Schlechte Nachrichten rund um Piranha Bytes. Das Weiterbestehen des Entwicklers der Gothic-Serie ist derzeit nicht gesichert. Im Zuge einer Konsolidierung der Mutterfirma von THQ Nordic, Embracer Group, die im letzten Jahr finanziell ins Straucheln gekommen ist, ist derzeit der Fortbestand des Studios unsicher. Aufgefallen waren Fans im Forum unserer Schwesterseite World of Elex seit einiger Zeit ausbleibende Medien-Updates. So brach die langjährige YouTube-Serie Piranha Becken TV mit Jenny und Björn Pankratz unerwartet ab, die Webseite von Piranha Bytes wurde durch eine schnöde Logo-Seite mit Impressums-Adresse ersetzt und in der Liste der geförderten Spiele des Bundeswirtschaftsministerums wird das nächste Piranha-Bytes-Projekt nicht mehr erwähnt.
Was ist passiert? Piranha Bytes (eigentlich Pluto 13 GmbH) war bis 2019 ein unabhängiges Studio und gehörte einigen Mitarbeitern. Im Mai 2019 verkauften diese die Firma jedoch an ihren derzeitigen Publisher THQ Nordic. THQ Nordic mit Sitz in Wien wiederum ist eine Tochterfirma der schwedischen Embracer Group. Embracer hat in den letzten Jahren sehr stark expandiert, war teilweise die wertvollste europäische Spielefirma und musste dies natürlich auch finanziell unterfüttern. Die Einkaufstour von Embracer hielt einige Jahre an. Man kaufte nicht nur die Reste des insolventen einstigen Gothic-Publishers JoWooD, sondern auch den Risen-Publisher Deep Silver, Entwicklungsstudios wie Crystal Dynamics (Tomb Raider) und Eidos Montreal oder auch traditionsreiche Firmen wie THQ und vergrößerte damit das eigene Portfolio um sehr viele Marken, Firmen, Studios und Mitarbeiter. Nachdem im Mai letzten Jahres jedoch ein großer Finanzierungsdeal mit der Savvy Group aus Saudi-Arabien (kostenpflichtiger Plus-Artikel) gescheitert war, der im Laufe von sechs Jahren angeblich zwei Milliarden US-Dollar in die Embracer-Kassen gespült hätte, geriet Embracer ins Straucheln und schwenkte notgedrungen auf einen Konsolidierungskurs um, nachdem der Aktienkurs um 40% eingebrochen war. Schon im letzten Jahr wurden im Zuge dessen 900 Mitarbeiter entlassen, Studios geschlossen, Spieleprojekte, die noch in einer frühen Entwicklungsphase waren, eingestellt.
Anscheinend ist nun auch Piranha Bytes in ernster Gefahr, abgewickelt zu werden. Laut dem Spieleblog Gamespodcast der in der Szene gut vernetzten Spielejournalisten André Peschke und Jochen Gebauer (die der eine oder andere sicher mindestens von ihrer Zeit bei Krawall.de oder GameStar kennt), ist mittlerweile auch den Mitarbeitern von Piranha Bytes gekündigt worden. Nachdem die GameStar gestern über die Fanmutmaßungen in unseren Foren berichtete, haben sich die beiden entschlossen, heute eine frei verfügbare Sonderfolge mit ihren seit November andauernden Recherchen zum Thema zu veröffentlichen. THQ Nordic soll sich nach den Aussagen der beiden zwar sehr bemühen, Interessenten für das Entwicklungsstudio zu finden und eventuell wird sogar die THQ Nordic gehörende Marke Elex mit zur Übernahme angeboten, aber einerseits ist nach den schlechten Verkaufszahlen von Elex II (das fast zeitgleich zum Überflieger Elden Ring veröffentlicht wurde und daraufhin im Verkauf total unter jeder Erwartung blieb) deren Wert nicht mehr allzu hoch und anderseits dauern solche Übernahmegespräche oft Monate. Zeit, die die mittlerweile gekündigten Mitarbeiter nicht haben und sich währenddessen meist längst andere Jobs gesucht haben. Ob derartige Übernahmegespräche überhaupt erfolgreich sein werden, weiß zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand. Und ob die Fördersumme des Bundeswirtschaftsministeriums von über 3 Mio Euro - die ja noch ein Argument sein könnte - überhaupt mitgenommen werden kann, dürfte ein Fall für Fachanwälte sein.
Darüber hinaus hat nach den vorliegenden Infos Game Designer und Creative Director Björn Pankratz das Studio schon im November verlassen, vermutlich zusammen mit seiner Frau Jenny, die auch seit vielen Jahren in der Spiele-Entwicklung bei Piranha Bytes tätig war. Das erklärt sicher auch das Ausbleiben schon angekündigter Folgen von Piranha Becken TV. Laut Gamespodcast bestanden hier wohl auch Differenzen zwischen Pankratz, der der maßgebliche Kopf hinter Elex war und diese Spielereihe unbedingt weiter entwickeln wollte und Teilen der Mitarbeiter, die eher eine Fortsetzung der Gothic-Serie favorisierten.
Alle Fans drücken Piranha Bytes und den Mitarbeitern der Firma beide Daumen, damit dieses schwierige Kapitel zu einem möglichst positiven Ausgang findet.
Die Marke Gothic, die Piranha Bytes mit dem Studioverkauf 2019 ebenfalls an THQ Nordic verkauft hatte, verbleibt bei THQ Nordic. Das Studio Alkimia Interactive in Barcelona, das derzeit das Gothic Remake entwickelt, ist von Schließungen nicht betroffen.
Danke, Don-Esteban, für deine sehr umfassende und genaue News/Zusammenfassung. Es ist einfach sehr traurig, vor allem für die MitarbeiterInnen (toi, toi, toi!), aber auch für die Fans des Studios / der Spiele.
18.01.2024 11:51 |
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Gast
Da sterben die Helden meiner Kindheit..
Fuck Kapitalismus und Embracer nur das schlechte!!! Geldgeier
18.01.2024 13:27 |
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Gast
Man wollte viel und fährt alles gegen die Wand.
18.01.2024 13:43 |
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Gast
Antwort an Gast 2 Man kann da Embracer nicht so viel schuld geben... klar die haben sich verkalkuliert, aber so ist es nun mal im Kapitalismus, man kann viel gewinnen aber auch alles verlieren.
PB hat in den letzten Jahren immer mehr nach gelassen, klar Elex 1 war noch ganz okay, aber Elex 2 hat wirklich den "Vogel abgeschossen".
18.01.2024 18:38 |
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Gast
"Da sterben die Helden meiner Kindheit..
Fuck Kapitalismus und Embracer nur das schlechte!!! Geldgeier"
-sich sehe die Schuld eher bei Björn, vll. nicht die alleinige, aber mindestens 90%
18.01.2024 22:02 |
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Gast
Alles hat mal ein Ende. Wünsche allen PIranhas nur das Beste. Alles wird gut!
18.01.2024 23:33 |
7 |
Gast
Mögen sie in einem Stück zurück kehren.
19.01.2024 00:13 |
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Gast
Michael Rüve muss das erneut schaukeln!!!
19.01.2024 00:14 |
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Vonti
Ich mach jetzt Gothic 2 Hintergrund Musik an und Spiel an mir rum, sonst muss ich noch weinen!