mehr haben, Satura hatte die ihre im Kopf. Zur Not könnten sie immer noch in das paradiesische Dolmental zurückkehren... Die Spurenleserinnen der Banditinnen taten das ihrige, obwohl Satura nicht verstand, wie man in dieser felsigen Einöde noch Spuren finden konnte - aber jedes aufgewirbelte Staubkörnchen, jedes verlorene Haar, alles war ihnen ein Hinweis.
Spätnachts schlugen sie ihr Lager an einer windgeschützten Stelle auf; eine recht große Plane aus ledernen Häuten wurde über starke Äste gespannt, und so ergab sich ein vor Wind und Wetter geschützter Raum, in dem sie einigermaßen Platz hatten.
Die Gruppe war plötzlich angewachsen, und der Proviant würde nicht so lange reichen, wie geplant. Gedankenverloren biß Satura in einen der Äpfel aus dem Dolmental. Ein eigenartiger Gedanke wuchs in ihrem Kopf. Allein gegen alle.Sorgenvoll dachte sie an Saria, die sich nicht im Schutz einer großen Gruppe befand, und in eben diesem Moment alleine unter freiem Himmel würde nächtigen müssen - oder vielleicht schon tot war.

Ein kalter Wind ließ die Amazone zittern, deren unruhig-leerer Blick suchend den Nachthimmel abtastete, als wäre dort oben irgendwo die Antwort auf ihre Fragen. Alleine, etwas abseits der anderen, wickelte sie sich schließlich eng in ihren Umhang und fiel in einen gnädigen Schlaf.

Ihre Träume waren wirr und dunkel; sie sah Saria, vor riesigen Harpyien fliehend, alleine und schutzlos. Sie sah Blutfeuer, auf einer der Harpyien reitend, und mit einem Blasrohr auf die Erzamazone zielend. Mit einem Blasrohr?


24.07.2003 08:03#147
Skeleon Noch während der Wanderung ...
Der Dieb funkelte die junge Frau aus zusammengekniffenen Augen an. Warum sollte ausgerechnet sie ihm helfen wollen?
Doch dann wischte er mit einer unwilligen Handbewegung alle Bedenken beiseite. Satura hatte Lehna geholfen und dafür bezahlen müssen - vermutlich fühlte sie sich schuldig. Aber es war Saturas Fehler, ihrer allein -
Leon blickte wieder von dem Bergweg auf, auf den er seinen Blick stur gerichtet hatte und sah Lehna einen Moment schweigend an.
"Ich weiß selbst nur, was sie mir erzählt hat - früher."
Das letzte Wort presste er fast hervor.
"Ich kann nicht viel mehr sagen, als - es gab zwei Mächte, die um sie gekämpft haben - in ihren Träumen."
Der Junge sah aus als würde er gleich loslachen, aber stattdessen stieß er nur bitter aus.
"Ich habe es selbst lange Zeit bezweifelt. Bei dem Ritual - Satura wandte sich an die falsche der beiden Mächte. Sie verriet die andere und vergaß, was diese für sie Gutes getan hatte. Und nun. Vertraut sie ganz dem, was übrig ist. Nicht mir. Nicht Blutfeuer, niemandem sonst."
Leon sah sie traurig an.
"Ich habe mich wohl geirrt." meinte er noch, ehe er seinen Blick wieder auf den Pfad heftete, Lehna ein wenig verwirrt zurücklassend. Er sagte kein weiteres Wort, hing seinen eigenen, düsteren Gedanken nach.
Wie sehr vermisste er in diesem Augenblick den Hof des Großbauern. All die Arschlöcher dort, aber es war ein Zuhause. Und seit seiner Dreckfresserzeit war viel geschehen -

Am Lagerfeuer warf er der Geliebten einen traurigen Blick zu, als sie sich allein, weg von allen anderen, zu unruhiger Ruhe bettete. Was ging nur in ihr vor? Was hatte er ihr angetan? Und Saria?
Mit einem glücklichen Seufzer nahm der junge Dieb das Feuerwasser an, das ihm eine Banditin anbot. Das Feuer wärmte ihn von innen heraus - ein winziger Hoffnungsschimmer. Er lehnte sich an einen hoch aufragenden Baumstamm, trank hin und wieder einen Schluck der alkoholischen Schandtat und war bald weg - eingeschlafen.



24.07.2003 08:37#148
blutfeuer Blutfeuer hatte die merkwürdige stimmung der gruppe schon lange erfasst. eigentlich würde sie ja zum rückzug blasen und das ganze mit besserer zusammensetzung noch einmal probiern. auf jeden fall hatte sie keine Lust auf diese Gruppe. Die war inzwischen heillos zerstritten und sollte einen radikalen wechsel vornehmen. stura folgte also saria und glaubte an sie. blutfeuer wusste, dass saria ein falsches, nämlich ihr eigenes spielchen trieb und nun hieß es locker bleiben.

sie würde jetzt losgehn ohne die langsame gruppe. mit der fährtenleserin der bandien und noch mit leon, der sich gut hielt.

sie würde mit ihm reden. wenn er winverstanden war, würden sie saria spätestes am abend haben - im Tal. Und da war das Schwert, wenn es dieses schwert überhaupt gab!


so, jetzt losgehn und saria mit ihren eigenen methoden finden. die gruppe war nur ein klotz am bein.

als alle schliefen, machte sich blutfeuer auf den weg; immer den spuren ihrer schülerin nach. ihr folgten skeleon und ein mädchen der baditen, die sich mit spuren und der gegend auskannte.



