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02 Myrtana

Das Ding mit dem Thing



Tja das Thing ist zu Ende und wieder einmal war es etwas ganz Besonderes was sich unter den Waldvölklern abspielte.
Porgan der Heiler rief zum Thing und sie kamen – alle. Vom Norden dort wo die Wasserfälle bis zum Himmel reichen. Aus dem Süden wo sie unter dem Bauernvolk gefürchtet sind. Aus dem Osten, wo die Küstenregion sich in ganzer Pracht erstreckt und aus dem Herzen – dort wo Myrtanas Wälder tief und dunkel sind. Das Waldvolk in seiner Vielfalt - seinen Sippen, den einfachen Waldvölklern, seinen Waldläufern und den mysteriösen Gestalten die als Druiden geflüstert werden – traf sich im Tal von Beria. Beria, das immer noch mehr einem verwildeten Tal gleicht, als der einstigen Waldvolksiedlung von vor einigen Jahren, damals als der Krieg in Myrtana noch jung war.

Das Thing hat im Waldvolk eine uralte Tradition und fand schon immer mindestens einmal im Jahr statt. In der jüngsten Geschichte nun mehr zum zweiten Mal, seit einer langjährigen Pause, in der sich das myrtanische Waldvolk in den Wäldern verborgen hielt, nachdem es herbe Verluste eingesteckt hatte.
Doch was spielt sich so auf einem Thing ab?
Vieles! Wie oben erwähnt trifft sich das gesamte Waldvolk. Vom einfachen Waldvölkler, über einen Druiden hin zu einen großen Waldläufer. Sie alle versammeln sich an alten Thingstätten, um über die Zukunft des Volkes zu sprechen. In Beria war es ein uralter Kieferhain, deren Stämme und Baumkronen einer mächtigen Säulenhalle glichen und ein passendes Ambiente schufen.
Und dann begann es. Klein und mit guter Stimmung. Porgan begrüßte alle Anwesenden, bedankte sich bei manchen speziell für ihr erscheinen und hielt dann als Gastgeber dieser großen Versammlung eine kleine Rede.
Sagte ich eben groß? Nun ob mehr als zehn Dutzend Waldvölkler groß für RPG-Verhältnisse sind, muss man natürlich unterscheiden, doch denke ich, dass es zu Menschen die ein Leben in der Natur vorziehen passt. Zumal ich persönlich die Gigantomanie der NPC-Städte für einen Grund halte, weshalb so manches nicht läuft – doch ist dies hier nicht das Thema.

Nachdem Porgan seine Rede beendete, lud er zum klein ausgefallenen Gelage ein. Mit Bier, Met und einer warmen Mahlzeit. Mehr gab es nicht, doch dies reichte auch. Dies ist eine der ersten Traditionen bei diesen Versammlungen, denn ein gutes Essen macht zufrieden und gibt Kraft für die nächsten Tage. Etwas Alkohol indes lockert die Gemüter untereinander, um für die nächsten Tage voller Debatten und richtungsweisenden Entscheidungen auf nicht so verhärtete Fronte treffen zu müssen. Eine nette und sicherlich beliebte Tradition, unter Menschen die in der Wildnis manchmal über Tage nur Wurzeln und Krabbelzeugs essen.
Der Folgetag begann früh und natürlich wurden allen die Gesetze des Thing verkündet. Thingrecht heißt es und untersagt zum Beispiel zu Zeiten des Thing das Benutzen von Waffen gegen andere oder dass ein Nicht-Waldvölkler gehört wird, ausser es sei ihm gestattet zu sprechen. Weitere und wohl mit wichtigste Rechte auf einem Thing sind: Dass alle Waldvölkler, egal ob Mann, Weib oder gar Kind sprechen dürfen, ein Anliegen vorbringen und alle vor den Gesetzen des Waldvolkes gleich sind. Fast revolutionär, möchte man meinen, oder?
Den höchsten Vorsitz bei diesem Treffen hat der Rat der Druiden. Er segnet Beschlüsse ab und besitzt gegenüber dem Waldläuferführer ein Vetorecht, während der Waldläuferführer praktisch gesehen der König des Waldvolkes ist. Keine Einzelperson steht über ihm, selbst nicht jene die Gruppierungen als Anführer vertreten und Kriegsratmitglieder oder einzelne Druiden sind.
Lediglich wie erwähnt der Rat der Druiden in seiner Gesamtheit, kann gegen eine Entscheidung des Waldläuferführers stimmen. Doch in der Regel ist man sich einig und respektiert die Meinungen von jeweiligen Experten, seien es religiöser, kriegerischer oder anderer Natur. Der Waldläuferführer hat bei der Versammlung dann noch eine besondere Rolle, doch später dazu mehr.
Ihr wollt sicher hören was da nun sich auf einem Thing des Waldvolkes abspielt?

Nun es begann als Beispiel mit einigen Aufnahmen. Vor versammeltem Volk sollten Anwärter vortreten, durften sich vorstellen und dann wurde abgestimmt. Waffen auf Schilde klopfen, stampfen oder sonstiges lärmen der versammelten Waldvölkler bedeuten ein 'Ja' für den Anwärter.
Schweigen, eine Enthaltung und „Murren“ folglich ein 'Nein'. So verfuhr man bei allen Anwärtern die stets von einem Waldvölkler vorgeschlagen wurden und ebenso jenen die in den Stand eines Wächters erhoben wurden. Neue Wächter bekamen dann sogar einen Bogen, Speer oder ein Schwert verliehen, als Insigne dafür, dass sie dem waldvölkischen Kriegerstand angehören.

