
mit Tobias Mannewitz, Floris Didden und Henrik Bolle vom Design-Studio KARAKTER
Teil 2 - Menschen und Rüstungen
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Auf den Seiten der vom Computerspiel-Magazins Gamona gehosteten Fanseite Arcania Blog erschien dieses Interview am 18.03.2010.
Da Gamona seit langem nicht mehr existiert und dieser Artikel online nicht mehr aufrufbar ist, haben wir das Interview bei World of Gothic eingegliedert, um es zu erhalten und weiterhin für jeden Interessierten abrufbar zu machen. |
Liebe Leute, es ist Zeit für Teil 2 unseres Interviews mit KARAKTER! Im vorherigen Abschnitt ging es um die Firma KARAKTER selbst, darum euch das kreative Team vorzustellen, das kreativ an ArcaniA mitgewirkt hat. Wir hatten sie im Allgemeinen über ihre Arbeit bezüglich ArcaniA ausgefragt sowie über Landschaftsdetails. Im heutigen Part legen wir unseren Fokus auf die Menschen, welche die Welt ArcaniAs bevölkern und werfen einen Blick auf ihre Rüstungen. Bereits am morgigen Tag dürft ihr euch auch schon auf den dritten und letzten Teil des Interview freuen!
Doch nun viel Spaß mit Nummer 2!
Arcania Blog: Wo liegen denn die Unterschiede zwischen der Bevölkerung ArcaniAs und den Menschen aus Myrtana sowie Khorinis? Auch in ihren Designs?
Mannewitz: Im Vergleich zu den Kulturen auf Khorinis und Myrtana ist die Kultur auf Argaan sehr, sehr alt. Es war die erste Hochkultur in dieser Region, und es ist ihnen gelungen, Teile von Myrtana und eben auch Khorinis zu besiedeln und teilweise mehrere Jahrhunderte zu kultivieren. Die Setarrifer von Argaan sind außerdem die meiste Zeit über unglaublich reich gewesen, und das zeigt sich in ihrer Tendenz, Dinge stärker zu verzieren und eben etwas anzugeben. Vor allem Metalle werden gerne verwendet, sie werden in abstrakten Mustern geschlagen, das sieht man auf den Waffen und Schilden ganz gut. Die Kunst von Setarrif ist geometrischer und weniger darstellend als das, was man aus Myrtana oder Nordmar kennt, es gibt z.B. keine Wappentiere.
Da die Setarrifer auch auf dem Festland und Khorinis lange Zeit Kolonien hatten, kann man ihre Ruinen an mehreren Stellen in G2 und G3 sehen. Spannender als der Gegensatz ist für mich deshalb die Gemeinsamkeit, denn der Einfluss der südlichen Inseln auf die bisher bekannten Spielgebiete war früher sehr groß. Inzwischen ist es mit der Macht von Setarrif nicht mehr so weit her, und grade seit der ersten Besatzung der Insel durch die Paladine hat sich der Spieß umgedreht. Mittlerweile gibt es in den Städten viele Gebäude, die eindeutig von myrtanischen Kaufleuten und Handwerkern errichtet worden sind – die gab es z.B. hier schon zu sehen:
Aber sie stehen auf den Fundamenten der älteren Setarrif-Kultur:
Das ist alles eher subtil gehalten, denn der Übergang vollzog sich über eine lange, lange Zeit.
Arcania Blog: Ihr habt mit Spellbound an den Freunden des alten Helden gearbeitet, auch bei Lester habt ihr mitgewirkt. An welcher Stelle hattet ihr Schwierigkeiten bei der Erneuerung dieser Person? Worauf habt ihr dort besonders Acht gegeben? Ihr wisst, die Freunde des alten Helden sind den Gothicspielern besonders heilig!