24.07.2003 08:59#149
Skeleon Mit einem stechenden Kopfschmerz stapfte Leon hinter Blutfeuer und der Banditin her. Zunächst hatte er sich auf den Weg zu konzentrieren, doch als die Nebenwirkungen des Feuerwassers nachließen holte er zu Blutfeuer auf, um etwas klarzustellen, was ihm bereits seit ihrem Abmarsch auf der Seele brannte."Hör zu - wir holen Saria ein und halten sie auf, okay? Aber wir werden nicht weitermarschieren. Entweder kehren wir zu Satura und den anderen zurück oder wir warten auf sie."
Blutfeuer blickte ihn fragend an.
"Ich werde sie nicht im Stich lassen." meinte er knapp.
Die Amazone nickte zögerlich, legte dem jungen Dieb beruhigend die Hand auf die Schulter und marschierte dann weiter, hinter der Spurensucherin her. Hoffentlich war diese Unternehmung nicht noch ein weiterer Fehler. Sie mussten die verdammte kleine Hexe so schnell wie möglich einholen und zum Rest der Gruppe zurückkehren. Sie mussten Satura beweisen, was für ein Miststück Saria geworden war -
Leon stolperte über eine Wurzel, fing sich gerade noch und stapfte weiter hinter den beiden Frauen her, die Augen jetzt konzentrierter auf den Weg vor ihnen gerichtet. Sie hatten kaum Zeit verstreichen lassen bei der Pause. Müssten sie Saria nicht bald eingeholt haben?



24.07.2003 12:41#150
blutfeuer "wir müssen sie aufhalten. ich hab zwar nicht alles verstanden, was in dem schreiben stand und was deine freundin uns mitgeteilt hat, aber ich weiß oder glaube zu wissen dass der zugang zum schwert gerährlich ist und es als alleiníge waffe nicht zu benutzen ist. wir kennen die waffe nicht und es wäre mir zu schade um das mädchen, wenn wir jemandem weg tunm müssen. last uns einfach schneller laufen.

die gruppe vervfiel in einen flotten schritt. vorab lief jetzt die fremde banditin und dahinter die anderen beiden.