Danach standen Anträge an, über die man später allesamt entscheiden würde. Ein jeder der was zu sagen hatte, trat vor und nannte sein Begehr oder Vorschlag, da man darum bat Lösungen für ein künftiges Leben in Beria zu finden. Am Ende des Tages kamen so einige Vorschläge und Anträge zu Tage. Den finalen Abschluss gab die Ernennung Orthegos zum Waldläufer an jenem Tage. Hier sei zu sagen, dass das gesamte Waldvolk in bekannter Weise entschied und niemand diese Ernennung erfährt, wenn er nicht das gesamte Volk in seinen Taten überzeugen konnte. Im Waldvolk ist der Ruf weit wichtiger, als Abstammung oder das Talent des in den Hintern-Tauchens.
Nach dem Thing fand dann ein alter Aufnahmeritus in den Reihen der Waldläufer für Orthego statt, bei der die alten Mächte der Natur durch einen Druiden beschworen und durch den heiligen Schwur Orthegos ein Pakt besiegelt wurde - der nicht nur in der verliehenen waldvölkischen Runenklinge einen mystischen Touch bekam.

Am Folgetag geschah dann etwas, wofür die Sippenführer, Hüter, Anführer und eine bestimmte Zahl junger Waldläufer sich abseits des Thing am Beria-Steinkreis sammelten. Man wählte unter ihnen den Besten, den der das Waldvolk führen soll zum Waldläuferführer.
Jarvo den künftigen Hauptmann Berias, Arkantos der Falke von der Falkensippe, Nara die Wilde von der amazonisch anmutenden Wildkatzensippe und Arakos der Bär, der Hüter Berias und von vielen als schon legendärer Waldläufer und Erbe Taranis(der erste große Waldläuferführer) gesehen, stellten sich zur Wahl.
Letztlich wurde es Arakos der Bär, dem die meisten Anführer ihre Stimme gaben und dem dann alle die Gefolgschaft gelobten.
Zurück beim Thing wurde Arakos durch den Rat der Druiden, als auch durch das Volk bestätigt und durfte dann prompt zwei seiner Pflichten angehen.
Zum einen bestätigte er nach dem Rat der Druiden die neue Lagermeisterin Mandy(Sildenbesucher kennen noch das redseelige Weib) und zum anderen musste er auch als Richter fungieren. Okam, ein Waldläufer der geächteten Adlersippe des Waldvolkes, bat in Vertretung von Ornlu den Hetzer um Amnestie. Eine Sache die die Reihen der Anwesenden spaltete und Vorkommnisse hervorrief, die Thingrecht brachen. Doch am Ende konnte Okam selbst mit den unterstützenden Worten Ornlus, das Waldvolk als auch Arakos als Richter überzeugen. Okam wurde öffentlich vergeben und er durfte sich wieder in den Kriegerreihen des Waldläuferführers willkommen heißen.

In den Folgetagen wurden dann die vielen vorgeschlagenen Themen angegangen und entschieden. Stets eine Abstimmung in lärmender Atmosphäre und dann eine Bestätigung, durch Arakos und dem Rat der Druiden. Das Schöne hierbei war, dass es letztlich spontan zu manch kleinen Aktionen im RPG in Zukunft kam. Unter anderem wurden Expeditionen gen Khorinis oder Silden beschlossen und so mancher bekam dadurch, dass er sich als Fachmann ausgab, eine spezielle Aufgabe in und rund um Beria regelrecht aufgedrückt und wird sich hoffentlich mit Spaß daran setzen Baupläne oder Pfeifen herzustellen. Doch wurden natürlich auch manch politische Dinge, die Aufgaben der kleinen Nebenlager und die Aufgabe Berias, sowie vieles mehr debattiert und entschieden. Man kann sagen, das Volk entschied in allen Belangen über seinen zukünftigen Werdegang wie ein Parlament das sich über eine Woche traf. Dies war das waldvölkische Thing.
Der Abschluss war dann eine kurze Rede Porgans, als auch eine große Geschichte über Beria die Löwin. Eine Frau die das Waldvolk in dunkler Zeit einte und ihr zu ehren die Siedlung am Ort der großen Einheit entstand.

Am Folgetag machten sich die Gruppen der Nebenlager in alle vier Winde auf und in Beria beginnt nun die Aufbauzeit mit vielen kleinen Aktionen. Doch dazu mehr in den nächsten Ausgaben.

Rückblickend war es eine erfolgreiche Aktion der Waldbruderschaft bei der neue Kontakte geknüpft, alte verfestigt und viele gute Dinge hervorkamen, weil die gesamte Gilde zusammen kam. Manch Neuling wird sich sicherlich gerne an seine Aufnahme vor dem ganzen Volk erinnern und manch anderer stolz damit prahlen können dass dies und jenes im RPG durch seinen Char vorgetragen oder gar für das Waldvolk umgesetzt wurde.
Wir können an sich den anderen Gilden sowas in der Art nur empfehlen, wenn es die Strukturen erlauben.
Ich hoffe ich konnte euch wieder einen kleinen Einblick in das Waldvolk und seine große Versammlung gewähren.

Ornlu

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