Bolle: Gerade bei der Neuauflage einer bereits bekannten Person, ist es besonders wichtig auf Charaktereigenschaften, Fähigkeiten und Erscheinungsbild zu achten die sie in den vorigen Spielen ausmachten. Das war eine wichtige Grundlage für die Verbesserungen die wir vorgenommen haben, bei allen Freunden und Feinden des Helden. Es war schon nicht einfach, die teilweise extremen Low-Poly Gesichter aus G1 und G2 in einen heutigen Look zu überführen. Wir haben vor allem darauf geachtet, dass die charakteristischen Proportionen ähnlich blieben. Sie sind ja auch alle um zehn Jahre gealtert, was man besonders an Diego ganz gut sehen wird, der ja schon in G1 einer der Ältesten war. Das war noch eine zusätzliche Herausforderung.
Arcania Blog: Vor kurzer Zeit erst entdeckten wir dieses alte Artwork auf eurer Website. Könnt ihr uns ein wenig was zu den Rüstungen sagen? Wie kamt ihr auf die Ideen? Gerade diese beiden erinnern sehr an ältere Gothicrüstungen.
Bolle: Diese Konzepte gehörten zu den ersten Entwürfen. Wir haben uns grundlegend an den Rüstungen der Paladine aus den vorigen Gothics orientiert, es sollte eben die Paladinrüstung für Arcania werden. Im Wesentlichen ging es darum, ein leichtes Facelift mit mehr Details und ein wenig Tweaking der Proportionen zu machen. Allerdings waren die realistischeren Proportionen der von Dir gezeigten Rüstungen zu weit ab vom Stil der Gothic Serie, deshalb wurden sie am Ende nicht verwendet.
Rüstungsartwork
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Arcania Blog: Inwiefern zu weit ab? Wie würdet ihr eine typische Gothicrüstung im Vergleich zu anderen Spielen beschrieben?
Bolle: Von der Funktionsweise her ist sie mittelalterlich orientiert und hat, bis auf die riesigen Schulterplatten recht wenig überzogene Fantasyelemente. Sie ist aber insgesamt ziemlich grob und stämmig, die Charaktere sehen alle doppelt so muskulös aus, wenn sie eine Rüstung tragen. Bei diesem älteren Entwurf waren die Proportionen noch zu nah an der Realität, deswegen wurden sie so auch nicht umgesetzt.
Arcania Blog: Wie die „Gespaltene Jungfrau“ kann man auch die Paladinrüstung schon im Game sehen. Was denkt ihr über diese Umsetzung?
Bolle: Die Paladinrüstung von den Screenshots ist ein Modell das parallel zu unserer Entwurfsphase entstanden ist. Ich weiß nicht, welche es ins Spiel schaffen wird – ich glaube, unsere ist komplett gekickt worden, weil man eben nicht zwei Paladinrüstungen benötigt und das Budget anders sinnvoller ausgeben kann.
Die KARAKTER-Rüstung
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Die Paladinrüstung ingame
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Mannewitz: Ich glaube auch, unsere ist raus.
Arcania Blog: Wie lange arbeitet ihr an solch einer Zeichnung und wie viele macht ihr pro einzelne Rüstung?
Bolle: Pro Rüstungsdesign hatten wir etwa einen Tag lang Zeit, also Briefing lesen, verstehen, Vorder- und Hinteransicht und vielleicht noch ein paar Details machen und evtl. noch nacharbeiten. Das war schon knapp. Wir haben aber im Allgemeinen den Stil oft sehr schnell getroffen, so dass Jean-Marc, der Art Director, nur selten noch Extrawünsche hatte. Insofern war die Zusammenarbeit sehr erfreulich.
Setariffrüstung leicht – mittel – stark
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Arcania Blog: Wurden auch Waffen zusammen mit Spellbound designt? Woran habt ihr euch dort orientiert?
Bolle: Nein, an den Waffen waren wir nicht direkt beteiligt. Die kamen von einem Designer aus Bulgarien, glaube ich.
Mannewitz: Das stimmt. Wir haben die Waffen hinterher aber katalogisiert und bestimmten Kulturen zugewiesen: “Dies ist myrtanisch, dies ist setarrifisch, diese kommt aus Nordmar und das hier ist eine alte Jharkendar-Waffe”.
ohne Autorenangabe