24.07.2003 16:11#151
Skeleon Der junge Dieb schob die geballten Fäuste in die Hosentaschen, während er hinter den beiden Frauen herstapfte. Die Banditin fand rasch ihren Weg, Blutfeuer spähte voraus und suchte nach Anzeichen von Saria und Leon warf immer wieder nervöse Blicke hinter sich. Wann würden die anderen mit ihrem Marsch wohl beginnen? Ein Blick nach Osten offenbarte das kränkliche Licht eines dunstigen Morgens, das durch kahle Baumkronen fiel. Zwischen den hoch aufragenden Baumstämmen des Gebirgswaldes, den sie inzwischen erreicht hatten, hingen Nebelfetzen, tanzten im sanften Luftzug und warfen lebendige Schatten auf die vom Morgentau feuchte Erde. Eine völlige Stille lag auf dem Wald, nur durchbrochen von den Stiefeltritten der kleinen Gruppe im Laub des letzten Herbstes und dem Heulen des Windes in den schwankenden Baumwipfeln.Der Pfad hatte sich seit ihrer Ruhepause kein einziges Mal gegabelt, dennoch hielten die Amazone und die Räubermaid in alle Richtungen nach Spuren Sarias Ausschau. Vielleicht hatte sie sich abseits des Weges in die Büsche geschlagen? Doch bisher sah es nicht danach aus.
Der weit ausgedehnte Bergpfad verlief auf dem Hochplateau der Bergkette, die das Dolmental von ihrem Zielort trennte. Der bisherige Marsch hatte viel länger als erwartet gedauert, war der Weg doch stets am Rande steiler Hänge entlang verlaufen, angestiegen und abgesunken, über Geröllfelder und anderes, schwieriges Terrain. Entspannt atmete Leon die kühle Morgenluft des Waldes ein - hier verlief ihre Strecke wenigstens auf flachem Land, wenn auch hunderte Meter oberhalb ihres Zieles. Obwohl in dieser Höhe der Frühling wohl noch bis zum Hochsommer auf sich warten ließe, erleichterte es den jungen Dieb, wieder durch einen Wald zu spazieren anstatt an nackten Felswänden entlang, die Tiefe auf der einen, die aufragenden Gesteinsmassen auf der anderen Seite.Ja, hier herrschte ein eisiger Frieden. Nasskalte Finger tanzten auf seiner Haut, als die Nebelfetzen zärtlich über ihn hinwegzogen. Ein Frieden, der den Jungen beruhigte.
Fast unmerklich wurde die Luft plötzlich noch ein ganzes Stück kälter. Die Nebel ballten sich zu weißen, nassen Wolken zusammen und binnen Sekunden war der gesamte Bergwald in eine tiefe Nebelbank gehüllt. Sämtliche Geräusche schienen verschluckt, selbst das Knirschen des frostigen Laubes war mit einem Mal stumm geworden. Unsicher blickte sich der Dieb um. Geisterhafte Schemen zogen am Rande seines Sichtfeldes durch das undurchdringliche Weiß, dunkel staken die grauen Baumstämme daraus hervor, nur noch undeutlich konnte er die Gestalten von Blutfeuer und der anderen Frau vor sich ausmachen. Ihn fröstelte.Er blieb einen Augenblick stehen und blickte sich verwirrt um. War da nicht eben etwas gewesen? Ein weißer Schatten, unsichtbar in der kalten Mauer, doch er hatte die Bewegung gespürt - den Windhauch gefühlt. Der Junge sah wieder nach vorne und erstarrte. Die Gestalten beider Gefährtinnen waren vom nebligen Weiß verschluckt worden, nichts als die formlosen Schwaden umgaben ihn, vor, hinter über sich und zu allen Seiten. Selbst am Waldboden kroch eine dünne Wolkenschicht entlang, legte sich über Geäst und Wurzeln und ließ ihre Klarheit zu unwirklichen Formen verkommen. Langsam schienen die Nebelschwaden auf ihn einzudringen, zögerlich noch, doch unaufhaltsam. Leons Welt begann zu schrumpfen. Und das kalte Weiß um ihn schreckte ihn mehr als jede Dunkelheit das je gekonnt hätte.
Unsicheren Fußes stapfte der Junge wieder den Pfad entlang, versuchte, ruhig zu bleiben und zu den anderen aufzuholen. Doch wo war der Weg? Die Nebel hingen ihm vor dem Gesicht, sie strichen ihm über die nackte Haut, seine Nackenhaare stellten sich auf. Unwillkürlich merkte er, wie er seinen Schritt beschleunigt hatte, in einen wilden Lauf verfallen war. Längst waren die Baumstämme nur noch undeutliche Schemen, Wächter wie aus einer anderen Welt, als er an ihnen vorbeihastete, verloren im undurchdringlichen Nebel.
Seine Beine verloren den Halt, er keuchte, stürzte und rollte hinab in eine Erdkuhle. Einen Moment blieb Leon einfach dort liegen und blickte zum Rand empor - die Nebelschwaden kräuselten sich bereits darüber und einer Wolkenwalze gleich drangen sie von allen Seiten auf das Loch ein, schlossen den Kreis darum und sanken hinab zu dem Dieb. Etwas näherte sich.
Das Heulen des Windes hatte jegliche beruhigende Wirkung verloren, wilde Formen tanzten durch die Luft, als der junge Dieb den Hang der Kuhle emporhastete, darüber hinwegstürzte und weiterlief, blind und hilflos, nur weg von dem Nebel.Doch er musste sich die Sinnlosigkeit seines Unterfangens eingestehen.Abrupt blieb er stehen und blickte sich um. Er befand sich mitten im weißen Nichts. Ein paar Meter voraus konnte er verschwommen einige Baumstämme ausmachen, er ging darauf zu und ließ sich an einem von ihnen niedersinken. Hilflos starrte er in die Kälte vor sich und wartete ab.
Leise drang das Geräusch raschelnder Blätter im Wind an seine Ohren, vorsichtig wandte er seinen Kopf und - nichts. Doch da! Ein Schatten, dunkel doch verwaschen, stürzte durch die Nebel davon, ein unmenschliches Keuchen, ein Krächzen. Der Schemen verschwand in dem Gewirr der Formen.
Angespannt starrte Leon an die Stelle, wo was-immer-es-war verschwunden war. Leise knirschte das Laub, als sich das Wesen entfernte, knackten Äste und wisperte der Wind.
Plötzlich zeriss ein gellender Schrei die Luft.
Die Räubermaid.
Ihr Ruf wurde leiser und verstummte schließlich ganz. Ihr Körper schlug hunderte Meter tiefer, den Steilhang hinab, auf Gestein auf und alles Leben wich aus ihr.Augenblicklich war der junge Dieb wieder auf den Füßen, die Hand an den Schwertgriff gelegt, sämtliche Muskeln angespannt. Die kalten Finger des Nebels umspielten sein Gesicht und seinen Nacken, neckten ihn und trieben ein grausames Spiel mit ihm. Ein sanfter Hauch ließ ihn herumfahren. Nichts. Nur eine weiße Wand vor sich.
Unsicher drehte sich der junge Dieb im Kreis.
Doch nichts Fassbares ließ sich erkennen.
Hilflos ließ Leon seine Schwerthand wieder sinken.
Doch im nächsten Moment hatte er den Griff fest umklammert, die Klinge hervorgerissen und sich wie toll in die Nebelmauer gestürzt. Er hatte es gesehen, ganz deutlich gesehen. Es war eine klare Form gewesen. Zu klar, um echt zu sein. Seine Augen mussten ihm einen Streich gespielt haben. Der Nebel lässt viele Dinge anders erscheinen als sie sind -Doch da war es wieder!
Er warf sich herum und erhaschte einen Blick auf den dunklen Schatten, doch im nächsten Augenblick war es verschwunden. Leise knirschten Kiefer und Reißzähne unter tonnenschwerem Druck.
Jemand spielte Schindluder mit ihm! Es konnte, durfte nicht sein."Saria??" rief er aus, seine Stimme bebend vor Verzweiflung. "Ist das ein Spiel?"
Die dunkle Kreatur huschte durch die Nebel um ihn.
"Ist das ein Spiel?" schrie er erneut, seine Stimme überschlug sich fast.Ein Windstoß riss ihn von den Füßen, er taumelte, stieß sich an einem Baumstamm und zog sich unsicher wieder hoch. Unter dem Heulen des Windes bildete er sich ein, Stimmen zu hören, Wortfetzen, nein, Anklagen! Er knickte wieder ein, kniete nun da, seine Klinge locker aber nutzlos in der Rechten, sich mit der anderen Hand am Baumstamm abstützend.
Ein leises Knurren erklang in seinem Rücken, doch er achtete nicht einmal mehr darauf.
"Es ist ein Spiel." wisperte er.
Im nächsten Augenblick entrang sich seiner Kehle ein Schmerzensschrei, als sich lange Reißzähne in seine Schulter bohrten. Er fühlte sich herumgerissen, durch die Luft geschleudert, sein Schwert schlug irgendwo dumpf klirrend gegen Stein, als er keuchend vor Überraschung und Schmerz im frostigen, taudurchsetzten Laub aufkam. Blut troff ihm aus seinen Wunden, doch er bemerkte es nicht einmal. Auf allen Vieren kroch er weg, weg von der Bestie. Er würde sie nicht anblicken, er würde seinem Irrsinn nicht nachgeben.
Er würde nicht wie die Banditin in ihren eigenen Untergang laufen. "Es ist ein Spiel." erinnerte er sich mit bebender Stimme, als er vor dem Etwas des Nebels davonkroch, irgendwo in Deckung ging und seine Augen schloss.Der junge Dieb presste mit der Linken auf seine rechte Schulter, der andere Arm lag locker und unbrauchbar an seiner Seite. Er fühlte den Odem des Wesens auf seinem Gesicht, doch er blickte es nicht an.
Seine Gedanken waren auf etwas anderes fokusiert. Satura.
Mit einem Schnauben wandte sich die Kreatur unvermittelt ab.Leon sank in das Laub zurück und atmete durch.
Er hatte gewonnen.
Er war nicht dem Wahn verfallen.
Ein irres Grinsen wanderte über sein Gesicht, als er sich aufzurichten versuchte.



