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Von Ryu Hayabusa



"Hmpf, das muss reichen..." meinte Ryu ruhig und erhob sich. Dabei griff er sich sein Schwert und wandte sich in Richtung Sumpf. "Komm, gehen wir ein Stück. Ich will dir zeigen, was deine nächste Übung sein wird."

Der Templer ging ein Stück weit, bis er die Sümpfe betrat. Bisher recht unbescholten, doch je weiter es wieder ins Unterholz ging, desto langsamer und vorsichtiger bewegte sich der Krieger. Schließlich musste er sicherstellen, dass Galmon auch Schritt fassen konnte. Bei seiner Erfahrung um die Begebenheiten hier in der Wildnis um Schwarzwasser herum wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn der Tagelöhner mal eben mit Haut und Haar von einem Sumpfhai verschluckt worden wäre. Aber so ging es allen, die noch am Anfang ihres Weges waren. Während die beiden sich ihren Weg durchs Unterholz bahnten dachte Ryu daran, wie er damals angefangen hatte, nachdem er es aus der Kolonie auf Khorinis geschafft hatte. Ausgemergelt und schwach von den vielen Strapazen war er als einfacher Hufschmied tätig gewesen, um sich tagtäglich über Wasser zu halten... Wurde schikaniert von den Stadtwachen und deren von Korruption befallenen Verhaltensweisen. Er dachte daran, wie er sich erst nach und nach wieder seine vergessenen Fähigkeiten angeeignet hatte. Wie er tagein tagaus auf Onars Hof trainiert hatte und seinen Weg irgendwann zur Sumpfbruderschaft fand... Wie er sich in Silden einen Namen gemacht hatte und schließlich nach der Auswanderung nach Beria hier auf Argaan gelandet war. Dieser lange Weg war so hart und steinig gewesen, wie er es bisher nie im Vergleich erlebt hatte. Doch heute war er jemand. Und all diese Unerfahrenen... Auch sie würden eines Tages jemand sein. Doch wer genau... Das definierten die Taten eines Mannes.

Irgendwann kamen die beiden an einen Ort, den Ryu noch zu gut kannte. Ein Platz, umringt von Trümmern und Ruinen. Bruchstücke einer alten Zivilisation. Dort hatte er den großen Sumpfhai erschlagen und die Sumpfstahlklinge, welche er Andrahir vermacht hatte abgebrochen. Eine gute Jagd. Ein guter Kampf. Ein denkwürdiger Moment für ihn. Einer dieser wenigen, in denen er sich Gedanken über Leben und Tod gemacht hatte. Die vielen Leben, die durch seine Hand ihr Ende gefunden hatten... Fast schon beängstigend. Es fühlte sich für einen kurzen Moment an wie eine Wolke, welche über dem Krieger schwebte und er fühlte sich alt... Trotz der Blüte seines Lebens, in welcher er stand... Er hielt einen Moment lang inne und atmete tief durch, dachte dabei an seine Reise, die noch kommen würde und öffnete dann wieder die Augen. Alles war gut so wie es war.

Ringsum, überall an den Steinen waren Fackeln befestigt, welche nur schwach flackerten und doch genügend Licht spendeten um den Platz einigermaßen zu erhellen. An einem Ende befand sich der halb eingestürzte Treppengang, in welchem der Templer damals seinen großen Spalter gefunden hatte und davor stand jemand. Ein Mann, vom Leben gezeichnet. Narben im Gesicht und aschfahles Haar zierten ihn, welches eher praktisch als schön zu einem Zopf gebunden war. Ebenso der graue Bart wirkte ungepflegt und wild. Von der Statur her war dieser Mann sicher kein Athlet mehr, doch schien er zu wissen, wie man eine Klinge führte.

"Das hier ist Cannach, einer der Wächter von Tooshoo. Sieh ihn dir an: Man sieht, wie das Alter an ihm nagt und doch wacht er über diesen Ort mit wachsamen Blick und stets kampfbereit... Dennoch... Er ist stolz. Zu stolz um zu merken, dass für ihn bald die Zeit kommt, in der er die Klinge niederlegen und sich seinem Lebensabend widmen sollte. Er soll für heute dein Gegner in einem echten Kampf sein, verstanden? Zeig ihm, dass er sich die nächsten Jahre mehr um seine lieben kümmern sollte... Man weiß nie, wann man von der nächsten Krankheit dahingerafft oder von der Natur zurückgeholt wird. Daher sollte man jeden Moment schätzen... Das ist die Kostbarkeit des Lebens..."

Ohne weitere Worte marschierte der junge Hayabusa zu Cannach hin, grüßte ihn mit einem respektvollen Handschlag und deutete auf Galmon. Dabei flüsterte er ihm einige Dinge zu, woraufhin der Veteran nickte und in die Mitte des Platzes schritt und dabei gleichzeitig sein Schwert zog. Es war nicht mehr im besten Zustand, doch durchaus solide für einen einfachen Kämpfer der es in den letzten Tagen mehr spazieren getragen als zum Kampfe genutzt hatte. Ryu hindessen verschwand in den Schatten und beschloss, sich das ganze vom nächsten Baum oder der nächsten Ruinenmauer aus anzusehen.

"Du bist also der Jungspund, der meint, hier Faxen machen zu müssen!? Ich zeig dir, was es heißt, sich mit den Wächtern anzulegen! Los, komm her du Würstchen!"