25.07.2003 08:44#152
blutfeuer die ersten nebelfäden waren ja noch willkommen als erfrischung, aber inzwischen hatte sich das weiß wie ein tödlicher mantel um sie gelegt. die amazone konnte nicht einmal ihre eigenen füße erkennen. ja sie sah keine sonnenscheibe mehr und es wurde immer dunkler, obwohl es tag war.
sie kannte diese gegend des gebirges. sie war in der nähe der alten bergfeste, das reich der harpyien aber es war auch noch etwa anderes.
sie hatte auch den sturz einer frau gehört und nur registtriert, dass es keine der ihren war, aber was ließ einen aus socher höhe und so weit fallen?eine alte erinnerung kam wieder. konnte es sein? sie hatten diese riesige fliegende bestie aus der unterwelt nur davonfliegen sehn. konnte es sein, dass die noch lebte? sie hatten nur eine von den biestern getötet, die ander war mit dem jungen entkommen.
blutfeuer ertastete ihren bogen, den die gar-sehnen zuverlässig zusammenhielten.Wenn sich diese Bestie hier herumtrieb, dann gab sie nicht viel auf das leben der gefährten, von denen sie ohnehin niemanden mehr sah.
dieses unsichere abenteuer schien sich in ein fiasco zu verwandeln.
bkutfeuer aktivierte alle sinne. einiges musste sie noch von den nebeln im gletscher gelernt haben.



25.07.2003 10:34#153
Skeleon Der junge Dieb kroch über den mit kaltem Nass bedeckten Laubboden und versuchte die Nebel mit seinen scharfen Augen zu durchdringen. Doch es half nichts. An einem nahen Baumstamm zog er sich in die Höhe, ein Schauer lief ihm über den Rücken als nasskalte Finger ihm über die Wunde strichen. Der junge Dieb humpelte ein Stück weiter und blieb wieder stehen.
Sein Blick fiel auf seine rechte Schulter. Er spürte, wie ihm warmes Blut an Arm und Rücken hinablief, spürte die kalte Nässe in seinem Fleisch. Doch da war nichts.
Es ist nur ein Spiel. dachte er grinsend, als er sich den rechten Ärmel abriss. Die Haut darunter war unversehrt. Doch etwas war falsch. Eine seltsame Kälte stieg in seiner Schulter auf, ein stechender Schmerz - doch er war abgeklungen, ehe der junge Dieb ihn richtig deuten konnte.
Ein paar weitere Schritte.
Er stützte sich an einem Felsbrocken ab.
Der eisige Schmerz durchzuckte seinen Leib. Er fühlte es.
Es war wie eine Klinge aus Frost, die ihm in die Schulter gestoßen und in der Wunde herumgedreht zu werden schien.
Der junge Dieb keuchte vor Schmerz und Verwunderung, weiße Lichtblitze tanzten vor seinen Augen.
Es ist ein Spiel.
Was immer es war, es war weg!
Er hatte es nicht erkennen können im Nebel, nein. Er durfte es nicht erkannt haben.
Es war weg und würde ihm nicht mehr schaden.
Doch das Wabern der Nebelfetzen um ihn her machte ihm klar, wie falsch er lag. Er war mittendrin.
Hilflos und ohne Ziel stolperte der Junge noch ein Stück weiter.Doch plötzlich gab der Nebel ihn frei.
Er fühlte, wie seine Füße den Halt verloren, er spürte den eisigen Luftzug, als es mit ihm abwärts ging.
THUD.
Er schlug dumpf auf harten, vereisten Erdboden auf.
Einen Moment war ihm schwarz vor Augen.
Krallen. Zähne. Eisblaue Augen. Doch keine Form.
Leon blickte sich irritiert um. Er war auf einem Felsabsatz nur wenige Meter unter dem Hochplateau gelandet. Über ihm leckten die Nebelschwaden aus dem Wald. Unter ihm erstreckte sich ein weites, bewaldetes Tal und im Osten stieg die Sonne höher auf.
Der junge Dieb ließ sich von ihren Strahlen wärmen, atmete erleichtert durch. Die Nebel würden sich bald zerteilen. Der Steilhang war übersät mit Rissen und Tritten. Es würde ein Leichtes sein, wieder auf das Hochplateau zu gelangen. Aber jetzt noch nicht dachte er beim Anblick der Sonnenscheibe, die langsam aufzusteigen begann und die Nebel zurück in den kahlen Wald trieb. Wärme durchströmte seinen Körper. Doch seine Schulter fühlte sich kalt und taub an.



25.07.2003 12:39#154
Saria Eine warme, klebrige Flüssigkeit rann über Sarias Schläfe, verklebte ihr blondes Haar und riss sie aus der Umarmung der Bewusstlosigkeit. Tränen stiegen in ihre Augen, als sie benommen den Kopf hob und wie unter einem Hammerschlag zusammenzuckte. Stechender Kopfschmerz malträtierte ihr Gehirn, stöhnend presste sie die Hände an den Kopf und fiel nach hinten auf das schroffe Gestein. Ein starkes Schwindelgefühl ließ die in milchigem Nebel verborgen liegende Umgebung schwammig umherwabern und verdrehte Sarias Magen in einen schmerzhaften Knoten.Ihre ziellos umhertastenden Finger spürten glattes Holz, schlossen sich krampfhaft um den Bogen, während sich die Diebin mühsam und schwankend mit der anderen Hand vom Boden hochstemmte. Einzelne Blutstropfen stürzten von ihrer Wange herab und hinterließen rote Farbsprenkel auf dem kalten Stein.Was war passiert?
Sie erinnerte sich nur vage daran, wie der Nebel ein seltsames Ungeheuer aus seinem weißen Mantel entlassen hatte, welches mit seinen sensengleichen Klauen nach ihr geschnappt hatte. Sie wollte ausweichen, ihr Fuß war ins Leere getreten und dann folgte nur noch Schwärze...
Dann, ein Schrei.
Gellend, langgezogen, plötzlich abbrechend als ein dumpfer Aufschlag zu hören war.
Ein eisiger Schauer ließ Saria frösteln. Eine der Banditinnen. Tot. Panische Angst streckte ihre lähmenden Krallen nach dem Geist der Diebin aus. Auf der einen Seite die Verfolger, auf der anderen das unheimliche Monster. Sie musste hier weg, sofort.
Ohne nachzudenken stolperte Saria los, wäre beinahe erneut gestürzt, als ihr für einen Moment schwarz vor Augen wurde, fing sich aber an einem Felsbrocken ab. Fort von hier. Schnell. Hastig lief sie weiter. Zuerst eher ein mühseliges Stolpern und Tasten, dann ein schneller Lauf.
Plötzlich zerris abermals ein Schrei die unnatürliche Stille, die sich über die Szenerie gelegt hatte. Leon.
Hatte es den Dieb erwischt? War auch er in die Tiefe und damit in sein Verderben gestürzt? Nein, das durfte nicht sein. Leon war zwar vielleicht nervig und ein ziemliches Ärgernis, aber dumm war er nicht. Der würde doch nicht einfach so ins Nichts treten. Aber was, wenn doch?
Er war hinter ihr her. Das wusste Saria. Jetzt lag er vielleicht mit zerschmetterten Knochen irgendwo am Fuß einer Klippe. Weil er ihr nachgelaufen war. Nein, es war sicherlich nur eine Einbildung gewesen...
Saria wusste nur, dass sie hier weg musste. Ihre Beine brannten, ihre Füße spürte sie schon lange nicht mehr. Das Blut an ihrer Schläfe bildete mittlerweile eine feste Kruste. Sie musste schneller rennen, schneller, damit sie endlich aus diesem verfluchten Nebel herauskam.
Dann, auf einmal stolperte sie aus der milchigen Masse heraus ins grelle Sonnenlicht. Vor ihr erstreckten sich die grünen Auen eines Hochplateaus. Völlig erschöpft torkelte Saria noch einige Schritt weiter, bevor sie mit einem Seufzer der Erleichterung nach vorne ins Gras kippte. Sollte sie es tatsächlich geschafft haben...?



25.07.2003 13:08#155
Skeleon Der junge Dieb humpelte am Rand des Steilabbruches entlang, immer wieder nervöse Blicke in den von Nebelfetzen durchzogenen Wald werfend. Die Schwaden stiegen daraus hervor, streckten ihre langen, kalten Finger nach dem Jungen aus, nur um im nächsten Moment im hellen Sonnenlicht zu vergehen.
Er strauchelte, fing sich an einem Felsblock ab und stolperte dann weiter. Er war den Nebeln entkommen, dem Wesen, was darin lauerte - nein, der Nebel und das Wesen waren eins. Es war ein Spiel.
Breit grinsend, das wirre Haar benetzt von Tau und Frost ging er weiter, umrundete den kahlen Wald auf der Suche nach dem Pfad. Eine seltsame Kälte dehnte sich von seiner Schulter in den rechten Arm aus, nutzlos baumelte er an seiner Seite.
Aufgrund der Wunde, die er erlitten hatte, war der Aufstieg weitaus schwieriger gewesen als gedacht. Doch das Gestein war hart und rissig, zahllos waren die Möglichkeiten für einen Halt gewesen und schließlich hatte er den Rand des Steilhanges überwunden gehabt.
Leon spannte seine Rechte zur Faust an, doch seine Finger gehorchten ihm kaum noch. Ein Blick zur Sonne ließ ihn neue Hoffnung schöpfen, Wärme breitete sich aus -
Erleichtert atmete der junge Dieb auf, als er den Wald hinter sich ließ und vor sich ein weites Auenland auf einer Hochebene ausmachte. Etwa eine Meile erstreckte es sich, ehe es langsam in das flache Tal abzufallen begann - in welchem sein Ziel lag.
Leon warf einen letzten Blick zurück auf den nebligen Wald - wie unwirkliche Gespenster zog sich der Nebel tiefer in das Herz des Forstes zurück, unwillig und zögerlich, doch er hatte den grellen Strahlen der Sonne nichts entgegenzusetzen.
Die Fährtenleserin oder Blutfeuer wiederzusehen hatte der Junge bereits aufgegeben. Die eine lag zertrümmert tief unten im Tal, die andere steckte irgendwo in dem Wald. Falls sie überhaupt noch am Leben war.Jetzt galt es nur noch, Saria aufzuhalten.
Schnellen Schrittes stapfte er drauf los, ziellos hinein in das Hügelgebiet. Er steuerte eine der Erhebungen an, von dort könnte er Saria vielleicht ausmachen und -
Abrupt blieb er stehen.
Ein irres Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sich vornüberbeugte, die Diebin, die vor ihm im Gras lag, mit der Linken am Kragen packte und in die Höhe zog, zu sich rumdrehte und ihr fest in die Augen sah.
"Wiedersehensfreude ist die schönste Freude, nicht?"
Hass flackerte in seinen hin und her huschenden Augen auf. Er blickte über die Schulter zurück in den Wald.
"Weißt du, was du Satura und mir angetan hast? Weißt du das?" zischte er, als seine Augen zu ihr zurückkehrten. Er stieß sie wütend von sich. Mit der Linken zückte er einen langen Dolch.
"Wo - ist - die - Karte?" presste er mit unterdrücktem Zorn hervor."Es ist ein Spiel, weißt du?" Ein glucksendes Kichern verließ seine Kehle. "Nur ein Spiel."



25.07.2003 13:49#156
Saria Haltlos taumelte die Diebin zurück, trat in eine Kuhle im Erdreich und fiel auf den Rücken. Rückwärts kroch sie ein Stück von Leon fort, bevor sie sich aufrappelte und den Langdolch aus der Scheide an ihrem Bein riss. Schützend hielt sie die schmale Klinge vor sich, wich vorsichtig weiter zurück, als der Dieb näher kam.
"Was... Bist du verrückt geworden?", keuchte Saria fassungslos. Der gehetzte, an ein wildes Tier erinnernde Ausdruck in Leons Augen machte ihr Angst. Noch einmal glaubte sie in die schrecklichen, feurig roten Augen des Sumpfmonsters zu blicken, erkannte die selbe, heiß glühende Mordlust, den selben unbändigen Wahn. Leon sah schrecklich aus. In wirren Strähnen hingen die Haare in sein Gesicht, klebten feucht an seiner Wange, sein rechter Arm hing leblos herab, wahrscheinlich war er gebrochen. Doch er schien ihn gar nicht zu spüren, seine linke Hand umklammerte in unbändigem Hass den Griff seines Dolches, weiß traten die Knöchel unter seiner Haut hervor. Und er kam immer noch näher. "Leon... Bleib sofort stehen! Bist du verrückt geworden?!"
Die Diebin wich schneller zurück, der Langdolch hob sich, die Spitze war drohend auf Leons Gesicht gerichtet.
"Keinen Schritt weiter! Ich... ich stech zu, ich tu's wirklich!"


25.07.2003 14:06#157
Skeleon Leon blieb stehen und ein seltsames Lächeln trat auf sein Gesicht."Zustechen? Wer spricht denn von Zustechen?"
Er grinste sie breit an.
Seine Klinge ließ er einfach ins Gras fallen, mit der Linken wies er lose in Sarias Richtung.
"Was glaubst du, wie man sich fühlt, wenn man Fehler gemacht hat - dafür gebüßt hat - nie wieder solche Fehler begangen hat - und dann kommt jemand wie du daher?"
Jetzt beugte er sich ein Stück vor.
"Sie glaubt ich habe sie angelogen. Sie glaubt, du wärst ein armer, schutzloser Engel, bedroht, durch den Verräter - mich!"
Sein Lächeln war nun spöttisch und hasserfüllt zugleich. Er fuhr sich mit der Zunge über die ausgetrockneten Lippen, strich sich grob das Haar aus dem Gesicht.
"Weißt du - das habe ich mich oft gefragt, seit du weggelaufen bist. Warum, Saria? Findest du gefallen daran? Freut es dich, mich jetzt so zu sehen?!" schrie beinahe, wild mit der Linken gestikulierend.
Plötzlich brach er ab und blickte sie mit seltsamer, kalter Ruhe an."Gib mir die Karte." zischte er.



25.07.2003 14:32#158
Saria "Leon...", Sarias Stimme brach ab, als sie heftig den Kopf schüttelte. Tränen glitzerten in ihren Augenwinkeln.
"Was erzählst du da...? Ich... Satura hat... ich..."
Einzelne Tränen fielen ins Gras, als sie erneut den Kopf schüttelte. Was... ging hier vor sich?
Leon und Satura... Angelogen? Alles wegen ihr... Verräter... Sie, eine Verräterin...? Aber warum?
Der Dolch in Sarias Hand flatterte, als sie abermals aufblickte und Leon in die Augen sah.
"Nein Leon... Du... du bist verrückt... Du weißt nicht was du sagst! La-lass mich in Ruhe!"
Blitzartig fuhr Saria herum und lief los. Der Sturz... Sie musste noch immer irgendwo auf den Felsen liegen. Und träumen. Alles wirkte so unecht. Das Gras, die friedlich daliegenden Auen... Es musste ein Traum sein, ein Alptraum...So schnell sie ihre schmerzenden Beine trugen, rannte Saria über die sanften Hügel. Weg... sie musste diesem Verrückten entkommen. Dem Wahnsinnigen, der einmal Leon gewesen war.



25.07.2003 14:43#159
Skeleon Der junge Dieb blickte ihr hinterher. Sie rannte davon, den Hügel hinab, in das niedrige, grasbewachsene Tal, den nächsten Hügel empor und weiter. Die Karte hatte er bereits wieder vergessen.
Er legte seine Linke an den Mund und rief ihr nach: "Du kannst nicht immer nur weglaufen! Das kannst du nicht!"
Dann ließ der Junge seine Hand sinken.
"Keiner kann das." wisperte er leise. Er hatte es auch nicht gekonnt.Mit einem Seufzer ließ er sich in das Gras sinken, schnappte nach dem Dolch und steckte ihn ein.
Hatte er einen Fehler gemacht? Sie hatte ihn betrogen, sie hatte seine Verbindung zu Satura zerbrochen. Sie war schuld.
Er spähte schweigend über die Landschaft und sah zu dem Hügel, hinter dem Saria verschwunden war. Scharf sog Leon die Luft ein, unwillkürlich entrang sich seiner Kehle ein weiteres, glucksendes Kichern. Alles hinüber.Mit dieser Gewissheit warf er sich rücklings ins Gras und blickte in den wolkenlosen Himmel. Sein Arm war inzwischen völlig taub, doch er bemerkte es nicht einmal.
Seltsam erleichtert atmete er tief ein und aus und genoss den Geruch der Wiese.Es war ja sowieso nur ein Spiel.
Der Ausgang stand bereits fest.



26.07.2003 18:05#160
Skeleon Der junge Dieb blickte eine Weile schweigend in den Himmel.
Dünne Wolkenfetzen zogen von sanftem Wind getrieben über das klare Blau, ein, zwei Mal glitt ein Raubvogel über die Auen hinweg, auf der Suche nach Beutetieren. Strahlender Sonnenschein verwöhnte den zerschundenen jungen Mann, wie er so im Gras lag. Das Leben kehrte langsam in seinen rechten Arm zurück, doch die Kälte wollte nicht daraus weichen.
Plötzlich schob sich ein Schatten vor die Sonne.
Unwillig grunzend richtete Leon sich auf und blickte direkt in das Gesicht von Satura. Sie musterte ihn mit einer Mischung aus Missmut und Irritation.Der Rest der Gruppe stand etwas abseits, Blutfeuer war bei ihnen. Hatte sie es also doch überlebt?
Leon zwang sich zu einem Lächeln und blickte Satura in die grünumrandeten, dunklen Augen. Sie lächelte skeptisch zurück, doch sie warf ihm abschätzende Blicke zu. Im nächsten Moment huschten ihre Augen zu Blutfeuer und schienen sie erdolchen zu wollen.
"Wo ist Saria?" fragte sie kühl, als sie ihren Blick wieder auf den Dieb gewendet hatte.
"Weg. Irgendwo hinter den Hügeln dort. Wird ein Leichtes sein sie einzuholen."Ohne ein weiteres Wort wandte sich die Amazone ab, Leon richtete sich mühselig auf und sah sich um. Die Sonne begann bereits wieder im Westen zu versinken - er musste eine lange Zeit hier faul rumgelegen haben.
Satura ging bereits wieder voraus, dann folgten Esteron und Lehna, dann Jori und zuletzt Blutfeuer und Leon. Ihm fiel auf, dass die Räubermaiden weg waren. Was wohl geschehen war, als sie vom Tod ihrer Kameradin erfahren hatten? Er verdrängte den Gedanken und wandte sich stattdessen Blutfeuer zu."Was ist los? Wieso verhält sich Satura dir gegenüber so -" raunte der junge Dieb ihr zu, als sie einwarf:
"Sie hat mein Blasrohr entdeckt. Sie glaubt, ich hätte sie betäubt, während du Saria vertrieben hast. Sie hält das wohl für eine Art Komplott oder sowas."Die Frau verdrehte die Augen.
Leon sagte nichts mehr dazu.
Er seufzte schwer, ließ sich ein Stück zurückfallen und stapfte als Letzter den hügeligen Pfad entlang, auf und ab.



27.07.2003 02:49#161
Lehna Schweigend lief Lehna neben Esteron her, die kleine Gruppe folgte Satura, die voller Sorge versuchte, so schnell wie möglich Saria einzuholen. Was in der letzten Zeit passiert war, war nicht gerade ermutigend. Was auch immer genau mit Satura los war... sie war nicht mehr sie selbst. Vertraute Saria, über die sie garantiert weniger wusste als über Leon, weitaus mehr als ihrem Freund. Und wahrscheinlich vertraute sie nicht nur Saria...sondern auch noch etwas anderem...etwas, von dem Lehna wusste, dass man ihm nicht trauen konnte.„Sariiiia!“
Saturas Ruf riss Lehna aus ihren Gedanken, die hohe Amazone rannte plötzlich los. Scheinbar hatte die das Mädchen entdeckt. Die anderen folgten Satura nach kurzem Zögern, und wenig später hatten sie Saria erreicht.
Satura musterte die junge Erzamazone besorgt.
„Saria... Geht es dir gut?“
Ein giftiger Blick zu Leon folgte, den dieser jedoch scheinbar ignorierte.„Die Karte.“, forderte der junge Dieb plötzlich kühl und trat an Saria heran, wartend die Hand ausstreckend. Sofort fuhr allerdings Satura dazwischen.„Wage es nicht, ihr zu nahe zu kommen!“, fauchte sie den Jungen an, ihre Hand schloss sich um den Griff ihres Schwertes.
Lehna seufzte leise. Satura war... besessen. Anders zwar als sie selbst es gewesen war, trotzdem war sie nicht mehr Herrin ihrer selbst. Diese Expedition war zum Scheitern verurteilt.
Blutfeuer ergriff jetzt für Leon Partei, doch von dem folgenden Streit bekam Lehna nicht mehr viel mit. Sie wollte einfach nicht mehr zusehen. Schutzsuchend drückte sie sich an Esteron, sah den jungen Wanderer bittend an, während Leon endgültig aufgab und davonrannte. Warum genau er das tat, wusste Lehna nicht.„Esteron... Wir müssen Satura irgendwie helfen.“, flüsterte sie leise. „Sie selbst kann es nicht mehr... Wir... müssen irgend einen Weg finden ihr zu helfen...“



27.07.2003 04:09#162
manmouse Esteron blickte sich fragend um, er verstand eigentlich nicht so recht was hier gerade von sich ging. Es war von Beginn an ein Fehler gewesen, mit den ganzen Weibern in ein Abenteuer zu ziehen. Der Wanderer sah den Hügel entlang den der junge Dieb entlang gelaufen war. Dann ging sein Blick abschätzend zu Satura, Blutfeuer und Saria, dann ging sein Blick zu Lehna.
“Wir sind hier fehl am Platz, und sollten zusehen das wir hier verschwinden. Ob Satura noch zu helfen ist, ist mehr als fraglich Lehna. Doch wir sollten es zumindest versuchen. Doch hier bin ich mit meinem Latein am Ende.“Der junge Mann versuchte noch Satura in die Augen zu sehen, doch sie schien ihn als Feind anzusehen. Zumindest wenn man der Fratze nachging die sie noch immer zog.
“Man trifft sie wieder, wo auch immer!“
Dann drehte sich der Wanderer um ergriff Lehnas Hand und verschwand mit ihr dorthin wohin die Füße sie tragen würden.



27.07.2003 09:03#163
Skeleon Der junge Dieb stapfte von Zorn erfüllt davon.
Bitte, sollte sie ihren Wunsch doch haben. Saria würde sie verraten, so wie sie alle verraten hatte. Er schüttelte hilflos den Kopf, blieb stehen und blickte traurig zurück.
Konnte er Satura wirklich zurücklassen? Vereinzelte Tränen standen in seinen Augen, doch er wischte sie wütend beiseite, ehe sie sich lösen und zu einem Zeichen von Schwäche werden konnten.
Sie hatte sich entschieden. Er lief nicht weg, sie hatte ihn weggeschickt.Wage es nicht, ihr zu nahe zu kommen!
Ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht.
Dann wandte er sich von dem Streit ab, der gerade zwischen den wenigen Verbliebenen entbrannte. Das war sie nicht, nicht die Frau die er liebte. Schwer aufstampfend trottete Leon davon, so schnell er konnte, ehe die Trauer seine Wut bezwingen konnte.



28.07.2003 09:35#164
blutfeuer es gab keine alternative. die mission war gescheitert und im nebel war nach ihr gerufen worden.

nur widerstrebend war sie noch einmal zur gruppe zurückgegangen. es gab einfach wichtigeres. sie beugte sich zu leon und versuchte ihn davon zu überzeugen, das unternehmen abzubrechen.

als der den kopf schüttelte, übergab sie ihm ihre letzte teleportspruchrolle in das amazonenlager.

"ich hab hier noch eine spruchrolle von meinem unternehmen im gletscher übrig. benutze sie, wenn du es dir anders überlegst. ich verlasse euch. etwas im nebel hat mich gerufen und dieser ruf war sehr dringend."

damit teleportierte sich blutfeuer zurück ins amazonenlager.


29.07.2003 11:37#165
Skeleon Satura warf wutentbrannte Blicke in die Runde.
Sie hatten sich alle gegen sie gestellt, hatten sie verraten, wie Leon es getan hatte - verwirrt sah sie sich um. Leon war fort, Esteron und Lehna waren fort und zuletzt war sogar Blutfeuer verschwunden, offenbar mit einer großen Wut im Bauch.
Nur Jori und Saria waren übrig. Der Gardist sah sie fragend an, denn ihm schien es, als wäre hier einiges schief gegangen. Scheinbar wagte er es nicht zu sprechen - Satura kochte innerlich vor Zorn.
Saria hielt sich etwas abseits und warf den beiden immer wieder verstohlene Blicke zu, ein Schniefen war zu vernehmen.
"Saria, bitte gib mir die Karte ..." meinte die hohe Amazone mit zitternder Stimme.
Die junge Frau gehorchte und holte, zwar zögerlich, das zusammengerollte Pergament hervor, um es Satura in die ausgestreckte Handfläche zu legen.Mit viel zu viel Kraft schloss sich deren Hand darum, sie schob es grob in ihre Tasche und stand einen Moment schweigend da.
Die anderen hatten sie verraten, Leon hatte sie verraten. Der Fremde schien die ganze Zeit über recht gehabt zu haben, es war ein Gutes gewesen, diesen Lügner Cord aus ihrem Leben zu verdrängen.
Saria schien ihr die einzige zu sein, die noch zu ihr hielt.Vereinzelte Tränen zeigten sich in ihren Augenwinkeln, doch sie wischte sie beiseite - sie war eine stolze Amazone, sie würde nicht zu heulen anfangen wie ein kleines Mädchen. Doch dass der junge Dieb sie die ganze Zeit über betrogen hatte, stets bekundet hatte, sich geändert zu haben und nun ... mit einem Kopfschütteln versuchte sie die aufkommende Trauer und Enttäuschung zurückzutreiben.
Ohne ein Wort zu verlieren stapfte sie davon, in senkrechter Richtung zu dem Auenland, den Hang des nächsten Hügels hinab, in den Bergwald des Minentals hinein. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken - und ließ eine verwirrte Saria und einen noch irritierteren Jori zurück.






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